Danger Danger
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High Voltage
 
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 Major Crimes

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Kauzi
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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Fr Feb 16, 2024 6:53 pm

Die letzten Monate hatten sie einander nicht näher gebracht und umso freudiger war Craven, dass sie endlich wieder zusammenarbeiten sollten. Nicht, dass er es zeigen würde. Er saß mit desinteressiertem Gesichtsausdruck im Fahrersitz und tat so, als wenn ihn das alles ganz kalt ließ. Die vergangenen Monate waren die anstrengendsten seines Lebens gewesen und das war gleichzeitig gut und schlecht. Craven hätte nicht gedacht, dass es ihm so viel Spaß machen würde, etwas Neues zu lernen, aber Dollchip hin oder her, schien er ein Händchen für diese Tätigkeiten zu haben. Nicht, dass es ihm bis jetzt besonders viel Geld eingebracht hatte, aber es war ein guter Start. Es war wohl verständlich, dass Mherzad anfänglich noch etwas von den Eddies einbehielt, immerhin hatte er ihm aus dem Nichts ein ordentliches Upgrade beschert, so etwas war ja nicht umsonst. Im Vergleich zu vorher ging es ihm immerhin ein bisschen besser, vor allem, weil die Wochenenden in Mherzads Wohnung immer häufiger wurden. Neben dem Rausch und dem Sex hatten diese Treffen auch noch andere Vorteile. Craven hatte feststellen müssen, dass Fynn – bei all dem Abstand, den er sonst zu ihm hielt – nach diesen durchzechten Wochenenden immer in seiner Wohnung auftauchte. Woher er wusste, dass und wann sie stattfanden, wusste Craven nicht. Musste irgendwer im Club sein, denn der Fixer hatte ihn sicherlich nicht eingeweiht. Zwar hätte der Junkie es auch ohne Fynns mahnende Blicke ausgehalten, aber die wenigen Momente, die sie gemeinsam verbrachten, waren umso wertvoller. Vielleicht wollte der Merc nur sein Entgegenkommen mit der Wohnung aufwiegen, bis sein Gewissen rein war.
Ansonsten schien der Merc auch ohne ihn ganz gut klar zu kommen. Craven sah ihn häufiger mit einem von Mherzads Netrunnern rumhängen und auch ansonsten wirkte er, als wenn er langsam in dieses neue Leben hineinwuchs. Craven fühlte sich albern dabei, aber manchmal stach es, ihn so zu sehen. Vor allem, weil der Fixer gar nicht mehr müde wurde, sein Selbstvertrauen zu untergraben. Niemals hätte ihm dieser unbewusste Fehltritt passieren dürfen, denn ihn ließ das Gefühl nicht los, dass Mherzad seitdem rauer mit ihm geworden war, seine Worte giftiger und seine Berührungen herrischer. Außerdem schien er ja recht zu haben mit dem, was er sagte: Fynn hatte kein Interesse daran, ihre Beziehung in solch einer Art und Weise wieder aufleben zu lassen. Wieso also konnte Craven selbst nicht auch endlich einen Haken hinter sein Verlangen setzen? Es war zum Verrücktwerden und dass er jetzt eine Mission mit Fynn absolvieren sollte, war für seine geistige Gesundheit wahrscheinlich nicht das Beste. Aber es fühlte sich so fucking gut an, wieder mit dem Älteren unterwegs zu sein.
Craven lauschte seinem Briefing, er hatte sogar vorgearbeitet, um den Merc ein bisschen zu beeindrucken. Er kannte das Sicherheitssystem des Gebäudes in- und auswendig, hatte sich umfassend mit jedem Detail auseinandergesetzt. Er konnte das verdammt nochmal und vielleicht würde Fynn ihn einmal nicht belächeln. Seine Recherche hatte sich ausgezahlt, der Job verlief reibungslos und als Fynn wieder im Quadra saß, starrte er ihn so erstaunt an, dass es ein Leichtes war, das selbstsichere Grinsen auf seine Züge zu zaubern.
„Was, dachtest du, du wärst der einzige, der was auf dem Kasten hat, alter Mann?“
Er richtete sich dennoch etwas in seinem Sitz auf und streckte seinen Rücken gerade. Fuck, wieso taten die Worte des anderen so unglaublich gut? Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in seiner Magengrube aus.
„Ich dachte mir, ich entstaube mal ein paar vergessene Skills und zeig dir, dass du nicht der einzige bist, der hier Geld verdienen kann!“
Im Vergleich zu ihrem ersten Treffen hatte Craven wohl wirklich seine Nische gefunden. Wobei er von dem Dollchip lieber mal nichts erwähnte.
„Hab gehört, du hast eine neue Wohnung in Heywood?“, fragte er ganz beiläufig, während er den Wagen anließ und sie vom Ort des Verbrechens fortsteuerte, bevor noch jemand auf Ideen kommen konnte. Er hatte diese Info von Mherzad gefüttert bekommen, mit dem bitteren Beigeschmack, dass der Merc jetzt wohl gar keinen Grund mehr hatte, sich bei ihm blicken zu lassen.
„Soll ich dich absetzen? Oder willst du lieber nicht, dass ich weiß, wo du wohnst?“, triezte er und hoffte, dass das aller hier casual genug rüberkam. Er wollte nicht der anhängliche Loser sein, aber er hatte es so sehr vermisst, Zeit mit dem Merc zu verbringen, dass es echt peinlich war.
„Sonst lass uns wenigstens noch ein Bier trinken?“
Craven beobachtete den anderen aus dem Augenwinkel. So legere wie er sich gab, desto nervöser war er innerlich. Sein linkes Bein bediente keine Pedale und wackelte nur unruhig auf und ab und er zog einen Inhalator aus der Jackentasche und nahm einen kurzen Zug. Im Moment brauchte er das Blue Glass mehr denn je. Oftmals fühlte er sich wie Mherzads Punchingbag – ein Umstand, der durch zahlreiche kleine Blessuren auf seinem Körper bezeugt wurde – und wenn er nicht wollte, dass er bei jeder falschen Bewegung unangenehm zwackte, dann half der Stoff ganz gut, um weniger angenehme Gefühle zu betäuben.
„Ich bin mir sicher, es hat noch niemand mit jugendlicher Stilsicherheit deine Bude in Augenschein genommen“, stichelte er weiter und schenkte Fynn ein breites Grinsen.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Sa Feb 17, 2024 12:57 am

„Normalerweise bin ich’s gewohnt, dass ich die Arbeit für die gesamte Gruppe mache.“, scherzte der Ältere, dabei schief lächelnd. Er hatte gar nicht gewusst, dass Craven in der Vergangenheit sich mit Netrunning auseinandergesetzt hatte. Dann wiederum wusste er ohnehin nicht so viel von dem jungen Mann, außer das, was er gesehen und von ihm gehört hatte. Und vielleicht auch das, was die Leute von Mherzad über ihn sagten, doch diese Worte hatte er gelernt gekonnt auszublenden. Wenn sie sich nie die Mühe gemacht hatten, ihn wenigstens ein wenig besser kennenzulernen, hatten sie auch kein Recht gehabt ein Bild von ihm zu machen.
„Wenn du so weitermachst, wirst du noch irgendwann bei den ganz großen Netrunnern spielen können.“, Fynn stupste ihn mit seinem Ellbogen an, ihn ehrlich anlächelnd. Er wollte wirklich, dass der andere sich an etwas anderes klammerte, was nicht Mherzad und seine Drogen waren, an etwas, was ihm auch guttat und auch eine bessere Bezahlung mit sich brachte.
Der Merc hatte sich einfach gewünscht, dass er nicht in dieser aktuellen Lage feststeckte und glaubte, dass sein Leben nichts anderes zu bieten hatte, als sich von einem Fixer misshandeln zu lassen.
Fast hatte er sich in seinen Gedanken verloren, dass er erst etwas verspätet auf die nächsten Worte reagierte, eifrig nickend. „Ein nettes Örtchen, viel Platz, Lage ist ruhig genug, dass ich nicht jede Nacht von irgendwelchen Wahnsinnigen geweckt werde. Wände sind dick genug, dass ich die Nachbarn nicht höre…das war mich ehrlich gesagt das Wichtigste!“ Nachdem der Silberhaarige Wochen in diesem beschissenen Motel verbringen musste, musste er auf die harte Tour lernen, was es hieß verdammt dünne Wände zu haben. Irgendwann kannte er seine Zimmernachbarn viel zu gut, was sie trieben und mit wem sie es trieben und welche Probleme sie hatten. Und das alles, während er sie kaum zu Gesicht bekommen hatte.
„Du kannst mich gerne absetzen, ich schick dir eben die Koordinaten.“ Fynn wusste, dass der Dunkelhaarige ziemliche Scheiße gebaut hatte, doch es war mittlerweile ein Weilchen her und sauer konnte er nicht mehr wirklich auf ihn sein. Irgendwo bekam er immer mehr mit, welch eine Dynamik zwischen ihm und Mherzad herrschte und wie stark er den jungen Mann in der Hand zu haben schien. Wie konnte man es also ihm übelnehmen, wenn er wahrscheinlich gar keine andere Wahl hatte, als den Älteren auszuspionieren? Er hatte zumindest beschlossen das Kriegsbeil zu begraben. Vielleicht hatte auch ein bisschen Abstand zwischen den Tagen, wo er ihn aufgepäppelt hatte, geholfen und sie konnten von vorne beginnen. Vorausgesetzt, dass der andere das überhaupt wollte.
Doch wenn er sich so anhörte, wie er mit ihm sprach und was er anbot, klang es nicht so, als hätte er kein Interesse gehabt, sich weiter mit ihm zu beschäftigen.
„Weißt du, ein Bier wäre vielleicht gar nicht verkehrt. Ich kann dir vorher gerne meine neue Bleibe zeigen, vielleicht kann dein jugendliches Auge ja einen Blick auf die Inneneinrichtung werfen und mir absolut beschissene Tipps geben, welche Möbel ich stattdessen hätte holen sollen.“, raunte die dunkle Stimme belustigt, gefolgt von einem Lachen.
Er hatte das wirklich vermisst.
„Erwarte nur keine herausragende Scheiße, ist nicht mein altes Penthouse im Center und ehrlich gesagt war das auch nicht die aufregendste Wohnung.“, gestand der Silberhaarige mit einem entschuldigenden Lächeln.
Er mochte die alte Wohnung selbst nicht mal so sehr, die aktuelle hatte sogar mehr Charme und Spannendes an sich gehabt, als der minimalistisch eingerichtete Raum, der zu glatt, zu steril gewirkt hatte.
Es war keine allzu lange Fahrt und in der Zwischenzeit hatte Fynn den Fixer informiert, dass der Gig ohne weitere Probleme erledigt worden war und er morgen den Datenchip bekommen würde. Ein weiterer erfolgreicher Job mit einigen Eddies, die sein Konto füllen würden.
„Schau, das Parkhaus kann sogar nur ein Mitbewohner erreichen!“ Nachdem er seine Keycard an ein Lesegerät hielt, öffneten sich die Gitter zur Tiefgarage, wo Craven neben seinem Motorrad parken konnte.
Von dort aus konnten sie den Aufzug nehmen, der sie zum dritten Stockwerk beförderte und die letzte Tür zur linken öffnete sich mit einem leisen Surren und sie standen in der geräumigen Wohnung des Mercs.
„Schuhe werden grundsätzlich hier ausgezogen und….soll ich dich ein wenig herumführen? Oder willst du dich selber umschauen und ich mach uns was zu trinken?“

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Sa Feb 17, 2024 4:27 pm

Irgendwie hatte ein nicht ganz so kleiner Teil in ihm doch befürchtet, dass Fynn nicht auf sein Angebot eingehen würde. Wie lange wollte er ihm das noch nachhalten?! Aber tief drin wusste Craven, dass er alles recht hatte, sich von ihm fernzuhalten. Das ließ es nicht weniger schmerzen. Umso erleichterter war er, als der andere ihn tatsächlich zu sich einlud. Sofort entspannte sich der drahtige Körper etwas und unterdrückte ein allzu breites Lächeln.
„Du hast gesehen, wie ich wohne, es braucht nicht viel, um mich zu beeindrucken“, witzelte er und trat noch etwas fester auf das Gaspedal. Wenn Fynn doch nur wüsste, wie sehr er diese kleinen Sticheleien vermisst hatte und wie gut es tat, dass der andere sie ebenfalls wieder aufnahm. Dabei wirkte er auch ehrlich, Craven hatte nicht das Gefühl, dass er das hier entertainte, weil er das Gefühl hatte, dass er musste. Vielleicht war der Merc wirklich bereit, ihn wieder in sein Leben zu lassen? Er konnte gar nicht beschreiben, wie sehr die Hoffnung seinen Magen verknotete.
„Solange du noch keinen Treppenlift hast einbauen lassen“, grinste er ihm entgegen und lenkte den Quadra zu den eingegebenen Koordinaten.
Heywood war deutlich lebhafter als Watson und die Valentinos waren nicht ganz so abgedreht wie die Maelstroms. Die gelben Straßen ließen den Ort warm wirken und aufgrund der Nähe zum Center waren hier deutlich mehr Leute unterwegs. Es war keine noble Gegend, aber besser situiert als seine eigene Wohnung und als Fynn seine Keycard zückte, um sie ins Parkhaus zu lassen wusste Craven, dass er ein ordentliches Upgrade erfahren hatte. Craven stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
„Jetzt musst du dir keine Sorgen mehr machen, dass dein Midlifecrisismobil gestohlen wird, huh?“
Mit einem entschuldigenden Grinsen parkte er neben dem Motorrad und folgte Fynn zu seine Wohnung. Das sah doch wirklich wie eine anständige Wohngegend aus, er war beeindruckt! Aber dann auch wiederum nicht überrascht. Fynn war als Merc hervorragend, effizient und diskret und selbst er hatte mitbekommen, dass Mherzad ihm zahlreiche lukrative Gigs vermittelt hatte. Das hatte Fynn augenscheinlich gut investiert.
„Aber sicher, du hast bestimmt gerade frisch gewischt!“, murmelte der Junkie belustigt, während er seine abgelaufenen Stiefel auszog und beiseite schob. Die Wohnung war wirklich geräumig und im Gegensatz zu Cravens Bleibe hatte er sogar mehrere Zimmer! Neugierig lugte er in die Wohnung. Sie war ziemlich schlicht eingerichtet, aber das passte irgendwie zu dem Merc. Außerdem war er frisch eingezogen, da wirkte eine Wohnung meist noch nicht so belebt.
„Wir wollten was trinken, ich verlauf mich schon nicht!“
Craven versuchte sogar, einigermaßen diskret zu sein und zog nicht jeden Schrank auf, auch, wenn er gerne etwas neugieriger gewesen wäre. Fynn sah ihn regelmäßig am absoluten Ground Zero, da durfte Craven wohl auch mal die Sockenschublade aufziehen!
„Sogar ein Büro, der feine Herr!“, rief er in die Küche.
„Machst du da deine Steuererklärung? Schreibst schon mal dein Testament?“
Mit einem Lachen kehrte er in den Wohnraum zurück und nahm Fynns Getränk entgegen.
„Nein, aber mal ehrlich, schicke Wohnung!“
Craven prostete dem Merc zu und nahm einen Schluck kühles Bier, bevor er sich auf die geräumige Couch fallen ließ. Sie hatten sich ein bisschen über dies und das, über den letzten Job unterhalten und Craven fühlte sich schon ganz heimisch in Fynns Bleibe, während es draußen dunkler wurde. Aus einem Bier waren ein paar mehr geworden und er hatte die Beine auf die Couch gezogen und beobachtete Fynn vielleicht schon ein bisschen ZU intensiv bei seinen Schilderungen. Das Bier hatte sie beide etwas lockerer gemacht, ohne, dass einer von ihnen betrunken gewesen wäre, und Craven genoss die Atmosphäre zwischen ihnen.
„Hast du denn auch schon ausgetestet, ob die Wände dick genug sind, dass deine Nachbarn dich nicht hören?“, flirtete er in seine Richtung, sich an seine Worte im Wagen zurückerinnernd. Er wollte nicht in die Vollen gehen und alles direkt wieder ruinieren, aber es war auch so schwer, sich in seiner Nähe zurückzuhalten. Craven setzte sich auf und stützte sich dabei bewusst auf dem Oberschenkel des anderen ab.
„Ich hol uns noch ein Bier?“, schlug er vor und erhob sich von der Couch. Draußen leuchteten die Neonlichter der Stadt und drinnen herrschte warmes Licht.
„Was macht dein Nacken? Hat Mherzad dich wie versprochen mit einem vernünftigen Ripper versorgt? Oder tut´s immer noch manchmal weh?“
Cravens Ton war ernst, ausnahmsweise wollte er Fynn mal nicht aufziehen. Stattdessen reichte er ihm ein Bier und ließ sich wieder auf die Couch fallen, dieses Mal vielleicht etwas näher an ihm als zuvor.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mo Feb 19, 2024 12:04 am

