Danger Danger
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Danger Danger

High Voltage
 
StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 Major Crimes

Nach unten 
2 verfasser
Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10  Weiter
AutorNachricht
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo März 18, 2024 11:00 pm

Der Zorn ließ ihn regelrecht rot sehen, die Schreie des anderen waren nur Motivation tiefer in ihn vorzustoßen, tiefer seine Zähne in das blasse Fleisch zu graben.
Er wollte, dass er seine Gegenwehr bedauerte, dass dieser verdammte Junkie nie wieder von jemand anderen angefasst werden würde, ohne zu sehen, was mit ihm schon getrieben wurde, um zu sehen wie wertlos er eigentlich war.
Konnte er doch seine Kehle wundschreien, es interessierte Mherzad nicht. Lieber konzentrierte er sich auf die Wut, die Eifersucht, all die brodelnden Gefühle, die sich in letzter Zeit angestaut hatten.
Der Merc hatte ihn zerstört, der Craven, den er gerne bei sich hatte, existierte nicht mehr, mit all der Gegenwehr, mit so viel Ungehorsam und dem Irrglauben er könnte sich eine Existenz wo anders mit jemand anderem aufbauen. Noch nie war er so aus der Reihe getanzt, noch nie hatte er sich so widerlich verhalten und noch nie war er zorniger darüber, dass all die Jahre einfach so weggeworfen wurden.
Hatte Craven absolut gar keinen Respekt ihm gegenüber?!
In dem Wirrwarr an Gedanken, hatte er seinen Griff für einen kurzen Moment gelockert und bereute sogleich die Unachtsamkeit, als der Dunkelhaarige sich befreien konnte und sogleich an seinem Haar zog. Wie konnte er es wagen? Diese Haare waren teurer als alles in dieser versifften Wohnung!
Mit einer genervten Bewegung zog er seinen Arm von sich, spürte den Schmerz auf seiner Kopfhaut, den er mit einem weiteren Biss dem anderen heimzahlte.
Das Blut hatte mittlerweile seine Lippen benetzt, klebte auf seiner Zunge, seinen Zähnen. Wie ein wildes Tier war er über den jungen Mann gebeugt und bohrte immer weiter die Zähne in ihn hinein, hielt ihn noch fester, dass es definitiv bleibende Spuren hinterlassen würde.
Als der Junkie jedoch seinen Namen über die Lippen brachte, hielt er für einen Moment inne, ihn aus hasserfüllten Augen anstarrend. „Nimm meinen Namen nicht in den Mund!“, zischte er dem Jüngeren entgegen und gab ihm sogleich eine Ohrfeige.
„Nenn mich nie wieder so, hast du das verstanden?!“ Er war Mherzad, er würde immer Mherzad sein, niemand nannte ihn Jack und schon gar nicht ein undankbarer, respektloser Junkie wie Craven!
Es hatte fast schon etwas Zufriedenstellendes, die Angst in der Stimme, die Tränen im Gesicht. Er hatte wirklich Angst, dass das hier das Letzte war, was er jemals auf der Welt sehen würde.
„Und was, wenn ich einfach dein Genick breche? Wer soll mich abhalten?!“, seine Lippen waren nah an Cravens Ohr, als er die Worte drohend, fast schon amüsiert ihm entgegen wisperte.
Fynn war nicht hier, sein Ritter in goldener Rüstung, niemand war hier, um ihm zu helfen und wenn er wollte, konnte er das alles einfach hier und jetzt beenden. Verdient hätte er es zumindest.
Aber stattdessen lachte er nur auf. Oh, er würde sich nicht die Hände schmutzig machen, würde ihm sein jämmerliches Leben lassen.
Anstatt ihm die Kehle durchzubeißen, ihn zu erwürgen, oder anderweitig sein Licht zu erlöschen, stieß er noch einmal schnell zu und ergoss sich ihm jungen Mann, sich anschließend rasch zurückziehend.
Der lange Körper erhob sich, zog den Reißverschluss seiner Hose zu. Mherzad fischte seinen Sonnenbrille aus der Jackentasche, setzte sie im selben Atemzug wieder auf, seine Augen verbergend.
Abschätzig wanderte sein Blick hinunter auf den Junkie, das kleine Häufchen Elend.
„Wenn ich so darüber nachdenke. Vielleicht sollten sich unsere Wege wirklich trennen. Ich glaube ich brauche nichts mehr von dir.“ Er verschränkte grinsend seine Arme, sich in einer fließenden Bewegung bewegend, ehe er kurz innehielt und sich noch einmal Craven zuwandte. „Oh, fast vergessen. Hier, deine Bezahlung.“ Lachend warf er ihm einen kleinen Bündel an Scheinen auf die Brust, ehe die Eingangstür sich surrend öffnete und er hinaus in den Flur trat.
Sein Fahrer hatte geduldig gewartet, hatte ihn kurz betrachtet und anschließend stumm ein Stofftaschentuch gereicht, dass er sich die Blutreste vom Gesicht wischen konnte, ehe sie fortfuhren, den Junkie endgültig allein lassend.
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di März 19, 2024 6:58 pm

Craven hatte seinen Widerstand aufgegeben, zu groß war die Angst, dass eine falsche Bewegung den Fixer zu etwas provozieren würde, was er nicht zurücknehmen konnte. Ein richtiger Mann hätte dem Fixer Paroli bieten können, hätte sich gegen ihn gestellt und ihm die Meinung gesagt, aber Craven hatte es versucht und was hatte es ihm gebracht? Vergewaltigt und geschunden auf dem Boden seiner Wohnung. Alles an seinem Körper schien zu schmerzen, wobei sein Hals alles übertraf. Er fühlte sich an, als hätte er versucht, sich mit Stacheldraht zu erhängen.
Der Junkie hielt so gut es ging still, zuckte nicht zusammen, als Mherzad ihn ohrfeigte. Er hatte gehofft, an den Menschen hinter dem Fixer zu appellieren, an den kleinen Teil, dem Craven mal etwas bedeutet hatte. Vielleicht hatte es den niemals gegeben. Seine drohende Frage stellte die Nackenhaare des Junkies auf. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte und schwieg stattdessen stumm. Angst hatte ihm sowieso die Kehle zugeschnürt. Das Wochenende in den Badlands schien auf einmal so weit entfernt, als wenn es in einem anderen Leben gewesen wäre. Stumm rollten die Tränen über seine gerötete Wange, während er darauf wartete, dass Mherzad mit ihm fertig war. Leider hatte Craven nie gelernt, sich aus seinem eigenen Kopf auszusperren. Stattdessen hatte er sich immer mit Drogen betäubt, bis es sich in seinem eigenen Kopf nicht mehr so schlimm anfühlte. Für einen kurzen, erdrückenden Moment wünschte er sich den Dollchip zurück, dann war es vorbei.
Mherzad hatte sich in ihm ergossen und sich aus ihm zurückgezogen und Craven blieb hier liegen, wie er war. Er wagte keinen Blick in Mherzads Richtung aus Angst, dass jedes Bisschen Aufmerksamkeit ihn vielleicht doch noch provozieren könnte. In einem letzten Akt der Verhöhnung war er ihm seine Bezahlung zu. Erst, als die Schritte auf dem Gang verhallt waren, griff Craven mit klammen Fingern danach und schleuderte das Bündel mit einem schmerzerfüllten Aufschrei gegen die Tür.
Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben. Alles an ihm schmerzte, sein Hals, seine Arme, sein Becken. Die Verletzungen an seinem Hals waren schwer einzuschätzen, aber das Blut floss scheinbar noch immer munter weiter. Eine Hand an seine Kehle gedrückt zwang Craven sich, aufzustehen. Er musste zu Fynn. Fynn würde ihm helfen. Jeder seiner wirren Gedanken kreiste um den Merc, während er sich in Zeitlupe vom Boden auf die Knie kämpfte. Es war ein Kraftakt, seine Kleidung überzuziehen. Schließlich gab Craven nach und tastete auf dem Couchtisch nach einem Inhaler mit Black Lace. Wenn er eine Hoffnung haben wollte, es bis zu Fynns Wohnung zu schaffen, brauchte er einen Boost. Wieso er ihn nicht einfach anrief, wusste er nicht. Sein Hirn war voll mit Angst und Panik und eine logische Entscheidung zu treffen, erschien unendlich schwer. Die unreale Angst schlummerte in ihm, dass Mherzad doch noch einmal wiederkehren würde und dann war alles zu spät. Beinahe rutschte Craven in dem Blut aus, das seinen Linoleumboden versaute, als er sich erhob. Ächzend setzte er einen Schritt vor den nächsten. Keine Ahnung, wie er sich bis zum Wagen geschleppt hatte, wie er es vom Parkplatz runter und durch die Straßen der Stadt geschafft hatte. Black Lace und Routine vermutlich. Die Welt zog an ihm vorüber wie im Rausch. Sein Wagen kam neben Fynns Bike zum Stillstand. Irgendwie war überall Blut hingekommen. Wenn er irgendwelchen Leuten über den Weg gelaufen war, erinnerte sich Craven nicht mehr daran. Erst, als er vor der Tür zu Fynns Apartment stand, schärfte sich seine Wahrnehmung etwas und er schlug ein- oder zweimal mit der flachen Hand gegen die Tür.
„Fynn….Ich brauch Hilfe“, krächzte seine Stimme. Gott, was, wenn er nicht zuhause war? Der Schmerz hämmerte immer noch gegen seine Schläfen und haltsuchend sank Craven gegen den Türrahmen.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di März 19, 2024 11:42 pm

Fynn wollte es nicht ganz zugeben, doch er hatte den Jüngeren mittlerweile vermisst. Dabei waren sie nur einen Tag auseinander gewesen.
Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, ihn mit den dämlichsten Dingen zuzutexten und wie ein Teenager auf sein Handy zu starren, wenn der andere auf ihn reagierte.
Allerdings konnte er nicht nur auf der Couch hocken und schreiben, einige Dinge standen immer noch an, wie das Auspacken und Einräumen der Campingausrüstung, seine Wohnung auf Vordermann bringen und im Spiegelschrank ein bisschen mehr Platz machen, nur für den Fall, sollte Craven einige Sachen von sich griffbereit haben wollen, wenn er ihn ab und an besuchte.
Er wollte einfach nur, dass es unkomplizierter für sie war und er nicht gegen Ende rausmusste, weil der Dunkelhaarige eine besondere Zahnseide brauchte, die hier nicht herumlag. Vorausgesetzt, dass er sowas benutzte, er sollte sowas benutzen!
Fuck, wieso dachte er so viel über ihn denn jetzt nach und dann auch noch über solche banalen Dinge?
Der Ausflug in die Badlands haftete immer noch auf ihm, immer wieder drifteten seine Gedanken an die Momente, die sie gemeinsam verbracht hatte, an die weichen Lippen, wie sie sein bestes Stück bearbeitet hatten. Es war nicht verwunderlich, dass der Merc ein bisschen länger unter der Dusche blieb, sich ausmalend, was sie noch in Zukunft gemeinsam anstellen konnten, während er sich keuchend einen runterholte. Er war wirklich wieder wie ein Teenager…was hatte Craven nur mit ihm angestellt?!
Gute gelaunt beschäftigte sich der Ältere mit den Möbelstücken, die der junge Mann eigentlich mit ihm aufbauen wollte und stattdessen doch in seiner eigenen Wohnung jetzt verschwunden war.
“Kannst deinen faulen Arsch mal hierher bewegen, ich brauche jemanden, der mir die Anleitung vorliest.“ Mit einem Lächeln tippte er die Nachricht und schickte sie sogleich ab, ehe er sich kopfkratzend um ein Regal kümmerte, was ins Wohnzimmer kommen sollte.
Es war unüblich, dass Craven ihn so lange hängen ließ, ein kurzer Blick aufs Display verriet ihm, dass er noch nicht einmal auf sein Handy geschaut hatte. Vielleicht war er noch am Pennen oder hatte sich in irgendwas vertieft. Kein Grund direkt obsessiv zu werden.
Stattdessen beschäftigte sich Fynn mit einigen weiteren Kisten, ehe der Hunger rief und er sich die Zeit nahm, was Eigenes zu kochen, erneut das Smartphone schnappend. “Es gibt Enchiladas, das solltest du dir besser nicht entgehen lassen, ich werde dich neidisch machen und Bilder schicken!“
Kopfschüttelnd ging er seinem Hobby weiter nach, schaute ein wenig fern, als das Klingeln seines Ofens zeitgleich mit dem Klopfen der Tür in den Ohren ertönte. Also hatte er endlich seine Nachrichten durchgelesen!
Mit einem breiten Grinsen sprang der muskulöse Körper von den weichen Polstern auf, schaltete den Ofen beim Vorbeigehen aus, ehe er die Tür öffnete.
„Ich wusste, dass ich dich mit Essen locken kann! Hast aber lang….“, seine Worte blieben ihm in der Kehle stecken, das breite Grinsen war ganz aus seinem Gesicht gewichen, als der Dunkelhaarige ihm regelrecht entgegenfiel statt vor ihm grinsend zu stehen.
Schnell hielt er den Jüngeren fest, damit er nicht zu Boden fiel, erkannte mit geweiteten Augen all das Blut, was seinen Hals bedeckte, Blut, was immer noch frisch war.
Panik machte sich in Fynn breit, Angst, dass der andere gerade in seinen Armen ausblutete. Fuck, was war geschehen?
„Craven, was…“, alles in ihm schrie gerade sich der Panik hinzugeben, einer Schockstarrte, doch das durfte er nicht, nicht jetzt!
Jede Sekunde konnte gerade über Cravens Leben entscheiden und bei diesem Anblick, schien ihm jemand die Kehle durchgeschlitzt oder aufgerissen zu haben und der Merc hatte nichts hier, was solche schweren Wunden auch nur ansatzweise stoppen konnte.
Hastig nahm er den hageren Körper auf seine Arme, fischte dabei den Autoschlüssel aus seiner Hand, ehe er hastig zur Garage eilte.
„Halt deinen Hals fest, so gut du kannst.“, forderte er den anderen mit ruhiger Stimme auf, während er die letzten Treppen runterlief, dem schwarzen Quadra entgegen.
Sein Gehirn war auf Autopilot, versuchte schnell und gut zu funktionieren, versuchte sich nicht von der immer weiter aufsteigenden Angst leiten zu lassen.
Der Silberhaarige hatte seinen Pullover ausgezogen, drückte ihn gegen die Wunden des anderen, ehe er seine Hand nahm und sie auf den Bündel legte. Er konnte nicht erkennen, wie tief die Wunde war, was es für eine war, doch er meinte Kerben gesehen zu gaben, als hätte sich etwas in sein Fleisch gebohrt.
„Halte durch, ja? Rede mit mir. Egal was, was ist dein Lieblingssong, warum ist es dein Lieblingssong und wieso gibt es keinen besseren?“, quietschend hatte Fynn die Garage verlassen, war auf die Straße rausgefahren und legte nun einen Zahn zu, das nächste Krankenhaus ansteuernd. „Bleibe bitte wach, Craven, mach bloß nicht deine Augen zu.“ Er konnte das Beben in seiner Stimme nicht unterdrücken, als er so ruhig und gefasst wie möglich mit dem Dunkelhaarigen sprach. Fuck, er durfte nicht flatlinen, er durfte einfach nicht!

