Danger Danger
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High Voltage
 
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 Living on a guitar´s strings

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1So Nov 03, 2013 10:55 pm

Charles würde sich wahrscheinlich niemals daran gewöhnen können, dass jeder Sex mit seinem Freund ein einmaliges, fast schon unbeschreibliches Erlebnis war. Es war erstaunlich zu hören, dass er ihm immer noch solche Laute entlocken konnte, zu sehen, wie jeglicher Ausdruck seinem hübschen Gesicht entglitt- wer wäre nicht glücklich darüber zu wissen, dass man den Menschen, den man liebte, so glücklich machen konnte. Und der Unternehmer hoffte sehr, dass er den Kleineren auch wirklich glücklich machte, immerhin war er der Einzige, den er jemals wollte, auf den er jemals vertrauen würde und das alleine konnte man daran erkennen, dass er freiwillig auf vielerlei Dinge verzichtete, die damals noch Pflicht und oberstes Gesetz in seinem paranoiden Leben waren. Der Dunkelhaarige ging nur zu gerne auch Julians bitte ein und stieß noch härter zu, auch wenn es ihm im nächsten Moment leid tat, dass er den schmalen Körper so hart gegen die alles andere als bequeme Tischplatte aus massivem, dunklen Holz presste, doch das schlechte Gefühl wurde einfach so ertränkt in der Ekstase, die durch seine Körper floss und seinen Körper mit feinem Schweiß benetzte, während sich seine Muskeln bei jeder Bewegung anspannten, seine Lippen jeden Zentimeter seines Geliebten kosteten, das Salt auf der Zunge schmeckend. Sein Körper presste sich noch enger gegen den schmalen Leib unter ihm, hörte, wie dunkles Stöhnen und Keuchen aus seiner Kehle entwich und das große Penthouse erfüllte. Benjamin sollte eigentlich nichts von all dem hier mitbekommen, dicke Betonschichten hatten ihm bis jetzt ruhige Nächte bereitet, da war der Geschäftsmann sich sicher, doch würde er diesmal nicht die Hand ins Feuer legen, mit Julian waren selbst diese Dinge anders gewesen und er konnte sich vorstellen, dass ihre lustvoll ausgestoßenen Laute jede Betonwand durchbrechen konnten, jedes schalldichte Glas, zumindest würde es ihn nicht wundern. Und es zeugte nur, wie gut sie aufeinander abgestimmt war und auch wenn Charles an solche Dinge nicht glaubte, wirkte es fast so, als ob beide regelrecht füreinander gemacht zu sein schienen. Es war ein Jammer, dass er ihn nicht viel eher getroffen hatte, vielleicht wäre ihr Leben auch anders verlaufen, hätten sie sich eher kennengelernt, unter anderen Bedingungen, an einem anderen Ort und nicht zu vergessen mit einem vielleicht etwas geringeren Altersunterschied. Vielleicht würden sie heute anders sein und vor allem wären sie bereits sehr lange zusammen gewesen. Der Gedanke gefiel dem Unternehmer, auch wenn er ihn nicht zu Ende denken konnte, sich kaum auf irgendeinen Gedanken konzentrieren konnte, stattdessen ganz eingenommen von der Lust war, die in seiner Brust anschwoll, während er alles daran tat, dass es seinem Freund nicht anders ging, im Rhythmus seiner Stöße Julians Erregung massierend, so lange, bis sich jeder seiner Muskel, zumindest fühlte es sich so an, mit einem Schlag verkrampfte und beide, als ob sie sich vorher abgesprochen hätten, beinahe gleich ihren erlösenden Orgasmus erreichten. Der Größere stieß ein letztes Stöhnen aus, ehe sein Körper auf dem Kleineren zusammens sackte und er sein Gesicht in der Halsbeuge seines Gegenübers verbarg. Er konnte sein Herz laut pochen hören, spürte das Blut, wie es pulsierte und in seinen Ohren rauschte. Die Worte des Blondschopfs entlockten seinen Lippen ein breites Lächeln, das einzig und alleine ihm galt, während die grauen Augen das schmale Gesicht betrachteten. Es war verdammt lange her gewesen, seit er das letzte Mal ein erfolgreiches Weihnachtsfest gefeiert hatte. Irgendwann ging dieser Feiertag unter und irgendwann hatte er sogar vergessen, dass er existierte, für ihn waren es nur rote Ziffern in seinem Kalender, Erinnerungen daran, das halbe Personal nach Hause zu schicken, damit sie bei ihren Familien sein konnten. Er wollte nicht jeden Menschen hier unnötig in Anspruch nehmen. Mit dem Lockenkopf begannen diese roten Ziffern jedoch wieder einen Sinn zu ergeben und eine Bedeutung für den Älteren zu gewinnen. Besonders dieses Jahr würde er sich wohl auf ewig einprägen, da war sich Charles mehr als nur sicher.
Fast schon widerwillig hatte er sich vom Norweger gelöst und dennoch schlang er sanft die Arme um seinen Oberkörper, als sich dieser aufgerichtet hatte, fuhr mit den Fingern sanft über die blonden Locken. Die Nähe zu ihm beruhigte ihn so sehr, dass er wahrscheinlich die ganze Zeit hier stehen bleiben könnte.
„Ich liebe dich auch.“, hauchte er dem Kleineren entgegen, bei seinen nächsten Worten jedoch leise lachend. „Du möchtest also, dass ich dich trage?“, mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er den Blondschopf amüsiert an. Nun, mit solch einer Frage hatte Charles dann doch nicht gerechnet, doch was wäre er für ein schrecklicher Freund gewesen, wenn er dieser Bitte einfach so nachgegeben hätte? Nein, noch steckte genug Kraft in seinen Knochen um den zierlichen Körper ins Bett zu befördern, sodass er ihm nach ganz kurzem zögern anschließend ein bestätigendes Nicken schenkte, gefolgt von einem sanften Lächeln. Der Dunkelhaarige nahm sich die Freiheit, einen innigen Kuss auf die weichen Lippen seines Gegenübers zu hauchen, ehe seine Arme den Körper so umfassten, dass er ihn mit einem Male anheben konnte. Wenigstens hatte Julian schnell mitgedacht und schlang rechtzeitig seine schlanken Arme um den Hals des Älteren, sodass es ihm noch ein wenig leichter fiel, den Norweger durch den Flur zu tragen und anschließend in ihr Schlafzimmer zu befördern. Sanft legte er ihn auf dem Bett ab, ihn einen kurzen Moment lang zufrieden betrachtend. „Ich fürchte, dass neben diesen bleibenden Spuren noch etliche hinzukommen werden.“, gluckste der Ältere, dabei zu seinem Rücken hinüber schielend. Er hatte bereits vorher einige Trophäen ihrer vielen Male am Körper getragen, von denen zwar allesamt verheilt worden waren, jedoch einige dennoch bleibende Spuren und Narben auf dem Rücken hinterlassen hatten. Früher hatte es Charles nicht gemocht, wenn etwas oder jemand seinen Körper auch nur ansatzweise veränderte, diesmal jedoch trug er diese verräterischen Male mit Zufriedenheit und irgendwo auch stolz, auch wenn es ihn jedes Mal aufs Neuste erstaunte, wie stark sich der Lockenkopf in sein Fleisch krallen konnte, dass die Wunden so tief waren, dass sie ganz selbstverständlich die langen Striemen auf ewig auf der Haut hinterließen. Doch darüber nachzudenken war reine Zeitverschwendung, besonders, wenn es ihn nicht einmal sonderlich störte. Anstatt sich mit dieser Frage also zu beschäftigen, gesellte der Schwarzhaarige sich zu seinem Freund ins Bett. „Dein letztes Geschenk kann ohnehin nichts mehr übertrumpfen, Julian.“, summte seine Stimme leise, nebenbei seine Arme um den schmalen Leib schlingend, ihn dabei noch enger zu sich ziehend. Der Gedanke an die nächsten beiden Tage war angenehm, erstaunlicherweise, auch wenn er immer noch nicht wusste, wie er sich Julians Freunden gegenüber benehmen sollte. Einen Teil kannte er nicht einmal richtig und bei einem anderen konnte er nicht genau sagen, was er von ihnen halten sollte. Besonders vom Hippie und der unglaublich selbstbewussten Blondine, die anscheinend so etwas wie Julians beste Freundin war. Doch es würde sich morgen schon ergeben, da war er sich mehr als nur sicher. „Hmmmm.“, brummte seine Stimme anerkennend dem Kleineren entgegen, während seine grauen Augen die Decke betrachteten, sich anschließend wieder Julian zuwandten. Es war zwar dunkel und dennoch hell genug um das bildschöne Gesicht seines Freundes erkennen zu können. „Wir sollten noch überlegen, was wir am letzten Tag zu werden.“, vielleicht sollten sie es ruhig angehen, einen Tag ganz für sich, vielleicht nach New York fliegen, dort sollte es zur Weihnachtszeit doch immer so schön sein und der Blondschopf konnte sich doch noch an dem Schnee, passend zum Feiertag, erfreuen. Es stand ihnen zumindest nichts im Wege, doch noch wollte Charles diese Idee für sich behalten, zumal Julian mit seiner Frage ihn in eine ganz andere Gedankenrichtung lenkte. Mit ernsten Augen ließ er den Blick auf die Narbe auf seiner Brust schweifen. Es war wohl die Einzige, die er ganz sicher nicht haben wollte. „Die Ärzte haben gesagt, dass die Wunde vollkommen geheilt ist und ich keine Probleme damit haben sollte, doch hin und wieder fühlt sie sich immer noch wie am ersten Tag an.“, seine Lippen formten ein schiefes Lächeln, Julians Stirn küssend. „Wahrscheinlich reine Kopfsache, bald wird sie vergessen sein.“, fügte er hastig mit sanfter Stimme hinzu. Er wollte nicht, dass der Norweger sich unnötige Sorgen um die Wunde machte, seine Gedanken daran verschwendete, immerhin war es vorbei und sie konnten sich absolut sicher sein, dass die Narbe ihnen niemals wieder Ärger machen würde.
Lange noch tauschte der Unternehmer Zärtlichkeiten mit dem Julian aus, er spürte keine Müdigkeit in seinen Knochen und dennoch, irgendwann übermannte sie auch ihn, sodass er nicht sagen konnte, ob der Kleinere vor ihm oder nach ihm eingeschlafen war. Alles, was er noch mitbekommen hatte, war die Wärme des anderen Körpers, seine Arme, die sich um seinen Oberkörper geschlungen hatten und den feinen, ruhigen Atem seines Freundes, der ihn auf der nackten Brust kitzelte. Wer konnte bei solchen Bedingungen auch nicht tief und fest einschlafen und vor allem ruhig. Zumindest glaubte Charles dies, immerhin war er in derselben Position erwacht, in welcher beide eingeschlafen waren. Müde blinzelnd ließ er den Blick zu Julian schweifen, beobachtete das schlummernde eine Weile lang lächelnd. Er liebte es, wenn er so ruhig schlief, es waren Bilder, an denen er sich nicht sattsehen konnte. Charles wollte nicht einmal so genau wissen, wie spät es war, hatte nicht einmal die Lust gehabt auf seinen Wecker zu starren, stattdessen strich er mit den Fingern immer wieder vorsichtig über Julians Rücken, wartete geduldig darauf, dass er seine blauen Augen aufschlug um ihm einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken, ihm ein leises „Guten Morgen..“ entgegen zu hauchen. Es war eine gute Sache zu wissen, dass sie noch so viel Zeit hatten, ehe ihre Gäste erscheinen würden, sie mussten nicht einmal das Essen oder Ähnliches vorbereiten, gegen Mittag würde Personal kommen, Personal, dass die Wohnung auf Vordermann brachte und alles andere organisierte, was nötig war, sodass sie noch eine Weile lang im Bett liegen bleiben konnten, nur um sich später Zeit beim Duschen zu lassen. Charles mochte Tage, wo selbst er nicht viel zu machen brauchte, wo er sich ganz auf seinen Freund konzentrieren konnte, immerhin waren solche Momente viel zu selten. Selbst das Frühstück dehnten sie so lange aus, bis tatsächlich bereits Mittagsstunde war, als der Größere langsam zu seinem Freund herantrat, ihn vielsagend anblinzelnd. „Ich habe dir gestern gesagt, dass ich noch ein weiteres Geschenk für dich hätte. Aus vielen Gründen, die ich dir jetzt jedoch nicht aufzählen will, konnte ich es leider nicht hierher bringen, also…müssen wir wohl dahinfahren.“, er grinste den Kleineren breit an, genoss seine Ahnungslosigkeit. Es wäre ja auch zu schade gewesen, hätte Julian bereits herausgefunden, um was es sich hierbei wirklich handelte. „Und da wir noch etwas Zeit haben, bis unsere Gäste erscheinen, möchte ich es dir gerne zeigen. Ich schlage vor, du ziehst deine Schuhe an und dann fahre wir los?“
Der Geschäftsmann hatte sich eine seiner nicht allzu vielen leichten Jacken übergestreift, denn auch wenn in Kalifornien das Wetter stets gut war, war es dennoch nicht unglaublich heiß, zumindest fühlten sich bereits diese Temperaturen für einen Menschen, der hier stets gelebt hatte, bereits kalt genug an, sodass eine Jacke gebraucht wurde, auch wenn er sie in ihrem Wagen theoretisch wieder hätte ausziehen können. Dass Benjamin sie nicht fahren musste, war klar, niemand musste sie begleiten und Charles war guter Dinge, dass ihnen unterwegs nichts passieren würde. Den ganzen Weg lang hatte er kein Sterbenswörtchen über die kleine Überraschung verloren, es wäre viel zu langweilig gewesen, auch wenn der Norweger sich bereits denken könnte, worum es sich hierbei handelte, als sie die bekannte Strecke zum Hafen ansteuerten und Charles ihren Wagen wieder dort abstellte, wo er ihn einst abgestellt hatte, als er seinem Freund das Boot zeigen wollte. Kurz bevor sie ausstiegen, hielt der Geschäftsmann jedoch inne, in die strahlend blauen Augen des Lockenkopfs blickend. „Du musst mir versprechen, dass du deine Augen geschlossen hältst bis ich sage, dass du sie öffnen kannst, in Ordnung?“, natürlich konnte er nicht sagen, ob Julian das wirklich getan hatte, als er seine Hand nahm, ihn sanft mit sich zu seinem Boot zog, jedoch hatte er genug Vertrauen in seinen Freund gehabt um ihn kein Schummeln vorzuwerfen. Vor seinem großen Boot blieben die beiden Gestalten anschließend stehen, der Dunkelhaarige ließ langsam von der anderen Hand ab. „Du kannst jetzt gucken, Julian.“, etwas nervös betrachtete er das Gesicht des Jüngeren. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren würde, vielleicht fand er es unglaublich langweilig, vielleicht verstand er nicht, warum Charles solch einen großen Aufnahmen betrieben hatte, nur um zu zeigen, dass die Letter, die sich auf seiner Yacht zierten, nun einen ganz anderen Namen darstellten. Jennifer hatte sich bereits seit einigen Tagen zu Julie verwandelt, auch wenn er lange überlegen musste, ob es nicht vielleicht zu dämlich gewesen war, den Spitznamen seines Freundes zu nehmen, den er selbst niemals verwendet hatte, doch irgendwie gefiel es ihm, es war ein schöner Klang gewesen und passte zu seinem kleinen Stolz, das hier am Hafen lag und stets wartete, wieder besucht zu werden. „Nun ja, es ist nichts sonderlich Großes oder Besonderes, doch dachte ich mir, dass es langsam an der Zeit war, meinem Boot einen richtigen Namen zu geben. Und immerhin gehört sie irgendwie uns beiden.“, seine Lippen formten ein unsicheres Lächeln, während die Augen abwechselnd vom Boot zum Norweger schielten. „Ich hoffe, es gefällt dir.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Di Nov 05, 2013 2:53 pm

Diese Ruhe nach dem Sex gefiel dem Norweger fast genauso gut wie der Sex selbst, er konnte es gar nicht anders beschreiben. Vielleicht lag es daran, dass er in der Vergangenheit zwar oft Sex erlebt hatte, aber nicht dieses angenehm warme Gefühl in der Magengrube kannte, wenn man jemanden liebte und ruhig bei ihm liegen konnte. Auf der einen Seite fühlte Julian sich so ruhig, dass er auf der Stelle hätte einschlafen können, auf der anderen jedoch wollte er so viel wache Zeit mit Charles verbringen wie nur irgendwie möglich. Die Weihnachtstage hatten sie noch gar nicht so wirklich komplett durchgeplant, klar, für morgen stand schon alles fest und der Lockenkopf war unglaublich aufgeregt und gespannt, vor allem, weil er Chris schon länger nicht mehr gesehen hatte und weil es generell sein erstes richtiges tolles Weihnachtsfest seit langem war. Er hatte es zwar in den vergangenen Jahren auch immer mit Grayce gefeiert, im kleinen Rahmen selbstverständlich, aber dieses Jahr fühlte es sich wirklich so an, als würde er mit einer richtigen Familie feiern, und dieses Gefühl hatte er so noch nie kennengelernt. Aber es gab ja auch noch einen zweiten Weihnachtstag, und es wäre viel zu schade, den mit Herumsitzen zu verbringen, wo Charles doch wirklich alle Möglichkeiten hatte.
„Vielleicht können wir noch kurzfristig irgendwo hin fahren“, sinnierte der Norweger, irgendwohin vielleicht, wo es etwas kälter und weihnachtlicher war als im sonnigen Kalifornien. Aber wohlmöglich hatte der Geschäftsmann ja auch gar keine Lust auf die Kälte. Naja, jetzt war es sowieso schon viel zu spät und sie viel zu müde, um noch große Pläne zu machen, viel mehr interessierte Julian im Moment auch, ob Charles immer noch Schmerzen hatte. Eine Narbe jedenfalls war geblieben, aber jedes Mal, wenn Julian sich die Position dieses kleinen Makels dachte, wurde er daran erinnert, wie viel Glück er eigentlich hatte, dass Charles überhaupt noch hier war. Bei dem Gedanken, dass der Unternehmer auch tot sein könnte, zog sich alles in dem Jüngeren zusammen und er drückte sich in einem plötzlichen Impuls noch enger an ihn heran. Wenn Charles nicht wieder aufgewacht wäre hätte er dann wieder zurück auf den Strich gemusst? Hätte er sich dann wieder Michael und seinen Grausamkeiten aussetzen müssen? Julian schluckte schwer bei dem Gedanken. Wohlmöglich hätte er es sogar geschafft, ihn von Drogen abhängig zu machen, und dann hätte er sein junges Leben auch gleich wegschmeißen können.
Nein, über so etwas durfte er gar nicht erst nachdenken! Charles war hier bei ihm, quicklebendig, und die Wunde würde ihnen auch keine Probleme bereiten. Mit vorsichtigen, zarten Fingern fuhr der Lockenkopf über die Narbe und gab Charles einen sachten Kuss.
„Sonst muss ich sie eben gesundküssen“, lächelte der Kleinere, und das taten sie dann tatsächlich auch noch eine ganze Weile, bis Julian von der intimen Ruhe so sehr eingenommen war, dass er an der Brust des anderen einfach einschlief. Diese freie Zeit, wenn sie beide so lange im Bett liegen konnten wie sie nur wollten und dann auch noch den ganzen Tag für sich hatten, war das Beste an der ganzen Weihnachtszeit, sodass Julian beinahe froh war, als Charles ihn mit seinen sanften Streicheleinheiten weckte, denn jede Minute, die er mit Schlafen verbrachte konnte er ja nicht mit seinem Freund verbringen! Noch etwas verschlafen streckte der schmale Leib sich lang aus wie eine Katze, ein kurzes Gähnen ausstoßend und in Charles´ Gesicht blinzelnd. Sofort konnte er nicht anders als zufrieden zu lächeln.
„Morgen, Charles“, gähnte er ihm entgegen und drückte sich zufrieden an den Oberkörper des Älteren. Bevor er einfach so aus dem Bett aufstand, musste er doch schon ein wenig Körperwärme tanken! Obwohl sie nicht allzu spät aufgestanden waren ließen sie sich mit allem so viel Zeit, dass es schon beinahe Mittag war, bis die letzten Teller weggeräumt waren. Sie hatten ja zum Glück Zeit, denn heute würde sich das Personal um alles kümmern. Julian hatte nur ein bisschen widerwillig zugestimmt, aber auf der anderen Seite wollte er ja, dass für seine Freunde alles perfekt war, und Charles´ Köche verstanden garantiert mehr von Weihnachtsessen als sie beide. Außerdem blieb dann noch Zeit für eine weitere Überraschung! Bei dem ganzen Geturtel gestern hatte Julian vollkommen vergessen, dass Charles ja noch etwas von einem zweiten Geschenk erzählt hatte. Wie konnte er sowas nur vergessen?! Umso aufgeregter war er jetzt, und starrte den Älteren bei seinen kryptischen Worten nur verdutzt an.
„Du konntest es nicht herbringen? Was hast du gekauft, einen Elefanten?“
Charles brauchte gar nichts zu sagen, der Lockenkopf hatte auch so schon damit begonnen sich Jacke und Schuhe anzuziehen und dabei immer wieder hastig Fragen zu stellen.
„Komm schon, mach nicht so ein Geheimnis daraus!“
Selbst der Aufzug schien heute unglaublich langsam zu sein.
„Kannst du mir nicht wenigstens einen Tipp geben?“
So langsam konnte der Jüngere ahnen, wo es hingehen sollte, immerhin kam ihm dieser Weg bekannt vor, es musste der Weg zum Hafen sein, aber dennoch- was sollte das für ein Geschenk sein? Mit einem Boot konnte der Norweger wohl kaum etwas anfangen, er konnte ja nicht mal ein Paddelboot steuern, und in so eine Nussschale hätte er sich auch sowieso nie gewagt, die kippten zu schnell um, und dann würde er jämmerlich ersaufen. Vielleicht hatte Charles ja auch nur etwas in einer Lagerhalle untergestellt, aber selbst dann: was sollte das sein?! Die Neugierde fraß den Blondschopf beinahe auf, sodass es ihm gar nicht schnell genug gehen konnte und er unruhig auf seinem Sitz hin und her wippte.
Sie waren tatsächlich zum Hafen gefahren, und auch, wenn Julian wusste, dass es eigentlich unnötig war, blickte er suchend von links nach rechts, bis Charles ihn anwies, sich die Augen zuzuhalten.
„Ach, du bist gemein!“, beschwerte er sich und kroch nur mit einigen Mühen blind aus dem Auto. Eine Hand hielt er vor seine geschlossenen Augen, damit er sich nicht dazu verleitet sah zu schummeln, und die andere umfasste Charles´ Hand fest, damit er nicht noch aus Versehen im Hafenbecken landete. Sie mussten nicht besonders weit laufen, und dennoch pochte Julians Herz so heftig, dass er das Gefühl hatte, er wäre hunderte Meter gerannt. Obwohl er so furchtbar neugierig war wartete er brav, bis sie stehen blieben und Charles ihm sagte, dass er die Augen öffnen konnte.
Im ersten Augenblick war er etwas verwirrt, das war Charles´ Yacht, ja, aber was hatte das zu bedeuten? Erst beim zweiten Hinsehen realisierte der Lockenkopf, was sich seit dem letzten Mal geändert hatte, und ihm fiel doch tatsächlich die Kinnlade herunter. Wo sonst immer der Name der Yacht, der Name seiner Ex-Frau gestanden hatte, stand jetzt ein anderer Name: seiner! Julian konnte dem Drang nicht widerstehen, sich die Augen verdutzt zu reiben. Ein warmes Gefühl rann über seinen Rücken, ach, über seinen ganzen Körper, und er bekam ganz weiche Knie vor Rührung. Klar, dass es irgendwie so langsam an der Zeit gewesen wäre das Boot umzubenennen, gerade, da Charles ihn jetzt als seine feste Beziehung vorgestellt hatte, war absehbar gewesen, aber in seinen kühnsten Träumen hätte Julian nicht damit gerechnet, dass er die Yacht so nennen würde.
„Bist du verrückt?! Nicht groß? Das ist eine riesige Yacht, du Spinner!“, stieß der Norweger lachend aus, während er herumwirbelte und dem Älteren einen stürmischen Kuss auf die Lippen drückte, einen so langen, wie seine Lippen es nur irgendwie aushielten.
„Das ist so ein tolles Geschenk, vielen Dank, es bedeutet mir wirklich alles“, hauchte er ihm leise entgegen und blickte dabei fest in die hellen grauen Augen, bevor er ihn ein weiteres Mal küsste. Obwohl das Boot an sich kein anderes war als vorher auch, bestand der Norweger darauf, es noch einmal einzuweihen, und wenn er an das erste Mal dachte, an dem er auf dieser Yacht gewesen war, dann gab es nur einen Weg, das zu tun. Sie hatten ja noch etliche Stunden, und die füllten sie in der Tat auch gut mit Sex, Sex, und noch mehr Sex. Und natürlich duschen. Wenigstens mussten sie beide heute Abend beim Essen unglaublich ausgeglichen sein, sodass Grayce und Chris sich schier wundern müssten. Gegen frühen Abend mussten sie sich schließlich doch wieder ins Auto setzen und zurückfahren, sodass sie noch ein klein wenig vorbereiten konnten. Der Tisch war schon gedeckt worden, als sie die Wohnung betraten, und Julian konnte gar nicht anders als hellauf begeistert zu sein. Alles war so wundervoll mit Kerzen und Tannengrün dekoriert, dass man das doofe warme Wetter dort draußen beinahe vergessen konnte!
„Das sieht unglaublich toll aus!“, stieß er begeistert aus, während er sich alles ganz genau ansah. Am liebsten hätte er ja Benjamins selbstgestrickten Pullover getragen, nur um ihm zu zeigen, dass er das Oberteil auch wirklich mochte und trug, aber für den heutigen Anlass musste man sich wohl ein wenig schicker kleiden, sodass sich Julian irgendwie von seinem Freund in Hemd und Weste zwingen ließ.
„Das machst du ja mit Absicht“, warf er dem Älteren lachend vor und bohrte seinen Finger leicht in seine Brust.
„Ich hätte Benjamins Pullover viel schöner gefunden!“
Auch, wenn er damit vermutlich irgendwann einen Hitzschlag erlitten hätte. Julian war so damit beschäftigt gewesen Charles´ Lippen zu suchen, dass er regelrecht erschrak, als er ein Klopfen an der Tür hörte. Sofort war seine Aufregung wieder da, und er hastete in einem ersten Reflex zum Fenster, um vielleicht ein bekanntes Auto zu sehen, doch von so weit oben sah ja doch alles aus wie Spielzeug.
„Komme schon!“, rief er dem Unbekannten ersten Gast zu und mit schnellen Schritten zur Wohnungstür flitzend.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Fr Dez 13, 2013 2:27 pm

Die Tage vergingen langsamer, wenn man nur darauf wartete, dass sie ein Ende nahmen und dennoch war Blake erstaunt darüber, dass er bereits ein Jahr hinter sich gelassen hatte, eines, das sich kaum von den letzten unterschieden hatte. Wenns nach ihm gegangen wäre, hätte das ohnehin alles irgendwie enden können!
Seit wann hatte er nur solche Gedanken?! Nicht, dass sich nach seinem Verschwinden Dinge verschlimmert hatten, doch allmählich nervte den Dunkelhaarigen das Leben, seine Tätigkeiten und die ganzen verpatzten Chancen, die er sich hatte nehmen lassen. Wenigstens konnte er Weihnachten mit anderen einsamen Menschen in einer der wenigen geöffneten versifften Bars verbringen. Menschen, die, wie er, nichts mehr hatten, was sie motivierte zu existierten. Wenigstens schien Blake einen winzig kleinen Lebenswillen zu haben, sonst würde er sich wohl nicht erneut auf irgendwelche Freier einlassen. Alles wirkte mittlerweile verschwommen, jeder seiner Kunden verschwamm zu einem gleichen Wesen und sie alle schienen sich nur unmerklich voneinander zu unterscheiden. Selbst die Orte schienen irgendwie gleich zu sein. Aber wieso sollten sie in all den anderen Bereichen auch irgendwie anders sein?! Keiner von ihnen war auch nur irgendwie besser.
Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle während die müden blauen Augen das Geschehen um sich herum beobachteten. Er hatte nur noch wenig Geld, vielleicht reichte es ja für Essen und irgendein billiges Zimmer. Wenn Sommer wäre, hätte es den Tätowierten egal sein können, wo er seine Nächte verbringen musste, doch jetzt war es kälter geworden, zwar immer noch unglaublich warm für die Jahreszeit, doch eine Jacke war definitiv zu empfehlen! Aber wenigstens hatte er noch einige Zigaretten in der alten Jackentasche. Ein Glimmstängel klebte bereits zwischen seinen Zähnen, qualmte fröhlich vor sich hin während seine Beine ihn ins Nirgendwo trieben. Er war nicht einmal an einem Ort, wo man ihn unbedingt auffinden würde, es war eine etwas andere Welt mit Menschen, die ein richtiges Leben führten, vielleicht sogar mit einer Familie, wer wusste das auch schon so genau? Zumindest wiesen sie eine gewisse Stabilität auf, eine, die er wahrscheinlich alleine schon rein äußerlich nicht nach außen hin darstellen konnte, dafür fehlen ihm genügend elementare Dinge, die er noch nie besessen hatte und sich irgendwie auch nicht in der Lage sah, die jemals zu besitzen.
Oft fragte sich der Stricher warum er überhaupt hierhergekommen war, warum er zurückgekehrt war anstatt San Francisco den Rücken zu kehren? Was wartete hier denn schon auf ihn abgesehen von demselben Mist, den er bereits hinter sich hatte, den er nicht nur einmal über seinen schmalen Körper hatte ergehen lassen?! Die meisten glaubten ohnehin immer noch, Blake wäre tot und einige Gesichter waren ihn der Tat bleicht genug als er auf einmal in ihrem Hauseingang stand. Natürlich war sein altes Zimmer in der WG nicht mehr frei und irgendwie wollte er auch gar nicht zurück, zu viele Erinnerungen, die er teilweise verdrängen wollte. Es war nicht seine Intention gewesen, Menschen erst Sorgen zu bereiten und dann wieder zu erscheinen, wenn die Wunden vielleicht gerade erst frisch verheilt worden waren, sodass er alles einfach wieder aufriss. Grayce wollte der Braunhaarige gar nicht erst belästigen. Julie hatte jetzt ein neues Leben, eines, was er verdient hatte und Blake wusste einfach, dass er nur ein Störfaktor sein wurde. Abgesehen davon wusste er nicht einmal wo genau sich sein Ex- Freund aufhielt, immerhin hatte ihm nie irgendwer die Adresse genannt und generell schien keiner besonders viel Ahnung zu haben, was er denn jetzt so machte. Und mit wem genau der Kleine zusammen war, wurde dem Älteren auch erst dann bewusst, als er zufällig in einer herumliegenden Klatschzeitung herumblätterte und zufällig das Gesicht des Blondschopfes wiedererkannte, konnte sich so wenigstens ein Bild machen, mit wem der ehemalige Stricher nun zusammen war und dass es in diesem Falle wohl umso besser war, wenn er ihn nicht heimsuchte, sodass er sich unnötiger Weise noch im mit beschäftigen musste, abgesehen davon würde sein Freund das wohl ganz und gar nicht gutheißen, er würde es nicht, wäre der Kurzhaarige in seiner Position.
Ach, wenn Blake wenigstens noch Stinky hätte oder wenigstens ein Familienteil, wo er unterkommen konnte! Die Feiertagszeit hatte den Dunkelhaarigen etwas mehr demotiviert und frustriert als angenommen, doch wer wäre schon glücklich, wenn sein Start ins neue Jahr so aussah, dass er einem betrunkenen Kerl auf Knien einen blasen musste, während der Andere das Gleichgewicht nicht halten konnte und etwas seines billigen Fusels auf ihm verschüttete, während im Hintergrund irgendein dummes Lied lief, nachdem der Countdown verklungen war!? Naja, wenigstens hatte einer von ihnen einen guten Start ins neue Jahr und er bekam immerhin ein wenig Geld um den Tag getrost vergessen zu können und heute müsste er vielleicht nicht einmal anschaffen gehen, immerhin reichten die Scheine von gestern noch aus! Das war das Gute, wenn man keinen Zuhälter mehr hatte, der für ihn entschied und dennoch war Blake anspruchsloser denn je geworden, war einfach viel zu tief gesunken, als dass er noch irgendwelche Ansprüche an die Typen stellen konnte, die ohnehin alle gleich waren in ihren Gesichtern und ihrem Handeln, sodass es wahrscheinlich gar keine Rolle mehr spielte, in wessen Schlafzimmer er sich nackt räkeln musste.
Vielleicht sollte er einfach wieder abhauen, irgendwo von vorne beginnen und sich nicht mehr selbst demütigen. Wahrscheinlich fehlte nicht einmal mehr viel, bis Blake zu anderen Drogen griff und irgendwie daran verreckte, er konnte einfach spüren, dass er genau das wollte- irgendeinen jämmerlichen Tod durch jämmerliche Drogen, passend zu seinem jämmerlichen Dasein. Immerhin schien bereits der Alkohol öfter sein stetiger Begleiter zu werden. Sein Bruder wäre enttäuscht, Julian wäre enttäuscht und er könnte es ihnen nicht einmal verübeln, hatte er doch auch nichts als Abscheu für sich übrig. Der Tätowierte musste einfach hier weg, musste seinen Überbleibsel mit sich nehmen, der in seinem Rucksack verstaut war, und Kalifornien endgültig den Rücken kehren. Vielleicht könnte er tatsächlich irgendwo einen Neubeginn wagen, vielleicht sogar seinen Schulabschluss nachholen und einen Job ausüben, der weder illegal noch widerwertig und demütigend war, sodass er endlich auf einer besseren Art Geld verdiente. Doch irgendwie wirkte dieser Gedanke viel zu utopisch und Blake wusste nicht einmal, wie genau er das anstellen sollte.
Der Streuner schmiss die aufgerauchte Zigarette auf den Asphaltboden, zwängte sich zwischen eilenden Menschen hindurch während sein Kopf voller Gedanken war, die ihn nicht mehr in Ruhe lassen wollten. Er war so schrecklich verloren im Spinnnetz seiner abertausenden von Gedankenspieleren, das die Welt um ihn herum einen Moment lang die Bedeutung verlor, die Menschen nicht mehr in seinem Blickfeld waren, ja gar nicht zu existieren schienen, sodass sein Augenmerk sich nicht einmal mehr darauf legte, ob jemand vor ihm im Weg war oder nicht und so überraschend ihn die Abwesenheit gepackt hatte, umso überraschender schreckte die schmale Gestalt auf, als er plötzlich gegen einen anderen, fremden Körper prallte, taumelnd einige Schritte nach hinten stolperte, dabei sein Gesicht verziehend. Schützend rieb er sich den schmerzenden Kopf, ehe seine Augen erschrocken zur Person gegenüber blickten, anschließend eine entschuldigende Miene aufsetzend. Er wollte nicht mit irgendwem zusammenstoßen und schon gar nicht der anderen Person wehtun! Der arme Mensch, der diese Minuten ungewollt mit ihm ertragen musste.
„Oh Gott, es tut mir so leid, ich wollte Sie nicht…“, Blake hielt einen Moment lang inne, betrachtete den Fremden vor sich genau, ehe seine Augen immer größer und größer wurden. Konnte es wirklich sein?! „…J- Julie?!“, überrascht trat er einen Schritt auf seinen vermeidlichen Ex- Freund zu. War er betrunken oder war das wirklich der Norweger, der vor ihm stand?! Nein, er hatte seit vorgestern keinen Tropfen mehr angerührt, es konnte also kein Alkohol in seinem Blut fließen. Vielleicht verlor er aber auch den Verstand, doch eigentlich würde er immer den Lockenkopf erkennen, egal wie betrunken oder verrückt er auch wäre, er würde eine andere Person niemals mit dem Kleinen verwechseln, dafür kannten sie sich zu lange, dafür waren sie auch viel zu lange zusammen gewesen und hatten sich viel zu oft gesehen. Der Tätowierte wusste gar nicht was er sagen sollte, zögerte einen Moment lang, bis er den Blondschopf in seine Arme schloss. Ein angenehmes, warmes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Zwar wussten wohl beide seit langem ganz genau, dass nichts mehr aus ihnen werden würde und dennoch hatte der Stricher genügend Gefühle ihm gegenüber gehabt um ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen. Immerhin war er irgendwie immer noch sowas wie sein bester Freund und auch ein Teil seiner Familie oder auch das einzige, richtige Mitglied dieser winzig kleinen Familie! Nur langsam, etwas zögerlich ließen seine Arme vom Kleineren ab, während seine blassen Lippen ein herzliches Lächeln formten. „Ich hätte echt nicht gedacht, dich hier zu sehen!“, grundsätzlich hatte Blake nicht gedacht ihn je wieder zu sehen und nun stand er tatsächlich vor ihm! „Aber…hey, du siehst echt gut aus!“, prüfend ließ er seine Augen über den schmalen Körper gleiten. Er war nicht mehr die abgemagerte, kränkliche Erscheinung, die er einst kennengelernt hatte und für einen Moment war es ihm etwas unangenehm, dass er sich jedoch kaum verändert hatte und wohl noch beschissener denn je aussah. Er rückte seinen Rucksack in die richtige Position, während er Julian immer noch sanft anlächelte. „Wenn ich dich schon zufällig umrenne, muss ich die Chance auch irgendwie nutzen und dich solange aufhalten. Wollen wir irgendwohin?“, fragend betrachtete er die strahlend blauen Augen. Er wusste nicht ob er wütend auf ihn war, dass er einfach so verschwunden war, er hatte immerhin nicht einmal die Zeit gehabt, es ihm zu erklären und abgesehen davon war er auch plötzlich weg, sodass wohl beide nicht eine beste Chance hatten, sich irgendwie austauschen zu können. Doch vielleicht, vielleicht könnten sie sich wenigstens ein wenig austauschen, Blake wollte wissen, wie es dem Norweger ging, wie sein neues Leben aussah, er wollte einfach die Gewissheit haben, dass er glücklich war, ehe er diesen Ort hinter sich ließ.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Sa Dez 14, 2013 5:53 pm

