Danger Danger
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High Voltage
 
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 In Control

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Kauzi
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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Do Jan 27, 2022 11:21 pm

Craven hätte es Fynn gegenüber nicht zugegeben, aber es hatte etwas sehr Angenehmes, mit dem Älteren so dicht an dicht zusammenzusitzen und sich verwöhnen zu lassen. Besser also, wenn er den anderen direkt wieder ein bisschen einnordete, er sollte bloß nicht das Gefühl bekommen, dass das hier so eine herzliche und süße Beziehung werden sollte. Davon mal ganz ab war er sich auch sicher, dass der Hauptmann dies ebenfalls nicht wollte.
„Du durftest heute schon alles Mögliche mit mir anstellen, dann ist dir wohl mein sauberer Rücken zuzumuten“, schnalzte er ihm entgegen.
„Du hast einen Spiegel und ich zwei funktionierende Augen, also glaub nicht, dass ich nicht sehe, wenn du dir keine Mühe gibst, Fynn.“
Gerade wollte der Tiefling ihm seinen Kopf entgegen drehen, als er die Lippen und dann die Zähne des anderen nah an seinem Ohr spürte und ihm ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Vielleicht war das auch seine Art, sich für den Kommentar mit den Ohren zu entschuldigen. Automatisch hatte sich der schmale Körper entspannt, die Beine lang ausgestreckt und sich stärker gegen Fynn gelehnt. So konnte sich Fynn später auf jeden Fall etwas wünschen, dafür stand Craven mit seinem Wort. Seine Augen schlossen sich bei den durchaus sachten Berührungen des anderen und der Tiefling stieß ein zufriedenes Brummen aus, das beinahe wie ein Schnurren klang. Der saubere Geruch von Seife stieg in seine Nase. Es war schon etwas länger her, dass er sich so umgehend um seine Hygiene gekümmert hatte, sogar noch besser, dass sich jemand um ihn kümmerte.
„Es fühlt sich einfach gut an, etwas verwöhnt zu werden. Vorgesetzter hin oder her. Das machst du sehr gut, Fynn.“
Die Stimme des Tieflings war belegt, während er tiefer ins Wasser sank und die Worte schleifend seine Lippen verließen. Er hätte absolut kein Problem damit gehabt, in der wohligen Wärme etwas vor sich hin zu dösen, doch anscheinend hatte der Hauptmann andere Pläne. Dafür, dass er sich so harsch und unabhängig gab, war er gerade ganz schön hungrig nach Nähe und Zärtlichkeiten! Aber heute war sein Glückstag, denn Craven verspürte kein Verlangen, ihn in seinen Berührungen zu unterbrechen, und als sich Fynns Hand schließlich an seinem Glied wiederfand, lehnte er sich nur umso stärker gegen den Oberkörper des anderen. Sein Kopf sackte in den Nacken und er bettete ihn auf Fynns Schulter.
„Dafür, dass du hier der Boss bist, bist du sehr zuvorkommend. Hab ich dich ganz falsch eingeschätzt, was?“
Nun fühlte sich Craven fast ein bisschen schlecht für die spitze Zunge, die er ihm gegenüber gehabt hatte. Es brauchte nicht lang, bis sein Schwanz unter den Berührungen des Hauptmanns hart wurde, aber er war nicht der einzige hier, den diese Zweisamkeit erregte. Der Tiefling spürte die Erregung des anderen gegen seinen unteren Rücken drückend und mit einem schweren Seufzen hob er den Kopf wieder und brachte etwas Spannung in den drahtigen Leib zurück.
„Dein Wunsch? Oder willst du den gerade nicht einlösen?“, fragte Craven, während sich sein Kopf zum Hauptmann drehte.
„Ich würde mich gerade vermutlich wirklich zu allem breitschlagen lassen“, sinnierte der Tiefling und drehte sich in einer fließenden Bewegung in der Wanne um. Etwas Wasser schwappte über den Rand des Zubers, bis der Tiefling es sich schließlich auf dem Schoß des Älteren bequem gemacht hatte. Rittlings hockte er auf ihm und schaute in die beiden unterschiedlichen Augen, während er sich für Fynns Handarbeit revanchierte, immer wieder mit leichten Bissen seine Kehle und seinen Nacken versah. Seine Hand glitt unter die Wasseroberfläche und erwiderte den Gefallen, den man ihm getan hatte.
„Also?“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Fr Jan 28, 2022 1:47 am

So ungewohnt es auch war, dass er die Nähe und Berührungen einer anderen Person so stark genoss, wollte er auch nicht diesem Gefühl in irgendeiner Form entgegenwirken.
Und das Gute an der ganzen Sache war wohl, dass sie ohnehin schon in einem Zuber voll mit Wasser und Seifen waren, sodass sich keiner mehr Sorgen zu machen brauchte, verschwitzt und dreckig in sein Bett zu steigen.
Fynn mochte Effizienz, doch im Moment mochte er viel lieber das Gefühl, wie Cravens Glied unter seinen Berührungen immer härter wurde, wie die rote Haut sich auf seiner anfühlte. Der Tiefling hatte etwas Katzenartiges an sich, die Distanziertheit und gleichzeitig das Verlangen nach Nähe und bei all den Regungen, die er machte, war es schier unmöglich nicht ebenfalls erregt zu werden.
Der Hauptman brauchte keine zusätzliche Handarbeit, spürte er bereits, wie das Blut in seine Lenden schoss und seine Erektion sich langsam gegen den Rücken des anderen drückte.
„Man sollte wohl eine Person nicht zu schnell einschätzen…in einigen steckt wohl viel mehr dahinter.“, raunte seine Stimme leise.
Sicher, nicht jeder Hauptmann würde sich so um seine Untergesetzten kümmern, für viele wäre das vielleicht sogar unangebracht. Wenn Fynn jedoch sagte, dass er sich gerne und intensiv um seine Mannschaft kümmerte, tat es nicht nur, um in einem besseren Licht dazustehen. Dass er jedoch zu solchen Wegen übersprungen war, war selbst jetzt immer noch ein Rätsel für den Söldner, was vielleicht niemals hätte gelöst werden können.
Seine Bewegungen wurden ein wenig schneller und er presste beinahe schon automatisch mit der anderen Hand den Jüngern enger an sich heran.
Kurz dachte er über Cravens Vorschlag nach, hielt mit seinen Berührungen für einen Augenblick inne. Einen Augenblick, den der Dunkelhaarige perfekt ausnutzte, um sich in dem Zuber herumzudrehen und sich auf seinen Schoß zu pressen.
Fynn hatte kaum eine Wahl, als mit seinen Fingern über den Rücken zu fahren, seine Wirbel zu ertaste und dabei wohlig zufrieden aufzuseufzen, als die Zähne des Tieflings in sein Fleisch gruben. Er hatte ihm wohl viel zu früh seine Schwäche offenbart.
„Wenn du es schon so nett anbietest, sollte ich meinen Wunsch doch direkt einlösen.“, seine Lippen formten ein zufriedenes Lächeln und ließ es zu, in den anderen hineinzugleiten.
Ein angenehmer Schauer glitt über seine Haut, als das bekannte, angenehme Gefühl zurückkehrte und er genüsslich seine Augen schloss. Fynn hatte noch nie Sex in einem Waschzuber gehabt, wenn er so darüber nachdachte, hatte er noch nie jemandem die Erlaubnis geteilt dieses Badezimmer zu benutzen und schon gar nicht, wenn er sich selbst hier befand. Wohl eine weitere neue Erfahrung, die der Fremde aus ihm herauskitzelte.
Seine Finger begaben sich auf Wanderschaft, strichen über seine Schulterblätter, während der schmale Körper sich auf seinem Schoß auf- und ab bewegte und ihm hier und da ein dunkles Raunen, wenn nicht sogar ein leises Stöhnen entlockte.
„Gut machst du das, Craven…“, entgegnete er leise und fuhr mit seinen Lippen an der schmalen Brust entlang, ließ es sich nicht nehmen spielerisch in seine Brustwarzen zu sammeln. Fynn war kein Typ, der andere mit Küssen benetzte, stattdessen ließ er lieber seine Hände den Körper entdecken oder bedeckte seine Partner mit Bissen.
Auch der Tiefling durfte sich an sachte Bisse gewöhnen und raue Finger, die immer wieder neugierig nach Körperstellen suchten, die den anderen besonders in den Wahnsinn trieben. Beinahe wäre er zum Schweif herabgerutscht, doch er erinnerte sich, wie stark es die Sinne des Dunkelhaarigen benebelte und er wollte ihn ganz so haben, wie er ihn anfangs kennengelernt hatte.
Stattdessen kümmerte er sich lieber um Cravens Erektion, massierte sie erneut, während sein Becken automatisch sich den Bewegungen entgegenstemmte, das Wasser mit kleinen Wellen zum Beben und teilweise Überschwappen brachte, doch das kümmerte den Hauptmann nicht, dafür erregte ihn dieser Moment viel zu sehr, sodass er jede kleine Sekunde auskosten und genießen wollte.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Jan 30, 2022 2:15 am

Cravens Blick zuckte hastig hin und her und versuchte, überall gleichzeitig auf dem Schlachtfeld zu sein. Zwar hatte der Tiefling in den vergangenen Wochen sich nicht nur mit Fynn vergnügt, sondern auch etwas über Kampf und Taktik gelernt, aber das Gelernte nun in einer echten Schlacht anzuwenden, war etwas ganz anderes. Ein eher unwichtiger Adliger hatte sie angeheuert, um eine Horde von gut organisierten Banditen und Wegelagerern aus seiner Sommerresidenz zu vertreiben. Lange hatte der Tiefling seine gewohnt große Klappe gehabt, hatte den Hauptmann getriezt, ihn doch vorn einzusetzen, oder ihn einfach in seinem Zelt zu lassen, damit er sich nach geschlagener Schlacht etwas abreagieren konnte, aber all das half nicht. Fynn hatte es ihm nicht schon wieder durchgehen lassen, dass er sich mit seiner Beziehung zu ihm Sonderrechte erkaufte. Gerne hätte Craven ein wenig in Erinnerungen geschwelgt, denn die letzten Wochen mit Fynn waren angenehmer gewesen, als er gedacht hatte. Sie konnten sich gegenseitig gut foppen und vögeln und gemeinsam in einem Zimmer zu leben war nicht einmal so schlimm. Sie gaben sich genug Raum, um sich nicht vollkommen auf die Nerven zu gehen und dennoch wusste Fynn, wann er ihn besser in Ruhe ließ. Aber jetzt hatte der Berufsalltag sie doch eingeholt und Craven hatte es sich durchaus anders vorgestellt.
Eigentlich war der Plan gewesen, die Banditen in einen Überraschungsangriff zu locken, aber anscheinend hatten sie irgendwie Lunte gerochen und nun fanden sich die Söldner in einem blutigen Kampf wieder. Craven hatte nicht die Geistesgegenwart, um sich nach Fynn oder irgendwem anders aus seinem Trupp umzusehen, er war zu sehr damit beschäftigt, sich nicht treffen zu lassen. Seine Magie und die magische Waffe, die er besaß, hatten ihm bis jetzt immer gute Dienste geleistet, aber er fand sich jetzt in einem unübersichtlichen Kampf gegen mehr als einen Gegner wieder und die beiden Banditen, die ihn in die Mangel genommen hatten, droschen unnachgiebig auf ihn ein. Jedes Bisschen Energie, das der Tiefling besaß, floss ins Ausweichen oder schnelle Manöver mit dem Schild. Zum Angriff war er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gekommen. Seine Augen suchten hoffnungslos nach Hilfe, irgendeinem anderen Söldner, der ihm den Rücken freihalten konnte, aber es wollte sich einfach keine Lücke ergeben. Bis es schließlich kam, wie es kommen musste und ein harter Schlag ihn aus dem Gleichgewicht brachte und das Schwert seines Gegners durch seine Deckung stieß. Craven spürte, wie die Klinge sich unterhalb seines Brustpanzers in sein Fleisch grub und ein Schmerzensschrei verließ seine Kehle. Verzweifelt riss er sein Schild nach oben, aber seine Gegner hatten die Öffnung in seiner Deckung ausgenutzt, um ihm noch mehrere Hiebe zu versetzen. Würde er so sterben? Sein Sichtfeld wurde unscharf, als der Schmerz ihn zu Boden sacken ließ, eine Hand auf die tiefe Wunde in seinem Torso gepresst. Seine beiden Gegner hatten zu seinem großen Glück anscheinend nicht vor, ihm jetzt direkt den Rest zu geben, sondern wandten sich lieber anderen Söldnern zu und ließen ihn sterbend am Boden zurück. Für einen kurzen Moment verlor Craven das Bewusstsein und als er wieder zu sich kam war das Gras unter ihm getränkt von seinem Blut. Nur wie durch einen Schleier nahm Craven die Umgebung um sich herum wahr, Geräusche drangen wie durch dicke Watte zu ihm. Klar zu denken war unmöglich, Craven wusste nur, dass er hier nicht bleiben wollte, im Offenen. Er musste sich irgendwo verstecken, außer Sichtweite bringen. Mit letzter Kraft zog er sich wenige Meter über den Boden in irgendeine Struktur, irgendein Gebäude, bevor er in einer dunklen Ecke an der Wand zusammensackte.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Jan 30, 2022 11:11 pm