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mi März 20, 2024 6:48 pm

In Cravens Verstand hatten sich schon die wildesten Szenarien abgespielt, was passieren würde, wenn Fynn wirklich nicht zuhause war. Vielleicht machte er einen Gig, vielleicht besuchte er nochmal Banks, wer wusste das schon? Die Erleichterung, die ihn ergriff, als sich die Tür öffnete, war mit nichts zu vergleichen. Selbst jetzt, allem Leid zum Trotz, entzündete Fynns Anblick irgendwo in seinem Inneren eine warme Flamme. Er konnte all das nicht verlieren. Er durfte einfach nicht. Während er den Weg hierher noch irgendwie alles an sich zusammengerissen hatte, merkte er jetzt, wie wackelig seine Beine wurden und er war dankbar, als Fynn ihn in seine Arme zog und er für einen Moment loslassen konnte. Er hatte nicht wahrgenommen, ob der Merc wirklich mit ihm gesprochen hatte, überließ ihm nur den Autoschlüssel. Am liebsten hätte er irgendeinen dummen Spruch gebracht, um die Stimmung etwas zu lockern, denn so gefasst sich Fynn auch geben wollte, seine Panik sickerte durch, selbst zu Craven. Dabei konnte er selbst nicht einmal sagen, wie schlimm es wirklich war. Wenn es lebensbedrohlich gewesen wäre, hätte er es doch nicht bis hierher geschafft? Aber vielleicht war sein Körper auch nur voll mit Adrenalin. Schon waren sie wieder im Auto und Fynn drückte ihm seinen Pullover auf die Wunde. Craven gehorchte seiner Anweisung und presste seine Hand auf den Stoff, auch, wenn der Schmerz ihn zusammenzucken ließ.
„Alles klar, Boss“, entgegnete er ihm und gab ihm mit der freien Hand einen schwachen Daumen in die Höhe. Nach allem, was in der letzten Stunde passiert war, war es seine Ausflucht, in ihr übliches Schema zurückzufallen. Alles fühlte sich normaler und weniger schlimm an.
„Ist n Oldie, aber….Das verlässt nicht diesen Wagen….Fergalicious von Fergie ist ein Bop, du kannst mich nicht umstimmen.“
Seine Stimme war kratzig und es tat weh zu sprechen, aber er tat Fynn den Gefallen und brabbelte weiter über seine Lieblingspopsongs von Anfang dieses Jahrhunderts. Irgendwann wusste er nicht mehr, ob seine Worte überhaupt noch Sinn ergaben. Aber er war bei Bewusstsein und das war es, was zählte.
Mit quietschenden Reifen hatte Fynn schließlich vorm erstbesten Krankenhaus gehalten. Craven wusste nicht, wie der Merc sie an den zahlreichen Leuten in der Notaufnahme vorbei bugsiert hatte. Er wusste nicht, wie er auf eine Liege gekommen war und was die Leute alles mit ihm veranstaltet hatten, während man ihm einen Zugang legte.
Es hatte viel zu viele Stiche gebraucht, um die Wunden an seinem Hals wieder zu vernähen, aber Mherzad schien die Halsschlagader verfehlt zu haben und er schwebte nicht in Lebensgefahr. Narben würden trotzdem bleiben. Jetzt war er dick bandagiert und durfte schon in zwei Tagen zur Fadenkontrolle wiederkommen. Craven hatte dem Arzt wahrheitsgemäß erklärt, dass es Bisswunden an seinem Hals waren, dass er ernste Quetschungen an den Unterarmen hatte und schließlich auch, dass sich jemand an ihm vergangen hatte. Fynn war die ganze Zeit anwesend gewesen, Craven hatte es zugelassen, konnte ihm aber nach seinem letzten Geständnis nicht mehr in die Augen sehen. Nein, er wollte keine Anzeige erstatten. Die Worte hatten eine solche Scham in ihm ausgelöst, aber er hatte Fynn nur aus glasigen Augen angestarrt und den Kopf geschüttelt, bis er das Thema zu mindestens vorerst fallen ließ. Draußen war tiefste Nacht, als man sie entließ. Die Krankenhäuser waren zu voll, um ihn dazubehalten und man hatte ihm ein ganzes Röhrchen voll mit den feinsten Schmerzmitteln gegeben. Es fühlte sich falsch an, schon wieder in der Realität zu sein, als wenn nichts passiert wäre, aber die Ärzte hatten ihn versorgt und Craven wollte nicht dort bleiben. Nach Hause wollte er auch nicht, aber das hatte auch nie zur Debatte gestanden. Fynn war mit ihm zurück zu seiner Wohnung gefahren und während Craven das Adrenalin verließ, wurde er immer stiller und in sich gekehrter. Die Scham setzte ein und drückte unerbittlich auf Craven nieder. Im Hausflur und auch an der Haustür des Mercs war noch Blut, sein Blut, aber das war ein Problem für morgen.
Die Stille in der Wohnung, nachdem Fynn die Tür hinter sich geschlossen hatte, erdrückte Craven. Er wusste nicht, was er dem andern sagen sollte, wie er ihm erklären sollte, was passiert war. Ihm fehlten die Worte dazu.
„Können wir einfach schlafen gehen? Mir tut alles weh“, murmelte er, immerhin wahrheitsgemäß und blickte Fynn flehend an. All die unausgesprochenen Dinge sollten bis morgen auch unausgesprochen bleiben.
„Du schläfst mit mir in einem Bett, richtig?“, beeilte er sich zu fragen und die Implikation hinter seiner Frage stand unangenehm im Raum. Jetzt, wo es auf einmal still war, drückte der vergangene Tag schwer wie Blei auf seine Schultern.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mi März 20, 2024 11:27 pm

Fynn fühlte sich wie in einem Film, nur in der Lage zuzuschauen und nicht einzugreifen, etwas zu ändern, zurück zu spulen und es so ändern, dass es gar nicht erst zu dieser Situation gekommen wäre.
Wenigstens konnte sich Craven wachhalten und seine Frage beantworten. Wenn er nicht gerade in Lebensgefahr schweben würde und der Merc voller Angst und Panik wär, hätte er ihn für seinen Musikgeschmack aufgezogen. Gerade nickte er nur stumm, den Blick starr auf die Straße gerichtet, immerhin sollten sie jetzt nicht noch einen Autounfall verursachen, nicht jetzt.
Er hatte nicht einmal gefragt, ob der andere von allein gehen konnte, hatte den schmalen Körper aufgesammelt, als sie endlich vor einem Krankenhaus stehengeblieben waren, und schob ihn schnell an Menschenmassen vorbei in die Notaufnahme, drängelte sich vor und ließ Kommentare und Beschimpfungen über sich ergehen. Fuck, konnten sie nicht sehen, dass sie voller Blut waren? Das hier war kein bisschen Magenschmerzen, das hier war dringlich!
Zum Glück hatten die Ärzte es ähnlich gesehen, als sie das schwache Bündel in seinen Armen sahen und nahmen ihn sogleich für ihn ab.
Ein schneller Check und schon sollte der Silberhaarige draußen warten. Man hatte ihn jedoch beruhigen können, er würde nicht verbluten, er würde nicht sterben. Doch die Erleichterung wollte nicht kommen, die Angst wollte sich nicht ganz auflösen und ein nur zu bekannter Schmerz begann langsam seine Wirbelsäule hinaufzukriechen, den er so gut es ging zu ignorieren begann. Das hier war weder Zeit noch Ort, er musste verdammt nochmal seine Zähne zusammenbeißen! Es würde schon wieder weggehen…
Fynn merkte, wie seine Gedanken sich versuchten abzulenken, jedoch immer wieder dieselbe Frage sich wiederholte: Was zur Hölle war nur passiert? Sie waren doch nur einen Tag auseinander gewesen, einen verdammten Tag und dann geschah so etwas?!
Es war kaum zu beschreiben, welch ein Chaos an Gefühlen sich in seinem Bauch breitgemacht hatten, wie seine Brust unangenehm zu schmerzen begann bei der Vorstellung, wie es dem Dunkelhaarigen in den letzten Stunden ergangen sein musste.
Als sie mit dem Zunähen seiner Wunde fertig waren, durfte er sich immerhin wieder zu ihm gesellen, hatte sich stumm neben ihn gestellt und gelauscht, was der junge Mann berichtete, dem Älteren nach und nach indirekt damit aufklärte, was tatsächlich geschehen war.
Mherzad. Natürlich war es der Fixer. Irgendwo hatte er es schon geahnt, wollte es jedoch nicht wahrhaben, wollte sich nicht vorstellen, dass er zu solchen Dingen in der Lage war. Er hatte ihn in allen Belangen misshandelt und Fynn wünschte sich, sie hätte Anzeige erstattet, die Cops auf seinen Arsch gesetzt, doch dann wiederum hätte er sich wahrscheinlich ohnehin freigekauft und es wäre nichts daraus geworden.
Vielleicht sollten sie das besser selber angehen, Fynn war zumindest nicht zu scheu diesem Arsch all dies zurückzuzahlen, was er Craven angetan hatte.
Doch das brauchte der junge Mann gerade nicht, was er brauchte war Ruhe, neue Kleidung und die Gewissheit, dass der Wahnsinnige nicht so schnell wieder an ihn rankommen würde.
Der Silberhaarige wollte etwas sagen, so viel haftetet auf seiner Zunge, blieb stattdessen jedoch stumm, konzentrierte sich seine Cyberware in Ordnung zu bringen, als sie nun in einem ruhigeren Tempo zurück nach Hause fuhren.
Craven lebte, das war das Wichtigste, das war das Einzige, was gerade zählte und er hoffte, dass der andere es genauso sah. Alles andere würden sie noch klären können, es rannte nicht weg.
Kurz ließ er den Blick auf ihn werfen, spürte, wie er ihn am liebsten in seine Arme nehmen wollte, doch sich nicht traute.
Was, wenn er nie wieder von ihm angefasst werden wollte, weder Umarmung oder gar ein kurzer Händedruck? Fynn hätte es ihm nicht verübeln können, doch die Angst war dennoch da.
Eingetrocknetes Blut hatte die beiden auf dem Weg durchgehend begleitet, im Wagen, im Flur und auf seiner Haustür, doch er würde morgen sich um die Reinigung kümmern.
Erschöpft hatte der Merc die Tür hinter sich geschlossen, zog seine Schuhe aus, dabei immer wieder zum Dunkelhaarigen rüberschielend.
Als hätte er gewusst, dass Fragen auf seiner Zunge lagen, hatte er sie schnell im Keim erstickt. „Wir können schlafen gehen.“, murmelte die dunkle Stimme leise, gefolgt von einem bestätigten Nicken.
Die nächste Frage irritierte ihn für einen Moment, fragend musterte er das schmale Gesicht. „Natürlich! Es sei denn, du möchtest das nicht? Was ich verstehen kann aber…ich bleibe bei dir.“, der Ältere merkte schnell, dass Abstand genau das war, was Craven nicht damit implizieren wollte, und trat bestimmt in sein Schlafzimmer, seinen Schrank öffnend.
Er hatte bereits am Vortag gesehen, dass der andere bereits einige Klamotten hier verstaut hatte und kramte ihm sogleich saubere Kleidung. „Hier, gut, dass du was hiergelassen hast. Zieh dich um, ich…muss noch das Essen aus dem Ofen holen.“
Hastig hatte der Merc sein Abendessen aus dem Ofen geholt, verstaute es im Kühlschrank, in der Hoffnung, dass Craven morgen vielleicht Interesse daran haben könnte, eher sich wieder ins Schlafzimmer bewegte, zusah, wie der junge Mann ins Bett krabbelte und ihm hastig folgte, nachdem er sich ebenfalls von der Kleidung befreit und in seine Schlafsachen geschlüpft war.
Es fühlte sich so falsch an, kaum miteinander zu reden, doch der Schock saß noch zu tief in den Knochen, abgesehen davon wusste er nicht, ob eine Unterhaltung das war, was Craven gerade brauchte.
Außerdem war es verdammt schwer zu wissen, welche Grenzen gerade nicht überschritten werden durften. Fynn wollte nicht unsensibel sein, ihm war bewusst, dass vor einigen Stunden er auf so vielen unterschiedlichen Arten verletzt worden war, dass vielleicht sogar nur der kleinste Körperkontakt viel zu viel sein könnte.
„Ich…darf ich?“, fragend blickte er in die goldenen Augen, als er seinen Arm leicht anhob und um seine Taille schlingen wollte. Er wollte wirklich, wirklich alles tun, dass er sich wohler fühlte.
Das Nicken reichte aus, um ihn in eine sachte Umarmung zu ziehen, vorsichtig seine Lippen auf das dunkle Haar zu pressen.
Emotionen kochten auf, ein Wirrwarr an Angst, Panik, Erleichterung, Wut und Überforderung zugleich prasselten auf ihn ein, während sein Nacken pochte. Am liebsten hätte Fynn geweint, es fühlte sich gerade wie die einzige Möglichkeit an, diese Gefühle fortzuspülen. Doch er konnte nicht, er durfte nicht. Er wollte doch nur, dass es Craven gutging, er wollte genau diese Situation um jeden Preis vermeiden, wollte ihm die Angst nehmen, dass es jemals so weit kommen würde. Und jetzt war es alles geschehen und sie konnten es nicht rückgängig machen.
Gott, wie sollte man jetzt schlafen.
„Ich möchte, dass du mit mir wohnst. Ab heute.“, murmelte der Ältere mit leiser, jedoch ernster Stimme. Er hatte lange im Krankenhaus darüber nachgedacht und er konnte es nicht ertragen, ihn nicht bei sich zu haben, nicht zu wissen, ob es ihm gutging.

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Do März 21, 2024 7:23 pm

Seine Gedanken und Gefühle einzusortieren, war noch nie so schwierig gewesen. Craven wusste, dass es sein tiefster Wunsch war, dass Fynn ihn nicht anders behandelte, aber er konnte nicht einmal sagen, ob er Nähe zulassen konnte. Sein Körper fühlte sich so geschunden und voller Schmerzen an, dass es schwer war, seiner Pein nicht in die falsche Richtung Luft zu machen. In der Wohnung hing noch der feinste Geruch von Essen und ein Möbelstück, das noch nicht als solches zu erkennen war, begann im Wohnzimmer Form anzunehmen. Es war alles so normal und Craven hatte ihn wieder und wieder aus diesem Leben gerissen, was der ehemalige Corpo sich aufzubauen versuchte. War es überhaupt fair, dass er mit ihm zusammen sein wollte? Der Gedanke war dem Junkie so noch nie gekommen und er erdrückte ihn umso mehr. Mit all seinen dramatischen Problemen war er vielleicht gar nicht das, was Fynn jetzt brauchte. Wer brauchte auch schon einen Junkie wie ihn? Es waren eindeutig Mherzads Worte, die ihm gerade in den Ohren widerhallten. Er meinte sogar, seine Stimme zu hören und presste die Augenlider aufeinander, um sie zu verbannen.
Noch nie hatte er Fynn so leise und kraftlos erlebt und auch, wenn es ihm wohl zustand, die ganze Angelegenheit auf seine eigene Art und Weise zu verarbeiten, stach es etwas in Cravens Brust, ihn so wortkarg zu erleben. Stumm nahm er seine Kleidung entgegen, zu mindestens erleichtert, dass Fynn noch ein Bett mit ihm teilen wollte. Es dauerte lange, bis er sich aus seiner Kleidung geschält hatte und er war schockiert, wie viel Blut den Stoff verklebte. Eine Weile lang hielt er das Oberteil fassungslos in den Händen, dann zwang er sich in die frische Kleidung. Zum Glück hatte das Oberteil einen weiten Halsausschnitt. Er hörte Fynns Schritte wieder näherkommen und schlüpfte unter die Decke. Kaum hatte er sich ins Bett gelegt, packte ihn schon eine schwere Müdigkeit. Fynn war zu ihm ins Bett gekommen, aber seine Zurückhaltung war beinahe greifbar. Craven gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er ihn berühren durfte, ohne sich ganz sicher zu sein, was das in ihm hervorrufen würde. Glücklicherweise war es die gleiche Wärme, die ihn immer packte, wenn er Fynn näher kam und Craven wandte sich in der vorsichtigen Umarmung um, drückte sein Gesicht in Fynns Brust und atmete seinen Geruch tief ein. Er wollte weinen, aber die Tränen kamen nicht. Außerdem wollte er Fynn nicht noch einen weiteren Grund zur Sorge geben.
Craven war davon ausgegangen, dass sie beide nach diesem Tag einfach blitzschnell in tiefsten Schlaf sinken würden, aber Fynns Stimme durchbrach noch einmal die Stille. Was er ihm mitteilte, ließ Cravens Augen groß werden. Langsam hob er den Kopf und starrte zu dem Merc hinauf. In der Dunkelheit war es schwer, in dem steinernen Gesicht etwas auszumachen.
„Meinst du das ernst?“, krächzte er ungläubig und richtet sich schließlich im Bett auf, um irgendeinen Ausdruck auf Fynns Gesicht zu erhaschen. Sie kannten sich noch kein ganzes Jahr und hatten gerade erst so frisch zueinander gefunden. Was, wenn Fynn ihn als Mitbewohner gar nicht ertragen konnte?
„Du…Du hast meine Wohnung gesehen, ich bin fucking unordentlich und…und ich….“
So sehr er auch versuchte, sich unberührt und gleichgültig wie eh und je zu zeigen, war es so schwer, sich zusammenzureißen. Mit Fynn zusammen zu leben fühlte sich viel zu gut an, um wahr zu sein. Dann brach die Realisation über das, was heute passiert war, wie ein Kartenhaus über seinem Kopf zusammen.
„Ich kann nicht zurück in meine Wohnung“, presste er schließlich hervor.
„I-Ich kann da mehr nicht rein“, stammelte er und merkte, wie sich Tränen in seinem Augenwinkel ansammelten. Er war beim Arzt nicht ins Detail gegangen und auch jetzt konnte er sich noch nicht vorstellen, in Worte zu fassen, was der Fixer mit ihm getan hatte.
„Du kannst mich doch nicht einfach bei dir einziehen lassen, du Gonk“, schniefte er starrte ihn weiterhin ungläubig an.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Do März 21, 2024 11:36 pm

