Danger Danger
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High Voltage
 
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 Deep in the middle of me I can be fantasy

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Okt 26, 2014 4:23 pm

Charles war erleichtert, dass er nicht allzu viel Misstrauen erregt zu haben schien- zwar konnte er nicht wissen, was der Andere tatsächlich in diesem Moment dachte oder zumindest gedacht hatte, doch etwas sagte ihm, dass er sich deswegen keine weiteren Sorgen zu machen brauchte. Es gab wichtigere Dinge um die er sich hatte Gedanken machen müssen, auch wenn es nicht einfach war, wenn die eigenen Gedanken die ganze Zeit nur um seine Begleitung drehten und den betörenden Duft seines Blutes, das andersartige Aroma, was ihn noch so anziehender zu machen schien für den Vampir.
Er genoss das Verständnis, das Julian für seine Worte aufzubringen schien und hoffte inständig, dass er nicht wirkte wie ein Wesen, das sich versuchte durch seinen Reichtum über ihn zu stellen, das mit seinem Besitz prahlen wollte, denn das wollte er bei Gott nicht! Charles nickte dem Jüngeren zu, schenkte ihm ein anerkennendes, strahlendes Lächeln. „Oh, das French Quarter ist wahrlich ein traumhafter Ort, wohl einer der vielen, die sich seither nicht verändert haben, zumindest im reinen architektonischen Sinne und es besitzt in der Tat noch sehr viel vom europäischen Charme, das macht es wohl für jeden Menschen hier umso verlockender. Warst du jemals in Frankreich, Julian? Es ist ein bezaubernder Ort, man kann gar nicht genug von der französischen Schönheit bekommen.“, ach, er war wieder einmal ins Träumen geraten, welch törichter alter Mann er doch eigentlich war. Er wollte gar nicht wissen was der Gelockte von ihm halten würde, wenn er ein herkömmlicher Mensch gewesen wäre, der von alten Tagen schwärmte, von Europa und der alten Architektur und Kultur. Er müsste ihn für einen Verrückten halten, vielleicht sogar für einen Langweiler…allerdings war er doch selbst so anders und irgendwie ähnelte er dem Unsterblichen mehr als jeder andere Mensch, den er seit langer Zeit getroffen hatte, mit dem er das eine oder andere Wort gewechselt hatte. Er musste einen schweren Seufzer unterdrücken, es war nicht leicht für ihn gewesen sich ganz auf das Gespräch zu konzentrieren, besonders nicht dann, als beide erneut in einem engen Raum nebeneinander standen und mit dem Aufzug hinauf zu seiner Wohnung befördert wurden, doch er wollte jede kleine Sekunde, die sie gemeinsam verbrachten, zelebrieren, wollte das Gespräch zwischen den beiden genießen, ehe er ihn nach seinem Überfall wieder behutsam in Menschenhände zurückbringen musste und sie sich nie wieder auf den Straßen über den Weg laufen würden, ganz gleich wie sehr er es auch bedauern würde. Ein Vampir hatte keinen Platz im Leben eines menschlichen Lebewesens.
Als sie sein Penthouse betreten hatten, hatte er seinem Besuch freundlich die Jacke abgenommen und entledigte sich selbst seines Jacketts, ehe seine Schritte dem Anderen folgten und er ihm wortlos den Weg zum Wohnzimmer zeigte. Solch eine Art von Wohnung war tatsächlich nichts nach Charles‘ Geschmack, allerdings wollte er es versuchen, wollte die Neugier in seinem Herzen ein wenig stillen, als er seine Habseligkeiten hatte hierher bringen lassen. Die Möbel war stets die gleiche- alte viktorianische Stücke, die alleine wahrscheinlich einen höheren Wert hatte als dieses glasverbaute Gebäude selbst. Er mochte dezente Töne, alles, was zu grell, zu bunt und zu farbenfroh war, widersprach seiner Ästhetik und er hoffte wirklich sehr, dass Julian sich nicht wie in einem Antiquitätenladen fühlte, als er seine Räumlichkeiten betrat, doch im Moment konzentrierte er sich mehr auf etwas anderes, versuchte ihn mit seiner Aura zu umhüllen, sodass ihm keine Wahl mehr blieb, als sich tatsächlich noch mehr zu ihm hingezogen zu fühlen, auch wenn es vielleicht in Wahrheit nichts weiter als eine kleine Lüge war und er eigentlich keine Reize in der hochgewachsenen Person sehen konnte. Ein wenig wünschte er es sich dennoch, dass ihm einige seiner Merkmale vielleicht trotzdem gefallen könnten, ganz gleich welche auch immer das ein mochten.
Sein Herz hätte wohl höher geschlagen, er konnte seine Aufregung spüren, wie sie in seinen Gliedern kribbelte und jede Faser seines bleichen Körpers einzunehmen schien. Was war es nur für ein Lebewesen, dass er solch eine routinierte Sache, dass er das herkömmliche Bluttrinken so stark veränderte? Charles hatte sogar für einen kurzen Augenblick Sorge gehabt, dass seine Aura vielleicht nicht ausreichen würde um ihn an sich zu reißen, dass er ihn vielleicht mit seiner eigenen Präsens so sehr außer Konzept brachte, dass es dem Dunkelhaarigen gar nicht möglich gewesen wäre in das weiche Fleisch zu beißen, ganz vorsichtig, damit er nicht allzu viele Schmerzen dabei empfand. Doch schien Julian so sehr benebelt zu sein, dass es eigentlich gar nicht hätte schief laufen können, sodass Charles keine weitere Zeit mehr verlor, einige Schritte näher auf die hagere Gestalt zutrat, sodass dieser, als er sich im nächsten Moment herumgedreht hatte, ihm kaum noch ausweichen konnte. Sein Eigenduft und die feine, sanfte Note seines Blutes schlug ihm wie ein starker Windzug entgegen, es war solch ein anregender Duft, so köstlich, dass es unmöglich war jetzt noch zu zögern, jetzt von diesem schönen Geschöpf abzulassen.
Julians Worte entlockten ihm ein freundliches Lächeln, seine grauen Augen weiteten sich ein wenig, ihn dabei freudig anblicken. „Vielen Dank- es freut mich immer wieder, wenn mein Geschmack wertgeschätzt wird, wo doch die Innenarchitektur sich bereits sehr stark verändert hat.“, erwiderte er mit leiser Stimme, dabei seinen Blick nicht abwendend. Die Berührung der warmen fremden Haut auf seiner Brust löste ein noch stärkeres Kribbeln aus, dass er gar nicht konnte als einen Arm um die schmale Hüfte seiner Begleitung zu legen. Vielleicht hätte er ihm vorher wirklich einen Tee anbieten sollen, doch solche Dinge wirkten wie blanke Zeitverschwendung. Er wolle nicht von ihm ablassen, er wollte seine Wärme voll und ganz auskosten, wollte mit dem faszinierenden Schönling tanzen, wollte ihn festhalten wie einen Geliebten, wenigstens für diese eine Nacht.
Sein Kopf beugte sich langsam zu ihm herunter, Charles schloss genüsslich seine Augen als die blonden Locken seine Wange kitzelte, während er seinen Mund neben dem Ohr platzierte. „Wir können den Tee auf ein anderes Mal verschieben…findest du nicht auch?“, säuselte seine Stimme leise ins sein Ohr, berührte mit der anderen Hand behutsam seine Wange, ehe sie seinen Nacken umfasste. Er dürfte jetzt nicht zurückschrecken trotz der Kälte, die der Vampir ausströmte, nicht, wenn er ihn so nah bei sich hatte. „Julian, du bist ein bemerkenswerter junger Mann, schöner als die engelsgleichen Portraits aus der Renaissance. Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du etwas näher zu mir herantreten? Ich möchte die Gewissheit haben, dass du wirklich hier bist.“, seine Worte waren kaum ein leises Wispern, seine Stimme floss so sanft über seine Lippen, ohne, dass diese Worte auch nur ansatzweise gelogen waren. Und Julian war seiner Aufforderung gefolgt, trat noch näher an seinen alten Körper heran, sodass kaum Abstand zwischen den beiden blieb. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln blickte er lange in das schmale Gesicht des Jüngeren, musterten seine schönen Augen, das makellose Gesicht, die helle Haut, auf welcher feine Sommersprossen ihren Weg gefunden hatten und ihn so jugendlich wirken ließen, so überirdisch schön, zumindest in den Augen des Untoten.
Charles konnte gar nicht anders als sein Kinn zu umfassen, sich zu ihm hinunter zu beugen und diese zarten Lippen sanft zu küssen. Es war nicht seine Art, oh Gott nein, es war eigentlich sogar sehr unhöflich von ihm, doch Charles wollte es, er wollte sich an diesen Kuss erinnern, wollte, dass dieser junge Mann ihn ein Leben lang begleitete, wenn er es schon in Wahrheit gar nicht tun konnte, dann würde er zumindest auf Ewig in seiner Erinnerung leben, stets verbunden mit diesem Kuss.
Jedoch hatte er die kleinen Rückstände des Blutes kaum beachtet, die nun durch seinen Mund strömten, der außergewöhnliche und intensive Geschmack, der sich um seine eigenen Lippen gelegt zu haben schien und eine wahrhaftige Explosion seiner Sinne gewesen war. Es raubte ihm den Verstand, so sehr, dass er kaum merkte wie er diesen Kuss so lange weiterführte bis ihm bewusst wurde, dass Julian Atemluft brauchte um zu überleben und trotzdem- er wollte von diesem weichen Mund kaum ablassen, erregt von diesen kleinen eingetrockneten Resten des Blutes, das sein ganzer Körper nach mehr zu schreien schien. Der Hunger wirkte unerträglich, die Hitze des anderen Körpers trieb den Vampir nur noch mehr an, sodass sich seine Lippen mit seichten Küssen zur Halsschlagader bahnten. Er konnte spüren wie das Blut pulsierte, wie das kleine pochende Herz es immer stärker durch die Venen pumpte. Automatisch hatte sich sein Arm noch etwas stärker um den fremden Leib geschlungen, strich sanft über seinen Rücken, mit der anderen weiterhin ihm am Nacken haltend ehe sich seine Lippen langsam öffneten, er zwei weiß schimmerte Reißzähne der Welt offenbarte, die sich vorsichtig und dennoch in einer überschnellen Bewegung in das Fleisch bohrten. Er konnte einige Tropfen Blut auf seiner Zunge spüren, bis der andere sich plötzlich zu regen schien und Charles den Halt in Julians Rücken zu verlieren schien und stattdessen ins Leere fasste, die sich unter dem Oberteil zu verbergen schien und ihm einen leichten Schrecken einjagte.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Di Okt 28, 2014 6:42 pm

Durch den wattigen Nebel in seinem Kopf war es schwer, noch an etwas anderes zu denken als das Bild des Fremden, das sich so verführerisch und vertraut vor seinem inneren wie äußeren Augen aufbaute. Es schob alles, was Julian an Bedenken hätte haben können mit einer bestimmten Bewegung der feingliedrigen Hand beiseite und ließ ihn sorglos und betört zurück. Was er empfand war wohlmöglich nicht einmal allzu weit entfernt von der Wirklichkeit: er fühlte sich tatsächlich zu dem Mann hingezogen, aber niemals hätte er sich bei Sinnen so auf ihn eingelassen und wäre ihm beim ersten Treffen direkt in seine Wohnung gefolgt, hätte ihn gedankenlos berührt. Hatte Charles ihm irgendetwas eingeflößt, dass er sich nun so benommen fühlte? Aber wann sollte das passiert sein, er hatte doch weder gegessen noch getrunken? Vermutlich sponn er sich nur sinnfreies Zeug zusammen aus Angst und vielleicht auch ein wenig aus Scham, dass er sich so leicht verführen ließ, wo er doch erst vor wenigen Wochen erste Zärtlichkeiten mit Blake ausgetauscht hatte. Ein Arm hatte sich leicht um seine Hüfte gelegt, doch er fühlte sich so kalt und steif an als wäre es eine Marmorstatue, die ihn in seinen Griff zog. Julian zuckte nicht zurück, trotz der Kälte. Wie hätte er vor diesem Mann zurückschrecken können? Es erschien ihm überlebenswichtig, so nah wie möglich bei ihm zu sein. Unbewusst lehnte er sich seinem Kopf entgegen, als er sich zu ihm hinüber beugte. Julian spürte, wie sich jedes noch so kleine Härchen auf seinem Körper aufstellte und sein Herz noch schneller pochte. Bald würde es einfach zerspringen, aber dann hatte er wenigstens einen herrlichen Lebensabend verbracht. Die Worte, die ihm Charles entgegen hauchten erschienen ihm wie aus einer Romanze, vielleicht ein wenig ein Klischee. Wollte er wirklich auf das hinaus, was Julian in seinen Worten zu lesen glaubte?
„Ich bin….unerfahren, musst du…musst du wissen“, murmelte er und es bereitete ihm Schwierigkeiten, sich noch klar zu artikulieren. Charles war ihm so nah, dass es ihm beinahe den Verstand raubte und seine Zunge war so furchtbar schwer, dass es einem Kraftakt glich, sie auch nur einige Zentimeter zu bewegen. Wieso spürte er überhaupt das Bedürfnis, ihm geradeheraus zu gestehen, dass er eine Jungfrau war?! Aber vielleicht kam es nur seinem benebelten Hirn geradeheraus vor, vielleicht sprach er auch längst in Zungen. Er wollte eine schwerfällige Entschuldigung hinzufügen, doch Charles war schneller bei den Worten als er, und für einen Moment sah sich Julian bei seinem Kompliment aus dem Nebel seiner Gedankenwelt erhoben. Die hellen Augen glänzten feucht in der dumpfen Beleuchtung und er schluckte schwer.
„Du übertreibst, Charles, bitte, das……vergleich mich mit nichts, was Raffael oder da Vinci…..“
Es wurde immer schwerer, seine Stimme aufrecht zu erhalten. Er konnte Charles keinen Wunsch ausschlagen, und seine Bitte darum, näher an ihn heranzutreten war wichtiger, als selbst Atmen in diesem Moment sein konnte. Mehr als zwei kleine Schritte waren nicht nötig, bis er sich ganz in der Umarmung des Größeren befand. Obwohl die Kälte seines Körpers noch stärker auf ihn einwirkte als zuvor hätte Julian sich nicht von ihm lösen wollen. Seine Hände suchten etwas unbeholfen den Weg an dem kühlen Körper entlang und ruhten an seiner Brust, sich immer noch leicht festkrallend, als würde er seinen Beinen nicht trauen und ehrlich gesagt entsprach dies auch der Wahrheit. Er sehnte sich nach der Sicherheit einer Couch, doch alles, was sich außer Charles und ihm selbst im Raum befand, war zu einem dunklen, verwischten Schemen am Rand seines Blickfeldes zusammen gelaufen.
Julian hatte gedacht, dass jede weitere Nähe ihn einfach würde zerspringen lassen, doch nichts hätte ihn auf die kalten, doch angenehmen Lippen vorbereitet, die plötzlich auf seinen lagen. Unter den fremden Berührungen schien sein ganzer Körper zu zerlaufen wie Sand. Dies erschien ihm nicht einmal ansatzweise wie die gleiche Aktivität, die er mit Blake bereits ausgeübt hatte. Das hier war ein anderer Kuss, ein anderer Mann, ein anderes Leben. Mit einem leisen Seufzer ließ Julian sich tiefer in die Umarmung sinken und harrte den Kuss aus, obwohl im nach und nach die Atemluft knapp wurde. Er hätte nichts daran ändern können, wenn Charles sich nicht von ihm gelöst hätte, wäre er an seinen Lippen erstickt und Julian hätte es vermutlich auch noch genossen. Irgendwo in seinem Hinterkopf regte sich die Besorgnis, dass er über diese Verzückungen nicht seine Tarnung verlieren durfte, er durfte einfach nicht, Charles hätte ihn wohlmöglich nie wieder so geküsst, aber wie sollte er sich auf so etwas Banales konzentrieren, wenn die weichen Lippen weiter über seinen Hals wanderten und sanfte Hände über seinen Rücken strichen?! Wie sollte er sich so auf irgendetwas konzentrieren? Er musste sich einfach selbst vertrauen, während er ein wenig flatterhaft wieder Atemluft in seine Lungen sog. Charles´ Lippen wanderten nicht mehr weiter und Julian drückte den blonden Lockenschopf leicht gegen die Halsbeuge des Größeren. Er spürte nichts anderes außer des brennenden Verlangens nach dem Fremden, er wollte seine Lippen spüren und er war so eingenommen von diesem Wunsch, dass er den leichten Schmerz kaum spürte, der von seinem Hals aus durch seinen ganzen Körper wanderte. Er war kurz und stechend und in dem kurzen Augenblick wären Julian seine Beine beinahe weggesackt. Nicht, dass es einen wirklichen Unterschied gemacht hätte, so fest wie Charles ihn hielt. Es war ein seltsam angenehmes Gefühl, das auf den Schmerz folgte und Julian schloss verzückt die Augen, den Mund erwartungsvoll aufgesperrt.
Dieser eine Moment war zu viel, zu viel für seine Konzentration und seinen Geist. Vielleicht war es auch die schwindende Kraft. Julian wusste es nicht. Sein ganzer Leib war gegen Charles gesackt, seine Augen schielten nur einmal müde zu dem Gesicht hinüber, das an seinen Hals gedrückt lag. Er küsste ihn, anders als zuvor, und in diesem Moment fiel seine menschliche Tarnung von ihm ab wie totes Laub. Der Blondschopf konnte es nicht unterdrücken und eigentlich hätte es ihn auch nicht gestört, wenn Charles´ Hand nicht auf seinem Rücken gelegen hätte. Hätte er seine Hand früh genug wieder zu seiner Hüfte wandern lassen, vielleicht wäre dann nichts passiert und Julian hätte sich weiter auf der Welle der Besinnungslosigkeit treiben lassen.
So aber drückte die Hand des Fremden ungewollt in den ausgehöhlten Rücken unter seinem Shirt. Es war ein Schmerz, den niemand würde nachvollziehen können, der keine Huldra war. Die Stimme des Kleineren schwoll von einem Wimmern zu einem leisen Jaulen an und beinahe hätte er seine eigenen spitzen Zähne vor Verzweiflung und Panik in das Fleisch des Größeren gebohrt – wenn er sich diese daran nicht ausgebissen hätte.
Mit dieser Panik schien der Bann über ihn wie fortgewischt zu sein. Viel mehr wirkte alles um ihn herum scharf und überspitzt. Plötzlich war der Charles´ Körper kalter Stein, der sich an ihn drückte und was er als leichtes Pochen an seinem Hals empfunden hatte, mischte sich zu dem unbändigen Schmerz seines Rückens. Keinen Augenblick zu früh realisierte die Huldra, dass Charles seine Zähne in seinen Hals gegraben hatte, denn sonst hätte er sich vermutlich mit Gewalt losgerissen und sich selbst den größten Schaden zugefügt.
„Lass mich los!“, heulte die Huldra mit äußerster Panik in der Stimme auf. Sein ganzer Körper hatte sich versteift und seine Hände drückten nun viel mehr gegen die Brust des Größeren, um Distanz zwischen sie zu bringen. Als er spürte, wie die scharfen Zähne sich aus seinem Hals gezogen hatten, taumelte er blitzschnell von Charles fort. Der Schmerz in seinem Rücken schwoll ab, sobald sich die Hand des Fremden daraus zurückgezogen hatte und obwohl an seinem Hals eine Wunde sein müsste, hatte die Pein dort nachgelassen. Sein erster Reflex war der Natürlichste, seinen Rücken auf keinen Fall dem Fremden zudrehen, aber gleichzeitig schnellten beide Hände an die Seite seines Kopfes, um die langen Ohren zu verdecken. Ein hoffnungsloser Versuch, denn diese Ohren konnte er nicht mit seinen bloßen Händen bedecken. Angsterfüllt drehte er den Kopf zur Seite und taumelte, immer noch schwach und benebelt von den Nachwirkungen des Zaubers, einige Schritte zurück. Seine Beine wollten ihm nicht gehorchen, verhedderten sich dank eines dummen Reflexes seines Schweifs, sich einzuklemmen, und er landete auf dem blitzblanken Parkett. Noch immer panisch vor Angst rutschte Julian ein Stück zurück und wagte es erst jetzt den Blick nach oben zu wenden.
„Du bist ein Vampir“, stieß seine Stimme mit plötzlicher Erkenntnis heraus und eine weitere Erhellung ließ einen tieferen Schmerz in seine Augen treten.
„Du wolltest nur mein Blut“, hauchte er zutiefst verletzt und für einen winzigen Moment schien seine sonstige Furcht wie vergessen zu sein. Gebrochen blickte er in das bleiche Gesicht hinauf, immer noch nicht bereit, seine tierisch anmutende Form ganz zu enthüllen. Alles machte nun Sinn, die Betörung, die Komplimente, die Kälte und der Biss. Und damit kehrte auch die angemessene Frucht zurück. Der Blondschopf war in seinem ganzen Leben noch nie einem Vampir begegnet, er kannte nur die Schauermärchen, die sich Menschen und Fabelwesen zugleich erzählten und im nächsten Augenblick realisierte er, dass er längst nicht sicher war.
„Bitte tu mir nicht noch mehr weh, ich kann schweigen, ich verspreche es“, stieß die Huldra mit zittriger Stimme aus, während seine Ohren unter seinen Händen gar nicht mehr aufhörten nervös zu zucken.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Mi Okt 29, 2014 1:12 pm

Das Blut war außerordentlich, anders konnte es wohl nicht beschrieben werden, der Geschmack glich einer Explosion von Eindrücken, die er seit Jahrhunderten nicht mehr am eigenen Leibe erfahren hatte. Dabei waren es nicht mehr als ein kleiner Schluck, der seine Kehle hinunterfloss und ihn mit Wärme und Zufriedenheit erfüllte- kein Menschenblut der Welt konnte so etwas hervorrufen, verströmte solch ein Duft und ließ den Untoten nach mehr lechzen…wenn er nicht plötzlich von einem Moment auf den anderen in die Leere griff, die sich im Rücken seines Begleiters befand. Er konnte spüren wie seine eigene Konzentration nachließ, wie er mit dem Trinken ruckartig inne hielt und sich davon abhalten musste schnell von Julian abzulassen.
Seine Hand ließ ruckartig vom Rücken, der nicht mehr präsent war, ab, hielt sich dennoch vorsichtig am schmalen Körper seines Gegenübers fest, aus Angst, er würde jeden Augenblick zurückweichen und sich dabei mehr Schmerzen zufügen als es eigentlich nötig war. Ein Schauer ging über seinen eigenen Rücken, der ganze Zauber, der leichte Nebel, der sich um die beiden gelegt hatte, war mit einem Schlag fortgeweht worden und er wusste, anhand der Körperhaltung des Blonden, dass er nichts mehr dagegen tun konnte, dass nichts mehr geblieben war, was seine übermenschlichen Kräfte hätten wiederherstellen können. Was war Julian nur? Hatte er sich wirklich ausversehen an einem Fabelwesen vergriffen? Natürlich hatte er das, es war töricht etwas anderes zu glauben und gleichzeitig erklärte es die andersartige Aura, die Faszination, die dieses Lebewesen zu Beginn ausgestrahlt hatte und immer noch ausstrahlte und das Blut- oh, das Blut! Charles, du dummer, dummer alter Mann! Dieser Gedanke schoss ihm immer und immer wieder in den Kopf, war es doch bereits so offensichtlich gewesen, als er die ersten Tropfen des fremden Blutes auf seinen Lippen gespürt hatte, als er sich wie ein Dieb einen Kuss gestohlen hatte. Doch anstatt darüber nachzudenken, hatte es nur seinen Appetit und seine Erregung angeregt, ohne, dass er auch einen Gedanken an etwas anderes verschwendet hatte.
Und nun hatten sie ein Dilemma und ein großes noch dazu! Es machte ihn ein wenig traurig, wie schnell ihre gegenseitige Anziehungskraft so schnell verschwunden war, wie der Griff des Gelockten auf einmal mehr ein Griff war, der die Errettung vor diesem Monster ersehnte, der nichts anderes wollte, als von hier zu verschwinden. Und wer konnte es ihm auch verübeln? Es war ein Schrecken von einem Dämon angefallen zu werden und Charles wollte ihm nicht noch mehr Angst machen, sodass er seiner angsterfüllten Bitte nachging und vorsichtig die scharfen Schneidezähne aus seinem Fleisch hinauszog und dabei gleichzeitig die blutende Wunde verschloss. Er wollte nicht, dass Julian seinetwegen auf einmal verblutete, keines seiner Opfer musste solch einen Schrecken über sich ergehen lassen, ein Mörder war er schließlich schon lange nicht mehr.
Er trat einige Schritte zurück, wollte Julian genügend Freiraum geben, sodass er sich sammeln wollte, gleichzeitig brauchte er ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, wie er diese Situation so ändern konnte, dass keiner von ihnen in Angst vor dem anderen leben musste, denn wenn Charles ehrlich war, so hatte er dennoch ein wenig die Sorge, der Andere könnte vielleicht etwas unternehmen, was ihn aus dieser Welt austreiben könnte. Viele Menschen würden das wohl tun, doch Menschen waren weitaus einfacher zu manipulieren- ein panisches und erschrockenes Fabelwesen hingegen war eine völlig andere Sache.
Charles nahm sich einen kurzen Augenblick Zeit um den Blondhaarigen zu mustern, nur ganz kurz um seinen Funken Neugier einzudämmen, um zu wissen um was es sich hierbei tatsächlich handelte.
Noch bevor die fremden Hände auch nur einen Teil seines Aussehens verdecken konnte, hatten die grauen Augen bereits die prägnanten großen, jedoch faszinierenden Ohren erblickt, die zwischen den blonden Locken des Kleineren hervor lugten und stets zu sehen war, selbst als die schmalen, langen Finger des Fremden sie irgendwie zu verstecken versuchten. Er konnte sogar einen Schweif ausmachen, doch all diese Dinge waren nicht Indiz genug um zu wissen, um was für ein Lebewesen es sich handelte, welche arme Seele er tatsächlich verstört hatte. Und sein Rücken…was hatte es nur mit diesem Rücken auf sich?
Es waren fragen, die er nicht stellen durfte, die wahrscheinlich niemals über seine Lippen kommen sollten, besonders nicht in solch einem unangebrachten Augenblick wie diesem, sodass Charles seine Neugierde herunterschluckte, stattdessen den Kleinere mit reuevollen Augen anblickte. „Bitte verzeih mir, ich…es war töricht von mir nicht zu erahnen, dass du kein Mensch bist. Ich bin wirklich untröstlich, entschuldige mein forsches und inakzeptables Benehmen dir gegenüber.“, sprudelte es so ruhig und aufmerksam wie möglich aus seinem Mund hinaus. Er hatte gehofft, dass Julian ihn anblicken würde, ihm wenigstens für einen kurzen Moment zuhören könnte, doch stattdessen versuchte sich dieser noch mehr zu entfernen, noch mehr Distanz zwischen ihm und der schreckhaften Gestalt zu wahren.
Die nächsten Sekunden schossen an dem Vampir regelrecht vorbei, er wollte sich schnell zu dem Jüngeren bewegen, wollte ihn vor dem Fall bewahren, doch wusste er, dass es ihm vielleicht nicht gefallen könnte, ja, dass er die Situation sogar verschlimmern könnte, würde er ihn gegen seinen Willen berühren, sodass er beinahe regungslos auf seiner Stelle verharrte und dennoch nicht anders konnte als erschrocken aufzublicken als Julian auf den Boden landete.
Das erschien ihm mehr wie eine Zwickmühle zu sein, keine Lösung schien hilfreich zu sein..vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Julian ihre Begegnung einfach vergessen hätte, wenn seine Erinnerung nie so weit hinausgehen konnte um zu wissen, dass sie sich getroffen hatten, ja, dass sie sogar miteinander gesprochen hatten! Doch etwas in seinem Herzen wollte es nicht, so egoistisch es auch erscheinen mochte, er wollte nicht einfach, dass der Gelockte nicht mehr wusste, dass er da war, noch weniger wollte er jedoch, dass er auf ewig eine Alptraumgestalt in seinen Gedanken war, dass er nichts weiter als die monströsen Zähne vor den Augen hatte, die er in seine Haut geschlagen hatte!
Seine Worte hallten im Raum wider und klangen schärfer als sie es eigentlich waren in den empfindlichen Ohren des Unsterblichen, woraufhin er ein kurzes Nicken von sich gab. „Ich bin ein Vampir, das ist wahr, Julian. Ich habe heute Abend nach einem Menschen gesucht und mich von deiner Tarnung täuschen lassen…ich bitte dich ein weiteres Mal aus tiefster Seele um Verzeihung. Bitte…“, langsam, ganz vorsichtig trat er einen Schritt näher an das Fabelwesen heran. Er konnte seine Angst spüren, seine Angst und vielleicht ein wenig Enttäuschung, dass es ihn selbst schmerzte. „Ich wollte dein Blut, doch ich wollte dich nicht umbringen und bitte, fürchte dich nicht vor mir, ich hatte nie die Intention gehabt dir auch ansatzweise große Schmerzen zuzufügen oder dir etwas anzutun, jetzt, wo dir bewusst ist, was ich bin.“, seine Augen huschten erneut entschuldigend zur schmalen Gestalt, die auf den Boden kauerte und ihm einen weiteren Stich ins Herz versetzte, wenn es denn überhaupt möglich war so zu empfinden als Untoter. „Doch bitte glaube nicht, dass meine Worte gelogen waren, es war nicht das Blut, was mich zu dir hingezogen hatte. Ich hätte es spüren müssen, dass du ganz offensichtlich kein Mensch warst, doch dein Duft, deine Aura…ich fürchte, es ist der falsche Zeitpunkt so etwas zu sagen und wahrscheinlich ist es auch besser so, dass ich nicht die richtigen Worte zu finden vermag für die Faszination, die du jenen Augenblick auf mich ausgestrahlt hast draußen im Park. Ich bin kein jagendes Gespenst wie aus den Schauergeschichten, ich verführe nicht um zu morden, ich fürchte, dass du der Erste war, bei dem ich nicht versuche mich aus deinem Kopf zu befreien, sodass du mich vergisst, sondern versuche dir die Angst vor mir zu nehmen, damit du, wenn du eines Tages einen Gedanken an mich verschwendest, dir sicher sein kannst, dass ich wirklich sehr angetan von dir war und stets bin.“, Charles nahm sich die Freiheit und lächelte Julian ehrlich an, reichte ihm anschließend seine Hand. „Bitte, lass ich mir dir aufhelfen und wenn es dir genehm ist, dann würde ich dich gerne nach Hause geleiten. Ich verspreche dir, dass ich dir nicht wehtun werde, ich habe sogar große Hoffnungen, dass sich dein Schmerz gelegt. Abermals möchte ich mich bei dir für so viel Kummer und solch einen misslungenen Abend entschuldigen, das Mindeste, was ich jetzt tun kann, ist dich von diesem schrecklichen Abend zu befreien. Wenn es dir unangenehm ist und du dich weiterhin vor mir fürchtest, so kann ich es verstehen, wahrscheinlich würde ich nicht anders reagieren. Ich kann dich auch fahren lassen. Keine Sorge, niemand hier würde dir etwas antun aufgrund deiner Gestalt, du wärst in Sicherheit, selbst wenn es nun sehr absurd klingt, nachdem, was ich versucht hatte dir anzutun.“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Fr Okt 31, 2014 5:47 pm