Eigentlich waren dies Aufträge, die zur Routine gehörten: ein paar Banditen beseitigen, damit die Adligen sich nicht mehr mit ihnen herumplagen mussten. Fynn hatte bereits schlimmere und schwierigere Aufträge hinter sich bringen müssen mit weitaus mehr Risiken.
Alles war geplant, gut geplant und sie waren alle überzeugt, dass sie die Gruppe überraschen konnten und in kürzester Zeit wieder zurück daheim ihren Erfolg in Bier ertränken könnten.
Der Hauptmann war gespannt zu sehen, wie Craven sich machen würde, schließlich war dies der erste richtige Auftrag, bei dem der junge Mann mitmachte.
In den letzten Wochen hatte er den Tiefling ein wenig besser kennenlernen können, nicht nur seine Vorlieben im Bett konnte der Ältere aus ihm entlocken, nein, langsam glaubte er auch den Charakter verstanden zu haben, was ihn mit Freude erfüllte und wann er ihn besser in Frieden lassen sollte. Zugeben würde Fynn es niemals, aussprechen schon gar nicht, aber er hatte die gemeinsame Zeit bis jetzt sehr genossen, es gab ihn ein gutes Gefühl in seiner Nähe aufzuwachen und er konnte sich nicht genau erklären, weswegen dem so war. Doch all das hieß nicht, dass er einfach von der Arbeit freigesprochen werden konnte und in der Festung die Füße hochlegen und auf sie warten durfte.
Es war klar, dass er nicht die ganze Zeit einen Blick auf den jungen Mann werfen konnte und spätestens, als irgendwo auf der Strecke ihres Planes alles schief gelaufen war und sich alles zum Schlechteren gewendet hatte, als ihr Überraschungsangriff durchschaut wurde, war es unverantwortlich sich nur um einen Söldner zu kümmern, während der Rest um ihn erbarmungslos weiterkämpfte.
Das Anwesen lag nicht einmal eine Tagesreise von ihrer Festung entfernt, dennoch konnten sie nicht um Verstärkung bitten und mussten ihr Können und die Erfahrung irgendwie unter Beweis stellen.
Fynn wusste, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, nichts an diesen Männern und Frauen war besonders oder einzigartig, sie würden sie zerschlagen können, doch mit einem Plan, der nicht aufging, würde es wahrscheinlich ein wenig länger dauern.
Rufe und Schreie hallte zwischen den Gemäuern der Residenz, als Stahl auf Stahl traf, als Schwerter und Pfeile das Fleisch des Gegners traf. Ganz verschont blieben sie nicht, im Augenwinkel konnte der Hauptmann sehen, dass es einige hier und da leicht erwischt hatte. Er selbst hatte gerade einen Banditen niedergestreckt und rannte auf den nächsten Kriminellen zu, der seine Axt mit beiden Armen fest umfasste und sie ihm in die Seite rammen wollte.
In dem heillosen Durcheinander konnte man schnell die Orientierung verlieren, nicht alle hatten ein Auge auf ihre Kammeraden und ob jemand schwer verletzt war, doch das war auch irgendwo Teil der ganzen Sache.

Unzufrieden wischte er sein Schwert an der Kleidung des Banditen, als sein Blick sich das Chaos anschaute, was sich im Vorhof abgespielt hatte. Nicht alle waren koordiniert genug, nicht alle waren in der Lage in einem eingespielten Team ihre Arbeit vernünftig zu erledigen, sodass es zu unnötigen Verletzungen kam. Ihr Plan war vielleicht hinüber, doch sie alle hätten es besser wissen sollen, hätten sich schneller dem Umstand anpassen müssen!
Mürrisch stampfte die muskulöse Gestalt an den Leichen vorbei, an jenen, die bewusstlos neben ihren Leuten lagen, ehe er sich seine Leute genauer anschaute. Einige hatte es böse erwischt, doch das würde man auf die Reihe bekommen, bis sie wieder zurück waren und sich vernünftig ausruhen konnten.
Fynn hatte gerade seinen Mund geöffnet, um zu ihnen zu sprechen, als ihm ein wichtiges Detail auffiel.
„Craven!“, stieß er statt eines verärgerten Monologs aus und schob sich mit schnellen Schritten an seinen Leuten vorbei. „Wo ist der Tiefling hin?“, todernst blickte er jeden von ihnen an, doch niemand konnte ihm etwas Konkretes sagen.
„Wir waren umzingelt, er war bei mir, bis diese dreckigen Hunde uns getrennt haben….“, stieß einer aus, während andere deutlich machten, dass sie zu stark belagert waren, dass sie den Neuling gar nicht richtig im Auge behalten konnten.
Mit barschen Worten befahl er ihnen, nach ihm zu suchen, während so viele Gedanken in seinem Kopf rasten.
Dieser verfluchte Idiot, hatte er sich vor dem Kampf gedrückt? „Bitte, hab dich vor dem Kampf gedrückt!“, seine Worte waren leise, mehr an sich gerichtet. Der Hauptmann hatte bis gerade nie daran gedacht, dass Craven vielleicht all das gar nicht hinbekommen könnte, er hatte ihm häufig genug mitgeteilt, dass es nicht so sein Ding war, was, wenn er ihn nun an diesem Auftrag verloren hatte?
Nichts war richtig gelaufen, er konnte jetzt nicht auch noch einen seiner Leute verlieren!
Beinahe panisch hatten sie das Gelände durchsucht, bis Fynn irgendwann eine Blutspur fand, die weiter vom Geschehen fort führte, hinter eine steinerne Wand bog und in der Ecke ihr Ende fand.
Als seine verschiedenen Augen an Anblick des ausblutenden Tieflings ertragen musste, blieb ihm kurz der Atem weg. „Craven…“, kurz bekam der Ältere es mit der Panik zu tun, dass kein Leben mehr in dem schmalen Körper war, dass all sein Blut nun hier auf der Erde war, doch noch hob und sank die Brust sich, wenn auch schwach. Und als die gelben Augen ihn angsterfüllt anblickten, hatte er wenigstens die Gewissheit, dass er noch lebte. Doch für wie lange?
„Halt still, ich hol dich hier raus.“ Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, trat er zu dem armen Bündel heran, ging in die Hocke und nahm ihn sachte in seine Arme, bettete ihn so gut es ging an seine Brust.
Fynn hatte so viele Freunde und Kammeraden verloren, so viele ins Grab getragen, dass man glaubte, man würde sich eines Tages daran gewöhnen, dass man eines Tages abgestumpft war von all den Verlusten, die man hinter sich gebracht hatte. Doch dem war nicht so. Und heute würde er niemanden mehr verlieren, nicht durch die Hand von solchen Leuten, nicht an so einem Auftrag!
„Es ist vorbei, ich bringe dich nach Hause und auf die Beine…es wird wieder.“, sein Blick war voller Sorge. Es war beinahe schon zu viel, was er fühlte, was sich hinter der ernsten Miene verbarg, während stumme Worte immer wieder darum baten, dass der Tiefling durchkam, dass er bald wieder auf die Beine kam.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mo Jan 31, 2022 7:01 pm

Die Welt um ihn herum wurde immer dumpfer. Geräusche drangen kaum noch zu ihm durch und Craven kämpfte darum, das Bewusstsein zu behalten. Er wusste, wenn er sich der Müdigkeit hingab, die ihn so verführerisch lockte, würde er nicht wieder aufwachen. Sein Blick war verschleiert von Blut, dass ihm über die Schläfen und Stirn in die Augen gelaufen waren und sein Atem war flach und immer flacher. Um ihn herum wurde es stiller, aber Craven konnte nicht sagen, ob das Kämpfen aufgehört hatte, oder ob seine schwindenden Sinne schuld waren. Das Geräusch von Schritten näherte sich ihm und die Panik packte den Tiefling, Panik, dass seine Gegner gekommen waren, um ihn endgültig zu töten. Durch den blutigen Schleier vor seinen Augen erkannte er im ersten Moment nicht einmal, dass es Fynn war, der ihn gefunden hatte. Aber was mehr konnte er tun, als die schemenhafte Gestalt voller Panik anzustarren? Selbst, als er seinen Namen erklingen hörte, als er Fynns Stimme vernahm, brauchte er eine Weile, bis er zu der Realisation kam, dass der Mann nicht hier war, um ihm den Garaus zu machen.
„Fynn-?“
Seine Stimme drang kaum hörbar über seine Lippen, doch als der Hauptmann ihn an sich raffte, jaulte er leise auf vor Schmerz. In seinem Körper war aber keine Kraft mehr vorhanden, um sich reflexartig zu wehren, sodass er sich stattdessen in den Griff des Älteren lehnte. Sein Schweif suchte hilflos nach Halt, es war mittlerweile eine Angewohnheit geworden, dass sich sein zusätzliches Körperteil um Fynn schlang, sobald sie nah beieinander waren, auch, wenn es den Älteren anfänglich irritiert hatte. Jetzt jedoch brachte er nicht die Kraft auf, seinen Schweif um Fynns Arm zu wickeln. Stattdessen löste sich der schwache Griff schnell wieder und der Schweif hing nutzlos herunter.
Der Ältere hatte ihn noch nicht lange getragen, aber seine Kleidung war mittlerweile blutverschmiert.
„Fynn…I-Ich will nicht sterben…“, presste Craven hervor und starrte angsterfüllt zu dem Hauptmann hinauf. Er hatte ihn noch nie so besorgt gesehen. Stand es so schlimm um ihn? Craven machte gerne Witze, nahm selten etwas ernst, aber das hier? Das war selbst für ihn zu viel. Noch bevor sie aufgebrochen waren, hatte er Witze darüber gemacht, dass er einfach auf einem der Karren zurückbleiben würde, gar nicht mit in den Kampf rennen würde. Immerhin machte er sich doch anderweitig genug verdient, ganz besonders für Fynn. Hätte er bloß dieses eine Mal seinem Namen alle Ehre gemacht, wäre er doch bloß so feige gewesen, wie er sich Zeit seines Lebens gefühlt hatte. Die ganze Zeit wollte er irgendwie reden, das war es doch, was er gut konnte, und er wollte Fynn irgendwelche blöden Sprüche entgegenwerfen, damit der Ältere wusste, dass alles gut mit ihm war.
Nach einer Weile merkte Craven, wie Fynn ihn ablegte und seine Hand zuckte hilfesuchend nach ihm. Wie im Delirium murmelte er immer wieder seinen Namen, bis man ihm schließlich etwas zu trinken an die Lippen setzte und er stumm schluckte.
Das Getränk nahm ihm die Schmerzen etwas und floss warm durch seine Adern. Wenigstens für einen Moment flaute die Angst des Tieflings ab und sein Sichtfeld schärfte sich wieder. Fynn hatte sich besorgt über ihn gebeugt.
„Meinst du, das gibt eine Narbe?“, fragte er und versuchte sich an einem Grinsen, nur, um sich im nächsten Moment wieder vor Schmerz zusammen zu krümmen.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mo Jan 31, 2022 11:56 pm

Fynn wollte dem Tiefling nicht noch mehr Schmerzen bereiten, als er ohnehin schon hatte, doch um ihn hier rausholen zu können, konnten sie dies nicht umgehen.
„Du wirst nicht sterben.“, erwiderte er mit fester Stimme und blickte in das Gesicht des anderen. Er war so geschwächt, lag so schlapp in seinen Armen und verlor immer noch viel zu viel Blut. Sich zu unterhalten war reine Zeitverschwendung und vor allem nagte es an der Energie des jungen Mannes und genau das wollte er um jeden Preis vermeiden. Craven brauchte jede noch so kleine Energiereserve, die ihn am Leben erhielt.
Man hatte ihnen schnell den Weg freigeräumt, Platz im Wagen gemacht, dass er ihn vorsichtig wieder ablegen konnte. Sie reisten immer mit Verbandskästen, Tinkturen und anderen Tränken, man sollte immer davon ausgehen, dass es mindestens einen etwas härter erwischte. Heute wurden die Mittel sogar noch stärker in Anspruch genommen, doch es reichte aus, um Craven wenigstens temporär zu helfen, ihm etwas Kraft zu geben und die Blutung zu stoppen.
Sachte hob er den Kopf des Dunkelhaarigen an, entkorkte das Fläschchen mit seinen Zähnen und setzte diese an die erblassten Lippen. Es würde nicht seine Wunden verheilen können, es würde auch dazu führen, dass er zu neuen Kräften binnen weniger Minuten kommen würde, doch es würde die Reise zurück um Einiges erleichtern.
Achtlos warf er die leere Flasche neben sich und begann seine Wunde zu verbinden, mit einem Tuch die Blutreste vom Kopf und Gesicht zu entfernen, während er nah an Craven gebeugt war. Der Hauptmann konnte nicht behaupten, dass seine Sorgen langsam verschwanden, ganz im Gegenteil, denn noch war nichts endgültig, noch war der Söldner nicht wohlauf.
„Das sollte nicht deine Sorge jetzt sein…du…du brauchst nichts zu sagen, ruh dich aus, ja? Wir sind bald wieder da.“, mit diesen Worten hatte der Wagen begonnen sich zu bewegen. Sie waren nicht alleine hier, doch man ließ sie in Ruhe, reichte dem Hauptmann alles, was er benötigte, halfen ihm so gut es ging bei der Wundversorgung des Jüngeren.
Sein Blick hatte sich kein einziges Mal vom Tiefling abgewandt, sachte strich er die blutverschmierten Strähnen von seinem Gesicht. Manchmal musste er sicherstellen, dass er noch am Leben war, jedes Mal, wenn sich seine Augen schlossen und er wegnickte, ob seine Brust sich noch hob und sank, ob er noch unter ihnen weilte.

