Danger Danger
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High Voltage
 
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 Deep in the middle of me I can be fantasy

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Kauzi
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BeitragThema: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Fr Jul 25, 2014 10:26 pm

Kiefernadeln knirschten unter seinen Pfoten und der herbe Geruch von Harz stieg ihm in die Nase. Er hatte beinahe das Gefühl den bernsteinfarbenen Baumsaft schmecken zu können. Vermutlich war der Baum, der gerade blutete, einige hunderte Meter entfernt, doch mit dieser Nase konnte Ethan alles riechen. Auf seinen Geruchssinn konnte er sich verlassen, er sagte ihm mehr über diesen Wald als seine Augen oder Ohren es je könnten. Jede Facette konnte er riechen. Das Holz der Bäume und den modrigen Erdboden, das Salz, das vom Meer hinüber geweht kam, die Algen, die auf den Steinen im nahen Bach wuchsen und die Eichhörnchen, die weit über ihm durch die Äste huschten. Sie rochen nach Blut und nach Nüssen. Ethan war hungrig, und wenn sich eines nach hier unten verlieren würde oder ein Kaninchen seinen Weg kreuzte, dann würde er zuschnappen. Zurück in menschlicher Gestalt ärgerte er sich häufig über den metallischen Geschmack im Mund, aber in diesem Moment konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Der Vollmond war nah, und auch, wenn er gegen den weitverbreiteten Glauben nicht an die Mondphasen gebunden war, wenn es um seine Verwandlung ging, fühlte er sich um diese Zeit in Wolfsgestalt viel wohler. Ein unangenehmes Kribbeln und Jucken erfüllte dann seinen ganzen Leib, bis er sich zurückverwandelt hatte. Als Wolf war er groß, größer als ein normaler Wolf, beinahe so groß wie ein kleines Pony. Ethans Fell war dicht und dunkelbraun und die beiden unterschiedlichfarbenen Augen stachen wie Edelsteine aus seinem Fell heraus. Mit einem Hecheln hielt die große Gestalt in seinem Lauf inne. Er war hin und wieder ohne sein Rudel unterwegs. Werwölfe hatten viel kleinere Rudel als Wölfe, sie waren nur zu sechst, und doch fühlten sie sich wohler, wenn jeder sein eigenes Revier hatte. Einige Hektar Wald, die sie ganz für sich alleine ablaufen konnten, wirkten manchmal wahre Wunder. Wenn Ethan sich unruhig fühlte, kam er hierher. Das Rennen schüttelte jeglichen Frust von ihm ab, und auch, wenn er selbst in dieser Gestalt noch den Verstand eines Menschen hatte, war es ein Leichtes, die Zügel aus der Hand zu geben und sich auf tierische Instinkte zu konzentrieren. Hechelnd ließ der Wolf die Zunge hängen und schüttelte das dichte Fell, in dem sich einige Kiefernnadeln verfangen hatten.
Das Reh roch er, bevor er es sah. Es stand zwischen einigen Bäumen auf einer Lichtung und graste. Der Wind war günstig, sodass es ihn nicht wahrnahm. Ein normaler Wolf wäre ohne sein Rudel aufgeschmissen gewesen gegen die Schnelligkeit des Tieres, aber Ethan war kein normaler Wolf. Einige Schritte pirschte er sich langsam heran, dann spannten sich die Muskeln unter dem dunklen Fell an. Er schoss nach vorn wie ein gespannter Armbrustbolzen. Er konnte die Angst des Rehs riechen, als es sich herumwarf um zu fliehen. Sein Herz hämmerte schneller und schneller, je näher die schnappenden Wolfskiefer kamen. Die Sehnen an seinem Hals zerrissen zwischen seinen Zähnen wie dünne Seidenfäden und metallisches Blut sprudelte in seinen Rachen. Bei seiner schieren Größe war selbst ein Reh nur in wenigen heftigen Bissen deutlich dezimiert, aber dennoch stillte es seinen knurrenden Magen deutlich. Ethan verzichtete darauf, sich als Wolf voll zu ernähren. Wenn er vor der Verwandlung einen vollen Magen hatte, dann hatte er später bestenfalls Appetit und eigentlich beließ er es auch gerne dabei. Hin und wieder schlug es ihm unangenehm auf den Magen auf, wenn er an sein Festmahl als Wolf zurückdachte, obwohl er es mittlerweile gewohnt sein sollte. Unter seinen Zähnen gab ein Knochen mit lautem Krachen nach. Das Fell um sein Maul troff vor Blut, das er nur gelegentlich mit der Zunge beiseite leckte. Ethan war vorsichtig, nicht zu viel Wild zu reißen, immerhin war sein Revier nicht allzu riesig und er wollte nicht mehr fressen, als es ein gesundes Mitglied des Ökosystems getan hätte. Seine Familie hatte ihm beigebracht, umsichtig mit seiner Umwelt umzugehen und Ethan hielt sich gern an ihren Rat.
Er war gerade zu den schmackhaftesten Innereien vorgedrungen, als gegen den Geruch des toten Rehs hinweg ein anderer Geruch zu ihm durchdrang. Er war menschlich, oder, naja, eher ein Fabelwesen. Aber welches, das konnte er nicht zuordnen. Bedrohlich stellten sich seine Ohren auf und sein Schwanz zuckte. Das ganze Gebiet war Privatbesitz und umzäunt, eher, um Eindringlinge zu schützen und Wilderer abzuhalten, die es auf Werwolffänge abgesehen hatten, aber für einige Fabelwesen mochte das durchaus kein Hindernis darstellen. Hatte der Zaun etwa schon wieder eine Lücke? Oder war der Eindringling von der Seeseite aus gekommen, an der der Zaun nur einige Kilometer weit ging? Was es auch war, Ethan war gerade zu berauscht und in seinem animalischen Denken verankert, als dass er die Sache einfach auf sich hätte beruhen lassen können. Mit einem beinahe leidigen Ausdruck in den Augen ließ er von seiner Beute ab und reckte den Kopf in die Höhe, um die Spur zu wittern. Es war nicht schwer, der unbekannte Geruch erfüllte seine Nasenlöcher leicht. Ethan musste ein Heulen unterdrücken, bevor er der Spur folgte. Wie ein roter Faden schien sie ihn durchs Unterholz zu führen bis zu einem Waldweg, der zwar nicht als solcher gekennzeichnet war, jedoch als Trampelpfad durchging. Dort war der Eindringling, ihm den Rücken zugekehrt in die Betrachtung einiger Sträucher vertieft. Von hier aus konnte Ethan keine ungewöhnlichen Merkmale erkennen, aber vielleicht war er auch wirklich vollkommen in seiner menschlichen Tarnung. Aufgrund der langen Haare und der zierlichen Gestalt war Ethan im ersten Moment von einer Frau ausgegangen, aber als er ein dunkles Knurren ausstieß und die Gestalt sich umdrehte, blickte ihn ein junger Mann an. Der Wolf war so hoch, dass ihre Schultern beinahe auf der gleichen Höhe lagen. Wenigstens hatte der Fremde den Anstand im ersten Moment zu erschrecken. Mit aufgestellten Nackenhaaren trat Ethan näher an ihn heran, bis sie schließlich nur noch wenige Meter voneinander trennte. Er roch so fremdartig und unbekannt, doch seine wahre Form wollte sich ihm einfach nicht offenbaren, sodass Ethan frustriert gegen seiner Brust sprang. Das schiere Gewicht des Wolfes allein reichte aus, um den Eindringling zu Boden zu werfen und ihn dort festzunageln. Er konnte ihn mit hochgezogenen Lefzen in Ruhe betrachten. Sein Gesicht war hübsch und seine Augen sanft, dennoch hatte er hier nichts zu suchen! Schnuppernd drückte er die Nase gegen seine vollen Haare und seinen Hals in der Hoffnung auf irgendwelche Hinweise auf seine Herkunft, doch es waren keine zu finden und der Welf legte frustriert die Ohren an.

Stille und gedämpfte Stimmen erfüllten Julians Kopf, die gleichen Geräusche wie immer um diese Zeit. Schmerz pulsierte durch seine Adern. Es war das Nervengift und der langsam abklingende Schmerz in seinem Rücken. Alle hatten den Raum verlassen und dennoch spürte er noch ihre Blicke auf sich. Die Blicke waren fast noch schlimmer als das Herumwerkeln an dem Loch in seinem Rücken. Sie wussten vermutlich nicht, wie unangenehm es ihm war, dass es beinahe körperliche Schmerzen bereitete und selbst wenn, es hätte sie wohl dennoch nicht gestört. Alle zwei Tage zerrten sie ihn aus der kleinen Zelle, in der sie ihn seit drei Monaten festhielten und schnallten ihn auf einem kalten Metalltisch fest, um die Pilze zu ernten, die sie in seinem Rücken züchteten. Es war nichts Unnatürliches, sie wuchsen dort von ganz allein, aber sie zu entfernen bereitete ihm Schmerzen, fast als würde man jemandem einfach einen Finger abschneiden. Die Gitterstäbe waren Julian zuwider, er verstand nicht, warum sie ihn so behandelten. Sie sprachen kaum mit ihm, dirigierten ihn nur mit harschen Worten von A nach B. Anfänglich hatte Julian nicht verstanden, warum sie ihn festhielten und warum sie die Pilze wollten, doch mittlerweile war es ihm klar geworden. Sie trockneten sie und dann verkauften sie sie für unsagbar viel Geld. Anscheinend waren es Drogen, eine Verwendung, auf die Julian niemals von allein gekommen wäre, doch Menschen waren in dieser Hinsicht durchaus fantasievoller.
Ein leichter Ausweg schien es gewesen zu sein, einfach die menschliche Tarnung aufrecht zu erhalten, sodass das Loch in seinem Rücken verschwunden war, versteckt unter Haut und Knochen, doch dagegen hatten die Männer eine einfache wie schmerzhafte Lösung gehabt. Einmal in der Woche spritzten sie ihm eine klare Flüssigkeit in den Hals, die ihn daran hinderte, sich zu tarnen. Alles war ihren Blicken ausgesetzt: von den langen Ohren über die spitzen Zähne bis hin zu dem löwenähnlichen Schweif und natürlich dem Loch in seinem Rücken, das von innen einem ausgehöhlten Baumstamm ähnelte. Wenn die Ernte beendet war ließen sie ihn zwar sein ausgewaschenes T-Shirt wieder über ziehen, doch trotzdem konnte Julian nicht anders, als Tag und Nacht mit dem Rücken zur Wand zu hocken. Erst vor zwei Tagen hatte er einem der Männer erneut in die Hand gebissen in der Hoffnung, bei dem entstehenden Tumult fliehen zu können, aber er war nicht weit gekommen. Es gab niemanden, der ihn hier rausholen könnte, niemand vermisste ihn so wirklich und kein Vermieter wartete vergeblich auf sein Geld, aber Julian wäre gerade lieb gewesen, wenn ihn jemand gesucht hätte. So, wie die Lage momentan war, würde er hier in Gefangenschaft bleiben, bis er verrottete.
Er war müde und hatte sich auf seinem provisorischen Lager zusammengerollt, als er Schritte hörte. Es war keine Essenszeit, was also wollten sie von ihm? Ihre Ungeduld würde die Stümpfe in seinem Rücken auch nicht schneller nachwachsen lassen. Seine Ohren zuckten unruhig und er hob sorgenvoll den Kopf. Seit sie ihn gefangen hatten hatte er kaum gesprochen, aber es schien ihm irgendwie notwendig, die fremde Gestalt vor seiner kleinen Zelle zu adressieren.
„W-Wer bist du?“, fragte er mit einem leisen Knurren in der Stimme. Misstrauisch richtete er sich auf, drückte sich weiter nach hinten. Etwa noch mehr Menschen, die seine wahre Identität erfahren sollten? Der junge Mann war kaum älter als er, dunkelhaarig und tättowiert, aber er wirkte nicht so recht wie ein Mitglied des Drogenkartells. Julian stieß ein leises Fauchen aus, als er sich an dem Schloss zu schaffen machte und legte die Ohren eng an den Kopf an. Sein Schweif wirbelte den Stau am Boden auf.
„Verschwinde, wenn sie dich erwischen, stecken wir in große Schwierigkeiten!“
Sein Stimme kam ihm fremd vor und es fühlte sich an, als wäre es nicht seine eigene. Er wagte es nicht, näher an die Tür zu treten, selbst, als diese sich öffnete. Julian wusste, dass er sich eigentlich freuen sollte, aber solange er nicht wusste, was der Fremde von ihm wollte, konnte er nichts anderes verspüren als Furcht. Er sollte seinen Rücken nicht ansehen, er sollte ihn nicht ansehen. Ängstlich verbarg er das Gesicht zwischen den Händen und vergrub die Finger in den wilden blonden Locken.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Jul 26, 2014 12:29 am

Die Welt war ein faszinierender Ort und es war fast schon eine Schande, dass er so lange nichts davon gesehen hatte. Chris‘ Neugier hatte ihn bereits an vielerlei Orte gebracht, die seine grünen Augen noch nie zuvor gesehen hatten. Er hatte das Grün der Natur erblicken können, konnte die in den Himmel ragenden Wolkenkratzer in all ihrer Pracht bewundern, den Lärm und das Gewimmel, doch am liebsten war ihm immer noch die Ruhe, all das, was der Mensch nicht seiner Macht hatte, die wilden Seiten des Lebens, was ihn an die Ruhelosigkeit des Ozeans erinnerte. Am meisten genoss er jedoch das Gefühl des festen Bodens unter seinen Füßen. Der weiche Sand, oder die kleinen Kieselsteine, feuchtes Gras, das ihn kitzelte, selbst der Asphaltboden, der an den meisten Stellen ausgelegt worden war, faszinierte den jungen Mann. Wie sollte es auch nicht, wenn er noch nie zuvor etwas mit nackten Füßen hatte berühren können? Aufgewachsen in den Tiefen des endlosen Ozeans hatte er mit seiner Familie nicht viel von der Welt da draußen mitbekommen, abgesehen von vielen Verschmutzungen, Schiffunglücken und Flugzeugabstürzen. Manchmal verirrten sich Fischerboote in ihre Gegenden und fingen all die Fische und Säuger ein, die sich in ihren Netzen verfingen. Irgendwann wollte Chris wissen wer dieser Mensch war und wollte versuchen etwas dagegen zu tun, in Menschengestalt natürlich, damit seine Artgenossen nicht eines Tages komplett von einer Spezies ausgelöscht werden wurde. Doch Menschen waren meist blind und ignorant, oft auf ihren eigenen Vorteil bedacht, wenn auch zum Glück nicht viele.
Er hatte eine Gruppe kennengelernt, die ihn verstand, die so war wie er und es sogar nicht als seltsam empfanden, dass er tagein tagaus auf Schuhe oder gar Socken verzichtete, dass er jeden Stein und jedes Sandkorn gerne auf seiner Fußsohle spürte und genoss, ja sie verstanden sogar seine Verbundenheit zu jeglicher Art der Natur, seine beinahe schon kindliche Faszination, die über seinen Lebensraum, der natürlich rein offiziell der Ort war, mit dem er sich hauptberuflich beschäftigte- was auch tatsächlich so war- und nur aus professionellen Gründen ein hohes Interesse am Leben im Wasser zeigte, hinausging.
Oft erwischte der Blondschopf sich selbst dabei wie er begann sich in dieser neuen Welt ein wenig zu verlieren und vielleicht sogar etwas zu integrieren und trotzdem konnte er nicht auf ewig seine Gestalt aufrechterhalten. Nachts liebte er es die Zeit unter Wasser zu verbringen, ganz die Meerjungfrau zu sein, die er nun einmal war und sich im salzigen Wasser wohl zu fühlen. Wenn einige seiner Menschenfreunde das gewusst hätten, wären sie vielleicht nicht mehr so angetan von ihm. Seit man wusste, dass es sie gab, die Fabelwesen, hatten sie begonnen Jagd auf jeden Einzelnen von ihnen zu machen. Sie hatten Angst, unbegründete Angst vor einer Bedrohung, die in Wirklichkeit keine war, sodass niemand von ihnen jemals sich freiwillig vor den Augen anderer in der Öffentlichkeit offenbarte. Es war tragisch und bereitete dem jungen Mann nicht selten Kopfschmerzen, die er versuchte mit einem langen und ausgiebigen Spaziergang und dem routinierten Schwimmen durch das endlose freie Gewässer loszuwerden. Heute hatte er sich gegen seinen Lebensraum entschieden.
In der Nähe seines Hauses hatte sich ein Wald erstreckt, den er bis jetzt noch nie betreten hatte. Chris wusste nicht warum, doch etwas hatte ihn immer davon abgehalten, doch die Neugier schien diesmal die Überhand über den schmalen Leib gewonnen zu haben.
Das Grün seiner Augen hatte hier und da einen Zaun erspäht, viel weiter weg von seinem Platz aus, doch vor ihm war keine Einzäunung oder vielleicht wurde sie nur irgendwie abgerissen und bot nun eine Art Eingang für jeden Außenstehenden an? Chris kannte so etwas wie den Besitz nicht- im Ozean hatte niemand so etwas wie den Besitz über ein bisschen Wasser gehabt, sie alle lebten dort gemeinsam und hatten die freien Gewässer aus als solche respektiert, dass in dieser Welt jedoch so etwas jedoch nicht existierte- nun, das konnte er wohl immer noch nicht so gut verstehen, auch wenn ihm bewusst war, dass die Lebenseinstellung hier eine ganz andere gewesen war und sich deutlich vom Leben unterhalb des Meeresspiegels unterschied. Doch dies war nur ein Wald, Wälder konnten doch nicht jemandem gehören? Sie waren ein Stück Natur, das den Tieren gehörte und somit durfte niemand einfach behaupten, dass es seins war!
Ohne auch nur lange über Konsequenzen und Besitz nachzudenken hatte Chris diesen Ort betreten, setzte einen Schritt vor dem anderen und genoss die feine Erde, das Gras und die alten Blätter des letzten Herbstes, die teilweise aufgelöst waren und zum Organismus des Bodens gehörte, so wie kleine Stöcke und Steine, die sich in seine Füße bohrten. Der Duft war so anders, er konnte die Bäume riechen, die Blumen und alles, was hier wuchs, konnte sogar einige feuchte Stellen riechen, wo ein Bach sich seinen Weg bahnte, das zuckersüße Wasser, das diese kleine Welt bereicherte. Ach, es war so schön, so anders, alleine die Lebewesen, die ihm begegnet waren, einige zu scheu um sich ihm zu zeigen, oder auf der Stelle sitzen zu bleiben, wo sich ihre Wege kreuzten und sie stattdessen tiefer in den Wald flohen vor der großen Menschengestalt. Die Meerjungfrau nahm es ihnen nicht übel, sie waren doch so klein und ahnungslos und wussten nicht wer dieser fremde Mann war.
Mit jeder verstrichenen Minute wuchs seine freudige Laune, getragen vom kindlichen Leichtsinn traute er sich immer tiefer in den Wald hinein, erfreute sich über jeden Anblick, den das strahlende Grün seiner Augen erfassen konnte, als wäre es das erste Mal, dass er so etwas zu Gesicht bekam. Ach, wie sehr er es doch bereute nicht früher hierhergekommen zu sein! Chris war so eingenommen von der Natur und Schönheit, von den Tieren und Insekten, vom dichten Grün der Nadelbäume und der vereinzelten Laubbäume, dass er nicht das Heranschleichen eines anderen Tieres bemerkt hatte. Seine Nase war nicht gut genug um ihn zu riechen, seine Ohren nicht angestrengt genug um ihn zu hören und seine Augen starrten in eine ganz andere Richtung, erst das Knurren hatte seine Aufmerksamkeit bekommen und ließ den Langhaarigen fragend herumfahren. Mit großen Augen starrte er in die verschiedenfarbigen des großen Wolfs, der ihn angestarrt hatte, offenbar nicht froh darüber, dass er dort stand. Doch statt Angst füllte sich sein Inneres mehr mit Verwirrung, vielleicht sogar Besorgnis. Hatte er ihn vielleicht unbewusst bedroht? Abwehrend hob Chris seine Arme leicht, bleib jedoch auf derselben Stelle stehen. Vielleicht würden zu schnelle Bewegungen das Lebewesen nur aufschrecken oder wütender machen.
Der Wolf war so groß, viel größer als die, die er zu Gesicht bekommen hatte, sein Fell wirkte so weich und zottelig, dass er am liebsten seine Finger darin vergraben hätte, nur um sicherzugehen ob es auch wirklich so weich war. Seine Augen erkannten die feuchte Schnauze und nach näherem Hinsehen wurde Chris bewusst, dass es kein Wasser war, in welches der Wolf seine Schnauze getränkt hatte. Hatte er gerade eine Beute gerissen und wurde vom törichten Fremden gestört? Vielleicht wollte er den Wald vor ihm beschützen, wahrscheinlich verriet er sich durch den Geruch, durch den Ozean, der hier nicht willkommen war? Fragen über Fragen füllten seinen Kopf, dass er nicht einmal die Chance bekam seinen Mund zu öffnen und auf die Gestalt einzureden und als er dies tun wollte, hatte sich dieser bereits auf ihn gestürzt. Chris stieß einen überraschten Laut aus, als das Gewicht des Wolfes ihn zu Boden sinken ließ, auf den er hart aufprallte und für einen Moment unangenehmen Schmerz im Rücken verspürte. Äste hatten sich in seine Haut gebohrt, gepaart mit einigen spitzen und auch runden Steinchen, während das Gewicht der Pfoten ihn noch tiefer in die Erde drückten. Zum Glück hatte er genügend Selbstbeherrschung, dass er seine menschliche Form nicht ablegte, wäre es wohl auch alles andere als ein angenehmes Gefühl für den jungen Mann gewesen und vielleicht würde es das Lebewesen nur noch stärker verstören!
„E- entschuldige bitte, habe ich dir Angst bereitet? Ich wollte dich nicht belästigen und dich stören, verzeih bitte, ich wollte ganz sicher keinen Wolf erschrecken oder erzürnen! Wahrscheinlich verstehst du nicht einmal, was ich sage, es sei denn du bist kein normaler Wolf, immerhin bist du so groß und-“, Chris hielt inne. Rede er da gerade wirklich auf einen knurrenden Wolf ein? Er wollte lachen, doch auf der anderen Seite war es nicht einmal abwegig gewesen- hätte nicht ein herkömmliches Tier bereits mit seiner Schnauze nach ihm gegriffen, hätte versucht ihm ihn zu beißen, damit er außer Gefecht und keine Gefahr für ihn war? Doch dieses vierbeinige Wesen hatte stattdessen begonnen ihn zu beschnuppern, mit seiner kalten Schnauze über seine Wange gestrichen, seine Ohren gekitzelt, dass er ein leises Kichern unterdrücken musste. „Du bist kein herkömmlicher Wolf, nicht wahr? Ich habe bestimmt gegen eine Regelung gebrochen, die ich nicht kenne. Es sei denn du springst gerne fremde Leute an und…i-ich denke, dass das auch völlig okay ist, solange du ihnen nicht wehtust…“, nervös streckte er seine Hand nach dem dunkelbraunen Fell des Fremdlings, es vorsichtig streichelnd, alleine aus purer Neugier heraus, und es war weich! „Ich will dir wirklich nichts tun, du brauchst mich nicht zu beißen oder zu kratzen, ich wollte dir oder deinen Tierfreunden hier niemals wehtun.“, versicherte Chris mit sanfter, ruhiger Stimme, betrachtete dabei nebenbei die große Wucht des Wolfes. Sein Gewicht begann unangenehm auf seinem Körper zu lasten, doch er wollte ihm noch die Ruhe und Zeit geben sich zu beruhigen und vielleicht von ihm abzulassen. Es wäre zu ihrem Besten gewesen und der Blondschopf hatte gelernt geduldig mit anderen Individuen umzugehen, ganz gleich in welcher Situation sie sich auch befanden.


Sie hatten sich lange auf diese kleine Mission vorbereitet, in einem kleinen Keller eines alten, verlassenen Wohnkomplexes, was nur von menschlichen Junkies, Obdachlosen oder Jugendlichen besucht worden war. Manchmal befanden sich auch Fabelwesen unter ihnen, genügend ohne Dach über einem Kopf gab es hier auf jeden Fall.
Die nackte Glühbirne beleuchtete einen langen Metalltisch um den sie sich versammelt hatten, viele verschiedene Wesen, alle verschiedenen Aussehens- hier brauchten sie sich nicht voneinander zu verstecken, hier wussten sie was sie waren und sie trugen ihr Aussehen mit Stolz, wenn sie es sonst schon jedes Mal verstecken und verleugnen mussten, damit ihnen nichts geschah. Blake hatte dieses Leben ein wenig satt, doch er wusste, dass sie es nicht schaffen konnten heute oder morgen all dem ein Ende zu setzen, es war ein weiter Weg und wer wusste schon wie weit er gehen würde, vielleicht sogar noch nach seinen Lebzeiten, doch der Tag würde kommen, wo sie nicht mehr in Unterdrückung und Angst leben mussten, dass man sie ermorden, erniedrigen, versklaven oder verstümmeln würden. Dieser Gedanke war es wert dafür zu kämpfen und vielleicht sogar sein Leben dafür zu lassen. Noch waren sie klein, doch er wusste, dass an jedem Ort irgendwo eine Gruppe war, die versuchte Ihresgleichen vor dem Menschen zu retten und sich ihre Freiheit zu erkämpfen. Die meisten Vorgehensweisen dieser kurzlebigen Egoisten waren illegal und eine dieser illegalen Tätigkeiten hatte ihre Gruppe ausspionieren können und nach tagelanger Planung waren sie bereit das unterirdische Lager zu stürmen und jeden zu befreien, der dort gefangen gehalten worden. Es war ein Drogenkartell, wie es sich herausgestellt hat, eines, das aus bestimmten Teilen der Fabelwesen Rauschmittel herstellten und sie teuer verkauften. Doch dem würden sie ein Ende setzen! Der Dunkelhaarige war selbst eins von Menschen gefangen genommen worden, sie hatten ihn offenbar ausspioniert und eines Abends gefangen und eingesperrt, ihn gefoltert, unter Drogen gesetzt und ihm eines seiner wertvollen Hörner abgesägt. Automatisch fuhren seine Finger über den Stumme, der einst ein schönes symmetrisches Horn gewesen war. Es erinnerte ihn jedes Mal daran, wofür er kämpfte und was der Tätowierte erstrebte.
Sie wurden in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt, man hatte ihnen Waffen ausgeteilt, etwas, was keiner von ihnen gerne bei sich trug, schon gar nicht gerne, weil genau mit solchen Geräten ihr eigenes Leben oft genug ausgelöscht worden war, doch es war nur zur Verteidigung gedacht, in den schlimmsten Fällen, die ihnen widerfahren werden konnten- bis jetzt war Blake froh, dass er seine Handfeuerwaffe nie einsetzen musste, dass es nie zum äußersten Fall gekommen war und er nach getaner Arbeit das Teil wieder im Schrank verstauen konnte.
Nach den letzten Besprechungen hatten sie den Raum hinter sich gelassen, die Pläne im Feuer eines angezündeten Mülleimers verbrannt und ließen diesen kleinen Keller hinter sich, der nur zum Treffpunkt gut geeignet war, weil er nah an dem Zielort lag, welches sie in einigen Minuten stürmen wollten. In der Dunkelheit der Nacht hatten sie sich herangeschlichen, leise wie eine Katze, getarnt als Gestalt eines Menschen. Alles, was darauf folgte, war ein schnelles Unterfangen. Sie waren eingebrochen, hatten mit Elektroschockern und Knüppeln oder gar den blanken Fäusten die wenigen Menschen bewusstlos geschlagen und sich den Weg weiter in das Labor gebahnt. Viele waren nicht mehr tätig, hatten sich vielleicht nach getaner Arbeit schlafen gelegt und die wenigen Wachleute hatten sie kurz und schmerzlos ebenfalls ins Reich der Träume befördert. Ab da ging es darum die Gefangenen zu befreien- es waren wenige Zimmer, insgesamt nur drei Stück, von denen eines ihnen völlig fremd war, zumindest schien ein weiteres Exemplar auf diesem Boden nicht zu existieren.
Schleichend hatte sich Blake in eines der Räume gewagt, ging mit schnellen, jedoch leisen Schritten hinein, sich dabei prüfend umschauend bis ihm der verdächtige Käfig auffiel, welches ein Lebewesen beherbergte.
Bingo!
Mit einem triumphalen Blick eilte er auf das arme Lebewesen zu, ihn nur kurz musternd. Er würde nachher schon mehr Zeit finden ihn sich genauer anschauen zu können, doch schien er jung zu sein, definitiv nicht älter als der Faun, der er eigentlich war, war. „Ich komme um deinen Hintern hier rauszuholen, einen Moment!“, seine Finger umfassten das Schloss, fingerten ein wenig an dem Ding herum, hielt jedoch im nächsten Moment inne, als das Fauchen des Fremden in seinen Ohren erklang, gefolgt von den ängstlichen Worten. „Heey, mach dir wirklich keine Sorgen, niemand erwischt mich und ich bringe dich hier weg, damit diese Menschen dir nicht noch mehr wehtun, vertrau mir!“, seine hellblauen Augen starrten zum Lockenkopf herüber, blickten ihn ehrlich an, auch wenn der Kurzhaarige es bezweifelte, dass er gerade sein Gesicht sehen konnte, nicht, wenn er sein eigenes verbarg. Er konnte die Angst des Fabelwesens spüren und auch gut erkennen, eine Angst, die er ganz gut verstehen konnte. Umso schneller brachen seine geschickten Finger mithilfe seines Werkzeugs das Schloss auf, öffnete die schwere, leise quietschende Tür, dabei den Fremdling freundlich anlächelnd. „Siehst du? Ich bringe dich hier raus! Komm, draußen waren zwei Vans auf uns, wir müssen schnell los, ehe die Dummköpfe erwachen und merken, dass hier was nicht stimmt!“, er streckte dem Anderen seinen Arm entgegen, ihn dabei hoffnungsvoll anschauend, froh darüber, dass er ihm nächsten Augenblick offenbar nicht zu lange zögerte und seine Hand umfasste, sodass sie schnellen Schrittes von hier wegrennen konnten. Einige aus seiner Gruppe hatten sich währenddessen die Freiheit genommen einige ihrer Drogen zu zerstören, hier und da einiges umzuwerfen. Das hatten sie auch allemal verdient, ja sogar mehr, doch darüber nachzudenken war jetzt viel zu überflüssig!
Wie versprochen hatten zwei Vans auf sie gewartet, sie waren die letzten gewesen, die hinten einstiegen, ehe sie mit quietschenden Reifen davonfuhren, dort, wo sie hoffentlich niemand finden konnten.
Es war eine stille Fahrt, zumindest für Blake und dem geretteten Wesen, das sich offenbar viel zu gerne gegen die kalte Vorrichtung des Wagens presste, sowohl den Blick als auch die großen Ohren gesenkt hielt. Sorgenfalten benetzten die Stirn des Tätowierten. Er konnte sich grob vorstellen, was der arme Junge alles mitgemacht haben musste und wie schwer es jetzt wohl für ihn war das alles zu verarbeiten, umso mehr hoffte er, dass er ihn vielleicht später irgendwie aufmuntern konnte.
In ihrem eigentlichen Hauptquartier hatte man alle geretteten Lebewesen freundlich aufgenommen und aus Respekt ihnen schnell die Zimmer gezeigt, die sie solange beziehen konnten, bis die Drogen ihre Wirkung verloren hatten und sie wieder gesund und bereit waren das Leben da draußen weiterzuführen. Natürlich würde man ihnen auch die Möglichkeit anbieten bei ihnen zu bleiben und gegen diese Art von Grausamkeit zu kämpfen.
Blake hatte seine Waffen abgelegt und die Jacke achtlos beiseite geschmissen, dann durfte er sich um seinen Schützling kümmern, ihm zumindest seinen Wohnraum zeigen und ihm zeigen, wo er sich waschen und ähnliches konnte. Erneut huschte ein freundliches Lächeln über die schmalen Lippen als sich die blicken der beiden trafen. „Ich zeig dir mal, wo du wohnen kannst. Es sind vielleicht keine Luxuszimmer aber definitiv viel angenehmer als eine dumme Zelle. Folge mir.“, mit einer Handbewegung machte er dem Fabelwesen deutlich, ihm einfach zu folgen, trottete gemütlich die Treppen hinauf, ehe sie sich in einem Gang befanden und bis zum vorletzten Zimmer wanderten, welches er mit dem Schlüssel, der ihm gegeben worden war, öffnete, vor dem Fremden eintretend, als dieser ihn zögerlich anblickte. War vielleicht nicht die feine englische Art, wie man so gerne sagte, doch war es besser als sich peinlich berührt anzustarren. „Tadaa, da ist ein Bett, hier ist ein großes Fenster und da ist sogar ein Schreibtisch und ein Fernseher für Langeweile. Du kannst hier so lange bleiben wie du möchtest, im Moment willst du dich bestimmt nur ausruhen und endlich diese lästige Drogen losbekommen. Wir könnten versuchen eine Bluttransfusion zu machen, dafür müssen wir aber wissen welches Blut du verträgst und was du eigentlich bist. Aber bevor der ganze Blödsinn anfängt- ich bin Blake!“, er streckte seine Hand dem Fremden entgegen, ihn etwas erwartungsvoll anblickend. Irgendwie schien ihm das alles sehr unangenehm zu sein.
Verwirrt kratzte er sich mit der anderen am Hinterkopf, legte erneut seine Stirn in Falten, dabei den Kopf etwas zur Seite neigend. „Du fühlst dich nicht so gut, oder? Verständlich, Ewigkeiten in Gefangenschaft zu hocken ist kein Spaß, besonders nicht, wenn sie einem immer wehtun. Warte mal, vielleicht fühlst du dich besser, wenn ich einfach nicht zu sehr aussehe wie sie.“, Blake schloss kurz seine Augen, legte seine menschliche Tarnung ab und ließ es zu, dass statt seiner gepiercten Menschenohren lange Öhrchen wie die einer Ziege zum Vorschein kamen, an den Stellen seiner kurz geschorenen Haare die Hörner, oder zumindest ein Horn, hervortrat und anstatt seiner Füße jetzt Hufen den Boden berührten. Ah, verdammt! Seine Schuhe! Mit einem leisen Lachen und unbeholfenen Schritten hatte er sich auf den herumstehenden Stuhl gesetzt, zog sich schnell die schweren Stiefel aus, die nun nicht mehr gut seiner Fußform sich anpassen konnten, sodass seine Hufen zu bewundern waren. „So…besser?“

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Kauzi
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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Jul 26, 2014 8:57 pm

So gerne Ethan auch eine Rechtfertigung gehabt hätte, um dem unwillkommenen Besucher einen gehörigen Schrecken einzujagen, suchte er hier wirklich vergebens. Mehr als ein wenig Nervosität schien er dem Blonden nicht entlocken zu können, der wie ein Wasserfall losplapperte. Vielleicht war das ja auch seine Art, mit Stress umzugehen, aber wirklich angsterfüllt wirkte er nun wirklich nicht. Ethan konnte so etwas riechen, zu mindestens in seiner Wolfsgestalt, und außer ein wenig Herzrasen konnte er nichts ausmachen, was ihn weiter beunruhigen sollte. Seinen Geruch konnte er allerdings immer noch nicht zuordnen, so sehr er sich auch anstrengte und die Nase in die langen Haare drückte. In seinem Wortschwall ließ der Fremde leider auch kein Wort davon fallen, wer er eigentlich war, nur, dass er nichts Böses wollte. Ethan brauchte nur das Gesicht zu betrachten, um ihm zu glauben. Der Mann sah nicht aus wie ein Lügner, er hatte keine besorgniserregenden Utensilien dabei und hatte wirklich eher gewirkt wie ein Spaziergänger, nicht wie ein Wilderer. Zwar konnte Ethan jedes Wort verstehen, antworten konnte er jedoch nicht. Alles, was er dem Fremden anbieten konnte, war, das Knurren einzustellen. Er hatte den Kopf noch einmal gehoben, um sich den Blondschopf nicht nur über seine Nase anzusehen und musste sagen, dass er doch positiv überrascht war. Der Kleinere war hübscher, als er auf den ersten flüchtigen Blick wahrgenommen hatte. Und er musste entweder sehr mutig oder sehr dumm sein, wenn er auf gut Glück einfach eine Hand nach ihm ausstreckte! Wäre er einfach nur ein zu großer geratener wilder Wolf gewesen, hätte der andere sich jetzt wohl von seinen Fingern oder gar der ganzen Hand verabschieden können, doch Ethan ließ ihn gewähren. Seine Neugierde war zu groß, und überrascht stellten sich seine Ohren auf, als die Finger über sein Fell strichen. Das wilde Tier in ihm war nicht so dominant, dass ihm die Streicheleinheit nicht gefallen hätte und der große Körper entspannte sich augenblicklich ein wenig und ließ hechelnd die Zunge hängen. Irgendwo war sein Verstand in dieser Form doch zu etwas Primitivität verdonnert, immerhin hätte er sich in Menschengestalt nicht so einfach damit zufrieden gegeben, wenn ihm jemand liebevoll den Kopf getätschelt hätte! Eine Weile lang ließ er die Hand des Blonden über sein dichtes Fell fahren. Aus seinen Worten hatte Ethan geschlussfolgert, dass er wirklich nicht von hier kam und er wusste wohl genauso wenig wie er selbst, mit was er es denn eigentlich zu tun hatte.
Es war beinahe etwas schwer, sich von den Streicheleinheiten loszureißen und Ethan musste einem inneren Drang widerstehen, sich gleich vor dem Fremden auf den Rücken zu werfen und um weitere Zuwendung zu betteln. Das würde es nur noch peinlicher machen, wenn er sich schließlich zurückverwandelte! Der buschige Schweif wedelte ruhig hin und her, während er darauf wartete, dass der Fremde sich den Schmutz von der Kleidung geklopft hatte und ihm wieder ganz seine Aufmerksamkeit zuwandte. Ethan wollte mit ihm reden, aber dafür musste er sich zurückverwandeln. Das jedoch konnte er nicht vor der Nase des anderen tun, es sei denn, er wollte ihm nackt gegenüber treten. Für solche Fälle hatte Ethan überall in seinem Revier kleine Kleiderbündel versteckt, sodass er sich schnellstmöglich verwandeln konnte. Ganz hier in der Nähe war sogar eins versteckt, sodass der Blondschopf sich nur einige Minuten gedulden müsste. Etwas ratlos tappte der Wolf auf der Stelle im Kreis und setzte sich schließlich hin, dem anderen einen auffordernden Blick zuwerfend. Seine Pfoten stampften ein paar Mal auf die Erde, bis er sich sicher war, dass der andere verstanden hatte, dass er hier sitzen bleiben sollte, dann warf er sich herum und verschwand in schnellem Lauf im Gebüsch.
Er fand das Kleiderbündel nur wenige hunderte Meter entfernt in einem ausgehöhlten Baumstamm. Eine Jeans und ein Paar Shorts waren leider alles, was ihm das Paket zu bieten hatte, aber es würde reichen, um sich eine Blamage zu ersparen. Sich zu verwandeln war so kurz vorm Vollmond beinahe eine schmerzhafte Sache, und in seiner menschlichen Gestalt fühlte er sich etwas unwohl, aber er musste ja nicht den ganzen Tag so bleiben. Ethan schüttelte sich noch einmal ausgiebig, dann zog er sich an. Wie beiläufig fuhr seine Hand zu seinem Hals, wo der Fremde ihn berührt hatte und wurde unverzüglich etwas rot um die Nase. Er durfte sich nicht immer so von dem Wolf leiten lassen und sich aufführen wie ein Schoßhund, wenn er Fremden begegnete! Doch etwas in Eile suchte er den Weg zurück. Das immerhin war ein leichtes. So kurz nach der Verwandlung waren seine Sinne noch immer geschärft und er konnte die Geruchsspur zurückverfolgen. Wie er gehofft hatte befand sich der junge Mann noch immer dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Mit einem etwas unsicheren Gesichtsausdruck trat Ethan zu ihm auf den Trampelpfad.
„Ehm, ich bins, der Wolf?“, setzte er an und fuhr sich peinlich berührt durch die dunklen Haare. Wenn man genau hinsah konnte man ihn anhand seiner Haarfarbe und der unterschiedlichen Augen vielleicht sogar wiedererkennen. Er traute dem Blondschopf jedenfalls zu, dass er ein Auge für so etwas hatte. In seiner Eile hatte der Werwolf ganz vergessen, sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, weshalb er vermutlich einen etwas furchterregenden Eindruck erwecken musste. Natürlich fiel ihm sein kleiner Fauxpas erst jetzt auf, und er wischte sich erschrocken über das Gesicht, allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
„Tut mir leid, das war mein Mittagessen“, murmelte er entschuldigend und trat von einem Bein aufs andere.
„Mein Name ist Ethan, entschuldige, dass ich dich umgesprungen habe.“
Versöhnlich hielt er ihm eine Hand zur Begrüßung hin, die trotz allem prompt geschüttelt wurde. Obwohl es nicht so leicht war versuchte der Größere sich in seiner menschlichen Gestalt ein wenig zu entspannen.
„Was bist du, wenn ich fragen darf? Ich….konnte deinen Geruch nicht zuordnen, deswegen war ich nervös. Eigentlich ist hier alles eingezäunt, zur Sicherheit der anderen Leute, aber manchmal sind wohl Lücken im Zaun?“
Fragend hob er eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Fremde war ein gutes Stück kleiner als er und so schmal, dass es wohl kein Wunder gewesen war, dass Ethan ihn im ersten Augenblick für eine Frau gehalten hatte. Hoffentlich merkte man ihm seine Nervosität nicht allzu sehr an, die von seiner menschlichen Form ausging, aber es wäre wohl unfair gewesen, sich jetzt einfach wieder zu verwandeln, er wollte den Blondschopf wenigstens kennenlernen.

