Danger Danger
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High Voltage
 
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 Eichenherz

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Kauzi
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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 10, 2019 9:00 pm

Die Stille, die von Arngrims ungläubigen Worten durchbrochen wurde, lastete schwer auf Minas Ohren. Seinen Ton konnte sie im ersten Moment schwer einordnen, aber er klang nicht zornig oder erbost über ihr Geständnis. Estrid musste wohl recht gehabt haben, der Thorwaler schien sie nicht verstoßen zu wollen, jetzt, da er die Wahrheit über sie erfahren hatte.
„Ich wünschte, ich würde so einen Zauber beherrschen, der hätte mein Leben um einiges erleichtert“, lachte Mina mit einer gewissen Trauer in der Stimme. Illusionszauber, die ihr das Leben erleichtert hätten, gab es sicherlich, aber die lehrte ihre Akademie nicht und als einfacher Novize an die entsprechenden Lehrbücher zu kommen war ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. So war sie nur mit einfachen Mitteln ausgestattet gewesen, um die Herren der Schöpfung an der Nase herumzuführen, aber bis jetzt war das immerhin auch gut gegangen.
„Vielleicht sind Magierkerle“, zitierte sie belustigt das Wort, das Arngrim verwendet hatte, „ja auch doch so und ich habe nur besonders gut geschauspielert.“
Arngrims einfache Art und Weise machte es Mina sehr leicht, ihre Sorgen und Bedanken hinfort zu wischen und spätestens, als Arngrim ihr Kinn anhob und sie in die leuchtend grünen Augen blickte, machte ihr Herz sowieso einen kleinen Hüpfer. Ihren Namen aus dem Mund von jemand anderem als ihr selbst zu hören, das war ewig nicht mehr vorgekommen und sie hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sie das vermisst hatte. Vielleicht war es töricht, Menschen in ihr Geheimnis eingeweiht zu haben, aber für den Moment konnte sie nicht anders, als die Zwischenmenschlichkeit und Wärme zu genießen.
„Ich mag dich auch, Arngrim“, erwiderte sie mit leicht errötenden Wangen und erwiderte seinen Kuss.
„Ich habe Estrid die ganze Geschichte heute schon mal erzählt, noch einmal möchte ich das heute ehrlich gesagt nicht aufwärmen. Wir haben in den nächsten Wochen so viel Zeit, da kann ich dir die ganze Geschichte von Anfang an erzählen, ja?“
Sie schenkte dem Hünen einen bittenden, aber ernsten Blick. Arngrim mehr als jeder andere würde vermutlich innerhalb der nächsten Wochen viel über sie erfahren und sie musste den Moment nicht zerstören, indem sie ihn jetzt und hier mit all ihrer Vergangenheit belastete.
„Du bist ein ganz schöner Charmeur, weißt du das?“
Mit einem peinlich berührten Lächeln erhob sie sich, den Mann dabei leicht von sich drückend.
„Dann lass ich dich mal in Ruhe baden, ich hab dir das Wasser nochmal heiß gemacht. Außerdem hattest du was von einem großen Bett erzählt?“
Ihre Augen leuchteten bei den Worten auf, allerdings meinte sie, einen Hauch Enttäuschung in Arngrims Gesicht zu lesen, die er nicht ganz verstecken konnte. Kritisch musterte sie ihn, besorgt, etwas Falsches gesagt zu haben.
„Alles in Ordnung? Du wirkst nicht ganz glücklich.“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 10, 2019 10:52 pm

Vielleicht hatte sie ja Recht und all die Magier, die gerade keine Frau waren, hatten sich genauso benommen und verhalten, nur, dass sie das sehr gut schauspielern konnte. Arngrim wusste es selbst nicht genau und nahm einfach hin, dass die junge Frau einfach sie selbst war und vielleicht einiges, was sie ihm erzählte und wie sie sich ihm gegenüber gab, nicht einfach nur reines Vorgaukeln war. So etwas hätte er bestimmt gespürt!
Dass Mina ihn ebenfalls mochte, erfüllte sein Herz mit so viel Wärme, dass er glaubte innerlich zu glühen und die sanften Küsse breiteten dieses wohlige Gefühl noch ein wenig mehr aus; etwas, was der Thorwaler noch nie mit solch einer Intensität verspürt hatte!
Er wollte fast gar nicht, dass die Lippen von seinen abließen, hätte diesen angenehmen Moment sehr gerne noch ein wenig länger genossen, doch schon hatte sich die Magiern von ihm gelöst und begann zu sprechen.
„Ach!“, der Seemann winkte kopfschüttelnd ab. „Ich hab dir ja gesagt, dass du mir das irgendwann auf der Reise erzählen kannst, mach dir darum keine Sorgen!“, ein sanftes Lächeln lag auf den schmalen Lippen. Es wunderte Arngrim nicht, dass seine Schwester irgendwie schneller dahinter gekommen war und das Herz der Kleineren erweichen konnte, dass sie sich ihr zuerst anvertraute. Estrid hatte schon immer ein verdammt gutes Gespür für alle um sie herum, man konnte nie ein Geheimnis vor ihr haben und Lügen konnte sie ohnehin direkt aufdecken und einen ordentlich dafür in die Mangel nehmen! Aber es war gut, dass seine Schwester sich Mina angenommen hatte, sicherlich tat es der jungen Dame selbst einmal gut. Zumindest wirkte dies so.
Die nächsten Worte rissen den Thorwaler jedoch schnell wieder aus seinen Gedanken. Charmeur? So hatte ihn wohl noch nie irgendwer genannt! „Wirklich? Dann warte mal, bis ich meinen Charme ganz ausgepackt habe!“, lachte der Größere, Minas Gesicht betrachtend. „Du bist die Erste, die so etwas zu mir sagt.“, fügte er mit etwas leiserer Stimme hinzu. Es tat irgendwie gut zu wissen, dass er einen gewissen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen hatte, immerhin mochte er die Dunkelhaarige wirklich viel zu sehr, als dass es ihm jemals egal sein könnte, ob er gut oder schlecht in ihren Augen dastand.
Allerdings schien er nicht genug Charme verbreitet zu haben, dass sie sich nun doch entschieden hatte, ihn zu verlassen und alleine dieser öden Aktivität des Badens zu überlassen, dass er nicht anders konnte, als ein wenig enttäuscht sie anzublicken, als sie ihn doch wirklich einfach so hier alleine lassen wollte. Wahrscheinlich war er wieder ein wenig zu aufdringlich gewesen.
Verwirrt hatte es den Blondschopf jedoch schon, dass seine Enttäuschung wohl zu deutlich nach Außen durchdrang, dass es Mina Sorgen bereitete.
Hastig schüttelte er den Kopf, um ihr zu versichern, dass sie nichts Falsch gemacht. „Nein, nein! Alles ist in Ordnung, ich hab nur…“, er hielt kurz inne, ließ die Augen zum Zuber wandern. Ein schweres Seufzen entwich seiner Kehle. „Hmmjaaa, das klingt bestimmt echt dumm aber ich habe irgendwie gehofft, dass du mit mir gemeinsam badest…“, murmelte er in seinen Bart hinein, Mina dabei mit großen Augen entschuldigend anblickend. Es wäre sicherlich ein schöner Zeitvertreib gewesen. „Aber vielleicht ja beim nächsten Mal!“, fügte er hastig hinzu, ihr ein sanftes Lächeln schenkend. „Ich beeile mich einfach mit dem Baden, dann musst du nicht alleine im großen Bett erfrieren!“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 11, 2019 5:53 pm

Überrascht hob Mina eine Augenbraue. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass niemand Arngrim sonst schon mal gesagt hatte, wie charmant er war? Er war so offen und herzlich, dass man sich in seiner Nähe nur wohlfühlen konnte und Mina war sich sicher, dass er sich nicht nur in ihrer Nähe so benahm. Arngrim war einfach durch und durch freundlich bis in seinen innersten Kern und zu mindestens die anderen Leute auf dem Schiff schienen das ähnlich gesehen zu haben.
„Das war noch nicht dein ganzer Charme? Dabei hast du dich doch permanent an mich rangemacht“, lachte Mina leicht und winkte mit einer Hand ab. Die Wärme im Bad machte sie langsam wirklich träge. Immerhin hatte sie anstrengende Tage vor und hinter sich, sodass sie eine Nacht erholsamen Schlaf gut brauchen konnte.
Jetzt aber wollte sie wenigstens noch wissen, was Arngrim so bedrückte, dass er sie so missmutig anblickte. Als sie seine Worte vernahm, wurde ihre Gesichtsfarbe gleich etwas dunkelroter. War das etwa alles, woran Kerle ständig dachten? Jetzt, wo er wusste, dass sie eine Frau war, wollte er sie direkt nackt sehen?! Das hätte er wohl gern so! Entrüstet erhob sie sich und versetzte Arngrim einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Männer denken auch immer nur an das eine!“, schnaufte sie und drehte sich auf dem Absatz um, um in langen Schritten zur Tür zu stampfen. Erst, als sie beinahe aus der Tür war, erweichten sich ihre Züge etwas und sie wandte sich noch einmal kurz zu dem Thorwaler um, nicht ahnend, dass er sich bereits für sein Bad fertig machte und sich begann, auszuziehen.
Es war nicht so, dass Mina noch nie in ihrem Leben einen nackten Mann gesehen hatte. Wenn man in einer Akademie studierte, die ausschließlich für Männer gedacht war, blieb das nun mal nicht aus. Aber bei Arngrim war nun einmal alles proportionell zu seiner Körpergröße und das entlockte Mina doch eine leichte Gesichtsentgleisung.
„Ich warte dann im Zimmer auf dich“, brachte sie noch mit etwas erschrockener Stimme hervor, bevor sie die Tür eilig hinter sich zuzog und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. In nur einer Woche war ihr so viel passiert, dass es ihr immer noch surreal vorkam. Noch vor kurzem schien ihr Leben in der Armee klar und unerbittlich vor ihr zu liegen, nun war sie auf einmal in Thorwal, hatte ihr innigstes Geheimnis mit zwei draufgängerischen Nordmännern geteilt und hatte einem Seemann anscheinend den Kopf verdreht. Wo sollte das noch hinführen? Estrid musste gemerkt haben, dass sie etwas durch den Wind war, als Mina sie nach ihrem Zimmer fragte und ließ ihr noch einen Kräutersud und ein wenig Brot da, bevor sie sie allein mit sich und ihren Gedanken ließ.
Das Zimmer wurde Arngrims Schwärmereien durchaus gerecht. Das Bett war groß und aus massivem Holz und sah äußerst bequem aus. Vorsichtig ließ Mina sich auf die dick gefüllte Matratze sinken und knabberte an dem frischen Brot. War sie zu harsch zu Arngrim gewesen? Aber manchmal konnte sie sich einfach nicht zusammenreißen, wenn jemand so fordernd war. Sie hatte einfach nie gelernt, mit so etwas umzugehen. Seufzend erhob sie sich. Sicherlich würde der Thorwaler noch etwas länger baden und sie wollte den Moment der Ruhe nutzen, um sich nun doch von ihrer Bandage zu befreien. Die Katze war sowieso aus dem Sack und es machte keinen riesigen Unterschied. Sie zog sich ihr Leinenhemd über den Kopf und begann umsichtig, die Bandage zu lösen und aufzuwickeln. Das letzte Mal hatte sie diese Arbeit ganz sicher nicht ausgeführt, aber wenigstens für den Moment fühlte sich ihr Brustkorb befreit an.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 11, 2019 8:40 pm

Ein Teil von ihm hatte erwartet, dass Mina sich vielleicht doch bereit erklärt hätte, noch ein bisschen bei ihm zu bleiben, ein anderer konnte jedoch verstehen, wenn sie sein Angebot ausschlug und bereits zu Bett ging.
Dass sie ihm jedoch gegen den Hinterkopf schlug hatte er eher nicht erwartet. Überrascht zog der Thorwaler seinen Kopf ein, gefolgt von einem Auflachen. „Das stimmt ja gar nicht! Ich denke auch an viele andere Dinge!“, gab er protestierend zurück. Wobei er innerlich wusste, dass sein Kopf gerne mal über unschuldige Gedanken hinausging und eigentlich musste Mina dies auch mittlerweile wissen, immerhin war es noch nicht allzu lange her, seit sie in seinen Kopf geblickt hatte.
Aber was sollte er schon machen?
Der Blondschopf zuckte lediglich mit den Schultern und begann sich aus der restlichen Kleidung zu schälen, die er Estrid vielleicht auch zum Waschen geben sollte. Nicht, dass er es nicht konnte, aber er wollte ungerne Zeit vergeuden, die er auch mit Mina hätte verbringen können!
Das letzte Kleidungsstück war gefallen und in dem Moment hatte sich die Magierin von ihm verabschiedet, welcher er lächelnd hinterher winkte, ehe er in den großen Zuber stieg.
Arngrim konnte nicht leugnen, dass ein Bad wohl mehr als nur nötig war. Es tat gut die Knochen noch einmal ordentlich zu erwärmen und sich vom restlichen Schmutz, den er auf seiner Reise angesammelt hatte, zu befreien, der noch auf dem muskulösen Körper haftete. Sein Haar war mittlerweile grauenvoll und teilweise verfilzt und wenn er sich so über seinen Kopf fuhr, mussten eigentlich die Seiten noch ordentlich nachrasiert werden. Der Seemann würde sich einfach irgendwann auf ihrem Weg sich darum kümmern, doch heute war nicht der Tag.
Mit einem schweren Seufzer tauchte der Blondschopf einmal kurz unter Wasser, nur um zu sehen, wie lange er noch seine Luft anhalten konnte und war nicht enttäuscht darüber, dass seine Lungen immer noch lange ohne zu atmen aushielten.
Ach, alleine machte das ja gar nicht so viel Spaß! Entspannung hatte Arngrim nicht gebraucht, war er doch entspannt genug, und so vieles wäre einfach angenehmer und spaßiger, hätte man jemanden an seiner Seite und dabei dachte er nicht einmal an irgendwelche Sauereien, die er angestellt hätte! Alleine eine helfende Hand, die ihm den Rücken schrubbte, belanglose Unterhaltung und Bläschen blasen im seifigen Wasser, das hätte sicherlich sowohl ihm als auch Mina gut getan!
Aber das sollte nicht seine Laune verderben!

Obwohl der Thorwaler sich nicht außerordentlich viel Zeit gelassen hatte, war dennoch ein wenig Zeit vergangen, als er das mittlerweile lauwarme Wasser verließ und sich ordentlich mit einem frischen Handtuch abtrocknete, als ihm auffiel, dass er dämlich genug war und vorher keine Wechselkleidung mitgenommen hatte oder zumindest, nachdem Mina ihn verlassen hatte, sich diese schnell holte!
Mit einem genervten Stöhnen band er sich das Handtuch so gut es ging um die Hüfte, ehe er hinaus in den Gang eilte, in der Hoffnung, dass er nicht zu vielen Menschen über den Weg laufen würde. Nicht, dass es ihn irgendwie stören würde, doch er wollte ungerne die Gäste seiner Schwester, welche den Anblick eines quasi nackten Thorwaler weder gewohnt noch sonderlich angetan davon waren, vergraulen. Aber da musste er jetzt durch, es sei denn er wollte seine Begleiterin in eine unangenehme Position bringen und einfach in ihr Zimmer platzen.
Was sollte sie dann von ihm denken? Dass er SO aufdringlich war? Nein, das war nicht seine Art und er wollte sie nicht ausversehen vermitteln.
Und so musste er fröstelnd durch die halbe Schenke geistern, bis Iwar bei seinem Anblick lachend das Bier auf den Tresen prustete und zu ihm herantrat. Wenigstens wusste er, dass seine Sachen ihm einigermaßen passen würden und es hatten auch nicht allzu viele Leute den Blondschopf sehen müssen, vor allem jedoch war Arngrim erleichtert, dass Estrid nicht bemerkt hatte, was hier gerade vor sich ging.
Er hatte sich wieder im Baderaum zurückgezogen, wartete geduldig darauf, dass ihm ein paar frische Klamotten gebracht wurden, die er dankend annahm und schnell hineinschlüpfte, dabei jedoch bemerkend, dass jemand ein Oberteil vergessen hatte und seine eigenen Sachen nun endgültig nicht mehr in seinem Besitz waren, sondern im gleichen Schlag von seinem Schwager zum Waschen weggebracht wurden.
Seufzend schlenderten die langen Beine wieder hinaus, sein langes Haar ausnahmsweise mal nicht nach hinten geflochten.
Jetzt hatte ja doch alles eine halbe Ewigkeit gedauert! Bestimmt hatte Mina schon geschlafen!
Unwissend, ob sein Gedanke richtig war, öffnete Arngrim vorsichtig und so leise wie möglich die Tür, spähte fragend hinein, nur um zu sehen, dass das Licht noch zu brennen schien und Mina wach auf dem Bett saß.
Ohne es wirklich kontrollieren zu können, hatte sich bei dem Anblick der Dunkelhaarigen ein breites Grinsen auf das Gesicht des Größeren geschlichen.
„Wie ich sehe hast du es dir schon bequem gemacht.“, summte seine Stimme zufrieden beim Betreten des Raumes. Das Zimmer war häufig so etwas wie sein kleines Zuhause gewesen, wenn er nicht auf See war, doch heute teilte er es das allererste Mal mit einer anderen Person und irgendwie fühlte sich das auf einer ganz seltsamen Art und Weise sehr aufregend an.
Estrid hatte ihnen alles Nötige bereit gestellt, unter anderem einen Kamm, den Arngrim dankend vom kleinen Beistelltisch schnappte und ihm nächsten Moment sich auf das Bett neben Mina fallen ließ. „Ich hab diese Haarpracht seit Tagen nicht gekämmt, bestimmt reiß ich mir gleich alles raus.“, stöhnte der Thorwaler, ehe er den Kamm vorsichtig ansetzte und begann die Blonde Mähne von Knoten zu befreien, dabei hin und wieder zur Dunkelhaarigen schielend. „Aber Abschneiden könnte ich sie niemals!“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 11, 2019 10:27 pm