In der Festung selbst hatten die ersten bereits alle vorgewarnt, was geschehen war, sodass sie vorbereitet waren alle zu versorgen, die es ebenfalls schwer getroffen hatte, hatten Betten bereitgestellt und alles, was man brauchte, um sie wieder auf die Beine zu bekommen. Craven hatte es am schlimmsten erwischt und allein schon deswegen hatte Fynn regelrecht befohlen, dass er in seinem Zimmer sich auskurierte, in seinem Bett.
Man hatte die Wunden gereinigt, ihm ein Mittel eingeflößt, was ihm Schmerz raubte und ihn in sicheren Schlaf wiegte, sodass sie ihn waschen und verarzten konnten. Eine Narbe würde er wohl durchaus davon behalten, es hatte Magie, Nadel und Faden und vielerlei Salben und Kräuter benötigt, um zu gewährleisten, dass der Gehörnte nicht mehr in Lebensgefahr schwebte.
Für all das hatten sie zuständige Heiler und Mediziner, doch anstatt sie die ganze Arbeit zu machen, kümmerte sich der Hauptmann selbst um die meisten Dinge, zumindest dort, wo er wusste, dass er dem Tiefling nicht wehtun würde.
Als alle aus dem Raum verschwunden waren, hatte er sich jedoch nicht entfernt, hatte sich nicht zu den anderen Söldnern gesellt. Stattdessen entledigte er sich seiner Rüstung, wusch sich selbst das Blut vom Körper, schob seinen Schreibtischstuhl an das Bett heran und beobachtete, wie der geschwächte Körper reglos dalag. Er hatte ihn noch nie so erlebt, noch nie so schwach und vor allem so still erlebt.
„Verdammt nochmal, du kannst mir doch nicht so einen Schrecken einjagen…“, grummelte die Stimme leise, kaum hörbar, während er durch das dunkle Haar strich.
Fynn hatte sich fest vorgenommen, so gut es ging sich um ihn zu kümmern, für ihn da zu sein, wenn er ihn brauchte.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Di Feb 01, 2022 11:01 pm

Der Weg zurück zur Festung war nur in Teilen zu Craven durchgedrungen. Immer wieder war sein Bewusstsein für kurze Zeit zurückgekehrt, aber alles, was er dabei sah, war immer wieder nur Fynn, wie er sich über ihn beugte, sich um ihn kümmerte. Der Trank hatte alles leichter zu ertragen gemacht, ihm aber die Sinne endgültig geraubt. Es hätten Stunden, Tage oder nur Minuten sein können, die Craven in diesem Delirium verbrachte, er vermochte es nicht zu sagen. Einmal wurde er kurz wach, als man seine Wunde vernähte, und er war heilfroh, dass er schnell wieder in die Ohnmacht sank. Einzig und allein das Gefühl, dass Fynn keine Sekunde von seiner Seite wich, begleitete ihn in die Schwärze, in der er nicht einmal träumte.
Jedenfalls zu Anfang nicht. Und auch jetzt waren es nicht einmal wirklich Träume, die den Tiefling plagten. Es war mehr das erdrückende Gefühl von Angst, was sich durch die Ruhe kämpfte, um ihn zu erschüttern. Ein heißes Gefühl drang von seinem Torso bis hinter seine Augen, ein stechender Schmerz, wie ein Schwert, das sich in seine Eingeweide grub. Der Leib begann sich hin und her zu bewegen in seinem Schlaf, hinter seinen geschlossenen Lidern zuckte sein Blick hin und her. Seine Finger suchten nach etwas zu greifen und legten sich schließlich um Fynns Hand. In seinem Traum konnte er nicht sagen, ob er sie selbst ergriffen hatte, oder ob der Hauptmann sich seiner erbarmt hatte und sie ihm hingehalten hatte.
Schließlich wurde es zu viel für das Unterbewusstsein des Tieflings und er erwachte mit pochendem Herzen und Schweiß auf der Stirn. Ein Ruck ging durch den schmalen Körper, aber er war zu schwach, um sich wirklich aufzurichten, sodass er nur einmal zuckte wie ein Fisch auf dem Land und dann in die Kissen zurücksank. Craven brauchte einen Moment, bis er überhaupt verstanden hatte, wo er sich befand. Nur zögerlich bewegte sich sein Körper, da er noch nicht abschätzen konnte, wie sehr er sich bewegen durfte. Sein Kopf rollte auf dem Kissen zur Seite und starrte auf Fynn, der auf einem Stuhl neben ihm Platz genommen hatte. Saß er etwa an seinem Bett? Craven wusste, dass er den älteren Mann während seiner ganzen Tortur immer neben sich gespürt hatte.
„H-Hey Fynn“, murmelte er ihm entgegen und schenkte ihm ein müdes Lächeln. Erst jetzt merkte er, dass er die Hand des anderen umklammert hielt und löste erschrocken seinen Griff. Er mochte Fynn, aber so nah, so emotional nah, waren sie sich noch nie gekommen. Der Blick der gelben Augen wirkte verwirrt.
„Man könnte fast meinen, du hättest dir ernste Sorgen um mich gemacht, alter Mann.“
Seine Stimme war rau und schwächer, als Craven es sich gewünscht hätte. Er war es nicht gewohnt, dass zwischen ihnen beiden Stille herrschte und er hatte beinahe ein Verlangen danach, die Stille mit Worten zu füllen, doch am besten keinen ernsten.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht so der beste Kämpfer bin“, gestand er sich mit einem schiefen Grinsen ein.
„Da hab ich meinen Namen allerdings wohl doch nicht ganz zurecht, immerhin bin ich geblieben und habe gekämpft.“
Niemand außer ihm selbst und seiner Familie kannten seinen richtigen Namen. Ob er es Fynn irgendwann erzählen würde?
Sein Schweif war unter der Bettdecke hervorgekommen und er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, die Spitze um den Knöchel des anderen zu schlingen, den Kontakt zu ihm zu suchen auf eine Art und Weise, die ihm vertrauter erschien.
„Du hast mich wohl gerettet, hm? Danke, Fynn.“
Es kostete Craven viel, ihn dabei anzublicken und nach kurzer Zeit musste er den Blickkontakt abbrechen und auf seinen bandagierten Oberkörper starren.
„Sieht unbequem aus, wie du da sitzt.“
Craven klopfte neben sich, es war noch mehr als genug Platz für den anderen da, egal an welcher Seite er Platz nehmen wollte.
„Das ist nicht gut für deine alten Knochen“, fügte er mit einem unschuldigen Blick hinzu.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mi Feb 02, 2022 7:02 pm

Es war nicht leicht Ruhe zu finden, wenn sein Auge immer wieder beobachten durfte, wie der andere alles andere als ruhigen Schlaf finden konnte. Sicher, die Ereignisse des Tages, gepaart mit dem Wunden und dem Schmerz, der immer noch in seinem Körper pochte, mussten immer noch an ihm nagen und es würde nicht von jetzt auf gleich verschwinden. Fynn hoffte jedoch, dass es sich bessern würde, nach und nach.
Seine Hand war zum Bettrand gerutscht, ohne zu zögern hatte er sie dem jungen Mann angeboten, als er nach Halt suchte. Es war ungewohnt so viel Zuneigung zu zeigen, doch war es auch ungewohnt so besorgt neben dem Bett eines Verletzten zu sitzen und darauf zu warten, dass er die Augen aufschlug, dass seine Wunden sich langsam schlossen und er wieder wie vorher von einem Ort zum nächsten stolzieren konnte.
Abgesehen davon konnte niemand eine dumme Bemerkung machen, nicht einmal Craven.
Fynn wusste nicht genau, wie lange es gedauert hatte, bis der Jüngere seine Augen aufschlug, bis die Träume ihn offenbar aus dem Schlaf gerissen hatten. Sein Oberkörper richtete sich automatisch auf und er suchte die gelben Augen des anderen.
„Craven.“, der Hauptmann erwiderte das Lächeln, wurde jedoch schnell wieder ernster, spätestens, als sich die fremde Hand von seiner gelöst hatte und er sie zurückzog, stattdessen auf sein Knie ablegte.
„Darauf kannst du deinen Hintern verwetten, dass ich mir Sorgen mache!“, erwiderte er mit dunkler Stimme und musterte sogleich den geschwächten Körper. Er sollte nicht zu viel reden, doch gleichzeitig war Fynn froh seine Stimme vernehmen zu können, seinen Worten zu lauschen, ganz gleich wie belanglos sie auch sein mochten. Er war einfach froh, dass er noch am Leben war.
„Craven..du hast dich gut geschlagen, der ganze Plan ist furchtbar schief gegangen, sonst wäre all das gar nicht erst passiert!“ Der Hauptmann war immer noch verärgert darüber, wie chaotisch ihre Mission gelaufen war. Sicher, sie hatten das getan, was verlangt wurde und ihr Gold mehr als verdient, doch er wollte nicht auf die Kosten seiner Leute Gold machen, dafür bildete er sie nicht aus. „Dein Trupp hat falsch reagiert, sie haben dich einkesseln lassen, so etwas darf nicht passieren!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen fixierte er seinen Blick auf die Laken, ehe er tief durchatmete und abermals den Blick des Tieflings suchte und sich seine Züge langsam erweichten.
Das Gefühl, wie der Schweif des anderen wieder Kontakt zu ihm suchte, war er mittlerweile gewohnt und genoss es auf einer seltsamen Art und Weise.
„Du brauchst dich nicht zu bedanken, nicht für sowas.“, seine Lippen formten ein leichtes Lächeln. Craven so etwas sagen zu hören, war durchaus neu und alles andere als seine Art, doch Fynn nahm es hin, selbst die nächsten Worte ließ er dieses Mal durchgehen. „Was denn, machst du dir jetzt etwa sorgen um mich? Da du Stress und Unbehagen vermeiden musst, werde ich wohl oder übel deinem Wunsch nachgehen müssen.“ Belustigt hob der Hauptmann eine Augenbraue, erhob sich von seinem Stuhl und setzte sich sogleich neben dem schmalen Leib, den Rücken gegen ihr Bettrahmen lehnend.
Seine Hand fuhr wie von selbst durch das dunkle Haar seines Nebenmannes und strich gedankenverloren über die langen Strähnen.
„Wie fühlst du dich, Craven? Und versuch nicht irgendwas kleinzureden, nicht jetzt.“ Mit ernster Miene suchte er seinen Blick. „All die Scherze beiseite. Du bist vielleicht ein verdammt nervtötender Tiefling mit einem viel zu losen Mundwerk, dass man manchmal glaubt, wahnsinnig zu werden, aber…ich bin froh, dass du hier bist…wäre sonst auch irgendwie langweilig, hab mich fast an dich gewöhnt.“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Fr Feb 04, 2022 7:54 pm

Craven wollte nicht, dass Fynn seinen anderen Leuten die Schuld für etwas gab, was er auch selbst hätte verhindern können. Er war nicht wütend auf seine Kameraden, immerhin wusste er selbst, dass er nie besonders gut bei den Übungen aufgepasst hatte, die man ihnen erteilt hatte. Es war einfach schwierig, Leuten zu vertrauen, denen man so fremd war. Außerdem bekam er schon genug Sonderbehandlung durch Fynn, wenn andere jetzt auch noch beim Hauptmann in Ungnade fielen, weil er verletzt worden war, würde es hier vielleicht gar nicht mehr auszuhalten sein.
„Ich bin nicht der Beste in diesem Job, ich kreide es keinem hier an, dass ich so ein Idiot bin. Wirklich, Fynn, es ist passiert, ich lebe noch, was willst du mehr?“
Craven zuckte nur leicht mit den Schultern, da sein Torso immer noch bei den kleinsten Bewegungen schmerzte. Nur sehr ungern ließ er mit dem Schweif von Fynn ab, aber so konnte er wenigstens neben ihm auf dem Bett Platz nehmen und Craven konnte sich etwas weniger fühlen wie ein Pflegefall. Es überraschte ihn, Fynn so sacht und vorsichtig zu erleben. Klar, die letzten Wochen waren sie sich etwas nähergekommen, hatten guten Sex gehabt, aber Craven hatte nicht erwartet, dass ihm irgendwann so viel an dem mürrischen alten Mann liegen könnte. Oder umgekehrt.
Seine Ohren stellten sich auf, als die Finger des anderen über seine Haare fuhren und er schielte aus dem Augenwinkel zu Fynn herüber. Die Frage des Hauptmannes ließ ihn stocken und er suchte nach seiner freien Hand, sie gedankenverloren knetend, bevor er überhaupt begann zu antworten.
„Ziemlich beschissen, wenn ich ehrlich bin?“, entgegnete er ihm mit einem Glucksen.
„Ich wurde aufgespießt, Fynn, ich meine….was denkst du, wie es mir geht?“
Seine Stimme war gewohnt theatralisch, wie immer nahm er nichts ernst. Oder wollte wenigstens, dass Fynn das dachte.
„Wir werden uns immer ähnlicher“, fügte er hinzu und zog ein grimmiges Gesicht.
„War ziemlich unerwartet, dass du dich so sehr kümmern würdest.“
Bei den letzten Worten war seine Stimme leiser geworden und er wagte einen kurzen Blick in Fynns Richtung, bevor er wieder auf die Bettdecke starrte.
„Dann ist ja gut, dass ich noch etwas länger hier bin, um dir auf die Nerven zu gehen, was? Bin es ja gewohnt, viel Zeit in deinem Bett zu verbringen.“
Ein breites Grinsen ging in Fynns Richtung und er rutschte ein Stück nach unten, um sich an der breiten Brust des anderen anlehnen zu können und auf seinen Herzschlag zu lauschen, der seltsam beruhigend war.
„Craven ist überhaupt nicht mein richtiger Name“, brachte er schließlich nach etwas Stille hervor.
„Jaja, ich weiß, ich bin selten ehrlich, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass….naja, dass feige sein meine einzige Tugend wäre.“
Der Tiefling räusperte sich ein wenig. Vielleicht waren es die ganzen Kräuter, die man ihm verschrieben hatte, die ihn so seltsam redselig machten.
„Der Name, den meine Eltern mir gegeben haben, ist Cunning. Aber erzähl´s keinem weiter.“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Sa Feb 05, 2022 1:20 am