Die Ängstlichkeit und die Panik ließen das Zittern einfach nicht aus seinen Knochen entweichen und behielten Julian in ihrem festen Griff. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder so weit beruhigt hatte, dass er die Hände vorsichtig von seinen Ohren senkte und sie stattdessen um die schlaksigen Knie schlang. Charles hatte längst bemerkt, dass er kein Mensch war, das Loch in seinem Rücken war nun wirklich zu andersartig, um als menschlich durchzugehen, und da er selbst auch kein Mensch war, war es sinnlos, die kümmerliche Maskerade aufrecht zu erhalten. Die langen Ohren waren ebenso wie der Rest des schmalen Körpers einem leichten Zittern unterworfen und wippten unwohl auf und ab, jede noch so kleine Bewegung seines Gegenübers ließen sie für Sekundenbruchteile in die Höhe schnellen. Wenn das, was er je über Vampire gehört hatte stimmte, dann hätte sich Charles schon längst seiner entledigen können, wenn er gewollt hätte. Er war stark und schnell und Julian hatte außer einer Reihe spitzer Zähne nicht viel zur Verteidigung zu bieten. Aber was, wenn er nur mit ihm spielte? Julian konnte sich nicht sicher sein, dass er nicht nur eine Maus in diesem mörderischen Spiel war, auch, wenn er sich so sehnlichst erhoffte, dass das nicht alles nur Spiel und Magie gewesen war, was er gespürt hatte. Natürlich war es das nicht nur! Würde das der Wahrheit entsprechen, wie hätte er dann so enttäuscht sein können, dass sich aus ihrer Begegnung nicht etwas anderes entwickelt hatte? Nein, seine Gefühle waren echt gewesen, das realisierte er noch einmal umso deutlicher, als er einen Blick in Charles´ Gesicht warf. Es wirkte menschlich und doch hatte er so betrachtet auch etwas vollkommen Unmenschliches an sich. Vielleicht waren es die spitzen Eckzähne oder der leichte Hauch von dunkelrotem Blut auf seinen Lippen, außerdem war da etwas an seinen Augen….Als würde sich etwas Unechtes unter der menschlichen Fassade verbergen.
„Ich dachte, Vampire könnten andere Wesen wie mich riechen oder irgendwie erkennen“, brach die Huldra ihr Schweigen mit brüchiger Stimme und zuckte unruhig mit den Ohren. Immerhin konnte selbst seine Nase, so ordinär sie auch sein mochte, geringfügige Unterschiede zwischen Menschen und Fabelwesen erkennen. Zu hundert Prozent darauf verlassen konnte er sich allerdings nicht.
„Bitte lüg mich nicht an“, bat er mit gekränkter Stimme, doch beim genaueren Lauschen auf Charles´ Ton konnte er sich beinahe selbst davon überzeugen, dass er ihn nicht anlog.
„Man sagt immer, Vampire würden ihre Opfer bis auf den letzten Tropfen Blut leer saugen.“
Bei dem Gedanken, dass ihm so etwas beinahe hätte bevorstehen können, zitterte er noch einmal innig auf.
„Das mit dem weh tun ist nicht so ganz aufgegangen“, grummelte Julian ein wenig verstimmt und rieb sich über die Stelle am Hals, an der Charles zugebissen hatte. Sein Rücken war eine ganz andere Geschichte, doch Julian wollte die Aufmerksamkeit des Vampirs lieber nicht darauf zurücklenken. In Anbetracht der stattlichen Gestalt, die über ihm aufragte, fühlte er sich in seiner halbtierischen Gestalt noch unangenehmer. Unterbewusst entzog er den langen Schweif dem Blick des Größeren und schob in unter seine angewinkelten Beine. Vermutlich wäre es unfair gewesen, einen tiefen Groll dem Vampir gegenüber zu hegen. Julian vertraute ihm, er glaubte wirklich, dass er ihm nichts Böses gewollt hatte, dass er sang- und klanglos wieder aus seinem Leben verschwunden wäre. Ansonsten hätte er absolut keinen Grund, ihn jetzt am Leben zu lassen und sich Ausreden auszudenken. Nein, Julian war viel mehr enttäuscht, weil er daran hatte glauben wollen, dass sich Charles wirklich zu ihm hingezogen fühlte. Säuerlich schob er die Unterlippe ein Stück nach vorn.
„Ich dachte nur, du könntest mich wirklich gut leiden, weißt du?“, murmelte er so leise, dass es ohne das hervorragende Gehör eines Vampirs vermutlich untergegangen wäre. Umso erschrockener blickte er auf, als Charles erneut begann, ihm Komplimente zu machen. Er hatte es nicht nötig, sich derart bei ihm einzuschmeicheln und doch tat er es. Meinte er es denn wirklich ernst?
„Wenn du wirklich so denkst, wieso wolltest du…..wieso wolltest du mich dann einfach nur beißen und mich dich dann vergessen machen?“, hakte der Blondschopf traurig nach und richtete sich ein klein wenig auf. Es war schwer, von seinem Lächeln nicht erweicht zu werden, auch, wenn ein gewisser Trotz in ihm es ihm versagte, die Entschuldigung einfach so anzunehmen. Er war immer noch sauer und ein wenig verwirrt, was das alles hier zu bedeuten hatte, sodass er zuerst zögerte, die hingestreckte Hand zu ergreifen. Aber alles an dem Vampir war so eloquent und stattlich, dass Julian sich ungehobelt vorgekommen wäre, wenn er seine Hilfe ausgeschlagen hätte.
„Mein Rücken ist tatsächlich wieder etwas besser, aber bitte fass ihn nicht noch einmal an“, erklärte der Lockenkopf mit ungewohnt ernster Stimme und ergriff dann die eiskalte Hand. Ein leichter Schauer lief über seinen Rücken. War Charles schon die ganze Zeit über so kalt gewesen und hatte sein Zauber dies nur verschleiert? Im Nachhinein war es unmöglich, die Wahrheit von dem Taumel zu trennen. Seine Beine jedenfalls waren wieder sicher und standfest, sodass er sich nicht wieder gegen den Vampir stützen musste, um auf den Beinen zu bleiben. Nervös zuckte sein Schweif von links nach rechts und Julian versicherte sich mit einem schnellen Blick, dass keine zerbrechliche Dekoration herumstand, die er hätte zerbrechen können. In diesem Haushalt war vermutlich alles um ein Vielfaches teurer als Blakes gesamtes Monatsgehalt.
„Du musst mich nicht wegbringen, ich finde den Weg nach Hause bestimmt auch allein“, nuschelte er betreten, bevor er realisierte, dass er SO ganz sicher nicht Bahn fahren konnte. Sein Inneres war viel zu aufgewühlt, als dass er seine Tarnung wieder aufbauen könnte, so angestrengt sich das sommersprossige Gesicht auch verzog.
„Naja, vielleicht doch, meine Tarnung….“, gestand er sich murmelnd ein und scharrte betreten mit dem Fuß auf dem Boden herum. Charles wieder etwas näher zu sein hatte seinen Reiz noch nicht verloren und auch ohne einen dicht gewebten Zauber fühlte sich Julian wieder ganz benommen und angetan von ihm. Es dauerte einige Atemzüge, bis er wieder einen klaren Kopf bekam. Die Worte des Vampirs waren so gewählt, dass Julian sich plump dabei vorkam, auch nur den Mund aufzumachen.
„Für einen Tag habe ich glaube ich genug neue Bekanntschaften geknüpft“, entgegnete er ein wenig vorwurfsvoll und dennoch in der Hoffnung, noch ein klein wenig mehr Zeit mit Charles verbringen zu dürfen. Er wollte keinen fremden Fahrer, der ihn schweigend zurück zu Blake brachte. Der Gedanke an seinen besten Freund lichtete sein düsteres Gemüt noch ein wenig mehr. Heute Abend würde ihm seine Nähe noch besser tun als sonst und ihm hoffentlich helfen, wieder ruhig genug für eine angemessene Tarnung zu werden. In Charles´ Nähe schien jeder Zustand von Ruhe unglaublich weit entfernt.
„Du darfst mich also gerne zuhause absetzen, also nur, wenn es dir nicht zu viele Umstände bereitet, ich…..Ich hab dir die ganze Essenssache wohl ziemlich vermurkst.“
Julian konnte selbst nicht ganz nachvollziehen, wieso er sich so plötzlich doch wie der Schuldige vorkam. War es wieder Vampirmagie? Aber nein, das war eine Scham, die ganz allein aus seinem kleinen klopfendem Inneren hervorgegangen war. Mit einem suchenden Blick wandte er sich seiner Tasche zu und kramte eine graue Strickmütze daraus hervor, die mit ein wenig Anstrengung zu mindestens seine Ohren verdecken konnte. Unbewusst war in der Nähe des Vampirs auch wieder die Röte in seinem Gesicht angestiegen, während sie sich zum Auto zurück begaben.
„Dass deine Wohnung wirklich wunderschön ist war übrigens nicht nur ein Produkt deines….Voodoos“, entgegnete Julian ehrlich und machte eine mystisch andeutende Bewegung mit seinen Fingern. Es fiel ihm schwer, den Rest seines Körpers dabei still zu halten und unter seiner Mütze bewegten sich seine Ohren leicht. Julian musste sie festhalten und wieder zurecht zupfen, damit sie ihm nicht vom Kopf rutschte. Sie saßen bereits eine Weile ruhig im Wagen –dieses Mal hatte die Huldra eher das Gefühl, dass Charles bewusst langsam fuhr-, als Julian genug Courage zusammengesammelt hatte, um erneut seine Stimme zu erheben.
„Du hast gesagt, du sorgst sonst dafür, dass seine Opfer dich einfach vergessen und dass du das bei mir nicht wolltest, aber….aber wenn du mich jetzt einfach aus deinem Wagen setzt und mich dann vergisst, dann hättest du das Gleiche genauso gut mit mir tun können, oder nicht?“, hakte er nach mit einem Herzen, das ihm gut und gerne bis zum Hals schlug und Charles hoffentlich nicht erneut verführte. Oder vielleicht schlug es ja unbewusst doch gerade deshalb so kräftig.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Sa Nov 01, 2014 12:19 pm

Es hatte ihm wirklich größte Sorge bereitet zu glauben, dass Julian ihm nicht mehr vertrauen könnte oder sogar auf ewig in Angst und Schrecken leben müsste, sobald er auch nur einen klitzekleinen Gedanken an ihn verschwendete. Es wäre eine Tragödie gewesen und etwas, was Charles sich niemals verzeihen könnte, auch wenn ihm bewusst war, dass er dieses Problem einfach hätte beseitigen können. Doch sein Innerstes glaubte nicht daran, sein Herz schien erneut vor Optimismus zu Pochen und sein blutleerer Körper begann langsam wieder Leben zu gewinnen, sobald auch nur ein Gedanke seiner neuen Bekanntschaft gewidmet wurde. Ach wie gerne er ihn doch ansah, besonders jetzt, wo sein Körper eine noch stärkere Faszination auf ihn ausübte!
Der Gelockte schien jede Geschichte aufgesogen zu haben, die man sich über Vampire eine lange Zeit erzählt hatte, von den Monstern in der Nacht, die wehrlose Opfer verführten und anschließend dem Tod überließen. Jetzt erst waren andere Geschichten erschienen, törichte Liebesromane zwischen Menschen und Unsterblichen, Geschichten über Schönlinge, die ihre klangvolle Stimme dafür genutzt hatten, um die Welt mit Musik zu erfüllen- oh, es existierten so viele Geschichten über sie, so viele Filme- die Menschheit hatte begonnen diesen Schrecken zu lieben, ohne je wirklich gewusst zu haben, ob diese Märchenfiguren wirklich existierten.
"Bitte, glaube den alten Geschichten nicht. Ich kann wohl nicht leugnen, dass jedes alte Märchen aus der blühenden Fantasie eines Menschen hervorgebracht worden ist, in den alten Zeiten war es sicherlich Gang und Gebe, dass Wesen meinesgleichen sich auch am letzten Tropfen des menschlichen Blutes ergötzten, doch kann ich dir versichern, dass mir das Leben wichtiger ist als dass ich es anderen nehmen möchte. Ich möchte keinen Gott spielen und das werde ich auch nicht tun. Menschen sind kostbare Dinger, alles, was ein schlagendes Herz besitzt ist zu kostbar, als es sterben zu lassen.", ein entschuldigendes, beinahe schon trauriges Lächeln umspielte die schmalen Züge des Vampirs. Das Alter hatte ihn weiser gemacht, bedachter und viel respektvoller gegenüber seiner Außenwelt als er es je zuvor gewesen war. Charles erwartete nicht, dass Julian ihn verstand, dass er ihm vielleicht sogar glaubte, doch er wollte dennoch diese falschen Tatsachen widerlegen, wollte ihm erklären, dass er niemals die Absicht gehabt hatte ihn zu ermorden. Alleine der Gedanke war schmerzvoll genug um ihn schnell wieder fallen zu lassen!
"Gewiss bin ich gerade in keiner Position, in der ich mich in Schutz nehmen kann oder gar darf, doch möchte ich dennoch, dass du dir im klaren bist, dass ich dich sogar sehr gut leiden kann! Ich weiß, dass heutzutage viele Menschen glauben, dass es in gewisser Weise aufregend und vielleicht sogar gut sei, sollte man den Kontakt zu jemanden meinesgleichen pflegen. Allerdings muss ich all jene enttäuschen, die so etwas tatsächlich glauben- es ist schwierig und viele können nicht einmal die Tatsache ertragen, dass man kein menschliches Wesen ist, weswegen die Furcht groß ist unter Unsterblichen. Ich schäme mich meiner, dass mein Hunger für einen kurzen Moment so überlegen war.", erwiderte der Dunkelhaarige auf die Worte des Blondhaarigen, nachdem er sich kurz Zeit genommen hatte um genau zu überlegen, wie er ihm all dies am besten erklären konnte. Er wollte ihn mit seiner Wortart nicht bloßstellen, falls er das glaubte, und wollte sich nicht als etwas Besseres darstellen, doch gleichzeitig lag es nicht in Charles' Interesse seine Bekanntschaft zu kränken und ihm unrecht zu tun, indem er ihn beinahe schon respektlos begann anzusprechen. Es hätte sich schlichtweg nicht gut angefühlt und er wollte Julian gerne das Gefühl geben, dass er jeden Respekt und jede Höflich- und Freundlichkeit verdient hatte, besonders nun, wo er ihn in solch eine missliche Lage gebracht hatte!
Es hatte ihn freudig gestimmt als das Fabelwesen seine Hilfe angenommen hatte, das Vertrauen offenbar soweit wiederhergestellt hatte, dass er sich nicht fürchtete seine Hand zu ergreifen, gleichzeitig nahm er seine Aufforderung mit einer ernsten und verständnisvollen Miene auf, während er mit einem geringen Kraftaufwand Julian vom Boden hinaufzog. "Ich verspreche dir nie wieder so etwas zu tun, besonders nicht ohne deiner Einverständnis. Verzeih mir bitte dies beim ersten Mal nicht berücksichtigt zu haben.", entgegnete der Unsterbliche hastig, wandte dabei seinen Blick kaum vom Gelockten ab. Er wollte ihn gerne fahren, er wollte wissen wo dieses faszinierende Lebewesen lebte, damit er ihn vielleicht eines Tages wieder treffen könnte, einfach nur, um ihr erstes Treffen ein wenig auszubügeln, sich für dieses Fauxpas zu entschuldigen und seine schrecklichen Taten wiedergutzumachen, sodass er beinahe gegen Julians Worte protestieren wollte, als es dem Anderen zum Glück selber bewusst wurde, dass er sich schlecht in seiner wahren Form unter Menschen trauen konnte. Zumindest nicht, ohne erkannt zu werden und dadurch Probleme zu bekommen.
"Ich verstehe. Wahrscheinlich war ich eine Bekanntschaft, auf die man hätte verzichten können...entschuldige bitte, ich habe meine Gedanken laut ausgesprochen, jedoch würde ich mich freuen, wenn ich dich sicher nach Hause geleiten könnte.", ein freundliches Lächeln umspielten die bleichen Lippen, die sich nach einem Kuss sehnten vom zarten Mund, den das Grau seiner Augen für eine klitzekleine Sekunde fixiert hatte. Sie hätten wenigstens noch die Autofahrt, die sie gemeinsam verbringen konnten- es war ein angenehmer Gedanke, sodass es ihm nicht einmal etwas ausmachte, dass er die Nacht ohne einen Schluck Blut auskommen konnte. Es war nicht schwierig. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, ich muss gestehen, dass der Hunger im Moment keinen Vorrang hat, mein Verstand scheint sich auf etwas anderes konzentriert zu haben.", die grauen Augen funkelten den Jüngeren wissend an, während sie sich erneut auf den Weg zum Wagen machten. Charles hätte Julian sicherlich etwas anbieten können an Kopfbedeckung, was seine verräterischen, jedoch hübschen Ohren hätte verdecken können, doch schien das Fabelwesen selbst vorgesorgt zu haben, sodass er nicht nach etwas zu suchen brauchte als sie sein Penthouse verließen und sich erneut in einem Automobil befanden. Ach, wie gerne er doch noch ein wenig mehr Zeit mit diesen Lebewesen verbracht hätte, doch schien der Abend endgültig für die beiden ein Ende genommen zu haben und wer wusste schon wann und ob sie sich wiedersehen würden.
Aufmerksam lauschten seine Ohren der Stimme seines Nebenmannes, stieß ein leises Lachen bei seiner Bemerkung aus, während die von Linsen versteckten Augen jede seiner Bewegungen begutachtete und sich einprägte. "Das freut mich, danke. Ich fürchte ich sollte öfter Besuch einladen, damit all diese Dinge nicht verstauben und dem Verfall überlassen werden...also wirklichen Besuch mit einem echten Tee.", erneut umspielte seine Lippen ein entschuldigendes Lächeln. Vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass sie bereits darüber scherzen könnten oder es zumindest keine große Angst in dem Fabelwesen hervorrief, was der Vampir sich sehnlichst gewünscht hatte.
Er hatte ihn höflich nach Julians Adresse gefragt ehe sie in die Nacht hinausfuhren. Charles brauchte keines dieser modernen Erfindungen, die mit monotoner Stimme berichteten, wann man nach links oder rechts biegen musste, die manchmal seltsame Geräusche von sich gaben, wenn etwas nicht zu funktionieren schien oder er zu schnell fuhr. Seltsame Erfindungen hatten die Welt gepflastert, als praktisch befunden, doch der Unsterbliche lebte lange genug in der tobenden Stadt namens New Orleans, er brauchte sich auf keine elektronische Stimme zu verlassen um zu wissen, wo er Julian hinbringen musste.
Die leisen Töne aus dem Radio brachen die Stille, die sie umgab und scheinbar niemand sich traute auch nur ein Wort über die Lippen gleiten zu lassen. Er hätte gerne etwas gesagt, doch etwas in ihm nahm ihm den Mut, sodass er sich stattdessen darauf beschränkte langsamer durch die einsamen Straßen zu fahren, ab und an zu dem Fabelwesen zu schielen, dessen Körper in stetiger Bewegung zu sein schien. Es war so faszinierend zu beobachten, wie seine verstecken Ohren immer wieder sein Kopfbedeckung hinaufschoben, wie sein Körper eine stetig lebendige Präsens von sich gab, die er niemals zu haben vermochte.
Überrascht suchten die grünen Augen das endlose Blau seines Begleiters als dessen Stimme den kleinen Innenraum seines Wagens erfüllte. Hatte er etwa wirklich geglaubt er würde ihn vergessen? Oh, wie traurig es ihn machte, dass er solch einen Eindruck von ihm gewonnen zu haben schien, sodass er leicht mit seinem Kopf schüttelte. "Es war nie meine Intention dich je zu vergessen, Julian. Ich fürchte, selbst wenn ich wollte könnte ich keinen Menschen je vergessen, nicht, dass du einer von ihnen bist, schließlich sprichst du noch mit mir und wirst am nächsten Morgen noch wissen, wer ich bin und wo ich lebe. Verzeih, wenn ich dir ein anderes Gefühl gegeben habe. Ich möchte dich nicht vergessen, es würde mir wehtun.", immer wieder schielte er aufrichtig zu dem Fabelwesen hinüber, nahm sich sogar die Freiheit ihn sanft anzulächeln.
Beinahe zu schnell schien die Zeit vergangen zu sein, die sie im Wagen verbrachten, Charles musste ein trauriges Seufzen unterdrücken als ihm bewusst wurde, dass sie bereits da waren, er seinen Wagen vor dem Gebäude parkte, in welchem Julian zu wohnen schien. Der leise Motor verstummte, der Unsterbliche drehte seinen Körper leicht zu Julian herüber, ihn einen kurzen Moment musternd. "Ich fürchte wir haben dein Zuhause erreicht. Ich möchte mich abermals bei dir entschuldigen für dieses unangenehme Missverständnis und sollte mich wohl schämen, dass meine Gedanken mir sagen, ich sollte froh sein, dass ich dich heute getroffen und mit dir gesprochen hatte, doch ich kann nicht anders als diesem Gedanken zuzustimmen. Du bist eine faszinierende Begegnung und ich hätte gerne etwas mehr Zeit mit dir verbracht und verfluche meine unmenschliche Natur des Hungers dafür, dass er es zerstört zu haben schien. Allerdings würde es mich mit Freude erfüllen, sollten wir uns vielleicht wiedersehen, schließlich sieht man sich wenigstens dreimal im Leben...natürlich nur mit deiner Einverständnis und dem Wunsch, mich eines Tages vielleicht wiederzusehen. Nun, ich kann leider nicht mehr viel für dich tun als dir eine gute und erholsame Nacht zu wünschen. Bitte träume nicht von mir und falls doch, dann träume ich sei ein Mensch, etwas Gutes.", vorsichtig hatte er die Hand des Gelockten genommen, drückte ihm einen kurzen, jedoch sanften Kuss auf den Handrücken, ehe er Julian dabei beobachtete, wie er ausstieg und sich zu seinem Haus begab. Charles wollte erst zurückfahren, wenn er wusste, dass Julian auch wirklich die Sicherheit seines Zuhauses genießen konnte, auch wenn er nicht recht verstand worauf oder auf wen der junge Mann wartete, bis die Lichter im Hausflur angingen ein Schatten sich hinter den milchigen Gläsern bewegte und im nächsten Augenblick sich die schwere Tür öffnete und ein junger Mann sich der Nacht präsentierte. Erst überkam ihm ein leichter Schrecken, schließlich konnte dieser Menschling die Gestalt des Blonden erkennen, doch stattdessen schloss er ihn in eine vorsichtige Umarmung, er konnte erkennen, wie seine Arme sich um den Nacken des Fabelwesens geschlungen hatte, als ob er wusste, dass sich etwas in dem Rückenbereich befand, was er nicht anfassen durfte. Dann waren beide verschwunden, schlenderten die Treppen hinauf und waren nicht mehr gesehen. Charles konnte nicht anders als sich tausende Fragen zu stellen. Sein Kopf war wirr, dass er kaum bemerkte wo er eigentlich hinfuhr, sein Hunger schien sich tatsächlich aufgelöst zu haben und stattdessen machte sich ein zusätzlich säuerliches Gefühl in seinem Inneren breit- war es etwa die Eifersucht auf diesen jungen Mann, der so vertraut mit Julian umgegangen war? Charles verspürte den großen Wunsch ebenso vertraut mit ihm umgehen zu können, er wollte mehr über dieses Wesen erfahren, er wollte sich in seiner Aura und er Faszination baden und wollte sich alleine von seiner Präsens nähren. Noch heute würde er ihm schreiben, würde seine Unhöflichkeit wiedergutmachen, ganz gleich ob es ein törichter Plan war, den er wahrscheinlich hätte verbannen sollen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Mo Nov 03, 2014 6:31 pm

Es war nicht leicht unter dem immer noch schwelenden Trotz und der leichten Enttäuschung zu vermitteln, dass Julian tatsächlich ein Interesse an Charles hegte, so sehr es ihn auch selbst verwirren mochte. Immerhin hätte er Grund und Recht gehabt, diesen Mann für immer aus seiner Welt zu verbannen. Julian bezweifelte, dass er ihn belästigen würde, obwohl er seine Adresse kannte, wenn er selbst es ihm ausdrücklich verbieten würde. Dafür wirkte der Vampir wirklich viel zu höflich und galant. Aber Julian wollte ihn nicht aus seinem Leben verbannen. Nichts erschien ihm verkehrter und trotz des noch nicht ganz verflogenen Grams bereitete ihm der Gedanke Kopfschmerzen. Er war sich nicht sicher gewesen, wie Charles darüber dachte. Vielleicht war er der Überzeugung, dass die Huldra ihn nie wieder sehen wollte. Hatte er diesen Eindruck vermittelt mit seiner Verstimmtheit? Unruhig biss sich Julian auf die lädierte Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen. Wenn er nicht einlenkte würde Charles ihn wohlmöglich heute Abend zum allerletzten Mal sehen. Und war er denn wirklich bereit, diese Chance wegen eines Missverständnisses zu vertun? Immerhin war der Blondschopf sich ziemlich sicher, dass man ihn nicht anlog, um sich aus dem Schneider zu reden. Zu mindestens wollte Julian das glauben. Wie wahr der Kern der ganzen Sache war konnte er schließlich nicht sagen. Es kostete Überwindung, den Biss und die Maskerade auf sich beruhen zu lassen, doch Charles´ Worte bestätigten Julian nur darin, dass er Charles eine Chance geben sollte, bevor sie sich trennten und nie wieder sahen.
„Nein, das wollte ich dir nicht unterstellen, wirklich nicht! Ich dachte nur……dass du mich, naja, gleich absetzt und wir uns nie wieder sehen“, brachte er mit einem bestürzten Gesichtsausdruck hervor und ließ den Blick der blauen Auge auf die Straße jenseits der Frontscheibe gerichtet. Was ein Glück, dass die durchdringenden grauen Augen die meiste Zeit auf die Straße vor ihnen gerichtet sein mussten, denn Julian fühlte sich von ihrem Blick regelrecht durchbohrt, als könnte der Vampir geradewegs durch ihn hindurchsehen, durch Fleisch und Muskeln und Knochen direkt auf seine Seele. Mit einem lauten Schlucken versuchte die Huldra den Kloß in ihrem Hals zu lösen. Wieso konnte er jetzt nicht weitersprechen, wieso konnte Julian ihn nicht darum bitten, ihn wiederzusehen?! Er kannte die Straßenzüge und Häuser, er erkannte sie selbst in der Dunkelheit und wusste, dass sie bald vor seiner Haustür stehen würden. Vermutlich hatte er nicht mehr lange Zeit. Beiläufig bemerkte er, dass der Vampir den Weg gefunden hatte, ohne einmal nachfragen zu müssen, geschweige denn ein Navigationsgerät zu benutzen. Ob er bereits lange in New Orleans lebte? Stimmte es, dass Vampire unsterblich waren? Immerhin konnte man nie so recht sagen, welche Geschichten alle so wahr waren, nicht einmal unter Fabelwesen. Unruhig zog Julian seine Tasche auf seinen Schoß und spielte mit dem Reißverschluss herum. Der Stein auf seinem Herzen schien Tonnen zu wiegen, als sie plötzlich hielten.
„Wir sind ja schon da“, murmelte er mit einem Hauch an Enttäuschung in der Stimme und sank noch etwas tiefer in seinen Sitz. Charles Blick konnte nun ungestört auf ihm ruhen und Julian spürte, wie die Nervosität in ihm erneut anstieg und die Röte folgte ihr gleich ins Gesicht.
„Es war angenehm, dich kennenzulernen, trotz der Sache mit dem Beißen“, gestand die Huldra und eine Hand fuhr unterbewusst zu seinem Hals, wo allerdings keine Narbe oder Unebenheit zu spüren war. Die Haut war verheilt als wenn Charles niemals seine Zähne darin versenkt hätte.
„Dreimal im Leben? Eines Tages?!“
Die Worte sprangen so hastig und entrüstet aus Julians Mund, dass er sich selbst erschrak und eine Hand vor die vollen Lippen schlug. Aber das waren Worte, die Julian maximal auf ein flüchtiges, zufälliges Wiedersehen auf der Straße hoffen lassen konnten. Das war nicht, was er wollte. Diese Unsicherheit würde ihn innerhalb von zwei Wochen aufgefressen haben, dessen war sich der Lockenkopf unumstößlich sicher. Seine vorherige Scheu beiseite schiebend schüttelte Julian vehement den Kopf, wobei er beinahe seine Mütze verlor.
„Versprich mir, dass du dich meldest und mich nicht auf den Zufall vertröstest. Spätestens morgen bin ich nicht mehr sauer auf dich, ich bin nicht nachtragend.“
Dieses Mal waren es die blauen Augen, die sich fordernd und durchdringend auf den Vampir fixiert hatten. Lange konnte er diese Show allerdings nicht aufrecht erhalten.
„Wenn ich von dir träume wird es schon gut sein. Und glaub mir, Menschen in meinen Träumen bedeuten immer Alpträume, also bleib lieber wie du bist.“
Julian wusste, dass er irgendetwas hatte hinzufügen wollen, doch für einen Moment herrschte in seinem Kopf nur Leere, als sich die kühlen Lippen des Vampirs auf seinen Handrücken legten. Verdutzt und errötend blinzelte er ihn an. Einen Handkuss, so etwas kannte er nur noch aus den romantischen Fantasien der Vergangenheit und noch nie in seinem Leben hatte Julian einen außerhalb von Buch und Film erlebt. Völlig entrückt griff er nach seiner Tasche und rutschte aus dem Wagen.
„D-danke für die Fahrt und bis bald!“
Julian war selbst überrascht, dass er noch ein Wort über die Lippen gebracht hatte. Die Kusshand festhaltend als sei sie zart und fragil eilte er schnellen Schrittes zur Haustür, sich noch zweimal umdrehend und den Wagen in der Dunkelheit betrachtend. Die Umrisse des Vampirs waren hinter getönten Scheiben nur schemenhaft erkennbar. Vielleicht hätte er einen Schlüssel in den Tiefen seiner Tasche gehabt, aber Julian war viel zu verwirrt und drückte stattdessen die Klingel, die zu Blakes Wohnung gehörte. Nach ein paar Sekunden flammte das Licht jenseits des milchigen Glases auf und die sensiblen Ohren vernahmen das Geräusch von Schritten. Auch ohne zu wissen, dass es nur Blake sein konnte, hätte er ihn an seinem Schritt erkannt und seine Miene hellte sich sichtlich auf bei seinem Anblick.
„Tut mir leid, ich glaub ich hab eigentlich einen Schlüssel dabei, aber-„
Seine Worte wurden ihm von einer vorsichtigen Umarmung abgeschnitten und glücklich lehnte Julian sich gegen den Leib des Größeren, eine Weile lang nichts anderes atmend als seinen Duft.
„Hab ich vergessen dir einen Zettel zu schreiben?“, hakte er schuldbewusst nach und trat zu dem Faun in den Hausflur. Ein letzter Blick über die Schulter noch und Julian winkte zaghaft in die Dunkelheit in der Hoffnung, dass Charles es gesehen hatte.
Blake hatte sich schnell angewöhnt, wie er ihn umarmen und berühren konnte, ohne dass er dunkle Erinnerungen oder gar Schmerzen in ihm wachrief und die Huldra war froh, dass Blake ihn überhaupt wieder so vertraut berührte. Ohne körperliche Nähe ging er ein und die Zeit, in der der Größere verständlicherweise etwas Abstand gebraucht hatte, waren lang und unangenehm für die Huldra gewesen. Was für ein Glück, dass diese Zeiten passe waren.
Obwohl sie nicht die einzigen Fabelwesen in dem Apartmentgebäude waren, entspannte Julian sich erst wieder vollkommen, als die Wohnungstür hinter ihnen zugefallen war. Mit einer schnellen Bewegung riss der Blondschopf sich die Mütze vom Kopf und fuhr sich erleichtert durch die Haare.
„Das ist nicht so schlimm, wie es aussieht“, versuchte er Blake sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen, während er sich zu seiner Tasche herumdrehte. Kurzerhand kramte er seinen Zeichenblock hervor und warf Blake einen flehenden Blick zu.
„Kann ich dir das alles später erklären? Ich will dir zeigen, was ich heute alles eingefangen habe!“
Künstlerische Begeisterung ließ die Stimme der Huldra beinahe genauso auf und ab hüpfen wie seine Ohren, während er Blake ins angenehm beheizte Wohnzimmer folgte. Obwohl er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte fühlte er sich nicht besonders hungrig. Julian war froh, dass der Faun sich auf der Couch niederließ, sodass er in seiner Nähe bleiben konnte und sich neben ihn legte, den Kopf auf seinem Schoß drapierte und ihm das Skizzenbuch hinhielt.
„Es war alles ein wenig aufregend, meinst du, du kannst mir heute Abend ein wenig Nähe spendieren, damit ich meine Tarnung wiederfinde?“, bat Julian mit einem unschuldigen Wackeln seiner Ohren und schmiegte sich noch ein wenig näher an ihn an. Seit Blake ihn befreit hatte, hatte ihn nichts mehr so beruhigen können wie die Nähe des Fauns.
„Ich hatte eigentlich vor, vor dir wieder hier zu sein, damit du dir keine Sorgen machten musst, aber das hat ja nicht so gut funktioniert“, gestand Julian schuldbewusst und beobachtete mit kritischem Blick jede kleine Bewegung des Fauns. Erst im Angesicht seines besten Freundes wurde ihm bewusst, wie anders Charles wirklich gewesen war.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Di Nov 04, 2014 7:18 pm

Blakes Leben schien sich ein wenig eingependelt zu haben- trotz der Tatsache, dass Julian seine Gefühle nicht erwidern konnte, selbst wenn er es vielleicht sogar gern getan hätte (und daran zweifelte er nicht einmal), brauchte niemand von ihnen alleine zu sein und auf die Nähe des anderen zu verzichten.
Natürlich, das Herz war ein wenig gebrochen gewesen, es war wohl keine gute Sache gewesen sich solche Hoffnungen zu machen und dort Bestätigung zu sehen, wo eigentlich keine vorhanden war. Manchmal spielten Gefühle dem Gehirn wirklich gemeine Streiche und letztendlich tat es dem Dunkelhaarigen sogar leid, dass er seinen mittlerweile besten Freund so sehr in die Enge getrieben zu haben schien. Es hatte ihn traurig gestimmt, keine Frage, jetzt noch erwischte er sich dabei, wie seine Gedanken darüber kreisten wie es wohl wäre, wenn sie zusammen gewesen wären…doch einige Dinge sollten einfach nicht sein und nach einigen Nächten, die er grübeln auf der Couch verbracht hatte, hatte es wohl keinen Sinn mehr gehabt Trübsal zu blasen und sich selbst zu bemitleiden. Sie waren eine Familie geworden, Brüder, die sie verloren hatten und eine Familie, die auf der Strecke in das Hier und Jetzt verloren zu haben schienen. Ob er eine Sekunde lang bereut hatte, dass er Julian so früh mit in seine Wohnung genommen hatte? Oh nein! Der Faun hatte diesen Jungen bereits dann in sein Herz geschlossen, als er die endlos blauen Augen zum ersten Mal gesehen hatte und er würde niemals dieses einzigartige Wesen weniger gern haben, ganz gleich was zwischen ihnen noch passieren würde.
Mittlerweile schien jedoch endloser Frieden in ihre Wohnung eingekehrt zu sein und sie konnten sich immer noch das eine Bett teilen, das er besessen hatte, ohne Angst zu haben, es könnte dem anderen nicht guttun- tatsächlich war das Gegenteil entstanden und es erschien den beiden so, als ob sie gar keinen richtigen Schlaf ohne einander finden konnten. Abgesehen davon war es immer ein gutes Gefühl, wenn man die Nähe eines wichtigen Menschen stets suchen konnte und Blake hatte bereits seine eigenen kleinen Methoden erfunden um nicht ausversehen in den Rücken des Kleineren zu greifen, wenn er seine wahre Gestalt zurückgewann. Julian wehzutun war wohl das Letzte, was der Tätowierte jemals tun wollte, nicht nach all dem, was ihm die Menschen angetan hatten! Nicht selten hatte sein Beschützerinstinkt eingeschlagen, hielt ihn am Anfang regelrecht davon ab die Wohnung zu verlassen und seinen Mitbewohner alleine zu lassen- er wollte ihn einfach immer sicher sehen, wollte, dass er sich nicht vor der Außenwelt fürchtete, sodass die Sorgen immer groß waren, wenn er nicht wissen konnte ob es Julian gutging oder nicht. Ach, was für ein Dummkopf er doch war- Julian war kein Kind und er hätte ihn niemals so behandeln sollen als wäre er einer, wo er doch nur unwesentlich älter war- einen Babysitter hatte sein bester Freund ganz sicher nicht gebraucht, sodass er sich regelrecht dazu zwingen musste einfach die Dinge seinen Lauf zu lassen, anständig zu arbeiten und vielleicht auch manchmal auszugehen, natürlich jedes Mal den Gelockten fragend, ob er ihn begleiten wollen würde. Dass er noch Zeit brauchte um sich wirklich der Welt zu stellen, konnte Blake verstehen.
Doch das würde sich auch alles noch einpendeln, das war ihm mehr als nur bewusst. Sie brauchten nur zu warten und dann würde auch diese keine Hürde überwunden sein und sie könnten vielleicht beide sogar zusammen etwas in dieser ewig lebenden Stadt unternehmen, ganz gleich was es auch war!

Blake hatte heute lange gearbeitet- manchmal war absolut nichts zu tun und manchmal musste er eine Zwölfstundenschicht hinter sich bringen und ihr Gehalt wurde auch noch, wenn auch nicht allzu stark, gekürzt und es war einfach für ihr Unternehmen viel Geld aufzutreiben, sodass er manchmal sich noch mit kleinen Nebenjobs herumschlagen musste. Das Beste an diesem Lande war wohl, dass man sich spontan für einen Abend hier und da einige Scheine verdienen konnte, indem man den Müll für jemand anderen entsorgte oder schmutzige Teller in eine Maschine stopfte um sie anschließend wieder ordentlich zu stapeln. Der Faun hatte absolut kein Problem damit gehabt manchmal etwas mehr zu tun, wenn nichts zu tun war, es war für ihr Zuhause, es war für die Beiden, damit sie nicht am Ende des Monats mit Geldknappheit zu rechnen hatten. Sein Bruder und er hatten damals diese Schwierigkeiten gehabt, dass sie schlussendlich auf die Straße gelandet war und erst dadurch hatte man ihm sein Horn und seine letzte verbliebene Familie genommen. Er wollte nicht, dass so etwas erneut geschah, sodass er sogar mit Freuden jede noch so kleine Arbeit auf sich nahm.
Doch für heute war es genug- seine Knochen waren erschöpft, sein Kopf erfüllt vom dichten Nebel, der ihn müde machte und das Sichtfeld versperrte. Sein Herz hatte sich bereits auf Zuhause gefreut, darauf Julian auf der Couch sitzen zu sehen, mit ihm Asiatisch zu essen, was er auf dem Nachhauseweg besorgt hatte, und vielleicht ein wenig fernzusehen, ehe sie eng umschlungen im Bett einschliefen…ohja, das klang nach dem besten Abend, den man sich hätte vorstellen können, sodass das Fabelwesen seine Schritte sogar ein wenig beschleunigte bis endlich das Gebäude zu sehen war, in welchem sie eine kleine Wohnung bezogen.
Doch anstatt breit zu grinsen verzog der Dunkelhaarige sein Gesicht, starrte fragend auf das Fenster, welches auf der Straßenseite lag. Es war dunkel…nirgendwo schien auch nur ein bisschen Licht zu brennen. Verwirrung und Panik hatten sich im Inneren des Fauns breitgemacht- war jemand eingebrochen und….oh Gott, hatten sie Julie etwa irgendwas getan?
Seine Beine eilten, der Schlüssel glitt regelrecht wie Butter in das Schloss der Eingangstür hinein, er wäre beinahe mit dem Essen zu Boden gefallen, als er die Treppen hinauf sprintete, keuchend die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss. Sie war nicht eingebrochen worden, wenigstens kein Anzeichen für einen Einbrecher! Doch im Inneren schien es immer noch tiefdunkel und totenstill zu sein. Die Huldra hatte nicht auf seinen Namen reagiert, auch nicht auf das Licht, das Blake überall anknipste- der Verdacht, dass ihm etwas passiert worden war, schien sich immer stärker zu bestätigen…bis er die fehlenden Schuhe und die Mütze bemerkte- nicht einmal sein Hauschlüssel lag auf der Kommode. Wenn man ihn entführt hätte, hätte man sicherlich nicht einfach seine Jacke und all den Rest mitgenommen um es aussehen zu lassen, als wäre er ausgegangen- niemand war so penibel und schon gar nicht bei Fabelwesen, sodass Blake versuchte zu glauben, dass Julie vielleicht tatsächlich sich wieder traute hinauszugehen. Wenn dem so war, dann bestand kein Grund mehr um Angst und Sorge- es war ein gutes Zeichen, dass er den Mut hatte unter Menschen zu gehen, dass sich selbst wieder vertrauen konnte. Einen kleinen Zettel hätte er seinem besten Freund jedoch trotzdem hinterlassen können!
Blake hatte ihr Abendessen in der Küche abgestellt, schmiss seine Jacke auf die Couch, auf die er sich im nächsten Moment warf. Er hätte gerne gewusst, wohin die Huldra gegangen war und was ihm die Motivation gegeben hatte, das Haus zu verlassen- ach, sobald er wieder daheim war, dann würde er ihm schon alles erzählen- sie hatten keine großen Geheimnisse voreinander und teilten sich so ziemlich alles mit und irgendwie freute sich Blake sogar auf die Geschichten, die ihm sein bester Freund vielleicht erzählen würde.