Fynn hatte es nichts ausgemacht, wenn der Dunkelhaarige sich allein in der Wohnung umschaute. Er war noch nicht komplett fertig mit dem Einrichten gewesen, immerhin hatte er nicht viel von seinen persönlichen Dingen hierherbringen können, außer das, was er an sich hatte und in den letzten Monaten dazukaufen musste. Doch es hatte auch keine Eile und die wichtigsten Dinge waren zum Glück da.
Die langen Beine bewegten sich zur Küche, holten zwei kühle Biere aus dem Kühlschrank heraus, während er ein bisschen Unordnung auf der Küchenzeile beseitigte vom Vormittag. Er wollte einen guten Eindruck machen, warum auch immer dem Merc das auf einmal so wichtig war. Vielleicht war Craven der erste war, der seine Wohnung zu Gesicht bekommen hatte? Oder vielleicht weil er irgendwas auf die Meinung von ihm gab? Er konnte es nicht zuordnen und stempelte es schlussendlich als Etikette ab, die man einfach zeigen musste. Seine Mutter hatte ihm das beigebracht und er würde sie nicht beleidigen wollen.
„Hahah, bist du schon hinter meinen Reichtümern etwa hinterher?“, scherzte der Ältere, dem anderen dabei das Bier in die Hand drückend.
„Fehlen noch ein paar Feinschliffe, aber es lässt sich gut hier leben.“, seine Augen wanderten ein wenig von einer Wand zur nächsten, zufrieden dreinblickend. Aus welchem Grund auch immer erfreute es den Silberhaarigen solche Worte zu hören.
Generell genoss er es mit dem jungen Mann ein wenig zu reden, sich auszutauschen und herauszufinden, was sie so nebenbei alles gemacht hatten. Craven schien sehr beschäftigt zu sein, mit dem Ausweiten seiner Netrunning Skills und offenbar neuem Chrom, was man ihm spendiert hatte, war er sehr gut ausgestattet für die Branche und innerlich freute er sich, dass dieser Gig vielleicht nicht ihr Letzter werden würde und sie ab nun häufiger gemeinsam arbeiten konnten. Auch, wenn Fynn sehr viel Wert darauf gelegt hatte, dass ihn jeder als einen Typen empfand, der es bevorzugte Solo zu arbeiten, genoss er es ein Team hinter sich zu haben, Leute so zusammenzustellen, dass sie gut miteinander arbeiten konnten. Vielleicht waren zwei Leute nicht unbedingt ein Team aber es hätte ihm definitiv mehr als gereicht.
Ein Bier hatte verdammt gutgetan, doch bei einem wollten beide es nicht unbedingt belassen, dass schon bald sich noch ein paar mehr anschlossen und es einfacher und gelassener wurde. Es fühlte sich fast so an, als hätte sich alte Freunde nach einer Weile wiedergesehen und an solch ein Miteinander konnte er sich wirklich gewöhnen.
Als die nächsten Worte jedoch fielen, hatte Fynn sich beinahe an seinem Bier verschluckt, umspielte die Überraschung jedoch mit einem Auflachen. „Wenn ich Zeit dafür finde, kann ich ja gerne austesten.“, erwiderte die dunkle Stimme amüsiert. Er hatte verstanden, worauf Craven hinauswollte. Doch sich jemanden in die Wohnung zu holen für Sex stand noch nicht auf seiner Agenda. Abgesehen davon war es gar nicht so einfach, sich auf irgendjemanden einzulassen. Doch er wollte es nicht mit dem Jüngeren besprechen, er brauchte nichts von den Sex- Problemen eines alten Mannes zu wissen. Würde wahrscheinlich nur noch mehr Material zum Aufziehen zur Verfügung stellen…
Die grauen Augen blickten kurz auf die fremde Hand auf seinem Oberschenkel, spürte ein Kribbeln durch seinen Körper zucken bei dem kurzen Kontakt. Fuck, was machte der Dunkelhaarige nur?
„Noch ein Bier klingt gut!“ Fynn versuchte sich bewusst lässig auf der Couch zurückzulehnen, breit genug war sie zum Glück, und so zu tun, als hätte ihn das nicht auf irgendeiner Art und Weise getroffen. Er erinnerte sich, dass seine letzten Abweisungen absolut nach hinten losgegangen waren. Wieso hatte er den Typen überhaupt abgewiesen?
Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war es so banal. Aber dann musste er nur ein wenig länger darüber nachdenken und verstehen, dass es vielleicht doch mehr Gründe hatte, weswegen er sich nicht hatte mitreißen lassen…
„Der Nacken? Ah, immer noch eine Bitch, Mherzad hatte mich noch nicht mit einem Ripper gesegnet, der Zauberhände hat, zumindest noch nicht. Er meint, er hätte noch ein paar Leute und ein paar Gefallen einzulösen.“, er zuckte mit den Schultern. Noch glaubte er nicht daran, dass der Fixer wirklich was finden konnte, aber dann wiederum schien er bei solchen Dingen mehr als effektiv zu sein. „Es hilft mir wahrscheinlich schon, wenn die Probleme verringert werden. Manchmal lässt mich der Scheiß erblinden, weil die Nerven kurz aufkochen.“
Dankend nahm er die nächste Flasche Bier entgegen und genehmigte sich einen weiteren Schluck. Vielleicht war es die lockere Stimmung oder das Bisschen Alkohol, doch Fynn konnte nicht anders als den Dunkelhaarigen ein wenig länger zu mustern, als er sich so viel näher zu ihm gesetzt hatte.
„Hab wohl noch Glück, dass es nur ein Implant ist, was mich ausknockt. Bei Militech war mal das Gerücht im Umlauf, dass sie Leute aus ihren Reihen auch einfach komplett ausschalten können. Implants mit Malware und bewusst eingebauten Viren, die dich auslöschen, wenn sie wollen. Aber dann wiederum ist das auch etwas, was bei einigen Gangs nicht zu selten ist…oder Fixern. Aber hey, bin noch hier, war also nichts weiter als ein dummes Gerücht.“, er schenkte dem anderen ein breites Lächeln, legte seinen Arm auf die Couchlehne, bewusst bei Cravens Seite.
„Etwas Unterstützung wäre manchmal wirklich hilfreich.“ Am liebsten hätte er diese Couch mit mehr als nur ein paar Bieren eingeweiht, es kribbelte so sehr in seinem Inneren und wenn er sich die Annährungsversuche des Kleinkriminellen so angeschaut hatte, schien es ihm nicht anders zu ergehen. Es war so dämlich, sich das alles wieder zu versauen mit vielleicht ein bisschen Sex oder was auch immer sie gewillt waren zu tun, doch dann wiederum interessierte es Fynn reichlich wenig.
Seine wilden Gedanken wurden vom lauten Klingeln seines Smartphones losgerissen und brachte ihn schnell zurück in die Realität.
„Sorry, das geht bestimmt schnell.“, entschuldigte sich der Ältere und nahm das Telefonat entgegen, sich gleichzeitig von der Couch erhebend. Seine Beine hatten ihn zur Küche getragen, er wollte Craven mit keinen banalen Unterhaltungen berieseln.
Es war Banks, sie wollten sich um elf in der Bar treffen und er hatte sowohl die Zeit als auch den Termin vergessen.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mo Feb 19, 2024 7:03 pm

Craven verspürte durchaus Mitleid mit dem Älteren. Sicherlich war er kein Mensch, der bei jedem kleinen Wehwehchen direkt alle Viere von sich streckte, wenn er also sagte, dass er vor Schmerz wortwörtlich blind wurde, glaubte Craven daran, dass es schlimm war. Er hätte ihm was von seinem Blue Glass angeboten oder von den anderen Mittelchen, die er so alltäglich schluckte und inhalierte, aber etwas in ihm sträubte sich, sich so sehr vor dem anderen bloßzustellen. Sicher, Fynn hatte ihn schon mehrfach so jenseits von Gut und Böse erlebt, dass er ihn sogar ins Bett bringen musste, aber den Shit auch noch anderen zu empfehlen war, wo Craven die Grenze zog.
„Fuck, das klingt echt beschissen“, entgegnete er ihm zerknickt. Seine Lösung letztes Mal schien für den Moment gut gewirkt zu haben, aber wenn es das war, was Fynn gewollt hätte, hätte er das sicherlich schon mal irgendwann auf seine Flirtversuche hin zugelassen. Mit großen Augen lauschte er seinen weiteren Worten und für einen Moment glitten seine Gedanken kurz von Fynns Problemen zu seinen eigenen. Shit, könnte Mherzad so etwas auch gemacht haben?! Waren die Implants in seinem Körper allesamt tickende Zeitbomben? Aber dann wiederum hatte er sowieso keine Pläne gehabt, in nächster Zeit zu türmen, also musste er sich wohl auch keine Gedanken machen.
„Komm, so wichtig warst du doch sicherlich auch nicht, oder?“, witzelte er in Fynns Richtung und knuffte ihm spielerisch in die Seite.
Als Fynn seinen Arm auf die Lehne platzierte, machte Cravens Herz einen kurzen Satz. War das seine Art, die sanften Flirtversuche endlich zu erwidern? Das war fast schon ein Textbuch-Move! Gott, es war so peinlich, wie sehr sein Herz flatterte. Vielleicht hatte er heute endlich die Chance, etwas mehr aus dem Merc herauszukitzeln!
Und dann klingelte sein Handy. Craven wurde sich der Leere neben ihm schlagartig bewusst, als Fynn sich erhob und die Wärme und den kurzen, zaghaften Moment mit sich nahm. Mittlerweile sollte er es nicht anders gewohnt sein, aber es zwackte trotzdem unangenehm. In der Tat hatte es nicht lange gedauert, bis Fynn zurückkehrte, aber anscheinend nur, weil er heute Abend noch eine andere Verabredung hatte. Damit waren jegliche Chancen zunichtegemacht, die Craven sich heute Abend noch gemacht hatte. Ach man, wieso war er so ein Loser und wieso zwickte es immer noch so unangenehm in seiner Brust? Er versuchte, sich mit ein paar schlechten Witzen zu retten, damit seine Enttäuschung nicht ganz so offensichtlich war, dann verabschiedete er sich von dem Merc und kehrte alleine nach Hause zurück. So grauenvoll es auch war, manchmal sehnte Craven sich nach den Sonn- und Montagen, wo Fynn die ganze Zeit stoisch bei ihm war. Bevor Craven sich aber vollkommen in die Hoffnungslosigkeit stürzen konnte, blinkte sein Handy kurz auf. Fast schon übereilig fischte er es zwischen dem Müll auf seinem Couchtisch hervor und starrte auf Fynns Nachricht. Er hatte sich also wirklich gefreut, wieder Zeit mit ihm zu verbringen und wollte das ganze baldig wiederholen und außerdem wollte er ihn übermorgen auf ein Trostbier einladen, weil es heute nicht wirklich geklappt hatte? Craven glaubte, dass er seinen Augen nicht traute und konnte sich das breite Grinsen gar nicht mehr von der Backe putzen.
Dann haben wir übermorgen ein Date, ich komm zu dir gegen 19 Uhr <3
Craven konnte sich das Herzchen nicht verkneifen. Hatte Fynn ihm seinen Dolchstoß endlich verziehen? Es fühlte sich zu gut an, um wahr zu sein, aber Fynn war niemand, der Spiele spielte. Schon lange hatte er nicht mehr solche Schmetterlinge im Bauch gehabt! Wie aufregend es werden würde, wenn sie beide in Zukunft öfter Gigs gemeinsam erledigen könnten und dafür war Craven ja jetzt immerhin bestens ausgerüstet!

Bevor er sich aber am Dienstagabend wieder mit Fynn treffen konnte, wollte er montags in der Früh einmal bei Mherzad vorbeischauen. Sein Konto konnte einen kleinen Boost vertragen und bei all den Schmetterlingen, die er für Fynn empfand, konnte er es sich auch nicht erlauben, dass Mherzad zu kurz kam. Außerdem wollte er sicherlich hören, wie die letzte Mission gelaufen war. Sicherlich wollte er wenigstens hören, dass sie lukrativ und effizient zusammengearbeitet hatten und wenn Craven dann wieder an seinem Schwanz hing, war eh alles vergeben und vergessen. So jedenfalls Cravens Plan. Der Club war an einem Montag leer, Anfang der Woche ließ Mherzad ihn zu mindestens für Besucher geschlossen, damit nach dem Wochenende wenigstens etwas Ruhe einkehrte. Der Fixer allerdings war anzutreffen, kontrollierte die Bücher und nahm neue Sendungen entgegen. Craven traf ihn ziemlich allein an, als er an seiner Tür klopfte und mit einem breiten Grinsen in das schummrig beleuchtete Büro trat.
„Einen wundervollen guten Morgen, Mherzad!“, entgegnete er ihm und schloss die Tür hinter sich ab. Er hatte dem Fixer schon gestern Abend angekündigt, dass er heute herkommen würde und hatte sich geschworen, sich heute die größte Mühe zu geben.
„Ich glaube, es ist Zeit für deine Mittagspause, meinst du nicht?“
Craven ging langsam um den Schreibtisch herum und ließ sich von dem Fixer in seinen Schoß ziehen.
„Oh, der Gig gestern lief übrigens hervorragend! Ich glaube, jetzt, wo ich das ganze neue Netrunning Gear habe, arbeite ich ganz gut mit Fynn zusammen! Es weiß nicht einmal jemand, dass wer da gewesen ist für die Daten!“, zwinkerte er dem Fixer zu und schmiegte sich etwas enger an ihn.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mo Feb 19, 2024 11:29 pm

Das Geld, was er in den Junkie investiert hatte, machte sich mittlerweile bezahlt. Und gerade, als Mherzad glaubte, dass ihre häufigeren Bender am Wochenende ein Zeichen davon waren, dass vielleicht langsam alles zum Alten zurückkehrte.
Er hatte bewusst dem neuen Merc andere Jobs gegeben, während Craven mit seinen neu erlangen Fähigkeiten klarkommen konnte. Abgesehen davon hatte sich der Dollchip nicht nur bezahlt gemacht, wenn er besonders experimentell war in Sachen Sex, sondern auch einige Jobs verdammt einfach gemacht. Wer hätte je gedacht, dass solch eine Person nützlicher sein konnte? Er hätte den Chip so viel eher installieren lassen, doch besser später als nie.
Der Fixer war sich sicher, dass diese komische Obsession mit Fynn auch bald ein Ende nehmen würde, auch, wenn er es ein wenig genoss zu sehen, wie sehr er sich von seinen Worten beeinflussen ließ, dass Mercs jemanden wie ihn niemals beachten würden, immerhin war es in den letzten sechs Jahren auch nicht anders gewesen. Dass er zusätzlich ein bisschen Extraarbeit geleistet hatte, dass es auch so blieb, musste Craven natürlich nicht wissen. Und nicht mehr lange, da würde auch der Neuling dasselbe denken und empfinden. Immerhin waren sie auf dem besten Wege in seinem inneren Zirkel aufzusteigen, bei der guten Arbeit, die er erledigt hatte.
Doch diese freudige Zeit musste wohl leider eines Tages ein Ende nehmen. Der Fixer hatte eigentlich gehofft, dass es keine Probleme bereiten würde, wenn er die beiden wieder zusammenarbeiten ließ, schließlich hatte er den Merc auf mit anderen Leuten gesehen, alles deutete darauf hin, dass er tatsächlich wenig Interesse an einem Junkie hatte. Und dann hatte eines seiner Security Guards heute verklickert, dass dieser Merc wohl nicht zu selten in der Wohnung des Dunkelhaaren zu lungern schien, dass er sogar herumgefragt hatte, wann Craven nicht da war und wann er wieder von seinen Eskapaden zurückkehrte. Offensichtlich schien er sich ach-so- rührend um den anderen zu kümmern.
Was glaubte er eigentlich, wer er war? Sein Vater? Stand Craven etwa auf sowas?! Und wie konnte diese undankbare Ratte glauben, dass er das vor ihm einfach so verheimlichen konnte und das auch noch jedes Mal nach ihren Treffen zuließ?!
Wut floss durch die Adern des Fixers, als er sich eine Zigarette anzündete und in wenigen Minuten sie zornig im kristallenen Aschenbecher ausdrückte. Verdammt, er rauchte doch eigentlich nicht einmal mehr. Doch die Eifersucht und der Zorn hatten ihn dazu verleitet. Craven hatte ihn dazu verleitet!
Es war unfassbar, wie wenig Respekt er ihm gegenüber in letzter Zeit zeigte, wie er glaubte, er könnte sich von ihm entfernen und seine Arme um den Hals eines anderen Mannes werfen, der ebenfalls von ihm bezahlt wurde!
Craven gehörte ihm und das sollte er sich langsam hinter die Ohren schreiben! Ohne ihn wäre er schon längst gestorben, er brauchte alles, was Mherzad besaß, die Eddies, die Drogen, den Sex. Als ob er einen Tag auch nur ohne auskommen würde!
Und wie bestellt, kam der Junkie doch tatsächlich angetänzelt, mit diesem dreisten Grinsen im Gesicht.
„Jemand scheint besonders gut gelaunt zu sein.“, die blauen Augen blickten über seine Brille hinweg den jungen Mann an. „Bist du etwa mit einem Lunchpaket vorbeigekommen?“ Sein Blick folgte seinen Bewegungen, wie er um den Schreibtisch herumging. Vielleicht brauchte er wirklich ein wenig Ablenkung, etwas, um Dampf abzulassen und Craven noch einmal deutlich zu machen, wer sein Boss hat und wem er loyal gegenüber sein sollte.
Seine Arme hatten sich um die schmale Taille geschlungen und er zog ihn in seinen Schoß, seinen Worten lauschend.
Mherzad verstand nicht wieso, doch es gefiel ihm gar nicht, wie der andere gerade sprach. „Wie erfreulich, du scheinst mit deinen neuen Skills sehr gut klarzukommen. Lass uns das doch ein wenig feiern…“, seine Lippen formten ein breites, wissendes Grinsen und er streckte seinen Arm zum Safe aus, in dem eine neue Ladung Drogen gelagert waren, alle für seinen Eigengebrauch und für die Wochenenden mit Craven.
„Goodies sind heute Morgen gekommen, ich sehe keinen Grund, wieso wir sie nicht heute schon ausprobieren sollten, nicht wahr?“
Allein wie sich die Augen des anderen weiteten, wie bei einem kleinen Kind an Weihnachten. Es war so verdammt einfach.

Noch einfacher war es den dürren Körper komplett high zu machen, dass er irgendwann nicht wusste, wo oben und wo unten war.
Der Ältere hatte das Büro abgeschlossen, ein Zeichen für die wenigen Angestellten, die noch hier waren, dass sie es nicht wagen sollten ihn zu stören, während er seinem Junkie alle möglichen Sachen einflößte, spritzte oder durch einen wilden Kuss in den Mund beförderte.
Natürlich wollte er nicht zu kurz kommen, schob sich eine Pille nach der nächsten, zog sich mehr SynthCoke rein, als es normal für ihn war.
Mittlerweile war das gesamte Büro auf den Kopf gestellt worden. Er hatte den Jüngeren auf dem Tisch durchgenommen, auf der Couch, im Sessel und an jeder Fläche, die sie hatten. Seine Bisse waren fest, nicht zu selten schmeckte er das Blut auf seiner Zunge und konnte es im Neonlicht dunkel die Haut herunterlaufen sehen. Seine Griffe waren grob, hinterließen Abdrücke, übersäten den Körper mit zahlreichen blauen Flecken.
Der Sex war grob, Mherzad ließ sich von dem Zorn und er Eifersucht ein weiteres Mal einnehmen, sodass es kaum ein Halten gab.
Irgendwann verband er Craven die Augen, schob ihm einen Knebel in den Mund und fesselte ihn an das Heizungsrohr, genoss den hilflosen Anblick.
Er hätte den Dollchip für den Tag aktivieren können, doch er wollte nicht, es würde nicht denselben Effekt haben.
Der Fixer durchschüttelte den schmalen Körper regelrecht mit seinen Stößen, während sich seine Hand fest um sein Handgelenk legte, das andere die Taille umfasste, dass er nicht von seinem Schoß rutschte.
Das Adrenalin und die gemischten Gefühle ließen ihn für einen Moment vergessen, dass er durchaus viel Kraft in den Armen hatte, drückte noch ein wenig fester am Handgelenk, bis ein leises Knirschen und ein Wimmern über die Lippen des Junkies drangen und er kurz mit der Hand wegzuckte.
Das Gelenk lag schlapp in der Fessel.
Wie all das geendet hatte, war selbst für ihn eine Verkettung von Ereignissen, die sich in einen seltsamen Blobb zusammengeformt hatten. Er war noch ein letztes Mal zu Schuss gekommen, als das Handy laut klingelte und ihn aus dem Delirium herausnahm, er sich mit einem Schnauben zurückzog, das Telefonat annahm und nebenbei sich im angrenzenden Badezimmer frisch machte.
Er hatte noch zwei wichtige Termine diese Nacht, und bei dem kurzen Blick auf die Uhr musste er feststellen, dass es bereits sehr spät am Abend war.
Sein Ripper musste an seinen Implants arbeiten und sein Gesicht benötigte eine neue Verjüngerungskur. Wie konnte er das nur vergessen?
Duschen und Kleidung wechseln könnte er noch vorher daheim machen, dennoch war die Zeit knapp und Mherzad eilte mit schnellen Schritten aus dem Büro, raus aus dem Club und hinein in seinen Wagen, hatte komplett vergessen, dass er den Junkie zurückgelassen hatte.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Di Feb 20, 2024 6:29 pm