Weihnachten, Sylvester, Neujahr, es war alles so schnell an ihnen vorbeigeflogen, dass Julian sich wirklich fragte wo die Zeit geblieben war. Vor zwei Wochen hatte er Weihnachten noch so entgegen gefiebert, und jetzt war schon alles wieder vorbei. Es war kaum vorstellbar, dass er so eine tolle Zeit gehabt hatte, waren solche Feste für ihn doch in den letzten Jahren nie wirklich besonders gewesen. Aber dieses Jahr hatte alles geändert. Dieses Jahr hatte generell so viel geändert, dass Julian jedes Mal noch ganz schwindelig wurde, wenn er darüber nachdachte. Bei all den Rückblicken im Fernsehen und im Internet hatte er selbst auch einmal zurückgeblickt. Sein Leben hatte sich so radikal verändert, und doch waren da einige Dinge, die er vermisste, obgleich er sie in letzter Zeit weit von sich geschoben hatte, wie zum Beispiel Blakes Verschwinden. Viele hatten behauptet, er wäre wohl gestorben, Drogen, Alkohol, ein bekloppter Freier, aber Julian hatte das nie glauben können, er hatte es viel mehr nicht glauben wollen. Dass jetzt wieder Gedanken an seinen ersten richtigen Freund in ihm aufschwappten war irgendwie merkwürdig, und der Norweger hütete sich, in Charles´ Nähe darüber nachzudenken oder zu reden, als wenn der Geschäftsmann Gedanken lesen könnte. Es war auch schwer, sich die festliche Stimmung kurz vor Sylvester noch verderben zu lassen, denn auch in dieser Hinsicht war der Lockenkopf extrem motiviert und festlich eingestimmt. Weihnachten war wirklich toll gewesen, auch, wenn alle anfänglich etwas Startschwierigkeiten gehabt hatten, aber letztlich hatte der Alkohol alle etwas aufgelockert, und Benjamin, Ethan und Charles hatten sich „Erwachsenengesprächen“ gewidmet, während Chris, Grayce und er letztlich unweigerlich beim Thema Sex gelandet waren. Oh, und dann war da noch Gordon, Ethans Bruder, der recht spontan mit zu ihnen gekommen war, und den Grayce vermutlich noch am selben Abend mit nach Hause genommen hätte. Julian hatte sie gerne dabei beobachtet, wie sie den etwa gleichaltrigen Mann umschwärmt hatte, und ja, er auch irgendwie sie, und wie zwei aufgeregte Teenager hatte er kichernd mit Chris auf dem Sofa gehockt und den beiden beim Turteln zugeschaut. So viel er wusste hatten die beiden sich nach Weihnachten schon wiedergesehen. Ach, es wäre so toll, wenn Grayce endlich einen anständigen Kerl kennenlernen würde, und Gordon wirkte wirklich verdammt anständig.
Weihnachten war somit ein voller Erfolg gewesen, selbst Charles hatte irgendwie Spaß gehabt, und Sylvester war ebenfalls super gewesen. Natürlich hatte der Unternehmer wieder irgendetwas übertrieben teures organisiert, was für ihn gar nicht teuer gewesen war, und so waren sie in Los Angeles auf irgendeinem festlichen Neujahrsball gewesen, nur, um sich dann doch kurz nach Mitternacht in einen Privatraum zurückzogen und das neue Jahr auf ganz besondere Art und Weise einläuteten. Jetzt war langsam wieder ein wenig Routine eingekehrt, und es war schon ein wenig schade, denn das hieß, dass Charles wieder sehr von Arbeit eingenommen war. Zwar konnte ihn Julian mit seinem ganzen neuen Technikkram jetzt auch während der Arbeit ein wenig nerven, aber er fehlte ihm trotzdem, und jetzt musste er auch noch für ein Wochenende auf irgendeine doofe Geschäftsreise! Der Lockenkopf wäre sogar mitgekommen, aber letztendlich hatten sie festgestellt, dass es Charles doch irgendwie stören würde und der Norweger selbst sich zu Tode gelangweilt hätte, weshalb er dann als brave Hausfrau zuhause geblieben war. Nicht, dass er nicht genug zu tun hatte, immerhin boten Charles´ Geschenke reichlich Möglichkeit sich zu beschäftigen, und Julian hatte nun morgens immer Unterricht, wie man denn überhaupt mit digitaler Kunst umging. Der Blondschopf brauchte zwar nicht lange, um sich an Laptop und Handy zu gewöhnen –immerhin war er noch jung!-, aber digitale Kunst, das war schon etwas ganz anderes.
Außerdem konnte er jetzt wenigstens in der Mittagspause oder abends kurz mit Charles videotelefonieren oder ihn einfach so anrufen, damit er seine Stimme wenigstens hörte und er ihm von den langweiligen Meetings erzählen konnte. Morgen würde sein Freund zum Glück wiederkommen, und dann musste Julian auch nicht mehr auf ihn verzichten. Jetzt aber war Julian ein wenig in der Stadt unterwegs, ausnahmsweise mal alleine, weil er gar keine große Lust gehabt hatte, Benjamin oder einen Bodyguard mitzunehmen. Die Medien schienen zwar ein wenig interessierter an ihnen zu sein als zuvor, aber es war wohl bei weitem noch nicht so schlimm, dass er ohne persönlichen Schutz nicht mehr rausgehen konnte. Eine Tasche mit Malutensilien hing an seinem Arm, während er, in sein Handy versunken die Straße entlang schlenderte. Er war immer viel zu eingenommen von diesem elektronischen Ding, dass er für ein paar fatale Augenblicke nicht auf die Straße vor ihm achtete – und in jemanden hineinrannte. Der Lockenkopf stieß einen überraschten Aufschrei auf, als er sich an dem etwa gleich großen den Kopf anstieß und beinahe alles fallen gelassen hätte. Hastig richtete er sich auf und suchte die schmale Gestalt des anderen, mit dem er zusammengestoßen war. Nur, um in diesem Moment tatsächlich alles fallen zu lassen. Es konnte nicht sein, wie um alles in der Welt konnte er dieser einen Person über den Weg laufen? Sein Herz fühlte sich an, als wenn es in tausend Teile zersprengt worden wäre, so sehr explodierten seine Emotionen in diesem Moment. Er hatte geglaubt, dass Blake für immer verschwunden wäre, ja, vielleicht wirklich sogar tot, und auf einmal stand er hier vor ihm.
„Du lebst!“
Julians Stimme war nicht mehr als ein heiserer Aufschrei, als er sich dem anderen stürmisch um den Hals warf, dabei völlig ignorierend, dass sie sich mitten auf der Straße befanden und er gerade all seine Sachen von sich geschmissen hatte. Seine Arme schlangen sich so fest um den dürren Leib seines Freundes, dass er schon Angst hatte ihm wehzutun, aber die Erleichterung, die ihn durchströmte, musste einfach irgendwo ein Ventil finden.
„Die anderen haben gesagt du wärst für immer fort, oder….oder tot“, stieß der Lockenkopf aus und hatte gar nicht gemerkt, dass ein paar Tränen über seine Wangen gelaufen waren, während er den Dunkelhaarigen musterte. Wie konnte er bloß so ruhig sein, als wenn sie sich einfach nur ein paar Wochen lang nicht gesehen hätten?!
„Ich hab mir solche Sorgen gemacht, wo warst du die ganze Zeit?“
Der Norweger merkte selbst, wie seine Stimme bröckelte und er wollte gar nicht von Blake ablassen, tat es jedoch dennoch und musterte den schmalen Leib. Er brauchte nur in sein Gesicht zu sehen um festzustellen, dass es ihm in der letzten Zeit wohl nicht so gut ergangen war.
„Danke, du irgendwie nicht so“, murmelte er besorgt. Er hatte immer noch die kleine Hoffnung gehabt, dass Blake einfach gegangen wäre und ein neues Leben gefunden hätte, aber er hatte es schon immer bezweifelt, denn wieso sollte Blake einfach so abhauen, ohne ein Wort zu sagen? Selbst, nachdem ihre Beziehung gescheitert war hatten sie noch sehr aneinander gehangen, und ihm war bewusst, dass sich daran nichts geändert hatte.
„Glaub ja nicht, dass ich dich jetzt einfach so wieder gehen lasse!“, schniefte der Kleinere und sammelte hastig seine Wertgegenstände vom Boden auf und wischte sich die verräterischen Tränen aus dem Gesicht.
„Ich bin im Moment allein zuhause, wir können zu mir“, brachte er immer noch völlig durcheinander hervor und ging langsam neben Blake her, während er den Blick nicht von ihm nehmen konnte. Hier mitten in der Öffentlichkeit wollte er solche ernsten Themen gar nicht durchsprechen, weshalb er wartete, bis sie im Aufzug waren. Julian hatte irgendwie das Gefühl, dass er nicht einfach so stehen lassen konnte, weshalb er seinen Freund auf einmal in ein riesiges, luxuriöses Hochhaus führte.
„Ich hab einen neuen Freund und er….naja, er verdient ganz gut“, hüstelte Julian etwas peinlich berührt und kratzte sich am Hinterkopf.
„Aber ich nehme ihn nicht aus, nicht, dass du das denkst!“, beeilte sich Julian hinzuzufügen. Er fände es schrecklich, für so eine Person gehalten zu werden, die nur am Reichtum anderer Leute interessiert war, vor allem von Blake. Eilig stellte er die Tüte mit seinen Einkäufen beiseite, Blake Rucksack und Jacke abnehmend, bevor er ihn aufs Sofa drückte und eilig die Kaffeemaschine für sie anwarf. Naja, für den anderen, er selbst trank lieber Milch.
„Kannst du mir jetzt bitte erklären, wo du abgeblieben bist und wieso du so aussiehst? Ich weiß, dass du nicht mehr für Michael arbeiten kannst, aber du siehst….du siehst schlecht aus“, murmelte der Lockenkopf betreten und blickte fest in die ebenfalls blauen Augen. Wenn er dem anderen so ins Gesicht sah, dann wusste er gar nicht, was für Gefühle in seinem Inneren aufstiegen. Was es auch war trieb ihn zumindestens dazu den anderen erneut zu umarmen. Blake war immer Familie gewesen, und es tat weh ihn so zu sehen.
„Wo wohnst du im Moment?“, fragte er vorsichtig nach. Ihm war aufgefallen, wie schwer Blakes Rucksack gewesen war, als würde er sein ganzes Leben darin mit sich herumtragen.
„Du kannst übers Wochenende hierbleiben, wenn du willst, ich….ich will dir helfen, kann ich irgendwas tun, ich….ich kann auch noch mehr tun, wirklich, alles was-„
Das leise Geräusch der Kaffeemaschine ließ ihn hastig aufspringen. Charles würde es verstehen, Julian würde ihm heute Abend direkt von seinem alten Freund berichten, und dann konnte er einfach nicht anders, als ihn wenigstens hier übernachten zu lassen. Sie hatten doch ein Gästezimmer und viel Platz, und der Tättowierte konnte ganz sicher jede Hilfe gebrauchen.
„Du bist nicht zu dickköpfig, um meine Hilfe anzunehmen, oder?“, fragte er seinen Freund heiser, während er ihm die dampfende Kaffeetasse auf den Couchtisch stellte.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Sa Dez 28, 2013 1:56 am

Hätte ihm gestern jemand gesagt, dass er ausgerechnet auf Julian treffen würde, hätte er der Person wohl ins Gesicht gelacht. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass er ausgerechnet in sein Gesicht blickte, dass er in diesem Moment auf ihn gestoßen war. Blake konnte es noch nicht ganz glauben, weswegen seine Überschwänglichkeit sich noch in Grenzen hielt, doch sein Ex- Freund hatte genug Energie in seinem Körper für beide gehabt, was der Größere amüsiert belächelte. So viel war inzwischen passiert, dass es wahrscheinlich kaum möglich war, alles auf der Straße zu besprechen und er wusste, dass er ihm eine Menge Worte schuldete und zumindest eine Erklärung, wo er abgeblieben war und warum er so Hals über Kopf geflohen war.
“Nein, ich bin nicht tot, wie du siehst aber ich konnte euch auch alle nicht gut vorwarnen über mein Verschwinden.”, seine blauen Augen blickten ihn entschuldigend an, während er sich nervös am Hinterkopf kratzte. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass Julie vielleicht krank vor Sorge gewesen sein mochte, doch nun war es zu spät um sich irgendwie zu entschuldigen, rückgängig konnte Blake ohnehin nicht viel tun. Der Stricher verzog leicht sein Gesicht bei den nächsten Worten des Jüngeren, er hatte ja recht, gut sah anders aus und die anderen Augen mussten ihn natürlich genau dann wiedersehen, wenn er die unangenehmste Zeit seines Lebens begonnen hatte, obwohl sein Anblick sich wahrscheinlich auch nicht in der Zukunft verändert hätte, zumindest nicht zum Positiven, doch das waren Dinge, über die er ungerne sprach, selbst seine Lippen schienen nur widerwillig Worte ausstoßen zu wollen, sodass er lediglich schief lächelnd dem Kleineren zunickte. „Nicht jeder kann so heiß sein, wie du!“, stieß er belustigt aus, ehe er Julian dabei half, die Sachen vom Boden wieder einzusammeln. Wenigstens schien sein armes Handy nicht kaputt gegangen zu sein, Blake hätte nicht einmal gewusst, wie er es sonst hätte ersetzen können, nicht, dass der Junge einer der Typen war, die es von ihm je verlangen würden, doch war er dafür der Typ, der darauf bestehen würde, es dennoch zu tun. Und das wussten beide ganz gut.
Irgendwie rührten doch die kleinen verräterischen Tränen seines Gegenübers den Tätowierten sehr, immerhin schien seinem Ex immer noch genug an ihm zu liegen, dass ihn sein plötzliches Auftauchen erfreute. Wahrscheinlich würde der Größere nicht anders drauf sein oder gar anders handeln, immerhin waren sie sehr gute Freunde geworden, wenn nicht sogar beste, zumindest seiner Ansicht nach. Am liebsten hätte der Dunkelhaarige ihn einfach wieder in seine Arme geschlossen und sich tausendmal dafür entschuldigt, dass er einfach so abgehauen war, dass er keine klitzekleine Nachricht hinterlassen hatte und dass er sich so lange nicht mehr melden konnte, während er ins Exil geflohen war. Schuldgefühle machten sich in seinem Inneren breit, doch vielleicht würde der Blondschopf ihn ja verstehen, sobald er wusste, was geschehen war, sodass sein Vorschlag ihm mehr als nur genehm kam, abgesehen davon war wohl eine warme Wohnung gar nicht so schlecht gewesen, wenn auch für wenige Stunden. „Nur, wenn ich dir wirklich keine Umstände bereite.“, murmelte seine Stimme leise. Er war neugierig auf seine neue Bleibe, man hatte ihn schon hier und da vorgewarnt, offenbar schien er ein ganz nettes Plätzchen für sich gefunden zu haben, doch spätestens als seine eigenen Augen das große Gebäude erblickten, wusste er, wie gut seine neue Bleibe war. Der Größere stieß einen anerkennenden Pfiff aus, blieb wie angewurzelt vor der Tür stehen. „Sag nicht, das ganze Teil gehört dir.“, Blake konnte den Mund vor lauter Staunen gar nicht schließen. Das ganze Personal, die Inneneinrichtung in der Lobby und der Aufzug, das alles erschien ihm wie in einem dieser typisch amerikanischen Filme. Das Hochwertigste, was er jemals gesehen hatte, war ein Mittelklasse- Einfamilienhaus, doch das hier überragte all seine Vorstellungskraft. Doch das Erstaunen änderte sich schnell zu einem Gefühl der Schäbigkeit. Er sah so abgewrackt aus, wie ein elender Penner, den Julie aufgegabelt zu haben schien und das Traurige an der ganzen Sache war, dass dieser Gedanke sogar der Wahrheit entsprach, immerhin lebte der Ältere quasi auf der Straße.
Schnell schluckte Blake den bitteren Nachgeschmack hinunter, er wollte sich nicht noch zusätzlich die Laune verderben, es war schon schlimm genug, dass er sich in der Spiegelung des Fahrstuhls anschauen konnte, sodass er lieber den Blick abwandte, das Gesicht seines Gegenübers musternd. Er brauchte sich nicht zu rechtfertigen, für all das, was nun ein Teil seines Lebens war, doch nickte er ihm bei den Worten anerkennend zu, anschließend leise lachend. „Nichts für ungut, Julie, aber du könntest nicht mal jemanden ausnehmen, wenn du es wolltest, du bist viel zu gutmütig.“, seine langen Finger fuhren über die blonden Locken des Jüngeren, sie noch ein wenig mehr zerzausend, ihn dabei sanft anlächelnd. Es freute ihn zu hören, dass er jemanden gefunden hatte, jemanden, der ihm so ein gutes Leben schenkte und ihn wahrscheinlich bedingungslos liebte. Blake kannte wohl niemanden, der es so sehr verdient hatte, wie der Norweger, sodass er nicht einmal einen Hauch von Neid verspüren konnte, nicht einmal dann, als sie das große Penthouse betraten und der Prunk der Wohnung ihn nahezu erschlug. Der Dunkelhaarige konnte seinen Mund vor Erstaunen kaum noch schließen, war so eingenommen von all den Dingen, die sich vor seinen blauen Augen erstreckten, dass ihm nicht einmal aufgefallen war, wie sein bester Freund ihm die Jacke und den Rucksack abgenommen hatte. Eigentlich wollte er aus dem riesigen Fenster starren, er wollte die Welt unter sich mit ganz anderen Augen betrachten anstatt immer wieder hinaufzublicken und sich zu fragen, ob er eines Tages ebenfalls auf die Menschen herabsehen könnte, doch da hatte ihn Julie bereits auf die Couch bugsiert, auf die er sich mit seinen alten schäbigen Klamotten gar nicht fallen lassen wollte. Unruhig rutschte der hagere Leib auf seinem Sitz hin und her, platzierte sich ein wenig an den Rand des Sofas, beobachtete den Norweger dabei, wie er die Kaffeemaschine anmachte, sich wieder zu ihm gesellte, ehe er sein Gesicht abermals verzog, tief Luft nahm. „Ist eigentlich keine allzu lange Geschichte, ich hätte dir so gerne bereits vorher was gesagt aber…ich durfte keine Zeit verlieren.“, Blau traf auf das endlose Blau des Anderen, in welchem er sich noch heute verlieren konnte, das so zeitlos zu leuchten schien, dass er für einen kurzen Moment vergaß, was er sagen sollte, bekräftigt durch das plötzliche warme Gefühl, das seinen Leib durchzuckte als die fremden Arme sich um seinen Oberkörper schlangen. Diesmal hatte der Stricher nicht gezögert, erwiderte die Umarmung des Lockenkopfs. Es tat gut zu wissen, dass noch irgendjemand da draußen existierte, der ihn anfassen konnte, ohne angewidert zu sein oder gar irgendwelche Hintergedanken zu haben. Sanft strichen seine Finger über den Rücken des Kleineren, er hatte ihn beinahe schon widerwillig losgelassen, doch wahrscheinlich konnte er sich ohnehin nicht allzu lange davor drücken seinem Ex- Freund Rede und Antwort zu stehen, er war es ihm schuldig, das wusste der Kurzhaarige nur zu gut. „Ich hab keine Wohnung mehr, die Leute aus der WG haben nicht lange gewartet und sich einen neuen Mieter gesucht und seit einigen Wochen suche ich mir irgendwelche Bleiben, wo man anständig schlafen kann.“, murmelte seine Stimme leise, während er mit den Schultern zuckte. Wenn man die Worte aussprach, klangen sie auf einmal viel unangenehmer, als es ihm bewusst war. Klar, sein Leben war nichts mehr als die bloße Existenz, ein Dahinvegetieren und Überleben, mehr hatte er nicht, nichts, was er anstreben konnte, selbst das Überleben schien kein Indikator mehr dafür gewesen zu sein, doch besser er behielt diese dunklen Gedanken für sich, er wusste, wie besorgt der Kleine sein konnte und das Letzte, was er wollte, war es ihn zusätzlich zu stressen. Er würde nur auf einen Kaffee bleiben und ihn dann wieder in Ruhe lassen. Doch so, als ob der Blondschopf Gedanken lesen konnte, hatte er bereits einen anderen Einfall über die Lippen gebracht, einen, der verlockend klang und zugleich wollte Blake ganz bestimmt keine Umstände bereiten. „Ehm…denkst du, dass dein Freund es geil finden wird, wenn irgendein dämlicher Stricher und zusätzlich dein Ex hier einfach so pennt?“, skeptisch betrachtete er das jugendliche Gesicht seines ehemaligen Kollegen. Wenn er sein Freund wäre, würde er unglaublich vorsichtig mit anderen Kerlen sein, vielleicht sogar ein wenig eifersüchtig. Doch er hatte seine Chance vertan, war viel zu anhänglich und übereilig gewesen. Vielleicht wäre etwas aus ihnen geworden, hätten sie es langsamer angehen lassen. Vielleicht. Doch darüber nachzudenken brachte nichts, Blake hätte ihm ohnehin niemals etwas bieten können, so ein Leben schon gar nicht und Julian hatte das Beste verdient, was diese Welt zu bieten hatte. Nein, wahrscheinlich war es gut, dass sie kein Paar mehr waren, immerhin waren sie immer noch Freunde, eine kleine Familie, wenn sie schon keine echte hatten.
Erneut war der schmale Körper aufgestanden, dabei brauchte er sich seinetwegen nicht solche Umstände zu machen, doch es war zu spät ein Wort einzuwerfen. Stattdessen wartete er einfach, bis er mit dem Kaffee zurückkehrt war, dessen Dampf in die Lüfte emporstieg und den Braunhaarigen kurz faszinierte. „Ich…ich glaube ich habe gar keine große Wahl, oder?“, seine Augen schielten amüsiert zum Blonden hinüber, ehe das Lächeln leicht bröckelte. „Vielleicht ist ein Wochenende ja ganz nett, ich könnte ein wenig Schlaf tanken.“, fügte er anschließend räuspernd hinzu. Egal, wie oft er auch ablehnen würde, würde Julie ihn ohnehin weichprügeln können, alleine seine Augen reichten ihm völlig aus. „Michael ist im Knast…es wundert mich so, dass er es wirklich so lange geschafft hatte nicht erwischt zu werden.“, seine Finger schnappten langsam die Tasse mit dem heißen schwarzen Gold, vorsichtig nippend. Er wollte das Thema ungerne ansprechen, doch je schneller sie es hinter sich hatten, desto eher würde der Jüngere ihn verstehen…hoffte er zumindest. „Ich hab gehört, dass einige aus seinem Laden in den Knast gekommen sind, andere sind wieder raus. Ich kann echt froh sein, dass ich früh genug abgehauen bin….ich wollte dir wirklich gerne Bescheid sagen, irgendwem von uns, Grayce oder den Leuten aus der WG aber ich…ich hatte einfach keine Zeit.“, sein Gesicht blickte den Anderen mit einem Hauch an Verzweiflung an, stellte den Kaffee wieder ab um sich ganz zu ihm herumdrehen zu können. Der bittere Nachgeschmack lastete auf seinen Lippen.
„Michael schien einige Geldnöte zu haben, was weiß ich. Er war angepisst und irgendwie lief das Geschäft grundsätzlich in letzter Zeit nicht mehr so geil und da schien irgendein Mafiatyp oder so die Heiligkeit in Person zu sein, als er in seinen Schuppen gekommen ist. Keine Ahnung, mir hat niemand die ganzen Scheißdetails erzählt.“, seine Finger wanderten langsam zur Hosentasche, er wollte eine Rauchen, einfach nur um sich selbst beim Reden zu beruhigen, zögerte jedoch im nächsten Moment. Er war hier nicht irgendwo in einem billigen Motel oder draußen im Park, er war in einem fetten Penthouse, man bekam wahrscheinlich die Todesstrafe, wenn man es einfach so achtlos zuqualmte. Stattdessen zupfte er an seiner ohnehin löchrigen Hose, hin und wieder den Blick abwendend. „Jedenfalls hat dieses Arschloch mit an den Kerl verkauft, ohne mir was zu sagen natürlich. Also…so richtig verkauft. Der Typ schien eine Menge Kohle besessen zu haben, woher auch immer, und so viel war ich Michael wohl wert. Er wusste, dass ich nicht fragen würde, er sah nicht scheiße aus, deswegen war es mir prinzipiell egal, was der für ein Typ war, doch spätestens als er anfing irgendwelchen perversen Mist von mir zu wollen, war das zu viel. Steht auf Messer und so, ist ein aggressiver und launischer Penner, der mir wahrscheinlich buchstäblich den Arsch aufgerissen hätte.“, Blake verzog sein Gesicht, nahm einen viel zu großen Schluck seines Kaffees, verbrannte seine Zunge an dem Getränk, ließ sich jedoch nichts anmerken. Der Tätowierte dachte ungerne an den Typen. „Hat mich geschlagen, wollte ein wenig an mir rumschlitzen und mich anschließend vögeln. Du weißt wie ich bin…hab‘ ihm in die Eier getreten.“, er zuckte mit den Schultern, formte dabei ein schmales, triumphales Lächeln. „Problem ist nur, dass der Typ tatsächlich zu einer dummen Mafia gehört und anfing mich mit seinen Typen zu jagen. Ich wollte niemanden in Gefahr bringen und vor allem wollte ich den Kerl so schnell wie möglich loswerden. Michael war’s scheißegal, was aus mir wird, hat gesagt, er hätte einen ordentlichen Preis für meinen Arsch bekommen und dass ich ohnehin keine Chance hätte, ihm zu entkommen, deswegen hab ich Kalifornien verlassen…für ‘ne Weile, er sollte glauben ich wäre tot oder so.“, der Dunkelhaarige hielt einen Moment inne. Sicher, er wollte, dass dieser Kerl ihn für tot hielt, doch hatte er nicht bedacht, dass alle anderen vielleicht den selben Gedanken haben könnten, hatte vergessen, dass er wichtige Menschen einfach so in ihrer Unwissenheit hatte baden lassen. „Es tut mir Leid, Julie….ich hätte mich irgendwie melden müssen, ich habe nicht darüber nachgedacht, dass du dir Sorgen machen könntest.“, wehleidig betrachtete er das schmale Gesicht seines Ex- Freundes. Er hätte ihm gerne irgendeine bessere Geschichte erzählt, doch eigentlich konnte er ihm nur berichten, dass er beschissen aussah, dass er keinen Job und keine Bleibe hatte und mittlerweile alles lutschte, was einem Schwanz ähnlich sah. Er fühlte sich widerlich, dreckig, unwürdig hier zu sitzen, aus dieser wahrscheinlich teuren Tasse zu trinken, den hochwertigen Kaffee zu konsumieren, der an seinen Lippen haftete. Wie konnte Julie sich nur freiwillig mit ihm abfinden?! Langsam erhob der dürre Körper des Größeren von seinem Platz, schlenderte auf das Panoramafenster zu, wagte sich nicht, sich an das Glas anzulehnen, starrte stattdessen gedankenverloren hinunter auf die kleinen Menschen, die hektisch fahrenden Autos, die aussahen wie Miniaturbauten von hier oben. „Ich hab mich immer gefragt wie es so ist…wenn man so weit oben ist, dass alles unter einem unecht aussieht.“, sein Kopf drehte sich langsam zum Lockenkopf herum, schief lächelnd, ehe er den Blick wieder abwandte. „Es ist sogar cooler als ich gedacht hab. Wahrscheinlich würde ich Tag für Tag nichts anderes tun, als rauszuschauen.“, für einen Augenblick war eingenommen von dem Aussicht, von der leichten Schwerelosigkeit, die ihn, wenn auch nur sehr kurz, einnahm, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass der Norweger sich zu ihm gesellt hatte. „Ich bin echt froh, dass du es raus geschafft hast und einen offenbar ziemlich heißen Freund gefunden hast.“, er konnte das Schmunzeln nicht verbergen, stieß mit seinem Ellbogen gegen die Rippen des Kleineren. „Ich hab ein wenig in Klatschzeitungen geblättert. Was macht dein Typ eigentlich so und wo ist er jetzt?“, bei den letzten Worten biss der Dunkelhaarige sich auf die Unterlippe. „Sag mir, wenn ich zu persönlich werde. Aber…um ehrlich zu sein will ich lieber was über deine Veränderungen im Leben hören, als über mich zu sprechen. Ich hab nichts als Mist von der Straße zu berichten.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Fr Jan 03, 2014 5:30 pm

Es war so viel Vertrautes in ihrem Miteinander, dass Julian für einen Moment ganz komisch wurde. Es fühlte sich irgendwie genauso an wie vor so vielen Jahren, die kleinen Gesten wie das kurze Zerwuscheln seiner Locken….Für einen kurzen Augenblick war Blake nie weg gewesen und ein Cocktail aus Emotionen brandete in Julian auf, die er gar nicht zuordnen konnte. Es reichte allerdings, kurz die Augen zu schließen und an Charles zu denken, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Da waren keine amorösen Gefühle mehr für Blake, so toll es mit ihnen auch hätte werden können, aber er liebte Charles wirklich aus ganzem Herzen und wollte sich nach seinem einmaligen kleinen Fehltritt nicht einmal mehr den Hauch einer fehlgeleiteten Emotion leisten. Vermutlich war es schon Prüfung genug, dass er Blake überhaupt mit hierher brachte.
„Ach, Quatsch, mir gehört hier gar nichts!“, lachte er verteidigend auf. All diesen Prunk hatte Charles ganz allein von seinem hart erwirtschafteten Reichtum bezahlt, daran hatte Julian kein Zutun gehabt, und es war nicht so, dass er hier über irgendetwas frei verfügen konnte. Er war hier mittlerweile Zuhause, aber das hieß nicht, dass er irgendetwas in diesem riesigen Gebäude besaß, abgesehen von Charles vielleicht.
An Blakes Gesicht konnte er ablesen, dass es ihm ebenso erging wie ihm selbst damals, erschlagen von dem Prunk und dem Luxus. Ach, Julian war es doch immer noch irgendwie. Er war ebenso fern davon, sich als ein Teil dieser Welt zu sehen wie Blake, und die Anwesenheit seines Ex-Freundes machte ihm das nur umso mehr bewusst. Gerade in der letzten Zeit war seine Vergangenheit viel zu präsent gewesen, als dass er schon wieder hätte vergessen können, wo er eigentlich her kam. Blake hatte etwas ebenso Vertrautes an sich, das „Zuhause“ buchstabierte wie diese Wohnung.
„Wenn du so ewig untergetaucht bist und mich hast denken lassen, dass du tot wärest, kann es keine allzu unwichtige Geschichte sein“, entgegnete der Lockenkopf etwas spitzer als er gewollt hatte und schob die Unterlippe ein klein wenig nach vorn. Natürlich wollte Blake sich nicht einfach so bedingungslos helfen lassen, dass hatte er nie gewollt, aber Julian würde ihn nicht lassen. Es gab keinen Grund, seine Hilfe auszuschlagen, wenn er keine eigene Wohnung hatte. Himmel, Charles war vermutlich einer der reichsten Menschen hier in San Francisco, als wäre ein weiterer Stricher ohne Ansprüche ein Problem für ihn. Außerdem ließ er Julian ja jeden Monat Geld zukommen, von dem er sich selbst versorgen konnte, und davon konnten auch locker zwei Personen leben.
„Er hat schon vorher dämliche Stricher hier pennen lassen“, erwiderte Julian ihm und zog eine Augenbraue hoch.
„Außerdem ist er das Wochenende über auf einer Geschäftsreise. Ich werde ihm heute Abend Bescheid sagen, dass ein alter Freund zu Besuch ist, das wird er mir nicht ausschlagen“, versuchte er seinen Gast zu beruhigen. Dabei war er es vermutlich selbst, der Beruhigung brauchte, er zitterte beinahe am ganzen Leib, so aufgeregt war er zu erfahren, was Blake zugestoßen war. Eine dunkle Vorahnung hatte sich bereits jetzt in seinem Kopf festgesetzt, es würde ganz sicher keine angenehme Geschichte sein, die Blake da zu erzählen hatte, aber wenn Julian sie sich nicht anhörte, wer dann? Bei der Erwähnung von Michael verhärtete sich das Gesicht des Jüngeren kurz und ein eisiger Ausdruck trat in die blauen Augen.
„Michael ist im Knast, weil er meinen Freund niedergeschossen hat“, entgegnete er nur knapp, denn die Erinnerungen an diese Zeit hatten trotz allem tiefe Narben hinterlassen. Generell hatte Michael ihnen beiden weiß Gott genug angetan. Eigentlich wäre es nur fair, dass er gar nicht mehr lebte. Dass infolge seiner Inhaftierung auch sein Club auf den Kopf gestellt worden war, war mit einfachen Worten beschissen gewesen, doch Julian hatte das Gefühl, dass Charles´ Anwälte für viele seiner Freunde und Bekannten einen guten Deal gemacht hatten. Seine Hände hatten sich fest um die Tasse gelegt und seine Finger wärmten sich langsam auf, während er wie gebannt an Blakes Lippen klebte. Es war keine neue Geschichte, nicht wirklich, denn es war ja wohl nicht das erste Mal, dass einem von ihnen so etwas passierte. Und dennoch schnürte es Julian die Kehle zu, der Gedanke, dass Blake Schmerzen gehabt haben musste, Angst, dass man ihn behandelt hatte wie Vieh, und dass er vor allem die Notwendigkeit gesehen hatte, das alles allein durchzustehen….Es war viel auf einen Schlag. Der Lockenkopf schluckte schwer und wischte sich neue Tränen beiseite. Er kannte so etwas zwar, Jahre lang hatte es ihrer beider Leben bestimmt, und trotzdem war der Norweger nicht abgehärtet dagegen. Nicht einmal Blakes kleine Anmerkung über einen wohlgezielten Tritt konnte ihm ein wirkliches Lächeln entlocken können. Wenn er es früher gewusst hätte, vielleicht hätte er Charles bewegen können zu helfen, vielleicht hätte er selbst irgendetwas tun können. Er wusste doch selbst, wie es war, wenn man einem Menschen hilflos ausgeliefert war, gegen den man eigentlich keine Chance hatte. Die tröstende Worte blieben ihm für einen Moment im Hals stecken, in dem er nur Mitleid für Blake empfinden konnte. Dass er nach seiner Flucht nur noch einen schlechteren Stand hier in San Francisco gehabt hatte, war ihm deutlich anzusehen. Aber das hatte Blake nicht verdient, das alles nicht. Traurig senkte er den Kopf, griff nach Blakes Hand. Wenn keiner Bescheid wusste, war er dann die ganze Zeit alleine gewesen?
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, nicht dafür“, murmelte der Lockenkopf heiser.
„Aber….ich, wenn du eher was gesagt hättest…..Vielleicht hätte ich ja helfen können!“
Ein verzweifelter Laut brach aus der Kehle des Jüngeren hervor und er vergrub eine Hand in seinen Haarsträhnen. Blake war sein Freund, seine Familie, und er hatte zugelassen, dass es ihm jetzt so ging. Ein unglaublich schlechtes Gewissen brach über ihn herein, dass er nicht intensiver nach ihm gesucht hatte.
„Ich wollte dich doch nicht im Stich lassen“, presste er heiser hervor und beobachtete den anderen dabei, wie er sich vom Sessel erhob. Natürlich, dem weiten Panoramafenster konnte einfach niemand widerstehen. Er klebte ja selbst immer noch ständig an San Franciscos Skyline. Zögerlich stellte der Kleinere seine Tasse beiseite und folgte Blake. Wenn sie noch zusammen gewesen wären hätte er ihn umarmen können, er hätte an seinen Lippen hängen können, bis die schmerzhaften Erinnerungen einigermaßen verschwunden waren, aber so einfach war es mittlerweile nicht mehr. Wie weit konnte er denn gehen, ohne Charles eifersüchtig zu machen? Er war nun einmal ein sehr körperlicher Mensch, der andere eben umarmte, wenn es ihnen schlecht ging. Erst einmal gesellte sich der Jüngere nur zu Blake ans Fenster, hielt die hellen Augen aber nur auf seinen Freund fixiert statt auf die geschäftige Stadt, die er doch mittlerweile gut genug kannte. Er legte leicht den Kopf schief, als Blake das Thema des Gesprächs auf ihn zurück lenkte, beschloss aber, fürs erste auf den Themenwechsel einzusteigen. Außerdem hatten ihm die Worte des anderen die Röte ins Gesicht getrieben.
„Klatschzeitungen? Ich stehe in Klatschzeitungen?“, nuschelte der Jüngere betreten und kratzte sich am Hinterkopf.
„Naja, er macht vieles, was ich nicht verstehe, Börse und Unternehmen und solchen Kram. Er hat auch ein paar Clubs, aber nicht so Schuppen wie Michael. Und Waffen.“
Das letzte Wort flüsterte er beinahe etwas schuldbewusst, denn eigentlich war das ja kein besonders angenehmes Gewerbe, um sein Geld zu verdienen. Lukrativ jedoch allemale.
„Ich glaube, er bräuchte gar nicht mehr zu arbeiten, er hat für mehrere Leben genug Geld“, fügte Julian allerdings noch mit einem unsicheren Lächeln hinzu. Er hatte Angst, dass Blake ihn für einen Angeber hielt, dass er dachte, er würde sich mit fremden Federn schmücken, dabei waren Julian Dinge wie Geld doch eigentlich eher unwichtig. Sonst wäre er ja auch wohl nie mit Blake zusammen gewesen.
Umso verdutzter, beinahe etwas verletzt starrte er den anderen an und verschränkte die Arme vor der Brust bei seinen nächsten Worten.
„Zu persönlich? Wer bin ich denn, irgendeine flüchtige Bekanntschaft? Wieso solltest du mich nicht alles fragen dürfen? Du weißt, dass ich nicht schüchtern bin, was das betrifft.“
Julians Unterlippe wanderte wieder ein Stück nach vorn, dabei war er eher sauer auf sich selbst, dass er Blake auch noch angemeckert hatte.
„Ich hab auch Vieles zu erzählen, was nicht unbedingt angenehm ist…Aber ist das nicht erst mal egal? Weißt du was, du sagst mir jetzt, was du essen willst, und dann gehst du duschen und ich tausch mich mal kurz mit Charles aus!“, beschloss der Norweger mit fester Stimme und sein Blick machte klar, dass er keine Einsprüche duldete. Nach einer heißen Dusche sah die Welt oft besser aus. Außerdem wollte er nicht, dass Charles das Gefühl bekam, er würde etwas verheimlichen, also meldete er sich besser schnell bei ihm. Irgendwie war die Entscheidung über das Essen doch an ihm hängen geblieben, sodass er einfach irgendetwas Einfaches bestellte, was satt machte, mit gutem Fleisch, das konnte sicher nicht verkehrt sein, bevor er Blake mit einem Handtuch ins Bad schob. Mittlerweile war er so schmal, dass der Kleinere ihm wohl auch einige seiner Klamotten zum Anziehen geben konnte. Neben ihm auf dem Tisch lag bereits ein Stapel, den sein Ex-Freund sich gleich abholen konnte. Er selbst fuhr schon mal den Laptop hoch. Ein wenig technikfremd war er ja immer noch, sodass es ein wenig dauerte, irgendwelche Updates und so weiter zogen das Ganze unnötig in die Länge. Bis er Kamera und Ton am Laufen hatte war auch noch etwas Zeit vergangen, aber nach einer gefühlten halben Ewigkeit erschien endlich Charles´ Gesicht auf dem Bildschirm. Selbst das Geräusch der Dusche im Hintergrund war in der Zwischenzeit schon verstummt.
„Hi, Charles“, lächelte er ihm breit entgegen. Er sah müde aus, ein wenig angesäuert sogar, sodass Julian am besten sofort mit den Neuigkeiten rausrückte, gar nicht bemerkend, dass die Badezimmertür sich geöffnet hatte.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Do Jan 09, 2014 8:29 pm

Blake konnte sein Grinsen nicht verkneifen. Wusste Julie etwa gar nicht, dass einige Leute sichtlich Interesse an dem Blondschopf gefunden hatten?! Zwar hatte er den Kontext verstanden, konnte aber seinen Freund nie zu irgendeiner Person zuordnen, die er kennen sollte und dabei lebte er bereits seit über zwanzig Jahren in dieser Stadt, doch schien der hübsche Unternehmer nicht aus einer Branche zu kommen, mit der er oder seine Familie irgendwie etwas zu tun hatte oder je haben würde, weswegen es ihn kaum wunderte. „Stell dir vor, Julie, du bist die nächste Kardashian.“, lachte der Ältere, im nächsten Moment jedoch mit seinen Fingern über die blonden Locken fahrend. Das Gefühl erst machte ihm bewusst, dass dieser Ort und alles andere um ihn herum wirklich real war, dass er nicht irgendwo auf einer Parkbank lag und diesen Moment träumte, dafür reichte seine Vorstellungskraft nicht einmal aus, nie hätte er sich einfach solch ein Penthouse ausdenken können, dafür fehlte ihm viel Vorwissen, das ihm nicht einmal die Filme geben konnten, die er im Fernsehen geschaut hatte, als er noch genügend Zeit hatte und die Abende mit Faulenzen um die Ohren schlug.
Zeiten änderten sich schnell, was wohl als nächstes auf den Stricher zukommen würde? Immerhin konnte er sich hier nicht wie ein Parasit einnisten, er hatte ja jetzt bereits ein schlechtes Gewissen, dass er es ausnutzte, dass sein Ex- Freund jetzt zusammen mit einem reichen Kerl war, dass er seinen Luxus einfach so annahm und sich darin badete, obwohl er kein Anrecht darauf hatte, doch Blake verdrängte diesen nagenden Gedanken schnell, lauschte lieber aufmerksam den Worten des Jüngeren, immerhin interessierte ihn sein Leben wirklich sehr, mehr als alles andere auf der Welt! „Dein Kerl scheint echt überall mitzumischen.“, murmelte der Dunkelhaarige sanft lächelnd. Es stand ihm nicht zu die Tätigkeiten eines ihm unbekannten Mannes zu kritisieren oder gar in Frage zu stellen, immerhin schien er großen Erfolg damit zu haben, auch wenn es lausige, widerliche Waffen waren…unter Anderen. Der Stricher hatte nichts übrig für diese Dinge, nannte er sich zwar selbst keinen Pazifisten und schrie jeden an, der eine Pistole zur Selbstverteidigung bei sich zu Hause besaß, immerhin war dies Amerika und da schien so etwas zu den Grundbedürfnissen des Menschen zu gehören. Sein Bruder wurde immerhin nicht von der Pistole umgebracht, sondern von dem Menschen, der sie bei sich trug. Doch diese Münze hatte zwei Seiten und Blake war zu müde um darüber nachzudenken, geschweige denn darüber zu diskutieren, sodass er die Information des Anderen einfach so in sich aufnahm, anerkennend nickend. Ein schlechter Kerl war er bestimmt auch nicht, besonders nicht, wenn er es schaffte den Norweger so glücklich zu machen. Wäre da etwas faul, würde der Junge zumindest nicht so aussehen, so strahlen trotz der Sorge in seinen Augen, Sorgen um ihn…dabei musste er sich keine unnötigen Gedanken um ihn machen, weder um seine momentane Lebenslage noch darüber, was ihm widerfahren war, immerhin konnte er am wenigsten etwas dafür, für all den Quatsch, der passiert war.
Blake biss sich leicht auf die Unterlippe, als der Kleinere aufgebracht über seine Worte war. Er wollte ihn nicht verletzen und verärgern, er hatte einfach nur Angst, dass er vielleicht unangebrachte Fragen stelle, dass Julian vielleicht gar nicht bereit war viel aus dem Leben zwischen ihm und Charles, so hieß er doch?, preiszugeben, denn man musste immer bedenken, dass, auch wenn sie immer noch so etwas wie beste oder zumindest gute Freunde, immerhin konnte er niemals Grayce als besten Freund ersetzen, sie immer noch Ex- Freunde waren und denen erzählte man wohl nicht immer unbedingt alles. Schuldbewusst ließ der Dunkelhaarige seinen Blick zu Boden wandern, vorsichtig zum Blondschopf hinüber schielend. „Tut mir leid, ich…ich weiß einfach nicht wie das zwischen euch ist und will nicht wie einer dieser eifersüchtigen und nervigen Ex- Freunde erscheinen.“, murmelte seine Stimme leise vor sich hin. Irgendwie hatte er ein unwohles Gefühl im Inneren, eines, das er nicht gut beschreiben konnte. Ob Beziehungen zwischen anderen Typen ihr Verhältnis verändert hatte? Vielleicht glaubte es auch nur er, doch an sich wäre es nichts Neues gewesen, jedem würde sowas widerfahren, vor allem denen, die vorher selbst eine Beziehung geführt hatten, man konnte sich einfach nicht mehr in allen Bereichen unglaublich nahe stehen, ohne dabei negativ bei der dritten Person aufzufallen, die, die jetzt einen wichtigen Teil im Leben seines besten Freundes eingenommen hatte. Er wollte wirklich in keinster Form im Wege stehen und irgendwie hatte er auch Angst, dass in den Augen des anderen vielleicht doch nicht so willkommen war, dass er vielleicht es nicht gutheißen würde, wenn während seiner Abwesenheit irgendwelche ehemaligen Liebschaften in seiner Wohnung hausten. Verübeln würde er es dem Typen zumindest nicht.
„Wir…wir können ja gleich über andere Dinge oder so reden.“, warf der Größere nach einem kurzen Moment des Schweigens ein, ehe er mit den Schultern zuckte. „Ehm, ich könnte ehrlich gesagt gerade alles essen, was auch nur ansatzweise Essbar ist und nicht seit sechs Stunden neben dem Frittierfett herumlag.“, seine Lippen formten ein schiefes Lächeln, während es in seinem Magen leise brodelte, er jedoch kaum einschätzen konnte, ob es gut oder schlecht war. Blake war dankbar für die ganze Hilfe, die der Lockenkopf ihm anbot, wie auch für die Dusche, in welcher er im nächsten Moment geschoben wurde, ehe die Tür hinter ihm zufiel. Erstaunt ließ er seine blauen Augen über das gesamte Bad wandern, stieß einen leisen Pfiff ausstieß. Er glaubte einen Moment ihn zwischen den Wänden und der hohen Decke widerhallen zu hören, doch vielleicht spiele seine Imagination ihm auch einfach einen kleinen Streich. So viel Luxus war beinahe schon schmerzhaft für den schmalen Leib, wie konnte Julie hier nicht tagtäglich regelrecht schwindelig vor den zahlreichen Eindrücken werden?! Vielleicht hatten seine Augen sich auch schon daran gewöhnt? Vielleicht war es auch nur er, der Gossen junge, der es niemals so weit schaffen würde, er wüsste nicht einmal wo er anfangen sollte um wenigsten seine Wohnung zu besitzen, sie sich selbst zu erarbeiten, ohne, dass andere Menschen ihm jedes Mal unter die Arme griffen.
Langsam entledigte der Größere sich seiner alten ungewaschenen Kleidung, betrachtete die ausgewaschenen Stelle seines Oberteils, der Jeans, die mittlerweile nur aus Löchern zu bestehen schien, ehe er sich langsam in die große und geräumige Dusche wagte, das Wasser anstellend.
Es war erstaunlich, selbst das Wasser schein hier so viel besser zu sein, so…weicher und angenehmer, keine plötzliche Umstellung von heiß auf eiskalt und umgekehrt und selbst das Duschgel schien so viel besser zu riechen als alles, was er jemals verwendet hatte. Blake war eigentlich niemand, der sich alles schenken ließ und oft genug war sein Kopf auch stur genug um jegliche Hilfeleistungen, selbst wenn die von besten Freunden war, anzunehmen, doch wenigstens dieses eine Mal wollte er das Duschen so lange in die Länge ziehen, wie es ihm nur möglich war, das heiße Wasser über seine tätowierten, vernarbten und mit Blutergüssen verzierten Körper prasseln über die dunklen Haare, während Julian wahrscheinlich mit seinem Freund über ihn sprach.