Die Bandagen endlich loszuwerden war ein befreiendes Gefühl, auch wenn Estrid darauf geachtet hatte, sie dieses Mal nicht so stramm zu ziehen. Zwar fühlte sich Mina immer sehr unwohl ohne ihre Bandagen, aber hier in Thorwal hatte sie andere Sorgen als zuhause. Hier würde sie niemand auf eine Oberweite ansprechen, die sie sich vermutlich mehr einbildete als alles andere. Immerhin waren ihre Brüste selbst ohne ihre Verkleidung kaum vorhanden. Etwas mürrisch blickte Mina auf die beiden kläglichen Dinger hinab, sie kurz abtastend. Immerhin wollte sie keine Verletzungen unbemerkt lassen, die sie eventuell hätte heilen können. Aber sie schien Glück zu haben, die Blessuren, die sie von ihrer langen Tortur davongetragen hatte, waren bereits von ihrem Balsam aufgelöst worden. Vielleicht sollte sie auf der Reise auch darauf verzichten, wenn sie schon einmal die Gelegenheit hatte….Sie konnte kurz vor Andergast immer noch wieder damit anfangen. Schnell zog sie sich ein leichtes Leinengewand über, das ihr fast bis zu den Kniekehlen ging und band es mit einem Stoffgürtel. Zwar trug sie noch eine leichte Hose darunter, aber sie fühlte sich gerade so seltsam befreit wie ewig nicht mehr. Ein tiefes Durchatmen entfloh ihrer Kehle, während sie es sich im Schneidersitz auf dem Bett niederließ. Eine plötzliche Unterbrechung Arngrims musste sie auch nicht mehr fürchten, die Bandage lag nun ordentlich aufgerollt auf einem kleinen Hocker. Die warme Suppe tat ihrem Magen gut; fehlte eigentlich nur noch ein Buch, das sie bei Kerzenschein lesen konnte, bis Arngrim sich wieder zu ihr gesellte. Aber ihr ganzes Hab und Gut hatte sie nun leider in Andergast zurücklassen müssen. Also musste sie sich wohl anders beschäftigen.
Zwar hatte sich Mina einige Kerzen angezündet, um den Raum zu erhellen, die vielen dunkeln Ecken machten sie aber immer noch nervös, sodass sie einen kleinen Flim Flam in ihrer Handinnenfläche heraufbeschworen hatte. Die leuchtende Kugel spendete warmes Licht und umschwebte sie, all die Schatten und Ungeheuer vertreibend, die sich in der Dunkelheit verstecken mochten.
Mina hatte eine Weile lang gedankenverloren mit ihrem Zauber herumgespielt, die Kugel fliegen lassen, als sie Schritte näherkommen hörte. So gedankenverloren war sie gewesen, dass sie die Zeit ganz aus den Augen verloren hatte, aber gefühlt hatte der Thorwaler lang gebraucht, um hierher zu finden!
„Ja, sogar noch bequemer, als ich es normalerweise gewohnt bin, aber wozu noch das Versteckspiel, nicht wahr?“
Sie rückte ein Stück beiseite und machte Platz für den anderen. Ihr Flim Flam schwebte nun über ihnen und stellte sachtes Licht bereit.
„Hast du dich ein wenig abgekühlt?“, fragte sie mit nüchterner Stimme und hob eine Augenbraue leicht an. Tatsächlich hatte sie Arngrim noch nie mit offenen Haaren gesehen, der Anblick war ungewohnt und irgendwie ulkig.
„In Thorwal sind Männer mit langen Haaren ganz normal, was? Ich glaube, ich hatte nicht mal als Kind so eine Mähne!“, gab sie beeindruckt zu. Ihre Mutter hatte ihr früher oft die Haare gekämmt, was sie immer als sehr angenehm empfunden hatte, weswegen sie jetzt nach dem Kamm griff, Arngrim kurz einen fragenden Blick schenkend.
„Darf ich?“, fragte sie, eine gewisse Faszination in der Stimme. Ihre Finger glitten vorsichtig durch die langen Strähnen, versuchten sie etwas zu entwirren. Zu Beginn zuckte Arngrim ein paar Mal zusammen, woraufhin sich Mina jedes Mal eifrig entschuldigte, bis sie schließlich ihre Technik etwas verfeinert und Arngrims Haar leicht entknotet hatte.
„So lange Haare hätte man in der Akademie niemandem erlaubt“, sinnierte Mina. Sumen, die durften mit langen zotteligen Haaren und Bärten durch die Wälder streifen, aber die Magier des Kampfseminars? Undenkbar!
„Stören so lange Haare nicht im Kampf? Ich glaub, mich würden sie stören.“
Etwas nachdenklich fuhr Mina durch ihre eigenen kurzen Haare. Sie wusste nicht, wie sie mit langen Haaren aussehen würde, aber wollte sie das herausfinden?

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 11, 2019 11:12 pm

Mina neben sich sitzen zu haben, strahlte eine angenehme Wärme aus, die sich auf seine entblößte Haut legte und zufrieden stimmte, auch denn die Stimme der Anderen ihn mit noch mehr Zufriedenheit erfüllte.
Er konnte sich denken, wie befreiend es für sie war, sich endlich nicht mehr verstecken zu müssen. Sie musste bestimmt sehr viel auf sich nehmen, um die Illusion zu wahren. Wenn Arngrim ehrlich war, hatte er anfangs gar nicht bemerkt, was anders war, selbst jetzt war ihr Leinenhemd immer noch sehr locker um den Körper und betonte keine Merkmale allzu sehr, die sie direkt verraten konnten. Nur ihre Stimmlage konnte sie wohl kaum mit etwas kaschieren und er war froh, irgendwie klang sie so viel sanfter jetzt. Wahrscheinlich hätte Mina ihm etwas vorsummen können und er wäre wohlig zufrieden eingeschlafen bei dem angenehmen Klang.
Doch schlafen legen wollte er sich noch nicht.
„Hah, wortwörtlich! Iwar hat vergessen mir ein Hemd zu geben und ich musste durch die halbe Taverne regelrecht nackt rumlaufen.“, lachte der Thorwaler belustigt. „Estrid hat das zum Glück nicht bemerkt, sonst wäre ich echt in Schwierigkeiten geraten.“, fügte er mit leiserer Stimme hinzu und widmete sich einer dicken Strähne, die so hart verknotet war, dass er mehrere Anläufe gebraucht hatte, um durchzukommen. Es musste wahrlich in den Augen der Dunkelhaarigen anstrengend und unnötig aussehen, wenn man solch ein langes Haar trug, doch in Arngrims Augen war dies eigentlich eine sehr normale Sache.
„Hmm, hier haben sehr viele lange Haare, das stimmt. Ich hab einfach irgendwann aufgehört sie zu schneiden, nur die Seiten kommen regelmäßig ab!“, er fuhr sich demonstrativ über seine Tätowierungen, die gerade verdeckt von den langen blonden Strähnen waren.
Als er gerade sich von weiteren grauenvollen Verknotungen befreien wollte, hatte Mina plötzlich den Kamm ergriffen. Überrascht ließ er seinen Blick zu ihrem Gesicht wandern, nickte auf ihre Frage hin jedoch nur lächelnd. Gekämmt hatte ihn seit Jahren schon keiner mehr. Das letzte Mal war es wohl zu Kindertagen, als seine Mutter ihm das Haar ordentlich nach hinten geflochten hatte. Von ihr hat er auch gelernt, welch schöne Frisuren man kreieren konnte. Von ihr und später von seinem Bruder.
Mina schien jedoch nicht häufig mit längerem Haar in Kontakt gekommen zu sein, hin und wieder musste der muskulöse Körper erschrocken zucken, wenn sie zu sehr an seiner Mähne zog, doch sie hatte schnell herausgefunden, wie sie am besten mit jeder Strähne umgehen sollte, damit sie wieder glatt waren und Arngrim nicht das Gefühl hatte, seine gesamte Kopfhaut würde mitgezogen werden.
Schnell hatten sich sein schmerzerfülltes Zischen in ein zufriedenes Summen verwandelt und hin und wieder schloss er sogar genüsslich die Augen. „Hmmm, an sowas könnte ich mich gewöhnen.“, murmelte seine Stimme zufrieden, stieß ein wohliges Seufzen aus.
„Hm? Im Kampf? Nein, absolut nicht! Ich binde sie meistens ja immer schön zusammen und eigentlich ist ja auch nur die Mitte meines Kopfes bedeckt von Haaren, in einem Zopf ist das alles gar nicht mehr so viel. Und irgendwie hab ich mich sogar daran gewöhnt!“, entgegnete der Seemann und schielte dabei zur Magierin hinüber. „Es gehört einfach irgendwie zu mir, wie mein Bart!“, er fuhr sich leicht durch seinen Bart, welcher immer noch geflochten war. Wenn er diesen ebenfalls aufgemacht hätte, wäre er wahrscheinlich wild in alle Richtungen geflogen und das wollte nun wirklich niemand!
Wahrscheinlich hatte Mina ein wenig länger sein Haar gekämmt, als es eigentlich nötig war und wahrscheinlich hatte Arngrim auch es zu sehr genossen, als dass er nichts sagen wollte, doch irgendwann waren alle Knoten verschwunden und die noch leicht feuchte Mähne erstrahlte in einem neuen, sauberen Glanz. „Dann wollen wir sie mal in Ordnung bringen!“, mit diesen Worten begann der Thorwaler langsam die Strähnen zu einem Zopf zusammen zu flechten, welchen er mit seinen Haarbändern zusammenband, damit sie in der Nacht nicht in alle Richtungen flogen und niemand plötzlich noch nasse Haare im Gesicht hatte.
Nachdenklich schielte er zu der Kleidertruhe, sich fragend, ob er sich noch ein Leinenhemd für die Nacht holen sollte, doch schien Mina es nicht allzu sehr zu stören und ihm selbst war in diesem Moment sogar noch wärmer als sonst, sodass er lediglich schulternzuckend seine Beine einzog und anschließend unter die Decke schlüpfte, dabei Mina aus großen Augen heraus auffordernd anblickend. „Sitzen ist so unbequem, da können wir uns auch einfach hinlegen und dieses Bett so lange genießen, wie wir nur können. Ich hab gehört, Zelte sind nicht so bequem.“, breit lächelnd klopfte er auf die Matratze, bis Mina sich endlich zu ihm legte und er seine Arme um ihren Körper schließen konnte. „Das Doofste an Baden war wohl, dass ich deinen Geruch wegspülen musste, dabei hab ich mich so sehr an ihn gewöhnt.“, brummte der Seemann und drückte dabei seine Nase gegen ihr Haar, das frisch nach Seife aber auch immer noch nach Mina roch. Er konnte den Duft nicht beschreiben aber erinnerte ihn an ein warmes Feuer, an Familie und an eine liebevolle Umarmung.
„Ich frage mich ob ich mit kurzen Haaren so gut aussehen könnte.“, murmelte seine Stimme gedankenverloren, während seine Finger mit den dunklen Haaren spielten und er sich ein wenig seinen Gedanken verlor. „Hmm…Mina ist ein wirklich schöner Name…“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 12, 2019 6:33 pm

Mit einer gewissen Faszination beobachtete Mina, wie Arngrim seine Haare zu einem Zopf flocht. Selbst als sie noch längere Haare gehabt hatte, hatte ihre Mutter sie nicht dazu bewegen können, sich aufwändige Frisuren flechten zu lassen. Meist hatte sie sich die langen Haare nur zu einem Zopf zusammengebunden und war dann irgendwo im Wald verschwunden. Jetzt wünschte sie sich irgendwie, sie hätte wenigstens die Grundzüge von ihrer Mutter gelernt. So konnte sie Arngrim nur bei den routinierten Handgriffen zusehen und hoffen, etwas mitzunehmen.
„Man könnte trotzdem leicht daran ziehen, vor allem an deinem Bart“, sinnierte sie. Sie war wohl zu lange im Militär gewesen, als dass man ihr das pragmatische Denken hätte austreiben können. Demonstrativ zog sie ein wenig an Arngrims Bart. Im Kampf mit dem Thorwaler hatte sie ja schon gemerkt, dass er mit Passion kämpfte und weniger mit Strategie. Jedenfalls keiner anerlernten Strategie. Vielleicht hing sein Faible für seinen Bart und seinen Zopf ja auch damit zusammen. Manchmal verstand Mina andere Kulturen wirklich nur schwer.
Als Arngrim mit seinem Zopf fertig war, schlüpfte er ohne viele Worte unter die dicke Decke. Mina musste nicht lang überlegen, um ihm beizuwohnen. In dem dünnen Leinenhemd wurde es trotz Kerzen bald schon etwas kalt!
„In einem ordentlichen Zelt schlaf ich immer noch zig Mal lieber als in so einer Hängematte“, grummelte Mina, während sie sich von dem Thorwaler in eine Umarmung ziehen ließ. Vermutlich hätte sie jetzt auch auf der Stelle einschlafen können. Aber andererseits war sie so neugierig, sie wollte wissen, wie Arngrims Kindheit hier gewesen war, seine Besuche, sein Leben, seine Welt. Eine unglaubliche Neugier hatte sie ihm gegenüber gepackt und sie war nicht bereit, schon ins Reich der Träume abzudriften, wo ihr keine Antworten gegeben werden würden. Sie rückte ein wenig von Arngrim ab, um ihm in die Augen sehen zu können, allerdings nicht so sehr, dass er seine Arme von ihr nehmen musste. Sie wusste nicht, ob sie bei seinen Worten lachen sollte. Gut gemeint waren sie sicher, aber….
„Also ich bin ganz froh, dass der Mief endlich weg ist! Du hast eine merkwürdige Vorstellung von Romantik“, gluckste sie und gab ihm einen freundschaftlichen Knuff.
„Vermutlich würdest du genauso merkwürdig aussehen wie ich mit langen Haaren.“
Arngrims nächste Worte klangen schon beinahe etwas müde, es war wohl an der Zeit, den Seemann mit einem Gespräch wachzuhalten, bevor er ihr noch vollkommen wegnickte!
„Ich kann wohl von Glück reden, dass mein Vater seinen Willen nicht durchgesetzt hat, sonst hieß ich jetzt Erlgarde oder Walpurga“, gestand sie mit einem schiefen Lächeln. Die Erinnerung an ihre Eltern war immer noch schmerzhaft, sodass sie diese schnell beiseite schob und versuchte, das Thema in eine andere Richtung zu lenken. Weg von ihr und ihrer Lebensgeschichte, die sie lieber irgendwo verschlossen hielt, anstatt sie mit der Welt zu teilen. Sie war noch nicht so weit.
„Jetzt kenn ich deine Schwester schon, aber du hast noch mehr Familie, oder? Wie sind deine anderen Geschwister so? Und deine Eltern? Ich bin neugierig, Arngrim, erzähl mir ein bisschen was von dir!“
Aufgeregt hatte Mina sich ein Stück im Bett aufgesetzt, die Decke um ihre Knie gewickelt, dass sie auch nicht frieren musste. Ihre Kugel war ein Stück zu ihr hinunter geschwebt und warf ein sanftes Licht auf ihre Züge, dass sie weiblicher aussehen ließ als gewöhnlich. Die dunklen Augen starrten Arngrim auffordernd an, sie war sich sicher, dass er viel zu erzählen hatte und vielleicht war ihre gemeinsame Reise nicht genug Zeit, um alles über ihn zu erfahren!