Craven hatte dies für seinen Glückstag gehalten. Normalerweise war Mherzad sparsam mit dem guten Zeugs und holte es nur für ihre Wochenenden raus. Dass er ihm jetzt einfach so aus dem Nichts etwas anbot…Vielleicht wurde ja wirklich alles besser! Es dauerte nicht lange, bis ihm der Drogencocktail vollkommen die Beine weggerissen hatte und der Sex mit dem Fixer zu einem Strudel aus Sinneseindrücken zerfloss, den er selbst gar nicht mehr wirklich wahrnehmen konnte. So ausgiebig hatte Mherzad sich schon lange nicht mehr mit ihm beschäftigt. Nicht einmal der betäubende Effekt der Pillen konnte so ganz verbergen, wie grob der andere mit ihm umging. Hin und wieder zuckte scharfer Schmerz durch seine Gliedmaßen, wenn sich die unnatürlich spitzen Zähne des anderen wieder und wieder in sein Fleisch gruben, aber irgendwann hatte Mherzad ihn sowieso in eine Position gepackt, in der er kaum noch Handlungsspielraum hatte. Mit seinen Sinnen auf so wenig reduziert, spürte Craven die Eindrücke umso heftiger. Irgendwann hatte sein eigener Körper schon heruntergefahren und war nur noch zur Lustbefriedigung des anderen da, aber zu dem Zeitpunkt war Craven sowieso schon fast nicht mehr geistig anwesend. An einer Stelle durchzuckte solch ein scharfer Schmerz sein Handgelenk, dass es ihn für einen kurzen unangenehmen Moment beinahe in die Realität zurückholte, aber dann war da ein weiterer Orgasmus und der Schmerz vergessen.
Als Mherzad von ihm abließ und aus seinem Büro verschwand, hatte Craven sich schon ganz seinen Halluzinationen hingegeben und war mehr in anderen Welten unterwegs als in dieser. Ob es Schlaf oder Ohnmacht war, die ihn für die nächsten Stunden umklammert hielt, konnte er nicht sagen, aber als am Dienstag Nachmittag seine Sinne langsam wieder zurückkehrten, kam damit auch der Schmerz und das ungute Gefühl, dass etwas hier ganz und gar nicht stimmte. Er konnte nichts sehen und bis der Junkie registriert hatte, dass er eine Augenbinde trug, hatte sein Herz schon die ersten Pulssprünge gemacht. Dann realisierte er langsam, dass er nackt und vollkommen außer Gefecht gesetzt war und sein Handgelenk anscheinend gerade live durch einen Fleischwolf gedreht wurde und die Panik setzte ein. Mit seinem immer noch benebelten Geist war es unmöglich, sich aus seiner Lage zu befreien. Jede falsche Bewegung schickte Wellen des Schmerzes durch seinen Leib und um sich vernünftig zu koordinieren, fehlte ihm sein Augenlicht. Langsam merkte er auch, wie unglaublich kalt ihm war, weil er seit Stunden nackt auf dem Fußboden saß, die Arme über dem Kopf hochgebunden als wäre er die Beute eines Jägers. Irgendwo war er das vielleicht. Aber solche tiefgründigen Gedanken ließ sein angsterfüllter Schädel nicht zu.
Hatte Mherzad ihn wirklich einfach hier gelassen? Alleine mit sich und dem Schmerz und der Angst? Vielleicht war sein Zeitempfinden nur schlecht, vielleicht war es noch gar nicht so lange her, dass er gegangen war? Aber je klarer Craven wurde, desto offensichtlicher schien es, dass man ihn einfach hier vergessen hatte. Sein frustriertes Schluchzen wurde irgendwann zu einem tonlosen, als ihm die Ideen ausgingen, wie er sich noch selbst behelfen sollte. War das wirklich, wie Mherzad ihn brechen wollte? Er wollte den Chip aktivieren und sich wenigstens aus seinem eigenen Schädel befreien, aber ihm wurde schmerzlich bewusst, dass Mherzad auch darüber die volle Kontrolle hatte.
Dank den Resten der Drogen in seinem Blutkreislauf war es immer noch schwer, Realität und Fantasie voneinander zu trennen, vor allem in der Dunkelheit, die ihn umgab, und als er Schritte auf dem Gang hörte und die Tür, die sich öffnete, packte die Angst ihn mit solch einer Wucht, dass er sich panisch unter den Handgriffen wegwinden wollte, die ihn befreiten, mit dem einzigen Effekt, dass sein gesamter geschundener Leib sich anfühlte, als wenn man ihn mit tausenden Nadeln stechen würde. Man befreite ihn von dem Knebel – ein trockenes Gefühl in seinem Mund zurücklassend – und seine Kehle war kaum in der Lage, einen Laut zu produzieren außer eines schmerzerfüllten Keuchens, als seine Handgelenke endlich von ihren Fesseln befreit wurden.
Schon bevor er ihn von der Augenbinde befreit hatte, wusste Craven, dass es Fynn war, der ihn so gefunden hatte. Es war einfach sein Geruch, seine Handgriffe, alles, was ihn verriet. Seine Stimme drang erst mit Verzögerung zu ihm durch und Craven wollte einfach hier und jetzt verrecken. Wieso hatte er ihn bloß so finden müssen? Der Blick der grauen Augen zog ihm vom Scheitel bis zur Sohle und in die angsterfüllt geweiteten Augen traten dicke Tränen.
„Fynn!“, krächzte er und der Name des anderen war für eine Weile lang alles, was seine Kehle produzieren konnte.
Der dürre Leib war voller Blessuren und zahlreicher Bissspuren, die verkrustete Blutspuren hinterlassen hatte und die sowieso bleiche Haut hatte einen unangenehm bläuliche Färbung angenommen von der Kälte, die ihn in den letzten vierundzwanzig Stunden langsam eingelullt hatte. Ihr Date. Er hatte ihr Date vergessen und deswegen war Fynn hier. Grenzenlose Erleichterung ersetzte die Scham, die er verspürte, als der Merc ihn vorsichtig aufsammelte. Es war gar nicht daran zu denken, dass er auf eigenen Beinen stehen könnte.
„Wollte dich nicht….versetzen“, murmelte er ihm entgegen und war kurz davor, endlich wieder das Bewusstsein zu verlieren. Fynn sollte ihn nie nie wieder loslassen.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Di Feb 20, 2024 11:40 pm

Fynn hatte nur ungern die Zeit mit dem Jüngeren unterbrochen, war jedoch umso glücklicher, dass er auf sein Angebot eingegangen war und sie in Ruhe ihr Treffen nachholen konnten und er ihm ein Trostbier spendieren könnte. Er war durchaus gewillt, dass sich zwischen ihnen eine Freundschaft entwickelte, irgendwie tat sie es ein bisschen auch, doch nun hatte er zumindest weniger Sorgen, dass alles, was seinen Mund verließ, am nächsten Tag auf Mherzads Ohren stoßen würde. Oder er war solch ein blinder Idiot, dem nicht mehr zu helfen war, dann wäre er zumindest auch selber schuld. Dieses Risiko wollte der Merc jedoch eingehen.
Sein Handy hatte am Montag nicht viel von sich gegeben, Craven hatte ihm nicht mehr geschrieben und er war auch auf einige seiner Nachrichten nicht eingegangen, doch sie hatten auch immer noch ein Leben und vielleicht war er gerade mit einem anderen Job beschäftigt oder so high, dass er nur auf der Couch gammelte und zu nichts anderem in der Lage war. Er hatte gar nicht die dritte Option in Erwägung ziehen wollen, doch die Wahrscheinlichkeit war auch immer gegeben, dass er bei dem Fixer war und seine Beine für ihn breitmachte. Ein unangenehmer Gedanke, den er schnell versuchte fortzuwischen.
Als der Dienstag jedoch langsam anrollte, war nichts weiter als Vorfreude übrig. Es war absolut dämlich, dass er so aufgeregt war, dass sie ein wenig Zeit verbringen konnten, hatte sogar den Vormittag über verbracht seine Bude auf Vordermann zu bringen und ein wenig einzukaufen. Der Silberhaarige brauchte neues Bier und wenn er schon dabei war, konnte es nicht schaden seinen Alkoholvorrat aufzustocken. Zusätzlich besorgte er einige Snacks und Lebensmittel, wollte einfach ein guter Gastgeber sein. Auf dem Weg zur Kasse hatten seine Finger sogar eine Packung Zahnbürsten mitgenommen, sollte Craven so lange bleiben, dass es sich nicht lohnte nach Hause zu gehen oder sollten sie doch ein wenig zu viele Biere getrunken haben, dass es sogar fahrlässig wäre ihn so gehen zu lassen.
Vorbereitet zu sein war kein Verbrechen und Fynn redete sich auf dem Weg nach Hause ein, dass er für jede andere Person, mit der er gerne Zeit verbrachte, dasselbe tun würde.
Nach den ereignisreichen Stunden, zogen sich die nächsten jedoch wie Kaugummi. Immer wieder blickten die grauen Augen auf die Uhr, nur um zu sehen, dass es nicht einmal ansatzweise 19 Uhr war, versuchte sich mit dem Fernseher abzulenken, beschäftigte sich später in seiner Küche. Kochen war ein guter Zeitvertreib und er versuchte wieder in den Trott reinzukommen, selbstständig Dinge zu machen und sich nicht nur von in Tuben gepressten Scheiß zu ernähren.

Um 19 Uhr hatte es noch nicht an seiner Tür geklingelt und während Fynn sich mehr als bewusst war, dass der Jüngere wahrscheinlich ein notorischer Zuspätkommer war, war er auch nach einer halben Stunde nicht aufzufinden und eine Stunde später, begann der Merc sich zu fragen, ob er ihre Verabredung vergessen hatte.
“Ist aber nicht die feine englische Art eine Stunde zu spät zu kommen.“ Seine Augen blickten auf das Display, eine weitere ungelesene Nachricht, die bei dem Dunkelhaarigen landete. Er klebte doch sonst auch immer an dem Ding, wieso antwortete er ihm also seit über einem Tag nicht.
Langsam machte sich ein unwohles Gefühl in ihm breit, vielleicht war irgendwas vorgefallen, vielleicht hatte er es mit den Drogen übertrieben?
Ohne auf eine Antwort zu warten, schnappte er sich seine Jacke und fand sich in Watson wieder, vor dem großen Megabuilding, indem Craven hauste. Der Quadra war nicht im Parkhaus, ebenso wenig war der andere in seiner Wohnung, als er erst angeklingelt und dann von allein das Apartment betreten hatte. Fragend schaute er sich in dem Raum um, suchte nach Anhaltspunkten, wo er sein könnte.
Der Club hatte geschlossen, würde morgen erst aufmachen, es würde also keinen Sinn ergeben, dass er dort herumlungerte. Leider musste Fynn gerade feststellen, dass er keine anderen Orte kannte, die Craven aufsuchen würde. Er war kein Partygänger und seinen Stoff bekam er meistens von Mherzad, dass er nicht seinen lokalen Dealer irgendwo in NC hätte treffen können. Fuck, wenn er bei Mherzad war, konnte er nicht einmal tracken, wo man ihn finden könnte!
Der Ältere war das Treppenhaus mehrfach abgelaufen, hatte jedes Stockwerk sich genauer angeschaut, in der Hoffnung, dass er vielleicht hier irgendwo war, hatte im Hinterhof nachgeschaut und die umliegenden Nachbarn gefragt, doch keiner konnte ihm eine Auskunft geben.
Mit einem unwohlen Gefühl saß er wieder auf der Maschine und steuerte den einzigen Ort, der ihm noch in den Sinn kam- Thartaros.
Der Laden war fast schon friedlich, wenn das riesige Neonschild aus war und kein dumpfer Bass aus dem Gebäude dröhnte. Der Haupteingang war geschlossen, wie nicht anders zu erwarten, bei der Seitengasse hatte er jedoch das nur zu bekannte Auto erblickt und ihm wurde beinahe heiß und kalt bei den Vorahnungen, die durch seinen Körper schossen. Sein erster Gedanke war Wut, Wut, dass Craven ihr Treffen wirklich für einen Fick mit Mherzad vernachlässigt haben könnte. Dann jedoch fühlte sich das nicht ganz so richtig an. Wieso sollte er das tun? Was, wenn er nicht hier sein wollte?
Mit der Faust gegen Stahl klopfte der Silberhaarige an der Tür, laut und deutlich, bis jemand die Tür öffnete. Es war immer irgendwer hier, dieses Mal waren es Leute, die die Elektronik fixen wollten. Er schenkte ihnen kaum Beachtung und stürmte den Flur entlang, steuerte die Tür zum Büro des Fixers zu. Zu seiner Überraschung war die Tür offen und während sie leise aufschwang, hatte er sich bereits auf einen Anblick vorbereitet, der ihm wahrscheinlich nicht gefallen würde. Doch er musste sichergehen, dass Craven hier war.
Alles, was er sich vorgestellt hatte, hatte ihn nicht darauf vorbereitet, was er tatsächlich zu Gesicht bekam.
Fynn merkte, wie sein Blut in den Adern gefror und seine Kehle auf einmal so schrecklich trocken wurde.
Craven auf dem Schoß des Fixers zu sehen, wie er auf seinem Schwanz hüpfte, das hätte er noch verarbeiten können, doch ihn entkleidet, gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen dort kauern zu sehen….das war das Letzte, was er jemals in seinem Leben zu Gesicht bekommen wollte.
„Fuck…“, wisperte die dunkle Stimme schockiert zu sich selbst, während er langsam zum Dunkelhaarigen herantrat.
Der Ältere hatte sich heruntergebeugt, begann ihn von den Fesseln zu befreien. Er konnte die ganzen Blessuren in dem fahlen Neonlicht nur zu gut erkennen, die blauen Flecken, die Bisswunden und das eingetrocknete Blut, was seine bleiche Haut benetzte. Er war so verdammt kalt…wie lang lag er hier schon?
„Craven, ich bin es nur, es ist alles okay.“, er versuchte mit leiser Stimme den anderen zu beruhigen, versuchte ihn schnell von Augenbinde und Knebel zu befreien und ihm die Angst zu nehmen, dass ihm irgendwas passieren würde.
Es war so schwer, die Ruhe zu bewahren, Fynn merkte, wie seine Hände unruhig zu zittern begannen und alles in ihm regelrecht unter Strom stand.
Genau vor all dem hier hatte er Angst gehabt, dass Mherzad eines Tages Craven unter die Erde bringen würde. Es war unmöglich in Worte zu fassen, wie schmerzhaft es war Craven so zu sehen, wie sehr es ihm leidtat ihn so zu sehen, zu sehen, was ihm angetan wurde und wie man ihn einfach so liegengelassen hatte. Als wäre er ein Spielzeug, unnütz, wenn man fertig damit war. Wie konnte man jemandem sowas antun?
Fynn zwang sich zu einem leichten Lächeln als die goldenen Augen zu ihm aufblicken, langsam nickend.
„Scheiß auf das Treffen…ich bring dich hier weg.“ Fynn sah zu, dass Craven bei Bewusstsein blieb, während er ihn mit so viel Bedacht und Vorsicht wieder einkleidete, er wollte nicht, dass er sich noch mehr unterkühlte.
Umsichtig hob er den dürren Körper an, nahm ihn in seine Arme und presste ihn an seine Brust, während er das Büro verließ. Er hatte nicht einmal darauf geachtet, ob irgendwer gesehen hatte, was passiert war, doch niemand hatte ein Wort ihnen gegenüber geäußert, als sie diesen Drecksort verließen und er Craven im Beifahrersitz absetzte und ihn zu sich in die Wohnung fuhr.
Sein Bike würde er noch morgen abholen können, das war jetzt unwichtig.
„Versuch wach zu bleiben, ja?“, immer wieder wanderten die grauen Augen zu dem Bündel, der neben ihm saß, legte einen Zahn zu, dass sie so schnell wie möglich in seiner Wohnung landeten. „Ich bring dich gleich in die Wanne, wir müssen deine Körpertemperatur wieder erhöhen. Scheiße…wenn ich gewusst hätte, dass du da warst…ich werde mich um dich kümmern, ich lass dich nicht allein.“
Fynn biss sich auf die Unterlippe, versuchte das Chaos in seinem Kopf zu sortieren. Wichtig war es Craven zu versorgen, seine Wunden zu verarzten. Für alles andere würde er später die Zeit finden.
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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mi Feb 21, 2024 6:29 pm

Die Kleidung scheuerte unangenehm auf seinen Verletzungen, aber Craven war es egal, solange sie ihn so angenehm wärmte. Nachdem er hier fast einen ganzen Tag gehockt hatte, war er einfach nur durchgefroren und als Fynn ihn aufsammelte, drückte er sich instinktiv der Körperwärme entgegen. Im Vergleich zu den Wochenenden, wo sein Drogenkonsum über wenigstens zwei Tage hinweg immens war, war dieser eine Tag fast schon milde gewesen, sodass Craven wenigstens die Effekte der Rauschmittel langsam von sich abfallen fühlte. Das bedeutete allerdings auch, dass die Schmerzen deutlicher zu ihm durchdrangen. Nach und nach machte sich jede Bisswunde und jede Quetschung bemerkbar, während Craven im Auto langsam wieder zu sich kam und klarer wurde, die ganze Situation besser verstand. Verstohlen schielte er zu Fynn herüber, wenn er gerade auf die Straße achtete und in seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Der Merc konnte nicht verbergen, wie besorgt er war. Durch seine Zeit bei dem Fixer hatte Craven gelernt, die kleinsten Spannungen in anderer Leute Gesicht zu lesen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, und in Fynns Gesicht konnte er alle Zeichen deutlich sehen. Nicht einmal, wenn auf ihn geschossen wurde, sah er so unter Strom aus. Craven blieb wach, schonte allerdings auch seine Kräfte auf dem Weg zur Wohnung des anderen, aber dennoch konnte er kein Bein vor das andere setzen. Erneut trug ihn Fynn, als wenn er nichts wiegen würde. In seinem Inneren kämpften Scham und Erleichterung um die Oberhand. Was musste Fynn von ihm denken, wo er ihn so gesehen hatte? Dass er für den Fixer nichts anderes als ein Spielzeug war? Das stimmte nicht, sicherlich war irgendwas dazwischen gekommen, sonst würde Mherzad sowas nicht mit ihm machen. Oder nicht? Was würde diese Episode Fynn nur von ihm denken lassen? Craven blieb die meiste Zeit stumm, versicherte Fynn aber immer wieder, dass er bei Bewusstsein und einigermaßen klar war. Vor seinem inneren Auge tanzten grelle Lichter, schmerzerfüllt, und er hoffte, dass die Pein in seinem linken Handgelenk schon von selbst wieder vergehen wurde.
Erneut half der Merc ihm bei seiner Kleidung, während dampfend warmes Wasser in eine Badewanne rann. Normalerweise hätte er so viele blöde Sprüche für diese Situation gehabt, aber gerade war er nicht für viel zu gebrauchen. Das heiße Wasser wirkte für einen kurzen Moment, als wenn es ihn kochen wollte, aber als er einmal bis zu den Schultern untergetaucht war, war es schon gar nicht mehr so schlimm. Erschöpft legte er seinen Kopf zur Seite auf ein eingerolltes Handtuch, das Fynn ihm bereitgelegt hatte. Wenn man den Merc so ansah, hätte man niemals gedacht, dass er so fürsorglich sein konnte. Nach ein paar Minuten war Craven etwas aufgetaut und Fynn hatte begonnen, die Blutspuren vorsichtig zu beseitigen und seine Wunden zu desinfizieren.
„Ich hab nicht meine letzte Chance versaut, oder?“, fragte er müde und zwang ein schwaches, aber ehrliches Heben der Mundwinkel auf sein Gesicht. Craven sagte das im Spaß nur nach außen hin. Es hatte doch gerade wieder gefruchtet….Er wollte so sehr, dass es zwischen ihnen nicht direkt wieder einbrach, dass er Fynn nicht direkt wieder enttäuscht hatte. Er wollte Fynn versichern, dass das alles nicht so schlimm war, wie es aussah, doch als er sich auf dem Rand der Wanne abstützen wollte, um sich etwas weiter aus dem Wasser zu stemmen, zuckte der schlimmste Schmerz durch sein Handgelenk, den er je erlebt hatte. Sofort rutschte er in das Wasser zurück und hielt seinen linken Unterarm fest umklammert, als könnte das den pulsierenden Schmerz darin irgendwie beruhigen. Es tat so weh, dass er einige schmerzerfüllte Tränen nicht zurückhalten konnte.
„Fuck!“, schluchzte er und starrte schließlich hilfesuchend zu dem Merc hinauf. Der besorgte Blick gab seinen eh schon angekratzten Nerven den Rest und dicke Tränen kullerten über seine Wangen.
„Wie konnte er mich einfach vergessen?“, presste er zwischen aufgerissenen Lippen hervor und machte sich in der Wanne ganz klein. Die Wut brannte heiß in seiner Magengrube, die Enttäuschung, die Scham.
„Und was ist mit meinem beschissenen Handgelenk los?!“
All die aufgestauten Emotionen in ihm machten sich zornig Luft, als wenn das irgendwie helfen würde. Craven fühlte sich nur noch lächerlicher.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mi Feb 21, 2024 11:27 pm