Fynn hatte erwartet, dass der andere im Halbschlaf zustimmen würde, ihm ein stummes Nicken als Bestätigung geben würde. Dass er sich jedoch im Bett aufrichtete und sich vergewissern wollte, ob er nicht gerade Schwachsinn von sich gab, überraschte ihn.
Langsam stemmte er seinen muskulösen Körper ebenfalls auf, setzte sich halb aufrecht im Bett auf, dabei Craven anblickend. „Natürlich meine ich das ernst. Wieso sollte ich nicht?“ An seiner Miene war keine Belustigung zu sehen, kein Ansatz von einem dummen Spruch oder einen Hauch von Gleichgültigkeit. Es war vielleicht absolut dämlich von ihm, doch er hatte bei seinen Überlegungen nie eine Ausgangslage bedacht, in welcher der Jüngere dem nicht zustimmen würde. So war es einfach besser, für beide, und da sprachen nicht nur seine Gefühle, schließlich wollte er es ohnehin so rational wie möglich halten, nur für den Fall, dass es zu weich rüberkommen sollte. Dann wiederum interessierte es ihn nicht zu sehr, ob er zu weich war, sie wollten immerhin aus ihrem Miteinander irgendwas aufbauen und dazu gehörte wohl der sentimentale Kram ebenfalls dazu.
„Dann bekommst du eben einen Plan von mir…mich kümmert das alles nicht, damit komme ich klar. Ich hab freies Zimmer, sind wir mal ehrlich, was soll ich mit einem Büro. Wenn wir mal keinen Bock aufeinander haben, gibt es hier mehr als genug Räume, wo man mal für sich sein kann.“ Der Merc hätte noch so viele weitere Dinge aufzählen können, die es attraktiver machen, doch hielt inne, als er merkte, wie langsam der Tag in Cravens Kopf hineinzusickern schien.
Bei seinen nächsten Worten nickte er nur verständnisvoll, legte behutsam seine Hände auf die schmalen Schultern, die goldenen Augen suchend. „Hey, du musst da nie wieder hin. Ich hole deinen Kram raus und dann legen wir deinen Mietvertrag auf Eis. Scheiß auf die Bude, das wird dein neues Zuhause, ja? Ein Neuanfang.“ Fynn konnte verstehen, dass er die Wohnung nie wieder betreten wollte, dass sie nun beschmutzt von der Erinnerung war, die noch so verdammt frisch war und wahrscheinlich nicht so schnell fortgehen würde. Es war ohnehin ein beschissenes Viertel und das Megabuilding war alles andere als sicher. Wahrscheinlich müssten sie sich nicht einmal um die Formalia kümmern und einfach nur aufhören Miete zu zahlen, dann würden sie schon wen Neues in das Apartment schleusen.
„Nur ein Gonk kann einen anderen Gonk erkennen.“, erwiderte die dunkle Stimme leise, den anderen schief anlächelnd, ehe er ihn umsichtig an seine Brust zog, ihn in seine Arme nahm. Er wollte ihm nahe sein, wollte ihm Ruhe spenden und gleichzeitig ihn nicht überfordern mit zu viel Körperkontakt.
„Ich will dich bei mir haben. Da nehme ich Unordnung in Kauf. Solange du hier bleibst, ist das das geringste Problem.“, brummte er leise in sein Haar, schwer ausatmend. Die Bilder der vergangenen Stunden hatten sich zu stark in sein Gehirn eingebrannt, all das Blut, das bleiche Gesicht, der Krankenhausgeruch und diese Angst, ohne ihn das Gebäude verlassen zu müssen. Scheiße, er hatte sich seit so vielen Jahren nicht mehr gefühlt, die Angst jemanden zu verlieren, der einem so viel bedeutete, war irgendwann in Vergessenheit geraten, als es niemanden mehr in seinem Leben gab, der ihm so viel bedeuten konnte. Und nun wirbelte Craven einfach alles wieder auf.
Langsam hatte sich sein Körper wieder in die Federn gelegt, zog den Jüngeren mit sich, die Decke über sie drapierend, ehe er die Arme erneut um den schmalen Leib schlang. Es gab ihm ein wenig Ruhe und gleichzeitig konnte er merken, wie die Finger immer noch leicht zitterten, wie sein Neurosystem gefühlt ein Loch in sein Fleisch bohrte.
„I-ich dachte kurz das wars. Ich möchte das nie wieder denken.“, presste der Merc leise hervor, zu Craven herunterblickend. „Wir stehen das durch.“ Seine Worte waren ehrlich, er glaubte daran, dass sie es irgendwie überstehen würden, dass Craven es schaffen würde, immerhin war er nicht allein und Fynn würde alles tun, was in seiner Macht stand. Egal was. „Und jetzt schlafen wir.“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Sa März 23, 2024 1:29 am

Dass Fynn so einfach abwinkte, wie unordentlich war, würde Craven ihn noch bereuen lassen. Er lebte quasi alleine, seit er kaum volljährig war und hatte sich nie groß darum scheren müssen, sein Zuhause mit anderen zu teilen, die etwas mehr Wert auf Ordnung legten. Ob das funktionieren konnte? Nicht, dass sie sich gegenseitig direkt so auf den Sack gingen, dass sie sich schon in ein paar Wochen nicht mehr riechen konnten! Aber irgendetwas sagte Craven, dass sie es schon miteinander aushalten würden.
„Manch einer würde sagen, dass es unvernünftig ist, so früh mit jemandem zusammen zu ziehen. Du Gonk“, entgegnete er Fynn, aber unter den üblichen Seitenhieben steckte eine Gerührtheit, die er nicht verbergen konnte. Er wollte nicht über das reden, was heute passiert war, viel lieber wollte er sich der Aussicht auf ein Zusammenleben mit dem Merc hingeben.
„Pf, als wenn ich mich an Pläne halte“, grummelte er leise und ließ sich von Fynn in eine Umarmung ziehen. Es tat gut, so zu tun, als wenn alles in Ordnung wäre, seinen Herzschlag zu hören, auch, wenn er bei jeder zweiten Bewegung zusammenzuckte, weil sein Hals stach und brannte.
„Mein ganz persönlicher Umzugshelfer, hm? Zu gut zum Ausschlagen“, brummte er Fynn entgegen und ließ sich mit ihm aufs Bett ziehen. Auf seiner Brust zu schlafen war durchaus etwas, woran Fynn sich gewöhnen musste. Als wenn er ständig in seinem eigenen Bett übernachten würde! Für den Anfang war es vielleicht aber die bessere Lösung.
Unter ihm konnte er ein leichtes Zittern durch Fynns Körper gehen spüren und er biss die Zähne zusammen. Craven wusste, was Stress mit Fynns defekten Implants anstellte, und wenn der Tag heute nicht stressig gewesen war, wusste er auch nicht, was den Merc aus der Ruhe bringen könnte. Aber seine Worte bestätigten seine Befürchtung nur. Noch schlimmer, Craven hatte heute einfach nichts mehr in sich, um den anderen ebenfalls zu beruhigen. Er war so vollkommen erschöpft und froh, wenn sein Hirn einfach in Schlaf überglitt, dass er nichts weiter empfinden musste. Er wusste nicht, was er auf die Worte des anderen erwidern wollte. Wie groß war auch seine Angst gewesen, dass heute alles zu Ende gehen würde….Wäre es umgekehrt gewesen, Craven hätte nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte, dass Fynn nicht so unantastbar war, wie er immer wirkte. So jedoch konnte er sich an seine Brust anschmiegen und so tun, als wenn er schon eingeschlafen wäre, um jeglichen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, für die er heute keine Kraft mehr hatte.

Sein Schlaf war dankbarerweise recht ruhig. Craven hatte in der Vergangenheit schon schlimmere Alpträume gehabt. Vermutlich hielten die Schmerzmittel ihn etwas ruhiger als gewohnt. Als er am Morgen von der Sonne geweckt wurde, die durchs Fenster schien, spürte er bereits den wummernden Schmerz in seinem Hals und tastete noch im Halbschlaf nach dem Tablettenröllchen, um sich Abhilfe zu verschaffen. Fynn war nicht mehr bei ihm im Bett und aus der Küche stieg ihm der Geruch von Essen in die Nase. Craven setzte sich im Bett etwas auf, bemüht, so wenig wie möglich durchblicken lassend, dass es ihm noch nicht wieder herausragend ging.
„Fynn, wo bist du?“, krächzte er mit kratziger Stimme in die Wohnung.
„Wieso hasst du lange Morgen im Bett so sehr?“, presste er theatralisch hervor und ließ sich wieder in die Federn fallen. Sein Körper fühlte sich merkbar geschunden an und m Bett zu liegen war das Maximum, was er sich für heute an Aktion vorstellen konnte.
„Ich bin einsam und mir ist kalt“, lamentierte er in die Wohnung hinein und hofft, dass der Merc ihm bald wieder beiwohnte.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Sa März 23, 2024 11:48 pm

Dass Craven noch etwas erwiderte, hatte der Ältere nicht erwartet, der Tag war ohnehin schon nervenaufreibend genug gewesen. Und obwohl er überzeugt davon war, dass an Schlaf gar nicht zu denken wäre bei all der Aufregung, die heute passiert war, schien genau das seinen Körper so hart ausgelaugt zu haben, dass es nicht lange dauerte, bis auch seine Augen sich schlossen.
Auch, wenn nicht zu selten unangenehme Träume ihn geplagt hatten, war die Nacht ruhig verlaufen, immer noch hatte er seine Arme um den schmalen Körper geschlungen, an seine Brust gepresst. Vielleicht war es auch einfach die Nähe, die ihm Ruhe gab, zu wissen, dass der andere ruhig atmend hier lag, dass seine Wunden verheilen würden und dass er nicht mehr allein war.
Fynn hatte daran geglaubt, dass sie es überstehen könnten, wollte jedoch Craven gleichzeitig in keine Ecke drängen und am nächsten Morgen direkt verlangen, dass er ihm sagte, was alles passiert war, dass er ihm jede Kleinigkeit mitteilte, die ihm angetan wurde. Er wollte ihm so viel Zeit wie möglich geben, ihm die Möglichkeit geben, von allein zu entscheiden wann es an der Zeit war. Vielleicht würde es auch niemals passieren und damit könnte der Merc auch leben.

Der Morgen kam zu früh, als die grauen Augen sich voll allein öffneten und kurz zur Seite zu seinem Wecker schielten. Es war noch früh, doch er konnte sich nicht einfach so umdrehen und noch ein wenig dösen. Nachdem man jahrelang gedrillt wurde, war es beinahe unmöglich sich solchen Entspannungen hinzugeben, auch, wenn er es gerne gewollt hätte.
Der Jüngere lag immer noch ruhig half auf ihm, sah so friedlich aus, dass er ihn um keinen Preis wecken wollte, als er den Körper langsam von sich schob und so leise wie möglich aus dem Bett schlüpfte.
Der Silberhaarige wollte den Tag gut anfangen, wollte, dass Craven sich so wohl wie möglich fühlte und auch, wenn er ihn nicht allzu betüddeln wollte, fühlte sich diese Situation als verdammt passend an, sich besonders um den jungen Mann zu kümmern.
Er hatte sich nur eine Jogginghose übergestreift, als er ins Badezimmer trat, sein Haar in einen Zopf zusammenband und so weit frisch machte, dass er sich in die Küche begeben konnte.
Fynn wollte ein üppiges Frühstück zubereiten, in der Hoffnung, dass der andere erst aufwachen würde, wenn alles fertig war.
Speck, Toast, irgendein Ei- Ersatz, was jedoch erstaunlich gutes Rührei machte, er hatte einiges hier, was sie morgens gut stärken würde.
Die Pfanne zischte leise vor sich hin, während er auf seinem Tablett die Nachrichten überflog, eine kleine Gewohnheit, die sich nicht ändern lassen wollte, als die Stimme des Dunkelhaarigen leise zu ihm durchdrang.
„In der Küche, ich bin gleich bei dir!“, er hatte sich im Flur so platziert, dass sie einander besser hören konnten, mit halbem Ohr immer noch dem Brutzeln lauschend.
Bei den nächsten Worten musste er schmunzeln. So hatte er Craven noch nicht erlebt und irgendwo war es beinahe zuckersüß wie Nähe bedürftig er gerade doch war.
„Ich komm ja schon! Die paar Minuten wirst du noch überleben!“, mit diesen Worten eilte er in die Küche zurück, nahm den gebratenen Speck raus, ihn auf beide Teller drapierend.
Beim Einkaufen hatte er sich ein Tablett bestellt, eher dafür, dass er auf der Couch essen konnte, was er noch nie getan hatte, doch es würde dieses Mal sich wohl auch verdammt gut dazu eignen, den ganzen Kram ins Bett zu bringen.
Vorsichtig balancierte er das ganze Zeug ins Schlafzimmer, vom Essen zum jungen Mann aufblickend. „Mein Gott, du bist manchmal wie ein Kleinkind, hier bin ich, hab sogar was Essen mitgebracht. Kaffee ist auch dabei.“, er deutete auf die dampfende Tasse, ehe er das Tablett umsichtig im Bett abstellte und sich zum Jüngeren setzte.
„Hau rein, ich hab nicht umsonst ein bisschen Hausfrau gespielt, Proteine und Vitamine, damit du schnell gesund wirst und so!“ Ein breites, leicht amüsiertes Lächeln umspielte das kantige Gesicht, ehe er sich einen Schluck Kaffee genehmigte und dann ebenfalls begann, was von seinem Rührei zu essen.
„Ich habe überlegt, wir gehen heute ein wenig langsamer an, planen, was du alles aus deiner Wohnung haben willst und wie wir dein Zimmer einrichten. Es ist ein wenig kleiner als das hier aber…in meinem Schrank ist zumindest genug Platz für deine Klamotten. Übertreib es aber nicht! Ich hab auch noch Kleidung, die da reinpassen muss!“, gespielt ermahnend schielten die Augen den anderen an, ehe sich seine Miene wieder erweichte und er von seinem Toast abbiss.
„Wie fühlst du dich? Wenn du was brauchst, lass es mich wissen, ja?“ Fynn konnte seine Sorgen nicht allzu stark umspielen, wollte er jedoch auch nicht. Er konnte sich denken, dass die Schmerzen immer noch präsent waren und das auch nicht zu schwach, jedoch wollte er auch sichergehen, dass es dem jungen Mann an nichts mangelte, wollte ihm zeigen, dass er für ihn da war.
„Außerdem hasse ich keine langen Morgen im Bett! Schau, ich bin ja wieder im Bett und da will ich auch ne Weile bleiben.“, der Ältere stieß Craven leicht mit dem Ellbogen an, ihn anlächelnd. Wenn es Cravens Wunsch war, den ganzen Tag über im Bett zu liegen und in seinen Armen gehalten zu werden, würde er sich nicht dagegen wehren, ganz im Gegenteil.

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1So März 24, 2024 2:39 pm

Der Geruch von Frühstück wurde immer intensiver und Craven konnte seinen Magen ein leises Grummeln ausstoßen hören. Fynn rief aus der Küche zu ihm herüber und er ließ sich theatralisch wieder in die Federn fallen.
„Wer weiß, vielleicht auch nicht!“, entgegnet er dem anderen und zog die Decke weiter über seine Brust. Gott, wieso war es so unglaublich kalt? Vermutlich war sein Körper einfach immer noch am Limit. Neben ihm auf dem Nachttisch stand das Röllchen mit den Schmerzmitteln und er langte zu, um das Stechen nicht spüren zu müssen. Ob es Narben geben würde? Eigentlich war Craven nicht eitel, aber alles in ihm sträubte sich dagegen, eine Erinnerung an Mherzad auf seinem Körper zu tragen. Bevor diese düsteren Gedanken ihn zu sehr einnehmen konnten, kam Fynn mit einem Tablett und Essen zurück ins Schlafzimmer und er setzte sich mit großen Augen auf.
„Fuck, Fynn, Frühstück im Bett? Gehört das allgemein zum Service, wenn man bei dir einzieht?“, fragte er mit einem Grinsen, und knabberte an einem Streifen Bacon, bevor er seine Hände um die heiße Kaffetasse legte und die Wärme von seinen Handflächen in seinen Körper wandern ließ.
„Ziehst du für mich auch so ein nettes Maid-Outfit an?“
Cravens geschärfte Fangzähne blitzten dem anderen schelmisch entgegen, bevor sein Mund sich für eine Weile lieber mit Essen und Trinken beschäftigten. Außerhalb von seinen Interaktionen mit Fynn bekam er nie so gutes Essen. Eine Weile mümmelte er in Ruhe an seinem Frühstück und gab den Tabletten ein wenig Grundlage, damit sie seinen Magen nicht zu sehr strapazierten.
„Du machst mich noch fett, Fynn.“
Ein lachhaftes Statement, wenn man sich Craven so ansah, die Rippen stachen deutlich unter seiner Haut hervor. In letzter Zeit hatte er noch weniger zu essen bekommen als sonst, vermutlich auch, weil der Fixer ihn mit dem Dollchip so sehr eingespannt hatte, dass er kaum daran gedacht hatte zu essen. Wenn Fynn für ihn kochte, konnte er sich allerdings vorstellen, ein paar Pfund zuzulegen.
„Pf, meine Bude war ein kleines Rattenloch, du glaubst doch nicht, dass ich mich beschwere. Außerdem, so viel Platz kannst du für deine drei schwarzen Shirts und zwei schwarze Hosen gar nicht brauchen“, fügte er trocken hinzu. Er hatte das hier vermisst, ihr sinnloses Gefrotzel, die trockenen Kommentare. Sollte das bald sein Alltag sein? Für einen kurzen Moment wurde sein Gesichtsausdruck ernster und er ließ die Gabel mit Rührei wieder zum Teller sinken. Ein Schulterzucken, das alles oder nichts heißen konnte.
„Tut weh, überall. Aber ich werd´s schon aushalten. Lass uns über was anderes reden“, winkte er eilig und lapidar ab. Je weniger er über all das nachdachte, desto besser. Wenn Fynn so besorgt um ihn war, fühlte es sich immer an, als wenn wirklich etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und lieber wollte er so tun, als wenn alles nur halb so wild war.
„In der Wohnung ist nicht viel, was ich mitnehmen will, ganz ehrlich. Der Schrank mit Klamotten, die Ecke mit meinem Netgear…Die Möbel stinken eh alle nach Glass.“
Ehrlich gesagt gab es nicht viel, was er mitnehmen wollte. Je weniger ihn an dieses Kapitel erinnerte, desto besser.
„Es ist nicht das Gleiche, wenn man einmal aufgestanden ist, du Gonk! Hat man euch gar nix beigebracht im Training?“, fragte er mit gespielter Entrüstung. Das Frühstück war schnell verschlungen und er stellte das Tablett vorsichtig neben sich auf den Boden. Mit einer Nacht dazwischen waren jetzt die blauen Flecke deutlich geworden, die Mherzad auf seinen Unterarmen hinterlassen hatte und Craven zog die Ärmel eilig nach unten, um die Blessuren nicht sehen zu müssen. Er nippte noch ein paar Mal an seinem Kaffee, dann stellte er auch den beiseite und lehnte sich an Fynns Brust an. Es war nicht dasselbe, wenn einer schon mal aufgestanden war, aber er war ausnahmsweise bereit, darüber hinweg zu sehen.
„Ich will es ihm heimzahlen“, murmelte er, ohne den Merc dabei anzusehen.
„Ich hab mir seinen Shit so lange angetan. Wusstest du, dass er eine Katze hat? Ich will seine Katze stehlen.“
In seiner Stimme klang kein Bisschen sein üblicher Spott mit.
„Mherzad verdient sowieso kein Haustier. Außerdem würde ihm das mehr wehtun als irgendwas anderes. Irgendwie muss ich ihn auch mal bluten lassen können, es ist nicht fair, dass….“
Dass es immer nur umgekehrt ist
Craven dachte es, aber sprach es nicht aus. Es mochte eine dumme Art der Rache sein, etwas, was nur ihm einfallen konnte, aber dann wusste der Fixer wenigstens, von wem es kam.
„Ein letzter Gig mit Mherzad, bevor wir ihn zum Mond schießen?“, fragte Craven mit einem Grinsen. Er schaffte es nicht, seinen Kopf zu Fynn hochzudrehen, also nahm er etwas Abstand von ihm und blickte in die grauen Augen mit einer Ernsthaftigkeit und Intensität, die ihm kaum zuzutrauen war.
„Wenn´s….wenn´s mir besser geht erst. Aber du hast doch hier genug Platz, oder nicht? Wir haben genug Platz. Erebus ist auch gut erzogen!“
Jetzt fühlte Craven sich schon fast wie ein Kind, das seinen Vater anbettelte, ihnen ein Haustier zuzulegen. Hinter den goldenen Augen lag beinahe etwas Flehendes, als er den Merc anstarrte. Er unterdrückte den Impuls, ihm direkt einen sexuellen Gefallen anzubieten für seine Mithilfe. Gott, er musste wirklich an seiner Einstellung arbeiten. Aber er biss sich auf die Unterlippe und blieb still, hielt seine Finger und seine Zunge bei sich, bevor er die Innigkeit dieses Moments zerstörte, wie er es schon so oft geschafft hatte.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo März 25, 2024 12:17 am