Vielleicht war eine Stunde vergangen, vielleicht auch weniger- Blake hatte nicht auf die Uhr geachtet, als er plötzlich auf der Couch eingedöst worden war, müde von der Arbeit und dem zugegebenermaßen langweiligen Warten, dass das plötzliche Klingen ihn hochfahren ließ wie eine Rakete. Verwirrt taumelte er durch das Zimmer bis ihm bewusst wurde, dass es die Klingen unten war, die ihn wachgerüttelt hatte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm zumindest, dass es bereits spät genug war und…immer noch keine Spur von Julie. Langsam schien die Sorge wieder zurückgekehrt zu sein und dann meinte jemand noch die Dreistigkeit besitzen zu müssen um bei ihm um diese Zeit zu klingeln! Blake benutzte prinzipiell nicht die kleine Funktion mit dem Knopf, die jeden Menschen in das Treppenhaus hineinließ. Ein wenig zerknirscht eilte er schnellen Schrittes die Treppen hinunter. Er wusste, dass es nicht Julie hätte sein können, er hatte einen Schlüssel dabei gehabt, sodass ihm nicht bewusst war, wer dieser Fremde hätte sein können, der ihnen offenbar einen Besuch abstatten wollte. Er wollte bereits einige abwinkende Worte der Person entgegenwerfen, als die blauen Augen jedoch jemand ganz anderen hinter der massiven Tür erblickt hatten und für einen Moment erschraken! Julie! Es war Julie und…ohne Menschengestalt. War er etwa die ganze Zeit so unterwegs gewesen?
Ohne auch nur ein Wort zu sagen oder etwas zu tun, schlossen sich seine Arme sanft, jedoch vorsichtig um den schmalen Körper seines Gegenübers, zogen ihn in eine liebevolle Umarmung.
„Du Dummkopf hast absolut nichts hinterlassen! Und du hast einen Schlüssel, wenn du ihn nicht verloren hast natürlich. Ich hab doch echt gedacht du wärst einer dieser dämlichen Leute, die nachts andere belästigten! Ist dir denn etwas passiert?“, er musterte den Kleineren kurz, konnte in der Dunkelheit jedoch nicht viel ausmachen, umfasste jedoch rasch sein Handgelenk und zog ihn hinein ins Treppenhaus.
„Komm schnell, es ist kalt und seltsame Streuner rennen immer wieder hier herum.“, sein Blick richtete sich kurz auf den Wagen, dem Julian offenbar gewunken hatte, der im nächsten Moment auch weiterzufahren schien. Wer war das denn jetzt? Der Kleinere würde es ihm sicherlich bald erzählen, sodass sie die Treppen schnell hinaufstiegen und sich endlich in der gemütlichen Wohnung wiederfanden, wo Blake sich kurz die Zeit nahm um seinen besten Freund besser mustern zu können. Spätestens, als die Huldra seine Mütze abnahm, schwand das zufriedene Lächeln des Fabelwesens zu einem besorgten, beinahe erschrockenem Ausdruck. „Oh Gott, was war denn passiert…deine…deine Tarnung? Bist du den ganzen Tag so draußen herumgelaufen? War das der seltsame Typ im Wagen gewesen? Oh mein Gott, ich hätte zu Haus bleiben sollen!“, die Sorgen schienen den Tätowierten beinahe aufzufressen. Doch anstatt es ihm irgendwie zu erklären, versuchte der Gelockte das Thema sogar auf etwas anderes abzulenken. Glaubte er etwa, dass er das jetzt einfach so abwinken konnte? Es fiel ihm schwer noch irgendwie einen rationalen Gedanken zu fassen, dass er kaum die Worte des Jüngeren verstand, doch vielleicht war es besser gewesen, wenn er auf ihn hörte, immerhin war er heil und unverwundet zurückgekehrt…das glaubte er zumindest.
„War es etwas Schlimmes, dass du nicht darüber reden willst? Lass mich dich wenigstens kurz begutachten.“, er hatte seine Hände auf den zarten Schultern seines besten Freundes platziert, musterte seinen Körper für einen kurzen Moment prüfend, ehe er erleichtert aufatmen konnte, dass tatsächlich nichts Schwerwiegendes geschehen war. Nur ein fremdartiger, süßlicher Duft lag auf seiner Kleidung und in seinem Haar, das er vor Erleichterung küsste, kurz die weichen Ohren berührend.
„Naguut, dann erzählst du es mir eben ein anderes Mal und ich bewundere deine heuten Werke! Ich habe uns übrigens Asiatisch mitgebracht, was wir wahrscheinlich wieder warmmachen müssen. Aber Zeichnungen sind erstrangig!“, er schenkte seinem gegenüber ein freudiges Lächeln, schlenderte mit seinem besten Freund zurück auf die Couch, in der er kurze Zeit zuvor eingeschlafen war.
Eine angenehme Wärme ging von seinem Mitbewohner aus, als sich dieser zu ihm legte, den hübschen Kopf in seinem Schoß, dass er ihn geistesabwesend kraulen konnte so lange bis er ihm das Skizzenbuch hinhielt und er neugierig darin herumblätterte, sich die kleinen Eindrücke, die Julian gehabt zu haben schien, anschauend, dabei tiefste Bewunderung ausstrahlend. Manchmal war er schon ein wenig neidisch auf ihn gewesen- Blake wollte gerne ein Talent haben, doch wahrscheinlich würde er sogar bei einem Strichmännchen scheitern, sodass er es lieber ganz seinließ und sich lieber an der Schönheit erfreute, die sein bester Freund auf ein leeres Stück Papier zaubern konnte. Ach, es erschien so einfach- Blake hatte ihn ab und an geistesabwesend beobachtet und wirkten die wenigen Striche so lächerlich einfach, dass man glaubte, jeder könnte es, doch war es nichts als eine blanke Lüge.
„Woa und das hast du alles heute gemacht? Mein Gott wie lange warst du denn draußen gewesen? Die sind wirklich toll, Julie.“, summte seine Stimme voller Bewunderung, als Zeichen dafür ihn kurz hinter den Ohren kraulend. „Ich möchte auch was Cooles können….“, sein Kopf verlor sich in den Skizzen des Anderen, dass er die nächsten Worte erst viel zu spät bemerkte, das Buch kurz beiseite legend, dabei in die strahlend blauen Augen blickend. „Ach, Dummerchen…du fragst noch? Wann würde ich Kuscheln jemals abschlagen?! Ich hatte heute auch einen langen Tag, ich glaube ein bisschen Nähe wäre nicht verkehrt um besser schlafen zu können.“, seine vollen Lippen formten ein breites Lächeln, legte dabei seinen Kopf ein wenig schief.
„Du hast heute wohl ein Abenteuer nach dem anderen erlebt, was? Ich will echt wissen, wer dieses seltsame Wesen war, dem du gewunken hast- ich gehe davon aus, dass er sowas wie einer von uns ist?“, fragend hob Blake eine Augenbraue, winkte jedoch im nächsten Moment ab. „Nah- ist egal, erzähle es mir ruhig ein andermal, ich kann warten. Und es ist gar nicht schlimm, dass du lange weg warst- ich finde es toll, dass du dich wieder raus traust, das heißt, dass ich mir die Tage freinehmen kann und wir was zusammen machen können. Wir könnten irgendwas dämliches tun oder so…Pizza essen vor dem French Quarter oder im Sumpf die Alligatoren ärgern…okay, vielleicht nicht so radikal aber..du verstehst was ich meine! Ich freue mich wirklich für dich, dass du dich irgendwie überwinden konntest- es ist toll sowas zu sehen, besser als alles andere.“, seine Miene wurde etwas ernster und dennoch blickte er seinen besten Freund weiterhin aus sanften Augen heraus an. Es war gar nicht so einfach gewesen diese blauen Augen nicht zu lieben oder die Person, der diese beiden Saphire gehörten. Wenn Julian doch nur wüsste was für ein wertvolles und einzigartiges Lebewesen er doch war.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Do Nov 13, 2014 5:51 pm

Ein schwerer Hauch von schlechtem Gewissen überkam Julian. Es war unverkennbar, dass Blake sich Sorgen gemacht hatte und er konnte es ihm wohl auch nicht vorwerfen, so schusselig wie er gewesen war. Sie waren nun mal keine Menschen, die ihre Häuser unbehelligt verließen und einfach zurückkehrten. Ihnen konnte vieles geschehen, während sie draußen unterwegs waren. Mit einem innerlichen großen Indianerehrenwort versprach er sich selbst, in Zukunft besser auf so etwas Acht zu geben. Er war es einfach nicht gewohnt, dass er auf mehr Leute Rücksicht nehmen musste als nur auf sich selbst. Um Blake zu versichern, dass seine Worte nicht ungehört an ihm vorbei gezogen waren, wiederholte er sein innerlich gegebenes Versprechen noch einmal für den Faun.
„Nächstes Mal lass ich dir einen Zettel da, versprochen. Ich war einfach viel zu sehr darauf konzentriert mich zum Rausgehen zu überwinden.“
Julian setzte ein Gesicht auf von dem er wusste, dass es Blake sicherlich erweichen würde. Sowieso schien der Größere ihm längst verziehen zu haben und schien mehr darüber entrüstet, dass Julian ihm nicht erzählen wollte, was vorgefallen war. Doch irgendwie wollte die Huldra nicht, dass Blake von dem Vampirzwischenfall erfuhr, jedenfalls noch nicht. Für einen Abend hatte er sich wohl genug Sorgen gemacht. Er stellte so viele Fragen, dass Julian gar nicht wusste, auf welche er zuerst antworten sollte. Nachdenklich schob er seine Unterlippe zwischen seinen Zähnen umher, während er überlegte, wie viel er von diesem Abend schon preisgeben konnte, ohne Blake auf der einen Seite zu beunruhigen oder ihn auf der anderen mit seiner Verschwiegenheit nur noch unruhiger zu machen.
„Es war nichts allzu Schlimmes und nein, ich bin nicht den ganzen Tag so herumgelaufen!“, protestierte er beinahe ein klein wenig gekränkt. Immerhin wusste er, welche Gefahren das barg. Er mochte vielleicht hin und wieder naiv und unüberlegt sein, doch seine Lektion bezüglich Tarnung hatte er gründlich gelernt.
„Ich weiß doch was passieren kann, wenn ich so rumlaufe….Ich saß die ganze Zeit im Auto und mich hat kein Mensch gesehen, versprochen.“
Es war schwer, klare Gedanken zu fassen, wenn Blakes Finger sanft durch seine Locken fuhren und hin und wieder die langen Ohren streiften, die zwischen den blonden Locken hervorstachen. Am liebsten hätte er einfach die Augen geschlossen und die wohlige Wärme in seinem Inneren über sich hineinbrechen lassen. Die Erwähnung von etwas Essbarem jedoch ließ ihn sich leicht aufrichten. Bis jetzt hatte er nicht einmal wahrgenommen, wie hungrig er eigentlich war. Die Aufregung hatte es ihn vergessen lassen, doch jetzt, wo er wieder zur Ruhe kam, forderte der lange Tag doch wieder seinen Tribut. Immerhin war er stundenlang auf den Beinen gewesen, hatte draußen in der Kälte gesessen und konzentriert gezeichnet.
„Ja, Essen klingt gut, ich verhungere beinahe!“, ächzte Julian und hielt sich in einer übertriebenen Geste den grummelnden Bauch. Keiner von ihnen war ein ausgezeichneter Koch und so gab es öfter mal etwas Mitgebrachtes vom Schnellimbiss, doch Julian konnte damit leben. Irgendwann jedoch musste er einmal all die alten Rezepte ausprobieren, die er noch von seiner Zeit in Norwegen im Hinterkopf hatte. Hoffentlich verursachte er damit bei Blake dann keine Magenverstimmung.
Ruhig war er liegen geblieben, während Blake durch die Zeichnungen blätterte. Vermutlich hätte er selbst lobende Worte für ihn erübrigen können, wenn er ihm nicht mehr als ein paar ungelenke Kinderzeichnungen präsentierte hätte, doch das konnte den Zuspruch zu mindestens für Julie nicht schmälern. Ein glückliches Lächeln legte sich mitsamt eines sachten roten Schimmers über sein Gesicht.
„D-Danke, ich war vier Stunden oder so draußen. Ich hab schon lange keine flüchtigen Eindrücke mehr skizziert, früher hab ich das ständig gemacht.“
Die Zeit, in der er mehr oder weniger unter freiem Himmel im Park gelebt hatte, war zu mindestens künstlerisch sehr ergiebig gewesen. Es gab nichts Spannenderes zu zeichnen als das alltägliche Leben und all diese verschiedenen Menschen, die in Eile an ihm vorbeigerauscht waren oder für eine Stunde oder zwei auf einer Parkbank verweilten. Die blasse Stirn kräuselte sich ein wenig und vorwurfsvoll hob Julian den Kopf aus Blakes Schoß. Er mochte es nicht, wenn Blake melancholisch wurde und auch nur einen Hauch von Wertlosigkeit zu versprühen schien.
„Ich finde es schon ziemlich cool, unseren Artgenossen beizustehen. Ich kann so Vieles nicht, was du mühelos auf die Reihe bekommst. Hey, für mich war es schon ein Akt, überhaupt vor die Tür zu gehen und du tust das jeden Tag, als wenn es nichts wäre!“
Zeichnen und Malen, das war eine Leidenschaft für Julian, und es war wohl eher ein glücklicher Zufall und ein Produkt seiner Übung, dass er gut darin war. Er sah darin nichts, was ihn über andere Wesen erhob, schon gar nicht Blake, den er beinahe abgöttisch bewunderte. Bestimmt ließ er sich ihm gegenüber in einen Schneidersitz sinken und starrte ihn mit bemühtem Ernst an wie ein Bildhauer einen unbehauenen Marmorblock tangierte.
„Du brauchst dich nur mal anzusehen, du bist doch schon ein eigenes Kunstwerk, ganz für dich alleine!“
Er griff nach einem der tätowierten Arme und fuhr die bunten Linien mit zarten Fingern nach.
„Und das warst auch du, ganz alleine, also sag mir nicht, dass du nichts könntest oder talentlos wärest!“, drohte Julians Stimme ihm, konnte den Ernst allerdings nicht lange wahren. Er war nicht dafür geschaffen, sein Gesicht zu verfinstern. Blake hatte ihm für heute Abend Nähe versprochen, und das würde er auch ausnutzen. Mit einem glücklichen Seufzer legte er die Arme um den schmalen Leib und rückte etwas näher an ihn heran, das Gesicht für einige Minuten einfach nur gegen seinen Hals drückend, darauf bedacht, ihn nicht allzu sehr mit seinen langen Ohren zu kitzeln. Bereits jetzt merkte er, wie Ruhe in seinen Körper einkehrte und es ihm langsam aber sicher möglich machten, sich auf seine Tarnung zu konzentrieren. Erst aber wollte er noch ein paar Streicheleinheiten abstauben.
„Er war einer von uns, wirklich. Nur….keine Huldra oder ein Faun. Aber nichts Unbekanntes, aber lass mich das alles morgen erzählen, ja? Ich bin mir ja selbst noch nicht ganz sicher, was eigentlich passiert ist“, murmelte Julian geistesabwesend und mit einem überlegenden Unterton in der Stimme. Bei dem Gedanken an Charles wirbelten ganze Schwärme von Schmetterlingen in seiner Magengrube auf. Waren das noch die Nachwirkungen des Zaubers, den er um ihn gewebt hatte, oder steckte ein ehrlicher Kern in diesen Empfindungen? Vermutlich würde er die ganze Nacht wach liegen und darüber grübeln. Umso mehr ein Grund, in diesem Moment Blake seine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Charles konnte die Nacht für sich beanspruchen und der Faun bekam den Abend. Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen löste sich Julian ein Stück von dem Größeren.
„Wir müssen zusammen raus, ich könnte den ganzen Tag im French Quarter verbringen, ach wach, Wochen! Ich hab dort mal ein kleines Café gesehen mit den süßesten Cupcakes in ganz New Orleans! Zu mindestens sahen sie so aus, ich hab noch keine gegessen“, gab die Huldra nachdenklich zu, ohne sich jedoch ihres Enthusiasmus´ berauben zu lassen.
„Ich bevorzuge süßes Gebäck vor Alligatoren“, lachte er und gab Blake einen tadelnden Knuff auf den Arm.
„Aber wenn ich so darüber nachdenke wäre ein Ausflug in den Sumpf gar nicht verkehrt! Ich war schon lange nicht mehr draußen in der Natur, und manchmal ist die Stadt wirklich einengend, findest du nicht auch?“
Julian war mittlerweile so auf sein Geplapper konzentriert, dass die Tarnung sich wie von allein wieder einzuschleichen schien, Ohren und Schweif so plötzlich zu verschwinden schienen wie sie aufgetaucht waren. Julian selbst schien es nicht einmal zu bemerken, er war viel zu eingenommen davon, abenteuerliche Ausflüge mit Blake zu planen, das aufgewärmte Essen im Schoß, bis sein Kopf schließlich wieder den Weg zurück in Blakes Schoß fand und er ein langes Gähnen ausstieß.
„Morgen will ich für uns kochen, der Supermarkt ist nur ein paar Häuser weiter, das kann ich alles übernehmen. Ich kenn noch ein paar Rezepte aus Norwegen, vielleicht kann ich sie noch kochen.“
Seine Finger trommelten spielerisch auf Blakes dürren Knien herum und doch konnte er es nicht so ganz vermeiden, dass seine Gedanken immer wieder zu Charles abrutschten, dass er seine Worte im Ohr hatte und sich plötzlich auch an den Kuss erinnerte, dessen Geschmack immer noch an seinen Lippen zu haften schien. Der unerwartete Gedanke daran trieb ihm die Röte ins Gesicht und er vergrub sein Gesicht ein wenig tiefer zwischen Blakes angewinkelten Beinen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Mo Dez 01, 2014 8:28 pm

Während Julian von seinem Freund die Ablenkung bekam, die er in diesem Augenblick wahrscheinlich auch gebraucht hatte, fand der Vampir sich in seinem eigenen Penthouse wieder, gedankenverloren auf die beleuchteten Straßen starrend. Sein Hunger war abgeklungen, auch wenn ihm bewusst war, dass er es in den nächsten Stunden bereuen würde sich keinen Menschen für die Nacht gesucht zu haben, doch verübeln konnte er es seinem Verstand nicht, dass dieser sich auf völlig andere Dinge konzentrierte. Charles war so unachtsam gewesen, nach all den Jahren, die er auf dieser Erde verweilt hatte, war ihm nicht bewusst, dass er noch zu solchen Fehlern fähig war. Andererseits musste er wohl zugeben, dass es ein guter Fehler gewesen war, den er begangen hatte- Julian war ein faszinierendes Lebewesen und so schön zugleich, dass er gar nicht anders konnte, als an ihn zu denken, sich an seinen angenehmen Duft zu erinnern, so, als hätte er ihn noch gar nicht verlassen.
Und dennoch, so angetan er auch von diesem jungen Mann gewesen sein mochte, konnte er wohl nicht die Tatsache leugnen, dass er ihm Angst eingejagt und sogar Schmerzen zugefügt hatte, die er nicht durch eine einfache Entschuldigung hatte beseitigen können. Was, wenn Julian lediglich unter Schock stand, als er ihn die Erlaubnis gegeben hatte, ihn nach Hause zu fahren? Vielleicht war ihm jetzt erst so langsam bewusst, dass Vampire kein normaler oder gar guter Umgang für irgendwen war, in dessen Venen noch frisches Blut floss und er würde gar nicht mehr den Kontakt zu ihm suchen wollen?! Doch was genau hatte ihm vorher die Versicherung gegeben, dass sie sich jemals wiedersehen würden?
Es machte ihn ein wenig traurig zu glauben, dass sie sich vielleicht heute das letzte Mal gesehen hatten…andererseits hielt ihn kein physikalisches Gesetz, ja nicht einmal die Sonne, davon ab, eines Abends vorsichtig an seiner Haustür anzuklopfen.
Charles war interessiert an ihm, sehr sogar, und die Neugier überstieg die Zurückhaltung und Sorge, dass er vielleicht gar kein Interesse daran hätte sich wenigstens ein wenig kennenzulernen, ganz gleich aus welchem Grund und ob es auf Dauer von seinem Interesse wäre, Zeit mit einem Fremden zu verbringen.
Lange war der Unsterbliche in Gedanken gewesen, hatte sich überlegt, wie er Kontakt zu dem Blonden aufnehmen konnte, ohne direkt vor seiner Haustür zu stehen und ihn darum zu bitten, ihn hineinzubitten. Doch so etwas wie seine Telefonnummer hatte er nicht erfragt und würde er auch niemals erfragen, diese allgemeine Floskel war ihm- er konnte selbst nicht beschreiben weswegen- einfach zuwider und diese Telefone waren Apparate, die er ungerne benutzte, oder zumindest nur für Arbeitszwecke, im Endeffekt blieben nicht viele Möglichkeiten übrig als sich auf die altmodischste, jedoch beste Art mit dem Anderen zu verständigen, die ihm in den Sinn kam- einen Brief zu verfassen war wohl die einzige zurückhaltende Möglichkeit Kontakt zu Julian aufzusuchen, sodass Charles gar nicht lange zögerte und diesen noch in derselben Nacht verfasste, konzentriert den Blick auf dem teuren Papier haftend, während folgende Worte in tiefschwarzer Tinte geschrieben wurden:

„Lieber Julian,..“, ein wenig skeptisch betrachtete er die Worte, fragte sich, ob er ein wenig zu persönlich wurde, fuhr allerdings nach kurzem überlegen fort.
„Ich fürchte, dass ich mich noch ein weiteres Mal aus tiefster Seele bei dir entschuldigen muss für diese Unannehmlichkeiten, die ich dir an diesem Abend bereitet hatte- ich hatte viel Zeit darüber nachzudenken, wie töricht und unvorsichtig ich mich in Deiner Nähe doch benommen hatte, so, wie du es absolut nicht verdient hattest. Doch muss ich gestehen, dass es- wie ich bereits, vielleicht mit anderen Worten, die jedoch dasselbe wiedergeben, was meine Seele (wir sollten besser nicht debattieren, ob Vampire überhaupt eine solche Seele besitzen) empfindet, erwähnt hatte- eine Bereicherung für mich gewesen war und immer noch ist, Dich kennengelernt hatte. Wie gerne hätte ich meinen niederen Hunger in dem Augenblick abgelegt, an dem ich entschieden hatte ohne deiner Einverständnis einen Kuss von dir zu stehen und natürlich wollte ich mich in diesem Brief auch dafür entschuldigen, wo es doch nicht meine Art ist so etwas zu tun, ohne auch vorher ein Wort darüber verloren zu haben oder wenigstens danach zu fragen.
Ich bin untröstlich, wenn man sich die Zeilen so ansieht, dann habe ich nur einen Fehler nach dem nächsten begannen, bitte lasse mich wissen, ob du über diese Fehler hinwegsehen kann, sodass ich gar nicht erst zu versuchen brauche sie mit Banalitäten zu rechtfertigen. Um ehrlich zu sein…ich fürchte, ich hätte nicht einmal eine Rechtfertigung zur Hand, sollte ich danach gefragt werden.
Julian, du bist ein Lebewesen, dass mir in all den Jahren noch nie über den Weg gekommen ist, ich hätte wissen müssen, dass du kein menschliches Geschöpf bist, als ich deine Ausstrahlung gesehen hatte, als deine Augen sich in meinen gespiegelt hatten, welch tief ergreifendes Blau sie doch besitzen…oh, es ist zu früh um solche plumpen Bemerkungen von mir zu geben und so kindlich von dir zu schwärmen, wo wir uns doch noch so fremd sind.
Es mag eine durchaus seltsame Art zu sein jemanden einen Brief zu schicken, absolut nichts, was in der heutigen Welt noch der Norm angehört, denn selbst die Briefe, die versendet werden, werden häufig in digitaler Form verfasst, eine Schande, wenn du mich fragst. Aber ich hatte nicht die Zeit und auch nicht den klaren Verstand dafür gehabt, dich zu nach deiner Telefonnummer zu erfragen, oder- wie die meisten Menschen es heutzutage tun- nach deiner E- Mailadresse zu fragen. Sollte ich dir besser meine geben? Oh, erneut! Ich scheine wirklich nicht gut auf das Wesentliche konzentrieren können, entschuldige mein Verhalten und diese nutzlosen Worte, die ich dir schreibe…gleich beginne ich von den heutigen Füllern zu schwärmen, die nicht mehr unangenehm auf dem Papier kratzen, dass mich eine unangenehme Gänsehaut packt.
Doch der eigentliche Grund, weswegen ich Dir schreibe- neben der Entschuldigung für mein Verhalten- zeugt von etwas ganz anderem. Ich fürchte, und dies meine ich nicht nur als ein Scherz, ich bekomme ich weder heute noch morgen aus dem Kopf, es klingt verrückt, ich weiß und erneut wirst du dich wohlmöglich fragen wie so etwas in solch kurzer Zeit möglich sein kann und um die Wahrheit zu sagen, oder besser zu schreiben, kann ich dir dies nicht erklären oder gar auf logischer Basis erklären, denn diese scheint nicht zu existieren. Ich wollte, dass du weißt, dass kein Zauber und kein Blut meine Gefühle beeinflusst haben und dass jedes Wort und Kompliment, das meinen Mund in deiner Gegenwart verlassen hatte, auch wirklich der Wahrheit entspracht und es ist mir wichtig, dir dies wiederholend zu bestätigen, wo ich doch weiß, dass ein gesunder Verstand meinen Handlungen und all dem, was ich getan hatte, skeptisch gegenüber stehen, schließlich waren all die kleinen Tricks und Freundlichkeiten nur ein Grund gewesen, um von deinem Blut zu kosten, was leider zum Teil wohl auch stimmen mag. Doch dein Blut ist nicht das, was ich nun möchte, was dich so interessant und faszinierend für mich macht, dass ich immer noch den Kontakt zu dir suche und spätestens, nachdem ich diesen Brief vor deine Haustür gelegt hatte, sehnlichst eine Antwort erwarten werde. Doch fühle dich deswegen nicht unter Druck gesetzt, ich möchte nicht, dass du glaubst verpflichtet zu sein mir zu antworten und wenn du nicht den Kontakt zu mir aufnehmen möchtest, so bitte ich dich diesen Brief zu ignorieren und hinaus aus deinem Hause zu werfen, denn diese Entscheidung respektiere ich genauso wie jede andere auch. Du sollst nur wissen, dass es in seinem Interesse liegt, dich vielleicht irgendwann wiederzusehen, ganz gleich wann und ganz gleich wie lange es auch dauern würde. Und nun sollte ich besser aufhören, ehe ich nicht aufhören kann deine Zeit mit alles andere als nötigen Informationen zu vergeuden, schließlich soll dich dieser Brief noch bevor Sonnenaufgang erreichen!

Charles“

Ohne ihn sorgfältig durchgelesen zu haben, beförderte er den Brief in eine Umschlag, sobald das Papier die Tinte vollständig eingesaugt hatte, und versiegelte diesen mit dunkelrotem Wachs und einem alten Siegel, das seiner noch bestehenden Familie gehörte, ehe er sich erneut auf den Weg machte um zu Julian zu fahren. Vielleicht hätte er ihn noch über seinen Mitbewohner ausfragen sollen…andererseits erschien es ihm zu privat als dass er die Erlaubnis dazu gehabt hatte. Er hatte schnell seine eigene Adresse auf der Rückseite angegeben, damit Julian ihm antworten konnte, wenn er dies denn wirklich gewollt hatte, doch etwas sagte ihm, dass er ihm antworten würde und dass es vielleicht auch ein klein wenig in seinem Interesse lag sich nicht zum letzten Mal gesehen zu haben, doch vielleicht spielten die Hoffnungen dem Vampir diesmal auch nur einen Streich.
Charles hatte mit einigen kleinen Tricks die Tür zum Treppenhaus ohne weitere Probleme lautlos öffnen können, schlich sich langsam hinauf, dort, wo er glaubte, dass Julian auch wirklich gelebt hatte. Sein Nachname war ihm leider unbekannt, ebenso wenig der seines Mitbewohners, sodass kein Briefkasten in Frage kam, doch der Duft des Fabelwesens war an einer Tür besonders stark, dass es ein Leichtes war zu wissen, dass er hinter dieser alten Türe wahrscheinlich schlummernd in seinem Bett lag. Oh, er war ihm wieder so nahe gekommen, doch ihm blieb nicht viel Zeit, denn auch wenn die Sonne ihn vielleicht nicht umbrachte, so war es immer noch ein unangenehmes Gefühl, das seine Haut überzog, sobald die ersten Strahlen ihn trafen und dies wollte er um jeden Preis vermeiden, sodass er den Brief vorsichtig auf die Fußmatte legte und erneut in die Nacht verschwand, auf den Weg zu seinem Zuhause um den Tag träumend vergehen zu lassen, während das Leben für jeden anderen hier beginnen würde.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Do Dez 04, 2014 2:14 pm

Der Abend war so ruhig ausgeklungen, wie Julian es sich erhofft hatte. Die vergangenen Stunden waren aufwiegelnd genug gewesen, um den Lockenkopf schnell ins Reich der Träume zu schicken. Vielleicht hätten ihm die doch teilweise etwas beängstigenden Ereignisse des Tages einige verstörende Bilder in den Traum geschickt, wenn er nicht so eng an den Körper seines Mitbewohners geschmiegt gewesen wäre. Obwohl es ihm nicht immer gelang, seine Tarnung im Schlaf aufrecht zu erhalten, wollte er es wenigstens am Rand der Besinnungslosigkeit noch versuchen, denn im Schlaf konnte es gerne mal vorkommen, dass Blake unabsichtlich seinen entblößten Rücken berührte und ihn aus dem Schlaf riss. Es war ein oder zweimal vorgekommen und seitdem hatten sie sich einiges an Schlafpositionen überlegen müssen, denn keiner von ihnen wollte so wirklich auf die Nähe des anderen verzichten. Obwohl einige Träume beunruhigend über die innere Leinwand seines Schädels zogen, konnte Julian sich beim Aufwachen kaum an etwas erinnern. Wobei…..die letzten Bilder und Empfindungen hatten ein anregendes, warmes Gefühl in ihm hinterlassen und vielleicht konnte die Huldra tatsächlich von Glück reden, dass Blake heute in der Frühe so leise aus dem Haus geschlichen war, denn Julian hatte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine Morgenlatte.
Mit einem tiefen Rotschimmer um die Nase, aber zum Glück allein in der Wohnung, hatte er sich gleich etwas reumütig in die Dusche geschlichen und das kleine Malheur unter dem kalten Wasserstrahl beseitigt. Nachdenklich hatte er den Kopf gegen die hellen Fliesen gelehnt und konnte nicht anders, als beschämt den Gedanken an Charles zu vertreiben. Er konnte den Vampir doch nicht in seine Morgendusche miteinbeziehen! Hastig bemühte sich Julian, aus der Dusche und in seine Kleidung zu kommen. Immerhin hatte er Blake versprochen, dass er heute kochen würde und er plante, dieses Versprechen auch zu halten. Dennoch konnte er auch beim etwas einsamen Frühstück nicht anders, als seine Gedanken ständig zu dem Vampir schweifen zu lassen. Wirkten seine betörenden Kräfte immer noch auf ihn nach, oder hatte sich Julian –und er befürchtete, dass es Zweiteres war- tatsächlich verliebt? Es war anders als bei Blake, zu dem er zwar eine mindestens genauso tiefe Zuneigung empfand, aber der wohl eher ein Bruder für ihn war. Charles war ganz sicher kein Bruder. Er wusste, wo der Vampir wohnte, aber zur Tageszeit schlief er doch sicher? Ach, was dachte er da auch bloß, er kannte sich selbst nur zu gut, als dass er gleich am nächsten Morgen zu seiner Haustür spazieren würde! Man würde jemanden wie ihn ohne die Begleitung des Hausherren bestimmt sowieso nicht einmal in das moderne Apartmentgebäude lassen.
Mit einem Seufzer machte er sich daran, die Sachen für den kurzen Einkauf zusammen zu packen. Heute wünschte er sich wirklich, dass er mit Blake zur Arbeit gegangen wäre, einfach nur, um seine Gedanken etwas von dem geheimnisvollen Fabelwesen abzulenken. Er wollte gerade in das kühle Treppenhaus treten, als sein Blick auf einen Zettel auf der Türmatte fiel. Nein, kein Zettel, stellte er fest, als er sich danach gebückt hatte. Das war ein Brief! Verdutzt trat Julian wieder zurück in die Wohnung und musterte den Umschlag. Das Papier sah teuer aus und der Brief war mit Wachs versiegelt. Das war ganz sicher nichts, was Julian jemals in seinem Briefkasten gehabt hatte. Ein zweiter Blick auf die Rückseite genügte, um in geschwungenen schwarzen Lettern Charles´ Namen und Adresse zu finden. Das Herz der Huldra machte einen so heftigen Hüpfer, dass er die Tür hastig zuschlug und in die Küche zurückeilte. Es war schon fast zu schade, das Siegel zu zerbrechen, und so öffnete Julian den Brief lieber vorsichtig mit einem Messer.
Auch das Briefpapier wirkte teuer und fest und Julie konnte nur staunen, bei der säuberlichen Handschrift, die das Papier füllte. Mit klopfendem Herzen begann er zu lesen, musste sich aber schon nach den ersten Zeilen mit großen Augen auf einen Küchenstuhl sinken lassen. Sein ganzer Körper fühlte sich gleichzeitig heiß und kalt an und sein Herz pochte so schnell in seiner Brust, dass Julian beinahe einen Herzinfarkt fürchtete. Die kleinen Abschweifungen vom Thema brachten Julian zum Schmunzeln, er wusste zwar nicht, wie alt Charles tatsächlich war, doch es klang sehr danach, dass er schon ganz andere Zeiten erlebt hatte. Julian konnte nicht anders, als den Brief gefühlte hundert Mal immer wieder Wort für Wort zu überprüfen. All die Komplimente und freundlichen Annäherungen schienen zu irreal und klangen doch laut in seinem Kopf, dass Julian sie kaum glauben konnte. Er war ein Straßenkind, er hatte rein gar nichts außer seinem Äußeren und seinem künstlerischen Talent anzubieten, also wieso interessierte sich so ein beinahe lächerlich elegantes Wesen wie Charles für ihn? Die Lippen der Huldra bewegten sich leicht, während er den Brief ein letztes Mal komplett las und dann gerührt über das Papier strich. Erst jetzt kam ihm siedendheiß der Gedanke, dass dieser Brief nicht mit der Post gekommen sein konnte. Charles musste also in der Nacht oder am frühen Morgen noch einmal hier gewesen sein! Der Gedanke, dass der Vampir ihm vor wenigen Stunden noch erneut so nah gewesen war ließ sein Herz aufhüpfen. Er musste diesen Brief sofort beantworten, er musste Charles gestehen, wie interessant und verführerisch er ihn fand, wie groß sein Interesse, nein, sein Verlangen danach war ihn wiederzusehen. Doch er hatte nicht einmal so teures Briefpapier zuhause oder gar ein eigenes Siegel!
Es war nicht einfach, sein Versprechen Blake gegenüber einzuhalten und für ihn zu kochen, doch Julian hätte sich selbst gehasst, wenn er wegen seiner neuen Bekanntschaft gleich seinen besten Freund vernachlässigt hätte, sodass er nach einem kurzen Besuch im Schreibwarenladen auch noch hastig Lebensmittel einkaufte. Zurück zuhause fiel es ihm beinahe physikalisch schwer, sich nicht an seinen eigenen Brief zu setzen, doch als das Essen schließlich dampfend in den Töpfen zubereitet war –beinahe wäre der Huldra ein Malheur mit dem Salz passiert- huschte er eilig an den Tisch im Wohnzimmer, um seinen eigenen Brief zu verfassen.
Weder konnte er mit Charles´ eleganter Handschrift mithalten, noch mit der ausgezeichneten Weise, in der er sich ausdrückte, doch Julian hatte seine Zeichentinte ganz sicher noch nie so bedacht benutzt wie heute.