Fynn hatte irgendwann aufgehört zu zählen wie viele rote Ampeln er ignoriert hatte. Es war wahrscheinlich mehr Glück als irgendwas anderes, was sie davor bewahrte einen Unfall zu bauen oder gar von den Cops angehalten zu werden. Doch er wollte den anderen so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, in eine warme Wohnung und in warmes Wasser.
Immer wieder huschten die grauen Augen zur Seite, stellten sicher, dass der Dunkelhaarige noch bei Bewusstsein war und nicht in Ohnmacht fiel. Das konnten sie wirklich gerade nicht gebrauchen.
Sein Kiefer schmerzte mittlerweile, so angespannt wie er die Zähne immer wieder aufeinanderdrückte, als würde es irgendwie der inneren Ruhe entgegenkommen.
Während die Neonreklamen und Lichter draußen grell auf sie einprasselten, war es wenigstens dunkler in seinem Apartment. Er hatte den Jüngeren erneut getragen, wollte nicht riskieren, dass er das Gleichgewicht unter seinen Füßen verlor, abgesehen davon war er nicht einmal in der Lage auf den Beinen zu bleiben, viel zu geschwächt war der Körper gewesen. Wie hätte es auch anders sein sollen, wahrscheinlich hatte Mherzad ihn mit viel zu vielen Drogen regelrecht außer Gefecht gesetzt und die letzte Reserve war wohl draufgegangen, sich der Kälte entgegenzustemmen, die ihn eingenommen hatte.
Umsichtig hatte er Craven abgesetzt, begann heißes Wasser in die Wanne einzulassen, während er ihn langsam aus der Kleidung schälte und diese schnell in die Waschmaschine schmiss. Der Merc hatte genug Kleidung, er müsste nur seine Jogginghose ein wenig enger schnüren und das auch nur, bis die Klamotten sauber waren.
Es war nicht leicht seine Miene nicht besorgt zu verziehen, als noch einmal all die Blessuren wieder sichtbar wurden, die Abdrücke der künstlichen scharfen Zähne, die sich tief und komplett unachtsam in das Fleisch gebohrt hatten. Kannte der Fixer gar keine Grenzen? Irgendwann musste doch auch ihm bewusst sein, dass er nicht zu weit gehen sollte!
Mit zusammengezogenen Augenbrauen suchte er das schmale Gesicht des Jüngeren, bei den Worten nur den Kopf schüttelnd. „Du hast nichts versaut, denk sowas nicht mal.“, wie konnte sein Kopf sich solchen Dingen widmen? Wenn, dann hatte Fynn es versaut. Er wusste doch, was zwischen den beiden abging, er hatte doch mehrfach darauf hingewiesen, dass das nicht gut war und dass der andere es zumindest reduzieren sollte. Wäre er doch beharrlicher gewesen, wenn schon kein anderer dazu in der Lage war! Es war nicht leicht, sich in Erinnerung zu rufen, dass es eigentlich nicht seine Verantwortung war, was Craven so machte, immerhin war er nicht sein Vater oder sein Partner. Und trotzdem konnte er nicht anders, als voller Gewissensbisse zu sein.
Er hatte sich auf den Fliesenboden gesetzt, neben sich eine Flasche Desinfektionsmittel, während er umsichtig mit einem Waschlappen begann die Blutreste vom Körper zu wischen. Rostfarbene Schlieren bildeten sich im Wasser, ehe sie sich ausbreiteten und verschwanden, mit jeder weiteren Wunde, die er saubermachte und desinfizierte. „Damit sich das nicht entzündet müssen wir das eine Weile lang wiederholen.“, murmelte die dunkle Stimme entschuldigend.
Am liebsten hätte er Craven noch ein wenig länger in der Wanne behalten, doch das Wasser wurde langsam schmutzig und die Wärme verschwand allmählich, sodass er sich langsam erhob, die Arme bereithaltend, sollte der Jüngere Hilfe benötigen. Als er der Körper jedoch beim Abstützen schmerzerfüllt zusammensank, konnte Fynn spüren, wie auch sein Herz in die Hose sank.
„Fuck, scheiße, ist alles okay?“, mit besorgter Miene blickte er in die goldenen Augen, ehe er zum Handgelenk wanderte, welches der andere schützend festhielt.
Die Tränen des anderen trieben ihm beinahe selbst welche in die Augen. Es war so schwer zu beschreiben, was dieser Anblick mit ihm machte.
„Ich…“ Fynn wusste nicht, was er sagen sollte. Wie konnte er ihn durchaus vergessen? Wie konnte man einen Menschen einfach so sitzen lassen und seinem Alltag nachgehen, als hätte man einfach nur etwas Banales daheim vergessen, wofür es nicht wert war zurückzukommen. Es war nicht in Ordnung, nicht einmal ansatzweise.
„Lass mich mal schauen.“, vorsichtig streckte der Ältere seine Hand aus, darauf wartend, dass Craven ihm das verletzte Handgelenk entgegenstreckte. Es war so unfassbar dick angelaufen, er konnte dunkle Blutergüsse erkennen und als er es sachte anfassen wollte, schien der andere vor Schmerz zu zucken. „Tut mir leid, ich….Craven, dein Handgelenk ist gebrochen, das ist keine Prellung. Ich hätte das viel eher erkennen sollen, du hast diese Hand kein einziges Mal vernünftig anheben können und…fuck.“, der Merc rieb sich die Augen, biss sich frustriert auf die Zunge. Er konnte keine Knochen heilen, er hatte nichts dafür da, das war außerhalb seiner Macht.
„Steig erstmal aus der Wanne, ich bring dir was gegen die Schmerzen und neue Kleidung und verbinde das Ding so gut es geht aber…das wird nur für kurze Zeit helfen.“
Fynn half dem dürren Körper langsam aus der Wanne, umwickelte ihn mit einem großen Handtuch, während er kurz aus dem Bad verschwand und wenige Augenblicke mit frischer Kleidung und zwei starken Schmerztabletten zurückkehrte. „Wird vielleicht etwas zu groß sein aber bis morgen reicht es vielleicht aus.“ Er hatte ihm so gut es ging in die Kleidung hineingeholfen, schnürte die Hose enger, dass sie nicht von seinen Hüften fiel, immerhin konnte er das gerade schlecht machen, während der junge Mann die Schmerztabletten schluckte. „Wir sollten ins Krankenhaus. Du…brauchst einen richtigen Verband, vielleicht haben sie sogar Mittel, die beim Verheilen helfen. Das…das können wir nicht unbehandelt lassen und bevor du was sagst- ich hab die Eddies, das ist ohnehin das einzige, was zählt bei denen.“ Sein ernster Blick lag auf dem Gesicht des Dunkelhaarigen, ehe es wieder weicher wurde. „Morgen erst, ja? Heute…heute gehst du ins Bett. Ich bleib bei dir, ja?“

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Do Feb 22, 2024 6:59 pm

Dass auch Fynn keine Antwort für ihn hatte, schnürte Craven für einen überaus unangenehmen Moment die Kehle zu. Sonst schien Fynn immer alles im Griff zu haben und diese ganze Situation hatte eine solche Sorge auf sein Gesicht geschrieben, dass es den Junkie durchaus mit einer gewissen Unsicherheit erfüllte. All diese Gedanken sollten seinen Kopf nicht füllen, taten es aber trotzdem. Was wäre wohl los, wenn Fynn nicht vor einigen Monaten in sein Leben gekommen wäre? Wäre er mittlerweile längst auf irgendeiner Mülldeponie? Anders als bei vergangenen Eskapaden war es Wut und auch Angst, die er bei dem Gedanken an den Fixer verspürte. Aber gerade war Mherzad weit weg und Fynn war hier.
Zögerlich hielt er ihm sein Handgelenk entgegen und zuckte zusammen, als die Finger des Mercs gegen die geschwollene Haut drückten. Es kostete ihn all seine Macht, nicht aufzuschreien und nur ein bisschen zurück zu zucken. Verwirrt schüttelte er mit dem Kopf.
„Das kann nicht gebrochen sein, Mherzad hat mich nur festgehalten.“
Er merkte selbst, wie lächerlich dieses Argument war, vor allem in Anbetracht der zahlreichen Blessuren, die seinen Körper übersäten. Als er mit Fynns Hilfe aus der Wanne stieg, war die leichte rostrote Verfärbung des Wassers unverkennbar. Ratlos zog er das Handtuch mit einer Hand um seine Schultern und begann ungelenk, aber stetig, sich abzutrocknen. Anscheinend hatte der Merc seine Kleidung direkt in die Wäsche gesteckt, denn er kam mit einer Jogginghose und einem Pullover wieder, die definitiv aus seinem eigenen Schrank waren. Hastig nahm er die Schmerztabletten und schluckte sie problemlos ohne Wasser hinunter. Wenn er auch nur eine Sache gelernt hatte in den letzten Jahren…Es war nicht einfach, sich mit dem pulsierenden Handgelenk in die Kleidung zu bugsieren, aber Fynn nahm ihm die größten Schwierigkeiten ab und als die Hand in einem festen Verband fixiert war, fühlte es sich schon alles etwas weniger schlimm an. Verstohlen grub er seine Nase in den Stoff des Hoodies. Zwar war das Kleidungsstück frisch gewaschen, aber der Geruch des Älteren haftete trotzdem noch daran und Craven konnte sich eingestehen, dass er peinlich genug war, das zu genießen.
Bei dem Gedanken an ein Krankenhaus verzog sich seine Miene.
„Muss das sein?“, presste er hervor und spürte einen schweren Kloß in seinem Hals. Wenn man ihn im Krankenhaus zu genau ansah, würde man noch sehr viel mehr finden, als nur ein gebrochenes Handgelenk. Aber Fynn war beharrlich und irgendwo hatte er ja auch recht. Craven hatte wenig Lust, auf alle Ewigkeit einen Klumparm zu haben. Aber die dunkel unterlaufenen Augen mussten gereicht haben, dass Fynn ihn heute nirgendwo mehr hin scheuchte. Nicht einmal protestieren tat er, als der anderen ihn in sein eigenes Bett steckte. Auf der Couch hätte er mit seinem kaputten Handgelenk nicht gut liegen können und nachdem er einen ganzen Tag an ein Heizungsrohr gefesselt gewesen war, war die weiche Matratze ein Segen für seinen geschundenen Körper. Kurz wollte er etwas sagen, als Fynn sich aus dem Schlafzimmer entfernte, aber es schnürte ihm die Kehle zu und bevor der andere den Raum verlassen hatte, war er schon eingeschlafen.
Seine Träume allerdings waren ein schmerzerfülltes Delirium und es dauerte nicht lange, bis er schweißüberströmt wach wurde. Sein Herz pochte wild gegen seinen Brustkorb und er musste unruhig gelegen haben, denn die Decke war vollkommen verdreht. Noch immer mehr im Halbschlaf als wachend nahm Craven wahr, wie sich jemand auf ihn zubewegte und kurz umnachtete ihn Panik, starrte er aus großen Augen zu ihm hinauf, bis er Fynn erkannte, der sich zu ihm ins Bett begab.
„Ich kann nicht schlafen“, entgegnete er ihm heiser und starrte ihn in der Dunkelheit so verzweifelt an, als wenn der Merc ein Heilmittel gegen Schlaflosigkeit hatte.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Do Feb 22, 2024 11:58 pm

Es war nicht leicht seine Sorgen zu verbergen, noch schwieriger war es den Fixer nicht mit allen Beleidigungen der Welt zu verfluchen, Craven deutlich zu machen, dass wenn er dazu in der Lage war ihm beinahe die Kehle zu zerquetschen, er durchaus auch ein Handgelenk brechen konnte. Der Mann war unberechenbar, kein guter Partner für irgendwas. Ganz gleich wie gut er in seinem Geschäft war, alles darüber hinaus war eine Katastrophe und Fynn wünschte sich nichts mehr, als einfach einen neuen Arbeitgeber zu finden. Doch bevor ihn andere anheuern oder gar bemerken konnten, musste er sich einen Namen machen, gute Gigs an Land ziehen, damit sein Name auf den Straßen weitergetragen wurde.
Aber das war gerade ohnehin etwas, was ihm nicht egaler sein könnte.
Mit einem Verband und frischer Kleidung sah der Jüngere schon ein wenig besser aus, die dunklen Ränder unter seinen Augen und die Blessuren verschwanden dadurch zwar nicht, doch es war ein Anfang und irgendwo musste man immer beginnen.
Es stand gar nicht zur Debatte, dass der Dunkelhaarige irgendwo anders schlief als in seinem Bett. Es war geräumig, neu und die Bettwäsche war sogar frisch bezogen.
Umsichtig half er dem hageren Körper ins Schlafzimmer und anschließend ins Bett, ihn zudeckend. „Ruf mich, wenn du was brauchst.“, entgegnete die dunkle Stimme noch, ehe er langsam das Zimmer verließ, noch einen letzten Blick auf den jungen Mann wagend.
Das Stechen in seiner Brust wollte nicht verfliegen, nicht einmal jetzt, wo er Craven in Sicherheit wusste, wo seine Wunden weitgehend versorgt wurden und er jemanden hatte, der auf ihn aufpassen konnte. Solch eine Eskalation hatte der Merc sich einfach nicht träumen lassen. Müde rieb er sich die grauen Augen, doch an Schlaf konnte er absolut nicht denken. Stattdessen schenkte er sich ein Glas Whiskey ein und überlegte bereits, was sie morgen zu welcher Zeit erledigen sollten. Er wollte seinen Kopf beschäftigen, wollte arbeiten und funktionieren, anstatt sich hinzusetzen und darüber nachzudenken, was in den letzten Stunden erlebt hatte. Nein, was er in den letzten Monaten erlebt hatte.
Das war nicht normal, das war nicht okay und mit jedem Wochenende, wo Craven durch den Fleischwolf gezogen wurde, glaubte er, dass ein Stück von ihm ebenfalls durchgekaut wurde. Fynn konnte sich vielleicht nicht vorstellen, was der andere durchleben musste, doch er konnte sich zumindest denken, welch eine körperliche Belastung all das war. Und das so lange miterleben zu müssen, machte etwas mit dem Älteren, was er nicht beschreiben konnte, er wusste nur, dass es nichts Gutes war.
Selbst nach zwei Whiskeygläsern stand der muskulöse Körper regelrecht unter Strom und er wunderte sich, dass seine Cyberware nicht noch zusätzlich begann verrückt zu spielen.
Der Silberhaarige hatte die Tür zum Schlafzimmer bewusst nicht geschlossen, um zu hören, wenn der andere nach ihm rief oder er anderweitig Hilfe benötigen konnte. Jetzt jedoch vernahm er nur Wimmern, Worte, die keinen Sinn ergaben. Es tat ihm in der Seele weh zu wissen, dass nicht einmal Schlaf ihm die Erholung geben konnte, die er gerade brauchte.
Mit einem schweren Seufzer schnappte sich der Silberhaarige das Röhrchen Schmerzmittel mit einer Wasserflasche. Er wollte Craven nicht allein lassen und in seiner Wohnung konnte er nicht so einfach ein Auge auf ihn werfen, wie er es in dem kleinen Apartment immer tun konnte.
Vorsichtig und leise stellte er beide Sachen ab, hielt einen Moment inne. So unruhig wie der Jüngere schlief, wunderte es Fynn nicht, dass er aufwachte. Als die panischen Augen ihn erblickten, setzte er eine entschuldigende Miene auf. „Sorry, wollte dich nicht erschrecken.“, murmelte er ihm leise entgegen, ehe er sich wortlos neben ihm aufs Bett legte.
„Bleib einfach liegen, der Schlaf kommt später von allein.“, versicherte der Ältere mit ruhiger Stimme, während er die Decke wieder zurecht richtete und beide Körper vorsichtig zudeckte.
„Ich kann dir irgendwas erzählen, vielleicht langweilt dich das zu Tode.“, ein leichtes Schmunzeln umspielte das markante Gesicht.
Er hatte begonnen ihm einige Banalitäten aus seinen jungen Jahren zu erzählen, als er als Kind versuchte einen eigenen Roboter zu bauen, jedoch keine Ahnung von Technik hatte. Als er und sein Bruder im Scrapyard allen möglichen Kram mitbrachten und ihre Zimmer zumüllten, weil sie versuchten ein Raumschiff zu bauen. Wie er immer ins All wollte und mittlerweile ihm der Gedanke eine Menge Unbehagen bereitete. Es war einfach über sowas zu reden und offenbar schien es auch zu fruchten, als er sah, wie der Dunkelhaarige an seiner Seite leise zu schlummern schien.
Vielleicht war es auch für ihn an der Zeit zu schlafen. Auch, wenn keine Zelle in seinem Körper auch nur ansatzweise in der Lage war, Ruhe zu finden.
Es hatte fast schon etwas Angenehmes, Craven so friedlich neben sich liegen zu sehen, verbreitete ein warmes Gefühl, dass er gar nicht anders konnte, als seinen Arm sachte um die schmale Taille des anderen zu legen. Vielleicht hatte er es auch nur im Halbschlaf getan, denn es hatte zumindest nicht lange gedauert, bis die grauen Augen zugefallen waren und die Erschöpfung den Körper eingenommen hatte. So viel war geschehen, so viel zu verarbeiten. Auch, wenn seltsame Träume im inneren Auge wie Flammen umherzuckten, machte die Nähe zu Craven ihn ruhiger.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Fr Feb 23, 2024 5:13 pm