Auch, wenn Craven ihm wahrscheinlich ausreden wollte den anderen eine Standpauke zu geben, war es schwierig es einfach so hinzunehmen, dass er allein an dieser Situation schuld war. Doch Fynn wollte nicht unnötig streiten, abgesehen davon wollte er ihn auch in keine unangenehme Lage bringen, dass er und alle anderen auch noch glaubten, dass er nur seinetwegen zornig darauf war, wie schlecht die Sache über den Tisch gebracht wurde.
Stattdessen ließ er das Thema fallen und konzentrierte sich ganz auf die Worte des Tieflings.
Seine Nähe war angenehm, beruhigend.
Ein leichtes Lächeln umspielte die schmalen Lippen, als die Finger des anderen seine freie Hand umfasste. So viel Nähe und Zärtlichkeit war neu für beide, nur im Schlaf hatten sie sich nach und nach ein wenig genähert und bis heute hatte er noch nie die Lippen des Jüngeren gekostet. Wieso ihm ausgerechnet jetzt all dies bewusst wurde, hatte sicherlich irgendwelche tiefgründige Bedeutungen, die er jedoch gerade nicht herausfinden oder gar verstehen konnte.
„Hmm, da kann ich wohl nichts gegen sagen, aufgespießt zu werden verursacht sicherlich alles andere als gute Laune.“ Der Hauptmann schmunzelte. „Zögere nicht zu sagen, wenn du etwas brauchst, ja?“ Ganz gleich wie viel Sarkasmus und Witze er verpacken wollte, wussten beide, dass dies kein kleiner Kratzer war und absolut nichts, worüber man lachen konnte, doch irgendwo war Fynn froh, dass der Dunkelhaarige zumindest immer noch der Alte zu sein schien, mehr oder weniger.
„Dieses Mal darfst du verdammt viel Zeit in meinem Bett verbringen, nicht, dass dich das schnell zu langweilen beginnst! Außerdem, ich kümmere mich gerne um dich, es sollte nicht eine allzu große Überraschung für dich sein, ich bin fürsorglicher als ich aussehe.“
Als Craven sich an ihn anlehnte, legte der Ältere gleichzeitig seinen Arm um die schmale Schulter, fuhr immer wieder mit seinen Fingern über den dünnen Stoff, der seine Fingerkuppen von der roten Haut trennte. Für einen Moment fühlte es sich nicht seltsam an, er hatte nicht das Verlangen schnell wieder Abstand zum anderen Körper zu finden und klare Grenzen zu setzen. Irgendwo sehnte er sich sogar nach dieser Nähe, die nicht direkt bedeutete, dass man miteinander in diesem Augenblick schlafen musste. Fynn hätte nichts dagegen diesen Moment mit Ruhe zu füllen, vielleicht selbst kurz einzunicken, denn der Auftrag machte sich auch langsam in seinen Knochen bemerkbar, ließ seine Glieder schwerer werden.
Doch noch war der Tiefling nicht ganz fertig mit dem Reden, ertönte seine Stimme doch schon wieder im Raum und ließ den Hauptmann fragend zu ihm herabblicken. „Was du nicht sagst?“, neugierig hob er eine Augenbraue. „Ich möchte nicht sagen, dass ich überrascht bin, dass du deinen eigentlichen Namen mir vorenthalten hast aber…ich bin absolut nicht der Meinung, dass Feigheit deine einzige Tugend ist. Du bist nicht feige, Craven, glaub mir!“ Ein feiges Wesen wäre gar nicht erst so weit gekommen, hätte sich nicht hier angemeldet und diesen Auftrag angenommen, ein Feigling hätte sich nicht einmal auf den Hauptmann eingelassen.
Weiter lauschte er den Worten des anderen und seine Miene erhellte sich, als sein wahrer Name fiel, den anderen anlächelnd. „Cunning also? Da haben deine Eltern dir einen guten Namen gegeben. Und keine Sorge, ich werde niemandem davon berichten, ein Geheimnis, was ich in mein Grab mitnehme!“ Sachte rutschte sein Körper im Bett ein wenig hinunter, sodass er nun auch halb auf der Matratze lag, den anderen ein wenig näher an sich herandrückend. Er passte auf, dass seine Wunde dadurch nicht verletzt oder unnötig belastet wurde.
„Ich heiße eigentlich Finnigan, aber wer stellt sich so heutzutage schon vor? Meine Eltern haben mir keinen anderen Namen gegeben, nicht mal einen Zweitnamen, vielleicht auch besser so…..wie soll ich dich in Zukunft am besten nennen? Hast du Vorzüge?“, er suchte die gelben Augen des Jüngeren, ihn anlächelnd.
Es kostete ihn bestimmt eine Menge Überwindung so offen mit ihm zu reden, ihm sein privates Leben anzuvertrauen und Fynn schätzte es sehr.
„Hey…danke, dass du mir genug vertraust…ist nicht unbedingt die Norm, ich sehe es ja an mir. Lass nie irgendwen an mich ran, keine Umarmungen, keine Küsse, zu persönlich, zu privat. Außerdem ist es immer einfacher andere auszugrenzen, als eines Tages vielleicht nie wieder von ihnen zu hören, nicht wahr?“ Fynn lachte leise auf. „Irgendwann wird man als Söldner zu abgestumpft, zieh zu, dass es bei dir nie so weit kommt.“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Di Feb 08, 2022 11:06 pm

Craven spürte sich bereits jetzt wieder schläfrig werden, er konnte es einfach nicht verhindern. Zu heilen würde ihn viel Kraft kosten und der kurze Schlaf, den er jetzt genossen hatte, war lang nicht genug gewesen. Außerdem war die Nähe zu Fynn ebenfalls beruhigend. Er konnte nicht genau sagen, wieso er diesen alten Mann so ins Herz geschlossen hatte, dass er ihm Dinge erzählte, die er sonst keinem mitteilte. Sie lebten ohne Zweifel in ganz unterschiedlichen Welten, aber dennoch fühlte sich alles an Fynn so vertraut an. So weich war er ihm gegenüber noch nie gewesen!
„Ich mein, ich weiß natürlich, dass ich ziemlich atemberaubend und schlau bin!“, ruderte der Tiefling aus seinem Moment der Verwundbarkeit zurück, konnte aber nicht umhin, sein Gesicht etwas näher an Fynns Brust zu vergraben.
„Manchmal ist es trotzdem einfacher, wenn niemand Erwartungen an einen stellt.“
Und leider sagte Craven das als jemand, der seit Jahren viel zu viel Verantwortung mit sich herumschleppte. Erst war es nur seine Familie gewesen, die vollkommen auf ihn gebaut hatte, jetzt war es noch die ganze Sache mit seinem Patron.
„Finnigan klingt gar nicht so übel, alter Mann“, entgegnete er gegen die Brust des anderen und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Nicht einmal, weil er es Fynn vorenthalten wollte, sondern weil ihn selbst das kleinste Glucksen mit einem Zischen zusammenfahren ließ. Nachdem der dürre Leib sich wieder entkrampft hatte, wurde seine Haltung an Fynns Körper wieder entspannter und er zog grübelnd die Augenbrauen zusammen.
„Nenn mich einfach weiter Craven. Wir wollen ja nicht übermütig werden hier. Gott, das ist ja schrecklich mit dir, gar nichts kann man dir erzählen, ohne, dass du vollkommen sentimental wirst. Ist echt peinlich mit dir, Finnigan. Liegt das am Alter?“
Eigentlich wollte Craven diesen Moment gar nicht ruinieren. Es war einfach seine sofortige Reaktion auf die plötzliche Nähe, die Fynn zwischen ihnen aufgebaut hatte. Aber so sarkastisch seine Worte auch sein mochten, er blieb immer noch an den Älteren angelehnt, lauschte auf seinen Herzschlag und seine Worte.
„Keine Sorge, Fynn, ich glaube, ich hab hier einen recht guten Lehrer für diesen ganzen emotionalen Kram. Sehr weise, sehr alt.“
Er hatte ihm einen seiner typischen Blicke bedenken wollen, irgendetwas, was dem Hauptmann klar machte, dass er all dies gar nicht ernst nahm, aber als er den Kopf wandte, um in das bärtige Gesicht zu blicken, brachte er es nicht über sich. Fynn sah müde aus, vollkommen erschöpft ehrlich gesagt. Mit einem Ächzen richtete der Tiefling sich ein Stück auf. Er hatte sich, als all das hier angefangen war, gesagt, dass er keine Gefühle für diesen rauen Typen entwickeln wollte, aber wenn er ihn jetzt so anblickte, wurde ihm ekelhaft warm ums Herz. Ohne ein weiteres Wort legte er eine Hand an Fynns Wange und tat etwas, was er in all den Monaten, wo er hier war, noch nicht getan hatte, und gab Fynn einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mi Feb 09, 2022 11:05 pm

Fynn konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Es hätte ihn erstaunt, wenn auch nur eins ihrer Gespräche ohne dämliche Bemerkungen, Scherzen oder Sticheleien ausgekommen wäre, dann wiederum wünschte er sich diese Gespräche gar nicht erst. Viel zu sehr hatte er sich an diesen Umgangston gewöhnt und er gehörte irgendwie zu den beiden, die alles andere, als sentimental oder ausgesprochen ehrlich zueinander waren.
Diese Situation war wohl das Zärtlichste und Intimste, was sie jemals gemeinsam gemacht hatten.
„Ich bitte dich, an jedem anderen Tag hättest du dich schlapp gelacht.“, entgegnete die dunkle Stimme und lachte selbst leise auf.
Eigentlich war der Name wirklich nicht allzu schlimm oder unerträglich lächerlich, doch wenn man sich so viele Jahre lang mit seinem Spitznamen vorstellte, fühlte es sich seltsam und nicht richtig an, ihn auf einmal nicht mehr zu benutzen. Wahrscheinlich fühlte sich Craven nicht anders, sodass es den Älteren zumindest nichts ausmachte ihn auch weiter so zu nennen, wie er es vorher auch getan hatte.
Ein Schnaufen verließ seinen Körper, als die Stimme des anderen erklang, gefolgt von einem schiefen Lächeln. „Muss wohl dein trauriger Zustand sein, der mich sentimentaler macht.“, erwiderte er in einem amüsierten Unterton und strich sachte über seine Schulter.
Der Hauptmann hatte nicht das Gefühl, dass der Moment ruiniert war durch das, was sie von sich gaben, mehr noch fühlte er sich unfassbar wohl in der Nähe des Jüngeren, dessen stichelnde Worte ihn wie eine warme Decke umarmten. Außerdem hatte der Tiefling nicht ganz unrecht- so schwer von Emotionen war eine Unterhaltung noch nie gewesen, da konnte es einem fast schon peinlich werden.
„Oh, ich glaube ich bin ein ziemlich beschissener Lehrer, wenn es um emotionalen Kram geht. Sicher, dass du dir keinen qualifizierteren suchen möchtest?“, ein müdes, jedoch breites Lächeln umspielte die Züge des Langhaarigen, als sich ihre Blicke trafen. Interessiert beobachtete er den Gehörnten, wie sich dieser aufrichtete und sich unmittelbar seinem Gesicht näherte.
Augenblicklich verstand sein Körper, was Craven vor hatte und für einen kurzen Moment musste er den Reflex unterdrücken den anderen einfach sachte von sich zu stoßen, seine Hand auf die fremden Lippen zu legen und ihm deutlich zu machen, dass er so etwas nicht tat. Stattdessen begann sein Herz ein wenig höher zu schlagen und anstatt Abstand zu gewinnen, legte er seine Hand sachte um Cravens Nacken.
Der Kuss war zaghaft, so vorsichtig, etwas, was er vom Tiefling nicht gewohnt war. Doch gleichzeitig fühlte es sich erstaunlich angenehm an. Fynn wurde warm, wie Magma floss das Blut durch seinen Körper und er wusste für einen kurzen Moment nicht, wie er das alles deuten sollte. Hatte er etwa so viele Gefühle für diese Nervensäge entwickelt, dass er so etwas zuließ? Es war nicht leicht, sich dies einzugestehen, sich dem hinzugeben, wenn immer ein Teil in seinem Kopf ihm davon abriet mehr Gefühle in eine Person zu investieren, ohne zu wissen, welche Konsequenzen es für ihn bedeuten würde.
Doch anstatt auf diese kleine zweifelnde Stimme zu hören, erwiderte er den Kuss des Jüngeren, presste seine Lippen sanft auf die anderen. Fast hatte der Hauptmann geglaubt, er hätte verlernt, wie man küsste, hatte Sorgen, dass es sich nun unangenehm für seinen Gegenüber anfühlen würde, doch als der schmale Körper nicht protestierte, kostete er diesen Kuss so lange aus, wie es nur möglich war, bis er langsam von ihm abließ.
Sein Blick war immer noch voller Verwirrung und Fragen, als er das Gelb der fremden Augen erblickte. Er musste sich regelrecht auf die Zunge beißen, um keine dumme Bemerkung zu machen und den Moment zu ruinieren. „Du bist echt verdammt gut darin mir jedes Mal den Teppich unter den Füßen wegzuziehen…“, seine Lippen formten ein leichtes Lächeln und er bettete den schmalen Körper wieder näher an seine Brust und ließ sich selbst nun endgültig in die Kissen fallen.
Er stieß ein schweres, jedoch zufriedenes Seufzen aus. Diese Form von Geborgenheit fühlte sich so neu an, dass er nicht wusste, wie man damit umgehen sollte. „Schließ die Augen, Craven, ich erzähle dir irgendeinen langweiligen Kram, den ich in meiner Ausbildung gemacht habe, dann bekommst du ein wenig Schlaf. Ich will immer noch, dass du auf die Beine kommst.“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 13, 2022 12:19 pm