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 12, 2019 8:50 pm

Mina entlockte ihm ein Schmunzeln mit ihren Worten. Er war vielleicht nicht der Beste, wenn es darum ging, romantisch zu sein, doch alles, was er von sich gab, kam immerhin aus seiner Seele und das musste doch auch etwas wert sein!
„Ich glaub lange Haare würden gut an dir aussehen!“, erwiderte er munter lächelnd. Er konnte es ich zwar in diesem Moment nicht genau vorstellen, doch er konnte sich auch nicht vorstellen, dass irgendetwas da draußen nicht gut an ihr aussehen könnte!
Reflexartig wuschelte der Thorwaler mit seinen Fingern durch die dunklen Strähnen und drückte im nächsten Moment einen kurzen Kuss auf ihre Stirn. Es war so angenehm warm und gemütlich im Bett, dass er sich einfach noch enger an den schmalen Leib schmiegen und einschlafen konnte. Aber dann wiederum wollte er die kostbare Zeit, die sie gemeinsam hatten, nicht einfach so mit Schlaf vergeuden! Sie waren nicht in Eile und mussten nicht bei Sonnenaufgang bereits Olport verlassen haben, da konnten sie ruhig noch ein bisschen wachbleiben!
Arngrim war froh, dass die Magierin das ebenso zu sehen schien und ihn davon abhielt, die Augen träge zu schließen. Stattdessen entlockte sie ihm ein leises Lachen. Waren das die Namen, die man sonst Frauen in Andergast gab? „Walpurga? Das klingt wie ein Eintopf!“, der Seemann legte lachend seinen Kopf zurück. Er konnte sich diesen Namen einfach nicht vorstellen und schon gar nicht an Mina!
„Na, da bin ich mehr als nur froh, dass es Mina geworden ist.“, fügte er sanft hinzu, dabei sanft über ihre Wange streichend.
Es war wirklich ein schöner Name.
Er hätte gerne noch ein wenig mehr erfragt, darüber, ob sie noch andere Geschwister hatte und wenn er so darüber nachdachte, wusste er nicht einmal sehr viel über ihre Eltern. Waren sie noch wohlauf, wussten sie, dass ihre Tochter sich normalerweise als Mann ausgab? Doch etwas dem Blondschopf, dass einige dieser Fragen vielleicht ein wenig zu unangebracht waren und wahrscheinlich die Andergasterin nicht sonderlich glücklich stimmen würden. Insbesondere, da sie selbst die Initiative ergriffen hatte und das Thema lieber auf seine eigene Familie lenkte.
Arngrim selbst hatte keine Probleme, offen über seine Eltern oder Geschwister zu reden, er liebte sie alle mit jeder Faser seines stämmigen Körpers und dass Mina offenbar Interesse an ihm und seinem Leben hatte, stimmte ihn irgendwo glücklich.
„Noch mehr Familie? Oh, meine wunderschöne Mina, wenn du wüsstest!“, er lachte laut auf und setzte sich ebenfalls ein wenig auf, sodass er besser enthusiastisch berichten konnte.
„Ich habe noch vier Brüder und zwei weitere Schwestern! Sigrun ist wahrscheinlich mit ihrer Otta immer noch irgendwo da draußen unterwegs! Hat schon vielen Kerlen das Herz gebrochen, die armen Schlucker. Dich würde sie bestimmt mögen…vielleicht ein wenig zu sehr…gut, dass du nicht auf ihr Schiff ausversehen gekommen bist, so hatte ich das große Glück!“, verträumt musterte er die Magierin, ließ dabei einen Blick auf die herumschwirrende Lichterkugel schweifen, welches Mina in einem ganz anderen Licht erstrahlen ließ, dass er für einen Moment vergaß, dass er gesprochen hatte. Es war so einfach, sich in den dunklen Augen zu verlieren, Arngrim konnte immer noch nicht glauben, dass ein Mensch ihn so schnell aus der Fassung bringen konnte!
„Dann hab ich noch Wulfgrimm, der sich der Traviakirche zugewandt hat und der Älteste in unseren Reihen ist, Thorgun, der bis jetzt meinen Bart immer perfekt gestutzt und mein Haar wegrasiert hat, Olav hilft meinem Alten im Hafen mit den Schiffen und Garald hat angefangen als Söldner, schreibt aber lieber Bücher, wenn er nicht gerade andere Dinge ausprobiert, die ihn gerade interessieren. Oh, und Lingard ist die Kleinste unter uns, sie ist vielleicht um eine Daumenbreite größer als du! Sie ist Leibwächterin! Ich hab ein paar Neffen und Nichten, Cousins und Cousinen, nicht alle leben hier in Olport aber die meisten.“, nachdenklich ließ er die grünen Augen aus dem Fenster wandern. „Meine Eltern waren beide auf See, da haben sie sich auch kennengelernt. So ein bisschen wie bei uns…nur, dass du keine Seefrau bist aber das ändert nichts daran, dass wir uns irgendwie…gefunden haben.“, mit diesen Worten lehnte der Thorwaler sich ein wenig zu Mina hinüber, drückte seine Lippen umsichtig auf ihre. „Ich glaube, sie würden dich echt alle sehr gern haben. Estrid liebt dich, das sieht man. Sie sieht Stärke an anderen an und dafür müssen sie nicht einmal ihre Muskelmasse besitzen!“, erwiderte er mit ein bisschen Stolz. Er war stolz auf all seine Geschwister, sie waren wunderbar und herzlich. „Aber du kannst dir vorstellen wie verrückt es zu meinen Kindertagen vor sich ging. Meine Mutter muss auch irgendwie Magie in sich haben, dass sie acht übermutige Thorwaler großziehen konnte!“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 12, 2019 11:44 pm

Begeistert war Mina von den Namen, die sie hätte tragen können, auch nicht. Ihre Mutter war es auch nicht gewesen und hatte ihren Vater von einem andergastischen Namen überzeugen können, der weniger traditionell war. Gut, dass Arngrim das ähnlich sah wie sie!
„Andergast ist nun mal etwas eigensinnig, was Namen angeht.“
Mina zuckte mit den Schultern und genoss die zarten Berührungen, die man ihr zukommen ließ. Ihr Gesprächsthema schien Arngrims Interesse geweckt zu haben. Sein Gesicht hellte sich auf, als er sogleich begann, von seiner Familie zu berichten. Der Magierin zauberte dieser Enthusiasmus ein Schmunzeln aufs Gesicht. Wer hätte bei dem Anblick des riesigen Muskelprotzes schon erwartet, dass er so emotional und familienbewusst war? Wer auch immer eine Familie mit dem Seefahrer gründen würde, würde vermutlich sehr glücklich werden.
„Sigrun also? Sie würde mich mögen? Erzähl mir mehr von ihr! Es klingt, als wenn die Frauen in deiner Familie wirklich spannende Berufe ausüben!“
Neben Bewunderung schwang auch so etwas wie Sehnsucht in ihrer Stimme mit. Der Gedanke, dass eine Frau hier werden konnte, was ihr Herz begehrte, machte Mina durchaus ein wenig eifersüchtig. Wieso konnte es in Andergast nicht so sein, wo man es als Frau nicht zu mehr als Mutter und Hausfrau bringen konnte? Immerhin schienen all die Schwestern Arngrims das beste Beispiel dafür zu sein, wie fähig eine starke Frau sein konnte.
„Thorwalerinnen können so klein bleiben?“, gluckste sie und versuchte sich, eine kleine kompakte Nordfrau vorzustellen. Dass jemand, der kaum größer war als sie selbst, wirklich mit einem Hünen wie Arngrim verwandt war, schien wie ein Scherz der Götter.
„Deine Geschwister scheinen sich wirklich in alle Richtungen ausgebreitet zu haben! Familientreffen müssen bei euch ja immer aus dem Ruder laufen.“
Nur allzu gern ließ sich Mina in den Geschichten des Größeren versinken, bei dem die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Zu hören, wie er liebevoll von seinen Eltern berichtete, schnürte ihr die Kehle allerdings ein wenig zu.
„Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt, sei nicht so verträumt“, entgegnete sie ihm, plötzlich etwas überwältigt von seiner Nähe. Er wusste doch, dass er sie nur bis nach Andergast begleiten würde, wieso also sagte er solche Dinge? Sie waren nicht wie seine Eltern, die vermutlich lange auf einem Schiff zusammen gedient hatten und sich gefunden hatten. Sie wusste, dass Arngrim es nur gut meinte, freute sich auch darüber, dass ihn Estrid augenscheinlich zu mögen schien. Aber die nächsten Worte des Thorwalers versetzte ihr einen Stich ins Herz. Ihre Mutter war es, die ihr ihre magische Gabe vererbt hatte und im Endeffekt hatte es sie doch nicht retten können. In Anbetracht Arngrims großer Familie fühlte sie sich plötzlich noch einsamer und zog ihre Knie enger an den Körper. Sie hätte nicht nachfragen sollen, hatte sie doch ganz verdrängt, wie empfindlich sie dieses Thema machte und jetzt fühlte sie sich ganz verloren mit sich und der Welt. Was sollte Arngrim von ihr denken, dass ein so einfaches Gespräch sie so fertig machte?
„Ich denke, deine Mutter hat hervorragende Arbeit geleistet, wenn ich mir Estrid und dich so ansehe“, brachte Mina noch hervor, bevor sie sich räusperte und sich wieder in die Decke einrollte. Sie hoffte, dass Arngrim schon zu schläfrig war, um ihre Unruhe zu bemerken und er es nicht als Ablehnung ansah, dass sie ihm den Rücken zudrehte, sondern es als Bemühung verstand, eine angenehme Position in seinen Armen zu finden.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mi Feb 13, 2019 1:12 am

Er wollte so gerne seine Geschwister ihr vorstellen, es hätte Mina sicherlich erfreut jeden einzelnen von ihnen kennenzulernen, von seinen Eltern ganz zu schweigen! Aber dafür hätten sie wahrscheinlich eine ganze Woche gebraucht.
„Oh, ich erzähle dir vielleicht ein wenig später mehr zu Sigrun.“, entgegnete er knapp, verzog ein klein wenig das Gesicht, formte im nächsten Moment jedoch wieder ein Lächeln.
Ausgerechnet die beiden konnten sich nicht ähnlicher sein- Sigrun hatte sich der Piraterie angeschlossen und Sigrun war es, die besonders die Damen sehr gut umgarnen konnte, wahrscheinlich sogar besser als Arngrim es konnte. Nein, er würde ein anderes Mal die Magierin damit erleuchten, was genau er eigentlich damit meinte, als er behauptete, sie würde sie mögen.
Er wollte generell so viel mehr über seine Familie erzählen, ein paar Anekdoten aus diversen Familienfesten raushauen, doch spätestens, als er begann über seine Eltern zu reden, hatte sich Minas Stimmung wieder umgeschlagen, zumindest fühlte es sich so an.
„Ach, ein wenig träumen tut niemandem weh!“, erwiderte er mit einem sanften Lächeln. Was war auch schon dabei? Es war ja nicht einmal gelogen, immerhin hatten sie sich ebenfalls auf einem Schiff kennengelernt und waren sich nähergekommen, darin sah er nichts Schlimmes. Eigentlich war es sogar eine schöne Geschichte, die man gerne irgendwann anderen berichtete.
Der Thorwaler nickte bei den nächsten Worten energisch; auch wenn sie alle irgendwo ihre Unarten hatten, wurden sie doch zu vernünftigen Männern und Frauen herangezogen und seine Mutter tat eine Menge daran, dass alle ihre Kinder in der Lage waren auf sich selbst aufzupassen und für sich selbst zu sorgen. Und die Kochkünste hatte er auch von ihr geerbt!
„Sie ist eine erstaunliche Frau.“, murmelte seine Stimme leicht in Gedanken, während er blöd vor sich hinlächelte. Bei solch einem Gesprächsthema wurde dem Blondschopf einfach immer sehr warm ums Herz und wer war auch nicht glücklich darüber, zu wissen, dass man immer ein Zuhause und eine Familie hatte, die einen freudig mit offenen Armen empfing?
Arngrim hätte sich noch ausschweifender unterhalten, vielleicht hier und da eine Kindheitserinnerung mit der Andergasterin geteilt, doch diese schien sich wahrlich nicht mehr so wohl zu fühlen wie zu Anfang. Ihre Neugierde und das Interesse waren wahrlich verflogen, stattdessen kugelte sie sich in die Decke ein und kehrte ihm anschließend auch noch den Rücken zu.
Hatte er etwas Falsches gesagt? Hatte es vielleicht schlechte Erinnerung in ihr hervorgerufen?
Besorgt runzelte der Blondschopf seine Stirn, blickte eine Weile lang stumm den Rücken der Anderen an. Er konnte sie ja jetzt nicht einfach so kommentarlos liegen lassen?
„Mina, ist alles in Ordnung?“, fragte er mit leiser Stimme, fuhr sanft über den muskulösen Rücken, der sich ihm präsentierte. „Wenn ich dich irgendwie gekränkt haben sollte, wollte ich das nicht, ehrlich.“, fügte er hastig hinzu. Etwas unschlüssig, ob er sie wenigstens umarmen konnte oder nicht, hatte er halbwegs auf dem Bett gelegen und vorsichtig über ihre Schulterblätter gestrichen.
Warum war sie nur so verschlossen und geheimnistuerisch? Dabei hatte Arngrim gehofft, dass sie diese Barriere langsam durchbrochen haben.
Seine Lippen setzten erneut zum Sprechen an, schlossen sich jedoch wieder, als ihm keine passenden Worte einfielen. Aber wieso sollte er passende Worte finden? Was war aus seiner Beharrlichkeit geblieben, immer das zu sagen, was auch gerade auf seiner Zunge lag? Aus seiner Seele heraus zu sprechen? Aber vielleicht konnten keine Worte herauskitzeln, was mit Mina los war?
Mit einem schweren Seufzer legte der Thorwaler sich wieder hin, nahm sich jedoch die Freiheit und schlang einen Arm um den schmalen Körper, sie näher an sich heranziehen. „Als wir auf dem Boot waren, hast du dich anfangs regelrecht geweigert, mit mir die Nachtwache oben im Krähennest zu verbringen. Stell dir vor, ich hätte dich einfach wieder unter Deck gehen lassen…du hättest vielleicht das mit Abstand schönste Spektakel verpasst und vielleicht wärst du jetzt auch einfach schon allein weitergereist…“, seine dunkle Stimme war leise, während er den Hinterkopf der jungen Frau anblickte. Er wusste selbst nicht, worauf er eigentlich hinauswollte, aber irgendwie wollten die Worte nur so aus ihm heraussprudeln.
„Ich bin in dieser Nacht ein Risiko eingegangen, das mich eine großartige Freundschaft zu dir hätte kosten können und du bist auf der gesamten Reise so viele Risiken eingegangen und dennoch erlaubst du mir, bei dir und dir nah zu sein. Man muss sich nicht seit mehreren Monden kennen, um zu spüren, dass man jemanden vertrauen kann und ich vertraue dir, Mina, mit allem, was ich habe. Und ich glaube, du kannst mir mindestens genauso vertrauen, ich möchte für dich da sein, wenn dich etwas bedrückt und dich nicht einfach so in dieser trüben Kälte allein lassen. Du bist nicht allein, Mina.“
Hätte sie sein Gesicht gesehen, hätte sie wohl in flehende, beinahe hilflos wirkende Augen blicken müssen. Denn Arngrim wünschte sich wahrlich nichts mehr, als dass sie sich ein wenig offener ihm gegenüber zeigte, anstatt sich mit ihrem Kummer zurückzuziehen. Sie sollte sich nicht schrecklich fühlen und glauben, dass niemand da war, um ihr dieses Gefühl zu nehmen und ihre Last auf den Schultern mitzutragen. Denn ganz gleich, was mit ihnen nach einigen Wochen passieren würden und sie sich vielleicht danach ein Leben lang nicht mehr wiedersehen würden, würde Arngrim ganz sicher nicht jetzt beginnen, eine erneute Distanz zwischen ihnen zu schaffen oder gar seine Gefühle ihr gegenüber zu unterdrücken.
„Du musst nichts sagen, nicht heute. Es war ein anstrengender Tag aber bitte, behalte im Hinterkopf, dass du stets auf mich bauen kannst.“, mit diesen Worten presste er seine Lippen auf das dunkle, seidige Haar und wagte sich zumindest auch ihren Nacken zu küssen, ehe er sich leicht an sie anschmieg, auch, wenn die Müdigkeit plötzlich gänzlich aus seinen Knochen gewichen war und er kein Auge zutun konnte.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mi Feb 13, 2019 6:42 pm

Mina wollte Arngrim keinesfalls von sich stoßen. Die Tage, die sie gemeinsam hatte, waren limitiert und es wäre fatal, die Stimmung zwischen ihnen so umkippen zu lassen. Sie wollte ihn nicht zurechtweisen, als er ihr vorsichtig über den Rücken strich und sie davon abhielt, tief in ihren Ängsten zu versinken. Was sollte sie ihm auch schon vorwerfen? Eine liebevolle Familie zu haben, war kein Verbrechen. Ein glückliches Leben ohne Fesseln war kein Affront gegen sie. Zu guter Letzt hatte Arngrim ihr das alles nicht einmal ungefragt mitgeteilt, sondern sie hatte ihn auch noch offen darum gebeten, ihm von etwas zu erzählen, was nur glücklicher ausfallen konnte als ihre eigenen Erfahrungen. Sie merkte, wie der Thorwaler in ihrem Rücken nach Worten rang. Dass er ihren Launenumschwung nicht bemerkt hatte, war wohl eine recht törichte Hoffnung gewesen. Arngrim war viel zu empathisch, um sich in die Irre führen zu lassen. Aber Mina wusste nicht, was sie ihm sagen sollte, geschweige denn, wie sie ihm gerade ins Gesicht sehen sollte.
„Du hast mich nicht gekränkt, Arngrim“, presste sie mit einem leisen Murmeln hervor und merkte selbst, wie schwer es ihr fiel, ihre Stimme zu kontrollieren. Ihr eigener Körper fiel ihr gerade in den Rücken. Als sich ein schwerer Arm um sie legte erschrak sie zwar kurz, ließ sich dann aber in die Umarmung ziehen. Mina wusste zwar nicht wohin, Arngrim jedoch lenkte seine Worte sehr gezielt in eine Richtung. Obwohl Mina es nicht ertrug, ihn anzusehen – oder viel mehr: sich von ihm anzusehen lassen – schienen seine Worte irgendwo in ihr wieder zu klingen. Sie lauschte Arngrims Worten von Vertrauen und Zuneigung, die ihr wie ein Licht erschienen, dem sie nur zu folgen brauchte. Diese Panikattacke, die sie durchlebte, die konnte enden.
Bis plötzlich alles dunkel wurde. Minas Atem stockte kurz, der Kloß, den sie im Hals hatte, war unglaublich angeschwollen.
„Doch, Arngrim, ich bin allein.“
Heiße Tränen stauten sich in ihrem Augenwinkel an und sie biss sich heftig auf die Unterlippe, um sie zu unterdrücken. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten, der Schmerz in ihr schrie.
„Ich habe niemanden mehr. Keine Mutter, keinen Vater, keine Geschwister. Keine Verwandten und keine Freunde, denen ich vertrauen kann.“
Alles in ihr schien ein verhärteter Klumpen zu sein, der sie schwer und träge machte. Was ihr sonst Wut und Entschlossenheit gegeben hatte, gab ihr nun das Gefühl, hilflos und klein zu sein. Dabei wusste Mina doch, dass dem nicht so war. Sie hatte hart gekämpft, um alle vom Gegenteil zu überzeugen. Alle – außer sich selbst?
„Seit über dreizehn Jahren bin ich allein gewesen, man sollte meinen, ich hätte mich daran gewöhnt. Aber ich habe es nicht. Es tut immer noch genau so weh wie am ersten Tag.“
Nun rannen ja doch Tränen über ihre Wangen und tropften auf Arngrims breite Unterarme und auf seine wettergegerbten Hände.
„Du und deine Familie, ihr seid die einzigen, die Mina überhaupt kennt.“
Die Magierin gab sich einen Ruck und drehte sich zu Arngrim um, in seine hellen Augen starrend. Wenn jemand sie an ihrem schwächsten Punkt sehen durfte, dann er.
„In Andergast ist eine Frau nichts wert. Nicht einmal halb so viel wie ein Mann. Kannst du dir vorstellen, wie das ist, wenn man nichts wert ist und einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Ich hatte doch keine andere Wahl als mich zu verkleiden.“
Ihre Stimme war hilflos und irgendwo bat sie um Vergebung, nicht von Arngrim, eigentlich von niemandem.
„Deswegen war ich Wendolyn, um überhaupt Magier werden zu können. Meine Mutter wollte mich an eine Akademie schicken, irgendwo in der weiten Welt, und dann war sie einfach fort.“
Mit einem Schluchzen drückte Mina ihr Gesicht an Arngrims Brust. Die Worte waren nur so aus ihr herausgesprudelt, aber Arngrim hatte irgendwo recht. Sie teilte mit ihm ein Gefühl tiefster Verbundenheit und wem sollte sie sonst das alles erzählen, wenn nicht ihm?