Julian war sich nicht sicher, ob er dem Fremden trauen sollte, aber was hatte er für eine Wahl? Er war keiner der üblichen Männer, die Tag für Tag her kamen, um ihm Essen zu bringen, aber vielleicht war er neu? Aber dann müsste er wohl das Schloss nicht aufbrechen. Nach so vielen stupiden Wochen in Gefangenschaft war sein Verstand ein wenig abgestumpft, sodass es dem Blondschopf schwer fiel die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nein, das musste die Hilfe sein, die er sich schon so lange gewünscht hatte! Wen hatte er auch erwartet? Die nette Frau, die ihm hin und wieder die abgelegten Kleider ihres Sohnes vorbeigebracht hatte, inklusive etwas zu Essen und ein paar Dollarscheine? Sie war freundlich, aber sie würde wohl kaum ein Drogenkartell überfallen, um ihm zu helfen. Sie musste gedacht haben, dass er einfach weitergezogen war und sich eine andere Straßenecke gesucht hatte, an der er „wohnen“ konnte. Wer auch immer der junge Mann vor der Käfigtür war, er hatte anscheinend einige Mühen auf sich genommen, um hierher zu kommen, also wäre es wohl undankbar von ihm gewesen, wenn er sich jetzt stur weiter in seine Käfigecke verkrochen hätte. Viel schlimmer als hier konnte es ihn doch sowieso nicht mehr treffen. Etwas zögerlich ergriff er die warme Hand seines Retters und ließ sich von ihm mitziehen, allerdings immer darum bedacht, ihm nicht seinen Rücken zuzuwenden. Sofern Julian es erkennen konnte war der Fremde ein Mensch, doch im Gegensatz zu anderen Fabelwesen verfügte er nicht über einen herausragenden Geruchssinn oder ähnliches, um die ihren anhand dessen zu identifizieren. Der dunkelhaarige Mann mochte also genauso gut auch ein Fabelwesen sein. Zu gerne hätte er selbst auch menschliche Gestalt angenommen, um sich zu tarnen und sich versteckt zu fühlen, doch noch immer hemmte ihn das Gift in seinen Adern. Er schenkte den kahlen Betonwänden und den klinisch sauberen Räumen keinen weiteren Blick mehr, er kannte sie viel zu gut, und folgte dem anderen schweigend zu den angekündigten Vans.
Ihm war nicht nach Reden zumute, weshalb sie die Fahrt schweigend verbrachten. Er wusste, dass er seinen Rettern eigentlich eine Entschuldigung schuldig war, doch im Moment konnte er noch nicht so ganz glauben, dass er dieser Hölle endlich entkommen sein sollte. Seine Ohren zuckten unruhig hin und her und nur hin und wieder wagte er einen verstohlenen Blick auf die Tattoos auf der Haut des anderen, die in seinem Blickfeld lagen. Er hatte so freundlich geredet, vermutlich wollte er wirklich nur sein Bestes, doch Julians Lippen blieben versiegelt. Er wusste nicht genau, was sie jetzt mit ihm vorhatten, vielleicht setzten sie ihn ja ein paar Straßen weiter auch einfach wieder aus und wünschten ihm einen schönen Rest vom Leben, doch so verantwortungslos gingen die Fremden, wer auch immer sie sein mochten, nicht mit ihnen um. Stattdessen brachte man sie in ein abgelegenes Reihenhaus, in dem eine ganze Menge Fabelwesen untergebracht zu sein schien. Er war zwar nicht der einzige in dem Labor des Drogenkartells gewesen, jedoch der einzige seiner Art. Huldra waren selten hier, er war zu mindestens noch nie einer begegnet, seit er hier war, weshalb viele nicht wussten, wie man sie zu handhaben hatte. In den offenen Räumen wurde es wesentlich schwieriger, immer eine Wand im Rücken zu behalten und er war froh, als der Größere endlich beschloss, ihm sein eigenes Zimmer zu zeigen. Das Gebäude könnte früher gut ein Hotel gewesen sein, die Aufteilung der Räume legte es jedenfalls nahe. Nun kam der Lockenkopf doch schon beinahe ein wenig ins Staunen. Vor seiner Gefangenschaft hatte er nur auf der Straße gelebt, und dieses Zimmer war mehr Luxus, als er in den letzten Jahren gehabt hatte. Er war eigentlich noch damit beschäftigt gewesen mit großen Augen alles genau zu mustern, aber die folgenden Worte des andern gefielen ihm nicht so recht. Bluttransfusion, das klang unheimlich, und wieso wollten sie wissen, was er war? Ängstlich legte er die Ohren an und beäugte misstrauisch Blakes Hand, dann sein Gesicht. Langsam schüttelte er den Kopf. Nein, er fühlte sich wirklich nicht besonders gut, sicher war das kein Geheimnis. Aber was wollte jemand Fremdes dagegen tun? Misstrauisch beobachtete er jede Bewegung des Größeren, etwas erschrocken, als er sich plötzlich vor seinen Augen verwandelte. Beim Anblick der langen Ohren und des weichen Fells hellte sich sein Blick automatisch auf.
„Du….Du bist ein Faun!“, stieß er begeistert aus und richtete die eigenen Ohren steif in die Höhe. Mit einem Schmunzeln beobachtete er, wie Blake sich von seinen Stiefeln befreite und trat etwas zögerlich an ihn heran, ihm beim zweiten Versuch seine Hand hinhaltend.
„Ich bin Julian“, stellte er sich dieses Mal vernünftig vor bevor er eine Hand vorsichtig nach den dunklen Hörnern ausstreckte. Nunja, von dem einen, was noch übrig war.
„Du kennst das also auch, oder?“, hakte er mit vorsichtiger Stimme nach und strich über das intakte Horn aus Angst, dass es Blake sonst unangenehm sein könnte. Etwas geistesabwesend strich er über die länglichen Ohren und ließ seine Finger ohne groß darüber nachzudenken in die weiche Mulde auf der Hinterseite der Ohren wandern, wo sein eigener Schwachpunkt lag.
„I-Ich bin übrigens eine Huldra, das…..das sind norwegische Feenwesen“, erklärte er und musste leise aufglucksen. Anscheinend gefiel es Blake genauso gut wie ihm selbst, wenn man ihn hinter den Ohren kraulte. Vielleicht hatten das alle Fabelwesen mit langen Ohren gemeinsam.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1So Jul 27, 2014 1:38 am

Also schien der Wolf tatsächlich nur irritiert gewesen zu sein und hatte ihn nicht einfach so angegriffen, weil er dies gerne machte, weil er von wilder oder gar boshafter Natur war, was er ihm ohnehin nicht einmal eine Sekunde lang unterstellt hatte oder je unterstellen wollte!
Ein warmes Lächeln umspielte die schmalen Züge des Blondschopfes als der Vierbeiner offenbar die Berührungen und das Streicheln seines Fells genoss. Bei einem wilden Wesen, das dieser Natur gehörte wäre er nicht so töricht gewesen, doch Chris war sich eindeutig bewusst, dass dies kein herkömmlicher Wolf war, dass er zwar zu ihrer Familie gehörte und sich dennoch in vielerlei Merkmalen von ihnen unterschied. Es war ein schönes Wesen, ein großes noch dazu und so gerne er den ganzen lieben langen Tag nur seine Finger im dichten dunklen Fell vergraben hätte, war der Langhaarige dennoch froh darüber als die Pfoten das Gewicht des anderen Körpers nicht mehr gegen seine Brust drückten und das Wesen ihm die Freiheit gab sich langsam zu erheben.
„Hab’ vielen Dank!“, entgegnete seine Stimme sanft, blickte das Tier freundlich an während die Finger die Erde und den restlichen Schmutz, der sich auf dem Boden befunden hatte und sich an seine Kleidung gehaftet hatte, wegklopfend. Schnell wandte er sich wieder dem Fabeltier zu, ihn etwas fragend anblickend, als dieser auf der Stelle lief und ihm offenbar etwas zu sagen versuchte- Chris war sich mehr als nur sicher, dass er jedes seiner Worte verstanden hatte, das seine Lippen verlassen hatte, so freundlich wie er mit ihm umgegangen war und nun versuchte mit seiner Körpersprache ihm irgendwie etwas klarzumachen. Wollte er etwa, dass er hier blieb? Wollte er ihm vielleicht etwas zeigen oder herbringen? Die Meerjungfrau wusste natürlich nicht genau, was das Wesen im Endeffekt tun wollte, doch er verstand, dass er hier einfach auf ihn warten sollte. Mit einem Lächeln und einem Nicken hatte er ihm hinterhergeschaut wie er auf einmal wieder in den Wald verschwand, kratzte sich verwirrt dabei am Hinterkopf. Seltsames Wesen, wirklich und dennoch so faszinierend zugleich, dass er gar nicht wieder gehen wollte. Seine Augen waren so anders gewesen und das weiche Fell schien er immer noch auf seinen Fingerkuppen zu spüren. Der Langhaarige war noch nie solch einer Kreatur so nah gekommen, hatte nie die Chance gehabt sich länger mit ihnen auseinanderzusetzen oder gar Kontakt zu ihnen aufzunehmen, in der Hoffnung, dass es in ihrem Interesse lag überhaupt mit ihm zu reden. Der Fremde hingegen schien nicht sonderbar desinteressiert an ihm zu sein, sonst hätte er ihn wohl nicht direkt angesprungen! Geduldig wippte Chris von einem Bein zum anderen, schaute sich hin und wieder um, wenn es irgendwo raschelte, in der Hoffnung, dass der große Wolf wieder zurückkehren würde, doch stattdessen hatte sich vor ihm ein ausgewachsener junger Mann erstreckt, präsentierte ihm die Muskeln seines entblößten Oberkörpers. Mit großen, neugierigen Augen hatte er den jungen Mann unter die Lupe genommen, seine nackten Füße, die ihm bereits ein Lächeln entlocken konnte, bis hin zur Jeans, seinen nackten Oberkörper und den markanten Zügen seines Gesichts. Das Haar fiel wellig und sehr zerzaust, auf seinem Gesicht klebte noch trockenes Blut, doch das interessierte ihn reichlich wenig, es waren mehr die Augen, die leuchtend hervortraten und ihm nur noch einmal die Bestätigung gaben, dass es der Wolf war, auf den er bis gerade noch gewartet hatte. Freudig hatte er einige Schritte auf die Gestalt zugewagt, bei seinen nächsten Worten mit einem leichten Kopfschütteln abwinkend.
„Bitte entschuldige dich deswegen doch nicht, es ist schon nichts dabei!“, versicherte das Meeresgeschöpf dem Wolfsmann, im nächsten Augenblick hastig seine Hand umfassend um diese zur Begrüßung zu schütteln. Sie war warm und der Händedruck fest, dass er gar nicht wirklich loslassen musste, doch sollte sich das nicht direkt allzu seltsam zwischen den beiden gestalten! „Mein Name ist Chris, freut mich zu wissen wie der Wolf heißt, der mich heute überfallen hat! Was übrigens nicht schlimm ist!“, es gab wohl weitaus schrecklichere und schlimmere Dinge, die jemanden widerfahren konnten und niemand von ihnen war verletzt worden oder hatte sich in allzu schlimme Schwierigkeiten hineingeritten, um genau zu sein war nicht einmal etwas passiert, nur, dass sich zwei fremde Fabelwesen kennenlernten und Chris die andere Gestalt des Werwolfes mit seinen grünen Augen bewundern konnte. Er musste sich wirklich zusammenreißen um nicht die ganze Zeit seinen Oberkörper zu mustern oder das, trotz des Blutes, schöne Gesicht zu lange zu bewundern, er war doch keine sechzehn mehr, wo so etwas noch irgendwie hätte verziehen werden können!
Etwas überrascht hob die Meerjungfrau seine Augenbrauen, er hätte nicht geahnt, dass Ethan nicht gewusst hatte um was für ein Wesen es sich bei ihm handelte, doch vielleicht hatte er auch einfach nie eine Meerjungfrau gewittert, wie sollte er auch, wenn Wölfe im Normalfall nicht im Ozean schwimmen oder gar tauchen gingen. Doch es erklärte zumindest seinen Unmut und das Misstrauen, sodass der Kleinere umso mehr verstehen konnte, wieso er anfangs so auf ihn reagiert hatte. „Wie rieche ich denn? Rieche ich nicht einfach nach, naja, Fisch oder so? Also ich bin eine Meerjungfrau, nur weniger Frau wie du siehst und mehr ein Mann aber ich komme eigentlich auch nicht vom Festland und lebe im Ozean, wo übrigens auch mein Zuhause ist. Von da bin ich auch hergekommen, einige Stellen sind dort nicht wirklich umzäunt und ich hab gedacht, dass es bei einem Wald eigentlich nicht schlimm sein könnte, wenn man hier ein wenig spaziert.“, nachdenklich kratzte er sich am Kinn, dabei den Kopf schief legend. „Ich muss noch ein wenig lernen, dass auf dem Festland vieles irgendwem gehört, bei uns ist es nicht so, wir koexistieren in den freien Gewässern ganz gut ohne sich einzuzäunen, aber ich wollte nicht einfach so in dein…ehm..Revier eindringen, mir gefällt die Natur einfach hier so sehr, es ist so anders und die Erde unter meinen Füßen!“, demonstrativ hob er einen Fuß an, strahlte den Fremden regelrecht voller Begeisterung an, im nächsten Moment jedoch etwas rot um die Nase werdend. Wahrscheinlich plapperte er nur wieder sinnlose Dinge, die der andere gar nicht hören wollte. Vielleicht war sein Auftauchen auch reine Zeitverschwendung für den Wolf gewesen. „Macht es dir denn etwas aus, wenn ich hier bin? Bist du so etwas wie der Beschützer dieses Waldes? Ich hoffe ich bereite dir nicht zu viele Umstände, dass du jetzt auch noch deine Gestalt wechseln musstest…ich würde es ja auch tun aber dann würde ich etwas zu sehr im Trockenen liegen.“, etwas an Ethan strahlte eine solch angenehme Wärme aus, eine, in welcher sich die Meerjungfrau sehr wohl fühlte, dass er eigentlich ungerne einfach diesen Wald verlassen wollte oder gar auf die Gesellschaft des Wolfes verzichten wollte. Gerne wäre er einfach mit seinen Fingern über die dunklen Haare gefahren, nur um herauszufinden ob sie sich genauso weich anfühlten wie sein Fell und ob es ihm genauso gefallen hätte, hätte er ihn dort berührt, doch er unterließ diese dämliche Unternehmung, wartete stattdessen auf das Urteil des jungen Mannes ab. Welches hoffentlich mild ausfallen würde!




Hah! Blake war froh, dass das verlorene Gesicht, das so gerade noch so niedergeschlagen dreingeblickt hatte, sich bei seinem Anblick nun endlich etwas erhellt hatte. Schnell stellte er seine Stiefel beiseite, erhob sich langsam um die Hand des Kleineren zu schütteln, dabei lächelnd nickend. „Exakt, ich bin ein Faun.“, erwiderte er mit einem Hauch an Stolz in seiner Stimme. Er war gerne er selbst, wieso auch nicht, er mochte seine leicht verspielte Natur, sein gesamtes Dasein und schämte sich für nichts, was ihn ausmachte, nicht einmal die Hufen, die für einige immer Ulkig ausgesehen hatten und seine untere Beinhälften ausmachten. Abgesehen davon schien es den Kleineren etwas glücklicher gemacht zu haben, was er sehr gut verstehen konnte, immerhin konnte man sich besser mit Wesen verständigen, die sich irgendwie dem Betroffenen ähnelten, selbst wenn es nur die Ohren waren, die ohne großer Kontrolle neben seinem Gesicht umher wackelten und einige Strähnen wegscheuchten, die sie berührten. Es klimperte witzig, wenn die vielen Ringe gegeneinander schlugen, etwas, was er selbst gar nicht mehr wirklich hören konnte.
„Julian also, schöner Name!“, erwiderte der Dunkelhaarige ehrlich, musterte dabei jede Regungen des Gelockten, wie er seine Hand nach dem abgesägten Horn ausstreckte und es mit den Fingerspitzen berührte. Tragischerweise spürte Blake nicht mehr viel auf der abgesäbelten Seite, als hätten sie ihm zusätzlich alle Nerven zersägt, was wahrscheinlich nicht einmal abwegig war, sodass er es nicht einmal als unangenehm empfinden konnte, abgesehen davon ließ er Julian das Privileg genießen seine alte, große Kriegswunde anfassen zu können.
„Jaa, vor einigen Jahren hatten sie mich eingefangen und an mir experimentiert und zum Schluss mir mein Horn abgenommen. Ich bin froh, dass mir das Zweite erhalten blieb. Ich verstehe also, wie es dir gerade geht und wie es sich anfühlen muss, wenn sie Dinge mit einem tun, die sie nicht tun dürfen.“, er kratzte sich leicht am Hinterkopf, blickte in die strahlend blauen Augen seines Gegenübers.
Es waren Erinnerungen, die man nicht ganz vergessen konnte und das, obwohl man die meiste Zeit damals unter Drogeneinfluss gestanden hatte, noch nicht einmal wusste, ob man wach war oder bereits schlief, weil alles so unwirklich und dumpf wirkte und irgendwann konnte man nicht einmal mehr etwas fühlen, wenn tagein tagaus immer dasselbe geschah. Das Gefühl hatte Blake erst wiederbekommen, als sie ihn gefesselt hatten und mit einer Säge begannen ihm sein Horn zu nehmen. Er hatte nicht nie in seinem Leben so geschrien, so gelitten und so viele Schmerzen verspürt, dass er glaubte, er würde die Prozedur beim zweiten gar nicht mehr bei Bewusstsein erleben können. Nun war es ihm eine Motivation und ein Antrieb.
Doch die unguten Gedanken, der bittere Zorn, der einen fahlen Geschmack auf seiner Zunge hinterließ, war schnell verschwunden, als die Finger des Blondschopfes sich ihren Weg zu seinem Ohr gebahnt hatten, begannen ihn zu kraulen, dass er genüsslich seine Augen schließen konnte. Seine Öhrchen hatten sich freudig aufgestellt, klimperten voller Zufriedenheit vor sich her, dass er sogar fast vergaß, was er eigentlich sagen wollte. Er glaubte sogar eine Art schnurren aus seiner Kehle entweichen zu lassen. Als ihm das bewusst wurde, musste der Größere sich leicht schütteln, spürte wie sich ein leichter Rotschimmer um seine Wangen herum gelegt hatte und er dem Lockenkopf ein entschuldigendes Lächeln zuwarf. „Verzeih…ich verliere mich immer ein wenig selbst, wenn man meine Ohren berührt. Du hast echt schnell meinen wunden Punkt erreicht!“, gluckste der Tätowierte, sich dabei leicht räuspernd, ehe er auf die Worte des Kleineren eingehen konnte. „Huldra? Die sind mir in der Tat ganz neu aber neue Fabelwesen sind hier immer willkommen, ich mag Vielfalt. Abgesehen davon scheinst du ganz süß zu sein!“; gluckste Blake, gefolgt von einem breiten Grinsen. Er hatte keine Ahnung von Norwegen und ihren Fabelwesen, doch wenn alle so niedlich dreinschauten wie dieses Lebewesen, würde er sich gerne etwas mehr auf diese Kultur einlassen!
Blake streckte seine Hand vorsichtig aus, fuhr über die weichen Locken des Kleinen, nahm sich dabei die Freiheit ebenfalls die weichen Ohren zu berühren, ihn sanft zu kraulen. „Nanu!“, überrascht stellten sich seine Ohren auf. „Habe ich etwa auch deinen wunden Punkt gefunden?“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Do Jul 31, 2014 8:55 am

Das fröhliche Geplappere des Kleineren ließ Ethans Mundwinkel leicht zucken. In seiner Familie waren alle treu und freundlich, aber recht schweigsam. Sein Bruder Gordon hatte vermutlich im letzten Monat nicht so viel gesprochen wie Chris in den letzten fünfzehn Minuten. Ethan genoss seine Stimme sogar, sie war angenehm und weich, und er war beinahe ein bisschen zu eingenommen, als sei Typ schließlich doch wieder verlangt wurde und er sich wohl oder übel wieder am Gespräch beteiligen musste.
„Nein, es ist nicht einfach Fisch, es ist…..“
Ethan pausierte einen Moment und ließ nachdenklich den Blick zur Seite schweifen. Manchmal war es schwer in Worte zu fassen, was er als Wolf für Sinneseindrücke gesammelt hatte. In seiner anderen Form wirkte alles so instinktiv und natürlich und er brauchte überhaupt keine Worte dafür. Jetzt welche zu finden dauerte eine Weile und er hoffte einfach, dass Chris ihn nicht für einen Dummkopf hielt.
„Es roch mehr nach Salz und…..und dieser Geruch im Sommer, wenn es geregnet hat! Frag mich nicht wieso, aber….es war ein angenehmer Geruch“, antwortete er schließlich und kratzte sich etwas peinlich berührt am Hinterkopf. Er hatte noch nie in seinem Leben eine Meerjungfrau gesehen, vielleicht nahmen viele ja gar nicht die Mühe auf sich, sich an Land und auf der Oberfläche zu zeigen, immerhin war der Ozean riesig und tief und nicht einmal die Menschen hatten ihn wirklich erforscht. Dabei steckten sie doch sonst immer in alles ihre Nase hinein. Ethan arbeitete bei einem Sicherheitsdienst, er sollte es wissen.
„Ich hab noch nie eine Meerjungfrau gesehen, wenn ich ehrlich bin, ihr kommt nicht oft hierher, oder? Es muss doch komplett anders sein als Unterwasser.“
Ethan musste gestehen, dass seine Neugierde wahnsinnig groß war den Mann ohne Tarnung zu sehen, aber das war hier auf der Stelle wohl schlecht möglich. Vermutlich hatte er Kiemen oder so und dann würde er hier ohne Wasser schnell ersticken, weshalb Ethan ihn gar nicht erst darum bat. Außerdem waren einige Wesen sowieso sehr zurückhaltend, was ihre normale Form anging, auch, wenn Ethan nicht das Gefühl hatte, dass Chris zu ihnen gehörte.
„Es ist nicht so, dass ich den Wald für mich alleine haben will, aber manchmal kann ich als Wolf etwas…..unberechenbar sein und ich möchte niemanden in Gefahr bringen.“
Ethan war zum Glück noch nie ein Ausrutscher passiert, er hatte noch nie jemanden angefallen in seinen jungen Jahren, wo die Verwandlung neu und unbekannt gewesen war und er kaum in der Lage war, sich unter Kontrolle zu halten. Mittlerweile war die Gefahr sehr gering, dass er die Kontrolle verlor, dafür hatte er sich zu gut im Griff.
„Es muss wirklich ein großer Unterschied sein. Ich kann ja leider nicht gut genug schwimmen, um mich im Meer so frei zu bewegen wie du es hier tust, du hast echt Glück!“
Manche Fabelwesen konnten in ihrer wahren Gestalt schwimmen und tauchen oder sogar fliegen. Ethan war als Wolf an genau die gleiche Erde gefesselt wie als Mensch, auch, wenn die Wahrnehmung eine ganz andere war. Aber es musste interessant sein, so viele Möglichkeiten zu haben. Er beneidete seinen Gegenüber ja schon fast ein bisschen! Chris´ Gesicht schien sich noch ein wenig mehr aufgehellt zu haben, auch, wenn Ethan nicht das Gefühl gehabt hatte, dass das noch möglich war. Irgendwie wollte er nicht, dass der Kleinere ihn schon wieder verließ, er wollte ihn nicht vertreiben, auch, wenn es langsam immer unerträglicher wurde in Menschengestalt zu bleiben.
„Bleib ruhig!“
Das war ihm beinahe etwas zu hastig und zu verzweifelt über die Lippen gerutscht, dass er sich ein wenig räusperte.
„Ich….naja, also so kurz vor Vollmond ist es unangenehm in Menschenform zu bleiben, alles kribbelt und juckt und so, also wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich mich gern zurückverwandeln. Ich kann dir aber trotzdem einiges hier zeigen, wenn dich der Wald wirklich so interessiert, ich kenn die schönsten Ecken hier!“, bot er dem Blondschopf an und lächelte ihn erwartungsvoll an. Es freute ihn, dass jemand so an den Dingen interessiert war, die er liebte, es kam nicht so häufig vor, und gerade als Wolf hatte er Chris´ Gesellschaft als unglaublich angenehm empfunden, so, als übte er einen unglaublich positiven Einfluss auf Tiere auf.

Fasziniert von der wahren Gestalt Blakes musterte Julian ihn ganz genau in der Hoffnung, dass es ihm nicht unangenehm war und er es als Starren empfand. Dass sein Horn wohl nicht von selbst abgefallen war hatte Julian sich schon gedacht, und er ließ die Ohren ein wenig traurig hängen. Zwar war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass der andere nachvollziehen konnte, was sie mit ihm getan hatten, dass er den Schmerz kannte, aber ihm wäre natürlich lieber gewesen, wenn der andere das nicht hätte erleben müssen.
„D-Das tut mir leid“, murmelte er betreten und kaute etwas nervös an seiner Unterlippe, während er nach freundlichen Worten suchte. Er hatte sich schon so lange nicht mehr richtig mit jemandem unterhalten, dass er beinahe das Gefühl hatte, er hätte die Kunst der Konversation verlernt.
„Es sieht trotzdem noch hübsch aus!“, versuchte er einzulenken, war damit aber vermutlich wenig hilfreich. Ein dunkler Rotstich zeigte sich auf seinen Wangen und seine Ohren legten sich noch etwas enger an seinen Kopf an.
„Die Menschen haben kein Recht, so etwas zu tun, sie wissen doch gar nicht, wie so etwas ist.“
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube hatte Julian sich auf das Bett sinken lassen, das neben dem Stuhl stand. Eine richtige Matratze…..das hatte er seit Jahren nicht mehr erlebt und er freute sich jetzt schon auf die Nacht und einen hoffentlich erholsamen Schlaf. Gedankenverloren hatte er weiter die weiche Stelle hinter Blakes Ohren berührt und gar nicht bemerkt, wie sehr es dem Faun zu gefallen schien. Sein eigener schwacher Punkt lag an der gleichen Stelle, aber seit Jahren hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn irgendwie liebevoll zu berühren, geschweige denn, dass ihn viele Leute in seiner wahren Gestalt gesehen hätten. Erst, als Blake eine Art Schnurren ausstieß, schreckte Julian auf. Im ersten Moment hatte er geglaubt, er hätte Blake irgendwie wehgetan und er hatte überrascht seine Hand zurückgezogen, sie an seine Brust pressend. Aber der Größere schien keineswegs böse auf ihn zu sein und Julian atmete erleichtert die Luft wieder aus, die er beinahe panisch eingezogen hatte.
„T-Tut mir leid, ich dachte, ich hätte dir wehgetan.“
In dem Labor hatte er einmal einem der Männer wehgetan, weil er ihm in die Hand gebissen hatte und es war nicht gut geendet, doch Blake würde schon ganz sicher keine Hand an ihn anlegen. Die instinktiven Reflexe waren allerdings immer noch geblieben. Ein sanftes Lächeln ließ seine Gesichtszüge wieder ein wenig aufhellen. Manchmal war er etwas schief angesehen worden, wenn Leute seine Merkmale nicht hatten zuordnen können. Er war nie boshaft von anderen Fabelwesen behandelt worden, aber manchmal hatte er leichte Skepsis gespürt und es war schön zu wissen, dass der Faun es anscheinend nicht so sah. Generell war er so freundlich zu ihm, dass Julian gar nicht wusste, wie er ihm dafür vernünftig danken sollte.
„Ganz süß?“, fragte er im nächsten Augenblick jedoch etwas perplex und gewann seine dunkle Gesichtsfarbe sogleich wieder. Er war sich nicht ganz sicher, in welche Richtung Blakes Bemerkung abgezielt hatte. Unter Huldras war es keine Seltenheit, sich zum gleichen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Abgesehen davon, dass er sowieso noch nie so etwas wie eine Beziehung gehabt hatte war der Lockenkopf sich ziemlich sicher, dass er sich hauptsächlich zu anderen Männern hingezogen fühlte, weshalb ihn die Bemerkung des Fauns ein wenig aus dem Konzept warf. Aber vermutlich dichtete er sich nur wieder irgendwelche Hinterbedeutungen zusammen, die der andere gar nicht so gemeint hatte! Er wollte gerade etwas erwidern, als nunmehr sein Gegenüber die Hand nach ihm ausstreckte. Unterbewusst hatte Julian sich im ersten Moment etwas geduckt, als sich die Finger des Größeren nach ihm ausstreckten, doch er hatte schnell gemerkt, dass keine Gefahr von ihnen ausging. Mehr noch, Blake hatte es ihm gleich getan und ebenfalls die Finger hinter seine Ohren wandern lassen. Wenn er nur wüsste, wie angenehm sich das anfühlte! Mit einem wohligen Seufzer schlossen sich die hellblauen Augen ein wenig und geistesabwesend sperrte er den Mund ein kleines Stück auf. Er wusste nicht, ob es irgendwelche animalischen Urinstinkte waren, die dort einsetzten, immerhin liebten Katzen und Hunde auch, wenn man sie hinter den Ohren streichelte. Ohne groß darüber nachzudenken hatte der Blondschopf sich an der Bettkante zusammengerollt und hatte die Ohren dieses Mal entspannt gesenkt. Es machte ihm nichts aus, sich so vor Blake zu zeigen und er nickte leicht bei seinen Worten.
„Es fühlt sich gut an, kannst du weitermachen?“, bat er ihn eindringlich und schlug etwas ungeduldig mit dem Schweif auf und ab, bis der Größere seiner Bitte nachkam. Ein zufriedenes Seufzen entwich abermals seiner Kehle. Es war verrückt, wie angenehm das Gefühl war, dass Julian kaum in der Lage gewesen wäre sich zusammenzureißen, selbst, wenn er gewollt hätte.
„Mich hat schon seit Ewigkeiten niemand mehr hinter den Ohren gekrault“, murmelte er verzückt. Es war schwer, bei der wohligen Wärme nicht ganz wegzudösen, die ihn befiel.
„Blake, kann….kann ich hier bleiben?“, fragte er mit leicht zittriger Stimme, während seine Augen sich wieder öffneten.
„Wenn ich in den Park zurückgehe finden sie mich doch direkt wieder und ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen soll.“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Mo Aug 04, 2014 11:19 pm

Chris hatte noch nie intensiv an sich oder seinen Artgenossen oder gar an seiner Familie ausgiebig geschnuppert um zu wissen, wie sie eigentlich rochen- um genau zu sein hatten sie selbst unter Wasser immer noch irgendwie allesamt ihren Eigengeruch gehabt, der ohnehin selten zu beschreiben war, doch dass sie über das Fischartige hinausgingen- nun, das hätte der Blondschopf wohl kaum geahnt. Menschennasen konnten so etwas nicht aufnehmen, abgesehen davon, dass der Ozean sich ohnehin auf seiner Haut und seinem Haar festgesetzt hatte, dank seines Berufs und seines offiziellen Wohnorts.
„Sommerregen? Ooh, das klingt angenehm!“, entgegnete der Kleinere grinsend, musterte dabei ab und an die Gesichtszüge seines Gegenübers. Er hatte immer geglaubt man würde einem Wolf auch in Menschengestalt einige Anzeichen ansehen können, die, wenn man es zumindest wusste, verrieten wer sie waren, doch dem war nicht so. Wenn man von den kleinen Anzeichen absah, die im Normalfall nicht vorhanden wären, wie das Nichtvorhandensein seines Oberteils oder den eingetrockneten Blutresten um seinen schmalen Mund herum, existierten kaum Beweismittel, die ihn direkt verrieten. Es war faszinierend über solche kleinen Dinge nachzudenken, sich beinahe schon darin zu verlieren den Schönling zu betrachten, dass er sich wirklich dazu zwingen musste, in seine verschieden farbigen Augen zu blicken, was im Endeffekt kaum besser war.
Begierig lauschten seine Ohren der Stimme des Dunkelhaarigen, auf seine Worte hin leicht den Kopf schüttelnd. „Man sieht uns auch selten, die meisten von uns leben nicht gerne in Menschennähe und haben Angst sich dem Land zu nähern…ich glaube die meisten haben einfach Angst eingefangen zu werden, immerhin jagen viele Menschen heutzutage uns nach, seit einige sich in ihre Nähe getraut haben.“, Chris verzog leicht das Gesicht. Er hatte nie schlecht von einer Spezies gedacht und er mochte es nicht, dass man die Menschen so sehr verallgemeinerte und sie als schreckliche Wesen darstellte, immerhin konnte niemand durch und durch böse sein, doch die Augen vor den Tatsachen konnte der Langhaarige wohl auch nicht. Es war ein bekanntes, wenn auch illegales, Geschäft Fabelwesen für eigene Beweggründe zu jagen oder ihnen etwas zu nehmen, was sie besaßen. Andererseits nahmen viele Fabelwesen sich solche Dinge zum Vorteil- es gab Schreckliches auf dieser Welt und das machte den Naturfreund traurig. Wenn doch alles so idyllisch und schön wäre wie in diesem Wald.
„Das Leben unter Wasser ist anders, doch ich finde, dass es auf Dauer langweilig werden kann, wenn man sein Leben lang versucht all die Geheimnisse des Ozeans zu erforschen. Ich wollte schon immer an Land gehen und…es klingt bestimmt komisch, aber wenn man einmal die Möglichkeit bekommt Beine zu haben und sie zu besitzen, dann will man nichts anderes mehr tun als zu laufen.“, er stieß ein leises Kichern aus, wurde im nächsten Moment leicht rot um die Nase. Er wollte dem Wolf lieber nicht davon erzählen, wie peinlich seine ersten Gehversuche waren, wie wackelig er auf den Füßen stand und wie seltsam es sich anfühlte, als er auf einmal kein Wasser mehr um sich herum hatte, doch er konnte wohl nicht leugnen wie atemberaubend es für ein Lebewesen war, das noch nie an Land gelebt hatte, auf einmal eine neue Welt erforschen können und das mit all seinen alten und neugewonnenen Sinnen!
„Also ich für meinen Teil mag es hier, es ist anders als im Wasser und mindestens genauso schön wie dort.“, fügte die Meerjungfrau gedankenverloren hinzu.
Bei den nächsten Worten nickte der Kleinere verständnisvoll- der junge Mann schien so verantwortungsbewusst und vorsichtig zu sein, dass es ihm ein Lächeln entlockte, was er dem Fremden schenkte. Wie sollte er das auch nicht verstehen, er versuchte nur alle anderen vor möglichen Unfällen zu schützen und es war eine gute Eigenschaft sich so um andere zu kümmern. Chris nahm diese Tatsache einfach so hin, wollte nicht noch extra nachfragen, ob seine Entscheidung aus einem Vorfall resultiert worden war oder nicht, abgesehen davon, dass die nächsten Worte ihn erneut ablenkten und er leicht errötet abwinkte. „Du kannst doch in dieser Gestalt auch ganz gut schwimmen! Ich würde dich sogar mal mitnehmen.“, lachte der Blonde, auch wenn der Gedanke ein Kribbeln auf seiner Haut hervorrief- mit dem Fremden im Wasser schwimmen…doch, das gefiel dem Naturliebhaber! Noch mehr gefiel ihm jedoch die Erlaubnis des Wolfes, noch hierzubleiben, auch wenn er beinahe schon geglaubt hatte, dass er ihn, trotz seiner Freundlichkeit, darum bitten würde, sich lieber nicht mehr hier in Gefahr zu bringen, auch wenn Ethan nicht so wirkte, als wäre er ein gefährliches Raubtier, nicht einmal in seiner wahren Gestalt hatte er ihm allzu Angst gemacht. „Es würde mich freuen, wenn ich bleiben könnte. Und, bitte- wenn du dich als Wolf viel wohler fühlst, bin ich wohl der Letzte, der dir dies verbieten wird. Ich mag jede Art von Begleitung.“, erwiderte seine Stimme hastig. Abgesehen davon konnte er es kaum erwarten mit seinen Fingen durch das dichte Fell fahren zu können- es wäre wahrscheinlich nicht so seltsam wie in diesem Augenblick, würde er seine Finger nach den dunklen Haaren ausstrecken, doch bei einem großen weichen Wolf konnte ihn niemand verurteilen. „Und ich fände es wirklich toll, wenn du mir noch etwas vom Wald zeigen könntest, dann besteht nicht die Chance, dass ich mich verlaufe, meine Nase ist leider nicht so gut!“, demonstrativ stupste die Meerjungfrau auf seine eigene Nasenspitze, gefolgt von einem leisen Lachen. Wie gerne er sich auf solche Instinkte verlassen könnte, er würde immer seinen Weg ohne Probleme wiederfinden können, doch nun brauchte er sie nicht, nun würde der Besitzer des Waldes ihn schon ein wenig herumführen und darauf freute der Blondschopf sich mehr als er es sich eingestehen wollte. Vielleicht war es auch einfach nur die Faszination gegenüber einem Fabelwesen, vielleicht war es auch viel mehr als das. Chris zumindest wollte nicht allzu lange darüber nachdenken.