Für einen Moment hatte Craven Angst, dass Fynn sich seinem Kuss entziehen würden. Als hätte er ein leichtes Zucken gespürt, bevor sich seine Lippen auf die des anderen legten. Er hätte es dem Hauptmann nicht verübeln können, immerhin war er selbst niemand, der gerne oder viel küsste. Es war zu intim. Wenn er Leute so nah an sich heranließ, was sollte dann als nächstes kommen? Aber es hatte sich in diesem Moment einfach richtig angefühlt. Es war ein zögerlicher, sachter Kuss, den Craven hier verteilte. Nur leicht schmeckte er die rauen Lippen des anderen, ließ sich von seinen Bartstoppeln etwas pieksen. In seiner Magengrube flatterten Schmetterlinge. Scheiße, was machte er hier? Er konnte keine Gefühle für Fynn entwickeln. Aber es war schwer, den Moment nicht zu genießen. Aber jetzt hatte er dem anderen gezeigt, wie weich er in Wirklichkeit war. Vielleicht konnte er es später auf seinen gesundheitlichen Zustand schieben, um sein Gesicht zu wahren. Man hatte ihn immerhin mit Tinkturen vollgepumpt, damit der Schmerz zu ertragen war. Sicherlich machte das alles seinen Verstand weich.
Es war gut, dass Fynn die Stille zwischen ihnen brach, als sie sich schließlich voneinander lösten, denn Craven wusste zum ersten Mal nicht, was er sagen sollte. Die gelben Augen starrten nur für einen Moment in das bärtige Gesicht des anderen, während er versuchte, seine Gedanken einzuordnen. Wieso war sein Kopf gerade nur so träge? Nicht einmal sein natürlicher Instinkt, alle ehrlichen Momente mit einem stichelnden Kommentar zu entwerten, wollte in diesem Augenblick nicht eintreten. Seine Antwort auf Fynns Kommentar kam nur mit etwas Verzögerung.
„Ist ja auch nicht so schwer. In deinem Alter und so.“
Selbst Craven merkte, wie lahm die Worte nur über seine Lippen kamen und es war vermutlich besser so, dass Fynn ihn im nächsten Moment wieder so an seine Brust zog, dass er ihm nicht in die Augen sehen musste. Was er anfänglich nur als ein unangenehmes Ziehen in seinem Torso wahrgenommen hatte, war langsam zu einem stechenden Schmerz angestiegen und es war wohl besser, wenn er etwas ausruhte. Fynns Kommentar entlockte ihm ein Grinsen. Er wusste tatsächlich, wie man ihn ausgezeichnet langweilen konnte. Nichts, dass er gerade solch einen Ansporn gebraucht hätte, die Müdigkeit kam auch so von ganz alleine.
„Erzähl mir was aus deiner Jugend, antike Geschichte hat mich schon immer faszinierte“, feixte er und lehnte seinen Kopf an die breite Brust. Wenn Fynn ihm noch etwas geantwortet hatte, hatte der Tiefling es schon nicht mehr mitbekommen, denn er war schnell in einen tiefen Schlummer gefallen.
Leider hielt der feste Schlaf nicht ewig an. Vermutlich war es der Schmerz, der sich irgendwie einen Weg in seine Träume suchte, aber sein Unterbewusstsein stand in Flammen. Angst fraß sich heiß ihren Weg durch seinen Geist, der Körper begann, sich im Bett hin und her zu werfen, was seine Schmerzen nur noch verstärkte und ihn mit einem Schrei auffahren ließ. Das Zimmer um ihn herum war dunkel, Craven war desorientiert und mit Angst erfüllt durch die Bilder, die seine Alpträume gefüllt hatten. Dass es wohl Fynn war, der ihn berührte, verstand sein benebelter Verstand nicht und er schlug angsterfüllt nach der Gestalt, sich davon wegdrückend. War jemand gekommen, um sein Werk zu vollenden?

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 13, 2022 10:56 pm

Fynn hatte ihm versprochen, irgendwas aus seinem Leben zu erzählen, damit er vor Langeweile einschlief und er wollte dieses Versprechen auch wahrmachen. Er hatte einige Geschichten aus seiner Jugend, einige davon waren vielleicht sogar spannend, andere hingegen eher weniger.
„Na gut, mal sehen an wie viel du dich morgen noch erinnerst.“, lachte der Ältere und setzte langsam an. Seine Finger fuhren immer wieder sachte über den schmalen Rücken, über sein dunkles Haar, so routiniert, als wäre der junge Mann schon ewig ein Teil seines Bettes, ein Teil seines Lebens.
Hin und wieder ließ er den Blick quer durch den Raum streifen, ehe sein Augenmerk auf dem Tiefling liegen blieb und er mit einem zufriedenen Lächeln feststellen durfte, dass er bereits eingeschlafen war. Besser so, all die Wunden mussten verheilen und er brauchte Schlaf.
Mit einem leisen Seufzer lehnte sich der Hauptmann in sein Kissen zurück, unterdrückte den Drang seine Lippen auf das dunkle Haar zu pressen, vielleicht auch, weil der andere es gar nicht gemerkt hätte.
Der Schlaf hatte Fynn schnell gefunden, die Müdigkeit zwang den muskulösen Körper regelrecht dazu endlich zur Ruhe zu kommen, viel zu fest hatte sich die Erschöpfung in seine Knochen breitgemacht, dass er dankbar für die traumlosen Stunden war, die ihn erwartet hatten.
Craven allerdings schien alles andere als eine ruhige Nacht zu haben. Irgendwann war er gezwungen von der schlanken Gestalt abzulassen, viel zu unruhig war er gewesen, viel zu häufig warf er sich im Schlaf herum, dass auch er bald kein Auge mehr zutun konnte und stattdessen vor sich hindöste. Gerne hätte Fynn etwas getan, ihm irgendwie die innere Ruhe gegeben, doch wecken wollte er ihn ebenfalls nicht, schließlich konnte er sich denken, dass der Schmerz all dies verursachte.
Gerade, als die verschiedenen Augen ein weiteres Mal zufielen und sein Verstand langsam davontrieb, fuhr er umso schneller herum, als plötzlich ein Schrei seine gesamten Sinne auf Alarmbereitschaft polte. Wie gestochen fuhr der Ältere herum, suchte nach der Quelle des Rufes, als er den Tiefling neben sich aufrecht sitzen sah. „Craven…? Hast du Schmerzen?“, verschlafen setzte sich Fynn auf, legte sachte seine Hand auf die Schulter des anderen, doch dieser schien nicht signalisiert zu haben, was gerade geschah, als er auf einmal nach ihm schlug und der Ältere nicht rechtzeitig ausweichen konnte.
Irritiert ließ er von Craven ab, ließ dabei den Blick zu seinem Gesicht schweifen. Es war tiefste Nacht und dennoch konnte er in der Dunkelheit seine Züge ausmachen, seine gelben Augen, die ihn angsterfüllt anblickten. Holten ihn etwa die Ereignisse gerade ein, die er gerade noch durchlebt hatte?
„Craven…ich bin es, Fynn! A-alles ist gut, ich…du bist in Sicherheit, niemand kann dir hier etwas antun.“ Er versuchte so ruhig wie möglich zu sein, ihm zu verstehen zu geben, dass er keine Angst zu haben brauchte. „Ich bin hier…ich pass auf, versprochen.“
Zögerlich tastete er sich an bebenden Körper heran, legte sachte seine Arme um den Jüngeren und presste ihn an seine Brust. Sanft fuhr er mit den Fingern über seinen Rücken, ihn sachte in seinen Armen wiegend. „Du bist sicher.“, wiederholte seine Stimme immer und immer wieder leise, jedoch bestimmend. Fynn kannte dieses Gefühl, kannte die Dämonen, die den Verstand benebelten und plagten und zu sehen, wie stark Craven darunter litt, fühlte sich nicht gut an, versetzte ihm regelrecht einen Stich in der Brust. „Konzentrier dich auf mein Herzschlag, versuche im Takt zu atmen…“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mo Feb 14, 2022 11:23 pm

Der Schmerz unter seinem Brustkorb und in seinem Schädel hämmerten mit solch einer Stärke auf Craven ein, dass es ihm beinahe den Atem nahm. Es konnte nur Fynn sein, der da als dunkle Gestalt vor ihm aufragte, sein Verstand wusste das, aber die rasende Panik in seiner Brust ließ ihn nicht zur Vernunft kommen. Seine Hufen traten in Richtung dessen, was er als Bedrohung wahrnahm und doch war er gleichzeitig zu schwach, um irgendwie Schaden anzurichten. Was besser so war. Nach dem ersten Schub von Adrenalin harrte der Tiefling nun auf dem Bett aus, sein Körper in einer zitternden Schockstarre gefangen. Seine Augen waren normalerweise gut darin, in der Dunkelheit zu sehen, aber es war, als wenn sich ein Nebel auch über sein Sichtfeld gelegt hätte. Zu wissen, dass es Leute gab, die ihn ohne mit der Wimper zu zucken umbringen würden…Es war viel, Craven hätte nicht gedacht, dass es ihn so mitnehmen würde. Sie hatten nicht einmal ein wirkliches Motiv gehabt, nichts, was sich gegen ihn selbst gerichtet hätte, und doch suchte ihr Antlitz Craven nun heim, konnte er ihre Stimmen in seinem Kopf brüllen hören.
Dennoch saß er hier wie das Kaninchen vor der Schlange. Als sein Gegenüber ihn dieses Mal berührte, zuckte er nur kurz zusammen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, als er sich wieder entfernen wollte. Nur langsam drang die Erkenntnis zu Craven durch, dass der andere Mann ihn nicht wieder erstechen wollte, dass es die letzten Reste seiner Träume waren, die ihm anhafteten. Von jetzt auf gleich hatten sich die Arme des anderen um ihn gelegt und er drückte sich automatisch in die Mulde des anderen Leibes. Die Erkenntnis, dass es Fynn war, der sich gerade seiner annahm, wusch wie eine warme Woge über ihn und er drückte das Gesicht an seine Brust. Durch den Schmerz und die Panik redete seine Stimme sachte auf ihn ein. Es war schwer zu glauben, dass er vor ein paar Monaten noch geglaubt hatte, dass das alles hier nur ein kleiner Fick war, um sich die Zeit zu vertreiben, wenn er gerade so schutzlos in den Armen des anderen hing. Sein Atem ging noch immer unregelmäßig und gehetzt, aber er versuchte, auf Fynns Worte zu lauschen, seine Atemzüge einem gleichmäßigen Tempo anzupassen und während die dunkle ruhige Stimme so über ihn hinweg wusch, merkte er, wie die Dämonen seines Alptraums von ihm abfielen und nur noch wummernder Schmerz blieb.
„E-Es tut mir leid, Fynn, ich weiß nicht-„
Hilflos hob er den Kopf an und starrte in ein verständnisvolles Gesicht.
„Der Traum war so echt, ich wollte dir nicht wehtun“, presste er hervor und konnte spüren, wie einige Tränen über seine Wangen kullerten. Erschrocken wollte er sie fortwischen, verspürte aber augenblicklich einen scharfen Schmerz in seinem Torso, als er sich so ruckartig bewegte.
„Du machst mich ganz weich, Fynn“, keuchte er und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Craven konnte nicht mal sagen, dass ihm sein weniger harsches Ich nicht sogar ganz gut gefiel.
„I-Ich werde mich…so gut revanchieren, wenn i-ich wieder auf den Beinen bin“, entgegnete er Fynn und schenkte ihm ein vielsagendes Grinsen, was ihm allerdings schnell entgleiste. So gut der Hauptmann ihn auch beruhigt und abgelenkt hatte, den Schmerz konnte er ihm so nicht nehmen. Eine unangenehme Wärme hatte sich im Bereich seiner Wunde ausgebreitet und als er mit den Fingern danach tastete, kamen sie feucht von Blut zurück. Verdammte Scheiße, hatte er sich die frische Wunde etwa wieder aufgerissen?

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Di Feb 15, 2022 11:51 pm

Craven brauchte sich nicht vor ihm zu rechtfertigen, nicht dafür, dass gerade seine inneren Dämonen ihn einholten und er gerade erst dabei war, zu verstehen, wie all die Ereignisse verarbeitet werden mussten.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du hast mir schon nicht wehgetan.“, seine Lippen formten ein schiefes Lächeln, als sich ihre Blicke trafen.
Nie hätte er geglaubt, dass der andere sich verletzlich ihm gegenüber zeigen würde, doch gleichzeitig war er erleichtert, dass nichts ihn dazu zwang, sich zu verstellen. Vor allem nicht in diesem Moment.
Es bereitete dem Hauptmann Sorgen zu sehen, wie der Schmerz im Gesicht des Jüngeren zurückkehrte, als er sich die Tränen davonwischen wollte und nahm sich die Freiheit das zu tun, wozu er gerade nicht in der Lage war. Vielleicht tat er es auch, um zu zeigen, dass er ihn deswegen nicht im anderen Licht sah oder weniger ernstnahm. Ganz im Gegenteil nahm er all dies verdammt ernst und wollte zusehen, dass der Tiefling schnell wieder auf die Beine kam und sowohl körperlich als auch mental sich wieder gut fühlte.
Bei den nächsten Worten schüttelte er belustigt den Kopf. Natürlich musste er solche Sprüche noch einmal hinterherwerfen. „Craven, das ist jetzt wirklich nicht das, woran ich denke. Außerdem werden wir schon schnell genug auf unsere…Craven?“, Fynn hielt für einen kurzen Moment inne, offensichtlich schienen die Wunden ihm weitaus größere Probleme zu machen. Es war schwer in der Dunkelheit zu erkennen, dass Blut auf den Fingern des Söldners haftete, insbesondere, weil die Farbe sich nur leicht von seinem Hautton unterschied, doch ein kurzer Blick auf die Bandagen reichte vollkommen aus, um zu sehen, dass sich die Wunde geöffnet hatte.
Ruckartig sprang der muskulöse Körper vom Bett auf. „Warte hier, ich komm sofort wieder, üb solange so gut es geht Druck auf die Wunde aus, so schmerzhaft sich das auch anfühlen kann!“ Fynn konnte vielleicht nicht zaubern, war auch sonst kein Mediziner, wie er im Buche geschrieben stand, doch in all den Jahren hatte der Hauptmann einiges mitgenommen und gelernt, dass es nicht vonnöten war noch jemanden zu wecken, der die Arbeit für ihn machte.
Mit schnellen Schritten rannte er regelrecht aus dem Zimmer, an den dunklen Gängen entlang, an der nächtlichen Patrouille vorbei zu ihrem Krankenflügel, wenn man diesen denn so nennen konnte.
In einem Raum hatten die Verletzten geschlummert, im anderen befanden sich all die Heilkräuter, Tinkturen und Verbandssachen und all dies war gerade mehr als nur nötig.
Hastig entzündete er eine kleine Öllampe, die dort bereitstand und durchsuchte die ganzen Schränke und Regale nach all dem, was er für Craven brauchte und warf alles in eine Tasche, welche man sonst mit sich nahm, wenn sie für einen Auftrag reisten.
Er wusste, dass der Tiefling ihm nicht so schnell ausbluten würde, dass die Wunde zwar wieder offen war, doch nicht den sicheren Tod bedeuten sollte, und dennoch war sein Inneres von Sorgen zerfressen, dass er mit Tasche und Lampe im Schlepptau wieder genauso schnell zurück in ihr Zimmer eilte.
„Craven? Lass mich sehen, was passiert ist.“, er hatte die Lampe am Nachttisch abgestellt, die Tasche neben sich auf das Bett geworfen und trat nun vorsichtig an die schmale, gehörnte Gestalt heran.
Das Blut war gut durch den Verband gesickert, klebte an den Fingern des anderen. Sachte nahm er den Verband wieder ab, warf ihn zu Boden und bedeutete dem Jüngeren sich hinzulegen.
„Hier, trink das, es betäubt den Schmerz und gibt dir etwas Ruhe.“, er drückte ihm ein kleines Fläschchen in die Hand und begann langsam all die Utensilien auszubreiten. „Der Zauber war nicht stark genug, ich muss das nähen…ich hab sowas schon häufig genug auch an mir gemacht, ich kann es aber…ich kann auch jemanden holen, der dafür bezahlt wird, wenn du möchtest?“, seine Augen suchten die gelben seines Gegenübers, während er beiläufig die Wunde so gut es ging reinigte und nach Nadel und Faden griff.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 20, 2022 1:49 am