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mi Feb 13, 2019 8:52 pm

Er hätte es Mina nicht übelgenommen, hätte sie lieber einfach nur die restliche Nacht schweigend verbringen wollen, hätte sie sich dazu entschieden, einfach zu schlafen. Doch irgendwann musste sie sich irgendwem öffnen! Sie konnte nicht so vieles einfach alleine tragen und vor anderen verheimlichen, das lastete doch nur viel zu schwer auf ihrer Seele!
Doch die Magierin hatte sich dafür entschieden, ihm zu antworten und vielleicht zu erklären, was es war, was sie gerade so missmutig gestimmt hatte.
Arngrim schrak ein wenig auf bei den Worten, die die zarten Lippen verließen. Es war so schwierig sich in diese Position hineinzuversetzen, der Thorwaler war sein Leben lang nicht allein gewesen und er wusste nicht einmal, wie er mit solch einem Gefühl umgehen sollte.
Traurig blickte er auf ihren Hinterkopf, strich sanft über ihren Oberkörper. Etwas sagte ihm, dass er sie nicht dabei unterbrechen sollte, sie sollte endlich all das loswerden, was offenbar schon lange auf ihrer Zungenspitze zu haften schien, nur darauf wartete, dass sie es in die Welt hinausrufen konnte.
Der Thorwaler hatte zum ersten Mal erfahren, wie es um ihre Familie stand und zu wissen, dass offenbar in Andergast niemand wirklich sehnsüchtig auf sie wartete, verpasste ihm selbst regelrecht ein Stich im Herzen.
Wieso konnte sie nicht einfach hier bei ihm bleiben?
„Mina…“, seine Stimme war ein trauriges Wispern. Arngrim spürte Tränen auf seiner Haut, die in unregelmäßigen Abständen hinunter tröpfelten. Normalerweise hätte er bereits versucht mit irgendeiner Banalität ihre Laune zu heben, doch dieser Moment war anders, ja, es wäre regelrecht unangebracht gewesen, hätte er versucht irgendetwas zu tun, um ihre Stimmung und Gefühle einzudämmen.
Mit Mitleid erfüllten Augen blickte er das hübsche Gesicht seiner Gegenüber an, als sie sich endlich zu ihm herumdrehte und er ihr trauriges Antlitz betrachten konnte. Vorsichtig wischte er ihr einige Tränen mit seinem Daumen vom Gesicht und hörte weiterhin ihrer von Trauer erfüllten Stimme zu.
Es war schwierig die Ruhe zu bewahren bei dem, was Mina ihm zu berichten hatte und er konnte nicht immer kontrollieren, dass ihm seine Gesichtszüge leicht entglitten und er regelrecht schockiert dreinschaute. Arngrim kannte solche Behandlungen nicht, er wusste nicht, wie es war, wenn man einen geringeren Wert hatte, nur, weil man kein Mann war! Hier wurde ja sogar mit Swafnir geschimpft, wenn irgendetwas ihnen nicht so ganz passten und ihr Gott offenbar alles andere als hilfreich in solchen Situationen war! Wie konnte also ein Land sich so stark von ihnen unterscheiden? Und da sollte einer meinen, dass die Thorwaler alle barbarisch waren. Hah! Solch eine schreckliche Sache hätte hier eine Frau niemals durchleben müssen.
„Du musstest dich als Mann verkleiden, um ein Recht zu haben zu kämpfen?“, es war traurig zu hören, wie sie so viele Jahre sich als jemand anderes verkleiden musste, wie niemand wissen durfte, wer sie eigentlich war und wie sie niemanden jemals näher an sich heranlassen konnte! Vor allem nicht so nah, wie er ihr gerade war. Hätte ihre Mutter doch lange genug gelebt, um sie vor diesem schrecklichen Ort zu bewahren…
Arngrims Seele schmerzte bei dem traurigen Anblick, bei dieser traurigen Geschichte und vor allem bei den Tränen und den Schluchzern, die den schmalen Körper verließen.
Hastig drückte er die Magierin noch enger an sich, tätschelte mit seiner Hand ihren Kopf oder strich sanft über ihre Rücken. „Meine liebste Mina…du hast so viel mehr und so viel Besseres verdient, als dich hinter einem falschen Namen oder Geschlecht zu verstecken. Du bist so viel mehr wert, als all die Männer, die in deiner Heimat leben…und von der Stärke ganz abzusehen.“, erwiderte seine Stimme sanft. Der Blondschopf wusste, dass er wahrscheinlich niemals genau nachempfinden konnte, doch er würde alles daran setzen, ihr zu verstehen zu geben, dass sie sich niemals auch nur ein bisschen ins einer Nähe zu verstellen brauchte.
„Ich mag vielleicht nicht alles verstehen können, weil mir so etwas nie widerfahren ist…doch ich kann dir versprechen, dass ich alles Erdenkliche tun werde, damit du dich nicht mehr alleine und verloren fühlst, ganz gleich, wo du bist.“, Armgrim wagte es sich ein wenig von ihr wegzudrücken, umsichtig ihr Kinn zu umfassen, sodass sie ihn anblicken konnte. „Vielleicht warst du allein, doch das bist du nicht mehr. Nie wieder! Nicht nur, dass du die Stärke und das Können beider deiner Eltern in dir trägst, die dich nie gänzlich verlassen haben…du hast auch mich! Und glaub mir, ich werde dich genauso wenig verlassen wollen oder gar können.“, ein aufmunterndes Lächeln umspielte die schmalen Lippen. „Und ich werde dein erster Freund sein, dem du jederzeit vertrauen kannst.“
Mit diesen Worten umfasste er liebevoll das schmale Gesicht, wischte noch einmal sanft die Tränen davon und drückte ihr einen langen Kuss auf die Lippen. Er konnte die Tränen noch schmecken, doch er würde jede Träne von ihrem Gesicht küssen, würde ihr dies ein besseres Gefühl verschaffen.
„Du bist die stärkste Frau, die ich je kennengelernt habe und ich glaube ich brauche dich sogar mehr, als du mich jemals gebrauchen könntest.“, erneut schlangen sich seine Arme um ihren Leib, pressten sie an seine Brust.
Es war erstaunlich, wie stark ihre Bindung in so wenigen Tagen zueinander war, doch etwas sagte Arngrim, dass es beinahe von den Göttern vorherbestimmt waren, dass sie sich gefunden hatten und dass er ihr endlich die Möglichkeit geben konnte, offen und frei zu sein, frei von allen Zwängen und Fesseln, die sie so stark zu unterdrücken schienen.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 14, 2019 6:44 pm

Wieso kitzelte dieser Mann bloß alles aus ihr heraus, was sie so lange schon vergraben hatte? Sie verstand nicht, was an ihm so anders war als an allen anderen Kerlen, die sie so kennengelernt hatte. Vor denen sie sich versteckt und verstellt hatte, um ernst genommen zu werden. Und dann war da Arngrim, größer und stärker als sie alle zusammen, und er hielt sie für so stark und blickte zu ihr auf. Mina versuchte noch immer, ihre Gefühle zu ordnen. So aufgewühlt war sie eigentlich nie, dabei war sie keine kalte oder abweisende Person. Aber wem hätte sie all dies denn schon berichten sollen? Plötzlich fühlte es sich richtig an, über alles zu reden und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Arngrims Hand, die immer wieder über ihren Rücken strich und sie näher an sich drückte, beruhigte sie ein wenig. Sie merkte selbst jeden Tag aufs Neue, wie sehr es ihr schmerzte, so zu leben, wie sie lebte. Andergast war in vielen Hinsichten so grausam. Dabei wollte sie dort leben und alt werden, sie wollte für Andergast kämpfen. Aber dieses Andergast? Wie konnte sie mit voller Inbrunst hinter all dem stehen, was sie unterdrückte und in den Staub trat?
„Nicht nur um zu kämpfen, um überhaupt ein Recht zu haben! Frauen dürfen in Andergast doch nicht einmal für sich selbst sprechen, sie werden behandelt wie….wie Dinge!“, brachte Mina mit tränenschwerer Stimme hervor. Nicht einmal die Wut, die sie für gewöhnlich über dieses Thema verspürte, konnte sie gerade einholen. Aber dies war auch nicht der Moment für Wut. Gerade musste sie die Trauer loswerden, die sie schon seit so langer Zeit bedrückte. Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie das Gefühl, nicht mehr klein und allein zu sein in Arngrims Armen, der ihr Kinn vorsichtig anhob.
„Wie soll ich die Leute in Andergast jemals vom Gegenteil überzeugen? Wenn ich die Wahrheit gestehe, wird man mich vermutlich hinrichten.“
Ihre Stimme war ängstlich und zittrig. Mit der Furcht vor dem Entdecktwerden lebte sie nun schon so lange, dass eine gewisse Grundanspannung nie von ihr wich. Doch nun, da sie nicht unter permanenter Beobachtung stand, war sie überwältigt von all der Freiheit.
„Arngrim, ich…du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich-„
Es fiel ihr schwer, die Worte zu greifen, sie griff nach den richtigen Sätzen wie ein Ertrinkender nach dem rettenden Seil.
„Danke“, presste sie schließlich nur unter einigen Schluchzern hervor, immer wieder atemlos, bis sie das Gefühl hatte, dass das Wort keinen Sinn mehr ergab, dass sie Arngrim dieses Wort in seiner Gänze vermacht hatte. Noch nie hatte jemand ihr solch aufrichtige Unterstützung ganz von Herzen zugesagt. Mit den anderen Magiern des Kampfseminars war sie durch Schwur verbunden und Loyalität, doch mit Arngrim verbanden sie Sterne und ein Herz. Ihr einziger wirklicher Freund, dem sie alles anvertrauen konnte. Ihr gefiel diese Vorstellung, sehr sogar. Sie ließ Arngrim die Tränen davonküssen; ein vergebliches Vorhaben, denn noch immer hatte Mina sich kaum unter Kontrolle, trotz aller gut gemeinten Worte, die der Thorwaler ihr mit leiser Bestimmtheit sagte. Es war nicht so, dass seine Worte nicht zu ihr durchgedrungen waren, aber gerade war es ihr einfach nicht möglich, sich zusammenzureißen.
„Das stimmt doch gar nicht, du kennst Estrid“, gluckste sie zwischen den Tränen und zog schniefend die Nase hoch, was ihr ein leichtes Lachen entlockte.
„Außerdem werden wir das in den nächsten Wochen noch sehen, wer hier wen mehr braucht“, fügte sie etwas leiser hinzu und gab dem Thorwaler einen unschuldigen Kuss auf die Wange. Es fiel ihr nicht so leicht wie Arngrim, Nähe und Zärtlichkeiten zu initiieren, aber in diesem Moment fühlte sie sich ihm verbundener denn je. Ließ auf den unschuldigen Kuss einen weiteren folgen, sich dabei etwas über ihn lehnend. Das Weinen – und der ganze Tag im Allgemeinen – hatte sie angestrengt und müde gemacht und vermutlich hätte sie jede Sekunde einfach auf der Brust der anderen einschlafen können.
„Die Götter haben dich geschickt, Arngrim Seeherz.“

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 14, 2019 8:59 pm

Arngrim konnte nur ahnen, wie viel Unausgesprochenes in diesem schmalen Körper stecken musste und wie viele Tränen vergossen werden mussten, bis sie sich wieder befreit und besser fühlte. Und er würde sie ganz sicherlich nicht davon abhalten!
Er wusste, dass seine Worte nicht auf taube Ohren gestoßen waren, dass Minas Dankbarkeit vom Herzen kam, auch wenn es absolut nichts gab, wofür sie sich bedanken sollte- hier war es selbstverständlich für jene da zu sein, die gerade Beistand oder einfach nur eine Schulter zum Ausweinen brauchten und das war in anderen Kulturkreisen bestimmt genauso…außer vielleicht in Andergast.
Seine Gedanken wollten die vorherigen Worte gar nicht zu lange in seinem Kopf verinnerlichen, der Thorwaler wollte sich einfach kein Szenario vorstellen, wo die Magierin vielleicht in ihrer Heimat aufgeflogen wäre und ein Todesurteil über sie gesprochen wäre, nur, weil sie eine Frau war. Was hatten sie nur für grausige Regeln?
Nein, Zorn würde Arngrim an einem anderen Tag empfinden, nur nicht heute, nicht jetzt.
„Ach, bei Estrid ist das was ganz anderes!“, erwiderte der Blondschopf, musste bei Minas Lachen doch gleich einstimmen. Seine Schwester hatte wahrscheinlich die gleiche Meinung über die Dunkelhaarige gehabt und hatte sicherlich ebenfalls die Stärke in ihrem Herzen erkannt. Niemand, der einen schwachen Willen hatte, konnte so lange in diesen Umständen leben und dann noch den anderen etwas vorspielen und zwar so gut, dass niemand auch nur eine Ahnung hatte, dass etwas nicht stimmte.
Nein, das zeugte von sehr viel Stärke und nichts würde Arngrims Meinung darüber ändern können!
„Es ist kein Geheimnis, dass du dich an Land besser auskennst.“, seine Lippen formten ein sanftes Lächeln. Natürlich würde es den Thorwaler erfreuen, würde er die Magierin vor irgendwelchen Gefahren schützen und ihr von Nützen sein können, doch etwas sagte ihm, dass sie ihn vielleicht nicht unbedingt für solche Dinge gebrauchen könnte. Aber wahrscheinlich würden sie sich gegenseitig gut aushelfen und füreinander da sein können, selbst, wenn es nur vielleicht die unmittelbare Nähe zum anderen war, die sie benötigten.
Arngrims Herz schwoll bei dem sachten Kuss auf seiner Wange leicht an. Bis jetzt hatte Mina selten von sich aus ihre Lippen auf seine Haut gepresst, doch wenn sie es tat, war es ein solch angenehmes Gefühl, dass er sich nur allzu dankend dem folgenden Kuss entgegen streckte, sie dabei ein wenig enger ans ich drückend.
„Das kann ich nur so zurückgeben, Mina..“, hauchte seine Stimme ihr leise entgegen und benetzte ein weiteres Mal ihre Lippen mit einem innigen Kuss.
Der Seemann spürte, dass keine Worte mehr vonnöten waren, um sich gegenseitig zu zeigen, wie froh sie waren, einander zu haben. Arngrim war sich sicher, dass wenn Mina noch etwas auf ihrem Herzen gehabt hätte, sie es ihm bereits gesagt hätte. Doch der Tag war anstrengend und wahrhaftig beschwerlich gewesen, insbesondere für die Magierin, die nun seelenruhig an seiner Brust schlief und ihr Körper sich schlummernd hob und wieder sank, erschöpft von all dem, was sie durchleben und heute preisgeben musste. Doch nun war die stärkste Bürde von ihr gefallen und sie musste nicht mehr alleine dieses Geheimnis mit sich tragen, nun waren schon zwei Leute an ihrer Seite gewesen, die ihr die Last ein wenig abnehmen konnten. Und Arngrim war froh, dass sie ihn genug Vertrauen schenkte und all dies mit ihm geteilt hatte. Es fühlte sich so an, als wären sie noch stärker zueinander verbunden und dieses Gefühl wollte er ganz sicher nicht wieder verlieren.
Umsichtig fuhren seine Finger über ihren Rücken, vergrub kurz seine Nase in ihrem Haar, ehe er sich die Freiheit nahm und ihm letzten Schein der erlöschenden Kerze ihr Gesicht betrachtete, das so ruhig aussah. Er fragte sich, wann ihr das letzte Mal gesagt wurde, wie schön sie eigentlich war…