„Lieber Charles,

wenn dieser Brief nicht schon direkt heute Morgen auf meiner Schwelle gelegen hätte, hätte ich vielleicht wirklich geglaubt, dass all deine Worte gestern reine Höflichkeit waren. Aber als ich deinen Brief gefunden habe, schlug mein Herz ein wenig höher. Es freut mich, deine Worte zu lesen, wenn ich schon deine Stimme nicht hören kann. Bitte hör auf, dir wegen unseres etwas holprigen ersten Treffens den Kopf zu zerbrechen – dir ist vergeben und vergessen. Wenn dein Hunger dich nicht zu mir getrieben hätte, hätten wir uns nie kennengelernt, und im Nachhinein kommt mir dieser Gedanke schrecklich vor. Ich bin nicht so gewandt mit Worten wie du es bist und auch meine Schrift mag nicht so galant sein wie deine, doch was ich schreibe kommt wirklich von Herzen. Bis zu diesem Augenblick hin haben meine Gedanken schon die ganze Zeit nur um dich gekreist und ich hatte die kleine Hoffnung, dass ich dich wiedersehen würde, so unwirklich diese Vorstellung auch erscheinen mag. Es ist mir immer noch etwas schleierhaft, wie ein Mann wie du in so hohen Tönen von mir reden kann. Was soll ich denn sagen, wenn ich dir gegenüberstehe und meine Knie ganz weich werden? Du kennst mich kaum und vielleicht würde deine Begeisterung für mich abnehmen, wenn du mich näher kennenlernst, doch ich möchte dieses Risiko gerne mit dir eingehen.
Und auch für deinen Kuss musst du dich nicht entschuldigen, ich habe nicht die Worte, um so etwas auch nur annähernd poetisch in Worte zu fassen, doch diese Schmetterlinge in meinem Bauch…..Den nächsten Kuss müsstest du mir nicht stehlen, das verspreche ich dir; ich würde ihn dir ganz freiwillig geben. Verzeih, dass ich direkt so offen bin, aber deinen Worten entnehme ich hoffentlich, dass es dir ähnlich geht und du mich wegen solcher Turteleien nicht gleich verbannen wirst.
Ich möchte keine Emails oder ähnliches mit dir austauschen, findest du nicht auch, dass es so lieblos und reichlich unangebracht wirken würde? Wir sind keine Menschen, die vor ihren Maschinen hocken, auch, wenn ich im Gegensatz zu dir wohl eher diesem Zeitalter entstamme (glaub mir, ich bin tatsächlich ein wenig älter als ich aussehe!). Wiedersehen, das klingt allerdings so unglaublich verlockend, dass ich gar nicht anders kann, als dir tausendmal „Ja“ zu antworten. Ich bete, dass es nicht die letzten Ausläufer deines kleinen Zaubertricks sind, die mich so fühlen lassen, und wenn sie es wären, dann bitte ich dich, mich bis an mein Lebensende unter deinen Bann zu ziehen. Ich fühle mich wie in einer Briefromanze aus dem 18. Jahrhundert, aber es ist ein aufregendes Gefühl.
Ich kenne einige Cafés hier in der Nähe, doch ich weiß nicht, ob sie auch nur annähernd deinen Standards entsprechen. Vielleicht möchtest du lieber den Ort vorschreiben? Ich würde mit dir gehen, wenn du gleich in diesem Augenblick vor meiner Tür ständest, doch so kann ich dir nur anbieten, mich morgen Abend hier abzuholen. Sicher ist es für dich angenehmer, mich nach Anbruch der Dunkelheit zu treffen? Verzeih mir, ich weiß wirklich schrecklich wenig über Vampire, wohlmöglich ist das, was man aus den Geschichten kennt, gar nicht so nah an der Wahrheit.
Ich glaube nicht, dass ich mutig genug bin, dir diesen Brief persönlich zu überreichen, doch wenn alles gut läuft, sollten wir uns morgen vielleicht schon wiedersehen? Du ahnst nicht, wie glücklich es mich machen würde, dich wiederzusehen, auch, wenn ich noch gar nicht ganz genau weiß, ob ich diese Ehre wirklich verdient habe.

Julian“

Skeptisch betrachtete Julian die Buchstaben, die ihm gegen die weit geschwungene Schrift Charles´ irgendwie klein und gedrückt vorkam, doch wenigstens war sie ordentlich und lesbar. Aus Langeweile und Neugierde hatte Julian vor einigen Wochen damit begonnen, Blüten zwischen schweren Büchern zu pressen –er wollte sie für seine Kunst benutzen- und in einem fixen Einfall fügte er dem gefalteten Brief eine getrocknete Lilie bei, die noch immer Reste ihres intensiven Geruchs behalten hatte. Auf ein Siegel musste die Huldra verzichten, doch mit dem duftenden Brief machte er sich nun auf den Weg in das Stadtviertel, aus dem Charles ihn gestern hergebracht hatte. Wenn er den Brief mit der Post schickte, würde es viel zu lange dauern, doch persönlich übergeben…..Das traute er sich nicht. Lieber drückte er den Brief dem etwas verdutzten Portier in die Hand und verschwand dann eilig, um zuhause zu sein, wenn Blake von der Arbeit heimkehrte.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Mo Dez 15, 2014 7:01 pm

Charles kam sich beinahe wie ein kleiner Junge vor, der ungeduldig in seinem Zimmer auf- und abging, in seinem Bett nicht zur Ruhe kam, kaum den Weihnachtsmorgen erwartend, dabei wartete er auf etwas weitaus interessanteres und besseres als auf irgendwelche Geschenke, die er in zwei Monaten nicht mehr gebrauchen könnte. Ein Antwortbrief von Julian zu bekommen erschien noch wie ein Traum- er wusste nicht, ob er wirklich jemals in Erfüllung gehen würde und ob nicht jemand anderes seinen vorsichtig platzierten Brief an sich genommen oder gar weggeworden hatte. Es war ein nervenzerrender Prozess gewesen nicht an das junge Fabelwesen zu denken, das er doch beinahe gar nicht kannte und sich ihn dennoch so viel verbundener fühlte als es ihm überhaupt im ersten Moment bewusst war.
Der Tag hatte begonnen und schien kaum ein Ende zu nehmen, der Vampir war froh, dass zumindest die ewig bestehende Bürokratie seinen Verstand einnahm als er mit den grauen Augen über seine Papiere gebeugt war, allesamt wichtige Bestandteile seines großen Unternehmens, das seine ewige Zeit in Anspruch nahm und somit auch seine Gedanken auf andere Themen lenkten, die seine neue Bekanntschaft nicht involvierten. Ach, und dennoch schien er jedes Mal abzuschweifen, immer wieder musste der Dunkelhaarige sich ermahnen sich zu konzentrieren, nicht aus dem Fenster zu blicken oder sein Personal zu erfragen ob die Post bereits gewesen war.
Doch kein Brief war mit der Post gekommen, keiner, den er sehnlichst erwartet hatte- oh nein- und als er bereits die Hoffnung aufgebeben hatte eine Antwort vom Blondschopf noch am selben Tag zu bekommen, hatte ihm sein wohl treuster und vertrauenswürdigste Arbeiter einige Stunden später einen Brief überreicht, dessen Umschlag von keiner Briefmarke zeugte oder anderen Merkmalen, sodass er sich sicher sein konnte, dass dieser persönlich in dieses Gebäude gebracht worden war. Der Vampir musste sich zurückhalten ihn nicht von den warmen Händen des hochgewachsenen Mannes zu reißen, nahm diesen lediglich dankbar an und öffnete diesen vorsichtig als er endlich wieder alleine war.
Er konnte gar nicht schnell genug sich all die Worte einprägen, die ordentlich mit Tinte geschrieben worden waren, seine Augen flogen immer und immer wieder über den Brief, den er in den blassen Händen trug, voller Faszination und Freude darüber, was Julian ihm geantwortet hatte. Wie glücklich ihn doch diese Schwärmerei machte und wie sehr Julian ihn damit überraschte- er hätte es nicht einmal in Worte fassen können! Doch sein Herz wurde nur noch mit stärkerer Freude übermannt als ihm bewusst wurde, dass Julian sich sogar gerne mit ihm treffen wollte, ja, dass er sich sogar keine Zeit dabei lassen wollte!
Charles war ein zurückhaltender Mann, er hätte vielleicht noch eine Woche lang lediglich seiner neuen Bekanntschaft schreiben können bis sie sich bereit erklärten sich wiederzusehen, doch andererseits wollte er keine falschen Signale mit dieser Art von Zurückhaltung übermitteln, ganz im Gegenteil- er konnte es kaum erwarten das junge, bildhübsche Gesicht erneut wiederzusehen, ihr Treffen anders verlaufen zu lassen, ohne, dass seine Zähne gegen Ende des Abends seinen Nacken liebkosten und er sich an seinem süßen Blut labte. Stattdessen hätte er lieber die zarten Lippen des Jüngeren berührt, vielleicht seine Hand durch die goldigen Locken fahren lassen…ach, er durfte sich mit solchen Gedanken nicht zu lange aufhalten!
Oh nein, stattdessen wollte er noch jetzt einen Brief schreiben, den er auch am selben Tag Julian zuschicken lassen wollte, schließlich war der Abend noch nicht eingekehrt und er wollte ihn schnell eine Antwort überbringen, sodass sie nicht noch einen Tag länger hätten warten müssen, sodass er schnell nach Papier und Tinte griff.

„Lieber Julian,

als meine Hoffnung beinahe gewichen war, hatte ich deinen Brief überreicht bekommen, es ist verrückt wie schnell sich doch mein Irrglaube in Luft aufgelöst hatte, als ich diese Zeilen lesen durfte, als ich das Papier in den Händen halte durfte, was du zuvor beschrieben hattest! Ich kann meine Freude nicht beschreiben, deine Antwort hat mir den Tag versüßt und ich bin mir sicher, dass auch der kommende Abend süßer als eine Schale voller Honigwaben sein wird (auch wenn ich diese Köstlichkeit seit geraumer Zeit nicht mehr gekostet habe)!
Es freut mich zu lesen, dass der Zweifel an mir sich nicht bestätigt hatten und oh, welch eine Last von meinen Schultern du mir doch genommen hast, dass du mir mein Fehlverhalten verzeihst, denn dies war meine größte Angst und Sorge und ich hätte es dir niemals übel genommen, wärest du nicht bereit gewesen mir dies nicht zu verzeihen.
Um ehrlich zu sein hätte ich nicht erwartet, dass ein Treffen bereits so schnell zustande kommen könnte, ich bin ein Mann, der gewohnt ist zu warten, doch das Warten scheint einer Qual zu gleichen, in der ich nicht die Möglichkeit habe mehr über dein Wesen zu erfahren, darüber, was sich hinter dieser goldenen Lockenpracht verbirgt, von der ich träume, wenn denn meine Augen gedenken sich für wenige Augenblicke zu schließen und ich nicht schlaflos durch die Räume wandere.
Ach, welch eine Rolle spielt Schlaf schon im Leben eines Unsterblichen? Die Müdigkeit plagt mich nicht, oh nein, stattdessen wird mein Verstand immer wacher, wenn er realisiert, dass wir uns bereits so bald wieder zu Gesicht bekommen können! Bitte, fühlte dich nicht schlecht, dass du nicht alles über die Natur eines Vampirs weißt, wir sind nicht die üblichen Fabelwesen, die einen positiven Eindruck in den Augen anderer hinterlassen, ganz im Gegenteil- seit Jahrhunderten erzählen sich die Menschen lieber eine Vielzahl an Schauermärchen, die meinesgleichen involvieren und zu Teilen entsprechen sie auch der Wahrheit. Ich kann und möchte dir nicht verübeln, dass du nur jenes weißt, was solche Geschichten der Welt über uns vermitteln. Und so weiß ich doch so wenig über dich und dein Wesen, dabei bist du so erstaunlich und so faszinierend, dass ich gar nicht anders kann, als mehr über dich erfahren zu wollen- ich möchte wissen, womit ich solch ein Glück verdient habe jemanden wie dich getroffen zu haben, jemanden, der so anders ist, dass ich gar nicht von jemand oder etwas anderem träumen möchte als von dir!
Doch um deine Frage zu beantworten- verzeih meine Abschweifungen, mein Kopf scheint sich nicht gut konzentrieren zu können- so wäre es mir doch angenehm könnten wir uns treffen, sobald die Sonne untergegangen ist und die Sterne uns den Weg weisen oder wohl besser die grellen Leuchtreklamen, die die Straßen in bunte schillernde Lichter tauchen.
Liebend gerne würde ich eines der Cafés mit dir besuchen, die dir bekannt sind- ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir gefallen werden! Leider betrete ich selten solche Etablissements, auch wenn einige kleine Lokale meinen Augen noch stets bekannt sind, besonders die, die seit hunderten von Jahren noch bestehen. Wenn es dir nichts ausmachen würde, so könnten wir ein Lokal aufsuchen, in welchem sich nicht so viele Lebewesen aufhalten, vielleicht außerhalb des städtischen Lärms und dem ewigen Ein- und Ausreisen vielerlei Touristen. Es ist mir wichtig, dass ich mich ganz auf dich konzentrieren kann, ohne geblendet und beschallt zu werden von der modernen Welt.
Dieser Brief wird dich noch heute erreichen, ich kann nicht länger warten, auch wenn ich leider nicht persönlich den Umschlag vor deine Haustür legen kann. Sollten Einwände oder Planänderungen deinen morgigen Abend verhindern, so antworte mir bitte vor der Dämmerung. Ansonsten erwarte mich wenn die letzten Sonnenstrahlen sich hinter der Stadt versteckt haben.

Charles

PS: Ich fürchte, dass ich das Gegenteil behaupten kann, denn liegt es mir fern zu glauben, dass solch ein reines Wesen, welches du bist, mir tatsächlich die Ehre erweist, sich mit mir zu treffen, mir erlaubt dich wiederzusehen und dir sogar weiterhin zu schreiben. Ich bin überwältigt, dass ich dieses Glück genießen kann. Bitte denke nicht schlecht von dir und glaube nicht, dass ich jemals etwas Besseres sein könnte als du es bist, Julian, denn dies ist etwas, was ich niemals sein könnte. Noch einmal möchte ich meine Freude betonen, meine Faszination über deine Offenheit und darüber, dass du das Gleiche zu fühlen scheinst, wie ich. Wenn dies ein Zauber ist, so können wir uns sicher sein, dass wir beide mit ihm belegt worden sind.“

Als am nächsten Tag kein Brief gekommen war, keine Absage ihm den Abend geraubt hatte, konnte Charles sein zufriedenes Lächeln kaum noch unterdrücken. Er hatte erneut kaum ein Auge schließen können, seit Jahrhunderten hatte nicht solch eine Aufregung verspürt, hatte sich so lebendig gefühlt, dass er beinahe ein schlechtes Gewissen bekam, dass er sich dennoch wie ein Vampir benehmen musste und vor ihrem Treffen sich mit ein wenig Blut hatte versorge müssen. Er wollte nicht eiskalt und nicht ungesund blass erscheinen, stattdessen gewann er an neuer Körperwärme, während das Blut durch seine Venen floss und die scheinbar ausgestorbenen Zellen mit neuem Leben füllten. Lediglich seine Augen musste er mit der lästigen Prozedur von farbigen Linsen vor der Außenwelt verdecken- er mochte das helle Grau, das ihn jeden Tag im Spiegel anstarrte, doch draußen musste er einem dunkleren, menschenähnlichen weichen.
Seine Kleidung war frisch gewaschen und gebügelt, lag maßgeschneidert auf seinem Körper als er in seinen Wagen stieg, sich vorher noch einmal begutachtend. Etwas nervös war der Vampir schon gewesen, immerhin war dies so etwas wie sein erstes Date nach so langer Zeit und er wünschte sich, dass Julian keine Sekunde bereute mit ihm ausgegangen zu sein, sodass er sich besonders darum bemühte einen besseren Eindruck zu machen als das letzte Mal, wo sie sich gesehen hatten.
Der Weg war schnell hinter sich gebracht und ehe sich der Dunkelhaarige versah, stand er bereits vor der Haustür, hinter welcher sich das Fabelwesen verbarg, das er heute abholen sollte. Vorsichtig drückte er auf den Knopf, konnte das Klingen in der Wohnung vernehmen, trat dabei eine kleinen Schritt zurück, geduldig darauf wartend, dass ihm jemand öffnete.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Fr Jan 02, 2015 12:06 am

Julie kam sich beinahe ein wenig albern vor, so gespannt, wie er auf eine Antwort des Vampirs wartete. Wohlmöglich hatte er ihn mit seinem Vorschlag, sich zu treffen, vollkommen überrumpelt und nun überlegte er es sich doch lieber zweimal, ob er sich mit so jemandem überhaupt treffen wollte. Doch auf der anderen Seite wollte Julian einfach glauben, dass er nach solch zahlreichen Komplimenten nicht einfach einen Rückzieher machen würde und morgen einfach nicht auftauchen würde. Beinahe hatte die Huldra befürchtet, dass er bis zum morgigen Abend ausharren musste, um herauszufinden, ob Charles auf sein Angebot eingehen würde. Vermutlich wäre er bis dahin ein nervliches Wrack gewesen. Er sah sich schon selbst im Wohnzimmer hocken, fein heraus geputzt, während Stunde um Stunde verging, ohne, dass Charles hier auftauchte. Der Gedanke schmerzte ihn mehr, als er im ersten Moment erwartet hätte und ein leichter Schauer der Enttäuschung breitete sich an seiner Wirbelsäule entlang aus. Blake hätte ihn danach vermutlich wochenlang über eine Romanze hinweg trösten, die nie eine gewesen war. Den Rest des Tages erwischte Julian sich immer wieder dabei, wie er auf irgendein Zeichen wartete, wie auch immer dies aussehen mochte. Seine Finger schoben beinahe im Fünf-Minuten-Takt die Gardinen ein Stück zur Seite und spähten auf die Straße, oder er bemerkte, wie seine Ohren sich in Erwartung eines Klingelns aufrichteten. Ungefähr sechs Mal öffnete er auch verstohlen die Wohnungstür, um nach einem Brief auf der Türmatte zu sehen, wie er ihn heute Morgen vorgefunden hatte. Nicht einmal sein eigenes, mühevoll zubereitetes Essen konnte er wirklich genießen. Er war so nervös, dass er das Essen mehr auf seinem Teller spazieren schob als alles andere und die Speise fast kalt war, bis er sie endgültig verzehrt hatte.
Dass sein nervlicher Zustand nicht vollkommen unbemerkt an Blake vorbeigehen konnte, verwunderte ihn nicht, und so sah er sich zu mindestens dazu genötigt dem Faun zu eröffnen, dass er morgen Abend unter Umständen ein Date hatte. Über die genaueren Bedingungen wollte Julian allerdings noch Schweigen bewahren, versprach seinem Freund aber, dass er ihn spätestens morgen Abend über alles aufklären würde, falls es tatsächlich zu einer Verabredung kommen würde.
Recht spät am Abend kam dann die erhoffte Erleichterung: ein Klingeln an der Haustür und als die Huldra öffnete, fand er vor der Tür nichts als einen sauberen weißen Umschlag vor. Mit vor Aufregung zittrigen Fingern hatte er den Brief beinahe etwas überstürzt aus seinem versiegelten Gefängnis befreit und ihn so eilig, wie es ihm eine gewisse Gründlichkeit erlaubt hatte, überflogen. Sein Herz schien erst einige Sekunden gebannt innezuhalten, dann flatterte es umso heftiger, als er die erlösende Zusage in den filigranen Zeilen fand.
In der Nacht war es beinahe unmöglich, an Schlaf zu denken. Sein Kopf ging eine Begrüßung nach der nächsten durch. Wie konnte er sich dem Vampir dieses Mal gezielt vorstellen, was konnte er ihm sagen, um sich in seinen kalten, grauen Augen als würdig zu erweisen? Sicher war Charles ein unglaublich gebildeter und über alle Maßen erfahrener Mann. Wie konnte Julian da mit seiner vergleichsweise geringen Lebensspanne mithalten? Er wollte einfach kein verschwendeter Abend für seine Begleitung sein und seine kreisenden Gedanken hielten ihn eine lange Zeit wach, bis er schließlich endlich einschlafen konnte. Blakes Nähe hatte ihm dabei schon beträchtlich geholfen, auch, wenn der Faun schon vor beinahe zwei Stunden in tiefen Schlummer versunken war.
Selbst im Traum verfolgten ihn noch kleine Szenarien, manche eher ulkig als beunruhigend, und am nächsten Morgen hätte Julian sich umso mehr als sonst gewünscht, dass Blake da wäre, um sich seine kleinen Sorgen und Ängste anzuhören, die wohlmöglich völlig an den Haaren herbeigezogen waren. Die Zeit an diesem bedeutsamen Tag totzuschlagen erwies sich als schwieriger, als Julian zuerst gedacht hatte. Er konnte sich kaum auch nur länger als fünfzehn Minuten auf etwas konzentrieren. Das Mittagessen hatte er viel zu früh fertig, sodass Blake es sich in seiner Mittagspause noch einmal aufwärmen musste, so verzweifelt hatte er nach einer Beschäftigung gesucht. Zeichnen erschien ihm ebenfalls komplizierter als sonst, wollte sein Bleistift doch beinahe wie von einer magischen Hand gelenkt immer eine bestimmte Kinnlinie und ein scharfes Profil niederzeichnen. Im Fernsehen konnte ihn kein Film länger fesseln als eine halbe Stunde und jedes Buch landete nach drei Seiten unter resignierendem Seufzen auf dem Couchtisch. Viel früher, als es eigentlich bei dem jungen Künstler Standard war, widmete er sich im Badezimmer seiner Frisur und seinem Outfit. Es war nicht so, dass er besonders viel Auswahl gehabt hätte. Sein Kleiderschrank bot kaum schicke Kleidung an, gelinde gesagt gar keine, und obwohl ihm Blakes Sachen auch passten, konnte der Faun ebenso wenig mit feiner Kleidung dienen. Also hatte Julian sein letztes Geld für diesen Monat zusammengekratzt und sich in einer kleinen Botique um die Ecke ein feines Oberteil und einen weiten Schal besorgt. In Hemd und Fliege herumzulaufen fühlte sich einfach nicht richtig an.
Nun stand die Huldra seit ungefähr einer Stunde vor dem Badezimmerspiegel und dachte über seine Haare nach. Vor ihm auf dem Rand des Waschbeckens lag ein erhitztes Glätteisen und verbreitete einen metallisch-heißen Geruch. Wollte er das seinen Locken wirklich antun? Würde es Charles gefallen? Zweiteres war hier die primär entscheidende Frage. Einige Strähnen hatte er eine Stunde zuvor schon geglättet und dann verzweifelt Wasser über sie rinnen lasse, bis sie in ihre ursprüngliche Form zurückgesprungen war. Erneut hatte ihn nun die Unsicherheit gepackt. Es musste wohl für den heutigen Abend bei Locken bleiben, denn die Aufregung hatte ihn in seine natürliche Form zurückgezwungen und nun musste er die letzte Stunde darauf verwenden, sich genug zu beruhigen, um in seine Tarnung zurückzufinden. Zu gerne hätte er Blake um Rat gebeten, doch der war schon wieder außer Haus und verbrachte den Abend seit längerem einmal wieder allein mit Freunden und Julian hatte ihn nicht aufhalten wollen.
Als die Haustür schellte, wünschte er sich geistigen Beistand jedoch mehr denn je. In der Innentasche seiner Jacke war bereits eine Mütze verstaut, nur für den Fall, dass ihn seine Tarnung erneut im Stich ließ. Seine Schuhe hatte er allerdings nicht einmal angezogen, aber Charles vor der Tür stehen zu lassen. Eilig drückte er den Knopf für die Türautomatik, um ihn wenigstens nicht draußen warten zu lassen. Mit einer schnellen Bewegung huschte er in das Badezimmer, um sich wenigstens noch mit etwas Parfum in eine wohlriechende Abendbegleitung zu verwandeln, bevor er auch schon an der Tür klopfte. Mit Nerven, die so gespannt waren, dass man Geige darauf hätte spielen können, öffnete er die Wohnungstür. Obwohl er darauf vorbereitet gewesen war, wer vor der Tür stehen würde, fühlte er sich so benebelt von der Präsenz des Vampires wie beim letzten Mal, als sie sich gesehen hatten.
„Guten Abend, Charles.“
Seine Stimme klang so leise und schwach, dass sich Julian peinlich berührt herumdrehte und in geschäftige Hektik verfiel.
„Tut mir schrecklich leid, dass ich noch nicht ganz fertig bin, warte einen Moment!“, bat er ihn mit flehender Stimme, bevor er in seiner Wohnung zurück huschte, um seine Schuhe zu suchen. Mit einem lauten Pochen in der Brust, das peinlicherweise zu einem seichten Schluckauf ausartete, ließ er sich auf die Couch sinken. Julian hatte Charles´ Schritte für so leise gehalten, dass es ihm im ersten Moment nicht einmal aufgefallen war, dass sein Gast immer noch in der Tür stand. Erschrocken sprang Julie auf und kehrte in den Flur zurück, wo der Vampir immer noch im Türrahmen stand. Erschrocken sog Julian Luft ein.
„Du musst nicht draußen warten, du kannst einfach rein kommen, ich bin sofort fertig, tut mir leid, ich hätte es dir anbieten sollen“, stammelte Julian peinlich berührt. Natürlich keimten gerade in diesem Moment die Erinnerung an den gestohlenen Kuss wieder auf und die körperliche Nähe, die trotz aller betörender Magie doch ganz im Einverständnis zwischen ihnen geherrscht hatte. Julie wollte sich selbst schelten für die Aufregung, die in seinem Inneren herrschte und es ihm kaum ermöglichte, ruhig zu bleiben. Bestimmt konnte Charles sein Herz abnormal laut pochen hören, konnte spüren, wie sein Blut raste….Aber Julian sollte ihn nicht zu sehr auf sein vampirisches Dasein reduzieren. Erst jetzt wurde Julian bewusst, dass der andere unter Umständen immer noch nicht genau wusste, was für ein Fabelwesen er selbst eigentlich war.
„Es freut mich unheimlich, dass du dich wieder bei mir gemeldet hast, wenn auch auf so….unkonventionelle Art und Weise.“
Julian hätte seine Worte nicht aufrichtiger meinen können und während er sprach, wanderten seine Augen so kurz und unauffällig wie möglich über die Gestalt des Größeren. Sein Auftreten allein reichte, um seine Knie wackelig zu machen. Sein Herz schien schier zu platzen, als er sich nah an dem Vampir vorbei schob, um seinen Schal von der Garderobe zu angeln.
„Also meinetwegen können wir los!“, verkündete die Huldra schließlich, als er fertig eingepackt war und er sein Gesicht ein wenig sicherheitsversprechend in seinem Schal vergraben konnte.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Sa Jan 03, 2015 10:01 pm

Charles wusste nicht genau ob er wirklich zu früh gewesen war oder sich vielleicht sogar ein wenig verspätete und Julian bereits zu lange hatte warten lassen, obwohl es nicht seine Art war andere auf ihn warten zu lassen, doch heute war ein ganz seltsamer Tag, oder besser Abend, der ihm etwas mehr Unsicherheit als den festen Halt seines Selbstbewusstseins und seiner langjährigen Erfahrung auf dieser Welt gab.
Dabei war dies doch ‚nur‘ ein kleines Date, nichts weiteres als ein Treffen zwischen zwei Seelen, die das Gefühl hatten, dass sie vielleicht mehr als nur interessante Lebewesen auf dieser Erde waren. Charles zumindest konnte nicht anders als mehr in dem blonden Lockenkopf zu sehen, dessen Briefe er immer noch fein säuberlich auf seinem Schreibtisch hatte liegen lassen und auch nicht im Traum daran dachte, sie jemals zu entsorgen, nicht mal dann, wenn dieses erste Treffen vielleicht sogar ihr Letztes wäre, schließlich wusste niemand von den beiden so genau ob sie wirklich zueinander passten und ob sie überhaupt genügend Unterhaltungsmaterial hatten, welches einen gesamten Abend füllen könnte. Doch besser nicht an so etwas denken, was war es denn nur für eine Nervosität, dass er jetzt schon kleine Anflüge von Panik bekam?! Nein, es war verrückt sich jetzt bereits den Kopf zu zerbrechen, sodass er leicht den Kopf schüttelte und sich lieber damit beschäftigte die Haustür anzustarren, die im nächsten Moment aufschwang und sein tatsächlich noch pochendes Herz für einen Moment aussetzte als er die strahlend blauen Augen des jungen Mannes erblickte. Für einen klitzekleinen Augenblick verlor der Vampir seine Fassung, konnte nicht anders als Julian mit flinken Augen bewundernd zu erblicken, ehe ein Lächeln seine schmalen Lippen umspielte.
„Guten Abend, Julian.“, brachte der Größere hervor, im nächsten Moment jedoch leicht seine Hand hebend, gefolgt von einem Kopfschütteln. Es gab absolut keinen Grund für den Anderen sich in irgendeiner Form hektisch zu zeigen oder sich gar zu beeilen, schließlich hatten sie noch viel Zeit und für einen Vampir waren fünf weitere Minuten nichts weiter als ein kleiner Augenschlag, wenn überhaupt. „Bitte, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, nimm dir so viel Zeit wie du brauchst.“, seine grauen Augen blickten seiner heutigen Begleitung noch hinterher wie er in die Wohnung zurückeilte, jedoch die Haustür weiterhin weit geöffnet gelassen hatte. Ein wenig nervös kratzte Charles sich am Hinterkopf, starrte die Fußmatte unter ihm an, so als ob es das Spannendste wäre, was seine Augen jemals zu Gesicht bekommen hatte und wenn er länger darüber nachdachte, dann war diese Erfindung wahrlich eine ganz interessante, zumindest hatte sie die zuvor etablierten Schuhkratzer ersetzt und schien bis heute ein gern gekauftes Objekt zu sein, dabei konnte er sich nicht wirklich daran erinnern, ob dies tatsächlich eine Erfindung gewesen war und wenn, wer auf diese Idee gekommen war. Doch eigentlich wäre er gerne mit in die Wohnung gegangen und hätte wenigstens ebenso geduldig dort auf Julian warten können, doch eine kleine unsichtbare Barriere hielt den Vampir davon ab auch nur einen Schritt in diese Wohnung zu wagen. Es war nicht seine und er war niemals hier gewesen, auch hatte keiner der Bewohner ihn jemals ausdrücklich eingeladen, diesen Ort zu betreten und so tragisch und auch klischeehaft es gewesen sein mochte- für Charles war es unmöglich das Haus oder die Wohnung eines anderen Lebewesens ohne Einladung zu betreten, sodass er gezwungen war hier draußen zu warten. Irgendwie erschien es auch nicht angebracht den Jüngeren wieder hierher zu holen und ihn zu erfragen ob er ihn den hineinbeten könnte, es war kein sonderlich angenehmer Prozess und wenn er nicht lange brauchen würde, so war es auch kein Problem einfach die Minuten vor der Türe zu verbringen, sein Jackett noch ein wenig gerade zu richten. Er hatte sich für ein schlichtes Hemd entschieden, er mochte vielleicht Anzüge und die etwas weniger freizügige Art sich zu kleiden, doch war dies kein Geschäftsessen oder gar Meeting, dass er gerne auf solche formalen Dinge wie Krawatten verzichtete.
Charles hatte sich so sehr in sein eigenes Netz an Gedanken versponnen, dass ihm kaum aufgefallen war, dass der Blondschopf sich wieder zu ihm gesellt hatte, blickte das Fabelwesen aus verwirrten Augen heraus an, ehe ihm bewusst wurde, dass Julian ihm gerade die Erlaubnis gegeben hatte, seine Wohnung zu betreten.
„Bitte entschuldige, Vampire dürfen nicht einfach so fremde Wohnungen oder Häuser anderer betreten, doch ich wollte dich nicht stören und dich erfragen, ob du mich offiziell in dein Zuhause einladen kannst, doch ich danke dir, dass du es dennoch getan hast.“, auf seinen Lippen bildete sich ein freundliches, dankbares Lächeln ehe er einige langsame Schritte in den Flur hineinwagte, froh darüber, dass keine unsichtbare Macht ihn mit voller Wucht zurück ins Treppenhaus schubste. Gerne hätte er gewusst wie der junge Mann hier lebte, wie viele kleine Merkmale etwas über seine Art aussagten, darüber, was er mochte und welche vielleicht seine Lieblingsfarbe war, auch wenn er offenbar nicht alleine in diesem Apartment zu wohnen schien, wie Charles bereits bewusst war. Auch den Duft eines fremden Lebewesens konnte er hier und da vernehmen, er haftete sogar auf Julian persönlich, was ihm jedoch alles andere als etwas ausmachte- wieso sollte es auch?!
„Beim nächsten Mal würde ich gerne etwas mehr von deinen Wohnräumlichkeiten sehen um dir ehrlich beantworten zu können, dass du eine schöne Wohnung besitzt.“, summte der Vampir freundlich, sich dabei demonstrativ umschauend ehe seine Augen wieder die des Anderen suchten, bei seinen Worten bescheiden lächelnd. „Ich muss zugeben, dass es mich auch mit Freude erfüllt hat, dass du mir so schnell geantwortet hast. Ich hatte Angst, dass ich vielleicht keinen Brief mehr von dir bekommen könnte und dass wir uns so schnell treffen würden, habe ich mir nicht einmal in meinen Träumen ausmalen können!“, Charles hoffte, dass Julian dies nicht falsch aufnahm und glaubte, dass er es als ein überstürztes Handeln empfand, denn dem war ganz sicherlich nicht so, er wollte nur gerne seinem Erstaunen und seiner Freude Luft machen und ihn davon überzeugen, dass die Vorfreude auf den heuten Abend ehrlich war. „Nun…wenn ich ehrlich sein darf hätte ich auch keine weiteren Tage ertragen, dich nicht wiederzusehen. Entschuldige bitte die Direktheit, manchmal fehlen selbst einem alten Wesen wir mir die richtigen Worte um alles zu beschreiben, doch bevor ich mich ganz verliere und wirr rede…lass uns losfahren.“, er hatte ihm beim Hinausgehen der Wohnung den Vortritt gelassen, ebenso wie er ihn hatte die Treppen vor ihm hinuntergehen lassen, auch wenn diese im Endeffekt breit genug war, dass beide nebeneinander laufen konnten. „Ich habe mir gedacht ich lade dich in ein kleines Café hinein, wo ich früher viele meiner Abende Zeit verbracht habe. Es ist ein guter Ort um sich zurückzuziehen und etwas zu lesen oder einfach dem Zeitgeschehen zuzuschauen. Ich hoffe, dass du keine Probleme mit Jazzmusik hast. Ich bevorzuge klassische Musik muss ich zugeben, doch gegen ein wenig Jazz werde ich wohl niemals etwas einzuwenden haben…im Übrigen siehst du gut aus, Julian.“, er war eigentlich niemand, der neigte zu viel zu sprechen, doch in der Nähe des Blonden konnte er gar nicht erst als ihn mit so viel Information zu füllen, die ihn wahrscheinlich nicht einmal wirklich interessierte, doch bis jetzt schien er nicht gelangweilt vom Vampir gewesen zu sein.
Sein Blick wanderte zu seinem nachtschwarzen Wagen- einen alten Bentley aus den fünfziger Jahren, dessen britischer Charme sich in all den Jahren kein bisschen verändert hatte- es war wohl immer noch Charles‘ liebster Wagen von allen, die jemals entstanden waren oder die er besaß, auch wenn sein anderer Bentley ebenso sehr mit Leidenschaft geliebt wurde wie das kleine Stück. Es war ein besonderer Abend und dafür war ihm nicht einmal solch ein Wagen zu schade. „Dort steht mein Wagen, bitte folge mir einmal um ihn herum.“, bat der Ältere seine Begleitung, ihm die Tür zum Beifahrersitz, welcher- wie es für einen britischen Wagen gehörte- sich auf der linken Seite befand, anschließend die Tür vorsichtig schließend und auf den Fahrersitz krabbelnd. Das Innenleben wurde vom cremefarbenen Leder verziert, das alte Armaturenbrett bestand aus dunklem Holz und silbern glänzenden Metall. Alles sah noch aus wie an dem Tag, wo er sich dieses Prachtstück erworben hatte, damals noch der teuerste Wagen auf dem Markt und heute teuer in Restaurierung und Aufrechterhalten, doch er war es wert, er war ein kleines Stück Geschichte und ein Stück Heimat zugleich. „Oh, ich muss mich entschuldigen, dieser Wagen besitzt leider keine Anschnallgurte, doch ich fahre vorsichtig und weiche schnell jedem Problem im Straßenverkehr aus, ich hoffe es ist kein Problem für dich mir voll und ganz am Steuer zu vertrauen?“, sein Blick wanderte fragend zu Julian, in der Hoffnung, dass es ihm tatsächlich nichts ausmachte, dass er sich auf den Vampir verlassen musste und dass dieser nichts machte, was beide gefährden könnte.
Allerdings wären wohl alle Sorgen nur umsonst gewesen, denn passiert war auf dem Weg zu ihrem Ziel nichts, sodass sie heile und ohne irgendwelche Traumata ruhig den Wagen parken und das Café ansteuern konnten, welches noch im alten Stil gehalten war, mit filigranen Stühlen und Tischen auf einer Veranda, dessen Bedachung von hohen schneeweißen Säulen gehalten war. Ruhige Hintergrundmusik vermischte sich mit den Stimmen der Gäste, die sich hier und da an vereinzelte Tische verteilt hatten, jedoch waren noch genügend andere frei, die sich die beiden hatten aussuchen können.
Charles zog einen Stuhl hervor, den er seiner Begleitung anbot, ehe er sich auf den gegenüberliegenden platzierte, Julian über die kleine Kerze hinweg musternd. Das Licht war nicht allzu hell gewesen, außer dem Schein von Lichterketten und den der Kerzen wurde seine Augen nicht in Anspruch genommen…vielleicht war dies auch einer der Gründe gewesen, weswegen er es hier so liebte.
„Ich habe damals sogar mitbekommen, wie dieses Gebäude erbaut worden ist, natürlich hatte es einer reichen Familie gehört, die aus Frankreich zur Kolonialzeit hierhergekommen war und ihre Plantagen ein wenig weiter weg bewirtschaftet hatte. Es hat bis heute seine Schönheit nicht verloren, obwohl es innendrin natürlich einige Veränderungen genossen hatte, auf den Stand der Dinge gebracht wurde.“, Charles liebte es ein wenig über die alten Zeiten zu plaudern, etwas Geschichte zu vermitteln zu Orten oder Geschehnissen, die er noch mit eigenen Augen erlebt hatte. „Leider mochte ich nur die Familie nicht, die hier gelebt hatte. Ich fürchte die Welt war schon immer durchweg von einer menschlichen Grundarroganz geprägt, doch selbst diese sollte Grenzen haben.“, fügte er anschließend leise seufzend hinzu, ehe sein Blick auf die hübsche kleine Karte wanderte. Etwas davon zu essen oder gar zu trinken war eigentlich nicht seine Intention gewesen, doch er konnte sich ausmalen wie unangenehm es für Julian vielleicht hätte sein können, würde er nur still neben ihm sitzen und ihn dabei beobachten, wie er etwas zu sich nahm, sodass er sich- als die freundliche Bedienung zu ihnen kam- für einen Kaffee entschied, im nächsten Moment es bedauernd, dass er den vollen Geschmack nicht mehr erleben konnte.
„Nun, doch bevor ich dich mit alten Geschichten über Architektur und die damaligen Gesellschaftsverhältnisse langweile, möchte ich viel lieber etwas über dich erfahren. Ich muss gestehen, dass ich bis heute nicht genau weiß, welch ein faszinierendes Wesen du bist, auch frage ich mich, welch Passionen sich in dein Leben geschlichen haben. Ich habe früher mich sehr gerne mit der Musik beschäftigt, vielleicht darf ich mir sogar die Freiheit nehmen und behaupten, dass ich in meinem Gebiet sogar durchaus begabt war…doch ein wenig ist das Interesse und vielleicht sogar meine leichte Begabung auf der Strecke geblieben, doch wo bleibt mein Anstand- ich sollte weniger über meine Wenigkeit reden, wo ich doch alles über mich schon weiß und lieber den Abend mit deinen Geschichten und deiner Stimme füllen möchte.“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Sa Jan 17, 2015 4:09 pm