Fynn wollte den Dunkelhaarigen nicht dazu zwingen, sich mehr zu äußern, wollte ihm alle Zeit der Welt geben und als er das Thema in eine andere Richtung lenken wollte, sträubte er sich nicht dagegen, mitzuziehen. Es hatte alles seine Zeit, kein Grund den anderen unnötig unter Druck zu setzen.
Abgesehen davon mochte er den Plan, es Mherzad heimzuzahlen, alles zu tun, damit sein Leben miserabel und traurig war, dass er bereute, was er Craven angetan hatte und das bis zu seinem Lebensende. Dass es jedoch einen Kater involvieren sollte, das war das Letzte, was der Ältere erwartet hatte.
Wie konnte so ein Psychopath mit Tieren umgehen?! Und wieso wollte der andere dieses Tier unbedingt stehlen? Skeptisch war der Merc durchaus gewesen, hatte sich nicht vorstellen können, dass sie einfach so eine Katze hier halten konnten, mit all den Auflagen, die man mittlerweile haben musste, um ein Haustier zu halten. Er wusste nicht einmal von Leuten auf der Straße, die sowas sonst unter der Hand machten, irgendwelche alten Tierärzte, die sich noch über Wasser halten konnten. Vielleicht gab es ja einige Ripper, die früher Tiere aufgepäppelt hatten?!
All diese Gedanken hatten sein Gehirn eingenommen, die zweifelnden Worte lagen auf der Zunge und wollten so gerne ausgesprochen werden. Doch stattdessen hatte er sich nickend wiedergefunden, hatte Craven bestätigt, dass sie den Kater irgendwie schon stehlen würden, wenn er wieder auf den Beinen wäre und sie alles andere erledigt hatten. Es wäre sicherlich ein guter letzter Gig, bis sie nie wieder auch nur einen Fuß in Mherzads Club setzen müssten. Deswegen und weil er gerade Craven absolut nichts abschlagen konnte, hatte er eingewilligt diesen irrsinnigen Plan durchzuziehen.

Craven hatte auch in den nächsten Tagen sich nicht bereit erklärt, über den Vorfall zu erzählen und irgendwann versuchte der Merc sich auch nur auf seine Genesung und die anstehenden Pläne zu konzentrieren.
Sie waren noch einmal im Krankenhaus gewesen, wo man ich die Fäden gezogen hatte. Der Heilprozess lief gut, sie hatten ihm noch eine Salbe mitgegeben, jedoch auch darüber informiert, dass die Bisswunden Narben hinterlassen würden, die vielleicht nach Jahren zurückgehen könnten, wenn er Glück hatte.
Auch, wenn der junge Mann es nicht aussprach, konnten die grauen Augen erkennen, dass diese Information ihn innerlich aufgewühlt hatte, dass es das Letzte war, was er hören wollte. Verübeln konnte er es ihm jedoch nicht, immerhin war es ein weiteres Mal, was ihn immer wieder daran erinnern ließ, was der Fixer ihm angetan hatte. Es war unfair und Fynn wünschte sich so sehr, dass er etwas dagegen tun könnte.
Der Umzug in seine Wohnung war wenigstens eine gute Ablenkung gewesen, sie hatten die nötigsten Dinge rausgeholt oder eher der Ältere, während Craven im Quadra auf ihn wartete. Alles andere konnte so bleiben und extra Möbel würden sie schon holen, wie ein neues Bett und Regale, auch, wenn sie das Bett noch ein wenig aufgeschoben hatten, was Fynn nicht sonderlich störte, immerhin genoss er es mit dem anderen in seinem Bett zu liegen, jede Nacht ihn nah bei sich zu haben und die Morgen ruhig anzugehen.
Lange schlafen konnte der Silberhaarige zwar immer noch nicht, dafür blieb er wenigstens so lange ruhig liegen, bis endlich die goldenen Augen sich öffneten und sie noch ein wenig faul nebeneinander lagen, bis Fynn sich aufraffte und Frühstück machte.
Es war eine gute Routine; vom Aufbauen der neuen Möbel und der, die seit Wochen nun rumstand, dem gelegentlichen Kochen oder der Bequemlichkeit, sich schnell etwas zu bestellen, nachdem der muskulöse Körper den ganzen Tag unter der Leitung des Dunkelhaarigen die Möbelstücke an ihre entsprechenden Plätze schob und den ruhigen Momenten auf der Couch, nah aneinander gekuschelt.
Fynn hatte ein System gefunden, in welchem er sich gekonnt im Badezimmer einschloss, wenn seine Implants Probleme bereiteten, so, dass der Jüngere nichts davon mitbekam, dass er sich nicht seinen Kopf mit diesen sinnlosen Problemen vollstopfen musste. Beinahe glaubte er, dass Craven bald über den Berg war. Die Blessuren waren beinahe verheilt, er brauchte keinen Verband mehr um seinen Hals.
Doch mit der Routine schien auch zu viel Ruhe eingekehrt zu sein. Was anfangs vielleicht gut und wichtig war, hatte sich schnell als problematisch entpuppt, als es immer deutlicher wurde, dass Craven alles andere als über den Berg war. Der Merc versuchte so gut es ging, ihn abzulenken, ihn auf andere Gedanken zu bringen, ihm nochmal die Basics in der Küche beizubringen oder wie man einen Schreibtisch zusammenschraubte, wie man die Wäsche vernünftig sortierte, ging mit ihm aus, irgendwo außerhalb in einem Diner essen.
All diese Dinge waren allerdings nur bedingt hilfreich, hatten nur für einen kurzen Moment geholfen, bis der Jüngere sich den Schmerzmitteln und seinen Drogen widmete. Am Anfang konnte er über die Pillen hinwegsehen, nahm er sie selbst wie Smarties ein, um seinen Schmerzen zu umgehen, doch schnell wurde ihm bewusst, dass sie nicht unbedingt zur Linderung des körperlichen Schmerzes gedacht waren.
Die Röhrchen waren schneller leer, als er schauen konnte und kaum hatte er neue geholt, war nicht einmal eine Pille mehr für ihn und seinen Nacken übrig gewesen. Langsam begann der Ältere ratlos zu werden, ein wenig die Kontrolle zu verlieren. Er wollte nicht, dass der andere seine Probleme damit versuchte zu ertränken, dass er nur noch high und kaum ansprechbar war.
Reden wollte Craven auch immer noch nicht darüber, dabei hätte das vielleicht schon helfen können…
Zwei Wochen waren mittlerweile vergangen und der Merc wusste, dass es nur noch schlimmer werden würde, wenn er nicht eingriff…
Lange hatten die grauen Augen spät nachts die Decke angestarrt, den Dunkelhaarigen an seiner Brust schlummernd, während er sorgenzerfressen nach einer Lösung suchte, nach etwas, was Craven guttun und ihn glücklich machen könnte. Wann war er am glücklichsten?

Fynn war früh wach, hatte wahrscheinlich nicht mal eine Stunde geschlafen, ehe er sich aus dem Bett schleichen wollte, als ihm etwas in den Sinn kam.
„Craven….Craven, wach auf?“, er rüttelte den schmalen Körper langsam wach, blickte in die verschlafenen Augen, die ihn ungläubig anblinzelten. Er hatte ihn bis jetzt noch nie geweckt. „Reicht mit dem faul sein. Duschen, anziehen, Frühstück und Kaffee holen wir uns auf dem Weg.“ Der muskulöse Leib hatte sich langsam aufgerichtete, schob die Decke langsam von sich.
„Schau nicht so doof, es reicht, du gehst hier ein und ich kann das nicht mehr mit ansehen. Wir fahren raus in die Badlands, Camping tut Körper und Seele gut und je früher wir losfahren, desto mehr haben wir vom Tag.“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo März 25, 2024 8:00 pm

Jeden Tag rückte Cravens hanebüchene Racheaktion etwas weiter in den Hintergrund, doch das war für den Moment auch gar nicht so schlimm. Die ganze Aufregung um seinen Umzug, die rosa Brille, die seine permanente Nähe zu Fynn ihm bescherte, es war wie ein wahrgewordener Traum. Das Einrichten von Fynns Wohnung hielt ihn auf Trab, jedenfalls für die erste Woche nach dem Zwischenfall. Craven wünschte sich so sehr, dass es alles auf ewig so bleiben könnte, aber nach und nach kroch das Geschehene immer mehr zurück in seinen Alltag und in die tiefsten Ecken seines Kopfes. Tag für Tag wurde es schwieriger, den Bildern zu entkommen, den Szenen, die sich vor seinem inneren Auge immer wieder abspielten. Die Fäden waren verdammt schnell gezogen worden und leider hatte sich Cravens Befürchtung bewahrheitet. Sein Hals würde immer die Erinnerungen an Mherzad tragen. Der Arzt hatte ihm wenig Hoffnung gemacht, dass die zahlreichen Knubbel und feinen Streifen irgendwann verblassen würden. Immer wieder fanden sich seine Finger an den Wunden wieder, drückten darauf, bis es zu weh tat, als könnte er das Fleisch noch irgendwie in Form bringen und die Erinnerungen verschwinden lassen. Er konnte diese Schande nicht einmal irgendwo verstecken, der Arzt hatte ihn angewiesen, viel frische Luft an die Verletzungen zu lassen und Fynn war sehr erpicht darauf, dass er die Anweisungen des Arztes auch befolgte.
Immer wieder erwischte Craven sich dabei, wie ihn die Angst packte. Angst, dass es dem Merc zu viel werden würde, dass er seine Entscheidung bereuen würde, einen Junkie wie Craven so tief in sein Leben zu lassen. Fynn war so endlos geduldig mit ihm und dennoch konnte Craven nicht anders, als auf alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Er wusste, mit welchen Mitteln und Wegen er die Bilder in seinem Kopf dimmen konnte und dem Schmerz entkommen konnte, der ihn tagtäglich plagte. Er brauchte nicht mal den harten Stoff, die Schmerztabletten in Verbindung mit seinem restlichen Stash Blue Glass taten schon einen sehr guten Job. Die Kombination machte ihn träge und viel zu müde, um noch klare Gedanken an seine Vergewaltigung fassen zu können. Er wusste, dass Fynn es mitbekam, wie sollte er es auch ignorieren, aber es war, als wenn er vor eine Wand lief. Immer und immer wieder nahm er sich vor, diesen Tag nichts zu nehmen, und zwei Stunden später saß er benebelt auf der Couch. Wieso war er so ein fucking Loser, der sich kein bisschen zusammenreißen konnte? Wieso war er verdammt nochmal so?
Immer öfter wirkte es, als wenn Fynn ihn auf den Abend ansprechen wollte, aber sich respektvoll zurückhielt und auf Cravens letzten Schritt wartete, der niemals kam. Die ganze Situation bereitete ihm Bauchschmerzen, stresste ihn nur umso mehr, dass er gar nicht mehr wusste, wie er sich aus dieser Situation befreien sollte. Was hielt ihn bloß davon ab, einfach mit Fynn zu reden? Bis er sich diese Frage beantworten konnte, steckte er wohl oder übel in diesem unangenehmen Kreislauf fest.

Er war gefühlt gerade erst an Fynns Brust eingeschlummert, als er unsanft geweckt wurde. Vollkommen desorientiert schreckte er auf und blickte sich im schummrigen Morgenlicht um, das das Zimmer erhellte.
„Was ist?“, murmelte er völlig neben der Spur. Fynn strahlte eine gewisse Ruhe aus, die ihm zu mindestens die Sorge nahm, dass etwas passiert war und er in unmittelbarer Gefahr schwebte.
„Faul? Es ist mitten in der Nacht!“, quengelte Craven und ließ sich wieder auf das Kissen sinken. Fynn wusste doch, wie sehr er ausgedehnte Morgen genoss, an denen sie gemeinsam im Bett lagen, bis Fynn es nicht mehr aushielt.
„Will dich mal sehen, wenn ich dich aus dem Schlaf reiße“, brummelte er giftig und verpasste dem gerade aufstehenden Fynn noch einen Tritt unter der Decke, bevor er vom Bett verschwunden war. Die Worte des anderen brauchten etwas, um zu seinem verschlafenen Hirn durchzusickern und Sinn zu ergeben, aber seine Augen erhellten sich, als er endlich verstand. Ihr Trip in die Badlands vor drei Wochen war vermutlich einer der schönsten Momente der letzten Jahre gewesen und ein ehrliches Lächeln huschte über sein Gesicht, plötzlich hellwach.
„Geile Idee, Fynn! Die hätte dir aber nicht gestern Abend oder so kommen können?“, fragte er trietzend und quälte den dürren Leib aus dem Bett. So müde er auch sein mochte, die Aussicht auf ein weiteres Wochenende Camping brachte ihn richtig in Schwung. Es dauerte nicht lange, bis er passende Kleidung in einen Rucksack gestopft und etwas Proviant eingesteckt hatte, während Fynn die Campingutensilien zusammensuchte. Craven erwischte sich sogar dabei, wie er nebenbei schon etwas aus dem Snackkorb naschte, den der Merc in der Küche aufgestellt hatte. Er hatte Fynns Intention sehr wohl durchschaut, ihm etwas mehr Fleisch auf die Ruppen zu bringen, aber es gab Schlimmeres, als ständig etwas Süßes in Reichweite zu haben.
Es war kaum eine Stunde vergangen, bis sie im Quadra saßen und sogar noch vor dem Berufsverkehr die Stadt verließen. Die Sonne strahlte golden über die staubigen Hügel, als sie Night City hinter sich ließen. Craven musste gestehen, trotz all der Aufregung hatte er die erste Stunde noch vor sich hin genickt und Fynn fahren lassen, während das Radio im Hintergrund vor sich hin summte. Seine Haare lagen nicht besonders gut, als er mit einem Strecken wach wurde und Fynn anblinzelte. Ob jetzt ein guter Moment war, ihm zu erzählen, was geschehen war? Es half irgendwie, dass er seinem Blick nicht ständig begegnen musste, dass er auf die Straße schauen musste und sie trotzdem nah beieinander waren.
„Was….Was willst du über das wissen, was mit Mherzad passiert ist?“, fragte er schließlich geradeheraus. Fast mehr noch, als dass es ihn selbst belastete, plagte Craven die Angst, wie der Merc den ganzen Vorfall aufnahm. Er wollte darüber sprechen, aber er konnte nicht einfach chronologisch durchgehen, was passiert war. Unwohl fuhr seine Hand zu seinem Hals und fuhr nervös über die kleinen, aber zahlreichen Narben.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di März 26, 2024 1:18 am

Kurz hatte Fynn Sorge gehabt, dass seine Idee nicht gut ankommen würde, dass ihm nicht danach war die Wohnung zu verlassen und raus aus der Stadt zu fahren. Doch der erfolgreiche erste Trip schien noch gut in Erinnerung geblieben zu sein und bei dem breiten Lächeln auf dem schmalen Gesicht, konnte er gar nicht anders, als dieses zu erwidern.
„War halt eine nächtliche Eingebung. Sei froh, dass ich überhaupt mit Ideen ankomme.“, raunte er Craven grinsend entgegen, ehe er sich der Organisation widmete.
Eine schnelle Dusche, die Haare im Zopf, dass sie trocknen und gleichzeitig nicht stören würden, und schon fand er sich in der Küche wieder, um genug Proviant mitzunehmen, dass sie mehr als genug dabeihatten. Sicherlich könnten sie irgendwo auf dem Weg wieder bei einem Diner oder einer Tanke anhalten, doch es war immer gut sich nicht auf solche Dinge zu verlassen.
Der Merc merkte selbst, wie sehr er sich auf diesen Trip freute, einfach raus aus der Stadt zu sein, ein wenig Ruhe genießen. Aber wichtiger war ohnehin, dass es dem Dunkelhaarigen gut tat, dass er sich auf etwas anderes konzentrieren konnte und die inneren Dämonen ihn nicht noch weiter zerfraßen. Und vielleicht würde er ihn auch endlich ein wenig anwesender erleben.
Fynn hatte viele Essentials gar nicht aus dem Rucksack rausgeholt und als er ihre Flaschen und das Essen einräumte, hatte er nur kurz die Kondome samt Gleitmittel erhaschen können. Ein wenig optimistisch war der Ältere letztes Mal gewesen, dieses Mal hatte er absolut keine Erwartung, dass sich auf sexueller Ebene etwas tun würde. Sie hatten in den zwei Wochen sich kein einziges Mal auf diese Art berührt, er hatte sogar bewusst aufgepasst, dass er nicht zu häufig seine Lippen auf das dunkle Haar presste. Das Letzte, was er wollte, war den Jüngeren neu zu traumatisieren oder etwas zu entlocken, was ihm nur noch mehr wehtun würde.
Es hatte wohl seine Vorteile, wenn man zehn Jahre lang in beinahe vollständiger Abstinenz gelebt hatte. Irgendwann würden sie wieder dort weitermachen, wo sie das letzte Mal aufgehört hatten, dem war er sich mehr als sicher.
Dennoch hatte er versäumt das Zeug rauszuholen und dann waren sie schon geschultert mit Campingausrüstung zum Quadra gestampft, der mittlerweile wie neu glänzte, nachdem der Silberhaarige ihn nicht nur innen, sondern auch außen eine ordentliche Wäsche verpasst hatte.
Schade, dass die Wüste es wieder hinfällig machen würde, aber dies nahm er in Kauf.