Mit diesen Worten waren seine Augen schlussendlich irgendwann zugefallen und er tauchte in die Welt des Träumens hinein, schwamm mit den Walen und erklomm die höchsten Berge und das alles mit der Magierin an seiner Seite.
Auch seine Knochen hatte die Müdigkeit offenbar so sehr gepackt, dass seine innere Uhr ihn nicht wie gewöhnlich am frühen Morgen erwachen ließ. Stattdessen lagen er und Mina fest umschlungen schlummernd im Bett, nahmen wahrscheinlich nur die Hälfte des Platzes ein, obwohl sie endlich die Möglichkeiten hatten so viel Platz wie nur eben möglich für sich zu beanspruchen. Doch Arngrim konnte seine Finger nicht von der schmalen Gestalt lassen und wahrscheinlich hatten sie sich über die Nacht weg nicht einen Halbfinger bewegt.
Estrid hatte ebenfalls bemerkt, dass die beiden Turteltauben nicht zur frühen Morgenstunde die Schenke betreten hatten und sie hatte so eine Ahnung, woran das lag.
Sie war keine Frau, die bei den Gästen an der Tür lauschte, doch sie kam nicht hinweg, einige Schluchzer und gedämpfte, aufmunternde Worte zu hören, als sie auf dem Weg war, das Wasser aus dem Zuber zu gießen. Offenbar hatte Mina ihren Ratschlag zu Herzen genommen und ihrem Bruder endlich die Wahrheit erzählt und da niemand von ihnen irgendwo alleine herumzutrotten schien, schien sie auch Recht gehabt zu haben, dass er sie nicht einfach so von sich stoßen würde!
Und weil die beiden wahrscheinlich viel zu bereden und klären hatten, hatte sie ihnen ruhig die Stunden gegönnt, war sogar so nett und machte ihnen ein schönes deftiges Frühstück mit warmen Brot, Eiern, Speck, Käse und einem Krug frischer Milch, welche sie bedacht leise in ihr Zimmer brachte und an einem Tisch abstellte. Darüber hinaus war ihre Kleidung frisch gewaschen und lag fein säuberlich gefaltet ebenfalls im Raum.
Ihre Neugier hatte sie jedoch nicht kurz gepackt und sie musste doch einen Blick auf die beiden wagen und verkniff sich mit einem Kopfschütteln ein leises Lachen. Arngrim war schon immer ein verdammter Knuddler gewesen, doch zu sehen, wie er umsichtig den schmaleren Körper in seinen Armen hielt, erwärmte irgendwie ihr Herz. So hatte sie ihn tatsächlich noch nie gesehen. Doch bevor einer von ihnen wach wurde und sie noch dabei erwischte, wie sie die beiden kurz beobachtete, huschte die Wirtin schnell aus dem Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich und eilte zu den nächsten Gästen und Zimmern, die darauf warteten, neu gemacht zu werden.
Und es hatte auch nicht lange gedauert, bis Arngrim der Geruch von Gebratenem und er Lärm vom alltäglichen Treiben auf der Straße weckten. Er war es länger nicht gewohnt, eine komplett andere Geräuschkulisse zum sich herum zu haben und das eigentlich bekannte Schaukeln war auch auf einmal nicht dagewesen, sodass er verwirrt blinzelnd sich erst umschauen musste, ehe dem Thorwaler einfiel, dass sie seit einem ganzen Tag nicht mehr auf dem Boot waren.
Mit einem leisen Seufzer entspannte sein Körper sich wieder und er ließ seinen Blick lieber auf die schlummernde Mina wandern, die immer noch in seinen Armen lag. Ein zufriedenes Lächeln huschte über die schmalen Lippen und er drückte ihr kurz darauf einen sanften Kuss auf den Kopf. An dieses Gefühl und diesen Anblick könnte er sich wahrlich gewöhnen.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Fr Feb 15, 2019 6:24 pm

Dass dieser Tag endlich vorbei war, war wohl zum Besseren. Es war anstrengend und auslaugend gewesen, ihre Emotionen so offenzulegen, auch, wenn es vermutlich die beste Lösung gewesen war. Wieso hatte sie Arngrim nicht eher kennenlernen können? Vielleicht hätte sie dann ein paar Jahre weniger ihres Lebens so verschwendet. Während sie an seiner Brust langsam vom Schlaf übermannt wurde, konnte sie nur daran denken, dass die nächsten Wochen die schönsten ihres Lebens werden würden, es konnte nicht anders sein. Mina schloss die schweren Augenlider. Dass sie schon lang nicht mehr so gut geschlafen hatte, lag nicht nur an dem großen bequemen Bett. Sie nutzte den ganzen Platz ja nicht einmal aus, den sie hatten! Die ganze Nacht war sie eng an Arngrim gekuschelt geblieben. Immerhin bot der Thorwaler mehr als genug Fläche. Dass sie noch vor einer Woche so scheu und zurückhaltend gewesen war, während es nun beinahe lächerlich erschien, ohne Arngrim zu leben…Was hatten die Götter da bloß mit ihr angestellt? Zum Glück sandte Rahja ihr keine Träume; stattdessen blieb Minas Schlaf tief und schwarz und erholsam. Nicht einmal wurde sie wie so oft mitten in der Nacht wach, um sich erschrocken im dunklen Zimmer umzusehen. Ihr Flim Flam war mit schwindender Aufmerksamkeit langsam erloschen, sodass auch Arngrim schnell in sanfter Dunkelheit zurückgelassen wurde.
So schliefen die beiden länger, als Mina es gewohnt war. Mit den ersten Sonnenstrahlen bereit zu stehen, so kannte sie es aus der Armee. Aber zum ersten Mal seit Jahren diktierten diese strengen Regeln nicht ihr Leben. Sie konnte schlafen so lange sie wollte, denn auch Estrid oder Arngrim sahen keinen Grund, sie zu wecken. Vermutlich waren es die leichten Bewegungen des Mannes, die sie schließlich langsam erwachen ließen. Dem Schlaf etwas hinterhertrauernd presste Mina ihre Augen erst einmal fester zusammen, als könnte sie den Schlaf noch etwas länger in ihrem Körper gefangenhalten. Kein Erfolg. Langsam kam Leben in den schmalen Leib und sie rührte sich an Arngrims Brust. Die Wärme, die sie umgab, war fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, doch der angenehme Geruch war neu.
Blinzelnd zwang Mina sich wachzuwerden, ihre Glieder wie eine Katze in der Sonne streckend.
„Guten Morgen“, brummelte sie mit heiserer Stimme und blickte in Arngrims freundliches Gesicht. Natürlich war er vor ihr wachgeworden und hatte sich kaum bewegt und sie stattdessen liebevoll angestarrt. Wie konnte sie diesem Dumpfschädel nicht verfallen?
„Hast du Frühstück gemacht?“, fragte Mina etwas verwirrt. Ihr Kopf hatte den logischen Zusammenhang noch nicht geknüpft, dass Arngrim noch nicht aufgestanden sein konnte. Die Magierin erhob sich langsam, wobei sie sich auf Arngrims Brust abstützte und ihm in der Bewegung einen verschlafenen Kuss auf die Wange drückte, dann sah sie sich gähnend um. Auf einem Tisch stand ein gutes bäuerliches Frühstück samt Milchkrug und Mina setzte sich entzückt auf.
„Ein gutes Frühstück legt den Grundstein für einen erbaulichen Tag! Altes Sprichwort“, ergänzte Mina bei Arngrims fragendem Blick mit roten Wangen und erhob sich, um das Essen zu ihnen ans Bett zu holen. Tatsächlich war das Bett so groß, dass Mina das Holzbrett einfach darauf platzieren konnte, sich im Schneidersitz niederlassend. Zufrieden nahm sie einen ordentlichen Bissen vom Brot und ließ sogleich einen Bissen Ei und Speck folgend. Alles mit etwas Milch herunterspülend, schenkte sie Arngrim einen glücklichen Blick.
„Ich fürchte, die kommenden Mahlzeiten werden nicht so üppig, aber deine Familie kann hervorragend backen und kochen!“
Mina wischte sich einige Krümel vom Mund und hielt in ihrem Geschaufel inne, um einmal ordentlich zu schlucken.
„Danke nochmal für gestern Abend. Du weißt jetzt vermutlich mehr über mich als jede andere Person in ganz Aventurien“, sinnierte Mina, unschlüssig, ob sie besorgt oder erfreut darüber sein sollte.
„Also geh sorgsam damit um!“
Sie tunkte ein Stück Brot in ihr Frückstücksei, doch bevor sie selbst davon abbiss, überlegte sie es sich noch einmal anders und hielt es Arngrim mit einem fragenden Blick hin.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Fr Feb 15, 2019 8:08 pm

Wenn es nach ihm ginge, hätte Mina ruhig den restlichen Morgen auf seiner Brust schlummern können. Kein Hunger oder anderes Bedürfnis war gerade stark genug, um sich aus ihrer Umarmung zu lösen und die Wärme fühlte sich einfach zu wohlig und angenehm an, dass es gar nicht in seinem Interesse lag, diesen Moment irgendwie zu zerstören.
Doch schienen seine kleinen Regungen genug gewesen zu sein, dass nun langsam auch der schmale Körper wach wurde und ihn kurz darauf haselnussbraune Augen anblickten, die mindestens genauso viel Wärme ausströmten, wie der gesamte Körper.
Lächelnd fuhr Arngrim mit seinen Fingern durch das seidige Haar. „Gute Morgen, Mina.“, entgegnete die dunkle Stimme leise, genoss es ihren Namen auszusprechen, der seit gestern Abend regelmäßig über die schmalen Lippen ging. Er mochte ihn wirklich und irgendwie wollte er, dass die Magierin endlich so genannt wurde, wie sie schon immer genannt werden sollte!
Ihre nächsten Worte verwandelten sein Lächeln jedoch in ein lautes Auflachen. Oh, schön wäre es, wenn er das einfach so auf die Schnelle zubereiten könnte! „Du bist hier doch die magisch Begabte unter uns!“, lachte der Seemann, stupste ihr belustigt auf die Nase. „Nein, ich glaube Estrid hat uns da was Gutes getan.“, fügte er anschließend hinzu und beobachtete Mina dabei, wie sie sich langsam erhob und von ihm löste, nahm ihren Kuss jedoch noch dankend entgegen, ehe sich seine Arme von ihr lösten und sie sich wieder frei bewegen konnte.  Arngrim selbst richtete sich im Bett ein wenig auf, fuhr sich routiniert über seinen Bart, damit dieser auch nicht seltsam abstand und vernünftig in seinem Gesicht lag, im nächsten Moment schon wieder glucksend. „Bei uns heißt das einfach ‚Schaufel so viel wie möglich in dich hinein, wer weiß, wann das nächste Mal es wieder gutes Essen gibt‘! Aber dein Sprichwort gefällt mir doch viel besser“ In einigen Hinsichten war Mina eine wahrlich seltsame Frau, doch das mochte er an ihr und irgendwo waren sie alle eigenartige Wesen unter Swafnirs wachender Flosse!
Arngrim war gar nicht aufgefallen, wie stark sein Hunger mittlerweile war, doch bei dem Anblick und vor allem dem Duft des deftigen Frühstücks lief ihm wahrlich das Wasser im Mund zusammen.
Der Seemann machte ein wenig Platz, auch wenn das gar nicht nötig war, für Mina und das Holzbrett, setzte sich ebenfalls vernünftig hin, sodass er lieber auf die Laken statt auf seinen Körper krümelte. Doch noch ehe er sich etwas genehmigen konnte, hatten seine grünen Augen beobachten können, wie hastig die Magierin regelrecht das Essen in sich hineinschaufelte, als hätte sie seit vielen Mondgängen nichts mehr zu sich genommen. Der Anblick war ulkig und wunderbar zugleich, dass Arngrim gar nicht anders konnte, als breit zu lächeln. Diese Frau erwärmte sein Herz viel zu sehr!
„Du kannst es gleich Estrid ausrichten! Sie hat mir im Übrigen noch nie Essen in mein Zimmer gebracht…wenn ich so darüber nachdenke, hat sie mich auch noch nie so richtig ausschlafen lassen!“, gespielt empört blickte er in Minas Gesicht, im nächsten Moment lachend. „Ich hätte dich viel eher treffen und mitnehmen sollen.“, fügte er mit sanfter Stimme hinzu.
Ihre nächsten Worte erfüllten ihn mit einem gewissen Stolz und er nickte heftig. „Ich fühle mich geehrt, dass du mir so sehr vertraust und ich werde dich niemals enttäuschen!“, bestätigte der Seemann aufrichtig. Nichts um ihn herum könnte ihn dazu bringen, auch nur eine kleine Sache, die er über Mina erfahren hatte, gegen sie zu verwenden. Kein Gold der Welt hätte Informationen erkaufen können und er würde nicht einmal seiner eigenen Familie auch nur eine Sache erzählen, solange Mina ihm nicht die Erlaubnis erteilt hatte.
Sein Blick folgte ihren Bewegungen, blickten gedankenverloren das Brot an, welches ihm die Dunkelhaarige im nächsten Moment anbot und der Thorwaler nicht zu lange zögerte und sich dankend hinüberlehnte, um davon abzubeißen, Mina anlächelnd.
Nun hatte er sich auch an das Frühstück gewagt und dass er absolut keine Tischmanieren besaß, schien gerade wenig aufzufallen oder es störte die Magierin nicht, wobei sie ebenfalls hier und da unachtsam vor sich hin krümelte. „Ich werde uns vielleicht kein Brot auf dem Weg backen können, aber dafür kann ich dafür sorgen, dass wir trotzdem ein gutes Essen haben werden!“, murmelte er schmatzend zwischen seinen Bissen, nicht bemerkend, wie Brotkrümel auf seinen Bart rieselten und nicht verschwinden wollten. „Also mach dir keine Sorgen, das wird nicht das letzte gute Essen sein!“, fügte er hastig hinzu und knabberte an einem Speckstreifen.
Auf See waren sie leider sehr limitiert gewesen, Brot und Milch gab es ganz sicher nicht und sie konnten von Glück reden, wenn sie gepökeltes Fleisch eingepackt hatten, sonst hieß es praktisches Essen mitnehmen, was nicht schnell verderben konnte. Meistens war es doch Fisch gewesen, den Arngrim war sehr gern mochte, doch irgendwie erfüllte es sein Herz mit Freude, dass er endlich ein wenig Abwechslung erleben konnte!
Wenn der Thorwaler nicht gerade mit schmatzen beschäftigt war, wanderten seine Augen immer wieder zur Magierin, auch wenn er dieses Mal kurz innehielt und sich die Freiheit nahm mit seinem Daumen einige Krümel aus den Mundwinkeln zu wischen.  „Du isst wie Lingard.“, gluckste der Thorwaler. „Es fehlt noch, dass du auf dein Hemd kleckerst…oh, sehe ich da etwa ein wenig Eigelb?“, belustigt wanderten seine Augen zum Hemd und Mina schien auf diesen dämlichen Trick doch wirklich reinzufallen, sodass er im nächsten Moment die alte Methode des ‚Nasenklauens‘ an ihr ausübte, gefolgt von einem lauten lachen. „Und du fällst darauf rein wie Lingard!“ Arngrim vergaß beim Lachen, dass er noch einen Bissen um Mund hatte und schnell wurde aus dem lauten Lachen ein lautes Husten, als das Essen in den falschen Hals gelang. „Das….war’s wert!“, gab er luftschnappend wieder, wischte sich kurz einige angesammelten Tränen von den Augen.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Sa Feb 16, 2019 3:11 pm