Julian war sich sicher, dass er über Vampire gar nichts wusste, jedenfalls nichts, was wirklich der Wahrheit entspräche und in diesem Glauben wurde er nun erneut bestätigt. Der Blick auf dem schmalen Gesicht war irgendwo zwischen milder Verwirrung und Betretenheit angesiedelt, die einen leichten Rotschimmer auf seine Wangen zauberte.
„T-Tut mir leid, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich natürlich sofort ins Haus gebeten!“
Alles an der hochgewachsenen Gestalt von Charles weckte in Julian das Bedürfnis, so höflich und zuvorkommend wie nur möglich zu sein, und dass er ihn nun einfach gezwungen hatte im Hausflur zu warten, ging mit diesem Bedürfnis nicht ganz konform. Aber woher sollte er auch wissen, welche kleinen Legenden über diese Blutsauger tatsächlich der Wahrheit entsprachen und welche noch so trivial wirkenden Details auch auf Charles anwendbar waren? Julian unterdrückte einen kurzen Impuls, Charles zu fragen, ob er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte. Stattdessen konzentrierte er sich lieber darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, während er mit einem flatternden Gefühl in der Magengrube die Treppen hinunter stieg. Die Präsenz des Vampirs drückte erneut mächtig auf ihn ein, nur war sich die Huldra dieses Mal ziemlich sicher, dass kein Zauber im Spiel war. Charles schien einfach unglaublich beeindruckend zu sein und das auch ganz ohne Magie. Julian hatte die Ohren leicht gespitzt –auch, wenn das in seiner menschlichen Tarnung nicht ganz so gut möglich war- und lauschte auf jedes Wort, das die Lippen des Älteren verließ. Er hatte sich schon gefragt, wo sie den Abend verbringen würden und er musste zugeben, dass er ein wenig erleichtert war, dass sie sich irgendwo in der Öffentlichkeit aufhalten würden, denn Julian war sich nicht sicher, ob er mit der uneingeschränkten Aufmerksamkeit des Vampirs umgehen konnte. Er drehte den Kopf leicht herum und schenkte Charles ein Lächeln, während seine Hand über das abgegriffene und von zahllosen Handflächen polierte Holz des Treppengeländers strich.
„Ich hatte gehofft, dass wir in ein Café gehen würden, ich hab heute eh noch nichts essen können.“
Dass dies aus reiner Nervosität passiert war, musste er seiner Begleitung ja nicht unbedingt verraten.
„Kann man denn in New Orleans leben, wenn man Jazz nicht mag?“, fragte er glucksend und lehnte sich mit etwas mehr Kraft gegen die Haustür, die gerne klemmte. Obwohl er noch gar nicht so unglaublich lange bei Blake wohnte, kannte er die kleinen Macken dieses Hauses mittlerweile schon ganz gut. Es war gut, dass Julian seinen Blick wieder nach vorne gerichtet hatte, denn so konnte Charles nicht sehen, wie die Huldra bei seinem Kompliment errötete.
„Dankeschön, das….das kann ich nur zurückgeben“, brachte er mit pochendem Herzen hervor und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, so unkonzentriert wie er nun war. Es wollte immer noch nicht in seinen Kopf gehen, dass Charles etwas an ihm finden könnte. Der Anblick der Nobelkarosse am Straßenrand unterstrich diesen Gedanken nur. Mit einem andächtigen Staunen auf dem Gesicht trat Julian an den Wagen heran. So ein gut gepflegter Oldtimer schien gar nicht recht auf die Straße zu gehören, sondern viel mehr hinter das rote Samtband eines Automuseums. Sicher hätten sich Sammler nach diesem Wagen die Finger geleckt. Julian traute sich beinahe gar nicht, in so einem Wagen Platz zu nehmen. Wenigstens konnte er nicht den Fehler begehen und auf der falschen Seite einsteigen, denn ohne Charles Erlaubnis traute er sich gar nicht, sich dem Wagen zu nähern.
„Was für ein unglaublich schöner Wagen“, staunte Julian und wagte es für einen kurzen, scheinbar unbeobachteten Moment mit den Fingern über den Kotflügel zu streichen. Straßenlaternen spiegelten sich in dem polierten Lack. Sich auf der linken Seite in einem Auto zu befinden war für einen Moment erschreckend, doch dann war Julian schon damit beschäftigt, hastig nach einem Anschnallgurt zu suchen, bis Charles ihn in seiner immer hastiger werdenden Suche unterbrach.
„Keine Anschnallgurte? Ist so was denn überhaupt erlaubt?“, hakte er mit einem leicht verschwörerischen Tonfall nach. Dabei konnte er sich selbst nicht einmal vorstellen, dass sich irgendein Polizist trauen würde, ernsthafte rechtliche Schritte gegen Charles einzuleiten.
„Ich glaube, so weit kann ich dir vertrauen. Haben Vampire nicht auch bessere Reflexe als Menschen?“
Die Autofahrt war nicht besonders lang und Julian war zugegeben ein wenig froh darüber. Auf so engem Raum mit dem Vampir zu sein machte ihn unglaublich nervös und er war sich ziemlich sicher, dass Charles sein rasendes Herz hören konnte. Dass sie im French Quarter ein Café besuchen würden ließ sein Herz sogar noch einen weiteren Hüpfer machen. Er liebte diese Gegend, auch, wenn viele der Geschäfte und Etablissements und vor allem Wohnungen hier meilenweit über seiner eigenen Klasse lagen. Charles hingegen bewegte sich hier so selbstsicher, als wenn ihm mindestens die Hälfte der Gebäude gehörte. Beim näheren Überlegen –vielleicht tat es das sogar.
Julian hatte sich schon länger gefragt, wie alt Charles eigentlich wirklich war, denn obwohl der Bentley oder auch seine Möbel darauf hinwiesen, dass er nicht seinem Äußeren entsprach, traute sich der Blondschopf nicht wirklich danach zu fragen. Das kleine Café war so gut wie leer, es gefiel ihm und mit einem leicht verzückten Ausdruck ließ er sich auf den angebotenen Stuhl sinken. Als wenn Charles Gedanken lesen könnte –hoffentlich konnte er das nicht wirklich!- beantwortete er indirekt sogar Julians Überlegungen zu seinem Alter. Wobei die Huldra nicht ganz genau wusste, was sie daraus machen sollte. Charles musste eine ganze Ecke älter sein, als er ursprünglich angenommen hatte, wenn er selbst die Erbauung solcher Bauten miterlebt hatte. Kolonialzeit! Mit leicht geweiteten Augen konnte Julian nicht ganz vermeiden, wie ihm die Kinnlade ein wenig hinuntersackte.
„Du bist älter, als ich gedacht hätte“, brachte er mehr oder weniger charmant seine Überraschung zum Ausdruck. Mit jemandem zu plaudern, der so lebhaftes Wissen über die Geschichte der Stadt hatte, würde Historiker sicher vor Neid erblassen lassen und Julian hing schon neugierig an seinen Lippen. Er hatte das Kinn auf die Hände aufgestützt und sich unmerklich ein wenig zu Charles hinüber gelehnt.
„Du musst diese Stadt besser kennen als deine Westentasche!“, stieß Julian erstaunt aus und hätte noch stundenlang so zuhören können, sodass er schon fast enttäuscht war, als das Thema auf ihn selbst zurückgelenkt wurde. Wie sollte er neben solch einer Einführung beweisen, dass er nicht furchtbar langweilig war?! Charles hätte ihm vermutlich jahrelang Geschichten erzählen können. Die Bedienung verschaffte ihm wenigstens noch einen kleinen Puffer. Mit einem schnellen Blick auf die Karte bestellte Julian etwas Gebäck und einen Tee, bevor er sich nun doch Charles´ Fragen stellen musste.
„Ich könnte dir stundenlang zuhören, keine Sorge! Wann bekommt man denn mal die Gelegenheit, solche Anekdoten von einem Zeitzeugen zu hören? Solche Geschichten kann ich leider nicht erzählen“, entschuldigte sich Julian mit einem etwas betretenen Gesichtsausdruck und strich sich durch die hellen Locken, wie er es häufig tat, wenn er nervös war.
„Ich bin eine Huldra, ich weiß nicht….sagt dir das überhaupt was? Es ist nur eine recht kleine Art von Feenwesen aus Norwegen. Geschichten über uns haben es glaub ich nicht über Skandinavien hinaus geschafft.“
Obwohl sie relativ abgelegene Plätze hatten, hatte er seine Stimme gesenkt, damit seine Worte nicht von irgendwem aufgeschnappt werden konnten.
„Ich glaube, ich bin sogar eine der wenigen, die es über Skandinavien hinaus geschafft haben“, erklärte er mit einem leichten Schmunzeln, in dem allerdings eine Traurigkeit lag, die Charles hoffentlich übersah.
„Ich zeichne gerne, aber was du vor ein paar Tagen vielleicht im Park gesehen hast waren nur Skizzen, ich wage zu behaupten, dass noch ein klein wenig mehr Talent in mir steckt.“
Julian konnte gar nicht anders, sein Gesicht hellte sich immer auf, wenn er über seine Kunst sprach.
„Ich bin kein großer Fan von modernder Kunst und der ganzen abstrakten Malerei, mir ist Renaissance und Barock irgendwie lieber, aber dafür besteht natürlich nicht mehr ganz so der Markt“, sinnierte Julian etwas wehmütig und musste innehalten, da man ihnen ihre Bestellung an den Tisch gebracht hatte. Sofort legten sich seine Finger um die warme Tasse.
„Musik? Welches Instrument? Bestimmt spielst du wunderbar!“, seufzte Julian mit zittriger Aufregung in der Stimme. Er hatte schon lange davon geträumt, zu richtiger Musik zu spielen, aber mehr als die vielfach geteilte Aufmerksamkeit eines Straßenmusikanten hatte er nie erregen können. Sein Magen gab ein leises Grummeln von sich und mit neuem Rotschimmer auf den Wangen nahm er einen eiligen Bissen von seinem Cupcake.
„Ist es überhaupt in Ordnung, dass ich dir hier einfach etwas vor esse?“, fiel Julian hastig ein und er ließ das Törtchen mit schuldbewusstem Blick wieder sinken.
„Bitte entschuldige, wenn ich mich irgendwie unangebracht und tollpatschig anstelle, ich…..das ist irgendwie meine erste richtige Verabredung, weißt du?“
Nervös krampften sich seine Finger um die Teetasse und er brauchte einen Moment, um seine Tarnung in all der Nervosität aufrecht zu erhalten. Mit einem tiefen Atemzug schien für den Moment wieder alles gut zu sein.
„Ich bin einfach unglaublich fasziniert, tut mir leid. Du hast doch sicher noch mehr interessante Dinge über New Orleans zu erzählen, oder nicht?“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Jan 25, 2015 5:18 pm

Charles war in der Tat kein junger Vampir gewesen, er wusste, dass sein Alter das seiner Begleitung überragte, doch war die Hoffnung groß, dass dieser Unterschied in Zukunft ein Problem sein sollte oder eine Barriere zwischen den beiden erbaute. Manchmal bedauerte er es zutiefst so alt zu sein, andererseits würde er um nichts auf der Welt sein alten Erfahrungen und das Wissen, dass er in all den Jahrhunderten vermittelt bekommen hatte, eintauschen wollen gegen ein annehmbares Alter, was ihn nicht in irgendeiner Form extra gruselig machte. Und schien Julian es zumindest weniger zu stören und mehr zu erstaunen, dass er es mit einem lebendigen Fossil zu tun hatte.
Der Dunkelhaarige lächelte den anderen höflich an, nickte im nächsten Moment zur Bestätigung. "Man mag es mir zum Glück nicht ansehen, doch mein Alter ist weitaus höher als mein Gesicht es vielleicht zu verraten scheint. Ich hoffe doch, dass es nicht allzu unangenehm ist.", er warf einen prüfenden Blick auf das schmale, junge Gesicht und sah zumindest keine Zweifel an dem, dass er nicht mehr die Zeit mit einem alten Mann wie ihn verbringen wollte, was ihn glücklicher stimmte als es ihm anfangs bewusst war.
Ach, er hätte ihn gerne noch mit alten Geschichten geplagt, vielleicht nicht ausgerechnet über New Orleans, immerhin waren all jene Momente, die seine hellgrauen Augen erblickt hatten, auch Momente gewesen, die jedermann in dieser Stadt kannte- die Geschichte, die diesen Ort prägte, war kein Geheimnis, weder die faszinierend schönen Dinge noch all die schrecklichen Momente oder gar die übermäßige Sklavenhaltung in beinahe jedem Haushalt und besonders in jedem Herrenhaus, das immer noch stand und nun für andere Zwecke benutzt wurde und teilweise von mehreren Familien sogar bewohnt wurde. Einige waren Museen geworden, andere Hotels und Cafés wie dieses hier. Sein altes Haus war immer noch seins gewesen, etwas weiter entfernt, zwischen all den anderen Gebäuden, die stets noch von alten Familien bewohnt wurden, nur dass seines momentan mehr einem Spukhaus voller alter Erinnerungen glich.
Ach er sollte am besten wieder zurückziehen, vielleicht auch um dem Blondschopf dorthin einzuladen, es würde ihn bestimmt entzücken.
Doch bevor Charles erneut die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, was er um jeden Preis vermeiden wollte in der Gegenwart seiner heutigen Begleitung, lauschte er lieber den Worten des Jüngeren, blickte ihn dabei interessiert und freundlich an. Er hoffte inständig, dass er nicht glaubte, er würde ihn in irgendeiner Form einschüchtern wollen oder ihm das Gefühl vermitteln, dass er- nur weil er nicht über einige Jahrhunderte hinweg auf dieser Erde verweilte- weniger interessant war oder weniger zu erzählen hatte, Charles lauschte jeder noch so kleinen Banalität, im vollsten wissen, dass sie alles andere als banal waren.
Er hatte sich auf jedes Wort, das über die hübschen Lippen glitt, festgehangen, nahm jede noch so kleine Information auf, ehe er im nächsten Moment einen Ausdruck des Erstaunens von sich gab. "Eine Huldra? Ich muss gestehen, dass obwohl mein Interesse bezüglich der europäischen Kultur und Geschichte und all ihren Mythologien sehr groß ist, ich leider nicht viel über deinesgleichen weiß. Lediglich der Name kommt mir ein wenig bekannt vor. Das...das ist durchaus faszinierend, du bist wirklich solch einen langen Weg hierher in den großen Westen gereist? Ich kann wohl von meinesgleichen nicht behaupten, dass ich einer der wenigen bin, die hier leben, doch ich pflege keinen Kontakt zu anderen Vampiren...oh, entschuldige bitte..ich habe dich unterbrochen. Bitte, fahre fort.", mit einer Handbewegung bedeutete er dem Gelockten weiterzureden, beugte sich dabei ein klein wenig nach vorne, so als ob er ihn besser verstehen wollte, dabei konnte er ihn besser als irgendein anderes Lebewesen verstehen, doch er konnte es sich nicht nehmen, dies als kleinen Vorwand zu nehmen um dem anderen ein wenig näher kommen zu können. Julian strahlte etwas Faszinierendes aus, etwas, was ihn wahrlich in den Bann zog und das ohne irgendwelche Zaubertricks und Voodoos, es war seine natürliche Erscheinung und sein Auftreten, das ihn so anziehend für den Vampir zu machen schien, dass er wahrscheinlich die ganze Nacht nur seinen Worten zuhören konnte, dabei seinen Duft einatmete, der die ganze Umgebung zu erfüllen schien.
Das Thema Kunst griff der Ältere liebend gerne auf, er genoss es mit anderen Lebewesen darüber zu diskutieren und seine Interessen mitzuteilen- Charles liebte die Kunst und alles, was dazu gehörte, und er erinnerte sich noch sehr gut daran, dass Julian ebenfalls ein wunderbares künstlerisches Hobby zu praktizieren schien. "Nun, für Skizzen waren es meiner Auffassung nach schon wirklich erstaunliche Werke, Julian.", erwiderte er hastig, ließ den anderen jedoch schnell weiterreden, wobei sich seine Augen vor Interesse und Neugier weiteten und er sich noch ein wenig über den Tisch lehnte. "Dir gefällt die traditionelle Kunst? Welch erfrischende Abwechslung mit jemandem denselben Geschmack teilen zu können. Es ist wahrlich traurig wie viele Ausstellungen mittlerweile gefüllt von Unsinn und fehlendem Sinn für die eigentlich Ästhetik sind. Nicht, dass ich Fortschritt kritisieren möchte. In der Kunst kann man wohl schlecht davon sprechen, dass etwas nicht gut genug sei, man muss immer beachten auf welchem Gebiet man sich bewegt, doch die Werke aus der Renaissance...oh, ich bestehe darauf, dass du mir bald deine Werke zeigst, ich bin wirklich interessiert und neugierig!", am liebsten hätte er bereits jetzt so bald wie möglich einen Termin gemacht um zu ihm zu kommen, nicht nur, weil ihn die Werke ehrlich interessierten, sondern weil er Julian gerne so bald wie möglich wiedersehen wollte, auch wenn der Abend noch nicht einmal vorbei war und sie immer noch gemeinsam am einem Tisch saßen und sich unterhielten.
Charles musste sich etwas zurücklehnen als die Bedienung zurückgekehrt war, beobachtete die Person dabei wie sie ihre Bestellung vorsichtig ablegte und im nächsten Moment auch wieder verschwunden war, sodass wie wieder ihre eigene Privatsphäre hatten. Seine Augen musterten die tiefschwarze Flüssigkeit in seiner Tasse, wandte sich jedoch schnell wieder zu Julian und verlor sich abermals in seinen strahlend blauen Augen, die ihn stärker in den Bann zogen als alles andere auf dieser Welt, so schien es zumindest in diesem Moment zu sein.
"Oh, meine Mutter hatte die musikalische Erziehung damals als einen elementaren Teil des Lebens angesehen und hatte darauf bestanden, dass ich lernte ein Streichinstrument zu spielen. Damals habe ich mich noch dagegen wehren wollen...es gab so wichtigere Dinge hatte ich immer gesagt....bis ich mich eines Tages mit einem Lehrer wiederfand, der mir beibrachte die Violine zu spielen. Ich muss gestehen, dass ich ihr bis heute dankbar bin, dass sie mich wahrlich dazu gezwungen hatte, denn mit der Zeit war das Spielen die einzige Beschäftigung, die mein Interesse genoss, allerdings muss ich gestehen, dass mein Können wohl ein wenig eingerostet ist, ich habe sehr lange nicht mehr auf meinem Instrument gespielt.", er stieß ein leises Seufzen aus, gefolgt von einem schiefen Lächeln. Seltsam war es gewesen jetzt noch an seine Mutter oder gar an seine alte Familie zu denken. Es waren so viele Jahre vergangen, dass er sich manchmal fragte, ob diese Momente überhaupt wirklich passiert waren oder ob sie in seinem Träumen immer und immer wieder erschienen. Manchmal erwischte er sich sogar dabei wie er vergaß wie seine Eltern aussahen, hatte er doch nicht mehr viel von ihnen außer ein altes staubiges Gemälde in seinem alten Haus, das er seit längerer Zeit nicht mehr betreten hatte.
Ein weiterer Grund wieso er dieses Hochhaus an andere Menschen vermieten sollte...es war einfach nicht sein Stil, so oft er auch versucht hatte sich komplett der heutigen Zeit anzupassen, es funktionierte einfach nicht.
Die nächsten Worte des Blonden rissen den Vampir aus seinen Gedanken, sodass er sich kurz fangen musste, ehe die Information der gesprochenen Wörter zu ihm durchdrang und er im nächsten Moment hastig den Kopf schüttelte. "Bitte, ich bestehe darauf, dass du nicht auf mich achtest. Es stört mich nicht im geringsten, wenn du isst!", seine blassen Lippen formten ein sanftes Lächeln. Voressen konnte Julian ihm immerhin nichts und es erschien ihm auch verrückt und ein wenig lächerlich, sollte es ihn wirklich stören, wenn er nur seinen natürlichen Bedürfnissen nachging. Sie waren doch in einem Café gewesen und wenn er es nicht gemocht hätte, hätte er nicht solch ein Etablissement für ihr Treffen ausgesucht.
"Du stellst dich ganz und gar nicht unangebracht an und erst recht nicht tollpatschig, mach dir deswegen bitte keine Sorgen! Doch es überrascht mich, dass dies deine erste Verabredung ist. Dass mir solch ein Privilegium zusteht, hätten andere Lebewesen es vielleicht doch eher verdient, doch dann sollte ich mir besser ein wenig mehr Mühe geben, dass du dich in Zukunft an dieses Treffen zurückerinnerst und dir nur Gutes dazu einfällt.", ein leises Lachen entwich seiner Kehle. Es erstaunte Charles zutiefst, dass Julian nicht bereist mit anderen sich getroffen hatte, war er doch ein solch bildschönes Wesen, dass er sich sehr gut vorstellen konnte, dass er viele Verehrer gehabt hätte, doch er traute sich nicht danach zu fragen, es war unangebracht und viel zu privat als dass er es erfahren sollte oder gar durfte, sodass er sich besser auf seine nächsten Worte konzentrierte.
"Nun...all das, was ich in New Orleans gesehen oder gar erlebt hatte, waren wohl leider all die Geschichten, die bereits abertausendmal erzählt worden waren und die Geschichte dieser wunderbaren Stadt prägten. Ich war hierher gekommen, da war die neue Welt, von der man so gerne sprach, bereits ein wenig älter gewesen, hatte sich schnell etabliert und bei einem europäischen Bürger für Interesse und Faszination gesorgt. Ich hatte damals von New Orleans gelesen, zu der Zeit, wo ich Frankreich verlassen und wieder in England sesshaft wurde, meinem eigentlichen Zuhause. Es war der Wunsch nach Neuen, der mich geplagt hatte, doch hatte ich nicht allzu viele Neues erlebt. Man sprach damals überwiegend Französisch, viele hatten französische Wurzeln oder waren erst aus Frankreich hierher gezogen, alle besaßen sie große Besitztümer, die Stadt hatte schon immer genauso gelebt wie sie es heute tut, nur lag ein Hauch von Arroganz und Rassismus in der Luft. Ich für meinen Teil war zutiefst verabscheut von der Sklavenhaltung gewesen, ich hatte nur wenige Bedienstete und sie alle waren, nun ja, schlichte Angestellte. Damals hatte ich mir ein Haus erworben, etwas fernab der vielen Menschen und nicht allzu fern von den Sümpfen, es ist ein prächtiges Grundstück, wenn du eines Tages möchtest, nehme ich dich gerne mit. Als ein Vampir war es damals beinahe schon etwas schwieriger sich unter all dem Menschen angemessen zu verhalten, besonders bei meinen Angestellten war es nicht immer einfach ihnen klarzumachen, dass ich tagsüber vielleicht außer Haus sein werde und sie trotzallem unter keinen Umständen mein Schlafzimmer betreten durften. Ach...wenn du nur gesehen hättest welch eine Schönheit auf diesem Ort lag und ich muss ehrlich gestehen, dass ich noch heute sehr erstaunt darüber bin, dass es immer noch etwas von seinem altertümlichen Charme behalten hat, dass man noch heute über alte gepflasterte Straßen gehen kann und noch dieselbe Schönheit erblicken kann zwischen all diesen modernen Gerätschaften und Häusern und dem Lärm von Fernsehern und Musik. Ich fürchte, dass meine Geschichten weniger mit Spannung unterlegt sind und eher meine nostalgische Faszination widerspiegeln, ich hoffe du verzeihst mir, sollte ich dich mit einen Worten anöden. Es ist nur...ich habe seit einer sehr langen Zeit nicht die Möglichkeit gehabt mich so offen mit jemanden zu unterhalten. Es ist nicht leicht für einen Unsterblichen jemanden zu finden, dem man sich ohne Sorgen anvertrauen kann, es sei denn es sind andere meinesgleichen, doch diese scheinen sich an anderen Orten aufzuhalten, die nicht in meinem Interesse liegen.", er warf einen entschuldigen Blick zu, nahm sich einen kurzen Augenblick Zeit um das Gesicht seines Gegenübers zu mustern. Wie gerne er doch erneut seine Lippen berührt hätte, doch lieber beobachtete er diese, wie sie sich regten während Julian mit ihm sprach.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Sa Jan 31, 2015 3:38 pm

Charle´s Worte prasselten so geschliffen und zahlreich auf Julian ein, dass er sich ganz überwältigt von ihnen fühlte. Es war gut, dass er kaum Zeit hatte, zwischen der dunklen Stimme des Mannes noch irgendetwas einzuwerfen, denn seine eigene Sprache fühlte sich klein und mickrig an im Gegensatz zu den eloquenten Worten des Älteren. Er klebte so gebannt an seinen Lippen, dass er ganz vergaß hin und wieder von seinem Tee zu nippen, sodass das Getränk in seinen Händen langsam aber sicher unter eine angenehme Trinktemperatur abkühlte. Aber wie konnte man es ihm auch schon verübeln, dass er so fasziniert von Charles war?! Irgendetwas in seinem Inneren schien langsam unter dem warmen Ton seiner Stimme dahin zu schmelzen, dass es Julian beinahe in eine andere Welt versetzte. Es kostete ihn schon all seine Willenskraft, ihn nicht mit halb geöffnetem Mund anzustarren.
„Violine?“, fragte er verzückt und stellte sich für ein paar Sekunden zu lang vor, wie der Vampir mit einem dieser Instrumente in der Hand spielte. Es reichte aus, um ihm heiße Röte ins Gesicht zu treiben.
„Das klingt wunderbar, du musst für mich spielen, bitte, so bald wie möglich! Dann hast du wenigstens auch noch einen Grund, um wieder mehr zu üben!“
Vor Aufregung hatte Julian seine Stimme angehoben, die er jetzt jedoch etwas peinlich berührt wieder senkte und einen großen Bissen von seinem Gebäck nahm, als wollte er etwaige weitere Worte damit abwürgen, bevor sie aus seiner Kehle flüchteten. Vielleicht sollte er sich einen Wein bestellen, um etwas lockerer zu werden. Charles´ schiere Präsenz brachte ihn schon viel zu sehr aus dem Konzept, dabei wollte er den Abend einfach nur genießen können. Er hätte Charles gern erzählt, dass seine Eltern ihn ebenfalls dazu inspiriert hatten zu malen, doch es gab einige Details, mit denen man beim ersten Date wohl nicht unbedingt herausplatzen musste, sodass er das ganze lieber unkommentiert ließ. Außerdem hätte Charles dann erfahren, dass er ungefähr viermal so alt war wie er aussah und ein kleiner, besonders eitler Teil in ihm wollte sein wahres Alter nicht preisgeben, obwohl es in Anbetracht von Charles´ wahrem Alter vermutlich immer noch eine lächerlich kleine Summe war.
„Privilegium?“, brachte er etwas verdutzt hervor und beschwörte gleichzeitig wieder die Röte in seinem Gesicht herauf.
„Ich hab mich vorher einfach nie wirklich mit so was wie Dating beschäftigt und…..und allem Drum und Dran.“
Und schon gar nicht mit jemandem wie dir schwang zwar in Julians Kopf mit, doch er hütete sich davor, die Worte laut auszusprechen. Sein ganzer Körper schrie das vermutlich sowieso und Charles wirkte wie jemand, der Körpersprache ausgezeichnet lesen konnte. Vermutlich war es also besser, sich voll und ganz in die Schilderungen des Älteren zu stürzen, es war immerhin nicht so, dass es ihn nicht interessieren würde. Julian hatte das Kinn leicht auf seine Hände aufgestützt und sich zu dem Vampir hinüber gelehnt, sodass er sich noch besser rein auf seine Stimme konzentrieren konnte. Wenn er die Augen geschlossen hätte, hätte er sich vermutlich wirklich vorstellen können, wie New Orleans vor zwei Jahrhunderten ausgesehen hatte im Licht der Öllaternen. Ein Hauch von Wehmut erfasste den Lockenkopf, dass er Charles nicht schon damals hätte kennenlernen können, denn irgendwie wirkte diese Zeit wie das eigentliche Zuhause des Vampirs. Die Neuzeit schien nicht zu ihm zu passen, weder zu seiner Art sich zu kleiden, noch zu reden. Sie war wie ein schlecht sitzender Anzug.
„Konntest du nicht einfach alle so….naja, verzaubern wie mich? Sie hätten dir doch bestimmt jeden Wunsch von den Lippen abgelesen.“
Julian musste sich ein wenig räuspern, da er selbst bemerkt hatte, wie verträumt und abwesend seine Stimme geworden war. Nur zu gerne ergriff er die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
„Du hast noch ein Haus hier? Ein ganzes Haus? Aber doch nicht etwa eine dieser Stadtrandvillen?“, hakte Julian entgeistert nach, obwohl er sich ziemlich sicher war die Antwort schon zu kennen. Oh, er angelte gerade so weit flussaufwärts seiner eigenen Liga, dass er niemals in der Lage wäre, diesen Fisch an Land zu ziehen. Nervös schluckte der Lockenkopf. Wenn Charles wüsste, dass sein Rendezvous von der Straße kam und nichts vorzuweisen hatte, was seinem Reichtum auch nur nahe kam.
„Anöden? Machst du Witze? Ich könnte dir stundenlang zuhören, wirklich, du könntest mir den Börsenteil vorlesen und ich würde dir an den Lippen hängen“, gluckste der Lockenkopf und strich sich schüchtern einige Strähnen aus der Stirn, bevor er noch einen Schluck von seinem Tee nahm, der mittlerweile fast kalt geworden war. Etwas enttäuscht stellte er die Tasse beiseite und wartete darauf, dass die Kellnerin noch einmal an ihrem Tisch vorbei wackelte, sodass er ein Glas süßen Wein bei ihr bestellen konnte.
„Nicht, dass deine Geschichten irgendwie was vom Börsenteil der Zeitung hätten!“, warf Julian mit einem beinahe verzweifelten Gesichtsausdruck ein und schlug sich mental die flache Hand vor die Stirn. Wie konnte er bloß Charles´ Geschichten mit den Aktien vergleichen?! Vielleicht war es ein Zeichen reinen Anstandes, dass der Vampir nicht schon längst die Flucht ergriffen hatte. Es war wirklich an der Zeit, dass die Kellnerin den Wein brachte, der Alkohol würde ihm hoffentlich ein klein wenig seiner nervösen Schüchternheit nehmen.
„Hast du nicht viel Kontakt zu anderen Vampiren? Ich glaube, wenn ich irgendwelche anderen Huldras hier kennen würde, dann würde ich gar nicht mehr wirklich von ihrer Seite weichen….“, sinnierte Julian und drückte beinahe geistesabwesend seinen Rücken tiefer in die Lehne des Stuhls. Selbst in seiner menschlichen Gestalt fühlte er sich meistens sicherer, wenn niemand seinen Rücken sehen konnte.
„Die eigenen einer Art verstehen einen doch so viel besser meistens, hattest du denn nie viel mit anderen zu tun?“
Julian wusste, dass sie mit diesem Thema etwas unsicheres Terrain betraten und sie es nicht allzu sehr auswalzen sollten, doch er war neugierig und der Wein schaffte es nach und nach, seine Zunge und seine Anspannung ein wenig zu lockern, sodass der Rest des Abends deutlich weniger errötete Wangen zu sehen bekam. Vielleicht war es tatsächlich etwas zu viel gewesen –nicht, dass es über ein oder zwei Gläser hinaus gegangen wäre, doch Julian konnte kaum Alkohol vertragen-, denn als die Huldra sich einige Stunden später erhob, war ihr kurz schummrig, bevor das Lichtermeer und die Dunkelheit des nächtlichen New Orleans wieder zu zwei getrennten Farbpaletten wurden.
„Der Abend war viel zu schnell zu Ende“, murmelte Julian mit einer leichten Trauer in der Stimme, während sie wieder in den alten Bentley stiegen. Trotz besseren Wissens suchte er erneut für ein paar Sekunden nach dem Anschnallgurt. Er wusste selbst gar nicht mehr so genau, was er während der Fahrt noch so geplappert hatte, aber als sie in die ihm bekannte Straße einbogen, sank ihm das Herz in die Kniekehlen. Aus Höflichkeit war Charles mit ihm aus dem Auto gestiegen und nun standen sie einander gegenüber, etwas beklemmt und darauf wartend, dass jemand den ersten Schritt machte. Obwohl sein Kopf sich mittlerweile beunruhigend zu drehen schien, wagte Julian es, den Mund als erster aufzumachen.
„Sehen wir uns wieder? Möglichst bald?“
Seine Stimme zitterte leicht und die hellen Augen zuckten hin und her, nach irgendetwas in dem blassen Gesicht suchend. Ihm war etwas schwindelig und unbewusst lehnte er sich etwas zu dem Vampir hinüber, sich etwas auf die Zehenspitzen stellend. Er war sich nicht so sicher, was er tat, als seine Hände sich in den Kragen seines Mantels gruben und er die kalten Lippen des Älteren suchte, dieses Mal ohne irgendeinen ablenkenden Zauber auf ihm, ein echter, wirklicher Kuss, der ihn beinahe wie ein Faustschlag ins Gesicht traf.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Do Feb 05, 2015 7:31 pm

Das Interesse oder zumindest der Wunsch bald etwas auf seiner alten Violine vorgespielt zu bekommen, schmeichelte dem Älteren sehr. Er hatte schon lange nicht die Möglichkeit gehabt sich mit diesem Instrument zu beschäftigen, irgendwann war es mit der voranschreitenden Zeit untergegangen, irgendwann schien die Zeit nicht auszureichen um sich mit all den alten Dingen zu beschäftigen, die einst wenigstens ein Teil seiner Abende füllte. Wenn Charles so darüber nachdachte, dann war vieles aus der Vergangenheit untergegangen oder auf der Strecke geblieben, doch das gehörte wohl dazu, selbst Menschen erlebten so etwas tagein tagaus, sodass es wohl übertrieben war, plötzlich melodramatisch zu werden, wenn man sich Vergangenes in Erinnerung rief.
Seine Lippen formten ein freundliches Lächeln, gefolgt von einem langsamen Nicken. „Nun, wenn du darauf bestehst, würde ich dir sogar sehr gerne ein wenig vorspielen, natürlich, wenn ich vorher mich etwas eingeübt habe. Allerdings möchte ich so frei sein und als Ausgleich die Erlaubnis bekommen, einige deiner Werke betrachten zu können.“, schmunzelnd blinzelte er den Angesprochenen an, ehe er weiterhin seiner Stimme lauschte, jedes seiner Worte einprägend, hier und da die Stirn verwirrt runzelnd oder stattdessen ein Lächeln zaubernd. Dass Julian tatsächlich vor ihm kein einziges Treffen- ob nun Mann oder Frau- absolviert hatte, wunderte den Vampir sehr, sah er doch nicht aus wie ein junger Mann, dem es jemals hätte schwerfallen können die Herzen anderer einnehmen zu können, schließlich konnte er ganz ohne Voodoo oder anderen Hilfsmitteln jeden um ihn herum verzaubern. Ihn zumindest hatte er komplett in seinen Bann gezogen, ganz im Gegensatz zu Charles, der stets seiner eigenen Kraft Gebrauch machen musste um solch einen Effekt bei Fremden erzielen zu können.
„Nun, so sehr ich auch meine Kräfte missbrauchen möchte, muss ich doch gestehen, dass es eine völlig andere Erfahrung ist sich mit jemandem zu unterhalten, der bei vollem Bewusstsein ist oder nicht. Sicherlich kannst du den Unterschied selbst momentan erkennen.“, wenn er Julian erneut in seinen Bann gezogen hätte, hätte er vieles verpasst, viele Gesprächsthemen wären nur halb so interessant gewesen, er wusste nicht einmal von der Verstand des Jüngeren klar genug wäre um selbst etwas von sich preisgeben zu können, was wirklich vom Herzen kam. Es wäre eine tragische Begegnung gewesen und Charles war froh, dass er nicht seine kleinen Kräfte hatte einsetzen müssen. Alleine die Körpersprache seines Gegenübers war erfüllt von Julians Charakter und er wollte um keinen Preis, dass so etwas verlorenging. Ein Teil von ihm hatte es immer noch bereut ihn bereits bei ihrer ersten Begegnung so benebelt zu haben, doch mittlerweile war er sich sicher, dass der Blonde sich nicht nur zu ihm hingezogen fühlte, weil er noch in seinem Bann stand und gar keine eigene Meinung über den Vampir bilden konnte. Ein anderer Teil hingegen war seinen Jagdinstinkten ein wenig dankbar gewesen, denn wie lange hätte es wohl gedauert bis einer von ihnen jemals den anderen getroffen hätte und welch eine höhere Macht hätte dann bestimmt, dass sie sich in irgendeiner Form näher gekommen waren?! Vielleicht hatten ja Mächte etwas damit zu tun gehabt, dass sie nun hier saßen und sich gegenseitig musterten, die Lippen des jeweils anderen betrachteten, wenn dieser begann zu sprechen, wenn beide europäische Akzente aufeinandertrafen und Charles nur fasziniert der Huldra lauschen konnte, ganz gleich, was er auch sagte und welch Fragen er ihm stellen mochte.
Er nickte leicht zur Bestätigung als Julian in Erfahrung bringen wollte, um welch ein Haus es sich tatsächlich handelte, das immer noch im Besitz des Älteren war. Seine Faszination war nur noch ein weiterer Grund schleunigst die Inneneinrichtung auf Vordermann zu bringen, sodass das Gebäude bereit dafür war, erneut bewohnt zu werden. Etwas sagte ihm, dass eine Einladung zu ihm nach Hause noch etwas Zeit brauchte, dass er nichts überstürzen sollte, jedoch auch nicht wollte.
Schnell war Julian zu einem anderen Thema gewechselt und erfüllte das Herz des Vampirs erneut mit Erleichterung und Freude, später jedoch auch mit Belustigung als er sich in seinen eigenen Worten verfing und etwas nervös versuchte Charles deutlich zu machen, dass er ihn definitiv nicht anzuöden schien und er gab ihm mit einem verständnisvollen Nicken, gefolgt von einem Lächeln, zu verstehen, dass er wusste, was er damit sagen wollte, bis sie auf ein weiteres Thema zu sprechen kamen.
„Ich fürchte ich gehöre zu den wenigen Meinesgleichen, die ihresgleichen meiden. Nicht, weil ich einen persönlichen Greul gegen all jene habe, die zu meiner Art gehören, auch wenn ich leider gestehen muss, dass der Lebensstil einiger mir eindeutig zuwider ist. Ich kann dir wohl leider auch nicht genau erklären, weswegen ich eine Isolation der stetigen Gesellschaft anderer Vampire vorziehe. Vielleicht mögen sie mich auch gar nicht, so wie ich mit den Menschen zusammenarbeite. Früher hatte ich jedoch öfter Kontakt zu anderen gehabt,…vielleicht hatte ich auch einfach viel zu oft Kontakt zu ihnen gepflegt, wer weiß.“, manchmal frage sich Charles ob es überhaupt seine Verschuldung war, dass er andere stets mied oder ob es die Schuld bestimmter Vampire gewesen war, die sich in seiner Vergangenheit Begleiter und Partner schimpften, jedoch machte er sich nicht allzu gerne oder gar oft darüber Gedanken, was tatsächlich der Auslöser für sein etwas einsames Leben doch wirklich war.
Verständnis konnte Charles jedoch für den anderen aufbringen, dass sein Wunsch vielleicht sogar groß war jemanden zu treffen, der zu seiner Art gehörte, es musste schließlich schwieriger sein, wenn man zu seiner seltenen Rasse gehörte und zusätzlich in einem Land lebte, wo sie nicht oder zumindest kaum vertreten war.

Die Zeit schien nur so dahinzurasen und schien der Wein, den Julian sich bestellt hatte, seine Zunge noch stärker zu lockern, dass sie gar nicht mehr aus ihrem Gespräch herauskamen, sodass all die eventuellen Befürchtungen, sie könnten irgendwann in ein peinliches Schweigen verfallen, somit endgültig verpufft waren und sie sich absolut sicher darin waren, dass sie wahrscheinlich noch weitere Stunden im kleinen Café hätten verbringen können, hätten die Mitarbeiter sie nicht vorher darüber informiert, dass sie in zehn Minuten schließen würden. Sie schienen es wohl selbst ein wenig zu bedauern, dass sie die letzten Gäste unweigerlich hinausschmeißen mussten. Ein schweres Seufzen entwich seiner Kehle, ehe die hellen Augen das strahlende Blau des Gelockten fixierten, zur Bestätigung nickend. „Es ist eine Schande, dass die Zeit gegen uns arbeitet, besonders dann, wenn man sich amüsiert.“, er hatte selbstverständlich die Rechnung übernommen und ein großes Trinkgeld gleich dazugegeben- wusste er doch, dass all die Kellner auf solches angewiesen waren und er hatte genügend finanzielle Ressourcen um nicht knickrig zu sein- ehe sie das Lokal verließen und in seinen alten Wagen einstiegen. Ein Teil von ihm hätte Julian so gerne darum gebeten noch bis zu den letzten Stunden dieser Nacht bei ihm zu bleiben, einen Ort zu finden, wo sie noch hätten ihre Zeit verbringen können, doch erschien es ihm als sehr unhöflich ihm seine Nacht zu rauben, schließlich war Julian kein Wesen der Nacht gewesen, er hatte den Schlaf gebraucht, er hatte die wachen Stunden während der Tageszeit gebraucht und die wollte er ihm ganz sicher nicht nehmen, sodass er ihn gesittet wieder nach Hause fuhr.
Der Wagen war erfüllt von Julians Stimme während der Fahrt und Charles lauschte nur zu gerne jeder seiner Geschichten, fand sogar heraus, dass der junge Mann in seiner Wohnung sein Mitbewohner war. Nur zu gerne hätte Charles noch etwas mehr über den anderen herausgefunden, doch ging die Fahrt zu schnell vorbei und ehe sich seine grauen Augen versahen, waren sie bereits in die richtige Straße eingebogen, hielten vor dem richtigen Gebäude, der Abschluss des heutigen Abends. „Nun…sieht so aus, als wäre die Zeit erneut ein Antagonist des heutigen Rendezvous‘.“, er lächelte den Angesprochenen entschuldigend an, stieg anschließend hastig aus um Julian bis zur Tür und anschließend anständig sich verabschieden zu können.
„Es war ein wirklich schöner Abend, ich habe ihn sehr genossen.“, entgegnete die Stimme des Älteren nach einer kurzen Pause, musterte anschließend die Gestalt schweigend gegenüber von ihm, nach einer kleinen Antwort waren, vielleicht darauf, dass er sich als erste von ihm verabschiedete, doch stattdessen trafen andere Worte auf ihn, die ihm weitaus mehr gefielen als ein Abschied.
„Natürlich, ich möchte dich sogar sehr gerne so bald wie möglich wiedersehen, Julian!“, gestand der Dunkelhaarige hastig ohne auch nur einen Moment darüber nachdenken zu müssen, schließlich entsprach dies auch eindeutig der Wahrheit, die er vor dem anderen nicht verbergen wollte oder gar konnte. Was als nächstes jedoch geschah, überraschte selbst den Vampir aufs äußerste. Er konnte sich bereits denken, was Julian bewirken wollte, als er so nah an ihn herantrat, als sein Körper sich anhob um näher an seinem Gesicht zu sein, sodass er sich aus Höflichkeit selbst ein wenig zu ihm hinunterbeugte und sich auf den sanften Kuss des anderen einließ. Es tat gut zu wissen, dass Julian ihn freiwillig küssen wollte, dass Charles dieses Mal nicht ohne seiner Einverständnis seine Lippen berühren musste und sich stattdessen nun der Überraschung und diesem wunderbaren Gefühl des zarten, warmen Mundes ganz hingeben konnte. Er konnte noch den Wein und das süße Gebäck herausschmecken, welche noch auf den Lippen des Gelockten hafteten. Charles bedauerte den Moment als Julian wieder von ihm abließ, hatte er es doch dieses Mal geschafft ihn in einen Bann zu ziehen und seinen klaren Verstand benebeln zu lassen, dass seine Seele sich nach seiner zarten Berührung sehnte. Doch schien er nicht der einzige zu sein, der nicht die komplette Kontrolle über sich selbst besitzen zu schien, nur mit dem feinen Unterschied, dass seine Körperbeherrschung darunter nicht zu leiden hatte. Julian hingegen schien im nächsten Augenblick wackeliger auf den Beinen zu sein, bis er ein wenig nach vorne stolperte und Charles Gebrauch über seine schnellen Reflexe machte und den anderen abfing ehe noch ein Unglück passiert wäre.
Besorgt schielte er zu ihm hinüber, musterte das errötete Gesicht etwas prüfende. Ihm schien schwindelig zu sein und es wäre alles andere als verantwortlich gewesen, würde er ihn jetzt verlassen und nach Hause fahren.
„Julian, fühlst du dich nicht wohl?“, seine Augen zogen sich besorgt zusammen ehe er eine Hand um Julians Hüfte schlang und ihn darum bat sich auf seiner Schulter abzustützen. „Lass mich dich bis zu deiner Wohnung bringen, dir scheint schwindelig zu sein und ich möchte nicht, dass ein Unfall passiert. Möchtest du mir bitte deinen Schlüssel geben? Ich werde nicht eure Wohnung besetzen, keine Sorge, doch ist dieser vonnöten um beide Türen öffnen zu können.“, wenigstens schien der Blondschopf genügend Vertrauen zu haben um ihn den Hausschlüssel in die Hand zu drücken, sodass dieser vorsichtig die Tür zum Treppenhaus und anschließend die Wohnungstür aufschließen konnte. Wie sich herausgestellt hatte, war sein Mitbewohner heute nicht zu Hause gewesen- oder zumindest in diesem Moment noch nicht- sodass keine andere Seele auf die Huldra hätte aufpassen können. Langsam hatte Charles den Jüngeren auf seiner Couch abgesetzt, blicke ein weiteres Mal mit prüfenden Augen in das bildschöne Gesicht. „Dir scheint Wein nicht sonderlich gut zu bekommen, doch mache dir keine Sorgen, wenn du dich ein wenig ausruhst, sollte es dir schnell wieder bessergehen…ich bleibe zur Sicherheit hier, wenn es in Ordnung für dich ist?“, fragend schielte er in die endlos blauen Augen, auf eine Bestätigung wartend, ehe er sich neben dem anderen hinsetzte. „Bitte lass mich jedoch wissen, wenn du etwas brauchst, ich bin mir sicher, dass meine Kenntnisse einen Tee zuzubereiten noch vorhanden sind, alles darüber hinaus, was kulinarische Fähigkeiten anbetrifft, muss ich leider jedoch gestehen, dass mein Können in diesem Gebiet alles andere als ausgereift ist…vielleicht solltest du dich jedoch besser hinlegen.“, er hatte kurz über die blonden Locken gestrichen, zog seine Hand jedoch hastig wieder zurück, entschuldigend lächelnd. Seine Augen schauten sich schnell im kleinen Wohnzimmer um. Es war gemütlich, klein jedoch trug dies zur der angemessenen Gemütlichkeit bei. „Es ist eine hübsche Wohnung, die du und dein Freund beziehen. Ist dieser…für die ganze Nacht außer Haus?“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 08, 2015 2:58 pm

Der Kuss explodierte wie tausend kleine Sonnen auf seinen Lippen. Es fühlte sich so heiß und weich an, wie es der kalte Mund des Vampirs eigentlich gar nicht hätte sein dürfen, doch Julian wollte nicht über irgendwelche Logik nachdenken. Logik war hier völlig fehl am Platz und am liebsten hätte Julian nie wieder von Charles abgelassen. Er wusste selbst nicht so genau, was ihm eigentlich den nötigen Mut gegeben hatte, um sein Date von sich aus zu küssen. Es musste der Wein gewesen sein, anders konnte die Huldra sich nicht erklären, woher dieser plötzliche Verlust seiner Schüchternheit stammen könnte. Obwohl er selbst nicht so richtig daran geglaubt hatte, dass der Vampir ihn abweisen würde, war er froh, als der Größere sich ihm entgegen beugte und seine Nähe erwiderte. In diesem einen Augenblick schien alles surreal und unecht zu sein und erst, als Julian sich langsam wieder löste, wurde ihm bewusst, dass er gerade aus eigener Initiative Charles geküsst hatte – einen Vampir, der mindestens dreimal so hübsch, elegant und auch alt war wie er selbst. Wie hatte er sich bloß dazu überwinden können? Ein kurzer Blick in das kantige Gesicht reichte, um ihm erneut den Atem zu verschlagen. Blake wäre sicher stolz auf ihn und er selbst könnte sich morgen oder übermorgen sicherlich auf für seinen Mut auf die Schulter klopfen, doch für den Moment war er nur allzu überwältigt von seiner eigenen Dreistigkeit. Etwas perplex ließen seine Finger von dem Kragen seiner Jacke ab, in den er sich verkrallt hatte. War ein Kuss beim ersten Date denn überhaupt angemessen? Hätte er Charles erst um Erlaubnis bitten sollen? Sein Kopf schwirrte voll mit Fragen und den leichten Nachwirkungen des Alkohols.
„Ich….ich wollte nicht überstürzt sein, das….“
Er hörte selbst wie schleppend seine Stimme war und spürte, wie sich in seinem Kopf alles drehte wie in einem Karussell. Es war vermutlich eine Kombination von Alkohol und Überwältigung gleichermaßen, die seine Beine in Pudding verwandelten, sodass er beinahe eingeknickt wäre, als er einen Schritt zur Seite gehen wollte. Ohne die schnelle Reflexe des Vampirs wäre er vermutlich auf den Boden aufgeschlagen und ein überraschter Laut verließ die Lippen des Lockenkopfes, als er verwirrt versuchte, sich wieder aufzurichten. Kleine Lichtpunkte tanzten am Rand seines Blickfeldes und in seinem Schädel hämmerte irgendetwas penetrant gegen die Innenwände.
„Dankeschön, ich weiß nicht, was auf einmal los ist“, presste die Huldra mit errötenden Wangen hervor und versuchte sich mehr schlecht als recht wieder zu sammeln. Die Tarnung unter solchen Umständen aufrecht zu erhalten war so gut wie unmöglich, doch noch befanden sie sich mitten auf der Straße, er musste sich also zusammenreißen. Obwohl es seinem Schwindel nicht wirklich gut tat und die Leichtigkeit in seinen Beinen nur noch mehr verstärkte, ließ er sich von Charles stützen und lehnte sich haltsuchend gegen seine Schulter.
„Du musst dir wegen mir keine Umstände machen“, brachte er einen schwachen Protest hervor, doch der Vampir hatte ihn schon Richtung Haustür geschoben, sodass er mit unkoordinierten Fingern in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel suchte und ihn Charles schließlich in die Hand drückte. Die Kraft, die in dem hochgewachsenen Körper ruhte, hätte ganz sicher gereicht, um ihn problemlos bis nach oben zu tragen und vermutlich wäre nicht einmal die verschlossene Tür ein Hindernis gewesen. Julian konnte das einfach spüren an der Art wie sich Charles´ Arm fest um seine Hüfte gelegt hatte. Unweigerlich ging sein Atem etwas schneller. Dass Blake heute Nacht nicht zuhause war, war Julian mehr als nur recht. Was hätte er denn sonst für einen Eindruck von ihm und Charles gewinnen sollen, wenn man ihn nach ihrem ersten Date schon kaum bei Sinnen die Treppe hochtragen musste? Nein, es war gut, dass sein Mitbewohner und bester Freund heute Abend anderweitig beschäftigt war, Julian hätte nicht gewusst, wie er ihm das erklären sollte.
Wie er vom Hausflur auf das gemütliche Sofa gekommen war, wusste er nicht einmal, doch es war eine Erleichterung, endlich sitzen zu können. Sein Kopf drehte sich zwar immer noch, aber nun musste er sich wenigstens keine Sorgen mehr machen, dass er einfach umfiel. Nicht, dass diese Sorge vorher so wirklich bestanden hatte – Julian war sich sicher, dass Charles dafür gesorgt hätte, dass er niemals gefallen wäre.
„Ich bin mir sicher, dass das nicht nur der Wein war“, entgegnete er dem Vampir mit einem unterdrückten Lächeln in der Stimme und stützte seinen Kopf für einen Moment auf beide Hände auf, als wenn er sonst wohlmöglich wegrollen würde.
„Aber ich hab tatsächlich schon länger keinen Wein mehr getrunken, vermutlich hätte ich einfach bei meinem Tee bleiben sollen“, fügte er hinzu und ließ den Blick zu der hochgewachsenen Gestalt schweifen. Charles in seiner eleganten Kleidung hier in seinem Wohnzimmer stehen zu sehen war eine so unechte Situation, dass es sogleich wieder vor seinem inneren Auge aufflimmerte.
„Ich halte dich nicht auf, oder? Ich wollte nicht, dass der Abend so zu Ende geht“, jammerte der Lockenkopf entschuldigend auf und warf einen prüfenden Blick in die Küche. Zum Glück hatte er heute noch aufgeräumt, sodass er den Besucher ohne Sorge in ihren Küchenbereich lassen konnte.
„Aber ich trau der Sache nicht so ganz, wenn du hier bleiben könntest, wäre ich dir wirklich dankbar.“
So ganz sicher, ob das nicht alles nur ein billiger Trick war, um mehr Zeit mit ihm zu verbringen, war Julian sich im Moment nicht einmal. Was, wenn Charles ihn wieder ein wenig benebelt hatte, um-
Nein, diesen Gedanken brauchte er gar nicht fortzuführen, das war lächerlich, und doch hatte für einen Moment doch alles zu ihren Gunsten ausgespielt, auch, wenn das nun wirklich keine Art und Weise war, um ein erstes Date zu beenden.
„Hinlegen klingt gut“, murmelte die Huldra schläfrig und ließ sich etwas plump zur Seite fallen. In den sicheren vier Wänden seines Hauses war es nicht mehr nötig, die Tarnung mit aller Macht zusammenzuhalten und im Bruchteil eines Augenaufschlags hatte er die menschlichen Attribute fallen gelassen und ließ träge die langen Ohren hängen. Er hatte den Mund leicht aufgesperrt und gab einen Blick auf seine spitzen Zähne frei, die er etwas geistesabwesend mit der Zunge abtastete. Im Vergleich zu den Fangzähnen waren seine vermutlich lachhaft. Er war beinahe weggedöst, als schlanke Finger kurz über seine Haare fuhren und ihn aufgeregt die Ohren aufstellen ließen. Mit einem Schlag war die tiefrote Farbe auf seine Wangen zurückgekehrt, allerdings war er nicht der einzige, der leicht errötete.
„Blake ist die ganze Nacht weg, wieso? Hast du….irgendwas vor?“, hakte die Huldra nach und merkte selbst, wie seine Stimme immer kratziger wurde.
„Ich will kein schrecklicher Gastgeber sein, willst du auch irgendetwas essen oder trinken?“
Julian hatte sich leicht aufgestützt und merkte sogleich, wie ihm erneut schwindelig wurde. Mit einem Ächzen ließ er sich auf die Couch zurückfallen.
„Im Gegensatz zu deiner Wohnung muss das hier ja die reinste Bruchbude sein“, hüstelte der Lockenkopf verlegen. Ihre Möbel waren etwas zusammengewürfelt, aber bequem und auf dem Couchtisch lagen einige alte Skizzenbücher verstreut.
„Wenn du willst, naja….du wolltest doch etwas von meinen Zeichnungen sehen“, begann er und merkte, wie er immer leiser und gleichzeitig dunkelroter wurde.
„N-Nur, falls es dich auch wirklich interessiert, es sind einige Zeichnungen dabei, auf die ich ganz stolz bin“, brachte er ohne großes Stottern hervor.
„Ich will dich auch gar nicht ewig aufhalten oder so….“
Julian merkte selbst, wie er sich wieder um Kopf und Kragen redete und senkte die Ohren ein Stück, auf seiner Unterlippe kauend. Allein der Gedanke, nah bei Charles zu sitzen und ihm über die Schulter zu sehen, während er seine Skizzenbücher durchblätterte…..Vielleicht konnte er ja sogar noch einen weiteren Kuss erhaschen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 15, 2015 5:32 pm

Charles kannte die berauschenden Folgeerscheinungen von Alkohol und auch wie stark sie auf einige Individuen wirkte, sollten diese nicht viel vertragen können, doch etwas sagte ihm, dass es nicht nur ein Glas Wein war, der dem Jüngeren solch ein Schwindelgefühl verschaffte, wahrscheinlich spielten sogar weitere Faktoren eine Rolle, die ihm jedoch in diesem Augenblick unbekannt waren, jedoch weitere Gründe dafür aufwiesen, dass er ihn jetzt nicht einfach verlassen sollte. In seinen eigenen vier Wänden wartete ohnehin nichts und niemand auf ihn, abgesehen von ein bisschen Arbeit vielleicht, die er jedoch heute ohnehin nicht erledigen wollte...wenn man länger darüber nachdachte, dann war er sogar ein wenig froh, dass er länger Zeit mit Julian verbringen wollte, ohne seinen Schwindel als etwas Positives zu betrachten, denn dies wollte der Vampir ganz sicherlich nicht.
Er hatte Julian mit Faszination beobachtet wie dieser schläfrig seine Augen schloss und binnen weniger Augenblicke seine Tarnung verlor und ihm die wahre Gestalt offenbarte, die das Fabelwesen trug. Er war so schön, so anders und beeindruckend, dass Charles sich für einen Moment in diesem Anblick verlor und glaubte nicht so schnell wegschauen zu können, wie sollte er auch, wo alles an diesem Lebewesen so anziehend war, dass er sich kaum traute wegzublicken, geschweige denn an etwas oder jemand anderen zu denken. Und dennoch wollte er ihm nicht zu nahe kommen oder eine unangenehme Situation zwischen den beiden schaffen, seit dem letzten Vorfall versuchte er Vorsicht zu bewahren, ihn erneut an Stellen zu berühren, die ihm sehr unangenehm waren, war das Letzte, was diesen Abend beenden sollte, sodass er bei den plötzlich aufgestellten Ohren schnell ein wenig Distanz wahrte, stattdessen fragend in das junge Gesicht des anderen zu blicken.
"Oh...oh bitte verstehe mich nicht falsch, ich möchte nur sichergehen, dass du- sollte ich wieder deine Wohnung verlassen- jemanden hier hast, der auf die aufpassen kann.", erklärte der Dunkelhaarige hastig, in der Hoffnung, dass er Julian nicht zusätzlich mit seinen Fragen in Verlegenheit gebracht hatte. So etwas wie sexuellen Kontakt beim ersten Date zu fordern oder gar zu erwarten war nun wirklich nicht seine Art, dafür kannten sie sich doch absolut noch gar nicht und wer wusste schon wie lange das Interesse des Blonden an ihm tatsächlich halten würde und ob sie noch mehr als zwei oder drei Dates haben würden?! Doch es war ebenso unangebracht gewesen an so etwas zu denken, sie hatten gerade mal ihr erstes ernsthaftes Treffen gehabt und bis jetzt hatte Charles nicht einmal ansatzweise das Gefühl gehabt, dass sie sich plötzlich nicht mehr gut verstehen könnten oder sie jemals in ein peinliches Schweigen verfallen würden, weil einer von ihnen langweilig war oder verschiedene Interessen teilte. Das einzige, was sie Unterschied, war ihre Herkunft, Rasse und das Alter und- so ungerne er auch über so etwas nachdachte- ihre Verdienstklasse, doch selbst diese war absolut kein Problemfaktor und nichts, worauf Charles jemals an anderen Lebewesen achtete oder achten würde. Umso mehr entsetzte ihn die Aussage über Julians Wohnung, sodass er diesen aus überraschten Augen heraus anblickte, im nächsten Moment den Kopf schüttelnd. "Bitte, du brauchst deine Wohnung ganz sicher nicht mit solchen Ausdrücken zu bezeichnen. Eure Wohnung hat Charakter und ein faszinierendes Eigenleben, was etwas über dich und deinen Mitbewohner aussagt. Ich finde es wahrlich faszinierend und viel schöner als teure Möbel in einem modernen Gebäude. Es bleibt eine schöne Wohnung, selbst wenn man sie mit einem Schloss vergleicht.", ein ehrliches Lächeln umspielte die blassen Lippen, als sich Charles erneut zu seinem Date herumdrehte, dabei in seine strahlenden Augen blickend. Er hätte gerne noch etwas mehr hinzugefügt, vieles hier hatte etwas, was er gerne erfragen wollte und einiges deutete auch auf den Geschmack und die Vorlieben von entweder Julian oder seinem Mitbewohner, doch die Ablenkung, die aus dem Munde des Gelockten kam, erschien ihm beinahe schon ein wenig verlockender, sodass er sich interessiert noch ein wenig mehr zu ihm hinüberdrehte. "Es würde mich sehr freuen wenn ich mir einige deiner Zeichnungen ansehen könnte. Und es liegt auch wirklich in meinem Interesse! Du brauchst dich nicht zu sorgen, dass ich keine Zeit hätte oder du mich lange davon abhältst nach Hause zu fahren, denn ich kann dir bestätigen, dass dies nicht der Fall ist! Nun...würdest du mir bitte mitteilen wo ich einige deiner Werke mir anschauen könnte? Ich möchte dich ungerne aufstehen lassen, schließlich könntest du im nächsten Moment dein Gleichgewicht verlieren.", Charles wollte so lange auf den Jüngeren acht geben, bis dieser entweder entschied zu schlafen oder sein Schwindelgefühl abnahm und endgültig verschwunden wäre, doch bis jetzt war weder das eine noch das andere passiert, dass er sich lieber etwas länger in dieser Wohnung aufhielt und insgeheim die Nähe und Wärme seiner heutigen Begleitung genoss.
Seine Augen wanderten schnell zum kleinen Couchtisch als der Jüngere auf diesen deutete, erkannte die Skizzenbücher, die sich auf diesem befanden. Er war vorsichtig mit einem der Bücher umgegangen, als würde er gerade eine rare Antiquität in den Händen halten und wenn er länger darüber nachdachte, dann war dies genauso einzigartig wie ein altes, berühmtes Gemälde, das in einem Museum zur Schau gestellt wurde. Charles wollte um keinen Preis, dass auch nur eine Seite einen Knick oder gar Riss bekam, sodass er behutsam die Seiten umblätterte, gedankenverloren und auch interessiert sich jede der Zeichnungen und Skizzen anschaute. Einige waren einfache Studien von Körpern oder Bewegungen, anderes waren flüchtige Skizzen von Menschen oder Tieren, die er wahrscheinlich in New Orleans beobachten konnte, anderes wiederum schien bis zum letzten Detail vollendet zu sein. Jeder Strich und jede Form, die auf dem Papier verewigt wurde, genoss die Faszination und den Respekt des Vampirs, der sich mehr als nur sicher war, dass seine Hände so etwas Schönes niemals hätten erschaffen können, nicht einmal nach hundertjähriger Übung.
"Julian, wenn deine Skizzen bereits solch ein großartiges Talent aufweisen, kann ich mir gar nicht ausmalen wie faszinierend all deine Gemälde und anderen Werke sind. Würde es dir vielleicht etwas ausmachen, wenn ich mir diese auch...", sein Blick hatte sich interessiert, nein, fasziniert zu dem Fabelwesen herumgedreht, in der Hoffnung, dass sein Wunsch akzeptabel war und es in Julians Interesse lag seine weiteren Werke zu präsentieren, doch stockte der Unsterbliche im nächsten Augenblick als er in das schlummernde und ruhige Gesicht blickte, das halb vergraben in eines der Couchkissen war. Offenbar schien in der Abend wirklich sehr müde gemacht zu haben...oder vielleicht auch der Wein, vielleicht war es auch das Schwindelgefühl, das die Müdigkeit in seine Knochen getrieben hatte. Charles konnte nicht anders als bei dem Anblick zu schmunzeln, er hatte nicht immer das Privileg genießen können, jemanden dabei zusehen zu können, wie dieser seelenruhig schlief, auch wenn es ihm auch etwas- nun ja- unangebracht erschien so tief in die Privatsphäre eines anderen Lebewesens einzudringen, doch in diesem Falle hätte es ihm wahrlich das Herz gebrochen, hätte er die Huldra willentlich geweckt, schließlich musste Julian sich ausruhen, damit er am nächsten Tag hoffentlich ohne weitere Probleme auf den Beinen war.
Vorsichtig legte er sein Skizzenbuch wieder beiseite, ehe sich die langen Beine langsam von der Couch erhoben. Es wäre besser, wenn er ihn nun lieber in ruhe schlafen ließ und sich auf dem Weg nach Hause machte um ihn nicht weiter zu stören, bestimmt würde sein Mitbewohner schon sehr bald wieder da sein, sodass er nicht alleine wäre, wenn er irgendetwas brauchen würde, doch etwas in ihm sträubte sich dagegen die kleine Wohnung zu verlassen, noch weniger jedoch gefiel ihm die Tatsache den Gelockten einfach auf der Couch liegen zu lassen. Sicherlich müsste es unbequem sein, wenn er die gesamte Nacht hier verbrachte anstatt die Vorzüge eines Bettes zu genießen. Ein wenig unschlüssig stand der Vampir vor der schlummernden Gestalt. Charles wollte nicht unhöflich sein und er wollte nicht zu sehr in Julians Privatsphäre eindringen und vielleicht etwas tun, was er nicht wollen würde, wenn er wach wäre, doch andererseits wollte er- wenn er schon die Möglichkeit hatte- nicht allzu unhöflich und ignorant sein und ihn einfach hier liegen zu lassen. Wahrscheinlich wäre es in Augen anderer unglaublich lächerlich erschienen, dass ein Vampir sich über solch Banalitäten Gedanken machte, doch Charles hegte die sonderliches Interesse daran, was seine eigene Art von ihm denken würde, dass er sich vielleicht nicht Vampir genug in seinen Augen benahm, schließlich ging es hier nicht darum, etwas zu erfüllen, was nicht zu seinen Lebensprinzipien gehörte.
Er glaubte einige Minuten regungslos im Wohnzimmer gestanden zu haben, hätte sein Blut mehr Blut als nötig, wäre sein Gesicht vielleicht sogar ein wenig errötet bei all der Unschlüssigkeit, die ihn umgab, bis er sich endgültig entschieden hatte, die Distanziertheit ein weiteres Mal abzulegen und sich über den schmalen Körper zu beugen. Etwas dankbar war der Dunkelhaarige Julians Mitbewohner gewesen, dass dieser außer Haus war, es müsste ein schrecklich falsches Bild abgegeben haben, wie sich der Körper des Untoten über den schlummernden jungen Mann gebeugt hatte. Doch er wollte nicht an das süßliche und berauschende Blut des Jüngeren, auch wenn sein Duft so verlockend war, das Schlagen seines Herzens so verführerisch, dass jeder andere ohne Selbstbeherrschung seinen Verstand verloren hätte, nein, er wollte ihn nur nicht hier liegen lassen, wollte vermeiden, dass er am nächsten Morgen mit schmerzenden und verspannten Muskeln erwachte, wo er dies doch verhindern konnte.
Langsam schon Charles einen Arm unter den Körper des Blonden, passte dabei auf, dass er seinen Rücken nicht berührte, damit hätte er wohl das Gegenteil hervorgerufen von dem, was er eigentlich bewirken wollte. Es war nicht leicht eine Position zu finden und dabei den Jüngeren nicht zu wecken, doch der Vampir war seinen Kräften und seiner Lautlosigkeit in diesem Moment dankbarer denn je, sodass Julian zumindest nicht von seinen Armen rutschen würde und Charles zumindest möglichst lautlos in das Schlafzimmer des Anderen schleichen konnte.
Es war ein Wunder, dass er seinen Arm um die Schultern des Fabelwesens legen konnte und anschließend mit beiden Armen den schmalen, leichten Körper anheben konnte, ehe er so leise wie möglich durch das kleine Wohnzimmer schlich. Der Körper fühlte sich so warm an, irgendwo auch ein wenig vertraut und das, obwohl er dieses Wesen kaum noch kannte, doch der Drang ihn noch besser kennenzulernen, war umso größer gewesen, dass jede Sekunde, die verstrich, jeder Schritt, der ihn näher zu Julians Bett brachte, mit einer leichten Traurigkeit betrachtet wurde. Charles konnte gar nicht als immer wieder auf den schmalen Körper in seinen Armen zu blicken, wie sich dieser unweigerlich an seine Brust geschmiegt hatte und selig weiterzuschlummern schien, dass es in seiner Seele wehtat, als er ihn behutsam auf das Bett gelegt hatte, die Decke über seinen Leib zog und sich die Freiheit nahm, ihn ein weiteres Mal zu mustern.
Um nicht unhöflich zu sein hatte er ihm wenigstens eine kleine Notiz auf den Nachttisch hinterlassen, hatte sich noch einmal für den Abend bedankt und wünschte ihn bald wiederzusehen, diesmal jedoch hinterließ er zusätzlich seine Telefonnummer, sodass sie nicht stundenlang auf den Brief des jeweils anderen warten mussten, auch wenn er den Charme von persönlich geschriebenen Briefen immer noch sehr bevorzugte, doch im Moment wollte er nicht durch eine kleine Präferenz so viel Zeit verschwenden, wo er doch bereits am nächsten Tag die Stimme des Jüngeren hätte hören können.
Charles nahm sich die Freiheit heraus, seine Lippen ein letztes Mal auf die Stirn des Anderen zu drücken, vorsichtig über die blonden Locken zu fahren ehe er leise aus der Wohnung schlich, dabei versuchte die Wohnungstür beinahe lautlos zu schließen.
Er hatte einen guten Abend erwartet, doch erschien er in diesem Augenblick seine Erwartungen sogar übertroffen zu haben. Julian hatte ihn aufs Äußerste fasziniert und auch verzaubert, selbst sein Duft schien noch schwer in seinem Wagen zu schweben und seinen Verstand förmlich zu benebeln, dass er sich zum ersten Mal wieder menschlich fühlte, dass er zum ersten Mal beinahe vergaß, dass er eine unsterbliche kalte Seele besaß. die nicht verdient hatte so von einem anderen Wesen verzaubert zu werden, der nicht das Recht hatte solch ein zartes Wesen bei sich zu haben.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Mi Feb 18, 2015 11:42 am

Die Müdigkeit kam schleichend und schwer über die Huldra und vollkommen ohne weitere Vorwarnung. Im einen Moment hatte er noch mit hoffnungsvollem Interesse über Charles´ Schulter geblickt, während er durch seine Skizzen blätterte, im nächsten merkte er schon, wie er wie von einer unsichtbaren Macht dirigiert wieder auf die Couch sank. Seine Augen offen zu halten wirkte wie ein schrecklicher Kampf, dabei wollte er nicht schlafen. Charles´ Komplimente drangen nur wie durch Watte an seine Ohren und es fiel ihm schwer, ihre Bedeutung festzuhalten. Viel mehr wollte sie ihm durch die Finger gleiten wie silbrige Fische. Unschlüssig öffnete Julian den Mund; er hätte dem Vampir gern noch mehr gezeigt, sie hatten einen kleinen Raum für ihn hergerichtet, in dem er malen konnte und die fertigen wie halbfertigen Leinwände lehnten dort an der Wand oder standen auf der einzelnen Staffelei, darauf wartend, dass er sein Werk vollendete. Irgendwie spielte Julian sogar mit dem Gedanken, Charles ein oder zwei der Gemälde zu überlassen, wenn sie ihm wirklich gefallen sollten, immerhin war es eine Schande, dass die fertigen Werke mehr oder weniger in dieser Wohnung verstaubten. Mit diesem angenehmen, aber aufregendem Gedanken –denn vielleicht wollte der Vampir ja auch gar keines seiner Werke haben- war der Schlaf endgültig über ihn gekommen. Julian konnte sich nicht dagegen wehren, dabei schrie alles in ihm ihn an, wieder aufzuwachen und den Abend auf angemessene Art und Weise zu Ende zu bringen. Die Huldra wollte sich vernünftig von seinem Date verabschieden, er wollte ihm sagen, wie sehr er den Abend genossen hatte und dass er ihn so schnell wie nur irgend möglich wiedersehen wollte. Am liebsten hätte er sich gleich am morgigen Tag wieder mit ihm getroffen, ein anderes Café, die gleiche Vertrautheit.
Vielleicht war wirklich auch der Wein Schuld daran, dass er so tief und fest schlummerte, denn ansonsten konnte er sich nicht erklären, wieso er nicht wach wurde, als man seinen Körper einfach so bewegte und anhob. Für den Bruchteil einer Sekunde vielleicht lichtete der Schleier des Schlafes auf dem Lockenkopf ein wenig. Er konnte eine gewisse Kühle um ihn herum spüren und harte Arme, aber nichts davon erschien ihm abweisend oder gar unangenehm, sodass er mit einem leisen Seufzer den Körper etwas stärker in die angenehmer Umarmung drückte, an deren Urheber sein verschlafener Verstand gerade keinen Gedanken verschwenden konnte. Es hatte bestimmt alles seine Richtigkeit. Julian hatte einen sechsten Sinn für Gefahren und in seinem Inneren regte sich rein gar nichts, also musste er sicher sein. Seine Ohren hatten sich entspannt gesenkt und zuckten nur leicht auf, als die Kühle des fremden Körpers plötzlich der angenehmen Wärme seines Bettes wich. Noch immer stellte sein schläfriger Geist nichts von dem in Frage, was vor sich ging, sondern ließ ihn nur nach der Decke greifen und diese etwas enger um seinen Körper ziehen. Ob er noch seine Straßenkleidung trug war ihm in diesem Moment egal, er wollte einfach nur die leichte Angetrunkenheit und den Schwindel des Abends überwinden, damit er Charles morgen in aller Frische gegenübertreten konnte, denn er war sich sicher, dass er den Vampir morgen wiedersehen musste. Er musste einfach….
Sein Kopf schien ebenfalls nicht von seinem Date ablassen zu können, denn seine Träume waren bevölkert von dem blassen Gesicht, doch Julian konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, in welcher Art und Weise sich der Vampir in seinen Traum geschlichen hatte. Hoffentlich war es nichts, was ihn am hellen Tag hätte erröten lassen.
Irgendwann später in der Nacht war Blake nach Hause gekommen und hatte ihn trotz aller Vorsicht aufgeweck; wenn man den Zustand, in dem sich die Huldra befand, denn so nennen konnte. Er war zwar wach genug, um sich aus seiner Straßenkleidung zu schälen und sich eng an Blake anzuschmiegen, doch um in Frage zu stellen, wieso er angezogen im Bett lag und was kurz vor seinem Einschlafen geschehen war, war er nicht wach genug. Vermutlich war er sowieso kaum fünf Minuten wach gewesen und direkt wieder in einen wohligen, tiefen Schlaf übergegangen, als Blake neben ihm im Bett lag. Kein Date der Welt, egal wie gut es auch gelaufen sein mochte, konnte ihn davon abhalten, sich seine tägliche Dosis Nähe von Blake abzuholen. Die Arme hatten sich leicht um die Brust des Größeren geschlungen und nahmen seine Wärme in sich auf.
„Ich hatte ein unglaubliches tolles Date“, murmelte er als Antwort auf eine Frage, die vielleicht gar nicht gefallen war. Er war zu verschlafen, um sich daran zu erinnern. Er glaubte nicht, dass er noch mehr mit Blake gesprochen hatte und falls doch, dann waren seine Erinnerungen daran ausgelöscht. Mit dem Faun an seiner Seite fiel er in einen nur noch tieferen, angenehmeren Schlaf. Er liebte die Routine, die zwischen ihnen bestand, wie der Größere mittlerweile wusste, wie er ihn selbst im Schlaf berühren durfte und wie sie trotz der Tatsache, dass sie beide wohl nicht füreinander bestimmt waren immer noch kleine, freundschaftliche Zärtlichkeiten austauschen konnten.
Hatte ihn etwas Bestimmtes geweckt? Julian wusste es nicht mehr genau, vielleicht war es ein Sonnenstrahl gewesen, der auf sein Gesicht fiel oder ein ungewohntes Geräusch, das die großen Ohren aufgefangen hatten. Blake war es nicht gewesen, der war vermutlich schon zur Arbeit. Der Lockenkopf würde ihm heute etwas Großartiges zu essen zaubern, wenn er wieder nach Hause kam und er wollte sich endlich mit einigen Leuten auseinander setzen, damit er seine Kunst irgendwie zu Geld verwandeln konnte. Sein Tagesplan war lang, doch nichts konnte ihn davon abhalten, wie er plötzlich wie in einem immer stärker werdenden Sog zu der Erkenntnis gesaugt wurde, dass das Ende des gestrigen Abends für ihn in dichtem Nebel lag. Wie alarmiert setzte er sich auf, die Ohren kerzengerade aufgestellt. Umgezogen hatte er sich, als Blake nach Hause gekommen war, aber er war nicht ins Bett gegangen. Er hatte Charles sein Skizzenbuch gezeigt und dann……Er hatte keine Erinnerung mehr daran, war er etwa einfach eingeschlafen? Aber das hieß ja dann- Ein dunkler Rotton breitete sich über seinem Gesicht aus, das sich plötzlich heiß und merkwürdig anfühlte. Hatte Charles ihn etwa ins Bett gebracht? Hatte er ihn getragen?! Jetzt, da er diesen Gedanken in seinem Kopf zuließ, glaubte er, sich an einige flüchtige Eindrücke zu erinnern. Mit einem leisen Fiepen drückte er sein Gesicht ins Kopfkissen. Er konnte es nicht fassen, dass der Vampir ihn einfach so ins Bett getragen hatte, dass er einfach so eingeschlafen war, während ihr Date noch nicht beendet gewesen war. Wie unglaublich unhöflich und tollpatschig von ihm, ihr erstes Treffen so enden zu lassen. Er musste sich sofort bei ihm melden und sich entschuldigen! Nachdem er die Erkenntnis verarbeitet hatte, dass Charles ihn auf seinen Armen getragen hatte. Der Gedanke sandte Schauer über seinen Rücken und mit einem Anflug leichter Erregung biss sich Julian auf die Unterlippe. Charles sollte es bloß nicht zur Angewohnheit werden lassen, ihn immer nur dann zu berühren, wenn er gerade nicht bei vollem Bewusstsein war! Wobei, wenn er darüber nachdachte, wie aufgekratzt er allein bei dem Gedanken war, dass der Vampir ihm näher gekommen war, dann wollte er sich gar nicht vorstellen, wie es sein sollte, wenn er die Berührungen direkt miterlebte. Der Kuss gestern hatte ihm ja schon alle Sinne geraubt.
Er wandte sich um, unschlüssig, ob er sich in dieser Verfassung schon der Welt gegenüberstellen wollte, als sein Blick auf einen kleinen Zettel auf seinem Nachttisch fiel. Hastig richtete er sich auf und schnappte nach dem Papier, das unschwer zu erkennen Charles´ geschwungene Handschrift trug. Julian konnte förmlich die dunkle Stimme hören, während er die Zeilen überflog. Zu gerne wollte er ihm direkt sagen, dass ihm der Abend trotz seines eigenen kleinen Fauxpas sehr gefallen hatte und er wollte sich entschuldigen für seine Tollpatschigkeit. So sehr er den kleinen ungewohnten Nervenkitzel des Briefeschreibens auch genossen hatte war er froh, dass Charles ihm eine Nummer hinterlassen hatte, unter der er ihn direkt erreichen konnte. Sein Handy lag direkt neben Charles´ Notiz, sodass er nicht einmal das Bett verlassen musste, um ihn anzurufen. Seine Finger zitterten leicht, während er die Nummer eingab und mit jedem Klingeln stieg die Nervosität in seinem Inneren. Vielleicht war der Vampir ja noch gar nicht wach, vielleicht- Wie von einer Hornisse gestochen klappte Julian das Handy wieder zu. Er war so ein vergesslicher Dummkopf, es war taghell und Charles ein Vampir, vermutlich holte er gerade den Schlaf nach, den er seinetwegen nicht bekommen hatte und Julian riss ihn auch noch aus dem Schlaf. Es war gut, dass Charles ihn gerade nicht sehen konnte, denn sein Gesicht wirkte wieder wie eine reife Kirsche und seine Ohren ließ er betreten hängen. Umso erschrockener war er, als das Geräusch seines eigenen Klingeltons plötzlich die Stille des Schlafzimmers durchfuhr. Mit klopfendem Herzen blickte er auf das blinkende Display und konnte die Nummer erkennen, die er so eben selbst gewählt hatte. Panik blitzte in den hellen blauen Augen auf, doch jetzt nicht ans Telefon zu gehen war unverantwortlich, immerhin schien er den Vampir schon geweckt zu haben. Etwas ängstlich winkelte er die Knie an und schlang einen Arm darum, als wenn ihm diese Position ein wenig Sicherheit verschaffen könnte.
„H-Hallo Charles. Ich….tut mir leid, dass ich dich angerufen hab, ich hab zu spät vergessen, dass du tagsüber ja bestimmt schläfst“, presste er in einem einzigen schnellen Satz hervor. Sein ganzer Körper war unglaublich angespannt und es war eine Qual, still sitzen zu bleiben.
„Ich wollte mich entschuldigen, dass unser Date gestern Abend so dumm enden musste, ich weiß auch nicht, was mit mir los war.“
Mit einer unruhigen Bewegung fuhr er sich durch die Haare. Die Frage lag ihm geradezu auf der Zunge und er konnte nicht anders als sie jetzt loszuwerden.
„Du weißt nicht zufällig, wie ich gestern ins Bett gekommen bin, oder? Hast du mich…….naja, hast du mich getragen? Ich meine, mich vage daran zu erinnern und ich….du solltest so was nicht immer nur dann machen, wenn ich nicht bei Bewusstsein bin!“, platzte es aus ihm heraus und er war selbst ein wenig erschrocken, dass diese Worte tatsächlich gerade seinen Mund verlassen hatten.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Do Feb 19, 2015 4:34 pm

In den meisten Momenten seines langen Lebens erschien ihm die Zeit wie ein Fluch zu sein, der ewig auf ihm lastete und niemals zu schwinden schien. Manchmal vergingen Jahre länger als Jahrzehnte, als damalige Epochen, die sich lediglich in alten Büchern und Filmen wiederfinden ließen, doch heute hätte sich Charles gewünscht, dass der Abend ein Jahrhundert lang geblieben wäre. Er wollte noch so viel über den anderen herausfinden, ihn besser kennenlernen, sodass sie sich nicht mehr als Fremde gegenüberstanden. Er war solch eine erstaunliche Persönlichkeit, solch ein ungewöhnliches Lebewesen, dass man gar nicht anders konnte als noch interessierter an ihm und seinem Wesen zu sein. Am liebsten hätte er sich direkt schlafen gelegt, sodass er am nächsten Abend Julian vielleicht darum bitten konnte erneut mit ihm auszugehen, in der Hoffnung, dass es ihm besser ging und er ausgeschlafen war.
Noch immer lastete der angenehme Duft der Huldra auf seiner Kleidung, auf seinen Fingerkuppen, er konnte sich gar nicht ausmalen wie berauschend es war, wenn man mit dem Gelockten zusammenlebte, ja sogar vielleicht ein Bett teilte...
Nein, das war ganz sicher nicht das, woran er jetzt denken sollte, nicht jetzt und ganz sicher nicht nach ihrem ersten Date, immerhin kannten sie sich immer noch erst flüchtig und es war unangebracht jetzt schon so an Julian zu denken! Der Vampir konnte sich selbst nicht erklären was mit seinem Verstand geschah, der jede Sekunde nur über den jungen Mann kreiste, der ihn wahrlich eingenommen zu haben schien wie es keiner vor ihm seit längerer Zeit geschafft hatte. Kein Wunder, dass es ihm nicht einmal möglich war die letzten Stunden der Nacht sinnvoll zu nutzen, wenn er keinen klaren Gedanken fassen konnte und sich immer wieder fragte ob der Jüngere immer noch selig zu schlummern schien oder ob er irritiert in seinem Schlafzimmer erwacht war, unwissend wann und wie er es zu seinem Bett geschafft hatte. Charles musste sich wohl gestehen, dass er sich viel zu viele Freiheiten gönnte, wenn Julian gerade nicht in der Lage war dem zu widersprechen, dass es ihm ein schlechtes Gewissen bereitete, immerhin wollte er damit ganz sicher nicht symbolisieren, dass er sich nicht für Julians Einverständnis interessierte und das tat, worauf er gerade Lust hatte, schließlich war selbst dies nicht einmal seine Intention gewesen. Um genau zu sein konnte Charles nicht einmal erklären was genau seine Intentionen gewesen waren- er wollte, dass sich der andere wohl und gut in seiner Nähe fühlte, andererseits war alles an ihm so anziehend und verlockend, dass es ihm bereits bei ihrem ersten Treffen so schwergefallen war seine Lippen nicht zu kosten und heute....heute konnte er wenigstens von sich behaupten, dass nicht er ihren Kuss initiiert hatte, der immer noch wie ein Phantom auf seinen Lippen haftete und sein Herz nach mehr aufschreien ließ. Doch war es überhaupt gut, dass er ihm noch näher getreten war? Charles hatte ganz sicher seinen benebelten Zustand nicht ausnutzen wollen, eigentlich wollte er nur sicherstellen, dass Julian sich wohl fühlte und solange kein anderes Wesen dies bewerkstelligen konnte, war er für die Huldra dagewesen.
Eigentlich war es zu spät darüber nachzudenken, es war zu spät gewesen und er würde sich morgen bei Julian entschuldigen, sollte er tatsächlich zu weit gegangen sein. Was machte er auch für einen Eindruck, wo er doch selbst wusste, dass es nicht seine Art war so unhöflich und holprig zu sein?!
Mit einem seltsamen Gefühl hatte sich der Vampir bei den ersten Sonnenstrahlen schlussendlich dazu entschieden sich nicht länger den Kopf darüber zu zerbrechen und begab sich in sein viel zu großes Bett. Ein leichter Schleier wohliger Müdigkeit hatte sich um den blassen Körper gelegt, während er sich lieber in Erinnerung rief, dass der Abend nichtsdestotrotz sehr angenehm und großartig in seinen Augen gewesen war und er hoffte, dass es Julian genauso erging, wenn er heute Morgen erwachen und zurückblicken würde, selbst das Ende war- wenn auch etwas neuartig und ungewohnt- sehr angenehm gewesen, das musste Charles wohl sich eingestehen, ehe sich seine hellgrauen Augen schlossen, welche endlich befreit von lästigen Kontaktlinsen waren, und er in einen traumlosen tiefen Schlaf fiel. Nun, ganz traumlos war der Schlaf vielleicht nicht, immer wieder blitzte das Gesicht seiner Verabredung auf, in welchem Kontext konnte er kaum erkennen und würde sich wohl beim aufwachen auch nicht mehr daran erinnern, doch allein die weichen Locken und das junge Gesicht, das ihm entgegenstrahlte, reichte ihm völlig aus, alles andere wirkte beinahe schon unwichtig und ablenkend, dass er froh war im Traum keine weiteren Attribute so stark erkennen zu können wie der Anblick der Huldra. Doch wurden seine angenehmen Träume unterbrochen von einem plötzlichen schrillen Klingeln, das eigentlich nicht schrill war, jedoch in diesem Moment unangenehm in seinen empfindlichen Ohren erklang. Vampire hatten einen unglaublich festen Schlaf, besonders zur Morgenstunde, sodass es schwierig war sie zu wecken, doch ungewohnte Geräusche, welche seine Ohren sonst nie während seines Schlafes wahrgenommen hatten, schienen dafür umso wirksamer gegen seine Ruhe gewesen zu sein, sodass er im nächsten Moment kerzengerade in seinem Bett sag, den Blick zum klingelnden Telefon wandern ließ, hastig den Hörer abnehmend.
Er konnte sich nicht denken, welches Wesen ihn um diese Zeit störte und nachdem er so formal und freundlich wie möglich in den Hörer sprach, stattdessen jedoch nur zu hören bekam, wie jemand hastig auflegte, glaubte er für einen Moment Opfer eines sogenannten Klingelstreichs geworden zu sein, von welchen er einige Mal gehört hatte. Doch warum sollte man so etwas bei ihm nach so langer Zeit plötzlich tun und was versprach sich die Person dabei einfach wieder aufzulegen, ohne auch irgendetwas gesagt zu haben? Fragend runzelte der Vampir die Stirn, blickte für einen kurzen Augenblick auf das Display seines Telefons.
Nein, er würde zurückrufen und diese Person befragen, mit welch einer Intention diese bei ihm angerufen hatte und welch eine Intention ihn dazu gebracht hatte kommentarlos anzurufen!
Geduldig hatte er gewartet, bis man an der anderen Leitung seinen Anruf entgegen genommen hatte, öffnete im nächsten Moment auch schon einen Mund um zu fragen um wen es sich hier handelte und warum dieses Wesen ihn angerufen hatte, als eine viel zu bekannte Stimme in seinen Ohren erklang und er für einen Moment glaubte seine Zunge verloren zu haben. Er konnte gar nicht anders als bei den Worten des anderen zu schmunzeln. "Bitte, mach dir deswegen keine Gedanken...es ist gewöhnungsbedürftig sich an so etwas zu erinnern, wo es nicht zur Norm gehört am Tage zu schlafen. Ich nehme es dir keineswegs übel.", er konnte die Nervosität des anderen durch den Hörer förmlich spüren und wie sollte er ihm denn auch böse sein, dass er nicht daran gedacht hatte, dass Charles am Tage nicht wie jeder andere Mensch den routinierten Dingen nachging sondern die Zeit in seinem Bett verbrachte? Nein, er würde Julian es niemals übelnehmen können. Charles wünschte sich er hätte das hübsche Gesicht des Blonden in diesem Augenblick erblicken können, er wollte gerne seine Lippen dabei beobachten, wie sich bewegen, seine Augen wie sie ihn hin und wieder musterten und dann wieder wegschauten, wenn sich plötzlich ihre Blicke trafen. Doch seine Stimme genügte ihm in diesem Moment, es war wohl besser als nichts, dass sein unsanftes Wecken beinahe schon vergessen war, auch wenn er bei den nächsten Worten leicht sein Gesicht verzog. "Es gibt absolut nichts, wofür du dich zu entschuldigen brauchst, Julian! Es war ein sehr angenehmer und gelungener Abend, den ich bis zum letzten Moment genossen habe. Du hast den Schlaf gebraucht um wieder bei bester Gesundheit zu sein und es ist gut, dass du Schlaf gefunden hast. Ich hoffe, es geht dir heute besser?", Charles wollte seine Manieren ganz sicher nicht vergessen und es lag auch in seinem Interesse zu wissen, ob es der Huldra wieder gut ging.
Der Vampir konnte nicht anders als sich zu fragen, ob Julian sich bereits darüber Gedanken gemacht hatte, wie er ins Bett gekommen war und wenn ja, on er vielleicht sogar mitbekommen hatte, dass er ihn getragen hatte, doch er wollte das Thema nicht anschneiden und wusste nicht ob er dankbar dem anderen dafür sein sollte, dass dieser wahrscheinlich seine Gedanken zu lesen schien und es im nächsten Augenblick ansprach, oder sich wünschen sollte, dass er es gar nicht wirklich realisiert hätte.
Gerade als der Dunkelhaarige es ehrlicherweise bestätigen wollte, hatte der Gelockte jedoch weitergesprochen und ließ Charles für einen Moment stocken. Ein kurzes Schweigen hatte sich um ihr Telefonat gelegt und der Vampir blickte betreten zur Seite. "Es...es tut mir wirklich leid, Julian, sollte ich dich deswegen in eine unangenehme Lage gebracht habe. Ich habe es nicht über das Herz bringen können dich zu wecken oder gar auf der Couch liegen zu lassen, deswegen ich vor meinem Verlassen wenigstens sicherstellen wollte, dass du sicher und in Ruhe dich in deinem Bett ausruhen kannst. Es stand mir ganz sicher nicht zu ohne deiner Erlaubnis dir so nahe zu treten, besonders ohne deinem vollsten Bewusstsein und ich habe mich leider nicht von der höflichsten Art und Weise gezeigt und dich damit zusätzlich in Verlegenheit gebracht. Verzeih meine Tollpatschigkeit, ich werde dir versprechen in Zukunft erst auf deine Erlaubnis zu warten, ehe mir ein weiteres dieser Fauxpas passiert!", er konnte nicht beschreiben wie schuldig er sich fühlte, dass er Julian in solch eine Lage gebracht hatte, wahrscheinlich hatte er eine Grenze überschritten, die er noch nicht überschreiten durfte, doch nun war es zu spät gewesen und er musste sich seiner Konsequenzen im klaren sein und darauf hoffen, dass Julian ihm nicht allzu lange böse war oder ihn als allzu unhöflich und voreingenommen eingestuft hatte. "Ich fürchte, dass ich in deiner Nähe manchmal Schwierigkeiten habe meine Zurückhaltung aufrecht zu erhalten. Bitte glaube nicht von mir, dass ich nur darauf warte wider deiner Interessen oder auf Kosten deines fehlenden Bewusstseins mir ein Vorteil daraus schaffe...ich fürchte ich hinterlasse einen negativen Eindruck, wobei ich das Gegenteil erzielen wollte.", seine Lippen formten ein entschuldigendes Lächeln, auch wenn er wusste, dass Julian es leider nicht sehen konnte. "Wenn...wenn du immer noch das Interesse hast mich wiederzusehen, würde es mich jedoch sehr freuen. Leider hatten wir gestern nicht mehr die Möglichkeit gehabt sich über deine Kunst zu unterhalten und, nun ja, wir teilen vielleicht nicht dasselbe Talent in diesem Bereich, doch dafür das selbe Interesse und wenn du heute Abend noch keine weiteren Aktivitäten geplant hast, die Vorrang haben, würde ich dich gerne auf ein Museumsbesuch einladen, als eine kleine Wiedergutmachung, dass ich dir gestern Nacht zu Nahe getreten war und dieses Mal verspreche ich dir, dass ich nichts ohne deiner Zustimmung tun werde!", er hatte sich nichts mehr gewünscht als die Zustimmung des Jüngeren, alleine der Gedanke ihn heute vielleicht wiederzusehen, erfüllte sein Inneres mit großer Freude, dass er gar nicht mehr an so etwas Irrsinniges wie Schlaf denken wollte. "Bitte sag ja, es würde meinen Tag sehr bereichern. Du brauchst nicht einmal das Museum zu suchen, ich würde dich sehr gerne abholen und...nun...wenn es dir nichts ausmacht, dann kannst du auch eines deiner anderen Skizzenbücher mitbringen, wir können uns ein wenig über deine Kunst unterhalten, ich habe eine Faszination für deinen Stil entdeckt, das muss ich wirklich gestehen."

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Fr Feb 20, 2015 3:03 pm

Die warme Stimme des Vampirs zu hören, als Julian endlich mit seinem Wortschwall fertig war, war wie Balsam für seine Seele und auch, wenn das Telefonat sein Herz noch immer eilig klopfen ließ, kaute die Huldra nicht mehr ganz so nervös auf ihrer Unterlippe herum. Leider hatte er sich tatsächlich nicht geirrt und Charles geweckt und noch immer schämte er sich für diesen dummen Irrtum, den er leicht hätte vermeiden können, wenn er seinen Kopf nur für zwei Minuten angestrengt hätte. Generell hatte er das Gefühl, dass er viel zu kopflos und überstürzt war, weshalb er es nun lieber Charles überließ, einige Worte zu sagen. Seine Stimme klang noch ganz leicht belegt vom Schlaf, irgendwie etwas rauer und kratziger als sonst und obwohl Julian nicht ausschließen konnte, dass vielleicht auch einfach die Qualität des Anrufes mit dafür verantwortlich war, konnte er es nicht verhindern, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief bei der Überlegung, ob er diese Stimme jemals kurz nach dem Aufwachen hören würde, weil er zufällig in einem Bett mit Charles lag. Der Gedanke ließ ihn sich aufgeregt und etwas erhitzt zusammenkauern. Charles mochte sein warmes Lächeln vielleicht gerade nicht sehen können, aber wohlmöglich konnte er es irgendwie in seiner Stimme hören, als er ihm antwortete.
„Mir geht es schon viel besser, Dankeschön. Ich glaube, mir hat wirklich nur etwas Ruhe gefehlt. Ich dachte mir nur, dass es wenn überhaupt schon keine….gewöhnliche Art ist, ein Date zu beenden und du kommst mir so vor, als wenn du von der alten Schule wärst, wenn du weißt, was ich meine.“
Julian bekam selbst das Gefühl, dass er hauptsächlich Quatsch erzählte und biss sich betreten auf die Unterlippe. Er sollte aufhören, eine Maske aufzusetzen und sich viel gestellter zu geben, als er eigentlich war. Er war nun mal nicht so ganz auf Charles´ Niveau, aber vielleicht mochte dieser ihn ja gerade deswegen? Außerdem vereitelte das kleine Missverständnis seitens des Vampirs sowieso jegliche Aufgesetztheit, die der Lockenkopf ansonsten noch zur Schau hätte stellen können. So hatte er seine Worte doch gar nicht gemeint! Aber anscheinend hatte der Vampir ihn falsch verstanden und Julian bekam gar keine Chance, ihn in seinen überschwänglichen Entschuldigungen zu bremsen. Er konnte viel mehr nur in erschrockener Faszination zuhören, wie der Vampir sich für etwas rechtfertigte, was er selbst so nicht einmal gemeint hatte. War er wirklich so schlecht im Flirten, dass seine kleine Anspielung so weit an dem Vampir vorbei geflogen war? Naja, wieso wunderte es ihn überhaupt? Er war kein romantisch versiertes Wesen, kein Rhetoriker, er war doch schon froh, wenn er in der Nähe des Älteren Stottern und ein sich überschlagen der Stimme verhindern konnte! Gut, dass er seinem Schwarm gerade nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand, Charles hätte seine Verlegenheit und seine Hilflosigkeit vermutlich lesen können wie ein Buch und Julian wollte nicht, dass er ihn als unbeholfen oder tollpatschig ansah.
„Oh, nein, nein, das meinte ich doch gar nicht!“, warf er hilflos ein, das Handy mit so festem Griff umfassend, dass er beinahe Angst hatte, dass es ihm einfach aus der schweißnassen Hand rutschen würde und dieses Missverständnis mit einem Verbindungsverlust beenden würde.
„Du bist nicht zu weit gegangen oder hast mich verstimmt, wirklich nicht! Ich wollte nur, naja….du weißt schon…..ein wenig flirten?“
Julians Stimme war während des ganzen Satzes immer leiser und heiserer geworden, bis das letzte Wort nicht mehr war als ein scharfes Luftausatmen.
„Naja, weil du mir immer nur näher kommst, wenn ich nicht ganz bei mir bin und…..und ich würde gerne mitbekommen, wenn du mir nahe bist, verstehst du?“, brachte Julian unter Aufbringung all seiner Kräfte hervor. Er konnte nicht glauben, dass er das gerade über seine Lippen gebracht und Charles ganz offen und ehrlich seine Anziehung zu ihm gestanden hatte. Vermutlich hätte er das nicht gewagt, wenn sie nicht halb New Orleans getrennt hätte. Zu mindestens hätte er sich nur noch schlechter artikulieren können, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre.
„T-Tut mir leid, nächstes Mal sollte ich mich wohl etwas klarer ausdrücken“, räusperte sich Julian betreten. Charles´ Geständnis, dass er in seiner Nähe quasi ebenfalls die Zurückhaltung verlor, brachte sein Herz nur noch mehr zum rasen und verstärkte den Kloß in seinem Hals immens.
„Wenn ich irgendetwas nicht von dir habe, dann ist das ein negativer Eindruck!“, entgegnete Julian schnell wie der Blitz und verfiel daraufhin wieder in betretenes Schweigen, darauf hoffend, dass Charles das Gespräch wieder aufnahm und zum Glück wurde er nicht enttäuscht. Am liebsten hätte er laut und erleichtert aufgeatmet, doch da ihm das doch etwas ZU unhöflich erschien, beließ er es bei einem breiten, rötlichen Lächeln, das seine Wärme von seinem Gesicht bis in seine Magengrube verbreitete. Er hatte schon gehofft, dass Charles ihm diese Frage im Laufe des Gesprächs stellen würde. Er wollte den Abend wieder mit ihm verbringen, am liebsten sogar den ganzen Tag, aber der Ältere brauchte seinen Schlaf wohl ebenfalls und außerdem hatte Julian keine Ahnung, wie das Verhältnis zwischen ihm und hellem Sonnenlicht überhaupt aussah.
„Natürlich möchte ich dich wiedersehen!“, platzte es nur so aus ihm heraus, sodass er beinahe etwas beschämt eine Hand vor den Mund nahm und seinen Gesprächspartner zu Ende sprechen ließ. Sein Körper schien förmlich zu explodieren vor Aufregung und Freude, als das Wort „Museum“ fiel. Obwohl selbst beim renommiertesten Kunstmuseum in New Orleans die Eintrittspreise recht moderat waren, hatte Julian in der Vergangenheit noch die Gelegenheit gehabt, sich das Gebäude von innen zu betrachten. Einzig und allein der einzigartige Skulpturengarten stand allen offen, und für jemanden, der sein nicht vorhandenes Geld für Kunstutensilien ausgab, war das schon eine wahre Offenbarung, und der Gedanke, dieses Erlebnis mit einem offensichtlichen Kunstliebhaber wie Charles teilen zu können, ließ ihn die Stunden bis zum Abend bereits jetzt verdammen.
„Oh Gott, natürlich komme ich mit dir ins Museum, seit ich in New Orleans lebe, wollte ich das New Orleans Museum of Arts schon besuchen. Du ahnst gar nicht, was für eine Freude du mir damit machen würdest!“
Julian merkte selbst, wie seine Stimme vor Aufregung zwischen den Oktaven leicht hin und her schwang und er seine Unterlippe mittlerweile beinahe blutig gebissen hatte.
„Das ist fast genauso toll wie die Tatsache, dass ich dich heute Abend dann schon wiedersehe“, entgegnete er ihm mit einem verschmitzten Lächeln und einem leichten Hicksen in der Stimme. Letztlich setzte sich dieser dämliche Schluckauf immer durch, wenn er aufgeregt war. Gedankenverloren hatte er sich das Telefon zwischen Wange und Schulter geklemmt und nach einem frischen Skizzenblock gegriffen, der samt Bleistift neben ihm lag. Es wirkte beinahe wie Magie, dass in dieser Wohnung immer Zeichenutensilien für ihn griffbereit lagen als würden sie ihm folgen. Kritzeleien und rasche Striche aufs Papier zu bringen hatte für ihn immer einen beruhigenden Effekt.
„Faszination für meinen Stil?“
Ungläubig hatte Julian die vollen Lippen etwas geöffnet und sich die Worte des Vampirs auf der Zunge zergehen. Sofort war die lockere Selbstsicherheit seiner letzten Worte dahin.
„Dir gefällt wirklich, was ich zeichne und du sagst das auch wirklich nicht nur so, um freundlich zu sein?“
Von jemandem wie Charles ein solches Kompliment zu erhalten wirkte so furchtbar unverdient, dass Julian für einen Moment gar nicht anders konnte, als an ihrer Ernsthaftigkeit zu zweifeln. Aber auf der anderen Seite wollte sein Körper mit jeder einzelnen Faser auf die Worte des Älteren hören, er wollte ihm glauben und konnte kaum anders.
„Ich nehme nur zu gerne ein paar Skizzenbücher mit, macht es dir denn etwas aus, wenn ich….naja, mich von dem Ort inspirieren lasse? Ich würde furchtbar gerne ein wenig Zeit zum Zeichnen finden dort, du musst verstehen, dass das für mich eine einzigartige Gelegenheit ist, aus dieser Quelle kann ich sicherlich das ein oder andere Gemälde zaubern! Ich würde mich auch sicher dankbar zeigen“, fügte er etwas leiser hinzu mit einem Unterton in der Stimme, der hoffentlich dieses Mal deutlicher machte, wohin er mit seinem Kommentar wollte. Nicht, dass Charles seinen Versuch, anzüglich zu werden, wieder falsch interpretierte!