Es war ein merkwürdiges Gefühl, das seinen Körper ergriff, es war nicht nur Schmerz, der ihn betäubte, sondern ein Gefühl von Müdigkeit und Schwere, die seinen ganzen Körper wieder zurück auf die Matratze drücken wollte. Dass Fynn so eilig aufsprang, war sicherlich kein gutes Zeichen. Die gelben Augen starrten fast schon entgeistert in das Gesicht des anderen. Wollte er ihn einfach hier allein lassen? Sein Mund öffnete sich, um etwas zu sagen, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst und er konnte nur zusehen, wie Fynn eilig den Raum verließ.
„Lass mich nicht allein…“, brachte er schließlich mit einem Krächzen hervor, aber seine Stimme erreichte den Hauptmann schon lange nicht mehr. Es war nicht einfach, sich aufzusetzen, und noch viel schwerer war es, die Hand auf das Loch in seinem Torso zu drücken. Der Tiefling biss die spitzen Zähne fest zusammen und konzentrierte sich auf die Magie, die in seinem infernalen Blut schlummerte und beschwor eine schwach leuchtende spektrale Hand hervor. Es war einfacher, die magische Hand auf seine Wunde zu drücken, als sich selbst dazu zu zwingen, sich Schmerzen zuzufügen. Leise fluchte der Tiefling vor sich hin. Er wollte so nicht hier sterben, allein schon, weil sich Fynn ewig die Schuld dafür geben würde und Craven nicht zwei Leben ruinieren wollte.
Sein Fluchen hielt ihn bei Bewusstsein, bis Fynn zurückkehrte, eine Tasche in den Armen, die er neben ihm auf das Bett abstellte. Im Licht der Lampe, die der andere mitgebracht hatte, konnte Craven besser erkennen, wie tief getränkt von Blut sein Verband war.
„Kannst du schneller nachsehen? Ich glaub, ich blute hier aus…“, presste Craven hervor und schenkte dem anderen ein schiefes Grinsen, das ihm viel zu schnell verrutschte. So umsichtig Fynn auch sein mochte, dem Tiefling fiel es schwer, nicht unter jeder seiner Berührungen zusammenzuzucken, als er den Verband entfernte und die Wunde säuberte. Umso dankbarer griff er nach der Flasche, die ihm hingehalten wurde, und leerte das bittere Getränk in einem Zug. Sein Kopf sank in die Kissen, als es ihm endlich gelang, ein wenig Ruhe zu finden. Das Mittel wirkte schnell und legte sich wie Watte über all seine Sinne. Nur Fynn blieb in seiner Wahrnehmung gestochen scharf.
„D-Du bist doch sonst nicht so gesprächig“, nuschelte er und musste sich anstrengen, die Worte über seine Lippen zu pressen.
„Jetzt näh mich endlich zu!“
Craven vertraute dem anderen. Nicht nur, weil ihm nichts anderes übrigblieb. Er wusste einfach, dass Fynn alles tun würde, dass er den nächsten Morgen erlebte. Zum Glück drang nicht viel Gefühl zu ihm durch. Stattdessen bemühte sich der Tiefling, an die Decke zu starren, wo er nichts außer Dunkelheit sah, die sich auf seine Netzhaut einbrannte. Eigentlich wollte Craven die Nähe zu Fynn suchen. Aber der Tiefling war besorgt, dass er ihn von seiner Präzisionsarbeit ablenkte. Außerdem war es schwierig, bei Bewusstsein zu bleiben, sodass Craven lieber all seine Kraft darauf konzentrierte. Irgendwann ließ das, was er als Wummern in seinem Torso gespürt hatte, nach, und Fynns Gestalt schob sich in sein verschwommenes Blickfeld.
„Bin ich wieder ganz?“, fragte er ihn verschlafen und streckte seine Arme nach ihm aus. Er hatte nah am Rand des Bettes gelegen, als Fynn ihn wieder zugenäht hatte, doch nun sollte er weiterschlafen, neue Energie schöpfen. Seine Arme lagen ohne wirkliche Kraft um Fynns Nacken, doch er hatte ihn vorsichtig angehoben und wieder auf das Bett gelegt, sodass der Tiefling sich in der Mitte der Matratze wiederfand. Seine Arme lösten sich von Fynns Nacken, blieben aber kurz an seinem Gesicht hängen. Craven war nicht in der Lage, viel zu sagen, aber seine Finger fuhren sachte über die Wangen des anderen und zupften ihn näher zu sich heran, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Er wollte einfach etwas anderes spüren als nur Schmerzen. Und Fynn schmeckte so gut, wie er schon lange nichts mehr gekostet hatte. Craven wollte bei ihm einschlafen, wollte bei ihm heilen und in seiner Nähe sein, bis es ihm wieder besser ging. Es waren Gefühle, die er so noch nie für jemanden empfunden hatte.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 20, 2022 11:36 pm

Fynn grummelte nur ein paar unverständliche Worte hin sich hinein, als er sich schlussendlich über die Wunde beugte und begann so vorsichtig wie möglich sie zu verschließen. Er wusste zwar, wie all dies funktionierte, doch wollte er dem Tiefling dennoch nicht unnötige Schmerzen zufügen, der Arme hatte ohnehin schon genug zu erleiden.
Mit ernster Miene ließ er sich absolut nicht aus der Ruhe bringen, auch, wenn sein Blick ab und an zu der schmalen Gestalt huschte und sich kurz erweichte, die Sorgen offenbarte, die in seinem Inneren wüteten. Was machte dieser Mann nur mit ihm? Der Hauptmann wusste immer noch nicht, wie er all dies empfinden sollte, wie gut es wirklich war sich auf diesen jungen Mann einzulassen, doch etwas sagte ihm, dass es zu spät war sich solche Fragen zu stellen.
Schlussendlich war auch nichts verkehrt daran, dass man einer Person wünschte, dass es ihm gutging!
Blut klebte an seinen Fingerkuppen, als er endlich zum letzten Mal die Nadel ins Fleisch grub und sein Werk vollendet war. Nun sollte der Körper genug Hilfestellung bekommen haben, um zu verheilen, wenn auch nur langsam.
„So.“, presste der Ältere über seine Lippen, säuberte noch einmal die Wunde des anderen und wischte sich sogleich das Blut von den eigenen Händen, verpasste ihm einen neuen Verband, ehe er sich mit einem leisen Ächzen erhob und zur anderen Gestalt herunterblickte. Er konnte nicht anders, als sanft zu lächeln. „Du bist wieder ganz. Ab jetzt bewegen wir uns aber vorsichtig.“, erwiderte Fynn mit gespielt ernster Stimme und beugte sich zu ihm herunter, hob ihn leicht an und platzierte sogleich den schmalen Leib so auf das Bett, dass er nicht von der Kante fallen konnte. Kurz hielt er noch inne, musterte den Dunkelhaarigen, ehe er seine Lippen spürte. So ungewohnt es auch war jemanden zu küssen, war es gleichzeitig ein angenehmes Gefühl, das sich langsam in seiner Brust ausbreitete und ihn regelrecht dazu zwang, diesen Kuss zu erwidern.
„Du brauchst Schlaf, Craven.“, seine Stimme war kaum ein Wispern, als er sachte von ihm abließ und sich stattdessen wieder neben den Tiefling legte.
Keine Aufforderung war nötig gewesen, Craven hatte sich ihm bereits genähert, sich an seine Brust gelehnt und der Hauptmann schlang sachte seinen Arm um den Oberkörper, seine Lippen sachte auf das Haar pressend. Dieses Mal war es nicht nötig irgendwelche Geschichten aus der Vergangenheit auszugraben, die Strapazen und das Mittel, was er ihm verabreicht hatte, hatten gute Arbeit geleistet, sodass seine Augen schnell zugefallen waren.
Der Hauptmann jedoch hatte sich nicht gewagt wieder einzuschlafen. Sein Körper stand unter Spannung, obwohl er vor einigen Stunden noch erschöpft und müde war und irgendwo saß die Erschöpfung immer noch fest in den Knochen. Gedanken schossen durch seinen Kopf, Sorgen raubten ihm kurz den Atem und plötzlich fühlte er sich so unruhig. Dabei wusste er doch selbst, dass Craven nun wieder okay war, dass seine Wunde verschlossen, neu verbunden und nun ruhte sich der junge Mann sogar in seinen Armen aus. Was also sollte noch passieren?
Leider hatte er in den Jahren als Söldner häufig genug mitbekommen, wie scheinbar Leute wohlauf waren und im nächsten Moment doch ihr Leben ausgehaucht hatten und ein wenig nagte die Angst, dass es hier ebenfalls passieren würde.
Immer wieder huschten seine verschiedenen Augen zum Tiefling, strich sachte über seinen Rücken und beobachtete, wie seine Brust sich langsam hob und sank, wie seelenruhig er an seiner Brust schlummerte, ihm wenigstens ein bisschen das Gefühl gab, dass alles wieder in Ordnung war.
Stunden waren vergangen, Fynn merkte selbst, wie die Sonne zwischen seinen schweren Vorhängen sich ein wenig hineinschlich, als er schließlich aufgab auf den Jüngeren Acht zu geben und sich der Erschöpfung hingab. Er war so unfassbar müde, ließ den Kopf schlaff zur Seite fallen und genoss die Wärme, die seinen Körper umgab. Er musste wenigstens ein bisschen Schlaf tanken, damit er sich um Craven kümmern konnte, damit er für ihn da sein konnte. So seltsam sich all dies auch anfühlte, konnte er behaupten, dass es sich auch irgendwo richtig anfühlte.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Okt 29, 2023 12:41 pm

Mittlerweile war eine gewisse Routine in Cravens Leben eingetreten. Über ein Jahr war er nun schon bei den Harpern und hatte sich auf zahlreichen kleineren Missionen so gut geschlagen, dass man ihm einen neuen Rekruten anvertraut hatte. Das viele Reisen machte dem Tiefling nichts aus, er war lieber allein als unter Leuten und auch noch nicht ganz davon überzeugt, dass er wirklich jemanden ausbilden wollte. Nicht, dass es viel auszubilden gab. Was ihre Organisation in Faerûn alles tat, konnte man schwer beibringen. Aber es war besser, wenn jemand neue Anwerber auf Herz und Nieren prüfte und Craven sollte einige Zhentarim im Dessarin Tal beschatten, die den Anwohnern das Leben hier schwer machten und das war ein guter Einstieg für einen Neuling.
Es war immer noch hart zu wissen, dass Fynn niemals zurückkehren würde. Seine Abenteuer in Phandelver hatten ihn für eine gute Weile von seinem Kummer abgelenkt, aber dass er jetzt jemanden ausbilden sollte, hatte ihn an seine eigene Zeit in Ausbildung bei Fynn und seinem Söldnertrupp erinnert. Wenigstens plagten ihn die Erinnerungen an bessere Zeiten nur tagsüber, während Mherzad nachts seinen Verstand raubte und seinen Körper für sich beanspruchte. In letzter Zeit hatte er allerdings häufiger Nächte für sich gehabt. Ob der Lich Interesse an seinem Spielzeug verlor? Oder war er mit anderen Dingen beschäftigt? Craven wusste es nicht und hatte auch nicht den Mut, es herauszufinden.
Sicherlich würde diese neue Aufgabe ihn etwas von seinen Gedanken ablenken. Er hatte Mherzad damals angefleht, Fynn zu retten, aber nie erfahren, ob sein Deal Früchte getragen hatte. Nur das Wort des Lichs hatte er und das war nicht viel. Ohne jemals ein Ergebnis gesehen zu haben, lebte Craven jetzt schon so lang mit der Ungewissheit, was wirklich mit Fynn passiert war. Sein Körper jedenfalls war nicht wieder erwacht, das wusste der Tiefling mit erschütternder Sicherheit.
Bargewright Inn war riesig und Craven bewegte sich mit Leichtigkeit durch die Menschenmassen. Sie hatten dem Neuling einen Anstecker zukommen lassen, den er zu tragen hatte, damit Craven ihn erkennen konnte. Möglichst unauffällig huschten seine Augen über die zahlreichen Besucher der Taverne, bis er schließlich an einer unauffällig gekleideten Gestalt an einem Nischenplatz hängen blieb. Das Glänzen der Brosche sagte ihm alles, was er wissen musste, um den schlacksigen Körper in seine Richtung zu bewegen. Kommentarlos ließ er sich gegenüber von dem Mann an seinen Tisch sinken und musterte ihn neugierig aus stechend gelben Augen. Ein Halbork also, ungefähr sein Alter, mit etwas struppigem dunklen Haar und einem Dreitagebaart. Müde sah er aus, aber Craven war sich sicher, dass er selbst auch nicht das glühende Bild eines Harper-Agenten abgab. Aber so würde er hier in Bargewright Inn auch weniger auffallen.
„Die Reise war länger als ich gehofft hatte, die Cairn Road hat schon bessere Tage gesehen“, entgegnete er beiläufig, wie zu einem alten Freund. Erwartungsvoll blickte er den Halbork an, auf die Antwort wartend, die man ihm zuvor als Codewort eingetrichtert haben sollte. Erleichtert sank er tiefer in den Stuhl, als die erforderlichen Worte die Lippen des Halborks verließen. Also hatte alles seine Richtigkeit. Für einen kurzen Moment meinte Craven einen eigenartigen Ausdruck auf dem Gesicht des neuen Rekruten lesen zu können, aber im nächsten Moment war er schon damit beschäftigt, Bier und Essen für sie zu bestellen. Immerhin war die Reise tatsächlich lang gewesen. Als die Bedienung wieder von dannen gezogen war, hatte sich der Gesichtsausdruck des anderen wieder etwas beruhigt und Craven hielt ihm über den Tisch seine Hand hin.
„Craven, freut mich, dich kennenzulernen.“
Ein schiefes Lächeln zeigte für einen Moment die spitzen Zähne.
„Ich hoffe, du hast dir hier noch kein Zimmer geholt, ich hab einen Kontakt in Wormford, bei dem wir unterkommen können. Die Zhent haben ihre Augen und Ohren hier überall, also pass auf, was du wie laut äußerst“, fügte er hinzu, während er sich näher zu dem Halbork herüber beugte, um seinen eigenen Worten Glaubwürdigkeit zu verleihen.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1So Okt 29, 2023 10:51 pm