Das Frühstück war das beste Essen, was Mina seit langem gegessen hatte. Die ganze Behaglichkeit, die sie gerade verspürte, mochte sicherlich in dieses Gefühl mit hineinspielen. Konnten nicht alle Tage so sein? Sie aß den Rest des Brotes, von dem Arngrim abgebissen hatte, selbst und wanderte zu dem gepökelten Fleisch weiter. Das Essen war anders, als das was sie aus Andergast kannte, jedenfalls die Gewürze, die verwendet worden waren, aber sie konnte nicht sagen, dass es sie störte. Vielleicht sollte sie den ein oder anderen Tipp mit zurück in ihre Heimat nehmen.
„Tja, Estrid weiß anscheinend, wer ein Frühstück am Bett verdient hat und wer nicht“, schmatzte Mina und schenkte Arngrim ein breites Grinsen.
„Jeder so, wie er es verdient hat“, gab sie ein weiteres Sprichwort zum Besten. Ausschlafen war sie nun wirklich auch nicht gewohnt und musste es vielleicht auch nicht zur Regel machen, aber der Thorwaler kitzelte sowieso Seiten an ihr hervor, die sie so gar nicht von sich kannte. Sie hatte ihr tiefstes Geheimnis an ihn verraten! Nun, wenn das nichts heißen sollte.
Mina fuhr ihr Sticheln wieder etwas herunter und warf dem anderen einen entschuldigenden Blick zu. Natürlich konnte er kochen, das hatte er ihr immerhin auf dem Schiff schon bewiesen. Sie hatte sein Talent gar nicht untergraben wollen, immerhin war sie selbst kein begabter Koch. Sie konnte sich mit dem Nötigsten versorgen, aber ein Feinschmecker würde aus ihr wohl nicht mehr werden. Dabei wusste sie gutes Essen durchaus zu schätzen.
„Stimmt ja, du kannst ja im Gegensatz zu mir kochen“, gestand sie Arngrim zu und lehnte sich ein wenig im Bett zurück. Mina war umgeben von Krümeln und hatte jetzt doch ein schlechtes Gewissen, dass sie so unordentlich gegessen hatte. Sie kannte Arngrims andere Schwestern zwar nicht, aber sie konnte nur vermuten, dass er mit seinem Kommentar auf ihre etwas unschöne Art zu essen anspielte. Erschrocken, dass sie jetzt auch noch Estrids geliehenes Leinenhemd bekleckert hatte, suchte sie hastig nach dem Eifleck. Vielleicht konnte man schnell noch etwas retten! Aber bevor ihre Augen wirklich etwas gefunden hatten, hatte Arngrim ihre Naivität schon mit einem Schnipser unter die Nase bestraft. Leicht errötend, dass sie auf so etwas hereingefallen war, saß sie einen Moment lang nur perplex da und beobachtete Arngrims herzliches Lachen und dann sein herzliches Husten. Mina konnte nicht anders, als ebenfalls loszuprusten.
„Das hast du verdient!“, lachte sie, bevor sie sich eilig zu ihm hinüberbeugte, um ihm mit einigen kräftigen Klopfern auf den Rücken auszuhelfen. Als sich das Husten des Seemannes einigermaßen beruhigt hatte, suchte sie einige Krümel aus seinem Bart und erhob sich anschließend.
„So, wir haben uns genug Auszeit gegönnt, wenn wir heute noch ein wenig Proviant besorgen wollen, sollten wir langsam los!“
Mina schwang sich beherzt aus dem Bett. Ihre Uniform war wieder frisch gewaschen und sie strich mit einer gewissen Ehrfurcht über den festen Stoff. Sich anzukleiden hatte für sie eine gewisse Routine inne, die sie sorgfältig verfolgte. Heute einen Schritt auszulassen und das Abbinden zu unterlassen, fühlte sich merkwürdig an. Das Leinenhemd ließ sie unter ihrem Waffenrock an, dann legte sie sorgfältig die dunkelgrüne Robe an. Mit der Hilfe ihres Motoricus war es nicht einmal schwierig, den gepanzerten Arm anzulegen. Seit sie geflohen war, hatte sie ihre Kleidung und Rüstung nicht mehr so getragen, aber als sie das letzte Stück Stoff zurechtgerückt hatte und die letzte Schnalle festgezurrt hatte, fühlte sie sich ganz. Etwas kritisch beobachtete sie sich dennoch in dem kleinen Spiegel an der Waschschüssel. Ihre kurzen Haare und ihre immer noch sehr unweibliche Figur würden es den meisten schwierig machen, sie klar als Frau zu betiteln. So musste die Sorge in ihrer Stimme für einen Außenstehenden wohl etwas merkwürdig erscheinen.
„Man sieht nichts, oder? Wer weiß, wer mir in Olport über den Weg laufen und mich erkennen könnte.“
Immerhin wies ihre Robe mit den Stickereien und dem Wappen Andergasts sie klar aus und einen anderen Andergaster zu treffen, der sie direkt als Frau entlarvte…Das wäre ihr Ende.
Aber bevor sie sich in noch größere Sorge stürzen konnte, hörte sie aus der Taverne laute Stimmen und Aufruhr. Neugierig öffnete Mina die Tür zu ihrem Zimmer, um zu lauschen, nur um kurz darauf Estrids Stimme laut durch das Haus schallen zu hören.
„Arngrim, deine Schwester ist hier!“
Mit einem aufgeregten Blick wandte sich Mina zu Arngrim um.
„Scheint so, als dürfte ich noch mehr von deiner Familie kennenlernen“, presste sie mit gesenkter Stimme, aber Vorfreude hervor.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Sa Feb 16, 2019 5:49 pm

Der Anblick der Magierin war einfach zu gut, um nicht zu lachen, allerdings hatte Arngrim nicht geplant, sich dabei zu verschlucken.
Verdient hatte er es wahrscheinlich schon, bereuen würde er es jedoch niemals, vor allem nicht dann, wenn er Mina damit ebenfalls zum lachen bringen konnte. Dankbar war er ihr allerdings trotzdem dafür, dass sie ihm auf den Rücken klopfte und er langsam wieder Luft zum Atmen bekam. „Danke!“, stieß er mit einem letzten Husten aus und schenkte der Dunkelhaarigen ein breites Lächeln, es genießend, dass sie ihm zusätzlich noch die letzten lästigen Krümel aus dem Bart entfernte. So etwas hatte tatsächlich noch niemand für ihn getan.
„Ach, dabei ist es gerade so gemütlich!“, der Blondschopf stöhne unzufrieden auf. Er wollte noch nicht aufstehen, es war so bequem und angenehm! Doch Mina hatte wohl recht, sie brauchten noch letzte Erledigungen und immerhin wollten sie auch langsam aufbrechen, auch wenn Arngrim gerne noch ein wenig mehr Zeit herausgeschlagen hätte, die sie noch hier verbringen konnten.
Mit einem schweren Seufzer erhob der Thorwaler sich ebenfalls, schlenderte langsam zu seiner Kleidung, die Estrid freundlicherweise ebenfalls in das Zimmer gebracht zu haben schien. Alles roch angenehm nach Seife und wirkte nach längerer Zeit wirklich sauber!
Der Seemann selbst hatte nicht so viele verschiedene Lagen an Kleidung und schon gar keinen Metallarm, den er erstaunt anblickte, als Mina diesen anbrachte. Für ihn reichten sein mit Leder besetztes Harnisch, ein paar feste Stiefel und robuste Kleidung darunter, immerhin war er aber auch kein Krieger und war es gewohnt viel agiler zu sein.
Mit einem Lächeln wandte er sich Mina zu, sie dabei ausgiebig musternd. Hätte sie ihm gestern nicht verraten, dass sie eigentlich eine Frau war, hätte er es auf dem ersten Blick ganz sicherlich nicht gesehen. Vielleicht würde er es selbst jetzt nicht erkennen, doch in seinen Augen waren ihre Züge wie von Zauberhand weicher geworden, die Statur konnte jedoch immer noch einem schmalen, androgyn wirkenden Mann gehören. „Huh? Was soll man denn sehen? Dass du gut aussiehst? Das sieht man, tut mir leid aber da kannst du auch nichts daran ändern!“, das Lächeln verwandelte sich zu einem breiten Grinsen und der Thorwaler trat langsam an Mina heran, ihr durch das kurze Haar fahrend. „Niemand wird etwas hinterfragen, wenn es das ist, was du meinst.“, fügte er anschließend hinzu und drückte ihr noch kurz einen Kuss auf ihr Haar, ehe die Magierin sich zur Tür bewegte und diese einen Spalt öffnete.
Fragend schielte Arngrim zu ihr herüber, hatte den Lärm selbst gar nicht gar nicht mitbekommen, der in der Schenke widerzuhallen schien. Was war denn da los?
„Meine Schwester? Welche? Oh, wenn da draußen die Schenke wackelt, kann ich es mir fast schon denken!“ Wie wahrscheinlich war es nur, dass beide zur ähnlichen Zeit zurück nach Hause gekommen waren? Wenn es denn wirklich Sigrun war. Dann wiederum, wer sonst hätte es sein können? Seine andere Schwester lebte hier und sie alle konnten sich immer dann sehen, wenn sie wollten.
Arngrim blickte etwas unschlüssig die Magierin an, versank für einen kurzen Moment in Gedanken, ehe seine Lippen ein breites Lächeln formten und er einen Arm um Minas Schulter legte. „Ja dann gehen wir doch mal runter und stellen dich vor!“

Kaum hatten sie ihr Zimmer verlassen, konnte auch der Seemann endlich den Lärm vernehmen von fröhlichen lauten Stimmen und Gelächter und erkannte schnell, dass es sich hier um keinen anderen als Sigrun halten konnte, die direkt zumindest eine der beiden Gestalten erkannt und grinsend ihm heftig zu winkte.
Sigrun war von ähnlicher Körpergröße wie Arngrim, trug ihr blondes Haar lang in verschiedenen kleinen geflochtenen Zöpfen, die um Ende hin zu einem großen Zopf gebunden wurde. Im Vergleich zu ihren beiden Geschwistern, war sie ein wenig schmaler gebaut und wahrscheinlich mit einer Figur, die die Männerherzen ein wenig höherschlagen ließ.
Sie hatte sich bereits von ihrem Stuhl erhoben und breitete erwartungsvoll ihre Arme aus, um Arngrim in eine große Umarmung zu ziehen. „Ja bei Swafnir, als hätte der große Bruder gewollt, dass wir uns endlich wiedersehen!“, lachte die Thorwalerin, ihrem Bruder nochmal fest auf den Rücken klopfend. „Und, großer Bruder? Ich hab gehört, du hast meinen Platz einfach so eingenommen und dann auch noch nicht alleine?“, ihre blauen Augen wanderten zu der Begleitung, offenbar eine magisch begabte noch dazu. „Und wer ist bitte der andere Platzklauer?“, fordernd blickte sie in Minas Gesicht, dabei jedoch immer noch breit lächelnd.
Der Seemann suchte fragend den Blick zu Mina, welche jedoch die Eigeninitiative ergriff und sich selbst mit ihrem richtigen Namen vorstellte, was wohl das Gespräch für die anderen beiden Beteiligten um Einiges erleichterte.
Sigrun selbst hob überrascht eine Augenbraue, nicht, weil es sich um eine Frau handelte, auch wenn sie auch nicht überrascht gewesen wäre, wäre sie eigentlich ein junger Mann gewesen, sondern eher, dass sie erst jetzt die Freude hatte, sie kennenzulernen!
„Mina, also? Das gleitet so schön von der Zunge. Schöner Name! Du kannst mich Sigrun nennen.“, mit diesen Worten schenkte sie auch der jungen Frau eine Umarmung, vielleicht nicht so innig und geschwisterlich, wie sie es bei Arngrim getan hatte, doch sie drückte sie dennoch absichtlich ein klein wenig enger an sich, einfach nur, um zu zeigen, dass sie auch sehr gut darin war, gute Umarmungen zu verteilen!
„Und dann ist dieses nette Exemplar mit meinem grobmotorischen Bruder unterwegs! Wärst du mal auf meinem Boot untergekommen, das hättest du nicht so schnell wieder verlassen wollen.“ Die Seefrau zwinkerte Mina vielsagend zu, gefolgt von einem beinahe verführerischen Lächeln, was wahrscheinlich beides ein Dorn im Auge ihres großen Bruders war, doch sie durfte wohl ein bisschen Spaß haben, er kannte sie doch, sie würde es schon nicht zu weit treiben! Aber, wenn er schon mal eine Dame mit nach Hause brachte, dann musste sie das ausnutzen.
Jedoch wollte sie es auch nicht allzu unangenehm machen, klatschte motiviert in die Hände und blickte beide Gestalten abwechselnd an. „Und was hab ihr Schönen vor? Estrid erzählte etwas von einer Reise auf Land? Vielleicht kann ich euch ein bisschen begleiten und aushelfen, solltet ihr etwas für den Weg brauchen! Ach, wisst ihr was, ich tue uns den Gefallen und bereichere euch ein wenig, dann kann Mina mir auch ein wenig mehr über sich erzählen und wieso ausgerechnet Arngrim so ein Glück hat, mit dir zu reisen.“, erneut fixierten die blauen Augen das schmale Gesicht der Magierin. Ein wenig ärgerte es Sigrun schon, dass ihr Bruder ihr zuvor gekommen war, Mina sprach sie an, auf einer ganz interessanten Art und Weise und wer wusste schon, vielleicht war sie zum Schluss das Geschwisterteil, was ihr ebenfalls eher zusagte!

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Sa Feb 16, 2019 11:35 pm

Für einen Moment gewann Mina das Gefühl, dass Arngrim seine Schwester gar nicht unbedingt sehen wollte, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. War es Lingard? Oder doch Sigrun? Nachdem Arngrim schon das letzte Mal nur ungern über Sigrun geredet hatte, vermutete Mina, dass es eben diese Schwester sein musste, die gerade den Schankraum in Aufruhr versetzte. Umso neugieriger war die Magierin, was sie dort erwarten würde und wieso Arngrim so ein Geheimnis aus ihr machte. Ihr Schwert am Gürtel und den Stab in der Hand folgte Mina dem Thorwaler in den Schankraum. Eine laute, rauchige Stimme drang ihr entgegen und ebenso Estrids warme Tonlage. Mina wusste nicht ganz genau, was sie sich unter einer thorwalschen Seefahrerin vorgestellt hatte, aber vermutlich hätte sie nichts auf die riesige Frau vorbereiten können, die mit einem breiten Grinsen mit ihrer Schwester plauschte. Sie war riesig groß, beinahe so groß wie Arngrim, allerdings nicht so muskulös und breit wie einige der Thorwalerinnen, die Mina auf dem Schiff kennengelernt hatte. Ihre Figur war trotz ihrer Größe sehr weiblich und sie strahlte ein ähnliches Charisma wie ihr Bruder aus. Wenn die Andergaster eine solche Frau kennenlernen würden, wüssten sie vermutlich gar nicht, wohin mit sich.
Mina ließ den Geschwistern den Vortritt und beobachtete, wie sich die beiden herzlich begrüßten. Da waren die Bedenken, die sie gehabt hatte, wohl doch nicht so schlimm, denn die Begrüßung der beiden wirkte nicht aufgesetzt oder gespielt. Mina nahm sich vor, sich nicht direkt von Sigrun einschüchtern zu lassen, sie wirkte wie eine Person, die andere gerne auf die Probe stellte und Mina wollte vor ihr bestehen. Sie streckte den Rücken gerade durch, als sich die Aufmerksamkeit der Seefahrerin plötzlich auf sie lenkte. Sigrun war Arngrims Familie und es machte wenig Sinn Geheimnisse vor einigen zu haben und vor anderen nicht. Hier in der Taverne war sie wohl sicher, sodass sie es nicht einsah, sich mit ihrem falschen Namen vorzustellen.
„Dieser ´Platzklauer´ heißt Mina Alrikshuber, erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.“
Wie immer war sie ein wenig steif, ein wenig kühl im Vergleich zu den Thorwalern, die ihr ganzes Leben so herzlich nach außen trugen und ihre Hand, die sie der Thorwalerin entgegengestreckt hatte, wurde schnell von einer Umarmung erwidert. Mina war ein wenig überrascht, doch Sigrun reizte die Umarmung lang genug aus, dass die Magierin die Chance hatte, sie auch kurz zu erwidern.
„Danke, Arngrim mag den Namen auch“, entgegnet sie verlegen, nicht ganz sicher, was sie der Frau erwidern sollte auf ihr Zwinkern. Ging das nun schon wieder so los wie mit Arngrim? Es war so schwer, ihre extrovertierte Art und Weise zu deuten!
„Ach, ich hatte großes Glück, dass mich gerade Arngrim aufgegabelt hat. Aber grobmotorisch….Er kann ja nichts dafür, dass er ein Mann ist, nicht wahr?“
Mina musste ein Lachen unterdrücken und blickte verschwörerisch zu Sigrun. Meistens meinte sie solche Kommentare sehr viel bissiger. Aber Sigrun schien direkt eine Verbindung mit ihr etablieren zu wollen und bis jetzt hatte Mina ja nur positive Erfahrungen mit Arngrims Schwestern gesammelt!
„Arngrim hat angeboten, mich zurück nach Andergast zu begleiten, immerhin kenne ich mich in Thorwal so gar nicht aus und gemeinsam reisen ist doch so viel angenehmer. Aber ich bin mit nur der Kleidung am Leib aus Nostria geflohen, deswegen müssen wir erst einmal ein wenig Ausrüstung und Proviant für die Reise organisieren.“
Mina warf einen kurzen Seitenblick auf Arngrim, der irgendwie immer noch ein wenig neben der Spur zu sein schien und sie wie auch seine Schwester kritisch beäugte.
„Oh, wie ich bei Arngrim gelandet bin ist eine wirklich lange Geschichte, aber so viel sei gesagt, die Götter haben gute Arbeit geleistet, dass ich eure Familie kennengelernt habe.“
Ein dankbares Lächeln ging auch an Estrid, dann wusste Mina für einen Moment nicht, wie sie die Konversation fortsetzen sollte. Etwas nervös zupfte sie an ihrer Kleidung herum, bis ihre Hand auf dem Knauf ihres Schwertes zum Ruhen kam.
„Arngrim wollte mir noch nicht so viel über dich erzählen, aber ich bin neugierig. Bist du auch Seefahrerin, so wie Arngrim? Ich finde es immer noch beeindruckend, dass Frauen hier in Thorwal einfach alles sein dürfen“, gestand sie verlegen und mit unverhohlenem Neid in der Stimme.
„Aber wer könnte so einer riesigen Frau auch vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hat?“
Mina war immer noch beeindruckt von Sigruns ganzem Auftreten, irgendetwas an ihr wirkte so abenteuerlich und charmant, dass Mina es gar nicht einordnen konnte.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 17, 2019 1:33 am