Wenn etwas anstrengend war, dann waren es Konferenzen, die zwei Tage über andauerten. Charles konnte nicht einmal irgendeinen seiner Leute hierher schicken, ganz davon abgesehen, dass er keiner der Typen war, der andere seine Arbeit machen ließen, er hatte schon immer alles selbst erledigt, immerhin war dies sein Betrieb und er trug die volle Verantwortung für alles, was abgeschossen, gesagt oder gar unterschrieben wurde. Diesmal schienen sich die meisten jedoch nicht untereinander verstehen zu können. Er hatte nicht viel mit der Politik am Hut, zumindest nicht direkt und dennoch dominierte es einen Teil seines Geschäfts, sodass er sich der ganzen Sache zwischen politischen Entscheidungen und seinem Beitrag im Form von schweren und gefährlichen Waffen nicht entziehen konnte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit die Branche zu wechseln, solange sich die Möglichkeit bot- der Dunkelhaarige war noch jung genug, der Jüngste zwischen all den anderen Vertretern, die sich mit ihm in einem großen Raum versammelt hatten und alle ihre Argumente preisgaben. Umso glücklicher war er, als er den stickigen Raum endlich verlassen konnte um sich wenigstens vor dem Abendessen noch etwas Ruhe zu gönnen. Es war schon praktisch gewesen alles in das New York Palace zu legen, sodass er nicht noch zusätzlich von einem Ort zum Nächsten fahren musste, nein, eigentlich brauchte Charles nur in den Aufzug zu steigen um mit einigen anderen hinauf zu seiner Suite zu fahren. Wenigstens waren viele bereits vor ihm ausgestiegen, nicht jeder hier hatte einen hohen Lebensstandard und dabei hatte Charles bereits keine der großen Suites genommen, immerhin war er alleine und brauchte keinen unsinnigen Luxus wie einen Flügel, den ohnehin niemand spielen würde. Ihm wurde das mal beigebracht, in seiner Kindheit, schade nur, dass er es danach nie wieder weitergelernt hatte, sein Augenmerk auf andere, wichtigere Dinge gelegt hatte als sich mit der Musik zu beschäftigen.
Langsam stolzierte der Geschäftsmann aus dem Aufzug hinaus, als sich die Türen aufschoben und er sich auf dem Weg zu seinem Zimmer machen konnte. In einer Stunde müsste er wieder die alten Gesichter sehen, einige Leute von der Regierung, seine Konkurrenz…ach, es waren einfach zu viele Menschen, die alle kaum von Belang waren, ohnehin schweiften seine Gedanken oft genug ab, spätestens dann, wenn er auf seine Armbanduhr starrte, dabei immer wieder an seinen Freund denkend, den er vor dieser Langeweile bewahren wollte. Dabei war hätte er wahrscheinlich viel Spaß hier gehabt, sie hatten sogar eine Eislaufbahn und New York schien selbst nach den Feiertagen immer noch zu strahlen und glänzen und vor allem auch zu schneien.
Seufzend schwang er die Tür zu seiner Suite auf, die im nächsten Moment ins Schloss fiel, sich auf den Sessel niederlassend, während seine langen Finger die müden Augen rieben. Charles wollte noch mit Julian reden, ehe er sich wieder der Meute stellen musste- klar, sie würden sich morgen wieder sehen, doch hieß es nicht, dass er sich nicht bereits jetzt nach dem Jüngeren sehen sollte, sodass er ohne großartig zu überlegen seinen Laptop vom Nachttisch zu sich zog, geduldig darauf wartend, dass sich alle Programme geöffnet hatten, auch wenn es eine Weile dauerte, bis der Blondschopf ähnliches im Kopf hatte und wenige Minuten später das hübsche Gesicht, das sich auf der anderen Seite des Landes befand, groß auf seinem Bildschirm erschien. Seine schmalen Lippen formten ein sanftes Lächeln, während er all die kleinen Sorgen und seinen Ärgernis beiseiteschob, sich stattdessen auf seinen Freund konzentrierend. „Hallo, Julian.“, erwiderte seine Stimme dunkel, ihn einen Moment lang schweigend betrachtend. „Ich hoffe, dein Tag war angenehm?“, fragte er ihn anschließend, geduldig darauf wartend, dass der Andere begann ihm von seinem Tag zu erzählen. Charles erkannte, dass der Norweger ihm etwas mitteilen wollte, alleine schon die leichte Anspannung in seinem Gesicht, doch vielleicht hatte es auch rein gar nichts mit ihm zu tun gehabt oder vielleicht interpretierte er zu viel hinein, waren seine Augen doch müde und sein Urteilsvermögen seit heute Morgen sehr eingeschränkt, doch ehe er noch etwas erwidern oder gar den Kleinen auffordern konnte, ihm zu berichten, ob zu Hause denn wirklich alles in Ordnung war, erblickten seine Augen etwas ganz Anderes im Hintergrund, etwas, was er sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Wie angewurzelt starrte er auf die Gestalt hinter dem Lockenkopf, bedeckt mit einem Handtuch, das locker um seine Hüften lag, während er so, als wäre nichts dabei an seinem Freund vorbeischlenderte, ihm kurz durch die Locken fuhr. Seine Worte konnte er nicht verstehen, wahrscheinlich waren sie laut und deutlich, doch seine Ohren wollten einfach nichts hören, abgesehen vom Rauschen seines Blutes, das gerade heftig durch seine Venen schoss. Für einen Moment wurde ihm übel, schwindelig, alles Mögliche ging durch seinen Kopf durch. War das etwa das, was Julian tut, wenn er nicht daheim war? War er doch zu alt? Ein alter Narr?
Nein, er würde ihm so etwas nicht antun, wieso sollte, sie hatten so viel durchgemacht, er liebte ihn doch!
Jennifer hatte ihn auch geliebt, doch…nein, nein, er wollte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, er wollte nicht länger über diesen fremden, nackten Mann nachdenken und doch war er da und nichts, nichts schien noch einen Sinn zu ergeben, zumindest nicht für ihn. Unfähig etwas zu sagen starrten seine Augen lediglich auf das Gesicht des Norwegers, er konnte nicht einmal Wut verspüren, es war viel mehr als das, was ihm gerade einen bekannten unangenehmen Schmerz bereitete, dass es seinen Körper für einen Augenblick gelähmt zu haben schien. „Ich..verstehe. Entschuldige mich, Julian, ich werde zum Abendessen erwartet.“, schnell hatte er das Fenster mit dem Gesicht des Jüngeren weggeklickt, klappte den Laptop anschließend einfach herunter. Was sollte er ihm morgen sagen und vor allem, was hatte Julian ihm zu sagen? War das vielleicht das Ende? Hatte er endlich einen besseren Freund gefunden, jemanden, der nicht so ein schrecklicher Mensch war wie der Unternehmer?

Blake schlenderte auf den Klamottenhaufen, auf den Julian kurz gedeutet hatte. Offenbar schien er sich mit seinem Freund gerade auszutauschen, sodass er sie nicht weiter stören wollte, zog sich stattdessen schnell die Kleidung des Jüngeren an, die ihm sogar besser passte als angenommen. „Sag ihm, dass ich keine großen Umstände bereite oder so und dass ich weg bin, sobald er wieder zu Hause ist, damit ihr eure Ruhe habt. Nicht, dass er mich für irgendeinen Mietnomaden hält oder so.“, rief er seinem Ex- Freund entgegen, während seine Finger über das noch nasse Haar fuhren. Seine Augen suchten das hübsche Gesicht des Kleineren, während sich ein leichtes, zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen zierte, was jedoch im nächsten Moment verschwand. Der Blondschopf schien entrüstet und hätte der Stricher wenigstens ein bisschen zugehört, wüsste er vielleicht sogar weswegen, stattdessen blickte er ihn nur ahnungslos an, langsam zu ihm hinübertrottend. „Ehm…ist alles okay? Dumme Frage, offenbar nicht. Will dein Freund nicht, dass ich hier bleibe? Also, es ist okay, wenn er das nicht will, ich nehme nur schnell meinen Rucksack und meine alten Klamotten und dann bin ich aus der Tür, wirklich!“, etwas hilflos schielten die blauen Augen zu seinem besten Freund hinüber. Hatte er es etwa so schlimm verpackt, war er doch abgeneigt von einem Ex- Freund, der noch dazu ein schmutziger Stricher und ein Gossenkind war? Und…konnte es ihm jemand überhaupt verübeln?!

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mo Feb 03, 2014 3:34 pm

Immer, wenn er Charles sah, packte Julian sofort der unbändige Wunsch, ihm alles über seinen Tag zu erzählen, immerhin hätte er das auch getan, wenn der Ältere heute ganz normal von der Arbeit zurückgekommen wäre. Der Ältere hatte leider selten irgendwelche lustigen Geschichten zu erzählen, doch Julian bemühte sich, an allem, was man ihm so erzählte Interesse zu zeigen, auch, wenn er oft nicht viel davon verstand. Heute allerdings schien Charles nicht besonders viel zu erzählen zu haben. Das glattrasierte Gesicht wirkte müde und abgekämpft. Der Lockenkopf selbst wäre vermutlich nach einem ganzen Tag langweiliger Konferenz einfach in sein Bett gefallen und hätte geschlafen. Der Bildschirm wurde hauptsächlich von Charles´ Gesicht eingenommen, im Hintergrund war ein teures Hotelzimmer mit opulenten Möbeln nur zu erahnen. Gestern schon hatte sein Freund ihm ein wenig von seiner Suite gezeigt, und Julian hatte sofort beschlossen, dass sie dieses Hotel irgendwann mal zusammen besuchen müssten.
Da er immer noch ein wenig unsicher war, wie Charles die Sache mit Blake aufnehmen würde –in der Vergangenheit hatte er sich ja schon ungehalten gezeigt, wenn er Freunde „einfach so“ herbrachte-, weshalb er das Ganze langsam angehen wollte und ihm zuerst von seinem Tag erzählte, bevor er in Blake gerannt war. Julian war so in seine bunten Schilderungen vertieft, dass er das leise Tapsen von nackten Füßen auf dem Parkettboden gar nicht wahrnahm. Welches Bild ein halbnackter Kerl in seinem Alter abgeben könnte, der durch die Wohnung lief, während Charles nicht da war hatte Julian nicht bedacht. Aber wenn er ehrlich war hätte er auch gar nicht mit Misstrauen gerechnet. Von einem Moment auf den nächsten wurde der Blick des Älteren leer und abwesend, und die grauen Augen ließen ihren Fokus unmerklich leicht von dem sommersprossigen Gesicht des Norwegers abweichen.
„Das ist Blake, ich wollte dir gerade erzählen, dass ich ihn heute völlig zufällig getroffen habe. Er ist ein guter Freund, der ein wenig Hilfe- Hörst du mir überhaupt noch zu?“
Charles wirkte nicht so, als wenn er eines seiner Worte bewusst aufgenommen hatte und im nächsten Moment entschuldigte er sich mit einigen gemurmelten Worten und der Bildschirm wurde schwarz. Der Lockenkopf hatte ihm nicht einmal mehr „Guten Appetit“ wünschen können. Was sollte das? Dachte Charles etwa, er hätte seine erste längere Abwesenheit genutzt, um ihm sofort fremdzugehen? Und dass er auch noch so dumm wäre, seinen Lover dann vor der Webcam herumtanzen zu lassen? Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet und er konnte nicht anders als tatenlos auf den Bildschirm zu starren, als ob er darauf warten würde, dass Charles doch noch einmal wieder anrufen würde, aber das Programm gab ihm deutlich zu verstehen, dass sein Gesprächspartner den Laptop anscheinend heruntergefahren hatte. Blakes Worte brauchten eine Weile, bis sie zu ihm durchgekommen waren und es fühlte sich an, als wenn er aus einem schlechten Traum aufwachen würde. Im ersten Moment hatte er Schuld verspürt. War es denn so falsch und unfair von ihm, seinem Ex-Freund helfen zu wollen? Doch bei dessen besorgten Worten stieg stattdessen Zorn in ihm auf.
„Nein, du bleibst hier, das ist okay“, schnaufte er aggressiver als er beabsichtigt hatte und stand ruckartig von seinem Stuhl auf. Julian fühlte sich hilflos, und nachdem er nervös auf seiner Unterlippe gekaut hatte griff er nach seinem Handy, um Charles anzurufen. Minutenlang ließ er es klingeln, bis schließlich die Mailbox dran ging. Als er es nach fünf Minuten erneut versuchte, wurde er einfach weggedrückt. Julian drückte die Zähne knirschend aufeinander. Das Misstrauen, das Charles anscheinend gegen ihn hegte, tat ihm weh. Wieso benahm er sich so kindisch? Er hatte ihn die Situation nicht einmal erklären lassen und jetzt vermied er ihn. Er wusste doch um seine Angst nach der Sache mit Jennifer. Der Gedanke entfachte die Wut in ihm. Wie konnte Charles denken, dass er sich wie diese dumme Ziege aufführen würde?!
„Er hat mich einfach weggedrückt“, zischte er ungläubig vor sich hin, als Blake ihn nach seiner plötzlichen schlechten Laune befragte. Es kostete den Norweger einige tiefe Atemzüge und eine heiße Tasse Tee, um sich wenigstens wieder so weit zu beruhigen, dass er ein guter Gastgeber sein konnte. Er kannte Blake gut genug, um zu wissen, dass er ungefragt gehen würde, wenn er das Gefühl hatte zu viele Probleme zu bereiten. Und Julian wollte, dass er blieb. Nur weil Charles sich aufführte wie ein eifersüchtiger Idiot musste sein Freund keine Nacht auf der Straße verbringen.
„Mach dir keine Gedanken, du bleibst hier und ich klär das morgen mit Charles. Wir können Fernsehen schauen oder so“, schlug er vor, um den Fokus ein wenig von seiner Wut abzulenken. Er wusste, dass sie beide eigentlich viel zu bereden hatten, wo sie sich doch so lange nicht mehr gesehen hatten, doch Julian war momentan nicht nach reden. Im Fernsehen lief irgendeine banale Gameshow, die sie sich ansehen konnten. Dem Norweger war irgendwie nicht nach Lachen zumute, und je später der Abend wurde, desto miserabler fühlte er sich. So war es kein Wunder, dass er irgendwann nur noch mit dem Kopf in Blakes Schoß dalag und die Mattscheibe mit halbgeschlossenen Augen fixierte, während sein Freund ihm wie früher sanft durch die blonden Locken fuhr. War das schon Betrug? Nein, Charles musste sich nicht wundern, dass er Trost suchte, wenn er sich so gemein aufführte. Er fühlte sich Blake immer noch unglaublich nahe, das musste der Norweger zugeben, doch so lange Charles in dieser Welt war brauchte er sich keine Sorgen darum machen, wer die eigentliche Nummer Eins des Künstlers war. Doch anscheinend war ihm das nicht bewusst.
Es war noch vor Mitternacht, als sie sich beide einig waren, dass sie besser ins Bett gehen sollten. Charles würde morgen gegen Mittag wieder da sein -zu mindestens hoffte er, dass sein Freund noch wiederkommen würde-, und dann musste der Künstler wach genug sein, um sich ihm zu stellen. Ein großer Teil in ihm hätte Blake am liebsten mit in ihr großes Bett genommen, einfach, weil er es nicht mehr gewohnt war, allein zu schlafen und er gerne die Wärme eines anderen Körpers neben sich gehabt hätte, um ruhiger schlafen zu können. Es war nun mal seine Art, Nähe zu suchen, ohne, dass dahinter direkt ein Hintergedanke stand, doch Julian wollte es nicht darauf ankommen lassen, sodass er Blake lieber in das Gästezimmer verfrachtete, das im oberen Stockwerk lag. Sie benutzten die Räumlichkeiten oben auf der Galerie sowieso viel zu selten. Julian hatte allerdings vor, den großen Raum mit den komplett verglasten Außenwänden als Atelier zu benutzen und sein altes Schlafzimmer zu räumen. Vielleicht konnte man dort den Whirpool unterbringen, den er sich nach ihrem Ausflug auf dem Boot gewünscht hatte.
So sehr der Lockenkopf es auch versuchte, solche Gedanken konnten ihn kaum von der Angst ablenken, dass Charles ihm nicht mehr vertrauen konnte, oder dass er tatsächlich morgen gar nicht zurückkam. Er konnte ihn doch nicht einfach ignorieren und ihm nicht einmal die Möglichkeit geben, dieses Missverständnis aufzuklären! Seine Emotionen wechselten ständig. Mal war er unglaublich wütend auf Charles, dann fühlte er sich wieder schlecht und hinterfragte, ob er nicht wirklich falsch gehandelt hatte und im nächsten Moment war er einfach wieder todtraurig. Das Gedankenspiel und das leere Bett hielten ihn die ganze Nacht wach. Ohne jemanden neben sich wirkte das Bett so unnötig riesig und Julian hatte sich in der Mitte eingerollt. Erst in den frühen Morgenstunden schlief er mit Tränen auf dem Gesicht ein. Als er wenige Zeit später wach wurde, war er müde und zornig. Es fiel ihm nicht leicht, das vor Blake zu verbergen, während sie über ihrem Frühstück hockten. Normalerweise frühstückte der Blondschopf nicht viel und heute stand ihm eigentlich noch weniger der Sinn danach, doch trotzdem hatte er frische Brötchen und Croissant bestellt und ein wahres Buffet auffahren lassen, sodass er sich nur noch mehr ärgerte, dass er kaum etwas herunterschlucken konnte.
Charles kam früher wieder, als er angenommen hatte. Das leise Geräusch des Aufzuges kündigte ihn an. Seine Schritte schienen einen Moment vor der Tür des Apartments zu verharren, länger als nötig, und Julian verschränkte unwohl die Arme vor der Brust, während er sich an die Lehne der hellen Couch anlehnte. Der Gedanke bei Charles mit Jennifer gleich gesetzt zu werden hatte sich wie Gift in seinem Inneren festgesetzt und ließ sein sommersprossiges Gesicht wenig freundlich wirken, als der Geschäftsmann schließlich durch die Tür trat. Mehr als einmal hatte Julian heute Morgen schon versucht ihn zu erreichen, jedoch immer mit dem gleichen Ergebnis wie gestern.
„Du bist nicht ans Telefon gegangen“, entgegnete er ihm zur Begrüßung.
„Ich hab versucht dich zu erreichen, damit ich dir erklären kann, dass es sich um ein Missverständnis handelt, aber du hast mich ja nicht gelassen.“
Blake saß auf der Couch, jedoch hatte er sich erhoben und kurz den Raum verlassen, als Charles aufgetaucht war. Julian ließ den Geschäftsmann kaum zu Wort kommen.
„Blake kam aus der Dusche, nicht aus meinem Bett! Vertraust du mir wirklich so wenig? Du denkst, ich bin wie Jennifer, oder?“, stieß er hervor, und die Wut in seiner zitternden Stimme wurde schnell von verletzter Traurigkeit überspült. Er war einige Schritte auf Charles zugegangen, aber das war alles an Nähe, was er ihm zugestehen wollte.
„Ich hab so oft Schmerzen auf mich genommen, nur, um mit dir zusammen sein zu können. Schmerzen, an denen DU nicht unschuldig warst! Und trotzdem glaubst du, ich würde dich bei der erstbesten Gelegenheit hintergehen. Und dann führst du dich auf wie ein trotziges Kind und lässt mich nicht mal erklären! Was hast du überhaupt für eine Meinung von mir?!“
Er hatte ihm Dinge vorgeworfen, die er eigentlich nicht unbedingt so meinte, aber die Wut hatte ihn übermannt, und bei dem Ausdruck in Charles´ Gesicht war er auch nicht bereit, sie wieder zurückzunehmen.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mi Feb 05, 2014 10:52 pm

Der restliche Abend verlief langsam, qualvoll, so qualvoll, dass er sich irgendwann früher von der mittlerweile angeheiterten Runde entschuldigen musste um anschließend sich in seiner Suite einzusperren. Seine Gedanken waren erfüllt mit Schmerz und Wut und Verständnislosigkeit gegenüber dem, was die grauen Augen wenige Stunden zuvor erblicken mussten. Es war doch absurd, kein Mensch würde irgendeine Affäre so offensichtlich hinter sich herumtanzen sehen aber vielleicht hielt sein Freund ihn für so närrisch, dass er glaubte ihm etwas anderes auftischen können, vielleicht war es aber auch nicht geplant gewesen, dass dieser Kerl auf einmal auftauchte. Charles wollte wirklich diese schrecklichen Gedanken verbannen, wollte sich irgendwie dazu durchringen die entgangen und teilweise unterdrückten Anrufe zu erwidern und die Sache mit Julian auszudiskutieren, doch ihm fehlte weder die Kraft noch schien er soweit überhaupt denken zu können- alles, was irgendeine logische Erklärung ihm hätte liefern können, wurde einfach verbannt, verbarrikadiert mit der Angst und dem ansteigenden Misstrauen, das ihn aufzufressen schien. Sollte sich alles wiederholen? Vielleicht war es wirklich besser, wenn man nur noch sich selbst vertraute, doch der Dunkelhaarige wusste ganz genau wie sein Leben aussah, wenn er es alleine verbringen musste, er kannte jeden Funken, der durch die innere Leere erloschen werden würde, jede Hoffnung, die fortgewischt wäre, doch schien das hier auch nicht besser, wenn nicht sogar schlimmer zu sein.
Nicht einmal eine Dusche konnte seinen Kopf klar gekommen, an Schlaf wollte er gar nicht erst denken, viel zu oft kreisten die Bilder vor seinem inneren Auge herum, ließen die Wut nur noch stärker anschwellen. Vielleicht war all das, was durch seinen Kopf ging, unfair dem Norweger gegenüber, vielleicht hatte er sich wieder in ein altes Schema zurückgeworfen, doch selbst wenn es ihm jemand gesagt hätte, wären seine Ohren taub, sein Verstand geschützt durch hohe Mauern, die keine anderen Worte durchdringen lassen würden, selbst wenn ihm bewusst war, dass er es vielleicht sogar bereuen würde, dass er zu vorschnelle Schlüsse zog, sich selbst davon abhielt auch nur ein Auge zu schließen, stattdessen mit ruhelosen Augen die Decke über ihm anstarrte. Das Bett erschien so kalt und leer und einsam, als ob etwas bzw. jemand fehlen. Der Unternehmer hatte sich so sehr daran gewöhnt, ihn jede Nacht in den Armen halten zu können, dass jeder Schlaf ohnehin kein richtiger gewesen zu sein schien, doch er wusste nicht, ob er jetzt seine Nähe hätte ertragen können, der bloße Gedanke seine blasse Haut mit den Fingerspitzen berühren zu können, löste ein unangenehmes Brennen in seiner Brust aus, das er nicht verstehen konnte.
Charles wusste nicht wie lange er die Nacht wachgelegen hatte, die Stunden schienen nur schleppend zu vergehen und jedes Mal, wenn seine Augen auf das elektronische Ziffernblatt des Weckers starrte, waren es nur weitere wenige Minuten, die verstrichen waren. So ging es lange genug weiter, bis ihm irgendwann die erschöpften Lider zufielen und er in einen unruhigen, mit Träumen gefüllten Schlaf fiel. Er konnte sich nicht einmal mehr an die vereinzelten Bilder erinnern, daran, was in seinem Kopf vor sich ging, als er sich unruhig in den fremden Federn des Hotelbetts wälzte, doch sie waren unangenehm genug, dass der Geschäftsmann froh war, als das Sonnenlicht ihn langsam aber sicher weckte. Es waren ermüdende und anstrengende Tage in New York gewesen und keiner erschien so unangenehm wie der heutige Morgen, der an jeder Kraftreserve in seinen Knochen zu nagen schien, dass es beinahe schon qualvoll war sich vom Bett zu erheben. Ein Blick in den Spiegel reichte ihm aus um zu wissen, dass er genauso aussah wie er sich fühlte- unausgeschlafen und schrecklicher denn je. Seine blassen Finger fuhren sich über das rabenschwarze Haar, das kurz auf seinem Kopf lag. Schreckliche Nächte schienen nicht einmal ihnen gutzutun geschweige denn seinem Verstand. Charles hatte auf unnötige Banalitäten verzichtet, hatte das große Hotel ohne Frühstück oder Small Talk mit den anderen Teilnehmern des vergangenen Meetings. Er wollte nach Hause, wollte das Penthouse sehen, wollte in seinem Privatjet sitzen, auch wenn ein Teil sich mehr als nur davor sträubte zurück nach San Francisco zu fliegen, sich der Diskussion mit seinem Freund zu stellen. Alleine der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu, dass er glaubte nicht mehr gut atmen zu können. So sehr er einem anbahnenden Streit auch ausweichen wollte, wollte er ihn auch ebenso schnell hinter sich bringen. Sollte es überhaupt zu einem Streit kommen. Der Ältere wusste immer noch nicht, ob Julian es sich nicht vielleicht anders überlegt hatte, vielleicht hatte er tatsächlich jemanden gefunden, der ihm mehr geben konnte, etwas, was er ihm niemals geben könnte, was kein Geld der Welt kaufen könnte?! Vielleicht war ihre Beziehung wirklich nur etwas Kurzes, so etwas konnte immerhin niemand erahnen und vorhersehen und egal wie viele Hoffnungen der Geschäftsmann sich auch aufgebaut hatte, hieß es noch lange nicht, dass sie allesamt in Erfüllung gehen. Diese Unsicherheit bereitete ihm Übelkeit und schlechte Laune, er hasste es, dass er so über den Lockenkopf dachte, doch noch mehr hasste er sich selbst für seine kurzfristige Naivität, nach all den Problemen, die die beiden durchgemacht hatten. Ja, sie hatten genügend durchgemacht und nicht selten wurde einer von ihnen verletzt. Der unangenehme Schmerz in seiner Brust war immer noch präsent, da, wo sich das Blei hineingefressen und eine Narbe hinterlassen hatte. Und jetzt sollte es irgendein dahergelaufener Typ kaputt machen?! Egal wie oft Charles versuchte auf andere Gedanken zu kommen, sich nicht weiter in Zweifel und Angst hineinzustürzen- er tat es dennoch und irgendwann war er viel zu tief drin in dieser dunklen, modrigen Höhle, aus der er nicht mehr rauszukommen schien, egal wie oft er auch Ablenkung in den wenigen Stunden suchte, die er oben in der Luft verbrachte. In Kalifornien war es früher, zwei Stunden um genau zu sein, und wahrscheinlich hatte niemand seine frühe Heimkehr so schnell erwartet, abgesehen von Benjamin natürlich, der ihm jedoch auf die knappen Fragen über Julian und den anderen Besucher nicht viel antworten konnte. Vielleicht war er selbst nicht dagewesen, vielleicht hatte er sie jedoch auch nicht gesehen und Charles wollte sich ungerne die Mühe machen, jeden Angestellten anzubrüllen und auszufragen wer es zugelassen hatte, dass ein Fremder sein Zuhause betrat. Abgesehen davon war es nicht mehr nur sein Zuhause, das wusste jeder von ihnen, sodass es wohl auch keiner hinterfragt hatte, dass der Norweger fremde Leute mit sich schleppte. Was spielte es auch für eine Rolle, es war zu spät und der Geschäftsmann musste sich dieser Tatsache wohl oder übel stellen. Und dennoch konnte er nicht anders als zähneknirschend an seinen anderen Arbeitern vorbeizugehen, die ihn übertrieben höflich begrüßten, jedoch nichts Weiteres als eiskaltes Schweigen als Gegenleistung bekamen. Der Dunkelhaarige versuchte seinen Knoten im Magen irgendwie zu verdrängen, das schreckliche Gefühl, das sein Inneres einzuengen schien. Wollte er wirklich in das hübsche Gesicht des Blondschopfes blicken? Wollte er ihn jetzt sehen und wollte er sich der eventuellen Wahrheit stellen, die sich hinter den automatischen Türen seines Aufzuges befanden, hinter der großen Tür zu seiner Wohnung? Vielleicht hätte er sich Zeit lassen sollen. Doch war es nicht egal? Immerhin war er hier und Julian hinter diesen kleinen Barrieren, die es zu überwinden galt. Und er würde ganz sicher nicht jetzt kehrt machen, nur weil ein Teil von ihm beinahe schon panische Angst vor dem hatte, was ihn erwarten könnte. Er war geplagt von Wut und Schmerz und Unwissenheit und dem Glauben, dass sich sein Leben gerade wiederholen würde, dass er einen Punkt erreicht hatte, wo es ihm missgönnt war, seine Zweifel zu vergessen und blind zu vertrauen. Charles hielt einen Moment lang inne, fischte das Handy aus seiner Hosentasche, nur um zu sehen, dass der Jüngere abermals versucht hatte vor gar nicht allzu langer Zeit ihn anzurufen, doch selbst wenn er gewollt hätte mit ihm zu reden, war er viel zu sehr mit seinen plagenden Gedanken beschäftigt, dass das Klingen nicht zu ihm durchdrang. Er wusste, dass der Andere nicht reuevoll auf ihn warten würde, vielleicht war er wütend, vielleicht verärgert, vielleicht sogar wütender als er selbst aber vielleicht würde er auch auf ganz andere Emotionslagen treffen, welche, die vielleicht sogar noch tiefer ins Fleisch schnitten!? Der Unternehmer holte tief Luft ehe seine gliedrigen Fingern die Türklinke umfassten und er langsam das Penthouse betrat, seinen kleinen Koffer einfach in der Ecke hatte stehen lassen, während die grauen Augen das Gesicht seines Freundes ersuchten. Er war auf der Couch, doch etwas ganz anderes hatte sich in sein Blickfeld geschlichen, etwas, was seine Miene nur noch stärker verdüsterte. Er starrte den dürren Jungen beinahe abschätzig an, konnte sehen wie dieser versuchte in der Couchgarnitur zu verschwinden als sich ihre Augen trafen. Besser wäre es für ihn…wenn er einfach verschwand. „E- Entschuldigt mich bitte…“, stieß seine Stimme mit einem Hauch an Unsicherheit aus, als er sich schlagartig erhob und an dem Unternehmer vorbeihuschte. Er starrte dem Fremdling noch hinterher, ehe die Worte des Jüngeren zu ihm durchdrangen und seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Wie ich sehe ist dein kleiner Freund immer noch hier.“, erwiderte er stattdessen, ohne auf Julian einzugehen. Vielleicht wäre er die Sache anders angegangen, ruhiger, vielleicht sogar bedachter und nachdenklicher, doch als er dieses jugendliche Gesicht des Tätowierten gesehen hatte, diese schlaksigen Beine und dieser betroffene Blick, so, als ob es ihm wirklich alles Leid täte, war es mit jeder Nachdenklichkeit aus gewesen. Wut breitete sich in ihm aus, nahm jede Faser seines Körpers ein, unkontrollierbar und schäumend wie schlagende Wellen, die wild gegen Klippenmauern schlugen und tobten. Und die Worte des Anderen machten es kaum besser. Alleine schon, dass er diese Person erwähnen musste, machte ihn nur noch zorniger, als er es sich gewünscht hätte.
„Du machst es mir aber auch nicht gerade einfach so etwas nicht zu denken! Was glaubst du soll ich denn denken, wenn sich irgendein halbnackter Fremder hinter dir präsentiert! Weißt du, ich habe noch nie einen Freund hierher zum Duschen eingeladen. Hat er keine eigene Dusche? Kaum bin ich aus dem Haus, scheint hier immer irgendwer zu sein, erst dieser komische Hippie, jetzt der hier! Wie würde es dir denn gefallen, hätte ich jetzt einige halbnackte Männer rumtanzen, hm?“, er konnte spüren wie das Blut in seinem Inneren zu Kochen schien, in seinem Kopf brodelte es während die Stimme vor Zorn anschwoll. Trotzig verschränkte der Unternehmer ebenfalls die Arme vor der Brust, musterte das Gesicht des Norwegers. „Nicht jeder kann blauäugig durch die Welt rennen und alles nur von der tollen Sache betrachten, Julian! Ich weiß nicht einmal woher du diese Ideen hernimmst irgendwelche Streuner bei dir aufzunehmen und mir dann zu erklären, dass es irgendwelche Freunde sind, Freunde, dessen Existenz mir nicht einmal bewusst ist! Wenn ich eifersüchtig oder misstrauisch diesem Kerl gegenüber bin, dann wohl nur, weil du mir wichtig bist und nicht, weil ich denke, dass du wie Jennifer bist. Denkst du überhaupt über deine Worte nach?!“, doch im nächsten Moment wurde ihm ganz gewusst, dass Julian wohl über das, was er sagte, nachdachte, nur in einer Richtung, die einen stechenden Schmerz in seiner Brust auslöste, der sich schnell, wie Eis, in seinem Inneren auszubreiten schien. Für einen Moment starrte seine grauen Augen den Künstler stumm an, den Mund halbgeöffnet, ehe er seine Augenbrauen erneut zusammenzog. So war es also. Wie konnte Charles je glauben, dass er ihm verziehen hatte?! Offenbar schien er doch so blauäugig gewesen zu sein, genau so, wie er nicht sein wollte. Sein Magen zog sich zusammen und er wusste für einen kurzen Augenblick nicht, was er sagen sollte. Vergaß Julian hierbei, dass der Dunkelhaarige so viel für ihn auf sich genommen hatte, dass er alles getan hatte, damit er glücklich war, ja, dass er sogar irgendwelche Kugeln seinen Körper für ihn durchlöchern hatte lassen und das nicht nur einmal?! Schnaubend Trat der Ältere einen Stritt zur Seite, starrte den Kleineren wutentbrannt an. „Wenn ich dir so viel Leid zufüge….warum willst du überhaupt mit mir zusammen sein?! Du verstehst mich nicht. Denkst du bist alleine, der viel aufs Spiel gesetzt hat, der viel geleistet hat, während ich nur dagesessen habe und nichts tat? Glaubst du, ich denke schlecht über dich oder werfe dir ständig etwas vor?! Du kennst mich, du solltest wissen, dass ich Probleme mit fremden Menschen habe, besonders dann, wenn sie hier sind während ich auf der anderen Seite der Staaten bin. Ich sorge mich und habe Angst, dass das Einzige, was eine Bedeutung haben scheint, irgendwann nicht mehr da ist und das bist du, Julian. Aber offenbar scheint es dir unglaublich egal zu sein, wie ich mich fühlte, stattdessen geht es um deine Gefühle und deine Freunde. Weißt du…bring diesen Freund weg, ich möchte ihn nicht hier haben, nicht jetzt.“, Charles wollte am liebsten fluchen, doch wollte er das Niveau noch nicht so weit sinken lassen, stattdessen rauschte er an seinem Freund vorbei, stampfte zur Bar, nach irgendetwas suchend, was ihm einen Moment lang Ruhe gab, während die Wut alles in ihm zerstört zu haben schien. Julian hatte es geschafft, er hatte es nicht nur geschafft ihn noch zorniger zu machen, nein, jetzut musste er sich auch noch mit den fest sitzenden Schuldgefühlen herumschlagen, damit, was er dem Norweger angetan hatte, etwas, was er niemals hätte rückgängig machen können. Der Blonde wusste, wie sehr es ihn beschäftigte und auf ewig beschäftigen würde und dennoch, dennoch hatte er es ihm vorgeworfen, als wollte er ihn verletzen! Und alleine dieses Gefühl machte ihn nur noch zorniger, dass er beinahe die Glasflasche in seiner Hand zum zerspringen gebracht hätte, hätte er mehr Kraft in den Muskeln. Er wollte nicht, dass dieser Streit ausartete, er wollte gar keinen Streit, doch schien es nun zu spät für alles zu sein, für jede Entschuldigung und all die Worte, die er über die Lippen gebracht hatte und die den Raum mit einer schweren Luft erfüllten, die ihm Kopfschmerzen bereitete. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er den Jungen sehen, wie er mit einem Rucksack bewaffnet an der Treppe stehen blieb. Sein Gesicht hatte einen leichten Rotschimmer. „Es tut mir wirklich leid, dass ich solche Umstände bereitet habe. Ich….ich bin kein Fick oder so, ich…es wäre besser gewesen, wenn ich die Nacht nicht hier verbracht hätte, wirklich, verzeiht. Ich…ich sollte jetzt gehen, Julian.“, er beobachtete den Dunkelhaarigen, wie er mit eiligen Schritten zur Tür eilte, konnte nicht anders als ein zufriedenes, wenn auch kurzes Lächeln zu lächeln und ihm zuzustimmen. „Dein Freund hat recht, er sollte wirklich gehen.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Do Feb 06, 2014 12:01 am

Er brauchte dem Älteren nur in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass dies ein schreckliches Ende nehmen würde. Er konnte die Wut in den grauen Augen sehen, eine ebenso schlecht verlaufene Nacht wie seine eigenen. Bei keinem von ihnen beiden zeigte sich der Wille, auch nur einen Zentimeter zurück zu rücken. Bereits jetzt hatte sich ein dicker Kloß in seiner Kehle gebildet und sein Herz pochte flatternd gegen seinen Brustkorb. Er hatte sich noch nie wirklich mit Charles gestritten, nicht so heftig. Beim letzten Mal, nach der Sache mit Chris, da war er reuig gewesen, denn damals hatte Charles vielleicht sogar das Recht dazu gehabt, wütend auf ihn zu sein. Aber nicht heute, nachdem er sich verhalten hatte wie ein kleines Kind.
„Ich dachte eigentlich, du würdest mir genug vertrauen, um nicht gleich das Schlechteste von mir zu denken. Aber anscheinend habe ich dir schon genug Gründe gegeben, um mich für einen hinterhältigen Betrüger zu halten!“
Seine Stimme zitterte viel mehr, als er wollte. Nichts hätte er lieber getan, als diesen Streit einfach zu vergessen, aber über den Punkt, so zu tun als wäre nichts gewesen, waren sie längst hinweg, und Julian wusste, dass er es durchstehen musste, egal, was der Ausgang sein mochte. Und je mehr von Charles´ giftigen Worten zu ihm durchdrangen, desto größer wurde die Angst, dass diese ganze Sache völlig aus dem Ruder laufen würde. Bei den Worten über Blake konnte er einfach nicht anders, als die Arme fassungslos sinken zu lassen.
„Denkst du wirklich, ich würde irgendwelche Penner von der Straße aufsammeln? Blake war jahrelang meine einzige Familie, und er hat keine Wohnung, weil er nicht so großes Glück hatte wie ich. Er war über ein halbes Jahr lang spurlos verschwunden. Tut mir leid, dass ich nicht so ein distanzierter Klotz bin wie du!“
Er schrie fast, aber es war schwer, seine immer stärker bröckelnde Stimme zurückzuhalten.
„Ich bin wie ich bin. Ich dachte, du magst meine Blauäugigkeit wenigstens ein Stück“, krächzte er. Dieses Mal hatten Charles´ Worte ihn mehr verletzt als er zugeben wollte. Stärker als je zuvor bekam er ihren Altersunterschied zu spüren und wie unterschiedlich sie sich eigentlich waren. Julian kam sich vor wie ein kleines, schwaches Kind. Eher aus einem unterbewussten Gefühl als aus wirklicher Angst heraus war er wieder ein Stück von Charles zurückgetreten. Für einen Moment war er tatsächlich ins Straucheln geraten, aber es brauchte nur ein paar hasserfüllte Anschuldigungen, um das Blut in ihm wieder zum Kochen zu bringen.
„Wenn du irgendwelche Kerle hier herumlaufen hättest, würde ich dich zumindestens erst einmal erklären lassen. Ich hab so oft versucht dich anzurufen, aber du warst einfach nicht DA!“
Zu sehen, wie sich die Gesichtszüge seines Gegenübers verhärteten und erstarrten war beinahe schon eine richtige Genugtuung, ein kleiner, unglaublich gemeiner Triumph, und Julian hasste sich dafür, dass er so empfand. Er war sich im Klaren darüber, dass er vollkommen unter die Gürtellinie gegangen war. Immerhin hatte er selbst in der Vergangenheit oft genug betont, dass er es Charles nicht vorwarf. Aber stimmte das denn wirklich? Konnte er so einfach darüber hinwegsehen, dass nur eine scheinbare Farce der Freundlichkeit Charles von Edward unterschieden hatte? Wenn er die Worte hörte, die dunkel und kalt über die Lippen des Unternehmers krochen, war er sich gar nicht mehr so sicher. Sein ganzer Leib zitterte vor Wut, und es kostete ihn unglaubliche Selbstbeherrschung, um nicht in Tränen auszubrechen. Die Genugtuung würde er Charles nicht geben.
„Wieso ich mit dir zusammen sein will? Wenn ich dich jetzt so ansehe weiß ich es selbst nicht mehr“, zischte Julian ihm zornig entgegen und ballte die Hände zu Fäusten.
„Tu nicht so, als ob du hier der Märtyrer wärst! Du hast mich gekauft, genau wie Edward, und du hast mich verletzt. Bewusst. Um mir weh zu tun. Das waren damals sogar deine Worte! Du wolltest es. Und unterstell mir nicht, dass ich jemals etwas bewusst getan hätte, um dir weh zu tun. Du hast mich allein gelassen, als ich die größte Angst hatte, und wenn ich nichts gesagt hätte, dann wäre ich jetzt vielleicht immer noch dein kleines, bezahltes Spielzeug!“
Julian hatte diese Worte vielleicht immer schon einmal loswerden wollen, tief in sich drin, aber bis jetzt hatte er nie die Möglichkeit oder gar die Notwendigkeit dazu gesehen. Jetzt sprudelten sie nur so aus ihm heraus.
„Tut mir wirklich außerordentlich leid, dass du für jemanden wie mich dein Ego ankratzen musstest und deinen guten Ruf opfern musstest. Für jemanden, der dich sowieso nicht versteht, und dem deine Gefühle ganz offensichtlich egal sind. Deshalb hab ich ja auch nur zwanzig Mal versucht dich anzurufen. Aber du warst ja zu beschäftigt damit, dich wie ein Kleinkind aufzuführen.“
Die blauen Augen folgten dem größeren Körper, während er zur Bar hinüberging und seine dummen Forderungen stellte. Wollte er jetzt wirklich trinken? Konnte er nur so viel Menschenverstand von ihm erwarten, dass er sich lieber betrank, als das alles vernünftig mit ihm zu regeln? Er hatte dieses Misstrauen nicht verdient, diese Bitterkeit und diesen Zorn. Wenn Charles sich die Zeit genommen hätte, um ihm zuzuhören, dann hätte er vielleicht verstanden, wie wichtig Blake war. Dass er jemanden in so einer argen Situation nicht einfach sitzen lassen konnte. Das war nicht Julian. Das war nicht er.
„Du bist derjenige, der nichts versteht. Du hast dein ganzes Geld, wie könntest du verstehen, wie es ist auf der Straße zu leben und jeden Tag von seinem Zuhälter verprügelt zu werden? Oder von einem Kunden? Wenn du mich hättest erklären lassen wüsstest du, wie sehr „dieser Freund“ die Hilfe nötig hat. Aber die Welt, aus der ich komme, ist für jemanden wie dich sowieso nicht gut genug. Wundert mich, dass ich dir so lange gut genug war.“
Mittlerweile hatte das Zittern seinen ganzen Körper befallen und Julian hatte sich beinahe die Unterlippe blutig gebissen. Ihm war schwindelig und am liebsten hätte er sich gesetzt, aber jedes bisschen Schwäche erschien ihm unangebracht. Wieso musste er sich vor seinem eigenen Freund fühlen wie ein Tier, was in die Ecke gedrängt wurde? Charles hatte tatsächlich eine Flasche Alkohol aus der Bar geholt, und Julian wollte nicht hier sein, wenn der Unternehmer sich damit betrunken hatte. Er konnte sich nur zu gut an das letzte Mal erinnern. Er hatte nicht gewollt, dass Blake das alles mitbekam, aber vermutlich hatte man ihre aufgehitzten Stimmen bis oben gehört. Erstarrt richtete er den Blick auf seinen Ex-Freund und für einen Moment erweichten sich seine Züge und nahmen etwas Trauriges an.
„Du musst nicht-„
Aber anscheinend musste er doch. Charles´ gehässiges Lächeln war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit einer Welle aus Zorn und Verzweiflung warf der Lockenkopf sich auf dem Absatz herum und stürmte ins Schlafzimmer, in Rekordzeit eine Hand voll Kleidung in seinen Rucksack stopfend, bevor er sein Skizzenbuch vom Nachttisch fischte und mit Tränen in den Augen zurück ins Wohnzimmer rauschte.
„Du willst, dass ich ihn wegbringe? Kannst du haben! Ich bring ihn zu Grayce, und dann bleibe ich mit ihm da. Ich ertrage es nicht, mit dir in einer Wohnung zu schlafen.“
Er hasste sich für die Tränen, die unkontrolliert über seine Wangen rannen und seine Stimme brüchig und schrill werden ließen.
„Wir sollten von hier verschwinden, bevor er anfängt zu trinken. Ich erinnere mich noch zu gut an das letzte Mal“, presste er zornig hervor und für den Bruchteil einer Sekunde zuckten seine Augen zum Kamin. Heute loderte kein Feuer darin. Er wusste nicht, ob Charles seinen Blick bemerkt hatte.
Zu gehen fühlte sich merkwürdig an und Julian rechnete damit, dass seine weichen Knie jeden Moment unter ihm nachgeben müssten. Wie immer, wenn er außer sich war, hatte ihn ein heftiger Schluckauf gepackt. Blake war so schnell wie er konnte aus der Wohnung geeilt, doch Julian verharrte noch für einen Sekundenbruchteil vor der Tür.
„Du wirst mir vermutlich unterstellen, dass ich gleich als erstes mit Blake UND Grayce in die Kiste springe, aber wenn du aufgehört hast, dich wie ein boshafter Fünfjähriger aufzuführen, kannst du ja mal darüber nachdenken, wie sehr du dich wirklich um mich sorgst. Ich habe dir eigentlich genug Gelegenheiten gegeben, mich nicht für Jennifer zu halten, aber anscheinend bin ich in deinen Augen nicht mehr wert, also….“
Seine Stimme brach und erst nach einigen kurzen Schluchzern fand er erneut die Luft, um weiterzusprechen. Hilflos zuckte er mit den Schultern.
„Also überlass ich dich lieber wieder dir selbst. Ich geh dahin zurück, wo ich hingehöre.“
Seine letzten Worte waren kaum mehr als ein Wispern, doch das feste Zuschlagen der Tür sollte Charles wohl verdeutlichen, was er angerichtet hatte. Ohne ein Wort zu sagen stürmte er die Treppe hinunter, den Aufzug ignorierend. Er musste irgendwie die furchtbare Angespanntheit loswerden, auch, wenn Laufen gerade ein wahres Hindernis wurde. Sein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub, und durch die Tränen hindurch konnte er kaum etwas sehen. Er wollte laufen, rennen, fort von hier, fort von Charles und seinen Anschuldigungen. Seinem Misstrauen und seiner Boshaftigkeit. In der Halle stürmte er an allen wortlos vorbei, an allen außer Benjamin, der ihn besorgt an der Schulter packen wollte. Wie vom Blitz getroffen zuckte der Lockenkopf herum.
„Wag es nicht mich wie beim letzten Mal zurück zu bringen!“, schrie er den armen Chauffeur an, der eigentlich gar nichts angerichtet hatte. Grayce´ Wohnung war weit von hier, aber Julian würde die Strecke lieber auf den Knien kriechen anstatt sich einen Wagen von Charles zu nehmen. Blake hatte nichts gesagt, die ganze Zeit nicht. Oder vielleicht doch, und er hatte es einfach nur nicht hören wollen. Weit kam der Lockenkopf nicht, ein paar Ecken weiter sackte er in einer schattigen Seitenstraße auf die Knie und fing bitterlich zu weinen an.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Do Feb 06, 2014 1:45 am