Fynns sonore Stimme und seine schiere Anwesenheit reichten aus, um ihn wieder ein bisschen zu beruhigen. Müde sank Craven wieder auf die Kissen zurück und erwartete, dass der Schlaf ihn wieder einholte und er dieses Mal vielleicht etwas ruhiger und traumloser sein würde. Er hatte erwartet, dass Fynn sich wieder ins Wohnzimmer zurückziehen würde, doch als er stattdessen zu ihm ins Bett kam, flatterte sein Herz trotz der Erschöpfung kurz auf. Wie sehr er sich wünschte, dass all das ihr Alltag sein könnte, es ließ sein Herz bluten. Vielleicht machte ihn die Erschöpfung auch einfach schummrig, vielleicht war das nicht der beste Moment, um über all dies nachzudenken, aber es gab ihm ein Gefühl von Normalität. Sogar ein schwaches Lächeln huschte über die aufgeplatzten Lippen, als er sich etwas im Bett zurecht rückte, um Fynn besser lauschen zu können.
„Ich bin mir sicher, es wird furchtbar langweilig“, brummelte er in sein Kissen und stupste den anderen unter der Decke spielerisch mit seinem Fuß an, eine kleine Bewegung nur, um ihm zu zeigen, dass er seine Worte wie so oft nicht wirklich ernst meinte. Dabei war das, was Fynn zu erzählen hatte, gar nicht so unspannend. Craven mochte es, mehr über den Merc zu erfahren, selbst, wenn es nur Anekdoten waren. Er hatte eine angenehme Art, zu erzählen und die dunkle Stimme lullte ihn schnell ein, ließen seine Augenlider immer schwerer werden. Dabei hätte er gerne aufmerksamer zugehört! Fynns Kindheit klang glücklich, seine Geschichten zeugten nicht von einem Leben in Armut und Traurigkeit. Es tat gut sich zu mindestens einzureden, dass das, was Fynn im vergangenen Jahr passiert war, vermutlich der Tiefpunkt seines Lebens gewesen war und dass er sich daraus mittlerweile schon recht gut wieder hochgearbeitet hatte.
Die banalen Kindheitsgeschichten hatten ihn schon bald vollkommen eingelullt und so sehr er auch dagegen ankämpfte, der Schlaf holte ihn ein. Dieses Mal schienen auch keine Träume seine Ruhe zu stören. Bevor er vollkommen in die Bewusstlosigkeit gerutscht war, hatte er gespürt, wie die Wärme um ihn herum intensiver wurde und wie sich ein schwerer Arm um seine Taille legte. Wäre er noch wach gewesen, als Fynn ihn an sich heranzog, hätte sein Herz vermutlich einen heftigen Sprung gemacht. Sie waren sich zwar schon mehrfach körperlich näher gekommen – und auf sehr viel weniger romantische Art und Weise, wenn Fynn ihm dabei half, Aufgaben wie Duschen zu erledigen, die er nach einem Bender nicht mehr selbst erledigen konnte -, aber noch nie auf so eine zärtliche Art. Auch Mherzad hatte ihn in der Vergangenheit durchaus in eine Umarmung gezogen, Seite an Seite mit ihm geschlafen, aber das hier fühlte sich so anders an, dass es schwer in Worte zu fassen war. Craven wollte den Moment nicht verstreichen lassen und kämpfte sich mit aller Härte so weit wieder wach, dass er sich bewusst herumdrehen konnte und sich tiefer in die Umarmung drückte. Die harte Brust, in die er sein Gesicht drückte, der Griff, der sich nach ein paar Sekunden Bedenkzeit noch fester um ihn schloss, all das fühlte sich so himmlisch an, dass Craven fast die Tränen gekommen waren. Es tat so gut, gehalten zu werden und sich in die Mulde von Fynns Körper zu drücken. Wieso konnte es nicht immer so sein? Wieso hatte ihn Fynn schon so oft abgewiesen? Craven wusste, dass er irgendetwas für ihn empfand, wieso hätte er sich sonst so um ihn gekümmert? Die letzten Stunden waren der beste Beweis, dass Gefühle da waren. Wieso also konnten sie nicht mehr sein? Die Hilflosigkeit trieb Craven die Tränen in die Augen. Er konnte Fynn doch verstehen, wenn er sich nicht an einen Junkie ketten wollte, wenn er ihm zu jung und hoffnungslos war, wenn er einfach keine romantischen Gefühle für ihn empfinden konnte.
Aber das machte es nicht weniger schmerzhaft. Also musste Craven jeden Moment mit dem Merc auskosten, den er ihm ließ und mit diesem Gedanken gruben sich die Finger seiner gesunden linken Hand fester in den Stoff von Fynns Kleidung und er zog sich noch etwas fester in die Umarmung und schlief endlich vollkommen ein.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1So Feb 25, 2024 2:08 pm

Für einen Moment schien es so, als wäre die Zeit stehengeblieben. Fynn hatte nicht mitbekommen, dass Craven noch einmal aufgewacht war und sich enger an ihn schmieg. Doch sein Körper hatte es signalisiert, seine Arme noch enger um ihn geschlungen und ihn näher an seine Brust gepresst. Die Wärme fühlte sich angenehm an, hatte etwas von Geborgenheit, von der man glaubte, sie würde in dieser Stadt gar nicht mehr existieren.
Kurz waren die Zweifel vergessen, die sonst den Älteren erfüllten, die Sorgen und die Angst, dass jemanden näher an sich heranzulassen schlimmere Konsequenzen mit sich bringen konnte, für die er nicht mehr bereit war.
Normalerweise hatte der Merc einen ziemlich festen Schlafrhythmus, wurde automatisch jeden Tag zur selben Zeit wach. Dieses Mal jedoch hatte die Erschöpfung beide dazu getrieben, beinahe bis zum frühen Mittag durchzuschlafen.
Etwas verwirrt hatte der Ältere seine Augen geöffnet, konnte sehen, wie der andere immer noch en an ihn gepresst zu schlummern schien, wie sein Arm um die schmale Taille lag. Es war solch ein friedlicher Moment, dass er am liebsten wieder die Augen geschlossen und jede weitere Minute voll ausgekostet hätte. Doch was sollte er sagen, wenn Craven wach wurde? Würde es zu einem peinlichen Morgen kommen? Fynn konnte spüren, wie seine Wangen jetzt schon warm wurden, emotionale Konfrontation war nicht seins und es fiel ihm schwer über sowas wie Gefühle zu sprechen. Sie waren einfach müde und wenn man schlief, konnte man nicht kontrollieren, was man so tat. Das war eine gute Antwort. Noch besser war es, wenn er es vor dem jungen Mann schaffte aufzustehen und zumindest sich um ein spätes Frühstück zu kümmern. Dann brauchte es gar nicht unangenehm zu werden!
Mit diesem Gedanken schob er den schlanken Leib so vorsichtig wie möglich von sich und krabbelte langsam aus dem Bett. Craven hatte wahrscheinlich seit über einem Tag nichts mehr gegessen, da war es gut, wenn sie den Tag mit einem guten Frühstück starteten, ehe er ihn ins Krankenhaus brachte.
Als auch der andere aus dem Schlafzimmer trat, hatte der Silberhaarige bereits Kaffee in ihre Tassen gekippt und den anderen mit einem schiefen Lächeln begrüßt, ehe er sich vergewisserte, wie er sich fühlte und ob er noch etwas brauchte, ehe sie später das Haus verlassen würde.
Die Ersatz- Zahnbürste hatte sich immerhin bereits bezahlt gemacht, auch, wenn Fynn sich durchaus gewünscht hätte, dass eine andere Ausgangssituation dafür gesorgt hätte, dass Craven eine Zahnbürste in seiner Wohnung benötigte. Doch so war er wenigstens auf alles vorbereitet.

Er war auch vorbereitet gewesen auf die Blicke und gespielt besorgte Worte, die fallen würden, wenn die Ärzte einen kurzen Blick auf den Jüngeren werfen würden. Sie hatten eine routinierte Diagnostik mit ihm durchgezogen, ihm jedoch nicht erzählt, was sie gefunden hatten. Wenn es etwas Besorgniserregendes gewesen wäre, hätte man es ihn vielleicht sogar wissen lassen. So nahmen sie nur seine Eddies entgegen und versorgten das Handgelenk, verschrieben ein paar Schmerzmittel und schon konnten sie wieder im Quadra sitzen und zurück in die Wohnung fahren.
Der Merc hatte gar kein Interesse seinen Nebenmann zurück in seine Wohnung zu bringen. Noch war er nicht komplett über den Berg und bei ihm hatten sie genug Platz, sollten sie einander unglaublich auf die Nerven gehen und Ruhe voneinander brauchen.
„Ich bestell uns heute was, worauf hast du Lust?“, rief die dunkle Stimme aus dem Badezimmer, während er die Kleidung aus dem Trockner holte und sie ordentlich faltete. Er hatte den Moment genutzt und auch seine Wäsche direkt mit Cravens mitgewaschen. Mit der sauberen Kleidung schlenderten die langen Beine am Wohnzimmer vorbei, den Dunkelhaarigen kurz musternd, wie er auf der Couch saß und auf sein Smartphone starrte. Er konnte sehen, dass irgendwas nicht stimmte.
„Was los? Gibt ein Handy den Geist auf?“, besorgt hatte der Ältere seinen Wäscheberg zur Seite gelegt, setzte sich neben die hagere Gestalt. Er wollte nicht auf das Display starren, wollte nicht so tief in die Privatsphäre eindringen, doch irgendwas sagte ihm, dass es vielleicht erneut etwas mit Mherzad zu tun hatte…

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1So Feb 25, 2024 10:41 pm

Die restliche Nacht war ruhiger, seit er an Fynns Seite eingeschlafen war und Craven war die restliche Nacht nicht mehr wach geworden. Es waren schon nicht einmal mehr die frühen Morgenstunden, in denen sie sich bewegten, als sie endlich wachzuwerden schienen. Er dümpelte in einem angenehmen Halbschlaf, genoss die Körperwärme des Mercs und machte sich rein gar keine Gedanken um die Konsequenzen dieses nächtlichen Kuschelns. Dafür war er noch gar nicht wach genug. Außerdem waren die Schrecken der vergangenen Tage zu mindestens für den Moment in den Hintergrund gerückt und es war einfach, sich in der Illusion zu verlieren, dass das alles hier mehr bedeuten könnte als einen kleinen Ausrutscher von Fynns Seite. Craven registrierte, wie sich der massige Körper langsam und vorsichtig unter seinem Arm wegzog und ersparte sich jegliche unangenehme Situation, indem er sich weiter schlafend stellte. Was für ein Start in den Tag. Craven wollte nicht, dass es so stach, aber die Leere im Bett neben ihm versetzte ihm einen schmerzhaften Schlag in der Magengrube. Vermutlich war es doch nur Mitleid gewesen, das den anderen an seine Seite getrieben hatte. Craven blieb noch ein halbes Stündchen liegen, erfuhr langsam, was an seinem Körper immer noch so mit Schmerzen pochte – so ziemlich alles – und versuchte sich so weit zu sammeln, dass er gleich nicht wie das Häufchen Herzschmerz wirkte, als das er sich empfand. Es wäre alles so viel einfacher, wenn Fynn ihn einfach abschmettern würde. Wenigstens hatte Craven seine Fassung so weit wiedererlangt, dass er den anderen mit ein paar lockeren Sprüchen begrüßen konnte und die Angst zu kaschieren vermochte, die er bei dem Gedanken an einen Krankenhausbesuch empfand. Aber das war ein Punkt, der nicht zur Debatte zu stehen schien. Wohlwissend, dass Fynn das Thema bewusst hatte vermeiden wollen, tat auch Craven einfach so, als ob die letzte Nacht nicht passiert wäre.
Das Krankenhaus war in etwa so unangenehm, wie er es erwartet hätte. Ihm war der Blick nicht entgangen, als der Arzt seinen Biomon checkte und als er den Ärmel des Hoodies nach oben schob, um eine Schiene um sein gebrochenes Handgelenk zu legen. Fynns Eddies garantierten, dass er nach gut einer Stunde wieder aus dem Krankenhaus war und mit so guten Schmerzmitteln versorgt, dass es ihm die nächste Woche an nichts mangeln sollte. Fynn hatte gar nicht zur Debatte gestellt, ihn jetzt schon wieder nach Hause gehen zu lassen und so sehr Craven auch vortäuschen wollte, dass alles wieder in Ordnung war, war er doch glücklich, dass er noch nicht wieder alleine sein musste.
Er hatte es sich auf der Couch bequem gemacht, die Beine nah an den Körper gezogen, und scrollte auf dem Display seines Smartphones herum.
„Irgendwas mit viel Fleisch wäre super, ein Grieche oder so!“, rief er in Fynns Richtung und wandte sich wieder seinem Handy zu und fror direkt ein, als er eine Message auf dem Display aufblinken sah.
Mherzad
Craven wusste, dass er irgendwann wieder mit ihm kommunizieren musste, aber bei dem Anblick des Namens sank ihm sein Herz trotzdem in die Kniekehlen. Der Fixer war nie besonders umsichtig mit ihm gewesen, doch was er in letzter Zeit und besonders die vergangenen Tage mit ihm gemacht hatte, hatte jeglichen Rahmen gesprengt. Craven wusste, dass er auf diesen Mann angewiesen war, auf seinen Einfluss, sein Geld und seine Drogen. Aber noch nie zuvor hatte er so eine Furcht vor ihm empfunden, wusste nicht, was er ihm sagen sollte. Sein Herz klopfte hektisch in seiner Brust und nur langsam wagte er es überhaupt, auf die Nachricht zu tippen und sie zu lesen.
Hey hey 💕 hab gehört du hast es aus dem Club geschafft? Ist echt komisch gelaufen, der Stoff hat mich komplett abgeschossen 😵💫 Du weißt ja wie es ist mit dem Zeug, unerwartete Nebeneffekte können immer passieren 🙈 Habe einen guten Bonus für die Unannehmlichkeiten überwiesen, als Wiedergutmachung bekommst du noch etwas extra! 🎁 komm doch einfach vorbei, sobald du wieder wohlauf bist 😘
Cravens ganzer Körper war verkrampft und angespannt und er kaute ratlos auf seiner Unterlippe herum. Er wusste, wie ein schlechter Trip aussah, dass Drogen einen manchmal auf eine Art und Weise austicken ließen, wie man es von sich selbst noch nie erlebt hatte. Aber dass er ihn vergessen hatte? Wann hatte er gedacht, ihn wieder aus seinem Büro zu lassen? Während der Magen des Junkies sich in unangenehme Knoten wandte, hatte Fynn sich neben ihn aufs Sofa sinken lassen und er schreckte auf, als wenn man ihn beim Masturbieren ertappt hatte.
„Was? Oh, ne, ich muss nur kurz was nachschauen“, murmelte er geistesabwesend und checkte, wie viel Eddies neu auf sein Konto gewandert waren. Da sein Cut an den Gigs, die er erledigte, nach wie vor größtenteils an Mherzad ging, war er wie immer bitter in Geldnot und zu sehen, wie viel Kompensation Mherzad diese Aktion wert gewesen war, ließ ihn einmal tief schlucken. Er wusste, was Fynn von dem Fixer hielt und dennoch konnte Craven einfach den Mund nicht halten.
„Mherzad hat sich gemeldet und sich entschuldigt und so.“
Craven versuchte, seine Stimme so lapidar wie möglich klingen zu lassen. Als wenn ihn all das hier gar nicht interessieren würde. Aber unter der Fassade konnte man sehen, wie nervös er war und wie er immer wieder auf die Schiene um seinen linken Unterarm schielte.
„Ich muss ihm ja wenigstens sagen, dass es alles halb so wild war und es mir gut geht, nicht wahr?“
Die goldgelben Augen schielten zu Fynn hinauf und er mochte nicht, was er dort sah. Automatisch verfiel Craven in eine Abwehrhaltung.
„Als wenn ich ihm einfach nicht antworten könnte! Außerdem hat er ja recht, manchmal kann ein Trip schlecht sein und dann läuft alles nicht so ganz nach Plan und er hat sich immerhin entschuldigt!“

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1So Feb 25, 2024 11:25 pm

Fynn konnte nicht anders als ungläubig eine Augenbraue zu heben. Sicherlich hatte er nicht gerade ein paar Nachrichten gelesen, die ihn zutiefst schockiert hatten. Da war mehr dahinter.
„Hm, dann schau mal nach.“, murmelte die dunkle Stimme und blickte auf die Sofapolster, als hätte er das Muster zum ersten Mal gesehen. Er wollte herauslocken, was geschehen war, ob Mherzad ihm geschrieben hatte und was er wieder für Scheiße in Textform ihm entgegengebracht hatte. Es konnte in seinen Augen zumindest nichts Gutes sein.
Doch Craven hatte von sich aus angefangen zu sprechen und mit jedem Wort, was seinen Mund verließ, konnte der Ältere nicht anders, als seine Muskeln anzuspannen. Er drückte sein Kiefer so fest aufeinander, dass er glaubte seine Zähne könnten dem Druck nicht standhalten.
Mit kritischer Miene suchte er das hübsche Gesicht seines Nebenmannes, zog dieses Mal ungläubig die Augenbrauen zusammen.
„Halb so wild? Wenn das halb so wild war, möchte ich nicht wissen, was in deinen Augen eine schlimme Ausgangslage ist.“ Es war fast schon zum Verrücktwerden wie sehr der Dunkelhaarige diesen Mann weiterhin in Schutz nahm. Sogar jetzt, wo er ihn absolut inhuman behandelt hatte und larifari seine Knochen gebrochen hatte. Niemals war das halb so wild, ganz im Gegenteil!
„Was zum Fick? Du willst mir sagen, dass es normal und okay ist, was er mit dir gemacht hat? Wieso nimmst du ihn nach allem, was er dir angetan hat, in Schutz?!“
Fynn hielt für einen Moment inne, atmete einmal tief durch. „Ich will dich nicht irgendwie vor die Wand stellen, okay? Ich…ich glaube einfach nicht, dass er sich wirklich entschuldig hat. Hat er wirklich gesagt, dass es ihm leidtut und dass sowas nie wieder vorkommen wird? Hat er sich auch nur eine Sekunde lang um dich gesorgt? Mherzad denkt an niemand anderen als an sich selbst und verdammt, Craven….du warst so lange dort eingesperrt, verletzt und scheiße unterkühlt. Wenn ich nicht nach dir gesucht hätte…du hättest draufgehen können! Verstehst du nicht wie gefährlich und fahrlässig das war?“, die grauen Augen suchten verzweifelt die des Jüngeren.
Er war so müde, sich den Mund fusselig zu reden und immer wieder gegen eine Wand zu stoßen, es war so erschöpfend, wie wenig Craven auf ihn hören wollte.
„Ja, okay, er ist dein Supplier und dein Boss. Kannst du nicht mit mir gemeinsam Gigs machen und mit dem Verdienst das Zeug kaufen? Du verdienst es nicht so behandelt zu werden.“
Der Merc erhob sich, lief vor der Couch auf und ab. Er konnte ihn nicht noch einmal in die Arme dieses Typen schicken, er würde nicht noch einmal sowas verarbeiten können. Es war zu viel, viel zu viel.
„Fuck, Mherzad hat dich einfach in den ganzen Jahren so benutzt, dass du gar nicht mehr nein zu ihm sagen kannst. Ich weiß, du bist erwachsen und ich bin niemand, der dir irgendwas vorschreiben kann und wenn das etwas ist, was du wirklich willst…dann kann ich dich nicht davon abhalten diesen Scheiß mit dir abziehen zu lassen. Aber…ich kann das nicht, Craven. Dich in diesem Zustand zu sehen, all die Wunden, die du hast. Erst zerquetscht er dir beinahe die Kehle, dann zerquetscht er dein Handgelenk und was passiert als nächstes? Was, wenn du eines Tages nie wiederkommst? Das…das kann ich nicht. Ich kann nicht noch mehr Leute um mich herum flatlinen sehen, während ich nichts dagegen tun kann!“
Fynn rieb sich schnell die Augen, als er merkte, dass sie glasiger wurde, stieß ein frustriertes Raunen aus und setzte sich wieder auf die Couch.
„Selbst, wenn wir uns nicht so lange kennen, bist du mir scheiße nochmal ans Herz gewachsen, okay? Das ist auch mitunter der einzige Grund, wieso ich überhaupt noch bei Mherzad bin.“