Hah! Hatte sie es doch immer noch drauf wie eh und je! Nicht, dass Sigrun sich jemals wirklich Sorgen gemacht hätte, dass sie nicht gut bei den Damen landete, doch es war dennoch erfrischend zu sehen, dass selbst in dieser Situation sie ein wenig mehr Sympathie für sich herauskitzeln konnte, als anfangs angenommen.
Bei der Bemerkung der Magierin musste sie nur laut loslachen, Estrid hatte sie wohl ebenfalls mitbekommen und stimmte in ihr Lachen ein. „Da sagst du was, meine Liebe! Männer können einfach nichts dafür, dass sie das sind, was sie nun einmal sind. Aber wir haben ja zum Glück uns, was?“, erneut warf sie der jungen Frau einen vielsagenden Blick zu, ignorierte ihren großen Bruder dabei gänzlich. Sie würden sich nicht schon in den Haaren gleich haben, es war immer noch alles Spaß!
Immerhin schien sie erfreut zu sein, dass Arngrim sie gefunden hatte und das musste wohl was heißen.
Die Seefrau hatte noch keine große Ahnung, wie genau die beiden sich kennengelernt hatte, Esird selbst hatte nicht viel verkünden lassen bei ihrer Ankunft und Arngrim schien selbst den Mund gerade nicht aufbekommen zu wollen und schmollte stattdessen lieber. Da war sie froh, dass wenigstens Mina ein bisschen Licht ins Dunkle brachte, auch wenn sie nicht genau wusste und verstand vor wem oder was sie aus Nostria geflohen war. Die Leute waren viel zu harmlos gewesen da hinten, was konnte eine Gefahr für sie darstellen? „Ach, dann sollten wir doch besser schnell die wichtigen Erledigungen machen und du erzählst mir vielleicht auch, was genau die Fischfreunde da unten denn so gemacht haben, dass es dich in die Arme der Thorwaler getrieben hat…nicht, dass ich überrascht wäre, unsere Arme sind viel einladender!“
Die nächsten Worte allerdings nahm sie beinahe schon etwas zu persönlich. Hatte ihr Bruderherz etwa über all seine Geschwister geschwärmt, nur nicht über sie? Dabei waren sie sich am Ähnlichsten!
„Ach! Der ist nur neidisch, weil ich schöner bin, deswegen hat er nichts gesagt! Aber Spaß beiseite- ich bin froh, dass er dich zu uns gebracht hat. Eine beeindruckende Frau wie du gehört absolut in unsere Reihen und auch hierher nach Thorwal!“, sie stemmte demonstrativ die Hände in ihre Hüften und grinste dabei die Dunkelhaarige an. Warum sollte man auch nicht alles sein dürfen? Gab es nun etwa schon Verbote für sie? Wohl kaum!
„Aber ja, ich bin auch Seefahrerin, eine verdammt gute noch dazu möchte ich anmerken!“, fügte sie schnell stolz hinzu. Nun gut, vielleicht prahlte sie auch ein wenig zu viel, immerhin hatte sie das meiste von ihrem Bruder gelernt, doch das musste ja jetzt nicht verkündet werden und sie wusste, dass er gutherzig genug war, um sie nicht vor der neuen Bekanntschaft bloßzustellen. Wahrscheinlich hätte Mina ihm ohnehin nicht geglaubt, diese schien nämlich doch ganz interessiert an ihr zu sein! Anerkennend blickte sie in das androgyne Gesicht, dass sie nun auch Komplimente bekam, zeigte Sigrun erneut, wie unglaublich gut sie mit Frauen doch umgehen konnte!
„Oh, du schmeichelst mir, Mina! Es gibt nur wenige Ausnahmen, wo ich gerne das Ruder an andere übergebe, wenn du verstehst…aber lasst uns nicht zu lange bummeln, los, los, ihr wollt doch sicherlich bald aufbrechen!“, erneut klatschte Sigrun enthusiastisch in die Hände und Arngrim hatte nicht einmal die Möglichkeit sie irgendwie abzuwimmeln, da hatte sie sich schon zwischen die beiden gedrängelt und sich in ihre Arme verhakt und langsam hinaus in die kühle Luft gezogen.
Der Winter kehrte langsam ein und man spürte es in der Luft, doch die Thorwalerin genoss die klare Brise nur zu sehr.
„Wohin zuerst? Decken wir dich erstmal mit Ausrüstung ein!“, zielstrebig deutete sie die Richtung an und ließ hin und wieder ihren Blick zur Magierin schweifen.
„Dann erzähle mir doch mal ein wenig von dir? Du scheinst magisch zu sein, was? Wusstest du, dass wir in Olport auch eine Magierakademie haben? Oh und stark bist du auch noch, ein wunderbares Gesamtpaket von Stärke und Willenskraft! Na dich würde ich ungerne von meinem Boot lassen, ich kann absolut verstehen, wieso Arngrim dich sogar ungerne an Land fortgehen lassen möchte.“
Ihre Augen musterten Mina ausgiebig, während sie charmant lächelte. Wahrscheinlich sollte sie das nicht überspitzen, doch bis jetzt hatte ihr Bruder auch nicht viel gesagt, nur hin und wieder hörte sie ihn in seiner Muttersprache verärgert murmeln, während er neben ihnen hertrottete und hin und wieder eifersüchtige Blicke ihr zuwarf.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 17, 2019 5:03 pm

Problemlos hatte Sigrun die Unterhaltung übernommen und eh Mina es sich versah, hatte die hünenhafte Frau sich schon bei ihr und Arngrim eingehakt und begleitete sie auf die Straßen von Olport. Mina war interessiert an ihrer Geschichte und da ihr ähnliches Interesse entgegengebracht wurde, schien es nur logisch, sich nicht direkt von ihr zu trennen. Wenn sie Arngrim wirklich so ähnlich war, konnte sie nur eine angenehme Person sein! Und die Gemeinsamkeiten schienen ja bei ihrer gewählten Profession bereits anzufangen.
„Das Seefahren scheint bei euch ja richtig in der Familie zu liegen!“, entgegnete Mina beeindruckt. Sie hätte eine Bemerkung über Arngrims und Sigruns Eltern gemacht, aber zügelte sich, bevor sie sich selbst wieder traurig machte.
„Ich muss gestehen, dass ich das erste Mal auf einem Schiff war in den vergangenen Tagen. In Andergast gibt es nicht mehr als Flüsse und Seen und das ist wohl kaum zu vergleichen mit dem Meer!“
So sehr Mina Nostrianer auch hasste, jetzt, wo sie Thorwaler kennengelernt hatte, konnte sie ihrer Liebe für die See wenigstens ein bisschen Verständnis entgegenbringen. Die Art, wie sie auf dem Schiff zusammenarbeiteten, die Wunder der Natur…Das alles hatte sie sehr beeindruckt und harte Arbeit war nun mal immer bewundernswert. Es sei denn, sie kam von Nostrianern. Dann konnte sie sowieso nicht besonders hart sein.
„Oh, aber das ist doch kein Schmeicheln, ich sage nur die Wahrheit. Und in Andergast werden Frauen weiß Sumu nicht gut behandelt, also muss ich meine Komplimente hier verteilen, denn in meiner Heimat würde man mich niemals eine Frau für ihre Stärke loben lassen“, seufzte Mina schwer. Die Gassen Olports waren mittlerweile schon gut gefüllt. Die Atmosphäre in den Gassen erinnerte sie tatsächlich ein wenig an ihre Heimat. Hier waren die Leute auf ihr Handwerk fixiert, auf Nutzen und nicht das schöne Äußere, worauf die Nostrianer so viel Wert zu legen schienen.
Sich an ihre Ausbildung erinnernd sinnierte Mina, was sie alles für die lange Reise brauchen konnten.
„Ein Rucksack, ein Zelt, Decken, Seil und Fackeln….“, murmelte sie vor sich hin, während Sigrun sie mit weiteren Details berieselte. Beim Thema Magie konnte Mina ihre Aufregung nicht verhehlen.
„Ich bin Magierin, sehr wohl! Ausgebildet am Kampfseminar in Andergast und ich würde behaupten, ich beherrsche mein Handwerk. Arngrim kann dir das sicher bestätigen“, entgegnete sie mit unverhohlenem Stolz in der Stimme. Dabei hatte Arngrim ihre wirklich machtvollen Kampfzauber noch gar nicht erlebt. Den ein oder anderen Trick hatte sie immerhin noch auf Lager.
„Ich habe von der Akademie gehört, aber ich glaube, wir haben leider keine Zeit, um sie anzusehen. Außerdem dürfte ich dort nicht…naja, nicht offiziell als Vertreter meiner Akademie auftreten. Jedenfalls nicht als Mina…“
Ihre Stimme war immer leiser geworden, bis sie sich am Ende ihrer Worte ganz verlor und Mina sich etwas unwohl räusperte.
„Du bist so voll des Lobes, das muss eine thorwalsche Angewohnheit sein, was?“
Obwohl sie immer gute Ergebnisse abgeliefert hatte, hatte sie in ihrer Akademie selten solches Lob erfahren. War es also einfach eine kulturelle Sache, dass Arngrim und Sigrun beide so voll des Lobes für sie waren? Jedenfalls hatte es ihre Wangen schon wieder rot werden lassen. Zum Glück hatten sie einen Krämerladen erreicht, der seine Waren auf langen Holztischen präsentierte und alle drei waren auf die Suche nach geeigneten Ausrüstungsgegenständen gegangen. Mina nutzte die Zeit, um sich zu Arngrim umzudrehen, der den ganzen Weg über äußerst still gewesen war. Auch jetzt sah er unglücklich aus. Minas Herz sank.
„Du bist so ruhig, Arngrim, habe ich irgendwas verkehrt gemacht? Gibt es etwas, was ich über deine Schwester wissen sollte?“, fragte die Magierin besorgt, während sie nach einem ordentlichen Rucksack und festem Seil suchte. Sigruns Blick traf sie kurz bei der Suche und sie schenkte ihr ein kurzes Lächeln, welches Mina erwiderte. Immerhin sollte die Seefahrerin nicht denken, dass irgendetwas nicht in Ordnung war!
„Glaub nicht, dass ich dein Gegrummel auf Thorwalsch nicht gehört hätte!“
Provozierend zupfte sie an seinem Bart.
„Ich hab es vielleicht nicht verstanden, aber ich hab dich grummeln gehört!“, fügte sie etwas verlegen hinzu.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 17, 2019 7:55 pm

Wie das in Andergast mit den Frauen war, das konnte Sigrun ganz sicherlich nicht beurteilen, doch der Erzählungen zufolge schienen die ganz schön zurückgeblieben zu sein, was die Gleichstellung anging. Sie hatte sich nie großartig darüber Gedanken gemacht, dass sie jemals weniger wert wäre als ein Mann oder irgendein anderes Lebewesen, sie war stark und voller Willenskraft und Charakter, niemand würde ihr jemals die Schranken zuweisen können und diese Einstellung hatte sie ihr Leben lang gehabt, sodass es selbstverständlich für die Thorwalerin war, dass andere genauso dachten. Dass dem nicht so war, überraschte sie dementsprechend immer wieder aufs Neue.
„Ach, hier nehmen wir Frauen gerne solche Komplimente entgegen…und ich verteile sie auch gerne an jene, die es auch wirklich verdienen!“, erwiderte sie breit lächelnd. Selbst, wenn sie kein Interesse an der Damenwelt gehabt hätte, hätte sie ihre Meinung nicht geändert, egal ob Mann oder Frau, wenn sie es verdient hatten, ein Kompliment zu bekommen, dann bekamen sie auch eines!
„Und keine Sorge, wir haben einen Abgänger der Akademie in meiner Otta und ich glaube bei Arngrim auch, also wenn du einmal wieder hier bist und sie besuchen möchtest, können sie sicherlich ein gutes Wort für dich einlegen!“, sie stieß Mina mit dem Ellbogen freundschaftlich gegen die Seite. Aus ihr wäre sicherlich eine gute Kapermagierin geworden! Aber nicht alle hatten das Glück hier in Thorwal aufgewachsen zu werden und wenn Sigrun die Magierin so anschaute, schienen jene aus anderen Kulturkreisen nicht so locker mit anderen umzugehen, wie es ihr Völkchen tat…oder Mina war einfach eine etwas schüchterne Dame, beides hatte sie zumindest nicht gestört. Ehrlich gesagt fand sie es auch irgendwo süß zu sehen, wie ihre Wangen etwas erröteten, sobald man ihr ein Kompliment machte oder sie für das lobte, was sie nun einmal war- eine interessante, attraktive Person!
„Nicht ganz, wir hauen uns eigentlich vorher meistens eine rein, ehe wir die Fausthiebe komplimentieren! Aber es gibt da gewisse Ausnahmen!“, erneut funkelten ihre blauen Augen verschwörerisch, doch ihre kleinen Anmachsprüche und Schmeicheleien nahmen abrupt ein Ende, als Arngrim mit grimmiger Stimme darauf hindeutete, dass sie den Laden erreicht hatten.
Sigrun war selbst kaum an Land unterwegs, doch sie hatte sich die Aufzählung der Dunkelhaarigen gemerkt und stöberte ebenfalls im etwas größeren Laden herum, während die anderen beiden ebenfalls Ausschau nach den wichtigen Dingen hielten, die ihnen die Reise erleichtern sollte.

Arngrim atmete tief durch, als seine Schwester sich etwas von ihnen entfernt hatte. Es war komisch, er fühlte sich auf einmal so klein und unwichtig, seit sie hier aufgekreuzt war, dabei waren sie eigentlich immer sehr herzlich zueinander! Natürlich, in ihren jüngeren Jahren hatten sie kleine Wettbewerbe daraus gemacht, wie viele Frauen ihnen einen Kuss geben würden und meistens war es Sigrun, die gewonnen hatte, aber das auch nur, weil er keine Männer mitzählen durfte und manchmal nervte es ihn, dass sie ihm häufiger zuvor kam bei einer besonders hübschen Dame, doch schnell wurde sein Zähneknirschen beseitigt mit einem gemeinsamen Bier oder dem lobenden Schulterklopfer, denn allgemein war er sehr stolz auf seine Schwester und wie verdammt einfach es ihr immer fiel, die Leute auf ihre Seite zu ziehen.
Dieses Mal jedoch trieb sie es ein wenig zu weit und er konnte die Eifersucht in seinem Herzen nur so brodeln hören. Konnte sie nicht dieses eine Mal einfach es sein lassen und nichts herausfordern? Es war nicht so, dass er Mina nicht vertraute und dachte, sie würde jeden Moment ihn gegen seine Schwester eintauschen, doch so schnell, wie sie auf sie eingegangen war….er hatte einfach ein komisches Gefühl und es stimmte ihn absolut nicht glücklich und er konnte nicht einmal erklären, was genau es war, was ihn so unzufrieden stimmte, denn er wusste eigentlich, dass Sigrun ihm niemals jemanden ausspannen würde.
Ach, das war doch alles verflucht! Rahja musste sich wohl einen bösen Scherz heute mit ihm erlaubt haben und er wirkte besonders abstoßend auf anders.
Mit einem stetigen Grummeln betrachtete er irgendwas, wusste nicht einmal, was er gerade beäugte und zwischen seinen Fingern hielt und war so in Gedanken, dass er nicht einmal mitbekommen hatte, wie Mina sich zu ihm gewandt hatte.
Überrascht ließ er seinen Blick zur Magiern wandern, sie fragend anblickend? „Was, ich, ruhig? Aaach, ich dachte mir, ich lasse die Sigrun mal ein wenig reden, auch wenn sie wohl besonders viel Interesse dir gegenüber hat.“, er bemühte sich nicht mit den Zähnen zu knirschen oder gar zu verstimmt zu wirken und zwang seine Mundwinkel dazu, ihr ein dünnes, etwas misslungenes Lächeln zu schenken.
„Du hast also nichts falsch gemacht oder so…“ Und dies war nicht einmal gelogen. Mina hatte nichts falsch gemacht und wahrscheinlich war sie einfach froh, dass sie mit einer Frau so offen reden konnte, so, wie sie es bei Estrid tun konnte. Vielleicht hatte er sich ja auch nicht richtig genug letzte Nacht ausgedrückt, als er über seine Schwester berichtet hatte? Dass Sigrun Mina tatsächlich mochte, schien sogar der Wahrheit zu entsprechen, ein wenig zu stark nach seinem Geschmack jedoch.
Als Arngrim bemerkte, dass er wohl nicht ganz seine schlechte Laune vor der Dunkelhaarigen verbergen konnte und sie auch noch fordernd begann an seinem Bart zu zupfen- was er allerdings sehr genoss-, entwich ihm ein schwerer, leiser Seufzer und er zog Mina zwischen zwei Regale, wo Sigrun sie zumindest nicht sehen konnte und lugte kurz zu ihr herüber. Sie schien in einem Gespräch mit dem Krämer verwickelt zu sein und hatte zumindest keine Ohren für die anderen beiden.
„Ich will nicht böse über Sigrun reden, sie ist meine Schwester und ich liebe sie, wie all meine anderen Geschwister aber….sie macht es ja schon wieder!“, seine Stimme klang zum Schluss frustriert und beinahe verzweifelt, während er Mina aus unzufriedenen Augen heraus anblickte. „Ich weiß nicht, ich mag das einfach nicht, wenn sie…naja, sie kann sich doch denken, dass ich irgendwie zu dir gehöre und es ist nicht so, dass ich sie nicht verstehen kann, du bist echt alles, was man sich an einer Frau wünschen kann aber….“, er wollte nicht wie ein eifersüchtiger Dummkopf klingen, doch leider passierte genau dies und es stimmte ihn traurig, dass er seine Gefühle nicht vernünftig einordnen konnte. „Sie steht auf dich, sehr sogar. Ich dachte erst, dass sie einfach nur sie selbst ist und mich gleichzeitig irgendwie ärgern will aber nein, so sehr hat sie sich noch nie ins Zeug gelegt!“, es fiel ihm schwer seine Stimme gesenkt zu halten, doch er versuchte sein Bestes, damit die Situation nicht noch blöder für ihn ausfiel als ohnehin schon.