Wenn ihn jemand vorgewarnt hätte, dass es noch schmutziger werden konnte, hätte er vielleicht einen Gang zurückgeschraubt, doch wem machte er hier was vor- er würde wahrscheinlich nur noch schneller die Sache vor eine stabile Mauer fahren. So fest, dass die Reste nicht einmal zusammengeflickt werden würden. Charles hatte die Flasche abgestellt, starrte seinen Freund stattdessen mit fassungslosen Augen an. Hatte er das wirklich gerade zu ihm gesagt? Dachte er wirklich so über ihn und hasste er ihn wirklich so sehr, dass er ihn nun mit Edward verglich?! Edward, das Schreckgespenst, das ihn viel zu lange heimgesucht hatte, selbst jetzt, wo er tot war, fühlte er immer noch seine Präsens, stets, wenn er alleine war, in Gedanken und in Sorge darüber, dass er Julian irgendwie oder an irgendwen verlieren konnte. Es war ein unerträglicher Gedanke und ein noch unerträglicheres Gefühl, das ab und an sein Herz befiel. Doch nun fühlte es sich regelrecht so an, als ob der Blondschopf mit bloßen Händen sein Überbleibsel von Herz herausgerissen und auf den Boden geschmissen hatte. Die nächsten Worte fühlten sich nur wie schreckliche Tritte an, auf die der Dunkelhaarige nicht viel zu erwidern wusste. Doch er würde sich nicht geschlagen geben, nicht so. „Edward?! Ist das ein Ernst- ich soll wie Edward sein?! Nun, ich wüsste nicht, wo sich in meiner Privatsammlung irgendwelche Filme befinden, wo ich….nein, natürlich geht es hier um mein Ego oder irgendeinen Ruf, den ich zu verteidigen habe und das Geld hat man mir auch in die Wiege gelegt, ich hab es an Kindertagen gefressen! Wage es nicht zu behaupten ich hätte keine Ahnung wie es ist, wenn man mit nichts beginnt!“, spie der Ältere zornig heraus, warnend seinen Zeigefinger hebend. Vielleicht mochte er nicht wie Julian ein Waise gewesen sein, doch machte es seine Mutter nicht gleich zur Familie. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie wenig er doch über sein Leben Bescheid wusste, wie wenig er überhaupt wusste und wie viel er sich einbildete. Glaubte er etwa, dass er ihn so geringschätzig behandelte, glaubte er wirklich, dass er ihn als einen Straßenjungen degradiert hatte und ihm nicht mehr zuschrieb?! Hatte er ihm nicht oft gesagt, dass er so viel mehr war, so wichtiger?! Er liebte ihn, verdammt nochmal und stattdessen bekam er Anklagen zu hören, Anklagen, die tatsächlicher schmerzvoller waren als jede Wunde, die man ihm je zugefügt hatte. Schlimmer noch als das, was er je durchgemacht hatte mit Jennifer. Und das nur, weil er den Norweger mehr liebte als diese Hexe, weil er ihn so sehr in sein Leben involviert hatte, dass jeder anklagende Akt schmerzvoller denn je erschien. Er hatte bewusst Edward nicht mehr weiter erwähnt, wollte es nicht ausführen, alleine der Gedanke an diesen Menschen löste schreckliche Übelkeit in ihm hervor und ihm reichte das Chaos bereits aus, das seinen Körper befallen zu haben schien. Noch nie war er so zornig auf den Lockenkopf gewesen, noch nie fühlten sich die Blicke der strahlend blauen Augen so giftig an, dass es sich so anfühlte, als würde seine Haut brennen, als würde sie langsam von den Knochen gelöst werden.
„Oh, es wundert mich eher, wie lange du es mit mir ausgehalten hast. Offenbar scheine ich mich weder für dich, noch für das Milieu zu interessieren, wo du herkommst…oh und anscheinend scheiße ich Geld!“, und er hatte doch das Niveau angenommen, doch das war ihm ab diesem Punkt egal, so unglaublich egal, dass er nicht einmal mehr darüber nachdachte, was vor sich ging oder welche Worte aus seinem Mund kamen. Er fühlte sich verletzt und er konnte wohl kaum erwarten, dass der Kleinere ihn verstand, wo er doch selbst kaum Verständnis für den Künstler aufbringen konnte. Wie konnte er nur so naiv gewesen sein, wie konnten beide nur so stark durch die rosarote Brille sehen, wo jetzt bewusst wurde, dass das vielleicht so etwas wie der Schlussstrich ihrer beinahe schon unrealistischen Beziehung war. Wie sollte es auch gut laufen, wenn es doch bereits vom Tag an, als sie sich kennengelernt hatten, nicht gut lief. War der Blondschopf damals nicht eigentlich auf sein Angebot hin freiwillig zu ihm gekommen? Er hatte ihn nicht gekauft und ganz sicher nicht gegen seinen Willen. Doch Charles konnte und wollte nicht über diese Zeit nachdenken, es fühlte sich alles so fern an, als wären Jahre seit dieser Zeit vergangen und der Unternehmer hatte sehr gehofft, dass er sich in der Zwischenzeit zum Besseren geändert hatte, doch schien sein Freund immer noch den Mann zu sehen, der verbittert war, der sich nicht um Menschen scherte und der nicht fähig war zu lieben, geschweige denn sich zu entschuldigen. Was sollte nur aus den beiden werden? Und sollte es wirklich durch irgendeinen Jungen, irgendeinen besten Freund, von dem er nicht einmal Bescheid wusste, zerstört werden. War nicht Grayce seine beste Freundin?! Es spielte ohnehin keine große Rolle mehr, es war zu spät sich über solche Dinge Gedanken zu machen, zu spät um etwas zu hinterfragen und zu spät um etwas einzusehen. Der Geschäftsmann konnte nicht anders als diesem Blake einen letzten, hasserfüllten Blick zu schenken, ehe er erneut seine Arme vor der Brust verschränkte als weitere, giftige Worte, die der Norweger über seine Lippen brachte, seine Ohren erreichten. „Ach, so läuft es also…wieso machst du nicht weiter damit und zählst mehr Gründe auf, warum ich so ein großes Arschloch bin und wahrscheinlich niemanden verdiene, weil ich ihnen nichts Gutes bringe anstatt zu gehen?!“, zischte er ihm entgegen, versuchte den Schmerz, den sowohl die Worte als auch der Blick hervorgerufen hatten, zu verbergen. Schwäche zu zeigen war das Letzte, was ihm jetzt in den Sinn kam, egal wie sehr es in seinem Herzen wehzutun schien. Doch Julian wollte nicht bleiben. „Jetzt führst du dich wie ein Kleinkind auf- wo willst du hin?“, mit eiligen Schritten lief er dem Kleineren hinterher, öffnete die Tür, kurz nachdem sie so laut zugeknallt wurde. „Das war’s also? Du verlässt mich?“, rief er dem Lockenkopf laut hinterher, doch schien er seine Worte gar nicht mehr gehört zu haben. Eine Weile lang verharrte der Ältere an der Türschwelle, knirschte laut mit dem Zähnen, ehe mit einem lauten, zornigen Stöhnen die Tür hinter sich zuknallte. Das war’s…Julian war gegangen, hatte ihn verlassen. Mit Blake. Mit einem Schlag fühlte sich alles so leer und einsam an, so leer wie sein Inneres. Er hatte tatsächlich sein Herz herausgerissen, sodass sich die Stelle nun mit einer endlosen Schwärze füllte.
Es fühlte sich noch unecht an, das Wissen, dass sein Freund ihn soeben verlassen hatte, dass er ihn alleine ließ, so alleine, wie er stets gewesen war. War dies so etwas wie sein Schicksal? Einige Menschen waren bestimmt etwas zu sein, Charles war bestimmt alleine zu sterben und vielleicht war es auch besser für die beiden, vielleicht waren sie zu verschieden und vielleicht hatte er den Kleineren viel zu sehr verletzt, als dass sie je eine anständige Beziehung hätten aufbauen können, ganz gleich wie oft er auch versucht hätte die Welt auf den Kopf zu stellen, den Mond näher für ihn heranzuholen und die Sonne zum Erlöschen gebracht…vielleicht hatte er die Sonne ja gerade erloschen, mit all seiner Wut, die im Bauch brodelte, so sehr, dass es schmerze. Mit langsamen Schritten wandte er sich wieder seiner Bar zu, das Gesicht leergefegt von all dem emotionalen Chaos, der ihn gerade noch eingenommen zu haben schien, betrachtete mit den grauen Augen die hervorgeholte Flasche. Seine langen Finger umfassten den Flaschenhals, er hielt die Flasche mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hoch, beobachtete das Sonnenlicht dabei, wie es sich im Glas reflektierte ehe der Zorn erneut hervorkroch und er mit all seiner Kraft den Alkohol gegen die Wand schlug, dabei zusah wie es in einzelne Scherben zersprang, wie die Flüssigkeit sich auf dem Boden verteilte. Er wollte schreien, er wollte weinen und etwas schlagen, doch er konnte nicht, egal wie sehr er es auch versucht hatte, nichts schien zu funktionieren, nicht einmal den Frust in Alkohol zu ertränken oder das Hervorkramen der versteckten Zigarettenschachteln konnten die Leere in ihm füllen, konnten ihm wieder irgendein Gefühl geben, was er in diesem Moment brauchte. Er war so müde, so müde, dass seine Beine ihn nicht mehr halten wollten, ihn auf die Couch sinken ließen, das Gesicht zwischen seinen Händen versteckt. Es war vorbei, er hatte versagt und das, was er niemals verlieren wollte, soeben verloren. Und er wusste, dass Julian keinen Grund hatte, zu ihm zurückzukehren, er hätte es zumindest nicht getan, wäre er in der Position des Norwegers. Er hätte sich selbst alleine gelassen, sich selbst überlassen und seiner eigenen kleinen persönlichen Hölle, die in seinem Kopf aufloderte und ihn langsam aber sicher mit den tänzelnd heißen Flammen zu verzehren schien.


Wenn es etwas gab, was Blake wirklich an sich hasste, dann war es das Talent für Ärger zu sorgen. Wenn er gewusst hätte, dass Julians Freund so drauf war, hätte er niemals eingewilligt hier zu übernachten, geschweige denn generell mit seinem besten Freund mitzukommen. Er hatte alles gehört, alles, was der Schwarzhaarige gesagt hatte und was der Blondschopf erwiderte, kauerte auf der Treppe herum und hatte die beiden betroffen belauscht und sich im nächsten Moment noch schuldiger gefühlt als ohnehin. Eigentlich wollte der Stricher nur schnell seinen Rucksack schnappen und abhauen, doch nun war er hier länger geblieben als sonst und belauschte ein Paar bei einem Streit, den er ausgelöst hatte. Es lief ihm kalt den Rücken runter als er unfreiwillig mitbekam wie Charles und Julie sich offenbar kennengelernt zu haben schien und war auf der anderen Seite ein wenig froh, dass er den Kleineren nicht mehr über diese Sache ausfragen musste. Aber es wunderte ihn wirklich warum sie dann noch zusammen waren- Blake würde sich niemals einem Freier so sehr hingeben und schon keinem, der ihn gekauft hatte. Die kleinen Narben des scharfen Messers, das Shane stets bei sich getragen hatte, saßen tief genug um sich noch einmal daran zu erinnern, warum Freier widerliche Wesen waren. Doch er wollte dem Typen nichts vorwerfen, vielleicht steckte mehr in ihm als Misstrauen und Zweifel und, nun ja, den Hang zu Strichern. Vielleicht wäre das alles auch gar nicht hochgekommen hätte er seinen knochigen Arsch nicht in das Leben des Norwegers geschoben. Gott, wie sehr er sich doch hasste. Besser wäre es, wenn ihn sein Freier niedergestochen hätte oder so. Doch so schlecht er sich auch fühlte, es fühlte sich noch mieser an, als der Andere so schlecht über ihn zu sprechen schien. Wusste er gar nicht wer er war, hatte der Lockenkopf nie ein Wort über ihn verloren?! Nun ja, warum sollte er auch über einen dämlichen Ex- Freund sprechen, einem schmutzigen Stricher ohne Schulabschluss, der schäbiger denn je zu leben schien.
Doch das alles spielte absolut keine Rolle mehr, er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was er alles falsch gemacht zu haben schien, wollte eher eine Stütze und Hilfe für den aufgelösten Blondschopf sein, der ihn mehr brauchte als je zuvor. Seine hellblauen Augen blickten den Angestellte entschuldigend an als er so gemein angezischt wurde, wahrscheinlich machte er sich nur Sorgen und seine warmen, braunen Augen schienen ebendieses auszustrahlen, als sie kurze Blicke austauschten, ehe die beiden Gestalten das Gebäude verließen und zu Fuß zu Grayce‘ Wohnung schlenderten. Unruhig kaute der Ältere auf seiner Unterlippe herum. Grayce war immer eine gute Hilfe gewesen und obendrein Julians beste Freundin, sie würde ihn sicherlich besser aufmuntern als er es konnte und vielleicht das Problem lösen, was der Dunkelhaarige hervorgerufen hatte. Zumindest hoffte er es.
Unruhig wanderten die Augen immer wieder zu seinem Ex- Freund, er machte sich Sorgen und mehr noch tat ihm die ganze Sache und vor allem der Kleinere unendlich leid, dass er am liebsten die Zeit zurückgedreht hätte, sodass das alles nie passiert wäre. Blake wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort über die Lippen. Was sollte er Julie auch sagen? Schien nichts auf der Welt, was er ihm hätte mitteilen können, ihm ein besseres Gefühl geben können- er war schlecht in solchen Dingen, immer schon gewesen, doch nun erschien es sogar noch ernster zu sein als alles andere, dessen er sich in seinem Leben stellen musste. Er war ja nicht einmal gut darin den Tod seines Bruders zu verarbeiten oder den seines Haustieres! Erst, als der Gelockte plötzlich auf die Knie fiel, schien der Ältere aus seiner Starre entkommen zu sein, blieb abrupt stehen, erschrocken den Kleineren anstarrend. „Julie, bitte….nicht weinen…“, murmelte er ihm verzweifelt entgegen, ließ sich neben ihn auf den kalten Asphalt fallen, die Arme um den zitternden und schluchzenden Körper schlingend. Sanft fuhren die Finger des Tätowierten über die blonden Locken. „Es tut mir so, so, so unendlich leid, Julie, wirklich, ich wollte das alles nicht! Wir….ich bringe dich jetzt zu Grayce und…und mache dir einen Tee und dann sehen wir weiter, in Ordnung? Bitte, alles wird wieder gut…“, Blake meinte seine Worte ehrlich, auch wenn er nicht wusste in welche Richtung all dies gehen würde. Vielleicht war es ja wirklich das Ende ihrer Beziehung, vielleicht jedoch nicht, doch er wusste, dass sie es hinbekommen würden und dass er ihm bei was auch immer helfen würde und dass es besser werden würde. Natürlich konnte so ein Streit nicht direkt vergessen werden, er würde wohl kaum die Schultern zucken und weitermachen, so, als wäre nie etwas gewesen, doch jetzt auf der Straße zu verharren brachte beiden nichts, besonders nicht Julie. „Komm…ich helfe dir auf und dann nehmen wir uns ein Taxi, okay? Schau mich an, Julie..“, seine Finger umfassten das Kinn des Kleineren, blickte ihn entschlossen in die strahlend blauen Augen, ehe er ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Alles wird wieder gut.“, entgegnete er ein weiteres Mal, half dem schmalen Körper dabei sich wieder zu erheben, ehe er darauf wartete, dass ein leeres Taxi auf sein Winken reagierte und am Straßenrand hielt. Mit knappen Worten nannte er die Adresse der Blondine, kannte sie noch gut genug von den Tagen als er und Julian zusammen gewesen waren. Die Wohnung war nicht weit weg gewesen und dennoch brauchten sie bei dem Berufsverkehr eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, in der der Tätowierte versuchte seinen besten Freund zu beruhigen, ihm das Gefühl zu geben, dass er für ihn da war und ihn nicht alleine lassen oder gar verletzen würde, auch wenn sich mit jeder verstreichenden Minute seine Schuldgefühle nur noch stärker ausbreiteten.
Als der Wagen vor der besagten Wohnung zum Stillstand kam, kramte der Dunkelhaarige einige Scheine aus seinem Rucksack, drückte sie dem Taxifahrer wortlos entgegen. Es interessierte ihn nicht ob er zu viel Geld gegeben hatte oder nicht, er würde sich neues beschaffen, wichtig war jetzt ohnehin ein anderer Mensch, den er mit langsamen Schritten zum dritten Stock brachte, anschließend heftig gegen die Haustür klopfte. Ungeduldig wartete der Stricher darauf, dass Grayce die Tür öffnete und als der Blondschopf endlich in der Tür stand, stürmte Blake ohne große Worte in ihre Wohnung hinein, konnte noch ihren überraschten und gleichzeitig besorgten Blick erkennen. Zwei Überraschungen bekam sie heute auf jeden Fall zu sehen. „Blake?!“, stieß die kleine Frau ungläubig aus, eilte den zwei Gestalten schnell hinterher, ihn dabei beobachtend, wie er Julie auf die Couch setzte, ihm noch einmal sanft durch das Haar fuhr, ehe die langen Hände der alten Bardame ihn schnappten und viel zu fest gegen ihren Körper drückte, dass er glaubte ihre Brüste könnten ihn jeden Augenblick umbringen. „Auferstanden von den Toten, meine Güte, schau dich an, du könntest einen ganzen Schinken vertragen…aber was hast du mit meinem Cupcacke angestellt?“, ihr freudiges Lächeln schwand binnen weniger Sekunden als sie das verheulte Gesicht des Künstlers betrachtete. Betroffen kratzte Blake sich am Hinterkopf, erklärte ihr kurz was geschehen war, ehe sie ihn in die Küche scheuchte um Tee aufzusetzen, sich selbst neben dem armen Häufchen Elend setzte, ihn wortlos in ihre Arme nehmend.
„Du kannst so lange hierbleiben wie du möchtest, Schätzchen, ich bin für dich da…für euch beide, ja? Und du kannst alles raus lassen, du hast jedes Recht dazu!“, ihre braunen Augen blickten den Kleineren sanft an, während ihre perfekt lackierten Finger ihm einige Tränen vom Gesicht wischten. Sie war froh, dass Gordon heute nicht bei ihr war, sonst wäre es ein wenig knapp mit dem Platz ausgefallen, nicht, dass sie nicht gerne kuschelte, immerhin passten genug Leute in ihr großes Bett und dennoch, diese Sache war ernst und es war besser, dass sie es alleine regeln konnte, ohne, dass ein ahnungsloser süßer Kerl ihr irgendwelche Fragen stellte, für die sie nun wirklich keine Zeit hatte. „Dein Charles ist ein wirklich eifersüchtiger Idiot. Wie kann er sich überhaupt so etwas erlauben! Ich sag dir eins, ich werde ihm zeigen, was es bedeutet dich so sehr zu verletzen, der wird noch sehen wozu die Absätze meiner Heels noch gut sind. Seinen Hintern lasse ich nicht einfach so unberührt!“, keiner verletzte ihre Kleinen, er würde noch sehen, dass Liebe sehr schmerzen konnte und sie liebte ihren Julie mehr als die Kinder, die sie niemals haben würde. Und sie liebte auch Blake, dem wohl mehr als nur Unrecht getan wurde. Der Arme wurde für tot erklärt und hatte er ihn überhaupt gesehen, wie abgemagert das arme Ding war? Oooh, Charles würde das noch bereuen, dass er sich so unsensibel benommen hatte.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Fr Feb 07, 2014 11:31 am

Sein Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen, ein Schmerz, den Julian nicht vertreiben konnte, so sehr er es auch versuchte. Er wusste nicht einmal, wie er hier auf dem Boden gelandet war. Alles, was er wusste, war, dass er gerade den heftigsten Streit gehabt hatte, den er je in seinem Leben erfahren hatte. Wie sollte es jetzt weitergehen? Charles hatte so furchtbare Dinge gesagt. Dachte er wirklich, ein Leben auf der Straße als Stricher wäre vergleichbar mit seinem Aufstieg aus der Mittelklasse? Wie konnte er so arrogant sein, wie konnte er ihm so wenig vertrauen? Bei dem Gedanken an seinen Freund verkrampften sich seine Eingeweide und der Lockenkopf krümmte sich noch etwas mehr zusammen. Es war ihm egal, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden, dies war eine Großstadt, wo sich niemand so sehr um die Emotionen anderer Menschen kümmerte, vor allem nicht dann, wenn sie halb wahnsinnig vor Schmerz erschienen. Außerdem war ja Blake schon da. Ob er auf seinen besten Freund wütend sein sollte, weil seine Anwesenheit das erst alles auf den Plan gerufen hatte? Nein, Julian hatte diesen Gedanken kurz durch seinen Kopf schießen lassen und ihn dann sofort wieder beiseite gescheucht. Es änderte nichts daran, dass Charles ihm anscheinend nicht vertraute, dass er die Probleme, die ihre komplizierte Vergangenheit mit sich brachte gar nicht verstehen wollte. Sonst hätte er ihn ja erklären lassen. War ihre Beziehung jetzt zu Ende? Ein erneuter Schluchzer schüttelte seinen Körper. Was sollte er ohne Charles machen? Er war in den letzten Monaten sein Leben geworden, Julian ertrug es nicht, wieder allein zu sein mit niemandem, der ihn lieben konnte. Alles, was bleiben würde, wären Freier, die nur seinen Körper liebten. Hieß es das? Musste er nun wieder auf die Straße und anschaffen gehen, sein Traum vom Künstlersein gleich mit zerschmettert? Sein Kopf spuckte solche und noch viel schlimmere Gedankenspielereien aus, während er sich fest an Blake klammerte, der zu ihm auf den Asphalt gesunken war. Wäre er nicht da gewesen, hätte Julian es vermutlich nicht einmal bis zu Grayce geschafft. Haltlos drückte er sein Gesicht an seine Brust und versuchte, sich von seiner Stimme und seinen vorsichtigen Berührungen beruhigen zu lassen.
„…..nicht deine Schuld…“, presste er weinend zwischen einigen unruhigen Atemzügen hervor und schüttelte den Kopf. Das letzte, was er wollte, war, dass sein Freund wieder in sein übliches Muster verfiel und sich die Schuld an allem gab. Er wollte nicht, dass er erneut aus seinem Leben verschwand. War er denn wirklich so ein Betrüger und hatte Charles gar nicht so Unrecht? Was, wenn er wirklich noch etwas für seinen Ex-Freund empfand. In dem Chaos seiner Emotionen und dem sachten Kuss auf die Stirn war diese Frage kaum zu beantworten.
„Charles ist der Idiot“, stieß er hervor und spürte erneut den Zorn in sich aufsteigen. Wo auch immer sein Fehlverhalten gelegen hatte, Charles hatte sich keinen Deut besser verhalten. Die kleinen Steinchen auf dem Boden drückten unangenehm in seine Knie, und überhaupt fühlte er sich hier mittlerweile nicht mehr besonders wohl, weshalb er sich von Blake auf die zittrigen Beine helfen ließ. Sein Körper fühlte sich schwer an, als würde er nur noch aus massivem Stein bestehen. Er hätte es vermutlich nicht einmal geschafft ein Taxi zu organisieren, aber Blake war ja zum Glück nicht so völlig durch den Wind wie er. Zwar war es von hier aus nicht weit bis zu Grayce, aber der Verkehr war nicht wirklich auf ihrer Seite. Der Taxifahrer lugte hin und wieder besorgt in seinen Rückspiegel, aber Julian würde ganz sicher keinem Wildfremden erzählen, wieso er gerade so einen Zusammenbruch hatte. Lieber rückte er in die Mitte der Rückbank und lehnte sich erschöpft an Blake an. Er hätte es nicht ertragen, sich jetzt allein zu fühlen. Erst jetzt spürte er die Erschöpfung, die der Streit und die schlaflose Nacht verursacht hatten und er schloss die brennenden Augen. Für eine Weile war das unkontrollierbare Zittern und Schluchzen abgeebbt. Blakes sanfte Berührungen hatten ihm ein wenig Ruhe zurückgegeben, allerdings fühlte es sich ein wenig wie ein Schlag ins Gesicht an, als sie aus dem Taxi zurück in die wirkliche Welt traten. Der Weg zu Grayce´ Wohnung war in Jahren so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er dieses Mal nicht Blakes Hilfe gebraucht hätte. Dennoch ließ er sich von ihm von A nach B dirigieren und auf die Couch der blonden Frau drücken, die ihnen soeben verdutzt die Tür geöffnet hatte. Julian konnte ihre Aufregung nachvollziehen, vor allem, weil Blake endlich wieder aufgetaucht war. Dagegen erschien sein Streit mit Charles beinahe klein. Aber als Blake in knappen Worten schilderte, was vorgefallen war, konnte er erneut nicht an sich halten und brach in Schluchzen aus. Er zog die Knie an den Körper an und lehnte sich müde an Grayce´ Schulter. Das alles hier hatte so eine alte Vertrautheit, dass er sich umso lächerlicher vorkam, dass er gedacht hatte, dass er in Charles´ Welt irgendeinen Platz hätte.
„Ich verstehe nicht, wieso er mir nicht vertraut, ich meine, ich….Ich hab ihn doch nicht betrogen! Ich wollte doch nur Blake helfen“, schluchzte er von neuem und schniefte so laut, dass Blake, der gerade mit einer Kanne Tee wieder ins Wohnzimmer kam, ihm schnell eine Packung Taschentücher holte.
„Ich hätte alles für ihn getan, aber er hat mich nicht einmal erklären lassen! Er hat….Er ist nicht mal ans Handy gegangen!“
Erneut merkte der Lockenkopf, wie er sich in Rage redete, doch er konnte nicht anders, Schmerz und Wut saßen einfach zu tief in dem schmalen Leib. Die Worte seiner besten Freundin jedoch entlocken ihm ein leises Glucksen, das die Tränen für einen Moment unterdrückten. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie die Blondine das Penthouse stürmen würde, um Charles ordentlich die Meinung zu sagen. Vermutlich wüsste er gar nicht, was über ihn kam. Die Vorstellung gefiel ihm und er setzte sich auf, um nach dem Tee zu greifen. Als Blake sich zu ihnen auf die Couch setzte, hatte Julian schnell wieder seine Nähe und seinen Trost gesucht, während er Grayce in allen Einzelheiten schilderte, was vorgefallen war. Während er das alles Revue passieren ließ, fühlte er sich nur noch ungerechter behandelt.
„Charles hält mich wirklich für Jennifer. Dass ich genauso hinterhältig und falsch bin. Ich hab ihm beim letzten Mal doch auch direkt….Ich bin doch kein Lügner!“
Verzweifelt nahm er einen Schluck Tee, nur, um sich zu verbrennen und leise aufzufluchen. Der Zorn schien ihn für einen Moment zu überfallen und am liebsten hätte er sich irgendwo ausgetobt, aber er war kein Berserker, der Grayce´ Wohnung zerlegte.
„Ich hab mich doch so gefreut, dass Blake wieder da ist“, schniefte er und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht. Durfte er denn gar keine männlichen Freunde mit in die Wohnung bringen, ohne, dass Charles gleich dachte er würde ihn betrügen?
„Manchmal glaube ich, Charle hält mich immer noch für sein Eigentum“, stellte er bitter fest und ballte die Hände zu Fäusten. Leopold streifte um seine Beine herum, und er nahm die Gelegenheit dankbar an, seine Hände in dem dichten weißen Fell zu vergraben.
„Ich….Ich hab gesagt, dass ich bei dir bin, ist es denn auch okay, wenn ich bleibe? Wegen…naja, Gordon und so?“
Eigentlich kannte er die Antwort ja schon längst, auch, wenn die Angelegenheit sicher etwas anders stand, seit die ehemalige Erotikdarstellerin einen neuen Freund hatte. Dieses Mal war es vielleicht wirklich der richtige. Er schien jedenfalls bodenständig und nett genug zu sein, um Grayce endlich der Freund zu sein, den sie verdiente. Außerdem war er Ethans Bruder, und Julian gefiel der Gedanke, dass sie so noch enger zu einer kleinen Familie zusammenrückten. War Charles auch noch Teil dieser Familie?
„Was soll ich denn jetzt machen? Was, wenn Charles-….Wenn er nicht-....Ich will mich nicht derjenige sein, der klein beigibt!“
Julian wusste, dass er trotzig klingen musste, aber es entsprach der Wahrheit. Charles hatte mit seinem unglaublichen Misstrauen den Grundstein für diesen Streit gelegt. Wenn er selbst jetzt klein beigab, würde er sich doch nie ändern. Aber Julian wusste eines ganz genau:
„Charles entschuldigt sich nie.“
Ein hoffnungsloser Schauer rann durch seinen ganzen Körper und ließ ihn sich hilflos zusammenkauern. Er kannte den Geschäftsmann doch mittlerweile gut, gut genug, um zu wissen, wie schwer er sich mit Entschuldigungen tat. Und wenn er dann auch noch das Gefühl hatte, dass es nicht seine Schuld war. Oder noch schlimmer: vielleicht dachte er, diese Beziehung wäre mit seinem Verschwinden ein für alle Mal beendet und er versuchte es deshalb gar nicht erst. Mit einem dicken Kloß im Hals sprang Julian auf, nur, um dann kopflos auf und ab zu rennen.
„Ich hab so gemeine Sache gesagt“, gab er schluchzend zu und raufte sich die vollen Locken.
„Ich hab gesagt er wäre wie Edward.“
Der Name ließ seinen Magen noch immer flau werden und schuldbewusst starrte er zu Boden. Das Chaos in seinem Inneren wollte einfach nicht aufhören, in der einen Minute fühlte er sich schuldig, in der nächsten war er einfach nur wütend auf Charles. Hilflos blieb er in der Mitte des Raumes stehen.
„Das hat man davon, wenn man sich auf Freier einlässt.“
Sein kaltes Lachen hallte nur kurz im Wohnzimmer wieder, dann verzerrte es schon zu neuerlichem Schluchzen.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1So Feb 09, 2014 9:38 pm

Es war wohl gut, dass die beiden zu ihr gekommen waren, Grayce hätte sich gar nicht vorstellen können, wie schlecht es für ihn gewesen wäre, wäre er in ihrer Wohnung geblieben oder hätte sich irgendwo in einem Zimmer eingesperrt. Und dennoch erinnerte sie die Situation an den Tag, als der arme Julie auf derselben Couch saß und teeschlürfend und unter Tränen ihr berichtete, dass er und sein Freund Schluss gemacht hatten. Damals war es der kleine Blake, dem hinterher geweint wurde und es dauerte einige Tage und viel Eiscreme bis das strahlende Lächeln auf dem hübschen Gesicht wieder zu sehen war. Herzschmerz war schon eine schlimme Sache, doch eigentlich konnte man diesen Schmerz immer gleich lösen und die Blondine wusste genau, wovon sie sprach, schließlich war sie sonst immer diejenige gewesen, die seelischen Beistand brauchte, wenn sie sich wutschnaubend über einen ihrer Ex- Freunde aufregte und sich selbst für ihre Dummheit schlagen könnte für all die selben Fehler, die sie jedes Mal begangen hatte. Sie war kein kleines Mädchen mehr, dass anderen Kerlen hinterher weinte oder ihnen tausende Nachrichten auf die Mailbox sprach, eigentlich war sie oft diejenige, die mit diesem Typen Schluss machte und sie auf den Mond schoss. Unschön war es trotzdem jedes Mal gewesen und sie war jedes Mal froh gewesen, dass der Norweger bei ihr war und sich mit ihr jedes Mal schwor sich nie wieder einen Mann anzulachen. Aber vielleicht würde er das gar nicht mehr tun müssen, zumindest schien es momentan ganz gut mit ihr und dem hübschen Gordon zu laufen. Wer hätte auch gedacht, dass Julies Freunde solche Verwandte haben konnten und dass irgendwann mal das Glück auf ihrer Seite stand?! Sie hatte kaum Zeit gehabt sich mit dem Kleinen über ihn auszusprechen, die Tage waren zu hektisch und viel zu schnell an ihnen vorbeigezogen und jetzt war es auch alles andere als angebracht gewesen über den Dunkelhaarigen zu sprechen. Lieber lauschte sie den zornigen Worten des Blondschopfes, schüttelte hin und wieder zornig oder unverständlich ihre wilde Lockenmähne oder tätschelte sanft die Schulter ihres besten Freundes. Es war nicht fair, wie der Unternehmer auf ihm herumgeritten war, dass er sich überhaupt erlaubte das große Arschloch hängen zu lassen. Sicher, jedes Paar hatte mal einen großen Streit, wo man am besten dem anderen versuchte für eine Weile aus dem Weg zu gehen, doch die geschilderten Worte, die vielen Emotionen, die der schmale Körper gerade ausströmte, deutete zumindest darauf hin, dass es sich hier um keinen banalen Streit zu handeln schien. Ihre braunen Augen schielten hin und wieder zu Blake, der sich schuldbewusst auf die Unterlippe biss, den Blick betroffen abwandte, sobald sein Ex- Freund zu sprechen begann. Der arme Junge- war aus seinem Exil zurückgekehrt und musste sich wahrscheinlich schrecklich und schuldig wegen des ganzen Dramas zu fühlen. Ach, am liebsten hätte die ehemalige Pornodarstellerin einfach beide in den Arm genommen und so lange gedrückt, bis alle schrecklichen Gedanken und Gefühle verpufft waren, doch wenn nicht einmal eine dampfende heiße Tasse mit Tee die Gemüter besänftigen könnte, würden es ihre starken Arme vielleicht auch nicht wirklich. „Oh, Männer!“, sie rollte mit den Augen, ehe ihr Blick wissend zum Jüngeren wanderte. „Sie sagen, sie lieben dich und sobald nur einen anderen Kerl zu Haus hast, egal was für einer, ist man gleich die schlimmste Hure, die alles wegvögelt, was einen Schwanz zwischen den Beinen hat. Dein Charles sollte wohl besser wissen, wie viel er dir bedeutet!“, eifersüchtige Kerle waren immer schwierig, besonders dann, wenn sie nicht verstehen konnten, dass ihre Eifersucht lächerlich war und Mangel an Vertrauen hervorhob und der Geschäftsmann sollte das wahrscheinlich langsam einsehen. Die selbsternannte Blondine hatte den hübschen Kerl nicht allzu oft gesehen, dafür umso öfter in eine leicht unangenehme Lage gebracht, was ihr leider nicht einmal leid tat, es war nun einmal ihre Art und wenn er an Julies Leben teilhaben musste, sollte er sich lieber an die kleine Frau gewöhnen, die nicht so schnell aus dem Leben ihres Schützlings verschwinden würde, dafür gab es nicht einmal einen Grund. Sie hätte ihn gerne besser einschätzen können, hatte sie zwar irgendwann geglaubt, dass die beiden vielleicht tatsächlich nicht mehr so schnell durch irgendetwas auseinander gebracht werden könnten, so, wie er ihren Julie behandelt hatte, zumindest in den letzten Monaten, doch nun musste sie sich wohl oder übel bewusst werden, dass ihre kleine Annahme vielleicht doch nicht richtig war. Dabei glaubte sie immer gute Menschenkenntnisse zu haben!
„Ach, papperlapapp, sein Eigentum bist du ganz sicher nicht und bestimmt denkt Charles auch nicht mehr, ist aber dumm genug, dich das glauben zu lassen!“, sie winkte mit ihren perfekt lackierten Fingern ab, schüttelte kurz den Kopf, wirbelte ihre Locken dabei noch stärker umher. „Ich bitte dich, Herzchen, wann habe ich jemanden vor die Tür gesetzt? Gordons kleines Brüderchen hat zu Hause genug Platz und es ist ja nicht so, dass ich hier niemanden zu kuscheln hätte.“, ihre tiefroten Lippen formten ein herzliches Lächeln, ließ dabei die Augen abwechselnd von Blake zu Julie wandern. Wenn sie wollten, konnten sogar beide sich mit ihr ein Bett teilen, sie waren so schmal, dass sie ihren Freund nicht einmal zusammen ersetzen konnten, besonders Blake, das arme ausgemagerte Wesen. Doch jetzt war keine Zeit sich darüber zu unterhalten, besonders nicht, wenn einer von ihnen so unglaublich aufgewühlt war.
Erneut musste Grayce ihren Kopf schütteln. Sie wollte nicht, dass der arme Junge die ganze Sache noch schlimmer auszumalen begann, als sie ohnehin schon war, wollte ihn nicht hoffnungslos auf ihrer Couch sitzen lassen und wollte seinen Worten bestimmt nicht zustimmen, abgesehen davon, dass sie nicht glauben konnte, dass es jetzt vielleicht das Ende für die beiden bedeuten könnte. „Wenn er dich liebt, wird er seinen dämlichen Stolz vergessen und sich bei dir entschuldigen. Und er müsste wohl schlau genug sein um zu wissen, dass es hier keine Kleinigkeit ist über die er hinwegsehen kann, es ist sein Freund und wohl der Einzige, der ihn glücklich machen kann.“, entgegnete die Kleinere protestierend und ehrlich, erntete Bestätigung bei dem Dunkelhaarigen, der heftig mit dem Kopf nickte, obwohl er wahrscheinlich absolut keine Ahnung von Charles hatte. „Und du brauchst dir auch keine dämlichen Schuldgefühle zu machen. Du warst nicht derjenige, der sich wie ein Holzkopf benommen hat…oh, Julie.“, die Blondine erhob sich, als der Größere zu Schluchzen begann, nahm den schmalen Körper in ihre Arme, sich dabei leicht auf die Zehenspitzen stellend. Wären ihre rosa Häschen- Slipper nicht gewesen, wäre sie vielleicht wenigstens gleichgroß, doch ihr kleiner Schützling war schon lange nicht mehr klein gewesen, doch das machte ihr nichts aus, jeder um sie herum war regelrecht ein Riese. „Solche Dinge rutschen einem nun einmal im Streit aus. Du willst nicht wissen, wie viele Kerle ich schon mit irgendwelchen Serienmördern verglichen hätte, weil ich wütend war. Mach dir keinen Kopf, Herzchen und denk nicht zu viel darüber nach. Charles wird sich schnell bewusst sein, was er angerichtet hat und wenn er sich nicht meldet, werde ich zu ihm fahren und einige Klamotten für dich holen und ihm ordentlich in den Arsch treten. Ich glaube er muss ein wenig wachgerüttelt werden.“