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mo Feb 26, 2024 6:55 pm

Fynn hatte in der Vergangenheit schon häufig seinen Unmut über Mherzad deutlich gemacht. Jedes Wochenende hatte Craven ihn schimpfen hören, hatte er ihm gepredigt, wie falsch der Fixer für ihn war und dass er sich vor Leuten wie ihm in Acht nehmen musste. Objektiv betrachtet hatte er ja sogar recht, aber er war selbst so hoffnungslos, dass ihm der Fixer wie der Richtige für ihn erschien. Er hatte alles, was Craven brauchte und bisher waren die Unannehmlichkeiten das alles immer wert gewesen. Jetzt, wo eine unbekannte Angst in seine Eingeweide drückte, wenn er den Namen des anderen nur las, fühlten sich die Worte des Mercs zum ersten Mal ganz schön real an. Außerdem schmerzhaft. Craven verzog das Gesicht, als wenn man ihn geschlagen hätte und klammerte seine Finger fester um sein Smartphone, als wenn Fynn es ihm wegnehmen würde, wenn er nicht vorsichtig genug war.
„Normal und okay hab ich gar nicht gesagt, ja?!“, keifte er zurück und fühlte sich plötzlich wie ein Kind, das eine Standpauke erhielt.
„Was soll ich denn sonst machen? Wenn Mherzad mich nicht aushalten würde, hätte ich gar nichts!“
Eigentlich war das kein guter Moment für einen Streit. Sein Kopf war benebelt von den Schmerzmitteln, die er nahm, während bereits leichte Entzugserscheinungen an den Rändern seiner mentalen Stabilität zupften. Craven wusste selbst, dass er gereizt und irrational war, aber das Wissen darüber ließ ihn nicht logischer werden.
„Er hat sich auf seine eigene Art und Weise entschuldigt! Du kennst ihn nicht so gut wie ich, Fynn!“
Wieso musste er sich überhaupt vor dem Merc rechtfertigen? Alles wurde gerade schwierig und durcheinander und beschissen und es wirkte, als wenn er selbst rein gar nichts dagegen tun konnte. Craven wollte nicht streiten und als er die Verzweiflung in Fynns Augen sah, rutschte ihm das Herz in die Hose. Wie ein Tiger im Käfig lief der Merc vor der Couch auf und ab und instinktiv machte Craven sich etwas kleiner.
„Ich bin dir dankbar, okay? Ich weiß, dass das eine scheiß Situation war und dass du mich immer wieder aus der Scheiße holst, aber Fynn, fuck, ich…ich kann da nicht einfach weg! In letzter Zeit hat sich so viel zum Guten gewendet mit den neuen Gigs und dem Netrunning und dem Chip und ich muss bestimmt nur noch ein paar raue Nächte durchhalten und dann hab ich endlich eine Chance auf mehr!“
Glaubte er die Worte überhaupt selbst, die er da äußerte? Er wollte es so sehr, dass sie wahr waren, dass er sich irgendwie selbst davon überzeugt hatte. Aber während er sprach und Fynn sprach und er sah, wie kurz Tränen in die Augen des anderen traten, sackte sein Magen einfach bis auf den Boden durch. Er wollte nicht, dass der Merc recht hatte, er durfte einfach nicht, aber irgendwo tief in sich drin wusste er, dass es in letzter Zeit vollkommen aus dem Ruder gelaufen war und er keine Ahnung hatte, wo das alles noch hinführen sollte.
„Ich flatline schon nicht so schnell….“, krächzte er heiser und merkte, dass sich Tränen in seiner Kehle anstauten. Fuck nein würde er hier vor dem Merc in Tränen ausbrechen!
„Du willst Gigs mit mir machen? So als Duo?“, fragte er schließlich, sich ganz auf die Worte des anderen fokussierend. Das alles klang aber zu gut, um wahr zu sein. Fynn sagte all diese Dinge, er rettete ihn jedes Wochenende und päppelte ihn auf, aber wenn es darauf ankam….Ja, was, wenn es darauf ankam? Wollte er wirklich so mit Fynn zusammenarbeiten? Jeden Blick und jede Berührung des anderen sehnlichst erwartend, nur, um dann wieder abgelehnt zu werden? Es war nicht erst einmal passiert, dass er seine Annäherungsversuche kurz aber bestimmt abgelehnt hatte. Dennoch hatte er gestern mit ihm in einem Bett gelegen. Was machte er mit ihm? Und wollte Craven wirklich, dass das sein Alltag war? Irgendwie glaubte er nicht, dass er diese Gefühle für Fynn abschütteln konnte.
„Es hat doch schon einmal gut funktioniert“, setzt Craven an und rückte etwas näher an den anderen heran, legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. Sex und Lust war, wie er jedes Problem mit Mherzad aus dem Weg schaffte und es erschien ihm nur normal, die plötzlichen emotionalen Spannungen zwischen Fynn und ihm ähnlich zu beseitigen. Außerdem wollte er endgültig wissen, ob er eine Chance bei dem Merc hatte oder nicht. Er konnte ihm doch nicht all diese Dinge gestehen und dann wieder einen Rückzieher machen! Langsam ließ er seine Hand weiter nach oben wandern, mit jedem Zentimeter klopfte sein Herz schneller. Fynn konnte ihn nicht schon wieder abweisen.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mo Feb 26, 2024 11:28 pm

Fynn hatte Schwierigkeiten zu verstehen, wieso der Jüngere immer noch so sehr darauf bestand, dass das, was zwischen ihm und den Fixer abging, irgendwie wert war für ein paar extra Skills und Jobs. Das sollte ohnehin der einzige Grund sein, weswegen er bei war und nicht, um sein Sexspielzeug zu sein.
Und was für ein Chip?
Er wusste nicht einmal, ob er wirklich nachhaken wollte oder ob es eine weitere Sache war, die ihn bis ins Mark erschüttern könnte. Abgesehen davon gingen ihm wirklich langsam die Worte aus, er wusste einfach nicht mehr, was man noch sagen konnte, damit Craven endlich verstand, dass es nicht nur ein besserwisserischer Bullshit war, den er ihm entgegenbrachte.
„Das kannst du doch gar nicht wissen…“, murmelte die dunkle Stimme erschöpft. Das nächste Mal könnten sie noch mehr eskalieren und nichts sprach dagegen, dass es dann das letzte Mal sein könnte für ihn. Wie konnte also Craven ihm versprechen, dass er nicht flatlinen würde?!
Der Merc rieb sich die Schläfe, ließ die grauen Augen zu seinem Nebenmann wandern, seinen nächsten Worten lauschend. „Ja, wieso nicht? Der letzte Gig lief gut und du hast was auf dem Kasten. Wir könnten gut als Duo agieren.“, entgegnete er mit einer Selbstverständlichkeit, als hätten sie bereits seit Jahren miteinander gearbeitet. Alles, was noch ausbauungsfähig war, könnten sie gemeinsam trainieren, könnten dort weitermachen, wo sie das letzte Mal aufgehört hatten!
Der Ältere meinte seine Worte verdammt ernst und er wollte dem eine Chance geben, allein, weil es auch beide dabei unterstützen könnte, einander besser zu vertrauen und vielleicht wirklich eine richtige Verbindung zueinander aufzubauen.
Fynn wusste nicht genau, worauf der junge Mann bei seinen nächsten Worten hinauswollte, hatte sich auch nicht zu viele Gedanken darüber gemacht, dass er näher an ihn herangerückt war. Doch, als die Hand sich auf seinem Oberschenkel befand und langsam weiter hinaufwanderte, hatte sich jede Zelle seines Körpers angespannt, dass er nicht einmal in der Lage war, seine Hand schnell wieder abzuweisen.
„Craven….was wird das hier?“, er suchte das Gesicht des anderen, sichtlich irritiert und irgendwo auch enttäuscht. Das war nicht die Richtung, die er mit seinen Worten einschlagen wollte und irgendwo hatte er das Gefühl, dass der Jüngere nur versuchte die Situation irgendwie runterzuspülen, abzulenken und damit alles, was er gesagt hatte, zunichtezumachen.
Der Silberhaarige konnte nicht anders, als sich für einen Moment unwohl zu fühlen. Es war nicht so, dass Craven nicht attraktiv war, dass er sich nicht mehrfach ausgemalt hatte, wie es wohl wäre, wenn sie ihr Miteinander ein wenig ausweiten würden. Nicht zu selten hatte er von dem Blowjob in der Dusche geträumt und beschämt feststellen müssen, dass es ihn immer wieder aufs Neue hart werden ließ.
Doch jetzt? Ausgerechnet jetzt, wo er nicht einmal wusste, was er mit seinen Emotionen anfangen konnte, wo alles einfach zu viel war und er sich beschissener denn je fühlte? Wie konnte Craven den Moment so falsch einschätzen?
„Fuck…muss sich alles nur um Sex drehen? Ich…ich hatte gehofft wir könnten uns vernünftig unterhalten und nicht…das.“, der muskulöse Körper hatte sich von der Couch erhoben. Es war unschwer zu erkennen, dass es Craven sichtlich getroffen hatte. Erneut hatte er ihn abgewiesen und dieses Mal war es nicht so einfach, es irgendwie runterzuspülen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Kein dummer Spruch auf der Welt würde das unangenehme Gefühl auflockern können.
Für einen kurzen Augenblick war Fynn sich nicht einmal sicher, ob Craven wirklich wusste, was er tat.
Es war so frustrierend. Letztes Mal, als er hier war, war der Merc bereit über seinen Schatten zu springen. An dem Tag, wo sie ihr Treffen gehabt hätten, hatte er sich sogar mental darauf eingestellt, dass vielleicht was passieren würde, trotz der Zweifel und der Ängste, die ihn getrieben hatten.
Doch jetzt einfach mitzuspielen wäre einfach nur falsch gewesen, hätte doch keinem der beiden geholfen.
„Scheiße, gerade rede ich darüber, dass ich Angst habe, du kommst irgendwann nicht mehr zurück und im nächsten willst du an meinen Schwanz? T-tut mir leid, ich…ich will mich nicht streiten, ich…fuck.“ Der Ältere hasste es, wie sehr ihn diese kleine Geste aus der Bahn geworfen zu haben schien, wie es ihn ehrlich irgendwo verletzte. Am liebsten wäre er abgehauen, hätte seine Jacke geschnappt und etwas frische Luft geschnappt. Doch wenn er jetzt ging, hätte das noch einen bittereren Nachgeschmack. Warum hatte Craven das gemacht?

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Di Feb 27, 2024 6:09 pm

Fynn musste nichts sagen. Craven spürte, wie sich alles an dem anderen Körper anspannte und er wusste, dass er versagt hatte. Was für eine beschissene Idee war das gewesen. Als er in die harten Augen des Mercs blickte, konnte er fast so etwas wie Ekel darin lesen und seine Hand zuckte zurück wie auf einer heißen Herdplatte. War es das, was er für Fynn war? Etwas, was ihn abstieß, was ihn anwiderte? Keine Ablehnung hatte ihn bisher so hart getroffen, denn keine hatte sich bisher so final angefühlt. Wie viel Überwindung hatte es ihn wohl gekostet, ihn letzte Nacht in seine Arme zu nehmen? Fynn war aufgestanden und hatte sich von ihm entfernt und Craven wollte einfach aufhören zu existieren. Seine Kehle war staubtrocken mit einem Schlag und die Worte wollten nicht über seine Kehle kommen.
„Ich dachte, wir-….“
Seine Stimme brach ab und er fühlte sich so klein und lächerlich. Das kam davon, wenn man irgendetwas im klaren Zustand tat. Seine Sehnsucht nach dem Merc war so groß gewesen, danach, die nächtlichen Stunden irgendwo wieder aufleben lassen zu können, dass es ihn dumm und unsensibel gemacht hatte. Auch Craven wollte nicht, dass sich alles nur um Sex drehte, aber wie sollte er anders agieren, wenn es alles war, was er kannte und worauf Mherzad ihn reduzierte? Wenn er ein besserer Mensch gewesen wäre, hätte er vielleicht die richtigen Worte gefunden, hätte Fynn irgendwie erklären können, was er für ihn empfand. Aber hätte das etwas geändert? Fynn wirkte so enttäuscht und ablehnend, dass Craven selbst merkte, wie Tränen in seine Augen stiegen. Fuck, er würde nicht auch noch vor dem Merc in Tränen ausbrechen, weil er ihn zum hundertsten Mal zurückgewiesen hatte! Wie sollte er überhaupt nach diesem Gonkmove noch bei Fynn bleiben? Wenn sein Hirn weniger lustgetrieben gewesen wäre, wer weiß, vielleicht hätte er wirklich mit dem Merc zusammenarbeiten können, hätte er sich von Mherzad lösen können. Vielleicht hätte er all dies nur viel langsamer angehen müssen. Aber Geduld war nie seine Stärke gewesen und das Verlangen nach Fynn zerriss ihn mehr und mehr, dass er sich eingestehen musste, dass es wohl einfach nicht sein durfte. Seine Kehle zog sich unangenehm zusammen und hastig erhob er sich auf wacklige Beine.
„Ich sollte nach Hause“, presste er nur kurz angebunden heraus und huschte zur Wohnungstür. Der Autoschlüssel lag dankbarerweise auf der Kommode und Craven schnappte ihn sich und war fast schon zur Tür heraus, bevor Fynn richtig reagieren konnte.
„Danke für alles und so“, presste er hervor und meinte es durchaus ernst, bevor er die Tür hinter sich zuzog und die Treppen beinahe hinunter rannte, damit der Merc ihn bloß nicht einholen konnte. Nicht, dass er ihn hinter sich gehört hätte. Vermutlich sollte er mit seinem Wunschdenken aufhören. Erst, als er in seinem Wagen saß, drang die Traurigkeit und die Scham mit einer Intensität zu ihm durch, die ihm die Luft abschnürte.
„Fuck, fuck, FUCK!“
Mit einem Schluchzen brach es aus dem Junkie heraus, während er das Lenkrad immer wieder mit der Faust schlug, bis seine rechte Hand sich auch noch abgefuckt anfühlte und die erste Welle des Schmerzes über ihn hinübergewaschen war. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr zu Mherzad.

Ausnahmsweise hatte er kein Interesse daran, dem Fixer weiter in den Arsch zu kriechen oder in seiner Nähe Trost zu suchen. Fynns Worte hallten immer noch in seinem Schädel nach und irgendwo wusste er, dass er Recht hatte. Gerade hatte er etwas mehr Eddies auf dem Konto und eigentlich wollte er nur seinen Vorrat etwas aufstocken. Ihm war nicht danach, sich groß mit Leuten zu beschäftigen, nicht einmal mit Mherzad. Vor dem Club blieb er noch ein paar Minuten im Auto sitzen, um sich zu sammeln. Er wollte die Enttäuschung los werden und außerdem musste er sich dafür wappnen, dem Fixer gegenüber zu treten. Nicht schon wieder wollte er so tun, als ob alles in Ordnung war, eigentlich wollte er nur etwas Stoff abholen und wieder fahren. Wieso also ließ allein der Gedanke an Mherzad sein Herz schneller schlagen? Und zwar nicht auf die gute Art und Weise…
Schließlich nahm Craven all seinen Mut zusammen und ging in den Club. Er würdigte niemanden eines Blickes, die ersten Gäste waren sowieso schon da und es war nicht so, als wenn irgendjemand ihm hier Aufmerksamkeit schenkte. Zögerlich klopfte er an der Tür und trat mit pochendem Herz ein, als Mherzad ihn herein rief.
„Hey, Mherzad!“, grinste er ihm entgegen, seine Fassade aus Laszivität und Gleichgültigkeit um sich herum errichten.
„Ich hoffe es ist okay, wenn ich mir nur eben ein bisschen Stoff abhole?“, fragte er und schloss die Tür hinter sich, etwas unschlüssig vor dem Schreibtisch stehen bleibend. Wenn er dem Fixer zu nahe kam, würde er ihn wohlmöglich noch in seinen Schoß ziehen.
„Bin immer noch ein bisschen wund von vor ein paar Tagen.“
Sein Lächeln verrutschte ihm ein wenig.
„Vielleicht kannst du mir ein paar Netrunningjobs geben, die ich von zuhause aus erledigen kann? Einfaches Hacking oder Dataresearch oder sowas?“
Craven formulierte alles so vorsichtig, aber dennoch war das der meiste Widerstand, den er Mherzad seit Langem geleistet hatte.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Di Feb 27, 2024 11:47 pm