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 17, 2019 11:03 pm

Der Thorwaler mochte zu verstecken versuchen, dass ihn etwas wurmte, doch selbst Mina, die mit Zwischenmenschlichem durchaus ihre Probleme hatte, konnte erkennen, dass Arngrim ihr nicht die ganze Wahrheit sagte und um das Problem herumtanzte. Nun kannte sie den Thorwaler auch noch nicht lang genug, um seine Gefühlswelt richtig zu deuten, aber das alles hier fühlte sich falsch an. Sie wollte nicht, dass zwischen ihnen eine merkwürdige Stimmung entstand kurz bevor sie aufbrachen. Überrascht ließ sie sich von Arngrim hinter einige Regale voll mit Schüsseln und Kochgeschirr ziehen, ihm einen irritierten Blick schenkend.
„Was macht sie schon wieder?“, fragte Mina ratlos. Ihrer Meinung nach hatte sie sich doch nur nett mit Arngrims Schwester unterhalten. Sie hatte seit Jahren kein freundschaftliches Gespräch mit einer anderen Frau geführt, geschweige denn einer, die ebenfalls so kampfeslustig und offen war wie sie selbst. Und schon gar nicht so, dass ihr Gegenüber wusste, dass sie ebenfalls mit einer Frau sprach! Hatte sie in ihrem Bestreben, ein paar soziale Kontakte zu knüpfen, Arngrim so ganz von sich geschoben? Die Worte des anderen trieben ihr die Röte wieder mit neuer Intensität ins Gesicht und sie scharrte unwohl mit den Füßen im Dreck. Sie war es nicht gewohnt, dass Leute so über sie sprachen. Sie wusste doch, dass sie durchschnittlich war in vielen Hinsichten. Hinzu kam, dass sie gerade in romantischen Belangen vollkommen unerfahren war und es konnte auch nur bedingt charmant sein, sich mit jemandem herumschlagen zu müssen, der so unsicher war. Wieso also bestand Arngrim so auf seine Komplimente? Dass er sie schon wieder so aus der Fassung brachte, machte Mina beinahe ein wenig zornig.
„Hör auf, wenn du so redest, fühlt es sich immer so an, als wenn du dich über mich lustig machst“, knurrte sie und wich dem Blick des Thorwalers aus. Seine nächsten Worte jedoch ließen ihren Kopf wieder zu ihm herumschnellen mit aufgerissenen Augen. Ungläubig starrte sie Arngrim an, mit aufgerissenem Mund, während ihr Schädel vor Hitze pochte.
„Das siehst du falsch, ich-…Sie ist doch eine Frau, wir haben uns nur nett unterhalten und-„
Mina wusste gerade selbst nicht wohin mit sich. War sie wirklich so blind? Vielleicht machte es doch irgendwo Sinn, all die Anspielungen und Kommentare. Hilflos legte sie eine Hand an die Stirn und tigerte einige Schritte auf und ab.
„Was ist bloß los bei deiner Familie, dass ihr alle irgendwas von mir wollt?!“, stieß sie verzweifelt aus. Dass eine Frau an ihr interessiert war fühlte sich komisch an, Andergast steckte einfach zu tief in ihren Knochen mit all seiner konservativen, verbohrten Art, dass es ihr ein unangenehmes Gefühl gab. Außerdem: wie konnte Arngrim glauben, dass sie Sigrun ihm vorziehen würde, wenn sie nicht einmal verstanden hatte, was hier vor sich ging? Händeringend suchte Mina nach Worten und versuchte, ihre verwirrten Gefühle zu ordnen.
„Arngrim, ich möchte keine Frau! Ich möchte dich! Vertraust du mir denn gar nicht? Ich meine, ich….Ich bin nicht an Frauen…interessiert oder so.“
Ihre Stimme rutschte von einer Oktave in die nächste. Sie hasste es, sich so unsicher zu fühlen und dass Arngrim sie mit solchen Bedenken in Verlegenheit brachte. Wütend boxte sie ihn in die Seite.
„Ich hab dir gestern mein Herz ausgeschüttet, du Idiot! Als wenn ich dich einen Tag später für ein paar nette Worte verlasse!“
Immer noch aufgehitzt zog sie ihn an seinem Bart, bis er einigermaßen auf ihrer Höhe war und gab ihm einen recht wilden Kuss. Dem Idioten würde sie schon zeigen, wie sie tickte!

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 18, 2019 12:25 am

Er wusste nicht, ob er vielleicht damit die Situation schlimmer oder besser gemacht hatte. Würde Mina seine Schwester jetzt im schlechteren Licht sehen? Würde sie ihn im schlechteren Licht sehen? Sein Inneres war gefangen in einem Wirrwarr aus Verwirrung, Frustration und Angst vor etwas, was er selbst nicht ganz erklären konnte. Was er allerdings wusste, war, dass er ehrlich sein wollte und dies waren seine ehrlichen Gefühle und Gedanken gewesen und dafür konnte man ihn doch nicht verurteilen oder etwa doch?
„Tut mir leid…ich will mich nicht über dich lustig machen..“, murmelte der Thorwaler entschuldigend. Arngrim dachte eigentlich, dass er wusste, wie er mit anderen umgehen sollte, doch bei Mina hatte er wohl noch eine Menge zu lernen.
Dass sie die Aussage über Sigrun allerdings so traf und überraschte, hätte er nicht gedacht. Es war immer einfacher gewesen, davon auszugehen, dass die meisten eine ungefähre gleiche Auffassung hatten, insbesondere, wenn es darum ging, wer sich für wen interessierte. Aber dann wiederum konnte Mina solche Dinge in ihrer Vergangenheit wahrscheinlich nicht erfahren und es war töricht von ihm gewesen, zu glauben, dass sie ihn von Beginn an verstanden hatte, als er ihr erklärt hatte, dass Sigrun wahrscheinlich die Magierin besonders mögen würde. Ach, wieso zerbrach er sich denn jetzt so sehr über alles den Kopf?
„Ich weiß es doch auch nicht! Wahrscheinlich meint Sigrun es gar nicht so aber...“, noch bevor er weiterreden konnte, verstummte der Seemann sogleich und lauschte den aufgebrachten Worten der Dunkelhaarigen:
Er hatte nicht geglaubt, dass sie ihn direkt verlassen würde für jemand anderen und schon gar nicht für seine Schwester aber irgendwie tat es dennoch gut zu hören, dass Mina wirklich nur ihn wollte und keine charismatische Thorwalerdame gegen ihn ankommen konnte. Es erfüllte ihn ein wenig mit Stolz aber auch mit Schuldgefühlen, dass er tief im Inneren solche Sorgen doch tatsächlich hatte. Diese Eifersucht war Arngrim einfach viel zu unbekannt und fremd und er wollte sie nicht noch einmal so verspüren.
„Mina, so meine ich das ja gar nicht, ich-“, noch bevor er ihr ausgiebig erklären wollte, dass er sie ganz sicher nicht mit seinen Worten kränken wollte, hatte sie bereits wieder an seinem Bart und zu einem stürmischen Kuss gezogen. Überrascht blickte er die junge Frau mit großen Augen an, die sich jedoch im nächsten Moment genüsslich schlossen, um den Kuss etwas mehr auszukosten.
Solch eine Seite von Mina war ihm wahrlich noch nicht untergekommen und er nahm sich die Freiheit, ihren Kuss zu erwidern, ehe sich ihre Lippen wieder voneinander lösten und Arngrim erst einen Moment brauchte, um sich wieder zu sammeln. „Whoa…“, presste der Thorwaler lediglich entgegen, fuhr sich überrascht über seine Lippen. „Bei Swafnir, das hat mich ja fast aus den Socken gehauen!“, mit großen Augen suchte er das schmale Gesicht seiner Gegenüber, im nächsten Moment sich etwas verlegen am Hinterkopf kratzend. „Ich hab nie geglaubt, dass du mehr an ihr als an mir interessiert sein könntest. Ich hab sowas wie Eifersucht einfach noch nie verspürt, das war…seltsam.“, gestand er mit gesenkter Stimme. „Sei bitte Sigrun nicht böse, vielleicht wollte sie auch einfach nur wirklich viel über dich wissen und ich habs falsch aufgenommen.“
Und als hätte Sigrun ihren Namen gehört, war diese plötzlich bei ihnen, beide mit einem breiten Grinsen anblickend. „Meine Lieben, ich und der Krämer haben einen wunderbaren Preis ausgehandelt, der fair und gut ist und ihr zusätzlich alles abgedeckt haben solltet, was ihr auf Reisen gebrauchen könnt! Was soll ich sagen, ich habe gewisse Talente!“, die Thorwalerin lachte laut auf, hob dabei stolz ihren Kopf, so, als würde Lob von den Sternen selbst erwarten. Jedoch ließ sie ihre blauen Augen schnell wieder zu den beiden wandern, sie fragend beäugend. „Und ihr zwei Täubchen habt euch also ein paar Töpfe angeschaut? Estrid hat dir doch Kochgeschirr gegeben, Arngrim?“, die Blondine hob eine Augenbraue, winkte jedoch im nächsten Moment wieder ab. „Ist ja auch egal, holt euch besser schnell eure Ausrüstung!“, erneut zog sie beide einfach mit sich zurück zum Tresen, wo der Krämer bereits auf sie wartete.
Sie hatten alles wichtige in ihre zwei großen Rucksäcke verstaut bekommen, Schlafsäcke und Decken hatten sie zum Glück von seiner Schwester in der Taverne gestellt bekommen, genauso wie Kochgeschirr und Arngrim hatte selbst genügend Ausrüstung gehabt, die er mitnehmen musste und auch wollte, doch im Allgemeinen waren sie sehr gut gerüstet und zum Glück wusste Mina, was alles benötigt wurde, dass es ihnen durchaus an nichts fehlte und der Seemann den verhandelten Preis ohne zu zögern zahlte und sie den Laden schnell wieder verlassen konnten.
„Danke, Sigrun! Deine Handelskünste sind einfach zu gut. Wer hat dir das nochmal beigebracht? War das nicht eine Horasiern, die auf das Abenteuerleben aus war?“, mit einer etwas helleren Miene stieß Arngrim seine Schwester mit seinem Ellbogen gegen die Seite an und bekam direkt einen Hieb zurück. „Und diese Horasierin hat das beste Abenteuer ihres Lebens bekommen. Was denkst du, wieso sie immer noch mit uns herumreist, hm? Sicher nicht, weil unser Boot so schön und meine Otta so einladend ist. Mein Anblick und die Talente, die in mir stecken, sind mehr als abenteuerlich!“, entgegnete Sigrun lachend, schlenderte noch einige Schritte mit den beiden weiter, ehe sie stehenblieb und somit die anderen kurz anhielt.
„Wisst ihr was, ich sollte sie vielleicht mal bei Estrid mit nächtigen lassen, wo wir schon mal hier sind und der Platz endlich frei ist. Ich lass euch Schönlinge mal den Rest alleine holen.“, etwas sagte dem Seemann, dass sie wahrscheinlich etwas von ihrem Gespräch mitbekommen hatte, ihr wissender Blick schien zumindest seinen Gedankengang zu bestätigen, was ihm schlussendlich leidtat.
„Ich weiß, ich weiß, großer Bruder, du würdest alles tun, damit ich euch bis nach Andergast begleite aber glaube, ihr verdient ein wenig Zweisamkeit.“, sie klopfte ihrem Bruder auf die Schulter, lächelte ihn fröhlich an und meinte es auch so. Immerhin war es nie ihre Art gewesen, ihre Familie zu verletzen und sie hatte ein ebenso großes Herz wie ihr großer Bruder!

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BeitragThema: Re: Eichenherz   Eichenherz - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 18, 2019 7:38 pm

Jetzt, wo ihre erste Wut ein wenig abgeklungen war, wusste Mina selbst nicht so ganz, was über sie gekommen war. Steckte so etwas wirklich in ihr, so eine wilde Seite? Arngrim kitzelte so viel in ihr heraus, dass sie sich manchmal gar nicht wiedererkannte. Etwas verlegen ließ sie seinen Bart wieder los und nahm ein wenig Abstand von dem Thorwaler. So ganz glücklich erschien er immer noch nicht mit der ganzen Situation.
„Das ist ja nur menschlich und keine Sorge, ich bin Sigrun nicht böse, ich….kann das nur nicht erwidern“, murmelte Mina und wusste für den Moment nicht wohin mit ihrem Blick. Es ärgerte sie, dass die Stimmung zwischen ihnen auf einmal so angespannt war. Aber bevor Mina einen weiteren Versuch starten konnte, war Sigrun schon wieder dazwischengeplatzt. Erschrocken drehte sich Mina noch ein Stück von Arngrim weg. Dabei war es ihnen ja wohl nicht verboten, nah beieinander zu sein, immerhin gehörten sie doch irgendwie…zusammen? Die Magierin verstand ihre konfusen Gefühle ja selbst nicht. Wenigstens brachte die Seefahrerin gute Nachrichten mit, die Minas grübelnde Miene etwas aufhellten.
„Oh, vielen Dank, das ist ja wunderbar!“, rief sie erfreut aus und schenkte Sigrun ein herzliches Lächeln. Tatsächlich hatte Sigrun ihnen einiges erhandelt, sodass sie und Arngrim nur noch für den ersten Reiseproviant sorgen mussten. Das Geld bezahlte Arngrim. Bereits jetzt wurmte es Mina, dass sie nichts dazu beitragen konnte und nahm sich vor, den Seefahrer zurückzuzahlen, sobald sie wieder ein paar Silbertaler in der Tasche hatte. Vielleicht konnte sie auf der Heimreise ihre Hilfe bei fahrenden Händlern anbieten, um ein paar Münzen zu verdienen. In anderer Leute Schulden zu stehen sagte ihr überhaupt nicht zu.
Neugierig verfolgte sie das Gespräch der beiden Geschwister über die Herkunft von Sigruns Handelstalenten. Sie schien ja wirklich herumzukommen und viele Leute kennenzulernen.
„Ich bin mir sicher, dass deine Talente ein guter Grund sind, um zu bleiben“, bekräftigte Mina die Worte des anderen, bevor ihr auffiel, was damit vermutlich gemeint war. Sie stieß ein leises „Oh“ aus und hielt sich dann den Rest des Weges mit erröteten Wangen etwas aus dem Gespräch zurück. Um Arngrim aber nicht schon wieder in Sorge zu versetzen, hatte sie während ihres Weges durch die Gassen Olports immer wieder seine Nähe mit kurzen Berührungen gesucht. Früher als gedacht schien Sigrun sich nun doch von ihnen verabschieden zu wollen, dabei hatte Mina ihr trotz all der peinlichen Verwechselungen und Missverständnisse gerne zugehört. Sie war eine überaus charismatische Person, das konnte man ihr nicht abschlagen!
„Oh, ich könnte auch nicht noch mehr Mitglieder von Arngrims Familie zu solch einer beschwerlichen Reise nötigen!“, versicherte Mina ihr. Dabei hatte sie Sigruns Worte vermutlich ernster genommen, als sie gemeint gewesen waren. Nun trat sie noch einen Schritt vor und schüttelte Sigruns Hand fest mit beiden Händen, bevor man sie doch in eine Umarmung zog.
„Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen, Sigrun“, entgegnete Mina ihr ehrlich und beobachtete sie dabei, wie sie mit sicherem und beschwingten Schritt in Richtung Estrids Gasthaus verschwand.
„Du hast wirklich tolle Geschwister“, seufzte Mina mit etwas gespielter Sehnsucht in der Stimme, konnte ihre Scharade allerdings nicht lange halten und stieß ein prustendes Lachen aus.
„Und deine Schwestern haben wirklich einen tollen Bruder“, fügte sie hinzu und stupste ihn freundschaftlich in die Seite.
„Komm, wir brauchen nur noch Proviant, wenn wir zeitnah aufbrechen, können wir noch etwas Weg zurücklegen!“
Nahe des Hafens konnten sie sich mit einigem Dörrfisch eindecken. Sowieso nahmen sie viel Trockenfleisch mit und andere Lebensmittel, die auf der Reise lange haltbar sein würden. Einige beißend riechende Käsesorten wanderten ebenso in die neu erworbenen Rucksäcke wie eine kleine Auswahl an Gewürzen, um die Arngrim sich nicht hatte lumpen lassen wollen. Da Estrids Schenke auf dem Weg lag, wollte Mina es sich nicht nehmen lassen, sich von der liebevollen Frau noch einmal persönlich zu verabschieden. Mit der Hoffnung, sie noch einmal wiederzusehen und dem Versprechen, dass sie sie mit Briefen auf dem Laufenden halten würde, verabschiedete Mina sich auch von Arngrims anderer Schwester. Es war nun früher Nachmittag, als sie die hölzernen Palisaden passierten, die Olports Stadtmauer darstellten. Sogleich fühlte Mina, wie ihr Herz einen Hüpfer machte. Das Land war zwar nicht dicht bewaldet wie Andergast, aber überall hockten kleine Baumgruppen zwischen seichten Hügeln und das Land schrie geradezu danach, entdeckt zu werden.
„Nun, noch können wir auf der Straße reisen und du kennst dich hier besser aus als ich. Aber sag, Arngrim…“
Mina schaute etwas unsicher auf ihre Hände, dann schenkte sie ihm ein verschmitztes Lächeln.
„Was hältst du davon, wenn wir auf der Reise ein wenig das Abenteurerleben kosten? Wir haben es doch sicherlich nicht so eilig, oder?“
Es gab so viel zu sehen, so viel zu erleben, was sie noch nie gesehen hatte; Mina war so neugierig auf eine Kostprobe von Freiheit. Und dies alles mit Arngrim zu erleben, machte die ganze Angelegenheit noch viel schmackhafter.

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