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 22, 2015 12:16 am

Manchmal kam sich Charles tatsächlich weitaus älter und altmodischer vor als er es ohnehin schon war, dass er nicht anders konnte als den Kopf über seine eigene, nun ja, Unfähigkeit zu schütteln. Julian wollte mit ihm flirten und er hatte es nicht einmal mitbekommen, beharrte so sehr darauf so umsichtig und höflich zu sein anstatt auf die Annäherungsversuche zu achten, die der andere von sich gab.
„Verzeih mir bitte…ich hatte mich zu sehr in meinen eigenen Sorgen verfangen, dass ich geglaubt hätte, ich wäre mit meinen Handlungen viel zu weit gegangen.“, erneut formten seine Lippen ein entschuldigendes Lächeln. Seine Müdigkeit schien langsam zu verstreichen, er genoss das Gespräch und die Stimme des Jüngeren an der anderen Leitung, den hin und wieder nervöse, jedoch aufgeregte Unterton.
Es hätte ihn wohl nicht gewundert, hätte er dennoch es geschafft einen schlechten Eindruck bei Julian zu machen oder besser gesagt einen falschen, der ganz sicher nicht der wahre war oder zumindest nicht das vermittelte, was hinter der blassen Gestalt wirklich schlummerte. Der Vampir war ohnehin sehr überrascht, dass der Blondschopf keine Anzeichen von Furcht oder Unbehagen in seiner Nähe zeigte, obwohl ihr erstes Treffen so schlecht verlaufen war und dem jungen Mann natürlich auch bewusst war um was für ein Wesen es sich bei ihm handelte. Andere hätten vielleicht das Weite gesucht, hätten Angst um ihre Kehle gehabt, um ihr Blut im Glauben, dass dieses im nächsten Moment achtlos ausgesaugt werden würde.
Doch vielleicht war es bei Julian tatsächlich anders gewesen und noch kannten sie sich kaum, sodass er nicht einmal sagen konnte, ob dies nicht noch geschehen würde, ob die Realisation nicht kommen würde, dass Charles nichts weiter als ein grausiges Monster war, vor dem man sich fürchten sollte, auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass dieser Moment niemals eintreten würde.
Er hätte nicht geahnt, dass er dem anderen mit seinem Vorschlag solch eine Freude machen könnte- sicher, als ein Kunstkenner und Künstler waren solche Orte wahrscheinlich die ersten, die man ansteuerte mit all denen, die dasselbe Interesse teilen, doch es wunderte den Älteren, dass Julian noch nie diesen Ort zuvor besucht und all die faszinierenden Werke nicht mit eigenen Augen erblicken konnte. Ein kleiner Teil jedoch erfreute sich daran an der erstmaligen Faszination des Jüngeren teilhaben zu können, er selbst war bereits oft genug dort gewesen, hatte sich wahrscheinlich jedes Werk an jeder Stelle eingeprägt und konnte vieles zum Künstler und zu seinen Schaffenswerken selbst erzählen, doch nicht um zu prahlen, das ganz sicher nicht! Wenn Julian nur wüsste, wie viel er ihm mitteilen wollte, wie viel er zu sagen hatte, in der Hoffnung, dass es ihn auch ehrlich interessierte und vielleicht hatten sie ja auch Glück und es würde über ihre Dates hinausgehen, vielleicht würden sie sich sogar näherkommen!
Alleine der Gedanke erwärmte Charles‘ Inneres, auch wenn er sich sicher war, dass so etwas gar nicht möglich war, zumindest nicht ohne vorher wenigstens ein wenig Blut zu sich genommen zu haben, doch der Gelockte ließ ihn noch einmal zu spüren gekommen was es hieß sich menschlicher zu fühlen.
„Nun, wenn es für dich das erste Mal ist, dann ist es mir umso mehr eine Freude dich heute Abend dorthin auszuführen!“, entgegnete der Dunkelhaarige rasch, bei den nächsten Worten schmunzelnd, versuchte dabei höflich den Schluckauf des anderen zu ignorieren, auch wenn es irgendwo zuckersüß in seinen Ohren erklang. „Ich freue mich auch dich heute Abend wiederzusehen.“, fügte er mit etwas leiserer Stimme hinzu. Er hatte sich tatsächlich auf den heutigen Abend gefreut und irgendwo stand seit der gestrigen Verabredung bereits für ihn fest, dass sie sich am nächsten Abend wiedersehen würden, ganz gleich welcher Aktivität sie auch nachgehen mochten, wobei ein Museumsbesuch sogar mehr als nur treffend war in Anbetracht der Tatsache, dass Kunst zumindest eine Sache war, die sie im Moment zu verbinden schien und er sich mehr als nur sicher war, dass weitere folgen würden. Er hatte die Skizzen gestern mit Bewunderung angeschaut, einige Bilder hatten sich besonders in seinem Kopf eingeprägt und das Interesse und die Faszination gegenüber dem Talent der Huldra war keineswegs geheuchelt oder entsprach einer falschen Tatsache, die er nur gesagt hatte um Julian ein besseres Gefühl zu geben, sodass seine Zweifel mit leichtem Entsetzen aufgenommen wurden. „Auch wenn es unangebracht ist über die Kunst eines anderen negativ zu sprechen, wo man sich zu dieser Person eher hingezogen fühlt, so muss ich darauf hoffen, dass du meinen Worten trotz allem Glauben schenkst, denn sie entsprachen keinem falschen Interesse aus Freundlichkeit heraus. Ich hege immer noch den Wunsch mehr deiner Werke betrachten und vielleicht sogar erwerben zu können und ja, dein Stil gefällt mir wirklich sehr.“, seine Stimme war ernst, jedoch nicht zu hart. Charles wollte seine Freundlichkeit keineswegs beiseitelegen, jedoch wollte er seinen Worten etwas Gewicht verleiten, sodass Julian sich sicher sein konnte, dass er ehrlich zu ihm war und nichts von alldem einer Lüge entsprach. Es wäre einfach nicht fair gegenüber dem Jüngeren gewesen ihm keine ehrliche Meinung zu geben. Der Vampir hatte nichts einzuwenden, wenn der Gelockte sich während ihres Rundganges durch das Museum einige Inspirationen verschaffte und es als eine gute Zeit nutzte um einige Skizzen anzufertigen, er war wahrscheinlich der Letzte, der solch eine Aktivität in irgendeiner Form unterbinden würde, sodass er auch keine Einwände zeigte, als dieser in höflich fragte. Er verstand den Jüngeren aufs Äußerste und konnte nicht anders als verschmilzt bei seinen letzten Worten zu lächeln. Diesmal hatte er seine Worte genau verstanden oder hoffte es zumindest. „Wie soll ich dir so etwas nur ausschlagen können, wenn ich zum Ausgleich sogar etwas dafür bekomme? Es wäre mir eine Freude sehen zu können, wie der Ort dich inspiriert, ich selbst habe oft die Faszination des Museums und all ihrer Werke erleben können.“, am liebsten Hätte Charles noch Stunden der Stimme des Blonden gelauscht, doch um ausgeruht und vor allem von der besten Art präsentierbar zu sein, musste er wenigstens einige Stunden Schlaf hinter sich bringen, ehe sie sich wiedersahen. Er hatte Julian noch einen angenehmen Tag gewünscht, hatte ihm versichert bei Sonnenuntergang ihn abzuholen und nach einem langen Abschied hatte er mit einem Knopfdruck das Telefonat auch schon beendet, das sein Herz aufs Äußerste erfüllt zu haben schien, sodass er nicht wusste, wie er jetzt noch anständig einschlafen sollte. Er glaubte er hatte- wie hieß das Sprichwort nochmal- Schmetterlinge im Bauch, auch wenn er niemals sagen konnte wie sich das anfühle und ob es wirklich das Gefühl war, was damit ausgedrückt und beschrieben wurde. Die Wärme jedoch schien nicht schwinden zu wollen und gab ihm ein wohliges Gefühl, das ihn schlussendlich in den Schlaf trieb, auch wenn dieser von kurzer Dauer war und er am frühen Abend bereits sich etwas Blut genehmigt hatte, welches vonnöten war um wenigstens Körperwärme in sich zu tragen und eine menschlichere Hautfarbe zu gewinnen. Routiniert verdeckte er seine stechend hellgrauen Augen mit dunkleren Kontaktlinsen und hatte sich ausgehtaugliche Kleidung angezogen, ehe er den bekannten Weg zu Julians Wohnung fuhr. Es war tatsächlich bereits das dritte Mal gewesen, dass er diesen Weg fuhr, das dritte Mal, dass er dieses junge, bildschöne Gesicht zu sehen bekam, jedoch das zweite Mal, dass sie sich auf einer anständigen Art und Weise wiedersahen. Ein wenig aufgeregt war der Unsterbliche schon gewesen, das konnte er kaum leugnen, auch wenn die Aufregung eher der Freude wich, als er erneut vor der Haustür des anderen stand, seine strahlend blauen Augen erblicken konnte, als dieser ihm die Tür öffnete. „Guten Abend, Julian. Ich hoffe ich habe dich nicht zu lange warten lassen.“, entgegnete er mit sanfter Stimme, dabei seine Hand umfassend, einen vorsichtigen Kuss auf seinen Handrücken hauchend, ehe er darauf wartete, dass beide erneut durch das Treppenhaus hinaus auf die Straße eilen konnten. Nun, eigentlich war ihr Gang ruhig, niemand schien voreilig das Tempo beschleunigen zu wollen, vielleicht weil beide eine leichte Aufregung ausstrahlten, die nicht ganz versteckt vor dem jeweils anderen in ihrem Inneren verweilen konnte. „Ich habe mir gedacht, dass dich dir heute lieber ein wenig mehr Sicherheit biete und einen Wagen nehme, der sich sowohl unserem Straßensystem anpasst als auch Anschnallgurte besitzt, sodass du dich in vollster Sicherheit bewegst während wir zum Museum fahren.“, sein Blick wanderte belustigt zu Julian, ihm die Beifahrertür öffnend. Dieser Wagen war wie der letzte in einem schlichten Schwarz gehalten, jedoch schrieb das Baujahr die heutige Zeit, es war eines der wenigen Automobile des 21. Jahrhunderts, die er besaß, doch Julian müsste zumindest dieses bekannt vorkommen, war es doch dieses gewesen, mit dem er ihn das erste Mal mitgenommen, jedoch auch zurück nach Hause gebracht hatte. Vielleicht würde es diesmal ja eine bessere Erinnerung zurücklassen im Verstand des Jüngeren. „Am Abend ist das Museum zum Glück nicht allzu voll, sodass du sogar ein wenig deine Ruhe haben kannst um Inspirationen einholen zu können. Ich muss jedoch gestehen, dass es mich verwundert hast, dass du noch nie dort gewesen warst. Ich fürchte ich war bereits allzu oft dort gewesen, doch jedes Mal erfüllt mich dieser Ort mit einer neuen und sogar stärkeren Faszination. Wenn ich es mir so recht überlege, dann könnte ich wahrscheinlich sogar Führungen dort veranstalten.“, ein leises Lachen entwich seiner Kehle. Vielleicht könnte er selbst Julian ein wenig mit Informationen füllen, die ihm noch nicht bekannt waren und am besten auch interessierten.
„Im Übrigen werde ich heute ganz penibel darauf achten, dass kein Wein und nichts anderes uns daran hindert, dass ich nicht dein vollstes Bewusstsein genießen werde“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1So Feb 22, 2015 3:29 pm

Die Euphorie, die der Anruf in ihm hinterlassen hatte, war immer noch nicht verflogen und Julian war sich sicher, dass das flattrige Gefühl in seiner Magengrube den ganzen Tag über anhalten würde. Wenn er über die Dinge nachdachte, die Charles ihm gesagt hatte…Wenn Sich die Huldra recht entsannte hatte der Vampir sogar etwas vom Kaufen seiner Bilder erzählt. Der Gedanke, dass jemand so sehr an seinen Werken interessiert sein könnte, dass sie sogar seine Wände schmücken könnten, erschien ihm so fern und irgendwie unreal, dass er im Moment nur den Kopf darüber schütteln konnte. Eines seiner Werke in Charles´ top gestylter Wohnung oder gar in der Villa zu sehen, die er ihm irgendwann hoffentlich einmal zeigen würde war einfach zu absurd, um darüber nachzudenken. Aber Julian wollte dem Vampir gar nicht unterstellen, dass er ihn belog, um sich bei ihm beliebt zu machen. Er war viel zu sehr Gentleman, als dass er auf solche billigen Tricks zurückgreifen würde. Zudem hatte er das gar nicht nötig. Julian war ihm auch so mit Haut und Haar verfallen und brauchte keine billigen Schmeicheleien, um sich nach jeder Sekunde zu sehnen, die er mit Charles reden oder ihn gar sehen konnte. Dieser Tag war keine Ausnahme, vor allem, da ihm das Telefonat wieder einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben hatte, wie sehr er die Zeit mit seinem neuen Schwarm eigentlich genoss. Er war so kopflos, dass das Frühstück, dass er eine halbe Stunde später endlich antrat, ein heilloses Durcheinander wurde. Das Toast war zu lange im Toaster geblieben und eher schwarz als goldbraun, der Teebeutel war nicht in seiner Tasse gelandet, ein Löffel Marmelade allerdings schon, den er auf eine zweite Fuhre etwas weniger verbranntem Toasts hatte platzieren wollen. Gut, dass Blake nicht dabei war, um ihm bei seinem kläglichen Versuch, durch den Tag zu kommen, zu beobachten. Julian wusste nicht, ob er ihn ausgelacht oder für völlig bescheuert gehalten hätte.
Es war gar nicht so einfach, seine Pläne für den Tag unter solchen Voraussetzungen noch zu verfolgen, immerhin war sein Kopf gerade überall, nur nicht im Alltag. Doch er hatte Blake und vor allem sich selbst versprochen, dass er nach einer Möglichkeit suchte, wie er Geld verdienen konnte, um seinen besten Freund zu entlasten und das würde er jetzt auch tun. Wenigstens würde das seinen Kopf ein wenig von dem anstehenden Date ablenken und die Zeit schneller herumgehen lassen. Irgendein Bekannter von Blake aus der Organisation hatte ihnen einen Laptop und etwas Zubehör organisiert, sodass Julian tatsächlich versuchen konnte, sich in der Sicherheit ihrer Wohnung um ein bisschen Geld zu bemühen. Er wusste, dass seine Kunst gut genug war, um neben der unzähligen Konkurrenz zu bestehen, so verlegen er auch wurde, wenn andere Leute ihm solche Komplimente machen, aber er konnte immerhin ein bisschen realistisch denken. Er hatte es tatsächlich geschafft, sich so lang mit dem Laptop zu beschäftigen, dass ihm nun nur noch zwei Stunden blieben, bis Charles ihn abholen würde. Zeit, um sich ausgedehnt zu duschen und sich fertig zu machen. Sie gingen nicht in ein Café und obwohl ein Museum durchaus eine Aura von Erhabenheit an sich hatte, warf sich Julian dieses Mal nicht ganz so in Schale wie am Tag zuvor. Wenn er seinen langen Lieblingsschal trug sah er schon fast ein wenig wie ein echter Künstler aus und er wollte den Abend im Museum einfach in vollsten Zügen genießen können und da war Bequemlichkeit vielleicht noch etwas wichtiger, vor allem, wenn er noch ein wenig Zeit zum Skizzieren finden wollte. Obwohl er sich ein wenig eitel dabei vorkam, hatte er sein liebstes Skizzenbuch eingepackt, in dem sich einige seiner besten Arbeiten befanden. Viele davon hatte er sogar mit blassen Aquarellfarben koloriert und er wollte Charles einfach zeigen, was er wirklich konnte. Das zweite Buch, was er in seine kleine Tasche steckte, war halb gefüllt, wies jedoch viele Zeichnungen auf, die ihm nicht wirklich gefielen. In der Zeit nach seiner Gefangennahme hatte er nicht wirklich kreativ werden können.
Die letzte halbe Stunde, bevor Charles da sein wollte, wollte einfach nicht verstreichen. Unruhig und unschlüssig, was er mit der Zeit anfangen sollte, marschierte die Huldra in der kleinen Wohnung auf und ab. Schließlich stellte er für eine gute Viertelstunde noch den Fernseher an, ohne, dass er den Inhalt wirklich wahrnahm, der dort vor seinen Augen flimmerte. Als das Geräusch der Klingel in seinen Ohren erklang war er so schnell aufgesprungen, dass ihm beinahe schwindelig geworden wäre. Der Anblick des Vampirs vor seiner Tür ließ sein Herz ein wenig schneller schlagen und er schenkte ihm ein breites Lächeln.
„Guten Abend, Charles und nein, du bist pünktlich, keine Sorge!“
Julian hatte das Gefühl, dass er den Vampir beinahe etwas zu eindringlich musterte, aber er wollte einfach jeden Zentimeter der hochgewachsenen Gestalt in sich aufsaugen und ihn genauestens betrachten, auch, wenn das Kribbeln in seinem Bauch dabei in unerträgliche Maße anwuchs. Der Handkuss, den Charles im wenige Sekunden später zur Begrüßung zugedachte machte diese Aufregung in keinem Fall besser. Mit roten Wangen und einem Prickeln auf seinem Handrücken zog er den Arm etwas näher an den Körper heran und fuhr mit unruhigen Fingern über die Haut, die Charles mit seinen Lippen berührt hatte. Ein Kuss auf die Lippen war vielleicht inniger und vertrauter, doch einen Handkuss hatte Julian bis jetzt von niemandem erhalten und er sorgte dafür, dass er sich unglaublich besonders fühlte und beinahe die Treppen hinunter schwebte. Vor seiner Haustür wartete dieses Mal nicht der altmodische Bentley, sondern eher sein modernes Gegenstück. Julian erkannte den Wagen noch von ihrer ersten Begegnung und hob ein wenig amüsiert eine Augenbraue.
„Hast du mich etwa beim ersten Date schon genug beeindruckt, dass du jetzt schon nur noch mit so einem durchschnittlichen Wagen vorfährst?“, gluckste er ohne wirklichen Ernst in der Stimme. Er wusste selbst, dass dieser Wagen vermutlich in einer alles anderen als durchschnittlichen Preisklasse lag. Zu mindestens fühlte sich das Leder der Sitze nicht nach einem Mittelklassewagen an. Gerade in so einer Umgebung fühlte sich Charles´ nächste Bemerkung noch ein klein wenig unangenehmer an. Etwas betreten rutschte der Lockenkopf auf seinem Sitz herum.
„Naja, ich…..ich hatte nie wirklich Geld, um ins Museum zu gehen, ich konnte immer nur den Skulpturengarten ansehen.“
Unruhig biss sich Julian auf die Unterlippe und ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen, um wenigstens für den Moment dem Blick des Älteren auszuweichen.
„Skulpturen sind okay, aber wenn ich daran denke, wie viele Gemälde man dort sehen könnte….“
Sein Blick war abwesend in die Ferne geschweift, nur, um sich bei den Worten des Vampirs wieder mit neuem Eifer auf diesen zu richten.
„Dann bestehe ich darauf, dass du mir eine Führung gibst, ich will jedes bisschen Information, das du über die Werke erübrigen kannst, egal, wie trivial es auch klingen mag! Es ist so beeindruckend, dass du so viele Informationen aus erster Hand hast“, seufzte Julian etwas wehmütig, krönte seine Worte aber zugleich mit einem leichten Lächeln, sodass Charles nicht das Gefühl bekam, dass etwas die Stimmung getrübt hätte.
„Sehr schön, ich werde mich bemühen, den ganzen Abend bei vollstem Bewusstsein zu bleiben! Ich möchte auf keinen Fall irgendetwas verpassen“, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. Er mochte ihre kleinen Plaudereien, nein, er liebte sie sogar, sodass er unter anderen Umständen viel trauriger gewesen wäre, als die Autofahrt sich ihrem Ende näherte. Doch er konnte einfach nicht wehmütig sein, wenn sie den Wagen verließen, um die Stufen zu einem der größten Kunstmuseen im Süden Amerikas hinaufzuschlendern!
Charles hatte recht behalten, am Abend war das Museum nicht ganz so überfüllt und vor allem schlichen keine Schulklassen durch die Gegend. Statt uninteressierter Laien konnte Julian viele Leute ausmachen, die alles mit äußerstem Interesse betrachteten. Hier fühlte sich Julian sogleich zuhause.
„Es gibt eine Ausstellung über den Impressionismus!“, stieß er euphorisch aus. Er hatte die Banner gemustert, die auf die diversen Inhalte des Museums verwiesen, während Charles die Karten gekauft hatte und er konnte gleich spüren, wie sein Herz einen Hüpfer machte. Er hatte seine Stimme vor Ehrfurcht ein wenig gesenkt, dabei waren sie ja nur in einem Museum, nicht in einer Kirche oder einem anderen sakralen Bau, wo Flüstern angemessen gewesen wäre. Wobei – für Julian war dieser Ort wie ein Tempel.
Sie waren schon eine Weile lang an Gemälden vorbei flaniert, die Julians Herz höher schlagen ließen, als sie sich auf einer der einfachen Bänke niederließen, direkt vor einem Gemälde Monets. Julian bereute es, dass er kaum Farbe mitgenommen hatte, immerhin war es schwierig, solche farbenreichen Werke mit einem Bleistift einzufangen. Die Sümpfe von New Orleans konnten ganz sicher auch ähnlich zum Leben erweckt werden!
„Ich hab dir ein älteres Skizzenbuch mitgebracht, wie versprochen!“
Hastig kramte Julian das Buch aus seiner Tasche heraus und hielt es dem Vampir entgegen. Überall waren kleine Flecken eingetrockneter Farbe zu sehen und einige Ecken waren leicht eingeknickt, doch das zeugte in den Augen des Älteren hoffentlich nur davon, wie sehr Julian dieses eine Buch geliebt und mit sich herumgetragen hatte.
„Was kannst du mir über dieses Gemälde erzählen? Irgendwelche spannenden Geschichten involviert? Hat das Museum es mal für einige Monate verlegt?“
Neugierig wandte er den Kopf, bevor er seine Beine im Schneidersitz anwinkelte und zu zeichnen begann. Er konnte sich nichts Entspannenderes vorstellen, als etwas auf Papier zu bringen, während Charles´ Stimme und die ruhige Geschäftigkeit des Museums ihn umflossen. Es war sicher bereits eine Viertelstunde vergangen, bis der Lockenkopf das erste Mal aufblickte und bemerkte, wie Charles den Blick auf seine aktuelle Zeichnung geworfen hatte. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er die ganze Zeit in die bereits fertigen Skizzen vertieft gewesen war. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen hatte er seine Skizze beinahe reflexartig etwas verdeckt.
„H-Hast du mir schon länger zugesehen?“, fragte er, etwas durch den Wind.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy - Seite 2 Icon_minitime1Di Feb 24, 2015 11:31 pm

Julian nur zu beeindrucken war ganz sicher nicht Charles‘ Intention gewesen, wobei- eigentlich stimmte es nicht so ganz, schließlich lag es beinahe schon in der Natur eines Menschen, oder zumindest eines ehemaligen Menschen, ach…es war die Natur eines jeden Lebewesens, den zu beeindrucken, für den man ein großes Interesse hegt, damit sie genügend Gründe hatten um sich dem anderen noch hingezogener zu fühlen. Doch sein Wagen oder all die anderen materiellen Gegenstände, die in seinem Besitz waren, waren ganz sicher nicht das, was den Vampir ausmachte, zumindest nicht direkt. Vielleicht repräsentierten nur seinen Geschmack, mehr jedoch auch nicht.
Immer wieder schielten die hellen Augen zu seinem Beifahrer hinüber, es war beinahe schon eine Unmöglichkeit gewesen sich auf die Straße zu konzentrieren, wo allein der Anblick des Jüngeren ihn so ablenkte, dass er kaum Augen für den Straßenverkehr hatte. Doch er wollte sich ganz sicher nicht als einen verantwortungslosen Fahrer darstellen, welcher er eigentlich nicht war, sodass seine Augen schnell wieder auf den Wagen vor ihm gerichtet war, auf die zahlreichen Ampel, die sie entweder überquerten, oder wo sie länger als nötig warten mussten. Dabei drangen Julians Worte langsam zu ihm durch und bereiteten ihm zugleich ein schlechtes Gewissen. Er wollte ganz sicher nicht mit seinen eigenen Worten irgendwie sich als etwas Besseres präsentieren!
„Oh…bitte entschuldige meine schroffe Art, es stand mir nicht zu so sehr in deine Privatsphäre einzugreifen. Ich wollte dich keineswegs damit kränken!“, er hätte wahrscheinlich die ganze Fahrt über überschwänglich entschuldigt und gehofft, dass Julian seine Worte nicht völlig falsch aufgenommen hatte und nun weiß Gott was von ihm glaubte, doch es wirkte ein wenig unangebracht und er glaubte, dass seine Begleitung nicht gerade gedanklich ein schreckliches Bild vom Dunkelhaarigen machte, sodass er am liebsten den Wagen verlassen und zurück nach Hause gegangen wäre. Zumindest hoffte er dies inständig.
„Doch andererseits bin ich sehr erfreut dir das Museum zum ersten Mal zeigen zu können….wenn ich dies sagen darf.“, fügte er nach einer Weile sanft lächelnd hinzu. „Viele Gemälde werden dir dort gefallen, ich bin mir sicher, dass sie dich ebenso sehr faszinieren werden, wie sie mir stets den Atem rauben und das, obwohl ich nicht zu atmen brauche.“ ; ein Schmunzeln umrahmte das Gesicht des Älteren, seine Augen wagten sich erneut sich zu Julian herumzudrehen, doch diesmal war es nicht einmal ein großes Problem gewesen, hatten sie doch das Museum endlich erreicht. „Nun, da wir keine Führung mitmachen werden, ich wollte schon immer Museumsangestellter werden“, es erfüllte Charles mit einer gewissen Vorfreude, dass er Julian all die Werke zeigen konnte, hier und da vielleicht etwas erzählte und vielleicht sogar ein wenig abschweifte wie er es immer in solchen Momenten tat, wenn er ein wenig nostalgisch wurde, im vollsten Wissen darüber, dass er wahrscheinlich viele seiner Begleiter mit dieser Eigenschaft bereits zu Tode gelangweilt hatte. Vielleicht sollte er sich heute zurücknehmen und versuchen die Huldra nicht unbedingt anzuöden sondern eher sein Interesse und seine Aufmerksamkeit auf sich lenken!
Tatsächlich war es gar nicht so einfach gewesen Julians Anteilnahme zu gewinnen und es wunderte den Vampir auch nicht, schließlich hatten sie soeben ein Kunstmuseum betreten, das vor den strahlend blauen Augen seit langer Zeit verborgen geblieben war, was Gemälde besaß, die der Jüngere sicherlich schon immer sehen wollte. Selbst Charles merkte wie er sich öfter ablenken ließ, während sie eines langsamen Ganges durch die Ausstellungen liefen. „Ich bin froh, dass die Kunst über den handwerklichen Beruf hinausgegangen war, vieles hat solch eine Wendung genossen, alleine schon die Gotteserfurcht der Menschen, doch die Kunst, die Kunst hat wohl die größten Momente des Wandels hinter sich gebracht. Ach…der Wandel ist bis heute nicht vorbei! Wusstest du, dass einige der berühmten Künstler gar keine Menschen waren? Zumindest den Gerüchten zufolge. Ich habe leider keinen dieser Künstler je selbst erleben können, auch wenn ich gerne Monet persönlich kennengelernt hätte, wenn ich gerne Van Gogh offenbart hätte welch eine atemberaubende Kunst er erschaffen hat und dass ich mir am liebsten jedes seiner Gemälde erworben hätte, wenn es doch nur möglich wäre.“, Charles spürte wie er wieder begann abzuschweifen. Vielleicht war seine Begeisterung dadurch zu erklären gewesen, weil, er die meisten neuartigen Kunstwerke und Künstler selbst erlebt hatte, weil jeder Wandel, jede Epoche und damit auch jede neue Kunstrichtung ihn auf seinem endlosen Lebensweg begleitet hatte.
Als sie sich auf eine der Bänke niedergelassen hatte, hatte der Schwarzhaarige auch endlich die Möglichkeit gehabt sich wieder seine Verabredung besser anschauen zu können. Ein Portrait von seinem bildhübschen Gesicht, den Sommersprossen, die ihm eine gewisse Jugend verliehen und den blonden Locken, die ihn aussehen ließen wie eine Heiligenfigur aus einem dieser bildschönen Gemälde- das würde er sich wahrscheinlich stundenlang ansehen und nicht genug von diesen endlos blauen Augen bekommen, die ihm sein Herz raubten. Wie gerne er doch das Talent eines Malers in solchen Momenten besessen hätte, doch es war ihm nicht möglich solch Perfektionen auf Papier zu erschaffen wie Julian es konnte, sodass er dankbar sein Skizzenbuch annahm, es in seinen Händen ein wenig drehend und wendend. Es schien viel mitgemacht zu haben, doch das zeugte nur vom Gebrauch dieses Buches, von Arbeit und von so viel Talent, dass er gar nicht anders konnte als bereits jetzt neugierig die erste Seite zu öffnen, ein wenig darin herumzublättern, ehe die Julians Worte in seinen Ohren erklangen und er sich fragend zu ihm herumdrehte, im nächsten Moment zum Gemälde, das gegenüber von ihnen hing.
„Oh, dieses hier? Nun, es ist eines der impressionistischen Werke Monets, doch wem erzähle ich dies, das ist dir schon längst aufgefallen. Leider muss ich gestehen, dass sich bei diesem Gemälde nicht viel getan hatte. Es wurde restauriert…ich denke vor nicht allzu langer Zeit und sie haben es tatsächlich während eines großen Umbaus hierher verlegt, doch dabei sind alle anderen Kunstwerke verschoben worden und eine vollkommen andere Reihenfolge entstanden. Ich muss gestehen, dass ich mehr als nur verwirrt war, als ich nach ihrem Umbau wieder hierhergekommen war und nichts mehr dort war, wo es einst gehangen war.“, ein leises Lachen entwich seiner Kehle. „Ich muss gestehen, dass wenn ich mir all die europäischen Kunstwerke anschaue, ich ein wenig nostalgisch werde. Ich kann wohl noch so lange hier leben, mein Herz habe ich für immer in Europa gelassen. Eines Tages sollte ich dorthin zurückkehren. Vielleicht…vielleicht sollten wir das alle einmal tun….entschuldige bitte, oft schweift mein Verstand ein wenig ab und ich vergesse mich selbst für einen kurzen Augenblick. Dir ist sicherlich aufgefallen wie lebhaft viele dieser Werke sind. Irgendwann hausierten die Gerüchte von Hexenmächten und anderem Voodoo, dass die Künstler einen Pakt geschlossen hatten, der ihnen diese Fähigkeiten hab, so großartig zu malen. So großartig, dass noch hunderte Jahre nachdem die Bilder entstanden waren, die Welt weiterhin erstaunt über solch ein Können ist. Ich fürchte jedoch, dass nicht immer ein Zauber die Antwort auf die Frage ist, wieso wir so hin und weg von solchen Werken sind.“, immer wieder wanderten seine Augen hinüber zu Julian, welcher konzentriert vor seinem Skizzenbuch saß und aus feinen grauen Strichen innerhalb weniger Minuten tatsächlich etwas Schönes wurde. Eigentlich wollte Charles sich die Skizzen anschauen, das Buch lag immer noch geöffnet in seinen Händen, doch seine Augen wurden wie magisch von den arbeitenden Händen seines Nebenmannes angezogen, dass er sogar irgendwann kurz aufhörte zu sprechen und stattdessen in stummer Faszination den anderen beobachtete, zumindest so lange bis Julian ihn dabei erwischt hatte und er nicht rechtzeitig genug wegschauen konnte um wenigstens so zu tun, als ob er sich mit etwas anderem beschäftigt hatte. Er spürte wie Julians Körper mit einem Schlag etwas wärmer wurde, konnte beinahe hören wie das Blut in seinen Kopf schoss und sich ein rötlicher Schimmer um seine Wangen legte. Hatte er ihn etwa erneut in eine unangenehme Position gebracht? Hastig blickte er vom Skizzenbuch des Gelockten weg, schaute ihn stattdessen entschuldigend an, bei seiner Frage leicht, wenn auch etwas zögerlich nickend. „Bitte verzeih mir, Julian. Man soll einen Künstler bei seiner Arbeit unter keinen Umständen stören! Es hat mich nur so fasziniert, ja wenn nicht sogar verzaubert zu sehen, was du in solch kurzer Zeit für Werke zaubern kannst! Vielleicht liegt doch etwas Magie in der Kunst…oder zumindest in deiner.“, er wagte sich schief zu lächeln, musterte ein wenig unsicher das Gesicht des Blonden. „Wenn du möchtest kann ich mich vielleicht wo anders hinsetzen solange du arbeitest, doch wenn ich ehrlich sein darf, dann würde ich es bevorzugen, wenn ich bei dir bleiben könnte und mich bemühe nicht hinzuschauen während du zeichnest, auch wenn es wirklich schwierig ist solch einer Faszination zu widerstehen. Sag, wie lange beschäftigst du dich schon mit deiner Kunst? Es mag vielleicht etwas sein, was nicht in meinem Interesse liegen sollte und wo ich mich niemals einmischen sollte, doch wenn du nicht bereits Geld mit deiner Kunst verdienst, solltest du dies eventuell versuchen. Ich könnte einer deiner ersten Kunden sein! In einigen Tagen werde ich meine Wohnung verlassen und an einen Ort ziehen, indem ich mich wohler fühlte als in diesen kalten, viel zu modernen Wohnbereiche in der Innenstadt, wenn du verstehst, und dafür würde ich ganz sicher auch neue Kunstwerke brauchen, die es etwas heimischer aussehen lassen.“

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