Jetzt hatte es Fynn endgültig ruiniert. Es war ihm nicht entgangen, dass seine Augen glasiger geworden waren, sich allmählich Tränen zu formen schienen. Fuck, wieso musste das alles so kompliziert sein? Konnten sie sich nicht einfach hinsetzen und darüber reden? Er wollte doch auch nicht immer so ein seltsames Hin und Her zwischen ihnen schaffen, doch aus welchem Grund auch immer war es ihnen unfähig einander auch nur ansatzweise zu verstehen.
„Craven, du brauchst nicht…du musst nicht gehen!“, stieß der Silberhaarige frustriert aus.
Er wollte nicht, dass der Jüngere das Apartment verließ und wieder allein war, er war doch noch gar nicht richtig über den Berg. Außerdem sträubte sich alles in ihm wieder allein zu sein. Scheiße, er hasste sich selbst so sehr dafür, dass er sich in eine Ecke gedrängt hatte, anstatt offener der ganzen Sache gegenüberzutreten.
Fast schon unfähig sich zu bewegen, hatte er dem anderen zugesehen, wie er die Autoschlüssel geschnappt und aus der Wohnung getreten war. „Warte doch, ich…“, da war die Tür bereits zugeknallt und der Merc spürte eine unendliche Leere in seinem Inneren. Ich will nicht, dass du gehst. Die Worte konnte er nicht mehr entgegnen und sie verstarben langsam in seinem Kopf.
Es hätte nichts gebracht Craven hinterherzurennen, etwas sagte ihm, dass es vielleicht alles nur noch schlimmer gemacht hätte.
Ratlos stand er noch eine Weile lang vor der Couch, ehe er sich auf die Polster sinken ließ, das Gesicht in den Händen vergraben.
War es das, was sie jedes Mal zusammen durchmachen mussten? Zur falschen Zeit versuchte der andere sich ihm zu nähern und Fynn war nicht in der Lage, dem entgegenzukommen? Konnten sie gar nicht irgendwie zueinander durchdringen? Der Ältere wollte wenigstens, dass sie auch so funktionieren, sich aufeinander verlassen konnten und gerne gemeinsam Zeit verbrachten. Er wollte, dass sie etwas hatten, wohin sie zurückgehen könnten, sobald Craven bewusst wäre, dass der Merc absolut zu nichts anderem taugte, als ein einfacher Freund zu sein.
Doch all das konnte er ihm nicht sagen und jetzt war er ohnehin weg. Sein Magen krampfte sich regelrecht zusammen bei dem Gedanken, dass er wahrscheinlich zu Mherzad fuhr und nicht direkt in seine Wohnung zurück. Und er war wieder einmal nicht in der Lage, auch nur ansatzweise etwas zu tun…

Mherzad hatte eine Weile lang auf das Display seines Handys geschaut. Die Nachricht war durchgekommen, Craven hatte sie auch gelesen. Doch statt einer direkten Antwort, kam absolut nichts.
Das war nicht normal für den Junkie, er hatte sich immer sofort gemeldet, normalerweise war er es, der zuerst schrieb!
Schnell versuchte er sein Ärgernis davon zu spülen. Als er wieder einigermaßen zu Sinnen gekommen war, hatte er mit einem Schrecken feststellen müssen, dass nach dem wilden Tag er Craven einfach vergessen hatte. Es war nicht das übliche Vergessen, was er manchmal daheim abzog, wo er ihn für ein Weilchen im Bett mit verbundenen Augen liegen ließ. Er war immer zurückgekommen und hatte immer die Fesseln abgemacht, sein Fahrer hatte ihn immer zurück zu seinem Megabuilding gebracht. Der Fixer wusste, dass er es dieses Mal ein wenig ZU weit getrieben hatte, er hatte ihm etwas gebrochen und ihn so viel gröber behandelt als sonst. Eifersucht stand ihm wirklich nicht und formte auch nur noch mehr Falten. Es frustrierte den Langhaarigen beinahe mehr, dass er sich auf solche Emotionen einließ, wenn es um den Jüngeren ging, als dass er sichtlich einen großen Fehler begann. Dann wiederum würde der Junge schon wieder zu ihm zurückfinden und es ihm verzeihen, es würde alles wieder beim Alten werden und Mherzad würde vielleicht versuchen sich von dem härteren Zeug für ein Weilchen fernzuhalten und nur das zu konsumieren, was Euphorie und gute Laune hervorrief und steigerte. Außerdem hatte er dem Junkie ein gutes Sümmchen überwiesen, Eddies heilten immerhin alle Wunden.
Mit diesem Gedanken hatte er sich zumindest schnell wieder ablenken können von der Tatsache, dass der besagte Junkie immer noch nichts von sich hören ließ.
Man hatte ihn informiert, dass mal wieder Fynn zu seiner Rettung gekommen war. Sicher, eine weitere Kleinigkeit, die er nur zu ungern vernommen hatte. Immer war es der neue Merc, der offenbar nicht von der Seite des Dunkelhaarigen weichen wollte und langsam gingen ihm die Ideen aus, wie er beide voneinander fernhalten konnte.
Aber er wollte sich nicht zu sehr in die Sache hineinsteigern, nicht dieses Mal.
Das Klopfen an der Tür ließ seinen Kopf hochfahren, die blauen Augen blickten fragend in die Richtung, ehe sich ein breites Lächeln auf die Lippen zauberte, als Craven sein Büro betrat.
„Craven! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wieso du mir nicht antwortest, und dann kommst du sogar persönlich vorbei!“, erwiderte er freudig, ihn dabei unauffällig musternd. Seine Hand wurde offenbar schon versorgt, er konnte jedoch anhand seiner Haltung und seines Gesichts erkennen, dass er noch nicht über den Berg war.
„Oh, möchtest du dir direkt ein paar Goodies abstauben? Natürlich, bediene dich.“, seine langen Finger deuteten auf den Stach, der auf dem Couchtisch ausgebreitet lag. „Bevor die Supplier den ganzen Kram am Dancefloor verkaufen, gutes Timing, Craven.“ Mherzad funkelte den anderen gut gelaunt an. Er wusste, dass es dieses Mal seine Aufgabe war, ihn wieder auf seine gute Seite zu holen, zu versichern, dass er willkommen hier war und das, was passiert war, lediglich ein Unfall war, ein Ausrutscher, der nicht nochmal vorkommen würde.
Bei den nächsten Worten musste der Fixer jedoch für einen Augenblick innehalten. Wollte er etwa die nächsten Tage seinen Hintern gar nicht mehr hier blicken lassen? Es war nicht seine Art und es war auch nicht Mherzads Art ihn für solch eine lange Zeit nicht zu beanspruchen.
„Du möchtest wirklich ein paar öde Jobs von daheim aus machen? Wenn du dich etwas wund fühlst, können wir es ruhig ein wenig langsamer angehen.“, die hoch gewachsene Statur erhob sich von seinem Sessel, trat um den Schreibtisch herum, näher an Craven heran. Seine Finger hatten sich umsichtig um das Kinn gelegt, zwang ihn, in seine Augen zu blicken, die gerade ausnahmsweise nicht durch eine getönte Brille versteckt waren. „Du weißt, dass es ein unglücklicher Unfall letztes Mal war, ja? Ich würde dich nicht absichtlich so zurücklassen. Wir haben wohl Glück, dass unter uns solch eine gute Seele arbeitet, was? Ich habe gehört, dass Fynn dich gefunden hat? Gut zu wissen, dass ich mich auf ihn verlassen kann, immerhin scheint er gutmütig genug zu sein, dass er keinen von meinen Leuten einfach so sitzen lassen würde. Ganz gleich, ob er viel mit ihnen zu tun hat oder nicht.“, seine Lippen formten ein Lächeln. Es musste Craven doch hoffentlich auch bewusst sein, dass es nicht nur er war, dem er solch einen Service entgegenbringen würde. „Ich sehe, er hat dir auch freundlicherweise ein paar Klamotten geborgt?“ Die blauen Augen blickten den anderen auffällig von Kopf bis Fuß an.
„Oh, ich hab dir noch etwas Extra versprochen! Der Quadra. Du benutzt ihn ohnehin die ganze Zeit, dass er praktisch dir gehört, aber ich habe heute den Papierkram erledigt und das Baby ist jetzt offiziell dein.“, seine Finger fuhren sanft über die Wange des Junkies, ehe er sein dunkles Haar tätschelte und sich wieder zu seinem Sessel zurückbewegte.
„Ich werde dich mit einigen kleinen Jobs kontaktieren, wenn du noch ein wenig Zeit zu heilen brauchst. Danach brauche ich dich aber wieder fulltime, du musst einige Fahrdienste für mich machen und ich hab noch einen Duo- Gig.“, er hatte bereits begonnen auf seinem Computer zu tippen, schickte dem Jüngeren seinen ersten Job, den er von seinem Apartment aus machen konnte. Nichts Großes, musste nur in einen Shop hacken und ihre Buchhaltung beziehen.
„Bekomme ich wenigstens einen Kuss zum Abschied?“, mit zuckersüßer Miene blickte er in die goldenen Augen, seine Miene beinahe unschuldig, doch die Augen waren fordernd.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mi Feb 28, 2024 8:14 pm

Mherzad hatte augenblicklich eine fröhliche Art an sich, die Craven stutzig werden ließ. Vielleicht hätte er sich an einem anderen Tag von der guten Laune anstecken lassen und hätte sich ganz auf seine Launen eingelassen, aber gerade machte es ihm nur ein mulmiges Gefühl. Er wusste ganz genau, wie das laufen würde: Mherzad war furchtbar nett und rücksichtsvoll mit ihm und am Ende würde Craven wieder zu allem einwilligen, was er von ihm wollte. Wieso war ihm diese Art des Fixers vorher nie bewusst geworden? Auf jeden Fall war es jetzt ein so offensichtliches Muster, dass Craven sich schnell abwandte und ein paar Inhalatoren vom Tisch einsammelte. Genug, um ihn wenigstens zwei Wochen nicht unbedingt sehen zu müssen. Er ließ ein paar Mal Black Lace mitgeben für die Tage, wo es besonders weh tun würde und überwies Mherzad direkt den Betrag von dem er wusste, dass er ihn ihm schuldete. Auf keinen Fall wollte er wegen solcher Lappalien hier aufkreuzen müssen.
„Ich will ja nicht auf dem Trockenen sitzen, wenn ich es ruhiger angehen lasse“, entgegnete er dem Fixer, ohne sich zu ihm umzudrehen. Er hatte eine kleine Plastiktüte zwischen den Goodies gefunden und stellte diese nun beiseite, als Mherzad plötzlich zu ihm herantrat. Seine Präsenz erstickte ihn und am liebsten hätte er den Blick von den stechenden Augen abgewandt, aber Mherzad hielt sein Kinn fest umfasst.
„Ja, ich weiß ja, wie es sein kann, wenn man nen schlechten Trip hat“, lächelte er ihm gequält entgegen. Wieso bestätigte er Mherzad auch noch? Aber seine nächsten Worte machten ihm wieder nur allzu deutlich, dass er nicht viel mehr hatte als den Fixer. Was, wenn er Recht hatte? Was, wenn Fynn nur eine besonders gute Seele war, die alles gab, um seinen Mitmenschen das Leben zu erleichtern? Craven war nur besonders hartnäckig darin, sich in Schwierigkeiten zu begeben. Sein Herz sank schwerer in seiner Brust. Und er hatte sich auch noch völlig hoffend zwischen seine Beine geschmissen. Kein Wunder, dass er ihn so entsetzt abgewiesen hatte. Der Blick des anderen, seine enttäuschten Worte, schienen auf Repeat in seinem Kopf zu laufen, dass es schwer war, sich voll und ganz auf den Fixer zu konzentrieren. Aber die gezielten Spitzen trafen trotzdem. Für einen kurzen Moment blickte Craven ebenfalls an sich heran, auf die viel zu weite Kleidung des anderen und er nahm Fynns Geruch noch intensiver wahr. Fast schon hätte es ihm wieder die Tränen in die Augen getrieben. Er musste hier weg, bevor Mherzad mitbekam, wie aufgerieben er emotional wirklich war. Er wusste nicht, was der Fixer letztlich mit diesem Wissen angefangen hätte und irgendwo machte es ihm auch Angst.
„Oh ja, muss ich ihm noch zurückgeben“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu dem Fixer. Er griff nach der Tüte und war schon bereit, das Büro zu verlassen, als die nächsten Worte des anderen ihn etwas aus der Bahn warfen. Er hatte ihm das Auto geschenkt? Noch nie hatte Mherzad ihm so ein großes Geschenk gemacht. Für den Fixer mochte es nicht viel sein, er hatte zig andere Karren, aber für Craven bedeutete ein eigenes Auto die Welt. Ungläubig starrte er zu dem anderen hinauf, der ihn siegessicher angrinste. War das hier alles auch nur ein Spiel für ihn? Wie sehr hatte er wirklich abgefuckt, dass er Craven ein Auto schenkte, um es wieder gut zu machen? Dieses Geschenk war mehr Schulzugeständnis als alles andere.
„Fuck, der Quadra gehört jetzt mir?“, fragte er dennoch beinahe schwindelnd vor Aufregung.
„Danke, Mherzad.“
Es waren Worte, die er sagen musste, nicht unbedingt welche, die Craven sagen wollte. Mherzad folgte sofort mit der Klarstellung, dass seine Zeit weg vom Job knapp bemessen war und wichtiger noch, dass Mherzad über ihr Ende entscheiden würde. Bei dem Wort „Duo-Gig“ sackte Cravens Herz allerdings bis in den Keller. Er konnte Fynn nicht gegenüber treten, er konnte es einfach nicht. Wie sollte er nach dieser katastrophalen Aktion je wieder in seine Augen sehen können? Seine Gedanken wanden sich in endlosen verzweifelten Spiralen nach unten und er bereute, dass er hergekommen war. Er hätte einfach nach Hause fahren sollen, um mit sich und seinen Emotionen für eine Weile alleine zu sein. Jetzt fühlte es sich einzig und allein so an, als wenn Mherzad das Messer in der Wunde noch beherzt herumdrehen würde. Seine Gedanken und Gefühle schienen von allen Seiten an ihm zu reißen und Craven fühlte sich kleiner, dümmer und unnützer als jemals zuvor. Es war, als wenn er Fynns Couch nie verlassen hätte, als müsste er immer und immer wieder durchspielen, wie der andere angeekelt von ihm zurückwich, wie er ihn so enttäuscht und abweisend anstarrte. Cravens Herz fühlte sich an wie ein verkohlter Klumpen in seiner Brust, schwer und schwarz. Wie konnte Mherzad jetzt von ihm irgendwelche künstlichen Zärtlichkeiten erwarten?
„Nein, lass mich!“
Die Worte zuckten ungehemmt über seine Lippen, giftig und aus den innersten Tiefen hinaus. So schnell und unbedacht, wie sie seine Lippen verlassen hatte, so schnell wollte er sie wieder zurücknehmen. In all den Jahren, die er für Mherzad arbeitete, hatte er niemals so mit ihm geredet. Er mochte es nicht anders verdient haben, aber Craven hatte immer für den Fixer gebuckelt und Süßholz geraspelt. Erschrocken hatte er die Hände vor den Mund geschlagen.
„Ich….Es war einfach in letzter Zeit zu viel, ich-„
Gestammelte Worte verließen seine Lippen und er wagte es gar nicht, Mherzad anzusehen. Plötzlich war ihm so viel mehr als sonst bewusst, wie viel stärker der Fixer war. Dass er ihm durchaus Knochen gebrochen und ihn so stark gebissen hatte, dass sein Leib die Spuren davon noch lange tragen würde. Dieser Mann war gefährlich und schlimmer noch, er hatte keine Probleme damit, Craven das deutlich zu machen.
Aber er hatte ihn doch wirklich nicht küssen wollen...

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Mi Feb 28, 2024 11:32 pm

Mherad hatte noch nie den Junkie so erlebt. Noch nie hatte er sich geweigert etwas zu tun, was er von ihm verlangt hatte, noch nie hatte er ihm gegenüber Ablehnung gezeigt. Sprachlos hatte es den Älteren durchaus gemacht und im nächsten Moment hatte er jedoch auch gewusst, dass jegliche zornige Reaktion die Sache nur noch verkompliziert hätte, und das wollte er um jeden Preis vermeiden.
Offensichtlich hatte ihr letztes Miteinander den Jüngeren stärker mitgenommen, als angenommen. Normalerweise blieb er nicht freiwillig fern, deckte sich für solch einen langen Zeitraum mit Stoff ab und ließ sich nicht einmal für eine Minute hier blicken. Doch der Fixer hatte es zugelassen, hatte ihm erlaubt sich für ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen und dennoch von seiner Wohnung aus einige kleine Netrunning- Jobs zu verrichten. Mit Fynn konnte er nicht die Tage über verbracht haben, der sich beinahe an jeden Gig gekrallt hatte, den man ihm angeboten hatte. Er wollte wohl wirklich hoch hinauf, wollte, dass sein Name sich ein wenig herumsprach und wenn man das Ohr zur Straße hinhielt, schien es auch an einigen Orten zu fruchten. Doch Sorgen machte Mherzad sich vorerst keine, der Merc würde ihn nicht so schnell verlassen, hatte er doch sogar einige Freunde unter seinen Angestellten gefunden, wenn er den Kameras und den Worten anderer Glauben schenken konnte, verstand er sich besonders gut mit seinem Netrunner und so etwas sah man gerne.
Was also konnte Craven die Tage über wirklich machen? Die Jobs, die er ihm zuschickte, hatte er zumindest gut erledigt, dass er ihn nicht einmal kritisieren konnte. Aber die Ablehnung, das klare Nein, das er so giftig erwidert hatte…es wollte einfach nicht aus seinem Kopf. Er sah es nicht gerne, wenn der Dunkelhaarige auf einmal glaubte nach seinen eigenen Regeln spielen zu wollen. Das war nicht ihre unausgesprochene Abmachung, die sie vor sechs Jahren getroffen hatten. Außerdem saß der Ältere jetzt schon zu lang auf dem Trockenen. Die Twinks brachten es einfach nicht, sie hatten nur an der Oberfläche gekratzt und gaben ihm einfach nicht das gewisse Extra, was er durch den Junkie stets bekam. Außerdem wussten sie einfach nicht, was er wirklich wollte und wie er es genoss seinen Schwanz gelutscht zu bekommen.
Fast schon gelangweilt hatte er sich zwei junge Männer rangeholt, in der Hoffnung, dass wenigstens einer von ihnen wusste, wie man jemanden richtig befriedigen konnte. Doch nach einer Stunde hatte er genug von ihnen und warf sie wieder aus dem Büro, frustriert sein Handy krallend.
„Genießt du deine kleine Auszeit? 😜 Hab jetzt schon seit einer Woche nichts mehr von dir gehört Crying or Very sad Dabei gibt es noch ein paar kleine Jobs, die ich für dich rausgelegt habe 💼 Ein ganz besonderer Job würde uns beide sogar sehr bereichern…🍆 tongue
Schnei doch morgen Abend bei mir vorbei! 😘

Wahrscheinlich hatte auch Craven gewusst, dass er nicht einmal seine Nachricht ignorieren konnte. Abgesehen davon war die Schonzeit langsam vorbei und er war immer noch jemand, der einen Job zu erledigten hatte, so wie jeder andere hier. Wenn er Urlaub wollte, müsste er dann auch ohne Bezahlung weiter auskommen.

Mherzad war nicht der Typ, der viel Wert darauf legte, anderen entgegenzukommen. Heute jedoch hatte sich ein wenig darauf eingestellt, dass er und der Junkie nicht allzu viel experimentieren würde, gab seinem Cyberdick keine neue Form und ließ den Safe mit dem härteren Stoff verschlossen. Vorerst zumindest.
Als der Abend einbrach, hatte er geduldig auf das Klopfen seiner Bürotür gewartet, ehe sie aufschwang und eine hagere, nur zu bekannte Gestalt sich wieder vor seinen Augen manifestierte.
„Ah, da bist du ja. Wie waren die Homeoffice- Tage? Wieder einen kühlen Kopf bekommen?“, seine Augen blickten über den Rand der runden Gläser zum anderen hinauf, darauf wartend, dass er sich entweder auf den Stuhl gegenüber von ihm oder auf die Couch platzierte.
„Ich habe meine Schedule extra heute Abend freigehalten, dass uns niemand stören kann. Immerhin ist es schon ein Weilchen her und ich finde, wir verdienen es den Moment ungestört auszukosten, nicht wahr?“ Ein breites Grinsen umrahmte das jung aussehende Gesicht. „Und danach können wir immer noch Biz reden. Hier, was zum Aufwärmen.“, er warf ihm einen Inhalator mit Blue Glass entgegen. „Geht auf’s Haus dieses Mal.“, der Fixer zwinkerte ihm zu, auch, wenn man es hinter den getönten Gläsern nicht sehen konnten.
Sein Blick lag geduldig auf dem stoppeligen Gesicht, jedoch auch fordernd, darauf wartend, dass er endlich mit dem begann, was er immer machte, wenn sie sich abends trafen.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Do Feb 29, 2024 6:05 pm

Noch immer wusste Craven nicht, wie er so glimpflich mit seinem Widerstand davongekommen war. Vielleicht hatte er Mherzad wirklich einfach überrumpelt. Was auch immer es gewesen war, Craven schätzte sich glücklich, dass der Fixer ihm nicht dort an Ort und Stelle den Kopf abgerissen hatte. Stattdessen war er mit seinem kleinen Stash nach Hause verschwunden und hatte seine Wohnung seit einer Woche nicht verlassen. Es war nicht einfach, den ganzen Tag mit seinen Gedanken allein zu sein. Fynn hatte ihm zweimal geschrieben, was er vollkommen ignoriert hatte, wusste er doch nicht, wie er sich erklären oder rechtfertigen sollte. Glücklicherweise war der andere nicht allzu hartnäckig gewesen und hatte auch nicht angerufen, sodass Craven damit durchkam, alleine vor sich hin zu vegetieren. Mherzad hatte ihm wie versprochen einige kleinere Jobs zukommen lassen und die meisten Tage hatte er wenigstens ein paar Stunden im Net verbracht, um die Gigs abzuarbeiten. Es beschäftigte ihn und übte seine Netrunningfähigkeiten, die er in den letzten Monaten ganz gut ausgearbeitet hatte. Was von diesen Gigs übrig blieb, war lachhaft. Nach wie vor behielt Mherzad einen großen Cut seiner Einkünfte ein, damit er den Chip und die anderen Enhancements abbezahlen konnte und wohl oder übel würde er bald wieder seinen anderen Verdienst aufnehmen müssen.
Es war schwierig, seine Gedanken auf irgendetwas anderes zu lenken. Das Blue Glass half dabei, aber dann wiederum konnte er für die Arbeit auch nicht vollkommen high sein. Wenn seine Gigs durch waren, nahm er meist mehrere tiefe Züge und versuchte wenigstens für den Abend, seinem Herzschmerz zu entkommen. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn er mit jemandem darüber hätte reden können, aber er hatte niemanden. Die Monate mit Fynn zusammen waren das erste Mal seit Jahren gewesen, dass er einen Freund gehabt hatte, jemanden, mit dem er den Wahnsinn des Alltags teilen konnte. Mit Mherzad brauchte er nicht darüber zu reden, wie schmerzhaft ihn Fynns Zurückweisung getroffen hatte. Es würde ihm nur eine neue Angriffsfläche geben, um ihn zu piesacken.
Als wären die Gedanken an den Merc nicht genug Folter für ein drogenzerfressenes Hirn gewesen, plagten ihn vor allem nachts Alpträume über den Fixer, der mehr und mehr wie ein Schreckensgespenst in seinem Unterbewusstsein zu wachsen schien. Vermutlich versuchte sein Gehirn den vergessenen Tag aufzuarbeiten und irgendwie einen Sinn zu ziehen aus dem Schmerz und den Narben, die auf seinem Körper zurückgeblieben waren. Zwar versuchte Craven, regelmäßig alle Bisswunden zu desinfizieren, aber teils waren die Verletzungen an Stellen, an die er nicht besonders gut ran kam. Gedanken, dass all das leichter gewesen wäre, wenn er bei Fynn geblieben wäre, wollte er nicht zulassen.
Die Message des Fixers schüttelte ihn unsanft aus seinem Stupor und obwohl fast eine Woche vergangen war, wusste Craven nicht, ob der Zorn in Mherzads Magengrube wirklich schon verloschen war. Es war jedenfalls klar, dass er ihm keine weitere Schonzeit einräumte. Craven wusste die Worte hinter den Emotes mittlerweile zu lesen. Sein kleiner Akt von Rebellion war es, ein gutes Stündchen zu warten, bevor er das Handy wieder in die Hand nahm und Mherzad etwas emotionslos schrieb, dass er morgen Abend vorbeikommen würde.
Der nächste Abend kam viel zu schnell. Craven hatte sich zu einer Dusche gezwungen und neue Klamotten angezogen. Fynns Leihgaben hatte er unter sein Bett geschmissen. Er hatte nicht den Mut, ihn schon wiederzusehen und ihm seine Sachen zurückzubringen, aber er wollte sich auch nicht von den Kleidungsstücken trennen. Jetzt trug er seine eigenen Sachen und fuhr seinen eigenen Quadra und dennoch wünschte er, dass er irgendwo anders sein könnte. Er hatte Mherzad schon öfter irgendwie halbherzig bedient, wenn seine Gedanken woanders waren, immerhin nahm der Fixer sich zur Not, was er brauchte. Aber dieses Mal war irgendwie anders. Craven setzte sein bestes Grinsen auf, bevor er in das Büro des Fixers schlüpfte.
„Ein bisschen langweilig, ist ganz gut, mal wieder raus zu kommen!“, log er dem anderen ins Gesicht und ließ sich auf die Couch fallen. Es dauerte nicht lange, bis der Fixer ihm beiwohnte. Craven stellte fest, dass es ihn Überwindung kostete, sich an ihn anzuschmiegen. Sein Handgelenk pochte unangenehm und er hoffte, dass es ihm nicht im Weg sein würde.
„Je mehr Zeit wir endlich wieder gemeinsam haben, desto besser, nicht wahr?“, gurrte er leise. Ob es schneller um war, wenn er high war? Je weniger er wirklich spüren musste, desto besser. Er nahm einen tiefen Zug von dem Blue Glass und atmete die blauen Schwaden in Mherzads Schritt, als er zwischen seinen Beinen Platz nahm. Die Handgriffe und Lippenbewegungen waren fast schon routiniert, aber das hieß nur, dass Craven seinen Kopf problemlos auf Autopilot stellen konnte. Craven verlor sich in den routinierten Bewegungen, bis Mherzad eine schwere Hand auf seinen Hinterkopf legte und sich in seinen Haaren verkrallte. Es war schwer zu ertragen, wie sich der Fixer über ihm auftürmte und immer wieder musste Craven seinen Geist bewusst von den unangenehmen Erinnerungen wegreißen, um sich auf seine Bewegungen zu konzentrieren. Egal, wie Mherzad ihn in der Vergangenheit auch behandelt hatte, noch nie war es Craven so schwer gefallen, einfach loszulassen. Dennoch, die routinierten Bewegungen trugen Mherzad bis zum Höhepunkt und der Junkie überwandte sich, den Schwanz des anderen nur noch tiefer zu schlucken, als er sich zufrieden in seinen Rachen ergoss.
So sehr Craven es auch versuchte, ihn mit diesem Blowjob und zarten Berührungen abzuspeisen, fand er sich schon innerhalb kürzester Zeit unter dem Fixer wieder. Seine bandagierte Hand machte es schwierig, sich vernünftig festzuhalten und obwohl er sein Unbehagen zu kaschieren versuchte, indem er besonders laut aufstöhnte, war er merkbar angespannt. Er konnte sich einfach nicht lösen vom immer gleichen Szenario in seinem Kopf, von den Schmerzen und der Angst, jedes Mal, wenn die spitzen Zähne über seinen Hals oder seine Brust fuhren. Selbst dem Fixer, der ansonsten kein Problem damit hatte, für seine eigene Lust durch jeglichen Widerstand zu vögeln, schien das aufgefallen zu sein. Craven spürte seinen abschätzigen Blick auf sich hinabstarren und fror noch mehr ein.
„Ich bin….sorry, ich hab Schwierigkeiten, mich auf….auf das hier zu fokussieren“, presste er hervor und versuchte den Schmerz auszublenden, der in seinem gesamten Körper aufgeflammt war.
„Gib mir ein paar Minuten, ich kann das wieder in Ordnung bringen!“
Wenn Fynn hier wäre, wäre er so endlos enttäuscht von dir.
Kein Gedanke, den er gerade haben wollte und dennoch drückte der Stress der letzten Tage ihn gnadenlos auf ihn nieder.

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Do Feb 29, 2024 11:00 pm

Wenigstens schien Craven schnell wieder mitzuspielen. Es hatte Mherzad ohnehin nie interessiert, wie viel Wahrheitsgehalt in den Worten des anderen lag, was ihn interessierte, dass auf seine Worte Taten folgten, die ihn zufriedenstimmten.
Manchmal war er überzeugt genug, dass vielleicht sogar ein bisschen was Wahres an dem dran war, was er so von sich mitteilte. Insbesondere während ihrer ruhigen Momente war es schwierig nicht zu sehen, wie sehr der Junkie diese zelebrierte.
„Das war auch mein Gedanke, ich möchte so viel Zeit wie möglich für dich heute freiräumen.“, schnurrte die dunkle Stimme, begleitet von einem breiten Grinsen.
Der fordernde Blick folgte dem schmalen Körper, wie er sich zwischen seine Beine platzierte und wenige Augenblicke später endlich begann seinen Schwanz zu bearbeiten. Er hasste wirklich sehr es zugeben zu müssen, doch Craven wusste einfach am besten, was er tat. Seine Griffe waren gut, gezielt, die Zunge platzierte sich genau dorthin, wo es sich besonders gut anfühlte, so gut, dass der Fixer für einen Moment sich zurücklehnen und die Lippen um seine Erektion voll und ganz genießen konnte.
Er hatte es wahrlich vermisst, doch diese Worte waren noch nicht über seine Lippen gedrungen, stattdessen stieß er ein dunkles Stöhnen aus und vergrub seine Finger im dunklen Haar, ihn etwas enger in seinen Schritt pressend. Das allein sollte wohl ausreichen, dass Craven wusste, dass er einen guten Job leistete.
Der nächste Beweis war wohl der Höhepunkt, der ihn kurzerhand später erreichte und er sich keuchend im Rachen des Junkies ergoss.
Nur langsam zog er sich aus dem Jüngeren zurück, tätschelte sein Haar breit lächelnd, ehe er ihm signalisierte, dass sie heute noch nicht fertig waren. Immerhin hatte Mherzad erwähnt, dass er sich extra den gesamten Abend nur für ihn freigenommen hatte, es wäre eine Schande, wenn es nur bei einem schnöden Blowjob bleiben würde. Außerdem konnte der Junkie wohl kaum immer noch wund vor dem letzten Mal sein, eine Woche war vergangen und er sollte bereits fit genug sein, dass sie ihren alten Beschäftigungen nachgehen konnten.
Mherzad für seinen Teil hatte sich sehr auf den Moment gefreut, den hageren Körper unter sich, während er sich über ihn beugte und in ihn eindrang, sich langsam bewegend, bis es eigentlich- wie gewohnt- ein Leichtes sein sollte, einen Schritt weiterzugehen.
Doch diese Leichtigkeit schien dieses Mal nicht kommen zu wollen. Craven mochte vielleicht mit seinen Lauten signalisieren, dass er es gefiel, doch der Körper sagte etwas anderes. Es war beinahe schmerzhaft sich in ihm zu bewegen und bei jeder Berührung seiner Lippen, jedes Mal, wenn seine Zähne sachte über die Haut streifen, schien eine weitere Welle der Anspannung ihn eingenommen zu haben, dass es irgendwann endgültig nicht mehr möglich war, mit ihm zu schlafen.
Unzufrieden zogen der Ältere die Augenbrauen zusammen und hielt einen Moment inne, sich aus dem Dunkelhaarigen zurückziehend.
Bei diesem unangenehmen Hin und Her war ihm ohnehin aufgefallen, dass seine Erektion langsam den Geist aufgab und die Laune sich dem Tiefpunkt näherte.
War es etwa das, was er ihm ab sofort entgegenbringen würde?! Mherzad war enttäuscht und verärgert und wollte den Worten des Junkies gar keine Beachtung schenken.
„Was du nicht sagst…“, zischte der Fixer mit einer säuerlichen Miene. „Lass es bleiben, ich glaube der Moment ist ohnehin schon ruiniert.“, er deutete auf seinen Schwanz, der mittlerweile kaum einen Hauch an Erektion hatte, ehe er den Reißverschluss seiner Lederhose schloss und sich seinen eigenen Inhalator aus der Hosentasche zückte, einen tiefen Zug genehmigend. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass die kleine Auszeit dich agiler denn je zurückbringt, Craven.“, erwiderte er, während die blauen Schwaden Craven entgegenkamen. „Sieh zu, dass du bis Morgen mit besserer Performance zurückkommst. Hier, wenigstens hast du nicht verlernt meinen Schwanz zu lutschen.“ Es leuchtete blau hinter den Brillengläsern auf, während er ihm einige Eddies überwies. „So fair will ich dann doch sein. Aber so brauche ich dich gerade nicht, deswegen reden wir Biz. Komm um 15 Uhr bitte in mein Büro, ich hab einen Job für dich. Danach hast du dich vielleicht genug zusammengerissen, dass du keine Minuten brauchst…“

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BeitragThema: Re: Major Crimes   Major Crimes - Seite 6 Icon_minitime1Do Feb 29, 2024 11:31 pm

Kalte Klauen umfassten Cravens Herz, als er die gezischten Worte des anderen wahrnahm. Heute schien keiner der Tage zu sein, an dem der Fixer ihn mit süßen Worten zu locken versuchte. Viel mehr machte er seinem Unmut unmissverständlich Luft. Durch sein kaputtes linkes Handgelenk waren seine Bewegungen ungelenk, als er seine Hose wieder hochzog.
„Fuck, tut mir leid“, murmelte er und wandte den Blick ab. Mherzad hatte ihn noch nie so abgewimmelt, allerdings hatte er auch noch nie solche Performanceprobleme gehabt.
„Ich kann dir noch ein bisschen Gesellschaft leisten, wenn du willst?“, bot er ihm in einem letzten verzweifelten Versuch an, heute nochmal auf seine gute Seite zu kommen, aber dafür war der Fixer offensichtlich heute nicht zu haben. Nervös biss Craven sich auf die Unterlippe und beobachtete den anderen dabei, wie er sich auf dem Sofa zurücklehnte und blaue Schwaden in seine Richtung blies. Die Eddies, die er für den Blowjob bekam, waren kaum genug, um ihm zwei Tage Essen zu organisieren. Er brauchte mehr, aber es schien nicht zur Debatte zu stehen, dass sie heute noch weitermachen würden. Craven fand nicht die Energie, um heute noch einmal zu seinem anzüglichen, gehorsamen Selbst zurückzufinden. Mit einem Nicken erhob er sich und verschwand aus dem Büro.
Kurz hatte er Angst gehabt, im Club auf Fynn zu treffen. Immerhin stromerte hier auch durchaus herum. Aber niemand beachtete sein Kommen und Gehen und als Craven die Wohnungstür hinter sich wieder geschlossen hatte, drosch die Realisation, was gerade passiert war, mit voller Wucht auf ihn ein.
Was, wenn er nie wieder mit Mherzad schlafen konnte? Weil er einmal einen Schritt zu weit gegangen war und Craven diese Eindrücke nicht mehr abschütteln konnte? Er massierte seine Schulter und spürte unter dem dünnen Stoff seiner Kleidung den Schorf auf den Bisswunden. Wie gerne hätte er gerade jemanden gehabt, der bei ihm war und in dessen Arme er sich werfen konnte. Aber Mherzad wollte ihn nicht sehen und Fynn hatte er selbst auf Gelesen gelassen. Dabei wollte er sich doch von dem Fixer distanzieren! Wieso tat seine schroffe Ablehnung dann immer noch so weh? Aber der Junkie wusste, warum. So sehr der Merc ihm auch eintrichterte, dass Mherzad schlecht für ihn war, war er jahrelang seine einzige Bezugsperson gewesen. Wie sollte er sich nicht einsam fühlen, jetzt, wo der andere ihn abgewiesen hatte?
An eine geruhsame Nacht war nicht zu denken und als Craven nach einer ruhelosen Nacht die Augen wieder aufschlug, war es schon viel zu weit im Tag. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm wenigstens, dass er sein Treffen mit Mherzad nicht verpasst hatte. Genügend Zeit war noch, dass er sich für Mherzad etwas schick machte. Nur, um ihm zu zeigen, dass er kein hoffnungsloser Fall war. Sogar den Lederchoker hatte er rausgesucht, den Mherzad so mochte, auch, wenn er sich damit noch komischer fühlte, als er kurz vor drei in den Club rauschte. Aber noch war er so sehr auf die Gnade, die Connections und das Geld des Fixers angewiesen, dass er es sich nicht erlauben konnte, fallengelassen zu werden. Aber in dem Moment, als er das Büro betrat und den andere betrachtete, merkte er, dass sich sein gesamter Leib wieder versteifte. Es war eine Furcht, die ihn umklammert hielt, die er nicht ablegen konnte.
Wenigstens brachte ihn das Briefing für den Gig auf andere Gedanken, aber das Wissen, was im Anschluss daran folgen würde, hielt ihn angespannt und nervös. Dennoch gab er sein Bestes, schmiegte sich in die Arme des anderen und rieb sic an seinem Körper, während seine gesunde rechte Hand langsam einen Steifen produzierte.
„Siehst du, ich hab dich vermisst, komm schon, lass es mich wieder gut machen!“, säuselte Cravens Stimme in sein Ohr und ließ sich von dem anderen auf seinen Schreibtisch heben. Kurze Zeit später stieß Mherzad schon wieder in ihn vor und auch dieses Mal merkte Craven, wie sein Körper sich immer wieder verkrampfte, wie die Bilder in einem Strudel auf ihn einprasselten und sich alles an ihm dagegen sträubte, Mherzads Lust entgegenzuwirken. Craven spürte seinen fast schon hasserfüllten Blick auf sich ruhen und seine Hände legten sich um das glatte, künstlich junge Gesicht. Er versuchte seine Stimme so sacht wie möglich klingen zu lassen, als er den Fixer sogar mit seinem wirklichen Namen ansprach, den seines Wissens nach kaum jemand kannte.
„Jack, bitte…“, presste er hervor.
„Das ist nur ein kleiner Schluckauf, ich verspreche dir, ich….ich komm damit klar! Du weißt, dass ich immer wieder auf die Beine komme, oder nicht?“
Seine Stimme war ein bittendes Crescendo, seine Hände suchten nach Halt, nach irgendeinem Hauch von Vergebung. Fynn hätte ihn niemals so betteln lassen….

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