Sie hatten auf dem Weg noch den versprochenen Kaffee und einen Bagel eingesammelt, auch, wenn das Koffein dieses Mal nicht sein Wundermittel wirkte und Craven neben ihm weggenickt war. Nicht schlimm, umso wacher würde er in der Wüste sein.
Die grauen Augen blickten nachdenklich auf die Straße, das Radio summte irgendeinen Song im Hintergrund, während er an seinem Kaffee nippte. Wie cool das Leben doch sein könnte, einfach auf der Straße sein, unbeschwert. Doch die Unbeschwertheit mussten sie noch erreichen.
„Dein Kaffee ist mittlerweile kalt.“, seine Finger deuteten auf den Pappbecher in der Ablage, schief lächelnd, als der Jüngere wieder erwacht war.
Als die Stimme des anderen nach einer Weile jedoch erklang, merkte er, wie sich wieder alles in ihm zusammenzog, jedoch gleichzeitig erleichtert war, dass er endlich darüber reden wollte.
„Ich…möchte verstehen, wie es dazu gekommen ist. Hat er so etwas vorher schon mal gemacht? Sich auf diese Art an dir vergangen?“, es war schwierig nicht die Augen zum Dunkelhaarigen schweifen zu lassen, doch er wollte keinen Unfall bauen, sodass er eher unzufrieden rausblickte.
„Du…musst nicht alles erzählen, wenn du nicht willst. Aber vielleicht muss einmal alles raus. Brauchst das nicht allein alles zu machen.“, versicherte die dunkle Stimme noch einmal, doch einmal in sein Gesicht blickend, ihn zuversichtlich anlächelnd.
Egal, was und wie viel er bereit war zu sagen, Fynn war für ihn da und er würde nicht urteilen, wie sollte er auch?! Schließlich trug Craven keine Schuld und niemals würde er ihn anders sehen, anders für ihm empfinden oder auf einmal entscheiden, ihn fallen zu lassen, nur, weil ihm so etwas widerfahren war und er Schwierigkeiten hatte, es zu verarbeiten. „Und hey, mach dir keine Sorgen um mich, ja? Ich…ich werde nicht meine Beine in die Hände nehmen und schnell weglaufen, ich bleibe hier bei dir.“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di März 26, 2024 4:17 pm

Es war so unglaublich schwer, mit den Gedanken an den Abend von vor drei Wochen zurückzukehren, dass sich wirklich alles in Craven dagegen sträubte. Aber vermutlich hatte Fynn Recht, es würde helfen, das alles von der Seele zu reden. Sorgen, dass er Fynn nicht vertrauen konnte mit diesem Geständnis, hatte Craven nicht, aber die Worte wollten trotzdem kaum über seine Lippen kommen. Sobald er zuließ, dass seine Gedanken wieder zu seinem letzten Treffen mit Mherzad zurückkehrten, verkrampfte sich der Körper sichtlich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dieses Gespräch in einem Fahrzeug anzusetzen, wo er keinerlei Fluchtmöglichkeiten hatte? Aber Craven wollte sich hier durch arbeiten, er musste einfach. Genug Mumm, um Fynn in die Augen zu sehen, hatte er auch nicht. Craven hatte seinen Oberkörper mit seinen eigenen dünnen Armen umschlungen und starrte aus dem Beifahrerfenster, den Kopf an das kühle Glas gelehnt.
„Nein, bis jetzt hatte er nie einen Grund“, begann Craven murmelnd und schüttelte seinen Kopf dabei unmerklich. Hin und wieder spürte er Fynns Blick auf sich, aber er konnte ihn einfach nicht erwidern.
„Es hat nicht immer Spaß gemacht, aber er hat nie gegen meinen Willen mit mir Sex gehabt.“
Es war ein bisschen einfacher, wenn er seinen Namen einfach nicht sagte.
„Musste er auch nicht. Ich brauchte immer irgendwie Geld, Spaß oder Drogen.“
Ein trockenes Lachen kroch aus seiner Kehle und füllte den Innenraum des Quadra etwas zu lang, bevor er weitersprach.
„Ich war immer für ihn erreichbar, ich bin so gerne zu ihm gekrochen und hab alles für ihn gemacht. Es hat Spaß gemacht. Die meiste Zeit hat es wirklich Spaß gemacht!“
Cravens Körpersprache wurde immer unruhiger. Seine Finger zupften unwohl an seiner Kleidung und sein linkes Bein wackelten rastlos auf und ab.
„Er ist vorbeigekommen, ich denk mal um sicherzugehen, dass ich mich nicht zu sehr abkapsel von ihm. Hat mitbekommen, dass wir meinen Chip deaktiviert haben und oh boy, das hat ihm nicht gefallen!“
Das Zittern aus seinen Knien war jetzt auch in Cravens Stimme angekommen. Draußen prallte die Morgensonne auf den ewig gleichen Sand und hier drinnen fühlte Craven sich, als wenn all die Erinnerungen und all der Schmerz gleich einfach aus ihm herausplatzen würden.
„Ich hab´s wieder versucht. Nein zu sagen. Hat genauso wenig funktioniert wie beim letzten Mal, hat ihn nur wütend gemacht. Es sieht vielleicht nicht so aus, aber er ist so verdammt stark. Er hat all das Chrome und ich hab nichts und er hat sich einfach…genommen, was er wollte.“
Fynn wäre so etwas nicht passiert. Nie im Leben. Ein Blick auf die stahlharten Augen reichte aus, um das zu schlussfolgern. Craven wusste, dass es kein Wettbewerb war und dennoch drängte sich ihm der Vergleich so schnell und so problemlos auf. Aber er biss sich auf die Zunge und ließ die Worte ungesagt.
„Er hat mich auf dem Fußboden gefickt und mir den Hals zerbissen und als er fertig war, hat er mir ein paar Eddies hingeworfen. Wie einem Joytoy. Wie sonst auch immer“, presste er hervor und erstickte fast an seinen giftigen Worten. Es hatte etwas Befreiendes und unendlich Schmerzhaftes zugleich an sich, die Worte so klar auszuspucken.
„Hat gesagt, er ist durch mit mir und braucht mich nicht mehr. Aber das muss nichts heißen, er war immer schon sehr….wechselhaft.“
Wobei es sich dieses Mal schon recht eindeutig angefühlt hatte. Craven konnte immer noch nicht seinen Blick von der Szenerie jenseits des Quadras abwenden. Solch eine Angst hatte er, in dem Gesicht des Mercs auch nur einen Hauch von Ekel oder sogar Mitleid zu lesen, dass er lieber unwissend blieb, was diese Schilderung in Fynn ausgelöst hatte. Vielleicht hätte er sich irgendwie unauffällig und sachte von ihm lösen können, ohne irgendwelche bleibenden Erinnerungen, aber das war leider nicht die Realität, in der er lebte. Wenn der Fixer gewollt hätte, würde er nicht einmal mehr leben.
„Fynn, ich glaub, ohne dich, wäre ich längst nicht mehr hier. Ganz ehrlich. Keine Ahnung, womit ich das verdient habe, es fühlt sich die Hälfte der Zeit gar nicht echt an, dass mir sowas passieren kann…“
In Cravens Kehle war ein dicker Kloß angeschwollen und vorsichtig schielte er zu dem anderen hinüber. Sein Gesicht war heiß und es kostete ihn alles an Überwindung, den anderen anzublicken und seinem Blick nicht direkt auszuweichen.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di März 26, 2024 11:49 pm

Fynn hatte sich selbst vorgenommen, ruhig der Stimme des anderen zu lauschen, die Worte aufzunehmen, sie seine Lippen verließen und nach und nach das zu verarbeiten, was ihm offenbart wurde. Es war höchste Zeit, dass Craven sich die Sachen von der Seele sprach und er hoffte so verdammt sehr, dass es danach wenigstens ein wenig bergauf gehen würde. Denn der Zustand gerade war alles andere als gesund und schon gar nicht hilfreich.
Der Merc verstand, dass in den sechs Jahren der Fixer nicht nur ein Monster gewesen war, dass der Jüngere neben Drogen auch andere Gründe und Motivationen hatte, wieso er das alles so lange mitmachte und vielleicht war es auch etwas, was ihm Spaß bereitet hatte- er war immer noch so jung und Sex mit einem objektiv attraktiv aussehenden Mann, der obendrein noch einen mit den richtigen Goodies ausstatten konnte, hatte sicherlich viele Reize, die nicht mal er in irgendeiner Form verneinen könnte. Angenehm fühlte sich dennoch der Gedanke nicht an, nicht, wenn man nun wusste, wozu dieser Psycho in der Lage war und was er mit dem anderen angestellt hatte.
„Hmmm.“, grummelte er nachdenklich, unterbrach den Redefluss jedoch nicht weiter, stellte nur fest, dass der Dunkelhaarige wusste, dass er ihm aufmerksam zuhörte, während der Blick starr auf der Straße lag, die Augenbrauen zusammengezogen.
Er merkte, wie er seinen Kiefer aufeinanderdrückte, so fest, dass es beinahe wehtat. Dass Craven sich ihm widersetzt hatte, erfüllte ihn einerseits mit Stolz, andererseits verspürte er auch solch einen Schmerz zu wissen, dass es Mherzad nur noch einen weiteren Grund gab, ihn zu misshandeln.
In seinem Kopf drehte sich regelrecht alles, die Schilderungen waren grauenhaft und er merkte, wie Zorn, Traurigkeit und Schuldgefühle sich in einem vermischten und es ihm schwerfiel, sich auch nur auf eine Emotion zu konzentrieren.
Fuck, wie musste sich Craven dann erst fühlen? Der, dem all dies doch widerfahren war. Es war nicht fair, es war so verdammt nochmal nicht fair.
Seine Finger vergruben sich fester im Lenkrad, bis die Knöchel weiß hervortraten und er glaubte,  er würde gleich das Lenkrad aus dem Armaturenbrett rausreißen.
Wie gerne hätte der Ältere eingegriffen, dass es niemals zu sowas gekommen wäre. Wieso hatte er den anderen auch einfach wieder in seine Wohnung zurückkehren lassen? Wieso war er nicht dabei, wieso hatte er ihn nicht darum gebeten, noch ein wenig länger bei ihm zu bleiben, anstatt zu gehen? Vielleicht war es wirklich irgendwo Fynns Schuld, zumindest konnte er dieses Gefühl einfach nicht abschütteln.
Bei den nächsten Worten starrte er jedoch entrüstet in das hübsche Gesicht seines Gegenübers.
Anstatt zu antworten, nahm er seinen Fuß vom Gaspedal, fuhr rechts ran, ehe der Wagen ganz zum Anhalten gebracht wurde. So konnte der Merc nicht weiterfahren.
„Fuck, Craven, womit du was verdient hast? Dass dich jemand wie einen Menschen behandelt und dir den Respekt gegenüberbringt, der selbstverständlich ist?“, der Silberhaarige hatte sich abgeschnallt, den Körper so zu Craven herumgedreht, dass er ihn besser anschauen kann.
„Das, was er mit dir gemacht hat, was er dir angetan hat…du verdienst sowas nicht, niemand verdient so eine Scheiße! Es ist nicht fair und er wird für jede dieser Sachen bezahlen, wenn es das Letzte ist, was ich mache.“ Die grauen Augen lagen ernst auf dem schlanken Körper.
Sah er denn nicht, dass er so viel mehr war, als was auch immer Mherzad ihm in den Jahren vorgegaukelt hatte?
„Es ist verdammt viel passiert, zu viel, und das ist nicht in Ordnung. Wichtig ist, dass du hier bist und dass du auch hier bleibst! Du schreibst dir weniger zu, als du solltest, du bist stärker, als du glaubst und das auch ohne Chrom oder irgendwelchen anderen Enhancern.“, Fynn meinte jedes Wort ernst. Was der Jüngere durchmachen musste, nicht jeder hätte freiwillig weitergemacht, nicht jeder hätte auch nur diese Worte aussprechen können.
„Und glaube nicht eine Sekunde lang, dass du mich oder so nicht verdient hast. Fuck, ich bin keine gute Richtlinie, ich bin das Mindeste, was du verdienst. Eher sollte ich mich fragen, wie ein alter Sack wie ich zu sowas gekommen bin. Ich sollte nicht mal hier sein und jetzt hab ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich meine Nische gefunden hab. Wir schießen ihn in den Mond, nehmen ihm alles, was ihm lieb ist und lassen ihn mit nichts. Das ist mein Versprechen an dich und alles andere…wenn man den Scheiß nicht allein machen muss, muss man auch die Last nicht allein tragen. Ich hab breite Schultern, ich kann das stemmen.“ Sein Gesicht wurde etwas weicher, ein schiefes Lächeln umspielte das markante Gesicht.
Er hatte bedacht und mit Vorsicht seine Hand auf Cravens Oberschenkel gelegt, darauf gewartet, dass er es zuließ und dass es nicht zu viel war, ehe er sich leicht rüber lehnte und sein Haar küsste.