Blake hatte keine Ahnung von diesem Typen gehabt, der nun Julians Freund war, doch noch hatte er sich nicht bei ihm gemeldet, geschweige denn war in dieser kleinen, gemütlichen Wohnung aufgekreuzt und diese Tatsache gefiel wohl keinem der Beteiligten, besonders nicht dem Norweger, doch wer konnte schon genau sagen, wie der Kleine sich gerade fühlte und was in seinem Inneren vor sich ging? Der Dunkelhaarige konnte es lediglich erahnen, doch das reichte ganz sicherlich nicht aus und dennoch versuchten er und Grayce seine Tage etwas angenehmer zu gestalten und ihn abzulenken. Den ersten Tag waren es wenigstens noch beide, die alles taten, dass er sich ein wenig besser fühlte oder wenigstens abgelenkt genug war um keine schrecklichen Gedanken an seinen Freund zu verschwenden, doch Charles schien ihm offenbar wichtiger zu sein, als er es je geahnt hätte, dass es teilweise ein Akt der Verzweiflung wurde. Die Blondine hatte sich währenddessen noch versucht um den Stricher zu kümmern, verbrachte die Nächte rauchend mit ihm in der Küche, wo sie sich anhörte, was er getrieben hatte, als er abgehauen war und erzählte ihm, was hier so abgegangen war, während er sich in irgendwelchen anderen Städten versuchte durchzubeißen. Sie schien besorgt zu sein, ihre kleinen Falten verschwanden nie so ganz, auch wenn sie selbst offenbar zufrieden mit ihrem eigenen Leben zu sein schien, doch wer würde schon an sich denken, wenn ein Teil ihrer kleinen Familie gerade alles andere als glücklich war. Blake hatte das Unausgesprochene ihr leise gebeichtet, die Schuldgefühle, die seinen Kopf vollgestopft zu haben schienen, für all das, was seinem besten Freund widerfahren war und sie schien ihn zumindest zu verstehen, auch wenn sie protestierend abwinkte und ihm versicherte, dass ihn keine Schuld traf und dass es auch an anderen Tagen mit anderen Freunden passiert worden wäre und das eigentlich nicht bedeuten sollte, dass der Blondschopf keine Freunde mehr haben durften, die zufällig auch Kerle waren. Und irgendwo hatte die ehemalige Bardame auch vollkommen Recht damit, dennoch konnte er das schlechte Gewissen einfach nicht ausstellen, auch nicht dann, wenn sie viel später ebenfalls in das Bett krochen und der Künstler seine Arme direkt wie ein Klammeräffchen um seinen Oberkörper schlang. Es war faszinierend, dass sie tatsächlich alle ins große Bett passten, und es kaum unbequem für jedermann war, abgesehen davon konnte der Dunkelhaarige sich ohnehin nicht großartig bewegen, wenn sein Ex- Freund sich so sehr an ihn ankuschelte. Die erste Nacht konnte er es verstehen, er war verzweifelt, traurig und wütend und jeder, der so ein Gefühlschaos durchstehen musste, brauchte irgendwie die Nähe eines anderen Menschen, eines Freundes und er wollte sie ihm nicht vorwegnehmen, auch wenn Grayce noch dagewesen wäre. Doch je länger sie die Zeit in der kleinen Wohnung verbrachten, desto anhänglicher schien der Jüngere zu sein, klebte jede Minute an ihm, selbst dann, wenn er gedankenverloren auf der Couch saß und Leopold hinter den Ohren kraulte. Es war nicht so, dass es unangenehm für den Tätowierten gewesen war, herrgott, es war wahrscheinlich sogar angenehmer als die riesenhaften Portionen, die er jeden Morgen zum Frühstück vertilgen musste, nur, weil die kleine, blondierte Frau glaubte, er wäre viel zu abgemagert, dass sie Angst hätte, er könnte bei einem kleinen Windstoß aus der Wohnung durch das Fenster geweht werden, dabei kam er sich gar nicht so kränklich vor, verschlang dennoch die riesigen Mischungen an Eiern, Speck und Pancakes, von denen jedes Mal reichlich da waren, sie hatte sogar Julie jedes Mal beinahe schon zornig dazu gezwungen einige hinunterzuschlucken. „Herzschmerz alleine ist schon schlimm genug, wenn du jetzt auch noch die Nahrung verweigerst, wird dein kleiner Freund hier auch nichts mehr essen und dann sterbt ihr beide und lasst mich einfach so alleine? Oh nein, du isst das, was auf dem Teller ist!“, hatte sie ermahnend erwidert, bis sie am dritten Tag zurück zu ihrem neuen Job musste. Klar, nur, weil zwei Typen auf einmal in ihrer Wohnung hausten, konnte sie nicht ihre Verpflichtungen einfach so liegen lassen. Mieten mussten bezahlt werden und von irgendwoher musste ja das üppige Essen herkommen. Einmal war ihr Freund hergekommen, er war ein netter Kerl, viel netter, als die ganzen ehemaligen Beziehungen, die die ehemalige Erotikdarstellerin vor ihm geführt hatte, doch er wollte sie nicht zusätzlich belasten, sodass er sie heute Morgen lediglich zu ihrer Arbeit fuhr. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass beide vielleicht auch ihre Mittagspause über gemeinsam verbringen würden, zumindest hatte sie für ihre Schützlinge bereits Essen gemacht, sodass sie wenigstens nicht verhungern konnten. Blake bewunderte die kleine Dame, fragte sich, wie sie das alles nur schaffen konnte, ohne verrückt zu werden, wie viel Kraft in diesem kurvigen Körper wohl steckte. Doch sobald sie weg war, desto ruhiger erschienen die Wände um sie herum. Ein Lächeln konnte der Stricher schon lange nicht mehr aus seinem besten Freund entlocken, nicht einmal dann, als er den Kater auf seinen Schoß absetzte, ihn sanft anlächelnd, ehe seine Mundwinkel wieder hinunter wanderten, er mit einem leisen, unmerklichen Seufzer sich neben dem Lockenkopf auf die Couch fallen ließ. Drei Tage waren vergangen und von Charles gab es immer noch kein Lebenszeichen. Nicht, dass er sich vielleicht irgendwie umgebracht hätte…Blake schob diesen Gedanken schnell beiseite, fuhr sich über das kurze, dunkle Haar, ehe die blauen Augen seinen Nebenmann musterten, der sich wieder an ihn gedrückt hatte. Er wollte nichts sagen, wirklich nicht, wollte Julie nicht noch weiter verletzen, doch wenn er noch weiter nach seiner Nähe suchte, dann würde es anfangen ihm unangenehm wehzutun. Sie waren seit Jahren kein Paar mehr gewesen, beste Freunde, natürlich, doch auch wenn der Kleinere einen großen Streit hinter sich gehabt hatte, war er immer noch in einer Beziehung und noch war nichts vorbei, als dass er sich jetzt alles noch mehr kaputt machte, indem er so stark an dem Älteren hing. „Julie…darf ich- darf ich dir etwas sagen, ohne dass du sauer auf mich bist?“, seine Augen huschten zum hübschen Gesicht des Anderen, während er sich sanft von seinem Klammergriff befreite, ein wenig Abstand zwischen ihnen gewinnend. Unsicher kratzte er sich am Hinterkopf, versuchte sich die Worte irgendwie zurechtzulegen, ehe sie seine Lippen verließen, doch wahrscheinlich war es egal, wie er es überbringen würde, er würde ihm wehtun und verletzen, doch wenn er nichts sagte, war es auch keine gute Sache. „Also ich…ich verstehe, dass du jetzt jemanden brauchst, der dir ein wenig Trost spendet und so und wahrscheinlich würde ich auch die Nähe von dir brauchen, aber…aber es ist nicht gut für uns.“, murmelte der Größere leise vor sich hin, betroffen auf seine Knie starrend. Er wollte gar nicht wissen, wie Julie ihn gerade anschaute, wagte sich dennoch einen Blick in sein Gesicht zu wagen und bereute es im nächsten Moment. „Wir sind kein Paar mehr und besonders jetzt könnten wieder seltsame Gefühle entstehen und deswegen bin ich nicht hergekommen- um zwischen irgendwem zu stehen. Ich liebe dich, du bist mein bester Freund…“, und so etwas wie sein neuer Bruder, ein lebendiger Bruder, der ihm ebenso viel Trost und Liebe geben konnte, wie Liam. „…aber ich habe Angst, dass etwas Ungutes passiert, verstehst du?“, vielleicht verstand er es auch nicht, vielleicht war Blake alleine mit dieser Angst. Vielleicht hätte er vorher auch mit Grayce reden müssen, hätte sie fragen können, ob er nicht vielleicht übertrieb mit seiner Auffassung, doch nun hatte er es gesagt, nun war die Katze aus dem Sack. „Es tut mir so leid…wirklich, ich…ich glaube ich schlafe die nächsten Nächte auf der Couch oder so, wenn du mich denn hier noch haben willst…“, sein Blick schielte zu seinem Rucksack. Er war immer noch gepackt gewesen, abgesehen von einigen Klamotten, die er an Julie übergeben hatte und die, die von der Gastgeberin unbedingt gewaschen werden wollten. Ansonsten war der Stricher jeden Tag bereit zu gehen, hatte sich nirgendwo so sehr einnisten wollen wie ein Parasit und er konnte verstehen, wenn sein bester Freund jetzt sauer auf ihn war, dafür, dass er sein Leben vielleicht gerade schlimmer machte und wenn er ihn nicht mehr sehen wollte, würde er gehen, würde sich eine andere Bleibe suchen, so lange, bis alles wieder gut und er wieder mit seinem Freund zusammen war.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1So Feb 09, 2014 11:33 pm

Wenn er diese Sache alleine hätte durchstehen müssen, hätte Julian nicht gewusst, wie lange er das ausgehalten hätte. Grayce und Blake hatten zwar beide Tag für Tag aufmunternde Worte für ihn, aber dennoch änderte das nichts daran, dass sein Handy stumm blieb und auch kein Charles vor der Haustür stand. Am ersten Tag hatte er noch gehofft, am zweiten wurde das mulmige Bauchgefühl jedoch immer unerträglicher. Mehrmals musste er sich selbst davon abhalten anzurufen, aber er wollte einfach nicht klein beigeben. Mittlerweile führte er eine wirkliche Hassliebe seinem Handy gegenüber. Er hätte es am liebsten unterm Bett versteckt und nicht wieder angesehen, einfach, damit ihn der Anblick nicht so sehr zermürben konnte, wenn er wieder keine Nachricht oder einen Anruf hatte, doch er hatte zu sehr Angst, dass er einen möglichen Anruf von Charles verpassen könnte. Was bedeutete es, dass er sich nicht meldete? War er genauso stur wie der Lockenkopf selbst und wartete auf einen Schritt von ihm, oder hatte er schon mit der ganzen Sache abgeschlossen? Vielleicht warf er gerade alles weg, was Julian noch in der Wohnung gelassen hatte, während er hier hockte und wartete. Auch, wenn er selten Anzeichen durchblicken ließ, dass Blake und Grayce überhaupt zu ihm durchdrangen, hätte er nicht glücklicher sein können, dass sie da waren. Ohne sie wäre das alles eine Tortur gewesen, die er kaum hätte durchstehen können. Was hätte er getan, wenn er nicht bei Grayce hätte bleiben dürfen? Natürlich, sie hatten Jahre zusammen gewohnt, weshalb es nicht unglaublich merkwürdig war, dass er plötzlich wieder hier war, aber selbstverständlich war es dennoch nicht, dass auf einmal zwei Mäuler mehr zu stopfen waren. Und gerade diese Aufgabe nahm die Blondine besonders ernst, da sie beide nicht viel mehr waren als ein dünner Ast im Wind. Julian schmeckte das Essen nicht wirklich, was ganz sicher nicht an den Kochkünsten seiner besten Freundin lag. Die Spiegeleier waren wie immer genauso, wie er sie kannte, der Speck knusprig und die Pancakes angenehm süß und dennoch musste Julian sich zwingen lassen, das alles runterzuschlingen. Er tat es hauptsächlich, damit Blake auch ordentlich aß und damit Grayce´ Mühe nicht umsonst war. Sie konnte wegen ihnen nicht ewig zuhause bleiben, sie musste wieder arbeiten und hatte auch Zeit mit ihrem neuen Freund verdient, sodass er nur froh war, dass sie sich von ihnen beiden auch nicht davon abhalten ließ. Sie hätten sich ganz sicher nur noch schrecklicher gefühlt, wenn sie sich noch stärker in ihr Privatleben gedrängt hätten.
Julian hatte sowieso begonnen, sich wieder viel stärker auf seinen besten Freund zu konzentrieren. Jetzt, wo ihm wieder richtig bewusst war, wie lange er eigentlich fort gewesen war, fiel es ihm nur noch schwerer, von ihm zu lassen. Wäre es Chris gewesen, den er in seiner Verzweiflung aufgesucht hätte, hätte er an dem Hippie vermutlich ähnlich geklebt, doch es war Blake, in dessen Shirt er nun tagtäglich herumrannte, weil seine Sachen in der Wäsche waren, und es war Blake, der nachts neben ihm saß. Es fiel dem Lockenkopf schwer, nachts einzuschlafen, und auch die beiden anderen waren manchmal noch lange nach ihm in der Küche und tauschten sich aus. Meistens gab er sich keine große Mühe auf ihre Worte zu achten und blieb einfach im Bett liegen in der Hoffnung, er würde schnell wieder in den Schlaf zurückfinden. Aber er brauchte sich nichts vorzumachen, er fühlte sich erst wieder angemessen ruhig, wenn Blake wieder zurück ins Bett kam und er sich an seine Brust drücken konnte. Er sah es nicht als Betrug an Charles, es war nicht so, dass er Blake küssen oder gar mit ihm ins Bett wollte. Die Nähe beruhigte ihn und ließ es wirklicher erscheinen, dass Blake wieder hier war. Wenn das für Charles schon ein Vertrauensbruch war, dann hatte er sich den falschen Freund ausgesucht. Generell hatte der Lockenkopf im Moment viel zu sehr das Gefühl, dass Charles seine Offenherzigkeit hassen musste nach dem, was er ihm vor drei Tagen so unwirsch an den Kopf geworfen hatte. Wieder und wieder spielten sich die Worte in seinem Kopf ab und es kam Julian unglaublich lächerlich vor, dass er sie Wort für Wort wiederholen könnte. Die Tage waren leer und nicht besonders ereignisreich, da Julian die Wohnung nicht verlassen wollte in der Hoffnung, dass Charles hier aufkreuzen könnte. Er kam sich immer dümmer für seinen Optimismus vor. Charles war vermutlich der reichste Mann in San Francisco, und vielleicht hatte er endlich festgestellt, dass ein mittelloser Stricher keine gute Partie für ihn war. Dieser Streit war wohlmöglich die beste Möglichkeit, um ihn loszuwerden. Solche Gedankengänge schienen jedes Mal ein Messer durch sein Herz zu treiben, sodass es kein Wunder war, dass sich weder seine Mundwinkel noch seine Laune hoben. Einzig Blake ließ ihn ein wenig am Leben festhalten. Ebenso wie Grayce hatte er seinen besten Freund auch ausfragen wollen, was er die ganze Zeit getrieben hatte, als er fort war, doch der andere schien es ihm nicht wirklich erzählen zu wollen, um ihn nicht noch zusätzlich zu belasten, und so gab sich Julian damit zufrieden ihm kleine Geschichten von sich zu erzählen, die möglichst wenig mit Charles zu tun hatten. Über Chris zu sprechen war in Ordnung, und sicher wollte Blake auch wissen, wen er in der Zwischenzeit sonst so kennengelernt hatte, aber gerade, als der Lockenkopf sich aufgerafft hatte, das Thema abzulenken, schien Blake ebenfalls etwas loswerden zu wollen.
Mit einem Gefühl ansteigendem Unwohlseins ließ er von seinem Ex-Freund ab und senkte besorgt die Augenbrauen. Leopold war von der Couch gesprungen und hatte es sich ganz alleine in Grayce´ bequemen Sessel gemütlich gemacht.
„Klar, wieso sollte ich sauer sein?“, fragte er mit einem drückenden Gefühl in der Magengrube. Er hatte befürchtet, dass Blake doch etwas gefunden hatte, in dem er Charles rechtgeben musste, oder dass er erneut mit Schuldzuweisungen begann, die Julian ihm bereits am ersten Tag verboten hatte, weil sie Unfug waren. Dass es in diese Richtung gehen könnte hatte er jedoch nicht erwartet. Er wusste selbst nicht, wie genau der Ausdruck auf seinem Gesicht aussah, mit dem er Blake bedachte, aber innerlich fühlte er sich irgendwie tot an. Er hätte nicht gedacht, dass Blake die Nähe zwischen ihnen so kritisch betrachtete. Er hatte einfach gehofft, dass es wie für ihn selbst nichts anderes als die Suche nach Trost war, aber anscheinend hatte Blake ganz andere Gedanken. Die Vorstellung, wie unwohl sich Blake in seiner Nähe gefühlt haben musste, drehte ihm einen Knoten in den Magen.
„Ich…Ich wusste nicht, dass du das so siehst.“
Er hasste sich selbst dafür, wie dünn seine Stimme klang, und als er kurz die hellen Augen des anderen traf, blickte er eilig beiseite. Er fühlte sich so dumm, dass er anscheinend auch noch wirklich den Eindruck erweckt hatte, dass Charles mit seinen Beschuldigungen gar nicht so falsch zu liegen hatte.
„Ich war einfach nur froh, dass du wieder da bist, und ich…..du kennst mich, ich wollte doch nur jemanden haben, der……der einfach da ist und-„
Je mehr er redete, desto dümmer kam Julie sich vor. War das wirklich der Eindruck gewesen, den er erweckt hatte? Es war nicht fair von Blake, ihm das auch noch zusätzlich aufzubürden, und der Gedanke, dass er ab heute nicht einmal mehr nachts bei ihm sein würde, war zu viel für den momentan sowieso angeschlagenen Lockenkopf.
„Wenn du schon Abstand suchen musst, dann geh bitte nicht noch weiter weg als die Couch“, presste er noch hervor, bevor er von der Couch aufsprang und das Weite suchte, damit Blake seine Tränen nicht sah. Was machte er sich schon vor. Blake hatte sie garantiert gesehen. Ohne ein weiteres Wort verschwand der Lockenkopf im Schlafzimmer. Viele Fluchtmöglichkeiten gab es in der eher kleinen Wohnung der Blondine nicht. Mit einem verzweifelten Schluchzen ließ er sich aufs Bett fallen und umklammerte eines der aufgeschüttelten Kissen mit festem Griff. Was war bloß los mit ihm, dass alle um ihn herum den Eindruck zu gewinnen schienen, dass er so hormongesteuert war? Er war doch kein Betrüger, und doch schienen sowohl Charles als auch Blake das von ihm zu glauben. Mit einem leisen Wimmern rollte er sich auf dem Bett zusammen und presste sein tränenverschmiertes Gesicht in das Kissen.
Blake hatte Wort gehalten, und nach diesem Gespräch hatte Julian auch nicht mehr den Trost in der Nähe seines Freundes gefunden, den er zuvor bekommen hatte. Grayce war erst spät von der Arbeit nach Hause gekommen, und so hatte sie sich höchstens wundern können, wieso Blake auf der Couch sein Quartier gesucht hatten. Wie ein Feigling hatte sich der Lockenkopf schlafend gestellt, damit sie ihm keine unangenehmen Fragen stellen konnte, und Blake schien es ähnlich gehandhabt zu haben, denn der Lockenkopf konnte keine Stimmen hören und schließlich kam die Blondine nur zu ihm unter die Bettdecke und zog ihn vorsichtig etwas an sich heran. Obwohl dem Lockenkopf im ersten Moment nicht nach weiterer Nähe war, konnte er seine Fassade nicht lange aufrecht halten und hatte sein verheultes Gesicht schon bald an ihre Brust gelehnt. Der größte Groll schien am nächsten Morgen verflogen zu sein, aber es fiel Julian schwer abzuschätzen, wie er sich in Blakes Nähe verhalten sollte, weshalb es ihm am sichersten erschien auf Abstand zu bleiben, auch, wenn er ihm hin und wieder verletzte Blicke zuwarf. Sobald Grayce von der Arbeit zurückgekommen war, war die Stimmung wieder etwas aufgelockert. Sie musste in ihrer Mittagspause bei ihm zuhause gewesen sein, denn sie hatte einige frische Sachen für ihn dabei, aber über Charles war kein Wort aus ihr herauszukitzeln. Vielleicht hatte sie ihn ja auch gar nicht gesehen und irgendein Arbeiter hatte ihr die Sachen nur herausgereicht. Für heute wenigstens wollte er aber noch das Shirt seines Freundes anbehalten, wo er jetzt in Zukunft schon keine Ausrede mehr dafür hatte.
Sie waren gerade dabei gewesen das Abendessen zuzubereiten, als es an der Tür klopfte. Julian ließ die Zwiebel, die er gerade geschnitten hatte nur zu gern Zwiebel sein und eilte zur Tür. Er ging davon aus, dass es Gordon war, der dort vor der Tür stand, er war der einzige regelmäßige Gast hier, und so hatte er nicht einmal durch den Türspion gelugt, bevor er die Wohnungstür aufriss – und verharrte.
Charles´ Anblick schien ihm beinahe unwirklich und er musste sich davon abhalten, die Tür direkt wieder zuzuschlagen. Der Anblick des Unternehmers erinnerte ihn viel zu sehr an das letzte Mal, wo sie in einer ähnlichen Situation gesteckt hatten. Dieses Mal war es jedoch nicht so einfach, den Zorn herunterzuschlucken. Wenn Grayce und Blake mitbekommen hatten, wer da vor der Tür stand, hatten sie genug Taktgefühl, um in der Küche zu bleiben.
„Fünf Tage? Ich hab wirklich geglaubt, dass du mich ein für alle Mal abgeschrieben hast. Oder willst du mir nur meine letzten Sachen vorbeibringen?“
Julian hätte gerne so stark und unberührt geklungen, wie er es im Kopf hatte, doch in Wirklichkeit klang seine Stimme nur verletzte und tränenschwer. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er zur Seite getreten war, sodass Charles sich in die Wohnung schieben konnte. Schnell zitterte der Lockenkopf am ganzen Leib und umklammerte mit beiden Armen seinen eigenen Oberkörper, als wenn ihm das Halt geben könnte.
„Du hast mir gefehlt…“, presste er kaum hörbar hervor und starrte direkt zu Boden statt in die wilden grauen Augen. Charles sollte es bloß nicht wagen und das als Schuldeingeständnis oder Entschuldigung interpretieren, denn das war ganz sicher das letzte, was Julian tun würde. Und wieder traten Tränen in seine Augen, verdammt, wieso war er so schwach, wieso konnte er nicht so stark sein wie Blake, oder so stolz wie Grayce? Er war nur Julian, und er war traurig und müde.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mo Feb 10, 2014 1:10 am

Die Tage und Nächte erschienen immer länger, kälter und irgendwo auch ein stückweit leerer. Eigentlich brauchte Charles nur einen Tag um zu realisieren, dass er vielleicht einen der größten Fehler gemacht hatten, dass er so dumm und unüberlegt gehandelt hatte und den einzigen Menschen vergrault hatte, dem er etwas zu bedeuten schien. Niemand, nicht einmal Benjamin konnte in irgendeiner Form zu ihm durchdringen und irgendwann hatte er ihm verboten zu ihm zu kommen, hatte jedem Menschen verboten sein Penthouse zu betreten, er hatte sogar die meiste Zeit auf das ganze Essen verzichtet, was man ihm dann vorbeibrachte, wenn er nicht zu sehen war, wenn er sich stundenlang im Büro verschanzt hatte, nachdenklich aus dem Fenster starrend. Er wusste nicht, worauf er eigentlich wartete, er wusste nicht, wieso er die Stunden einfach so verstreichen ließ, fühlte sich wieder in die Zeit zurückversetzt als er glaubte Julian bereits verloren zu haben. War er so ein herzloser Mensch gewesen, dass er sich jetzt nicht einmal aufraffen konnte ihn anzurufen? Nicht selten waren die grauen Augen zum Handy gewandert, starrten es mit einer Mischung aus Angst und Zorn an. Am liebsten hätte er es gegen die Wand geschmissen, er konnte den urteilenden Blick des Gerätes nicht ertragen, ebenso wenig wie seine gesamte Wohnung auf einmal wie ein Gefängnis zu sein schien.
Sein Bett roch immer noch nach Julian, nicht einmal die Laken wollten von ihm abzulassen und egal, wo seine Beine ihn auch hintrugen, riefen die Orte Erinnerungen auf, Erinnerungen, die er am liebsten verdrängt hätte, denn nicht jede erschien so angenehm und gut, wie er es sich am liebsten gewünscht hatte. Der Dunkelhaarige hatte sich die Worte des Kleineren nicht mehr als nur einmal durch den Kopf gehen lassen, hatte sie immer und immer wieder innerlich abgespielt, nur um weitere Alkoholflaschen an Wänden zerbrechen zu lassen. Die Scherben hatte tiefe Spuren auf seinen Fingerkuppen hinterlassen, als er sie unachtsam versuchte einzusammeln und wegzuschmeißen, doch das war ihm egal, kein Schnitt schien so tiefer zu schneiden wie die Worte seines Freundes, die immer noch unsichtbar im Raum zu schweben schienen. Er konnte nicht einmal diese Tatsachen leugnen und je länger er darüber nachdachte, desto miserabler fühlte der Unternehmer sich. Vielleicht war er kein guter Freund, vielleicht konnte er dem Lockenkopf nichts anbieten, vielleicht war seine Liebe auch nicht oder stark genug und vielleicht würde er seine Eifersucht nie unter Kontrolle bringen können. Wieso hatte er nur so große Angst verletzt zu werden, wo er es doch selbst wer, der sich unnötig zu verletzen schien!? Konnte das vielleicht auch der finale Grund gewesen sein, wieso seine Ex- Frau ihn betrogen und verlassen hatte, wieso sie sich jemand besseren gesucht hatte? Charles wusste gar nichts mehr, alles erschien wirr und sinnlos, er war gefangen in einem Gespann aus Schuldgefühlen, Angst und Unsicherheit und all das schien ihn immer stärker aufzufressen, dass er es nicht einmal mehr schaffte zu schlafen, dass er jede Stunde wach im Bett verbrachte, bis er es nicht mehr ertrug in diesem liegen zu bleiben und sich irgendwann begann nur noch von Koffein zu ernähren, jede Art von Schlaf zu vermeiden, auch wenn es meist nicht klappte. An Arbeit konnte der Geschäftsmann nicht mehr denken, er schaffte es ja nicht einmal aus der Wohnung zu gehen, wie sollte er dann auf der Arbeit auch nur eine Sache leisten?! Seine Launen wechselten stätig, manchmal fühlte er sich leer, fühlte nichts mehr, und dann kam er sich nur noch schäbiger und sinnloser vor. Oft war er kurz davor einfach das Handy zu schnappen und loszufahren, sich bei Julian tausendmal zu entschuldigen für sein Fehlverhalten, für alles, was er ihm je angetan hatte, was er je gesagt hatte, doch dann hielt ihn die Angst ab, nicht einmal sein Stolz, oh nein, sondern die tief sitzende Angst davor, dass er seine Worte gar nicht hören wollte, dass er seine Anrufe nicht entgegennehmen würde oder er vor verschlossenen Türen stehen müsste. Vielleicht war es wirklich vorbei, vielleicht waren sie doch zu unterschiedlich, stammen aus zwei Welten, die vielleicht nicht bestimmt waren zusammenzukommen. Das war kein Liebesfilm, das hier war kein Märchen, das auf einmal in Erfüllung gehen würde und selbst wenn es jemals märchenhaft geworden wäre, so hatte der Schwarzhaarige es zerstört, alles, was jemals vielleicht hätte sein können. Er wollte dem nicht glauben, doch dieser Gedanke ließ ihn nicht los, machte ihn nur noch wahnsinniger, als er ohnehin schon zu sein schien. Eigentlich hatte er nur darauf gewartet, dass er kommen würde um seine Sachen abzuholen oder einen seiner Freunde schicken würde und manchmal hatte er gehofft, dass er einfach zu ihm zurückkehren würde oder dass sein Handy plötzlich klingen würde. Doch weder am ersten noch am zweiten Tag schien etwas zu geschehen und erst nach dem dritten Tag schien sich etwas in seinem Leben aus Einsamkeit zu regen. Er hatte seine Zigaretten weggeschmissen, er wollte nicht erneut ins alte Schema verfallen und dennoch konnte er sich eine einfach nicht missgönnen, nur, um das Gefühl zu haben, dass er noch auf dieser Welt war, dass seine Lungen noch lebten, dass er noch lebte. Doch der Moment der Leere und Stille schien mit einem Schlag verflogen zu sein als das immer seltener werdende Geräusch des Aufzugs hinter der Tür erklang, welche im nächsten Moment, ohne, dass angeklopft wurde, aufflog. Er hatte kaum mitbekommen, wie er sich erhoben hatte, wie er erwartungsvoll mit großen, mit dunklen Schatten umrahmten Augen der Person entgegenblickte, ehe seine Miene sich beim Anblick der ihm allzu bekannten Blondine verfinsterte. „Wie bist du an meinem Personal durchgekommen?“, fragte er bitter, sie mit verschränkten Armen musternd. Ihr zuckersüßes Lächeln war schrecklich und er traute diesen Lippen ganz und gar nicht. „Ganz gut wie du siehst.“, stieß sie trällernd aus, ehe sie mit ihren hohen Schuhen auf ihn zu stampfte und im nächsten Moment mit ihrer Handtasche gegen ihn schlug. Erschrocken trat Charles einen Schritt zurück, doch da hatte ihn bereits mit voller Wucht die Handinnenfläche der Kleineren getroffen, so heftig, dass es im Raum widerhallte und er tatsächlich einige Schritte zur Seite stolperte. Er bekam nicht einmal die Zeit sich von der überraschenden Ohrfeige zu erholen, als die andere Wange das gleiche Schicksal erleiden musste. Ihre Worte waren laut, zornig und sprachen lediglich das aus, was er bereits gewusst hatte. Irritiert und schockiert über die Gewaltbereitschaft der Gelockten hatte er ihr schweigend zugehört, nur um erneut einige Ohrfeigen zu bekommen, die allesamt brennend schmerzende Spuren auf seiner unrasierten Haut hinterließen. „Du bist der dümmste Dummkopf unter Gottes Sonne, oh, Charles, wenn du wüsstest, wie gerne ich dich mit meinen Absätzen umbringen würde! Wage es nicht auch nur einen Ton von dir zu geben, du solltest lieber mit Julie reden! Entschuldigen solltest du dich, wenn du ihn liebst, anstatt in deiner Festung zu verharren! Wenn du jetzt aufgibst, wird keiner mehr herkommen um dich wachzuschlagen. Aber bitte, wenn du alleine sterben willst, dann mach das. Ich für meinen Teil lasse Julie ganz bestimmt nicht sein Leben verschwenden und jetzt entschuldige mich, dein Freund braucht neue Kleidung!“, wutschnaubend war sie an ihm vorbeigerauscht wie ein Hurricane und ebenso schnell eilte sie mit einer Tasche aus dem Schlafzimmer hinaus, nur um ihm zum Abschied eine letzte Ohrfeige zu verpassen und wortlos aus der Wohnung zu stürmen. Es dauerte seine Weile bis der Ältere aus seiner Schockstarre erwacht war, als ihm bewusst wurde, wer ihn gerade geschlagen hatte, als ihre lauten, zornigen und vorwurfsvollen Worte allmählich durchdrangen. Sie hatte recht, mit allem, was sie gesagt hatte, und offenbar schien die seltsame Frau ihre Beziehung noch nicht für gescheitert erklärt zu haben oder etwa doch? Nein, vielleicht wusste sie, dass der Norweger doch nicht endgültig gegangen war, dass er ihn vielleicht doch nicht verlassen wollte.
Doch wie sollte er es angehen? Reichte eine Entschuldigung wirklich aus? Reichte es aus, zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, dass es ihm leid tat?! Je länger der Unternehmer darüber nachdachte, desto lächerlicher erschien es, desto schlafloser erschien eine weitere Nacht und desto geschmackloser war das Frühstück am nächsten Morgen, das er hatte halb aufgegessen stehen gelassen. Es waren fünf Tage vergangen seit Julian gegangen war, seit der Streit entfacht war, fünf Tage zu viel, wo ihm seine Nähe mehr als nur zu fehlen schien, wo das Alleinsein begann zu schmerzen. Selbst wenn sein Gefühl ihn angelogen hatte und er sich mit dem Schicksal abfinden müsse, in Zukunft alleine zu leben, war er seinem Freund eine Entschuldigung schuldig gewesen. Er war kein guter Freund gewesen und vor allem kein guter Mensch, das war ihm bewusst und jetzt schien er es noch klarer zu erkennen und alles, was er ihm angetan hatte, war nicht fair, war verletzend und etwas, was er nicht verdient hatte und auch wenn es ihm eine schreckliche Überwindung kostete, war er aus seiner kleinen Festung geflohen, hatte das erstbeste Auto genommen. Er wusste mittlerweile wo Grayce lebte, auch wenn er selbst nie dort gewesen war, doch die Adresse reichte ihm völlig aus, er kannte diese Stadt lang und gut genug um ohne Hilfe zur Wohnung zu gelangen, doch je schneller er sich dem Wohnblock näherte, desto unwohler fühlte. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er wusste nicht einmal, ob man ihm die Türe öffnen würde, ob seine Versuche vergebens sein würden, doch nun war es zu spät um einen Rückzieher zu machen, es gab kein Zurück und das wusste der Dunkelhaarige ganz gut.
Nur langsam setzte er ein Bein vor das nächste, trottete die Treppen hinauf, ehe er vor der Haustürnummer stehen blieb, nach der seine müden grauen Augen gesucht hatten. Carles atmete einmal tief durch, hob nur zögerlich seine Hand, ehe er langsam an der Tür klopfte.
Worte konnten sein Gefühl nicht beschreiben, die Angst, die Panik und das unwohle Gefühl, dass er vielleicht zu spät gekommen war, dass er zu lange hatte auf sich warten lassen, wenn man ihn denn überhaupt erwartete. Ein Teil von ihm wollte gehen, wollte sich der Sache einfach nicht stellen, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür. Seine Augen trafen sich mit den strahlend blauen seines Gegenübers, der Anblick schmerzte, doch er konnte nicht wegschauen, nicht einmal bei den Worten des anderen. Betroffen musterte er das Gesicht des Norwegers, das er so lange nicht mehr gesehen hatte. Es erschien ihm beinahe wie eine Ewigkeit, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. „Wie du siehst habe ich kein Gepäck bei mir..“, murmelte seine Stimme leise. „Darf ich reinkommen?“, er hatte seine Geste als solche interpretiert, betrat langsam die kleine Wohnung seiner blondierten Freundin. Die Augen schauten sich kurz prüfend um, er konnte hören, wie eine Tür leise geschlossen wurde. Er hatte sich die Räumlichkeiten dieser Frau kaum anders vorstellen können, doch jetzt war nicht die Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Charles konnte spüren, wie sich sein Magen begann zusammenzuziehen, wie sich seine Kehle zusammenschnürte und er nicht wusste, wie er anfangen sollte. „Du..du mir auch..“, erwiderte er ebenso leise, traute sich jedoch nicht einen Schritt auf den Lockenkopf zuzugehen. Wahrscheinlich sah er furchtbar aus, hätte sich vielleicht wenigstens rasieren sollen, doch wem machte er hier etwas vor?! „Ich- hätte vielleicht Blumen oder so mitgenommen aber solche Dinge lenken nur ab und ich…ich wollte dich nicht ablenken oder dich irgendwie erkaufen.“, gestand der Geschäftsmann, lächelte schief, unglücklich, sodass er die Mundwinkel schnell wieder sinken ließ. Er kam sich so dumm und idiotisch vor, wahrscheinlich spielte es keine Rolle, was er sagen würde, doch er wollte es wenigstens versuchen, auch wenn er nie gedacht hätte, dass es noch schwieriger werden könnte, sobald er das Gesicht seines Freundes vor Augen hatte. „Ich..ich weiß nicht wo ich anfangen soll und du weißt dass ich, naja, dass ich…nicht gut in sowas bin aber ich- ich wollte dich nicht verletzen.“, seine Augen suchten abermals die des Blondschopfes, ihn reuevoll und verzweifelt zugleich anblickend. „Alles, was ich dir je angetan habe, was ich gesagt habe. Ich habe dir mehr Schmerz zugefügt und du hattest recht, du hattest so recht. Wie kann ich mich jemals als einen besseren Menschen betrachten, wenn ich nicht besser als…als Edward bin. Ich habe kein Recht dir zu misstrauen, ich hatte nur Angst, dass du jemand Besseren findest. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Junge besser ist als ich es je sein könnte.“, der Ältere rieb sich die müden Augen. Es war nicht einfach in irgendeiner Form die Kontrolle über sich zu haben, am liebsten hätte er sich selbst aufgegeben, er fand keinen Halt und fühlte sich so schrecklich allein gelassen, selbst jetzt, wo Julian so nah vor ihm war, dass er nur wenige Schritte auf ihn zuwagen müssen, um ihn zu berühren. Doch vielleicht würde er ihn nie wieder berühren können..
„Es tut mir leid, Julian, ich wünschte ich könnte all die Momente einfach verschwinden lassen, wo ich dir wehgetan habe. Und wenn es schon für mich nicht einfach ist, damit umzugehen, wie konntest du mir nur so lange in die Augen sehen? Ich bin ein eifersüchtiges, egoistisches Monster und du hast jedes Recht mich zu hassen. Ich wünschte nur, es wäre nicht so, ich wünschte…“, erschöpft ließ er seinen Körper auf den herumstehenden Sessel sinken, vergrub das Gesicht in seinen Händen. Die Worte gingen ihm aus, alles schien sich mit einem Schlag zu drehen und er verstand nicht woher es kam, verstand nicht, was mit ihm los war. War er so schwach geworden, dass er nicht einmal zu Ende sprechen konnte, dass ihm beinahe schon die Tränen über die Wangen liefen? „Ich wünschte du könntest mir glauben, dass ich dir vertraue…doch wahrscheinlich ist es zu spät.“, murmelte er leise in sich hinein. Er fühlte sich müde und schrecklich und er wusste, dass er nicht allzu lange hier bleiben sollte oder gar dürfte. Es war nicht seine Wohnung und er hatte kein Recht sich länger hier aufzuhalten als er sollte. „Ich wünschte einfach, dass du mir verzeihen könntest.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mo Feb 10, 2014 11:50 am

Während der letzten Tage hatte sich Julian unglaublich viele Dinge zurecht gelegt, die er Charles an den Kopf werfen wollte, falls er jemals wieder mit ihm sprechen würde, doch jetzt, wo der abgekämpft wirkende Geschäftsmann vor ihm stand, steckte ihm jede Silbe in der Kehle fest. Sein Kopf war wie leergefegt und seine Beine schienen ihn kaum noch halten zu wollen. Obwohl er wusste, dass Grayce und Blake sich in der Küche aufhielten fühlte sich das Wohnzimmer mit ihm und Charles wie ein eigenes Universum an. Wenn er seinen Freund so anblickte kam er sich töricht vor. Als hätte er jemals einfach so einen Haken hinter ihre Beziehung setzen und weitermachen können wie zuvor. Allein so vor ihm zu stehen und ihn nicht einmal anfassen zu können war eine Qual. Und da wollte er ihn den Rest seines Lebens nie wiedersehen? Bei dem Gedanken formten seine Eingeweide einen harten Klumpen. Charles sah wirklich nicht gut aus. Im ersten Moment hatte der Lockenkopf ja noch befürchtet, dass er hergekommen war, um ihm weitere Vorwürfe zu machen, dass sie schnell wieder in Streit verfallen würden, doch ehrlich gesagt wirkte er nicht so, als ob er die Kraft zum streiten hatte. Und Julian konnte von sich nur das gleiche sagen. Seine Stimme war rau vom Weinen und seine Glieder fühlten sich schwach, und bei dem Anblick seines Freundes konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass sie sich erneut hasserfüllte Dinge an den Kopf werfen könnten. Charles mit einem großen Strauß Blumen oder Pralinen vor der Tür war so absurd kitschig und erschien ihm wie aus einer romantischen Komödie entsprungen, sodass ihm die Vorstellung beinahe ein Glucksen entlockt hätte, aber so beließ er es bei einem müden Schmunzeln. Wenigstens hatte Charles ihn auch vermisst. Nicht, dass das bei seinem Anblick nicht schon offensichtlich gewesen wäre.
„Ich will auch gar keine Blumen“, erwiderte er mit einem Hauch von Trotz und biss sich auf die Unterlippe. Jetzt den Beleidigten zu mimen würde ihnen beiden nicht weiterhelfen und es war wohl auch unfair Charles gegenüber. Er selbst hatte auch Dinge gesagt, die einer Entschuldigung bedurften, auch, wenn sie erst aus Charles´ ungerechtem Verhalten hervorgegangen waren. Aber zuerst wollte er hören, was dieser zu sagen hatte. Es schien ihm so schwer zu fallen. Julian wusste ja, wie er sich mit Entschuldigungen anstellte, weshalb er umso überraschter war, dass die Worte tatsächlich so schnell über seine Lippen kamen. Immer noch mit verschränkten Armen stand er unwohl da und hörte auf die Worte, die er sich erhofft hatte, aber je mehr er weiter sprach, desto schlechter wurde sein eigenes Gewissen.
„Das mit Edward hätte ich nicht sagen dürfen“, gestand er kleinlaut und blickte beschämt zu Boden.
„Du kannst mir nicht ehrlich geglaubt haben, dass du wie er bist. Er hat so schlimme Dinge-….Du warst niemals so schlimm wie er und das hab ich dir auch schon oft genug gesagt, aber ich wollte….ich wollte dich damit einfach verletzen.“
Unsicher biss sich der Lockenkopf auf die Unterlippe, wie er es immer tat, wenn er nervös war.
„Und das tut mir wirklich leid“, gab er zu. Ein wenig Entrüstung musste er zurückhalten bei den nächsten Worten des anderen. Am besten rief er sich noch einmal in Erinnerung, dass Blake sich im Nebenraum befand. Er wollte sich nicht zu heftig gegen Charles´ Befürchtungen zur Wehr setzen und damit seinen Ex-Freund verletzen. Julian wusste, dass es gefährlich wäre, Charles jetzt zu erzählen, dass sie schon mal zusammen gewesen waren, aber er wollte nicht mehr lügen und gerade fühlte sich sein Freund vielleicht schuldig genug, um das Ganze ausgeglichen ausklingen zu lassen.
„Ich war schon mal mit Blake zusammen und es hat nicht funktioniert, also mach dir keine Sorgen. Ich würde dich nicht ersetzen. Ich hab dir so oft gesagt, dass ich nur dich will, du Dummkopf“, murmelte er betreten und trat unwohl auf der Stelle. Er hatte nicht gewollt, dass Charles sich die ganzen Tage lang wieder selbst in dem Glauben bestätigte, dass er ein schlechter Mensch war. Gut, ein kleiner Teil von ihm hatte natürlich genau das hervorrufen wollen mit seinen Worten, aber das war im Affekt gewesen und im Nachhinein fühlte sich der Lockenkopf unglaublich mies deswegen.
„Glaub mir, dass ich dich nicht belüge, wenn ich sage, dass ich vermutlich der Mensch auf der Welt bin, der dich am wenigstens als Monster betrachtet. Ich seh dich doch noch hundertmal besser als du dich selbst. Sowas tut man….sowas tut man nun mal, wenn man jemanden liebt.“
Es kostete ihn viel, sich zusammenzureißen. Wenn er Charles einfach hätte hassen können hätte es die letzten Tage durchaus schmerzfreier gemacht, aber Julian war absolut nicht imstande das zu tun. Es tat ihm weh, wie Charles sich so niedergeschlagen auf den Sessel fallen ließ und sein Gesicht vor ihm verbarg. Er schluckte schwer und wusste doch eigentlich, dass er ihm längst vergeben hatte.
„Wenn du mir vertraust, dann musst du mir das auch beweisen“, brachte er noch einen letzten Versuch hervor, sich nicht so einfach geschlagen zu geben. Was machte er sich eigentlich vor? Mit einer kurzen Handbewegung löste er die Schürze, die er sich zum Kochen um die Hüfte gebunden hatte und warf sie zur Seite über die Lehne des Sofas. Vorsichtig trat er an die sitzende Gestalt heran und legte sacht eine Hand auf seine Schulter. Im ersten Moment schien Charles gar nicht zu reagieren, und so ging der Lockenkopf vor ihm in die Hocke und griff nach seinen Handgelenken, allerdings so langsam, dass er sie jederzeit wieder hätte fort ziehen können, wenn Charles seine Nähe nicht gewollt hätte. Wer wusste schon, was in ihm gerade vorging, ob er sich nicht vielleicht doch entschlossen hatte, sauer auf Julian zu sein, der sich immerhin auch nicht gerade wie der beste Freund verhalten hatte. Zum Glück ließ er es zu, dass der Norweger seine Hände beiseite nahm und in das abgekämpfte Gesicht schaute. Er suchte unerbittlich die grauen Augen und strich schließlich zärtlich über die unrasierte Wange. Charles mit einem leichten Dreitagebart zu sehen war immer ein Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Die Frage ist eher, wie ich das nicht könnte…“, wisperte er leise und legte seine Hände auf die Knie des anderen. Wenn er Charles so ansah wusste er nicht einmal, wie er es fünf Tage in der Unsicherheit ausgehalten hatte, dass er ihn nicht mehr wollte, dass er ihn nicht wiedersehen würde, nie wieder.
„Ich bin doch gar nichts ohne dich, Charles. Ich konnte ohne dich nicht mal einen einzigen Bleistiftstrich zeichnen. Wie könnte ich so kleinlich und gemein sein und dich für immer fortstoßen, wenn du das wichtigste bist, was ich habe? Nur wegen einem….wegen einem dummen Streit, ich meine…..Wir sind doch beide Idioten.“
Dieses Mal schaffte Julian es nicht, sich selbst zu zügeln, als er seine Arme um den Nacken des anderen schlang und sich ein Stück zu ihm hoch drückte. Nie hatte sich irgendetwas erleichternder angefühlt als die Nähe zu ihm. Seine Finger krallten sich so fest in den Stoff seines Anzugs, dass Charles nicht von ihm hätte lassen können, selbst wenn er gewollt hätte. Wobei Julian stark hoffte, dass er nicht wollte. Wie hatte Blake je glauben können, die Nähe, die er zu ihm gesucht hätte wäre das gleiche gewesen? Er fühlte sich sicher und ruhig bei ihm, aber bei Charles….Sein Herz machte einen Hüpfer nach dem anderen, und als Julian langsam von ihm abließ, um sich wieder auf die Beine zu erheben, tat es beinahe körperlich weh.
„Natürlich kann ich dir verzeihen. Ehrlich gesagt ist mir nie was leichter gefallen.“
Die Tränen, die dieses Mal über die sommersprossigen Wangen liefen waren Freudentränen, oder Tränen der Erleichterung, Julian wusste es gar nicht so genau. Mit einer fordernden Bewegung zog er Charles auf die Beine, allerdings nur, damit er seine Arme um seine Leibesmitte schlingen und sich fest an ihn drücken konnte. Eine Woche war rum, seit sie sich gegenseitig berührt hatten, wenn man die Geschäftsreise hinzu rechnete, eine Woche voller Schmerz und Angst und Verzweiflung, aber in diesem Moment schien das einfach von ihm abzufallen.
„Ich liebe dich, Charles, mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich wünschte einfach, dass du mir das glauben könntest“, murmelte er leise gegen seine Brust und gegen das heftige Klopfen seines Herzens an.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mo Feb 10, 2014 9:29 pm

Vielleicht hätte er sich so etwas bereits denken können, dass Julian seine Worte, oder zumindest einen Teil, nicht so meinte, dass er sie nur aus Wut über seine Lippen gebracht hatte, doch im Moment eines Streites konnte man sich nie sicher sein, was davon ernst gemeint war und was davon nur benutzt wurde, um dem anderen wehzutun. Doch spielte es keine Rolle, es hatte gewirkt, es hatte wehgetan und ihn lange und breit darüber nachdenken lassen, bis er zu dem Schluss kam, dass der Kleinere gar nicht so falsch damit lag. Selbst jetzt konnte er das schlechte Gefühl in seinem Inneren nicht fortwischen und vielleicht würde es auch für immer bleiben, immerhin war er selbst schuld daran, konnte es auf keinen anderen Menschen schieben, dass er in der Vergangenheit keine gute Gesellschaft war und selbst jetzt noch ein Teil von ihm unausstehlich und schrecklich zu sein schien, ein Teil, den der Dunkelhaarige am liebsten weggesperrt hätte…wenn es doch nur so einfach ginge. Er traute sich gar nicht mehr aufzuschauen, auch wenn die Stimme seines Freundes für einen Moment angenehm und tröstend in seinen Ohren erklang, dass er am liebsten in sein hübsches Gesicht geblickt hätte. Fünf Tage konnten wirklich wie eine Ewigkeit erschienen und auch wenn Charles nicht der Typ für romantische Dinge war und wahrscheinlich der unfähigste Beziehungspartner weit und breit, konnte er nicht leugnen, dass diese Tage zu den schlimmsten in seinem Leben gehörten, auch wenn es ihm erst jetzt bewusst wurde, wo er so nah dem Blondschopf war, wo er ihn wieder sehen, seine Stimme hören konnte und auf einmal alles wieder gut zu sein schien, zumindest für einen kurzen Augenblick. Der Unternehmer bereute es, dass er so lange in seiner Verzweiflung gebadet hatte, dass er wirklich geglaubt hatte, dass er nie wieder zu ihm zurückkehren wollen würde und dass dieses Jahr ihn wieder zurück in die alte Welt zurückbringen würde, eine Welt, auf die er nur allzu gerne verzichten wollte. Sie waren vielleicht gar nicht so lange zusammen gewesen, nicht einmal ein halbes Jahr, doch was spielte Zeit schon für eine Rolle, wenn man so viel gemeinsam durchgemacht zu haben schien, dass die wenigen Monate viel länger erschienen, als sie eigentlich waren, wenn jeder Moment angenehmer war, als die vielen Jahre, die er zwischen lieblosen Sexpartnern und anderen Strichern verbracht hatten, die ihm absolut nichts bedeutet hatten, die kamen und gingen wie sein Hauspersonal, das hinter ihnen aufräumte und auch die letzten Reste ihrer Existenz fortwischten. Julian war vielleicht ähnlich in sein Leben getaucht, doch hatte er bleibende Spuren bei ihm hinterlassen, hatte ihm wieder das Gefühl gegeben menschlich zu sein, am Leben zu sein und tatsächlich wieder lieben zu können. Was war er nur für ein Narr, dass er all das beinahe wegen einem Anflug von Eifersucht beinahe weggeworfen hätte? Was war nur falsch mit ihm, dass er den einzigen Menschen, den er liebte, so stark hatte leiden lassen?! Wenn er länger darüber nachdachte, so war der Geschäftsmann nicht einmal je wütend auf den seltsamen Freund des Lockenkopfs, nicht einmal jetzt, wo er ihm wenigstens die Wahrheit über ihn gesagt hatte oder zumindest eine Wahrheit, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass es ein seltsames Gefühl war, was sich in seinen Eingeweiden auszubreiten schien, auch wenn er nicht einmal wusste, ob es die Tatsache war, dass der andere Dunkelhaarige Julians Ex- Freund war, oder vielleicht das schlechte Gewissen, dass er jemals daran gezweifelt hatte, dass der Andere ihn vielleicht nicht mehr haben wollen würde oder nicht mehr lieben könnte.
Der Ältere hatte kaum mitbekommen, dass der Kleinere zu ihm herangetreten war, erst, als die schmalen Finger seine Handgelenke umfassten. Er hatte sich nicht gewehrt, als er die Hände von seinem Gesicht schob, es wäre auch lächerlich und kindisch gewesen, wenn er jetzt seinen Anblick vor dem Norweger verbergen wollte, gab es doch nichts, was er zu verbergen hatte. Abgesehen davon hatte er ihn bereits gesehen, weswegen es wahrscheinlich nicht einmal eine Rolle spielte. Leidend blickten die grauen Augen in das hübsche Gesicht seines Freundes. Seine Berührungen waren so angenehm, seine Worte so sanft und dennoch überraschte es ihn, dass er seine Nähe zu suchen schien, dass er trotzallem ihm immer noch verzeihen konnte. „Ich…wirklich?“, überrascht musterte er den Künstler. War er ihm wirklich so wichtig gewesen, auch wenn schlimme Dinge zwischen ihnen vorgefallen waren, auch wenn er gemeine, unfaire Sachen zu ihm gesagt hatte und ihm all das vorwarf, was im Nachhinein das Lächerlichste war, was er je hätte machen können. Er hatte seinen Optimismus kritisiert, dabei liebe er es, wie er die Welt mit positiveren Augen betrachtete, wie sein guter Wille alles irgendwie besser machte, er liebte seine Hilfsbereitschaft und er liebte es wie stark er trotzallem war, stärker als er es sich wahrscheinlich jemals selbst eingestehen würde, als es ihm tatsächlich bewusst war.
Charles nickte vorsichtig, zustimmend- ihr Streit war idiotisch, beide waren idiotisch, besonders er selbst und das alles war es nicht wert ihre Beziehung deswegen aufzugeben, besonders nicht dann, wenn sie sich offenbar gleichstark vermisst hatten, wenn die Distanz beide so unglücklich gemacht zu haben schien, dass jede Berührung sich noch angenehmer anfühlte als er es sich jemals vorgestellt hatte, vielleicht auch, weil er vorher die Vorahnung hatte, dass er vielleicht nie wieder die Hände des Jüngeren halten würde, dass der Lockenkopf vielleicht nie wieder sein Gesicht berühren würde, ganz gleich wie unrasiert und schrecklich es auch ausgesehen hatte. Er konnte gar nicht beschreiben was für ein großer Stein gerade von seinem Herzen gefallen war, der er all die Tage über hatte mit sich tragen müssen, der ihn immer weiter zu Boden trieb und seine Kraft zu verzehren schien. Der Schwarzhaarige hatte kaum gezögert, fuhr mit seinen Fingern über Julians schmalen Rücken, als er die Arme um seinen Nacken schlang. Der Geruch des Norwegers war so angenehm, so vertraut, dass er am liebsten gar nicht mehr von ihm ablassen wollte, jedoch unweigerlich die Hände sinken ließ, als der schmale Leib sich erhob, ihn erwartungsvoll anblickend, ehe seine Lippen ein leichtes, erleichtertes Lächeln formten. Hieß es, dass alles wieder gut war? Charles hatte diese Worte so sehnlichst hören wollen, hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass sein Freund ihm verzeihen konnte, auch wenn er sich zumindest der Tatsache im klaren war, dass es vielleicht nicht von jetzt auf gleich passieren würde, dass der Jüngere vielleicht seine Zeit brauchte und schien er mit seiner Annahme dennoch falsch zu liegen, wurde abermals von ihm überrascht, gut überrascht, wie sollte er sich auch gegen so etwas sträuben, wenn so sein innerer Frieden nach und nach wiederhergestellt wurde?! Wenigstens schien das ewige Leiden und die endlose Verzweiflung endlich ein Ende genommen zu haben und der Ältere erhob sich hastig vom geräumigen Sessel, schlang seine Arme fest um den Oberkörper seines Gegenübers. Es fühlte sich beinahe so an, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen, als wäre eine kleine Ewigkeit vergangen, seit sie sich das letzte Mal in Armen halten konnten, dass er niemals wieder loslassen wollte, vergrub stattdessen das Gesicht in den hellblonden Locken, atmete den angenehmen Eigengeruch seines Geliebten ein. Bei den Worten des Anderen ließ er jedoch seine Hände rasch zu seinem Gesicht wandern, es sanft umfassend, dass er ihn anblicken konnte. Mit seinen Daumen wischte er die kleinen Reste seiner Tränen von den Wangen ehe seine blassen Lippen ein sanftes Lächeln formten. „Wieso um alles in der Welt sollte ich dir nicht glauben…du bist der Einzige, dem ich sowas jemals glauben würde. Ich liebe dich, Julian und..und lass uns bitte nie wieder so sinnlos streiten.“, entgegnete er mit ruhiger Stimme während seine grauen Augen den Norweger musterten, als ob er versuchte die Zeit nachzuholen, wo er nicht in die strahlend blauen Augen blicken konnte, in das junge Gesicht, das er viel lieber lächeln als weinen sah.
Der Unternehmer wusste nicht, wie viel Nähe der Kleinere wirklich ertragen wollte oder konnte, denn auch wenn er ihm offenbar verziehen zu haben schien, hieß es noch lange nicht, dass er direkt fortfahren konnte, als wäre nichts gewesen. Doch war es noch schwieriger ihn einfach nur anzuschauen, seine sanfte, weiche Haut zu berühren, sodass er sich leicht zum Norweger hinunter beugte, nach seinen weichen Lippen suchend, die er sachte küsste, vorsichtig, damit Julian sich jederzeit von ihm losreißen konnte, sollte er es doch nicht gewollt haben. Doch wer konnte es ihm verübeln, dass er sich nicht zurückhalten konnte, dass er sich so sehr nach seinen Lippen gesehnt hatte, sie zu kosten, sie auf seinem eigenen Mund zu spüren, sodass für einen kurzen Moment alles andere völlig egal zu sein schien, ja, dass er sogar vergaß, dass er immer noch in Grayce‘ Wohnzimmer stand und dass sie wahrscheinlich ihr privates Gespräch mitbekommen hätte, doch das war ihm egal, sie hatte es wahrscheinlich sogar verdient, hätte sie ihn nicht wachgerüttelt und ihm irgendein Zeichen gegeben, dass vielleicht noch Hoffnung bestand, dann…er wusste nicht, was dann gewesen wäre, wie lange er es ohne den Blondschopf wirklich überlebt hätte, wollte auch gar nicht weiter darüber nachdenken, war stattdessen froh, dass Julian ihn nicht wegstieß und sie so lange verharren konnten, bis beide nach Luft schnappen mussten. Worte konnten nicht beschreiben wie schrecklich Charles all das vermisst hatte, wie unglaublich blöd er sich vorkam, dass er so lange gezögert hatte, wo doch jeder Tag ohne den Jüngeren wie eine Qual zu sein schien. „Kommst du heute mit mir zurück nach Hause? Ich..ich kann ohne dich nicht schlafen, wie man sicher sieht.“, verlegen kratzte der Größere sich am Hinterkopf, fuhr sich über das rabenschwarze Haar, ehe er schnell wieder die Nähe zu seinem Gegenüber suchte. „Ich habe mir einige Tage frei genommen, um…naja, um alles nachzuholen. Wir könnten dein Atelier herrichten und…und du hast gesagt, dass dein Freund, ehm..Blake, doch Hilfe braucht oder? Ich könnte sehen, was sich machen lässt, selbst wenn er noch einen Einbürgerungstest ablegen muss.“, seine Lippen formten ein schiefes Lächeln. Er wollte dem Jungen wirklich helfen, er hatte die Mittel, abgesehen davon waren unfaire Worte ihm gegenüber gefallen, die aus seinem Mund gekommen waren, Worte über einen Menschen, den er lediglich beim Namen kannte und wenn er so lange verschwunden gewesen war, brauchte er vielleicht tatsächlich ein bisschen Starthilfe um ein anständiges Leben wieder aufbauen zu können und er wollte sich doch ohnehin bemühen, sich zu verbessern und mehr am Leben des Norwegers teilhaben, wo er selbst nichts an Freunden oder Familie hatte, die er irgendwie hätte mit einbeziehen müssen. Nun, abgesehen von seiner Mutter vielleicht, doch sie würde nicht einmal wissen, wer der Blondschopf war, würde er es ihr mehrmals wiederholen.
„Und hier hast du eine Weile lang gewohnt….“, seine Augen huschten prüfend von einer Wand zur nächsten, nur um wieder in das hübsche Gesicht seines Freundes zu blicken. „..hätte ich das geahnt, hätte ich unser Schlafzimmer anders streichen lassen. Deine Freundin ist sehr…expressiv.“, apropos! Charles hielt einen Moment inne, starrte Julian fragend an. „Ist es überhaupt für sie in Ordnung, dass ich unangemeldet hierhergekommen bin? Vielleicht sollten wir ihnen die Chance geben, die Küche wieder verlassen zu können..“, erneut formten seine Lippen ein Lächeln, doch ehe er sich vom Platz bewegen wollte, zog er den Körper des Künstlers abermals zu sich heran, ihn innig küssend. „Du hast mir wirklich gefehlt, mehr als alles andere auf der Welt.“, hauchte er ihm leise entgegen, fuhr mit den Fingern beiläufig über die Locken, die er so geliebt hatte. Er hoffte wirklich, dass nichts mehr passieren würde, kein Streit die beiden je wieder so stark auseinander bringen durfte und die einzigen Momente, wo sie nicht zusammen sein konnten, lediglich die Geschäftsreisen waren, die Charles hin und wieder hinter sich bringen musste.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Di Feb 11, 2014 2:45 pm

Es erschien beinahe unwirklich, doch im Großen und Ganzen hatten sie ihr Versprechen gehalten, dass sie sich am Tag dieser Versöhnung nach ihrem ersten großen Streit gegeben hatten. Sie waren zusammen geblieben. All die Jahre lang. Julian erschien alles immer noch wie ein Traum, und das, obwohl sein Leben mittlerweile in festen Bahnen verlief. Er wusste gar nicht, wie alle um ihn herum und ihn mit eingeschlossen so ein gutes Leben verdient hatten. Nein, das war eine Lüge, eigentlich wusste er es genau. Sie alle hatten keine runde Vergangenheit gehabt, aber einmal schien alles gut zu sein. Noch nie hatte er sich so gut gefühlt, nie in seinem ganzen Leben. Das luxuriöse Leben, das er mit Charles führte, nun, das war nach wie vor keine Selbstverständlichkeit für ihn, auch, wenn das Geschäft des Älteren nach wie vor genügend Geld abwarf, wenn nicht sogar mehr. Dabei konnte der Künstler sich mittlerweile sogar selbst versorgen. Nach und nach und irgendwann ganz plötzlich hatten seine Werke an Bekanntheit gewonnen, und jetzt? Jetzt war er einer der gefragtesten Künstler in San Francisco. Manchmal, wenn Julian noch im Bett wach lag und darüber nachdachte, dass er es wirklich geschafft hatte, konnte er gar nicht anders als breit zu grinsen und am liebsten hätte er dann einen lauten Freudenschrei ausgestoßen, wenn Charles nicht neben ihm geschlafen hätte. Das Atelier, das sie zu Anfang nur in einem Zimmer ihres Apartments eingerichtet hatten, war mittlerweile viel zu klein geworden, und nachdem Charles kopfschüttelnd die zugepflasterten Wände betrachtet hatte, hatten sie seinen Arbeitsbereich ein paar Stockwerke nach unten verlegt, wo er große Räumlichkeiten hatte, in denen er sich austoben und Kunden empfangen konnte. Sogar die ein oder andere Ausstellung hatte er mittlerweile abgehalten und ihre eigene Wohnung wies noch ein paar mehr seiner Kunstwerke auf als vor ein paar Jahren. Weihnachten, Geburtstage, Jubiläen und Valentinstage, jedes Bild hatte eine kleine Geschichte, eine Erinnerung, die es mit sich trug. Ansonsten hatte sich bei dem jungen Künstler selbst nicht viel verändert. Er war nicht mehr gewachsen, wirkte aber doch ein wenig erwachsener, das Gesicht hatte ein paar Kanten bekommen und an den meisten Tagen wich die Lockenmähne dem Glätteisen, was ihm ein wenig die Kindlichkeit nahm. Immerhin war er mittlerweile fünfundzwanzig und hatte sich ein wenig in der großen weiten Welt zu etablieren! Trotz allem, er hatte sich nicht groß geändert, ebenso wie Charles, der im Laufe der Jahre scheinbar sogar jünger geworden schien. Er lachte mehr, Julian konnte ihn sogar dazu bewegen öfter raus zu gehen und es war kein Wunder, dass die beiden öfter mal in den Klatschblättern auftauchten, allerdings nur, weil sie meist als Traumpaar abgestempelt wurden. Julian trieben solche Schlagzeilen immer die Röte ins Gesicht, jedes Mal, wenn Grayce wieder mit so einem Artikel vor seiner Nase herumwedelte. Was ihn sicher noch glücklicher machte als sein eigener persönlicher Erfolg war die Zufriedenheit seiner besten Freunde.
Grayce schien in Gordon endlich den richtigen gefunden zu haben, der ihr ein sicheres Leben garantieren konnte. Charles hatte ihr einen Job in einem seiner Clubs besorgt, sodass sie jetzt statt für abgewrackte Kleinganoven für die High Society hinter der Bar stehen durfte. Sie und Gordon waren vor einem Jahr sogar in eine größere Wohnung gezogen, die in einem etwas besseren Stadtteil lag. Nach der Einweihungsfeier hatten sie zwar eine Woche lang wieder aufräumen müssen, aber Grayce und ihr gealterter Kater hatten wirklich das bekommen, was sie verdient hatten und es machte den Kleineren glücklich, sie glücklich zu sehen.
Und fast noch glücklicher machte es ihn, dass Blake wieder da war. Auch, wenn es über seine Reise mit Thomas keinen größeren Streit gegeben hatte, hatte er ihn immer unglaublich vermisst. Trotz der vielen Anrufe und Postkarten, die mittlerweile ein ganzes Album füllten. Zwischendurch hatte er ihn einmal kurz gesehen, weil er ihm etwas von Norwegen hatte zeigen wollen, wo die beiden schon da waren. Aber davon abgesehen war er für ungefähr eineinhalb Jahre aus San Francisco verschwunden. Julian hatte sich schwer getan damit. Er war doch vorher schon verschwunden gewesen, und jetzt sollte er wieder auf ihn verzichten? Er schämte sich nicht dafür, dass er am Flughafen in Tränen ausgebrochen war und ihn sogar gebeten hatte zu bleiben. Mittlerweile war er zum Glück wieder hier, und dieses Mal hatte Julian ihn gezwungen, ein wenig Hilfe von ihm anzunehmen. Thomas und er wollten ihr Leben endlich ein wenig auf die Reihe bekommen, und nachdem Blake seinen Schulabschluss nachgeholt hatte, waren beide zusammen auf die Universität gegangen. Der Lockenkopf hatte sie gezwungen, ihn wenigstens die Wohnung und die Studienkosten zu übernehmen. Immerhin verwandte er dafür auch sein eigenes Geld, sodass sie keine Sorge haben mussten, dass sie Charles auf der Tasche lagen, auch, wenn der es ganz sicher nicht einmal gemerkt hätte. Thomas bekam genügend Geld von seinen Eltern, sodass sie ein sehr viel ausschweifenderes Leben führen konnten als die meisten Studenten. Julian hatte sich Blake angeschlossen und mit ihm zusammen einen Schulabschluss gemacht. Er brauchte ihn zwar nicht, aber Julian wolle wenigstens ein wenig in seinem Leben vorzuweisen haben. Danach hatte ihn seine neu erworbene Bekanntheit genug auf Trab gehalten.
Charles hatte seine Eifersucht ein ganzes Stück zurückgeschraubt in all der Zeit, sodass es keine unangenehmen Spannungen mehr gab, wenn Julian Zeit mit Blake oder Chris verbrachte. Chris war sogar schon verlobt! Die Zeit schien so zu rennen, dass es unwirklich erschien. Noch war die Heirat zwar noch in weiter Ferne, aber Julian konnte es nicht schnell genug gehen, immerhin waren Chris und Ethan das perfekteste Paar, das er kannte. Und er wollte dem Blonden einen ordentlichen Junggesellenabschied gönnen.
Jeden Morgen, wenn er neben Charles aufwachte, hatte er Angst, dass das alles nur ein Traum gewesen war, dass Michael gleich vor der Tür stehen würde, um ihn abzuholen, aber Tag für Tag ging herum, ohne, dass sich plötzlich alles zum schlechten wendete. Und mittlerweile waren es über drei Jahre. Heute Nachmittag hatte Julian eine Kundin gehabt, die ein Portrait wollte. Es erschien ihm zwar irgendwie etwas altbacken, aber hin und wieder übernahm er auch solche begehrten Aufträge, und er hatte stundenlang mit der älteren Dame im Atelier verbracht, sodass er zur Abwechslung sogar mal nach Charles mit der Arbeit fertig war. Gut, er hatte keinen langen Weg bis nach Hause, musste er doch nur den Aufzug nehmen, aber es war trotzdem ungewohnt, dass Charles schon auf ihn wartete.
„Ich sterbe vor Hunger!“, begrüßte er seinen Freund mit einem lauten Stöhnen und ließ sich gegen seine Brust fallen.
„Wenn Miss Ashworth und ihre Katze mit diesem Porträt fertig sind, darf ich hoffentlich noch etwas Interessanteres für sie malen“, seufzte er und gab Charles einen langen Kuss. Er wusste, dass er nicht gezwungen war, solche Aufträge anzunehmen, aber letztendlich machte er es ja doch ganz gerne. Es war Freitag, also endlich Wochenende, und Charles hatte ihn heute zum Essen einladen wollen. Die ganze Woche über hatte er so geheimnistuerisch gewirkt, dass Julian schon befürchtete, dass er zu ihrem dreijährigen Jahrestag irgendetwas Pompöses geplant hatte, aber so sehr er sich auch bemühte, etwas aus ihm heraus zu kitzeln, er blieb stumm. Wie immer war es für ihn nicht leicht gewesen, etwas für Charles zu finden, immerhin konnte er sich wirklich ALLES selbst kaufen. Und er konnte ihm nicht zu jeder Gelegenheit ein neues Bild schenken, bald war hier kein Platz mehr, weshalb Julian stattdessen für ein paar Tage eine kleine Insel vor Hawaii gebucht hatte, sodass sie in ein paar Monaten mit Charles´ Boot dort hin konnten. Was auch immer Charles also geplant hatten, der Künstler war sich sicher, dass sein Geschenk dagegen nicht absolut verlieren würde!
„Komm, wir gehen duschen“, grinste er ihm entgegen, während er ein wenig blaue Farbe an seiner Wange abstrich, die noch an seinem Finger gewesen war. Er liebte es, wie die Jahre zusammen kleine Routinen hatten entstehen lassen. Wie er es nie schaffte, den Rücken des anderen vollkommen einzuschäumen, weil er einfach immer diesen Drang hatte, seine Arme um ihn zu schlingen und sich an ihn zu drücken. Sie hatten fast ein bisschen getrödelt in der Dusche, weshalb der Norweger es mit dem Haare glätten etwas eilig hatte.
„Hey, ich bin ein schwuler Kerl, also darf ich zu viel Zeit in meine Haare investieren!“, rief er Charles schmollend entgegen, als er sah, wie er belustigt den Kopf schüttelte. Anzüge waren ihm immer noch etwas zuwider, und da er sich ja mittlerweile einen Ruf als exzentrischer Künstler angeeignet hatte, reichte es, wenn er Hemd, Weste und Fliege trug. Gut, so exzentrisch war er nun auch nicht. Aber er war auch ohne dämliche Krawatte und Sakko angemessen gekleidet.
„Bindest du mir die Fliege?“, fragte er mit einem weichen Schmunzeln. Er konnte es mittlerweile selbst, doch das hieß nicht, dass er es nicht lieber von Charles machen ließ.
„Du wirst mir immer noch nicht verraten, was du geplant hast, oder?“ fragte er neugierig, während er das Kinn reckte und seine Hände locker auf den Hüften des anderen platzierte.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Di Feb 11, 2014 9:21 pm

Das Leben schien zu rasen, so schnell, dass man kaum hinterher kam. Erst hatten sie sich von ihrem größten Streit erholt und jetzt schienen sie bereits seit drei Jahren zusammen zu sein! Es erschien so unwirklich, dass Charles oft sich selbst dabei erwischte, wie er für einen Moment seine Augen schloss, nur um zu realisieren, dass sich nichts geändert hatte, wenn er sie wieder aufschlug, zu erkennen, dass Julian immer noch bei ihm war und ihn tatsächlich durch keinen jüngeren Mann ersetzt hatte. Doch an solche Dinge dachte er schon lange nicht mehr nach- es war ihm, wenn er ehrlich zu sich selbst war, noch nie leichter gefallen jemanden so blind zu vertrauen und seine Eifersucht endgültig abzulegen. Vielleicht waren es auch tatsächlich die zwei letzten Mankos, an denen er hatte arbeiten müssen, damit alles andere perfekt und ohne Probleme weiterlief. Es war so viel passiert in dieser Zeit, so viele Orte wurden bereist, so viele Momente gemeinsam verbracht und er war stolz auf seinen Freund, dass er es so weit mit seinem Talent gebracht hatte, er hatte es ihm schon immer gesagt und war wohl immer noch derjenige gewesen, der jedes seiner Werke am meisten bewunderte und keine seiner Ausstellungen je verpasste. Es war gut zu sehen, dass ihre anfänglichen Schwierigkeiten beinahe vergessen worden waren, die Herzlosigkeit, die er selbst einst an Tag gelegt hatte und sie weitaus mehr glücklichere Momente aufzählen konnten. Julian brachte ihn zum Lächeln und zeigte ihm eine ganz andere Seite der Welt, von der er so lange geglaubt hatte, er würde sie nie wieder sehen. Sie hatten sich nie wieder so sehr in den Haaren gehabt, waren nie länger als zwei Tage auseinander gewesen und wenn sie sich stritten, dann nur über banale Dinge wie dem Renovieren ihres Zuhauses, dem halbjährlichen Auswechseln der Möbel oder ob Haustiere in einem Penthouse wie diesem überhaupt eine sonderlich gute Idee war. Im Endeffekt konnte man nicht einmal von Streitigkeiten sprechen, sondern eher von belanglosen Diskussionen, wo sie im Endeffekt ohnehin auf einen Kompromiss stoßen konnten. Ein weiteres Drama konnte er sich auch kaum vorstellen, wie sollte auch je wieder etwas schlecht laufen, wenn Tag für Tag, Monat für Monat alles wie in einem Märchenbuch zu verlaufen schien. Charles hätte es kaum geglaubt, doch schien er den Lockenkopf, dessen Locken oft der Hitze des Glätteisens weichen mussten, jeden Tag immer mehr Dinge an ihm zu lieben, ob es sein Anblick am frühen Morgen war, wenn er ihn zerzaust mit verschlafenen, strahlend blauen Augen anblickte, oder die Art, wie er mit Leuten aus seiner Künstlerszene umzugehen schien. Seine Hilfsbereitschaft und das große Herz für all seine Freunde, die ihn seit seiner Jugend nicht verlassen hatten, die mittlerweile, und das war wohl einer der größten Wendepunkte in seinem Leben, sogar zu seinen Freunden gehörten und öfter seine einst einsame Wohnung behausten als je zuvor. Er konnte keine Sache aufzählen, die er an seinem Freund nicht lieben konnte, was ihn in irgendeiner Form auch nur ansatzweise nerven konnte. Ihm hatte er all das zu verdanken, durch ihn fühlte er sich viel jünger als er eigentlich war, konnte tatsächlich alles nachholen, was er in seiner Jugend und in den jungen Jahren verpasst hatte, als er viel zu früh erwachsen werden musste und ein stückweit auch wollte. Und jetzt plötzlich konnte er ein Kindskopf sein, ohne, dass ihn jemand kritisch anblickte, ohne, das Gefühl zu haben, dass er lächerlich war, auch wenn er seine alte Vernunft wohl nicht ganz ablegen konnte.
Der Ältere war immer noch ein angesehener Geschäftsmann und seine Firma spielte eine wirtschaftliche große Rolle, sodass er immer noch einen gewissen Ruf beibehalten musste, auch wenn hin und wieder die Boulevardpresse einige Schlagzeilen über ihn und seinen Partner ausspuckte, wenn auch keine schrecklichen, bei denen man lediglich zornig den Kopf schütteln musste- wie sollten sie auch etwas Unangebrachtes über sie berichten, wenn es nichts Unangebrachtes gab, besonders nichts, was beide jemals in der Öffentlichkeit ausgelebt hätten?! Charles war ohnehin sehr penibel wenn es um persönliche Privatsphäre ging, zumindest in den meisten Fällen, abgesehen davon schienen die Zeitungen größeren Gefallen an seinem Freund zu haben, immerhin war er wenigstens in einer Branche, die weitaus spannender war als die Wirtschaft und er musste zugeben, dass die kleinen Berichte über den Blondschopf dem Unternehmer jedes Mal ein breites Lächeln entlockten. Er kam sich beinahe wie ein hoffnungsloser Romantiker vor, wenn seine Gedanken so oft über Julian kreisten, dabei sollte er es mittlerweile gewöhnt sein, dass sie ein Paar waren und das schon seit einer langen Zeit, doch es war schwierig es als Routine abzustempeln, als eine Selbstverständlichkeit, nein, stattdessen verliebte er sich jedes Mal aufs Neue in den Norweger, sobald seine grauen Augen das strahlende Gesicht erblickten. Heute war es nicht anders, nur mit dem kleinen Unterschied, dass heute nicht ein Tag wie jeder andere war. Der Dunkelhaarige hatte sich lange überlegt, was er tun sollte, es war schwierig gewesen, auf eine innovative Idee zu kommen, besonders, wo bereits regelrecht jede Idee für jeden noch so kleinen besonderen Tag beinahe ausgeschöpft wurde.
Er wollte ihn nach Paris entführen, hätten sie das nicht bereits an Valentinstag hinter sich gebracht, er wollte mit seinem Boot weit hinausfahren, doch im Endeffekt entschied er sich für eine ganz andere Methode, hatte bereits im Voraus geplant, sodass nichts mehr an diesem Tag den beiden im Wege stehen konnte. Einige schlaflose Nächte hatte es dem Älteren dennoch ab und an bereitet, vermischt mit einem schrecklichen Kribbeln im Bauch, das in diesem Moment sich noch stärker auszubreiten schien, als der Kleinere endlich ihre Wohnung betrat. Charles formte ein breites Lächeln als er den farbverschmierten Künstler betrachtete. „Hat dich das lange Portraitieren etwa so hungrig gemacht?“, erwiderte der Geschäftsmann belustigt, seine Arme beiläufig zur Begrüßung ausbreitend, die sich im nächsten Moment um den schmalen Körper seines Geliebten schlossen. Der Geruch von Farbe lastete auf ihm, ein Geruch, der mittlerweile durch das ganze Gebäude sich ausgebreitet zu haben schien und der irgendwie zu ihrem seltsamen, jedoch großartigen Leben dazugehörte.
Ohne zu zögern erwiderte er seinen Kuss, wollte gar nicht mehr von den weichen Lippen ablassen, doch er hatte oft feststellen müssen, dass dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde, nicht, solange sie Atemluft brauchten. „Hmmm…wie wäre es dann mit einem Aktbild von mir? Ich finde, das klingt spannender als alte Frauen und ihre Katzen.“, gluckste der Geschäftsmann, gefolgt von einem lauten Auflachen. „Wir sollten diesen Plan lieber als Notlösung in Betracht ziehen.“, fügte er anschließend hinzu, im nächsten Moment zustimmend nickend. Eine Dusche war wohl eine wunderbare Idee und ehe sie sich aufmachten, mussten sie frisch und sauber und vor allem befreit von jeglicher Farbe sein, abgesehen war es immer noch angenehmer, wenn sie gemeinsam duschten, wenn er mit seinen Händen über die weiche Haut seines Freundes fahren konnte, gerne die Aufgabe übernahm seinen Körper mit dem Duschgel einzuschäumen und jedes Mal darüber zu lachen, wenn sie sich gegenseitig ablenkten und die Arme um den jeweils anderen Leib schlangen, sanfte Zärtlichkeiten austauschend, dass das prasseln des heißen Wassers auf einmal völlig nebensächlich wurde. Charles hatte beinahe die Zeit vergessen während seine Fingerspitzen jeden Zentimeter des anderen ertasteten, immer wieder seine Lippen suchend.
Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie schnell die Zeit doch zu rennen schien, als sie langsam die geräumigen Dusche verließen, auch wenn er zum Glück nicht viel tun musste, abgesehen vom regulären Trocknen seiner Haare und den anderen routinierten Maßnahmen, die man nach dem Duschen und besonders vor so einem wichtigen Ereignis treffen musste. Ein Schmunzeln konnte er sich jedoch nicht verkneifen, als er aus dem Augenwinkel heraus den Blondschopf dabei beobachtete, wie dieser seine Locken abermals verschwinden ließ. „Vielleicht sollte ich als ebenfalls schwuler Kerl mir ein Beispiel an dir nehmen, denkst du eine schicke Langhaarfrisur würde zu mir passen?!“, seine Augen schielten belustigt zu Julian hinüber, ehe er lachend den Kopf schüttelte, sich anschließend damit beschäftigte sein Hemd langsam zuzuknöpfen. Dass Julian sich immer noch so sehr weigerte einen vollwertigen Anzug anzuziehen war immer noch eine kleine Schande, Charles hatte den Anblick immer schon genossen, doch dieser war ebenso gut, vielleicht sogar ein klein wenig besser, immerhin hatten sich beide sehr daran gewöhnt, dass man den großen Westenvorrat nicht einmal mehr wegdenken konnte, der sich im eigenen Schrank des Norwegers befand.
„Nichts lieber als das.“, summte seine Stimme, den Jüngeren dabei sanft anlächelnd. Er liebte es seine Fliegen zu binden, selbst jetzt, wo seine Hilfe nicht mehr vonnöten war. Routiniert stellte er den Kragen seines Hemdes auf ehe er mit schnellen Griffen eine Fliege um den langen Hals des Norwegers band, bei seiner Frage breit grinsend. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du diese Frage selbst sehr gut beantworten kannst, wo bleibt denn die Überraschung, wenn ich jetzt schon alles ausplaudere- so, eine perfekte Fliege für den perfekten Mann.“, er drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, ließ anschließend vom Blondschopf ab. „Ich denke, wir können?“, seine Augen blickten Julian fragend an, ehe er nach seiner Hand griff, das Schlafzimmer langsam verlassend. Kurz vor dem Aufzug hielt der Ältere jedoch einen Moment inne, die Hand seines Gegenübers loslassend. „Moment, ich glaube ich habe mein Handy vergessen…ich muss später Benjamin doch Bescheid geben, wann er uns abholen kann. Du kannst ruhig schon mal runter fahren, ich komme sofort nach.“, mit eiligen Schritten huschte der Geschäftsmann zurück ins Penthouse, geradewegs in sein Büro stolpernd. Er hatte kaum Gelegenheit gehabt unauffällig das Wichtigste des heutigen Abends einzupacken, nicht, wenn Julian immer so nah bei ihm gewesen war, doch jetzt kramte hinter den hintersten Schubladen seines Schreibtisches ein schwarzes Kästen hervor, was im nächsten Moment schon in der Innentasche seines Anzuges landete. Abgesehen von dieser kleinen Unterbrechung stand ihnen sonst nichts anderes im Wege, was sie irgendwie hätte abhalten können. Benjamin hatte bereits eine seiner Limousinen vorgefahren, wartete geduldig auf die beide. Lächelnd hielt der Dunkelhaarige seinem Freund die Tür auf, stieg anschließend selbst in den Wagen hinein, eine Hand auf Julians Knie platzierend. „Ich hoffe im Übrigen es wird dir gefallen. Es ist ehrlich gesagt nichts Besonderes, doch wir waren bis jetzt noch nie dort gewesen also ist es für uns wohl etwas Besonderes.“, sein Gesichtsausdruck verriet nichts und Charles hoffte, dass Julian auch nicht erahnen konnte, wo ihr Chauffeur die beiden hinführte, sonst wäre es wahrhaftig eine Schande gewesen.
Die Fahrt verlief etwas länger, bis sie dem gesamten, ewigen Berufsverkehr ausgewichen waren, doch das war kein Problem, immerhin hatten sie einander und konnten sich ganz gut gemeinsam beschäftigen, so lange, bis der Wagen auf einmal zum Stillstand kam, Benjamin freundlich zu ihnen hinüber schielte. „Sir, wir sind da.“, und das waren sie tatsächlich. Der Geschäftsmann nickte anerkennend, schnappte anschließend die Hand seines Geliebten, ihn hastig aus dem Wagen ziehend. Es war gut, dass die getönten Scheiben keinen sonderlich guten Anblick auf den Ort bieten konnten, der noch geschützt hinter einer Reihe von hohen Bäumen lag. „Auch wenn wir hier nicht waren, müsstest du den Ort dennoch.“, seine Augen blickten vielsagend in die strahlend blauen des Künstlers, fuhr ihn mit langsamen Schritten den leeren Bürgersteig entlang, ehe sie vor einer kleinen Einbiegung stehen blieben und sich der Blick auf das offenbarte, was heute nur ihnen gehörte. „Ich habe nur Gutes vom Palace of Fine Arts gehört und habe ihn für uns gemietet. Komm, in der Kuppel wartet ein Tisch..nur für uns.“, er zog die schlanke Hand näher zu sich heran, drückte seine Lippen auf den Handrücken, er konnte gar nicht anders als den Kleineren erneut breit anzulächeln, ihn anschließend innig küssend. Es war wirklich ein wunderschöner Ort, das künstliche Licht machte es noch faszinierender als es ohnehin schon war und die Ruhe erschien angenehmer als jede noch so gute klassische Musik, die in einem noblen Restaurant im Hintergrund lief. Sie hätten im Inneren des danebenliegenden Gebäudes verschwinden können, wäre das Wetter nicht gut oder es allzu windig gewesen, doch heute schien tatsächlich alles so zu verlaufen wie es auch sollte. Mit langsamen Schritten gingen sie die Promenade entlang, an der römisch- griechischen Architektur entlang. „Gefällt es dir denn?“, sein Blick wanderte fragend zum Blondschopf, doch er konnte sich seine Antwort bereits denken, zumindest hoffte er, dass mit seiner Annahme und der kleinen Idee nicht allzu falsch lag. Charles wusste, dass es ein beliebter Ort war für so ziemlich jedes romantische Ereignis, doch das hieß nicht, dass sie es nicht ebenfalls verwenden konnten, abgesehen davon hatte sich wohl selten jemand den gesamte Ort gemietet und für etwas sollte sein Vermögen irgendwann mal gut sein.
Die Kuppel war ein großes Stück an Baukunst, so groß, dass der Runde Tisch beinahe schon verloren zu sein schien, wie er in der Mitte stand und auf die beiden wartete und ehe sich die beiden gesetzt hatten, waren bereits eine Handvoll von ebenfalls gut bezahlten Kellnern zu ihnen herbeigeeilt, hatten ihre Gläser mit Wein gefüllt und ihnen die Karten gereicht, auch wenn der Schwarzhaarige ohnehin wusste, was auf diesen stand, immerhin war es eine Auswahl von all dem, was Julian mochte, auch wenn der junge Mann zu der weniger pingeligen Sorte gehörte und sogar Dinge ausprobierte, die ihm weder bekannt noch nach seinem eigentlichen Geschmack waren. Immer wieder schielten seine Augen zum Lockenkopf während sein Herz immer stärker gegen die Brust zu schlagen schien und das Kribbeln in seinem Inneren sich immer schneller verstärkte, je schneller sie sich dem Dessert zuwandten. Sie hatten über alles Mögliche gesprochen, darüber, wann die nächste Ausstellung beginnen würde und welche Kunden Julian noch erwartete in den nächsten Wochen und Charles hatte ihm vorgeschlagen vielleicht mit ihm nach New York zu kommen, sobald er wieder für einige Tage dorthin fahren musste, wobei es eigentlich nur eine eintägige Reise werden sollte, doch mit seinem Freund würde er es nur zu gerne ausdehnen. „Abgesehen davon könntest du bei den New Yorker Künstlern ein wenig mitmischen, sie sollten dir etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.“, beendete er seinen Vorschlag, anschließend an seinem Weinglas nippend, den Blick kurz auf den leeren Teller wandern lassend. Auch der letzte Gang schien sein Ende genommen zu haben, und eine nächtliche Windbriese hatte mittlerweile selbst diesen unberührt wirkenden Ort erreicht. Charles wollte gar nicht auf die Uhr schauen, er konnte ahnen, dass sie viele Stunden in dieser angenehmen Atmosphäre verbracht hatten und länger konnte bzw. wollte er gar nicht mehr trödeln. Mit einem leisen Räuspern erhob sich sein Körper langsam von gepolsterten Stuhl, trat zu seinem Geliebten hinüber, die Hände auf der Lehne verharrend. „Lass uns noch ein wenig spazieren gehen solange Benjamin noch nicht da ist.“, er reichte dem Jüngeren eine Hand, half ihm dabei sich zu erheben, ehe sie erneut die Promenade entlang liefen, jedoch diesmal auf der anderen Seite. Vorher hatte der Geschäftsmann seinem Fahrer noch Bescheid gegeben, sodass sie sich nun sehr viel Zeit lassen konnten. „Es ist wirklich schön hier. Ich liebe den Einfluss der europäischen Baukunst.“, murmelte seine Stimme verträumt, im nächsten Moment jedoch lachend. Sein Faible für europäische Kultur und Kunst war kein Geheimnis mehr, besonders Julian konnte sich sicher sein, dass er sowohl ihn als auch seine Kunst besonders begehrte und seine Herkunft war nur ein winzig kleiner Faktor. Und wenn er ihn so anschaute, dann konnte er nicht einmal all die Faktoren aufzählen, die ihn so begehrenswert machten, so sehr, dass er sich ein Leben ohne ihn nie wieder vorstellen konnte. Seine Augen, sein Lächeln- sie bestätigten ihn nur bei seinem Vorhaben, dass er neben einer der vielen Säulen stehen blieb, langsam, sogar ein wenig widerwillig vom Norweger abließ, sich gegenüber von ihm stellend. Charles holte kurz tief Luft, suchte den Blick zu seinem Geliebten, ihm fest in die blauen Augen blickend, in welchen er sich jedes Mal verlor. „Julian, du weißt, dass du das Beste bist, was mir je passiert ist? Ich glaube es wurden nicht einmal Worte erfunden, die es würdig sind, dass man sie benutzen kann, um dich zu beschreiben und ich kann immer noch nicht fassen, dass du seit drei Jahren noch nicht von meiner Seite gewichen bist und…und ich will es auch nicht.“, er war seine Sonne und ohne ihr würde er niemals wieder leuchten können. „Bitte urteile nicht schlecht über mich, ich hab sowas seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht.“, ein leises Lachen entwich seiner Kehle, ehe seine Finger hastig das kleine Kästchen aus der Innentasche seines Nadelstreifenanzuges hervorholte, sich langsam vor dem schlanken Leib hinkniete. „Und damit du nie wieder von meiner Seite weichst- Julian? Möchtest du mich heiraten und mich zum glücklichsten Mensch auf Erden machen?“; erwartungsvoll schielte er zum seinem Geliebten hinauf, ihm seinen Ring präsentierend. Er konnte sein Gefühl gerade kaum beschreiben, zwar war es nicht zum ersten Mal, dass er um die Hand eines anderen Menschen anhielt, doch war es das erste Mal, dass er jemanden so sehr liebte und dass er sich sogar mehr als nur sicher darüber war, dass er bis zum Ende seiner Lebenstage mit Julian zusammenbleiben wollte. Und er wusste, dass sie es auch schaffen würden, dass sie füreinander bestimmt waren.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Mi Feb 12, 2014 8:00 pm

Julie musste grinsen bei dem Gedanken daran, wie viele Aktbilder tatsächlich schon ohne das Wissend es Älteren von ihm entstanden waren. Es war natürlich nichts, was der Künstler verkaufte oder anderen Leuten zeigte, die kleinen Skizzen waren einzig und allein für ihn selbst gedacht. Natürlich hatte er Charles nie offen darum gebeten, für ihn nackt zu posieren, aber mittlerweile kannte er seinen Körper gut genug, jeden Zentimeter heller Haut, und er konnte ihn aus dem Gedächtnis abzeichnen. Er behielt es als kleines Geheimnis für sich, immerhin blätterte Charles nicht regelmäßig all seine Skizzenbücher durch. Dafür hätte er auch eine Menge Freizeit übrig haben müssen. Julian zeigte ihm auch so oft genug was er so fabrizierte, und er war froh, dass Charles ehrlich interessiert an seiner Kunst war. Er hätte nicht einmal erfolgreich sein müssen, solange sein Freund seine Werke liebte hatte er schon genug Menschen damit glücklich gemacht.
Er genoss die kurzen Berührungen, während seine Fliege gebunden wurde und setzte ein gespieltes Schmollen auf.
„Du weißt, dass ich Überraschungen hasse!“
Es war nicht ganz die Wahrheit, immerhin wussten sie beide, dass er Überraschungen eigentlich liebte, aber er war immer so ungeduldig, dass es bis kurz vor der Enthüllung eine wahre Qual für ihn war stillzuhalten. Er erwiderte Charles´ sanftes Lächeln. Mittlerweile musste er sich gar nicht mehr so sehr strecken, um seine Lippen zu erreichen, zu mindestens kam es ihm so vor. Vielleicht war er ja wirklich ein paar Zentimeter gewachsen in den letzten Jahren, immerhin hatte sein Freund noch lange nicht das Alter erreicht, in dem man wieder zu schrumpfen begann!
„Gebunden von dem perfekten Mann“, erwiderte er mit einem leichten Schmunzeln und legte mit einem Nicken seinen Arm um Charles´ Hüfte, um mit ihm die Wohnung zu verlassen. Sein Herz klopft irgendwie seltsam heftig gegen seinen Brustkorb, dabei war es doch eigentlich „nur“ ein Essen. Aber Charles war so geheimnistuerisch wie sonst selten gewesen, sodass er wirklich Großes vermutete. Vielleicht war sein eigenes Geschenk ja doch gar nicht so bombastisch, wie er gedacht hatte.
„Beeil dich, mein Magen überlebt nicht mehr viele Verzögerungen!“, rief Julian seinem Freund hinterher, als er noch einmal in die Wohnung verschwand. Vor seiner Nase schlossen sich die Aufzugtüren und er fuhr hinunter in die Eingangshalle, um dort auf Charles zu warten. Seine Jacke hatte er locker über den Arm gelegt. Zwar war im Moment Sommer und da brauchte man in San Francisco eigentlich kaum mehr als Shorts und ein T-Shirt, aber in solche Kleidung konnte er Charles ja so schon nur in den extremsten Urlaubssituationen zwingen, und zu so einem Anlass war formelle Kleidung ja sowieso Pflicht. Während er wartete hatte der Künstler sich noch kurz mit Benjamin unterhalten. Wie viel er wusste war seinem kantigen Gesicht kaum anzusehen, aber auch er rückte nicht mit der Sprache raus, auch, wenn Julian schon seit je her eine Sonderbehandlung von ihm bekam und sich ihr Verhältnis in den letzten Jahren nur noch verbessert hatte.
Charles hatte zum Glück nicht lange gebraucht, aber im Feierabendverkehr dehnte sich die Fahrt dann doch noch etwas aus. Nicht, dass Julian seine Ungeduld nicht hätte zügeln können, doch sein Magen rebellierte so langsam doch, immerhin hatte er es heute Morgen wieder nicht geschafft, mehr als eine Schüssel Müsli zu essen. Mittlerweile kannte er die Stadt zwar so gut, dass er sich vermutlich hätte denken können, wo Benjamin sie hin fuhr, doch er war viel zu eingenommen von Charles, als dass er groß auf den Weg geachtet hätte. Als sie endlich anhielten, war seine Neugierde allerdings wieder so groß wie zuvor.
Er konnte Wasser in der Nähe hören, und sie hatten die zahlreichen belebten Nobelviertel längst hinter sich gelassen und waren umgeben von Grün. Irgendwie kam ihm dieser Ort bekannt vor, und er runzelte nachdenklich die Stirn. Bis sie um eine Ecke bogen und ihm klar wurde, wo sie sich befanden. Der Palace of Fine Arts zählte zu einer der Sehenswürdigkeiten San Franciscos, was beim Anblick der von Säulengängen gesäumten, fantastisch illuminierten Kuppel kein Wunder war. Vor ein oder zwei Jahren war Julian mal mit Chris hier gewesen, aber das war tagsüber gewesen und viele Touristen hatten sich hier getummelt.
„Du hast….du hast den gesamten Palace gemietet?“, stieß Julian mit einem Ächzen aus und wusste gar nicht mehr, wieso er überhaupt noch überrascht war. Charles hätte ihn vermutlich auch komplett kaufen können, wenn ihm danach gewesen wäre. Mit einem atemlosen Gefühl nahm er Charles erneut bei der Hand und ging mit ihm an Säulen vorbei zu dem Tisch, der in der Mitte des Gebäudes beinahe winzig und verloren wirkte. Das alles wirkte so perfekt und von langer Hand sorgfältig geplant, dass es den Künstler zu Tränen rührte. Bevor Charles sich setzen konnte, gab er ihm einen innigen Kuss.
„Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann. Ich liebe dich“, hauchte er ihm entgegen, bevor er sich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken ließ. Dass er es auch nach drei Jahren noch schaffte, ihn so zu überraschen und ihm solche Abende zu bescheren sprach nur dafür, dass Julian seine Seite niemals verlassen würde. Auf der Karte standen nur Gerichte, die er unglaublich gern mochte und er lächelte breit. Bei so viel Freude war es wirklich schwer, sich auf dem Stuhl zu halten. Viel lieber hätte der Lockenkopf seinen Freund umgesprungen und sich überschwänglich bei ihm bedankt. Kein Wunder, dass er so ein Geheimnis um diesen Abend gemacht hatte! Seine Hände griffen über den Tisch hinweg nach denen von Charles und hielten sie kurz fest, ihre Finger verschränkend und ihn liebevoll anlächelnd.
Damit alles auch frisch war, mussten sie ein klein wenig warten, bis sie ihr Essen bekamen, aber das gab ihnen nur mehr Zeit zum Reden. Es war ruhig, Charles hatte keine kitschigen Geigenspieler bestellt, und so war alles, was sie hören konnten, das leise Plätschern von Wasser, das Rascheln der Bäume und das entfernte Chaos der Stadt, das hier nicht so laut war wie überall sonst. Mittlerweile verstand Julian sogar genug vom Tagesgeschäft seines Freundes, dass er Interesse und Verständnis nicht mehr vorheucheln musste und Charles schien auch bereit, ihm alles zu erzählen, was nur irgendwie wichtig war. Auf sein Drängen hin hatte Charles sich ein wenig von den Waffengeschäften zurückgezogen und hatte harmlosere, aber ebenso lukrative Berufsfelder eröffnet, sodass Chris ihm auch nicht mehr ständig in den Ohren lag. So konnten alle mit einem besseren Gewissen einschlafen.
„In New York waren wir schon länger nicht mehr!“, stieß er entzückt aus.
„Eine Kollegin hat da eine Kunstgallerie und wollte sowieso, dass ich mal bei ihr ausstelle.“
Charles reiste viel mit ihm, mehr noch als früher, und selbst, wenn es kein Wochentrip nach Europa war, war Julian immer für Reisen offen, da er sowieso keinen festen Zeitplan hatte und aus solchen Ausflügen noch zusätzliche Inspiration zog.
Bei den ganzen Gesprächen, die sie führten, waren die Stunden schnell verstrichen, und mittlerweile war es um sie herum dunkel geworden. Sein Magen war voll und langsam setzte die typische Trägheit ein, sodass ihm ein kleiner Spaziergang ganz lieb war. Sofort nutzte Julian die Gelegenheit, seinem Freund nach so vielen Stunden wieder näher zum kommen und schlang einen Arm um seine Hüfte. Mit verträumten Gesichtsausdruck beobachtete er seinen Freund, konnte sich ein leises Lachen bei seinen Worten nicht verkneifen.
„Ich weiß, dass du viel für europäisches übrig hast“, grinste er verschmitzt und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Sein eigener Blick wanderte an den stilvollen Säulen hinauf, als sich Charles jedoch plötzlich vor ihm platzierte, lenkte er den Blick der hellen blauen Augen wieder ganz auf ihn. Skeptisch zog er eine Augenbraue nach oben. Es fiel ihm schwer, von solchen Worten nicht gerührt zu sein, immerhin war es nicht an der Tagesordnung, dass Charles sich so romantisch gab, und ein leichter rosaner Schimmer trat auf seine Wangen.
„Du hast nicht etwa noch ein Geschenk?“, fragte er vorwurfsvoll, als sein Gegenüber plötzlich etwas aus seiner Innentasche zog. Erst, als Charles plötzlich vor ihm auf die Knie ging ahnte er, was sich in dem Kästchen verbergen könnte. Von einem Moment auf den nächsten schien das gesamte Blut in seinen Kopf zu schießen und er fühlte sich schwindelig vor Glück. Fassungslos schlug er die Hände vors Gesicht und spürte selbst, wie seine Wangen glühend heiß waren. Nie im Leben hatte er mit einem Antrag gerechnet, und doch hatte er Charles´ Worte kaum abgewartet. Schon als er in die Knie gegangen war hatte er heftig mit dem Kopf genickt. Heiraten war eigentlich nie etwas gewesen, über das der Künstler sich großartig Gedanken gemacht hatte. Nicht, weil er seinen Freund nicht über alles liebte, aber er hatte immer Angst gehabt, dass Jennifer dieses Thema für Charles ein für alle Mal verdorben hatte. Und Julian wäre auch so zufrieden gewesen. Aber wo er den Unternehmer nun vor sich sah, wurde ihm bewusst, dass er nie irgendetwas mehr gewollt hatte. Freudentränen schnürten ihm die Kehle zu, sodass er im ersten Moment nur ein Krächzen hervorbrachte. Hoffentlich deutete Charles seine leichte Verspätung nicht als Zögern!
„Ja, tausendmal ja, oh mein Gott, ja!“
Es gab ganz sicher galantere Arten, auf einen Heiratsantrag einzugehen, aber Julian war froh, dass er gerade überhaupt fähig war sich zu artikulieren. Ihm war schwindelig und es kostete ihn seine ganze Zurückhaltung, sich nicht sofort auf Charles zu stürzen. Stattdessen wartete er am ganzen Körper zitternd, während er den Ring aus der Schmuckschatulle nahm und auf seinen Ringfinger schob. Der Ring war schlicht, aus Weißgold und mit feinen, dunkleren Streifen an den Rändern, und Julian zweifelte nicht daran, dass er ein Vermögen gekostet hatte. Als Charles endlich wieder vor ihm stand, zögerte der Künstler nicht mehr eine Sekunde, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und zog ihm zu dem innigsten Kuss, den sein aufgeregter Leib zustande bringen konnte. Er konnte den Ring um seinen Finger spüren und nichts hatte sich je besser angefühlt. Hätte er vor vier Jahren jemals gedacht, dass ihn jemand heiraten wollen würde? Alles erschien ihm wie ein Traum, und als seine Lungen nach Luft verlangten schlang er stattdessen die Arme um den Nacken des Älteren und drückte sich an seine Brust.
„Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt, ich….ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, ich meine, ich……..“
Das Atmen fiel ihm schwer und er schluchzte glücklich gegen seine Brust. Ein Heiratsantrag wie er im Märchenbuch stand und ein Mann, um den ihn vermutlich die halbe Damenwelt beneidete. Aber es war egal. Charles war sein, sein Mond in dunklen Nächten, der nur für ihn schien. Noch nie in seinem Leben hatte der Künstler sich glücklicher gefühlt und es fiel ihm immer noch schwer zu sprechen.
„Und ich hab dir nur eine Reise schenken wollen!“, stieß er mit einer Mischung aus Lachen und Weinen aus und bekam kaum Luft. Und er hatte vor ein paar Stunden gedacht, dass sein Geschenk doch eigentlich ganz vorzeigbar war, egal, was Charles geplant hätte. Nun war er definitiv eines Besseren belehrt worden! Er war sich ziemlich sicher, dass er einfach umgekippt wäre, wäre Charles nicht an seiner Seite gewesen. Mit zittrigen Gliedern löste er seine rechte Hand aus der Umarmung und betrachtete eingehend den Ring.
„Wie kommst du bloß auf die verrückte Idee mich zu heiraten?“, presste er lachend hervor und wischte sich aufgelöst einige Tränen vom Gesicht. Für einen Moment wollte er gar nichts anderes tun als seinen Kopf an Charles´ Brust zu lehnen und seinem aufgeregten Herzen zu lauschen, aber dann hatte er schon seine Lippen wiedergefunden.
„Charles Richards, mein Verlobter.“
Er ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen und ein Schauer durchfuhr seinen ganzen Leib. Was würden die anderen sagen, wenn sie das hörten? Wenn nicht wenigstens Grayce in Tränen ausbrach, würde er ganz sicher enttäuscht sein! Er freute sich unheimlich darauf, es allen zu erzählen. Am liebsten hätte er es von den Dächern San Franciscos geschrien, damit alles es wussten, denn sein kleiner Körper schien vor so viel Glück zu platzen, wenn er es nicht teilte.
„Drei Jahre…..Jetzt haben wir ein ganzes Leben gemeinsam.“
Sei Körper war plötzlich so von Energie erfüllt, dass er sich viel zu stürmisch gegen den Körper des anderen warf, als er seine Lippen suchte, sodass Charles nach hinten auf den Boden plumpste und plötzlich verdutzt im Gras saß, aber es war Julian egal, so lange er nur seine Lippen fand.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Do Feb 13, 2014 6:56 pm

Dass Julian ihm den Antrag abschlagen konnte- daran hatte der Unternehmer gar nicht gedacht, er hatte diese Option nicht einmal in Erwägung gezogen, immerhin schien er nicht jemand zu sein, der abgeneigt von diesen kleinen Traditionen zwischen zwei Liebenden zu sein schien und dennoch kamen ihm die Sekunden, in welchen er auf eine Antwort warten, wie endlose Stunden vor, welche gefüllt von Spannung und schrecklicher Aufregung war. Dabei war es lediglich ein Antrag, eine kleine Frage, die er der Welt offenbart hatte, immerhin wusste er, dass der Norweger ihn liebte und dass nichts auf der Welt zu existieren schien, was beide je auseinanderbringen könnte und trotzdem erschien diese Frage so gewichtiger zu sein, so eine große Bedeutung gewonnen zu haben, dass sein gesamter Körper regelrecht zu kribbeln schien. Doch war die Aufregung nichts im Vergleich zu der plötzlichen Euphorie, die den Älteren befangen hatte, eine Euphorie, die er noch nie verspürt hatte, nicht einmal bei seinem ersten Mal, als er vor der Person vor die Knie fiel, die ihm einst viel bedeutet hatte. Er wollte den schmalen Körper am liebsten packen und ihn herumwirbeln, ihm jede Träne wegküssen, die sein Gesicht bedeckte, wollte seine Lieben auf ewig kosten, nur um sich bewusst zu sein, dass das alles, die gesamte Situation, real war, kein Traum, aus dem er bald wieder zu erwachen drohte. „Wi- Wirklich?“, seine Stimme klang atemloser als er gedacht hatte. Charles wusste nicht, wieso es ihn überraschte, im positiven Sinne natürlich, doch die Worte, die aus den weichen Lippen des Blondschopfs drangen, waren mit Abstand die schönsten, die er je gehört hatte. Sein Lächeln schien gar nicht mehr von seinem Gesicht weichen zu können während er mit schnellen, erstaunlich ruhigen Händen, den Ring aus dem Kästchen herausholte, Julians Hand umfassend um ihn anschließend langsam den Ring anzulegen. Wer hätte je gedacht, dass er so etwas jemals wieder tun würde, freiwillig, ohne, dass ihn jemand dazu aufgefordert hatte und wer hätte gedacht, dass dieser kleine Moment ihn so unglaublich glücklich machen konnte. Sicher, für Frauen konnte man immer den größten Diamanten auf dieser Welt aussuchen und Julian wusste bestimmt, dass der Dunkelhaarige für ihn den teuersten Edelstein gekauft hätte, doch hatte er in diesem Falle ebenfalls versucht den Ring so wertvoll wie möglich zu gestalten und was für ein Vermögen hinter dem weiß schimmernden Gold nun wirklich steckte, spielte eigentlich absolut keine Rolle, nicht in diesem Falle, nicht, wenn es um einen Menschen ging, der Wertvoller als all sein Vermögen war, das sich innerhalb der Jahre angesammelt hatte. Nichts auf dieser Welt war mit dem Künstler zu vergleichen gewesen. Der Geschäftsmann erhob sich schnell um seine Arme um den schlanken Körper seines Gegenübers zu schlingen, während er ihn mit großen, glücklichen Augen anblickte. Wenn er nicht aufpasste, würde er auch noch gleich die eine oder andere Träne vergießen, Julian steckte ihn einfach mit so ziemlich allem an, was er tat! Doch stattdessen ließ er sich lieber auf den innigen Kuss seines- er konnte kaum glauben, dass er das jetzt in Zukunft sagen konnte- Verlobten ein, drückte ihn noch enger an sich heran, während er jede Sekunde auskostete, in denen er an seinen Lippen haften konnte. Es war verrückt wie so eine Sache wie Heiraten auf einmal etwas Großartiges noch besser machte und wenn sie es sicherlich nicht nötig hatten, tat es gut zu wissen, dass sie immer noch fähig waren, sich gegenseitig ein glücklicheres Leben zu schenken. Charles holte tief Luft, als der Mund des Jüngeren von ihm abgelassen hatte, presste jedoch seine Lippen im nächsten Augenblick auf sein Haar, fuhr mit den Fingern nebenbei sanft über den schmalen Rücken. Seine Mundwinkel schmerzten bereits vor dem Dauerlächeln, doch er würde einen Teufel tun und seine Mundwinkel hinunter schieben, nicht heute und auch nicht in den nächsten vielen Jahren. „Du hast doch bereits das Wichtigste gesagt, was mein Leben vollkommen macht.“, säuselte er ihm leise ins Ohr, drückte ihn noch ein wenig fester, als sein Geliebter zu schluchzen begann, liebkoste ihn mit sanften Berührungen und Küssen, strich hin und wieder einige seiner Tränen weg. Es machte ihn glücklich zu sehen, dass Julian sich so sehr darüber zu freuen schien, dass er anscheinend tatsächlich überrascht genug war. Dann war es ihm heute tatsächlich gelungen diesen Jahrestag zum Unvergesslichsten gemacht zu haben. Der Tag, wo sie sich endgültig bewusst waren, dass sie zusammengehörten und das für immer. Allein der Gedanke an die Zukunft, daran, dass Julian wirklich sein war und dass kein Mensch dieser Welt jemals das Glück haben konnte, welches er bis zum Ende seiner Tage genießen durfte, löste einen angenehmen Schauer hervor, der über seinen Rücken kroch.
Geduldig wartete der Größere darauf, dass der Norweger sich langsam wieder beruhigte und zu Atem kam, blickte ihn sogar einen kurzen Moment lang besorgt an ehe ein leises Lachen seine Lippen verließ. „Ich hoffe, dass du dein Geschenk nicht zurücknimmst.“, seine grauen Augen musterten den Kleineren ernst und dennoch sanft, ehe der Blick ebenfalls zum Ring wanderte. „Ich hoffe doch, dass er dir gefällt.“, summte er beiläufig anschließend ungläubig eine Augenbraue hebend, dabei tief Luft holend. „Die Frage ist wohl eher, wie ich nicht auf die Idee kommen könnte? Die letzten drei Jahre mit dir waren besser als die letzten dreißig, die ich ohne dich verbracht habe- du bist mein Leben, Julian, ich kann gar nicht mehr ohne dich existieren…und abgesehen davon vermisse ich den Anblick von dir in einem Anzug.“, ein weiteres Lachen entwich seiner Kehle. Charles lehnte breit lächelnd seine Stirn an die des Anderen, suchte anschließend nach seinen Lippen, die süßer als jedes Dessert auf dieser Welt schmeckten. Ach, wie gerne er die Zeit doch angehalten hätte, einfach nur um diesen Moment ewig auskosten zu können, den kleinen Zauber, der sich um diesen Ort gelegt zu haben schien und sie beinahe schweben ließ, so kitschig es auch klang, doch dem Schwarzhaarigen war es vollkommen egal.
Die Worte seines Geliebten klangen so angenehm in seinen Ohren, so anders und dennoch so richtig, dass er nicht anders konnte als breit zu grinsen. „Du wirst bei den anderen angeben, nicht wahr?“, gluckste der Geschäftsmann, stupste mit seiner Finger gegen Julians Nase als er seine Finger unter das Kinn gelegt hatte, das Gesicht an sich heranzog, damit er sich in den endlos blauen Augen verlieren konnte und damit er seine Lippen erneut mit sanften Küssen benetzen konnte. „Und niemand wird uns dieses gemeinsame Leben nehmen können. Ich bin ganz dein..“, hauchte er dem Kleineren leise entgegen, war so von seinem hübschen Gesicht eingenommen, von seiner Nähe und seinem eigenen Glück, das sein Herz unkontrolliert heftig zu schlagen ließ, dass er den plötzlichen Elan des Künstlers kaum hatte kommen sehen und als der schlanke Körper ihn plötzlich, ohne irgendeiner Vorwarnung, heftig umwarf, war es bereits zu spät um rechtzeitig zu reagieren. Er konnte spüren, wie seine Füße langsam den Kontakt zum Boden verloren und er sich haltlos am Leib des Blondschopfs klammerte, ihn mit einem erschrockenen Laut mit sich zu Boden zog, ehe beide auf dem- glücklicherweise- weichen Gras landeten. Verdutzt blickte er Julian an, wollte vor lauter Schreck am liebsten loslachen, doch da hatte der Andere bereits die Lippen auf seinen Mund gepresst, hielt ihn davon ab, auch nur einen Ton von sich zu geben. Stattdessen vergrub er seine Hände in den blonden, geglätteten Strähnen seines Geliebten, erwiderte seine Küsse ebenso innig und stürmisch, sich für einen Moment nicht darum kümmernd, dass er seinem teuren Anzug gerade keinen Gefallen damit tat, dass er sich nicht von der Wiese erhob, doch daran dachte Charles nicht einmal, verharrte sogar lang genug auf dem Boden, ehe seine Augen kurz zur Armbanduhr wanderte, die er in all den Jahren immer noch nicht ausgetauscht hatte. „Benjamin wartet sicherlich auf uns und denkst du nicht auch, dass der Abend einen würdevollen Abschluss verdient hatte.“, er schenkte dem Jüngeren ein verschwörerisches Grinsen und war sich ziemlich sicher, dass er sich nicht noch weiter hatte explizit ausdrücken müssen, immerhin reichte ein kurzer Blick aus um das Verständnis auf dem Gesicht des Anderen zu erkennen, sodass er sich hastig erhob, den Blonden beinahe schon hochhob, als er ihm dabei half auf die Beine zu kommen. Automatisch schlang er seinen Arm um seine Taille, zog ihn ein wenig näher zu sich heran, noch ein letztes Mal innige Küsse austauschend, ehe sie den Weg weiter entlang schlenderten, was tatsächlich weitaus länger dauerte mit all den Pausen, die sie ab und an einlegten, nur um an den Lippen des anderen zu kleben, die das Beste zu sein schienen, was sie jemals geküsst hatten. Und es entsprach sogar der Wahrheit.
Charles fühlte sich wie ein verliebter Teenager, doch er konnte nicht leugnen, dass er es genoss und Benjamin hatte es ihnen wohl auch nicht übel genommen, als er sie sanft anlächelte und ihnen die Tür zum Wagen aufhielt. „Wie ich sehe, war der Abend ein Erfolg?“, vergewisserte der Größere sich, der wohl der Einzige, neben dem Juwelier natürlich, in die gesamte Sache eingeweiht war. Eigentlich hatte keiner von ihnen etwas sagen müssen, ihr Strahlen musste mehr als nur Bände sprechen, doch Julian hatte Benjamin doch alles erzählt und er schien sich tatsächlich auch alles gerne angehört zu haben. Vielleicht hatte er sich sogar ein bisschen für sie gefreit, Charles wusste es nicht genau, doch er vertraute diesem Mann mehr als jedem anderen und irgendwie gehörte er bereits seit Ewigkeiten zu dieser Familie und das hieß auch, dass er wohl oder übel ebenfalls in diese Sache gewickelt werden würde.
So lang die Fahrt hierher auch gedauert zu haben schien, umso kürzer wirkte der Weg zurück nach Hause. Kein Berufsverkehr hatte ihren Wagen aufgehalten, keine ewig rote Ampeln, die alles noch in irgendeiner Form verzögerten- zu ihrem Gunsten. Und dem Unternehmer hätte es auch gar nicht schnell genug zurück nach Hause gehen können, nach der großen Euphorie, die seinen Körper gepackt zu haben schien, hatten sich ganz andere Gefühle in ihm breit gemacht- die Energie, die durch seine Venen zu pulsieren schien und die schier endlose Begierde nach seinem Verlobten, von welchem er gar nicht erst die Finger lassen konnte.
Er hatte sich bei seinem Leibwächter und besten Freund bedankt als sie endlich heil zurück nach Hause gekommen waren, schnappte sich jedoch schnell die Hand des Kleineren, ihn in den Aufzug schiebend. Und kaum hatte sich dieser geschlossen, presste der Geschäftsmann seine Lippen bereits stürmisch auf den vollen Mund des anderen, schob dabei sanft die Zunge an seinen Zähnen vorbei, seine dabei anstupsend. Die Hitze in seinem Körper schien geradezu unerträglich zu sein. Er liebte Julians Körper, jede einzelne Faser und nichts schien besser zu sein als ihr Sex, der sich in all den Jahren immer aufregender und großartige gestaltet zu haben schien, doch hatte ihre Verlobung gerade alles noch um eine Instanz aufregender und großartiger gemacht? So lächerlich es tatsächlich erschien, dass man sich dieser Illusion hingab- es hatte dennoch gewirkt, auf einer ganz eigenartigen Art und Weise, dass es Charles ein Rätsel war, wie sie es aus dem Aufzug geschafft hatten in ihre Wohnung zu kommen. Wortlos hatte der Dunkelhaarige sein Jackett beiseite geworfen und fand sich im nächsten Moment erneut in Julians Nähe wieder, erwischte sich dabei, wie er langsam seine Weste aufknöpfte, die Fliege aus ihrem Knoten löste, ehe beides ebenfalls zu Boden fiel. Mit einer Mischung an fallenden Kleidungsstücken und wilden Küssen an allen nackten Körperstellen, hatten es beide nach und nach geschafft ihr Schlafzimmer zu erreichen. Blind suchte er mit seinen Fingern an der Wand den Lichtschalter, kniff kurz die Augen zusammen, als das helle Licht den großen Raum zu erleuchten schien, ehe der Unternehmer bei ihrem Anblick laut auflachte. Sie hatten es tatsächlich hinbekommen alles, bis auf ihre Unterwäsche quer durch das Penthouse zu verteilen, hatten es irgendwie geschafft, sich tatsächlich noch anständig auszuziehen. Doch umso besser, dann mussten sie wenigstens sich nicht mehr darum kümmern. „Ich hätte nie gedacht, dass wir noch irgendein erstes Mal haben könnten aber...Sex mit meinem Verlobten hatte ich tatsächlich noch nie gehabt.“, säuselte seine Stimme leise in Julians Ohr, fuhr mit den Fingern über seine nackte Brust, die warme Haut unter den Fingerkuppen genießend. Seine Lippen wanderten sanft seinen Hals entlang, liebkosten jede Stelle seines Körpers und konnte gar nicht anders als hin und wieder seine Zähne in das zarte Fleisch zu vergraben, schob den Künstler anschließend mit sanfter Gewalt auf das Bett, ihn hinein schubsend und sich sogleich über den schlanken Körper aufbäumend. Er wollte sich die Zeit nehmen mit seinen Lippen jede Stelle auf seiner Brust zu ertasten, denen seinen Finger zu küssen, die immer noch die tätowierte Stelle an seinem Handgelenk. Er liebte jede seiner filigranen Stellen, fuhr so gerne über seine hervorstehenden Hüftknochen, über seine Schlüsselbeine, biss auch nur viel zu gerne lasziv in seine Brustwarzen. Ganz gleich wie oft sie sich bereits in diesen Laken gewälzt hatten, egal, an welchen Orten sie sich noch so nahe gekommen waren, es ödete ihn kein einziges Mal auch nur ansatzweise an. Es war fast schon verrückt, wie sehr er diesen Körper begehrte, wie unbeschreiblich er diesen Menschen liebte, der sich auf der Matratze räkelte, dessen Stimme in seinen Ohren sauste, dessen Seufzer schöner waren als alles, was e je gehört hatte.
Langsam ließ Charles seine linke Hand in die Boxershorts seines Geliebten wandern, umfasste vorsichtig seine anbahnende Erektion, die er sicherlich mit einigen Handgriffen noch ein wenig bearbeiten konnte. Langsam begann er sein Glied zu massieren, schob währenddessen mit der anderen Hand die Boxershorts von Julians Hüfte. Seine grauen Augen beobachteten jede Regung im hübschen, erwachsener wirkendem Gesicht, konnte nicht anders als breit zu lächeln, wenn er nicht gerade an seinen Lippen klebte, seine Zunge die des Blondschopfs berührte. Ihm war so heiß, so schrecklich heiß, dass er glaubte das Blut würde seine Venen, seine kleinen Äderchen zum Platzen bringen, es war fast schon eine Qual, dass Julian ihn wirklich so verrückt machte, ohne, dass er etwas tat, sondern nur mit seinen Lauten, die zwischen seine Lippen glitten, mit den Regungen und dem Anspannen vereinzelter Muskeln, fast wie ein Tanz mit dem Feuer, das in den beiden gerade stark zu brennen schien. Doch Charles liebte es von den Flammen verzehrt zu werden, liebte jede einzelne Sekunde und kostete auch jeden Moment aus, der sich ihnen darbot. Einen Moment von vielen, vielleicht sogar Tausenden, die sie bis zum Ende erleben würden.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Sa Feb 22, 2014 11:53 pm

Die Euphorie in ihm schlug so langsam in eine andere Richtung um, während er so mit Charles eng umschlungen im Gras lag. Die Wärme seines Körpers verhinderte, dass ihm kalt wurde, obwohl die Sonne mittlerweile so gut wie verschwunden war. Seine Hände hatten sich in den glatten, dunklen Strähnen des anderen verkrallt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie sich niemals voneinander lösen müssen, aber auf der anderen Seite sehnte er sich irgendwie auch nach ihrem großen Bett und etwas Privatsphäre. Noch immer konnte er den Ring an seinem Finger spüren, als wäre er mehr als einfach nur ein Schmuckstück. Im gewissen Sinne war er auch mehr als das. Es war ein Versprechen, das Versprechen, dass Charles ihn liebte und dass sie das auch bald ganz offiziell kundtun würden. Vor ein paar Jahren hätte Julian vermutlich noch ungläubig abgewunken hätte ihm jemand erzählt, dass er einmal heiraten würde. Ohne Charles an seiner Seite war ein Leben ein hoffnungsloser Abgrund aus Prostitution und Hoffnungslosigkeit gewesen. So sehr er auch gelernt haben mochte, es zu erdulden, sein Leben hätte nicht ewig so weitergehen können. Auch, wenn er Grayce und Blake an seiner Seite gehabt hatte, Julian mochte nicht erahnen, wie das alles hätte ausgehen können, wäre es zwischen ihm und Charles nicht so verlaufen. Immerhin hatte es viele Punkte in ihrer Beziehung gegeben, an denen sie anders hätten entscheiden können. Dann wären sie jetzt beide wieder alleine. Aber sie hatten beide richtig entschieden, jedes Mal, und den heutigen Abend konnte der Norweger auch zu den richtigen Entscheidungen auf die Liste setzen.
Ein leichtes Nicken und ein sanftes Lächeln bestätigten Charles, dass sie sich so langsam dem zweiten Teil des Abends widmen konnten, und ein überraschtes Lachen glitt über seine weichen Lippen, als Charles ihn mit einer Bewegung beinahe von den Füßen hob. Manchmal war es immer noch so ungewohnt, wie viel offener und glücklicher Charles in den letzten Jahren geworden war….durch ihn. Für Julian fühlte es sich immer noch an wie das größte Privileg auf Erden. Nur zu bereitwillig machte er immer wieder zwischen den ausladenden Säulen halt und kostete Charles´ Lippen, auch, wenn er beinahe ein wenig überrascht davon war, wie anhänglich er heute war. Er durfte wohl nicht vergessen, dass nicht nur er selbst, sondern auch Charles heute einen Verlobten bekommen hatte.
Julian sprang immer wieder zwischen dem Bedürfnis, sofort jedem, den er kannte die Nachricht zu unterbreiten, und dem Wunsch, endlich Zeit für Charles allein zu haben, hin und her. Benjamin war der erste, dem er es mitteilen konnte, auch, wenn der Künstler bereits ahnte, dass der treue Angestellte schon längst Bescheid gewusst hatte. Dennoch, Benjamin war in all den Jahren irgendwie die Person gewesen, die einem Vater am nächsten kam, und da Benjamin in ihm hin und wieder auch seine Kinder, die er so gut wie nie sah, wiedererkennen konnte, war es kein Wunder, dass die Beziehung zwischen ihnen sich stark in diese Richtung entwickelt hatte. Auch, wenn die Überraschung des Chauffeurs hauptsächlich gespielt war, war seine Freude echt, und Julian erzählte ihm alles bis ins kleinste Detail. Die Limousine schob sich dieses Mal sehr viel zügiger durch die Straßen San Franciscos als zuvor, da kein Feierabendverkehr sie verstopfte. Darüber war der Blondschopf froh, denn Charles konnte auch während der Fahr kaum die Fingern von ihm lassen und brachte das Blut in ihm noch mehr zum kochen. Nachdem sie Benjamin noch eine gute Nacht gewünscht hatten, hatte Charles ihn beinahe schon übereilig in den Aufzug gezogen, und kaum hatten die vergoldeten Türen sie von der Außenwelt abgeschirmt, drückte sich der Größere schon an ihn.
„Ruhig an!“, lachte er noch, bevor sich Charles´ Lippen schon auf seine pressten und ihm jedes weitere Wort abschnitten. Die Zunge des anderen drückte sich fordernd gegen seine Zähne, und Julian öffnete den Mund leicht für ihn und schmeckte Charles, seinen Eigengeschmack und einen Hauch teuren Wein. Genießend schloss er die Augen und dankte einer höheren Macht dafür, dass sie im obersten Stockwerk des Hochhauses wohnten. Der schlanke Leib ließ sich ein Stück zurück sinken gegen die verspiegelte Wand des Aufzugs und schlang seine Arme um die Hüfte des Älteren. Es war zum verrückt werden, wie viel er allein mit einem Kuss in ihm auslösen konnte. Sein Blut wallte heftig in ihm auf und leichter Rotschimmer legte sich auf die sommersprossigen Wangen. Jetzt konnte er es doch kaum noch erwarten, dass die Türen mit dem altbekannten „Pling“ aufsprangen. Wie sie es überhaupt schafften, einen Fuß vor den anderen zu setzen, war Julian ein Rätsel. Er konnte sich nicht daran erinnern, die Wohnungstür geöffnet zu haben, aber jetzt waren sie drinnen und damit beschäftigt, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen und sich Richtung Schlafzimmer zu drängen. Leises Keuchen untermalte das akrobatische Unterfangen, wenn sich Charles Zähne leicht in seine Haut gruben. Einmal wäre der Blondschopf beinahe über seine Hose gestolpert, aber er fiel nur gegen die Brust des Geschäftsmannes, und schließlich waren sie in der Dunkelheit des Schlafzimmers angelangt. Julian konnte nicht anders, als in sein Lachen mit ein zu stimmen und bedachte die Spur aus Kleidungsstücken hinter ihnen mit einem Grinsen.
„Wenigstens weiß jetzt jeder, wo wir zu finden sind“, gluckste er amüsiert. Bis auf die Unterhose trug er nur noch den Ring, von dem Julian sich sicher war, dass er ihn erst ablegen würde, wenn stattdessen ein Ehering auf seinem anderen Ringfinger saß.
„Bald kannst du sogar zum ersten Mal Sex mit deinem Ehemann haben“, hauchte der Norweger leise und es ließ selbst ihm einen Schauer über den Rücken rinnen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass die neuen Gegebenheiten ihn nur noch heißer und begieriger gemacht hatten als zuvor. Obwohl sie schon so lange zusammen waren, war der Sex niemals langweilig geworden, viel eher noch spannender und intimer, und auch jetzt brauchte es nur die innigen Berührungen des anderen, um die Erektion in seiner Boxershort anschwellen zu lassen. Bereitwillig ließ er sich von Charles auf das Bett schubsen und griff mit den Händen nach dem Hinterteil seines Freundes, als er sich über ihm aufbäumte. Ihm entglitt ein verschmitztes Grinsen, dann jedoch entgleisten seine Gesichtszüge wieder. Charles´ Hand hatte ihren Weg am letzten Kleidungsstück vorbei gefunden und seine geübten Bewegungen brachten Julian beinahe um den Verstand. Seine Finger zerrten an der Unterwäsche des Größeren und irgendwie schafften sie es beide, sich vom letzten Stoff auf ihrer aufgeheizten Haut zu befreien.
Es kostete den Künstler pure Willenskraft, sich von Charles solange loszueisen, um das Wichtigste aus der Nachttischschublade zu angeln. Mit fahrigen Fingern warf er Kondome, Gleitmittel und ein paar Handschellen neben ihnen aufs Bett. Die kleinen Fesselspiele im Bett waren längst nichts Unangenehmes mehr und schon ewig hatte es ihn nicht mehr an Edwards Misshandlungen erinnert. Der Blondschopf rückte sich unter dem Gewicht von Charles´ Körper in die richtige Position und zog ihm das Kondom über. Anschließend verteilte er einen Klecks Gleitgel auf seinen Handinnenflächen und sorgte mit einigen gekonnten Bewegungen dafür, dass Charles´ Erektion noch fester in seiner Hand pulsierte. Für einen solchen Anlass hätte es sich vielleicht geziemt, das ganze Schlafzimmer mit Rosenblüten auszustreuen und ein Meer aus Kerzen aufzustellen, aber das leicht gedämpfte Licht der teuren Deckenlampen und Charles´ nackter Körper waren mehr als Julian brauchte, um erregt zu sein. Um es ihm nicht unnötig schmerzhaft zu gestalten hatten sie schon länger Handschellen mit etwas breiteren Schellen, und Julian schloss eine davon routiniert um sein linkes Handgelenk, legte seine Arme um Charles´ Nacken und schloss auch den zweiten Verschluss. Der schmale Leib des Norwegers war eng genug an ihn gepresst, dass er seinen Kopf nicht aus der „Schlinge“ ziehen konnte. Fordernd zog er das Gesicht des anderen näher zu sich herunter, biss in seine Unterlippe und schlang die Beine um seine Hüfte. Julian brauchte keine Aufforderung mehr zu äußern, damit Charles endlich loslegte. Der Künstler hatte gerade sein Gesicht in den Nacken des anderen gedrückt und biss leicht in das angespannte Fleisch, als Charles in ihn eindrang. Julians Kopf schnellte mit einem lauten Keuchen zurück und seine Hände zerrten reflexartig an den Fesseln, die nur sehr wenig Bewegungsfreiheit boten. Hätte er die Arme frei gehabt, hätte er vermutlich so tiefe Striemen in Charles´ Rücken hinterlassen wie nie zuvor, und auch, wenn er wusste, dass es seinem Partner nichts ausmachte, war es ihm doch lieber, ihn nicht schwerwiegend zu verletzen. Stattdessen verkrallten sich seine Finger in den kurzen Haarsträhnen. Unweigerlich drückte sein Becken sich den Bewegungen des anderen entgegen, die schnell so heftig wurden, dass Julian tief in die Laken gedrückt wurde.
„Ich glaub….dieses Mal verliere ich wirklich den Verstand!“, stöhnte Julian zwischen lauten Stöhnern hervor. Es war verrückt, wie jede Faser des anderen, die sich gegen seinen schwitzenden Körper drückte, ihm schon beinahe einen kleinen Mini-Orgasmus bescherte, sodass der Künstler gar nicht wusste wohin mit sich. Die Arme seines Freundes hatten sich um seinen Rücken gelegt, sodass die Nähe zwischen ihnen beinahe unerträglich nah war. Julian hatte beinahe das Gefühl zu verbrennen, während seine Beine hin und wieder ihren festen Griff verloren, wenn kleine Wellen durch den schmalen Körper zuckten.
„Dann bist du bald mit einem Verrückten verheiratet“, keuchte Julian, und sein Lachen ging in einem lusterfüllten Jaulen unter. Sein Zucken und Zappeln wurde von den Fesseln ein wenig eingeschränkt. So wie sie jetzt waren hatte Charles immer noch die Freiheit, sich zu lösen und ihn in jede erdenkliche Position zu schieben. Julian ließ ihm gerne die Überhand, es machte sie zu gleichen Teilen an, sodass er seinem Freund beinahe schon fordernd die Zähne in den Hals und in die Ohrläppchen vergrub.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1So Feb 23, 2014 9:40 pm

Der Jüngere hatte recht- bald würde aus seinem Verlobten sein Ehemann werden und allein dieser Gedanke wirkte wie ein viel zu süßer Traum, so süß, dass man kaum glauben könnte, er würde jemals in Erfüllung gehen. Wie konnte Charles sich jemand eingeredet haben, dass er nie wieder in seinem Leben diesen ‚Fehler‘ noch einmal begehen würde, wenn dieser vermeidliche Fehler wahrscheinlich die beste Entscheidung seines Lebens war? Er hatte viele Fehler gemacht und dazu gehörte wohl auch seine viel zu junge Heirat mit einer Person, die er niemals so sehr lieben konnte wie er Julian liebte. Niemand auf dieser Erde erschien richtiger als der Blondschopf, dass er kaum noch die Finger von ihm lassen konnte oder gar wollte.
Er wusste, dass es noch einige Zeit dauern würde, manchmal dauerte es sogar zwei Monate bis aus einer Verlobung endlich das wurde, was es bereits prophezeit hat, doch diese Gedanken gehörten nicht ins Schlafzimmer, besonders nicht in diesem Augenblick, wo der andere Körper sich unter ihm räkelte und auf jede Berührung heftig zu reagieren schien. Und diesmal konnte der Ältere sich sicher sein, dass es nicht der Wein war, der sein Gegenüber so gewaltig aufheizte und das, obwohl sie noch nicht einmal wirklich losgelegt hatten. Seine Laute waren wie Honig, entlockten ein zufriedenes Grinsen auf den markanten Zügen des Geschäftsmannes, dessen geschickte Finger für einen Moment innehielten. Es war verrückt, wie der bebende, lusterfüllte Körper alleine ausreichte um ihn zu erregen, sodass er sein hartes Glied nur noch enger gegen die Hüfte seines Geliebten drückte, ihm dabei einen weiteren innigen Kuss schenkend, kaum bemerkend, wie auch er vom letzten Kleidungsstück befreit wurde, was ihn davon abhielt einen Schritt weiterzugehen. Charles hätte am liebsten nicht mehr vom Künstler abgelassen, es war regelrecht eine Tortur seine Finger von der zarten Haut abzulassen und sich etwas nach hinten zu lehnen, sodass er sich bewegen konnte. Mit gierigen, fast schon ungeduldigen grauen Augen beobachtete er ihn dabei wie er- ganz routiniert- all die Gegenstände herausholte, die stets gebraucht wurden. Beim Anblick der Handschellen konnte er gar nicht anders als breit zu grinsen, anschließend ein leises Lachen auszustoßen. Für Julian hätte er wahrscheinlich alle Fesseln der Welt aus dem Penthouse geworfen oder sie im Ozean versenkt, doch mit der Zeit lernten beide die Vorzüge anderer Experimente kennen und genossen dabei die alten Praktiken, von denen Charles tatsächlich geglaubt hatte, sie würden nie wieder darauf zurückkommen, nicht nur, weil seinem Freund damit wehgetan worden war, sondern auch, weil er an diesen Schmerzen nicht ganz unschuldig war. Doch diese Dinge blieben in der Vergangenheit, wanderten wie schemenhafte Erinnerungen in diesen Köpfen herum und verblassten von einem Tag auf den anderen immer stärker oder wurde zumindest von anderen, wichtigeren, Momenten in den Schatten gedrängt, so stark, dass sie mit Fug und Recht behaupten konnten, dass keine Dämonen sie mehr plagten oder sie sogar aus dem Schlaf rissen.
Der Geschäftsmann beobachtete den Kleineren dabei, wie er das Kondom über seine Erektion stülpte, das Gleitmitteln anschließend verteilte und ihm ein leises Keuchen bei den geübten Bewegungen mit seinen gliedrigen Fingern, die ihn nur noch härter werden ließen, dass er gar nicht mehr länger warten konnte, dass jede Sekunde beinahe qualvoll langsam verstrich, in der er sich nicht an dem anderen Körper laben konnte, indem sie sich nicht unglaublich nah sein konnten. Doch kaum hatten die Finger von ihm abgelassen, hatte er sich bereits um den schmalen Leib gebäumt, drückte ihn mit sanfter Gewalt in die Laken, sich bei eng an ihn pressend. Seine Lippen liebkosten jede Stelle seiner Haut, die er in diesem Moment erreichen konnte, auch wenn er für einen klitzekleinen Augenblick innehielt als Julian die Arme um ihn schlang. Das zweite, leise Klicken der Handschellen reichte eigentlich als Zeichen alleine aus, dass beide bereit waren und trotzdem verirrten sich seine Augen in den strahlend blauen seines Geliebten, suchten nach der Bestätigung, welche er auch in ihnen wiederfand, fast unmerklich nickend.
Charles glaubte jeden Augenblick zu explodieren als er vorsichtig in seinen Verlobten eindrang, er hatte sich so sehr danach gesehnt, dass er glaubte nach wenigen Bewegungen bereits zum Höhepunkt zu kommen, doch er konnte sich zusammenreißen, presste seinen Körper stattdessen noch enger gegen den des Jüngeren während sein Becken noch tiefer in ihn eindrang. Nach all den Jahren glich kein Mal dem letzten, selbst vermeidlich routinierte Handbewegungen oder Stöße waren nicht die Gleichen und das Gefühl, welches sich in seiner Brust auszubreiten schien, war eindeutig eines, was er noch nie zuvor gespürt hatte. Die Ekstase, die sich wie ein elektrischer Schlag durch jede noch so kleine Faser seines Körpers zu fließen schien, raubte ihm schier den Atem, sodass er nicht selten keuchend nach Atem rang, wenn er sie nicht gerade stöhnend über seine Lippen gleiten ließ oder ebendiese sich auf den weichen, warmen Mund des Norwegers presste. Er schien die Hitze seines Freundes regelrecht aufzusaugen während er immer schneller und härter zustieß, sich kaum noch zügeln wollte- die Enge zwischen ihnen machte ihn beinahe verrückt, die gefesselten Arme, dessen Hände auf seinem rabenschwarzen Haar lagen und oft genug an seinen kurzen Strähnen zogen- all das war so erregend, dass er glaubte er könnte sich kaum noch halten. Sie drohten zu verbrennen, wie ihre schwitzenden Leiber sich immer wieder gegen den anderen pressten, ihre Zungen sich immer wieder im fremden Rachen wiederfanden, der einem fast schon vertrauter erschien als sein eigener, doch Charles würde ein Teufel tun und auch nur ansatzweise ihre Position wechseln, auch wenn er sicherlich die Möglichkeit und die Macht dazu hatte den schmalen Körper einfach herumzuwirbeln und ihn dorthin zu zerren, wo auch immer er ihn haben wollte, doch er wollte ihn in diesem Moment genau dort, wo er bereits war- unter ihm, bewegungsunfähig und beinahe schon einnehmender mit seinen klammernden Beinen und den Armen, die ihn immer wieder enger zu ihm hinunterzogen, sodass er ihn zum Ausgleich noch stärker in die Matratze drückte.
Die Luft war erfüllt von Hitze und ihrem Lauten, die immer lauter, immer lustvoller ihre Kehlen verließen, sich miteinander vermischten und wie Musik in seinen Ohren klangen- der Dunkelhaarige hatte sich gar nicht mehr zügeln wollen, ihren Lärmpegel auch nur ansatzweise zurückzuschrauben- sie waren alleine hier, es war ihr Zuhause und er war sich ziemlich sicher, dass Benjamin sie nicht mehr hören konnte, nicht, seit er noch ein Stockwerk tiefer eine Wohnung bezog (schuld daran hatten wahrscheinlich genau solche Aktivitäten).
Es war ein Wunder, dass er zwischen all dem Stöhnen und Keuchen und dem Rauschen des Blutes in seinen Ohren noch die Worte des Blondschopfes heraushören konnte, Worte, bei dem seine Lippen ein zufriedenes Lächeln formten, welches jedoch schnell wieder entglitt als sein Unterleib noch heftiger den Norweger durchschüttelte. „Dann verlieren wir gemeinsam…unseren Verstand..“, hauchte er ihm leise entgegen, fuhr mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen entlang, nur um spielerisch an diesem zu ziehen ehe seine Zähne weiter zum langen Hals wanderten, in das weiche Fleisch beißend. Er liebte den Geschmack von Salz und Julians Eigengeschmack, der auf seiner Zunge lastete, seine Lippen gänzlich benetzte. Die Worte des Künstlers hatten einen Funken Wahrheit in sich getragen, je schneller Charles zustieß, desto schwieriger war es auch nur ansatzweise einen Gedankengang an die kleinsten Dinge der Welt zu verschwenden, sein Kopf schien benebelt, verrückt vor der Lust zu sein, die seine einzige Triebkraft war, ihn immer weiter und immer heftiger vorantrieb, dass er Angst hatte, sie könnten das Bett dieses Mal ein für allemal zerstören. Die dunklen Strähnen klebten schweißnass auf seiner Stirn, wie auch die restliche Haut feucht sich gegen die andere presste, doch all das schien in diesem Moment absolut keine Rolle zu spielen. Das einzig Wichtige war Julian, sein Körper, seine Laute, seine Lippen und seine Lust- Charles konnte sich nicht an ihm sattsehen, konnte nicht aufhören ihn zu küssen, ihn noch stärker gegen sich zu drücken, dass er seine pulsierende Erektion auf der Hüfte spürte und mit einer vorschnellen Bewegung seine Hand zum Glied gleiten ließ. Wenn sie schon den Verstand verlieren wollten, dann sollten sie es richtig tun. Mit schnellen Bewegungen massierte er die Erregung seines Verlobten, im Rhythmus seiner eigenen Stöße, entlockte dabei Laute, die nicht jedes Mal die zarten Lippen verließen, wenn sie sich nackt in den Laken wälzten. Einen besseren Abschluss zum perfekten Abend hätte es wohl kaum geben können und auch wenn der Geschäftsmann am liebsten nicht aufgehört hätte, doch je heftiger sich ihre Leiber ineinander schlangen, je lauter ihr Stöhnen wurde, desto eher schein der Unternehmer seinen Orgasmus zu erreichen und um zu vermeiden, dass er zu vorschnell oder gar alleine den erlösenden Höhepunkt erlange, nutzte er seine letzte Kraft um sein Becken noch heftiger gegen Julians Unterleib zu stoßen, sein Erektion mit noch flinkeren Fingern zu bearbeiten, ehe sich ihre Muskeln beinahe zeitlich zusammenzogen, jede Faser ihres Körpers sich für einen Moment zu verkrampfen schien und sie anschließend zum Erguss kamen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, eines, was er selten in solch einem Ausmaß zu spüren bekam, dass selbst das Nachbeben ihres Orgasmus‘ seine vereinzelten Muskeln unkontrolliert zuckten während er auf dem Jüngeren zusammensackte, nach Atem ringend. Er wollte sich gar nicht bewegen, genoss den kurzen Moment noch in Julian drin zu sein, seinem pochenden Herzen zu lauschen, gepaart mit dem atemlosen Keuchen. Er suchte die strahlend blauen Augen seines Gegenübers, strahlte ihn glücklich an, ehe er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte, ehe Charles sich langsam aus ihm zurückzog, sich neben ihm lebend. Er konnte immer noch die Hitze spüren, die sie umgab, die ausklingende Erregung, die ihm wirklich für einen Hauch von Sekunden den Verstand geraubt hatte. Wenn solch eine Kleinigkeit wirklich so viel ändern konnte, dann mussten sie etwas richtig gemacht haben und der Dunkelhaarige hatte absolut keinen Zweifel daran, dass ihre Entscheidung gut war und ganz sicher nicht verfrüht und selbst wenn er auch nur einen Hauch an Zweifel gehabt hätte, wäre dieser nun endgültig verblasst worden. „Wie wird nur unsere Hochzeitsnacht sein…“, summte die Stimme des Älteren leise, beiläufig mit einer Hand in der Schublade des Nachttisches herumkramend, anschließend mit den hervor gezückten Schlüssel seinen Geliebten von den Handschellen befreiend. Vorsichtig zog er erst eine Hand näher zu sich heran, dann das andere, die Handgelenke mit sachten Küssen benetzend. Auch wenn sie bereits bessere Handschellen gefunden hatten, hatte der Sex dennoch einige Spuren auf der Haut des Kleineren hinterlassen.
Charles konnte sich kaum an dem nackten, schweißbenetzen und erschöpften Körper sattsehen, ließ immer wieder die Augen zu ihm schweifen, dabei verträumt lächelnd. Sie müssten duschen, so verschwitzt wie sie waren, doch der Moment war zu angenehm, zu gut, um ihn einfach so zu zerstören und aufzustehen. Stattdessen befreite Charles sich lediglich von seinem Kondom und den Resten des Ergusses auf ihren beiden Körpern mithilfe von Taschentüchern, zog anschließend seinen Verlobten näher zu sich heran. „Du bist so wunderschön, Julian.“, wisperte er ihm leise ins Ohr, presste seine Mund auf die Lippen des Norwegers, beiläufig mit den Fingern mit seinen wiedergekehrten blonden Locken spielend. Er liebte sie, auch wenn er damit so viel jünger aussah, waren sie ein Teil von ihm, etwas, worin er sich verliebt hatte. „Der Mann für die Ewigkeit…“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1So Apr 06, 2014 8:06 pm

Nach diesem einschneidenden Ereignis hatte der Sex eine noch verführerischere Note als sonst, und so war es kein Wunder, dass Julian so laut stöhnte und sich im Bett umherwarf, obwohl er eigentlich besser wusste, wie man sich gefesselt zu verhalten hatte. Aber er konnte einfach nicht anders, sein Körper verbot ihm, einfach still zu halten und Charles Stöße zu erdulden. Es war tatsächlich faszinierend, dass sie sich im Bett noch kein Stück gelangweilt hatten oder dass irgendwelche peinlichen Flauten aufgetaucht waren, was ihre Bekannten schon mehr als einmal verwundert hatte. Julian war vermutlich der einzige, der gerne hin und wieder mal einige Bettgeschichten auspackte und so war er auch der einzige, der wusste, wie ihre Freunde über all das dachten. Selten erzählte er Charles davon, immerhin war er dann doch hin und wieder peinlich berührt von so etwas. Chris schien immer noch ein wenig verdutzt, wieso sie nie die Rollen getauscht hatten, aber irgendwie erschien es Julian so merkwürdig, Charles zu dominieren, dass es nicht einmal eine Fantasie war, die er ausleben wollte. Grayce hingegen interessierte sich hauptsächlich für jedes kleine, noch so schmutzige Detail, und manchmal hatte der Lockenkopf das Gefühl, dass seine beste Freundin das stattliche Glied zwischen Charles´ Beinen gerne mal selbst ausprobiert hätte, wenn Julian wieder lang und breit seine Geschichten erzählte. Wenn Charles noch auf Frauen gestanden hätte, hätte das ja vielleicht sogar im Bereich des Möglichen gelegen, immerhin stand er erwiesenermaßen auf kleine, blonde Lockenköpfe. Und Blake…..irgendwie war der Dunkelhaarige eher derjenige, der ihm kleine Bettgeschichten erzählte und Julian saugte immer noch begierig jeden kleinen Trick auf, als wäre sein Ex-Freund sein Bettmentor. Ach, eigentlich dachte er von Blake schon lange nicht mehr als sein Ex, diese Tage waren lange gezählt, und da sie beide mittlerweile in glücklichen Beziehungen waren, war die Gefahr eines Ausrutschers quasi bei Null. Blake war Familie, die lange fort gewesen war, aber jetzt würde Julian ihn nicht wieder gehen lassen.
Beim Sex schob der Kleinere solche Gedanken allerdings unendlich weit fort, gerade heute hatten seinen Gedanken ganz seinem Verlobten zu gehören, der ihn mit einigen letzten beschleunigten Stößen endgültig zum Höhepunkt trieb. Julian war wenige Sekunden vor seinem Freund zum Orgasmus gekommen, genoss Charles´ heftige Bewegungen allerdings dennoch, während er versuchte seinen Atem wiederzufinden. Seine gefesselten Handgelenke hinderten ihn daran, sich von dem Geschäftsmann zu lösen, geschweige denn, dass er das überhaupt gewollt hätte. Als Charles ebenfalls zum Höhepunkt gekommen war, sank er für einige Augenblicke auf dem schmalen Körper zusammen. Julian genoss die Hitze, wenn er auch froh war, dass sich das Gewicht nach einer Weile von ihm entfernte und sich stattdessen neben ihn verlagerte. Charles hatte sich einfach unter den Fesseln hinweggezogen und Julian hielt ihm die Handgelenke entgegen, während er in der Schublade nach dem Schlüssel suchte. Einfach nur gefesselt herumzuliegen hatte nach dem Sex keinen wirklichen Reiz mehr, sodass der Künstler froh war, als sich das Sexspielzeug von seinen Gelenken löste. Vorsichtig beobachtete er Charles dabei, wie er die leicht aufgescheuerte Haut sacht küsste. Julian liebte es, sich seinem Freund im Bett so sehr auszuliefern, es turnte ihn an, sodass er problemlos bereit war, kleine Blessuren und manchmal gar Narben auf sich zu nehmen. Immerhin bescherte er Charles auch oft genug tiefe Kratzspuren, sodass sie ungefähr die gleiche Aufopferung in ihren Sex steckten.
Die Frage seines Verlobten entlockte ihm ein leichtes Grinsen.
„Du solltest dich auf eine sehr lange Nacht einstellen“, hauchte er ihm mit einem Zwinkern entgegen und suchte sanft nach seinen Lippen, während sein Körper etwas näher an den des anderen rutschte. In seinem Rücken schien San Francisco im künstlichen nächtlichen Licht und hüllte die beiden Körper in ihren Schein.
„Und du noch viel schöner“, entgegnete er ihm mit einem leisen Schnurren wie schon viele Male zuvor. Er liebte es, dass sie kleine Routinen entwickelt hatten, die nur gemeinsame Jahre mit sich bringen konnten. Sein Gesicht drückte sich gegen den Nacken des Älteren und für einen Moment atmete er die Hitze und den Eigengeruch des Älteren tief ein. Er stieß einen zufriedenen, wohligen Seufzer aus und merkte, dass er bei den Worten des anderen doch beinahe wieder Tränen in den Augen hatte. Immer noch erschien ihm der Antrag wie ein kleiner, verrückter Traum, sodass er erst noch einmal seine Hand hervor zog und den Ring innig betrachtete. Gedankenverloren erwiderte er seine Worte mit einem Nicken und lächelte schließlich breit.
„Julian Richards….“, murmelte er leise vor sich hin und ließ die Buchstaben auf seiner Zunge zergehen.
„Ich finde, das klingt ausgesprochen gut.“
Er hätte nicht einmal ein Problem damit, den Nachnamen zu wechseln, er wünschte es sich sogar. Er wollte ganz und gar ein Teil des Älteren sein, und sein eigener Nachname….Er war immer da gewesen, aber er war mit keiner Familie verknüpft, keiner Herkunft, sie hatten ihm einfach einen geben müssen, und den hatte er bekommen. Nichts war einfacher, als diese leere Hülle abzustreifen.
„Lass uns duschen gehen und dann schlafen“, gähnte er, während er sich leicht aufsetzte.
„Ach, was rede ich mir da überhaupt ein, als könnte ich bei der ganzen Aufregung schlafen“, gluckste er weiter und eilte ins Badezimmer unter die geräumige Dusche. Charles folgte ihm so schnell, dass man meinen könnte sie wären zwei Magneten. Vermutlich hatte keiner von ihnen so wirklich damit gerechnet oder es gar wissentlich eingeplant, doch während sie weitere Zärtlichkeiten unter dem warmen Wasserstrahl austauschten fand sich der Künstler dann doch plötzlich auf den Hüften seines Verlobten wieder und dieser wiederum plötzlich in ihm. Bei so viel sportlicher Betätigung war es dann doch kein Wunder, dass sie beide trotz eines so aufregenden Tages sofort tief und fest einschliefen, als sie sich wieder im Bett befanden. Julians Träume waren zum Glück tatsächlich voll von romantischen Liebesgeständnissen und Hochzeitsanträgen, sodass sogar ein feines Lächeln über Nacht auf seine Lippen kroch.
Obwohl Julian mittlerweile doch schon einen geregelteren und strengeren Zeitplan hatte als in seiner Anfangszeit als Künstler überschlief er Charles meistens noch, wobei er es heute beinahe etwas bereute. Er sah Charles gerne dabei zu, wie er langsam wach wurde, heute jedoch wurde er erst wach, als sein Verlobter beinahe schon fertig war mit frühstücken und gleich zur Arbeit fahren wollte. Ein wenig hielt er ihn noch mit Zärtlichkeiten davon ab zu gehen, dann verabschiedeten sie sich für die nächsten Stunden voneinander. Julian hatte heute ein paar Stunden Pause zwischen einigen Klienten, und diese Pause würde er dazu nutzen, um seinen besten Freunden von seiner Verlobung zu erzählen. Er hatte Grayce kurz angerufen um sicherzugehen, dass sie auch zuhause sein würde. Zwar war das wegen ihrer späten Arbeitszeiten zwar meistens der Fall, aber sie konnte immerhin auch einkaufen sein oder sonst etwas. Weiter verlor der Lockenkopf noch keine großen Worte über seine Neuigkeiten und verpackte es eher als einfachen Besuch unter Freunden. Faulheit hatte heute Morgen gesiegt, sodass Julian sich nur schnell in seine ausgewaschenen Lieblingsjeans zwängte, sich ein Shirt über den Kopf zog und seine Locken unbearbeitet ließ.
Obwohl es noch nicht allzu lange her war, dass der Norweger einen Führerschein gemacht hatte, fuhr er ungern mit dem Auto, auch, wenn Charles eine ganze Tiefgarage voll hatte, in der er mittlerweile auch ein eigenes Auto besaß. Er fühlte sich nicht sehr sicher auf der Straße, aber sich jedes mal herumchauffieren zu lassen, das war ihm auch zu albern. So reich und exzentrisch kam er sich dann auch nicht vor. Außerdem war einzig und allein Benjamin der Chauffeur seines Vertrauens, und der war ja die meiste Zeit mit Charles unterwegs. Also nahm der Künstler wie jeder Normalsterbliche die U-Bahn, um seine beste Freundin zu besuchen. In letzter Zeit war es tatsächlich hin und wieder vorgekommen, dass ihn jemand auf offener Straße angesprochen hatte, da er doch etwas bekannter hier in San Francisco geworden war, aber Julian freute sich hauptsächlich über die kleinen zwischenmenschlichen Interaktionen. Hin und wieder war Charles etwas besorgt, dass Julian sich so in der Öffentlichkeit bewegte, und irgendwie vermutete der Norweger auch, dass irgendein Angestellter immer ein Auge auf ihn warf, aber solange es nur um seine Sicherheit ging, war ihm das lieber und er würde sich nicht beschweren. Aus Misstrauen spionierte Charles ihn ganz sicher nicht aus.
Auf der ganzen Fahrt konnte Julian einfach nicht anders, als die ganze Zeit auf seinen Ring zu starren und ihn glücklich hin und her zu drehen. Mittlerweile ging es sogar noch ein wenig schneller zu Grayce zu kommen, da sie umgezogen war, und nach zwanzig Minuten stand er auch schon aufgeregt vor ihrer Haustür. Nicht sofort mit der Wahrheit hinaus zu platzen, als sie ihm die Tür öffnete war ein Akt von wahrer Selbstbeherrschung.
„Hi Grayce, wie war euer Wochenende bei Gordons Familie?“, fragte er glücklich und umarmte die kleinere Dame fest. Immerhin war sie noch eine der wenigen, die er überragte. Bei Grayce fühlte er sich immer zuhause, auch, wenn dies nicht mehr die etwas schrill eingerichtete Wohnung war, in der sie zusammengelebt hatten. Diese Wohnung war schöner und größer, und sie würden sie ebenso mit Erinnerungen füllen wie die letzte, bis sie aus allen Nähten platzte. Als sich die Bardame neben ihm auf die Couch fallen ließ, war die Zurückhaltung schon verschwunden und er streckte ihr mit einem Strahlen seine Hand mit dem Ring entgegen. Natürlich hätte es nur irgendein Geschenk sein können, aber die kleine Träne, die über Julians Wange kullerte verriet sicher genug, und im nächsten Moment schlang er schon die Arme um ihren Hals und drückte sich fest an sie.
„Wir werden heiraten!“, stieß er laut und euphorisch aus und sog den bekannten Geruch von Grayce´ Parfum in sich ein.
„Er hat mir gestern einen Antrag gemacht. Charles hat den ganzen Palace of Fine Arts für uns reserviert und mir anschließend am Wasser den Antrag gemacht! Kannst du dir das vorstellen, Grayce? Ich, verheiratet?!“
Julian stieß ein helles Lachen aus und setzte sich so hin, dass er der Blondine wieder ins Gesicht blicken konnte, dabei jedoch ihre Hände greifend.
„Und lass mich dir sagen, der Sex gestern war besser als je zuvor“, ergänzte er mit einem verschmitzten Augenzwinkern, was eine weiter Träne über seine Wange laufen ließ.
"Ich hab echt das Gefühl ich würde auf Wolken schweben, ich meine, ich…..ich hatte gehofft, dass Charles mich so sehr liebt, aber ich hätte es nie erwartet!“
Seine Beine wippten unruhig auf und ab, während er Grayce ganz genau beobachtete.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 23 Icon_minitime1Di Apr 08, 2014 12:01 am

All die Jahre waren so turbulent, so chaotisch und aufregend für die Blondine, dass es irgendwie schon ein kleines Wunder war, wenn auf einmal etwas Ruhe einkehrte, etwas Routine in ihren verrückten Alltag voller seltsamer Dinge, die sich kein normaler Mensch je hätte ausmalen können. Grayce hatte schon immer einen Hang zu außergewöhnlichen Dingen, ob sie die Blondine nun glücklich machten oder nicht, war stets dem Zufall bestimmt gewesen. Doch hätte ihr jemals jemand gesagt, dass eines Tages eine bestimmte Konstante ihr Dasein einnehmen würde, hätte sie der Person ins Gesicht gelacht- heute jedoch wollte sie jedem Menschen danken, dafür, dass sie durch sie erst so ein Leben führte wie in diesem Augenblick.
Die kleine Bardame war glücklich, vollkommen glücklich mit allem, was um sie herum geschah, besonders damit, dass ihre kleinen Schützlinge endlich etwas gefunden hatten, was sie endgültig aus dem schrecklichen Milieu aus Drogen und Prostitution befreit hatte.
Immer noch erwischte sie sich dabei, wie sie grinsend morgens in ihrem neuen, viel größerem Bett erwachte und ihre braunen Augen den schlafenden hochgewachsenen, muskulösen Körper ihres Freundes betrachten durften. Sie konnte kaum glauben, dass sie wirklich irgendwann das größte Los ziehen würde und tatsächlich jemanden gefunden hatte, der alles war, was sie sich je gewünscht hatte. Gordon war ihr kleines Ein und Alles- um genau zu sein eher ihr großes Ein und Alles- und sie wollte ihn um keinen Preis wieder hergeben, egal, wie viele Frauen auch Schlange standen und nur darauf warteten, dass der hübsche Feuerwehrmann etwas fand, was ihm nicht mehr an ihr gefiel. Nicht einmal ihre langsam aufkommenden Altersfältchen schienen ihn zu stören oder gar der morgendliche Anblick eines zerzausten und verschlafenen Lockenkopfs, das regelrecht in einem seiner Shirts unterzugehen schien, was sie ihm beinahe jede Nacht ohne Widerworte vom Leib zog und irgendwann, nachdem ihr Bett regelrecht sich in ein Abenteuerspielplatz verwandelt hatte, über ihren Kopf zog. Es war verrückt und irgendwie ein wenig kindlich, doch Grayce war über beide Ohren verliebt in den Hünen, dass sie es sich an besonderen Morgen, wo ihr diese Tatsache wieder bewusst wurde, ihn einfach nicht so hatte schlafen lassen können und sich regelrecht auf ihn warf, damit er seine schönen Augen aufschlug, ganz gleich wie wenig sie auch geschlafen hatten und ob sie wenige Stunden zuvor nach ihrer erfolgreichen Nachtschicht hundemüde in die Federn gefallen waren. Und wenigstens nahm der Größere es ihr nicht allzu übel, zumindest nicht immer.
Ach, sie hätte Julie am liebsten mit Küssen eingedeckt, seinen gesamtem Körper mit Lippenstipftabdrücken verziert, dafür, dass sie erst durch ihn Ethans großen Bruder kennengelernt und damit den perfekten Mann fürs Leben gefunden hatte, für den die Kleinere sogar ihre alte Wohnung aufgebeben hatte. Es war ein unglaublich schwerer Schritt, immerhin hingen tausende von Erinnerungen an diesen kleinen Wänden. All die Tage, wo Julie bei ihr gewohnt hatte, wo ihre Freunde sie besucht hatten oder sie mit dem Norweger und Blake Eis essend irgendwelche TV- Sendungen verfolgte, manchmal irgendwelche Liebesdramen, die sie ab und an sogar zu Tränen rührten, zumindest, wenn genügend Wein in ihr Glas vorher geflossen war.
Es waren alles Erinnerungen, die wenigstens deutlich machten, dass damals nicht alles schlecht gelaufen war. Doch dann waren andere Momente, Überreste von ihren Ex- Freunden, von Kerlen, die nichts als Unglück und Wut in ihrem Bauch hinterlassen hatten und ab und an sogar eine Narbe. Mit Gordon hatte sie einen Schritt in ein neues Leben gewagt und mit der Hilfe ihrer kleinen Familie konnten sie sich sogar ein viel besseres Leben leisten und das hatten sie sich auch redlich verdient!
Grayce konnte es sich sogar endlich wieder leisten öfter ihre Eltern besuchen zu fliegen und es war in den letzten Jahren nicht selten gewesen, dass das Paar sie in San Francisco heimgesucht hatte. Selbst Gordons Familie konnte die Blonde irgendwie toleranter stimmen, denn sie konnte bereits ahnen, dass einige, vor allem wahrscheinlich männliche Teilnehmer, von ihrer Vergangenheit Bescheid wussten. Und ihre Vergangenheit war wohl die größte Angst von allen gewesen, doch schien sie sich nie zu einem Problem auszubreiten, so, als ob es keine wichtige Sache war und vielleicht war es auch nicht wichtig gewesen, nur hatte sie es wichtiger eingeschätzt, aus der Erfahrung heraus, dass Männer selten mit ihrer Pornoindustrie- Vergangenheit wirklich irgendwie klarkommen konnten, meist sogar überfordert waren.
Gut, dass Gordon von Grund auf ein völlig anderer Mensch gewesen war.
Oh, Jesus, sie wollte gar nicht wissen wie oft sie ihr Küken, das mittlerweile alles andere als ein Küken war, genervt hatte, mit ihren ganzen jugendlichen Worten, sie kam sich ja selbst beinahe verrückt vor. Vor allem die Bettgeschichten waren jedoch das spannendste, was die beiden jedes Mal aufgeregt austauschten. Grayce erwischte sich oft genug dabei, wie sie jede Information grinsend in sich aufsog und dann beinahe schon über ihren Freund wie eine Raubkatze herfiel und sich ihre rot lackierten Fingernägel für Stunden in sein Fleisch krallten, damit er auch bloß nicht auf die dumme Idee kam, einfach zu gehen! Doch in all den Jahren war niemand gegangen, eigentlich hatte sich ihre seltsame Familie nur noch enger zusammengeschweißt und es war ein tolles Gefühl zu wissen, dass sie irgendwie alle zueinander gehörten und wahrscheinlich niemand jemals wieder jemanden von der Seite weichen würde.
Das Leben hatte seine Routine eingenommen, natürlich immer noch mit chaotischen Zwischenfällen und dem einen oder anderen Abenteuer, immerhin war der wilde Lockenkopf noch nicht zu alt für den einen oder anderen abendlichen Gang in einen Club oder irgendwelche Bars. Abgesehen davon würde sie sich wahrscheinlich niemals alt fühlen können, dafür war sie das aufbrausende Leben viel zu sehr gewohnt, wollte auch gar nicht so weit denken, dass ihr irgendwann die kleinen Füße von den hohen Heels wehtun könnten oder gar, dass ihre Hüften sich nicht mehr so gut zu irgendeinem Song schwingen ließen. Oh nein, sie hieß nicht umsonst Grayce- und einer Grayce passierten solche Dinge nicht!
Doch erst heute wurde ihr knallhart wieder bewusst, dass wahrscheinlich alles irgendwann ein Ende nahm, als sich der kleine Körper viel zu heftig hinunter beugte um ihren alten Kater hochzuheben und ein gefährliches Knacksen das stille Wohnzimmer erfüllte, ehe im nächsten Moment lautes Fluchen durch die großen Wände hallte. Manchmal wünschte sie sich sie wäre noch fünfundzwanzig, zumindest für einen klitzekleinen Moment.
Die ehemalige Erotikdarstellerin wollte eigentlich ungerne ihren jungen Jahren hinterherrennen, auch wenn es im ersten Moment so wirkte, alleine schon durch ihre Art und einen Teil ihrer Freunde. Doch was interessierten sie die Meinungen Außenstehender? Sie war glücklich und alles andere war egal.
Noch glücklicher war die Bardame darüber gewesen, dass ihr bester Freund heute wieder vorbeikommen würde. Zwar war sie ganzen Morgen über müde gewesen, doch diese war spätestens nach Julies Telefonat verflogen, sodass sie sich lieber nützlich machte und ihre Wohnung ein wenig auf Vordermann brachte- alleine letzte Nacht hatten sie und ihr Freund genügend angestellt, was man den Gästen nicht unbedingt zeigen musste.
Ihre Haare sahen am Ende der Aufräumaktion zwar aus wie nach einer Explosion oder nach einem Griff in die Steckdose, doch der Lockenkopf hatte die künstliche Blondine bereits in schlimmeren Aufzügen erlebt und kaum hatte sie an ihren Schützling gedacht, ertönte bereits das laute Klingeln der Haustür. Schnell setzte sie den weißen Kater wieder beiseite, eilte mit schnellen Schritten in ihren rosa- Kätzchen Puschen zur Tür, nur um diese schnell aufzureißen.
Eine Reihe von blankweißen Zähnen präsentierte sich ihrem Gegenüber, als die dunkelroten Lippen ein strahlendes Lächeln formten. Es gab keinen besseren Besuch als den Norweger, den sie in einer überschwänglichen Umarmung zu sich heranzog, ihm beiläufig einen Kuss auf die Wange hauchend. Auch wenn Julian größer als die Blondine war- wie so ziemlich jeder Mensch auf Erden- konnte sie wenigstens leichter sein Gesicht erreichen. Bei Gordon war es teilweise ein kleiner Akt, dafür dankte sie seinen starken Armen, die sie oft einfach so anheben konnten, so, als würde sie nichts wiegen. „Da bist du ja endlich, Cupcake!“, stieß ihre Stimme freudig aus, zog ihn mit sich in die Wohnung hinein, beiläufig die Tür hinter sich zuknallend. „Und wie ich sehe bin ich nicht die einzige Lockenmähne heute!“, ihre langen Finger fuhren über die hellen Locken ihres Freundes, sie ein wenig durcheinanderbringend. Sie liebte diese Locken so sehr und beneidete ihn immer noch für sein naturblondes Haar.
Bei der Frage des Größeren musste Grayce leise glucksen, winkte im nächsten Moment ab „Gordons altes Bett war wie immer klein und eng- es war wunderbar.“, lachte die Gelockte. „Alles andere war natürlich auch gut, auch wenn sein Bruder wirklich lernen muss unauffälliger auf meine Brüste zu schauen. Dabei habe ich die meiste Zeit wirklich öde Sachen angehabt! Und wie waren deine Tage so, Herzchen? Erzähle mir alles über euren Jahrestag- hat Charles dir jetzt einen Planeten gekauft?“, es war kein Geheimnis, dass Charles gerne extravagante Geschenke machte- waren es Geburtstage, Weihnachten oder irgendwelche anderen Ereignisse- dieser Mann fand immer einen Grund etwas zu tun, was nach all den Jahren die Kleine immer noch in Staunen versetzen konnte.
Langsam schob sie ihren hübschen Hintern neben dem Blondschopf auf die Couch, betrachtete den Schönling erwartungsvoll, darauf wartend, dass er mit einer neuen bombastischen Geschichte rausrückte. Und genau das bekam die Ältere auch. Fragend schnappten sich ihre Finger die schmale Hand ihres besten Freundes, betrachteten den Ring an seinem Finger genauer, nur um fragend zu seinem Gesicht zu schielen. „Ist es das, was ich denke, was es ist?“, stieß der ehemalige Pornostar atemlos aus, doch eigentlich brauchte sie gar keine Worte, alleine Julies Gesicht hatte gereicht und die schnelle Umarmung, die sie wieder an die Brust des Größeren zog.
Schnell schlang sie ihre Arme um den schmalen Körper, konnte ein überraschtes Quietschen ihre Kehle entweichen spüren als die Stimme des Künstlers nahe ihrem Ohr erklang. „Halt doch die Klappe! Ist das wirklich dein ernst? Oh Gott, ihr werdet heiraten?“, ihre Stimme stieg einige Oktaven an. Sie wollte am liebsten die Fenster aufmachen und herumschreien, wollte Julies Hände nehmen und mit ihm um die Couch tanzen, doch stattdessen saugte sie mit großen Augen und einem größeren Grinsen jegliche Information über den Antrag an, nur um noch breiter zu grinsen und noch aufgeregter zu quietschen. Es fühlte sich beinahe so an, als ob man ihr diesen traumhaften Antrag gemacht hätte und sie spürte, dass selbst bei sich einige Tränen in den Augenwinkeln ansammelten. „Oh mein Gott, ich glaub mir ist schwindelig! Mein Julie wird heiraten! Er wird heiraten!“, Freudentränen kullerten über ihr herzförmiges Gesicht, ehe sie ihre Arme erneut ausbreitete, ihren besten Freund noch einmal an ihre Brust zog, ihn anschließend mit tausenden von Küssen überhäufend. „Natürlich ist der Sex dann toll- alles ist danach toll! Oh mein Gott, wieso hast du nicht eher was gesagt, jetzt habe ich nicht einmal irgendwas im Kühlschrank stehen um das zu feiern! Weißt du was- wir müssen das feiern, heute noch, jetzt! Ich fasse es nicht- das ist das tollste, was ich gehört habe!“, abermals stieß sie einen Freudenlaut aus, sprang überschwänglich von der Couch, Julian dabei mit sich ziehend, nur um wie ein kleines Mädchen auf der Stelle mit ihrem Freund zu hüpfen und ihn jedes Mal aufs neue fest zu umarmen oder seinen Ring mit großen, glücklichen Augen anblickend. „Du Dummkopf, jetzt ist deinetwegen mein ganzes Make Up verwischt!“, automatisch wischte die Blondine sich lachend einige Tränen mit dem Handrücken vom Gesicht, ehe sie den Jüngeren erneut anstrahlte. „Er muss dich unendlich lieben und das ist auch gut so- man muss dich unendlich lieben, sonst liebt man dich nicht richtig! Wisst ihr schon, wann ihr denn heiraten wollt und wo? Oh Gott, ich werde ein Kleid kaufen müssen, ein schönes und- ich muss Gordon später anrufen! Weiß Blake schon Bescheid? Oh, Schätzchen, weißt du wie stolz ich auf dich bin. Mein Cupcake ist so weit gekommen und ich kann diesen Moment teilen! Das ist so viel besser als jede Sexgeschichte! Ich muss Charles umspringen dafür!“
Grayce glaubte vor lauter Aufregung regelrecht ohnmächtig zu werden, ihr war schwindelig von all dem Glück und der Freude, die durch ihr Blut pumpte, dass sie erschrocken, jedoch lachend wieder auf ihre Couch plumpste, den Lockenkopf jedoch wieder mit sich zog, immerhin konnte sie ihn gar nicht mehr loslassen. Es war so ein schönes Gefühl, zu wissen, dass der Jüngere wirklich heiraten würde, dass er wirklich den Menschen fürs Leben gefunden hatte und dass beide so glücklich miteinander waren, dass sie bereit waren eine gesamte Ewigkeit zusammen zu verbringen. Wie konnte man dann nicht vor lauter Freude weinen?
„Ich liebe euch so, dafür noch mehr als je zuvor!“

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