„Aaach, mach dir keine Sorgen um mich- ist doch schon einige Zeit her und…ich hab mich irgendwie daran gewöhnt.“, der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern, lächelte den Kleineren dabei freundlich an. Er sollte nicht glauben, dass er irgendwie mit einer tragischen Geschichte herumprahlen wollte oder sich immer noch ungemein elend deswegen fühlte. Klar, manchmal holten ihn die Momente ein, wo die Wut größer war als die Akzeptanz, wo er sich nicht mehr ganz komplett fühlte, doch dies geschah mittlerweile sehr selten und eigentlich konnte man sich mit jeder Verletzung und jedem abgeschlagenen Horn arrangieren und das Wissen gab ihm wenigstens Tag für Tag eine neue Motivation, das zu tun, woran er glaubte!
Blake ließ seinen Blick bei den nächsten Worten kurz zur Seite schweifen, spürte, wie ihm um seine Wangen herum etwas warm wurde und glaubte leicht zu erröten- schön hatte es wohl niemand genannt und auch wenn keiner hier jemals auch nur geglaubt hatte, dass er entstellt und nicht mehr hübsch genug war, so geschah es dennoch selten, dass ihn jemand als schön bezeichnete, sodass es ein anderes, jedoch angenehmes Gefühl war, das sich warm in seiner Brust anfühlte. „D-Danke dir!“, erwiderte der Größere rasch, sich am Hinterkopf kratzend, während seine Lippen ein breites Lächeln formten.
Der Tätowierte hätte sich den ganzen Abend lang über die Menschen beschweren können, manchmal kam er sich vor wie ein elender Radikaler, der die gesamte Menschheit begann zu verfluchen und jedes lebendige Fabelwesen versuchte gegen diese Spezies zu hetzen, dabei wollte er gar nicht so radikal und fanatisch sein, abgesehen davon, dass Julians Berührungen ihn schnell vergessen ließen, was er eigentlich sagen oder gar denken wollte- es fühlte sich so gut an, wie die zarten Finger sein Fell berührt hatten, zumindest bis zu dem Punkt, wo sie plötzlich von ihm abgelassen hatten, was ihn zumindest wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hatte. Es war süß anzuhören, was für Ängste das arme Wesen zu haben schien und dass ein einfaches, wohliges Schnurren ihn bereits so verwirren konnte, dass er nicht anders konnte als zu schmunzeln, im nächsten Augenblick jedoch leicht den Kopf zu schütteln. „Nein, du tust mir ganz sicher nicht weh! Wenn es mein wunder Punkt ist, fühlt sich das ganz im Gegenteil ganz gut an! Also nächstes Mal brauchst du gar nicht erst aufzuhören!“, seine Augen funkelten ihn fordernd an, ehe er ein lautes Lachen ausstieß, mit dem Stuhl etwas näher zum Kleineren heranrückend. Er wirkte so unschuldig, dass es wahrlich eine Schande war, dass ausgerechnet er Menschen ausgesetzt worden war, dass sie es geschafft hatten ihn zu enttarnen und gefangen zu nehmen, doch es traf öfter die, denen man es am wenigsten wünschte, abgesehen davon, dass Blake ohnehin keinem Wesen dieser Welt solch eine Tortur wünschte!
Wenigstens konnte man den Kleinen ein wenig damit besänftigten, dass man ebenfalls seine Ohren weiterkraulte und die Reaktionen ungemein genoss. Das war definitiv sein wunder Punkt und Blake konnte seine Gefühle nur zu sehr nachvollziehen, dass er nicht anders konnte als leise zu kichern. „Ooh, da ist aber jemand bedürftig!“, stieß der Größere amüsiert aus, machte jedoch keine Anstalten seiner Bitte nicht einzugehen und kraulte den Blondschopf weiter, erstaunt darüber wie viel sie offenbar gemeinsam hatten, nicht nur rein optisch, sondern auch vom Verhalten her- es war wohl tatsächlich eine Sache, die nur Wese mit felligen Ohren empfinden konnten. Seine eigenen wackelten freudig hin und her, klimperten dabei mit dem Metall herum. „Ich weiß was du meinst, mich krault im Normalfall auch niemand, ich wohne ja auch alleine.“, entgegnete der Tätowierte verständnisvoll, bei den nächsten Worten jedoch fragend die Augenbrauen anhebend. Glaubte Julian etwa, sie würden ihn einfach wieder rausschmeißen?
„Natürlich! Du kannst hier so lange bleiben wie du möchtest! Wir werden dich ganz sicher nicht zurück in den Park lassen, abgesehen davon, dass wir dich morgen erst einmal vom Restgift befreien wollen und du dich sicherlich noch ausruhen musst. Du bleibst sowas wie von hier, Julian, selbst wenn du nicht gewollt hättest!“, seine Finger hielten inne, während die Augen den Kleineren ernst anblicken. „Hey, es ist sogar ganz cool hier, hier versteht dich jeder und du brauchst dich nicht zu verstecken und wenn du es möchtest, wird auch keiner darüber schlecht urteilen. Glaub mir, ich hab damals mit gar keinem reden wollen….die ersten Wochen oder soo.“, gedankenverloren fuhr Blake mit seinem Kraulen fort. „Oh, und wenn du irgendwas brauchst, sag es einfach, das geht alles schon in Ordnung. Wir versuchen uns gegenseitig zu helfen so gut es nur geht, abgesehen davon mag ich dich, du bist süß und hörst mir zu, und deswegen nehme ich mir jetzt die Freiheit und bevorzuge dich ein wenig!“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Fr Aug 08, 2014 4:54 pm

Ethan konnte nach wie vor nicht umhin ein wenig neidisch zu sein, dass Chris zwei völlig unterschiedliche Welten zur Erkundung offenstanden. Er erlebte seine Umgebung zwar als Wolf auch anders als in Menschengestalt, doch so ganz vergleichen konnte man das nicht. Immerhin trugen ihn seine Pfoten immer noch durch den gleichen Wald und über den gleichen laubbedeckten Boden. Aber so sehr er sich auch ärgerte, ihm würde nicht so schnell ein Schuppenschwanz wachsen, mit dem er durch das Meer flitzen konnte. Der Größere war furchtbar neugierig, wie die wahre Gestalt des Blondschopfes aussehen mochte, ob er Kiemen hatte und welche Farbe seine Schuppen hatten. Hatte er auch Schwimmhäute zwischen den Fingern? All diese Fragen brannten ihm heiß auf der Zunge, doch Ethan traute sich nicht, einfach mit ihnen herauszuplatzen. Vielleicht war es zu persönlich und zu unangenehm zu beantworten; einige Fabelwesen waren sehr zurückhaltend, was ihr wahres Äußeres betraf. Chris sah sicher hübsch aus, anmutig und- hatte er das gerade wirklich gedacht? Er wurde ein klein wenig rot um die Nase und trat einige kleine Kieselsteine auf dem Boden beiseite.
„Aber der Ozean ist riesig, sicher hat man dort ein halbes Leben lang zu tun! Oder wie alt werden Meermenschen so?“, fragte Ethan bedächtig. Er selbst hatte die normale Lebensspanne eines Menschen, vielleicht ein klein wenig höher, aber er wusste, dass manche Fabelwesen hunderte von Jahren alt werden konnte und manche starben nie, wenn sie es nicht wollten. Ein endloses Leben stellte Ethan sich dann doch etwas langweilig vor, irgendwann war doch jeder, den man kannte und liebte tot! Da reihte der Werwolf sich doch lieber in den natürlichen Lauf der Dinge ein.
„Ja, du hast recht“, entgegnete er Chris mit einem leichten Glucksen. Natürlich konnte er schwimmen, er schwamm sogar gerne, nur für hunderte Meter in die Tiefe würde sein Atem nicht reichen. Aber vielleicht würde man ja seinetwegen eine Ausnahme machen und mit ihm ein bisschen im Nichtschwimmerbereich planschen, sozusagen. Ein warmes Lächeln erhellte die Züge, hinter denen der Wolf langsam ungeduldig wurde.
„Ich würde mich freuen, wenn du mir im Gegenzug dein Zuhause zeigen würdest. Oder, naja, zu mindestens dich, wenn ich schon nicht tauchen kann.“
Der Gedanke mit Chris schwimmen zu gehen war an der ganzen kleinen Ideenspielerei noch das Vielversprechendste. Er wusste nicht wieso dieser Eindruck so stark war, doch er genoss die Nähe des Blondschopfes. Da war es doch beinahe schon tragisch, dass ihn der Ruf des Mondes selbst am Tag so sehr in seine Wolfsgestalt zurückdrängte, denn er hätte sich gerne noch mit dem anderen unterhalten.
„Es ist fast Vollmond, dann fühlt es sich an als wenn meine menschliche Form schlecht sitzende Kleidung wäre, weißt du?“
Vermutlich konnte Chris das nicht so vollkommen nachvollziehen, aber Ethan fehlten irgendwie die Worte, um es besser zu erklären.
„Umgekehrt kann ich mich bei Neumond kaum in meine Wolfsgestalt verwandeln, ohne, dass es unangenehm ist. Dann muss ich immer für einige Tage auf das Rennen im Wald verzichten. Wenn wir jetzt Nacht hätten könnte ich die Verwandlung wohl gar nicht mehr kontrollieren, also sei froh, dass du nicht für einen Nachtspaziergang hergekommen bist!“
Ein dunkles Glucksen verließ die Kehle des Werwolfs. In solchen Nächten konnte sein ganzes Rudel ihren Job kaum wirklich ausführen, diese Nacht war allgemein für Büroarbeit reserviert und das wusste wohl jeder, der bei ihnen Kunde war. Ethan konnte das Unwohlsein in seinem Körper kaum noch unterdrücken und er trat unruhig auf der Stelle.
„Könntest du dich….ehm, kurz umdrehen?“, bat er Chris etwas peinlich berührt. Es war nicht so, dass er sich für seine Verwandlung schämte, aber es wäre eine Schande gewesen, seine Jeans bei der Verwandlung zu zerreißen, und er wollte dem Fremden nach wie vor ungern nackt gegenüber treten. So lange kannten sie sich nun auch wieder nicht! Als man seiner Bitte nachgekommen war, streifte er schnell den störenden Stoff von der Haut. Bereits jetzt fühlte er sich wohler als zuvor, Kleidung fühlte sich einfach verkehrt an, es gehörte nicht zum Wolf. Die Verwandlung ging vollkommen geräuschlos vonstatten. Es schmerzte nicht, nicht wirklich. Es war nicht wie in all den reißerischen Horrorstreifen der Menschen, wo Zähne und Klauen hervorbrachen und sich der Betroffene auf dem Boden wand. Immerhin war das hier keine fremde Form, in die er sich zwingen musste. Seine Kleidung lag noch immer unordentlich an der Seite und Chris hatte sich immer noch nicht wieder umgedreht. Auf leisen Pfoten trat Ethan ein Stück an ihn heran und drückte die feuchte Nase in die Handinnenfläche des Kleineren, sodass er wusste, dass er wieder zu ihm hinüberschauen konnte. Freudig schüttelte der Wolf sein Fell, Schüchternheit war in dieser Gestalt ein unbekanntes Konzept, sodass er sich vor dem Blondschopf nicht mehr ganz so befangen fühlte wie zuvor. So etwas wie ein freudiges Schwanzwedeln konnte er nun gar nicht mehr unterdrücken. Er näherte sich Chris wieder an, ihn erwartungsvoll aus den verschiedenfarbigen Augen anstarrend, bis er schließlich vor ihm sitzen blieb. Der Wolf erinnerte sich vage daran, wie angenehm es sich angefühlt hatte gestreichelt zu werden und er würde sich nicht vom Fleck bewegen, bis er diesen Umstand nicht sichergestellt hatte!
Es war unglaublich schwierig sich zu konzentrieren, wenn einem eine solche Zuneigung zuteil wurde, dass Julian am liebsten die Augen geschlossen und ein wenig gedöst hätte. Er konnte es nicht verstecken, er war von Natur aus noch ein wenig wilder als viele andere Fabelwesen, die sich problemlos in der Welt der Menschen einreihen konnten und er ließ sich oft von Trieben leiten. Das sanfte Kraulen gefiel ihm, er wollte nicht, dass Blake aufhörte, immerhin hatte er einiges nachzuholen.
„In den letzten Wochen hat sich ja auch niemand die Mühe gemacht, nett zu mir zu sein“, murrte der Blondschopf ein wenig betroffen und sein Schweif zuckte bei der Erinnerung an seine Gefangenschaft unruhig hin und her. Die Finger des Größeren konnten ihn allerdings schnell wieder beruhigen und er legte den Kopf zurück auf seinen Unterarm und ließ die schweren Lider ein Stück zuklappen.
„Ganz alleine? Hast du ein, naja, ein „geheimes“ Leben zwischen den Menschen? Mit einem Job und so?“
Julian fand es nicht verwerflich, sich so in ihre Welt einzureihen, allerdings fiel es ihm selbst unglaublich schwer. Er verstand viele Dinge nicht, Gepflogenheiten, die er erst unter Menschen hätte lernen müssen.
„Ich finde das beeindruckend, ich finde mich zwischen Menschen nicht so gut zurecht. Das einzige, was ich wirklich gut kann ist zeichnen, doch die meisten Menschen interessieren sich nicht dafür“, erzählte der Lockenkopf mit wackliger Stimme. Er hatte ehrlich gesagt noch nie mit jemandem über seine Lebenssituation unterhalten, doch er hatte irgendwie das Gefühl, dass Blake diese Art von Ehrlichkeit zustand. Außerdem hatte er Angst, dass der andere gehen würde, wenn sie sich nichts mehr zu erzählen hätten und Julian wollte unbedingt, dass er blieb.
„Also kann ich wirklich bleiben? Ein richtiges Bett wäre eine angenehme Abwechslung!“
Die Ohren des Huldra wippten erfreut auf und ab und er setzte sich ein wenig auf, dabei wohl oder übel die Streicheleinheiten unterbrechend.
„Wie funktioniert das mit dem Restgift?“, hakte er, nun doch etwas misstrauisch, nach.
„Aber keine weiteren Spritzen, oder?“
Für die nächsten paar Monate, ach was, Jahre, wollte er keine spitze Nadel mehr in der Nähe seiner Haut sehen. Unwillkürlich hatte er leicht die spitzen Fangzähne gebleckt, doch die darauffolgenden Worte Blakes brachten ihn wieder ein wenig aus dem Konzept. Die hellen Augen blickten ihn etwas verdutzt an, dann wurde er rot im Gesicht. Sofort hatte er sich in einen Schneidersitz aufgerichtet und zupfte mit den Fingern ungeduldig an der Bettdecke herum.
„Wie meinst du das mit dem Mögen und dem Süßfinden?“, hakte er mit unerbittlicher Direktheit nach und fixierte das hübsche Gesicht des Fauns, das nun wieder auf Augenhöhe war. Er hatte selbst noch keinerlei Erfahrungen was tiefere Gefühle betraf. Manchmal hatte er den verliebten Pärchen im Park dabei zugesehen, wie sie Zärtlichkeiten und Küsse austauschten, immerhin war er nicht dumm, aber nie hatte jemand ihn so jemand angefasst. Mochte Blake ihn schon so, oder fand er ihn niedlich wie man ein Tierbaby niedlich fand? Julian kam das alles furchtbar verwirrend vor und sein starrer Blick verlangte nach einer Antwort, vielleicht sogar einer leichten Berührung. Er vertraute Blake, bereits jetzt, da sie sich erst so kurz kannten und er wollte, dass er ehrlich zu ihm war.
„Kannst du heute Nacht bei mir bleiben, also….also so richtig? Ich weiß noch nicht, ob mir nach reden zumute ist, aber……ich weiß nicht….“
Er zuckte hilflos mit den Schultern und streifte Blakes Seite wie beiläufig mit seinem Schweif.
„Ich glaub ich brauch irgendwie Nähe.“


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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Aug 09, 2014 12:22 am

Chris winkte ab- so riesig der Ozean auch gewesen sein mochte, nicht jede Stelle und auch nicht jedes tiefe Gewässer war für den jungen Mann auch wirklich betretbar, irgendwann war der Druck selbst für seinesgleichen viel zu hoch und so würden wohl selbst einige Dinge unentdeckt für ihn bleiben, ganz gleich wie oft er auch in den großen weiten Meeren herum schwimmen würde!
„Viele Stellen ähneln sich eigentlich, nur bei den Lebewesen kann es variieren und überall kann wohl leider auch ich nicht hin. Was sich also gaanz unten befindet bleibt wohl auch meinen Augen verborgen.“, versicherte der Blondschopf seiner neuen Bekanntschaft, dabei freundlich lächelnd, ehe er nachdenklich zur Seite blickte. Er hatte noch nie von einer Meerjungfrau gehört, die mehrere hunderte Jahre alt war und eigentlich konnte er sich auch nicht vorstellen, dass sie in der Lage waren wirklich so lange zu leben. „Also ich glaube unsere Lebensspanne ist gar nicht so viel größer als die von Menschen, hundert können wir bestimmt werden aber dann ist man nur noch ein klappriger alter Fisch.“, fügte Chris lachend hinzu, den Dunkelhaarigen aus warmen Augen heraus anblickend. Er mochte seine Stimme und hörte gerne dem zu, was er zu erzählen hatte oder lauschte aufmerksam seinen Fragen, abgesehen davon, dass er wahrscheinlich jedem ebenso aufmerksam zugehört hätte, doch bei dem Größeren war es irgendwie noch besonders angenehm. Der Gedanke, er könnte den Werwolf einfach mit sich nehmen und im Wasser sich in seiner eigentlichen Gestalt austoben, bereitete ihm eine angenehme Gänsehaut und zauberte ein vorfreudiges Lächeln auf die schmalen Lippen des Langhaarigen- hieß das etwa, dass sie sich vielleicht noch öfter sehen würden? Es wäre doch ohnehin nur fair, würde Ethan ebenfalls seine wahre Gestalt irgendwann zu Gesicht bekommen, wo er ihn doch jetzt von all seinen äußerlichen Facetten hatte bewundern dürfen.
Energisch nickte sein Kopf, musste sich nachher einige störenden Strähnen vom Gesicht streichen, die während der Bewegung durcheinander gekommen waren. Ach, es war wohl ein gängiges Klischee, dass Meerjungfrauen langes Haar hatten, dabei war es nur bei wenigen seiner Verwandten der Fall, doch er liebte die helle Pracht, die fast golden in der Sonne schimmerte.
„Mein Zuhause liegt doch nicht nur ganz tief unter Wasser, das gesamte Gewässer ist mein Zuhause! Aber ich würde dich sehr gerne mal mitnehmen, am besten an einem Tag, wo wir nicht gerade Vollmond haben!“, kicherte der Kleinere, im nächsten Moment jedoch verständnisvoll nickend. Sicherlich war er nicht so sehr an die Mondzyklen gebunden gewesen, auch wenn dieser viel mit dem Wasser anstellte, doch das beeinflusste nicht seinen Körper, auch wenn er sich wohl oft viel wohler unter Wasser fühlte, wenn er statt Beine mit seiner Schwimmflosse die Unterwasserwelt erkunden konnte und seine Atemluft auch aus dem salzigen Ozean herbekommen konnte. Doch war dies wahrscheinlich nichts im Vergleich zu dem, wie der Werwolf sich in diesem Moment wohl fühlte und er wollte sich auch gar nicht mit dieser Problematik gleichstellen.
„Wenn du dich an Neumond wohler in Menschengestalt fühlst, könnte ich dich dann doch mitnehmen und ein wenig von meiner Welt zeigen? Zum Glück wird bei uns nur unser Lebensraum vom Mond bestimmt, wir hingegen nicht wirklich, auch wenn ich manchmal wirklich ein schreckliches Jucken in den Füßen habe, wenn ich irgendwo an Brunnen oder Pools vorbeilaufe.“, Chris hätte wohl die ganzen Stunden nur plappern können, es war interessant etwas vom Leben des Anderen zu erfahren, es war so anders als seines und wirkte so aufregend. Es musste einfach spannend sein als Wolf durch den Wald zu tapsen, was für Eindrücke die Welt zu bieten haben musste, wenn man sie intensiver aufnahm…er konnte von solchen kleinen Dingen nur träumen, doch vielleicht könnte Ethan ihm etwas mehr offenbaren, irgendwann, wenn sie nicht gerade eine schlechte Zeit ausgesucht hatten und etwas sagte ihm, dass sie sich ganz bestimmt nicht zum letzten Mal heute sehen würden, er wollte es zumindest nicht. Allein der Gedanke war ein wenig, nun ja, er war…verrückt- sie kannten sich doch absolut kaum und trotzallem fühlte der Blondschopf sich so ungemein wohl in der Nähe des Wolfes, und das lag ganz sicher nicht nur daran, weil er so gut aussah, dass man ihn den ganzen Tag nur verträumt mustern konnte!
Bei all den Gedanken, die in seinem Kopf herumschwirrten, hatte Chris fast gar nicht bemerkt, worum der Größere ihn gebeten hatte, wurde kurz etwas rot um die Nase, im nächsten Augenblick bestätigend nickend. „Entschuldige, ich war etwas in Gedanken…“, gestand die Meerjungfrau lächelnd, ehe sich sein Körper herumdrehte und er stattdessen den Wald und all die Bäume anstarrte. Ein wenig neugierig war er ja schon gewesen, wie es so aussah, wenn man sich in ein anderes Wesen verwandelte, doch er wollte Ethan nicht die Privatsphäre rauben und ihn zusätzlich noch komplett nackt sehen, immerhin waren sie zwei fremde Männer und da zog man nicht einfach vor dem anderen blank! Oder zumindest nicht direkt…acht, was dachte er nur wieder für Quatsch, er sollte wirklich aufhören seinen Kopf mit solch einem Blödsinn zu füllen! Schnell schüttelte er solch dämlichen Gedanken über Ethan weg, brachte es mit Willenskraft zustande nicht allzu gerötete Wangen zu haben, und wartete stattdessen lieber bis irgendein Geräusch oder Zeichen ihm zu verstehen gab, dass er sich umdrehen durfte. Es war so still, abgesehen von den üblichen Waldgeräuschen und dem Rascheln des alten Laubes, berührt von der feinen Brise, die vom Strand aus hinüber wehte. Wenn man sich auf solche Kleinigkeiten konzentrierte war es nicht schwer gewesen einfach die Welt um sich herum zu vergessen, dass es ihn beinahe erschreckte als Ethan plötzlich mit seiner Schnauze seine Handfläche berührte. Hastig drehte sich sein schlanker Körper zum anderen herum, bei dem Anblick des großen Wolfes breit grinsend. Sein dunkles Fell schimmerte so schön in der Sonne, war so zottelig und weich, dass er es kaum erwarten konnte, erneut seine Finger darin vergraben zu können.
Es war so erstaunlich wie viele Instinkte eine Rolle zu spielen schienen, vor wenigen Minuten war Ethan noch ein zurückhaltender höflicher junger Mann gewesen und nun schien er ganz der Wolf zu sein, der sich offenbar über die Anwesenheit des Blonden zu freuen schien und mit seinen Pfoten näher auf ihn zutapste, ihn mit erwartungsvollen verschieden farbigen Augen anblickend. Die hatten sich eindeutig nicht verändert.
„Ein Wolf zu sein ist eigentlich viel toller als ein Fisch zu sein, besonders an Land.“, lachte der Kleinere belustigt, trat einige Schritte auf das vierbeinige Wesen zu. Auch wenn er die Größe eines normalen Wolfes überragte, so war er im Sitzen sicherlich nicht so groß wie der Langhaarige selbst, auch wenn er schon zu den kleinen Menschen in dieser Welt gehörte, sodass er sich leicht nach unten neigen musste um ihn freundlich anblicken zu können, während seine Hände beinahe schon automatisch zu seinem Fell wanderten, ihn sanft streichelten und sich dabei die Freiheit nahmen, den Wolf hinter den Ohren zu kraulen. „Du magst das, nicht wahr? Würde ich wahrscheinlich auch mögen.“, die Meerjungfrau lächelte seine neue Bekanntschaft sanft an, strich noch einmal sanft über seinen großen Kopf, sich anschließend wieder aufrichtend. Es war schon verrückt- wäre Ethan noch in Menschengestalt, hätte er sich nicht getraut seinen Körper einfach so zu berühren und etwas sagte ihm, dass es ihm wahrscheinlich auch nicht so sehr gefallen würde wie in diesem Augenblick. Doch weitere Streicheleinheiten würde der Größere nachher noch bekommen, jetzt jedoch erinnerte sich sein Kopf an sein Vorhaben, ihm etwas von seiner Welt zu zeigen.
„Bevor ich nicht mehr aufhören kann, schlage ich vor, dass wir eine kleine Erkundungstour starten, bevor es noch spät wird und ich müde werde.“, ein leises Lachen entwich seiner Kehle. Chris konnte nicht anders als erneut über das weiche Fell zu streichen als der Wolf sich erhoben hatte, folgte seinen Schritten jedoch eilig, als dieser einen Weg eingeschlagen hatte. „Ich verstehe wirklich manchmal nicht, wie Menschen nicht den ganzen Tag barfuß laufen können, das Gefühl ist so toll, ich meine, das Laub ist so weich und die Steine so pieksig und das Holz manchmal seltsam und glitschig oder unglaublich trocken…es ist verrückt, aber ich finde es so schön. Oder auf Matsch zu laufen! Man fühlt einfach alles, es ist besser als alles andere.“, mit großen grünen Augen blickte das Fabelwesen auf den Boden unter seinen Füßen, auf seine schmutzige nackte Haut, ehe er den Blick zum Dunkelhaarigen schweifen ließ, entschuldigend lächelnd. „Verzeih, ich bin manchmal viel zu enthusiastisch, wenn es um sowas geht- es ist vielleicht….ich weiß nicht, wenn du irgendwas Neues witterst ist das bestimmt auch aufregend für dich, oder? Es ist anders und ungewohnt aber auf einer tollen Art und Weise- ooh es ist wirklich hübsch hier!“




Wenn man stets daran dachte, was einem die Menschen angetan hatten, so war es nicht leicht gewesen, sich zwischen sie einzureihen und ein Leben mit ihnen zu führen, doch er wollte auch nicht auf ewig ein Versteckspiel spielen und vor allem wollte er nicht die ganze Zeit abhängig von anderen sein- Blake brauchte seine Wohnung, er brauchte seine finanziellen Mittel und die wollte er sich irgendwie fair beschaffen, doch das hieß nicht, dass er jetzt einer von ihnen werden wollte oder gar war!
Langsam nickte der Kopf des Dunkelhaarigen. „In meinem Wohnblock wohnen noch andere Fabelwesen, natürlich weiß das niemand offiziell und dazwischen beziehen auch Menschen ihre Wohnungen. Ich arbeite bei einem Tätowierer- also ich tätowiere selbst nicht, mach aber den anderen Kram. Er ist selbst auch kein Mensch, ich habe lange gebraucht um anderen zu vertrauen und mich mit Menschen zu verstehen, deswegen habe ich lange gebraucht um irgendwie anständig hier zu leben. Aber…man muss ja irgendwie seine Brötchen verdienen, Gleichgesinnte zu retten ist sozusagen mein liebstes Hobby aber kein offizieller Job.“, murmelte die Stimme des Größeren, sich dabei gedankenverloren am Hinterkopf kratzend. Es war irgendwie seltsam, ein kleines Doppelleben zu führen, doch er hatte Spaß daran und vor allem hatte er genügend Glück, dass er sich nicht nur zwischen menschlichen Wesen befand, dann wäre er vielleicht nicht so glücklich und zufrieden mit seinem Leben gewesen.
Aufmerksam lauschten seine langen Ohren der Stimme des Kleineren, stellten sich bei dem Wort ‚Zeichnen‘ jedoch schnell auf, blickte den Blondschopf überrascht an. „Waaas? Aber viele Menschen lieben doch Kunst und so und wow, du musst mir irgendwann was malen, talentierte Wesen sind so toll? Unter uns gibt es auch Kunstliebhaber, vielleicht solltest du es wirklich irgendwann damit versuchen. Aber- aber ich kann dich verstehen, also mit der Sache mit Menschen- ich hab Ewigkeiten gebraucht um aus diesem Raum rauszukommen, hab mich hier eingeschlossen, weißt du, und wollte nichts von der Welt da draußen wissen, aber…jeder braucht seine Zeit und irgendwann kommt man auch mit der Welt da draußen aus. Ich hab wenigstens noch Hoffnungen, dass sie irgendwann für uns besser wird.“, seine Lippen formten ein aufmunterndes Lächeln, während sein Schweif sich wieder beruhigte, der vor wenigen Augenblicken noch aufgeregt umher wedelte. Seine Finger fuhren ein letztes Mal über die weiche Stelle der fremden Ohren, ehe er seine Finger zurückzog und sich stattdessen auf die nächste Frage konzentrierte, die den Mund des Lockenkopfs verließ. „Oh nein, keine Spritzen! Wir können dir auch gar nichts reinspritzen, weil wir deine Art gar nicht kennen…nicht so wirklich, auch wenn ich glaube, dass sie nicht so anders ist als unsere….aber eigentlich bekommst du nur irgendwelche Tabletten und Zeit, die Tabletten beschleunigen das nur ein bisschen, aber dein eigener Körper wird mit dem meisten Zeug selber gut fertig oder so…ich bin kein Fachmediziner und hab wieder das meiste vergessen, aber ich weiß, dass keine Nadeln benutzt werden.“, sein Kopf nickte energisch, blickte Julian aus treuen blauen Augen heraus an. Er war froh, dass sie ihn gefunden und mitgenommen hatten, dass sie keine Probleme zwischendurch gehabt hatten, die irgendwie den Kleinen verletzt hätten. Er wirkte so verloren und verletzlich und wer konnte ihm es auch schon verübeln, immerhin musste Schreckliches passiert worden sein in diesem grauenvollen Labor. Allein der Gedanke machte den Tätowierten zornig, doch er schluckte die Wut schnell herunter, musterte Julian lieber prüfend, als sich dieser aufgerichtet hatte, sodass sie nun auf Augenhöhe waren.
Seine nächste Frage irritierte den Faun jedoch ungemein, dass er den Lockenkopf verwirrt mit großen Augen anblickte, seine Ohren unstimmig umher wedelten. Bis jetzt hatte ihn niemand wirklich gefragt, was er mit solchen Worten meinte und lag es nicht eigentlich auf der Hand, was er damit aussagen wollte? Vielleicht hatte er auch einfach generell nicht zu viel Kontakt zu anderen Lebewesen gehabt, die so etwas zu ihm gesagt hatten.
„Ehm….najaaa, also, ich mag dich, weil du mir sympathisch bist und…naja, ich mag dich einfach, warum sollte ich das auch nicht, schau dich doch mal an. Außerdem sind wir uns schon irgendwie ähnlich.“, murmelte der Größere nervös, legte den Kopf dabei schief. „Du bist hübsch und ich mag Jungs, also …Moment, ich zeig dir, was ich mit süß meine..“, der Dunkelhaarige streckte sich nach dem hübschen Gesicht des Huldra, presste vorsichtig seine Lippen auf den zarten Mund des Anderen. Es war wirklich ein angenehmes Gefühl, nicht, dass er direkt irgendwie den Jungen in Bedrängnis setzen wollte, doch Blake fand nicht, dass kleine unschuldige Küsse wehtun würden, ganz im Gegenteil, es war doch gut, wenn man jemanden küsste, oder nicht?
Langsam ließ er vom Blondschopf ab, sanft lächelnd. „Also du brauchst dir jetzt irgendwie keine Panik zu machen, wir kennen uns ja kaum aber…du schmeckst wirklich süß.“, ein leises Lachen entwich seiner Kehle, ehe der Faun sich in seinem Stuhl zurücklehnte, Julian ernster anblickend. „Wenn du möchtest bleibe ich heute gerne bei dir, ich habe bis morgen ohnehin frei und kann meine Zeit frei nutzen. Manchmal braucht man einfach das Gefühl, dass man nicht allein auf der Welt ist und da ist ein bisschen Gesellschaft nie verkehrt. Wenn es für dich immer noch in Ordnung ist! Ich hab dich etwas überrumpelt mit dem Kuss, oder? Aber hey, mach‘ dir bloß keine Sorgen wegen sowas. Vielleicht stehst du gar nicht auf Typen, ich..ich bin nur unglaublich offen in der Hinsicht und du…du gefällst mir schon irgendwie.“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Aug 09, 2014 3:47 pm

Ja, der Wolf hatte es nicht falsch in Erinnerung gehabt, es fühlte sich tatsächlich wunderbar an, wie die schmalen Finger des Blondschopfes durch sein Fell fuhren, dass er doch tatsächlich dem Bedürfnis widerstehen musste, sich glücklich auf den Rücken zu rollen. Wer konnte schon sagen, ob der andere das nicht doch als etwas unangenehm empfunden hätte. Immerhin durfte man nicht vergessen, dass hinter dem Wolf mehr steckte! Ethan war nicht nur das wilde Tier, er war viel mehr und ein Großteil seiner menschlichen Intelligenz schlummerte ja immer noch in den wachen Augen. Für einige Augenblicke überlegte er, welche Orte er Chris alles zeigen könnte. Er konnte ihn ja leider nicht mehr fragen, was er am liebsten sehen wollte, so musste er sich auf seinen Riecher verlassen und den anderen an die Orte führen von denen er ahnte, dass sie ihm gefallen könnten. Etwas unschlüssig ging er einige Schritte in die eine Richtung und streckte die Nase in den Wind, dann wandte er sich um. Er wusste, was er Chris zeigen wollte und ging mit wedelndem Schwanz voraus. Er musste sich ein wenig zusammenreißen, um nicht gleich los zu sprinten. Auf vier Pfoten hatte man es abseits der Wege viel einfacher und er wollte die Meerjungfrau ja nicht gleich abhängen! Also riss er sich ein wenig zusammen und trottet nah vor dem anderen durch den Wald. Für manch einen mochte jeder Baum gleich aussehen, doch Ethan kannte diesen Wald so gut wie seine eigene Westentasche und er hatte zusätzlich seine Nase, die ihn leitete. Er war erstaunt, dass Chris so ohne zu jammern hinter ihm her trottete, selbst, wenn er ihn aus Versehen durch dorniges Terrain führte. Immerhin kam durch sein dickes Fell kaum etwas durch, da vergaß er gerne einmal, dass Chris ja nur barfuß unterwegs war, ja beinahe wie nackt.
Obwohl Ethan nicht antworten konnte lauschte er die ganze Zeit mit gespitzten Ohren auf die Worte des anderen. Er plapperte wirklich ohne Ende, selbst jetzt, da er nun wirklich keine Antwort erwarten konnte, doch Ethan gefiel das. Seine Stimme klang melodisch –vielleicht war das ja eine Meerjungfrauensache?- und es war erfrischen, wie natürlich er war und wie ehrlich seine Worte. Heutzutage traf man auf so viele langweilige Gestalten, Menschen wie Fabelwesen, die nur noch über ihren Besitz, über die Technik und das wilde Leben redeten. Aber all das schien Chris gar nicht so recht zu interessieren.
An der Art wie der Kopf des Wolfes nach oben und nach unten zuckte, den Boden besah bei Chris´ Worten, konnte man vielleicht doch merken, dass es sich nicht einfach um ein wildes Tier handelte, sondern dass er ganz genau verstand, was man ihm erzählte. Kurz hielt er inne und reckte seine Nase in die Luft. Im Wald gab es tausende von interessanten Duftnoten und es hatte auch zum Erwachsenwerden gehört, sich in dieser neuen Welt zurecht zu finden. Er schnupperte demonstrativ, stieß dann ein kurzes Kläffen aus. Sie waren nicht mehr weit von dem Ort entfernt, den Ethan ihm zeigen wollte. Um sie herum waren die Bäume etwas dichter geworden, bevor sie sich schließlich zu einem klaren See hin etwas lichteten. Stöcker und Laub unter seinen Pfoten wurden ersetzt von weichgespülten Kieselsteinen und dem ein oder anderen Stück ausgebleichtem Treibholz. Der See war nicht groß und sie waren nah an der Flussmündung herangetreten. Das Besondere an dem See war wohl weniger seine Größe, sondern eher das klare Wasser, das einen beinahe bis auf den Grund blicken ließ. Einige silbrige Fische stoben panisch zur Seite, als ihr Schatten auf das Wasser fiel. Hoffentlich würde Chris sich über Wasser freuen und es nicht für zu langweilig hielt, aber immerhin war dies nicht das Meer. An der Nordseite des Sees stieg das Gelände leicht an und ein Bach plätscherte fröhlich zwischen moosbewachsenen Steinen her. Mit Anlauf rannte der Wolf in die eisig kalten Fluten, ließ das Wasser zu beiden Seiten spritzen und stieß ein fröhliches Bellen aus. Das Wasser reichte ihm beinahe bis an die Schulterblätter, sodass er triefend nass war, als er wieder zu Chris ans Ufer gerannt kam. Es war beinahe so etwas wie ein neckisches Grinsen auf seinem Gesicht zu ahnen, am ehesten vermutlich in seinen Augen zu erahnen, als er sich heftig schüttelte und den Blondschopf damit vermutlich so nass machte, als sei er selbst in die Fluten gesprungen. Hier am See gab es viel zu entdecken, jetzt zum Beispiel hatte der Wolf einen handlichen Stock gefunden, an dem er seine Zähne wetzen konnte, bevor er mit dem sperrigen Teil im Maul zu Chris zurückkehrte. Eigentlich sollte sich jeder einmal in der Woche wenigstens in ein Tier verwandeln können. Man konnte seine ganze wilde Energie herauslassen und sich so benehmen, wie es ansonsten nicht erlaubt war. Ethan hätte sogar den Mut gehabt Chris zu küssen, doch vermutlich hätte er die Bekanntschaft mit der Wolfsschnauze nicht so wirklich genossen. Ethan hatte nicht bemerkt, dass der Weg hierher mehr Zeit in Anspruch genommen hatte als gedacht, aber er wollte nicht, dass Chris ihn schon verließ, er sollte hierbleiben und sich mit ihm beschäftigen!