Fynn hatte schon so Einiges hinter sich gebracht, vieles gesehen und erlebt, dass es eigentlich kein Problem mehr für ihn sein sollte, seinen Platz auf dieser Welt zu finden oder zumindest zu wissen, was er tun wollte.
Jetzt jedoch fühlte er sich eher wie ein Feigling, jemand, der nicht mehr in der Lage war etwas durchzuziehen.
Eigentlich wirkte es so, als wäre die neue Gruppe an Abenteurern genau das, was er gebraucht hatte, ein Neuanfang in diesem neuen Körper. Es war ohnehin kaum noch jemand aus seiner Vergangenheit übrig geblieben.
Doch das war wohl auch der Knackpunkt- eine Person war immer noch irgendwo da draußen, hoffentlich sicher und zufrieden, der vielleicht wirklich einen Platz für sich gefunden hatte, Freunde, Leute, auf die er sich verlassen konnte. Craven…vielleicht war er auch der Grund, wieso der Halbork nicht in der Lage war seine Gruppe zu begleiten in ihrer Mission. Er hatte sich nicht einmal richtig verabschiedet, nur einen plump und schlecht geschriebenen Brief im Lager hinterlassen, wo er erklärte, dass er etwas tun musste, dass sie wahrscheinlich einen besseren und loyaleren Freund finden würden.
Und nun hoffe Fynn innig, dass sie sich für eine sehr lange Zeit nicht wiedersehen würden und dass, wenn der Tag kommen würde, sie ihn verstehen könnten. Der ehemalige Hauptmann war noch nie gut darin, sich richtig von jemanden zu verabschieden und das hatte sich hier auch nicht geändert.

Erst wollte der Dunkelhaarige nach Craven suchen, wenigstens herausfinden, wo er war und wie es ihm ging, doch dann wurde ihm abermals schmerzlich bewusst, dass dieser Körper fremd, ja anders war. Und was, wenn er nur etwas wieder aufreißen würde, was der andere bereits vergraben hatte? Es war fast schon zu riskant für den Halbork, doch ziellos durch die Städte zu irren wollte er auch nicht.
Kurz blitzten Ideen auf, die Zhentarim hatten Interesse an ihm gehabt, doch es fühlte sich falsch an, er hatte nicht mehr die Ruppigkeit, die in der Vergangenheit ihm verholfen hätte, sich der Organisation anzuschließen. Was er jedoch in dieser neuen Hülle gelernt hatte, war gerechter zu sein und vor allem zu helfen und das nicht nur für Gold.
Die Harper kannten ihn vage, er hatte nicht weiter ausgeschmückt, wieso er ihnen beiwohnen wollte und sie stellten nicht allzu viele Fragen, als sie ihm einen kleinen Anstecker reichten und ihm bereits die erste Mission mitteilten….oder zumindest, wo er weitere Anweisungen bekommen würde. Jemand Erfahrenes würde sich seiner annehmen und ihn rekrutieren. Fynn musste beinahe auflachen, nie hätte er gedacht, dass er von irgendwem ausgebildet werden müsste.
Doch er hatte sich auf die Zunge gebissen, stumm genickt und reiste zum Bargewright Inn.
Allein zu reisen war schneller, man musste auf niemanden warten, musste nur seine eigene Haut schützen und der Halbork war gut darin, sich im Verborgenen zu halten, wenn es darauf ankam.
Schnell hatte er sich einen kleinen Tisch ergattert, im hinteren Teil der Taverne, die gelben Augen zum Eingang gerichtet, wenn nicht gerade die Besucher die Sicht versperrten. Ein Humpen Bier stand vor ihm, den er hin und wieder vor sich herschob, ehe er ihn mit einem Male leerte.
Er wusste nicht einmal, worauf er achten sollte, sie hatten nur gesagt, dass ein Tiefling ihn hier treffen würden, hatten ihm einen Satz eingetrichtert, den er antworten sollte und mehr Informationen wurden bewusst ausgelassen.
Ein Gähnen huschte über das müde Gesicht, hatte er die Augen kurz geschlossen, nur um sie wieder schließen zu wollen, als er aus dem Augenwinkel heraus eine Gestalt erkannte, die sich auf seinen Tisch zubewegte.
Ungläubig musterte er das Gesicht, die Hörner, die dunklen Haare. Craven! Es war, als hätte sich nichts geändert, als wäre die Zeit stehengeblieben. Er konnte die dunklen Ränder unter den nur allzu bekannten gelben Augen erkennen, Stoppeln, die sein Gesicht umrahmten.
Innerlich wurde Fynn heiß und kalt, dass er fast seine Worte nicht wahrnahm, sein Mund fühlte sich auf einmal viel zu trocken an, dass es etwas länger dauerte, bis er seine Antwort grummelte.
War er etwa derjenige, der ihn rekrutieren sollte?!
Fynn konnte es kaum glauben, konnte das alles gerade kaum glauben. Vielleicht war er eingeschlafen?
Der Halbork musterte die ausgestreckte Hand, als ihm bewusst wurde, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Sollte er seinen Namen nennen? War das zu viel? Craven schien eine neue Nische gefunden zu haben, eine, wo er erfolgreich war. Bestimmt auch glücklich. Würde er ihn in diesem Körper überhaupt wollen?
„Ehm…Percy, gleichfalls.“, Fynn räusperte sich, nahm die Hand des anderen entgegen und wollte sie fast gar nicht mehr loslassen wollen.
Hoffentlich würde Percy es ihm nicht übelnehmen, dass er seinen Namen stahl, ihm war kein besserer eingefallen.
„Ich…habe noch kein Zimmer genommen, nein, wollte auf dich warten.“, erwiderte er knapp, konnte nicht anders, als immer wieder den anderen zu mustern.
Alles in ihm schrie beinahe, es war zu viel, er spürte, wie sein Körper überfordert war.
„Ich rede eh nicht viel, also werden die von mir nicht viel rauspicken können.“, fügte er hastig hinzu.
Fynn wollte Craven reden hören, er wollte nicht, dass er aufhörte. Er hatte ihn so lange nicht mehr gehört. „Du…machst das schon lange?“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Mi Nov 01, 2023 11:01 pm

„Percy der Halbork?“, fragte Craven belustigt und lächelte schief, ein leises Glucksen auf den Lippen. Er hatte erwartet, dass ein Halbork einen etwas bedrohlicheren Namen trug, aber sein Gegenüber war sowieso nicht ganz, was er sich vorgestellt hatte. So unruhig und nervös wie er aussah. Was war bloß los mit ihm? Jemand, der sich einer Geheimorganisation anschließen wollte, durfte nicht so sprunghaft sein! Vielleicht musste Craven ihn doch genauer auf Herz und Nieren prüfen, als er ursprünglich gedacht hatte. Seine kurzangebundene Art, wie er ihn musterte, wie er gestikulierte, das alles kam Craven bekannt vor, aber er konnte nicht zuordnen woher. Für den Moment ließ er die Grübelei fallen und widmete sich ganz dem neuen Rekrut.
„Mir wirst du aber ein bisschen erzählen müssen, Percy. Immerhin bin ich hier, um dich auf Herz und Nieren zu prüfen.“
Seine Stimme war aufgesetzt ernst, aber er konnte nicht lange, ohne ein schiefes Grinsen zu ziehen. Craven hatte sich angewöhnt, nichts zu ernst zu nehmen, es war ein Verteidigungsmechanismus, denn wenn er nichts ernst nahm, dann konnte ihn auch nichts berühren. Nichts konnte ihm Schmerzen zufügen, keine Erinnerung an Fynn, die ihm tief in die Seele schneiden konnte. Eilig schüttelte der Tiefling die Gedanken von sich, immerhin hatte der Neuling ihm eine Frage gestellt.
„Ehrlich gesagt, nein“, gestand er Percy und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Seit ungefähr einem Jahr erst“, fügte er hinzu und nahm einen Schluck von seinem Bier.
„Aber keine Sorge, ich weiß, was ich tu!“
Eine beschwichtigende Geste, dann musterte er den Halbork noch einmal genauer. Er war kein Fleischhaufen, aber von dem, was Craven sehen konnte, war er sich sicher, dass der andere zu kämpfen vermochte. Er selbst erweckte diesen Eindruck vermutlich eher weniger. Dafür hatte Craven ja Mherzad und seine Magie.
„War ein wenig auf Abenteuerreise in den letzten Jahren und hab jemanden von den Harpern kennengelernt. Als meine Gruppe und ich in Phandelver durch waren mit dem Helfen….“
Er zuckte mit den Schultern.
„Wusste nicht so ganz, was ich mit meinem Leben anfangen sollte und was die Harper machen, erschien mir sinnvoll. Also hab ich mich angeschlossen.“
Craven wusste, dass es nicht die nobelsten Gründe waren, aus denen er sich angeschlossen hatte, eher ein fehlender Sinn in seinem Leben. Aber er konnte besser ehrlich mit Percy sein.
„Wieso man sich anschließt ist auch weniger wichtig, nur, dass man es tut.“
Lapidar winkte er ab, damit seine Worte bloß nicht allzu bedeutungsschwanger wirkten. Dann prostete er Percy zu.
„Das könnte die letzte Nacht sein, wo wir noch ein wenig Spaß haben können“, grinste er.
„Wieso bist du hier, hm? Was hat dich hierher verschlagen, Percy?“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Do Nov 02, 2023 12:28 am

Es fühlte sich nicht ganz richtig an, dass er mit einem anderen Namen angesprochen wurde, doch er musste sich schnell damit abfinden, allein schon, damit er nicht ausversehen nicht darauf reagierte, wenn der andere ihn in Zukunft ansprach.
Er musste so lächerlich rüberkommen, wahrscheinlich wie ein blutjunger Typ, der nichts auf dem Kasten hatte, doch Fynn schüttelte diese Sorgen schnell ab, lauschte lieber der Stimme seines Gegenübers, auch, wenn er nicht besonders erfreut darüber war, dass er irgendwann etwas über sich erzählen sollte. Kreativ war er noch nie gewesen, doch vielleicht war es auch gar nicht nötig den anderen zu belügen.
Seine spitzen Ohren hatten sich aufgestellt, als der Tiefling begann zu erzählen, saugte jedes seiner Worte auf, während die gelben Augen gebannt sein Gesicht musterten, wie seine Mundwinkel sich bewegten, seine Augenbrauen je Wortwahl zuckten und wie gespielt gleichgültig er alles versuchte rüberzubringen. Er hatte sich wirklich nicht allzu stark verändert.
Fynn blickte kurz überrascht drein, weitete seine Augen für einen Augenblick, als Craven ihm erzählte, dass er mit einer Gruppe unterwegs war, dass er irgendwo seinen Platz gefunden hatte, ja sogar Freunde. Es erfüllte den Halbork mit Stolz. Zu wissen, dass Craven auch ohne ihn gut auskam, sicherlich war er glücklich und zufrieden mit seinem neuen Leben.
Es war fast schon bittersüß, doch bevor er sich noch auffälliger verhielt, nickte er nur verständnisvoll. „Dann hast du ja was gefunden, was dir zusagt.“, murmelte seine dunkle Stimme leise und er nippte an seinem Bier.
Welche Gründe auch immer man hatte, war ohnehin egal, er wusste, dass Craven kein Typ war, der alles vorausplante, umso angenehmer war es zu sehen, dass er nicht ziellos durch die Welt irrte.
„Ich bin mir sicher, dass noch viele weitere Nächte auf uns warten.“, ein schmales Lächeln umrahmte seine markanten Züge und er nickte ihm mit seinem Humpen entgegen.
Am liebsten hätte Fynn nur noch getrunken, denn die nächste Frage wollte er nicht unbedingt beantworten. Dann wiederum brauchte er dem Tiefling auch nicht alles zu sagen.
„Ich…war wohl auch irgendwo ziellos. Hab eine Weile mit einem Trupp mich um Riesen gekümmert, die das Land plagten, haben hier und da geholfen. War aber doch nichts für mich…hatte noch einige persönliche Dinge zu klären. Harper haben ein gutes Bild von mir, haben denen schon einige Male geholfen, war also das Nächstbeste, was mir in den Sinn gekommen ist.“, Fynn zuckte ebenfalls mit seinen Schultern.
„Ich…hab einiges an Erfahrung, du musst nicht viel an mir prüfen, ich sehe nur grün aus, ich bin alles andere als grün hinter den Ohren, K- Craven.“, der Halbork biss sich auf die Unterlippe, er musste aufpassen, wie er sich ihm gegenüber verhielt. „Wenn du irgendwelche Details wissen willst…wenn hier die Falschen Augen und Ohren haben, mache ich das lieber nicht hier.“