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mi März 27, 2024 10:51 pm

Craven hatte irgendwie befürchtet, dass Fynn bei all der Flut an Informationen rechts ranfahren würde. Als das Auto jetzt langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam, wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Konnte er Fynn wirklich in die Augen sehen? Seine Worte waren so herzlich und so ernst und der Junkie wusste einfach tief in sich drin, dass Fynn ihn niemals belügen würde und dass er seine Worte genauso meinte, wie er sie gesagt hatte. Dennoch, nicht alles, was der Merc ihm so erzählte, ergab Sinn. Es war so schwer, sich von den Gedanken zu lösen, die Mherzad über Jahre hinweg in seinen Kopf gepflanzt hatte. Er wusste doch, dass all das falsch war, dass Fynn wütend sein würde, wenn er die Rhetorik des Fixers wiederholte. Stattdessen schenkte er dem anderen ein schiefes Lächeln.
„Ich bin nicht gerade das Sinnbild jugendlicher Frische. Du musst dich echt nicht wundern, wie du mich klarmachen konntest“, gluckste er und wandte seinen Blick wieder einen Moment von Fynn ab.
Vor allem, wenn er daran zurückdachte, wie verzweifelt er ihn in den ersten Monaten immer wieder erfolglos angegraben hatte. War jetzt Fynn derjenige, der nervöse Zweifel hatte? Craven konnte sich gar nicht vorstellen, wie er sich nicht für den heißesten Menschen in diesem Auto halten konnte.
„Ist schwer, sich stark zu fühlen, wenn man immer wieder in den Dreck getreten wird“, murmelte er schließlich und starrte auf den Boden zu seinen Füßen. Ohne den Chip könnte Craven immer noch nicht viel mehr als Schwänze lutschen und sich Drogen durch die Nase ziehen. Aber das würde er Fynn nicht so sagen. Dieses Geheimnis würde er für sich behalten, damit der Merc wenigstens glauben konnte, dass er irgendetwas von selbst hinbekommen konnte.
Fynn hatte sich ihm zugewandt und Craven tat es ihm gleich, löste den Sicherheitsgurt und wandte sich dem anderen endlich voll und ganz zu. Keine Ausflüchte mehr, auch, wenn seine Augen hin und wieder etwas an ihm vorbei statt direkt in seine starrten.
„Wenn du so Rache für mich schwörst, ist das schon ein bisschen heiß“, entgegnete er Fynn leise, versuchte, die ernste und schwere Stimmung etwas aufzulockern, damit sie ihn nicht vollkommen erdrückte. Fynn sagte das alles nicht einfach nur so, dessen war sich Craven sicher. Wenn der Merc etwas sagte, dann zog er das auch durch, jedenfalls hatte er ihn bis jetzt genau so kennengelernt. Ein Rachefeldzug schien nicht wie etwas, wo er von seiner ernsthaften Art abwich.
„Ich will ihm einfach irgendwas von seinem Scheiß zurückzahlen.“
Cravens Stimme war unterdrückt und presste sich zischend zwischen seinen trockenen Lippen hervor. Ein dunkler Teil in ihm hätte sich nicht daran gestört, wenn Mherzad einfach verreckt wäre, wenn er sein Leben nie wieder heimsuchen konnte. Aber Craven konnte es nicht tun und das wusste er. Und solch ein Opfer von jemand anderem zu verlangen, war einfach zu viel.
Der Raum im Wagen wurde plötzlich klein und nichtig, als sich Fynn zu ihm hinüber lehnte und ihm einen Kuss auf die dunklen Haare drückte. Dieser Mann hatte solch eine Zuneigung für ihn übrig, dass Craven sie beinahe wie eine feste Macht spüren konnte, in jedem Wort und in jeder Bewegung des Mercs. Nach wie vor glaubte er nicht, dass er das verdient hatte. Aber er würde es trotzdem genießen. Die Nähe zu Fynn fühlte sich nicht falsch an, wenigstens eine Sache, die Mherzad ihm nicht hatte nehmen können. Seine Finger fuhren über die Hand an seinem Schenkel. Die Luft zwischen ihnen kam ihm vor wie aufgeladen, als er seinen Kopf wieder anhob und den Blick des Mercs suchte. Sein Angebot schwebte ihm vor, den ersten Schritt zu machen, wann immer er sich danach fühlte, und gerade war der Wunsch nach solch einer Zärtlichkeit näher denn je. Fynn schien es zu spüren, zog nicht weg, sondern gab Craven gerade genug Sekunden, um sich zu überwinden. Eine Hand legte sich an die Wange des Älteren, spürte die rauen Stoppeln unter seinen Fingerkuppen, als er sich näher an ihn heranlehnte. Die Aufregung pochte so wild in seiner Brust, dass die kurze Distanz zwischen ihnen ihm wie Welten vorkamen. Als wenn es ewig dauern würde, bis seine Lippen endlich auf Fynns trafen.
Kein Kuss zuvor hätte ihn auf das Gefühl vorbereiten können, als er Fynn küsste. Schnell reichte eine Hand nicht mehr und er nahm das raue Gesicht in beide Hände, während er den Kaffee auf Fynns Lippen schmeckte. Bis jetzt hatte er Fynn noch nicht so intensiv wahrgenommen, doch jetzt wollte er umso mehr von ihm schmecken. Gierige Ungeduld wollte über ihn kommen, aber Craven hielt sich zurück, knabberte an Fynns Unterlippe und stupste dann mit seiner Zunge gegen die Lippen des anderen und schob sie schließlich in den Mundinnenraum des anderen. Mit einem stummen Seufzen schloss er die goldenen Augen, um Fynns Geschmack noch inniger wahrzunehmen. Kaffee war da und der restliche Bagel, aber auch alles, was er an dem Merc so liebte. Das war ein Geschmack, den er den ganzen Tag mit sich herumtragen wollte. Endlich all die Qual vergessen und diesen Moment in vollen Zügen genießen. Sein Oberkörper sackte immer mehr gegen Fynns Brust, je länger er den Kuss auskostete, er wollte am liebsten, dass er gar nicht endete.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mi März 27, 2024 11:26 pm

„Wir werden ihm alles zurückzahlen, so leicht kommt er uns nicht davon.“, versprach der Ältere, während er die goldenen Augen seines Gegenübers suchte.
Solche Worte nahm er ernst und es war nicht so, dass in den letzten Monaten nicht andere Dinge passiert waren, die ihn dazu animiert hätten, sich an diesem Mann zu rächen. Das hier war nur noch der letzte Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hatte. Zu sehen, was regelmäßig Craven angetan wurde, hatte sich so sehr in sein Gehirn eingebrannt, dass es ihn nicht einmal gestört hätte, ihn irgendwo hier draußen auszusetzen und verrotten zu lassen.
„Außerdem liegt es in meinem Interesse heiß zu bleiben.“, fügte er schief lächelnd hinzu.
Auch, wenn es eine verdammt ernste Angelegenheit war, tat es gut die Situation und Angespanntheit ein wenig aufzulockern, selbst, wenn es nur ein kleines Bisschen war.
Es war so ruhig um sie herum, kaum ein Auto fuhr um diese Zeit an ihnen vorbei, keine Geräusche drangen von außen herein, nur die Sonne prasselte auf sie gnadenlos hernieder. Vielleicht war es diese Ruhe, die sie wirklich bitternötig hatten nach all dem, was in letzter Zeit passiert war, vielleicht war es nur möglich hier klar zu denken und klar zu agieren.
Fynn für seinen Teil merkte, wie seine Unruhe sich langsam auflöste, je länger in das hübsche Gesicht des anderen blickte, das Gefühl von seiner Hand auf seiner eigenen, die goldenen Augen, wie sie ihn betrachteten.
Gerne hätte er die Lippen geküsst, es war ein Instinkt, dem er nachgehen wollte, ein Wunsch, der hoffentlich bald in Erfüllung gehen konnte. Ihm war bewusst, dass es vielleicht dauern würde, doch wenn er gerade die Körpersprache des Dunkelhaarigen richtig gelesen hatte, war vielleicht der Moment doch viel schneller da, als erwartet.
Ein Kribbeln ging durch seinen Körper, als Craven sich ihm näherte, seine Wange umfasste und er im nächsten Atemzug die Lippen des anderen auf seinen spürte.
Tausende Feuerwerke schienen mit einem Schlag loszugehen, während er sich dem Kuss entgegenlehnte, seine Hand im dunklen Haar vergrabend. Er hatte sich manchmal ausgemalt wie es wohl wäre, wenn sie sich eines Tages küssen würden, wie der junge Mann schmeckte, wie sehr er es genießen würde und ob er nicht zu viel von dieser kleinen Geste erwartete.
Doch all die Vorstellungen kamen nicht einmal ansatzweise an den eigentlichen Moment dran, nie hätte der Merc gedacht, dass es sich so intensiv anfühlen würde, so gut, so verdammt nochmal richtig.
Fynn wurde beinahe schwindelig, als sich Cravens Zunge in seinem Mundinnenraum wiederfand, zu gerne machte er es dem jungen Mann nach, dass sich ihre Zungen sehnsüchtig umeinander wanden.
Craven schmecke so herb und süß zugleich, erinnerte ihn an das letzte Mal, als er echte dunkle Schokolade kosten durfte, gemischt mit den Kaffeeresten, die auf seiner Zunge hafteten. Es löste solch ein gutes Gefühl in ihm aus, dass er am liebsten nicht mehr aufhören wollte.
Mittlerweile hatte der Ältere den schmalen Körper in eine Umarmung näher an sich gezogen, kostete jede kleine Sekunde aus, in der ihre Lippen aufeinandergepresst waren. So lange, bis die Luft ausblieb und sie keine Wahl hatten, als sich voneinander zu lösen.
Nur langsam, fast schon ungläubig öffnete er die grauen Augen, blickte überrascht den Jüngeren an.
„Fuck, Craven….“, presste er atemlos hervor, eine Mischung aus Euphorie und Unglauben. War das gerade wirklich passiert, hatte sich der andere wirklich so weit überwinden können, um ihn zu küssen? Es fühlte sich fast schon surreal an.
„Zehn Jahre warten hat sich verdammt nochmal gelohnt…“, fügte er leise hinzu, ehe sich ein Lächeln auf die Lippen breitmachte. „Ich sage nie nein, wenn du es nochmal vorhast.“ Vielleicht hätte er die Worte bereuen sollen, immerhin hatte dieser Kuss sehr viele starke Gefühle in ihm ausgelöst und etwas in ihm warnte ihn, dass diese Gefühle auch schnell in seine Lenden schießen könnten. Und das wäre verdammt unangebracht, doch allein diese Sorge gab ihm genug Kontrolle über den Körper, um sich nicht vom emotionalen Wirrwarr zu schnell einnehmen zu lassen. Zumindest nicht so und nicht jetzt.

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo Apr 01, 2024 12:30 pm

Wie Fynn ihn enger in den Kuss hinein zog, ließ Cravens Herz pochen und rennen, als wenn es sich nie wieder beruhigen würde. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie so verliebt gefühlt, so vollkommen kopflos und leicht. Dass er sich so fühlen konnte nach dem, was der Fixer ihm angetan hatte, ließ ihn hoffen, dass es doch noch ein Happy End für ihn geben konnte, dass sein verkorkstes Leben irgendwie lebenswert sein könnte. Gott, wenn er sich so fühlte, wenn sie sich küssten, wie sehr würde er den Verstand verlieren, wenn sie endlich miteinander schliefen?! Es war so schwer, sich von Fynn zu lösen, aber irgendwann musste er ihm einfach in die Augen blicken. Der völlig entrückte Gesichtsausdruck des Mercs zauberte ihm ein ehrliches, breites Lächeln auf die Lippen.
„Du musst nicht nochmal zehn Jahre warten, alter Mann, versprochen“, summte er ihm leise entgegen. Craven hätte sich direkt in den nächsten Kuss stürzen können, aber irgendwie wollte er, dass ihr erster Kuss so stehen blieb, ein einzigartiges Erlebnis, das sie beide niemals vergessen würden. Nur langsam fand sein Herz wieder in einen normalen Rhythmus zurück und er ließ sich in seinen Sitz zurückfallen. Erst, als sich der rosa Schleier langsam von ihm löste, spürte er wieder das Zwicken und Zwacken seines geschundenen Körpers, aber die Freude, mit Fynn unterwegs zu sein, schaffte es immer wieder, seinen Verstand auf andere Gedanken zu bringen.
„Ich hab noch mehr vor als nur Küssen“, fügte er hinzu und dieses Mal weitete sich das Lächeln zu einem seiner typischen Grinsen. Die Schatten seiner vorangegangenen Schilderungen zerfaserten langsam in dem Gefühl von tausenden Schmetterlingen in seinem Bauch und, erleichtert, diese Schatten hinter sich zu lassen, lehnte Craven sich in seinem Sitz zurück und beobachtete, wie die Landschaft draußen wieder an ihm vorbeizog, als Fynn das Auto wieder auf die Straße brachte.
„Weißt du, worauf ich Bock hab, Fynn?“, fragte er, den Blick der goldenen Augen auf die Windräder am Horizont gerichtet.
„Auf eins dieser Dinger klettern.“
Er klopfte seinen Finger gegen die Scheibe und deutete auf die massiven Gebilde.
„Fuck, von da oben kann man sicherlich alles sehen. Wie fucking frei man sich fühlen muss!“
Für einen kurzen Moment klang ein Hauch von Schmerz und Wehmut in seiner Stimme mit, war allerdings so schnell verflogen, wie er gekommen war.
„Und untersteh dich und sei jetzt voll vernünftig, ich weiß, dass das ne Gonkaktion ist, aber wir haben schon mehrfach festgestellt, dass wir beide große Gonks sind.“
Craven drehte sich in seinem Sitz so, dass er Fynn erbarmungslos anstarren konnte. Er würde kein Nein akzeptieren, und wenn er Fynn zu einer Zusage mobben musste.
„Komm schon, sei nicht so“, quengelte er und ließ seine Finger über seinen kurz geschorenen Hinterkopf fahren.
„Nur ein kurzer, potenziell tödlicher Trup auf ein Windrad und dann können wir weiter!“

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di Apr 02, 2024 2:29 pm

Fynn hoffte sehr, dass diese Versprechungen schon bald in Erfüllung gehen würden. Es war fast schon lächerlich, welch einen bleibenden Eindruck ein kleiner Kuss haben konnte, wie intensiv und besonders sich dieser Moment angefühlt hatte.
Er kam sich wirklich vor wie ein Teenager, als hätte man ihn so viele Jahre zurückversetzt und er versuchte gerade dem Typen, für den er sich interessierte, zu zeigen wie cool er war. Und irgendwo war es wahrscheinlich auch so.
Sie ließen den staubigen Sand hinter sich, als der Wagen wieder in Bewegung kam und der Ältere die leere Straße befuhr, sich dabei erwischte, wie seine Finger immer wieder vorsichtig seine Lippen berührten, um sicherzustellen, dass es gerade passiert war.
Aufmerksam lauschte er den Worten seines Nebenmannes, kurz fragend in seine Richtung blickend, ehe sich seine Augenbrauen skeptisch anhoben. „DU willst ein Windrad hochklettern?“, fragte er belustigt, den Blick kurz zum Horizont richtend.
Die Dinger waren verdammt alt, rostig und baufällig. Seit Jahren hatte sich keiner mehr um die Dinger gekümmert, spätestens, als sie ihre Funktion verloren und man bessere Methoden gefunden hatte für Energiegewinnung. Wie viel besser die schlussendlich waren, konnte der Merc nicht sagen, das hatte ihn nie sonderlich interessiert.
„Erstmal musst du nach oben kommen, ehe du die Freiheiten genießen kannst. Ein bisschen selbstmörderisch.“, Fynn musste zugeben, dass die Idee eigentlich gar nicht so mies war- absolut lebensgefährlich und dumm, doch ein wenig juckte es ihm in den Fingern zu sehen, ob der Ausblick so gut war, wie man es sich vorstellte.
„Ein Gonk mit einem Lebenswillen! Du wirst mich aber nicht in Ruhe lassen, bis wir das gemacht haben, oder?“ Der Silberhaarige musste nur kurz in Cravens Gesicht blicken, um sich diese Frage selbst beantworten zu können.
Amüsiert schüttelte er den Kopf, ehe er noch einmal in die goldenen Augen blickte. Fuck, er brauchte wirklich wenig, um ihn weichzuklopfen.
„Na gut, ein Selbstmordtrip zu den Windrädern. Hoffe du hast Ausdauer mitgebracht.“

Sie mussten nur einmal rechts abbiegen, auf einen staubigen Trampelpfad, ehe sie einen der Windradparks erreichten, die seelenruhig und einsam inmitten von Nichts standen. Das Radio verstummte, als der Quadra zum Stillstand kam und Fynn ausstieg, die Arme verschränkend, als er sich diese Metallgebilde genauer anschaute.
„Lass mich wenigstens kurz schauen, welcher von denen weniger tödlich ist.“, forderte er den Jüngeren auf, ehe er mit langen Schritten von einem Windrad zum nächsten wanderte, sich die Dinger genauer anschauend, ehe er den Dunkelhaarigen herbeiwinkte. „Der hier sieht stabil genug aus. Komm, ich geh auch vor, dann kannst du schnell genug runterklettern, wenn ich abstürze.“
Fynn hoffte zwar sehr, dass es nicht dazu kommen würde, doch die Gefahr bestand immer und er wollte vorher wenigstens immer sicherstellen, dass nichts locker oder zu verrostet war, dass sie sich Sorgen zu machen brauchte.
Die erste Leiter aufzusteigen war noch ein Einfaches, auch wenn das Ding ächzte und quietschte, als würde sie jeden Augenblick in sich zusammenfallen.
Der restliche Aufstieg jedoch war durchaus anstrengender. Immer wieder blickten die grauen Augen runter zum Dunkelhaarigen, nur um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war und er nicht irgendwo abrutschte. Fynn war noch nie dankbarer keine Höhenangst zu haben, als er die letzten Stufen hinter sich ließ und sich neben den träge wackelnden Rädern befand. Der Wind pfiff um sie herum, während die Sonne alles in einem goldenen Ton erleuchtete.
Doch bevor der Merc diesen Moment genießen konnte, beugte er sich runter und streckte Craven seinen Arm aus. „Los, sonst genieße ich die Aussicht noch ohne dich.“, ein Grinsen umrahmte das markante Gesicht, als er den schmalen Körper mit Leichtigkeit zu sich hinaufzog und ihm wenigstens die restlichen Absätze ersparte.
Fynns Herzschlag pochte noch schnell in der Brust, auch, wenn er eine gute Ausdauer hatte, war es dennoch eine anstrengende Aktivität. Ein dummer Kommentar blieb in seiner Kehle stecken bei dem Anblick des jungen Mannes. Cravens Ausdauertraining existierte nicht, doch er wollte ihn deswegen nicht verurteilen. Nicht jeder war ein gedrillter Soldat.
„Und, hat sich die Arbeit ausgezahlt?“, sein Arm hatte sich um die Taille des anderen gelegt, zog ihn näher zu sich heran, mit der anderen Hand auf den Horizont deutend.
Man kam sich auf einmal so verdammt klein vor, wenn man hier oben stand, den Blick auf die Ferne gerichtet, auf Night City, all die Flugobjekte, das Licht, was selbst hier noch zu sehen war, die riesigen Gebäude, während sie in der Einöde waren, umgeben von Geisterstädten, Kakteen und Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. „Muss zugeben, die Idee war verdammt gut.“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di Apr 02, 2024 11:53 pm