Vielleicht fehlte Julian manchmal wirklich der Kontakt zu anderen Wesen, dass er seien Frage nicht als etwas unangebracht einstufen konnte, doch er war neugierig. Wenn Blake solche Dinge sagte, dann musste er sie auch beantworten können! Immerhin war der Faun bis jetzt in allen Hinsichten ehrlich zu ihm gewesen, wieso also nicht auch jetzt? Gespannt blickte er Blake an, den Kopf ein wenig schieflegend und den Blick schließlich an sich herunterwandern lassend.
„Wieso, wie sehe ich denn aus?“, fragte er etwas verständnislos und wünschte sich, dass er einen Spiegel hier hätte, um auch seine zerzausten Haare betrachten zu können, all das, was Blake an ihm sehen mochte. Er mochte Blake ja auch, er sah ihn gerne an, er hatte ein hübsches Gesicht, so wunderschöne Lippen, die man einfach….ja, was? Küssen wollte? Julian wurde rot im Gesicht bei dem Gedanken. Er kannte den Faun doch kaum, wieso also fühlte er sich plötzlich so hingezogen zu ihm? Vielleicht, weil die letzten Wochen besonders einsam und fürchterlich gewesen waren? Aber allein daran lag es sicher nicht, es war auch bestimmt auch dem jungen Mann selbst zuzuschreiben, der so freundlich und verständnisvoll zu ihm gewesen war. Wenn er so darüber nachdachte war noch nie jemand so zu ihm gewesen.
„Das stimmt, ich glaub, das liegt nicht nur an den Ohren“, erwiderte Julian vergnügt. Er könnte Stunden damit verbringen die Ohren des Fauns dabei zu beobachten, wie sie hin und her zuckten und die Ohrringe klimpern ließen. Ein wenig unruhig und nervös schien er Blake jetzt doch gemacht zu haben und das tat Julian leid, sodass er nun am liebsten doch wieder etwas zurückgerudert wäre, aber in diesem Moment hatte sich sein Gegenüber schon zu ihm hinübergelehnt.
Einen Kuss hatte er sich vielleicht erhofft, doch wirklich gerechnet hatte er nicht damit. Die Ohren der Huldra stellten sich mit einem Mal kerzengerade auf, als sich die Lippen des anderen auf seine legten. Er hatte noch nie jemanden geküsst, dies hier war sein erster richtiger Kuss mit einem fast fremden Fabelwesen, das er erst vor einigen Stunden kennengelernt hatte. Der Geschmack des Größeren lag noch auf seinen Lippen, als er sich schon von ihm gelöst hatte. Der Kuss war so schnell wieder vorüber gegangen und dennoch fühlte der Lockenkopf noch immer ein angenehmes Prickeln auf seiner Haut, ein Schauer nach dem anderen, der über seinen Rücken jagte. In seinem Kopf rotierten tausend weitere Fragen, während seine Ohren immer noch aufrecht standen und seine Wangen sich rosig gefärbt hatten. Er konnte Blake kaum zuhören, fuhr stattdessen beinahe andächtig mit der Zunge über seine Lippen. Sie schmeckten wirklich nach Blake! Erst, als der Faun ihn direkt ansprach fühlte er sich auch wirklich wieder zurück in der Wirklichkeit und blickte ein wenig verdutzt auf.
„Nein, ich…..ich mag Typen, ich mag dich“, stolperte es ihm perplex über die Lippen. Oh, Blake konnte doch nicht wirklich glauben, dass er ihn einfach mit so einem zarten Vorgeschmack abspeisen konnte! Das war nun wirklich nicht fair.
Mit einer beinahe etwas sehr schwungvollen Bewegung warf sich der schmale Leib der Huldra ein Stück nach vorne, um abermals die Lippen des Größeren zu kosten. Obwohl er das alles ja noch nie wirklich gemacht hatte, fühlte es sich so natürlich und gut an. Und was sich gut anfühlte, das konnte doch nicht schlecht für ihn sein! Es hatte sich selten etwas so angenehm angefühlt wie die Nähe zu dem Faun, sein Geschmack, dass Julian gar nicht zögerte, seine Lippen leicht für ihn zu öffnen und seine Arme haltsuchend um seinen Nacken zu schlingen. Seine Nähe war so angenehm, dass er unwillkürlich mehr wollte, sich aber doch kurz stoppen musste. Immerhin war er jetzt derjenige, der Blake einfach so überrumpelt hatte.
„T-Tut mir leid, das war mein erster Kuss“, murmelte er etwas betreten und senkte die Ohren wieder ein Stück.
„Aber es fühlt sich so toll an, alles an dir fühlt sich toll an. Du findest mich nicht unangenehm, oder?“, hakte er nach ohne groß davon auszugehen.
„Weil es ist angenehm, wenn du mich berührst, und wenn es angenehm ist kann es nicht verkehrt sein, oder nicht?“
Julian wusste nicht, woher dieser Hunger nach mehr kam, aber er wollte ihn stillen, Blake sollte ihn stillen, und nun funkelte er den Dunkelhaarigen aus erwartungsvollen, fast flehenden Augen an.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Aug 09, 2014 8:14 pm

Auch wenn ihm bewusst war, dass Ethan in dieser Gestalt wohl kaum ein Wort äußern oder gar antworten konnte, so hielt es den Blondschopf nicht davon ab sich mit ihm zu unterhalten, immerhin konnte er ihn immer noch verstehen und irgendwie reichte es ihm auch absolut aus, dass er ihm zuhörte. Chris war schon immer sehr soziales Wesen, er hatte die Nähe zu anderen genossen und  Kommunikation war wohl ein wichtiger Teil, denn auch wenn vielleicht nicht jedes Lebewesen- besonders wilde Tiere- den Inhalt nicht verstehen konnten, den seine Worte widergaben, so reichte es manchmal völlig aus den freundlichen Klang einer Stimme zu hören, die signalisierte, dass man friedselig war, dass man sich gerne mit dem anderen beschäftigte und sich über ihre Anwesenheit freute. Und er hoffte wirklich, dass es dem Dunkelhaarigen nicht anders erging, dass sein Plappermaul und seine Anwesenheit ihm vielleicht wirklich eine Freude bereitete, er auf jeden Fall hätte nie zufriedener sein können!
Es war ein wenig gewöhnungsbedürftig jedes Mal daran zu denken, dass im Inneren immer noch ein menschliches Wesen schlummerte, sodass er sich ab und an zurückhalten musste nicht immer wieder seine Finger im weichen Fell zu vergraben, einfach, weil es so angenehm war den Wolf zu berühren. Sicherlich fand das Fabelwesen ebenfalls Gefallen an solchen Berührungen, alleine schon, weil es vielleicht in ihrer Natur lag, doch im Normalfall würde er wohl auch nicht jeden Fremden jede Minute lang anfassen und ihn vielleicht ein wenig in Bedrängnis bringen, sodass er sich brav zurückhielt, nur selten über den langen Rücken strich und sich stattdessen lieber auf den Weg konzentrierte und natürlich daran, seiner neuen Bekanntschaft etwas von seiner Welt zu erzählen oder von der Faszination dieser Welt und besonders dieses Waldes. Es war so einfach über solche Kleinigkeiten zu schwärmen, über die hohen Bäume und den hohen Bergen, die seine Augen einst erblickt, seine Beine jedoch nie erklommen hatte und wie groß der Wunsch war eines Tages so weit oben zu stehen, dass man einen Teil des Landes unter sich betrachten konnte, voller Bewunderung. Aber vielleicht sollte die Meerjungfrau klein anfangen und erst lernen auf einen Baum zu klettern.
Bei den Regungen des Werwolfs hielt der Langhaarige kurz inne, blickte ihn mit seinen leuchtend grünen Augen fragend an, ehe seine Beine ihm erneut folgten. „Sind wir etwa bald da?“, fragte er neugierig, einfach aus einer Gewohnheit heraus, immerhin würde er ihm wohl kaum eine eindeutige Antwort geben, sodass er stattdessen mit einem stummen Nicken seinen Schritten folgte, an zahlreichen Bäumen vorbei. Die Zeit schien endlos, wenn man sich mit der Natur beschäftigte und hier im Wald wirkten Tageszeiten beinahe schon lächerlich. Noch blitzte das Sonnenlicht vereinzelt zwischen den dichten Baumkronen bis zu ihnen hindurch, tränkte die Umgebung in einem grünlich leuchteten Schimmer, bis sich der wolkenlose Himmel wenige Schritte später in seiner vollsten Pracht präsentierte, als sie an einer kleinen Lichtung ankamen…man nannte das doch Lichtung, oder? Vieles war dem jungen Mann bis heute nicht bekannt, doch es spielte auch in diesem Augenblick absolut keine Rolle. Der Blonde stieß ein überraschtes, jedoch freudiges Japsen aus, als seine Augen den klaren See erblickten, schaute anschließend breit lächelnd zum Wolf hinüber. „Und sowas befindet sich bei euch im Wald? Das ist so…so schön und- ich glaube ich würde hier mein ganzes Leben verbringen, wenn ich könnte! Das Wasser ist so sauber!“, erstaunt traten seine nackten Füße näher an das Ufer heran, schoben einige Kieselsteine beiseite, sich stattdessen mit dem kalten, klaren Wasser vergnügend, das seine Füße bedeckte, ein leises zufriedenes Lachen ausstoßend. Natürlich liebte er Wasser, er war eine Meerjungfrau, und auch wenn es Süßwasser war, so spielte es für das Meereslebewesen absolut keine Rolle- Gewässer war Gewässer und es löste eine innere Freude in ihm aus, dass er für einen Moment glaubte ganz gut verstehen zu können, was Ethan für ein Gefühl haben musste, wenn er nicht in seiner wahren Gestalt sein konnte und sich stattdessen mit einem menschlichen Körper vergnügen musste. Nur zu gerne hätte er seine Kleidung abgelegt und wäre in den See hineingesprungen, doch er wollte sich nicht direkt nackt ausziehen, abgesehen davon konnte der Dunkelhaarige ihm nicht bis zum Grund folgen und eigentlich wollte Chris gerne bei dem anderen bleiben.
Amüsiert folgte sein Blick den Bewegungen des Wolfes, stieß ein Lachen aus, als sich dieser einfach ins Wasser geworfen hatte und die Freude, die sich im Inneren der Meerjungfrau verbreitet hatte, so schonungslos zur Schau stellte. Ach, da konnte man wirklich neidisch sein, dass er sich nicht so einfach in ein Tier verwandeln konnte und alles um sich herum für einen Moment vergessen durfte. „Heey, schwimm nicht zu weit ohne mich.“, rief er Ethan lachend hinterher.
Der Ort hatte etwas angenehmes an sich und das lag wohl nicht nur an dem flüssigen Zustand, der die beiden hier umgab, es war einfach so viel idyllischer und schöner, dass er am liebsten öfter hierhergekommen wäre- vielleicht würde er wirklich irgendwann bis zum Grund tauchen können, vielleicht dann, wenn Ethan in seiner menschlichen Gestalt ihm folgen konnte. Ach, es war ein schöner Gedanke, einer, der ihn lang genug gefangen hielt, dass er sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, als der Dunkelhaarige ganz triefend zu ihm zurückgekehrt kam. Sein Blick verriet beinahe schon, was er vor hatte, doch Chris hatte es nur geschafft schützend seine Arme zu heben, als sich der Vierbeiner auf einmal begann zu schütteln und ihn tausende von Wasserspritzer bedeckten, seine Kleidung durchtränkten. Der Kleinere stieß ein erschrockenes Quietschen aus, kniff seine Augen aus Reflex zusammen, ehe sein Quietschen sich in ein lautes Lachen verwandelte.
„Warte es ab, Ethan, ich werde mich irgendwann dafür revanchieren!“, drohte der Langhaarige, auch wenn seine Drohung wohl kaum ernst genommen werden konnte bei dem Grinsen, das seine Lippen benetzte und den warmen, belustigten Augen, die sie in den verschiedenfarbigen des Fremden für einen Augenaufschlag verloren. Mit einem zufriedenen Seufzer setzte sich Chris auf die trockenen Kieselsteine, platzierte seine Beine im Schneidersitz vor sich, dabei gedankenverloren den ruhigen See anblickend. „Viele Menschen sollten solche Orte mehr wertschätzen. Ich habe unter Wasser nicht viel von der Oberfläche kennenlernen können. Manchmal war in an einigen Schiffswrackteilen, an Rückständen von vergangenen Kriegen vorbeigezogen, doch ich habe nie gewusst, wie es hier oben ist und wie viel von solchen schönen Orten verloren gegangen sind. Ich…ich glaube nicht, dass Menschen prinzipiell schlecht sind, zumindest nicht alle, aber…manchmal frage ich mich wie die Welt wäre, wenn so wäre wie dieser Wald.“, seine Lippen formten ein sanftes Lächeln, während seine Finger über das nasse Fell des Werwolfs strichen, dabei lachend. „Ooh, jetzt fühlst du dich ja ganz nass an- huh, hast du einen Stock  gefunden?“, erst, als die Schnauze des Anderen vom Holz abgelassen hatte, hatte die Meerjungfrau ihn an sich genommen, betrachtete ihn eine Weile lang,  ehe seine Augen fragend zu Ethan schielten. „Es wäre irgendwie seltsam, wenn ich mit dir Stöckchen spielen würde.“, gluckste er, drehte dabei das leicht feuchte Holz in seinen Fingern umher. „Aber weißt du was, ich kann nicht einfach hier rumsitzen, meine Füße kribbeln ganz gemein! Ich muss ins Wasser, ganz kurz!“, mit neu gewonnener Kraft war Chris aufgesprungen, stürmte mit seiner Kleidung einfach in den kühlen See hinein, kurz Luft holend um wenigstens kurz unterzutauchen. Mit ein wenig Disziplin hätte er es vielleicht geschafft einen kleinen Teil zurückzuverwandeln, doch sein Kopf war nicht konzentriert genug, sodass er sich mit den langweiligen menschlichen Lungen zufriedengab und nur ein wenig hinuntertauchte, ehe er wieder seine Lungen mit Luft füllen musste und hinauf zur Oberfläche schwamm. Sein Haar klebte nass in seinem Gesicht, sodass er sich die störenden Strähnen zur Seite schieben musste. „Denkst du wir können hier noch irgendwann mal herkommen? Irgendwann, wenn du mit mir hier schwimmen könntest.“, rief er dem Wolf bittend entgegen, schwamm dabei wieder zurück zum Ufer, vor dem Fabelwesen stehenbleibend. Ein verschwörerisches Lächeln umrahmte das schmale Gesicht, bis er begann seine langen Haare zu schütteln, mit einer Bewegung anschließend nach hinten schüttelnd, damit sie ihn nicht ganz störten. „Ich passe mich ein wenig dir an.“, lächelnd machte es sich die triefende Meerjungfrau wieder neben Ethan gemütlich, kurz genüsslich die Augen schließend, dabei leise summend.  „Ich könnte bis zum Morgengrauen einfach hier bleiben, es macht Spaß mit dir die Zeit zu verbringen.“

Blake war in sehr vielen Hinsichten spontan- er hatte bereits viele süße Jungs geküsst und noch so einiges mehr mit ihnen angestellt, dass es für ihn keine große Sache war, doch schien er den armen Julian dennoch ein wenig überrumpelt zu haben. Was hatte er auch erwartet, er hatte ein traumatisches Erlebnis hinter sich gehabt und da war wohl das Letzte, woran man dachte, der Faun, der mit seinen dämlichen Anspielungen und lächerlichen Küssen gerade zeigte, dass er Gefallen an dem Lockenkopf hatte. Zumindest konnte er nicht sehen, was daran so falsch sein könnte, ganz gleich ob sie sich nun erst wenige Stunden kannten oder auch nicht, er war süß und Zeit würde dieses Empfinden auch nicht ändern.
Mit fragenden Augen hatte er den Kleineren gemustert, seinen leichten Rotschimmer auf den Wangen und den Augen, die ihn erst angeblickt hatten, als er auf eine Antwort wartete oder zumindest einfach nur wissen wollte, ob denn noch alles zwischen ihnen in Ordnung war.
Die Worte, die anschließend den weichen Mund des Anderen verließen, ließen ihn zumindest erleichtert aufatmen und entlockten ihm zugleich ein zufriedenes Lächeln. Es war ein schöner Gedanke zu wissen, dass Julian ihn irgendwie auch mochte und dass er ebenfalls Kerle irgendwie bevorzugte und immerhin schien es ihn nicht zu sehr zu stören, dass sie beinahe noch Fremde waren. Wobei...eigentlich waren sie bereits weit entfernt davon gewesen Fremde zu sein- sie konnten einander vertrauen, sie kannten ihre Namen und ihre kleinen Leidenswege und immerhin wusste Blake sogar woher die Huldra kam und was seine eigentliche Heimat war- damit hatten sie zumindest den wichtigsten Teil abgedeckt, alles andere war nur eine Frage der Bereitschaft, Neugierde und vor allem Zeit. Einige Tage hatten die beiden mindestens, immerhin musste der Kleine solange hier bleiben, bis das gesamte Nervengift seinen Körper verlassen hatte! Und wer wusste schon, was danach passieren würde, vielleicht würden sie sich öfter sehen? Blake für seinen Teil mochte den Blondschopf ganz gerne, sodass er ihn auch einfach so wiedersehen wollen würde, gute Freunde müssten sie mindestens werden, immerhin waren sie sich schon ähnlich und das war den beiden mittlerweile mehr als nur bewusst!
„Das ist gut! Denke ich mal...also lag ich wenigstens nicht ganz so-“, Blake stockte mitten in seinem lächerlichen Schwall an Worten, als der Körper des Kleineren sich ihm entgegenstreckte und im nächsten Moment seinen Kuss erwiderte. Er hätte irgendwie nicht ganz damit gerechnet, doch er konnte wohl auch nicht leugnen, dass es nicht angenehm war- oh nein, ganz im Gegenteil, der Faun genoss die weiche Berührung der fremden Lippen, den süßlichen Eigengeschmack des Fabelwesens, das er ganz aufnehmen konnte, das wohl noch eine Weile nach dem Kuss auf ihm haften würde. Automatisch fuhren seine Finger über das hübsche Gesicht des Anderen, hielten es für einen Moment fest, während ihre Lippen ineinander verhakt waren und er sich die Freiheit nahm diese plötzliche Zärtlichkeit einfach zu erwidern, solange beide noch genügend Luft in den Lungen hatten.
Julian war wirklich für einige Überraschungen zu haben, besonders dann, als er auf einmal von ihm abließ und den Faun perplex dreinblicken ließ. Hatte er sich etwa plötzlich anders entschieden oder.... „Dein...dein erster Kuss? Wirklich?“, überrascht hob der Tätowierte seine Augenbrauen. Er wusste nicht ob er jemals das Privileg genießen durfte jemanden das erste Mal zu rauben, zumindest in der Hinsicht, und falls dem so war, so hatte es nie jemand dem Dunkelhaarigen offenbart, doch Julian hatte gerade offen und ehrlich die Bombe platzen lassen und irgendwie fühlte sich der Größere ein wenig stolz und etwas ängstlich zugleich, immerhin wusste er nicht, ob dies ein perfekter Kuss gewesen war oder nicht, ob sich das Fabelwesen für immer daran erinnern würde. „Also ich bin wirklich der Erste, der dich geküsst hat? Das kann man beinahe gar nicht glauben...ich meine, dein Kuss war angenehm und...natürlich ist das toll, sowas macht Spaß, besonders mit jemanden den man gern hat!“, seine Lippen formten ein sanftes Lächeln, während er das hübsche Gesicht seines Gegenübers musterte. Es war so niedlich er doch war, wie ehrlich seine Worte waren, ohne wirklich groß seine Gefühle zu umspielen und es freute Blake, dass er so etwas im Inneren eines anderen Lebewesens bewirken konnte. Vielleicht würde sich Julian so viel schneller auch besser fühlen, vielleicht auch besser in der Welt zurechtkommen, wenn er sich gut fühlte und nicht ganz alleine war.
„Also wie ich schon bewiesen hab mag ich deine Berührungen auch ganz gerne, es ist...ja, es ist wirklich toll und ganz sicher nicht angenehm, rutscht du ein Stück?“, der Tätowierte erhob sich vom Stuhl, setzte sich im nächsten Augenblick neben den Kleineren. So war es doch schon sehr viel besser, anstatt sich die ganze Zeit über den dämlichen Stuhl zu beugen und so viel Abstand dazwischen zu behalten! Langsam erhob der Dunkelhaarige seine Hand, fuhr über die blonden Locken und konnte nicht anders als sanft über ein Ohr des Anderen zu streichen. Bei der Reaktion stellten sich seine eigenen unweigerlich freudig auf. Es war so süß, er glaubte seine Zähne würden jeden Augenblick alle rausfallen vor so viel Zucker!
„Hey, ich finde du brauchst Übung, findest du nicht auch? Wenn man mit etwas angefangen hat, sollte man es nicht direkt abbrechen.“, seine schmalen Lippen formten ein breites Lächeln, ehe sich diese wieder sanft auf die anderen legte, sie lange und innig küssend. Er konnte nicht anders als mit seiner Zunge vorsichtig gegen den weichen Mund zu stupsen, bis der Andere die kleine Bitte verstanden hatte und ihm sogar Einlass bot.
Es war solch ein berauschendes und angenehmes Gefühl und wenn es sich für ihn bereits so gut anfühlte, wie toll musste es erst für die Huldra sein, immerhin erlebte er so etwas wirklich zum ersten Mal?!
Sobald seine Lippen kurz von ihm abließen, um Luft zu holen, klebten sie im nächsten Augenblick schon wieder auf dem sanften Mund des Blondschopfes, saugten seinen Geschmack ein, den er kaum beschreiben konnte. Automatisch platzierte er seine Finger auf dem Nacken des Lockenkopfs, strich über sein Schulterblatt, wollte über seinen schmalen Rücken streichen, zog seine Hand jedoch erschrocken zurück, als er auf einmal das Shirt leicht nach innen drückte und kein Widerstand im Sinne eines Rückens vorhanden war. Unweigerlich hatte er von seinem Kuss abgelassen, starrte Julian stattdessen mit großen Augen an. Gehörte das irgendwie zu ihm? Wahrscheinlich hatte er etwas anderes da hinten, doch Blake kannte sich nicht mit seiner Rasse aus und war im ersten Moment so überrascht, dass es ihm nun leid tat. Etwas beschämt senkte er seinen Blick, wurde ein wenig rot um die Nase. „Tut mir echt leid, ich...ich wusste nicht...ich wollte nicht- hab ich dir wehgetan? Oh Mann, ich war ein wenig zu übereifrig und war bestimmt grob oder so...“, unsicher kratzte der Dunkelhaarige sich am Hinterkopf, den Blondschopf entschuldigend anschauend.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Aug 12, 2014 12:28 am


Mehr als ein etwas armseliges Hundepaddeln brachte Ethan als Wolf nicht zustande und auch, wenn er gerne ein wenig planschte waren ihm die tieferen Stellen des Sees ein wenig unheimlich. Also blieb ihm nichts anderes übrig als am seichten Ufer des Sees zu warten und Chris zu beobachten. Wasser musste für ihn wahrlich eine Wonne sein, so wie für den Wolf der richtige Körper zum richtigen Mond. Ein wenig hoffte er ja beinahe, dass Chris sich für ein paar Schwimmzüge verwandeln würde und er reckte neugierig den Hals, doch irgendwann hatte er den anderen selbst im klaren Wasser aus den Augen verloren. Mit einem Jaulen ließ er sich auf die Hinterbeine sitzen und wartete darauf, dass der Blondschopf zurückkehrte. Es war verrückt, wie verbunden er sich der Meerjungfrau fühlte, obwohl sie sich erst seit wenigen Stunden kannten. Vielleicht war es auch nur der Wolf, der so sorglos dachte und sich einfach nur von seinem Inneren leiten ließ. Immerhin kannte er Chris doch kaum! Wohlmöglich gab es viele Dinge an ihm, die ihm nicht gefielen. Es wäre zu mindest möglich. Aber auf der anderen Seite hatte Ethan nicht das Gefühl, dass der Kleinere Vieles vor ihm verbarg. Er wirkte so ehrlich und offenherzig, dass seine Art keineswegs wie eine Farce wirkte. Ethan beobachtete, wie Chris mit einigen festen Schwimmzügen wieder in seine Richtung zurückkehrte und erhob sich vorfreudig und begrüßte den Jüngeren mit einem Schwanzwedeln. Er war immer noch ein wenig sauer, dass Chris den Stock nicht geworfen hatte, einem instinktiven Teil von ihm hätte es wirklich gefallen, dem Ast hinterher zu wetzen, Ethan wusste nicht, worin so etwas begründet lag, aber er liebte es zu rennen, so schnell, wie ihn seine Muskeln nur trugen. Egal, wie fit er als Mensch auch sein mochte, solche Kraftanstrengungen würde er seinen Muskeln nicht einfach entlocken können, kein Sprint war zu vergleichen mit dem Rennen eines Wolfes.
Misstrauisch beäugten die verschiedenen Augen das schelmische Grinsen des Blondschopfes und seine triefend nassen Haare und als er sich einfach so schüttelte, wie der Wolf es soeben getan hatte, sprang er mit einem wilden Kläffen zur Seite. Er musste sich zurückhalten, um den anderen nicht aus lauter Spieltrieb einfach wieder umzuwerfen, sondern schenkte ihm stattdessen ein lautes, freudiges Bellen, während er die feinen Tropfen aus seinem dichten Fell schüttelte. Er würde gern noch hierbleiben, wenn es nach ihm ginge auch die ganze Nacht. Die Nächste hier im Wald waren warm und das nicht nur, wenn man ein dickes Fell hatte. Zwischen den Bäumen sammelte sich die Hitze und wenn man es sich in einem Bett aus trockenen Kiefernnadeln bequem machte, vielleicht im Schutz einer großen Wurzel…..Ethan hatte schon unzählige Nächte im Wald verbracht, als Wolf wie auch als Mensch. Es gab nichts Schöneres als in der Ruhe der Bäume einzuschlafen. Dies war sein Revier, er brauchte keine wilden Tiere zu fürchten, nichts hier reichte an die Größe des Werwolfes auch nur annähernd heran, geschweige denn, dass sich irgendjemand getraut hätte, ihm zu nahe zu kommen. Chris war also in seiner Anwesenheit absolut sicher.
Zu gerne hätte Ethan dem anderen signalisiert, dass sie gerne noch die ganze Nacht hier bleiben könnten. Etwas ratlos ließ er sich auf die Hinterpfoten sinken und scharrte mit den Vorderpfoten im Staub, als wollte er Chris damit zeigen, dass dies ein guter Platz zum Bleiben war. So oder so musste die Meerjungfrau erst einmal wieder seine Kleidung trocknen, so lange konnten sie also schon einmal hier bleiben! Mit leicht überschlagenen Vorderpfoten hatte sich der Wolf längs neben der Meerjungfrau am Ufer platziert und blickte seine neue Bekanntschaft auffordernd an. Er hatte sicherlich unglaublich viel zu erzählen und Ethan wollte ihm zuhören, dieser melodischen Stimme lauschen, die ihm Geschichten aus den Tiefen des Ozeans erzählen konnte. Und das tat Chris auch, ohne, dass er ihn weiter auffordernd musste. Hin und wieder nickte der Kopf des Wolfes, um zu zeigen, dass er zuhörte und verstand, manchmal auch, um ihn in seinem Reden zu bekräftigen. Mit der Sonne sank auch der Kopf des Wolfes. Sich in seiner falschen, menschlichen Form aufzuhalten hatte ihn erschöpft und noch dazu waren Chris´ Erzählungen so beruhigend, dass er schließlich wegdöste. Eigentlich war er in der Nacht am aktivsten, wie es sich für einen Wolf gehörte, doch heute war keine Nacht wie jede andere. Im Schlaf hatte sich der mächtige Körper leicht zur Seite geneigt und sich an Chris´ Seite gelehnt und so schlief er vor sich hin, im Schlaf hin und wieder leicht mit den Ohren zuckend, als riefe ihm im Traum jemand etwas zu.

Julian hätte von sich selbst gar nicht erwartet, dass er so offen und spontan sein könnte, aber es fühlte sich mit Blake einfach richtig an. Es war nichts, was er direkt bereuen würde. Vielleicht hatte er diese positiven Berührungen einfach nötig, nachdem er so lange so schlecht behandelt worden war. Er wollte die groben Handgriffe vergessen und was wäre einfacher, wenn Blake ihm so nahe war? Ehrlich nickte der Kopf des Kleineren auf und ab.
„Der erste Kuss, ja wirklich! Wieso solltest du das nicht glauben wollen?“, fragte Julian ein klein wenig skeptisch und blickte ein wenig unsicher an sich hinunter.
„Wirke ich so erfahren? Oder, naja…….verrucht?“
Seine Stimme bröckelte beinahe vor Unsicherheit, es war nicht zu verkennen, dass der Faun auf diesem Gebiet sicherer war als er selbst. Julian war froh darüber, so begierig er auch nach der Nähe war, er traute sich nicht so ganz, danach zu verlangen. Dass der Ältere genug Sicherheit hatte, um ihm die wichtigsten Entscheidungen abzunehmen war eine Erleichterung. Es war ihm egal, dass sie sich noch nicht so lange kannten, sie waren keine völlig Fremden und der Lockenkopf hatte dem Dunkelhaarigen von Anfang an vertraut, wieso also jetzt nicht auch? Anscheinend waren seine Küsse nicht so unbeholfen, dass man sie nicht genießen konnte, sonst hätte man sich sicherlich bei ihm beschwert statt erneut nach Nähe zu suchen.
Julian rückte ein Stück zur Seite, als man ihn darum bat und machte für den Größeren neben ihm Platz. Erwartungsvoll blickten die tiefblauen Augen ihn an, als er eine Hand nach ihm ausstreckte und er schloss diese sogleich wieder, als man vorsichtig über seine Locken und die Ohren strich. Die Huldra stieß eine Art leises Schnurren aus, die zarten Berührungen gefielen ihm. Träge öffneten sich die schweren Lider wieder, als Blake ihn ansprach und ei9n schelmisches Lächeln erhellte die warmen Züge.
„Übung kann sicher nicht schaden, denke ich. Wir haben den ganzen Tag Zeit“, entgegnete er Blake mit einem unschuldigen Funkeln in den Augen, das nicht hätte schuldbewusster sein können. Er lehnte sich den Berührungen des Fauns erwartungsvoll entgegen und grub seine Finger mit einer Mischung aus Nervosität und Wohlwollen in das Shirt des anderen. Seine Lippen waren so weich, dass es zum Verrücktwerden war. Julian wusste nicht, ob sich alle ersten Male so anfühlten, aber er hoffte es zu mindestens für jeden, der zum ersten Mal geküsst wurde. Leichter Druck wurde auf seine Lippen ausgeübt und mit Herzklopfen öffnete der Blondschopf langsam den Mund. Es fühlte sich merkwürdig an, Blakes Zunge in seinem Mundraum, merkwürdig aber ganz sicher nicht unangenehm. Julian hatte ihn vorher nicht so intensiv schmecken können und er musste sich bei all den Eindrücken, die auf ihn einströmten schier zurückhalten, um nicht gleich über den Faun herzufallen. Stattdessen lehnte er sich nur mit einem leisen Knurren noch etwas enger an den schmalen Körper. Es gefiel ihm, dass Blake ihn noch mehr anfasste, dass er seine Arme um ihn legte und ihm ein behagliches Gefühl bereitete, dass er gar nicht daran dachte, wie nah die Finger des anderen seinem Rücken waren. Jeglicher Urinstinkt in ihm schien wie ausgeschaltet, als Blake ihn so berührte. Sicherlich hatte der Faun keine Ahnung, was ihn erwartete, als er seine Finger über den schmalen Rücken gleiten lassen wollte, und obwohl Julian ihm seinen Schrecken wohl nicht verübeln konnte, war er im ersten Augenblick selbst völlig außer sich.
Es war kein wirklicher Schmerz, den er verspürte, wenn jemand die feine Barriere zwischen Außenwelt und dem Loch in seinem Rücken durchbrach -auch, wenn das nach den Misshandlungen im Drogenlabor beinahe schon seine erste Assoziation war-, sondern mehr ein unangenehmes Gefühl, dass ihm Schauer über die Arme jagte und ihn unglücklich das Gesicht verziehen ließ. Blake hatte automatisch von ihm abgelassen und der Blick aus geweiteten Augen, den er ihm schenkte, verunsicherte die Huldra bis ins Mark. Etwas gekränkt rückte er von dem Faun ab und starrte beschämt auf die Bettdecke.
„T-Tut mir leid, ich hätte dir das sagen sollen“, stieß er stammelnd aus und wusste nicht, wie er es so richtig erklären sollte. Für einen Moment waren die Misshandlungen der Männer, die ihn wochenlang gequält hatten wieder so präsent, dass es dem Kleineren den Atem raubte. Seine Ohren waren so weit gesenkt, dass die felligen Spitzen beinahe seine Schulterblätter berührten.
„Huldra haben nun mal dieses Loch im Rücken, es sieht aus wie ein hohler Baumstamm. Tut mir wirklich leid, bestimmt ekelst du dich davor und wolltest es gar nicht anfassen, i-ich kanns verstehen, bitte sei nicht sauer auf mich!“
Julians Schweif peitschte vor Aufregung auf und ab, ein unruhiges Zucken, dass er ihn schließlich mit einer Hand ergriff und nervös zudrückte.
„Wir mögen nicht, wenn man es anschaut oder anfasst“, gestand er seinem Gegenüber und war sich der Tatsache nun wieder viel stärker als vorher bewusst, dass er Blake nicht den Rücken zukehren sollte.
„Magst du mich trotzdem noch küssen?“, fragte er den Größeren mit intensive, verzweifelten Flehen in den hellen Augen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1So Aug 17, 2014 2:42 am

Nie hätte Chris erwartet heute wirklich auf so etwas wie einen Werwolf zu treffen und dann auch noch auf einen, der so verständnisvoll und freundlich war und ihm sogar die verborgenen Schönheiten dieses Waldes, seines Waldes zeigte! Es war ein gutes Gefühl einfach neben ihm zu sitzen, hin und wieder durch das dichte dunkle Fell zu fahren, während seine Kleidung langsam begann zu trocknen. Eigentlich war ihm bewusst, dass es noch seine Zeit dauern würde bis alles völlig nässefrei war, doch irgendwie freute er sich darüber, dass er sein Gehen hinauszögern konnte und länger bei dem Wolf bleiben durfte, der anscheinend auch kein Problem damit zu haben schien.
Es war wirklich verrückt, sie kannten sich kaum und dennoch kam es dem Blondschopf so vor, als würden sie sich bereits ewig kennen, als wäre das gegenseitige Vertrauen und diese seltsame Verbundenheit, die er dem anderen gegenüber verspürte, etwas, was er schon immer gespürt hatte, jedoch nur auf den passenden Moment wartete, wo sie sich endlich begegnen würden. An so etwas wie Schicksal zu glauben hatte er bis jetzt eigentlich nie gedacht, sicherlich war er ein kleiner Träumer, doch mit solchen Dingen wie Seelenverwandtschaft oder Karma hatte sich die Meerjungfrau nicht wirklich beschäftigt, auch wenn der Gedanke manchmal ganz interessant war.
Ob Ethan wirklich nicht nur ein freundliches hübsches Lebewesen war, das ihm zufällig über dem Weg kam? Spielte es überhaupt irgendwie eine Rolle?! Allzu lange konnte Chris ohnehin nicht darüber nachdenken, viel zu gerne ließ er seinen Kopf lieber ganz wo anders, überlegte sich, was er dem Dunkelhaarigen erzählen könnte, was ihn vielleicht interessieren würde. Sein Leben hatte schon einige Abenteuer zu bieten gehabt, alleine schon das Leben unter Wasser war für den Langhaarigen eine angenehme Reise gewesen, die wohl nicht jeder hinter sich bringen konnte, doch auch an Land geschahen hier und da interessante Dinge, so vieles faszinierte das Fabelwesen ungemein, dass er sich kaum zügeln konnte vor Erzählungen. Manchmal war es nicht einfach die eigenen Empfindungen zu beschreiben, zu beschreiben wie es sich anfühlte unter Wasser zu leben und was man alles erleben konnte, doch etwas sagte ihm, dass Ethan ihn schon verstand, wahrscheinlich ging es ihm in den meisten Situationen als Wolf nicht anders- es waren einfach andere Welten, Welten, die für Außenstehende beinahe unmöglich waren zu beschreiben, so, dass sie es auch verstehen oder gar nachempfinden konnten. Doch eigentlich spielte es auch keine Rolle, solange der Größere einen kleinen Eindruck vom Leben und von der andersartigen Lebensart einer Meerjungfrau bekam, reichte das dem Blondschopf vollkommen aus.
„Manchmal suche ich mir immer noch Orte unter Wasser, wo ich die Nacht verbringe…es ist ein wenig komisch, doch ich mag es nicht allein zu sein, zumindest nicht allzu lange. Bei mir daheim bin jedoch nur ich alleine, meine Familie ist weiter weg, nicht jeder von ihnen hat das Interesse an Land zu gehen und deswegen muss ich mich irgendwie damit arrangieren, dass ich nun mal allein bin. Aber an den richtigen Orten unter Wasser findet ich genug Lebewesen, die mir über Nacht gerne Gesellschaft leisten.“, murmelte der Kleinere verträumt dazwischen, blickte kurz lächelnd zum Vierbeiner hinunter, ehe seine Finger sich in seinem Fell vergruben, seinen Kopf anschließend sanft tätschelten. Das nasse Fell trocknete schnell und fühlte sich irgendwann, nachdem die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Baumgewirr verschwunden waren und die Nacht von einem dunklen, sternenbenetzten Himmel getränkt wurde, wieder weich an, sodass Chris noch unfähiger war vom Fremden abzulassen. Irgendwann geschah es einfach nur automatisch, ohne, dass er wirklich darauf achtete, während sein Mund sich selten schloss und er weitere kleine Erzählungen offenbarte, so lange bis sich irgendwann seine Lippen trocken anfühlten und seine Zunge zu schmerzen begann. Der Langhaarige unterdrückte ein Gähnen, blickte stattdessen fragend zur Seite, um sicherzugehen, dass Ethan ihm noch zuhörte, doch der Werwolf schien bei all dem Wortsalat bereits eingeschlafen zu sein. Hmm- das war nun wirklich etwas, was Chris in diesem Moment nicht erwartet hätte! Stirnrunzelnd musterten die grünen Augen die dunkle große Gestalt, wie sie schlummernd neben ihm lag- er hätte ihn vielleicht geweckt, einfach nur um ihn zu fragen, ob es in Ordnung war, wenn er bei ihm bleiben würde, doch das arme Wesen einfach so zu wecken?!- die Meerjungfrau brachte so etwas nicht übers Herz, es wäre gemein gewesen, abgesehen davon sah der Wolf viel zu niedlich aus in seinem ruhenden Zustand, dass er gar nicht anders konnte als grinsend abermals über sein Fell zu streicheln. „Ich hoffe doch, dass du nicht vor Langeweile eingeschlafen bist, Ethan!“, summte seine Stimme belustigt in die Nacht hinein, betrachtete den großen Körper noch einmal mit prüfendem Blick. Es machte Spaß ihn zu beobachten, dabei, wie er ruhig vor sich hinschlummerte, wie seine Ohren hin und wieder im Schlaf wackelten oder sein Köper leicht zuckte. Vielleicht war es ein aufregender Traum?
Chris hätte wahrscheinlich Ewigkeiten einfach so verbringen können, doch irgendwann fielen auch ihm einfach die Augen zu und sein Kopf begann schwer und bleiern zu werden, sodass er ihn kaum noch aufrecht erhalten konnte, geschweige denn seinen gesamten Oberkörper. Er hätte sich leise vom Wald davonschleichen können, doch wahrscheinlich hätte er sich verlaufen ohne Ethan, abgesehen davon, dass er ihn gar nicht wortlos verlassen wollte! Der Kleinere mochte die Anwesenheit und Nähe des Werwolfes und es fiel ihm schwer einfach zu gehen und ihn zu verlassen, abgesehen davon, dass die Müdigkeit so fest in seinen Knochen verankert war, dass er sich gar nicht mehr von der Stelle bewegen wollte oder vielleicht nicht einmal konnte. Mit einem leisen, müden Seufzer richtete sich der schmale Leib langsam auf, vorsichtig, damit Ethan nicht auf einmal wach wurde, betrachtete das Tier noch einmal von allen Seiten, ehe er sich einfach neben ihn legte, den Kopf auf seinen Bauch abgestützt, während sich die Arme beinahe schon automatisch auf das weiche Fell gelegt hatten. Es war so weich, viel weicher als sein eigenes Bett und Ethan roch nicht einmal typisch nach einem Hund- nein, es war mehr der Wald, den er riechen konnte, die Bäume, der Wind, das Wasser- all das schien sich in seinem Fell verfangen zu haben, samt eines undefinierbaren Geruchs, den er noch nie zuvor irgendwo erlebt hatte und er wahrscheinlich nur dem Werwolf gehörte und so angenehm war, dass die Meerjungfrau gar nicht lange brauchte um zufrieden an seiner Seite einzuschlafen. Sein Körper war warm und vor allem weich, dass es ihn nicht einmal fröstelte und schien der Größere zumindest keine Probleme damit zu haben, das ein fremdes Gewicht auf ihn lastete. Vielleicht war es ein wenig unangebracht gewesen sich an ihn zu lehnen, ihn als Kissen zu missbrauchen, doch Chris konnte nicht anders als die Nähe des Anderen zu suchen und für einige Sekunden zu vergessen, dass sich in dem Wolfskörper noch ein Mensch verbarg.


