Let's get lost

„Ich werde vorsichtig sein, versprochen!“, entgegnete der Tiefling leise, jedoch bestimmt. Wenn es nichts weiter war, als umsichtig mit dem anderen umzugehen, sollte das alles andere als ein Problem werden.
Euphoria hoffte sehr, dass sie nie wieder in Zukunft solch eine Situation erleben müssten, dass niemand von ihnen so viele Schmerzen erleiden musste, dass man sich nicht einmal so nahe sein konnte, wie man es sonst gewohnt war. Er würde es zumindest nicht ertragen können, seinen Freund noch einmal so zu sehen, vor allem wollte er nie wieder die Ursache sein für all dies.
Es war schwierig zu sagen, ob nun alles in Ordnung war, ob es ab hier wieder bergauf gehen würde, irgendwo hatte der Lockenkopf immer noch Angst, dass er nicht in der Lage war es wiedergutzumachen, auf der anderen Seite wirkte Aschwin nicht so, als wäre er zu zornig oder gar enttäuscht ihm gegenüber.
Waren sie einfach beide zu sehr vertieft in ihren Gedanken oder half wirklich ein wenig Schlaf? Euphoria wollte zumindest nicht noch weiter nachhaken, nicht jetzt, nicht heute und vielleicht auch nicht morgen.
Stattdessen schlang er ganz vorsichtig seinen Arm um seinen Freund, näherte sich seinem Körper, jedoch sachte, bedacht, dass er nicht zu stark sein Gewicht auf ihn verlagerte, dass sein Arm nicht zu fest gegen sein Fleisch drückte.
Es war nicht einfach ruhig und gelassen zu sein, wenn man so bedacht war keine Bewegungen zu machen, die weitere Schmerzen auslösen könnten, wenn man sich so leicht wie möglich machen wollte, ohne, dass man Abstand vom anderen Körper nahm. Wie machte man es nur richtig, ohne, dass man sich dabei selbst ungemein anspannte?
Sein mangelnder Komfort schien auch dem Werwolf aufgefallen zu sein, als er seine Hand nahm.
Gerade hatte der Tiefling eine Entschuldigung zusammengebastelt, schloss seinen Mund jedoch schnell wieder, als die anderen Lippen seine Haut benetzten. Es war solch eine kleine Geste, die jedoch so warm und liebevoll war, dass ein angenehmes Kribbeln durch sein Körper wanderte. Schnell wurde ihm bewusst wie töricht es war die ganze Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie er hier liegen sollte, wenn allein die Nähe so viel Ruhe und Geborgenheit ausströmte, dass man gar nicht viel machen musste, als einfach nur beisammen zu sein.
Euphoria presste seine Stirn sanft gegen den muskulösen Rücken, nahm den Duft des anderen in sich auf, während die spitzen Ohren seinen Worten lauschten.
„Ich weiß...wir machen diese Zeit beide zum ersten Mal durch und wussten ja gar nicht, was alles auf uns zukommt. Aber...wir finden eine gute Lösung, ganz bestimmt!“ Der Teenager wollte nicht, dass sein Freund das Gefühl bekam, dass es verloren war, dass es keine Möglichkeit mehr gab einen Weg zu finden, der der Beste für beide war.
„Du...das wird nicht mehr passieren, Aschwin. Ich werde alles tun, damit du nie wieder Schmerzen verspürst. Ich möchte dir nie wieder wehtun, ob nun mit Absicht oder nicht!“, protestierte die Stimme, jedoch immer noch leise und ruhig. Euphoria meinte es ernst, er wollte nicht, dass der Dunkelhaarige Schmerzen hatte, egal welche, er verdiente es nicht. „A-aber ich will ebenfalls alles für dich tun, egal was.“, fügte er hastig hinzu und presste seine Lippen sanft gegen seinen Nacken.
„Wir...wir lernen, ich meine keiner von uns ist je in einer Beziehung gewesen, nicht wahr? Wichtig ist, dass wir füreinander da sind. Ich bin dankbar, dass du den Mut zusammengenommen hast...selbst, wenn es etwas spät war.“ Der Gelockte war sich sicher, dass wenn sie das überstehen konnte, wenn keiner von ihnen dem anderen ihr Verhalten übelnahm, dass sie nur daraus wachsen konnten. Euphoria für seinen Teil wollte zumindest sich nicht vorstellen, jemals von Aschwins Seite zu weichen, dafür hatte er sein Herz bereits komplett an ihn verloren und mit jedem Tag fühlte es sich ihre Verbindung nur noch stärker an, wie etwas, was nie wieder getrennt werden konnte. Und er hoffte, dass er nicht der einzige war, der dies verspürte.
„Ich liebe dich....und jetzt schlaf ein wenig. Wir können später immer noch weiterreden.“, hauchte die Stimme des Tieflings leise, drückte die Hand seines Freundes noch ein wenig fester, schmieg sich sachte an ihn heran und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Irgendwann musste ein Konflikt wohl aufkeimen, selbst zwischen ihnen, doch langsam versuchte er die Schuldgefühle abzuschütteln, waren sie doch nicht zielführend und schienen nur beide unglücklicher zu machen und das war das Letzte, was Euphoria gerade wollte.