Danger Danger
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High Voltage
 
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  Wolfsong

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Kauzi
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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Mai 19, 2021 11:29 pm

Euphoria hatte recht, es war ein verdammt gefährlicher Beruf, dem er seit Jahren nachging, doch Aschwin hatte das Gefühl, dass er damit wieder etwas gut machte. Die Narben, die er davongetragen hatte, störten ihn wenig, auch, wenn sie zahlreich seinen Oberkörper, seinen Rücken und seine Arme bedeckten.
„Kaisersruck ist schön, wenn einem Natur egal ist“, brummte er auf den Kommentar des Tieflings hin. Aber Kaisersruck war es nicht, wo es ihn hinzog. Seine Familie war dort viel zu nah und in der Großstadt hatte man mit anderen Monstern zu tun als jene, die Aschwin zu besiegen wusste. Nachdenklich löffelte er den Eintopf, der seinen Magen wenigstens füllte. In der nächsten Ortschaft konnten sie vielleicht in einer Taverne etwas Vernünftiges zwischen die Zähne bekommen. Wenn sie dann überhaupt noch gemeinsam reisten. Sicherlich würde es Euphoria reichen, wenn er wieder in Sicherheit in der Zivilisation war. Wer wusste schon, wo es diesen wankelmütigen Barden hintrieb. Aber Aschwin musste zugeben, dass er nicht nur von dem anderen genervt war, wie er es anfänglich erwartet hatte. Stattdessen erwischte er sich dabei, wie er ihn neugierig beobachtete, wie er sein Instrument hervorholte. Kurz musste der Werwolf seine Instinkte unterdrücken. Ob sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich zogen, wenn er den Barden einfach spielen ließ? Aber wann hatte er schon mal den Luxus eines persönlichen Unterhalters?
„Mir ist das Instrument gleich, du bist derjenige vom Fach.“
Aschwin hatte seinen Rucksack und seine Decke gegen einen größeren Stein gestellt und lehnte sich nun zurück. Ein Auge hatte er immer noch auf den Höhlenausgang geworfen, stets wachsam, aber zunehmend fokussierte sein Blick sich auf den Tiefling. Sein Violinenspiel war fröhlich und es war klar, dass er sein Instrument schon lang und gut beherrschte. Das Lied kam ihm sogar bekannt vor und er nickte einmal kurz im Takt, bevor er seine stoische Fassade wieder fasste.
„Ein ruhiges Lied klingt gut. Du spielst sehr gut“, fügte er etwas ungelenk hinzu und räusperte sich dabei. Es kam dem Jäger wirklich vor, als wenn er all seine sozialen Fähigkeiten verlernt hatte, wenn er sie denn je besessen hatte.
Die Sprechstimme des Barden allein war schon angenehm gewesen, sodass es Aschwin wirklich interessierte, wie er singen mochte. Und Aschwin wurde keineswegs enttäuscht. Die Stimme des anderen war so weich und samten, dass er unverzüglich die Augen schloss und eine ungewohnte Ruhe in sich einkehren spürte. Aschwin öffnete sie nur wieder, um den Barden bei seiner Darbietung zu beobachten. Er schien wahrlich ganz in seinem Element zu sein. Wenn er noch häufiger so für ihn sang, dann konnte ihre gemeinsame Reise vielleicht doch weniger anstrengend werden als befürchtet. So nah um Vollmond herum fühlte der Werwolf sich sonst nie so beruhigt. Er erwischte sich dabei, wie er den Tiefling noch etwas länger anstarrte, nachdem er fertig gesungen hatte.
„Das war wirklich einzigartig“, entgegnete er ihm und musste sich kurz räuspern, da seine Stimme unangenehm gefühlsschwanger klang.
„Sicherlich wirst du im Süden viel Publikum finden.“
Es fiel dem Jäger nicht leicht, ein Kompliment auszusprechen und er beschäftigte sich nur kurze Zeit später direkt damit, ein Nachtlager aufzuschlagen und sich von der schweren Kleidung zu befreien, die ihn im Schlaf nur stören würde. Klirrend legte er mehrere Patronengürtel neben sich ab, seinen schweren Mantel und seine Weste, bis er nur noch sein einfaches Leinenhemd und seine Hose trug und breitete die Zeltplane unter ihnen aus.
„Wir haben morgen viel Weg vor uns. Wir brauchen ausreichend Schlaf.“
Die Decke war nicht riesig, musste sie doch normalerweise nur für einen reichen, und Aschwin warf einen forschenden Blick in Euphorias Richtung.
„Es ist kalt und meine Decke ist klein, wir sollten nah beieinander bleiben“, brummte er dunkel und machte es sich so gut wie möglich bequem.
„Ich hoffe, das stört dich nicht?“
Der Werwolf hob die Decke ein Stück an. Er sah das ganze pragmatisch, konnte aber durchaus verstehen, dass der Tiefling sich vielleicht nicht so nah an einen fremden Mann drücken wollte. Seine Narben konnte man selbst durch das Leinenhemd spüren.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Do Mai 20, 2021 12:15 am

Euphoria wollte mit seiner Musik andere begeistern, erfreuen und beruhigen und offenbar schien Aschwin eine gewisse Ruhe wiedergefunden zu haben während seines Gesangs.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über die dunklen Lippen, als der andere ihm ein Kompliment gab. Es bedeutete dem Barden viel, wenn jemand Gefallen an dem hatte, was er sich zur Berufung gemacht hatte. „Danke! Ich freue mich, dass es dir gefallen hat!“ Er fuhr sich durch das Haar, suchte kurz die Augen seines Gegenübers. „Glaubst du im Süden würde ich gut ankommen?“ Noch nie hatten seine langen Beine ihn dorthin getragen, er kannte nur die Geschichten von Reisenden, von Erzählungen, die man hier und da aufgeschnappt hatte. Vielleicht sollte dies sein neues Ziel sein! Und so weit weg würde ihn schon keiner irgendwie zurück nach Visiholm zerren können, so zornig konnte nicht einmal ein einflussreicher Adliger sein!
Gerne hätte er den Fremden noch ein wenig mehr ausgefragt, ob er denn jemals dort gewesen war, wo ihn sein Beruf generell geführt hatte und wie viel er schon erlebt hatte, doch da hatte dieser sich bereits mit einer neuen Aufgabe beschäftigt. Ob er einfach nicht gerne mit anderen zu lang sprach, oder steckte vielleicht mehr dahinter? So viele Mysterien schwirrten um den hübschen Mann herum, wie konnte man nicht ungemein neugierig sein?
Der schmale Körper rutschte ein wenig näher zum Feuer, genoss, wie die Flammen vor seinen Händen züngelten und Wärme spendeten, ließ es sich jedoch nicht nehmen den Dunkelhaarigen unauffällig zu beobachtete, wie er einen Schlafplatz errichtete und sich von bestimmten Kleidungsstücken befreite. Wahrscheinlich sollte er das Gleiche tun!
Mit einem leisen Seufzen schälte der Tiefling sich langsam aus seinen hohen Stiefeln, legte sie säuberlich neben seine Tasche, gefolgt von seinem Rapier und dem Gürtel, an welchem dieser befestigt war.
„Ich muss sagen, ich bin so müde, dass es mir nicht mal was ausmacht jetzt schon zu schlafen!“, erwiderte Euphoria, gefolgt von einem leisen Lachen. Das Rennen und Stampfen durch den Wald hatte ihn durchaus ausgelaugt, da war der Gedanke an Schlaf sehr einladend.
Der Barde knüllte seinen Mantel zusammen, um eine Art Kissen zu haben, lauschte dabei aufmerksam Aschwins Worten. Nah beieinanderbleiben? Er musste sich einen dämlichen Spruch unterdrücken und schüttelte stattdessen lächelnd den Kopf. „Nein, das stört mich absolut nicht. In meiner Jugend musste ich häufig nach diesen Methoden greifen!“ Vielleicht hätte er ihm mitteilen sollen, dass er sich gerne an andere ankuschelte, selbst dann, wenn er keine Kontrolle darüber hatte, aber das war wohl etwas, was er andere noch früh genug erfahren würde.
Euphoria befreite sich noch von seiner eng anliegenden Weste und legte sich sogleich neben den Monsterjäger. Er wusste nicht genau, ob er seinen Arm um ihn legen sollte, ob er sich eng an die Brust anschmiegen musste. Dem anderen so nah zu sein hatte der Gelockte nun wirklich nicht erwartet, dann wiederum hatte er nichts von alldem heute erwartet. Das Leben war voller Überraschungen!
Seine Augen huschten hinauf zu Aschwin. „Dann sollten wir wohl schnell einschlafen, was? Gute Nacht!“, mit diesen Worten rückte er sein improvisiertes Kissen zurecht und schloss seine Augen.
Es war nicht unbedingt die bequemste Nacht, die er haben würde, dem war der Barde sich klar, doch es beruhigte ihn ungemein, dass er nicht allein in der Wildnis war, dass jemand hier war, der sich auskannte und auf ihn aufpassen konnte. Etwas an diesem Mann gab ihm das Gefühl von Geborgenheit und vielleicht war ebendieses Gefühl auch der Grund, wieso er so schnell einschlief. Vielleicht war es auch schlichtweg die Müdigkeit, doch kaum hatte er die Augen geschlossen, schlummerte er seelenruhig an Aschwins Seite, umgeben von Wärme.
Und beinahe automatisch hatte sich sein Körper nach noch mehr Wärme gesehnt, hatte kurz vergessen, wo er sich befand und wer neben ihm lag, und rückte noch ein wenig enger an den anderen Körper heran, schmieg sich an seine Brust und schlang sogleich den Arm um seine Hüfte.
So war es schlussendlich so viel besser und angenehmer. Ob der Fremde derselben Meinung war, das würde er wohl erst am nächsten Morgen herausfinden.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1So Mai 23, 2021 2:11 am

Für Aschwin war es schlicht und ergreifend eine praktikable Angelegenheit, die Wärme des anderen auszunutzen, um die Nacht erträglicher zu machen. Er hatte es in vielen Nächten getan, als er nicht allein auf die Jagd gegangen war und wenn Euphoria mit den Vorzügen dieses Übernachtens schon vertraut war, brauchte niemand von ihnen daraus etwas Unangenehmes zu machen. Seine Decke war ordentlich und bot Platz für sie beide, aber spätestens, wenn das Feuer herabgebrannt war, würden sie die gegenseitige Wärme umso mehr brauchen. Wie sich der andere sein improvisiertes Kissen zurechtrückte, konnte Aschwin wenigstens sagen, dass es nicht seine erste Nacht war, die er nicht in einem Bett verbrachte. Gut so. Die nächsten Tage würden anstrengend werden und der Werwolf wollte nicht, dass er den Tiefling mitschleifen musste. Er half seinetwegen, mehr nicht. Und wenn dieser Barde nicht Schritt halten konnte, musste er wohl ohne seine Hilfe zurechtkommen. Aber irgendwas in dem Jäger wäre tatsächlich enttäuscht gewesen, wenn Euphoria ihn schon so schnell wieder verlassen hätte. Und dieser Gedanke ließ ihn grübeln, während der andere neben ihm schon die Augen schloss.
Schlaf war sowieso eine Sache, die nicht einfach zu Aschwin kam. Vor allem nicht so kurz vor Vollmond. Einfach die Augen schließen und wegdriften war für ihn unmöglich, sodass er noch eine Weile an die Decke der Höhle starrte, die feucht und schwarz im Feuerschein glänzte.
Gerade, als der Strudel seiner Gedanken etwas Ruhe zu finden schien, kam in den Körper neben ihm Bewegung. Die ruhigen Atemzüge hatten Aschwin bereits verraten, dass Euphoria schlief, also waren seine Bewegungen gerade unterbewusst und im Schlaf. Dennoch hob der Jäger überrascht eine Augenbraue, als sich die Arme des anderen plötzlich um ihn legten und er sich im Schlaf an seine Brust drückte. Das Ganze hatte beinahe etwas Zärtliches an sich, dass Aschwin im ersten Moment nicht wirklich wusste, wie er diese Geste einordnen sollte. Der Fremde hatte sich so seelenruhig an ihn geschmiegt, dass Aschwin für einen Moment verwundert war über das warme Gefühl, das in seiner Magengrube aufkam. Etwas verwirrt ließ er seinen Arm hinunterwandern und legte ihn schließlich um den Rücken des Barden. Vielleicht ein wenig zu unsanft rückte der Jäger sich auf seinem Lager zurecht. Wenn er schlafen wollte, dann sollte er sich richtig hinlegen und die Augen schließen, sonst konnte er ewig auf den erlösenden Schlummer warten.
Seine Regungen hatten anscheinend den Barden noch einmal aufgeweckt, der Werwolf konnte es an seinen Bewegungen spüren und drückte den warmen Körper erst erschrocken, dann definitiv schuldbewusst näher an seine Brust. Es vertrieb die Kälte wie nicht anderes, nicht einmal das Lagerfeuer neben ihnen schenkte ihm diese Art von Wärme. Aschwin war noch nicht bereit, über so etwas mit dem Barden zu reden, also verlangsamte er schlagartig seinen Atemrhythmus und schloss die Augen, bevor der andere noch Wind davon bekommen konnte, dass er bei Sinnen gewesen war, als er ihn so fest an sich presste.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1So Mai 23, 2021 9:46 pm