Blake kam sich so doof vor- wieso hatte er nur so heftig reagiert?! Okay, man fasste nicht alle Tage in ein Loch hinein, wo eigentlich ein Rücken hätte sein sollen, doch wahrscheinlich hätte er viel angebrachter darauf reagieren können, hätte sich nicht so erschrocken zeigen sollen, sodass er Julian nur damit verunsicherte! Schuldbewusst biss der Größere sich auf die Zunge, hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Der Kleine hatte wahrscheinlich im Labor bereits genügend Probleme damit gehabt und nun kam er auch noch damit an und stocherte weiter in der Wunde herum. Doch war das schon immer dagewesen? Gehörte es überhaupt zum Fabelwesendasein dazu oder hatten die Menschen ihm dieses Loch geschnitzt? Allerdings wäre es wahrscheinlich unlogisch, dass er ohne weiteres dann noch weiter leben und Dinge tun könnte- immerhin war so ein Loch nicht wirklich etwas, was man mit einem Schulternzucken wieder vergessen konnte. Fragen über Fragen füllten den Kopf des Dunkelhaarigen, sodass er sich nur noch schlechter fühlte, immerhin ging ihn so etwas absolut nichts an und er sollte bloß nicht anfangen den Anderen noch mehr mit irgendwelchen dieser sinnlosen Fragen zu löchern!
Verwirrt zuckten seine Ohren hin und her, stellten sich jedoch aufmerksam auf, als die Stimme des Lockenkopfs erklang. „Heey, entschuldige dich doch nicht…es war nur etwas…neu für mich!“, erwiderte der Tätowierte beinahe schon protestierend, ließ ihn jedoch schnell wieder weiterreden, ohne ihn zusätzlich irgendwie zu unterbrechen.
Also gehörte es doch zu ihm und war keine Verletzung, die man ihm angetan hatte! Erleichterung machte sich im Inneren des Größeren breit- er hatte sich bereits so etwas gedacht, doch die Sicherheit, dass seine Befürchtungen nichts als irgendwelche Hirngespinste waren, war dennoch eine gute Sache und erhellte seine Gemütslage noch ein wenig mehr. Es war irgendwie faszinierend und auch cool zu hören, was der Blondschopf dort hinten besaß- ein Baumstamm…vielleicht gab es dort auch Leben! Es klang so viel cooler und interessanter als irgendwelche dämlichen Hufen zu haben, die jedes zweite Fabelwesen ebenfalls besaß, dass er am liebsten noch mehr darüber erfahren hätte, dass er Julian mit großen Augen anstarrte. Doch dieser schien seine Verwirrung ganz anders verstanden zu haben, schien wirklich zu glauben, dass Blake ihn nun widerlich finden würde! Der Faun wäre beinahe vom Bett aufgesprungen, hätte einen Protestmonolog an den Tag gelegt, beschränkte sich jedoch lieber darauf, heftig mit dem Kopf zu schütteln, schnappte dabei beinahe automatisch die freie Hand des Kleineren. „Du bist ja verrückt, wieso sollte ich mich davor ekeln?! Das klingt unglaublich cool und macht dich nicht weniger süß oder anziehend! Ich hätte nicht so doof reagieren sollen, doch ich hatte einfach nicht mit so etwas erwartet, sodass es im ersten Moment unglaublich neu und seltsam war. Aber….nein, ich bin ganz sicher nicht sauer auf dich und will dich immer noch so gerne anfassen wie vor wenigen Minuten auch!“, sein Daumen strich sanft über den Handrücken des Anderen während die schmalen Lippen ein aufmunterndes Lächeln formten. Julian war in sehr vielen Hinsichten immer noch nichts weiter als ein fremdes Fabelwesen, doch Blake hatte die Huldra bereits in dem Moment, als er ihn aus seinem Gefängnis geholt hatte, in sein Herz geschlossen, dass er ihn gar nicht mehr als ein fremdes Individuum ansehen konnte, sodass seine Worte nicht einmal verkehrt erschienen, zumindest in seinen Worten. Das Leben war ohnehin zu kurz um sich ganz langsam heranzutasten, besonders nicht dann, wenn die Chemie zwischen den beiden stimmte, sodass er nicht einmal lange bei den nächsten Worten des Lockenkopfs zögerte, wieder etwas näher zu seinem Körper heran rutschte um im nächsten Moment seine Lippen zu kosten. Der Tätowierte zögerte den sanften Kuss so lange wie nur eben möglich aus, ließ erst vom Kleineren ab, als seine Lungen um Atemluft flehten.
„Siehst du, ich küsse dich immer noch genauso gerne wie vorhin u-und ich werde dich dort auch nicht mehr anfassen, wenn es dir unangenehm ist, in Ordnung?“, fragend schielten die blauen Augen zu den strahlend blauen seines Gegenübers, fuhr mit seinen Fingern vorsichtig durch sein Haar und über das weiche Fell seiner Ohren. Abermals verirrten sich seine Lippen, überhäuften Julian mit zahlreichen sanften Küssen, die ihm hoffentlich ein besseres Gefühl haben und ihm klarmachen konnten, dass er ihn immer noch ebenso gernhatte wie am Anfang, immerhin urteilte Blake wohl kaum über das, was ein Lebewesen ausmachte und sah auch keinen Grund, weswegen ihn so etwas stören sollte. Alle hatten doch irgendwelche Merkmale, die vielleicht auf den ersten Blick ein wenig seltsam erschienen und was war schon dabei? Man lebte mit solchen Merkmalen und man akzeptierte sie, zu einem schlechteren Fabelwesen würden sie einen zumindest nicht machen.
„Aber dann schläfst du heute besser an der Wand und ich klau mir einfach den vorderen Platz, wenn du natürlich noch möchtest, dass ich die Nacht bei dir bleibe. Ich werde nur meine Gestalt wahrscheinlich wechseln müssen, mit meinen Beinen werde ich zu viel Platz wegnehmen und es wäre ungemütlich.“, murmelte der Dunkelhaarige nach einer Weile, stieß dabei ein leises Lachen aus. Sein Blick schielte demonstrativ zu seinen Beinen, zu den klobigen Hufen, die im Bett tatsächlich andere Lebewesen stören konnten, ja die sogar ihn irgendwie störten, doch zum Glück war er nicht auf die Dinger angewiesen, zumindest nicht immer.
„Es…es sei denn du willst das nicht? Also…ist es denn generell okay, wenn ich bei dir bleib? Wir könnten ja weiterüben und so und hey, es macht mir wirklich nichts aus, was du hast und was nicht. Wir sind alle irgendwie unterschiedlich und das macht dich weniger süß, als du es ohnehin schon bist!“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Mi Aug 27, 2014 7:29 pm

Im Nachhinein konnte Ethan nie so ganz sagen, ob er als Wolf eigentlich träumte. Er wusste, dass seine Nächte nicht vollkommen ereignislos vorüber gingen, aber es war nicht das gleiche Träumen, das er in Menschengestalt erlebte. Es waren weniger Bilder, sondern mehr Sinneseindrücke wie Gerüche und Geräusche. Vielleicht waren es auch Kleinigkeiten, die einfach durch den Schlaf hindurch zu ihm durchdrangen. Diese Nacht zum Beispiel erschien ihm der Geruch von Salz und Meer viel prägnanter, als er es je zuvor gewesen war. Hieß das, dass er von Chris träumte? Zu mindestens schien es seine charakteristische Duftnote zu sein, die ihm im Schlaf begegnete. Wenn sein Wolfskopf dazu fähig gewesen wäre hätte er sicherlich von all den faszinierenden Dingen geträumt, die Chris ihm gestern Abend erzählt hatte, von den Unterwasserwelten, doch auch so kam Ethan der Traum ziemlich positiv vor. Er war so tief und fest in der Welt des Unterbewussten verankert, dass ihn nicht einmal die Sorge darum wecken konnte, was denn seine neue Bekanntschaft in der Nacht machen sollte. Er hatte immerhin kein Zelt oder so etwas Ähnliches mitgebracht, um sich warm zu halten. Zwar waren die Nächte hier nicht unbedingt eisig, doch ohne dichtes Fell unter sternenklarem Himmel? Das musste doch sicher etwas unangenehm sein! Dass man den weichen Wolfskörper stattdessen als Kissen missbrauchen könnte, daran hatte er gar nicht gedacht. Dabei lag es nicht fern. Der massige Körper bot Schutz vor Wind und Kälte und das dichte Fell war angenehm weich. Ganz sicher jedenfalls würde sich kein anderes wildes Tier an ihn heranwagen, wenn er bei einem Wolf schlief! Unbewusst hatte Ethan wohl doch ganz gut für die Meerjungfrau mitgesorgt, auch, wenn es ihm lieber gewesen wäre, wenn er mit dem Blondschopf zu einer der kleinen Holzhütten gegangen wäre, bevor der Schlaf ihn einholte. Dort hätte er immerhin gemütlich in einem Bett schlafen können und hätte ein Dach über dem Kopf gehabt.
Irgendwann in der Nacht hatte der Wolf sich ein wenig herumgedreht, sodass sein Kopf nun schwer auf Chris´ Seite ruhte, aber immerhin dürfte es so nur noch etwas wärmer für ihn geworden sein. Der nachlassende Mond, der sich während der Morgendämmerung einstellte machte den Wolf etwas unruhig, nun kam langsam die Zeit, in der er sich nun mehr in seiner tierischen Gestalt unangenehm fühlte und der Gedanke daran riss ihn langsam aus dem Schlaf. Mit einem leisen Gähnen riss er das Maul auf und hob etwas desorientiert den Kopf. Sein Geruchssinn hatte schneller als er selbst erkannt, wo und bei wem er sich eigentlich befand. Etwas verdutzt legte Ethan den Kopf schief, als er die schlummernde Gestalt bemerkte. Hatte er wirklich die ganze Nacht so geschlafen? War es ihm denn nicht unangenehm gewesen? Der menschliche Teil in Ethan war mittlerweile wieder etwas stärker, sodass er ein klein wenig peinlich berührt sein konnte. Immerhin war das ja fast so, als hätten sie direkt in der ersten Nacht eng umschlungen in einem Bett geschlafen hätten! Nicht, dass es dem Dunkelhaarigen so sehr missfallen hätte. Jetzt, da er wieder etwas mehr bei Verstand war, konnte er die sanfte Schönheit des anderen Mannes viel besser wahrnehmen, seine langen Haare und die sanft geschwungenen Lippen, die vollen Wimpern, die seine strahlenden Augen im Moment nicht preisgeben wollten. Nachdenklich zuckte der Wolf mit den Ohren.
Er wollte sich zurück verwandeln, doch das konnte er schlecht, wenn Chris noch auf ihm ruhte. Er konnte ihn unmöglich wecken, doch als wenn die Meerjungfrau seine Gedanken belauscht hätte, kam Leben in den schmalen Leib. Freudig richtete der Wolf sich ein wenig auf und wartete, bis Chris sich endlich von selbst aufsetzte. Sein Bellen war vielleicht ein wenig zu vorfreudig und laut gewesen, sodass er ein schuldbewusstes Winseln ausstieß, als Chris zusammenzuckte. Versöhnlicht drückte der Wolf den schweren Kopf leicht gegen seine Brust. Er wollte sich wirklich zurückverwandeln und mit einem hoffentlich selbst für schlaftrunkene Meerjungfrauen verständlichem Nicken Richtung Boden gebot er ihm sitzen zu bleiben, während der schwarze Leib des Wolfs wie ein Blitz zwischen den Bäumen verschwand. Er wusste, dass hier noch mehr der kleinen Kleidungsverstecke waren, und das, was er dieses Mal aufstöberte war sogar nicht so vergessen gewesen wie das letzte, sodass er dem anderen dieses Mal vollkommen angezogen gegenübertreten konnte.
Chris hockte immer noch am Ufer und Ethan hob etwas zögerlich zur Begrüßung die Hand und schenkte dem anderen ein schüchternes Lächeln.
„Guten Morgen, ich hoffe, du hast gut geschlafen?“, fragte er etwas besorgt, während er sich einige Strähnen seines dunklen, gewellten Haares aus der Stirn strich, welches zugegeben noch etwas unordentlich wirkte.
„Ich weiß nicht, wie gut ich so als Kissen tauge“, entgegnete er hüstelnd, bevor er sich neben Chris auf den Kies sinken ließ. Es fühlte sich so ungewohnt wieder normal mit der Meerjungfrau interagieren zu können, dass der Werwolf für einen Moment schwieg, bevor er weitersprechen konnte.
„Und, was ist der Plan für heute? Ich werde mich für die nächsten Tage erst einmal nicht verwandeln müssen, also müssten wir keine einseitigen Gespräche mehr führen. Oder hat dich die Nacht im Wald zu sehr abgeschreckt?“, hakte Ethan etwas besorgt nach und ließ einen besonders flachen Kiesel übers Wasser flitschen.

Noch immer spürte Julian die leichte Beunruhigung und die Hitze seiner erröteten Wangen, während Blake sich überschwänglich entschuldigte. Er hatte dem Faun nicht gleich die schlimmsten Dinge unterstellen wollen, er hatte einfach Angst, dass er seinen neuen Freund enttäuschen oder abstoßen könnte. Unsicher schlug er mit dem Schweif auf die Bettdecke und wirbelte einige Staubflocken auf.
„I-Ich weiß nicht, die Kerle in dem Labor fanden es irgendwie ekelhaft, ich weiß auch nicht….Es ist so unbekannt und….tut mir leid, ich wollte dir nichts unterstellen.“
Julian wusste selbst nicht, wieso er sich gerade so hilflos und verzweifelt vorkam, dass er am liebsten unter der Bettdecke verschwunden wäre, aber so einfach konnte er einer Auseinandersetzung wohl nicht aus dem Weg gehen. Er spürte, wie Blakes Finger vorsichtig über seinen Handrücken strichen und blickte etwas besorgt auf.
„E-Es ist irgendwie tief bei uns verankert das als unangenehm zu empfinden, bitte sei mir nicht böse, es war nur-„
Julian unkoordinierter Redeschwall wurde jäh unterbrochen, als Blake ihn plötzlich abermals küsste. Julian konnte nicht anders, als die Augen zu schließen und die Berührung zu genießen. Wieso sollte er auch nicht, anscheinend hatte er ja einfach nur furchtbar verkehrt gelegen und dem Faun etwas unterstellt, dass er so gar nicht empfand! Seine zärtlichen Berührungen waren so angenehm, dass Julian ihm unmöglich länger böse sein könnte für seinen erschrockenen Blick. Ein leises, entzücktes Seufzen entwich den vollen Lippen, als er unwillkürlich etwas näher zu dem Faun heranrückte und den Kopf ein wenig schief legte.
„Wenn du nicht mehr dorthin fassen könntest wäre das schon ganz angenehm, aber es wird sicher einfacher werden, sobald ich mich wieder verwandeln kann, dann musst du nicht mehr darauf Acht geben!“, versicherte ihm die Huldra mit erneut aufgeregter Stimme. Er wollte wirklich gern wieder Kontrolle über seinen Körper haben und ihn vor neugierigen Blicken verstecken können, auch, wenn es nur die Augen anderer Fabelwesen waren – er war lange genug angestarrt worden und auch jetzt konnte er eine Art forschende Neugierde in allen Blicken spüren, die nicht von Blake stammten. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, er konnte es wirklich nicht sagen, aber momentan wollte er sich wohlfühlen und bei Blake bleiben. Draußen vor dem kleinen Fenster war die Sonne mittlerweile ziemlich weit gesunken, aber es war schwer den rötlichen Strahlen Beachtung zu schenken, wenn man mit Zärtlichkeiten schier überhäuft wurde, wie der Faun er gerade bei ihm tat. Beinahe viel zu sehr genoss Julian die Berührungen, als dass er selbst hätte in Aktion treten können. Alles, was er tun konnte war, die Arme leicht um den schmalen Oberkörper zu schlingen und sich näher an Blake zu schmiegen. War es wirklich normal, dass er ihm solche Gefühle entlocken konnte? Und das, obwohl sie sich kaum kannten?
„Natürlich will ich, dass du die Nacht über bei mir bleibst! I-Ich weiß gar nicht, ob ich sonst schlafen könnte, ich hab in letzter Zeit oft Alpträume gehabt“, gestand der Lockenkopf mit etwas wackliger Stimme. Der Gedanke jemanden zu haben, an den er sich schmiegen konnte, wenn die dunklen Bilder drohten Überhand zu nehmen war wirklich beruhigend und verlangsamte seinen flattrigen Herzschlag wieder ein wenig.
„Ich mag deine Hufen!“, protestierte die Huldra aufgebracht, dann jedoch innehaltend.
„Aber du hast vermutlich recht, im Bett sind sie vielleicht nicht so bequem“, fügte er nachdenklich hinzu und musste sich ein leises Glucksen doch fast verkneifen. Müdigkeit hatte sich schwer auf seine Glieder gelegt, was ihn allerdings nicht davon abhielt, fordernd nach Blakes Lippen zu suchen. Er hatte den schmalen Leib des anderen Fabelwesens immer mehr in Richtung Matratze gedrückt, eher unterbewusst, und mittlerweile lag der schmale Leib vollkommen auf ihm. Julian wusste nicht, welche Instinkte ihn leiteten, als er seine Finger vorsichtig unter das Shirt des Fauns schob, er wollte einfach seine warme Haut berühren und Blake ganz nah sein, schob das Kleidungsstück ein wenig nach oben und legte sein Ohr an die Brust des Größeren. Julian hatte nicht einmal wirklich mitbekommen, dass der andere die Gestalt gewechselt hatte, aber plötzlich hatte er etwas mehr Platz und drückte seinen Körper enger gegen den Faun, jedoch plötzlich errötend, als er spürte, wie die Erregung seinen ganzen Körper befallen hatte. Sicher war die Berührung an Blake nicht vorbei gegangen. Etwas betreten löste Julian den engen Körperkontakt und wagte einen schnellen Blick nach unten, bevor er noch mehr errötete.
„E-Es ist mir noch nie vor jemand anderem passiert“, stieß die Huldra mit leichter Verzweiflung, aber viel größerer Überraschung aus.
„Oder wegen jemand anderem. Bitte sag, dass es nicht schlimm ist!“, stieß die Huldra nun doch mit erhöhter Besorgnis aus und senkte den Blick ein wenig beschämt zur Seite. Er wollte sich für seine Erregung eigentlich auch gar nicht schlecht fühlen, es fühlte sich richtig an, dass ihm Blake so sehr gefiel, aber auf der anderen Seite wollte er auch nichts überstürzen und versuchte nun mehr hastig, die Beule in seiner Kleidung mit einem Zipfel Bettdecke zu verbergen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Sep 02, 2014 1:12 am

Im Normalfall schlief Chris nicht einfach irgendwo in einem Wald auf dem weichen Körper eines großen Wolfes ein und eigentlich hätte er im Normalfall auch in der Nacht sich zumindest freundlich und höflich vom anderen verabschiedet um ihn nicht die ganze Zeit über zu stören. Doch in diesem Falle schienen die normalen Dinge absolut keine Rolle mehr zu spielen, zumindest wurden sie für eine kleine magische Nacht komplett außer Kraft gesetzt und wenn der Blondschopf ehrlich sein durfte, dann bereute er es nicht einmal hiergeblieben zu sein. Es war ein angenehmer Schlaf, der ihn heimgesucht hatte und ihm war in der Nähe des Dunkelhaarigen nicht mal kalt gewesen, nicht bei dem dichten, weichen Fell, das ihm Wärme und Schutz bot, dass es nicht einmal eine Rolle spielte, dass sie draußen im Freien geblieben waren. Dass sich hinter diesem Wolfskörper immer noch ein erwachsener Mann befand…nun, daran hatte der Langhaarige wohl nicht mehr gedacht, es war so viel einfacher gewesen solche Dinge einfach auszublenden und nur das zu sehen, was seine grünen Augen auch erblicken konnten, dabei war die Meerjungfrau niemand, der in irgendeiner Form ignorant war oder die wichtigen Tatsachen an einem Lebewesen einfach vergaß und sich nicht darum kümmerte, doch musste er sich wohl eingestehen, dass er mehr das vierbeinige Wesen in Ethan sehen konnte als den Schönling, der diesen verkörperte- vielleicht auch, weil er seine menschliche Hülle noch nicht so lange gesehen hatte? Doch an solche Dinge wagte sich sein Verstand nicht einmal heran, stattdessen träumte er davon wie seine Beine ihn durch feuchtes Gras trugen und er mit der Schnelligkeit seiner neuen Bekanntschaft mithalten konnte. Es war ein angenehmer Traum, aus dem er nicht so schnell wieder erwachen wollte, generell erschien Schlaf so viel verlockender zu sein als sich wieder dem Tag zu stellen, sodass er nur ungerne verschlafen mit den Augen blinzelte als der Körper unter ihm sich regte. Verschlafen betrachtete er die dichten Baumkronen nicht weit von ihnen, hörte das leise Plätschern des Wassers und spürte den Herzschlag des Tieres unter ihm, in dessen Fell sich seine Finger immer noch vergraben hatten. Sein Körper war noch nicht ganz wach, nicht einmal die Umgebung konnte er ganz wahrnehmen, geschweige denn Ethan, der Wach neben ihm gelegen hatte, sodass das Bellen, das der Werwolf auf einmal ausstieß, ihn verwirrt hochschrecken ließ. Fragend schielten die Augen zum Anderen, setzte jedoch schnell eine entschuldigende Miene auf, als das Bellen sich in ein Winseln verwandelte. „E-entschuldige, ich glaube ich bin noch nicht ganz wach..“, murmelte die Stimme des Kleineren leicht schlaftrunken, fuhr dabei sanft mit den Fingern über den Kopf des Dunkelhaarigen. Es war schon seltsam, dass er so anders auf ihn reagierte, wenn er in dieser Form war. Wäre Ethan wohl gestern ein Mensch geblieben, hätte er sich nicht einfach mitten in der Nacht auf ihn gelegt und seine Arme um den anderen Körper geschlungen, doch besser war es, wenn man nicht allzu lange darüber nachdachte.
Chris hätte sich wohl einfach weiter mit dem Fremden beschäftigen können, hätte den ganzen Tag damit verbringen können, über sein Fell zu streicheln, doch schien das Fabelwesen eine andere Idee gehabt zu haben, als dieser plötzlich im dichten Wald verschwand. Wollte er sich wieder zurückverwandeln? Nun, dagegen hätte der Blondhaarige wohl nichts gehabt, er hatte sich viel zu kurz nur mit Ethan beschäftigen können und etwas angenehm erschien ihm schon der Gedanke, dass er nun auf all seine Worte auch etwas antworten konnte, dass sie richtige Gespräche führen konnten, natürlich nur, wenn er auch wirklich Zeit für ihn aufbringen konnte. Geduldig blieb der Kleinere auf dem Boden sitzen, fuhr sich über das hellblonde Haar, es ab und an hinter sein Ohren schiebend, nur, damit es bei der nächsten Bewegung sich wieder auflöste.
Sein Blick wanderte zum Wald und konnte endlich einen Blick auf den Werwolf erhaschen, der sich wieder zurückverwandelt und angezogen hatte, erwiderte dabei sanft sein Lächeln. Ethan war wirklich ein freundlicher Fremder, jemand, mit dem er allzu gerne viel Zeit verbringen wollte und dabei konnte er nicht einmal sagen, ob es wirklich nur die Freundlichkeit war, die ihn so wohlfühlen ließ. Nun, dass er wirklich hübsch war, brauchte wohl niemand zu leugnen und irgendwie konnten sich seine grünen Augen auch kaum an jedem Detail an seinem Körper sattsehen. Er mochte die unordentlichen dunklen Haare,  wie sie feine Wellen schlugen und sein Gesicht umrahmten. „Guten Morgen! Und ja, ich habe wirklich gut geschlafen und hoffe doch, dass ich dich nicht eingequetscht hab.“, ein helles, belustigtes Lachen entwich seiner Kehle, verwandelte sich jedoch schnell in ein freundliches Lächeln, das nur dem Fremden galt, als er sich zu ihm setzte. Er brachte eigentlich gar nicht viel zu sagen, Chris war ohnehin zu fasziniert vom Werwolf und davon wie anders beide Gestalten doch waren und dass nur klitzekleine Details ihn verrieten, die wohl wenigen auffallen würden, die nicht Acht auf so etwas gaben.
Bei den Worten des Größeren konnte Chris nicht anders als zu schmunzeln- wenn Ethan nur wüsste!
„Du bist ein sehr gutes Kissen sogar, besser als meins daheim zumindest!“, entgegnete das Fabelwesen, wollte fast schon aus Gewohnheit über seinen Kopf streichen, ließ seine Finger jedoch schnell dort, wo sie bleiben sollten und blickte ihn stattdessen aus ehrlichen Augen heraus an.
„ich würde gerne noch hierbleiben und ein wenig reden- der Wald ist schön und ich kann mir sogar vorstellen mehrere Nächte hier zu verbringen,  also nur, wenn du das auch möchtest. Abgeschreckt hat mich hier wirklich nichts, da muss schon was schlimmes passieren und das ist es doch nicht!“, der Gedanke erfüllte ihn mit einer verrückten Euphorie, dass beide in Menschengestalt Zeit verbringen konnten, es war ein angenehmer Zeitvertreib und er wollte so viel mehr über Ethan wissen, ihn irgendwie kennenlernen, aus reiner Neugier natürlich. Abgesehen davon schien der andere ebenfalls nicht abgeneigt von diesem Plan zu sein, zumindest hatte Chris das Gefühl.
„Außerdem hab ich dir versprochen dir meine eigentliche Gestalt zu zeigen und das sollte ich auch tun um fair zu sein. Auch wenn ich wirklich nicht so spannend bin wie du mit deinem tollen Fell und deinen Pfoten.“, er konnte gar nicht vorstellen, dass es irgendwas Tolleres gab als die Gestalt eines solchen großen Tieres annehmen zu können, abgesehen vom Fliegen vielleicht, immerhin war dies etwas, was die Meerjungfrau ebenfalls noch nie gemacht hatte, sodass Chris gar nicht wusste, ob es Ethan vielleicht ein wenig enttäuschen würde, wenn er sehen würde, dass der Blonde gar nicht so viele spannende Attribute an sich hatte.
„Kommen eigentlich öfter verirrte Leute zu dir oder bin ich einer der wenigen? Es ist schon verrückt, ich war ein gemeiner Eindringling und nun verbringe ich Zeit mit dir. Aber ich verbringe gern Zeit mit dir, neue Freunde sind immer gut und außerdem ist deine Welt irgendwie so interessant und du bist interessant…acht, ich erzähle wieder ganz viel Quatsch! Diesmal bist du dran mit reden!“


Jedes Lebewesen hatte seine kleinen Ticks, die wohl absolut niemand in irgendeiner Form hätte beseitigen können, weil sie nun einmal zu dem Lebewesen uns seiner Art gehörten und wenn es bei Julian eben ein Loch im Rücken war, welches nicht berührt werden durfte, dann sollte man es auch so hinnehmen. Für Blake zumindest war es nicht der Rede wert sich noch länger damit aufzuhalten, es war nicht schlimm für ihn und solange er der Bitte des Kleineren nachging, würde es auch nicht weiter schlimm werden, auch wenn er sich ein wenig auf die menschliche Gestalt des anderen freute, zumindest in der Hinsicht, dass er ihn überall berühren konnte, ohne dabei Angst zu haben ihm ausversehen irgendwie wehzutun.
„Ach, eklig finde ich das nicht..irgendwie klingt es cool und ich werde auch aufpassen, dass ich meine Finger wo anders behalte, bis du das alles wieder kontrollieren kannst!“, bestätigte der Größere mit einem breiten Lächeln. Der Blondschopf war schon ein anderes Geschöpf, eines, was er selten unter seine Augen bekam und zu dem er sich hingezogen fühlte und das, obwohl sie sich gerade mal einige Stunden kannten. Doch das war dem Tätowierten wirklich egal, er war schon immer ein spontanes Lebewesen gewesen, das nicht lange brauchte um sich auf jemanden einzulassen, doch im Fall der Huldra war es doch ein klein wenig anders, immerhin war er nicht nur hier bei ihm gewesen, sodass sie eine kleine Nummer schoben und danach kaum noch ein Wort miteinander wechselten. Es war ein klein wenig mehr als das, ach was, es war so viel mehr als alles andere, dass es den Faun kaum wunderte, dass er seine Lippen und Finger nicht vom Kleineren ablassen konnten.
Blake hatte wirklich gehofft, dass er es heute noch öfter machen konnte, sodass die Worte des Lockenkopfs ihn nur mit noch einer größeren Euphorie erfüllten, dass er nicht anders konnte als Julian mit noch mehr Küssen zu überhäufen, er wollte hierbleiben und es war wahrscheinlich auch besser für den Kleineren gewesen, wenn er etwas Beistand hatte, wenn er sich nicht mehr so alleine fühlte wie bei den Menschen im Labor, die ihm ganz sicher nicht die Art von Beistand und Gesellschaft spendeten, die er nötig hatte, die jedes Lebewesen nötig hatte! Zu Haus wartete ohnehin nichts und niemand auf ihn, sodass es nicht einmal eine Rolle spielte wo das Fabelwesen seine Nächte verbrachte. „Dann werde ich deine Alpträume versuchen zu beseitigen!“, entgegnete die Stimme des Größeren, beiläufig durch seine gelockten Haare fahrend. Er hätte wohl den ganzen Tag seine Finger in den seidigen Strähnen vergraben können, sie waren so weich und angenehm, dass sie seine Hände beinahe magisch anzogen, wie auch der Rest von Julians Körper, der etwas Magisches an sich hatte, was ihn davon abhielt ihn auch nur eine Sekunde lang nicht zu berühren.
Auch wenn seine Hufen einen positiven Eindruck bei der Huldra hinterlassen hatten, war es dennoch etwas unangenehm mit den sperrigen, langen Beinen, die ganz sicher nicht für ein Bett geschaffen waren, sodass der Faun ohne lange zu zögern seine menschliche Gestalt zurückerlangte und damit genügend Platz für die beiden und die restliche Nacht schuf, die noch vor ihnen lag, auch wenn Blake ein wenig bezweifelte, dass beide noch zu lange wach bleiben würden- es war ein nervenraubender Tag für alle gewesen und er wollte gar nicht wissen wie schlimm es erst für den Blondschopf gewesen sein musste, der weiß Gott wie lange noch Qualen im Labor ausgesetzt worden war und wahrscheinlich absolut keinen erholsamen Schlaf genießen durfte. Doch im Moment schien der Andere es noch nicht auf Schlaf ausgelegt zu haben, nicht bei den gierigen Lippen, die sich immer auf seine pressten und den leichten Druck, den seine Hände an dem Körper des Tätowierten ausübten, sodass dieser immer schneller auf die Matratze sank. Er genoss die Berührungen, sehr sogar, strich hier und da über die nackte Haut des Lockenkopfs, immer darauf achtend, dass er nicht seinen Rücken erwischte.
Ein wohliger Seufzer entwich seiner Kehle als die fremden Finger unter sein Shirt wanderten und seine nackte, aufgewärmte Haut berührten- sein Kopf dachte gar nicht zu sehr über die gesamte Situation nach, blendete irgendwelche moralischen Hinterfragungen ab, die ihn sonst hätten darüber nachdenken lassen, ob das hier nicht alles viel zu schnell ging, es war dem Dunkelhaarigen ohnehin mehr als nur egal, er tat das, was sich gut anfühlte und das tat es in diesem Falle ganz sicher!
Wenn es nach ihm dem Faun gegangen wäre, hätten sie ruhig einen Schritt weitergehen können, auch wenn ihm nicht bewusst war, ob es im Interesse der Huldra lag oder ob er einfach nur Zärtlichkeiten austauschen wollte, auch wenn sein Körper, wie er sich gefährlich nah an seinen eigenen schmieg, für sich selbst sprach, besonders, als er plötzlich die Erregung des anderen spürte. Seine hellblauen Augen weiteten sich vor Überraschung, während er seinen Blick zu Julian wandern ließ, welcher wohl in diesem Moment selbst erkannt hatte, dass sich etwas verändert hatte und- zu Blakes Enttäuschung- wieder von ihm abließ und Abstand zwischen den beiden Körpern gewann. Überrascht richtete sich der Leib des Größeren ein wenig auf, blickte den Lockenkopf mitfühlend an, dabei sanft lächelnd als seine Worte im Raum erklangen. Ach, er war wirklich zu süß um real zu sein!
„Wirklich? Also bin ich sowas wie das erste heiße Wesen, das dir solche Gefühle gibt?“, seine Stimme klang wahrscheinlich zu euphorisch als überrascht, sodass er sich hastig räusperte, im nächsten Augenblick hastig den Kopf schüttelte. „Das ist doch keine schlimme Sache, so etwas ist wirklich absolut nicht schlimm! Mach dir nur nicht zu viele schlechte Gedanken daürber…irgendwie ist es auch eine Art- najaaa- Kompliment..zumindest für mich.“, sanft strich Blake über die Wange des Anderen, ließ seine Augen zur Bettdecke wandern, die versuchte das Unvermeidliche zu verstecken. Sie hatten jetzt zwei Wege- versuchen Julian auf andere Gedanken zu bringen, oder das Teil in seiner Hose effektiver zu beseitigen und eigentlich wollte der Faun jetzt nicht die körperliche Nähe für einen Moment unterlassen, sodass er lieber die zweite Variante ausnutzte, natürlich mit Einverständnis des anderen Fabelwesens.
„Also…darf ich?“, er blickte den Kleineren fragend an, schob dabei vorsichtig die Bettdecke wieder zur Seite. „Ich möchte dir etwas Gutes tun, wenn das in Ordnung ist aber es soll dir bitte nicht unangenehm oder peinlich sein und wenn es das ist, dann sag mir bitte ganz schnell Bescheid, dann werde ich aufhören. Also…wir wollen das loswerden, nicht wahr, und eine kalte Dusche ist ja langweilig! Ich kenne da einen besseren Weg.“, auf seine Lippen stahl sich ein schmales, vorfreudiges Grinsen, ehe die Decke ganz zur Seite geschoben wurde und Blake noch näher zu Julian heran rutschte. Seine Lippen suchten abermals den weichen Mund seines Gegenübers, benetzten ihn mit langen, sanften Küssen, während sich seine Finger auf Wanderschaft begaben und sich am Hosenbund der Huldra vergriffen, dabei vorsichtig sämtliche Verschlüsse öffnend, die die Erektion des Blonden verdeckten und versteckten. Langsam schob er seine Hand unter den Bund seiner Boxershorts, umfasste mit einem sanften Griff das fremde Glied, dabei die Regungen in seinem Gesicht betrachtend. Er wollte ihn zu nichts zwingen, zumindest hoffte er, dass er es auch nicht tat und dass Julian völlig damit einverstanden war, was der Faun mit ihm anstellte. Mit einigen langsamen Griffen massierte er seine Erregung, konnte nicht anders, als zufrieden zu lächeln als er die Laute vernahm, die den Mund der Huldra verließen.
„Warte ganz kurz….“, murmelte seine Stimme, ihn bestimmend anblickend als er vom Bett stieg und sich gegenüber des Lockenkopfs auf den Boden hockte. Mit sanfter Gewalt schob er Julians Hose noch etwas weiter hinunter, abermals seine Erektion umfassend. Wenn er wirklich noch nie mit jemandem geschlafen hatte und so etwas noch nie bei jemandem passiert war, würde er ihm wohl eines seiner ersten Male stehlen, es blieb nur zu hoffen, dass es ihm auch gefallen würde. „Bitte nicht erschrecken, das kann im ersten Moment seltsam wirken.“, warnte die Stimme des Tätowierte den Kleineren vor, beugte sich vor seinem Schritt, dabei langsam den Mund öffnend. Seine Lippen umschlossen langsam das Glied seines Gegenübers, fuhren hier und da mit der Zunge über seinen Schaft, spürte dabei die pulsierende Erregung, wie er härter wurde während er ihn vorsichtig mit dem Mund befriedigte, dabei bedacht nicht in einen Rausch verfallend, falls Julian es dennoch nicht mochte, was nicht allzu leicht war. Es war heiß, irgendwie, dass er aufpassen musste nicht selbst einen Steifen zu bekommen von der ganzen Aktion, doch lieber verbrauchte er seine Energie und Konzentration dafür, dem Kleinen ein angenehmen ersten Blowjob zu verpassen, an den er sich hoffentlich öfter erinnern würde.
Blake beschleunigte seine Bewegungen noch ein wenig, saugte etwas fester am fremden Glied, dabei immer wieder aus großen Augen heraus zu Julian hinaufblickend, ein Grinsen unterdrückend bei den Gesichtsregungen, die er erblickte.
Vielleicht würde er danach wenigstens alptraumfrei schlafen können, aus Erschöpfung und der Lust heraus konnte man sich doch nur gut fühlen!

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1So Sep 14, 2014 3:01 pm

Es war wirklich ein Glück, dass jetzt Wochenende war und er ein paar Tage Ruhe von der Arbeit hatte, so wie all aus seiner Familie um die Zeit des Vollmondes herum. Somit konnte er nämlich mehr Zeit mit seiner neuen Bekanntschaft verbringen, die gar nicht abgeneigt davon zu sein schien, dasselbe mit ihm zu tun. Obwohl er mittlerweile ja ebenfalls wieder sprechen konnte, hatte er zeitweise gar nicht das Bedürfnis, Chris zu unterbrechen. Er lauschte gerne seiner plätschernden, fröhlichen Stimme, die ein feines Lächeln auf die kantigen Züge des Werwolfs zauberte. Verrückt, dabei kannten sie sich doch noch gar nicht so lange.
„In nächster Zeit werde ich aber erst mal nicht als Kissen herhalten können, tut mir leid“, erwiderte er der Meerjungfrau mit einem neckischen Grinsen, während er den nächsten flachen Kiesel zwischen seinen Fingern hin und her wandern ließ, ein kleines Spiel, das ihn gut von seiner Nervosität ablenken konnte, die sich flau in seinem Magen ausgebreitet hatte. Dass Chris ihn vor wenigen Stunden noch berührt und sogar gestreichelt hatte erschien ihm jetzt in Menschengestalt doch wieder ein wenig peinlich, sodass sich ein feiner roter Schimmer auf seine Wangen legte, als die Hände des anderen für einen Sekundenbruchteil in seine Richtung zu zucken schienen. Manchmal wollte er sich wirklich selbst dafür schelten, wie sorglos er in seiner Wolfsform war und wie leicht er dann menschliche Konventionen vergaß. Aber Chris schien nicht ganz so sehr an seinem Benehmen festzuhalten und so wollte Ethan es dann auch belassen. Immerhin war ihr Beisammensein viel zu unbeschwert, um es durch eine betretene Stimmung zu vermiesen.
„Das freut mich zu hören!“
Ethans Gesicht hellte sich merklich auf bei dem Gedanken, vielleicht das ganze Wochenende mit dem Blondschopf zu verbringen.
„Aber wenn du wirklich mehrere Tage über hierbleiben willst, sind wir doch vielleicht etwas unvorbereitet? Ich hab hier im Wald überall Kleidung verteilt, aber ich bezweifle, dass du mit Gepäck auf Erkundungstour gehst?“
Zu mindestens konnten die verschiedenfarbigen Augen keinen großen Rucksack oder ähnliches ausmachen, in dem die Meerjungfrau Kleidung und ähnliches bei sich haben könnte.
„Ich habe eine kleine Jagdhütte im Wald, die ist eingerichtet mit Küche und so, da könnten wir die Tage über bleiben“, schlug er vor. Es gab sogar einen kleinen Vorratskeller, der quasi nie leerer wurde, denn für gewöhnlich konnte Ethan auch einfach seine Wolfsgestalt annehmen und sich Kleinwild hier im Wald jagen. Chris allerdings würde ein blutiges Kaninchen wohl eher weniger zu schätzen wissen. Für einen Moment war Ethan völlig in den Gedanken versunken, das Wochenende mit Chris zu verbringen. Es war schon länger her, dass er das letzte Mal ein wenig Schmetterlinge im Bauch verspürt hatte, wenn er mit jemandem zusammen war und Chris war auch noch doppelt spannend. Was er ihm alles über die Welt unter Wasser erzählen konnte war vermutlich kaum zu vergleichen mit dem üblichen Smalltalk oder die Wolfsgeschichten, die er sonst zu hören bekam. Unweigerlich schweiften seine Gedanken an einen tratschenden Chris allerdings auch ab, konzentrierten sich mehr auf seine weichen Lippen und die hübsche Kinnlinie, seine endlos grünen Augen und die langen blonden Haare. In Gedanken sah er sich schon eine Hand nach seiner Wange ausstreckend, als ihn die Stimme der Meerjungfrau wieder zurück in die Realität brachte. Ein wenig peinlich berührt räusperte der Werwolf sich, war aber im nächsten Augenblick schon viel zu eingenommen von dem neu angeschlagenen Thema, dass er nicht zu lange bei seiner intimen Vorstellung verweilen konnte.
„Willst du mir es gleich jetzt zeigen?“, fragte er neugierig und mit einem leichten Schwanken in der Stimme. Eigentlich war hier ja genug Wasser, ein günstigerer Augenblick bot sich wohl also kaum an. Ethan kannte natürlich Bilder von Meerjungfrauen, nicht nur aus Märchenbüchern und Filmen, doch er wusste dennoch nicht, was genau Chris´ Eigenarten waren. Welche Farbe wohl seine Schuppen haben mochte und wie sich sein Gesamteindruck plötzlich veränderte, wenn er anstelle von Beinen eine Schwanzflosse hatte.
Entrüstet und ein wenig überrascht zog Ethan die Augenbrauen hoch.
„Ich kann nur ein Wolf werden, in kleinerer Ausgabe kannst du so etwas doch überall in der Natur finden. Eine Meerjungfrau habe ich zu mindestens noch nie gesehen!“
Beinahe kam er sich etwas zu aufgeregt vor, dabei schien Chris erst einmal noch ein wenig reden zu wollen, bevor er seine wahre Form offenbarte.
„Naja, die wenigsten Leute wagen sich über den Zaun“, erklärte Ethan, einen Hauch belustigten Vorwurf in der Stimme. Immerhin hatte der Blondschopf sich von so etwas nicht abschrecken lassen, was Ethan ihm aber ganz sicher nicht übel nahm. Sonst wären sie immerhin nie aufeinander getroffen.
„Manchmal vielleicht ein paar aufmüpfige Teenies oder waghalsige Pärchen, die ein bisschen Abenteuer wollen. Die sind meistens nicht mehr als ein oder zwei Bissen“, scherzte er, jedoch abwehrend die Arme hebend und den Kopf schüttelnd, als er den Schrecken auf Chris´ Gesicht sah.
„Das war nur ein Witz, ich fresse niemanden! Wenn ich in Menschengestalt hier auftauche und die Leute mit Worten vertreibe ist das deutlich effektiver. Außerdem bist du ein interessanter Eindringling, also kann ich bei dir wohl mal eine Ausnahme machen“, schmunzelte der Dunkelhaarige und hielt den Blick beinahe etwas lange auf das schmale Gesicht seines Gegenübers fixiert, ihn innig musternd, als wollte er sich jede noch so kleine Sommersprosse einprägen.

Das Blut, das ihm zu Kopf gestiegen war –und leider ja nicht nur dorthin- pochte heftig gegen die Innenseite seiner Schläfen und benebelte seine Sinne, sodass alles wirkte wie in einer dichten Wolke aus Watte. Er wusste nicht ganz genau, welche Reaktion er von Blake erwartet hatte, diese jedoch nahm ihm wenigstens ein bisschen seiner Nervosität. Der Faun, der mittlerweile wieder in Menschengestalt war, schien eher positiv überrascht als beschämt zu sein. Trotz des kleinen Schreckens, den Julian erlitten hatte, war seine Erregung nicht wieder abgeflaut und er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Wie konnte sich Blake bloß wie gewöhnlich mit ihm unterhalten, während er zwanghaft versuchte, seine Erektion zu verstecken?!
„J-Ja, du bist der Erste, ich meine, ich war doch vorher auch noch nie jemandem so nahe wie dir und habe jemanden geküsst“, stotterte die Huldra ein wenig überrumpelt aus, doch der angespannte Ausdruck in seinem Gesicht wich ein wenig bei den Worten des anderen. So etwas war ihm natürlich nicht neu, nicht in seinem Alter, doch dass es vor jemand anderem passierte war schon ein wenig merkwürdig, sodass Julian seinem Gegenüber nicht genug dafür danken konnte, dass er so freudig mit der Sache umging. Julian spürte ja selbst dieses Verlangen danach, den nächsten Schritt zu tun, er wollte den Dunkelhaarigen nicht beschämt aus dem Zimmer werfen um das kleine Malheur selbst zu beseitigen.
Obwohl er nervös war nickte der Lockenkopf vorsichtig und erteilte Blake somit die Erlaubnis, weiter voranzuschreiten. Der Rotton auf seinen Wangen hatte sich beinahe zu einem tiefen Purpur verdunkelt, als der Faun die Bettdecke zur Seite schob und die offensichtliche Beule in seiner Hose offenbarte.
„Was hast du denn mit mir vor?“, fragte der Kleinere im ersten Moment erschrocken, dann erkennend. Seine Augen weiteten sich ein wenig, als Blake sich ihm wieder näherte, dann schlossen sie sich aus einer leichten Unsicherheit heraus, wo er hinblicken sollte. Es war einfacher, sich nur auf den Kuss zu konzentrieren, wo sein Herz doch ziemlich schnell gegen seinen Brustkorb pochte, als sich der Größere an seiner Hose zu schaffen machte. Es fühlte sich nicht verkehrt an, Julian war nur furchtbar aufgeregt und nervös, eine innere Unruhe, die mit einigen wenigen Handgriffen des anderen schon verschwand. Jegliche Zurückhaltung oder Scheu fiel in einem kurzen Moment von der Huldra ab. Haltsuchend legte er die Arme um den Rücken des anderen und drückte sich etwas enger an ihn, während sein Atem sich beängstigend beschleunigte. Es war so anders als sich selbst zu berühren, fühlte sich nach den ersten peinlich berührten Sekunden so natürlich an, dass es ihm nicht schwer fiel, sich einfach fallen zu lassen. Er war beinahe etwas erschrocken, wie schnell seine Erregung anschwoll. Keuchende Laute entflohen seinen Lippen, ohne, dass er es wirklich hätte kontrollieren können und hin und wieder mischte sich unter die atemlosen Geräusche auch ein leises, kehliges Geräusch.
Julian war beinahe entrüstet, als Blake so einfach von ihm abließ.
„Nein, mach weiter“, stieß er beinahe flehentlich aus und beobachtet den Faun dabei, wie er vor ihm auf die Knie ging, Urplötzlich dämmerte es ihm, was der andere vorhatte und seine Nervosität verdrängte erneut seinen drängenden Willen. Wollte man ihm wirklich einen Blowjob geben? Er hatte es oft genug in kleinen Filmchen und in seinen Heften gesehen oder gelesen, dass er vollkommen nervös war, dass er nun der Glückliche sein sollte, der solch eine Zuneigung erhielt. Unruhig blickte er auf Blake hinunter, bis dieser sein Glied tatsächlich mit Lippen und Zunge zu bearbeiten begann. Er konnte gar nicht anders, als ein lusterfülltes Wimmern auszustoßen. Seine Beine hatten sich ein wenig auseinander gedrückt und obwohl er Blake gerne berührt hätte konnte er gar nicht anders, als die Hände in der Bettdrecke zu vergraben, so fest, dass er seine Fingernägel gegen seine Handinnenfläche drücken spürte. Hätte er sein Gesicht nun betrachten können, hätte er vermutlich über sich selbst gegluckst, wie er so mit verzerrter Miene dort saß und ein leichtes Zucken nach dem anderen durch seinen Körper ging, aber selbst wenn er einen Spiegel gehabt hätte, hätte er sich nicht begutachten können, denn seine Augen waren krampfhaft zusammengepresst.
Bei den heftigen Berührungen und Bewegungen des Fauns war es ein Leichtes, zum Höhepunkt zu kommen. Während der letzten Minuten hatte Julian seinen Kopf einfach abschalten können, doch nun schlug er eilig die Augen auf.
„Blake!“
Es war unter den heftigen Wellen der Erregung gar nicht so einfach zu sprechen und seine Stimme wankte auf lächerliche Art und Weise. Ohren und Schweif zuckten eben so ekstatisch wie der Rest seines Körpers.
„I-Ich komm gleich“, presste er verbissen hervor, doch der Faun schien keine Anstände zu machen von ihm abzulassen. Der Blondschopf wusste nicht, ob es ihm oder dem anderen so ganz gefiel, dass er sich in seinen Mund ergoss, doch er hatte nicht von dem Größeren ablassen können. Nun hob und senkte sich seine Brust äußerst hektisch und er lehnte sich ein wenig nach vorn, die Arme um den Hals des Größeren legend. Er wollte nicht, dass Blake weiter so vor ihm auf dem Boden kniete und ließ sich mit einem erschöpften Seufzer nach hinten auf das Bett fallen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
„Das war einfach……wow.“
Es fühlte sich zwar an, als sollte er bedeutsamere Worte ausstoßen, doch Julian konnte sich kaum vernünftig artikulieren. Mit der sexuellen Zufriedenheit hatte ihn plötzlich auch eine tiefe, müde Schwere ergriffen.
„Ich hoffe, das war dir nicht unangenehm?“, hakte er nervös nach, hauptsächlich auf das Ende des Blowjobs anspielend. Noch immer etwas zittrig fingerte er nach seinen Boxershorts und zog sie sich über die Hüften, die Hose jedoch nach einigem Strampeln auf den Boden gleiten lassend, wo sie mit einem Klirren des Gürtels liegen blieb. Die Beine angewinkelt wartete Julian darauf, dass sie Blake wieder zu ihm aufs Bett kam. Sein Schweif hatte sich wieder beruhigt und er ließ ihn locker über seine Hüfte baumeln. Sicher hatte Blake das schon öfter bei anderen Männern gemacht, sonst wäre es sicher nicht so gut gewesen, und trotzdem wollte die Huldra lieber den Gedanken aufrecht erhalten, dass der Faun bei ihm besonders zärtlich und bemüht gewesen war.
„Jetzt bin ich vollkommen erschöpft und müde“, stieß der Lockenkopf mit einem leichten Glucksen aus und drückte seine Wange fester gegen die weichen Bettlaken.
„Ohne dich würde ich heute wieder auf hartem Betonboden schlafen“, setzte er plötzlich nachdenklich und etwas bedrückt an. Wie sehr sich seine Welt nun innerhalb weniger Stunden wieder zum Guten gewandelt hatte.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Mo Sep 22, 2014 5:47 pm

Chris konnte sich bereits ausmalen wie angenehm die Tage mit dem Anderen aussehen könnten, würde er seine Zeit einfach hier in diesem Wald verbringen, auch wenn er nicht allzu Unrecht mit seinen Worten gehabt hatte- vorbereitet war der Kleinere ganz sicherlich nicht gewesen! Eigentlich hatte auch eine völlig andere Intention den jungen Mann hierher getrieben, am Zaun vorbei und hinein in die schöne, neuartige Wildnis, die seine Augen selten bestaunen durften.
„Nun, einen Rucksack nehme ich wohl selten mit, wenn ich einen Spaziergang machen möchte, doch ich wohne nicht weit weg, mein Zuhause ist direkt am Stand…vielleicht kann ich später einfach die wichtigsten Dinge herholen. Wobei es eigentlich fast gar keine Rolle spielt.“, bemerkte der Blonde, seinen Gegenüber dabei freundlich anlächelnd. „Ich würde sehr gerne hier bleiben.“, fügte er dabei hastig hinzu, nickte dabei zur Bestätigung.
Die Meerjungfrau hatte eigentlich nicht gerechnet, dass er so schnell eingeladen worden wäre, dass Ethan einer wildfremden Person, die er nun einmal war, tatsächlich so weit vertrauen konnte, um sich vorstellen zu können ein Wochenende mit ihm zu verbringen. Das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte sich automatisch, dass er glaubte vor Vorfreude gleich platzen zu müssen! Es geschah selten, dass Unbekannte ihm so ihm so ein angenehmes Gefühl gaben, dass er sich in ihrer Nähe so viel wohler fühlte, dass sein gesunder Verstand einfach aussetzte und er sich ganz auf seine Eindrücke, auf das höher schlagende Herz verließ, das immer wieder einen kleinen Aussetzer machte, wenn sich die Blicke der Fremden trafen und er sich für wenige Sekunden in den Augen des Werwolfs verlor.
Chris hatte schon immer die Nähe zu anderen Lebewesen genossen, er war ein soziales Wesen, vertraute den meisten schnell und sah stets die guten Seiten in so ziemlich jedem Individuum, doch Ethan strahlte zusätzlich noch etwas anderes aus, etwas, was er in diesem Moment noch nicht ganz begreifen oder gar erklären konnte und vielleicht empfand er ebenso? Sonst würde er ihn wohl kaum einfach in seinem Gebiet willkommen heißen oder ihm gar anbieten länger bei ihm zu bleiben!
„Also verbringen wir das Wochenende gemeinsam?“, fragend musterten die grünen Augen den Angesprochenen, er wollte einfach noch einmal sichergehen, dass es nicht einfach nur daher gesagt war, etwas, was er vielleicht in ferner Zukunft mit ihm veranstalten wollte, jedoch nicht heute. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass er ihn heute abweisen wollte, doch woher sollte sein wirrer Kopf das nur wissen, er kannte den Anderen doch kaum!
Doch wenigstens brauchte er sich nicht allzu lange darüber Gedanken zu machen, spätestens nicht dann, als er die Neugier des Größeren auf sich gelegt hatte. Es geschah nicht oft, dass er jemanden anbot ihm seine wahre Gestalt zu offenbaren, wenn Chris ehrlich war, dann hatte dies meist mit der Angst zu tun, man könnte vielleicht negativ bei seinem Anblick empfinden, Menschen konnte man tragischerweise sogar noch weniger trauen, nach all dem, was er erlebt und gesehen hatte, was mit ihnen geschehen konnten. Doch der Dunkelhaarige wirkte nicht wie jemand, der im Nachhinein vielleicht sogar angewidert wäre bei der Halb- Mensch- Halb- Fisch- Gestalt. Er musste sogar zugeben, dass seine Neugier und sein Interesse ihm irgendwie schmeichelte, sogar leichte Röte in das schmale Gesicht aufstieg.
„Wenn du möchtest, kann ich es dir sogar jetzt zeigen…ich glaube ich bin nicht allzu stark an Salzgewässer gebunden.“, summte seine Stimme melodisch, dabei stets das Gesicht seines Gegenübers musternd. Er konnte immer noch irgendwelche feinen Merkmale entdecke, die ihm vorher verborge geblieben waren, weitere Details, die ihn so hübsch machten, so anziehend, dass er gerne seine Haut berührt hätte, sein Haar, vielleicht sogar seine Lippen. Die Meerjungfrau spürte, wie sehr er sich von solchen Kleinigkeiten ablenken ließ, schüttelte innerlich bereits den Kopf- wo blieben denn nur seine Manieren und sein Anstand?! Es war nicht angebracht einen fremden Mann so anzublicken, ihn beinahe schon in Verlegenheit zu bringen!
„Also ich finde nicht, dass man dich mit herkömmlichen Wölfen vergleichen kann! Und das solltest du auch nicht glauben!“, ein wenig entrüstet glitten die grünen Augen erneut zum Gesicht des Fremden, vom welchen er eigentlich kaum weggesehen hatte, zog dabei leicht die hellen Augenbrauen zusammen, die im nächsten Moment sich jedoch erschrocken hoben als die nächsten Worte des Größeren in seinen Ohren erklangen. „Bissen?“, fragte der Kleinere verwirrt nach, atmete jedoch erleichtert wieder auf als Ethan ihm erklärte, dass er es nicht so ernst meinte wie Chris es anfangs geglaubt hatte. Ein Lachen entwich seiner Kehle, welches eher seiner einen Dummheit galt, dass er meist so leichtgläubig sein konnte. „Na da kann ich mich glücklich schätzen, dass ich kein Bissen bin!“, gluckste der Blondschopf, erhob sich anschließend langsam vom Ufer, dabei seine Kleidung glatt streichend. Seine Augen glänzten voller Tatendrang, er wollte dem Anderen zeigen wie er aussah, wer er eigentlich war, er wollte einfach nur wissen wie der Fremde es empfand, was er dazu sagen würde und wie er sich bei der befremdlichen Gestalt fühlen würde. Ein wenig nervös war Chris doch schon, immerhin wusste er wirklich nicht wie die Reaktion seiner neuen Bekanntschaft sein würde und er hatte Angst, dass er vielleicht seine Erwartungen gar nicht erst erfüllen könnte, doch wie sollte er etwas in Ethans Gesicht ablesen können, wenn er es noch nicht einmal riskiert hatte?! „Also…wenn du eine Meerjungfrau sehen möchtest, dann musst du mir gleich einfach ins Wasser folgen, allerdings muss ich vorher meine Kleidung ausziehen..“, der Blonde räusperte sich leise, spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Eigentlich hatte er nichts dagegen gehabt sich vor Ethan auszuziehen..eigentlich, doch irgendetwas verriet ihm, dass er es nicht wollte, zumindest nicht jetzt, dass er ein wenig ihrer unschuldigen Begegnung beibehalten wollte, in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht öfter sehen könnten.
Erwartungsvoll blickte er in das Gesicht seines Gegenübers, wartete darauf, dass sich dieser umdrehte, ehe er sich von seiner Kleidung befreite und sie weiter weg von Wasser weglegte, in welches der schmale Körper sich anschließend begab. Seine Zehen berührten die feinen Kieselsteine, sackten hier und da in die weichen Stellen hinein, dabei ein leises Kichern unterdrückend. Er liebte diese Eindrücke so sehr, sie waren so anders und so angenehm, dass er es fast bedauerte, dass seine Beine einem langen Fischschwanz weichen mussten, doch das Wasser war viel zu schön, war so einladend und verlockend, dass er sich kaum noch halten konnte. Kaum hatte er den Boden unter seinen Füßen verloren, hatten sie sich bereits in einen schimmernden Schwanz verwandelt, der sich ruhig das Wasser unter der Oberfläche zur Seite schlug. Am liebsten wäre Chris untergetaucht, hätte gerne gewusst wie tief der See war, hätte sich gerne die Lebewesen, die sich hier tummelten, genauer angesehen, doch er wollte nicht einfach davon schwimmen, nicht, wenn er eigentlich aus einem ganz anderen Beweggrund hierhergekommen war. „Ethan? Kommst du zu mir?“, rief er dem Größeren mit lauter Stimme entgegen, hob dabei einen Arm und winkte auffordernd in seine Richtung. Das Sonnenlicht schimmerte durch die dünnen Schwimmhäute zwischen seiner Finger hindurch, während sein Fischschwanz unter dem klaren Wasser in den verschiedenen Blau- und Grüntönen schimmerte, die ineinander überliefen und je nach Lichtverhältnissen mal heller, mal dunkler leuchteten.
Chris‘ Herz schlug beinahe bis zum Hals, so stark war seine Aufregung gewesen- er wollte einfach so gerne wissen was der Werwolf denken und sagen würde, es erschien ihm beinahe schon wichtiger als alles andere auf der Welt. Zumindest in diesem Augenblick.


Wenn Blake nicht spontan oder gar flexibel gewesen wäre, dann hätte er die beiden für verrückt gehalten, immerhin war es nicht wirklich die Norm, dass zwei Wildfremde sich innerhalb weniger Stunden bereits so nahe gekommen waren, doch andererseits- wen kümmerte schon die Norm und was war daran falsch, wenn man nicht viel Zeit brauchte um sich zu jemanden hingezogen zu fühlen?! Er dachte gar nicht allzu lange darüber nach, konzentrierte sich lieber auf seine Tätigkeit, bewegte dabei in schnelleren, regelmäßigen Abständen seinen Kopf vor und zurück. Die lustvollen Laute trieben ihn an, waren Bestätigung, dass er Julian offenbar guttat und dass es ihm gefiel, was er mit seinem Mund anstellte. Neu waren solche Aktivitäten für den Faun ganz sicherlich nicht, er hatte bereits mehrmals die Künste des Blowjobs ausführen dürfen, doch er hatte nie die Verantwortung übernehmen müssen für jemanden, der dies zum ersten Mal erleben durfte. Hoffentlich würde er keinen falschen Eindruck machen und hoffentlich waren die Laute auch wirklich die Art von Laute, auf die er gehofft hatte und keine falsche Interpretation seines Verstandes, welchen er am liebsten komplett ausgeschaltet hätte, immerhin gehörte er alles andere als in diese Situation hinein.
Der Größere spürte wie die Erregung der Huldra noch stärker in seinem Mund anschwoll je schneller er seinen Kopf bewegte, konnte die ekstatischen Regungen im jugendlichen Gesicht des Fremden erkennen, wie seine Augen zuckten, sich hier und da vor Anspannung leichte falten auf die makellose Haut legten und wieder verschwanden, wie sich seine zarten Lippen öffneten um einen weiteren Laut entweichen zu lassen. Zum Glück waren die Wände dick genug, dass niemand sie hören konnte und vielleicht glaubte, dass hier irgendwas im Gange wäre, wo man vielleicht einschreiten müsste. Generell war Blake froh, dass die anderen die beiden in Ruhe ließen, dass sie genug Vertrauen in ihn hatten um ihn hier alleine zu lassen, sodass er den Kleinen selbst beruhigen konnte. Wer hätte je geahnt, dass er es wirklich so gut hinbekommen würde, das lief beinahe schon zu gut!
Der Tätowierte hätte wohl so ewig weitermachen können, es gefiel ihm wie das Blut des Kleineren zu kochen schien, dass er diesen Moment offenbar wirklich genoss, doch alles schien irgendwann ein Ende zu nehmen, zumindest machte sich der schmale Körper des Fremden mehr als nur bemerkbar, als sich alles anspannte und Julian im nächsten Augenblick seinen Höhepunkt erreichte und anschließend sich in seinem Mund ergoss. Selbst wenn so viele Anzeichen den Dunkelhaarigen auf den Moment vorbereitet hatten, war es dennoch immer wieder überraschend, doch Blake schluckte die Samenflüssigkeit fleißig hinunter ehe er vom anderen abließ, ihm einen fragenden Blick schenkend. Er wollte gerne wissen, wie es sich für Julian anfühlte, ob er es wirklich so sehr genossen hatte oder ob es ihm vielleicht sogar unangenehm war, doch erst ließ er ihn zu Atem kommen, beobachtete das Fabelwesen aus einem sanften Lächeln heraus, wie er sich zu ihm hinüberbeugte, genoss die Berührung seiner Hände im Nacken, ehe er sich von ihm entfernte, aufmerksam seinen Worten lauschend.
„Wirklich? Es hat dir gefallen?“, es war angenehm so etwas vom Anderen zu hören, einfach nur als Bestätigung dafür, dass es nicht unangenehm für ihn gewesen war, besonders, weil er so etwas noch nie zuvor am eigenen Leibe erfahren hatte und vielleicht völlig andere Erwartungen an Blake hatte, die er jedoch offenbar erfüllt zu haben schien.
Mit neu gewonnener Motivation erhob der schmale Körper sich langsam wieder, für sich über die kurzen Haare, bei den nächsten Worten des Kleineren langsam den Kopf schüttelnd. „Absolut nicht! Ganz im Gegenteil, ich mag sowas eigentlich ganz gerne.“, gab der Faun schulternzuckend zu. Es war wahrscheinlich auch nichts dabei, wenn man dazu stand, dass man Blowjobs ganz- nun ja- heiß fand und so profitierten alle Beteiligten davon. „Du brauchst also keine Angst zu haben, wenn ich irgendwas nicht gewollt hätte, hätte ich rechtzeitig aufgehört.“, fügte er hastig hinzu, sodass Julian sich in keinster Form darum sorgen müsste, dass etwas nicht in Ordnung gewesen war.
Blake folgte dem guten Beispiel seiner neuen Bekanntschaft und entledigte sich ebenfalls schnell seiner Hose, welche im nächsten Moment achtlos mit den Füßen zur Seite geschoben wurde. Langsam krabbelte er zu Julian ins Bett hinein, legte dabei locker seinen Arm um die Hüfte des Anderen. „Da hab ich dir wohl deine letzten Reserven geklaut!“, lachte der Größere, ließ seine Hand vorsichtig zu den blonden Locken schweifen, die trotz seiner Berührung schnell wieder ihre Form zurückgewannen. Es war ein faszinierender Anblick, jedoch wollte er sich nicht allzu lange nur mit seinen Haaren beschäftigen, besonders dann nicht, als die Stimme des Fabelwesens abermals in seinen Ohren erklang. Aufmerksam lauschte er den Worten, zog dabei leicht die Augenbrauen zusammen. Es war definitiv nicht schön gewesen bei den Menschen wie ein unwürdiges Lebewesen auf dem kalten Boden seine Zeit verbringen zu müssen, gefangen in einer kalten Zelle.
„Ach, du hast es nicht nur mir zu verdanken, ich bin immerhin nicht derjenige, der die ganzen Leute hier leitet. Aber ich bin froh, dass du nun endlich in Sicherheit bist! Die werden dich nie wieder bekommen.“, murmelte seine Stimme ernst, dabei die strahlend blauen Augen seines Gegenübers fixierend. Sanft strichen seine Finger über die warme Wange, genoss den Anblick seiner feinen Sommersprossen, die sich auf der blassen Haut verteilten. Wie unschuldig und schön Julian doch war, er wusste gar nicht wie die Menschen es je übers Herz bringen konnten ihm auch nur ein Haar zu krümmen, wie kalt ihre Herzen doch sein mussten, dass sie ihm so viel Eid zugefügt hatten und das, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken!
Automatisch rutschte der tätowierte Körper noch ein wenig näher an Julian heran, spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging, atmete den angenehmen Eigengeruch der Huldra ein ehe er im nächsten Augenblick seine Lippen auf den sanften, warmen Mund presste, Julian einen innigen Kuss schenkend, aus dem er sich gar nicht mehr losreißen wollte.
„Wenn das ganze Gift endlich wieder weg ist und du dich erholt hast, möchte ich, dass du bei mir wohnst. Das klingt verrückt, ich weiß, aber ich mag dich zu sehr als dass ich dich alleine lassen möchte, egal ob wir uns gerade erst kennengelernt haben oder nicht. Ich bin gerne verrückt und wenn du so bei mir sein kannst und ich weiß, dass dir niemand wehtun kann, dann ist Verrücktsein nicht einmal etwas Schlechtes!“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Sep 30, 2014 5:58 pm

Ethan wusste nicht, wieso er so unglaublich aufgeregt war, Chris´ wahre Form zu sehen. Bei ihm selbst gehörte die menschliche Gestalt dazu, sie war genauso gut ein Teil von ihm wie der Wolf. In seinem Fall war es weniger eine Tarnung wie bei den meisten Fabelwesen. Aber Chris war ein ganz anderes Wesen. Wie wäre es wohl, ihn in seinem natürlichen Element zu sehen? Die Neugierde prickelte auf seiner Haut wie die morgendliche Kälte, einzig die Röte auf Chris´ Wangen erinnerte ihn an Wärme. Mit einem Nicken und einem Schmunzeln drehte er sich herum, damit der Blondschopf sich ausziehen konnte. Jetzt war er an der Reihe, dem anderen ein klein wenig Privatsphäre zu gönnen, auch, wenn es ihn ein paar Mal im Nacken juckte, sich auf einen kurzen Augenblick hin umzudrehen. Einfach nur einen flüchtigen Blick auf den nackten Leib von Chris zu erhaschen erschien ihm so verlockend, dass er sich wahrhaft zusammenreißen musste es nicht zu tun. Stattdessen beugte er sich herunter und krempelte seine Jeans ein Stück nach oben. Dabei war der Saum sowieso schon nass vom morgendlichen Tau, aber wenn er Chris ein wenig ins Wasser folgen sollte, würde er wohl noch nasser werden. Etwas ahnungslos, wo er mit dem Rest seiner Wartezeit hin sollte, schob er auch noch die Ärmel seines Shirts nach oben. Im Hintergrund hörte er das leise Plätschern von Wasser und am liebsten hätte er sich einfach herumgedreht. Aber wohlmöglich hätte Chris das nicht besonders zu schätzen gewusst und Ethan war es unerfindlicherweise furchtbar wichtig, was der junge Mann von ihm dachte. Umso erleichterter atmete er aus, als dessen Stimme endlich wieder zu ihm hinüber drang. Er wusste nicht genau, was ihn nun für ein Anblick erwarten würde, weshalb er sich mit zunehmend flatterndem Herzen umwandte. Von seinem momentanen Standpunkt aus war das meiste von Chris´ mythologischer Erscheinung vom Wasser verborgen. Das einzige, was Ethan im Moment sehen konnte, war der nackte Oberkörper des Meermannes und selbst das brachte sein Herz zum Hüpfen. Neugierig trat er näher ans Ufer heran, bis das eiskalte Wasser schließlich seine Füße umspülte und er Chris besser begutachten konnte. Die leichten Schwimmhäute zwischen seinen Fingern waren ihm schon beim Winken aufgefallen, aber die wirkliche Schönheit des anderen lag schimmernd unterhalb der Wasseroberfläche. Vollkommen von den glänzenden Schuppen eingenommen bemerkte der Werwolf gar nicht, wie er vor Staunen den Mund leicht aufgesperrt hatte. Die Farbe waren so wunderschön und leuchtend, dass er wirkte wie einer dieser farbenfrohen Tropenfische, die sich manche Leute noch immer in Aquarien hielten. Der Fischschwanz war länger als Chris´ Beine es gewesen wären, zu mindestens kam es Ethan so vor, sodass Chris jetzt wohl vermutlich sogar länger gewesen wäre als er selbst. Fasziniert ging er leicht in die Hocke und streckte seine Finger nach der Wasseroberfläche aus, jedoch kurz innehaltend und sich an Chris wendend. „Darf ich…..darf ich dich berühren? Also deine Schuppen?“, fragte er, selbst davon überrascht, wie hingerissen er von der Gestalt des anderen war. Höflich wartete er die Zustimmung des anderen ab, bevor er seine Finger durch die Wasseroberfläche gleiten ließ und beinahe andächtig die glatten Schuppen berührte. Sie fühlten sich unglaublich glatt an und Ethan rätselte, wie sich wohl die Berührung für Chris anfühlen musste. Konnte er die Finger so spüren, wie er sie auch auf seiner Haut gespürt hätte? Aber die Schuppen wirkten irgendwie so hart und anders, dass der Werwolf ein Problem damit hatte, sich das vorzustellen.
Da er keine Ahnung hatte, welche Stellen an so einem Fischschwanz wohlmöglich intim sein könnten, ließ er seine Finger nur über einen kleinen Bereich hin und zurück fahren, der an menschlichen Beinen vermutlich die Außenseite eines Oberschenkels gewesen wäre. Nur, weil er sich in Wolfsform unglaublich gern kraulen ließ hieß das ja nicht, dass er Chris auch einfach so ungehemmt anfassen durfte.
„Und du wolltest mich ernsthaft glauben machen, dass das hier nicht so spannend wäre?“, fragte Ethan beinahe etwas entrüstet und blickte den Meermann verwundert an. Als er seine Finger aus dem Wasser zurückzog waren sie furchtbar kalt geworden, aber bei so einem Anblick konnte man Nichtigkeiten wie die Wassertemperatur schon mal schnell vergessen. Später, wenn der See sich etwas mehr aufgeheizt hatte, konnten sie wohlmöglich ganz gut zusammen schwimmen. Der Gedanke sandte kleine Schauer über den Rücken des Älteren.
„Das ist so unglaublich faszinierend und….und schön, also wirklich, dagegen bin ich doch nur ein zotteliger Wolf!“, stieß Ethan mit einem leichten Glucksen aus. Er konnte nicht beschreiben wieso, doch der Anblick des jungen Meermannes im Wasser kochte den Wunsch, ihn zu küssen und zu berühren nur noch stärker in ihm auf.
„Darf ich sehen, wie du schwimmst?“, unterbrach er seinen eigenen Gedankenfluss neugierig, mit einem Funkeln in den unterschiedlichen Augen. Hier waren sie ganz unter sich, also fühlte Chris sich hoffentlich ungehemmt genug, um noch eine Weile in seiner wirklichen Form zu bleiben.

Langsam aber sicher war Julian wieder ein wenig zur Ruhe gekommen. Sein Atemrythmus hatte sich wieder normalisiert und sein Herz pochte nicht mehr laut und flattrig wie ein aufgescheuchter Vogel. Blake war zu ihm aufs Bett gerutscht und der Faun konnte nicht anders, als direkt wieder seine Nähe zu suchen. Es war klar zu bemerken, dass es Blake nicht anders ging, dass er bei ihm sein wollte, und die Huldra sah auch nicht den geringsten Grund, die Nähe abzuweisen. Nach den einsamen, kalten Wochen, die er hinter sich hatte war diese Zuneigung eine wahre Wohltat, auf die er nicht verzichten wollte. Gestärkt von den Versicherungen des Fauns, dass ihm nichts an seinem Blowjob unangenehm gewesen war, rückte der schmale Körper wieder etwas näher an ihn heran. Julian spürte, wie sich ihre nackten Beine gegeneinander drückten und aus einem unumstößlichen Bauchgefühl heraus schob er ein sommersprossengesprenkeltes Bein zwischen die des anderen. Blakes Finger fuhren so seicht und sanft durch seine Locken, dass Julian gar nicht anders konnte, als irgendwelchen tieferen, tierischen Instinkten Folge zu leisten und sich ganz den Berührungen hinzugeben. Müdigkeit legte sich wie eine schwere Wolldecke über seinen Körper, sodass es ihm schwer fiel, sich auf die Worte des anderen zu konzentrieren. Etwas verwirrt hob er den Kopf und das schlechte Gewissen, dass er nicht richtig aufgepasst hatte, scheuchte ein wenig Lebensenergie in seine Knochen zurück.
„Wer leitet das denn alles hier? Ich meine, wie habt ihr mich überhaupt gefunden?“, hakte der Lockenkopf nun doch mit geweckter Neugierde nach. Außer Blake hatte er noch niemanden so richtig getroffen, nur unbekannte Gesichter, die kurz an ihm vorbeigehuscht waren, sodass er absolut keine Ahnung hatte, wer so alles hinter der Befreiungsaktion steckte und wieso sie sich gerade ihm angenommen hatten. Ein unterdrücktes Gähnen brach schließlich doch aus dem Jüngeren hervor und die Augen drückten sich für einige Augenblicke zusammen, in denen er sich nur noch etwas näher an den Faun schmiegte. Dieser schien zu mindestens schnell begriffen zu haben, wo genau er seinen Rücken berühren durfte und wo nicht, sodass Julian keine Unruhe in seiner Nähe spüren musste. Wenn es nach ihm gegangen wäre hätte er einfach so einschlafen können, doch auf der anderen Seite wollte er Blake nicht so schnell verlassen.
Die Küsse des Größeren kamen mittlerweile gar nicht mehr ganz so überraschend wie zu Anfang und Julian fiel es leicht, sie einfach zu genießen. Er merkte selbst, wie er sogar wieder etwas gierig wurde, die Lippen des anderen fordernd schmecken wollte und mit seiner Zunge gegen die weichen Lippen des anderen stupste. Alles schien für ihn so perfekt, dass er einfach die Decke bis über die Hüften ziehen wollte und Blake küsste, bis er einschlief. Allerdings hatte das Fabelwesen wohl noch eine weitere Überraschung für ihn im Petto. Bei seinen Worten stellten sich die spitzen Ohren der Huldra kerzengerade auf und er blickte Blake forschend an, nach einem Anzeichen von Humor oder Belustigung suchend.
„Meinst du das wirklich ernst?“, hauchte Julian, als die erwartete Pointe ausblieb.
„Ich…….Ich…….Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich ein Dach über dem Kopf hätte! Aber du kennst mich doch kaum, ich meine, ich……Aber ich hab kein Geld, um die Miete mit dir zu teilen.“
Schuldbewusst senkten seine Ohren sich wieder ein Stück und seine Augenbrauen schoben sich etwas zusammen. In all der Aufregung war ihm selbst gar nicht aufgefallen, dass er sich wieder aufgerichtet hatte und sein Schweif wild hin und her zuckte, als würde er eine besonders lästige Fliege verscheuchen wollen.
„Du kannst doch nicht einfach so so nett zu mir sein, ich meine….du kennst mich doch kaum! Bestimmt bin ich furchtbar unordentlich, ich hab doch die letzten Jahre quasi in einem Baum im Park gelebt! Und du……du kannst nicht einfach so freundlich sein!“
Die Stimme des Fauns war beinahe schon von Unverständnis zu Verzweiflung gewechselt, während sich Tränen der Rührung in seinem Augenwinkel angestaut hatten, die er so schnell wie möglich beiseite wischen wollte, damit Blake auch bloß nichts davon mitbekam. Er verdiente es gar nicht, dass die Leute um ihn herum so nett zu ihm waren, immerhin hatte er auf seine Art und Weise auch nur ganz egoistisch versucht durchs Leben zu kommen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Sep 30, 2014 7:37 pm

Sein Herz schlug aufgeregt bis zum Hals als der Andere sich zu ihm herumdrehte. Chris konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so nervös und gleichzeitig aufgeregt war, abgesehen von der alltäglichen Spannung, die sein Inneres erfüllte, wenn er etwas Neues über diese neue und andere Welt erfahren hatte. Doch das hier war etwas anderes- er hatte noch keinem anderen Lebewesen sein wirkliches Aussehen gezeigt, auch wenn er es oft wollte, doch es hatte immer etwas gegeben, was den Blonden hatte zögern lassen, immer ein Grund, der ihm Angst bereitete, dass die Faszination anderer Individuen einem anderen, vielleicht sogar schrecklichen Gefühl weichen würde.
Nicht selten hatte man seinesgleichen eingesperrt und vorgeführt oder als kleines Souvenir in große Becken gesperrt und sie voller Genugtuung angestarrt und solange Chris nicht genau wusste, wie die Welt hier draußen funktionierte, konnte er auch nicht jedem blind vertrauen, so schwer es ihm auch fiel so schlecht und misstrauisch gegenüber jeder Person zu sein.
Doch wieso machte er ausgerechnet bei Ethan eine Ausnahme, wieso vertraute er einem wildfremden Mann, den er gerade mal einen Tag lang kannte, so viel mehr und glaubte wirklich, dass nichts passieren würde? Vielleicht…vielleicht weil er ihn nicht angefallen hatte, obwohl er jedes Recht dazu gehabt hatte, weil er ihn sogar so nah an ihn herangelassen hatte und das, obwohl sie zwei fremde Gestalten waren. Abgesehen davon spielte es jetzt ohnehin keine Rolle mehr, abgesehen davon fühlte es sich auf einer ganz eigenartigen Art und Weise richtig an, sodass Chris keinen Rückzieher machen wollte. Ach, das kam gar nicht erst in Frage!
Mit großen Augen beobachtete er die hochgewachsene Statur des Werwolfes, wie sich dieser dem Ufer näherte, wie das Wasser ihn bis zu den Knöcheln bedeckte. Es wäre gemein gewesen ihn noch weiter in den See hinein zu locken, das Wasser war kalt und für andere Lebewesen, die das Leben unter Wasser nicht gewohnt waren, ab einem gewissen Punkt einfach unerträglich. Und das Letzte, was er wollte, war ein frierender und schniefender Ethan. Nicht, dass er noch seinetwegen krank würde!
Mit einigen schnellen Zügen schwamm das Wasserwesen näher an seine Bekanntschaft heran, seine Augen blickten den Schönling nervös an, während ein sanftes Lächeln seine Lippen umspielte. Gott wusste, was sich gerade im Kopf des Dunkelhaarigen abspielte, was er gerade dachte und wie er sein Aussehen gerade einschätzte. Chris konnte kaum anders als leicht rot um die Nase zu werden, ihm war Ethans Blick absolut nicht unangenehm, doch war es dennoch das erste Mal, dass andere Augen ihn erblickt hatten, Augen, die einem Mann aus einer völlig anderen Welt gehörten und das machte es einfach so einzigartig, so aufregend!
„Also…das bin ich- der Fischmensch!“, summte seine Stimme, gefolgt von einem leisen, nervösen Lachen, welches jedoch im nächsten Moment verebbte und er seinen Kopf fragend schieflegte. War es die Begeisterung, die den anderen nicht antworten ließ oder vielleicht etwas anderes? Oh, es war zum verrückt werden, wahrscheinlich machte er sich gerade viel mehr Gedanken darüber als er sollte, dabei war es doch nur ein dämlicher Fischschwanz und nichts Weiteres!
Wahrscheinlich hätten seine Gedanken ihn innerlich aufgefressen, wenn nicht Ethans Stimme im nächsten Augenblick erklang, sodass die grünen Augen abermals das hübsche Gesicht des Werwolfs anblickten. Er wollte ihn anfassen! Wahrscheinlich hätte es ihn nicht so erfreuen müssen wie es in diesem Moment tat, doch Chris konnte nicht anders als den Größeren anzustrahlen und ihm breit lächelnd zustimmend zunickend. „Natürlich darfst du das, ich habe keine gefährlichen oder giftigen Stacheln zwischen meinen Schuppen versteckt wie einige andere Lebewesen, mit denen ich lebe.“, scherzte der Blonde, sich beiläufig so platzierend, dass Ethan ihn ohne weitere Probleme berühren konnte. Es war kein sonderbar tiefes Gewässer hier, sodass er sogar ruhig sitzen konnte, auch wenn es nicht immer einfach gewesen war seinen Fischschwanz ruhig zu halten, dessen Flosse sich gerne selbstständig bewegte und das Wasser umher schob.
Seine Augen fixierten die warme Hand des Anderen, wie sie begann seine Schuppen zu berühren, schloss für einen klitzekleinen Augenblick seine Augen als er die fremde Haut spürte, wie er über die bunten harten Schuppen fuhr, dass er die Berührung sogar noch dann spürte, als seine Hand bereit vorbeigestrichen war. Es war ein neuartiges Gefühl, jedoch ein angenehmes zugleich, dass er gar nicht wollte, dass Ethan je aufhörte ihn zu berühren. Es war wirklich komisch wie verbunden er sich diesem Lebewesen bereits jetzt fühlte, wie stark er sich jedes Mal zusammenreißen musste um nicht seine Hand auszustrecken, sanft seine Wange zu berühren oder durch das weiche Haar zu fahren, auch wenn es so verlockend war…wenn Ethan nur wüsste, was für Gedanken in seinem Kopf schwirrten, er würde ihn für verrückt erklären, da war sich Chris mehr als nur sicher!
Seine Worte entlockten ein Glucksen, anschließend ein langsames Nicken, während er den Blick vom Werwolf nicht abwandte. „Irgendwie…schon, ja. Vielleicht finde ich es auch einfach nicht so spannend, weil ich mich so oft gesehen habe…aber..aber es ist auch irgendwie, nun ja, du bist sozusagen das erste Lebewesen, was mich zu Gesicht bekommen hat, ich hatte Angst, dass deine Erwartungen vielleicht…zu hoch sind oder du ganz anders über mich denkst. Ich weiß, das ist komisch…ich kenne dich ja kaum, um irgendwie urteilen zu können.“, ein feiner Rotton breitete sich auf seinen Wangen aus, Chris blickte leicht beschämt hinunter, betrachtete sein eigenes, verzerrtes Spiegelbild im Wasser, ehe er sich wieder traute in die verschiedenfarbigen Augen zu blicken. „Du bist ganz und gar nicht zottelig! Du bist ein schöner großer Wolf!“, genauso schön wie jetzt, zwar auf einer anderen Art und Weise, jedoch konnte er diesen Vorzug wohl in keinster Form wirklich ablegen, zumindest nicht für Chris, der sich nach der Berührung der anderen Hand erneut sehnte, als diese von ihm abgelassen hatte.
Was machte dieses Wesen nur mit ihm? Es konnte doch nicht sein, dass er ihn wirklich so verrückt machen konnte, als Fremder, als jemand, von dem er so wenig wusste, dem er eigentlich kaum vertrauen durfte, auch wenn er gar nicht konnte!
Der Langhaarige war dankbar für die ablenkenden Worte, die ihn davon abhielten noch irgendwelche Dummheiten anzustellen, die er später bereuen konnte! Chris genoss die Neugier des Werwolfs, es fühlte sich ganz gut an zu wissen, dass man das Interesse des Anderen auf sich gezogen hatte, dass er ihn in dieser Form ansehnlich genug fand um ihn darum zu bitten mehr von sich selbst zu präsentieren. „Wenn du möchtest, dann…dann schwimme ich einige Runden. Weißt du, im offenen Ozean habe ich oft versucht einige Tricks zu machen, du weißt schon, mit den Delfinen schwimmen und genauso in die Lüfte springen, ohne, dass es dämlich aussieht. Wenn du mich irgendwann zum Ozean begleiten möchtest, bekomme ich so etwas vielleicht sogar hin!“, er hatte es einige Male geschafft mit genügend Schwung aus dem Wasser zu springen, auch wenn er oft die Schwerkraft unterschätzt hatte, die ihn wieder hinunter zwang und das auf einer alles andere als grazilen Art und Weise. Hier jedoch war der See nicht zu groß und vielleicht auch nicht tief genug als dass er ein wenig bei Ethan hätte angeben können. Stattdessen drehte das Meerwesen sich kichernd um, peitschte mit seiner Flosse das Wasser in alle Richtungen, sodass der Werwolf ebenfalls nicht vom Süßwasser verschont blieb, ehe er sich von ihm entfernte, schnell davon schwamm. Er konnte die Freiheit spüren, die sich in seinen Knochen festsetzte, das angenehme Kribbeln auf seiner Haut und die Wärme, die seine Schuppen umgab- die Wärme von der Berührung des Anderen, die er immer noch spüren konnte, so, als ob er ihn nie losgelassen hatte.
Chris schwamm einige Runden im See herum, tauchte sogar einmal bis zum tiefen dunklen Grund des Sees, nur um wieder schnell hinauf zu schwimmen um anschließend wieder Ethan zu erreichen. Er wollte ihn nicht dort alleine sitzen lassen, auch wenn es nicht einfach war nicht das zu tun, was seiner Natur entsprach, und einfach für eine sehr lange Zeit unter Wasser zu bleiben.
„Ich verliere mich in dem See ja noch…so sollte es eigentlich nicht sein! Wenn es warm genug wäre, könntest du mit mir schwimmen…dann sieht man mich besser schwimmen, als wenn man so weit weg von mir ist. Vielleicht…vielleicht könnten wir das ja mal tun, aber ich glaube ich sollte jetzt wirklich hinaus, sonst bekommst du mich das ganze Wochenende nicht mehr aus dem Wasser!“, lachte der Blonde, dabei einige seiner störenden nassen Strähnen hinter sein Ohr klemmend. „Ich glaube du bist der erste, bei dem ich wirklich das Gefühl hatte, dass mir nichts passieren würde, wenn ich zeige…wer ich wirklich bin. Schon komisch aber…ich bin froh darüber. Aber…hast du zufällig auch irgendwo Handtücher im Wald versteckt, ich glaube ich habe mich ein wenig zu sehr dem Wasser hingegeben.“, die Wangen schimmerten abermals in einem leichten Rot als Chris sich leicht zu Ethan hinüberbeugte. Eigentlich hätte er nichts dagegen gehabt sich unbekleidet hinzulegen und zu warten, dass die Sonne ihn trocknete, nicht einmal in der Nähe des Fremden, doch ein wenig Anstand wollte er dennoch bewahren, Manieren hatte das Wasserlebewesen schließlich immer noch!


Blake dachte einen Moment über Julians Frage nach. Eigentlich war es gar nicht so einfach zu sagen, wer genau das alles leitete, eine genaue Hierarchie hatte es hier nicht wirklich gegeben, eher eine Arbeitsteilung und auch mit dieser wechselten sie sich regelmäßig ab. Wer das alles jedoch ins Leben gerufen hatte…nun ja, irgendwie hatte er nie das Interesse gehabt die anderen danach zu fragen oder sich selbst darüber zu informieren. Für ihn reichte es eigentlich aus, dass es so eine Gruppierung gab und dass sie tatsächlich alle etwas erreichen konnten und auch erreicht hatten.
„Naja…an sich sind wir irgendwie alle dafür verantwortlich. Wir sind viele, weißt du, und irgendwie hat jeder einen wichtigen Teil. Einige von uns spüren solche Labore ein und dann gibt es Leute wie mich, die dann an einem bestimmten Termin diese Labore versuchen unbemerkt zu stürmen und die Fabelwesen herauszuholen. Ich bin also nicht alleine und ich würde wahrscheinlich ohne den anderen niemals irgendwas zustande bekommen, selbst wenn ich es wollen würde. Wir helfen uns gegenseitig! Vielleicht…also, wenn es dir wieder besser geht, kann ich dir einige von ihnen vorstellen. Sie wären sicher heute schon vorbeigekommen, jedoch wissen sie, dass du Ruhe und deine Privatsphäre brauchst, weswegen auch nur ich in diese eingedrungen bin!“, ein belustigtes Grinsen legte sich auf die vollen Lippen des Dunkelhaarigen.
Bestimmt hatten sie Leute, die sich mit Huldras auskannten, die vielleicht mehr über diese Lebewesen wussten als er es jemals wissen würde, vielleicht würden sie sich sogar viel besser mit ihm verständigen können als er es jemals tun könnte, doch eigentlich spielte es in diesem Augenblick gar keine große Rolle- Blake hatte das Gefühl, dass Julian jetzt keinen Kenner seiner Art wollte, sondern ihn in der Nähe und irgendwie wurde ihm bei dem Gedanken ganz warm ums Herz. Er wurde schon lange nicht mehr von jemandem gebraucht, zumindest nicht so, und irgendwie war es ein angenehmes Gefühl das Vertrauen des Kleinen zu genießen, so wie er dem ehemaligen Gefangenen ohne Hintergedanken voll und ganz vertraute. Es wäre auch ein wenig lächerlich gewesen Julian einfach zu misstrauen, es gab keine Gründe, abgesehen war er viel zu süß, als dass er in irgendeiner Form nicht mehr vertrauenswürdig wäre!
Sein schmaler Körper schmieg sich noch ein wenig enger an den des Anderen, während die Lippen sich sanft auf die Stirn pressten, auf seine Wange bis sie seine Lippen erneut erreichten, die so weich waren und so gut schmeckten, dass es schmerzte, wenn er sie nicht berührte.
Irgendwie wünschte sich der Faun, dass das hier nicht nur jetzt geschah, weil der Lockenkopf Nähe brauchte, weil er sich einsam fühlte und Blake ihm besser als jeder andere nachempfinden konnte. Er hoffte einfach, dass diese Situation nicht einfach aus einem Schwall wirrer Emotionen entstanden war, dass Julian wirklich auf das Angebot einging, dass er auf ihn aufpassen konnte, dass er in seiner Wohnung blieb, so lange, bis es ihm wenigstens besser ging und er glaubte er könnte wieder normal und ohne Angst der Welt entgegentreten! Umso verwirrter blickten seine blauen Augen den Anderen an, als dieser ihn ungläubig anschaute. Glaubte er etwa wirklich, dass er nur mit ihm herumspielte und eigentlich gar nicht wollte, dass er zu ihm kam? Nein, so etwas könnt er nicht einmal tun, wenn er sich ganz schlecht fühlte oder unglaublich wütend auf jemanden gewesen wäre!
„Ich meine das wirklich ernst, Julian! Es ist…besonders, wenn du so lange auf der Straße gelebt hast, wäre es wohl das Letzte dich wieder auf die Straße rauszuschicken! Hör zu, ich bin unordentlich und manchmal sogar ein wenig faul, ich kann nicht einmal gut kochen und wahrscheinlich bin ich der schlimmste Mitbewohner, den du haben kannst, aber…ich möchte dich bei mir haben, das möchte ich wirklich! Mach dir keine Sorgen um die Miete, sie ist billig, ich habe genügend Geld um sie zu finanzieren….du brauchst ohnehin erst einmal Zeit, um dich zu erholen und die kannst du bei mir bekommen!“, auch der Faun richtete sich langsam im Bett auf, platzierte vorsichtig seine Hand auf die schmale Schulter seines Gegenübers, ihn aus ehrlichen Augen heraus anblickend. Es war unverständlich für Blake weswegen die Huldra so verwirrt darüber war, dass er freundlich zu ihm war, dabei war es eigentlich sogar eine Kleinigkeit, die er dem Kleinen angeboten hatte. Die plötzlichen Tränen verwirrten noch mehr und auf einmal zuckte das schlechte Gewissen im Inneren des Tätowierten auf, sodass er sich am liebsten in den Hintern getreten hätte. Vielleicht hätte er bis morgen damit warten müssen, Julian hatte heute ohnehin schon so viel durchmachen müssen und jetzt kam er noch mit seinen Vorschlägen und überrumpelte den Armen damit völlig!
„Bitte…bitte weine doch nicht deswegen! Ich…es tut mir leid, wenn ich irgendwie etwas falsch gemacht…ich hätte warten müssen damit, zumindest bis morgen, damit du den Rest von heute besser verarbeiten konntest. Oh Mann, ich bin manchmal einfach dämlich!“, sein Blick lag reuevoll auf dem hübschen Gesicht des Angesprochenen, den er etwas näher zu sich heranzog, sanft die Tränen von seinem Gesicht wischte, ihn vorsichtig küssend. „Hör zu…ich mag dich und ich vertraue dir. Wir sind uns so ähnlich, ich brauche nicht zu warten um zu entscheiden, ob ich dich gerne bei mir hätte oder nicht- du kannst eine Nacht darüber schlafen und mir morgen sagen ob du mein Angebot annimmst. Und wirklich, Geld und alles andere ist unwichtig. Wenn es dich stört, dann…wir können ja ein Kompromiss eingehen! Sobald es dir wirklich besser geht und du wieder draußen Dinge tun kannst, steuerst du ein wenig in die Wohnung hinein. Aber bitte…weine nicht deswegen, wirklich, ich wollte dich nicht verletzen!“, die langen Finger strichen sanft über die lockigen Haare, während ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen des Fauns lag. Er konnte sich denken wie wenig Freundlichkeit dem armen Julian widerfahren sein musste, dass es ihn so sehr aus der Bahn warf, wenn jemand ehrlich und liebevoll zu ihm war und es war verrückt wie viel er von sich selbst in diesem hübschen Wesen sah, denselben Schmerz, dieselbe Angst ausgestoßen zu werden, betrogen zu werden und das Unverständnis wie irgendein Lebewesen in dieser dunklen Welt gutherzig sein sollte. Doch er wollte ihn nicht betrügen, er wollte ihn nicht fallenlassen oder sonst etwas tun. Ganz gleich ob ihre Zärtlichkeiten nur diese Nacht über andauern würden und danach nie wieder aufkommen würden- Blake hatte bereits jetzt den Blondschopf in sein Herz geschlossen und es lag ihm sehr daran ihm ein besseres Leben zu verschaffen, egal ob sie am Ende getrennte Wege gehen würden oder nicht, Hauptsache es ging Julian gut.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Okt 14, 2014 6:21 pm

Außer einigen aufgeregten Hicksern brachte Julian für den Moment kein Wort über die Lippen, auch, wenn es nötig gewesen wäre, um Blake von seinem Missverständnis befreien. Wie konnte er arme Faun bloß denken, dass er Julian mit seinem freundlichen Angebot verletzt hätte?! Nein, er konnte nur einfach nicht fassen, dass es doch tatsächlich Wesen da draußen gab, die freundlich zu ihm waren, die ernsthaft um sein Wohlergehen besorgt waren. Der Lockenkopf war einsame Tage und Nächte gewohnt, das war so ziemlich das einzige, was ihm in diesem Land je widerfahren war, sodass dieser Hauch von Wärme ihn reichlich unerwartet getroffen hatte. Fast schlimmer noch als die Angst erneut eingefangen zu werden war die Panik, anderen Lebewesen zu schwer auf der Tasche zu liegen, sie mit seiner bloßen Anwesenheit zu belästigen und ein schwelendes Gefühl von Unerwünschtheit hervorzurufen. Aber nun war wohl tatsächlich die Zeit gekommen, in der Julian selbst über seinen eigenen Schatten springen musste und jemandem ernsthaft vertrauen musste. Wie Blake mit ihm sprach, so liebevoll und ruhig, nahm das leise Auf und Ab seiner Schultern wieder ab und sein Atem konnte sich ein wenig beruhigen. Blake war so freundlich zu ihm und er schaffte es dann auch noch, Zweifel in ihm zu säen! Er sollte sich wirklich schämen, dass er sich nicht ein wenig zusammenreißen konnte!
Gerade, als die Huldra sich auf die Unterlippe beißen wollte, um ein wenig Contenance zurückzuerlangen und sein Schluchzen einzudämmen spürte er stattdessen die weichen Lippen des Fauns auf seinen. Julian konnte nicht ganz beschreiben, wieso diese kleinen Zärtlichkeiten für ihn so beruhigend waren. Vielleicht waren es wirklich weniger romantische Gefühle, die er für Blake hegte; aber er fühlte sich dem Größeren so vertraut und seine Nähe –auch, wenn sie über das rein freundschaftliche Verhältnis hinauszugehen schien- hatte etwas Besänftigendes an sich. Für einige Sekunden gab er sich ganz und gar dem Kuss hin und tatsächlich schien sich der hagere Körper ein wenig zu lockern. Seine Schultern senkten sich aus ihrer Verkrampfung herab und seine zur Faust geballte Hand öffnete sich wieder und die schmalen Finger legten sich auf die weiche Bettwäsche. Die hellen Augen hatten sich geschlossen und für einen Moment hatte Julian vollkommen die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln. Als er die Augen wieder öffnete waren die Tränen in seinem Augenwinkel versiegt.
„E-Es ist okay, Blake, wirklich.“
Mit dem Zipfel seines Ärmels wischte er sich die letzten feuchten Überreste von der Wange und setzte zu einem tapferen Schniefen an. Blake sollte nicht denken, dass er seine Freundlichkeit nicht zu wertschätzen wusste, denn für einen Straßenjungen wie Julian bedeutete selbst solch eine kleine Geste alles. Vermutlich machte sich Blake gar kein Bild davon, wobei es wohlmöglich gar nicht so abwegig war, dass der Faun ebenfalls Zeit auf der Straße verbracht hatte. Viele Fabelwesen hatten es heutzutage nicht so einfach, selbst mit der Tarnung. Julian wusste das, ohne selbst diese Probleme am eigenen Leib erfahren zu haben. Einigen fiel es einfach viel zu schwer, sich an die ständige Präsenz von Menschen zu gewöhnen, sie waren nicht fähig, sich einfach unter sie zu mischen, Tag für Tag mit ihnen zu arbeiten und sie um sich herum zu haben und in steter Angst zu leben, dass irgendein kleiner Fehler sie verraten könnte. Und nicht jedes Fabelwesen hier konnte einen lukrativen Job in den eigenen Reihen ausüben. Julian hatte sich mit dem Verkaufen seiner kleinen Kritzeleien mehr schlecht als recht über Wasser gehalten, aber eine Berufung für die Ewigkeit war das nicht, jedenfalls nicht in dem Rahmen, in dem er es jetzt betrieb. Manchmal hatte er sich in Kunstschulen als Aktmodell angeboten, jedoch immer ein wenig in der Angst, dass ein Missgeschick passieren könnte und von einer festen Anstellung war das ebenfalls weit entfernt. Das Traurigste an der ganzen Sache war sowieso eher gewesen, dass er all diesen Menschen zusehen musste, die einen Traum verfolgen durften, dem er selbst seit Jahren keinen Schritt näher gekommen war.
Mit einem heftigen Kopfschütteln bemühte er sich darum die düsteren Gedanken abzuschütteln und wandte sich stattdessen wieder Blake zu.
„Ich such mir so schnell wie ich kann eine Arbeit, ich verspreche es! Ich will dir nicht zu Last fallen, es ist nur wirklich so, dass…………Naja, es hat mir noch nie jemand so etwas angeboten, weißt du?“
Seine Stimme war beinahe zu einem leisen Wispern abgesunken und erneut fiel es Julian schwer, den Blick aufrecht zu erhalten.
„Also mach dir bitte keine Gedanken, dass ich böse auf dich sein könnte! Ich bin einfach überfordert mit all dieser Freundlichkeit.“
Ein plätscherndes Lachen erklang aus seiner Kehle und verlegen fuhr er sich durch die dichten Locken.
„Es fühlt sich irgendwie ein bisschen so an, als wenn ich so etwas wie eine Familie gefunden hätte, weißt du, was ich meine?“
Mit einer zurückhaltenden Geste beugte der schmale Leib sich ein wenig nach vorn und schlang seine Arme um Blakes Taille. Er wollte seine Wärme spüren, denn so langsam kroch die Müdigkeit mit neuer Dringlichkeit in seine Knochen und die Müdigkeit ließ ihn frieren. Eine ganze Weile lang saß er nur so da, das Gesicht in die Halsbeuge des Größeren gedrückt und mit den Fingern geistesabwesend seine Rückenwirbel nachfahrend.
„Du musst mir so viel von dir erzählen, ich möchte alles wissen, erzähl mir wie es ist, wenn man sein eigener Herr ist. Erzähl mir vom Sommer.“
Julians Stimme klang mittlerweile leicht belegt vor Müdigkeit, so ganz war er sich auch überhaupt nicht mehr sicher, was er da so erzählte. Die Worte schienen einfach über seine Lippen zu schlüpfen, als wenn sie der Schläfrigkeit in seinem Schädel entrinnen wollten. Unter voller Aufwendung seiner Willenskraft schaffte Julian es noch einmal sich leicht aufzurichten, allerdings nur, um Blake mit sich auf die Matratze zu drücken und sich nah an ihn zu schmiegen. Er wollte Blake nicht das wohlmöglich unangenehme Gefühl aufzwängen, seinen ausgehöhlten Rücken an seinen Oberkörper zu drücken und vertraute stattdessen eher darauf, dass der Faun ihn schon nicht dort berühren würde. Ein lautes Gähnen, ein wenig Gestrampel, bis die Decke endlich an Ort und Stelle war, dann seufzte er zufrieden auf.
„Ein richtiges Bett! Und jemand, der mich warm hält. Lass uns morgen ausschlafen, Blake, ja? Oder musst du zur Arbeit oder so? Bitte sag nein!“, stieß die Huldra mit einem drängenden Unterton aus. Selbst nun war die Müdigkeit unmöglich vermeidbar. Es war Zeit, dass er schlief, doch jede Minute Traum war eine wache Minute weniger, die er bewusst mit Blake verbringen konnte, weshalb er sich noch weigerte, einfach so schlafen zu gehen.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Mo Okt 20, 2014 5:29 pm

Oh, New Orleans- welch alte Schönheiten sich noch zwischen den alten Häusern aus der Kolonialzeit verborgen hielten, wie der feine Duft des Sumpfes immer wieder hinüber wehte, der Duft vom Leben, das sich in den Gewässern tummelte, all die Erinnerungen, die unausgesprochen in der Dunkelheit lagen. Charles liebte diesen Ort, der- trotz der vielen Leuchtreklamen, dem lauten Dröhnen des nächtlichen Treibens auf den Straßen- sich kaum verändert zu haben schien. All die Häuser waren dieselben geblieben, nur die Inneneinrichtungen hatten sich vielleicht verändert, er selbst besaß noch eines dieser hübschen Gebäude, vielleicht sollte er sich dort wieder zurückziehen.
Es war angenehm in Gedanken zu schwelgen während fremde Menschen, davon mehrere Gruppierungen an Touristen, an ihm vorbeizogen, dessen Gesichter er nur für einen klitzekleinen Augenblick, der nicht einmal einer Sekunde glich, erblicken konnte und sich dennoch an jede noch so kleine Falte erinnern konnte, die sich in all ihre Lebensjahren auf die Haut eingemeißelt hatte. Es war verrückt wie schnell sich alles um den Unsterblichen herum verändert hatte, ja beinahe erschreckend, und nichts schien die stetige Veränderung dieser Welt aufhalten zu können, die sich immer schneller weiterdrehte, so schnell, dass er glaubte ihm würde beim bloßen Stehenbleiben schwindelig werden. Es waren verrückte Zeiten eingekehrt, Charles erinnerte sich noch ganz gut daran, als er darauf Acht geben musste, dass kein Menschenauge sein wahres Gesicht zu sehen bekam, dass niemand erfuhr welch ein Monster sich hinter der bleichen Haut verbarg. Kein Fabelwesen auf dieser Welt hatte sich hinaus getraut, so lange, bis ihre Existenz in die Öffentlichkeit gelang, bis jeder einzelne wusste, dass sie nicht nur Einbildungen und erfundene Gestalten aus alten Schauermärchen und Erzählungen waren.
Er hatte von Bars gehört, kleine Untergrundorte, wo sich jeder Sterbliche am unsterblichen Blut satttrinken konnte, er hörte vom Schwarzmarkt, der mit Meerjungfrauen handelte für all die reichen Unternehmer, die einen kleinen Faible für exotische Lebewesen hatten. Zwar wusste die Menschheit über sie Bescheid, doch wünschte sich der Dunkelhaarige oft nichts sehnlicher als ihre Ahnungslosigkeit, ihre Naivität, dass sie die einzig überlegene Rasse waren und es stets auf diesem Planeten bleiben würden, denn durch ihr Wissen wurde es noch gefährlicher und das für jeden von ihnen.
Charles war alt genug, er kannte die Tricks, er wusste, dass niemand wusste wer er war und es auch niemals wissen würde, wie es den anderen Bluttrinkern jedoch erging…nun, wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn nicht was mit ihnen geschah und wie sie sich abends durch die Straßen und dunkle Seitengassen bewegten. Einige waren Mörder, töteten ihre Beute auf demselben Fleck, wo sie sie gefunden hatten, zeigten ihr Gesicht ohne Scham und ohne Furcht, andere töteten mit System, er hingegen hatte genug von den veralteten Formen des Trinkens, er hatte genug für zwei Leben getötet.
Ach, jetzt hatte er seine Gedanken doch in eine unangenehme Richtung geleitet, er versuchte sie beiseite zu schieben, konzentrierte sich lieber auf die vielen Eindrücke, auf das künstliche Licht, das selbst die tiefste Nacht heller erscheinen ließ, auf die Geräusche um ihn herum, die dumpfe Musik, verschiedene Sprachen quollen aus den Mündern der Menschen, die sich amüsierten, die lachten oder sich sogar stritten. Es war amüsant so viele Sprachen zu hören, die meisten von ihnen verstand er sogar, sodass ihre Geheimnisse ihm niemals verborgen blieben, doch Charles hatte sich nicht hinausbewegt um sich an der Meeresbriese zu laben oder um sich wieder ein wenig menschlich zwischen dem zahlreichen jungen Blut zu fühlen- seine Beweggründe waren- leider- von weitaus niederer Natur, die er, wenn er nur könnte, wahrscheinlich öfter bereits unterdrückt hätte. Doch hatte er kein Recht diese Momente zu bedauern, es wäre heuchlerisch zu sagen, er würde die Momente des Bluttrinkens nicht genießen, den Rausch, der seine Sinne benebelte, wenn das frische Blut durch sein totes Herz pumpte, wenn es seine Venen füllte und ihm das Gefühl hab wieder lebendig zu sein. Es war eine interessante Verbundenheit zwischen ihm und dem Menschen, den er so lange in seinen Armen hielt, bis er aus seiner Trance erwachte, ihn jedoch nicht mehr zu Gesicht bekam. Charles war so etwas wie ein Gespenst, an welches sie sich glaubten zu erinnern, jedoch nicht mehr sagen konnten ob er nicht einfach nur eine Traumerscheinung war.
Und heute würde sich diese Prozedur ein weiteres Mal wiederholen. Manchmal war es nicht leicht jemanden zu finden, die Auswahl war groß und Charles- nun ja- er war ein wählerisches Gemüt geworden und seine Sinne konnten sich nicht mit allem zufriedengeben, was die Welt ihm zu bieten hatte.
Die bleichen Hände richteten sein Jackett zurecht als er die Straßenseite überquerte, all die überfüllten Lokale und die laute Musik, die absolut nicht nach seinem Geschmack war, hinter sich lassend. Wenn ihm danach gewesen wäre, hätte er sich vielleicht einen einsamen Menschen am Park gesucht, doch die Ruhe und Schönheit der örtlichen Parks genauso verlockend wie die aufschäumenden Wellen am Strand, etwas sagte ihm, dass er dort vielleicht sogar fündiger würde.
Und tatsächlich- seine Intuition schien ihn nicht verlassen zu haben. Charles hatte nicht einmal lange herumwandern müssen, hatte kaum Ausschau halten müssen als er den süßlichen Duft eines jungen Mannes vernahm, dessen blondes Haar heller wirkte als es wahrscheinlich wirklich war. Sein Duft war ihm fremd, doch hatte er etwas angenehmes, etwas so verlockendes an sich, dass es ihm den Atem verschlug, wenn er denn welchen hätte. Er hätte fast vergessen seine Fassung zu wahren, wäre zielstrebig auf dieses zarte Lebewesen zugegangen, das dort so seelenruhig, so zufrieden auf der Bank saß, nichtsahnend, dass der Teufel persönlich gerade Gefallen an diesem unschuldigen, bildhübschen Menschen gefunden hatte. Doch er würde ihn nicht verderben, es würde ihm wehtun, nein, er wollte ihm nur nahe sein, er wollte, dass das Blut des Fremden in seinem Körper floss und ihn noch lange an diese Locken erinnern könnte. Er könnte aus einer anderen Zeit stammen, nein, er könnte von den größten Künstlern selbst auf Leinwand verewigt worden sein!
Seine grauen Augen hatten ihn nur kurz beobachtet, er wollte nicht aufdringlich, nicht zu auffällig erscheinen, doch war der Augenblick, indem er das fremde Wesen beobachtet hatte, vielleicht nicht länger als ein Augenschlag, viel zu schnell für das menschliche Auge um Verdacht zu schöpfen. Er würde wie ein einfacher Mann wirken, ein blass geratener Mann, der sich ohne Hintergedanken neben dem Jüngling setzte, sich kurz über das schwarze Haar strich, was nicht einmal vonnöten war, doch er liebte diese kleinen Menschlichen Gesten, wenn seine Zunge über seine Lippen fuhr, sie befeuchtete, als würden sie trocken werden, bis er sich endlich zum Anderen herumdrehte, und ihm ein schmales, jedoch freundliches Lächeln schenkte.
„Es ist solch ein schöner Ort, nicht wahr? Perfekt um der Hektik auf den Straßen zu entgehen, dem Lärm und diesem verrückten Trubel, finden Sie nicht auch?“, seine Stimme war dunkel, jedoch nicht bedrohlich, leise und doch sehr gut hörbar für das menschliche Ohr des Blondschopfes. „Ich komme gerne hierher um nachzudenken und der Natur zu lauschen, die in dieser Großstadt beinahe in Vergessenheit geraten ist.“, der Duft war beinahe das Einzige, was seine Nase noch aufnehmen konnte, er spürte das pulsierende Leben im schmalen Leib des Schönlings, das ruhig pochende Herz, was etwas schneller schlug, als sich ihre Augen trafen und Charles versuchte so oft wie möglich den Augenkontakt beizubehalten, er wollte ihn in seinen Bann ziehen, wollte, dass er ohne Skepsis ihm folgte und sich wenigstens für einen kurzen Moment ihm ausgeliefert fühlte.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Okt 21, 2014 12:48 am

Es erschien Julian beinahe verrückt, wie schnell die Zeit an ihnen vorbeigezogen war, rasend und erbarmungslos wie der Vier-Uhr-Zug von New Orleans nach Tallahassee, dass es schon drei Wochen her war, dass das Glück in Form von Blake in sein Leben getreten war. Während er zwischen den hohen Bäumen des Parks umherwanderte, ziellos und die Sonne auf der Haut genießend, musste er an die ersten Tage im Rebellenlager zurückdenken. Wie versprochen hatten sie sich um das Gift in seinen Nervenbahnen gekümmerte. Julian hatte Tabletten schlucken müssen, große runde Dinger, die er nur mit einer Menge Wasser hatte hinunter spülen können, und obwohl es nach ein paar Tagen besser geworden war, hatten sich die tiefergehenden Nachwirkungen erst später gezeigt, als Julian sich vor einem hereinplatzenden Zyklopen erschrocken hatte. Schnell hatte sich herausgestellt, dass er bei jeder Art von allzu großer Aufregung die überlebenswichtige Tarnung nicht mehr aufrecht erhalten konnte und das menschliche Aussehen in einem Sekundenbruchteil von ihm abfiel. Die Huldra war verzweifelt gewesen und tatsächlich war dieser kleine Ausflug das erste Mal, dass er sich alleine in die Welt der Menschen hinauswagte. Ganz ohne kleine Sicherheitsmaßnahmen traute er sich das allerdings auch nicht, und er hatte sich eine graue Wollmütze über die Ohren gezogen, die ihn im schlimmsten Fall verraten konnten. Das Wetter war sowieso langsam kälter geworden, sodass es keine Schweißausbrüche mehr auf seine Stirn trieb, gut verpackt durch die Gegend zu wandern.
Dass er sich jetzt doch so selbstsicher über die mit Kies ausgestreuten Wege wagen konnte schien ihm in Rückblick auf die letzten zwei Wochen wirklich wie ein kleines Wunder. Nachdem Blake ihm schon angeboten hatte bei ihm zu leben hatte der Lockenkopf nicht lange in dem behelfsmäßigen kleinen Zimmer des Widerstandes gehaust und seine kaum vorhandenen Habseligkeiten in die kleine Wohnung des Fauns gebracht. Abgesehen von diesem kleinen Umzug hatte er das Haus dann nicht mehr verlassen. Die Menschenmassen draußen bereiteten ihm Unbehagen, ließen kalten Schweiß auf seiner Stirn perlen und sein Herz flattern wie einen aufgeschreckten Vogel. Die ersten beiden Tage wollte er nicht einmal das Bett verlassen und kroch nur zur Mittags- und Abendzeit aus dem Bett, um mit Blake zusammen zu essen. Obwohl seine Anhänglichkeit dem Größeren gegenüber nicht nachgelassen hatte schien es nötig gewesen zu sein, ihr Verhältnis aufzuklären. Julians Magen hatte sich dabei zwar unangenehm zusammen gezogen, aber er hatte Blake einfach erklären müssen, dass eine Beziehung nicht das war, was er von ihm wollte. Die Gefühle, die er für ihn hegte waren mehr brüderlich, eine tiefe Verbundenheit, aber nichts, was über ihre kleinen Doktorspiele hinausgehen würde. Und bevor Blake sich Hals über Kopf in irgendwelche Versprechungen verguckte, die er selbst nicht einhalten konnte, wollte er lieber Klarheit schaffen, auch, wenn Blake danach enttäuscht gewirkt hatte. Julian war tatsächlich so nervös gewesen, dass selbst in dieser Situation seine Tarnung nachließ. Zum Glück waren sie nur in Blakes Wohnzimmer gewesen, wo ihn niemand hatte sehen können. Für ein oder zwei Tage hatte Julian sich nicht wirklich getraut, Blake zu bedrängen und war in Fabelgestalt mit gesenkten Ohren und eingezogenem Schwanz um ihn herum geschlichen, aber zu mindestens hatte sich die Stimmung wieder einigermaßen geglättet nach ein paar Tagen. Wenn Julian sich nicht ganz irrte, dann hatte Blake vielleicht sogar jemanden gefunden, der ihm über die Enttäuschung, die die Huldra darstellte, hinweghelfen konnte. Aber bis jetzt hatte Julian den Glücklichen noch nicht zu sehen bekommen.
Blake hatte ihm allerdings ein wenig Zuversicht gegeben, sodass er sich heute ganz ohne ihn aus dem Haus gewagt hatte. Der Faun war mit irgendetwas für den Widerstand beschäftigt und Julian hatte die Enge der Wohnung satt. Es hatte ihn Überwindung gekostet, seinen Zeichenblock und einen abgenutzten Bleistift zusammen zu packen, und die ersten Schritte, die er draußen tat, waren eine körperliche Überwindung. Bevor er nicht um fünf Ecken gebogen war gebot ihm sein ganzer Körper schreiend, wieder umzudrehen. Und Julian hätte ihm nachgegeben, wenn die Sonne nicht so verheißungsvoll zwischen den Blättern der Bäume hindurch geschienen hätte, die die Straße als Allee säumten. Dieser Anblick war aus zahlreichen Tagen so vertraut, dass Julie einfach nicht widerstehen konnte, er musste sich eine nette Bank im Park suchen und diesen Tag genießen. Nichts würde ihn heute aufschrecken lassen, dessen war er sich sicher. Er konnte ein bisschen skizzieren, seine eingerostete Hand wieder etwas trainieren und die frische Luft tief in seine Lungen saugen. Im Endeffekt war er wirklich froh, dass er nicht zurück in die Sicherheit von Blakes Wohnung gestürmt war.
Julian kannte den Grund nicht, doch der Tag war heute recht leer, was ihm nur zugutekam. Nur wenige ältere Herrschaften schlenderten aus den mit Kies ausgestreuten Wegen dahin, in einem gemächlichen Tempo. Hier konnte ihn nun wirklich niemand erschrecken! Eine ganze Weile lang hatte Julian seinen Bleistift übers Papier huschen lassen, hatte Bäume und Laternen in verwischendem Graphit festgehalten, doch langsam wich das Tageslicht dem künstlichen Licht der alten Petroleumlampen und obwohl es immer noch hell genug war, um den Block zu erkennen, lagen seine Motive schon in einem verschleierndem Zwielicht, sodass die Huldra die Malutensilien schließlich wieder in die Tasche wandern ließ. Es war noch stiller geworden als zuvor, sodass er tatsächlich entspannt den Kopf zurücksinken ließ und die Augen ein wenig schloss.
Sein Gehör, nein, alle seine Sinne, waren denen der Menschen wenigstens ein klein wenig überlegen, weshalb er Blicke und die nahe Präsenz eines anderen Lebewesens nah bei sich spürte, aber er hielt die Augen tatsächlich geschlossen, bis die angenehme Stimme des Fremden ihn zu adressieren schien. Blinzelnd öffnete er erst nur eines der blauen Augen, doch irgendetwas an dem Anblick, der sich ihm bot, verleitete ihn dazu, sich schnell gerade und aufrecht hinzusetzen. Der Mann, der sich neben ihm auf der Bank niedergelassen hatte, war einige Jahre älter als er und strömte eine so einnehmende Aura aus, dass Julian sich ganz schäbig neben ihm fühlte. Plötzlich wurde er sich jedes Zentimeters seiner Selbst unglaublich bewusst, sodass es ihm schwer fiel, eine angenehme, nein, viel mehr angebrachte Sitzposition zu finden. Julian wusste nicht, woher dieser Eindruck her rührte, doch der Mann hatte eine Schönheit und Eleganz an sich, die übermenschlich wirkte. Er wollte ihn nur flüchtig mustern, da alles andere ihm wie Starren vorkam, doch sobald er einen kurzen Blick in die hellen grauen Augen gewagt hatte, konnte er sich kaum noch abwenden. Sein Herz machte einen verräterischen kleinen Hüpfer und für einen Moment hielt er unbewusst die Luft an. Er sprach tatsächlich mit ihm, der Fremde hatte ihn angesprochen! Er hatte ihn sogar gesiezt, eine Art von Höflichkeit, die Julian zuvor noch nie zuteil geworden war. Irgendwie fühlte sich die Höflichkeitsform an ihm unangebracht und wie ein zu großes Kleidungsstück an, doch auf der anderen Seite……Es schien unangebracht, dass etwas anderes als die ausgewählteste Sprache die blassen Lippen dieses Mannes verließen. Julian spürte sich auf eine unnatürliche Art zu dem Mann hingezogen, so stark, wie er es nicht einmal bei Blake erlebt hatte, und eigentlich verwunderte es ihn.
„Es ist…..es ist wunderschön hier, gerade am Abend“, entgegnete Julian mit einer Stimme, die ihm viel zu dünn vorkam, um seine eigene zu sein. Er räusperte und schaffte es für einen Moment sich abzuwenden. Für einige Sekunden schien sein Schädel wie aus einem dichten Nebel aufzutauchen, doch als er sich der Höflichkeit halber wieder dem älteren Mann zuwandte, tauchte er gleich wieder ein in die dichten Schwaden.
„Ich war länger nicht mehr hier, aber diese Natur wirkt beinahe wie ein….wie ein Zuhause.“
Es fiel Julian schwer, sich auszudrücken, da jedes Wort in Anwesenheit dieser Gestalt unbeholfen wirkte. Woher kam dieser innige Wunsch, in seiner Nähe zu bleiben? Sie hatten doch gerade erst einige wenige Worte gewechselt. Genau genommen wusste Julian überhaupt nichts über ihn und dennoch wollte er bei ihm bleiben, ein tiefer Wunsch, der durchdringender zu sein schien als alles andere.
„Ich bin übrigens Julian“, rutschte ihm sein Name heraus. Nein, viel mehr wurde er ihm mit drängenden, seichten Fingern entzogen, ohne, dass er je so früh etwas von sich preisgeben wollte. In dem Bestreben sich ein wenig aus der Situation zu lösen erhob der schmale Leib sich, nicht ohne leichte Beunruhigung bemerkend, wie wacklig sich seine Knie anfühlten. So, als ob sein Körper gar nicht wollte, dass er sich von dem Mann auch nur im Geringsten entfernte. Die Tasche fest an seine Seite gedrückt versuchte er den Blicken der starren grauen Augen auszuweichen, aber er wurde immer wieder zu den dunklen Pupillen zurückgezogen, zu dem perfekten Gesicht, das ganz allein ihm zugewandt war. Wie konnte er sich dagegen widersetzen?
„Würdet ihr mich ein paar Schritte begleiten?“, kam aus seinem Mund, mit einer flatternden Stimme wie ein Schmetterling, der aus seinen Lungen floh. Julian wollte, dass er Ja sagte, er wollte es mehr als alles andere und er wusste nicht warum. Erwartungsvoll hatte sich der Blick der großen blauen Augen auf ihn geheftet und erwarteten eine Antwort. Die leise klingelnde Panik in seinem Hinterkopf hätte seine Tarnung fallen lassen können, wäre da nicht dieses merkwürdig dumpfe Gefühl der Berauschung gewesen, das alles andere unter einem Tuch aus Watte bedeckte und jegliche Bedenken im Keim erstickte? Er wollte die Nacht mit diesem Mann verbringen, egal, wie skurril das auch wirkte, allein schon, weil so jemand wie er niemals ein Interesse an ihm haben könnte. Er musste vorsichtig sein, er war unter Menschen niemals sicher, er konnte keinem von ihnen trauen, also wieso flehte er den Fremden quasi schon mit Blicken an, ihn tiefer in die Nacht zu begleiten?

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Di Okt 21, 2014 8:29 pm

Das Heranschleichen an die armen nichtsahnenden Geschöpfe, so etwas hatte Charles nur ungerne gemacht, auch wenn er zugeben musste, dass eine Zeit- eine unglaublich törichte Zeit- gab, in welcher ihn der Schrecken seiner Opfer faszinierte als der außergewöhnlich aussehende Mann auf einmal lautlos neben ihnen auftauchte.
Mittlerweile empfand er solche Aktiviten als unglaublich unangebracht, es war unhöflich, es war einfach nicht die Art, die ein Engländer ausüben sollte, ach, die absolut gar kein Lebewesen praktizieren sollte! Und auch diesmal blieb der Überraschungseffekt aus, als er sich neben dem jungen Mann auf die Bank platziert hatte, doch er brauchte nicht lange in die bildschönen Augen zu schauen um zu wissen, dass er mit einigen wenigen Worten und ihrem stetigen Blickkontakt ihn vielleicht in seinen Bann ziehen könnte. Er hatte kaum ein Lebewesen erlebt, wo sein Charme nicht zu ihnen durchdringen konnte, auch wenn es bei Fabelwesen nie länger hielt..doch das waren andere Geschichten, er hielt sich mit ihnen nicht allzu oft auf, arbeitete kaum mit ihnen und bekam sie ebenso selten zu Gesicht, auch wenn er wusste, dass abertausende von ihnen getarnt durch die Straßen dieser pulsierenden Stadt herumirrten und vielleicht von besseren Zeiten träumten, als sie an fernen Orten sie selbst sein konnten, vom menschlichen Auge verborgen, nur eine kleine Geschichte auf den Lippen der Mütter, die abends ihren Kindern von Einhörnern und Feen berichteten, die es eigentlich niemals gegen hatte. Zumindest war die Menschheit sehr lange davon überzeugt gewesen und die, die es wussten, lebten entweder nicht lange genug um ihre Erfahrungen zu berichten oder wurden schlichtweg nicht ernst genommen, für verrückt erklärt und nicht weiter beachtet.
Es war faszinierend wie das menschliche Gehirn funktionierte, wie ignorant und beschränkt es doch manchmal war und dennoch genoss er es mit diesen Wesen sich zu befassen, wo er doch selbst einst ein Mensch gewesen war. Doch nun galt es nicht in Nostalgie zu schwelgen und darüber zu philosophieren wie die Welt doch aussehen könnte, wenn alles anders verlaufen worden wäre, denn was brachte es ihnen schon über etwas zu fantasieren, was gar nicht passiert worden war?!
Charles nahm sich kurz die Freiheit und musterte den jungen Mann noch einmal genauer, jetzt, wo er ihm so nah war, dass sein süßlicher Duft ihm beinahe die Kehle zuschnürte und all seine Sinne zu benebeln schien. Es war ein bildhübscher Anblick, es erinnerte ihn an Frankreich, an London zu seiner Zeit als Mensch, an die Kunst und Schönheit, an all das, was die Welt nicht gebraucht jedoch gewollt hatte. Ja, er war die Kunst selbst, alles schien an ihm wie gemeißelt zu sein, so perfekt, dass er aus einem Portrait hätte stammen können, aus einer alten Ölmalerei über göttliche Wesen. Schon lange hatte kein Lebewesen auf dieser Erde solch eine Faszination auf den Vampir ausgeführt, nein, es versetzte ihn beinahe in Trauer, dass er dieses schöne Wesen heute wieder in die Nacht entlassen müsste und ihn nie wieder zu Gesicht bekäme. Nichts, als die bloße Erinnerung an den Gelockten würde bleiben, doch so war es doch- man schloss die Augen und alles, was man begehrte, verschwand ohne dass man es selbst bemerkte, ohne, dass man es in irgendeiner Form hätte aufhalten können.
Seine aufmerksamen Worte lauschten der Stimme des Anderen, alles hatte sich in ihm voll und ganz auf den Fremdling konzentriert, ohne aufdringlich zu werden. „Wie wahr, wie wahr. Besonders an Abenden hat dieser Ort etwas…Magisches. Wissen Sie, dieser Park wurde bereits von Bewohnern und Reisenden besucht lange bevor wir überhaupt ein Bewusstsein entwickelt haben. Ich glaube es ist der Charme der alten Zeit, der ihn so anziehend macht…aber vielleicht bin ich nur ein alter Träumer.“, er schüttelte leicht seinen Kopf, stieß ein leises Lachen aus, ehe sich ihre Augen abermals trafen. War er wirklich schon solch ein alter Mann gewesen, dass er sich nach den alten Zeiten und allem, was ihn an damals erinnerte, sehnte? Ach, er war ein alter Träumer, da brauchte sich niemand etwas vorzumachen!
„Ihr Zuhause? Ich finde es bemerkenswert, wenn andere Menschen sich so sehr der Natur verbunden fühlen. Sie ist einzigartig und faszinierend. Wir können wahrscheinlich mehr von ihr lernen als von all den Flachbildschirmen, die unsere Wege pflastern.“, ein sanftes Lächeln huschte über die blassen Lippen. Er hätte gerne gewusst, wie der Schönling hieß und wo er herkam und was es war, abgesehen vom pulsierend süßen Blut, was ihn so einzigartig, so besonders machte. Er hätte gerne seine Hand genommen und wäre über hundert Jahre zurückgereist, hätte gerne auf den großen Bällen mit ihm draußen getanzt, dort, wo die Musik gedämpft war und der Menschenlärm sie nicht weiter stören konnte. Und beinahe als ob seine neue Bekanntschaft seine Gedanken erhört hätte, als ob er ihm einen Teil seiner Wünsche in den Kopf eingepflanzt hatte, hatte er den Dunkelhaarigen von der Bürde befreit nicht zu wissen, wer dieser junge Mann war oder zumindest welch einen Namen er benutzen durfte, wenn er das Recht bekam ihn anzusprechen?
Julian…Julian, er konnte spüren wie sein Name auf seiner Zunge zerging wie Schokolade, auch wenn er seit Gezeiten keine mehr gekostet hatte.
„Sehr erfreut, Julian…Sie können mich Charles nennen.“, es war nur höflich ihm ebenfalls seinen Namen zu verraten, auch wenn es etwas war, was er ungerne tat, obwohl sie nur anhand des Namens ihn niemals hätten wiederfinden können, doch für einen Vampir war es wichtig so anonym wie möglich zu sein. Wieso also missachtete er seine eigenen aufgestellten Regeln bei diesem fremden Geschöpf? Es war, als ob sein Verstand gegen ihn spielte, als ob es ihm egal war wie laut die Vernunft in ihm auch zu schreien vermochte, sie schien keine Macht zu besitzen, nicht mehr…zumindest in diesem Augenblick.
Kaum hatten sich die langen Beine des Blonden erhoben, hatte Charles es ihm nachgemacht, mehr als einem Reflex der Höflichkeit und später erst aus seinen niederen Beweggründen heraus. „Sie möchten etwa schon….oh, ja- ich würde Sie gerne noch ein wenig begleiten, wenn es Ihnen genehm ist.“, ein leichtes Nicken ehe er neben dem Kleineren wanderte, den Park entlang spazierte und wieso auch nicht- es war durchaus ein angenehmer Abend, ein sehr schöner, wolkenloser Abend sogar. Die kühle Brise tat gut, das konnte er erahnen und die regelrecht leeren Wege waren beinahe ein Segen, denn irgendwie empfand er andere Menschen gerade als Störenfriede, die nicht hierher gehörten und niemals hierher gehören würden!
„Sie sind ein wirklich faszinierender junger Mann, so höflich und, entschuldigt bitte, wenn es ein wenig schroff oder unangebracht klingen mag, außergewöhnlich, ich frage mich wieso ich Sie in dieser Stadt vorher noch nie gesehen hatte. Kommen Sie denn von hier? Bitte verzeiht- ich möchte nicht aufdringlich sein, doch wenn Sie möchten…nun, ich wohne nicht sehr weit von hier, vielleicht könnte ich sie auf einen Tee einladen und sie erzählen mir etwas über die Natur und ihre Herkunft. Ihr Akzent, er ist europäisch, nicht wahr? Oh bitte, ich bin ein zu neugieriger Mann, Sie kennen mich doch kaum und ich bin so töricht und löchere sie bereits mit Fragen, die Ihnen vielleicht zu persönlich erscheinen mögen!“

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Do Okt 23, 2014 5:29 pm

Warum auch immer sein Kopf sich in Kreisen aus dicker Watte drehte, Julian konnte es nicht sagen. Vielleicht hätte er sich auf dem Absatz umdrehen und rennen sollen, solange, bis die kalte Abendluft seinen Kopf wieder freigewaschen hatte und ihn von dem fremdartigen Sog befreite, den der fremde Mann auf ihn ausübte. Aber ein großer Teil von ihm wollte das gar nicht. Er wollte sich nicht von dem Mann lösen, der irgendwie etwas Adliges ausströmte, ohne, dass Julie überhaupt je einem Adligen begegnet wäre, um diesen Eindruck zu fundieren. Seine Stimme war das einzige, was scharf und klar durch seine Gedanken drang und ihm eine leichte Gänsehaut verlieh. Julian meinte, einen starken britischen Akzent erkennen zu können. Egal, wie alarmiert ein kleiner Teil seines Kopfes auch war, am liebsten hätte er sich hingesetzt und dem Fremden stundenlang zugehört. Er hätte ihm sogar den Börsenteil der Zeitung vorlesen können, Julian wollte ihn einfach nur reden hören. Und umgekehrt schien er selbst gar nicht aufhören zu können zu reden. Die Worte sprudelten einfach so aus seinem Mund, ohne Bedenken, ob er zu viel von sich preisgab.
„Ich bin überhaupt kein großer Fan von Technik, wissen Sie? Ich fühle mich dann immer fehl am Platz, ich besitze ja nicht einmal einen Fernseher.“
Ein leises, glockenhelles Glucksen entwich seinen Lippen und er senkte die Augen etwas peinlich berührt auf den Gehweg. Der Kies knirschte leise unter seinen Sohlen, als er von einem Fuß auf den anderen wippte. Er wusste nicht wieso, aber das Wissen um den Namen des Fremden vermittelte ihm ein winziges Gefühl von Sicherheit, das ihm ein wenig seiner Angst nahm. Eigentlich wusste er immer noch nicht, mit wem er es zu tun hatte, aber das Unbekannte hatte nun wenigstens einen Namen.
„Charles also….“, murmelte er leise vor sich hin und erschrak leicht, als der Mann sich plötzlich erhob. Natürlich, er hatte ihn doch darum gebeten, ihn zu begleiten, und dennoch war seine ganze Gestalt irgendwie ehrfurchtgebietend, jetzt noch viel mehr, wie er so neben ihm aufragte. Er war ein ganzes Stück größer als Julian selbst und er wirkte so stattlich neben der dürren Gestalt der Huldra, dass diese sich noch ein wenig kleiner und unwichtiger fühlte als eh schon. Sein forschender Blick hatte wohl etwas zu lange auf der gut gekleideten Gestalt gelegen, denn erneut trafen ihn die grauen Augen und verschlugen ihm kurz den Atem, zogen ihn noch tiefer in den unwiderstehlichen Bann, der ihn langsam neben Charles den Kiesweg entlang schlendern ließ. Der gesamte magere Körper hatte sich etwas gestrafft, noch immer war jeder Muskel angespannt. Er fühlte sich so fremd neben der anmutigen Gestalt und wenn ihm im Park noch jemand anderes begegnet wäre hätte dieser Jemand bestimmt überrascht den Kopf geschüttelt, warum sich jemand wie Charles mit ihm abgab. Der Park war sowieso überraschend leer, und obwohl Julian die Ruhe genoss hätte er sich irgendwie sicherer gefühlt, wenn wenigstens ein paar späte Spaziergänger ihren Weg gekreuzt hätten. Es hätte dem ganzen Zusammentreffen einen Hauch von Wirklichkeit verliehen.
Gerade noch als der Lockenkopf sich an der Frage verbissen hatte, wieso Charles gerade für ihn Interesse zeigte, erhob der Fremde wieder die Stimme. Es erschrak Julian beinahe ein wenig. Es war, als hätte er seine Gedanken hören können. Wie konnte dieser Mann nur so von ihm denken, während er selbst das faszinierendste war, war Julian je begegnet war?! Er war doch nicht mehr als ein abgerissen wirkender junger Mann, oder nicht? Oder konnte Charles irgendwie spüren, dass er kein normaler Mensch war? Wenn dem so wäre hätten eigentlich alle Alarmglocken in seinem Inneren schrillen sollen, doch stattdessen entschied er sich lieber dafür, dem anderen noch mehr von sich preiszugeben.
„Oh, ich,naja…Höflichkeit sollte doch selbstverständlich sein, oder nicht?“
Er biss sich leicht auf die Unterlippe und schob sie nervös zwischen seinen Zähnen hin und her. Wieso genau wusste er nicht, doch irgendwie war es ihm unglaublich wichtig, Charles mit dem was er sagte wenigstens zufrieden zu stellen, wenn nicht sogar zu beeindrucken. Gleichzeitig wollte er diese merkwürdige Barriere zwischen ihnen überwinden. Vielleicht war es seine Förmlichkeit, die Julian so einschücherte?
„Sie….ich meine, du….du kannst mich auch duzen, wenn es nichts ausmacht?“, warf Julian nervös ein und beobachtete die Züge des Älteren genauestens. Hoffentlich hatte er nicht einfach irgendeine unangebrachte Grenze überschritten. Doch noch schien das Interesse an ihm nicht abgenommen zu haben.
„Naja, die Stadt ist doch wirklich groß!“, stieß er ein wenig erstaunt aus. Immerhin war New Orleans keine Kleinstadt mit wenigen hundert Einwohnern, wo jeder irgendwie jeden kannte!
„Aber ja, du hast Recht“, -und das „du“ stieß der Lockenkopf mit einer beinahe ängstlichen Vorsicht aus-, „ich komme nicht von hier. Ich bin erst seit ein paar Jahren in Amerika.“
Sein Herz machte bei der Einladung einen Hüpfer. Er wollte ihn mit nach Hause nehmen? Nach wie vor waren seine Erfahrungen mit Blake sein einziges amouröses Abenteuer geblieben, sodass Julian nicht ausmachen konnte, ob Charles´ Einladung bereits auf mehr anspielte. Und wenn sie das auch taten, Julian hätte es nicht gestört. Irgendetwas in ihm schrie geradezu danach, sich so intim wie möglich mit ihm zu beschäftigen, auch, wenn es ihm eine leichte Röte ins Gesicht trieb und seine Unterlippe noch ein wenig mehr zu leiden hatte. Schließlich nickte er.
„Ich würde gerne noch mitkommen, ich habe den Abend frei. Tee klingt wirklich nett, und langsam wird es wirklich kalt.“
Seit seiner Gefangenschaft war Julian irgendwie anfälliger für die Kälte geworden. Hoffentlich war es etwas, das vorüber ging. Abwehrend hob er die Hände und schüttelte den Kopf, sodass die hellen Locken nur so hin und her sprangen.
„Keine Sorge, das war doch alles noch nicht sehr persönlich, ich erzähle gerne etwas von mir. Solange ich dich nicht langweile…..Ich habe das Gefühl, ich kann gar nicht anders, als von mir zu erzählen“, lachte er nervös. Sie hatten den Rundweg durch den Park beinahe beendet. Die Laternen waren längst angesprungen und tauchten wenige Meter um sie herum in einen warmen, orangenen Schein. Julian wandte den Blick mehrmals fragend zu Charles und folgte ihm schließlich hinaus aus dem Park in die ruhigen Straßen der Stadt.
„Ich komme tatsächlich aus Europa!“, stieß er ein wenig überrascht aus.
„Die meisten Menschen hier können meinen Akzent nicht zuordnen. Ich bin aus Norwegen, irgendwie scheint niemand etwas Konkretes damit zu verbinden.“
Charles´ Schritte schienen sich zu verlangsamen, nachdem sie auf ein dunkles, teures Auto zugesteuert hatten, und noch einmal stieg Julians Nervosität ins Unermessliche. Seine Lippe hatte so sehr gelitten, dass er nun tatsächlich metallisches Blut auf seiner Zunge schmeckte und es hastig fortwischte. Mit einem unterdrückten Fluchen suchte er in seiner Jackentasche nach einem Taschentuch, während er mit der anderen Hand die feinen Spuren davon wischte.
„Tut mir leid, die Nervosität….Ich bin heute Abend irgendwie nicht ganz bei mir“, nuschelte er leise und hoffte, dass Charles ihm seine Einfachheit verzieh.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1Sa Okt 25, 2014 11:17 pm

Was der junge Mann auch sagte, es überraschte und faszinierte ihn ungemein. Selten waren junge Individuen von ihrer Denkweise so anders als die Welt es von ihnen verlangte, viele von ihnen schwammen im Strom und viele erfüllten all die Voraussetzungen ihrer Generation und an sich war es auch etwas, was er nicht kritisieren konnte oder gar durfte, schließlich war dies schon immer so gewesen, selbst zu seinen Lebzeiten folgte man besonderen Trends, pflegte ein besonderes Verhalten an den Tag zu legen und so modern wie möglich zu leben. Manchmal kam er sich wirklich wie ein uralter Mann vor, der vergessen hatte, dass seine Zeit abgelaufen war und er schon längst hätte tot sein müssen, er verstand wieso all die älteren Herren und Damen alten Zeiten hinterher trauerten, weswegen sie so oft die Gräber der besuchten, die ihnen am meisten fehlten. Es waren Menschen gewesen aus einer fernen Zeit, aus einer Erinnerung, die ihnen auf ewig geblieben war.
Doch manchmal konnte ihn selbst diese Zeit ein wenig erstaunen, manchmal existierten Zeitgenossen, die herausstachen, in so vielen Hinsichten und Julian schien einer dieser raren Beispiele gewesen zu sein.
„Tatsächlich? Sie besitzen keinen Fernseher? Das ist in der Tat etwas, was meine Ohren schon lange nicht mehr zu hören bekommen habe. Ich fürchte es klingt sehr verschwenderisch und beinahe schon überheblich, wenn ich Ihnen sage, dass ich im Besitz eines solchen Geräts bin, es allerdings eher Staub ansammelt als wirklich genutzt zu werden.“, ein unschuldiges, beinahe entschuldigendes Lächeln umspielte die schmalen blassen Lippen des Vampirs. Technik war ihm in einigen Hinsichten zuwider, in anderen hingegen faszinierte es sein Gemüt immer wieder aufs Neue- Charles liebte die Elektrizität, er fand sogar manchmal ein wenig Gefallen an den Mobiltelefonen, auch wenn einige nicht auf seine kalten Finger zu reagieren schienen. Manchmal jedoch bedauerte er den industriellen Aufstieg, die Schönheit, die dadurch verloren gegangen war, doch wahrscheinlich freute er sich umso mehr über Errungenschaften und Erfindungen der neuen Welt als all die, die bereits in diese Zeit hineingeboren worden waren.
Auf seine nächsten Worte hin nickte Charles lediglich anerkennend, zufrieden damit, dass der Blonde anscheinend ebenso viel Wert auf Höflichkeit legte wie er es stets getan hatte, auch wenn er im nächsten Moment fragend seine Augenbrauen hob. War es ihm etwa zu unangenehm? Vielleicht auch unangebracht?
„Verzeih bitte, ich wollte S- dich nicht in Verlegenheit damit bringen. Es ist wohl eine alte Angewohnheit.“, er senkte leicht seinen Blick, ehe er erneut die Augen des Angesprochenen suchte. Was waren es nur für schöne Augen, die selbst in der leichten Dunkelheit so hell zu leuchten schienen, beinahe schon überirdisch.
Seine Ohren lauschten gerne den Worten des Kleineren, sie klangen angenehm und brachten ihn hier und da zum Lächeln, während sie nebeneinander durch den Park schlenderten, dabei kaum auf andere Personen treffend. Es war wohl nicht die rechte Zeit um einen Spaziergang im Park zu machen, doch das störte den Dunkelhaarigen absolut nicht, er mochte die Privatsphäre, die sich um die beiden gelegt hatte, sodass sie ungestört nebeneinander hergehen konnten und er mehr über den Anderen erfahren durfte.
Manchmal erschien es ihm so verrückt wie schnell er Gefallen an anderen Menschen finden konnte, wie es seine Neugier weckte zu wissen, was der andere tat und wie er lebte, er wollte einfach nicht nur, dass sie komplett Fremde waren, denn selbst wenn ihre Bekanntschaft nur eine Nacht lang gedauert hätte, hieß es noch lange nicht, dass er ihn wie eine Mahlzeit behandeln musste! Wenn es nach ihm gegangen wäre, so hätte er wahrscheinlich sogar mehr aus diesem kleinen Ereignis gemacht, doch es war nicht einfach Freundschaften mit Menschen zu pflegen, irgendwann hatten sie immer herausgefunden, dass etwas nicht mit ihm stimmte und dann musste er entscheiden, ob es gut war ihnen die Wahrheit zu sagen und oft war es einfacher gewesen einfach solche Freundschaften zu vermeiden. Immerhin hatte Charles Erfahrung mit vielen verschiedenen Fällen gehabt und viele waren traurig geendet.
Darüber nachzudenken bereitete im sogar noch mehr Kummer, sodass er erfreut darüber war als die Körpersprache des Gelockten ihn viel zu sehr ablenkte. Er konnte sehen wie er ein wenig nervös wurde, konnte spüren wie sein Blut schneller zirkulierte und sich kurz im hübschen Kopf ansammelte- er brauchte nicht einmal den Schein einer Laterne um zu wissen, dass Julian rot um die Nase geworden war. Es war ein zuckersüßer Blick, einer, der ihm gefiel, auch wenn die Zusage des Blondschopfes ihn noch glücklicher machte.
„Das freut mich, ich habe gerne Besuch und so kann ich noch ein wenig mehr von dir erfahren.“, etwas in ihm schrie danach es auch dabei zu belassen und vielleicht heute nicht am menschlichen Blut sich zu ergötzen, vielleicht würd es mit Julian anders werden? Aber vielleicht würd er zu viel riskieren, es war nicht mehr so einfach gewesen.
„Oh, das ist absolut kein Problem, ich möchte mehr über dich wissen, also kannst du auch weiterhin über dich erzählen!“, Charles hatte kaum bemerkt wie sie bereits um den Park herumgegangen waren, wie er Julian automatisch zu seinem Wagen führte, manchmal schien seine eigene Aura ihn nicht mehr Herr über alle Sinne zu werden oder vielleicht war es seine Begleitperson, die ihn tatsächlich so eingenommen hatte.
Es stimmte Charles zufrieden, dass er mit seiner Annahme richtig gelegen hatte- einen europäischen Akzent konnte er sehr schnell heraushören, alleine schon, weil er viel Zeit in einigen Ländern verbracht hatte.
„Norwegen? Wie faszinierend! Ich war vor einigen Jahren dort gewesen, es ist ein schönes Land mit einer atemberaubenden Natur. Viele europäische Länder haben einen großen Reiz, ich muss zugeben, dass ich diesen Kontinent sehr in mein Herz geschlossen hatte und das nicht nur, weil ich selbst Europäer bin.“, er musste schmunzeln. Früher hatte er immer versucht sich abzugeben, hatte immer gesagt er wäre Engländer und bloß kein Europäer, doch die Zeit belehrte ihn eines Besseren, zeigte ihm all die Kulturen und Schönheiten der anderen Seiten fernab Großbritanniens. Abgesehen davon hatte er an so vielen Orten so viele Jahre verbracht, dass er sich kaum nur auf einen Staat beschränken konnte.
Charles hätte zu gerne gefragt, weswegen Julian beschlossen hatte seine Heimat zu verlassen und hierher zu ziehen, ob er auf Dauer hier leben wollte oder ob er wieder zurück nach Norwegen kehren würde, doch es ging ihn wahrscheinlich absolut nichts an und er wollte seine Aufdringlichkeit nicht zu sehr überspitzen!
Sie hatten seinen Wagen erreicht, ein moderner schwarz lackierter Wagen, den er gerne benutzte, wenn er durch die Straßen dieser großen und pulsierenden Stadt herumfuhr, er wollte selten, dass die Blicke sich auf ihn zogen und mit einem Auto aus den alten Zeiten war dies praktisch unmöglich gewesen.
Oh, Automobile- auch dies war eine der Erfindungen, die ihn mit Faszination und Freude erfüllt hatte. Wer brauchte schon Pferde, wenn man die Stärke eines Motors hatte? Erstaunlich wie sie immer schneller wurden, allein dieses Exemplar konnte erstaunlich schnell über die Wege rasen, ohne, dass er ich in irgendeiner Form hätte anstrengen müssen.
Charles wollte gerade um den Wagen herumgehen, wollte Julian die Tür aufhalten, als der süßliche Duft seines Blutes ihm in die Nase stieg, wahrscheinlich noch bevor Julian selbst gemerkt hatte, dass seine Unterlippe zu bluten begann. Automatisch, beinahe schon zu schnell hatte sich sein Blick auf den jungen Mann gerichtet, starrte ihn mit großen Augen an, benebelt vom Geruch des köstlichen Blutes, das durch die Venen dieses Geschöpfes floss, wie es so präsent vor seinen Augen fortgewischt worden war, dass es ihm beinahe den Verstand raubte. Etwas war anders an diesem Blut, es roch so süß, so verlockend wie kein anderes Blut, was er in letzter Zeit je gekostet hatte.
Er hatte ihn wohl länger als nötig wortlos angeblickt, ehe ein Räuspern seine Kehle entwich und er sich peinlich berührt über das schwarze Haar strich. Jetzt die Konzentration zu verlieren wäre alles andere als gut gewesen, sodass Charles sein Bestes Tat um die Beherrschung nicht zu verlieren und nicht auf einmal wie ein Verrückter in den Augen des Unschuldigen zu wirken! „Oh…so etwas kann doch jedem passieren, bitte verzeih mein Starren, ich war für einen kurzen Moment etwas erschrocken. Und sei bitte nicht meinetwegen nervös, ich bin doch kaum anders als du!“, nur dass er so viel reiner und erstaunlicher war, als Charles jemals hätte sein können. Dämonen strahlten vielleicht nur eine äußere Faszination aus, doch alles, was sich hinter der Fassade verbarg, war nichts weiter als ein Schrecken für die Seele. In Julian hingegen würde solch ein Schrecken niemals existieren, nicht solange er das unschuldige und schöne Leben eines menschlichen Lebewesens führte.
Charles ging hastig um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür, dabei den Anderen auffordernd anblickend, sie erst schließend, als sich dieser in das weiche Leder gesetzt hatte, sich anschließend auf seinen eigenen Sitz platzierend. Er warf dem Blonden ein weiteres sanftes Lächeln zu, ehe sie auf die Straße hinausfuhren. Das Blut schien immer noch auf den Lippen des Kleineren zu kleben, kleine Rückstände dessen Aroma das Innere des Wagens erfüllte und ihm schier den Verstand raubte, sodass er beinahe unmerklich etwas stärker auf das Gaspedal drückte. „Anscheinend bist du nicht der einzig Nervöse, Julian. Ich sollte besser auf die Geschwindigkeitsbegrenzung achten.“, lachte der Dunkelhaarige, blickte kurz zum Blondschopf.
Im Hintergrund summte sehr leise die Musik eines Radiosenders- Charles hätte sonst etwas anderes gehört, doch in diesem Moment schien es keine große Rolle zu spielen. Er konnte seine Aufregung im Inneren spüren wie er es schon lange nicht mehr gespürt hatte, sodass sein Zuhause beinahe wie eine Erlösung zu wirken schien, als das Gebäude bereits in seinem Blickfeld war. „Das dort ist mein Zuhause, jedoch glaube ich nicht, dass ich lange dort leben werde. Weißt du, die schönen alten Häuser…sie haben einen größeren Reiz als all die verglasten Wohnungen, doch du darfst dir die Wohnung gleich selbst anschauen, vielleicht gefällt sie dir dennoch.“, summte seine Stimme während sie in die Tiefgarage des Gebäudes hineinfuhren, in welchem sich wenige Autos befanden, davon jedoch die meisten ihm gehörten.

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BeitragThema: Re: Deep in the middle of me I can be fantasy   Deep in the middle of me I can be fantasy Icon_minitime1So Okt 26, 2014 1:46 pm

Nach einigem Suchen hatte Julian tatsächlich ein zerknülltes Taschentuch in den Tiefen seiner Tasche gefunden und drückte es solange auf das spärliche Rinnsal aus Blut, bis es versiegt zu sein schien. Er spürte noch ein schwaches Ziehen in seiner Unterlippe, und als er mit der Zunge über die kleine Wunde fuhr, war der Geschmack von Metall noch immer präsent, doch es war unnötig, seine Aufmerksamkeit zu lange auf solch eine Kleinigkeit zu lenken. Eine schleichende Kälte war in ihm aufgestiegen, während er mit sich selbst beschäftigt gewesen war und erst jetzt bemerkte er, dass sich die grauen Augen des Größeren starr auf ihn gerichtet hatten. Viel genauer noch auf seine blutende Unterlippe. Für einen kurzen Augenblick nur hatte Julian das Gefühl, Hunger in seinem Blick ausmachen zu können, doch das schien ihm absurd und so schnell wie der Gedanke ihm gekommen war, verschwand er auch wieder. Charles´ Starren hatte ihn irgendwie bewegungsunfähig und starr gemacht und mit einem unterdrückten Zittern schüttelte er die Starre ab, als der Ältere sich räusperte. Er war wohl wirklich zu lange nicht mehr unter Menschen gewesen. Da zeigte jemand wie Charles ein Interesse an ihm und in seinem Kopf spielten sich nur zahlreiche Schauergeschichten ab! Er sollte sich wirklich schämen, dass er seiner Fantasie so freien Lauf ließ. Natürlich war Charles nur erschrocken, was sollte es auch anderes sein? Sie schienen beide etwas angespannte zu sein und das lag vermutlich an nicht mehr als an dem nervösen Gefühl der Hingezogenheit, die sie beide zueinander zu spüren schienen – auch, wenn Julian immer noch schleierhaft war, worin seine eigene Faszination eigentlich liegen sollte.
„Tut mir leid, manche Leute können vermutlich auch einfach kein Blut sehen“, entschuldigte Julian sich hastig und vermutete einfach, dass das der Grund für Charles´ kurzen Schockzustand gewesen war.
„Das klingt jetzt sicher merkwürdig, aber ich war schon länger….naja, nicht unter Menschen, könnte man so sagen. Ich glaube, ich habe verlernt, wie man sich in Gesellschaft zu benehmen hat“, fügte er mit einem leisen Glucksen hinzu, um die merkwürdig angespannte Stimmung wieder zu lockern. Charles schien sichtlich bemüht, es ihm gleich zu tun.
Julian folgte seiner Aufforderung, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen und ließ sich in das weiche Leder sinken. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war das eine der wenigen Gelegenheiten, in denen er überhaupt Auto gefahren war und in so einem luxuriösen hatte er ganz sicher noch nie gesessen. Etwas andächtig betrachtete er die zahlreichen Armaturen, deren Funktion sich seinem Wissen entzog, die edlen Sitze und fuhr mit den Fingern vorsichtig über die Applikate aus dunklem Walnussholz, bis sein Blick schließlich bei Charles landete und er mit einem verschüchterten Lächeln wieder geradeaus schaute. Wie auch Mitmenschen schienen Ampeln oder ähnliches sie heute nicht zu behelligen und der Größere hatte freie Fahrt. Julian gewann beinahe den Eindruck, dass die Lichter der Stadt ein wenig zu schnell an ihnen vorbei rauschten und er wurde leicht in den Sitz gedrückt. Die einnehmende Präsenz schien jetzt, da sie alleine in den kleinen Wagen gepfercht waren, noch stärker auf ihn einzuwirken, sodass er nach einigen Minuten beinahe wie betrunken in den Sitz gesunken war, den Kopf auf die Seite gelegt und das nächtliche New Orleans in sich aufsaugend, während die Musik aus dem Radio ihn leise berieselte. Die hellen Augen waren halb geschlossen, öffneten sich aber mit einem Ruck, als Charles zu ihm sprach. Suchend richteten sich seine Augen nach draußen und erblickten eines der hochmodernen, verglasten Gebäude von denen Julian nicht einmal erträumt hatte, eines je zu betreten. Sie hatten eine schwere Aura von Luxus um sich und einen gewissen Anspruch auf Würde und Geld, den die Huldra nicht erfüllen konnte. Natürlich lebte Charles in so einem Gebäude. Die Wahrheit in seinen Worten war ihm schon klar gewesen, bevor der andere sie überhaupt ausgesprochen hatte. Charles schien altmodisch zu sein, das war ihm bereits bewusst, und eine der alten Villen im French Quarter hätten besser zu ihm gepasst, am besten so üppig viktorianisch eingerichtet wie nur irgend möglich, aber vielleicht hatte er so etwas schon längst ins Auge gefasst? So oder so war Julian sich sicher, dass auch diese Wohnung nur zu deutlich machen würde, wer in ihr lebte. Julian konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas, das zu Charles gehörte, geschmacklos sein könnte.
„Es geht nichts über die alten Häuser im French Quarter. Ich bin gern dort und wenn man sich Europa verbunden fühlt….es weckt einfach die Erinnerungen an Frankreich, oder nicht?“
Julian war selbst noch nie in Frankreich gewesen und dennoch hoffte er, dass das, was er sagte, irgendwie auf Charles zutraf. Im Inneren des Parkhauses, so gedrungen und dunkel es auch sein mochte, fühlte er sich wieder etwas befreiter und weniger benommen und er atmete tief ein, auch, wenn er seine Lungen mit Kerosin zu füllen schien. Viel bekam Julian von dem ganzen Gebäude nicht zu sehen außer des Aufzugs und eines sterilen Flurs, bevor sie Charles´ Wohnung betraten. Die blauen Augen hatten sich neugierig umgesehen, allerdings kaum etwas von der Einrichtung erfasst, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war und Charles´ Präsenz von neuem von allen Seiten auf ihn einzudrücken zu schien. Er war kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig. Alles was er spürte war der drängende Gedanke, seiner neuen Bekanntschaft nah zu sein. Ohne es bewusst mitzubekommen wurde er in einen Raum bugsiert, der wohl das Wohnzimmer sein musste. Vage konnte die Huldra teure Möbel ausmachen und er fühlte sich klein, so winzig klein und unwichtig in dieser teuren Wohnung. Ganz leicht fühlte sich sein Körper an und gleichzeitig bleischwer, sodass er am liebsten auf eines der Sofas gesunken wäre, doch Höflichkeit hielt ihn davon ab. Als er sich herumdrehte, um Charles um Erlaubnis zu bitten, war der größere ihm so nah wie er es zuvor nie gewesen war. Es verschlug ihm für einen Moment den Atem. Zahlreiche Gedanken und Emotionen wirbelten in seinem Kopf herum und er bekam keinen einzigen von ihnen zu fassen. War das Charles´ Werk? Aber er war doch nur ein reicher Mann, wieso konnte er so einfach in seinen Kopf greifen und alles herumdrehen?
„Die Wohnung ist wirklich hübsch“, brachte er mit belegter Stimme hervor und blinzelte schwer, zweimal, dreimal. Er hatte selbst nicht einmal bemerkt, wie er eine Hand angehoben hatte und sie leicht gegen Charles Brust gedrückt hatte, die blassen Finger leicht in seinem Hemd verkrallt in dem Bestreben, nicht vollständig das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ich glaub, ich brauche wirklich einen Tee.“
Der Blick, den der Blondschopf zu dem scharfen Gesicht des Mannes anhob, war verwirrt und ein wenig verzweifelt, drückte aber auch eine Art von tiefer Zuneigung aus, die Julian selbst nicht zuordnen konnte. Er war hoffnungslos versunken in der Präsenz dieses Mannes, ohne zu wissen, wieso es ihm so erging.

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