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Do Nov 02, 2023 2:41 pm

So langsam schien Percy zu mindestens seine Nervosität etwas abzulegen, aber ob die kurz angebundene Grimmigkeit Craven wirklich besser gefiel? Eigentlich schon. Craven musste sich ein leichtes Grinsen verkneifen, als er das realisierte. Schon lange hatte er sich mit niemandem mehr spielerisch streiten können. Nicht, seit Fynn- Er beendete den Gedanken, bevor er ihm wehtun konnte. Aber der Schaden war angerichtet, je mehr der Halbork sprach, desto mehr zementierte sich in ihm der Eindruck, dass Percy ihn an Fynn erinnerte. Die Art wie er sprach, gestikulierte, ja sogar seine Mimik, das alles wirkte so vertraut, dass es Craven einen Stich im Herzen versetzte.
„Riesen? Die Dinger gehören auch ausgerottet“, antwortete Craven ihm mit etwas zu viel Inbrunst und Hass, dass er selbst schnell wieder sein Gesicht im Bierkrug vergrub. Verdammt, vielleicht war es sowieso besser, wenn er diesen Abend nicht ganz nüchtern bestritt. In einem Zug leerte er das restliche Bier und winkte die Kellnerin für eine weitere Runde heran.
„Wenn das so ist, dann ist doch gut, dass du dich den Harpern angeschlossen hast! Und nicht den Zhent.“
Craven hatte sich dabei über den Tisch gebeugt und mit gesenkter Stimme gesprochen. Alkohol hin oder her sollte er sie nicht direkt am ersten Abend den Zhentarim preisgeben. Aber jetzt schon in ihre Bleibe zu flüchten, war doch auch eine solche Verschwendung!
„Wir reden einfach über ein weniger sensibles Thema“, feixte er und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. Langsam begann der Alkohol zu wirken und Craven bestellte noch ein weiteres Bier für sich und seine neue Bekanntschaft.
Es war einfacher, über Belanglosigkeiten zu reden, über jeden neuen Gast, der die Taverne betrat oder über die, die bereits hier waren. Zwei Stunden später war Craven angetrunken und die Taverne leerte sich langsam. Zeit also, in ihre kleine Wohnung heimzukehren, bevor sie wirklich zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden.
„Weißt du, Percy, du bist echt ganz okay“, lallte er ihm mit einem Lachen entgegen, während sie in die kalte Nachtluft hinaus traten. Er konnte noch gerade gehen, aber mit einem Lachen legte er dennoch den Arm um seine Schulter.
„Keine Sorge, das wirkt besser“, hauchte er ihm ins Ohr und setzte einen Huf vor den nächsten. Sie mussten den Fluss überqueren und noch etwas weiter in den ärmeren Teil der Stadt, aber der Mond schien heute hell und zu zweit war es einfacher, sich mit sicherem Gefühl durch die Straßen zu bewegen. Sie waren einfach zwei Freunde, die nach einem langen Abend in der Taverne nach Hause zurückkehrten. Keine Harper-Agenten in Sicht. Sie waren beinahe in ihrem Versteck angekommen, als Craven innehielt.
„Weißt du was, Percy? Ach, scheiß drauf.“
Craven blieb stehen und brachte sich mit einer trunkenen, fast schon eleganten Geste vor dem Halbork in Position. Er war so lang einsam und allein geblieben, dass der Kuss etwas ungeübt war, den er ihm auf die Lippen drückte. Percy schmeckte nach Bier und etwas Vertrautem und vor allem schmeckte er nicht nach einem Fehler.
„Wir sind fast zuhause, wir könnten-„
Wag es nicht, Craven, wir haben einen Deal!
Die scharfe Stimme, die plötzlich durch seinen Schädel zuckte, ließ den Tiefling unverzüglich von dem anderen ablassen. Die Angst stand ihm für einen kurzen Augenblick ins Gesicht geschrieben, bevor er sich mit einer schnellen Bewegung von Percy abwandte.
„Tschuldige, das war etwas zu viel“, murmelte er, während sein Herz in seiner Kehle klopfte. Dass er so lange niemandem nahe gekommen war, war hauptsächlich seiner Trauer über Fynn geschuldet gewesen, dass man fast vergessen konnte, dass Mherzad ihm ein sehr reelles Verbot auferlegt hatte. Eines, das er soeben gebrochen hatte. Der Lich würde so zornig mit ihm sein, dass sich sein Magen umdrehte.
„Ich hatte zu viel Bier, tut mir leid“, winkte er Percy eilig ab.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Do Nov 02, 2023 6:47 pm

Fynn war gar nicht in den Sinn gekommen, ob der Tiefling wusste, ob und wie er damals gestorben war. Ob ein Spähtrupp ihre Leichen gefunden und geborgen hatte? Ob jemand von der gescheiterten Mission berichtet hatte? Nun, eines war klar, Craven musste irgendwie herausgefunden haben, dass sein Hauptmann nicht mehr war und nun fand er sich doch wirklich hier wieder, an einem anderen Ort, in einer anderen Branche.
Noch nie war es dem Halbork so schwer gefallen seine Ruhe zu bewahren, doch das Bier hatte geholfen und als sie über belanglose Dinge begangen zu sprechen, versuchte er seine Geschichten auf die Zeit zu limitieren, die er in diesem Körper verbracht hatte.
Es war gar nicht so schwer, alles war noch frisch genug, dass die Erinnerungen nicht mit alten Geschichten vermischten, zu seinem Vorteil.
Doch der Dunkelhaarige hielt sich trotzdem zurück, lauschte lieber der Stimme des anderen, während er sein Gesicht im Humpen verbarg. Worte konnten nicht beschreiben, wie sehr diese Stimme ihm gefehlt hatte. Es war beinahe so, als ob seine Ziellosigkeit, seine innere Unruhe langsam zu verwischen schien, jetzt, wo er Craven endlich wiedergefunden hatte. Da war es beinahe egal, dass er für den Gehörnten nichts weiter als ein Fremder war.
Die ersten Sorgen, dass der Alkohol seine Zunge lockern würde, waren schnell verfallen, Fynn wusste, dass er Alkohol gut vertragen konnte und ein bisschen angetrunken zu sein konnte ihm wohl auch nicht schaden. Er merkte, wie er sich nach und nach entspannte, wie er einfach den Moment auf sich einprasseln ließ und beinahe die Zeit vergaß. Der Tiefling war da ein bisschen angeheiterter, doch das war vielleicht war besser so, denn jeder noch so kleine Versprecher würde in diesem Zustand wenigstens nicht allzu stark auffallen.
Als die Massen weniger wurden, hatten sie sich auf aufgemacht die Schenke zu verlassen, traten in die kühle Nachtluft hinaus. Fynn wusste nicht genau, wo sie hingehen sollten, doch sein Begleiter würde schon den Weg weisen können…hoffentlich.
„Dich kann man auch ganz gut ertragen.“, entgegnete der Halbork trocken, gefolgt von einem Lächeln. Der fremde Arm um seine Schulter fühlte sich alles andere als fremd an und er hätte am liebsten den schmalen Körper näher zu sich herangezogen.
„Ich mach mir keine Sorgen.“, fügte er anschließend hinzu, den anderen vielleicht ein wenig zu lang für den Moment beäugend, ehe die gelben Augen sich auf die Straße fixierten.
Welch eine seltsame Situation es doch war- Craven war ihm so unglaublich nah, dass er am liebsten hier und jetzt diesem Unfug ein Ende gesetzt hätte, ihm die Wahrheit offenbarte. Doch etwas in ihm sträubte sich dagegen, sorgte sich darum, dass der andere es vielleicht nicht glauben würde oder ihn so gar nicht erst wollte. Vielleicht brauchte es nur ein wenig Zeit? Auf ewig könnte Fynn diese Scharade ohnehin nicht aufrechterhalten, da war er sich mehr als nur sicher.
Zaghaft hatte er seinen Arm um die Taille des Tieflings gelegt. „Jetzt ist’s authentischer.“, murmelte er räuspernd.
Sie waren ein Weilchen gegangen, die Stadt schien beinahe wie ausgestorben und dennoch hielt Craven auf einmal inne. Hatte er etwas oder gar jemanden gesehen?
Fragend schielte der ehemalige Hauptmann zu dem anderen, verstand nicht ganz, was er mit seinen Worten meinte, als zu seiner Überraschung sich die Lippen des Tieflings auf seine legten.
Craven schmeckte so vertraut, schmeckte nach Zuhause, nach Geborgenheit und eine Zeit, die er viel stärker wertgeschätzt hätte, hätte er gewusst, wie schnell sie vergehen würde. Fynn wollte am liebsten den Kuss erwidern, ihn gar nicht mehr loslassen, doch so plötzlich wie er ihn geküsst hatte, so schnell hatte er sich auch wieder von ihm losgerissen.
Als sich ihre Blicke trafen, konnte er die Angst in den gelben Augen erkennen und merkte, wie es ihm einen Stich im Herzen versetzte. War er es? War es seine Art?
„Ehm…alles gut, Alkohol ist wohl zu Kopf gestiegen.“, Fynn versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, während er einen Fuß vor den nächsten setzte. Unauffällig fuhr er mit seinen Fingern über die Hauer, die aus seinem Mund herausragten. Das musste ihn wahrscheinlich abgestoßen haben, wahrscheinlich war er einfach nicht das, was Craven wollte, alles an ihm war so anders, so falsch. Er war wohl schlichtweg ein Fremder.
Wahrscheinlich sollte er vielleicht doch niemals die Wahrheit sagen, zum wohle beider. Fynn könnte es nicht ertragen vom Tiefling abgelehnt zu werden. Wieso war dieser Grünschnabel nicht einfach nur ein Zeitvertreib für ihn gewesen, wieso mussten solche starken Gefühle im Spiel sein?
Der Halbork hatte kein weiteres Wort gewechselt, wartete stumm, dass Craven die Tür zu ihrem Schlafplatz öffnete und ihm zeigte, welches Bett er für die Nacht haben könnte.
„Bis morgen dann…“, er wollte bei ihm bleiben, doch noch saß dieser Moment zu tief in den Knochen, er hatte noch nie Craven so vor ihm zurückweichen sehen.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, fühlte er sich wie der letzte Idiot auf Erden. Vielleicht war diese Harper Sache ein Fehler, vielleicht sollte er diese Nacht einfach wieder abhauen, Craven brauchte keine Geister aus der Vergangenheit. Doch er wollte nicht gehen, er wollte bei ihm bleiben, selbst, wenn es nur von kurzer Dauer war.

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BeitragThema: Re: In Control   In Control - Seite 2 Icon_minitime1Do Nov 02, 2023 11:47 pm

Cravens Herz pochte in seiner Brust, als wenn es gleich herausspringen würde. Noch nie hatte er in den letzten fast zwei Jahren darüber nachgedacht wie es wäre, wieder jemandem nah zu kommen, und sei es nur für eine kurze lusterfüllte Nacht. Er hatte sich damit abgefunden, dass niemand jemals Fynn würde ersetzen können. Jetzt hatte es ihm dieser Halbork auf den ersten Blick angetan und das Gefühl von Verlust hatte sich zum ersten Mal schmerzlich in seine Brust eingepflanzt. Aber wie erholte man sich von dieser Situation überhaupt noch? Percy schien es zu mindestens mit so viel Würde zu verkraften wie irgendwie möglich. Der Tiefling wusste nicht, was er sagen sollte, um die Situation zu entschärfen. Konnte er morgen einfach so tun, als wenn er sich an nichts erinnerte? Als wenn der Alkohol diese unangenehme Situation fortgewischt hatte? Er konnte ihm ja schlecht sagen, dass ein mächtiger Lich ihn in seinen Fängen hatte und nicht zuließ, dass sein Spielzeug sich woanders austobte. Craven wollte etwas sagen und diese unangenehme Stille zwischen ihnen brechen, aber keine Worte wollten seiner Kehle entfliehen. Also führte er Percy nur zu dem kleinen Haus, das die Harper für sie bereitgestellt hatten, kramte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und ließ sie in die kleine Bleibe. Sie hatten mehr als ein Schlafzimmer und während Craven noch vor einer halben Stunde gedacht hatte, dass sie das Bett teilen könnten, mussten sie sich jetzt in ihre eigenen kleinen Zimmer zurückziehen.
„I-Ich….Schlaf gut“, murmelte er der mittlerweile geschlossenen Tür entgegen. Er wollte sich nicht umdrehen und alleine in dieses Bett krabbeln. Sobald er seine Augen schloss, würde Mherzad ihn dieser Welt entreißen und dann war er ihm ganz ausgeliefert. Er wusste, was ihn dort erwarten würde und seine Brust zog sich vor Angst zusammen. Sollte er Percy erklären, dass er sich nicht seinetwegen von ihm abgewandt hatte? Aber wo sollte er überhaupt beginnen? Für einen Moment verharrte er noch vor der Tür, bevor er sich abwandte und schweren Herzens in sein Zimmer schlich. Der viele Alkohol legte sich mittlerweile schwer in sein Blut und Craven glaubte nicht, dass er sich dem Schlaf noch lange widersetzen konnte. Craven hockte auf dem Bett, die Beine eng an den Körper gezogen und das Kinn auf seine Knie gestützt in der Hoffnung, dass er nicht so schnell einschlafen würde, wenn er sich nicht hinlegte.
Aber Schlaf kam über ihn und Craven hatte keine Wahl. Er wusste, dass es nicht nur unangenehme Träume sein würden, die ihn diese Nacht heimsuchen würden. Stattdessen fand er sich in Mherzads Domäne wieder, als er die Augen aufschlug. Er blieb wie angewurzelt vor seinem Thron stehen, wagte es nicht, auch nur einen Schritt näher auf ihn zuzugehen.
„Es ist nicht fair“, presste er zitternd hervor, wohlwissend, dass er hier keinerlei Macht hatte.
„Du hast deine Hälfte des Deals nie eingelöst! Fynn ist tot und ich bin allein mit dir!“
Seine Stimme war angeschwollen, aber die Furcht in seinen Knochen hatten ihn an Ort und Stelle festgefroren.
„Es kann dir doch egal sein, mit wem ich tagsüber mein Leben verbringe!“

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