Ruhe und Geborgenheit kehrte in den schmalen Körper, es war eine wahrlich angenehme Wärme und Ruhe, die ihn umgab und wahrscheinlich hätte er reglos einfach bis zum nächsten Morgen so durchschlafen können, ohne auch nur für eine Sekunde sein Bett zu vermissen. Vielleicht würde es morgen früh schon anders aussehen, wenn Euphorias Rücken sich meldete, doch das waren Sorgen für später.
So angenehm die Position und die Nähe zum Fremden auch war, hatte der besagte Fremde beschlossen, sich so zu regen, dass es den schmalen Körper rüttelte und er von der Bewegung aus seinem Schlaf gerissen wurde. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er war, und was geschehen war, bis dem Barden auffiel, dass Aschwin ihn näher an sich gepresst hatte. Blinzelnd ließ er seinen Blick zum anderen schweifen, Fragen hafteten auf seinen Lippen, doch als die goldenen Augen das markante Gesicht des Jägers erblickte, schien dieser ruhig zu schlummern. Sein Atem war so ruhig und die Augen fest geschlossen; vielleicht hatte ein Traum den Körper zum Regen gebracht? Und ob er ähnliche Reflexe hatte, wie der Gelockte, wenn es darum ging die Nähe zu einer anderen Person zu suchen? Er konnte nicht leugnen, dass es sich angenehm anfühlte, die starken Arme, die ihn näher an die breite Brust drückten, die Wärme, ja irgendwie roch der Fremde sogar ganz angenehm. Eigen, jedoch angenehm.
„Wahrlich ein mysteriöser Typ…“, wisperte Euphoria leise in sich hinein, den anderen schmunzelnd kurz beobachtend, ehe er leicht mit den Schultern zuckte und sich einfach enger an den muskulösen Leib anschmieg und wieder die Augen schloss.
Es war alles praktischer Natur, ganz sicher, Aschwin wirkte nicht wie jemand, der sich einfach so auf wildfremde Leute einließ.

Was auch immer die Hintergrundgedanken waren und ob der Dunkelhaarige wirklich tief und fest geschlafen hatte, waren Fragen, die wohl nicht in dieser Nacht beantwortet werden konnten und auch nicht am nächsten Morgen, als das Feuer komplett niedergebrannt war und die ersten Sonnenstrahlen langsam den Höhleneingang erreichten.
Der Barde war kein Frühaufsteher, nicht einmal dann, wenn sein Leben davon abhing, wie es in dieser Situation wohl war, sodass er sich stattdessen nur noch mehr in die Decke einmummelte und den fremden Körper fest umklammerte, versuchte es zu ignorieren, dass der andere sichtlich wach und wahrscheinlich bereit war aufzustehen. Die Sonne ging gerade erst auf, ein paar Minuten konnte er sich wohl noch erlauben! Außerdem war es so warm und angenehm, allein der Gedanke, dass sie gleich wieder in die Kälte hinausgingen, ließ seinen Körper bibbern und zusammenkauern. „Gleich…“, murmelte seine Stimme leise, als ob er es gespürt hatte, dass Aschwin etwas sagen wollte, stieß dabei ein langes Gähnen aus.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1So Mai 23, 2021 11:02 pm

Es kostete Aschwin tatsächlich einiges an Selbstbeherrschung, um kein überraschtes Schnaufen auszustoßen bei den Worten, die Euphoria im Halbschlaf ausstieß. Aber er spürte seinen Blick noch auf sich und wollte sich keine Blöße geben, das hätte ihn nur noch mehr aus der Bahn geworfen als es dieser anhängliche Fremde eh schon tat. Sein einziger Plan war es, den Barden vor seinen Verfolgern zu bewahren und ihn in Sicherheit zu bringen, danach würden sich ihre Wege wieder trennen. Vermutlich war es besser so für sie beide, immerhin war Aschwins Leben gefährlich und gehörte besser alleine bewältigt. In einem letzten traumschweren Moment drückte der Tiefling sich noch etwas näher an ihn, dann war wieder Ruhe in die kleine Höhle eingekehrt. Grübelnd horchte der Werwolf in sich hinein. Wieso fühlte es sich so eigenartig an, wie der Barde sich an ihn anschmiegte? Mit Gerolf hatte es sich niemals so angefühlt. Aber so sehr Aschwin sich darüber auch den Kopf hätte zerbrechen können, nun war nicht mehr die Zeit dafür. Wenn sie morgen weiterhin auf der Flucht waren, wollte er vollkommen beisammen sein. Er bettete den Kopf schließlich auf seinen Rucksack und schloss die Augen und war ungewöhnlich schnell eingeschlafen.
Traumlos ging die Nacht vorbei. Der Werwolf war ein sehr ruhiger Schläfer, sodass es ihm nichts ausmachte, in einer Position zu verharren und den Tiefling so nicht zu wecken. Als ihn die ersten Sonnenstrahlen allerdings weckten, wurde der Klammergriff des Fremden immer noch nicht lockerer. Die grauen Augen des Jägers hatten sich bereits geöffnet, doch lag sein Arm noch immer unbeholfen um den Barden, der anscheinend gar nicht aufwachen wollte. Und als endlich etwas Leben in den anderen kam, wurden seine Worte abgeschnitten, bevor er überhaupt welche äußern konnte. Mit einem Stirnrunzeln blickte er auf den anderen hinab. Aschwin war gerne früh wach und je eher sie aufbrachen, desto mehr Weg konnten sie zwischen sich und ihre Verfolger bringen. Statt sich zu erheben und den neuen Tag zu beginnen, drückte sich der Tiefling allerdings nur noch näher an ihn. Sollte er ihn mit sanfter Gewalt von sich lösen? Doch allein der Gedanke verknotete Aschwins Magen. Zu viel Konfrontation. Stattdessen stieß er ein unzufriedenes Grummeln aus.
„Du bist auf der Flucht. Sicher, dass du ausschlafen willst?“
Aber er merkte selbst, dass wenig Überzeugungskraft in seinen Worten steckte. Verdammt, wieso war es so einfach für den Barden, ihn einzulullen? Vielleicht irgendwelche Bardenmagie, anders konnte Aschwin es sich kaum erklären. Denn trotz seiner anfänglichen Bedenken konnte er sich nicht dazu durchringen, Euphoria einfach von sich zu schieben und sich zu erheben.
„Wenn du irgendeinen Zauber auf mich wirkst, kannst du damit auch aufhören“, knurrte er ihm misstrauisch entgegen und starrte auf den Lockenkopf. Er vertraute diesem unterschwelligen Gefühl von Geborgenheit nicht.
„Ich hatte auch so vor, dir zu helfen….Wenn du mich aufstehen lässt?“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mo Mai 24, 2021 2:46 am

Aschwin hatte nicht ganz Unrecht mit dem, was er so von sich gab. Sich Zeit zu nehmen, sollte genau die eine Sache sein, die er sich gerade nicht erlauben konnte. Doch entpuppte sich dies als so unfassbar schwierig! Euphoria war noch nie in solch einer Situation gewesen und wenn die Gefahr nicht gerade um die Ecke war, war es so viel einfacher so zu tun, als wäre da draußen keine Bande an bewaffneten und gerüsteten Leuten, die ihm dicht auf den Versen waren.
Anstatt eine vernünftige Antwort zu geben, stieß der Gelockte ein weiteres lautes Gähnen aus und seufzte kurz genüsslich auf.
„Es ist so warm, gib mir eine Minute!“, erwiderte er ruhig und hielt die Augen weiterhin geschlossen. Er hätte ihn ja von sich schieben können, ihm die Decke stehen, irgendwas, was ihn regelrecht zum Aufstehen zwang, wenn er glaubte, dass sie jetzt schnellen Schrittes weiterziehen sollten. Doch der Fremde tat nichts dergleichen, dann hieß es wohl, dass es in Ordnung war!
Erst, als die nächsten Worte die fremden Lippen verließen, öffnete der Gelockte die goldenen Augen und ließ den Blick zu dem anderen schweifen. Seine Augenbrauen hoben sich und sein Mund kräuselte sich zu einem belustigten Schmunzeln. Ein Zauber? Welch eine absurde Unterstellung.
„Ich fühle mich geschmeichelt, dass du es mir zumutest, dass ich im Halbschlaf irgendwelche Zauber wirken kann…wie kommst du überhaupt da drauf, dass ich dich mit einem Zauber hier binde?“ Euphoria ließ vom Dunkelhaarigen ab, schob seinen Körper leicht weg, damit er sich erheben konnte und nicht mehr in seinem Klammergriff gefangen war. Diese Bemerkung hatte zumindest den Trick getan und der Tiefling war mit einem Schlag hellwach.
War unmittelbare Nähe zu einer anderen Person so seltsam für ihn, dass er glaubte, er stünde unter Magie? Man konnte nicht anders, als ungläubig den Kopf zu schütteln. War es nicht Aschwin, der diese Nacht ihn enger an sich gepresst hatte? Diese Regung im Schlaf konnte er wohl nicht in seine Schuhe schieben!
Der schmale Körper richtete sich auf, streckte sich noch einmal gähnend, eher ebenfalls langsam aus ihrem Nachtlager kroch und begann seine Kleidung anzuziehen und gerade zu richten. „Ich schätze deine Hilfe wirklich sehr, aber ich würde niemals jemanden mit Magie dazu bringen wollen, mir zu helfen. Also…was auch immer diesen Gedanken in dein hübsches Köpfchen eingepflanzt hat, du kannst ihn schnell wieder beseitigen!“, er war an den anderen herangetreten, tätschelte kurz demonstrativ seinen Schopf, ihn dabei breit anlächelnd, ehe er seine Hände in die Hüften stemmte. „Nun denn, wo ich schon wach bin und wir offenbar ohne ein kurzes Frühstück weiterziehen wollen…wie sieht der heutige Tag aus? Marsch durch den Wald oder finden wir heute schon eine Straße oder gar ein Dorf?“
Der Barde begann bereits seinen Mantel anzuziehen, sein gelocktes Haar so gut es ging zurecht zu richten. Wie gerne hätte er jetzt ein Badezimmer gehabt, wo er in Ruhe sich frischmachen hätte können, doch auf diese kleinen Rituale musste er hier draußen wohl verzichten. „Hey, Aschwin, sehen meine Haare gut aus? Ich habe das Gefühl sie sind zerzaust und überall!“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mo Mai 24, 2021 11:47 pm

Es war fast schon beeindruckend, wie penetrant der Tiefling sich weigerte aufzustehen. Aschwin wollte ihn nicht mit roher Gewalt von sich schieben, das kam ihm einfach nicht richtig vor, aber noch immer hatte der Barde nicht einmal die Augen geöffnet! Unwohl zog er die Augenbrauen zusammen. Jetzt, wo der Barde es ansprach, kam er sich auch paranoid vor. Er war es einfach nicht mehr gewohnt, gemeinsam mit jemandem zu reisen. Gerolf war seit vielen Jahren tot und selbst dann war er so anders gewesen als dieser Tiefling. Er hatte Aschwin alles gezeigt, was er wusste, während Aschwin nun das Gefühl hatte, dass er bei Euphoria ganz von vorn beginnen musste. Jedenfalls was das Überleben in der Wildnis betraf. Bei allem anderen schien ihm der Barde unangenehm voraus zu sein. Der amüsierte Unterton in seiner Stimme gefiel ihm nicht und er schüttelte genervt den Kopf auf seine Frage hin.
„Vergiss es einfach, war nicht ernst gemeint“, knurrte er, bevor er sich endlich erheben konnte, als der Fremde von ihm abgerückt war. Routiniert räumte er seine Decke zusammen und löschte auch das letzte Glühen der Flammen. Gerade, als er sich von seinem Rucksack erhoben hatte und eben jenen schulterte, war Euphoria wieder zu ihm herangetreten. Anscheinend hatte er seine Laune mit seiner unüberlegten Äußerung wahrlich angestachelt. Misstrauisch beobachtete er seine ausgestreckte Hand und wie er plötzlich seinen Kopf tätschelte. Hatte er das gerade wirklich getan? Er wollte entrüstet etwas sagen, aber vielleicht war ein kleiner Teil von ihm – ein nicht besonders menschlicher – davon irgendwie angetan, denn er spürte wieder diese Schwerelosigkeit in seiner Magengrube und wie er ihn nur für einen peinlich langen Moment anstarrte. Dann griff er nach seinem Hut und setzte ihn eilig auf.
„Du solltest das hier ernst nehmen“, brummelte er vor sich hin und kramte in seinem Rucksack herum. Dem Blick des anderen ausweichend hielt er ihm etwas Brot und Dörrfleisch hin. Ohne ein ordentliches Frühstück war es unklug loszugehen und Aschwin ließ sich auf einen Stein nieder und knabberte an seinem Brot.
„Wir sollten nicht den direkten Weg nehmen. Um deine Verfolger abzuschütteln. Dann erreichen wir morgen das nächste Dorf.“
Der Jäger hatte bereits wieder versucht, sich mit Pragmatik von der unangenehmen Situation abzulenken, aber Euphoria unterbrach die Stille bereits wieder mit Gerede. Etwas erstaunt blickte er den Barden an und konnte gar nicht verhindern, dass er zu seinem Haarschopf aufblickte. Sein Haar fiel in langen weichen Locken fast bis auf seine Schultern. Für Aschwin sah es nicht anders oder gar schlimmer aus als am Vortag, aber vielleicht sollte er ihm das so nicht sagen? Was sagte man in solch einer Situation am besten?
„Sie sehen nicht schlimmer aus als gestern“, entgegnete er ihm etwas irritiert und hätte sich am liebsten direkt auf die Zunge gebissen, als er den leicht bestürzten Ausdruck des anderen wahrnahm. Ob er es ernst meinte oder ihn nur wieder auf den Arm nehmen wollte? Wieso war es bloß so unendlich schwierig, mit anderen Leuten zu reisen?
„Sie sind in Ordnung, meine ich“, fügte er schnell hinzu und erhob sich frustriert von seinem Stein.
„Wir sollten aufbrechen“, murmelte er mehr zu sich selbst und machte einige entschiedene Schritte Richtung Höhlenausgang. Als Euphoria ihm zu folgen schien, ließ er die angespannten Schultern wieder etwas lockerer fallen und trat wieder in die kalte Luft hinaus.
„Du solltest zur Goldküste gehen. Wegen deiner Musik. Die würde man dort mögen.“
Es war besser, wenn der Barde wieder begann, über sich selbst zu reden. Dann konnte Aschwin ihm einfach zuhören, statt selbst verzweifelte Versuche zur Konversation zu machen. So ersparte er ihnen vermutlich beiden viel Peinlichkeit. Der Blick der grauen Augen huschte über den Waldboden, zum einen, um mögliche Stolperfallen früh genug zu entdecken, zum anderen aber auch, weil ihn die verkrampften Versuche der Konversation ihn unangenehm unter Strom gesetzt hatten und er lieber nicht in das Gesicht des Barden schauen wollte.
"Oder wo willst du hin?"