„Nein, ich werde dich nicht in Ruhe lassen, ich kann sehr hartnäckig sein, wenn es um Gonk-Angelegenheiten geht.“
Ein zufriedenes Grinsen huschte über Cravens Gesicht, als Fynn endlich nachgab. Nein, er hätte ihn nicht umstimmen können. Wenn der Junkie sich einmal eine dämliche Idee in den Kopf gesetzt hatte, wurde er sie so schnell nicht wieder los. Und schon gar nicht, wenn Fynn so offen dagegen war. Je mehr Widerstand er leistete, desto verlockender wurde es für Craven!
„Ach, wie schwer kann es sein, so ein dämliches Windrad hochzuklettern?“, winkte er lapidar ab und ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Große Worte, das wurde ihm spätestens bewusst, als sie unter einem dieser Dinger standen und Fynn versuchte, das zu finden, was sie mit der geringsten Wahrscheinlichkeit umbringen würde. Von weiter weg hatten diese riesigen Bauten stabil ausgesehen, so von Nahen war der Rost zu sehen, der an ihnen hochkletterte. Craven musste den Kopf in den Nacken legen, um bis nach ganz oben sehen zu können und der Gedanke, dass die kleinen Sprossen ihn auf diese Höhen hinauftragen sollten, ließen ihn seine große Klappe nun umso mehr bereuen. Er beobachtete den Merc dabei, wie er scheinbar das am wenigsten tödliche Windrad heraussuchte. Wonach er schaute, konnte Craven nicht beurteilen, für ihn sahen alle Räder gleich baufällig aus. Aber er blies seine Brust auf und tat so, als wenn er kein Flattern in der Magengrube verspürte.
„Wenn du abstürzt, reißt du mich mit deinem dicken Arsch nur mit“, entgegnete er mit einem gespielt theatralischen Schnauben, folgte dem Merc allerdings trotzdem. Es war schwer zu akzeptieren, wo der Merc doch so viel älter war als er, aber Fynn war in einer tausendmal besseren körperlichen Verfassung als Craven selbst. Mit jeder Sprosse wurden seine Arme tauber, sein Herz pochte immer panischer und seine Lungen rangen fast schon verzweifelt nach Luft. Solch eine körperliche Anstrengung hatte er vermutlich noch nie durchstehen müssen, das war nicht zu vergleichen mit Sex oder dem Bisschen körperlicher Verausgabung, die er sonst so leistete. Wenn er zehn Jahre älter gewesen wäre, hätte ihn nicht einmal mehr die jugendliche Vitalität über Wasser halten können! Zwar wirkte der Merc auch nicht so, als ob er einen Sonntagsspaziergang absolvierte, aber wenn er hin und wieder seinen Blick nach unten schweifen ließ, wirkte er wenigstens nicht so, als wenn er um Leben und Tod kämpfte. Generell hatte Craven zwar keine Höhenangst, doch er wusste auch, was passieren würde, wenn seine Arme hier schwach wurden. Fuck, das ganze Blue Glass hatte sich doch irgendwie auf seine Lunge gelegt. Das merkte er gerade deutlicher denn je.
Sein gebrochenes Handgelenk begann zu zwicken und zu ziehen, mit jeder Sprosse mehr.
Craven wagte einen verstohlenen Blick nach oben in der Hoffnung, dass sie es bald geschafft haben mussten. Fynn zog gerade seinen Oberkörper aus dem Treppenschaft und Craven betete, dass er noch so lange durchhalten würde, bis er oben war, aber seine Kräfte verließen ihn langsam. Wie konnte Fynn noch ein Grinsen auf seine Lippen zaubern?! Ganz sicher aber war Craven nicht zu stolz, um Hilfe anzunehmen. Mit letzter Kraft streckte er seine rechte Hand zum dem Älteren nach oben. Problemlos umfasste Fynn seinen Unterarm und statt ihm nur etwas Unterstützung zu geben, konnte er ihn scheinbar problemlos an einem Arm neben sich auf den Kopf des Windrads nach oben ziehen. Craven konnte nicht sagen, dass die schiere Stärke, die in dem Merc steckte, nicht tausend Schmetterlinge in seinem Magen los schickte und auch durchaus etwas in seinen Lenden anregte. Fuck, wusste Fynn, wie verdammt heiß er war? Während Craven noch einen ganzen Moment brauchte, um seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, hatte der Merc schon seine Nase in den Wind gehalten. Craven versuchte noch, nicht kotzen zu müssen, die Hände auf seine Oberschenkel gestützt und den hageren Körper vornüber gebeugt.
„Warte, noch nicht die Aussicht genießen“, keuchte er, musste nach jedem zweiten Wort einen tiefen Atemzug nehmen. Es hatte keinen Zweck, seine Erschöpfung zu maskieren, so gut lügen konnte nicht einmal er.
„Guck weg!“, schnappte er, bevor er sich aufrichtete und mit wackligen Beinen an den Merc herantrat, sich einige verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn streichend. Der Wind strich um sein Gesicht und endlich konnte er den Ausblick wirklich wahrnehmen. Noch nie hatte er so weit schauen können. Zu allen Seiten breiteten sich die Badlands unter ihm aus, eine endlose Weite. Über ihm strahlte der blaue Himmel und in der Ferne konnte er Night City in all seiner Schönheit und Hässlichkeit zugleich sehen.
„NC sieht so klein von hier aus“, hauchte er ungläubig, seine Erschöpfung für den Moment vergessen. Unterbewusst lehnte er sich in die Umarmung des Mercs, klammerte sich an dem massigen Körper fest, auch aus Angst, dass seine Beine immer noch nicht ganz vertrauenswürdig waren.
„Ich hab nur gute Ideen“, murmelte er fast schon aus Reflex, dabei immer noch überwältigt auf die Landschaft unter ihnen schauend. Der Kopf des Windrads war breit genug, dass Craven sich umdrehen und in alle Richtungen starren konnte, die goldenen Augen groß vor Wunder.
„Ich konnte noch nie so weit gucken, Fynn! Man fühlt sich wirklich frei!“
Er löste sich ein Stück von Fynn, seine Hand immer noch umklammert und lehnte sich ein Stück nach vorn, um am Windrad hinab blicken zu können.
„Okay, bekomm das nicht in den falschen Hals, Fynn“, sprach er in den Wind, seine Hand fester drückend.
„Aber dich kennenzulernen war das Beste, was mir in meinem beschissenen Leben passiert ist.“
Für einen Moment blieb Craven abgewandt, hielt nur seine Hand fest, dann drehte er sich blitzschnell um, bevor der Merc sehen konnte, wie feucht seine Augen geworden waren, und drückte sein Gesicht in die breite Brust.
„Du bist so ein Gonk“, presste er hervor, immer bemüht, jegliche hochemotionale Situation wenigstens ein bisschen abzuschwächen mit einem doofen Spruch. So fest, wie er sich an den Merc klammerte, konnte Fynn das wohl kaum für voll nehmen.
„Wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, suchen wir uns ein stilles Plätzchen.“
Er hob den Kopf leicht und schenkte dem Merc von unten ein schiefes Grinsen.
„Außerdem kommt da hinten ein Sturm.“


_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo Apr 15, 2024 12:48 am


Fynn hätte hier ewig stehen können, in die Ferne blickend, während die Sonne auf sie herabschien. Das Gefühl konnte man kaum beschreiben und diesen Moment kaum mit etwas vergleichen, was sie in diesem Ausmaß jemals in Night City erlebt hatten.
Seine Hand hatte fest die des anderen gedrückt, während er breit lächelnd den Horizont anblickte.
„Wir wollen jetzt aber auch nicht übertreiben. Manchmal hast du gute Ideen.“, triezte die dunkle Stimme belustigt.
„Es ist aber schon faszinierend.“ Vielleicht hätten sie so etwas schon viel eher machen sollen, baufällige Metallgebilde schienen sie ganz besonders anzusprechen und wenigstens hatten sie es lebendig hinaufgeschafft. Da sollte runter hoffentlich ebenfalls ein Leichtes sein.
Aufmerksam lauschte der Merc Cravens Worten, wurde ein wenig hellhöriger, ehe sich ein warmes Gefühl in seiner Brust breitmachte.
Wenn der junge Mann nur wüsste, dass er nicht der Einzige war, der so empfand, der ebenfalls dankbar für jede Sekunde war, die sie gemeinsam verbringen durften…
Es war fast schon zu süß, wie der Dunkelhaarige sein Gesicht in seiner Brust versteckte und Fynn verkniff sich die dummen Sprüche, die normalerweise aufkommen würden.
„Kann ich so nur erwidern.“, raunte der Ältere leise, dabei immer noch zufrieden lächelnd. Seine Arme hatten sich um den schmalen Körper geschlungen, seine Lippen lagen sanft auf dem dunklen Haarschopf. Eigentlich hatte es schon etwas Romantisches, doch dieser Gedanke würde unausgesprochen bleiben, etwas, was wahrscheinlich beide bereits gedacht hatten, jedoch nicht den Mut hatten, es auch so über die Lippen zu bringen.
Manchmal musste man auch einfach nichts sagen.
„Oh, das stillste Plätzchen im wilden Westen.“, nur zu gerne erwiderte er das Grinsen des anderen, fuhr kurz über die dunklen Strähnen, ehe bei den nächsten Worten sein Lächeln ein wenig verrutschte und er an dem Jüngeren vorbei sich umschaute.
Er hatte nichts von einem Sturm mitbekommen, wieso war denn ausgerechnet jetzt irgendwo einer auf dem Weg?
Aus dem Augenwinkel heraus konnte er eine dunkle Wolkenfront in der Ferne erkennen, noch weit genug weg, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Zumindest jetzt. Aber für’s Zelten war es zu gefährlich.
„Fuck! Was soll der Dreck?!“, frustriert ließ er langsam von Craven ab, nachdenklich die Wolken anstarrend. Jetzt nach Hause zu fahren wäre einfach nur traurig, doch sie hatten für heute schon genug lebensmüde Aktionen veranstaltet, da wollte er das Schicksal nicht noch herausfordern.
„Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen, ehe der Sturm uns erwischt. Ich..kenne da vielleicht was.“

Der Abstieg war immer noch anstrengend, doch durchaus angenehmer, als ihr Aufstieg. Dennoch schaute der Silberhaarige immer wieder zum anderen hinauf, nur um sicherzugehen, dass seine Kräfte ihn nicht verließen und sie sicher den Boden erreichen könnten. Immer wieder knarzte das Windrad, doch brach nicht unter ihrem Gewicht ein und Fynn war verdammt dankbar, dass sie wohlauf wieder unten und wenige Minuten später im Qudra waren.
„Mal schauen wie lang wir den Sturm überdauern müssen, Zelten ist so aber Selbstmord.“, erklärte er Craven sachlich, als sie wieder die Straße befuhren und weiter den Geisterstädten entgegen rasten. Hier waren eine Menge Gebäude, die verlassen lagen, doch nicht alle waren intakt genug, sodass er nach Häusern Ausschau hielt, die noch so aussahen, als würden sie nicht jeden Augenblick in sich zusammenfallen, wenn nur ein kleiner Windhauch sie treffen würden. „Schon mal sowas erlebt? Ist gruselig aber irgendwie auch spannend.“ Der Merc hatte schon einige Naturphänomene außerhalb erlebt, manchmal sogar, wenn sie eigentlich für eine Mission draußen waren. Dazu gehörte auch sowas.
„Wind brettert um die Ohren, es pfeift und blitzt und donnert und man fühlt sich auf einmal so klein.“ Er bog einmal ab, befuhr eine weitere staubige Straße, ehe sie vor einer kleinen Ranch halt machten.
Meistens hatten solche Orte noch Strom, eine Scheune, in der sie ihr Auto ebenfalls schützen konnten und ein Haus, das robust genug war, dass sie sich dort wohlfühlen könnten.
Das Tor war verschlossen, doch nichts, was nicht schnell beseitigt werden konnten, die Scheune war zum Glück geöffnet.
„Ich sag, du bringst die Sachen rein und ich schau mich um, dass die Stromgeneratoren wieder zum Laufen gebracht werden. Wer weiß, vielleicht müssen wir hier sogar bis morgen ausharren.“ Der Gedanke hatte auch etwas Reizendes an sich, einfach in einem alten Haus die Nacht zu verbringen, ganz unter sich.

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mo Apr 15, 2024 5:35 pm

Der Sturm hatte ihren absolut nicht romantischen Moment auf dem Windrad kürzer gestaltet, als Craven vielleicht gewollt hätte. Ein bisschen verharrten sie noch hier, ließ Craven den Blick in die Ferne zu der grauen Wolkenfront schweifen, aber als der Wind langsam begann anzuziehen, wurde es Zeit, in einen sicheren Unterschlupf zu kommen. Zum Glück hatten sie lange genug ausgeharrt, dass Cravens Muskeln sich wieder entkrampft hatten und er den Weg runter einigermaßen sicher zurücklegen konnte. Dennoch, sein Atem wurde erst wieder ruhig, als sie endlich in die Polster des Quadras sanken und er seinen eigenen Armen und Beinen für einen Moment nicht mehr sein gesamtes Leben anvertrauen musste. Die Aussicht und das kurze, aber liebevolle Geständnis war es allerdings wert gewesen.
„Zur Not tuts der Quadra als Sturmschutz doch sicherlich auch, oder?“
Craven hatte die Wolkenfront nur als anbahnenden Regen wahrgenommen, aber Fynn schien die Wetterlage etwas besser einschätzen zu können als er selbst und seine Frustration und die Dringlichkeit in seiner Stimme machte Craven zu mindestens klar, dass sie besser ein Dach über dem Kopf haben sollten. Wobei eine Nacht im Auto sicherlich auch etwas für sich gehabt hätte. Vielleicht eine Idee für den nächsten Ausflug. Die Wüste jenseits des Fensters nahm eine eigenartige Färbung an, je stärker der Wind draußen zu peitschen begann. Ein eigenartig grau-gelber Filter schien über allem zu liegen und er war zunehmend erleichterter, dass Fynn zu wissen schien, wo sie vor dem Wetter Schutz suchen konnten. Auch, wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. Wetter in Night City war so sterilisiert wie dessen Flora und Fauna und noch nie hatte Craven ein wirkliches Unwetter erlebt.
„Klingt für mich schon krass, als wenn du Angst vor ein bisschen Regen hättest“, entgegnete er Fynn grinsend und erntete ein Augenrollen von dem Älteren. Zufrieden grinste Craven und hatte seine Unruhe wenigstens für den Moment besänftigt. Sie hatten wieder näher an die Geisterstädte herangefunden und Fynn hatte zielsicher eine ausgesucht, die nicht kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen schien. Eine kleine Ranch abseits der Straße sollte ihr auserkorenes Nachtlager werden, sollte dieser Sturm länger als ein Stündchen anhalten. Craven hatte keine Lust, sein Handy hervorzuholen und das Wetter zu checken, er mochte die Abgeschiedenheit, diese ganz andere Welt, die er mit ihren Trips immer betrat, fernab von allem. Das wollte er sich nicht zerstören.
Während Fynn irgendwo ums Haus verschwand, um den Generator zu suchen, klemmte Craven sich eine Taschenlampe zwischen die Zähne, brach eine marode Seitentür auf und suchte nach dem saubersten Raum, in dem sie ihr Nachtlager aufschlagen konnten. Tatsächlich war der Wohnraum angenehm trocken und sauber. Die meisten Fenster waren zwar von außen verrammelt, aber das würde den Sturm nur besser raushalten. Außer Staub war hier nicht viel Dreck, anscheinend hatten sich weder Wraiths, Tiere oder Junkies bisher hier einen Unterschlupf genehmigt. Die alte Couchgarnitur war aus Leder und Craven stellte schnell fest, dass es hier draußen anscheinend nicht genug Feuchtigkeit gab, um irgendetwas großartig zum Schimmeln zu bringen.
Nach ein paar Touren hin und zurück zum Auto hatte er alles Wichtige aus dem Quadra geholt, die alten Couchgarnituren zusammengeschoben, mit Zeltplane abgedeckt und mit all den Schlafsäcken und Decken den besten ausgedehnten Schlafplatz herbeigezaubert, den sie sich für die Nacht wünschen konnten. Beinahe wie aufs Stichwort flackerte die Beleuchtung wieder an und Craven stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
„Bist du auch noch Elektriker oder was?“, rief er ins Nichts und musste nicht lange warten, bis sich Fynn endlich wieder zu ihm gesellte. Draußen pfiff der Wind bereits mit einer ungeahnten Intensität über die trockene Landschaft. Durch einige Bretter hindurch konnte Craven erkennen, dass die ersten Blitze in der Ferne bereits über den Horizont zuckten. Mit einem durchaus stolzen Grinsen auf den kantigen Zügen und den Händen in die Hüften gestemmt, erwartete er Fynn im Wohnzimmer.
„Ist schon ziemlich fucking gemütlich geworden, wenn ich das mal so sagen darf.“
Er wischte sich einige Strähnen seines langen dunklen Haares aus der Stirn und ließ sich auf den Rand der Couch sinken.
„Okay, ich kenne nur eine Möglichkeit, wie wir den Lärm des Gewitters ersticken können“, raunte er verschwörerisch und ließ sich rückwärts auf das provisorische Lager aus Decken und Zeltplane fallen. Fynn ließ glücklicherweise nicht lange auf sich warten.
„Ich hoffe, du kommst morgens noch wieder hoch“, trietzte er. Gerade wollte er zum nächsten dummen Spruch ansetzen, als ein ohrenbetäubender Donnerschlag ihn zusammenzucken ließ. Die Lichter flackerten kurz, kehrten dann aber zu ihrem schummrigen Licht zurück. Craven hielt sich die Brust und merkte, wie stark sein Herz klopfte.
„Fuck, war das laut!“