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Di Mai 25, 2021 12:59 am

Man konnte kaum anders, als seinen Kopf zu schütteln bei der Haltung und dem Verhalten, was der Dunkelhaarige an den Tag legte. Lebte Aschwin selbst eigentlich in einer Höhle und hatte kaum Kontakt zu der Außenwelt?
Euphoria kannte diesen Mann vielleicht nur seit einigen Stunden, doch jetzt schon wurde ihm bewusst, dass er ganz anders war als all die Leute, die er in seinem Leben kennengelernt hatte.
„Oh, ich nehme das sehr ernst, guter Mann, ich bin nur ungerne grimmig!“, erwiderte seine Stimme, während er einige Locken zurecht zupfte, ehe der andere ihm ein karges Frühstück in die Hände drückte. Nun, es war wohl besser als nichts und eigentlich mochte der Barde getrocknetes, übersalztes Fleisch doch ganz gerne.
„Ein Umweg also, sollte wohl kein Problem sein! Ach, ich hoffe, die haben im Dorf eine Taverne!“ Der Gedanke an eine komplett durchgelegene Matratze war noch nie so verlockend. Aber noch mehr freute der junge Mann sich über ein ordentliches Bier und eine schöne warme Mahlzeit. Doch noch waren sie nicht ausgehungert oder eine Ewigkeit in der Wildnis, wenn es sein musste, würde der Gelockte sich schon irgendwie durchbeißen können, er war robust, viel robuster als man es ihm ansehen oder gar zuschreiben würde.
Euphoria biss etwas vom Brot ab, kaute langsam vor sich hin, während er auf eine ehrliche Antwort wartete, ob sein Haar denn gut genug aussah. Die Antwort, die er schlussendlich bekam, ließ ihn jedoch schnell seinen Bissen hinunterschlucken und den Fremden entrüstet anblicken. Hatte er so schlimm gestern ausgesehen? Natürlich, er war durch den Wald gerannt, Äste und Sträucher hatten sich darin verfangen, die Luft hatte ihm zugesetzt! Wie konnte er nur so töricht sein und glauben, sein Erscheinungsbild war am gestrigen Abend makellos?
Offenbar schien Aschwin auch aufgefallen zu sein, dass ihm die Züge entglitten waren, sodass er hastig zurückruderte und versuchte seine Bemerkung zu erklären. Herrgott, der Mann war wirklich nicht gut mit Worten! Wann hatte er das letzte Mal mit jemanden gesprochen? Ein Teil von ihm glaubte, dass er vielleicht mehr mit Eichhörnchen im Gespräch war als mit eigentlichen Lebewesen, die mit Worten etwas erwidern konnten.
„Na, wenn sie in Ordnung sind, muss ich mir keine Sorgen machen.“, Euphoria lächelte noch einmal und verschlang hastig sein Essen, schließlich schien der Jäger nicht viel Zeit verschwenden zu wollen. Kaum hatte er den letzten Bissen verdrückt, begann der andere Bereits die Höhle zu verlassen, sodass Euphoria hastig seine Sachen schnappte und ihm hinterhereilte. Zurückbleiben wollte er wirklich nicht, auch, wenn die Kalte Luft ihm bereits jetzt die Freude an dem langen Marsch nahm. Man sollte meinen, dass jene aus dem Norden mit solchen Temperaturen keine Probleme hatten, doch das warme Gemüt des Barden genoss die Kälte absolut nicht. Ein weiterer Grund, weswegen es langsam an der Zeit war diesem Ort den Rücken zuzukehren…
Wenigstens hatte der Fremde ein Gespräch angesetzt, welches ihn schnell ablenkte. „Die Goldküste? Warst du schon einmal dort? Ich hab nur so vieles davon gehört.“ Sicherlich wäre das ein guter Anfang, vielleicht könnte er dort mit seiner Musik berühmt werden! Er wollte, dass seine Lieder das gesamte Land erreichten, dass sie in Schenken und auf Festen gesungen und gespielt wurden. Dann wiederum…sollte eine Stadt wirklich sein neues Ziel sein?
Die goldenen Augen wanderten nachdenklich vom Waldboden zur hochgewachsenen Gestalt des Jägers. „Ich…ich weiß es ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich bin kein gewöhnlicher Barde musst du wissen, ich bin ein Skalde und wir Skalden werden nicht nur in Gesang und Musizieren ausgebildet, wir lernen auch das Kämpfen!“ Er klopfte demonstrativ auf sein Rapier. „Ich möchte vieles erleben, Aschwin, ich möchte im Geschehen sein, Teil von etwas Großem, was ich hinterher mit der gesamten Welt teile. Sich wieder in einer anderen Stadt niederzusetzen…wie soll mir dies helfen? Ich habe genug Zeit in Visiholm verschwendet, während meine Freunde mit Piraten und Abenteurern ihre Berufung gefunden haben.“ Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass schon längst hätte all das tun können. „Ich möchte nicht dasselbe tun, was ich in Visiholm getan habe- auf Banketten spielen, mich langweilen. Wir leben nicht lang genug, dass wir uns so viel Monotonie leisten können, findest du nicht auch?“ Ein sanftes Lächeln umspielte das sommersprossige Gesicht als er den Blick zum Dunkelhaarigen suchte. „Und wenn es um neue Erfahrungen und Abwechslung angeht, habe ich mit dir ja schon mal einen guten Anfang gemacht! Und mit der ganzen Fluchtgeschichte offensichtlich auch.“, Euphoria lachte leise auf, folgte dabei den Schritten, die Aschwin gemacht hatte, damit er nicht plötzlich über etwas stolperte.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Mai 26, 2021 5:37 pm

Vielleicht hatte Aschwin diesen Mann wirklich ein wenig unterschätzt, wenn er sich seine Worte so anhörte. Die meisten Barden, denen er bisher in Tavernen begegnet war, sangen gerne von abenteuerlichen Geschichten, ohne sie selbst zu erleben. Er verachtete sie nicht dafür, nicht jeder sollte ein gefährliches Leben leben müssen. Er selbst würde es vermutlich nicht tun, wenn er sich nicht dem Rest der Einwohner in Grathalien gegenüber verpflichtet fühlen würde. Seine Erwartung war gewesen, dass Euphoria sich nur nach einem neuen warmen Plätzchen sehnte, um seine Kunst wieder zum Besten geben konnte, nachdem er es sich in Visiholm anscheinend verbaut hatte, aber wenn er den Worten des anderen Glauben schenken durfte, hatte er mit seiner Einschätzung etwas danebengelegen.
„Ich war noch nie dort, nein. Hab nur viel Gutes über die Gegend gehört.“
Im Land der Hodrage war es kalt und unwirtlich und das Kaiserreich bot zwar viel Komfort, den es anderswo nicht gab, war allerdings auch um Kaisersruck herum kahl und schmutzig und ständig im Krieg. Seine Heimat wollte er niemandem wirklich empfehlen, auch, wenn man dort ebenfalls ein Ohr für Kunst hatte. Vor allem ein Tiefling würde sich dort ständig schiefen Blicken aussetzen müssen. Unwillkürlich hatte Aschwin seine Schritte etwas verlangsamt, damit Euphoria zu ihm aufschließen konnte. Er selbst wollte sich kein großes Urteil über die Ziele anderer erlauben, hatte er selbst doch nicht wirklich eines.
„Ein Kämpfer, hm? Hätte ich dich nicht für gehalten.“
Er drehte den Kopf zur Seite und musterte den Barden etwas eindringlicher. Er mochte schlanker sein als der Monsterjäger es war, aber tatsächlich hatte er eine sehnige Stärke an sich, auch, wenn er sich in der Wildnis nicht besonders geschickt fortbewegte. Doch das musste erst einmal nichts bedeuten.
„Die Gegend da unten ist voll mit Abenteurern. Magiern, die nach Unterstützung für ihre Unternehmungen suchen. Vielleicht findest du dort trotzdem große Geschichten“, entgegnete er ihm mit bedachtem Ton. Zwar war er es nicht gewohnt, seine Reise mit so viel Gespräch zu füllen, aber Euphoria schien mehr als bereit, den Großteil mit seinen eigenen Worten zu füllen. Und schaffte es dabei sogar, dass Aschwin ihm gerne lauschte. Als Barde war er vermutlich wahrlich gut aufgehoben, man wollte seiner Stimme einfach gern zuhören. Dennoch schweifte die Aufmerksamkeit des Werwolfs hin und wieder ab, wenn er nach Spuren ihrer Verfolger Ausschau hielt oder ihren Kurs korrigierte. Der Morgen verging so scheinbar wie im Flug, bis sie schließlich auf eine kleine Lichtung kamen, geschützt von einem Hügel.
„Wir sollten eine Mittagspause einlegen“, erklärte Aschwin schließlich und ließ den schweren Rucksack von seinen Schultern rutschen. Er hatte einige Büsche mit wilden Beeren gesehen, als sie die Lichtung betreten hatte und damit ihre Mahlzeit nicht schon wieder aus Brot und Dörrfleisch bestehen musste, verschwand er kurz im Unterholz und sammelte eine ordentliche Portion in einem Stofftuch, welches er wortlos auf einem abgeflachten Stein platzierte. Für seine Verhältnisse hatte er in den letzten zwei Tagen vermutlich mehr gesprochen als sonst in zwei Monaten und dennoch setzte er nach ihrem kurzen Mahl wieder zum Sprechen an.
„Du sagst, du kannst kämpfen? Gibst du mir eine Kostprobe? Damit ich weiß, wie sehr ich mich in einem Kampf auf dich verlassen kann?“
Aschwin hatte sich demonstrativ erhoben. Er wusste selbst, dass er ein besserer Schütze als Nahkämpfer war, aber mit dem Schwert kämpfte er ganz passabel. Seinen Hut und den schweren Mantel legte er ordentlich beiseite und blickte den Tiefling auffordernd an.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Do Mai 27, 2021 12:07 am

Der Barde wusste, dass er nicht unbedingt wie ein waschechter Kämpfer aussah, besonders im Vergleich zum Dunkelhaarigen. Seine Statur, sein Auftreten, einfach alles an ihm verdeutlichte, dass man sich nicht so einfach mit ihm anlegen sollte, wenn man selbst nicht mindestens genauso fähig war. Doch ganz unfähig war Euphoria dann auch nicht, seine Ausbildung hatte ihm einiges gelehrt und er wagte zu behaupten, dass, wenn es hart auf hart kam, er sich gut wehren und sogar zurückschlagen könnte. Sicherlich war dies gut genug, um ein Abenteurerleben zu führen!
„Oh, ich bin gut darin Leute zu finden und sie anzufreunden, darum mache ich mir gar keine Sorgen!“, entgegnete der Gelockte breit lächelnd. Wenn es um soziale Kontakte ging, wusste er worauf es ankam, und wusste auch, wie er das Interesse anderer entlocken konnte, immerhin war er ein sehr angenehmer Geselle und brachte so einiges an den Tisch, was sicherlich auf Reisen vom Vorteil sein konnte! Selbst, wenn es nur sein Gesang war.
„Du solltest auch dahin reisen, wenn du da noch nie warst und so viel Gutes gehört hast! Ich bin mir sicher, dass auch an der Goldküste Monster leben, die gejagt werden müssen.“ Euphoria boxte sachte gegen Aschwins Schulter. Wieso zurück zum Kaiserreich, wenn er ohnehin dort schon einmal war? Die Welt hatte mehr zu bieten und der Fremde sollte ebenfalls ein wenig mehr erleben, als nur die Ortschaften, die ihm bekannt waren. Vielleicht hätten sie sogar gemeinsam reisen können! Doch das würde er ihn ganz sicherlich noch nicht fragen wollen, dafür kannten sich die beiden noch viel zu schlecht und außerdem wirkte der andere nicht unbedingt wie jemand, der sich zu lange in Gesellschaft anderer aufhalten wollte.
Wenigstens sprach er an diesem Tag ein klein wenig mehr und Euphoria erlaubte es sich, auch ein wenig mehr zu reden, ohne Sorge zu haben, dass man ihm erneut das Wort abschneiden würde. Ihm war gar nicht aufgefallen wie schnell die Zeit doch vergangen war und die Sonne bereits in ihrer hohen Pracht stand und die Mittagsstunde einweihte.
„Oh, Mittagspause klingt wunderbar!“, erwiderte der Tiefling entzückt und ließ seine Tasche sogleich zu Boden gleiten. Er war froh, dass der Jäger sie nicht den ganzen Tag hatte durchmarschieren lassen, auch, wenn seine Beine noch nicht allzu erschöpft waren.
Neugierig ließ er die goldenen Augen zur hochgewachsenen Gestalt wandern, die im nächsten Moment im Unterholz verschwand. Hatte er irgendwas gesehen oder gefunden oder brauchte er kurz Zeit für sich selbst? Euphoria wollte den armen Mann nicht bei jeder Kleinigkeit mit Fragen löchern und wartete lieber geduldig darauf, dass er zurückkehrte. Und als er endlich wieder da war, weiteten sich seine Augen bei dem Anblick der gepflückten Beeren vorfreudig. „Meine Güte, Aschwin, du findest aber wirklich alles!“
Der Barde genoss das abwechslungsreiche Mittagessen, welches sein Begleiter ihnen gezaubert hatte. Gerne würde er sich ebenfalls so gut in der Wildnis auskennen können…vielleicht könnte der andere es ihm ja irgendwie beibringen?
Doch noch ehe er ihn danach fragen konnte, hatte Aschwin etwas anderes im Sinn. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er ihn, als er sich erhob. „Eine Kostprobe also? Ich glaube nicht, dass ich deinem Können das Wasser reichen kann aber gut, kämpfen wir!“ Mit einer fließenden Bewegung erhob der Gelockte sich von seinem Stein, legte ebenfalls seinen Mantel ab, der achtlos auf dem besagten Stein landete und griff nach seinem Rapier. „Du musst wissen, in einem richtigen Kampf war noch nie gewesen.“ Das hatte sich der Jäger sicherlich schon gedacht, doch Euphoria wollte dennoch auf Nummer sichergehen und ihn vorwarnen.
De Barde setzte sich in Position und wartete darauf, dass der Fremde sich gegenüber von ihm stellte, ehe er mit einem Satz nach vorne sprang und ihn attackierte. Natürlich parierte Aschwin seinen Angriff, wie auch den nächsten und den nächsten darauf. Wenigstens konnte der Tiefling ebenfalls einigen Manövern ausweichen, doch es wurde schnell klar, dass der andere besser war. Nicht, dass es ihn überraschte, doch Euphoria mochte es nicht zu verlieren und hatte auch nicht vor jetzt schon das Handtuch zu werfen!

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Fr Mai 28, 2021 12:38 am

So, wie der Barde sich bis jetzt gegeben hatte, hatte Aschwin schon vermutet, dass kämpferische Erfahrung nur in der Theorie bestehen konnte. Und es war ein riesiger Unterschied, ob man in der sicheren Umgebung einer Akademie mit Strohpuppen lernte, oder ob man sich in einer echten Gefahrensituation auf sein Können verlassen musste, um zu überleben.
„Dann umso wichtiger, dass du es jetzt richtig lernst“, entgegnete er ihm ruhig und wog die Kurzschwerter in seiner Hand. Die grauen Augen beobachteten genauestens, wie Euphoria eine Kampfhaltung einnahm. Die Grundkenntnisse schienen da zu sein, doch wenn Aschwin seine ganze Kraft in seine Schläge gelegt hätte, hätte er ihn vermutlich innerhalb von kürzester Zeit entwaffnen können. So versuchte er stattdessen, Parademanöver aus ihm herauszukitzeln, gab ihm Gelegenheiten für Angriffe, die er genaustens studierte. Euphoria gab nicht einmal frustriert auf, wie der Werwolf es eventuell erwartet hätte, sondern kämpfte tapfer weiter. Seine Präzision litt allerdings unter der zunehmenden Anstrengung und bevor er für den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen war, fing Aschwin das Rapier zwischen seinen Klingen, drehte es aus der Hand des Tieflings und ließ die Klinge zitternd aufrecht im Waldboden stecken. Er selbst war kaum ins Schwitzen geraten, klopfte dem Barden aber sogleich aufmunternd auf die Schulter.
„Das war besser, als ich befürchtet hätte. Aber du brauchst Routine.“
Aschwin sammelte das Rapier ein, zog es in einer fließenden Bewegung aus dem Boden und hielt es Euphoria mit dem Griff voran entgegen. Als er es wieder in der Hand hielt, trat er einen Schritt von ihm zurück.
„Angriffshaltung“, befahl er ihm im ruhigen Ton und musterte die Haltung des Barden ganz genau.
„Du bist zu steif. Nimm die Ellbogen näher an deinen Körper. Und deine Füße müssen anders stehen.“
So recht schien der Barde nicht umsetzen können, was der Werwolf von ihm wollte und er verzog unzufrieden das Gesicht und trat schnellen Schrittes hinter den Barden und legte mit großer Vorsicht die Fingerspitzen an seine Oberarme und schob sie in die richtige Haltung. Er war nicht gut darin, so etwas zu beschreiben. Dass Worte nicht seine Stärke waren, musste selbst diesem Fremden längst aufgefallen sein. Aber was sollte er tun? Es lag nicht in seiner Natur, hübsche Worte vor sich hin zu plätschern und bevor der Barde einfach in seinen Alltag gestolpert war, war dort auch niemand gewesen, mit dem er sich hätte unterhalten können.
„Versuch es so noch einmal“, murmelte er, bevor er ebenso umsichtig von ihm abließ, wie er ihn berührt hatte. Erneut brachte er sich vor dem Barden in Position und gab ihm die Chance, ihn anzugreifen. Dieses Mal erforderte es durchaus mehr Anstrengung, den Barden einfach abzuwehren. Zufrieden wischte Aschwin sich den Schweiß von der Stirn.
„Mit dir ist durchaus was anzufangen im Kampf. Kannst mir den Rücken freihalten.“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Fr Mai 28, 2021 9:28 pm

Euphoria erinnerte sich nicht daran, dass das Training in der Akademie so anstrengend war, doch er musste auch zugeben, dass er schon länger nicht mehr geübt hatte. Weswegen auch, immerhin war seine Tagesroutine eine ganz andere geworden in den letzten wenigen Jahren.
Jetzt jedoch brachte der Fremde ihn wahrlich zum Schwitzen, ohne selbst auch nur Anzeichen von Anstrengung zu zeigen. Der Barde hatte nicht geahnt, dass es ihn auslaugen würde und umso überraschter war er, als Aschwin ihn mit einer Bewegung einfach so entwaffnete und das Rapier aus seinen Fingern glitt!
Mit großen Augen blickte er auf den hin und her wackelnden Stahl, dann hinüber zum Dunkelhaarigen. „Also sowas habe ich in meiner Ausbildung nicht gelernt!“, erwiderte der Gelockte erstaunt. „Routine sagst du? Klingt fast so, als hättest du dich gerade dazu bereit erklärt, mir was beizubringen!“ Mit einem breiten Lächeln nahm er seine Waffe wieder entgegen.
Der Tiefling wollte nicht mit eingerosteten Manövern und dem, was er vor Jahren mal gelernt, jedoch nie angewandt hatte, in die weite Welt hinausziehen. Wie sollte er etwas Spannendes erleben, wenn er nicht mal in der Lage wäre, Gefahren zu bezwingen und Monster zu erlegen? Nun, sicher, für einen Musiker war dies nicht die Priorität und dennoch wollte er so viel wie möglich vom Fremden lehren, sodass er hastig eine Angriffshaltung annahm, wie auch immer diese aussehen sollte. Offensichtlich schien er diese kleine Aufforderung jedoch nicht bewältigen zu können.
„Moment mal, aber dann kann ich doch meine Arme gar nicht richtig ausstrecken und…wie sollen die Beine sein?“ Euphoria war verwirrt und versuchte seinen Worten nachzugehen, drückte seine Oberarme regelrecht an seinen Körper und machte mit einem Bein einen Satz nach vorne, während das andere in Position blieb, dabei fragend zum Jäger blickend. „So?“
Dass Aschwin sogar nun an ihn herantrat, war wohl Antwort genug, dass er es immer noch nicht richtig machte. Neugierig beobachtete der Barde den anderen, wie sich dieser hinter ihm stellte und begann seinen Körper so zurechtzulegen, wie es sein sollte. Es war ein seltsames Gefühl, wie die anderen Finger ihn so umsichtig berührten, dass er gar nicht anders konnte, als kurz die Luft anzuhalten. Wenn sie in einer anderen Situation gewesen wären, hätte er den Dunkelhaarigen zu seinem Zimmer eingeladen. Seine grimmige jedoch fürsorgliche Art ließ ihn ein klein wenig dahinschmelzen, das konnte er nicht leugnen, doch er schüttelte diese Gedanken schnell von sich, als Aschwin von ihm abließ und sich wieder in Position brachte.
„Dann wollen wir doch mal!“ Motiviert versuchte der Gelockte es noch einmal und war überrascht, dass es dieses Mal so viel besser geklappt hatte. Vielleicht lernte er wirklich noch was auf ihrer kleinen Reise!
Mit einem breiten Grinsen steckte er sein Rapier wieder ein, schob einige Locken vom Gesicht. „Ich bin vielseitig! Du kannst dich auf mich verlassen!“, erwiderte der Barde gutlaunig und pflanzte sich wieder auf den Stein. Ein paar Minuten konnten sie wohl entbehren, um wieder zu Atem zu kommen, ehe sie weiterreisten.
„Du kannst echt eine Menge, Aschwin! Kämpfen, campen, dich durch den Wald durchschlagen und dabei noch was Essbares zu finden. Und offenbar auch jagen! Du könntest anderen so viel beibringen. Ich hab noch nie in meinem Leben in der tiefen Wildnis auskommen müssen und Gegner abzuwehren…sagen wir, als ich 14 war, hatte ich gute Leute an meiner Seite, die mich und andere geschützt haben vor Gefahren...“ Euphoria blickte nachdenklich in die Ferne, lächelte in sich hinein bei dem Gedanken an seine alten Freunde, die ihm gelehrt haben was es hieß, endlich zu leben. „Bist du wirklich so gefestigt darin zum Kaiserreich zurückzugehen? Ich meine…interessiert dich gar nicht, was noch alles um uns herum ist?“
Aschwin war allein und wenn der Barde seinem Urteil Glauben schenken konnte, dann auch nicht erst seit wenigen Monaten oder gar Wochen. Es musste doch so unfassbar einsam sein, wenn man derselben Routine immer und immer wieder nachging! Er selbst wäre schon längst eingegangen. „Ich meine…“, sein Blick wanderte hinter sich. Sie kannten sich nicht, er war ein Wildfremder und der Tiefling schien zu viel für seinen Geschmack zu reden. Es wäre schön dämlich ihn jetzt zu fragen, ob er ihn nicht einfach weiter begleiten wollte, anstatt ihn zum nächsten sicheren Ort zu bringen. Abgesehen davon war er kein Monsterjäger! Solchen Gefahren konnte er sich nicht direkt aussetzen. Besser, wenn er ein anderes Thema einschlug.
„…hey, was, wenn meine Verfolger die normale Route genommen haben. Kommen wir trotzdem noch vor ihnen im Dorf an?“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Di Jul 26, 2022 8:29 pm

Dieser Wald zerrte an ihren Kräften und vor allem glaubte Euphoria langsam den Verstand zu verlieren. Immer noch blitzte das Gesicht seines Vaters auf, jedes Mal, wenn er seine Lider schloss, wenn die Ruhe in der Gruppe für einen kurzen Moment einkehrte und die zornigen Worte in seinen Ohren immer und immer wieder erklangen.
Es fühlte sich alles so echt an, als wäre er wieder ein Kind gewesen, als wäre er nie fortgegangen.
Seine Narben brannten und sein Gehirn war überladen von Emotionen, denen er keine Luft machen konnte.
Und dann war da immer noch diese dunkle Wolke, die zwischen ihm und Aschwin schwebte. Was war passiert, dass er so abweisend war, dass er ihn gefühlt regelrecht ignorierte?
Erst hatte der Tiefling hin und wieder beinahe schon verzweifelt in die Richtung seines Partners geblickt, in der Hoffnung etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch wenn sich ihre Blicke tragen, blickten die grauen Augen schnell wieder weg, so, als ob etwas an ihm war.
Langsam wurde es regelrecht unerträglich, insbesondere, weil Euphoria ganz genau wusste, dass da so viel mehr war, was den Werwolf zu belasten schien. Seit er einmal etwas gesehen oder geträumt hatte, war die Distanz zwischen ihnen immer stärker geworden, nicht einmal nebeneinander konnten sie gehen.
Langsam hatten sich die Sorgen in Zorn verwandelt, es war schwer sich davon nicht einnehmen zu lassen, doch alle hier taten so, als wären sie Fremde, niemand sagte was los war und wie sollte man jemandem helfen und unterstützen, wenn sie eine Steinmauer vor sich aufgebaut hatten?
Der Barde wollte weg hier, langsam reichte ihm dieser Ort, diese Höhle, dieser verfluchte und feindselige Wald, nichts Gutes schien hier zu entspringen und langsam war er überzeugt, dass sie sich nur noch tiefer ins Verderben durchbahnten, anstatt etwas Gutes zu bewirken.
Mit viel Mühe schluckte der Gehörnte sein Proviant herunter, als sie kurz eine Rast machten, Hunger hatte er wirklich keinen.
Die goldenen Augen huschten an den anderen vorbei, zum Dunkelhaarigen, welcher mal wieder abseits von ihnen war und kein Wort mit irgendwem von ihnen wechselte.
Sie alle waren ausgelaugt, körperlich und emotional, doch langsam reichte es dem Tiefling, irgendwann konnte man es nicht nur auf die Umstände um sie herum schieben!
Mit zusammengezogenen Augenbrauen erhob sich die schlanke Gestalt von seinem Platz, lief an seinen Freunden vorbei, geradewegs auf Aschwin zu. Noch wusste er selbst nicht, was passieren würde, was er vorhatte, doch das Anschweigen und Ausweichen war einfach zu viel, Euphoria ertrug es nicht mehr.
„Möchtest du jetzt im Wald die ganze Zeit mich ignorieren, oder wie soll ich das verstehen? Was habe ich so Grauenvolles getan, dass ich nicht einmal mehr deinen Blick verdient habe?“ Der Gelockte wusste, dass sein Geliebter solche Arten von Konfrontation nicht mochte, dass es ihm sichtlich unangenehm war und am liebsten hätte er es auch gar nicht vor all den anderen angesprochen. Doch wie lange sollte das alles noch weitergehen? Sollte das jetzt der Normalzustand werden? Oh nein, nicht mit ihm, ganz gleich, wie unangenehm es war, Euphoria wollte wissen, was das Problem war und wieso Aschwin sich ihm gegenüber so verhielt!

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Di Jul 26, 2022 11:08 pm

Aschwin wünschte sich, dass sie diesen Wald endlich hinter sich ließen. Der nahende Blutmond und die grauenvollen Erinnerungen, die immer wieder in ihm aufkochten, führten nur dazu, dass er sich mehr denn je einigelte. Er war es gewohnt, allein zu sein, doch nun war er permanent umringt von anderen Leuten, was es schier unmöglich machte, mit seinen Gedanken und Schmerzen allein zu sein. Aschwin hatte es versucht, wollte er seine Freunde in dieser Zeit nicht im Stich lassen, aber seine dunklen Gedanken hatten ihn so sehr übermannt, dass er sich für ihre kurze Pause von dem Rest abgekapselt hatte und mit leerem Blick in das Wasser starrte, das durch die Grotte floss. Hin und wieder hob sich der Blick der grauen Augen, aber er konnte dem Blick von Euphorias goldenen Augen nicht standhalten. Eigentlich hätte Aschwin bei ihm sein sollen nach den Erinnerungen, die ihn so lebhaft eingeholt hatten, aber der Gedanke an körperliche und emotionale Nähe schnürte ihm gerade die Kehle nur so zu. Wenn er nur diese Höhle überstehen konnte, vielleicht würde sich ihrer aller Laune dann bessern.
Aber bevor Aschwin diesem Gedanken noch mehr Beachtung schenken konnte, hatte sich Euphoria plötzlich erhoben und stapfte mit grimmiger Miene auf ihn zu. Aschwins Magen sackte in seine Kniekehlen. Er wollte so etwas nicht vor allen anderen klären, allein der Gedanke drehte ihm einen Knoten in den Magen. Es war zwischen Euphoria und ihm noch nie zu einem ernsten Streit genommen und nun hatte der Tiefling sich vor ihm aufgebaut und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er zornig war. Müde rieb sich der Monsterjäger die Stirn.
„Müssen wir das wirklich jetzt und hier machen, Euphoria?“, fragte er mit schwerer Stimme und erhob sich langsam, da es sich nicht richtig anfühlte, auf dem Boden zu kauern.
„Ich hab dich nicht ignoriert. Du warst nur so beschäftigt damit, dich über die Zentaurin aufzuregen, dass ich meine eigenen Gedanken kaum hören konnte“, knurrte er und wischte sich in einer mittlerweile beinahe schon antrainierten Geste über das Gesicht. Wieso konnte Euphoria das hier nicht ruhen lassen? Hatten sie nicht wichtigere Dinge zu tun als solch kleinliche Streitigkeiten?
Aschwin merkte selbst, wie die ganze Situation sein Blut zum Kochen brachte, wie der Mond dabei keine Hilfe war, der ihn in wenigen Nächten wieder um den Verstand bringen würde und zum ersten Mal spürte er so etwas wie echte, heiße Wut auf den Tiefling in sich aufsteigen.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Di Jul 26, 2022 11:33 pm

Euphoria war nicht überrascht, dass der andere am liebsten die Sache ruhen lassen würde, gar nicht erst darüber reden würde. Doch irgendwann musste man sich den unangenehmen Dingen stellen und je länger sie es aussaßen, desto schlimmer würde es werden. Zumindest war er felsenfest davon überzeugt.
Zornig verschränkte der Tiefling seine Arme vor der Brust, musterte den Werwolf mit hochgezogenen Augenbrauen von Kopf bis Fuß.
„Ja, müssen wir. Ich weiß, wenn es nach dir ginge, würden wir das am besten totschweigen, aber das werde ich ganz sicherlich nicht tun.“
Seine Augen blickten irritiert in das müde Gesicht seines Partners. Was hatte es nur mit dieser Geste zu tun, was war nur vorgefallen?
Normalerweise hätte er ihn mit sanfter Stimme gefragt, was geschehen war, versucht es irgendwie aus ihm herauszukitzeln und hoffentlich zu helfen, aber jetzt war sein Lockenkopf erfüllt mit Verwirrung, Zorn und Schmerz, dass nichts anderes wirklich zu ihm durchdrang.
Als diese Zentaur- Frau auch noch erwähnt wurde, konnte der Barde nicht anders als kurz zu verkrampfen. Diese unfreundliche, garstige Frau…natürlich musste er sie erwähnen. War er etwa ihrer Meinung gewesen?
Das Blut begann in seinen Kopf zu schießen, was fiel ihm ein?!
„Komisch, dabei warst du fast einen Kilometer entfernt von uns, konntest dich nicht schnell genug von uns entfernen, am liebsten noch auf das andere Flussufer. Ich weiß nicht, wie du ignorieren definierst, aber das, was du hier abziehst, ist schon ziemlich eindeutig. Wie weit willst du dich noch entfernen, hm?!“ Zum ersten Mal fiel es ihm nicht leicht in Aschwins Gesicht zu blicken, von welchem er doch eigentlich nicht genug bekommen konnte. Doch seine stechend grauen Augen, der Blick, sie alle gaben ihm das Gefühl, als wäre er an all dem Schuld hier, als hätte er ihm etwas angetan.
Und dennoch ließ er seine Augen nicht von ihm ab, starrte in seine Augen, erwartungsvoll, beinahe angriffslustig. „Ich bin ja schon erstaunt, dass du mich jetzt nicht mit einer kalten Schulter und einem mürrischen Schweigen segnest! Ich muss echt so viel Beschissenes gemacht, dass du mich nicht mal anschauen kannst die ganze Zeit. Sag, Aschwin, was ist es dieses Mal? Was von den vielen Dingen auf der unsichtbaren Liste hat es nun geschafft, dass weder ein Wort noch ein Blick ausgetauscht werden dürfen? Wie gerne würde ich dir doch weiterhelfen können, wenn du auch mal einmal sagst, was dein Problem ist. Aber das wäre ja zu einfach, nein, besser ich spring und tanz‘ um dich herum, bis du endlich mit der Sprache rausrückst!“
Seine Arme gestikulierten umher, während er nicht wusste, wohin mit sich selbst. Es war beinahe so, als wäre alles in seinem Körper nur auf eines aus- Konfrontation. Euphoria mochte es nicht zu streiten, es kam selten etwas Gutes aus solchen Streitigkeiten, doch jetzt wirkte es so, als ob sie gar keine andere Wahl hatten. Wenn das der einzige Weg war, um irgendwelche Emotionen aus seinem Geliebten zu entlocken, dann war er bereit sich in das Geschehen zu stürzen. Er konnte diese Kälte einfach nicht mehr ertragen, es machte ihn regelrecht wahnsinnig.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Jul 27, 2022 12:01 am

Seit sie gemeinsam reisten, war es noch nie zu solch einer Auseinandersetzung gekommen und Aschwin hätte alles gegeben, um es dabei zu belassen. Sich zu streiten mochte nur natürlich sein, eine unausweichliche Realität, aber der Werwolf konnte sich keinen schlechteren Moment vorstellen, um so etwas zu diskutieren. Verständnislos begegnete er Euphorias Blick.
„Es gibt einen Ort und eine Zeit für solche Dinge“, knurrte er ihm dunkel entgegen, andeutend, dass das hier gerade weder noch war. Aber Euphoria kannte anscheinend kein Halten mehr.
„Das nennt man Spähen, Euphoria, das ist ganz normal.“
Aschwin war bemüht, seine Stimme nicht zu sehr anzuheben, nicht zu laut zu werden, aber die Geduld verließ langsam seinen Körper. Wieso wollte Euphoria sich so dringend streiten?
„Ich rede dir doch auch nicht dazwischen, wenn du dein Ding machst.“
Aschwin wusste gar nicht, wohin er noch schauen sollte. Euphoria anzusehen war nicht richtig, aber er wollte auch keinen der anderen ansehen müssen. Aschwin ballt die Faust, grub seine Fingernägel in seine Handfläche in der Hoffnung, dass ihn der kurze stechende Schmerz in die Realität zurückholen würde. Aber das hier war leider die traurige Realität.
Aschwin wurde heiß und kalt gleichzeitig bei den Worten des Tieflings.
„Ich habe dich nicht darum gebeten, mir jedes Wort aus der Nase zu ziehen!“, platzte es schließlich aus ihm heraus.
„Aber mit dir ist es einfach unmöglich, auch nur fünf Minuten der Stille zu haben!“
Seine Stimme war auf ein ungewohnt lautes Volumen angeschwollen, lauter, als man es von Aschwin je gehört hatte. In seiner Brust tobte die Wut und er lehnte sich Euphoria herausfordernd entgegen, den Blick nicht von ihm abwendend.
„Ich bin ein erwachsener Mann, Euphoria, ich kann meine Probleme durchaus auch allein lösen. Nur, weil dir jemand nicht ununterbrochen an den Fersen und an den Lippen klebt, heißt das nicht, dass diese Person ein Problem mit dir hat!“
Wieso trieb Euphoria ihn bloß so weit, wieso hatte er nicht einfach schweigen können? Hätte er sich nicht wie immer bei Dhanal oder Xora ausheulen können, wenn ihm etwas nicht passte?
„Was ist es, was du von mir hören willst? Weil es anscheinend immer irgendetwas gibt, was ich dir sagen muss, damit du zufrieden bist!“
In Aschwins Leib kämpften Hitze und Kälte miteinander und der Werwolf wusste nicht, was ihn mehr plagte. Er konnte nur sagen, dass Euphorias Kommentare ihn an empfindlichen Stellen unangenehm trafen und es schier unmöglich war, dabei seine Fassung zu bewahren.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Jul 27, 2022 12:41 am

Ungläubig schüttelte der Tiefling seinen Kopf. Wollte er ihm gerade wirklich weißmachen, dass er nur spähen wollte, wo doch beide wussten, dass das sicherlich nicht der einzige Grund war?!
Es kostete ihn viel Überwindung, nicht ins Wort zu fallen, war er doch so aufgeladen und konnte nicht fassen, was für Worte gerade über die Lippen des anderen glitten.
Entgeistert starrte er in das Gesicht des Werwolfs. Wollte er etwa wieder ein Leben in Einsamkeit verbringen, war es das, worauf er hinauswollte?
„Nein, das tust du ohnehin nie, denn Gott bewahre, man ist nicht die ganze Zeit grimmig und unterdrückt jedes noch so kleine Gefühl! Denn DAS ist erwachsen! Glückwunsch, du hast das verdammt gut gemeistert!“ Euphoria klatschte in die Hände, wollte beinahe ignorieren, dass Aschwin offenbar es absolut zuwider war, dass der Tiefling selten ruhig war.
„Und was soll das heißen, dass es unmöglich ist seine Stille zu haben? Bin ich dir jetzt auf einmal zu laut und rede zu viel? Oh, und dass ich mich freue, wenn mein Freund mir Aufmerksamkeit schenkt, ist also auch verkehrt. Das ist ja fantastisch, ganz fantastisch!“
Der Barde stemmte nun seine Arme in die Hüfte und trat einen Schritt näher an den Werwolf heran. „Im Vergleich zu dir erkenne ich, wenn etwas nicht stimmt, also komm mir jetzt nicht so und stell mich als einen aufmerksamkeitssüchtigen, egozentrischen Idioten dar, denn der bin ich ganz sicherlich nicht.“, spie er dem Größeren zornig entgegen und verengte seine Augen zu einem Schlitzen.
Es hatte ihn verletzt, mehr, als er sich in diesem Moment eingestehen wollte, doch das sollte Aschwin bloß nicht mitbekommen, nicht jetzt.
„Und mal wieder verstehst du absolut nicht, worum es hier eigentlich geht! Weißt du, Lebewesen kommunizieren miteinander, vielleicht kannst du das in ein blödes Notizbuch eintragen, damit du langsam verstehst, dass es nicht schlecht ist auch manchmal seinen Mund aufzumachen!“
Wieso tat er so, als ob es nur um ihn ging, es war nicht fair und das sollte Aschwin eigentlich auch wissen.
„Außerdem, was fällt dir eigentlich ein - als ob ich dich dazu zwinge mit mir zu sprechen! Aber wieso bin ich überhaupt überrascht, dir wäre es wahrscheinlich lieb, dass ich meinen Mund einfach auf ewig halte und vielleicht hier und da ein Liedchen von mir gebe, nur dann, wenn dir danach ist. Ist es das, was du möchtest? Denn oh nein, wie kann ich es nur wagen mit dir reden zu wollen, wie kann ich es nur wagen im Wald mein Maul aufzureißen, was, wenn irgendwelche wilden Tiere auf uns aufmerksam werden? Immer ist irgendwas, immer gibt es irgendwas, was ich nicht richtig mache. Ich bin zu unfähig, zu naiv, zu laut. Aber weißt du was? Wenigstens bin ich kein Arsch, der andere nicht mal eines Blickes würdigt, nur, weil das einfacher ist, als wie ein vernünftiger erwachsener Mann an die Sache ranzugehen.“
Der Barde wusste, dass nicht all seine Worte auch so gemeint waren, dass er schlussendlich Aschwin genauso wehtun wollte, wie er es gerade getan hatte und gleichzeitig wollte er noch so viel mehr über seine Lippen bringen. Giftige Worte benebelten seinen Verstand, während er nun ebenfalls seine Hände zu Fäusten ballte, um dem Zorn entgegenzukommen, um das Zittern, was seinen Körper übermannte, zu unterdrücken.
Er hatte noch nie seinen Freund seine Stimme anheben hören, noch nie war er ihm laut gegenüber geworden, doch das führte nur dazu, dass er sich dem nur anpasste, dass es seine Wut noch weiter entfachte, die kaum ein Ende nehmen wollte.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Jul 27, 2022 6:04 pm

Die Spannung zwischen ihnen war beinahe greifbar und Wut hatte sich mit heißen Fesseln um Aschwins ganzen Körper gelegt. Noch nie war er in der Gegenwart seiner Freunde so zornig gewesen, schon gar nicht Euphoria gegenüber. Aber der Tiefling legte es ja schier darauf an, stieß mit spitzen Worten immer wieder zu, dass der Werwolf in seinem eh schon angespannten Zustand gar nicht anders konnte, als nach ihm zu schnappen.
„Du hast leicht Reden, dir fällt es ja auch nicht schwer, dich auszudrücken“, schnaufte er fast schon zu sich selbst in der Hoffnung, sein Gemüt kühlen zu können. Aber wie sollte er bei den Worten des anderen ruhig bleiben können?
„Wieso ist immer alles richtig so, wie du es machst?!“, stieß Aschwin schließlich frustriert aus und begegnete dem verkniffenen Blick seines Freundes auf gleicher Höhe. Seine Hand zuckte, unwissend, was er mit ihr machen, wie er sie halten sollte. Alles fühlte sich falsch an. Wieso war immer alles falsch, wie er es tat? Er spürte selbst schon, wie seine Fingergelenke knackten, sie Schmerzen durch seine Hände und seinen Kiefer knackten, aber das war so nebensächlich, dass er sich nicht darauf konzentrieren konnte, seine bestialische Verwandlung irgendwie einzudämmen.
„Es war natürlich auch die falsche Entscheidung, den Spuren nachzugehen und es ist auch absolut nicht möglich, dass Dhanal, Xora und ich in dieser Entscheidung richtig liegen könnten, nicht wahr? Weil es war ja nicht deine Entscheidung, also kann sie natürlich nur mit unfairen Mitteln zustande gekommen sein!“
Seine Stimme wurde lauter, das hintergründige Grollen zu einem aggressiven Knurren. Hätte er sich selbst in diesem Moment gesehen, die scharfen Zähne gebleckt, die Augenbrauen verbittert zusammengezogen und die grauen Augen zornig funkelnd auf seinen Geliebten gerichtet, er hätte vermutlich für das Wohl seiner Freunde allen den Rücken zugedreht und wäre nie wieder zurückgekehrt. Aber er war doch nicht ständig im Unrecht.
„Red´ nicht mit mir, als wenn ich ein dummes kleines Kind wäre, Euphoria! Seit wir uns kennengelernt haben, geht es nur nach deiner Pfeife! Wenn das nicht stimmen würde, wäre ich gar nicht erst hier!“
Innerlich brüllte und heulte der Werwolf vor Wut, die er nirgendwo auslassen konnte. Sein ganzer Körper stand unter Strom. Er hasste es, dass Euphoria ihn so in die Ecke drängte, dass er ihm Worte in den Mund legte, die er nicht gesagt hatte.
„Ich habe nicht gesagt, dass du nicht mit mir reden sollst, dreh mir nicht die Worte im Mund um!“, stieß er verzweifelt aus, bevor er seinen Kopf zur Seite drehte, die Augen zusammengekniffen in der Hoffnung, dass er seinen schmerzenden Kiefer unter Kontrolle bekommen könnte, aber jetzt wurde der Tiefling auch noch beleidigend und er zuckte wieder mit dem Blick zurück.
„Schön, dass es für dich einfach ist, Euphoria. Denkst du, es ist einfach, wenn einem für alles die Worte fehlen? Wenn man nicht charismatisch oder wortgewandt ist und einfach jeden um den Finger wickeln kann? Mein Leben lang musste ich mir anhören, dass ich deswegen weniger wert bin und jetzt sagst du mir das auch? Wie kannst du es wagen?“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Jul 27, 2022 8:20 pm

Man konnte sehen, dass Euphorias Worte einen wunden Punkt trafen, Aschwin noch mehr erzürnten. Doch irgendwo war es genau das, was er versucht hatte aus ihm zu entlocken. Sie waren viel zu stark in diesem Streit verwickelt und der Tiefling würde jetzt ganz sicherlich nicht klein beigeben, dafür war er zu streitsüchtig, zu zornig und verletzt.
Es war unfair dem anderen anzukreiden, dass er nicht direkt alles mit Worten löste, immerhin wusste er, dass es ihm seit jeher schwergefallen war, doch langsam war er es leid immer auf alles achten zu müssen und wenn er ehrlich war, blendete sein Kopf all diese Dinge auch sehr gut aus.
„Wann habe ich je gesagt, dass ich alles richtig mache?!“, fragend starrte er in das Gesicht des Dunkelhaarigen, die Augenbrauen zusammengezogen.
Beleidigt verschränkte er abermals die Arme vor der Brust, stieß ein Schnauben aus bei den nächsten Worten, die in seinen Ohren widerhallten. Aber natürlich hatte er diese Situation erwähnt! Dabei war der Barde nicht einmal zornig auf den Werwolf gewesen, hatte nie behauptet, dass er falsch lag.
„Ich hatte dir schon da gesagt, dass das nicht stimmt! Aber kaum bin ich anderer Meinung, muss das auch direkt angekreidet werden und so ausgelegt werden, dass ich möchte, dass alles nur nach mir geht. Dass Dhanal aber mit ziemlich billigen Tricks gespielt hat, das ist auf einmal ganz egal. Hältst du mich wirklich für so selbstsüchtig und ignorant?“
Es war nicht schwer zu erkennen, dass ihn die Emotionen viel zu stark eingenommen hatten, das Knurren und Grollen, wie er ihn anblickte. Vielleicht war es and er Zeit diesem Streit ein Ende zu setzen, bevor einer von ihnen wortwörtlich aus der Haut fuhr, doch nun war es der Jäger, der einen wunden Punkt getroffen hatte, der geschafft hatte mit seinen Worten so tief in das Fleisch des Barden zu schneiden, dass er es nicht einfach hierbei belassen konnte, dass er nicht versöhnlich sein konnte.
Wieso sollte er auch wieder derjenige sein, der klein beigab, hatte er nicht immer versucht die Konflikte zu lösen und Frieden wieder einkehren zu lassen? Vielleicht war nun jemand anderes an der Reihe diese Aufgabe zu übernehmen!
„Ich rede also mit dir wie mit einem Kleinkind? Soll ich mal die abertausende von Malen auflisten, wo du mich wie unfähiges Kind behandelst? Nach meiner Pfeife geht es also immer? Dass du so etwas sagst…willst du mir etwa sagen, dass du nicht hier sein willst?“ Euphoria stockte für einen Moment, konnte spüren, wie Tränen sich in den Augenwinkeln anstauten.
Wie konnte Aschwin so etwas nur sagen? Als hätte er ihn gegen seinen Willen gezwungen bei ihm zu bleiben. Konnte er es etwa so wenig ertragen mit ihm zusammen zu sein?
Hastig schluckte er die Tränen hinunter, wischte sich schnell über die Augen, ehe sie abermals zornig in die Richtung seines Partners blickten.
„Tu nicht so, als ob alles ach so einfach für mich ist!“ Seine Ohren schmerzen beinahe bei der lauten Stimme, die sowohl den Dunkelhaarigen als auch seine Wenigkeit verließ. Immer lauter sind sie geworden, immer zorniger. Euphoria konnte das Rauschen in seinem Kopf vernehmen.
Er hatte die letzten Worte am liebsten nicht gehört, schüttelte heftig seinen Kopf. „Wenn ich dich so höre, dann bin ich das Schlimmste, was dir je untergekommen ist. Dass du glaubst, du wärst auch nur eine Sekunde weniger wert…nein, wie kannst du es wagen? Wie kannst du hier stehen und wirklich glauben, ich wäre so grauenvoll?!“
Dieses Mal konnte er nicht schnell die Tränen fortwischen, die heiß über seine Wangen liefen.
„Ich habe so viele Nächte wachgelegen, wenn du nicht da warst, jeden Vollmond verflucht, weil du dann nicht hier warst, immer voller Sorgen, dass dir nichts passiert. Ich habe mit Xora jedes beschissene Buch durchforstet, bis wir etwas gefunden haben für deine Schmerzen, war immer bei dir, wenn es dir nicht gut ging und du willst mir sagen, dass ich all das nur für mich gemacht habe? Dass es hier nur um mich ging? Das ist ganz stark, wirklich ganz stark von dir! Ich bin nicht schuld daran, dass du in allen nur das Schlechte siehst, aber manchmal glaube ich, dass du auch gar nichts anderes in Leuten sehen möchtest.“

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Mi Jul 27, 2022 11:56 pm

Wo sollte das hier hin führen? Aschwin fühlte sich vollkommen ohne Kontrolle, hatte das Gefühl, als wenn der Wolf in ihm die Kontrolle übernahm, dass er mit Worten nach Euphorias Kehle schnappen wollte. Aber er legte es doch auch gezielt darauf an! Aschwin wusste, dass er seine Worte nicht gut gewählt hatte, sie klangen noch schlimmer, wenn sie über seine Lippen kamen, als er es sich gedacht hatte. Wie sollte man es in dieser Situation schaffen, die richtigen Worte zu wählen?
„Was kann ich denn dafür, was Dhanal tut? Das macht meinen Grundgedanken nicht weniger ehrlich! Man kann nicht nur Leuten helfen, die man gut leiden kann!“
Wie oft hatte Aschwin sich schon in Missionen ziehen lassen, von denen er nicht überzeugt war, hatte er über seinen Schatten springen müssen, um den Erwartungen gerecht zu werden, die andere an ihn stellten?
„Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht und du weißt selbst, dass du manchmal etwas unvorsichtig bist!“
Aschwin stockte, stieß einen halblauten frustrierten Laut aus und warf seinen Hut auf den Boden, damit er sich die Haare raufen konnte. Wieso waren die Worte immer nur wieder welche, die das Feuer in Euphoria noch mehr zu schüren schienen? Die Tränen, die sich in Euphorias Augenwinkel anstauten, wollten sein Herz für einen Moment erweichen, aber nach dem Kurzen Moment des Auflockerns legte der Tiefling gleich wieder aufs Neue nach und es heiß schloss die Wut wieder die Krallen um ihn. Dass der Schmerz mittlerweile immer stärker wurde, war ganz sicher keine Hilfe.
„Ich wäre auch glücklich gewesen, wenn….wenn wir gemeinsam weitergezogen wären. Vielleicht müsste ich nicht in ständiger Angst um dich sein, wenn wir uns einfach vor einem Jahr in dem Dorf getrennt hätten und du mich schnell wieder vergessen hättest!“
Seine Stimme war erst leise, dann schwoll sie erneut an, allerdings mehr erfüllt von Verzweiflung als von Wut.
„Das habe ich nicht gesagt, ich halte dich nicht für grauenvoll, hör auf, mir die Worte im Mund umzudrehen!“
Die Stimme des Werwolfs schwoll erneut an, der Schmerz machte ihn rasend, diese ganze Situation machte ihn tobend. Was, wenn sie nicht aufhörten, sich anzufahren? Aschwin wollte durchatmen, wollte einen Gang zurückfahren, aber immer wieder gab es ein neues Wort, was ihn stichelte und piesackte und in seinen Ohren tausendfach widerhallte.
„Ich sehe nicht das Schlechte in anderen Leuten, Euphoria! Ich kenne das Schlechte in mir!“
Nicht einmal jetzt, in diesem so wichtigen Gespräch – oder eher Geschrei – schaffte er es, seine menschliche Form zu behalten. Wieso konnten seine Arme und sein Kiefer nicht aufhören, sich selbst zu zerreißen?!
„Ich habe alles getan, was du von mir wolltest, ich habe geredet, ich habe Zeit mit Leuten verbracht, ich habe dir Dinge erzählt, die ich niemandem sonst erzählt habe. Ich habe mich verdammt nochmal selbst fast verloren, um dich zu retten! Ich würde sterben für dich!“
Seine Stimme presste sich immer gequälter aus seiner Kehle und die Tränen des anderen schnitten ihm in die Seele wie ein scharfes Messer, aber nicht einmal fortwischen konnte er sie.
„Wieso ist es für dich so ein Affront, wenn ich eine Stunde allein mit meinen Gedanken brauche? Wieso ist meine Art, mit Kummer umzugehen, so ein Affront für dich, dass du hier rüber kommst, um mich anzuschreien? Vielleicht solltest du dich mal fragen, wieso ich für dich so ein einziger Fehler zu sein scheine, der repariert werden muss!“
Aschwins Stimme bröckelte, als seine Worte in einem gequälten Schrei der Frustration und des Schmerzes verliefen. Er hielt es hier einfach nicht mehr aus, alles machte ihn rasend.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Do Jul 28, 2022 12:41 am

Sein Herz pochte heftig gegen die Brust, es fühlte sich alles so unecht an, wie ein grauenvoller Traum, der hoffentlich bald ein Ende nehmen würde.
Niemals hätte Euphoria gedacht, dass sie sich so stark in den Haaren haben könnten, doch vielleicht war es nur eine Frage der Zeit, vielleicht hatte so vieles, was sie erlebt hatten, sie in diese Situation geführt.
Was auch immer es war, es fühlte sich grauenvoll an, doch es war auch unmöglich jetzt noch zurückzurudern.
„Habe ich je gesagt, dass du verantwortlich dafür bist? Ich war dir nicht einmal böse, wieso auch?! Und schau mal, ich kann jemanden nicht mögen und dennoch ihnen helfen. Aber darf ich nicht einmal meinen Emotionen mehr Luft machen?“, der Gelockte verstand einfach nicht, wieso ausgerechnet das den anderen so sehr reizte oder gar störte, wo er doch nie ein Wort an ihn verloren hatte, nie zornig auf ihn war, dass er sich für einen anderen Weg entschieden hatte. Und trotzdem musste er sich jetzt dafür rechtfertigen.
„Ich mag vielleicht unvorsichtig sein, doch das gilt nicht nur für mich und das weißt du auch! Ich mache mir genauso viele Sorgen um dich, nicht zu selten!“
Seine Augen blickten in die grauen Augen seines Geliebten. Der Anblick, wie sein Körper Schwierigkeiten hatten die Kontrolle zu bewahren, sein menschliches Ich beizubehalten, es zerriss ihn, tat ihm leid, ein Teil von ihm wollte am liebsten diesem Streit ein Ende bereiten, doch so viel wurde gesagt, so viel wurde angeklagt und Aschwin scheute sich nicht davor, mit gleichen Anklagen zu kontern, die dem Tiefling mehrere Stiche ins Herz versetzten.
„Sag das nicht, wie kannst du sowas sagen?!“ Er meinte es nicht so, er konnte es beim besten Willen nicht so meinen! Euphoria wollte sich kein Leben ausdenken, wo der Werwolf nicht mehr bei ihm war. War er denn wirklich solch eine Last für ihn?
Der Barde lauschte stumm der dunklen Stimme, schüttelte immer wieder den Kopf. Langsam wich die Wut aus seinen Knochen und nichts als Schmerz und Trauer blieb übrig. Immer wieder rollten Tränen über das Gesicht, welches nicht anders konnte, als den Dunkelhaarigen kopfschüttelnd anzuschauen. „Aber ich wollte das doch nicht von dir! Das Einzige, was ich je wollte, war dich bei mir zu haben, dich glücklich zu sehen! Nicht dich zu etwas zu zwingen, was du nicht wolltest! Ich bin verdammt nochmal nicht so egoistisch!“
Der Barde biss sich auf seine Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken, versuchte seine Augen vor dem tränenverhangenen Schleier zu befreien, der seine Sicht einschränkte.
Ihm wurde schlecht, all das war einfach zu viel, zu intensiv, zu schmerzvoll, dass ihm kurz die Worte ausblieben und er schockiert Aschwin anblickte.
Ihn so zu sehen fühlte sich schrecklicher denn je an, zu wissen, dass er die Ursache von all dem war, machte es auch nicht gerade besser.
„Du…du bist kein Fehler, so etwas würde ich im Traum nicht denken! Ich will dich nicht ändern, Aschwin! Ich will doch nur in dein Leben gelassen werden! Willst du mich überhaupt in deinem Leben haben? Oder….“, der Gelockte musste schlucken, mittlerweile hatten seine Hände sich krampfhaft in den Stoff seiner Hose gekrallt, hofften irgendwo Halt zu finden, den er gerade mehr denn je brauchte.
„Die ganze Zeit wollte ich nichts anderes, als für dich da zu sein, deinen Kummer und deinen Schmerz zu teilen. Weißt du wie beschissen es sich anfühlt, wenn man abgewiesen wird? Als…als wäre ich nichts weiter, als eine Last, ein Egel, den man nicht los bekommt…“
Vielleicht hatte sein Vater in all den Jahren recht gehabt, er war zu nichts gut, nicht einmal in dem, wovon er glaubte, er würde es beherrschen.
Euphoria wusste, dass er Aschwin brauchte, gerade mehr denn je, doch nun hatten sie sich nur noch mehr davongestoßen, noch eine stärkere Kluft zwischen sich gebracht und er wusste nicht, wie sie es wieder geradebiegen sollten.
Hilflos schaute sich der schmale Körper um, er wollte nicht wissen, was die anderen dachten, ob sie gerade nicht weit von ihnen entfernt standen und aufmerksam lauschten. Es war zu viel, es war zu unangenehm und er wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Do Jul 28, 2022 5:58 pm

Die Flamme in Aschwin verglühte langsam, die Wut hatte ihn aufgezehrt und nun war es nur noch die kalte Verzweiflung, die in seiner Brust tobte. Noch nie hatte er sich so mit Euphoria gestritten und er hatte ehrlich gesagt auch nicht erwartet, dass sie sich jemals gegenseitig so weh tun könnten. Was machte dieser Wald bloß mit ihnen allen? Was machte das alles hier nur mit ihnen? Aschwin hatte nicht das Gefühl, dass auch nur eines seiner Worte so bei Euphoria angekommen war, wie er es gemeint hatte. Vielleicht hatten sie gar nicht erst seine Lippen verlassen, wie er es gemeint hatte. Seine Worte waren immer schon unbeholfen und falsch gewesen und das hier war keine Ausnahme. Jetzt stand Euphoria hier vor ihm, die Tränenspuren auf den Wangen und Aschwin wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn in den Arm zu nehmen. Er hatte sich selbst geschworen, dass er auf alle hier Acht geben würde, nicht, dass er der Verursacher ihres Leides würde. Aber wie konnte er Euphoria zu nahe kommen, wenn er schon wieder mehr Bestie als Tier war.
„Du hast mich nicht dazu gezwungen, Euphoria, aber was sollte ich denn anderes tun? Was tut man, wenn man jemanden so sehr liebt?“
Seine Stimme war wieder etwas angeschwollen, doch dieses Mal nicht vor Wut. Der Werwolf war vielmehr frustriert über sich selbst und mit einem grollenden Knurren grub er seine Faust in das Gemäuer hinter sich und wusste nicht, ob das Knacken der Stein oder seine Knochen waren. Wenigstens lenkte es ihn für den Moment von den Schmerzen in seiner Brust und in seinem Kiefer ab.
„Ich will dich nie wieder missen in meinem Leben und es tut mir leid, dass ich einfach nicht die Worte habe, um es dir zu erklären.“
Die dunkle Stimme des Jägers hatte noch nie so verzweifelt geklungen. Unruhig tigerte er auf und ab, wandte den Blick beschämt ab. Während er ihn vor wenigen Minuten noch mit zornigem Feuer angestarrt hatte, konnte er seine tränenverquollenen Augen jetzt nicht ertragen.
„Du bist in meinem Leben. Du bist in meinem Leben, oder nicht? Ich….Euphoria, ich möchte nicht nur Kummer und Schmerz mit dir teilen, ich will meine Freude mit dir teilen.“
Aschwin hielt in seinen Bewegungen inne und trat vorsichtig an den Tiefling heran. Es tat weh, dass er nicht wusste, ob er sich ihm überhaupt wirklich nähern konnte. Er hob seine zitternde rechte Hand, die nicht vor Schmerz pulsierte und strich langsam eine Träne von der violetten Wange. Ganz sacht, um ihn bloß nicht mit seinen Klauen zu verletzen.
„E-Es tut mir leid, dass ich mich immer noch….dass ich mich immer noch abwende und dass ich viel zu langsam lerne. B-Bitte hör auf zu weinen“, flehte er verzweifelt, während seine Fähigkeit zu sprechen ihn langsam aber sicher vollkommen zu verlassen schien.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1Do Jul 28, 2022 7:03 pm

Kaum hatten die Tränen ihren Lauf genommen, war es unmöglich sie aufzuhalten. Euphoria fühlte sich grauenvoll, schlimmer noch, dass er ausgerechnet jetzt von seinen Emotionen so stark übermannt wurde, dass er nicht anders konnte, als zu weinen. Dabei sollte Aschwin nicht das Gefühl bekommen, dass er abermals alles daran setzte, dass es um ihn ging, wollte ihn nicht in eine Ecke drängen oder Schuldgefühle verursachen. Das war nicht fair, nicht einmal bei solch einem Streit, der hoffentlich langsam ein Ende nahm.
So angriffslustig wie der Tiefling gerade war, wollte er am liebsten gerade alles tun, um dem ein Ende zu bereiten, seine Arme um den Dunkelhaarigen zu schlingen und nie wieder loslassen. Keiner auf dieser Welt hatte es je geschafft, dass er so viel für jemanden empfand, dass es ihn beinahe zerriss.
„Ich…ich liebe dich doch auch, ich würde alles für dich tun, egal was!“, schluchzte der Barde verzweifelt, schrak im nächsten Mal hoch, als der Werwolf mit seiner Faust gegen den harten Stein schlug. Das Knacken hallte noch in seinen Ohren wider und ein weiterer Schwall an Tränen raubten ihm die Sicht. Er sollte sich nicht wehtun, nicht seinetwegen!
Abermals schüttelte der Gelockte seinen Kopf, sein Geliebter sollte sich nicht für so etwas entschuldigen, es war unfair zu erwarten, dass jeder sich genauso gut ausdrücken konnte, wie der Barde und selbst er hatte sichtlich Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden oder gar die Worte richtig zu nutzen. Nein, stattdessen setzte er sie ein, um andere zu verletzen, um sie so hart zu treffen, anstatt alles daran zu setzen, dass ihr Streit nicht in diesem Ausmaß eskalierte.
Doch nun war es viel zu spät, er konnte nur noch bereuen, dass er sie so weit getrieben hatte, dass er Aschwin so wehgetan hatte, ihn bis zum äußersten Rand getrieben hatte.
Und für was? Nur, um Gemeinheiten auszurufen? Das war es nicht wert, das würde es niemals sein.
„Ich möchte alles mit dir teilen, egal, was es ist, du bist doch mein Leben, Aschwin….“, seine Stimme brach, hilfesuchend blickte er in die Augen seines Freundes, während sein Körper bebte.
Gerade hatte er noch mit der Angst zu tun, dass es vielleicht um beide geschehen war, dass der Werwolf ihn nicht mehr an seiner Seite haben wollte, und nun war er bei ihm und Euphoria konnte nicht anders, als stärker zu weinen, als die bekannte Hand seine Haut berührte, lehnte sich automatisch der Berührung entgegen.
„Nein, es…es tut mir so leid! Du lernst nicht zu langsam…ich dränge nur viel zu stark! Es tut mir leid, ich…ich wollte dir nicht wehtun! Schau nur, was ich dir angetan hab, wenn ich nicht wäre….dann würdest du nicht so viele Schmerzen haben! Aschwin, ich möchte nicht streiten…ich…du bist das Beste was mir je passiert ist, ich…ich will nicht, dass du dich je für mich änderst, bitte, bitte sei mir nicht böse.“
Flehend blickte er in das schmerzerfüllte Gesicht. Es war ein Anblick, der ihm nicht fremd war, doch hatten sie es eine Weile lang geschafft, dass es nicht mehr ausbrach, dass Aschwin etwas Kontrolle über sich selbst um den Vollmond herum behalten konnte.
Zu wissen, dass all dies nur seinetwegen war, schmerze in der Brust des Tieflings.
Vorsichtig umfasste er die Hand des anderen, zog sie näher an sich heran und presste sachte seine Lippen auf den Handrücken. Es war ihm gleich, ob die Klauen gefährlich war, nichts an ihm würde ihn jemals dazu bringen, sich von ihm zu entfernen, Abstand zu suchen.

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1So Nov 06, 2022 12:26 pm

Überall um ihn herum roch es nach Blut. Wundervolles, metallisches Blut, das seine Nase hochkroch und jegliches logische Denken in seinem Hirn vollkommen aushebelte. Die Formen um ihn herum waren zu humanoiden Formen zusammengeflossen. So stark hatte er seine Verwandlung seit Jahren nicht mehr erlebt und Aschwin wusste, dass dieser verdammte Blutmond Schuld daran war. Sie hatten einen Plan ausgearbeitet, wie sie ihn im Schach behalten würden. Die anderen hatten es ihm versprochen, denn Aschwin hatte sich auch nicht wohl bei dem Gedanken gefühlt, sie ohne seine Unterstützung in das Herz des Waldes zu schicken. Sie hatten einen Plan gehabt und dennoch war alles so furchtbar schief gegangen. Die Zauber, die ihn im Schach hätten halten sollen, hatten fehlgeschlagen. Vermutlich hatte niemand damit gerechnet, wie rasend und stark sein Werwolf heute Nacht sein würde, nicht einmal Aschwin selbst hätte gedacht, dass er so sehr den Verstand verlieren würde.
Man fügte ihm Schmerzen zu, diese humanoiden Schatten, sie warfen ihm Magie und kalten Stahl entgegen um ihn zu stoppen. Aschwin stieß ein lautes, wütendes Brüllen aus und seine Beine ließen ihn nach vorn schnellen. Stark war er, aber auch präzise, als er seine Beute von den Füßen warf und sich seine Zähne mit einem lauten Knirschen in Fleisch gruben und einen Knochen zu knacken schienen. Aschwin wollte sein Mahl genießen, als ein schmerzerfüllter Schrei durch seinen ganzen Körper zuckte. Diese Stimme und dieser Schmerz, der darin lagen, zuckten wie ein blendend helles Licht durch seinen Schädel und für einen kurzen Moment lockerte sich der feste Biss um Euphorias Schulter. Euphoria! Wie konnte er ihn bloß so zum Schreien bringen, wie konnte er ihm solche Qualen zufügen, was war denn bloß, wenn er seinen Fluch an ihn-
Aschwin wusste nicht mehr, wer die Gunst der Stunde genutzt hatte, aber irgendetwas traf ihn hart und die rote Wut, die ihn angetrieben hatte, schien mit einem Mal zu erlöschen und dem Werwolf wurde schwarz vor Augen, als er in eine wohltuende Bewusstlosigkeit sackte.
Die Welt um ihn herum kam nur langsam und flackernd wieder in Fokus. Das undefinierbare schmutzige Weiß über ihm war nicht der Himmel, sondern die Decke seines Zeltes, als sich seine Augen langsam wieder scharf stellten. Sein Schädel wummerte, als wenn ihn drei Zwerge gleichzeitig mit einem Schmiedehammer bearbeiteten. Ächzend setzte sich der Scharfschütze auf und hielt sich seine Schläfen. Mit einem Mal brachen die Bilder über ihn hinein. Nicht schemenhaft, wie er sie in seiner Raserei wahrgenommen hatte, sondern klar und erschreckend.
„Euphoria!“
Sein Atem beschleunigte sich und ihm wurde schwindelig. Er hatte Euphoria gebissen, während eines Blutmondes hatte er ihn gebissen. Was, wenn er-
Aschwin konnte diesen Gedanken einfach nicht zu Ende denken. Gewissheit, er brauchte Gewissheit oder es würde ihn zerfressen. In heilloser Panik stürzte er aus seinem Zelt. In der Mitte ihres kleinen Lagers brannte ein Feuer und warf lange Schatten in den Wald. Um sie herum konnte Aschwin vage das Glitzern von Xoras Schutzzauber wahrnehmen. Die Gestalt am Feuer hatte sich zu ihm herumgedreht, als er so panisch aus seinem Zelt gestolpert war und Aschwin blickte in die besorgten goldenen Augen seines Barden. Bevor er auch nur ein Wort über die Lippen gebracht hatte, schnürte ihm der Geruch des anderen die Kehle zu. Aschwin fühlte sich, als wenn man ihm den Boden unter den Füßen weggerissen hätte, als sein Magen ein Satz nach unten machte. Dieser Geruch nach Werwolf. Wie in Trance richtete er sich auf, starrte auf Euphoria hinab.
„Du musst Easca um Hilfe bitten. Sofort. I-Ich hab dich gebissen, es tut mir so leid, ich-„

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BeitragThema: Re: Wolfsong       Wolfsong - Seite 7 Icon_minitime1So Nov 06, 2022 2:28 pm

Es musste funktionieren, es musste einfach funktionieren! Euphoria hatte sich seit Tagen so viele Gedanken gemacht, seit dem Moment, wo man ihnen über dem Blutmond berichtet hatte. Er wusste doch, wie schwer Aschwin sich bereits an normalen Vollmondnächten tat. Wie sollte dann diese Nacht werden? Doch der Barde wollte keine Zweifel aufkeimen lassen, es war nicht seine Art und tief im Inneren war er überzeugt, dass sie all dies hinbekommen würden. Auch, wenn es bedeuten mochte, dass sie den anderen verletzen mussten, um sich selbst zu schützen, seinen Klauen und den Reißzähnen zu entkommen.
Ihr Plan schien so gut zu sein, sie hatten alles bedacht und der Tiefling war bereit dieser Gefahr ins Auge zu blicken, seinen Geliebten aufzuhalten etwas zu tun, was er hinterher vielleicht bereuen konnte. Doch das Schicksal war nicht auf ihrer Seite. Ganz gleich was sie dem Werwolf entgegen warfen, nichts schien zu fruchten oder ihn wenigstens in die Flucht zu schlagen.
Schweißperlen benetzten die Stirn des Gehörnten, als er angestrengt einen weiteren Zauber in Aschwins Richtung warf, sein Rapier schützend vor sich haltend. Es war, als wäre er von neuer Rasierei befallen worden, als würde der Mond ihn nur noch stärker antreiben. Das rote Licht zwischen den Bäumen tränkte die Szene in einen noch gefährlicheren Schleier. Erneut verfluchte der Lockenkopf diesen leuchtenden Ball am Himmelszelt, wie viel Schlechtes er nur jeden Monat mit sich brachte.
Erschöpfung machte sich nach und nach in ihnen breit, es war erschreckend, wie alle Versuche an diesem Wesen abzuprallen schienen. Wie konnten sie ahnen, dass es so ausarten würde? Ein kurzer Blick zu seinen Freunden verriet, dass auch ihnen allmählich die Ideen ausgingen, dass sich nach und nach Verzweiflung breit machte und dieser Moment schien gereicht zu haben, dass Aschwin nach vorn schnellte und im nächsten Atemzug den Tiefling zu Boden warf.
Schockiert starrte er die rasende Gestalt an, konnte keinen Zauber aussprechen oder gar auf das Wesen einreden, da hatte er bereits seine Zähne so tief und fest in ihn gegraben, dass er nicht anders konnte als schmerzerfüllt aufzuschreien. Ein Schrei, der ihn beinahe selbst erschrak, doch er konnte nicht anders. Er spürte, wie seine Knochen brachen, wie das Blut aus seiner Wunde schoss, in welcher sich sein Geliebter verbissen hatte. Das war das Schlimmste, was ihnen passieren konnte, ein Moment, den Aschwin immer wieder so sehr fürchtete. Und nun war er passiert.
Mit seiner letzten Kraft versuchte er ihn irgendwie von sich zu stemmen, wünschte sich, dass er abließ, dass der pochende Schmerz abflaute, der ihm beinahe den Verstand raubte. War es normal, dass ein Biss so wehtat? Dass sein Körper auf einmal so stark zu brennen begann, dass er glaubte wahrlich unter dem Wolf das Bewusstsein zu verlieren?
Doch seine Gedanken wurden schnell fortgewischt, als einer ihrer Begleiter die Chance ausgenutzt hatte und den Werwolf endlich bezwingen konnte. Bewusstlos war der massige Körper auf ihn gefallen und es brauchte die Unterstützung der anderen, ihn von Euphoria zu stemmen.
Alles, was danach geschah, wirkte beinahe wie verschwommen. Notgedrungen hatten Dhanal und Easca sich seiner Wunde angenommen, ehe sie sich hier niederließen und ein Lager aufschlugen. Der Tiefling war absolut keine Hilfe, so sehr er auch versuchte etwas zu tun, der Schmerz ließ ihn immer wieder zusammenzucken.
Er hatte sich neben dem Feuer zusammengekauert, hatte keine Zeit sich Gedanken zu machen, was gerade geschehen war, viel zu groß war die Erschöpfung, ließ seine Knochen immer schwerer werde, ehe er einnickte und erst bei den ersten Sonnenstrahlen blinzelnd erwachte.
Schlagartig kamen all die Eindrücke der letzten Nacht zurück, was wirklich geschehen war und ihm wurde mit einem Male heiß und kalt zugleich.
Aschwin hatte ihn gebissen, hatte seine Zähne so tief in das Fleisch gebohrt, dass er immer noch glaubte sein Gebiss auf seiner Haut zu spüren. Langsam dämmerte es im Schädel des Barden, was dieser Biss wirklich zu bedeuten, wieso sich dieses Gefühl intensiver angefühlt hatte und mit welchen Konsequenzen sie vielleicht klarkommen mussten.
Es war unfair zornig oder gar verletzt zu sein, konnte der Werwolf doch nichts dafür, niemand konnte was dafür. Und dennoch stauten sich die Tränen in Euphorias Augenwinkeln an und er musste sich ermahnen nicht zu weinen.
Easca war mittlerweile an ihn herangetreten, blickte ihn aus ihren großen Augen an und legte ihre Hand auf seine, murmelte ein paar Worte, die er nicht verstand, als eine wohlige Wärme durch seinen Körper floss, jedoch auch ebenso plötzlich abebbte. Sie brauchten nichts zu sagen, er konnte sich denken, was sie gerade versucht hatte und was es zu bedeuten hatte, dass die angenehme Wärme so plötzlich abgeflaut war.
Ein Stein hatte sich in seiner Magengrube geformt, wie sollte er all dies Aschwin erklären, wenn er wieder wach war, wie sollte er ihn beruhigen?
So viele Gedanken, Sorgen, Angst und schiere Panik machten sich im schmalen Körper des Barden breit, das war nicht fair, das sollte nicht passiert sein. Sie hatten doch einen Plan!
Beinahe erschrocken ließ er den Lockenkopf zum Zelt fahren, als sein Geliebter herausstolperte, blickte ihn aus sorgenerfüllten Augen an, als sich ihre Blicke trafen. „Aschwin...“, glitt es leise über seine Lippen und er erhob sich langsam von seinem Platz. Er hatte solch eine Angst, doch weniger Angst vor dem Jäger und mehr vor dem, was ihn schon bald erwarten würde.
Die Schuld, die schreckliche Schuld, die den Dunkelhaarigen zerfressen konnte, etwas, was Euphoria nicht wollte.
„Aschwin...ich...bitte beruhige dich doch erstmal.“, mit langsamen Schritten trat er näher an die hoch gewachsene Gestalt heran. Gab es richtige Worte für all das? Wie sollte er es so schonend wie möglich dem anderen beibringen?
„Es...du konntest nichts dafür. Wir...wir haben das alles so unterschätzt, wir...wir waren alle hilflos, du konntest wirklich nichts dafür!“ Der Tiefling wusste nicht, ob er gerade seinen Gegenüber oder sich selbst von seinen Worten überzeugen wollte.
„E...ich glaube Easca hat schon versucht mir zu helfen, ich weiß nicht, ob...ob es geholfen hat oder nicht.“ Es war lächerlich, wie er versuchte sich und alle anderen zu belügen. Sein Gefühl sagte ihm, dass sich nichts geändert hatte. Es war nicht so, als würde er sich groß anders fühlen, aber etwas in ihm war unruhig, fremd und anders.

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