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di Apr 16, 2024 12:48 am

Allzu lange wollte er nicht draußen umherlungern, nicht, wenn bereits der Wind langsam begann um seine Ohren zu pfeifen.
Nicht zu selten hatten diese Orte eigentlich eine immer noch intakte Stromzufuhr, man hatte sich nicht wirklich darum gekümmert die Energie hier draußen zu kappen, immerhin nutzte sie kaum jemand. Für solche Momente war es wahrlich ein Segen!
Fynn hatte den Generator schnell gefunden, hoffend, dass sie nicht noch am Stromkasten selber werkeln mussten. Die ehemaligen Besitzer hatten das gute Stück abgeschlossen, nichts, was man jedoch mit den richtigen Tools umgehen konnte. So war wenigstens weder Staub noch Sand in das Ding gekommen, dass der Merc in Ruhe daran arbeiten konnte, während in der Ferne der Sturm immer näherkam.
Immer wieder huschten seine Augen zum Horizont, sah, wie es immer dunkler und lauter um sie herum wurde. Es sah nicht so aus, als ob es in einer Stunde schon ein Ende nehmen würde, wirkte eher so, als wäre dieses Häuschen tatsächlich ihr Lager bis morgen.
Doch für Strom war gesorgt und sie hatten genug Proviant mitgenommen, dass sie auch länger hier draußen ausharren konnten. Fynn trauerte nur den Sternen hinterher, die sie heute Nacht wahrscheinlich nicht sehen würden.
Mit einem lauten Surren begann der Generator endlich wieder zu laufen, beinahe als ob ihn niemand jemals ausgeschaltet hatte. Ein zufriedenes Lächeln huschte über die schmalen Lippen, ehe er Craven im Haus beiwohnte, die Tür hinter sich schließend.
Sein Blick wanderte erst zum Licht, dann zu dem zusammengeschusterten Nachtlager, welches der Dunkelhaarige für sie vorbereitet hatte.
„So gemütlich hatten es wahrscheinlich nicht mal die alten Besitzer.“, scherzte der Ältere, dabei den anderen breit angrinsend.
Es sah durchaus einladend aus, dass sie sich wahrscheinlich auch jetzt einfach schon in die Federn schmeißen konnten.
Bei den nächsten Worten hob er jedoch skeptisch seine Augenbrauen. „Wenn du morgen heiser werden willst…“ Leise lachend wohnte er dem jungen Mann bei, machte es sich bequem auf dem provisorischen Bett, sich ein wenig zurücklehnend.
Der Sturm war mittlerweile so nah herangerollt, dass man es an den Fensterläden pfeifen hören konnte, während der Wind Geröll gegen die Wände zimmerte. Helle Blitze zuckten unwillkürlich zwischen den kleinen Zwischenräumen der Holzbretter, die sonst den Blick nach draußen beinahe versperrten. Es hatte etwas Beunruhigendes an sich und gleichzeitig etwas, was Fynn genoss, jedoch nur schwer erklären konnte.
Gerade wollte er etwas auf den dummen Spruch erwidern, als das laute Donnern die Hausfassade erschütterte und offenbar Craven gleich dazu.
Überrascht blickte er in das unrasierte Gesicht, im nächsten Moment leicht schmunzelnd. „Hast du sowas etwa noch nie erlebt?“, fragte er den Jüngeren interessiert. Starke Wetterphänomene waren selten in Night City, nach solchen Stürmen war es eher üblich, dass der restliche Sand in die Stadt gefegt wurden und sich alles diesig orange färbte, doch neben den üblichen Regenschauern, war es noch nie zu so etwas gekommen.
„Früher hatten wir echt heftige Gewitter hier draußen gehabt oder massive Sandstürme. Hab sogar einmal einen Tornado erlebt, aber das war ein wenig weiter außerhalb.“ Der Merc erinnerte sich gerne an die Tage, wo die Natur noch nicht komplett zerfickt war. Der letzte kleine Hauch, der jedoch auch damals schon schnell vernichtet wurde.
„Jetzt draußen zu sein wäre fucking gefährlich. Wenn der Wind nicht irgendwas gegen deinen Kopf zimmert, wirst du vom Blitz getroffen oder weiß der Teufel was noch passieren kann. Aber irgendwo auch faszinierend, dass sowas überhaupt um einen herum passieren kann…“
Gedankenverloren fuhr er mit seinen Fingern über Cravens Schulter, anschließend seinen Arm entlang. Vielleicht, um seinen Körper ein wenig zu beruhigen, vielleicht, weil er einfach die Nähe zu ihm brauchte.
„Das ist eine riesige Front, mal sehen, wann wir morgen hier rauskommen. Aber wenn man es so gemütlich hat, will man auch gar nicht weggehen, was?“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Kauzi
Admin
Kauzi


Anzahl der Beiträge : 1321
Anmeldedatum : 12.07.09
Alter : 31

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Di Apr 16, 2024 5:37 pm

Nach dem ersten Schreck verlangsamte sich sein pochendes Herz wieder etwas und Craven wandte den Kopf zu Fynn hinüber. Er suchte in den grauen Augen nach Spott, aber fand nur ehrliche Neugierde, sodass der dürre Körper sich wieder etwas entspannte.
„Nicht so nah jedenfalls“, entgegnete er und ließ seine Worte so lapidar wie möglich klingen. Als pures NC Kind konnte der Merc ihm das wohl kaum vorwerfen, es gab tausende, die den gleichen Erfahrungsschatz hatten wie er. Craven konnte sich gar nicht vorstellen, wie es war, wenn ein Tornado herrschte, wenn Natur gewaltiger war als Hitzewellen oder flutartiger Regen. Und selbst der war am Ende der Woche von den Straßen verschwunden.
„Faszinierend? Ich bin froh, dass wir die Bruchbude hier gefunden haben! Der Quadra fänd es sicher nicht so faszinierend, wenn er vom Blitz getroffen würde!“
Craven schauderte und drehte sich auf die Seite, um Fynn besser ansehen zu können. Der Wind um sie herum wurde immer lauter, schien aber erfreulicherweise nicht durch irgendwelche Ritzen ins Innere des Hauses zu ziehen. Wobei er einen weiteren Grund, sich eng aneinander zu kuscheln, nicht abgelehnt hätte. Nicht, dass sie einen brauchten.
Fynns Finger fuhren sanft über seine Schulter und seinen Arm und die Härchen an Cravens Körper stellten sich auf. Wann hatte er das letzte Mal so angenehme Schauer über seinen Nacken ziehen spüren? Er rückte etwas näher zu Fynn heran, schob ein Bein zwischen seine und genoss das Gefühl, wie sich alle paar Minuten irgendwer näher an den anderen heran zu rücken schien. Die kleinsten Bewegungen, ein Neuarrangieren eines Arms oder einer Hand, und schon waren sie noch etwas näher zueinander gerutscht.
„Mercs sind glaube ich einfach alle lebensmüde. Deswegen findest du sowas faszinierend“, schnaubte Craven und ließ seine Finger sachte über Fynns Wirbelsäule wandern. Wenn er die Muskeln unter dem Shirt ertastete, war es so schwer zu glauben, dass dieser Mann so viel älter sein sollte als er. So durchtrainiert wie er war, hatte er allein heute schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er fitter war als vermutlich drei Cravens. Wenn die Unsicherheit den Größeren packte, fragte sich Craven immer, was man jemandem antun musste, der so aussah, dass er an sich zweifelte.
„Das krasseste Wetterphänomen was ich miterleben musste, war diese beschissene Hitzewelle vor ein paar Jahren. Hab jede Gelegenheit genutzt, um mich irgendwo mit Klimaanlage aufzuhalten, mein kleines pissiges Apartment hatte natürlich nur ne defekte“, schnaubte er und verlagerte bei seinen Worten sein Gewicht mehr auf Fynn, sodass er mittlerweile halb auf seinem Oberkörper lag. Er wollte nicht hinzufügen, dass dieses Irgendwo Mherzads Apartment gewesen war. Dieser Moment gehörte nur ganz ihnen.
Fynns Hände waren ähnlich fleißig wie seine eigenen und die raue Haut, die immer häufiger über seine eigene fuhr, knotete seinen Magen in immer weitere Schlaufen. Er wusste gar nicht mehr, worauf er mit seinen Worten überhaupt hinausgewollt hatte. Die ewig schnarrende Stimme war für den Moment verstummt, als er unschuldig seine Hände unter Fynns Oberteil wandern ließ und Linien über seine Schulterblätter zog.
„Fynn“, murmelte er leise seinen Namen und versuchte, das dröhnende Herzklopfen in seinem Inneren zum Verstummen zu bringen. Wie konnte es erst heute früh gewesen sein, dass sie ihren ersten Kuss geteilt hatten? Klar, sie waren in letzter Zeit einige große Schritte in ihrer Beziehung gegangen, aber den letzten Schritt waren sie noch nicht gegangen. Gerade wollte Craven mehr mit dem anderen schlafen, als er sich je etwas gewünscht hatte. Er wollte all die schmerzhaften Echos auf seiner Haut loswerden, wollte sie verscheuchen, um neuen Erinnerungen Platz zu machen. Als er seinen Körper hoch stemmte, ein Bein zwischen Fynns und die Hände neben dem harten, wunderschönen Gesicht, konnte er zu mindestens spüren, dass den anderen ebenfalls die Erregung gepackt hatte.
„Du bist doch immer auf alles vorbereitet, nicht wahr?“, fragte er mit einem schiefen Grinsen, aber die Aufregung ließ seine Stimme zittern. Gefangen in seinen dunklen Gedanken, wie er es die letzten Wochen gewesen war, hatte er selbst ganz sicher nicht daran gedacht, irgendetwas mitzunehmen, damit sie überhaupt ein schmerzfreies erstes Mal zelebrieren konnten. Ein Hinkelstein fiel ihm vom Herzen, als der andere nickte und er beugte sich zu einem Kuss hinunter, feuriger als der letzte, hungrig nach Nähe, intimer als die, die sie bis gerade geteilt hatten. Craven realisierte, was für eine schwierige Situation all das für Fynn sein musste und er setzte sich für einen Moment auf seinen Oberschenkel, blickte mit ernsten goldenen Augen auf ihn herab.
„Ich will dich so sehr, Fynn. Nicht nur Blowjobs, nicht nur Küsse. Auch, wenn die verdammt gut sind“, grinste er, aber es war eine Nervosität an ihm zu erkennen, die seine übliche großkotzige Art nicht überspielen konnte. Er hatte nie darüber nachgedacht, dass der Merc vielleicht auch gar nicht so weit sein könnte, Ständer hin oder her, der gegen seinen Oberschenkel pochte.
„Du willst auch mit mir schlafen, oder?“, fragte er, sichtlich nervös.

_________________

Major Crimes - Seite 9 Law_si11
Nach oben Nach unten
Mrs Lovett
Admin
Mrs Lovett


Anzahl der Beiträge : 1344
Anmeldedatum : 12.07.09

Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1Mi Apr 17, 2024 12:13 am

Fynn musste glucksen bei den Worten des anderen. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal unrecht mit dieser Aussage, ein wenig lebensmüde waren sie wahrscheinlich alle, sonst würde man allein schon solch einen Job gar nicht machen können.
Doch auch ohne ein Merc zu sein hätte er wahrscheinlich Wetterphänomene immer noch als faszinierend und spannend empfunden. Craven hatte sowas einfach noch nie wirklich erlebt, dass er nicht verstehen konnte, weswegen es seine gewissen Reize hatte. Auf der anderen Seite wollte er auch gerade absolut nicht mit ihm rausgehen und auf einen tobenden Sturm deuten, der sie vielleicht ausknocken konnte.
Besser auf der Couch liegenbleiben, auf ihrem kleinen Nachtlager, während sie sich langsam, fast schon unauffällig immer näherkamen.
„Fuck, ich erinnere mich an die Hitzewelle, das war echt eine beschissene Zeit. Gut, dass die Bude in Heywood eine funktionierende Klimaanlage hat, nur für den Fall, dass wir sowas nochmal durchmachen müssen.“ Seine Finger fuhren mittlerweile sanft über Cravens Rücken, während sein Körper noch näher heranrückte.
Er konnte merken, wie sich nicht nur draußen die Luft zu elektrisieren schien. Auch hier hatte es langsam begonnen zu knistern, auch, wenn der Ältere noch gar nicht wusste, worauf sie eigentlich mit all dem hinauswollten.
Ein angenehmes Kribbeln breitete sich aus, als die langen Finger unter sein Oberteil huschten und seine nackte Haut berührten. Es war etwas, was der Dunkelhaarige nicht zum ersten Mal getan hatte, doch heute fühlte es sich besonders an, vor allem besonders intensiv.
Die Stille, die sich für einen Moment um sie gelegt hatte, war ungewohnt und dennoch so passend und als sie vom Aussprechen seines Namens gebrochen wurde, blickte er nur stumm, jedoch fragend zum hübschen Gesicht auf.
Der Ältere konnte nicht erklären, weswegen dieser Moment ihn so aufgeladen hatte, wieso sich alles so intensiv anfühlte, selbst, wenn er in die goldenen Augen blickte. Ihm war nicht einmal aufgefallen, wie das Blut langsam auch zwischen seine Beine geschossen war, sich eine Erregung in ihm breitmachte. Sicherlich erging es Craven nicht anders, oder?
Fast hatte er laut aufgelacht bei seiner Frage. Fynn war immer vorbereitet, selbst auf das, worauf er wohl hinauswollte. „Wie ein Pionier.“, erwiderte er nickend, ehe seine Finger sich im dunklen Haar vergruben und er sich nur zu gerne dem Kuss entgegenlehnte.
Gott, es war so atemberaubend die Lippen des Jüngeren zu schmecken, wie gierig und er ihn dieses Mal geküsst hatte, es schwindelte ihn beinahe. Am liebsten hätte Fynn nie wieder von ihm abgelassen.
Alles in dem muskulösen Körper hatte vor Aufregung zu kribbeln begonnen, noch wusste er nicht, wie weit sie wirklich gehen wollten, ob sie überhaupt so weit gehen wollten, doch allein der Gedanke daran, machte ihn beinahe wahnsinnig.
Der Merc fühlte sich wirklich wie ein Teeanger bei seinem ersten Mal, wo er seinen Eltern etwas vorgelogen hatte, damit er die Nacht sich mit seinem Schwarm irgendwo rausschleichen und zum ersten Mal Sex haben konnte.
Fuck, irgendwo war es auch das erste Mal, immerhin hatten sie es noch nie getrieben und nach all dem, was Craven widerfahren war, war dies auch das Letzte, woran Fynn gedacht hatte.
Er hatte die schmale Hüfte des Dunkelhaarigen umfasst, lauschte erneut seinen Worten, dabei das Grinsen erwidernd. Er hatte ihn noch nicht nervös erlebt, wenn es um sexuelle Dinge ging, doch vielleicht konnte man so auch umso besser erkennen, wie ernst es ihm war. Fynn für seinen Teil war sich mehr als nur sicher, dass er ebenfalls mehr wollte.
„Scheiße, was soll ich denn sagen? Ich- natürlich will ich auch mit dir schlafen? Mein Ständer spricht wohl Bände!“, leise lachend deutete er auf die deutliche Beule in seiner Hose, ehe er erneut zu dem anderen aufblickte, dieses Mal seinen Blick erweichend. „Ich will dich auch, Craven, mehr, als ich in Worte fassen kann.“
Sanft fuhr er über seine Wange, zog den schlanken Körper in eine Umarmung zu sich herunter, langsam sein Oberteil anhebend.
Er wollte seinen Nacken küssen, hielt jedoch inne, immerhin wusste er, dass die Narben frisch waren und wie unwohl er sich deswegen gefühlt hatte, beschäftigte sich lieber damit, ihn von seinem Shirt zu befreien und andächtig über die entblößte Haut zu fahren.
Sein eigenes Shirt hatte es wenige Sekunden ebenfalls von seinem Körper geschafft. Fast schon zittrig vor Aufregung hatte begann der Ältere am Hosenverschluss zu werkeln, ehe er innehielt und zu Craven aufblickte.
„Hilfsmittel sind in meinem Rucksack. Wie willst du es gerne haben?“ Fynn wollte nicht einfach loslegen, bevor er nicht sicher wusste, welche Position der Jüngere bevorzugte, wollte ihn nicht indirekt zu etwas drängen, was nicht für ihn war. „Ich…bin für alles zu haben, solange ich’s mit dir mache.“

_________________
Major Crimes - Seite 9 Garysignawip_zps29139715
Nach oben Nach unten
https://let-the-engine-steam.forumieren.de
Gesponserte Inhalte





Major Crimes - Seite 9 Empty
BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 9 Icon_minitime1

Nach oben Nach unten
 
Major Crimes
Nach oben 
Seite 9 von 10Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10  Weiter

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Danger Danger :: Kategorie :: Stories-
Gehe zu: