Danger Danger
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High Voltage
 
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 Living on a guitar´s strings

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Kauzi
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Kauzi


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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mo Okt 22, 2012 7:16 pm

Julian beobachtete den Älteren dabei, wie er sich weiter anzog, mit leerem Blick. Im Gegensatz zu gestern Mittag, wo es ihm egal gewesen war, wenn man ihm beim Essen mit einem Stricher beobachtete hatte, wollte er wohl nun für die Arbeit keine allzu deutlichen Spuren hinterlassen. Vermutlich konnte man es ihm nicht verübeln, wenn er gleich irgendein Meeting hatte, dennoch, der Norweger spürte einen dicken Kloß in seinem Hals, der nach Charles´ letzten Worten nur noch etwas größer zu werden schien. Er wusste nicht, warum er der Illusion Glauben geschenkt hatte, er würde hier weniger wie ein Ding behandelt werden, aber nachdem alle mehr oder weniger offiziellen Förmlichkeiten geregelt worden waren, schien der Ältere ebenfalls schnell dazu überzugehen, seine Freundlichkeit nach und nach zurückzuschrauben. Er blickte ihn noch eine Weile lang hoffnungsvoll an, als würde er es sich noch einmal anders überlegen, aber da war der Unternehmer auch schon ohne weitere Abschiedsworte aus dem Zimmer gerauscht, und wenig später hörte er auch die Wohnungstür zufallen und er war allein mit der Stille. Benjamin war wohl mit seinem Boss mitgefahren, und warum sollte er auch hier bleiben? Es war immerhin nicht sein Job, sich um den Stricher zu kümmern, so sehr es Julian auch gefreut hätte, wäre er hier gewesen. Seine Nähe beruhigte ihn, hätte vielleicht etwas an der steigenden Panik rütteln konnte, die sich in seiner Brust aufbaute. Schwer atmend starrte er auf seine blutigen Handgelenke, immer wieder die Tränen hinunterschluckend, die der Schmerz ihm unerbittlich in die Augen trieb. Was, wenn das nun jeden Tag so ablief? Charles hatte gesagt, er würde ihm nie so wehtun wie Michael, aber gleich am ersten Tag hatte er ihn gefesselt und ihn tätowieren lassen. Beides war beinahe genauso schmerzhaft gewesen wie die Schläge seines ehemaligen Zuhälters. Die Besorgnis und die Angst vor dem Unternehmer drückten sich beklemmend gegen den schmalen Brustkorb, er konnte die Augen nicht von seinen geschundenen Armen lösen, immer wieder leicht zitternd. Die Unterbringung und das Essen konnten hier noch so gut sein, im Moment machte ihm Charles einfach nur Angst? Wozu war das Tattoo wirklich gut gewesen, gab es nun tatsächlich Leute, die ihm wegen seiner Verbindung zu dem Geschäftsmann etwas zuleide tun würden? Oder war es wirklich nur Teil eines kleinen Machtspiels gewesen, eine weitere Bestätigung für den Älteren, dass er nun wirklich ihm gehörte? Die Furcht drückte ihm so sehr die Kehle zu, dass es einen leichten Schluckauf provozierte, wie immer, wenn etwas nicht in Ordnung zu sein schien. Fahrig befreite er sich aus der Decke, in die er sich eingehüllt hatte, seine Anziehsachen vom Boden aufklaubend. Auch er zog sich eilig an, sehr viel weniger ordentlich als Charles zuvor. Mehrmals schrammte er in seiner hastigen Unachtsamkeit an seinen aufgeschrammten Handgelenken vorbei, immer wieder fluchend zusammenzuckend. Er war so nervös und unter Stress, dass er sogar wieder ins Norwegische verfallen war, was ihm in all den Jahren, die er nun schon in Amerika war, selten passiert war. Er wusste nicht, warum er auf einmal so die Nerven verlor, vielleicht war es einfach alles zu viel auf einmal gewesen, vielleicht hatten die Fesseln das Fass einfach zum Überlaufen gebracht, doch Julian wusste kaum noch wohin mit sich, nur eines wusste er, dass er fort wollte. Weg aus dem riesigen Penthouse, wer wusste schon, was noch für Fantasien in dem Geschäftsmann steckten. Was, wenn er ihm doch noch mehr weh tun würde, wenn es ihm völlig egal wurde, Hauptsache, er bekam den Sex, den er wollte? Gut, dass er seine wenigen Besitztümer noch nicht ausgepackt hatte, so konnte er so schnell wie möglich hier weg. Sicher hatte er bestimmt noch etwas Zeit, bis der Unternehmer von der Arbeit zurückkam, aber er wollte absolut keine Zeit verlieren, dafür schlug ihm das Herz viel zu sehr bis zum Hals. Bevor er jedoch den Rucksack schulterte eilte er noch einmal ins Bad, hastig den Spiegelschrank aufreißend. Schnell erblickten die blauen Augen einige Bandagen. Im Nachhinein wusste er nicht einmal mehr, wie er es angestellt hatte, aber er hatte es schließlich doch irgendwie geschafft, seine aufgescheuerten Handgelenke zu verbinden, die Bandagen schließlich mit den Zähnen festziehend, die verbundenen Handgelenke mit traurigem Blick betrachtend. Viel Zeit ließ er sich allerdings nicht, so konnte wenigstens niemand das verräterische Tattoo sehen, schnappte sich seine Jacke, die noch immer im Wohnzimmer über dem Stuhl hing, schulterte seinen Rucksack und schnappte sich seine Malsachen. Auf dem Nachttischschränkchen in seinem Zimmer hatte sich ein Umschlag mit seiner Bezahlung für den gestrigen Tag befunden, mit diesem Batzen Geld würde er sicherlich aus der Stadt herauskommen und konnte vielleicht ein paar Tage etwas anderes machen, als sich an den Straßenrand zu stellen. Alles erschien ihm momentan besser als hier zu sein.
Er wusste nicht, wie viel Glück er hatte, dass der Pförtner sich anscheinend gerade eine kurze Zigarettenpause gönnte, als der verspiegelte Fahrstuhl in der Eingangshalle hielt, denn der Norweger war so fahrig, dass er nicht einmal darauf geachtet hätte, keinem von Charles´ Mitarbeitern in die Arme zu laufen. Obwohl er furchtbar aufgelöst wirkte, kümmerte sich niemand um die abgemagerte Gestalt, dass war wohl Segen wie auch Fluch der Großstadt. Dort kümmerte es niemanden, wie man herumlief, die Probleme anderer Leute scherten die anderen einen Dreck, und warum sollten sie auch? Die meisten Leute hatten ja genug eigene Probleme. Julian wusste nicht einmal wo er hinsollte, er hatte niemanden, der ihn vermisste, von Michael vielleicht einmal abgesehen, aber zu dem wollte er sicherlich nicht zurück. Aber auch andere Stricher oder Prostituierte waren nie wirklich Freunde gewesen, dafür war das Konkurrenzdenken untereinander zu groß gewesen. Vielleicht sollte er sich einfach irgendein Hotel suchen, aber erst musste er weg, viel weiter weg von der noblen Hochhaussiedlung, in der sich Charles´ Arbeiter nur so zu tummeln schienen. Jeden Moment rechnete der Norweger damit, dass ihn jemand packte und zurückzerrte, denn bereits am allerersten Tag hatte der Ältere ja klar geäußert, wie er zu Fehlverhalten stand. Und eigentlich hätte es dieser Worte auch nicht bedurft, wenn man den Geschäftsmann auch nur kurz kennengelernt hatte, musste man schon wissen, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn sich jemand so dreist seinem Machtbereich entzog. Julian wusste kaum, wo seine Beine ihn hintrugen, aber als sich seine Gedanken wenigstens ein klein wenig geordnet hatten, erkannte er, dass er geradewegs zu einer der zahlreichen U-Bahn-Stationen gelaufen war. Umso besser, er würde einfach dort einsteigen und solange fahren, bis man ihn hinauswarf. Dann würde er sicherlich weit genug von Charles entfernt sein. Hastig drückte er dem Kerl hinter dem Ticketschalter einen großen Geldschein in die Hand, ließ sich von ihm ein Tagesticket verkaufen. Der ältere Herr musterte ihn skeptisch, beinahe als wüsste er, wen oder was er da vor sich hatte, und vor lauter Panik, er könnte ebenfalls zu Charles gehören, überließ er ihm sogar das Wechselgeld, schnappte sich nur das Ticket und eilte die Stufen zum Gleis hinunter. Es war ihm egal, in welche Bahn er stieg, die erstbeste war gerade gut genug, und eilig suchte er sich einen Platz ziemlich weit hinten, wo er die ganze Bahn im Blick hatte und selbst nicht so schnell entdeckt werden konnte. Den Karton auf seinem Schoß hielt er fest umklammert, alles was sich dort drin befand war quasi sein Leben, und wenn er all die Pinsel und Farben und fertigen Werke verloren hätte, er hätte nicht gewusst wohin mit dem Rest seines kümmerlichen Lebens. Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, forderte der bisherige Tag seinen Tribut, und er nickte tatsächlich ein. Vermutlich konnte er von Glück reden, dass ihn niemand beklaute in dieser gottverdammten Stadt. Als er aus seinem viel zu tiefen Schlaf aufwachte, war die Bahn sicherlich schon mehrmals von einer Endstation zur nächsten gependelt, draußen war es bereits dunkler geworden, und Julian brauchte einige Zeit, um sich daran zu erinnern, wo er war, und was überhaupt vor sich ging. Schnell war die Angst wieder da, die Unruhe, die ihn kaum still sitzen ließ, und er konnte es kaum erwarten, dass die Bahn endlich zum Stillstand kam, sich eilig auf den mittlerweile doch leerer werdenden Bahnsteig zu stürzen, panisch nach Luft schnappend. Es brauchte einige tiefe Atemzüge, bis er sich wieder etwas beruhigt hatte. Er war einige Blocks von dem Penthouse des Geschäftsmannes entfernt, wie sollte er ihn hier finden? Seine Tätowierung war unter hellen Bandagen versteckt, dessen hatte der Stricher sich immer wieder vergewissert, und auch jetzt zog er erneut seine Jacke so weit hinunter wie möglich, Richtung Ausgang eilend, denn hier am Bahnsteig hatte er irgendwie ein beklemmendes Gefühl. Er war gerade die Hälfte der Treppenstufen hinaufgeeilt, als seine stets suchenden Augen eine bekannte Gestalt erblickten. Seine Muskeln schienen sich augenblicklich zusammenzuziehen, die blauen Augen weiteten sich panisch. Das konnte nicht sein, wie konnte Benjamin ihn hier gefunden haben? Einen furchtbar langen Moment schien die Zeit um ihn herum langsamer abzulaufen, als sich der Kopf des alternden Chauffeurs in seine Richtung drehte, sein Gesichtsausdruck verriet unwiderruflich, dass er den Stricher entdeckt hatte, der nur einige Treppenstufen weiter unten stand und ihn aus angsterfüllten Augen anblickte. Es kostete ihn jede Überwindung, nicht alles auf der Stelle fallen zu lassen und Reißaus zu nehmen, einen kurzen Augenblick lang starrte er den bulligen Mann verzweifelt an, leicht den Kopf schüttelnd.
„Benjamin, bitte….“
Aber kaum hatte der Ältere sich auch nur einen Zentimeter bewegt, wirbelte der schmale Körper herum, sein Heil in der Flucht suchend. Er wusste nicht, welcher böse Witz dazu geführt hatte, dass Benjamin gerade ihn in dieser riesigen Stadt auf Anhieb fand, aber wenn er nicht schnell die Beine in die Hand nahm, dann würde dieser Tag kein gutes Ende nehmen.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mo Okt 22, 2012 9:21 pm

Die letzten Stunden zogen sich nur so dahin, jeder noch so kleine Moment wirkte beinahe wie eine Ewigkeit, eine Ewigkeit, die Charles am liebsten hinter sich bringen wollte. Er wusste gar nicht, dass ihn sein neues Eigentum so interessieren könnte, dass selbst die einfache Arbeit auf einmal so abwegig und sinnlos vorkam, doch sie musste getan werden…was denn auch sonst?!
Leise seufzend ließ er die grauen Augen aus dem Fenster schweifen, hörte nur mit halbem Ohr den anderen Männern zu, hin und wieder stumm nickend. Es war ein Geschäft wie jedes andere auch- er bot ihnen an, sie gaben ihm Geld, sie schüttelten sich die Hände und dann gingen sie für eine sehr lange Zeit getrennte Wege, in all den Jahren hatte sich dieses Prinzip kaum geändert, nur hin und wieder tauchten einige Stammkunden auf, doch hier kam es auch stets auf die Leistung an, die ihm der Dunkelhaarige anbot. Viele Geschäftspartner waren auch treue Kunden in seinem Lokal und bezahlten hin und wieder seine Mädchen gut. Männer hatte er keine, wenn, dann nur hinter der Theke und als Sicherheitspersonal, in einem öffentlichen Club sah man einfach nicht gerne leicht bekleidete Kerle, die sich vor den Augen anderer räkelten, auch wenn sich die Gesellschaft langsam zu öffnen begann und selbst diese Kleinigkeit erstaunlich positiv, vor allem vom jungen Volk, betrachtet wurde. Aber dennoch, er betrieb keinen abgewetzten Schuppen, hier gingen viele Politiker ein und aus, viele konservative Männer aus den Chefetagen, die sowohl national als auch international gefragt waren und die sahen gerne die guten alten Dinge, die schönen Rundungen der Frauen waren hier schlichtweg angesagt.
Und Charles gab es ihnen, denn seine Meinung war hierbei völlig egal, seine Neigungen gehörten nicht mit in den Job hinein und so spielte er ihr kleines Spiel, schließlich zahlten sie gut.
Der Unternehmer hatte seine letzten Papiere durchgeschaut, sich im Nebenzimmer des Clubs verschanzt, wo der Bass und die Musik nur gedämpft zwischen den Wänden widerhallten, als seine Augen über den breiten Rand seiner Brille hinwegblickten, Benjamin musternd, welcher angelehnt an der Wand erneut in eines seiner Romane vertieft war. Ein belustigtes Lächeln bildete sich auf den schmalen Lippen, vielleicht hätte er ihn bei Julian lassen sollen, dann hätte er wenigstens etwas Gesellschaft gehabt und so wie es ihm erschien schienen beide sich gern zu haben und wer mochte den Chauffeur auch nicht?! Er war die innere Ruhe in Person und viel zu gutherzig, als dass man ihm lange für irgendetwas böse sein konnte, aber hinter den kurzen Haaren und dem leichten Bart erkannte man immer noch die Züge des Militärs, ganz von den hervortretenden Muskeln auf seinem fein geschneiderten Anzug abgesehen. Benjamin hatte ein gutes Herz, vielleicht etwas zu gut, manchmal tat es dem Geschäftsmann leid, ihn in seine ganzen Sachen hineingezerrt zu haben, vielleicht hatte er etwas Besseres verdient, ein friedlicheres Leben aber nun war er hier, brachte ihn zu zahlreichen Orten, wo es nur von Gefahr und Kriminalität so wimmelte, selbst heute Abend musste er ihn erneut in ein zwielichtiges Gebiet kutschieren, doch diesmal taten sie es für den Jungen, für den kleinen Julian, der zu Hause wartete oder vielleicht sogar schlief.
Charles Wut hatte sich ausgezahlt, als er dem Zuhälter gegenüber gestanden hatte, als seine von Gel und Fett triefenden Haare betrachtete, das ältere ungepflegte Gesicht und die geschmacklose Kleidung, an jeweils einem Arm eine abgemagerte Crackhure klebend…er sah genauso aus wie er ihn sich vorgestellt hatte und es widerte ihn regelrecht an, dass dieser Mensch bis vor kurzem noch der Arbeitgeber des Blondhaarigen war. So etwas war erniedrigend, niemand verdiente solchen Abschaum wie ihn. Doch nun hatte er seine Lektion gelernt, Charles hatte sich die Zeit genommen und den Mann in einer alten Fabrikhalle gezeigt, was mit Männern geschah, die sein Eigentum verletzten- er nahm ihnen das, was ihnen am Wichtigsten war und in diesem Falle war es sogar ziemlich einfach den Zuhälter da zu treffen, wo es am meisten wehtat. Für einige Minuten hatte er seine Eier zu Omelette grillen lassen, beobachtete das Bild mit Genugtuung, während seine Männer geduldig darauf gewartet hatten, das er ihnen ein Zeichen gab, die Elektroden zu entfernen und diesen Abschaum in die nächste Straßenecke zu verfrachten. Benjamin hatte solange draußen gewartet, er schaute sich so etwas nicht an, er mochte es nicht und der Dunkelhaarige hatte ihn noch nie dazu gezwungen.
Mittlerweile waren so viele Stunden verstrichen und das Wichtigste schien bis zuletzt abgehackt zu sein, sodass er die letzten Unterlagen mit einem zufriedenen Lächeln auf den Tisch knallte, sie anschließend in eine Mappe stopfend. „Wir können nach Hause, Benjamin.“, fügte er anschließend hinzu, beobachtete den älteren Mann aus dem Augenwinkel heraus wie er über den Rand seines Taschenbuches zu ihm hinüberblickte, es anschließend in seiner Innentasche verstauend. „Ich hole den Wagen, Sir.“, erwiderte er knapp, schenkte ihm ein leichtes Lächeln, ehe er von dannen zog. Charles hielt sich nicht lange auf der dunklen Ledercouch auf, erhob seinen Körper rasch, seinem Angestellten ebenfalls hinaus folgend. Prüfend ließ er den Blick durch das Lokal schweifen, nächste Woche waren neue Kontrollen dran, doch bis jetzt schien alles wie beim Alten zu sein, alles sah gut aus, niemand schein an Unzufriedenheit zu leiden und genau das war das Wichtigste.
Der Weg nach Hause dauerte nicht allzu lange, Charles hatte sich abermals auf ein Gespräch mit seinem treusten Mitarbeiter eingelassen, wollte wissen was er von dem Norweger hielt, ihn zwischendurch fragend, was der Arzt noch diagnostiziert hatte, dabei aufmerksam lauschend. Benjamin schien wirklich von dem Jungen angetan zu sein. „Sir, ich weiß, dass ich nicht befugt bin so etwas zu sagen, aber ich hoffe sehr Sie wissen, was richtig für den Jungen ist. Julian ist anders als ihre bisherigen….Begleiter.“, warf er nach einer Weile des Schweigens ein, den Blick starr auf die dunklen Straßen werfend.
Die grauen Augen des Jüngeren blickten kurz zu ihm, wissend, was er ihm damit sagen wollte, anschließend geistesabwesend nickend. Wenn jemand seine Meinung einwerfen durfte, dann war es er und er hatte recht, Julian war anders als all die Männer vor ihm, er war viel zarter, viel naiver und viel zerbrechlicher. Charles wusste, dass er in Zukunft vorsichtiger mit dem Körper umgehen sollte, schließlich lag es nicht in seinem Interesse ihn völlig zu zerstören und zu verstümmeln, nein, das würde er niemals wagen.
Es war ruhig, als die beiden das Foyer betraten, nur zwei Personen tummelten sich unten, begrüßten ihren Boss höflich, der ihnen stumm zunickte, sich anschließend samt Chauffeur in den Aufzug begebend.
Leise gähnend schlenderte der Kurzhaarige aus diesem hinaus, als dieser endlich zum Stillstand kam, blickte sich in der Dunkelheit seiner Wohnung um, anschließend das Licht aufdrehend. Er war so schrecklich müde aber die Neugier darüber, was der Stricher in diesem Augenblick trieb, schob sich viel zu stark in den Vordergrund. Vielleicht, ganz vielleicht, wenn er noch wach war, ließ er ihn in seinem Bett schlafen, nur so, um sein heutiges Verschwinden wieder wett zu machen. Mit leisen Schritten tapste der Unternehmer auf die Tür zu, umschloss mit den langen Fingern fest die Klinke, das Holz anschließend zum Bewegen bringend. Im Zimmer war es stockduster, sein Körper trat etwas ein, sich im Zimmer umblickend, ehe das Grau den schmalen Körper im durchwühlten Bett suchend, doch…es erschien leer. Verwirrt tasteten sich seine Finger zum Lichtschalter, knipsten die große Lüster, der an der Decke hing, an, doch er hatte sich nicht getäuscht, Julian war nicht hier. Seine Mundwinkel schoben sich rasch nach unten, mit zusammengezogenen Augenbrauen stampfte er zum Badezimmer, die Tür heftig aufreißend, doch bis auf ein in Schwärze getauchter Raum gab es dort nichts zu sehen. „Julian?“; mit lauter, leicht gereizter Stimme rief er nach dem Jungen, sich zum Kleiderzimmer begebend, doch auch dieses wirkte verlassen, dunkel und leer.
Verdammt! Wo konnte der Lockenkopf hingegangen sein. Wut, Enttäuschung und auch Panik machten sich im durchtrainierten Körper breit, erneut huschten die Augen zum Bett, verengt zu einem Schlitzen, ehe Charles sie wieder weit aufriss, seine Lippen ein stummes O bildeten- weder Rucksack noch sein seltsamer Karton mit Malutensilien waren hier, nichts deutete darauf hin, dass einige Stunden zuvor ein junger Mann namens Julian hier gehaust hatte, hier eingezogen war- er war….weg. Wie angewurzelt blieb der Unternehmer im leeren Zimmer stehen, blickte entgeistert auf die Stelle, wo sie heute noch Sex hatten, wo sein Leib noch so regungslos dalag, keine Anzeichen machend, dass er ihn, sobald er der Wohnung den Rücken zukehrte, verlassen würde.
Charles rieb sich die Augen, anschließend die Schläfen massierend, er hätte nie gedacht, dass sein Kopf so heftig zu pochen beginnen würde, doch jetzt war genau dies geschehen, was er vermeiden wollte. Herrgott und wieso hatte keiner unten etwas bemerkt? Und was wenn der Junge bereits von irgendwelchen anderen Banden geschnappt wurde oder..bereits den Ort verlassen hatte und auf dem Weg nach sonstwohin war?
Bei dem Gedanken wurde ihm furchtbar schlecht, das konnte es doch nicht sein, war es denn wirklich so schlimm für ihn? Hatte er denn gar nicht gelernt, dass er so vor seinen Problemen nicht fliehen konnte, sondern nur noch mehr Komplikationen auf ihn warteten.
Der Geschäftsmann ballte seine Hände zu Fäusten, verließ mit eiligen Schritten das Zimmer, Benjamin zornig anfunkelnd. „Er ist weg! Such ihn. Such ihn, verdammt nochmal ehe es zu spät ist!“; brüllte er ihm entgegen, mit dem Finger zur Tür deutend, anschließend am Chauffeur vorbeirauschend, sich zur Bar begebend, ein Drink könnte nicht schaden, er würde ihn zumindest für einen Moment auf andere Gedanken bringen. „Ich komme nicht mit…“, fügte er anschließend mit leiser Stimme hinzu, sich eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein Glas kippend, zu den Glasscheiben wendend, mit wütenden grauen Augen die Welt da draußen beobachtend. Würde er jetzt mitkommen..weiß Gott, was seine Nerven mit ihm anstellen würden, es war besser, wenn Benjamin sich alleine auf die Suche machte, ganz egal, wie er es anstellen sollte, er brauchte nicht wiederzukommen, wenn er Julian nicht gefunden hatte.
Seine Ohren vernahmen noch das laute Knallen der Tür, blickte kurz über die Schulter- er war allein, schon wieder allein in diesem riesigen Appartement, während sich unter ihm das Leben nur so tummelte.

Benjamin starrte auf sein verwirrtes Spiegelbild im Aufzug, er konnte nicht glauben, dass Charles den Jungen bereits an seinem ersten Tag so sehr verstört haben könnte, dass er seine Sachen genommen und einfach abgehauen war. Dabei war es zu gefährlich für ihn…mit der frischen Tätowierung konnte er schnell an Randgebieten von anderen Gruppen geschnappt werden…er wollte gar nicht wissen, was sie mit ihm alles tun würden, weil sie glauben könnten er würde viel Gage oder andere Dinge für sie einbringen.
Aber selbst wenn ihm nichts passiert war, wie sollte er ihn suchen? Die Stadt war riesig und es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Julian sie bereits verlassen hatte, vielleicht hatte er sich den nächsten Bus nach Los Angeles geschnappt oder fuhr in den Osten, er konnte also überall sein. Und dennoch, er wusste, dass er den Boss nicht enttäuschen durfte und er wollte es auch nicht, er wollte den Stricher gesund und munter zurückbringen, eine andere Option existierte gar nicht mehr, der Blonde steckte einfach schon zu tief in den Fäden des Dunkelhaarigen drin, als dass er sich hier eine anständige Existenz wieder aufbauen könnte. Nicht mit diesem Tattoo.
Der Dunkelhaarige schnappte sich schnell den Wagen, fuhr los, zu seinem alten Wohngebiet, dort jede Ecke absuchend, die Tür seiner alten Wohnung aufbrechend. Natürlich, wer würde schon freiwillig hierher zurückkehren, doch am besten man fing da an, wo der Junge einst gelebt hatte, nur um sicher zu gehen.
Prüfend suchte er weitere Gassen ab, sah sich bei den Strichern und Prostituierten um, konnte sein mulmiges Gefühl im Magen nicht verleugnen. Er wollte nicht, dass der Lockenkopf auf den Straßenstrich zurückkehrte, er wollte ihn nicht so hoffnungslos sehen, mit leeren Augen in den Wagen anderer Fremder steigend, eine schnelle Nummer schiebend, nur weil man das Geld fürs Leben brauchte, doch auf der anderen Seite hätte er ihn so wenigstens schneller gefunden.
Müde rieb der Chauffeur sich die Augen als er auch die letzte Ecke der Stadt abgefahren hatte, es war bereits so viel Zeit vergangen und langsam sank die Hoffnung, dass er hier irgendwo sein konnte, Benjamin hatte sich beinahe schon mit dem Schicksal abgefunden, Charles mitteilen zu können, dass er den Jungen ein für allemal aus seinem Leben streichen durfte, dass er nie wieder auftauchte und wenn, dann wahrscheinlich tot mit einer Nachricht am Körper angeheftet von irgendwelchen feindlichen Banden, Bossen, die sich mit dem Unternehmer anlegen wollten.
Aber so durfte er nicht denken, das durfte einfach nicht passieren, dafür hatte er den Norweger zu sehr ins Herz geschlossen, als dass er so ein Schicksal für ihn haben wollte.
Gerade als er den Weg zurück zum Penthouse antreten wollte, kam dem älteren Mann ein banaler Gedanke- was, wenn er gar nicht so weit weg war, was, wenn er mit dem U- Bahn- Netzwerk versuchte zu fliehen und vielleicht gar nicht so lange verschwunden war? Schnell parkte Benjamin das Auto am nächstbesten Straßenrand, über die Straße eilend, die vielen Treppenstufen hinunter zur U-Bahn. Bis auf Betrunkene, einiger junger Erwachsene und Obdachlosen war nicht mehr viel los, er hatte also einen Überblick über all die Menschen, die ihm entgegenkamen. Beinahe schon verzweifelt blickte der Braunhaarige sich um als er plötzlich die dürre Gestalt, das gelockte Haar und natürlich die Kiste voller Malsachen erkannte. Julian! Es war wirklich der Junge. Er hätte nie geglaubt ihn hier zu finden und eigentlich wollte er hier unten gar nicht erst nach ihm suchen, jetzt jedoch verfluchte er sich dafür, dass er nicht früher die ganzen Haltestellen abgeklappert hatte.
Mit langen, schnellen Schritten eilte er auf den Stricher zu, ihm ein missglücktes Lächeln zu schenken, denn ihm war alles andere als nach Lächeln zumute- der arme Junge würde sein blaues Wunder in Charles Appartement erleben und Benjamin wusste, dass er nichts dagegen tun könnte, er könnte ihn nicht einmal fliehen lassen, weil er wusste, dass es da draußen wahrscheinlich noch gefährlicher und schlimmer war.
„Julian.“, murmelte er knapp mit ernster Stimme. Er hoffte inständig auf keine Szene und darauf, dass der Lockenkopf ohne Gezappel und großen Widerstand mit ihm zurückkehren würde…doch all dies waren leidglich Wunschgedanken, denn allein die Tatsache, dass er die nächstbeste Gelegenheit ausgenutzt hatte und vor Charles geflohen war, sprach nicht gerade dafür, dass er jetzt noch zurück wollte.
Sein flehender Blick, die glasigen blauen Augen taten ihm in der Seele weh, doch egal, wie sehr er ihn auch anflehen wollte, sie hatten keine andere Wahl, er hatte keine andere Wahl, er konnte nach fast zehn Jahren nicht auf einmal einen Jungen gehen lassen, nur weil er ihn traurig anblickte und nur weil er ihn gern hatte, schließlich konnte er sich denken, wie betrogen Charles sich in diesem Moment gefühlt hatte, vielleicht sogar verletzt, nur würde er dies niemals zugeben, dafür war dieser Mann zu stolz. Im Inneren hoffte er immer noch, dass sie irgendwie auf eine Einigung kommen könnten, egal wie.
„Bitte…mach es nicht komplizierter.“, seine Augen fixierten die des Kleineren, seine Arme versuchten nach dem Norweger zu greifen, doch in diesem Moment entfernte sich der Jüngere vor ihm, versuchte wegzulaufen, doch es gab keinen Weg hier raus, er konnte nicht vor ihm fliehen.
Benjamin setzte schnell einen Schritt vor dem anderen, brauchte nicht langem Julian einzuholen, steckte seine Hand nach dem schmalen Körper, seinen Oberarm umfassend, ihn anschließend zu ihm herumwirbelnd. Auf sein Gesicht legte sich eine entschuldigende Miene. „Es tut mir Leid, Julian..aber ich muss dich zurückbringen.“, erwiderte er mit leiser Stimme, musterte den Jungen ein weiteres Mal prüfend, sich seine Kiste schnappend, sie anschließend unter seinen anderen Arm klemmend, während er mit sanfter Gewalt den Stricher mit sich hinaus aus der U-Bahn- Station zog. Er wünschte wirklich sehr, dass Julian nie in die Staaten gekommen wäre, dass sie sich nie getroffen hätten, vor allem nicht unter diesen Umständen, doch nun war es zu spät um weiter darüber nachzudenken und sich ein schlechtes Gewissen einzureden. Wenn er ihn nicht gefunden hätte, hätten es die anderen getan und je länger er weg gewesen wäre, desto wütender wäre Charles geworden, da war sich der Chauffeur mehr als nur sicher. Mit schnellen Schritten überquerten sie die Straßenseite hinüber zum schwarzen Wagen, der auf sie wartete. Benjamin wandte seinen Blick zu dem Blondschopf. „Mach bitte keine Anstalten jetzt wegzulaufen, wenn ich dich nicht finde, finden dich andere, gefährlichere Menschen..ich möchte das nicht.“, seine Augen blickten ihn warnend an, ehe seine Finger von ihm abließen, ihm die Tür öffnend, sie hinter ihm schließend, als sich der schmale Leib endlich drinnen befand. Er verstaute seine Kiste noch im Kofferraum, ehe er sich selbst ans Steuer setzte. Ein schweres Seufzen entwich seiner Kehle, erneut rieb er sich die Augen, müde in den Rückspiegel starrend. „Du hättest das nicht tun sollen…“, murmelte er leise, seinen Blick zu Julian wandern lassend. Irgendwo konnte er beide verstehen, er arbeitete viel zu lange für Charles, sodass ihm langsam klar wurde, wie er eigentlich empfand und den Jungen wollte er einfach verstehen, alleine schon aus dem Grund, weil er ihn so sehr an seine eigene Familie erinnerte. „..ich werde versuchen auf Charles einzureden, vielleicht bekommst du eine milde Strafe.“

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Kauzi
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mo Okt 22, 2012 11:41 pm

Julian hatte gehofft, dass er eine Chance gehabt hätte zu fliehen. Er konnte sicherlich schnell rennen, dass hatte ihn die Zeit hier in San Francisco gelernt, wegzulaufen. Einige Leute schenkten ihnen verwirrte Blicke, aber im Endeffekt interessierte es niemanden, was vor sich ging. Nur die Leute, die der Norweger in seiner Panik anrempelte, warfen ihm zornige Blicke zu, aber keiner von ihnen war wütend genug, um ihm hinterherzueilen und zur Rede zu stellen. Nein, der einzige, der ihm hinterhereilte, war Benjamin. Und so lange Beine Julian auch haben wollte, der Chauffeur war wohl doch ausdauernder und schneller als er, er hatte die U-Bahnstation nicht einmal zur Hälfte durchquert als ihn etwas am Arm packte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, versuchte sich, aus dem Griff des Älteren zu winden, doch seine Hand war wie ein Schraubstock, unerbittlich hielt er ihn fest, so sehr sich der Stricher auch sträubte. Benjamin wirkte keinesfalls glücklich darüber, dass er ihn eingeholt hatte, sein Blick war traurig, aber Julian konnte es nicht verstehen, vermutlich wollte er es auch nicht verstehen.
„Du musst gar nichts, du könntest mich einfach gehen lassen. Du kannst Charles sagen, dass du mich nicht gefunden hast!“, rief er verzweifelt aus, er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, sie liefen nur so über das blasse Gesicht. Er stieß einen erstickten laut aus, als Benjamin ihm die Kiste aus den Händen riss, an der sein kleines dummes Herz hing, immer wieder stemmte er sich gegen den Älteren, aber er hatte ihm nichts entgegenzusetzen, er konnte einfach nicht verhindern, dass er ihn mit sich zog, die langen Treppen hinauf und zu dem schwarzen Auto. Er wollte, dass irgendjemand dazwischenging, einfach aus Nächstenliebe, aus einem mulmigen Gefühl heraus, das hier etwas nicht stimmen konnte, doch anscheinend kümmerte es niemanden, einige Menschen sah er sogar verkrampft zur Seite schauen, als wollten sie nicht einmal sehen, was hier vor sich ging, dass hier ein junger Mann gegen seinen Willen in irgendein fremdes Auto verfrachtet wurde. Er hatte die Anonymität der Großstadt bis jetzt immer genossen, doch in diesem Moment konnte er sie einfach nur noch verfluchen. Erneut suchte ihn sein beinahe panischer Schluckauf heim, er wollte einfach nur seine Malutensilien zurück und das Weite suchen, doch das Benjamin ihn nicht so einfach gehen lassen würde, das konnte er wohl auch nicht erwarten. Was hatte er gesagt, wie lange er für Charles bereits arbeitete, zehn Jahre? Wie konnte er da von ihm erwarten, dass er für so einen dahergelaufenen Stricher, den er gerade mal einen Tag lang kannte, seinen Beruf aufs Spiel setzte? Julian glaubte ihm sogar, dass ihm das alles Leid tat, und vermutlich war es einfach nur unfair von ihm, ihn in diese missliche Lage zu bringen, aber konnte der Chauffeur denn nicht verstehen, dass er Angst vor dem Geschäftsmann hatte? Natürlich würde er ihn bestrafen, daran gab es keinen Zweifel. Und da sollte es wirklich noch andere geben, die ihm schlimmeres antun wollten? Nein, er glaubte Benjamin nicht, nicht wirklich, aber er war einfach viel zu müde und abgeschlagen, um sich erneut zu widersetzen. Wenn er weggerannt wäre, hätte Benjamin ihn doch unverzüglich wieder eingefangen, und noch dazu hatte er noch immer den Karton in der Hand, ohne den eine Flucht sowieso ziemlich wenig Sinn hätte. Was sollte er ohne seine Malutensilien? Sie waren das einzige, weshalb er überhaupt noch hier war, weshalb er sich und sein erbärmliches Leben nicht schon längst aufgegeben hatte. Schicksalsergeben senkte er den Kopf, in das Innere des Wagens steigend, zusammenzuckend, als die Tür mit einem lauten Geräusch zugeknallt wurde. Seine Finger zitterten so sehr, dass es ihm kaum gelang, sich anzuschnallen, immer wieder rutschte sein Blick nach oben, Benjamin durch den Rückspiegel betrachtend, nur, um jedes Mal den Kopf schnell wieder zu senken. Er konnte den Anblick der traurigen Augen nicht ertragen, seine Innereien zogen sich schmerzhaft zusammen und er wandte den Blick ab, schluchzend durch die Scheibe nach draußen starrend, wo die bunten Lichter der Stadt an ihnen vorbeizogen. Schwer vorstellbar, dass jenseits dieses Autos noch andere Leute ihr Leben führten, es genossen, sich vielleicht sogar ihre Träume erfüllten, während der Norweger zurücksollte in sein Leben, das nicht einmal ihm gehörte, sondern nur Charles. Wie hatte er je glauben können, dass er ihm entkommen konnte? Der Gedanke daran, wie unglaublich zornig der Geschäftsmann sein musste, traf ihn so hart, dass ihm schier übel wurde, er sich auf dem Rücksitz des Wagens noch mehr zusammenkauerte.
„Bitte bring mich nicht zurück, bitte! Ich hab Angst, Benjamin….Ich will nicht zurück“, schluchzte er, in vollstem Wissen, dass das Auto nicht einfach anhalten würde. Er glaubte nicht, dass Benjamin ihren Boss zu irgendetwas umstimmen konnte, so sehr sie beide es sich vielleicht auch gewünscht hätten, es würde nicht funktionieren. Wieso sollte Charles sich von irgendjemandem etwas vorschreiben lassen, wenn er doch schon aus einem kleinen Wutgefühl heraus mit Fesselspielen begann? Julian konnte sich gar nicht ausmalen, was er sich jetzt noch als Bestrafung einfallen lassen wollte, denn sicher war ihm klar, dass Sex mit fremden Männern einfach keine wirkliche Strafe für den Stricher sein würde. Natürlich war es nie besonders angenehm gewesen, aber es war nichts, was ihm so große Angst einjagen würde, dass er nicht einen erneuten Fluchtversuch wagen könnte. Er lehnte den Lockenkopf müde an die kalte Autoscheibe, Benjamin nicht ansehend.
„Als würde das funktionieren“, murmelte er schniefend, den Rest der Fahrt schweigend verbringend. Er konnte sich nicht einmal dazu durchringen, wirklich böse auf Benjamin zu sein, auch, wenn er es gerne gewesen wäre. Aber der Ältere wirkte selbst viel zu enttäuscht, sodass Julian sich auch noch zusätzlich mies fühlte. Vielleicht hatte der Chauffeur ihn ja sogar für vertrauenswürdig gehalten, und er hatte sein Vertrauen einfach hintergangen. Den Rest der Fahrt bekam er kein Wort mehr heraus, er konnte nur leise vor sich hinschluchzen, und Benjamin brachte auch kein Wort mehr heraus. Gerne hätte der Norweger die Stille anders durchbrochen als durch sein gelegentlich lauter werdendes Weinen, aber er wusste nicht, was er dem Chauffeur noch sagen wollte. Um sich bei ihm zu entschuldigen fehlte ihm der Mut, und als sie vor dem stattlichen Hochhaus hielten, in das er nie zurückgewollt hatte, fehlte ihm sowieso jegliche Sprache, die Furcht schnürte ihm die Kehle zu. Seine Füße wollten ihn nicht in Richtung der Glastür tragen, egal wie wohlig und einladend es drinnen auch aussah, Julian wusste ganz genau, was ihn erwarten würde. Oder nein, etwas genaues wusste er eigentlich überhaupt nicht, und das war es ja, was ihn so fertig machte. Er senkte betreten den Kopf, die Kiste mit seinen Habseligkeiten fest an seine Brust drückend. Er hatte sie mitgenommen, wusste doch ganz genau, dass es keine Wahl gab, er würde wieder hierbleiben müssen, nur hatte er vorher auch noch eine Strafe zu verbüßen. Er spürte einige bohrende Blicke auf sich ruhen, vielleicht hatte das restliche Personal auch schon Ärger bekommen, weil sie ihn hatten entwischen lassen und waren nicht gut auf ihn zu sprechen. Vielleicht dachten sie aber auch nur genauso schlecht von ihm, wie er es verdient hatte.
Dieses Mal starrte er die ganze Fahrt im Aufzug über nur auf den Boden, die Spiegel interessierten ihn nicht, es gab darin nichts Schönes zu sehen, nur sein verquollenes Gesicht und Benjamins enttäuschte Miene. Er wünschte sich, dass der Aufzug noch ewif so weitergefahren wäre, dass das endgültige „Ping“ nie ertönen würde, aber es kam viel schneller als er es geahnt hatte, und sein Magen zog sich zusammen, als wollte er ganz aus ihm verschwinden. Er schlich erst so langsam hinter dem Älteren her, dass sich die Aufzugtüren beinahe wieder geschlossen hätten, bevor er die Kabine verlassen hatte, aber die Wohnung wirkte wenig einsam und wenig einladend. Es war dunkel, nur der glimmende Schein des Kaminfeuers brachte etwas Licht in die Dunkelheit, beleuchtete Charles´ Silhouette, der über die Bar gebeugt stand. Der Norweger geriet ins Stocken, sich leicht hinter dem Chauffeur haltend, sofort ein Stück zurückweichend, als der Geschäftsmann sich bewegte, sich ihnen zuwendend. Julian schluckte, seine Kehle war trocken und seine Finger verkrampften sich um die Pappe des Kartons. Hatte Charles getrunken? Was, wenn er die Kontrolle verlor, genauso wie Michael? Der Geruch von Alkohol war für ihn schon automatisch zu einem Indikator für Gewalt geworden. Aber das würde doch sicher nicht passieren, nicht, solange Benjamin da war, und er hatte es ihm doch auch versprochen, dass er nicht so sein würde wie Michael. Er hatte es versprochen…..
„Ich…..Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich hab Panik bekommen, ich-„
Er trat zögernd einen Schritt nach vorn, konnte merken, wie seine Stimme brach und er unschlüssig stehen blieb. Er wusste, dass seine Flucht ihnen nichts als Ärger gebracht hatte, aber er konnte seinen Fehler nicht mehr ungeschehen machen, und er würde sicherlich auch nicht leugnen, dass er aus purer Panik heraus gehandelt hatte. Es war einfach zu viel gewesen, zu viel auf einmal, wer konnte ihm da verübeln, wen ihm die Sicherungen durchbrannten und er etwas denkbar Dämliches tat? Er trat einen Schritt auf den Mann zu, zuckte allerdings zurück, als sich seine Hände nach dem Karton ausstreckten, ihn aus den schlanken Fingern zerrend. Der Norweger stieß einen erstickten Schrei aus, streckte sich nach dem Geschäftsmann aus, wollte ihm die Kiste wieder wegnehmend, aber sein Blick ließ ihn beinahe wie angewurzelt stehen bleiben, er starrte ihn schockiert an.
„Was hast du vor?“, fragte er, als ahnte er bereits das Schlimmste, hilflos blickte er von Charles zu Benjamin.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Di Okt 23, 2012 4:54 pm

Wenn Benjamin ehrlich war, dann konnte er seinen Worten selbst nicht genug Glauben schenken, er kannte Charles und wenn er seine Wut gerade versuchte in seinem Scotch Whiskey zu ertränken, dann würde er sicherlich auch nicht einmal auf den Chauffeur hören wollen, doch solange die Hoffnung bestand, wollte er nicht ganz jede noch so kleine Option außer Acht lassen.
Hin und wieder ließ er seine Augen zum Spiegel wandern, den Kleineren hin und wieder beobachtend. Er tat ihm leid, das stand außer Frage, aber sie mussten wohl oder übel da durch und je eiliger sie es hinter sich brachten, desto schneller konnte Julian das alles vergessen.
Schweigend fuhr der Ältere die beleuchteten Straßen entlang, an Ampeln und in den Himmel ragende Gebäude, er hätte gerne etwas gesagt oder den Stricher ein wenig beruhigt, damit er aufhörte zu weinen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, er wusste nicht einmal, was genau er ihm sagen sollte, ob er ihm überhaupt zuhören wollte. Wieso musste es auch zu so einem Dilemma kommen?! Die Fahrt zurück zum Appartement kam Benjamin beinahe wie eine Ewigkeit vor und das Schluchzen, das hin und wieder aus dem Rücksitz zu ihm hinüberwanderte, machte es auch noch viel schwieriger, als es eigentlich war. Der Größere hatte den Jungen wirklich gern und es gefiel ihm ganz und gar nicht ihn weinen zu sehen. Sträubte er sich wirklich so stark davor zu Charles zurückzukehren? Er mochte vielleicht nicht wissen, was sein Chef genau da oben in seiner Wohnung mit den anderen Männern trieb und er wollte es auch nicht wirklich wissen, doch noch nie hatte er jemanden so aufgelöst erlebt wie den jungen Julian.
Was auch immer er ihm angetan haben mochte, er hoffte sehr, dass er es nicht wieder tun würde.
Die Stille wurde gebrochen als der Ältere den Wagen vor dem Gebäude hielt, seinen Kopf anschließend zu dem Blondhaarigen drehend. „Wir sind da..“, murmelte er ihm leise entgegen, sich aus dem Auto bequemend ehe er ihm die Tür öffnete, darauf wartend, dass der Lockenkopf ausstieg. Diesmal hatte er ihm weder Rucksack noch Kiste abgenommen, vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass er sie alleine zum Gebäude hochtragen wollte, vielleicht würde er nicht sofort einen neuen Fluchtversuch wagen, weil er wusste, dass es keinen Zweck hatte, dass er ohnehin wiedergefunden werden würde. Benjamin stieß ein leises Seufzen aus, nickte den anderen Angestellten im Foyer zu, bemerkte die zerknirschten Mienen der Männer, wissend, dass Charles sich nicht Zeit gelassen hatte und sie in Grund und Boden gestampft hatte, weil sie unachtsam und nicht in der Lage gewesen waren auf den Norweger aufzupassen, zuzusehen, dass niemand unbefugt raus- oder reinging. Sicher würden sie noch die Konsequenzen deutlich zu spüren bekommen, doch jedermann hier wusste, dass ihr Boss es nicht dudelte, wenn seine Angestellten ihren Job nicht gut genug ausübten, Fehlverhalten und generelle Fehler waren ihm ein Dorn im Auge und zerstörte das allgemein anständige Bild seines aufgebauten Machtmonopols, das er bis jetzt erfolgreich leitete.
Benjamin stieg in den Aufzug, gefolgt von dem Stricher, dem er hin und wieder einen Blick zuwarf. Er konnte immer noch keinen anständigen Satz hervor pressen und ihm irgendwelche aufmunternde Worte schenken, er fühlte sich unglaublich beklommen und es enttäuschte ihn irgendwo, dass Julian so schnell in die Flucht zu treiben war. Er wollte sich nicht ausmalen, was noch passieren würde, wie oft er eventuelle Fluchtversuche starten würde und wie sehr es den Geschäftsmann wurmen würde..
Als das altbekannte laute „Bing!“ in den Ohren des Chauffeurs erklang, ließ er die dunklen Augen nach vorne wandern, fühlte sich für einen Moment lang aus den Gedanken gerissen, doch nun blieb auch keine Zeit mehr dafür. Benjamin konnte glatt die Angst des Jungen spüren, er kannte diese Panik, die langsamen Schritte und wie er sich die ganze Zeit hinter dem Älteren bedeckt hielt- auf der Army hatte er genügend Soldaten erlebt, die ebenfalls schreckliche Angst durchleben mussten und gar nicht anders konnten, als zu versuchen sich an stärkere zu klammern, hinter ihnen zu bleiben in der Hoffnung sie könnten sie schützen. Doch in diesem Falle war Benjamin wohl kaum eine helfende Hand, im Grunde genommen war er Charles genauso ausgeliefert wie der Stricher selbst, er musste seinen Anweisungen folgen und nicht umgekehrt.
„Sir, ich habe Julian gefunden.“, schilderte er tonlos, den Unternehmer aus den braune Augen heraus beobachtend. Er hätte nichts trinken dürfen, das machte alles nur noch komplizierter.
Charles‘ finsterer Blick wanderte zu den beiden Gestalten, das schwere Glas, zu Hälfte gefüllt, ruhte auf seinen schlanken Fingern ehe er es auf die Ablage der Bar abstellte.
Der Alkohol hatte seine Wut nicht fortgewischt, eigentlich wurde sie nur auf höchst dramatische Art und Weise angetrieben und er hatte genügend Zeit während Benjamins und Julians Abwesenheit gehabt, um sich weiter in seine Emotionen hineinsteigern zu können, ihn jeder noch so kleine Schluck seines hochwertigen Hochprozentigen zur Verzweiflung trieb und jedes Mal der selbe Gedanke aufkam- was, wenn der Junge für immer weg war? Was, wenn er ihn heute Nachmittag das letzte Mal gesehen, ja sogar das letzte Mal berührt hatte? Hätte er Tränen gehabt, hätte er sie vielleicht vor lauter Wut und der Unwissenheit, wo der Blondhaarige eigentlich war, vergossen, doch die hatte der Stricher nicht verdient, er sollte wissen, dass sein Vergehen nicht nur ein Verstoß gegen die Regeln war, sondern auch seinen Stolz, seine Position, sein Dasein verletzt hatte…niemand tat dies einfach so, niemand lief vor ihm davon, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er wusste ja gar nicht wie es sich anfühlte, wenn man zurückkehrte und der Mensch, den man in der Wohnung erwartete, plötzlich nicht mehr da war. Und er würde auch nie wissen, wie es war.
Seine Augen musterten das verheulte Gesicht des Kleineren, er wollte es gar nicht sehen, er spürte wie eine weitere Welle von Wut in ihm aufkochte als die grauen Augen jede Faser seines Körpers, jedes noch so kleine Merkmal begutachtete. Seine Beine trugen den Körper des Unternehmers langsam in die Richtung des Ausreißers, stockte jedoch, als dieser sich automatisch von ihm wegbewegte, überrascht eine Augenbraue hochziehend. Hatte er etwa Angst vor ihm? Vielleicht war es auch gut so, vielleicht war es besser, wenn er Angst hatte, wo er schon keinen Respekt dem Älteren gegenüber zollen konnte und nun auch noch mit diesen dämlichen Worten versuchte irgendetwas in Ordnung zu bringen.
Panik…Charles interessierte seine Panik nicht, es war ihm egal, warum er vor ihm weggelaufen war, alleine schon, weil er diesen Gedanken in die Tat umgesetzt hatte, reichte ihm vollkommen aus um ihm zu zeigen, was er davon hielt. „Ich will deine Ausreden gar nicht hören, Julian.“, setzte der Größere anschließend mit leiser, dunkler Stimme an, seine Miene war kalt, die stahlgrauen Augen blickten direkt in die Blauen des Jüngeren, blieb dabei reglos stehen, während der schmale Körper sich allmählich auf ihn zubewegte.
Der Dunkelhaarige wandte seinen Blick kurz ab, blickte Benjamin an, der ebenfalls etwas sagen wollte. Wahrscheinlich wollte er für den Stricher ein gutes Wort einlegen, ihn irgendwie überzeugen, dass er nicht allzu hart mit ihm herumspringen sollte; natürlich würde er das wollen, es war Benjamin, die Gutherzigkeit in Person, doch der angetrunkene Kopf des Mannes interessierte sich nicht für diese Worte, in diesem allerersten Augenblick seines Lebens schien die Meinung des Älteren ihm herzlich egal zu sein. Er wollte ihn nicht hier haben, auch seine Anwesenheit ertrug der Unternehmer nicht. „Benjamin, du kannst jetzt gehen…lies ein Buch oder so.“, raunte er ihm entgegen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, den Mann bedrohlich anblickend, als dieser tatsächlich versuchte irgendwelche Widerworte zu erheben und das auch noch gegen ihn!
„Du sollst gehen!“, Charles‘ Stimme wurde lauter, zorniger, er hätte beinahe irgendetwas nach dem Chauffeur geworfen, als dieser immer noch zögernd auf seinem Platz verharrte, die traurigen Augen zu Julian wandernd. Er konnte noch hören, wie er etwas zu dem Blondhaarigen murmelte, sich bei ihm entschuldigend, ehe er endlich aus der Wohnung verschwunden war. Endlich. Charles schaute ihm noch hinterher, ehe sein Kopf sich erneut zu dem Kleineren drehte, ohne zu zögern die Kiste an sich riss. Ein selbstgefälliges Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Älteren, seine Beine bewegten sich von dem Norweger weg, wanderten zu der einzigen Lichtquelle im großen Raum- dem Kamin.
Das lodernde Rot der Flammen spiegelte sich in den hellen Augen wider, warf dunkle Schatten auf dem markanten Gesicht des Schwarzhaarigen, als er einen Moment lang regungslos hineinstarrte. Er genoss den Anblick wie das Feuer das Holz verzehrte und er wusste, dass es egal war, was man dort hineinwarf, es würde ohnehin von den Flammen verschluckt werden bis nichts mehr übrig blieb als nutzlose, graue Asche.
„Als ich hier saß habe ich lange überlegt, was ich mit dir tun soll..ich wollte soo vieles mit dir tun, ich wollte dir so gerne wehtun.“, seine Stimme klang leise, beinahe schon weich, als er sich wieder dem Stricher zuwandte, ihn schwach anlächelnd.
„Aber dann merkte ich, dass kein körperlicher Schmerz auf dieser Welt genügt…um dir zu zeigen, dass du einen Fehler gemacht hast, um dir zu zeigen, was du mit deinem Handeln mir angetan hast.“, seine Lippen formten ein Grinsen, entblößten die blankweißen Zähne. Die langen Finger schnappten sich wahllos einige seiner Werke, sie einen Moment lang kritisch betrachtend, ehe er den Kasten auf den Boden fallen ließ, die Bilder hochhaltend.
„Also werde ich dich genau dort treffen, wo es am meisten wehtut.“, Charles legte die andere Hand behutsam auf seine Brust, kurz daran klopfend, ehe er die Augen wieder von dem Gelockten abwandte, noch einmal den Blick auf die Bilder werfend, ehe er sie achtlos in den Kamin schmiss, zufrieden den Flammen dabei zuschauend, wie sie sich davon ernährten, gierig sich über jede Faser hermachten und sie zu Asche zersetzten.
Für einen Augenblick lang bekam Charles nichts mehr mit, der Alkohol ließ es nicht mehr zu, dass er sich auf viele Dinge gleichzeitig konzentrieren konnte, sodass er beinahe zu spät mitbekam, wie sich der Stricher auf den Kamin stürzte, offenbar versuchend seine Werke zu retten, dabei den Schmerz und die Verbrennungen in Kauf nehmend, doch es war zu spät und der Größere wollte es nicht zulassen, er wollte nicht, dass er noch mehr Verletzungen an seinen Händen und Armen erlitt, außerdem sollte er zusehen, zusehen wie seine Sachen verbrannten und sich in Nichts auflösten. Schnell umschlossen die Arme den schmalen Körper, ihn zu sich heranziehend, weg vom Feuer. „Sieh genau hin, Julian und denke an diesen Moment, wenn du das nächste Mal versuchst zu fliehen.“
Innerhalb weniger Minuten war nichts mehr von den Bildern übrig, sodass Charles seinen Griff lockerte, anschließend ganz vom Blondhaarigen lassend. Seine Augen funkelten die schmale Gestalt an, mit dem Fuß die Kiste mit den restlichen Werken und Utensilien zu ihm rüberschiebend. „Und jetzt geh‘ mir aus den Augen..“, wisperte der Mann leise, Julian den Rücken zukehrend, sich erneut zu der Bar bewegend. Er hatte es satt diesen Jungen noch länger ertragen zu müssen, er sollte in sein Zimmer verschwinden und sich bis morgen nicht mehr rauswagen, nicht, wenn er den geballten Zorn des Unternehmers nicht auf sich nehmen wollte und Charles war sich sicher, dass er dies nicht wollte. „..und wage es nicht wieder abzuhauen.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Di Okt 23, 2012 8:11 pm

Die Angst in dem jungen Norweger stieg immer weiter an, er hätte nie gedacht, dass Charles so boshaft sein konnte, so furchtbar zornig. Lag das alles nur an dem Alkohol, den der Geschäftsmann sich anscheinend zur Genüge zugeführt hatte, oder kam da etwa etwas in ihm zum Vorschein, dass besser hätte verborgen bleiben sollen? Julian war hin und hergerissen zwischen dem Bestreben, seine wertvollen Kunstwerke aus den Händen des Älteren zu reißen und der Angst, die ihn näher zu Benjamin trieb. So sehr er auch an die Anweisungen seines Chefs gebunden war, sicherlich würde er nicht zulassen, dass er ihm etwas antat, oder etwa doch? Was wusste er denn bloß nicht über den Unternehmer, dass anscheinend alle seine Angestellten solchen Respekt, ja beinahe Angst zu haben schienen? Er selbst war leicht einzuschüchtern, es war kaum verwunderlich, dass er nun zitternd vor Charles stand, der nur zornige, fauchende Worte für ihn übrig hatte, und dem all seine Entschuldigungen völlig egal zu sein schienen. Er spürte, wie ihm die ganze angespannte Situation die Hitze in den Kopf trieb, wie sein Herz unglaublich schnell gegen seinen Brustkorb hämmerte, sodass der Stricher Angst hatte, dass er gleich das Bewusstsein verlieren müsste. Seine Augen lagen beinahe wie hypnotisiert auf der Kiste, was, wenn Charles die Sachen wegschließen würde, sie ihm einfach wegnehmen würde, so lange, wie er es für richtig hielt? Sein Kopf zuckte auf, als der Unternehmer seinen Chauffeur mit harschen Worten nach draußen schickte. Dem Norweger wurde übel, er wandte den Blick flehend zu dem Älteren um, aber Charles ließ absolut keinen Widerspruch zu. Erneut stiegen ihm die Tränen in die Augen, er wollte nicht, dass Benjamin ging, dass Charles dann endgültig alle Hemmungen verlor und ihm weiß Gott was für eine Strafe auferlegte, aber dass der seinen Mitarbeiter dafür aus der Wohnung warf, war sicherlich kein gutes Zeichen. Würde er seine Spielchen von heute Nachmittag etwa noch weitertreiben, war es das, was er vorhatte? Aber der Stricher bezweifelte es ehrlich gesagt, er wirkte nicht so, als wollte er ihm körperlich zunahe kommen oder gar Sex mit ihm haben, egal wie schmerzhaft er für ihn sein mochte, vermutlich stand auch dem Geschäftsmann danach nicht der Sinn. Die Tür, die hinter Benjamin zufiel, war das letzte Geräusch, bevor einige grauenvoll stille Momente folgten. Der Norweger wagte es nicht, sich von der Stelle zu bewegen aus Angst, jede noch so kleine Bewegung könnte Charles nur noch mehr provozieren, und so blieb er wie angewurzelt stehen, selbst, als der Unternehmer sich von ihm entfernte und Richtung Kamin schlenderte. Sein Gesicht, das von den satten roten Flammen beleuchtet wurde, wirkte für einen Moment geradezu diabolisch, und seine Worte jagten eiskalte Schauer über den Rücken. Sie wirkten so ruhig, so überlegend und so abgrundtief böse, dass Julian erst jetzt wirklich klar wurde, was er dort wirklich angerichtet hatte, wie schwer seine Strafe wirklich ausfallen würde. Er wollte irgendetwas tun, irgendetwas sagen, damit er vielleicht ein wenig abkühlte, aber er hatte ihm ja schon klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ihn seine Entschuldigungen nicht interessierten. Nur langsam schienen seine Worte einen Sinn zu ergeben, denn was hatte Charles schon, was ihn treffen könnte, er wusste doch nichts über ihn. Im nächsten Moment jedoch weiteten sich die blauen Augen panisch, die Kunstwerke anstarrend, die der Dunkelhaarige aus der Kiste gezogen hatte, sie mit verächtlichem Blick hochhaltend, als wären es nur einige Schmierzettel. Julian kannte diese Werke ganz genau, er hatte Stunden, Tage damit zugebracht, hatte jeden Strich sorgsam platziert, so viel hatte er geändert und übermalt, bis das Bild endlich seinen Vorstellungen entsprach. Er hatte sich die Zeit zum Malen mühsam zwischen irgendwelchen Nummern zusammengeklaubt, sich die Materialien vom Leib abgespart, oftmals gehungert hatte er, nur, damit er Geld für neue Farbe hatte. In diesen Zeichnungen und Malereien steckte alles, seine Träume, wofür er überhaupt gelebt hatte und sich an die Straße gestellt hatte. Er hatte gedacht, dass Charles genug Anstand und Verständnis hatte, um diese Dinge nicht anzurühren, aber anscheinend hatte der Alkohol seine Hemmschwelle erheblich gesenkt. Julian konnte sich nicht rühren, erst, als es schon zu spät war, als Charles die Blätter achtlos ins Feuer geworfen hatte, verließ ein panischer Schrei die Kehle des Blonden. Man hätte ihn auch genauso gut selbst in die Flammen werfen können, es hätte ihm nicht mehr wehtun können als der Anblick seiner Werke, die langsam in den Flammen vergingen. Er wollte zum Kamin, er wollte retten, was noch zu retten war, jegliche Zurückhaltung war vergessen, es war ihm auch egal, dass er sich Schmerzen zufügen würde, alles war ihm egal, Hauptsache all sein Herzblut war nicht umsonst in diese Zeichnungen geflossen. Seine Hände wollten sich gerade nach den Blättern ausstrecken, deren Ränder schon völlig verkohlt waren, als der Geschäftsmann ihn unsanft zurückzerrte, ihn festhielt und verhinderte, dass er rettete, was sein Leben bedeutete. Er schrie sich die Lungen aus dem Leib, noch nie hatte ihm etwas solche Schmerzen bereitet. Diese Bilder waren einzigartig gewesen, er konnte noch so viele Stunden mit Malen verbringen, er würde niemals etwas schaffen, das genauso war, all die Tage und Wochen völlig umsonst. Sein ganzer Körper zitterte unkontrolliert, Tränen flossen in Strömen über die blassen Wangen, tropften auf Charles´ Hände, die ihn immer noch festhielten. Er konnte die Nähe des Mannes nicht mehr ertragen, er wollte einfach nur möglichst viel Abstand zwischen sich und Charles bringen. Was er getan hatte war unverzeihlich und nichts konnte es ungeschehen machen. Julian presste die Augen zusammen, er wollte nicht sehen, wie mehr und mehr von seiner Arbeit sich in graue Asche verwandelte, aber ihm fehlte auch die Kraft, sich dem festen Griff noch weiter zu widersetzen. Jegliche Lebenskraft schien mit seinen Arbeiten in den Flammen zu verbrennen. Ja, Charles´ Strafe war unglaublich wirksam, diesen Anblick würde er ganz sicher nie wieder vergessen können, er war in seinen Kopf eingebrannt, die Bilder würden ihn auf ewig quälen. Erst, als von all seiner Mühe nichts mehr zu erkennen war als einige schwelende Papierfetzen lockerte der Ältere seinen Griff, der Norweger jedoch hatte nicht mehr die Kraft, um auf eigenen Füßen zu stehen, weinend sackte er auf die Knie, in die Flammen starrend. Da war gar nichts mehr, was er retten konnte. Er hatte gedacht, seine Übereinkunft mit dem Unternehmer würde ihm mehr Zeit für seine Kunst geben, aber stattdessen hatte er sogar zerstört, was er bis jetzt mühsam geschaffen hatte. Fassungslos starrte der Stricher auf das Feuer, er wusste kaum wohin mit sich, am liebsten hätte er an Ort und Stelle aufgehört zu existieren.
„Du bist ein Monster…..ein grausames Monster!“, stieß Julian aus, zuerst wispernd, dann schreiend. Seine Hände griffen panisch nach der Kiste in der Angst, Charles würde noch mehr von seinen Werken zerstören, er hatte auch so schon genug Schaden angerichtet. Keine Flucht der Welt rechtfertigte dieses Vorgehen. Für einen kurzen Moment wollte er wirklich einfach aus der Wohnung stürmen, vielleicht einfach nur, um im Foyer Benjamin in die Arme zu rennen. Kein Wunder, dass der Geschäftsmann ihn weggeschickt hatte, bestimmt hätte der Chauffeur niemals zugelassen, dass Charles so etwas tat, Julian wollte einfach daran glauben, dass nicht alle so verkommen waren, dass Benjamin nie so tief unter die Gürtellinie gehen würde.
Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich die übrig gebliebenen Dinge, an Charles vorbeirauschend, der bereits wieder an der Bar stand. Vielleicht war der Alkohol Schuld, dass die Situation so aus dem Ruder gelaufen war, aber es interessierte den Norweger nicht. Er hatte Charles irgendwo verstehen können, seine Wut und Enttäuschung, aber jegliches Verständnis war nun dahin. Sein ganzer Körper schmerzte, aber erst, als er die Tür seines Zimmers hinter sich zugezogen hatte, erlaubte er es sich wieder in Tränen auszubrechen. Nur kurz löste er sich von dem Karton, um sich seiner verschwitzten Kleidung zu entledigen, irgendein ausgewaschenes T-Shirt aus seinem Rucksack zerrend, bevor er sich auf dem Bett zusammenrollte, die Kiste in die schmalen Arme schließend, als hinge sein Leben davon ab. Nicht einmal der atemberaubenden Aussicht, die er gestern Abend noch so genossen hatte, schenkte er seine Aufmerksamkeit, er hatte dem Fenster den Rücken zugewandt, sich schluchzend nach Schlaf sehnend. Aber er kam nicht. Der Norweger lag die ganze Nacht wach, weinend, immer wieder die brennenden Bilder vor Augen. Charles wollte ihn wohl wirklich nicht mehr sehen, denn er suchte das Zimmer des Blonden nicht mehr auf, und vermutlich war das auch gut so. Julian wollte ihn nicht sehen, berühren wollte er ihn schon gar nicht. Die Vorstellung, mit diesem Mann je wieder Sex haben zu müssen, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Vor Michael hatte er auch Angst gehabt, aber was er für den Unternehmer empfand war schlichtweg Hass. Da er auch den Rest der Nacht über nicht mehr fand als einige Augenblicke Sekundenschlaf, war er am nächsten Morgen nur umso abgekämpfter. Die ganze Nacht hatte er in seinen verzweifelten Gedanken verbracht, und er hatte das Gefühl, dass er jede einzelne Träne ausgeweint hatte, die sich in seinem Körper befunden hatte. Seine Augen waren verquollen, die Stimme heiser und abgekämpft. Die ganze Nacht hatte er sich kaum gerührt und sein Körper war verkrampft und steif. Noch immer war es dunkel in seinem Zimmer, aber er hatte keine Lust das Licht anzuschalten, bald würde es eh hell werden, ein Blick auf die Uhr und die Geräusche des langsam erwachenden Unternehmers verrieten ihm, dass es eh bald hell werden musste. Er wollte Charles nicht sehen, er hoffte, dass er einfach zur Arbeit gehen würde, ohne ihm noch seine Aufmerksamkeit zu schenken, aber die Schritte, die sich seinem Zimmer näherten, verrieten anderes. Er hob den Kopf nicht, merkte auch so, dass der Ältere in der Tür stand. Seit Stunden bewegte sich der Norweger zum ersten Mal wieder, jedoch nur, um der Gestalt im Türrahmen den Rücken zuzuwenden. Er wollte ihn nicht sehen, nie wieder, aber sein Wille war zu gebrochen, um erneut zu fliehen. Wer wusste schon, was Charles ihm dann antun würde.
„Bitte geh einfach….“, murmelte er heiser, seine Stimme war kaum noch zu hören, so sehr hatte er sich gestern die Lunge ausgeschrien. Noch nie hatte der Lockenkopf so sehr am Sinn des Lebens gezweifelt wie heute, immer hatte er sein sonniges Gemüt irgendwie bewahrt, aber nun starrte er nur apathisch gegen die Wand. Vielleicht würde er die Tür abschließen, sobald Charles verschwunden war.
„Ich werd schon nicht abhauen“, murmelte er leise, sich fester an den Karton krallend, den er nicht losgelassen hatte die ganze Nacht über.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Di Okt 23, 2012 10:12 pm

Charles schaute der davonrauschenden Gestalt noch hinterher, wie er mit der Kiste davon stürmte. „Die ganze Welt ist voller Monster, gewöhn‘ dich dran!“, rief die Stimme des Älteren zum Abschluss hinterher, ehe er als Antwort ein lautes Knallen der Zimmertür vernahm. Dann sollte er die ganze Nacht sich in Selbstmitleid baden und irgendwelchen Kritzeleien hinterher trauern, es war ihm in diesem Augenblick egal, so egal, dass er nicht einmal Reue verspürte, dass er so schroff zu ihm war, der Junge hatte es nicht anders verdient und der Dunkelhaarige wusste, dass mit anderen Sanktionen er ihn niemals so getroffen hätte. Sicher, im nüchternen Zustand hätte er die Sachen wirklich nur für eine Weile an sich genommen, sie in seinem Zimmer eingesperrt und erst wiedergegeben, wenn seiner Meinung nach die Nachricht gut genug vermittelt worden war und der Stricher seine Lektion gelernt hatte, aber dies waren nun einmal nicht die typischen Umstände und wer war er schon, dass man zu viele Gedanken an ihn verschwenden sollte?! Der Unternehmer schnaubte verächtlich, schnappte sich erneut sein Glas, es im einen Zuge leerend, ehe er es knallend zurück dorthin stellte, wo er es anfangs platziert hatte.
Mit dem Handrücken wischte er sich den Rest des Alkohols aus den Mundwinkeln weg, aus den großen Fenstern starrend. Seine Augen fixierten weniger die Welt unter ihn und mehr sein eigene Gestalt, die vom Licht des Kamins in seinem Rücken auf die Glasfläche projektiert wurde. Mit dunklen Rändern unter den Augen wirkte der Mann furchtbar müde, das Hemd am Kragen geöffnet, Krawatte und Jackett hatte er schon längst abgelegt. Das Haar wirkte zerzaust, länger als es eigentlich sollte, sodass einige Strähnen langsam seine Stirn zu verdecken begannen. Er brauchet dringend Schlaf, daran gab es keinen Zweifel, doch er wollte einfach nicht, seine Innerstes fühlte sich unglaublich widerlich an, die Mischungen aus seltsamen Gefühlen, die sich in seinen Eingeweiden breit gemacht hatten, hielten ihn regelrecht davon ab, auch nur einen Moment an Schlaf zu denken. Ihm war nach Toben und Wüten, danach dieses Fenster einzuschlagen, ganz gleich ob es möglich war oder nicht. Julian hatte solch eine Wut in ihm hervorgerufen, dabei tat er praktisch alles für dieses undankbare Balg, er hatte ihm sogar einen Arzt besorgt, damit er gesund wurde und wäre er nicht, müsste er immer noch widerlich krank sein, müsste hungern und in seiner Wohnung frieren, Herrgott, wegen ihm hat er seinen Zuhälter nahezu impotent gemacht, und das nur, damit er hier ein angenehmeres Leben hatte. Andere würden einen Scheißdreck für irgendeinen Stricher machen, der zusätzlich nicht einmal ein Amerikaner war, Charles zweifelte daran, dass er überhaupt eine amerikanische Staatsbürgerschaft hatte und alleine so etwas reichte einigen Menschen völlig aus um jemanden zu verstoßen.
Und so zeigte er also seinen Dank- haute ab und beschimpfte ihn auch noch als einen Monster.
Doch dies war er auch und er würde es sicherlich nie bestreiten und Julian sollte sich lieber daran gewöhnen, dass sein neuer Arbeitgeber kein herzensguter Mensch war, er jedoch immer noch besser dran war, würde er hier bleiben, doch in diesem Moment wusste der Unternehmer nicht einmal wirklich ob er ihn noch um sich herum haben wollte, er musste nur an sein Gesicht denken und jegliche freudigen Gedanken schienen wie verpufft. Wie sollte es dann in Zukunft mit ihnen vorangehen?! Erschöpft rieb sich der Ältere die Augen, sie für einen Moment geschlossen haltend, ein verzweifelndes Knurren ausstoßend, ehe er sich von den Fenstern abwandte.
Er wusste nicht, wie lange er dem Feuer dabei zugeschaut hatte, wie es langsam zu sterben begann, weil es kein neues Futter mehr bekommen hatte, doch erst als die letzten Flammen beinahe erloschen waren, begab der Schwarzhaarige sich in sein Zimmer. Für einige Sekunden blieb er an der Zimmertür des Kleineren stehen, seine Augen zu einem Schlitzen verengend, ehe er weiter ins sein eigenes Schlafzimmer schlendernd. Er hatte eindeutig zu viel Alkohol intus, sodass es ihn auch kaum interessierte, dass seine Kleidung achtlos auf dem Boden verteilt lag, als er halbnackt in sein übergroßes Bett krabbelte. Es wirkte so kalt und widerlich einsam, dass er lange keinen Schlaf finden konnte, gestern Nacht hatte er an der Seite des Strichers guten Schlaf gefunden, er mochte die Wärme anderer Körper neben ihm, auch wenn er es niemals zugeben würde und auch wenn dies nicht bei jedem Menschen da draußen der Fall war, doch nun hatte er keine andere Wahl, Julian würde nicht auf einmal zu ihm kommen und in sein Bett krabbeln, wieso denn auch? Charles war sich nicht einmal sicher, ob er ihn nicht wegstoßen würde, sein Anblick machte ihn schlichtweg verrückt und dies auf keiner unglaublich tollen und witzigen Art und Weise und er wollte Schlimmes vermeiden, etwas, was er sich vielleicht selbst nie verzeihen könnte.
Der Geschäftsmann wusste nicht wie lange er die Decke angestarrt hatte, als seine Augen endlich zufielen und er in einen furchtbaren, nervenraubenden Schlaf fiel. Seine Träume waren undefinierbar, dunkel und schlichtweg furchtbar, doch alles in ihm sträubte sich davor zu erwachen und ihn daraus zu befreien, erst als der penetrant klingelnde Wecker neben seinem Ohr ertönte, riss er die grauen Augen auf, seinen Arm aussteckend, den Alarm anschließend ausstellend. Es war noch dunkel, sodass es ihm Schwierigkeiten bereitete überhaupt die Augen offen zu halten, doch er musste zur Arbeit, es war eine Prozedur, der er nicht entgehen durfte und Arbeit lenkte ihn wenigstens von dem schief hängenden Haussegen ab, vielleicht würde er heute länger arbeiten, der Ältere wusste, dass er vorerst auf so etwas wie Sex verzichten müsste, dass der Blondhaarige sich wahrscheinlich erst erholen müsste bzw. sich irgendwie an den Unternehmer wieder herantrauen, denn die Angst und Wut, die er ihm gestern offenbart hatte, nagte sicherlich an seinem Inneren und trieb ihn an, den Mann, der einen Teil seiner Werke zerstört hatte, zu hassen, da war er sich ziemlich sicher.
Charles selbst fühlte in diesem Moment nichts, er hatte nicht einmal das Gefühl gehabt in seinem Körper zu stecken, alles wirkte so taub und stumpf, dass er sich gar nicht erst aus dem Bett hinaustraute, aus Angst, dass er vielleicht nicht fähig war den Körper zu kontrollieren, doch im nächsten Moment, als der Grauäugige sich aufsetzte, wünschte er sich nicht anderes als sich zurück in die Kissen zu legen. Mit einem Schlag wurde ihm übel, er spürte sein Kopf pochte, seine Schädeldecke regelrecht zu zerspringen drohte. Ihm war gar nicht bewusst wie viel er gestern getrunken hatte, irgendwann hatte sich ein feiner Schleier über sein Urteilsvermögen gelegt und er konnte sich selbst nicht mehr kontrollieren. Lächerlich, dass er sich in seinem Alter noch so benahm und so etwas überhaupt erst zuließ, er fühlte sich wie ein dummer Jugendlicher, der keine Grenzen kannte, nur mit dem Unterschied, dass Jugendliche wenigstens das Recht auf solche Dinge hatten, er hingegen hatte keines und er durfte sich so etwas auch nicht erlauben, nicht in seiner Position.
Dabei vertrug der Unternehmer doch viel…Charles massierte sich die Schläfen, kurz die Augen schließend, ehe er sich langsam vom Bett erhob, das Licht aufdrehend. Er verzog kurz sein Gesicht als der helle Schein der Lampe ihn blendete, tapste langsam ins Badezimmer hinein.
Eine warme Dusche war regelrecht das Beste, was ihm in diesem Augenblick passieren konnte und nachdem er sich einige Schmerzmittel aus dem Apothekenschränkchen genommen hatte, fühlte sich der Kopf wenigstens nicht mehr so furchtbar nutzlos an.
Der Dunkelhaarige brauchte nicht lange für die restlichen allmorgendlichen Prozeduren, sein Blick wanderte prüfend auf die Uhr…Herrgott, er musste höchstens zwei Stunden geschlafen haben, wenn er darüber nachdachte wie viel Zeit er noch mit Nichtstun im Wohnzimmer verbracht hatte. Die Augen huschten ein letztes Mal zu seinem Spiegelbild, die ihn gerötet, mit noch dunkleren Rändern als in der Nacht zuvor, kritisch anstarrten. So rauszugehen war beinahe schon ein schlechter Witz, doch wenigstens sah der Rest einigermaßen in Ordnung aus und es scherte ihn auch reichlich wenig was die anderen sich denken könnten, warum ihr Chef heute so ausgelaugt aussah, schließlich konnte er es sich erlauben und musste sich vor allem nicht vor diesen Menschen rechtfertigen.
Charles strich sein Jackett noch einmal glatt, ehe er das Licht im Schlafzimmer ausschaltete, anschließend in den dunklen Flur wandernd. Die Sonne schien langsam aus ihrem Versteck zu kriechen, sein Penthouse war zwar nicht ganz erleuchtet, doch dunkel war es auch nicht mehr. Erneut blieben die Beine des Größeren vor der Tür des Strichers stehen. Bestimmt schlief er noch, doch Charles wollte auf Nummer sicher gehen und er wollte ihn einfach sehen, ob es ihm etwas besser ging, ob er im Schlaf nicht so verstört aussah wie gestern.
Zögernd legten sich die langen Finger um die Türklinke, sie langsam öffnend, den Raum betretend. Sein Blick wanderte zur Seite, es hatte ihn überrascht in die wachen Augen des Norwegers zu blicken, der wahrscheinlich seit Stunden mit seiner Kiste in diesem Bett verharrte. Der Unternehmer öffnete leicht den Mund, doch Julian fiel ihm ins Wort. Er hatte gestern so sehr geschrien, es kam ihm wieder in Erinnerung und füllte sein Innerstes mit unguten Gefühlen. Gestern war ihm das alles so egal gewesen, er hatte sich einen feuchten Dreck um ihn gekümmert, um sein Wohlergehen, doch heute war er zu stolz um das zuzugeben, sodass er gar nicht erst versuchte auf den Jungen einzureden. „Das Frühstück steht in zwei Stunden bereit für dich…vergiss bitte deine Medizin nicht.“, sagte er tonlos, ihn einen Moment lang stumm betrachtend, in sein verheultes Gesicht, ehe er kehrt machte und die Tür langsam hinter sich schloss. Charles war nicht fähig ihm ein besseres Gefühl zu geben und er wusste auch, dass er niemals dazu fähig sein würde, wenn er nicht einmal eine einfache Entschuldigung über die Lippen bringen konnte, auch wenn Julian vielleicht genau darauf wartete, aber selbst wenn der Ältere es gewollt hätte, er hatte es nicht gelernt, er war nie der Typ Mensch, der viel mit Emotionen hantieren konnte, was wohl auch ein Faktor seiner gescheiterten Ehe war, wie so viele anderen auch. Doch bis jetzt erschien es nie ein Problem zu sein, alle, die sich auf ihn eingelassen hatten, wollten es nicht von ihm und gaben ihm auch nie das Gefühl, dass sie mehr als nur seine Ficks und sein Geld brauchten, der Blondhaarige hingegen wirkte anders, jedoch unterschied er sich auch stark von all den anderen. Erneut fragte der Schwarzhaarige sich wo sie all das nur hinführen würde..würde er überhaupt etwas von dem Jungen haben können, würde er sich jemals an ihn gewöhnen können? Vielleicht lief Charles gerade in eine Sackgasse hinein, er wusste es nicht und je länger er sich den Kopf darüber zerbrach, umso stärker begann dieser zu schmerzen.
Der Größere schnappte sich seine Tasche und den Autoschlüssel, der Motivationslos auf dem Kaffeetisch im Wohnzimmer lag, den Blick zu der leeren Flasche auf dem Tresen der Bar werfend. Zu viel, eindeutig zu viel.
Kopfschüttelnd verließ er sein Appartement, in den Aufzug steigend. Mittlerweile war es hell in der Stadt, erstaunlich wie schnell die Sonne zum Vorschein kam, wenn sie nur wollte.
„Sieh heute nach Julian.“, murmelte er Benjamin hinterher, als dieser wie jeden Morgen im Foyer darauf wartete ihn zu fahren, doch er wollte nicht, er wollte, dass er ein Auge auf den Stricher warf, darauf achtend, dass er die Medizin nahm, dass er aß, was man für ihn zubereitete und dass er nicht für immer in seinem Zimmer blieb wie ein eingesperrtes Tier, denn Charles hatte wirklich Angst, seinen Willen gebrochen zu haben, wo er ihm nur eine Lektion erteilen wollte, aber es war wohl deutlich, dass er übertrieben hatte, nur musste er den richtigen Weg finden um dies in irgendeiner Form wiedergutzumachen, doch er wusste einfach nicht wie.
Dass Benjamin allerdings auch nicht die Lösung für das Problem finden würde, das war sicherlich beiden klar, zumal er nicht einmal mehr wusste, was sein Boss dem Jungen gestern angetan hatte…dass es nichts Gutes war, war ihm bewusst, denn auch wenn hier alles schalldicht genug war, konnte er die Schreie des Jungen noch hören, während er mit schlechtem Gewissen unter ihnen in seiner kleinen Wohnung hauste, die ihm Charles gestellt hatte, damit er ihn immer bei sich hatte. Er wäre am liebsten aufgesprungen, doch wenn man sich den Anblick des Schwarzhaarigen näher betrachtete, dann war er mit seinem gestrigen Beschluss wohl ebenfalls nicht glücklich gewesen.
Er hatte seine Anweisungen befolgt, zog sich für einige Stunden in der Wohnung zurück, ehe er später hinauffuhr. Die Wohnung war leer, selten erlebte er diesen ruhigen, einsamen Anblick, denn wenn er hier war, dann war meist Charles auch da und füllte diese einsamen Räumlichkeiten mit seiner eigenen Einsamkeit. Sein Blick wanderte zum Esstisch, das Frühstück lag unberührt ausgebreitet herum…also schien Julian noch nicht wach zu sein oder vielleicht weigerte er sich auch aus dem Zimmer zu gehen.
Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, warum musste es nur so weit gekommen sein?! Seine langen Beine trugen in zur Zimmertür des Kleineren, daran klopfend. Der Chauffeur wartete eine Weile, doch der Blonde antwortete ihm nicht. „Julian?“, erneut setzte er seine Finger an das Holz an, daran klopfend.
Immer noch keine Antwort. Langsam ließ er die Hand hinunter wandern, die Klinke umfassend, daran rüttelnd und drehend. Abgeschlossen! Er konnte es sich beinahe schon denken. „Julian, hier ist Benjamin..“, fügte er nach einer Weile hinzu, mit den braunen Augen die Tür anstarrend, in der Hoffnung, dass sie sich bald öffnen könnte, doch Julian machte sie nicht auf und gab auch keine Antwort, als wäre er gar nicht da, doch der Braunhaarige war sich mehr als nur sicher, dass er nicht erneut die Flucht ergriffen hatte, sonst hätte er die Tür nicht abgeschlossen.
„Es tut mir leid, dass ich gestern nicht für dich da sein konnte, aber bitte...schließ dich nicht hier den ganzen Tag ein, iss wenigstens etwas.“, bat der Ältere leise, hoffnungsvoll auf eine Antwort wartend, doch es erschien beinahe so, als würde er mit sich selbst reden- Julian würde ihm nicht antworten und er würde auch nicht aus seinem Zimmer rauskommen, geschweige denn den Chauffeur hineinlassen. Erneut stieß Benjamin ein Seufzen aus. „Ich habe dir einige Bücher mitgebracht. Nichts Besonderes, ein paar Thriller und Krimis, ganz nette Romane für den Zeitvertreib, in meiner Wohnung habe ich sehr viele…“, ein leichtes Lächeln umrahmte das in Falten gelegte Gesicht. „Ich habe sehr viel Zeit meines Lebens mit Lesen verbracht…die Angewohnheit habe ich erst durch meine Frau bekommen…damals.“, seine Augen wanderten kurz zur Seite, dann wieder zur Tür, sich vorstellend, dass er mit Julian sprach und nicht mit irgendwelchem eingefärbten Holz.
„Vielleicht werden sie dir auch so sehr gefallen wie mir.“, murmelte er anschließend nach einiger Zeit, ehe es im Penthouse erneut still war und niemand schien diese Stille durchbrechen zu wollen. Der Größere kratzte sich am Kopf, unwissend, was er dem Jungen noch sagen konnte. „Ich…ich lasse dich dann allein, wenn du das möchtest.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mi Okt 24, 2012 6:47 pm

Charles konnte nicht schnell genug wieder verschwinden, zu mindestens wenn es nach Julian ging. Er hatte nicht erwartet, dass sich der Geschäftsmann bei ihm entschuldigen würde, vermutlich konnte er auch überhaupt nicht nachvollziehen, was er angerichtet hatte, er war immerhin selbst kein Künstler. Und er stand doch meilenweit über dem Stricher, warum also sollte er sich Gedanken darüber machen, ob er sich die Augen ausheulte? Julian war in der unfreiwillig durchwachten Nacht zu dem Schluss gekommen, dass er sich vermutlich nur etwas vorgemacht hatte, dass der Unternehmer niemals mehr von ihm wollen würde als Sex, und dass er sich jetzt, wo er ganz ihm gehörte, kaum noch auf irgendwelche Zärtlichkeiten achtete. Auch eine Entschuldigung hätte ihm seine Werke nicht zurückgebracht. Nichts würde sie ihm zurückbringen, und das war wohl das Schlimmste von allem. Er nickte nur auf Charles´ Anweisungen hin, wusste nicht, ob er sich daran halten würde, zu mindestens was das Frühstück betraf. Er hatte keinen Hunger, generell war ihm nicht danach, aufzustehen und irgendetwas zu tun, vielleicht würde seine ängstliche Trägheit legen, wenn der Dunkelhaarige erst verschwunden war, aber er würde wiederkommen, und sicher würde er sich auch nicht allzu lange anschauen, wie der Norweger in seiner Wohnung vor sich hin vegetierte. Die Ruhe war erdrückend, sicherlich hätte er heute erneut einen Fluchtversuch wagen können, in der Hoffnung, dass sein Glück dieses Mal größer war, aber ehrlich gesagt war er viel zu sehr in Sorge, dass man ihn doch erwischen könnte, und dann würde wohlmöglich alles, was ihm am Herzen lag, in den Flammen landen. Er glaubte nicht, dass er das ertragen könnte. Was er tun sollte, wenn Charles wieder das wollen würde, wofür er ihn bezahlte, das wusste er nicht. Was, wenn der Geschäftsmann merkte, dass es mit ihm keinen Zweck mehr hatte, wenn er ihn wieder auf die Straße setzte? Wimmernd kauerte der Stricher sich ein wenig enger zusammen, er wollte schlafen, vielleicht würde alles nach einer Mütze Schlaf wieder besser aussehen, auch, wenn er nicht so wirklich daran glaubte. Seine düsteren Gedanken jedoch hielten ihn abermals davon ab, zur Ruhe zu kommen, jetzt, wo Charles arbeiten war, wagte er es zumindestens, die Kiste mit seinen Zeichensachen neben sich aufs Bett zu stellen, anstatt sie weiterhin panisch zu umklammern. Einmal hörte er Schritte, irgendjemanden, der in dem Penthouse herumgeisterte, aber die Geräusche währten nur kurz, vermutlich hatte man ihm sein Frühstück raufgebracht. Dennoch, Julian wollte verhindern, dass irgendein Angestellter oder gar der Hausherr selbst in seine Zimmer platzte, und auch, wenn er wusste, dass Charles davon bestimmt nicht sonderlich begeistert sein würde, tappte er kurz zur Tür hinüber und schloss sie von innen ab. Das Gefühl von Sicherheit war eher mäßig, wusste er doch selbst ganz genau, dass er sich nicht ewig hier einschließen konnte, das würde man sicher nicht zulassen. Es war mittlerweile nicht einmal mehr frühmorgens, die Sonne schien viel zu hell in sein Zimmer, als wäre heute ein normaler Tag wie jeder andere, aber das war es nicht. Irgendwann streckte er sich nach der Kiste aus, sie behutsam öffnend. Der Anblick der fehlenden Seiten versetzte ihm einen Stich ins Herz, sodass er nur schnell seinen Skizzenblock und einen Bleistift hervorkramte, bevor er die Kiste wieder schloss und behutsam beiseiteschob. Sein Kopf war voller dunkler Gedanken, und auch, wenn er wusste, dass keine schönen Dinge dabei herauskommen würden, erschien ihm das Zeichnen doch die einzige Möglichkeit, um all die Emotionen irgendwie aus seinem Schädel zu bekommen. Für beinahe zwei Stunden füllte er Seite um Seite mit verstörenden Bildern, mit Feuer und verzerrten Fratzen. Zeigten die ersten Skizzen noch recht genau, was gestern Abend vorgefallen war, wurden die Zeichnungen nach und nach immer abstrakter, sodass der Blonde schließlich verzweifelt alles vom Bett fegte, es nicht mehr sehen wollte, seine eigenen Zeichnungen machten ihm Angst und lösten unglaubliches Unbehagen in ihm aus.
Es musste so gegen zehn Uhr sein, als er erneut hörte, wie sich die Tür des Apartments öffnete, dieses Mal blieben die die Schritte nicht in weiter Ferne, sondern kamen direkt auf sein Zimmer zu, sodass er sich ängstlich versteifte. Was, wenn Charles früher zurückgekommen war, um sich seiner anzunehmen? Aber die Stimme, die dumpf zu ihm ins Zimmer drang, war die tiefe Stimme des Chauffeurs, anscheinend hatte Charles ihn heute hiergelassen, bestimmt nur, damit er ihn kontrollierte und er nicht erneut das Weite suchte. Ein winziger Teil in seinem Hinterkopf war böse auf den Chauffeur, dass er gestern einfach gegangen war und ihn dem angetrunkenen Geschäftsmann überlassen hatte, aber er wusste, dass das lächerlich war, und er wollte nicht auch noch wütend auf Benjamin sein. Aber mit ihm reden, ihn sehen, das wollte er eigentlich auch nicht, und so schwieg er, selbst, als die tiefe Stimme des Älteren mehrmals versuchte mit ihm zu reden. Er hielt den Rücken zur Tür gedreht, die Lippen so fest aufeinander gepresst, dass sie nur noch zwei blutleere Striche waren. Erneut musste er sich die Tränen verkneifen, er wollte nicht, dass Benjamin ihn weinen hörte, dann versuchte er wohlmöglich doch, mit Gewalt hier hereinzukommen, und das wollte Julian nicht. Er hörte Benjamin ein wenig plaudern, er wirkte immer verzweifelter, und obwohl Julian eigentlich noch immer nicht danach war das Zimmer zu verlassen, konnte er einfach nicht anders, als langsam zur Tür zu gehen. Er wollte nicht, dass der Chauffeur wieder verschwand, dass er das Gefühl hatte, der Norweger würde ihm die Schuld geben. Sicher, er hatte ihn zurückgebracht, aber hätte der Stricher etwas anderes von ihm erwarten können, wenn ihn ansonsten eine ähnliche harte Strafe wie ihn selbst getroffen hätte. Langsam erhob er sich, zur Tür hinüberschleichend, als Benjamin wohl gerade beschloss, ihn wieder allein zu lassen. Hastig drehte er den Schlüssel im Schloss, sie einen Spalt breit öffnend. Der Chauffeur hatte sich bereits umgedreht, doch Julian griff nach seinem Ärmel, den Kopf schüttelnd, er wollte nicht, dass er ging.
„Bitte bleib hier“, murmelte er, zu Boden blickend. Sein Magen gab ein klägliches Grummeln von sich, auch, wenn er eigentlich keinen Appetit verspürte, sein Körper war erschöpft und abgekämpft und brauchte etwas zu Essen. Die Köche konnten immerhin auch nichts dafür, was Charles ihm angetan hatte. Sein Blick drehte sich kurz zur Seite, doch der Anblick des Kamins ließ die Erinnerung an gestern Abend wieder in ihm aufsteigen und er gab einen erstickten Laut von sich.
„Was….Was ist mit deiner Frau jetzt?“, fragte er, seine Stimme war immer noch furchtbar leise und kaum zu hören, aber er wollte nicht, dass Benjamin das Gefühl bekam, er würde sich nicht für das interessieren, was er gesagt hatte, geschweige denn er hätte ihm gar nicht zugehört. Er folgte dem Chauffeur in die Küche, natürlich, er wollte, dass er etwas frühstückte, immerhin war er dabei gewesen, als der Arzt ihm gesagt hatte, dass er viel zu unterernährt war, aber selbst beim Anblick der frischen Brötchen wollte kein Appetit in ihm aufkommen. Er ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen, schnell die Medizin einwerfend, die der Arzt ihm gegeben hatte. Es brachte auch nichts, sie nicht zu nehmen. Zitternd hielt er das Wasserglas in der Hand, es hatte nicht lange gehalten, bis die Verzweiflung ihn wieder packte. Er biss sich auf die Unterlippe, konnte das heisere Schluchzen nicht mehr zurückhalten.
„Er hat s-sie einfach in den Kamin geworfen. Meine ganzen Bilder…..“
Auszusprechen, wie Charles ihn bestraft hatte, machte es nicht besser, und Julian wünschte sich nun doch, er hätte sein Zimmer nicht verlassen

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mi Okt 24, 2012 10:06 pm

Benjamin hatte sich damit abgefunden, dass er heute sicherlich keine Antwort vom Jungen bekommen würde und irgendwo konnte er ihn auch verstehen, er war sicherlich wütend auf ihn, weil er ihm nicht wirklich geholfen hatte und weil er ihn wieder hierher zurück gebracht hatte. Ganz gleich wie kurz er ihn noch kannte, es war sicherlich furchtbar für ihn gewesen und das tat dem Älteren leid. Abermals kratzte der Mann sich am Hinterkopf, als er sich anschließend von der Tür wegdrehte. Es hatte keinen Sinn mehr ihn mit seinen unnötigen Worten zu nerven, er hoffte einfach, dass er wenigstens während der Abwesenheit aller anderen Menschen hinauskommen würde, dass er etwas Essen und seine Medizin nehmen würde und vielleicht fand er sogar Gefallen an den Büchern die er aus seiner Wohnung mit hochgebracht hatte. Er hatte bis zu den Decken reichende Schränke, die voll mit Büchern waren. Er erinnerte sich noch als er stationiert worden war in einen anderen Bezirk und seine Frau ihm jedes Mal einen großen Batzen im Paket schickte, sodass er in den Nächten etwas zu tun hatte. Sie hatten ihn immer begleitet und würden es auch bis zu seinem Lebensende, da war der Dunkelhaarige sich mehr als nur sicher. So betrachtet war es schon ein seltsames Hobby- niemand da draußen würde es ihm ansehen, die wenigsten würden je glauben, dass er ein gebildeter Mann war, ja sogar College Absolvent, aber das war eine andere Sache, es hatte die anderen nicht zu interessieren, schließlich war es sein Leben, seine eigene kleine Privatsphäre, die nur ihn etwas anging.
Der Größere setzte langsam einen Schritt vor den anderen, vergrub die großen Hände in den Taschen seiner Anzughose, er würde in einigen Stunden noch einmal vorbeikommen, in der Hoffnung wenigstens das Gesicht des Norwegers für einen Moment erblicken zu können oder seine Stimme zu hören, das Glück zu haben, dass er endlich mit ihm sprach und auf seine hoffnungsvolle Worte einging. Benjamin hatte kaum eine Ahnung von den jungen Menschen heutzutage und er wusste auch nicht in welchem Ausmaß Charles den Kleinen verletzt hatte, sodass ihm regelrecht nichts in den Sinn kam, was sein Gemüt in irgendeiner Form erhellen sollte, wie er neue Lebenskraft gewinnen konnte. Es war wirklich ein Fehler gewesen, Julian gestern hier alleine gelassen zu haben, ganz gleich welche Konsequenzen dann auf ihn gewartet hätten. Er mochte Charles, er wusste, dass er für ihn so etwas wie eine neue Familie war, vielleicht ein Zuhörer, den er nie hatte, ein Elternteil, das versuchte krampfhaft ersetzt zu bekommen, er wusste es ehrlich gesagt nicht genau, doch auch wenn sie so viele Jahre verband und er mittlerweile viele Facetten des Unternehmers kannte- es gefiel ihm dennoch nicht, dass er den Blondhaarigen so verstört zu haben schien, dass er nicht einmal mehr sein Zimmer verlassen wollte.
Wie konnte er so schroff zu ihm gewesen sein, dabei wirkte es beinahe so, als ob ihm wirklich mehr an dem Stricher lag als an all den anderen Männern, die je diese Wohnung betreten hatten, er hatte es ihm doch selbst auf seiner eigenen, ganz verworrenen Art und Weise mitgeteilt und der Ältere war schon lang genug hier gewesen um zu es zu spüren, wenn sein Boss sich mit einem Schlag veränderte oder zumindest einige Aspekte seines Charakters, seines Daseins nicht mehr so waren wie zuvor.
Der Chauffeur wollte seine Schritte ein wenig beschleunigend, als seine Ohren das leise Klicken der Tür vernahm, seinen Kopf etwas zur Seite neigend, über die Schulter hinwegblickend, als er plötzlich die schmale Gestalt des Gelockten erkannte, der sogleich an seinem Ärmel zog, ihn davon abhielt das Penthouse zu verlassen. Verwirrt musterten die braunen Augen das Gesicht des Jüngeren, ehe sich ein sanftes Lächeln auf den Lippen bildete, einige Fältchen nach oben schiebend. „Ich werde hierbleiben, wenn du das möchtest.“, erwiderte er leise, Julian verständnisvoll anblickend. Es war ein gutes Gefühl ihn zu sehen, auch wenn er ihn sicherlich lieber mit einem fröhlicheren Ausdruck im Gesicht erblickt hätte, er sah wirklich fertig aus, vielleicht hatte er nicht einmal die Nacht über geschlafen hatte, bei den dunklen Rändern, die sich unter den Augen abzeichneten, konnte man auch nichts anderes glauben, selbst wenn es vielleicht nicht so war.
Als der Magen des Strichers grummelte, blickte der Dunkelhaarige zu ihm hinunter, eine Augenbraue hochziehend. „Am besten du isst erstmal was.“, murmelte er anschließend leise, ehe sie langsam den Weg zum Wohnbereich machten. Es wurde bereits geputzt, alles wirkte sauber wie eh und je. Seine Augen huschten zu dem voll gedeckten Fisch, Charles hatte natürlich an so ziemlich alles gedacht, was man morgens zu sich nehmen konnte, in der Hoffnung das Lieblingsessen des Jüngeren zu finden oder ihn generell zum Essen anzuregen. Benjamin wusste, dass dies eine seiner Arten war, jemanden zu zeigen, dass er ihn gern hatte und er einen gewissen Grad an Wichtigkeit in seinem Leben erreicht hatte, doch es zu erwähnen war sicherlich viel zu früh, er konnte sich schließlich vorstellen wie stark Julians Groll seinem Boss gegenüber jetzt sein konnte und wollte gar nicht erst auf ihn oder den Vorfall von gestern Nacht zu sprechen bekommen, stattdessen schenkte er dem Blondschopf ein leichtes Lächeln, als er ihn über sein Leben ausfragte. Er hatte kein Problem damit dem Jungen etwas über sein Leben zu erzählen, wieso sollte er es auch nicht tun, vielleicht kam er ihm so etwas vertrauenswürdiger vor und er verzieh ihm die Tatsache, dass er ihm nicht ausreichend helfen konnte. „Was mit ihr ist?“, seine Augen wanderten unweigerlich zum golden schimmernden Ehering, der nach so vielen Jahren immer noch wie festgewachsen um den Ringfinger lag, einfach zu seinem Leben dazugehörend. „Sie lebt wohl immer noch in Nashville..wir haben uns vor einigen Jahren scheiden lassen und sie ist mit den Kindern weggezogen.“, seine Lippen formten ein trauriges Lächeln, seinen Ring eine Weile lang beobachtend, ehe er den Blick wieder dem Kleineren zuwandte. „Ich würde sie gerne sehen, meine Kinder, aber das ist alles nicht so einfach. Mein Sohn müsste jetzt ungefähr so alt sein wie du..aber reden wir nicht über vergangene Zeiten.“, er winkte mit der Hand kurz ab, dem Norweger bedeutend sich auf einen der Stühle Patz zu nehmen ehe er sich selbst hinsetzte, ihm dabei zuschauend, wie er die Medizin einnahm. Wenigstens dachte er an seine Gesundheit, schließlich ging es hierbei in erster Linie um ihn und nicht darum um Charles besser zu gefallen und ein gesunder Körper war immer noch ein guter Körper. „Iss schon..du musst Kräfte gewinnen.“, forderte der Ältere nach einer Weile Julian auf, in der Hoffnung. Der Arzt hatte ihn warnend aufgefordert sich einer regelmäßigen und anständigen Ernährung anzunehmen und Benjamin wollte, dass es ihm wieder besser ging, dass er nicht mehr so wirkte, als ob er bei jedem noch so kleinen Windstoß zusammenklappen würde, doch anstatt zu essen, offenbarte der Junge schlussendlich, was Charles gestern wirklich getan hatte.
Als die Worte in seinen Ohren verklungen waren, spürte der Chauffeur wie sich alles in seinem Inneren zusammenzog, wie er einen furchtbaren Kloß im Hals bekam, der ihm beinahe die Luft wegschnürte. Er konnte sich vorstellen wie wichtig ihm diese Dinge waren, schließlich hatte er selbst all die Bilder gesehen, er wusste wie gut sie waren, wie viel Talent in ihnen steckte und wie viel Arbeit der Junge in sie investiert hatte und vor allem wie viel sie ihm bedeutet hatten, sonst hätte er sie wohl nicht mit sich genommen. Benjamin konnte sich die Frage, ob der Unternehmer wenigstens auch nur eines der Bilder sich angesehen hatte, auch sparen, denn hätte er sich mit dem Talent des Gelockten näher beschäftigt, hätte er nicht solche Maßnahmen ergriffen. Mit schockierten Augen blickte der Größere den Stricher an, konnte nicht ganz glauben, was er da gehört hatte, schließlich waren die Bestrafungen seines Chefs immer anders verlaufen. „Julian….e-es tut mir leid, ich hätte bei dir bleiben sollen.“, presste er anschließend leise hervor, den Jungen mit schuldbewussten Augen anblickend, ehe er seinen Arm ausstreckte, sie auf die Schulter des Kleineren legend. Es konnte sein Sohn sein, der hier vor ihm saß und von einem anderen Mann schlecht behandelt worden war…zumindest fühlte es sich genauso an, sodass er am liebsten zu Charles gefahren wäre und ihm weiß Gott was an den Kopf geworfen hätte, damit er nicht zu herzlos zu dem Jungen war. Doch auf der anderen Seite kannte er so etwas nicht von ihm, er hatte sich nie mit den persönlichen Dingen eines anderen beschäftigt und er hatte sich nie auf solche Arten des Schmerzes spezialisiert. Es war schlichtweg nicht die Handlungen des Charles, den er kannte. „Mr. Richards…Charles musste unter seinem Alkoholeinfluss gehandelt haben, so etwas tut er normalerweise nicht. Doch ganz gleich aus welchem Einfluss er es getan hat- es war zu Unrecht. Wenn du willst, rede ich mit ihm, doch er ist ein stolzer Mann, selbst wenn ihm etwas leid tut, wirst du es nie über seine Lippen sprechen hören.“, ernst blickten die braunen Augen in das Gesicht des Strichers. Er hatte so wenig Ahnung über den Mann, bei dem er lebte, dass er wahrscheinlich nicht einmal die kleinsten Versuche des Unternehmers mitbekommen würde, um ihm zu zeigen, dass er einen Fehler begangen hatte und es ihm leid tat, denn anders konnte er den Menschen da draußen seine Gefühle nicht vermitteln, er war unfähig darin und dies war seine große Schwäche und würde es sicherlich auch bleiben. „Ich wünschte, ich könnte dir die Bilder wieder zurückbringen…irgendwie.“, sein Blick wanderte zum Kamin. Dort drinnen lagen also die Überreste, verbrannt zu einem Haufen schwarzer Asche und er konnte es nicht verhindern. Selbst wenn Julian nicht wollen würde, dass er mit seinen Boss sprach, er würde es dennoch tun, alleine schon weil er nicht unter solchen Umständen arbeiten konnte und auch nicht wollte, dafür hatte er diesen Jungen viel zu sehr ins Herz geschlossen.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Do Okt 25, 2012 6:46 pm

Julian wollte eigentlich nicht, dass Benjamin ihn weinen sah, er wollte sich nicht so unglaublich schwach und jämmerlich fühlen. Aber er konnte einfach nichts daran ändern, dass er sensibel war, besonders, wenn es um seine Kunst ging. Das war nun mal sein Wesen, und vermutlich wäre er für viele seiner Kunden auch nie wirklich interessant gewesen, wäre das zarte, naive Wesen nicht gewesen. Im Moment jedoch wünschte er sich einfach, er könnte etwas stärker sein, so wie Benjamin zum Beispiel, den nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen schien. Wobei seine Züge schon etwas entgleisten, als der Norweger ihm endgültig eröffnete, was gestern nach seinem Verschwinden vorgefallen war. Er konnte ihn kurz zum Kamin schielen sehen, schluckte leicht. Er hatte die Nacht über eigentlich schon genug geweint, so langsam müssten ihm die Tränen doch ausgehen. Aber noch immer rollten sie stumm über seine Wangen. Seine Augen schmerzten mittlerweile schon, fühlten sich gereizt an. Wenigstens hatte der Chauffeur einige warme Worte für ihn übrig, ganz im Gegensatz zu Charles, der heute Morgen ja nach einigen pragmatischen Anweisungen davongerauscht war. Julian wusste immer noch nicht was er tun sollte, wenn er nach Hause kam. Eigentlich war ihm noch immer danach sich einzuschließen.
„Es hätte doch nichts geändert. Es ist nicht deine Schuld. Du sollst dir keine Vorwürfe machen, bitte, Benjamin“, murmelte er schniefend, den Kopf anschließend hebend und in seine dunkelbraunen Augen blickend. Er schaffte es sogar irgendwie, ein leichtes Lächeln zustande zu bringen. Als der Ältere weitersprach, senkte er den Kopf allerdings wieder, sich abwesend mit seinem Besteck beschäftigend, es lustlos hin und her schiebend. Was dort alles auf dem Tisch stand war wirklich beeindruckend, wohlmöglich war er dem Geschäftsmann doch noch nicht vollständig egal, ansonsten hätte er sich sicherlich nicht so eine große Mühe mit dem Frühstück gemacht. Nun gut, die Mühe hatten sich eigentlich die Köche gemacht, aber er hätte ihnen auch auftragen können, deutlich weniger Lebensmittel an ihn zu verschwenden. Aber dennoch, fünf verschiedene Marmeladensorten und ein Frühstücksei konnten ganz sicher nicht ungeschehen machen, was er getan hatte. Der Norweger stieß ein verächtliches Schnauben aus, diese Ausrede zog bei ihm langsam einfach nicht mehr.
„Michael hat mich auch nur geschlagen, wenn er betrunken war. Das macht doch nichts besser…..Ich dachte eigentlich, Charles wäre anders“, murmelte er, das Kinn auf die Arme legend, Benjamin durch die Lockenmähne hindurch anschauend. Bei den nächsten Wortend es Chauffeurs jedoch hob er hastig den Kopf, ihn schnell schüttelnd.
„Du musst nicht mit ihm reden. Sonst ist er auf dich nachher auch noch sauer“, seufzte er. Er wollte nicht, dass sein treuer Mitarbeiter auch noch bei ihm in Ungnade fiel, nur, weil er einen Stricher in Schutz nahm. Dass Charles zu stolz war, um eine Entschuldigung hören zu lassen, das glaubte er aufs Wort. Aber warum sollte er auch, er hatte alle Mittel und Beziehungen, um sich vermutlich vor jeder Entschuldigung drücken zu können, und einem mittellosen Lustsklaven wie ihm schuldete er schon dreimal keine Reue, egal, wie schlimm sein Vergehen auch gewesen sein mochte. Motivationslos griff Julian nach einem Brötchen, es in der Mitte durchschneidend. Noch immer war sein Appetit sehr gering, aber vermutlich würde es Benjamin etwas erleichtern, wenn er aß, und dann konnte er Charles wenigstens von einem kleinen Erfolg berichten und sein Besuch hier war nicht völlig umsonst. Der Norweger hielt in seinem Suchen nach einem geeigneten Aufstrich inne, den Kopf ebenfalls zum Kamin drehend, jedoch sofort wieder wegschauend.
„Die sind für immer verloren“, murmelte er, das Brötchen schließlich trocken mümmelnd, all der großen Auswahl zum Trotz.
„Es würde nichts bringen, sie zu kopieren, egal was ich tue, es wird nie so aussehen wie vorher.“
Er tickte sein Frühstücksei an, Benjamin fragend den Brotkorb hinhaltend. Vielleicht würde er ja wenigstens etwas mit ihm zusammen essen, er kam sich komisch dabei vor, wenn er hier saß und frühstückte und Benjamin ihm nur dabei zusah. Er hatte das Gefühl, dass die Medizin bereits wirkte, vielleicht war es auch einfach die regelmäßigere Ernährung, aber er fühlte sich schon nicht mehr so schlapp wie in den vergangenen Tagen. Immerhin ein gutes Zeichen.
„Ich muss wohl einfach neue Bilder zeichnen, nicht wahr?“, murmelte er mit einem traurigen Lächeln. Ereignisse wie das gestern Abend konnten seine Zeichenlaune natürlich fatal beeinflussen, wie seine kläglichen Versuche heute Morgen bewiesen hatten, aber Julian wäre nicht Julian, wenn er sich an solche Bedingungen nicht längst gewöhnt hätte. Sein Leben war bis zu diesem Zeitpunkt nie besonders rosig gewesen. Und dennoch hatte er immer irgendwie zeichnen können.
„Bleibst du den Tag über hier?“, fragte er hoffnungsvoll. Bis vor kurzem hatte er zwar noch vorgehabt, den Tag alleine vergraben in seinem Zimmer zu verbringen, aber wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann wollte er nicht, dass der Chauffeur wieder ging. Er bewahrte ihn davor, völlig den Verstand zu verlieren. Was er ihm über seine Familie erzählt hatte, war natürlich nicht ungehört an dem Kleineren vorbeigegangen, und er verzog mitfühlend das Gesicht. Benjamin hatte ein normales Leben mit Frau und Kindern und einem uten Job sicherlich mehr verdient als jeder andere, und doch musste er stattdessen dieses Leben führen und sich mit Korruption und entlaufenen Strichern abgeben. Es machte den Jüngeren irgendwie traurig, sicher lebte der Ältere nur für seine Arbeit, er sollte mehr im Leben haben als nur seine Bücher und den Job. Obwohl Benjamin das Thema schon für beendet erklärt hatte, nahm Julian es sich heraus, es erneut anzuschneiden. Er wollte mehr über den Chauffeur wissen, immerhin hatte er sich als einer der wenigsten auch für ihn interessiert.
„Aber es sind deine Kinder, hin und wieder musst du sie doch sie doch sehen, oder nicht? Du bist bestimmt ein guter Vater“, murmelte er mit leicht rotem Kopf, auf seinen Teller starrend. Für eine Weile blieb er still und schwieg, sich nur mit seinem Frühstück beschäftigend. Je mehr er aß, desto größer wurde sein Appetit, und so aß er schließlich doch noch etwas mehr als nur ein trockenes Brötchen. Erst nach einer ganzen Weile sah er wieder auf, wo Benjamin ihm nun so viel über sich erzählt hatte, war er ihm vielleicht auch ein wenig aus seinem Leben schuldig. Immerhin hatte er auch schon ein Leben vor dem Straßenstrich gehabt. Auch, wenn das ebenfalls nicht viel angenehmer gewesen war.
„Ich hab leider keine Familie, auch nicht drüben in Norwegen. Man hat mich schon als Baby vor dem Waisenhaus ausgesetzt. Ganz schön klischeehaft, nicht wahr?“, lachte er leise in sich hinein. Er war es nie anders gewohnt gewesen, er hatte nie eine Familie gehabt, vermutlich konnte er das Ganze deshalb ein klein wenig lockerer sehen, auch, wenn es dadurch nicht weniger trauriger wurde.
"Ich weiß nicht einmal, ob meine Eltern tot sind, oder ob es sie noch irgendwo gibt. Vielleicht hab ich ja sogar Geschwister", sinnierte er, sein Blick schweifte für einen Augenblick ab, bevor er Benjamin entschuldigend anblickte. Das Gespräch mit ihm tat ihm gut, er fühlte sich längst nicht mehr so elend wie noch einige Stunden zuvor.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Fr Okt 26, 2012 6:12 pm

Der Junge hatte recht, es war ganz gleich ob sein Chef nun alkoholisiert war oder nicht, es musste und durfte gar nicht erst so weit kommen. Seine Augen wanderten erneut zum Stricher, ihn ein wenig erschrocken anblickend.
„Hat er denn…?“, wenn er etwas gewusst hatte, dann, dass Charles niemals solche Gewalt an anderen Menschen anwenden würde, zumindest nicht in der Form und vor allem nicht bei denen, die ihm in irgendeiner Form nahe stehen, selbst wenn es sich vielleicht nur auf die körperliche Komponente bezog, doch wo Julian von seinem ehemaligen Zuhälter sprach, kamen ihm schlechte Gedanken auf, von einem gewalttätigen Geschäftsmann, doch so viel traute er ihm nicht zu, er kannte ihn lang genug..eigentlich. Beinahe erleichtert blickte er in das schmale Gesicht, als er ihm ein Zeichen gab, dass zumindest nichts derartiges gestern geschehen war- das wäre auch zu viel des Guten gewesen.
Benjamin war froh in diesem Moment, dass er nicht gegangen war und den Blondhaarigen allein gelassen hatte, denn so hätte er sich vielleicht den ganzen Tag überhaupt nicht mehr rausgetraut und somit all die wichtigen Dinge, wie essen und die Medizin zu sich nehmen, vernachlässigt und hätte vielleicht in seiner Einsamkeit und Trauer noch irgendeine Dummheit angerichtet. Vielleicht mochte es für einen Moment wehtun darüber zu reden, was ihm Charles angetan hatte, aber danach ging es dem Jüngeren sicherlich besser, er brauchte nicht die Zähne zusammenzubeißen und so zu tun als ob nichts gewesen wäre, vor allem vor ihm brauchte er sich nicht zu verstellen, schließlich war der Chauffeur schon Einiges im Leben gewohnt und würde wohl auch nicht vorschnell über einen weinenden Jungen urteilen, der vor einigen Stunden wichtige Dinge aus seinem Leben verloren hatte, er hörte lieber zu, lauschte seinen Worten, dabei hin und wieder eine entschuldigende Miene aufsetzend. Selbst wenn er vielleicht nicht sehr viel bewirken hätte können, er bereute es dennoch sehr, dass er gestern einfach so gegangen war.
„Julian, ich habe schon viel Schlimmeres in meinem Leben erlebt, als dass mich eine Standpauke vom Boss einschüchtern könnte…“, erwiderte er nach einer Weile, leise lachend. Oh ja, so betrachtet war dieser Job in einigen Hinsichten wirklich sehr entspannend und vielleicht ein klein weniger gefährlich als man ahnte, aber man konnte es nicht leugnen- Benjamin war auf Vollzeit eingestellt worden, er musste selbst um drei Uhr morgens stets bereit sein wenn der Unternehmer es wirklich wollte. Ja, er musste sogar mit zu zahlreichen Auslandsflügen, auch wenn Charles ihn hin und wieder gerne in San Francisco behielt, damit jemand wenigstens einen Überblick über alle anderen Dinge hatte in seiner Abwesenheit. Der Dunkelhaarige hätte sich nie träumen lassen, dass er so für einen Beruf leben könnte, doch wenn man nichts anderes im Leben mehr hatte, suchte man sich gerne neue Dinge, die wieder einen Sinn ergaben und mittlerweile mochte er es sogar für den Mann zu arbeiten, es war angenehm und sie verstanden sich und die Bezahlung war sicherlich auch angemessener; auch wenn er irgendwie der Ungewissheit vor der plötzlichen Ermordung durch irgendwelche feindlichen Gruppierungen wohl immer noch nicht ganz fliehen konnte- der Tod begleitete ihn wohl wirklich besonders gerne.
Ein aufmunterndes Lächeln huschte über die Züge des Älteren, er mochte es, wenn der Stricher seinen Optimismus äußerte und es war ein gutes Zeichen, wenn er an den Neuanfang dachte, denn so schade es auch um die Arbeit war, er durfte wegen des Rückschlags nicht aufgeben, sein Talent in irgendeiner Form auf den Nagel hängen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du bald wieder sehr gute Bilder hervorbringen wirst.“, murmelte er, den Kleineren sanft anlächelnd. Und wieso eigentlich auch nicht? Die Zeit, die Charles ihm zur Verfügung stellte, war optimal um ihm wenigstens zu zeigen, dass er seinen Willen nicht so schnell brechen konnte, wenn er dies überhaupt damit erzeugen wollte, und selbst wenn nicht, er wäre sichtlich überrascht darüber gewesen, da war der Größere sich ziemlich sicher. „Wie, du willst deine Zeit wirklich mit einem alten Mann verschwenden?“, ein leises, tiefes Lachen entwich seiner Kehle, sich kurz über die kurzen Haare fahrend. Sein Blick wanderte kurz zur Tür, dann wieder zum Lockenkopf, ehe er ihm zunickte. „Wenn du das möchtest, kann ich natürlich den ganzen Tag hier verbringen, so sind wir wenigstens beide nicht allein, was?“, Benjamin legte seinen Kopf leicht schief, beobachtete den Jungen hin und wieder dabei, wie er das Frühstück zu sich nahm. Er selbst hatte keinen Hunger mehr, die ersten zwei Kaffeetassen und einige Toasts hatte er schon hinter sich gehabt, denn im Gegensatz zu dem Unternehmer kochte er in der Küche für sich selbst und bekam nicht das ganze Frühstücksarsenal an sein Küchentisch und das war auch gut so, denn ein bisschen der Selbstständigkeit wollte er gerne noch bewahren, er wollte noch etwas aus seinem stinknormalen Leben in einem kleinen Haus mit vielen, netten, vielleicht auch sehr spießigen Nachbarn, behalten und auch in dieser Großstadt gebrauchen, selbst wenn er allein war und die einzige Person, auf die er aufzupassen hatte, ein Vierundreißig jähriger Mann mit vielen Problemen war. Aber diesmal kam noch Julian hinzu.
Benjamin genoss für einen Moment die Ruhe, wusste auch nicht genau, was er den Jungen noch erzählen sollte, als dieser plötzlich ein Thema ansetzte, was er bereits aus seinem Kopf gestrichen hatte, bzw. es in den hintersten Teil seiner Erinnerungen schob, für besprochen erklärt aber dabei hatte er dem Norweger nicht einmal die Möglichkeit gegeben in irgendeiner Form zu antworten.
Der Braunhaarige stieß ein leises Seufzen aus, sich die Augen reibend. „Natürlich sind es meine Kinder und es gibt wohl nichts auf der Welt, was ich lieber täte, als sie zu sehen und bei mir zu haben. Aber ihre Mutter sieht das leider alles ganz anders..“, ein trauriges Lächeln bildete sich auf den schmalen Lippen. „Und mein Ältester möchte ohnehin nichts mehr von seinem Alten wissen. Vielleicht stimmt es ja nicht so ganz…dass ich ein guter Vater bin, sonst wäre ich sicherlich noch bei ihnen.“, fügte er mit leiser Stimme hinzu, seine Schultern hoben sich ein wenig, in die blauen Augen des Jüngeren blickend. Das Leben hatte oft einen bitteren Nachtgeschmack, das war dem Chauffeur mittlerweile bewusst aber er wollte sich nicht beschweren, denn er hatte auch genügend tolle Momente gehabt, Momente, die wichtiger waren als all die schlechten Dinge, die er gesehen oder erlebt hatte, all die Entscheidungen, die er in seinen jungen Jahren fällen musste. Er hatte sicherlich keinen ruhigen Schlaf mehr, seit er wieder in die Staaten zurückgekehrt hatte, doch er hatte die Versicherung, dass es ihm gut ging und dass er etwas Gutes geschaffen hatte, allein seine Kinder waren Beweis genug für ihn gewesen.
Benjamin wurde aus den Gedanken gerissen, als Julian erneut zu sprechen begann, sein Gesicht ein wenig verziehend. Er hatte nicht gewusst, dass er Waise war, lediglich geahnt, denn kein Elternteil würde sein Kind einfach so auswandern lassen, vor allem nicht in so jungen Jahren.
„Es ist nicht klischeehaft, es ist unverantwortlich..von deinen Eltern.“, sein Blick ruhte ernst auf dem androgynen Gesicht. „Du verdienst etwas Besseres als sie, jemanden, der dich zu schätzen weiß.“, Benjamin meinte jedes gesagte Wort ernst, denn Julian hatte wirklich mehr vom Leben verdient, eine Familie, ein Zuhause und die gegebene Sicherheit, dass ihm nichts passieren würde. Benjamin konnte nicht verstehen wie man so verantwortungslos sein konnte und sein Kind am Fuße eines Waisenhauses ablegen konnte. Das war nicht fair und es war herzlos.
„Deine Eltern haben wirklich das Beste in ihrem Leben verpasst- jemanden großzuziehen und stolz auf das eigene Kind zu sein. Es gibt nichts Besseres.“, fügte er nach einer Weile hinzu, aufmunternd lächelnd.
Die Stunden vergingen schnell und ehe sich Benjamin versah war bereits früher Abend. Er wusste, dass Charles gleich zurückkehren würde und dass er sicherlich alleine mit dem Jungen reden wollen würde, vorausgesetzt er wollte es auch, doch er konnte es dem Kleinen nicht verübeln, wenn er dem Unternehmer kein Gehör schenkte und er wollte ihn auch nicht dazu auffordern, dies zu tun. Es war seine eigene Entscheidung, er sollte mit ihm reden, wenn er sich danach fühlte.
Schwer seufzend ließ er die dunklen Augen zu dem Blondhaarigen schweifen. „Ich muss jetzt gehen, tut mir Leid, Julian, aber du hast zu tun.“, er nickte zu dem kleinen Stapeln an Büchern zu, ihn freundlich anlächelnd. „Wenn du morgen schon fertig sein solltest, bin ich wirklich überrascht!“, mit diesen Worten verabschiedete der Ältere sich, aus der Wohnung hinauswandernd, anschließend den Aufzug nach unten nehmend. Wie erwartet kam in diesem Moment der Unternehmer durch die Drehtür hinein, vollbepackt mit großen Tüten. „Waren Sie shoppen, Sir?“, die rechte Augenbraue wanderte nach oben, dem Mann einen sarkastischen Blick schenkend.
Charles schnaubte lediglich, den Kopf schüttelnd. Dass seine eigenen Angestellten nun Witze auf seine Kosten machten…wenn es nicht gerade Benjamin gewesen wäre, hätte er ihn wahrscheinlich mit den Tüten verprügelt, denn es war wohl alles andere als sein Tag gewesen.
Geplagt von Gewissensbissen, die ihn noch wütender machte, weil es sinnlose Gewissensbisse waren, die er gegenüber einem Stricher hatte, einem Stricher, fiel die Arbeit ihm sichtlich schwerer als gedacht und er konnte sich nicht auf alles konzentrieren. Und daran war nur dieser Junge schuld. Langsam bereute er es, dass er ihn aufgenommen hatte, doch ihn sich ganz wegzudenken…das ging auch nicht mehr. Er steckte wirklich fest und das war mehr als nur nervenraubend.
„Nein, die Sachen sind nicht für mich. Ich habe noch etwas..Großes, es sollte bereits hierher geliefert worden sein, wenn du also so freundlich wärst und es in einer halben Stunde hochbringen könntest.“
„Natürlich, Sir.“, Charles konnte sehen, wie er einen Moment innehielt, er wusste, dass er heute bei Julian gewesen war, er wollte sich auch am liebsten jede Stunde darüber informieren, wie es ihm ging und ob er aus seinem Loch gekrochen kann, doch wahrscheinlich hatte der Chauffeur es irgendwie geschafft, wie wusste er selbst nicht genau, aber es war nicht wegzudenken. Und er wusste sicherlich mittlerweile auch, was letzte Nacht geschehen war. „Benjamin, was auch immer du mir sagen willst, ich weiß.“, seine grauen Augen fixierten die dunklen des Angestellten, ehe er in den Aufzug kletterte, den vorletzte Knopf betätigend, anschließend nach oben fahrend. Als er sein Appartement betrat kam ihm gleich ein lautes Knallen der Türe entgegen. Natürlich, bei seiner Ankunft meinte der Stricher sich in seinem Zimmer einschließen zu müssen. Aber irgendwann musste er wieder da raus und der Dunkelhaarige war sich mehr als nur sicher, dass er ihm nicht allzu viel Zeit geben würde, er war zwar ein geduldiger Mann, doch selbst sein Geduldsfaden konnte irgendwann reißen und genau dies wollte niemand gerne mitbekommen.
Genervt seufzte der Geschäftsmann auf. „Julian?“, rief seine dunkle Stimme in die Wohnung hinein, wie nicht anders zu erwarten keine Antwort bekommend. Die langen Beine trugen den Körper mit langsamen Schritten weiter in den Wohnbereich hinein, prüfend blickte er zu dem Küchentisch, sah wenige Überreste vom Abendessen. Hoffentlich haben sie ihm wenigstens auch das zubereitet, was er mochte, schließlich hatte Charles extra deswegen angerufen und wie es aussah achtete der Junge wenigstens darauf, sich regelmäßig zu ernähren.
Erleichtert wanderte er weiter zum Flur, blieb vor der Zimmertür des Gelockten stehen, die Tüten abstellend, ehe er seine Hand zu einer Faust ballte, gegen die Tür klopfend. „Willst du mich jetzt etwa nicht mehr reinlassen?“, seine Finger huschten zu der Türklinke, versuchten die Tür zu öffnen, doch auch er durfte sich mit einem verriegelten Schloss herumschlagen. Diesen Raum würde er heute wohl nicht mehr betreten können, das war dem Älteren nun mehr als nur bewusst. „Julian, ich bitte dich, du kannst dich doch nicht ewig vor mir verstecken, rede wenigstens mit mir.“, Charles stieß einen lauten Seufzer aus, die Stirn gegen das helle Holz anlehnend, für einen Moment den Geräuschen im Zimmer des Strichers lauschend. Wenn er eine Entschuldigung erwartete, durfte er ein ganzes Leben und mehrere Leben danach darauf warten.
„Gut, ich habe dir Sachen gekauft, ich lass sie hier stehen…mach mit ihnen, was du willst.“, murmelte er anschließend mit tonloser Stimme der Tür entgegen, sie eine Weile lang stumm anstarrend, ehe seine Schritte davonzogen, sich in sein Zimmer zurückziehend. Er brauchte dringend eine Dusche und etwas gegen den pochenden Kopf, der ihn seit heute Morgen nicht in Ruhe zu lassen schien. Charles wollte nicht mehr wie ein ausgesperrter Hund vor Julians Tür stehen und warten, dass man ihm Einlass gebot, dafür war er zu stolz und viel zu müde. Wenn der Junge nicht wollte, dann wollte er nicht, aber er hoffte sehr, dass er trotzdem bald wieder zur Besinnung kam.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Fr Okt 26, 2012 10:53 pm

Julian war Benjamin wirklich dankbar, dass er doch den ganzen Tag über bei ihm geblieben war. Wenn er nicht gerade Charles durch die Gegend kutschierte, dann hatte er wohl wirklich nicht so viel zu tun, sonst könnte er wohl kaum den ganzen Tag mit ihm in der Wohnung hocken und sogesehen faulenzen. Aber vermutlich hatte der Geschäftsmann ihm auch aufgetragen nach ihm zu sehen und er machte nur seinen Job. Aber sollte dem so sein, dann ließ der Chauffeur das zu mindestens nicht raushängen. Der Norweger fühlte sich den Tag über eigentlich ganz wohl, er konnte Benjamin viel erzählen, was er bis jetzt niemandem anvertraut hatte. Eigentlich war er der erste wirkliche Freund, den er in all den Jahren hier gehabt hatte. Sonst hatte er noch niemandem so viel aus seinem Leben anvertraut, und es rührte ihn auch irgendwie, dass Benjamin doch noch so große Stücke von ihm zu halten schien, leicht um die Nase errötend. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, warum seine eigene Familie den Dunkelhaarigen nicht mehr wollen könnte, warum seine Kinder sich nicht mehr für ihn interessierten. Sicher war es tausendmal grausamer, wenn man das alles verlor, als wenn man es wie Julian nie besessen hatte. Der Norweger konnte sich einfach nicht vorstellen, warum sein eigener Sohn kein Interesse mehr an ihm haben sollte. Er war selbst zu ihm unglaublich nett und zuvorkommend gewesen, dabei war er nur ein dahergelaufener Stricher, den er erst seit einem Tag kannte. Warum also sollte er seine eigenen Kinder mies behandeln? Sicherlich wussten sie nur nicht, was sie an dem Großen hatten, und seine Frau war eine alte Hexe, wenn sie einfach so weit wegzog und ihn die Kinder nicht sehen ließ, und Julian hatte ihm das im Laufe des Nachmittags auch mehrmals zu verstehen gegeben. Der Chauffeur hatte etwas Aufmunterung sicherlich genauso verdient wie er selbst. Er hätte nie gedacht, dass er sich mit einem noch recht Fremden so lange unterhalten könnte, doch mit dem Dunkelhaarigen schien die Zeit wie im Flug zu vergehen , auch, wenn sie sich zwischenzeitlich einfach nur zusammen auf das Sofa setzten und Charles´ riesigen Fernseher bewunderten. Julian war sich sicher, dass Benjamin, auch, wenn er ebenfalls hier in diesem noblen Hochhaus wohnte und seine Wohnung bestimmt nicht so abgewrackt war wie seine eigenen alte, er sicherlich nicht in so einem Luxus lebte wie der Geschäftsmann. Wenn man ganz ehrlich war, dann brauchte man so viel Kram auch eigentlich gar nicht, vor allem Charles nicht, der hier ja die meiste Zeit alleine wohnte, wenn er sich nicht gerade einen Stricher anlachte, aber so konnten sie wenigstens davon profitieren. Julian wollte sich über seinen neu gewonnenen Lebensstandard wirklich nicht beschweren. Die Aussicht über San Francisco war sogar noch ein klein wenig toller als der Blick auf den großen Fernseher.
Bis zum späten Nachmittag war Julian eigentlich bester Laune gewesen, aber dann stieg langsam das Unwohlsein, er wusste, dass Charles sicher bald wiederkommen würde, wie er ihm jedoch gegenübertreten sollte, das wusste er nicht. Benjamin hatte ihm ja schon gesagt, dass er sich nicht entschuldigen würde, und der Norweger wusste irgendwie auch nicht so ganz, ob ihm eine Entschuldigung so wirklich etwas gebracht hätte. Er wusste überhaupt nicht, wie er damit umgehen sollte. Nur eines wusste er, dass er den Geschäftsmann eigentlich gar nicht sehen wollte. Und das würde er sicherlich nicht lange mit sich machen lassen, man musste Charles nicht lange kennen, um das mit Bestimmtheit sagen zu können. Aber vielleicht reichten ihm ja ein paar Tage Auszeit, vielleicht konnte er dem Geschäftsmann dann auch nur ansatzweise vergeben. Auch, wenn der Stricher sich dessen nicht besonders sicher war. Er blickte Benjamin nur einmal flehend an, es hätte sicherlich nicht geschadet, wenn er hiergeblieben wäre, als eine Art Vermittler, aber wohlmöglich wollte der Unternehmer das gar nicht. Und nach wie vor galt in diesen vier Wänden seine Meinung und nicht die seiner Angestellten. Vermutlich nahm Julian sich so oder so viel zu viel heraus, aber musste er es denn akzeptieren, dass Charles einfach zerstörte, was ihm am wichtigsten war? Er war doch kein Sklave, der kein eigenes Recht hatte. Seine Mundwinkel wanderten ein ganzes Stück nach unten, als sich der Chauffeur schließlich verabschiedete. Er hatte ganz bestimmt das Recht, nun endlich zu gehen, wo er doch den ganzen Tag mit dem Stricher in der Wohnung herumgesessen hatte, aber dennoch, wenn es nach dem Norweger gegangen wäre, hätte er auch noch länger bleiben können. Sie hatten noch zusammen Abend gegessen. Nudeln zwar, die Julian zur Genüge kannte, aber nicht mit so einer Sauce und bei ihm hatte das auch nie so gut geschmeckt, weshalb er ordentlich zugelangt hatte. Er musste sich wohl keine Sorgen machen, dass er so schnell zu dick werden könnte, und der Arzt hatte ihm reichliches Essen ja quasi verordnet. Hoffentlich würde es den Geschäftsmann wenigstens ein bisschen zufriedenstellen, wenn er sah, dass sich sein Spielzeug nicht allein Anweisungen widersetzt hatte.
„Ich werd sie so schnell wie möglich durchlesen, versprochen“, murmelte er ihm noch mit einem leichten Lächeln entgegen. Er bedankte sich noch für den Tag, er war wirklich schön gewesen, auch, wenn er nicht besonders aktionsreich gewesen war, aber es war besser gewesen als den ganzen Tag traurig eingesperrt in seinem Zimmer zu verbringen. Aber so schnell wie er aufgetaucht war, war Benjamin jetzt auch wieder verschwunden, und es dauerte nur einige kurze Minuten, bis erneut das Geräusch des Aufzugs ertönte. Der blonde Lockenkopf ruckte beinahe panisch nach oben, und bevor Charles auch nur ganz in die Wohnung hatte treten können, war die Tür zu seinem Zimmer schon mit einem lauten Knall zugezogen und hastig abgeschlossen. Mit klopfendem Herzen lehnte sich Julian an die Tür, ein Stück an ihr herabrutschend. Er wusste nicht, was er tun sollte, wenn Charles darauf bestand ihn zu sehen, und umso nervöser wurde er, als sich seine Schritte näherten. Bestimmt hatte er nach so einem langen Arbeitstag keine große Lust mehr auf Julians Probleme und wollte stattdessen vielleicht lieber eine Runde Sex, um Stress abzubauen, aber der Norweger wusste nicht, ob er so schnell aufgeben wollte. An Charles´ Tonfall konnte er bereits merken, dass sich seine Laune nicht gerade gebessert hatte, und er schluckte leicht. Er stand genau vor der Tür, nur dieses dünne Stück Holz trennte sie voneinander, es war ein merkwürdiges Gefühl. Dennoch, auch, wenn der Ältere genervt klang, brachte Julian kein Wort über sich. Er konnte einfach nicht, seine Seele war wie zugeschnürt. Er erwartete eigentlich, dass der Ältere die Tür einfach mit einem Zweitschlüssel oder so öffnen würde, dass er keine Rücksicht darauf nehmen würde, aber stattdessen hörte er nur, wie er irgendetwas vor der Tür abstellte und nach einer Weile erwartungsvollem Schweigen resignierend von dannen zog. Der Stricher biss sich auf die Unterlippe, wartete darauf, bis seine Schritte verklungen waren, dann vorsichtig die Tür öffnend, so leise, dass Charles es hoffentlich nicht gehört hatte. Verdutzt starrte er auf die beiden schlichten Tüten, die vor seinem Zimmer standen. Er war davon ausgegangen, dass der Ältere ihm wie angekündigt ein paar neue Anziehsachen gekauft hatte, aber was dort in den Tüten steckte waren Farben und Pinsel, so viele und so teure, dass Julian völlig verblüfft die Augen aufriss, sofort alles an Ort und Stelle aus den Tüten packend. Bei jedem Gegenstand wurden seine Augen ein wenig größer, all diese Utensilien hatten sicher eine ganze Stange Geld gekostet. Vielleicht war es in der Tat einfacher für jemanden wie Charles eine Stange Geld auszugeben, anstatt sich einfach zu entschuldigen, aber Julian hatte noch gut in Erinnerung, was Benjamin ihm erzählt hatte, und vermutlich war das alles an Entschuldigung, was er bekommen würde. Nicht, dass er sich nicht freuen würde über als die Malsachen, aber war es wirklich genug? Sicher, er konnte nun etliche neue Bilder malen, aber die verbrannten Werke würde es nicht zurückbringen. Aber naja……Nichts konnte das, also war es wohl auch dumm von ihm, diesen Anspruch zu stellen. Aber dass Charles ihn nun mit Geschenken überhäufte, das fühlte sich auch nicht richtig an, so gerne er all die Farben sofort aufgerissen und ausprobiert hätte. Schweren Herzen packte er alles wieder sorgsam in die Tüten, sie vorsichtig anhebend, als wären es rohe Eier, und für den jungen Künstler waren all diese Sachen auch genauso zerbrechlich und wertvoll. Mit rasendem Herzen schlich er langsam auf das Zimmer des Geschäftsmannes zu, er konnte ihn drinnen auf und ab laufen hören, verzog leicht das Gesicht. Es würde alles nur noch schwieriger machen, so lange er ihn anschwieg. Er klopfte zaghaft, die Tür jedoch bereits öffnend, bevor Charles überhaupt etwas sagen, ihm den Eintritt wohlmöglich sogar verweigern konnte. Julian hätte es ihm nicht verübeln können. Der Unternehmer schien gerade eh im Bad zu sein, und der Norweger witterte die Chance, die Sachen schnell hierzulassen und dann doch wieder in sein Zimmer zu verschwinden, aber er hatte die Tüten gerade auf dem geräumigen Bett abgestellt, als sich die Badezimmertür öffnete und ihm Charles entgegenkam, die Krawatte locker um den Hals gelegt und das Hemd bereits geöffnet. Julian verharrte wie ein aufgeschrecktes Reh, den Blick allerdings sofort von ihm abwendend.
„I-Ich kann das nicht annehmen, Charles, wirklich nicht…..“
Er warf einen kurzen wehleidigen Blick zu den vollbepackten Tüten, noch einmal wie bestätigend den Kopf schüttelnd.
„Du meinst es sicher gut, aber mich mit Geschenken zu beschwichtigen….Das funktioniert einfach nicht“, murmelte er, den Kopf senkend. Bevor ihm der Ältere jedoch ins Wort fallen konnte, ho er abwehrend die Hände.
„Ich weiß, dass Entschuldigungen nicht dein Ding sind, und vermutlich schuldest du jemandem wie mir auch keine Entschuldigung, aber…..“
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, den Mann aus seinen blauen Augen heraus so fest anblickend, wie er nur konnte.
„Vermutlich kannst du das alles nicht nachvollziehen, du bist selbst kein Künstler, aber meine Sachen zu verbrennen….und mich festzuhalten und mich zum Zuschauen zu zwingen, das-„
Er musste innehalten, nun waren ihm doch die Tränen gekommen, und er hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, stattdessen wischte er die verräterischen Spuren schnell mit dem Ärmel von seinen Wangen.
„….Das war das Schlimmste, was du hättest tun können“, fuhr er heiser fort, sich ruckartig umdrehend, er wollte nicht wieder weinend hier vor Charles stehen, jedoch rannte er nicht in sein Zimmer zurück, irgendetwas trieb ihn dazu, sich nur im Wohnzimmer auf die Couch zu verkriechen. Vielleicht wollte er dem Unternehmer doch irgendwie die Möglichkeit geben, noch mit ihm zu reden, denn sich jetzt wieder einzsuschließen, das hätte wohl nur neuen Zorn produziert. Aber er konnte nicht so schwach vor dem Geschäftsmann stehen, ihm erklären, was er vermutlich längst wusste und ihn nach so einem langen Arbeitstag noch zusätzlich stressend. Wohlmöglich war es unhöflich, sein Geschenk nicht anzunehmen, und Julian glaubte ihm, dass er es gut gemeint hatte und nicht als halbherzigen Versuch, um ihn abzuspeisen, doch der Unternehmer hatte bis jetzt viel Geld für ihn ausgegeben und viel zu wenig dafür bekommen, da sollte seine Ausgaben für ihn nicht noch mehr steigern. Der Norweger zog die Beine eng an seinen Körper, schniefend aus dem Panoramafenster blickend. Selbst der Anblick der abendlichen Stadt wollte ihn heute nicht so wirklich aufmuntern.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Sa Okt 27, 2012 1:18 am

Charles hatte sich damit abgefunden, dass er den Jungen für heute zumindest nicht mehr sehen würde, es lang ganz klar auf der Hand, dass er zornig ihm gegenüber nicht war, doch die Zeit war abgelaufen und auch wenn er vieles mit einem Fingerschnipsen ändern oder gar in Ordnung bringen konnte- die Zeit zurückzudrehen war ihm nicht möglich gewesen, Julian war also nichts anderes übrig gewesen als sich damit abzufinden und weiterzuleben, denn was brachte es ihm auch schon die ganze Zeit über nachtragend zu sein. Allerdings war es erst einen Tag her und dass der Junge seine Zeit brauchte, konnte der Unternehmer hinnehmen, er hatte schon längere Nächte ohne körperlichen Kontakt zu anderen gehabt, das war also nicht sein größtes Problem. Gedankenverloren zog er sich die Schuhe aus, sie achtlos in die Ecke schmeißend, ehe sich der Körper in einer schwungvollen Bewegung ins Badezimmer bewegte. Schnell wanderte sein Blick zum eigenen Spiegelbild, das ihn aus müden Augen heraus anblickte. Gott, und so lief er heute im Büro herum? Plötzlich kam er sich so viel älter und müder vor als er eigentlich war, er hasste solche Tage, wo schlichtweg alles so verlief, wie es nicht verlaufen sollte, wo man das Gefühl hatte, die Stunden wollten einfach nicht enden und tatsächlich war immer noch kein Ende in Sicht, er hatte noch den halben Abend vor sich, den er höchstwahrscheinlich mit Arbeit verbringen würde. Natürlich standen noch andere Beschäftigungen zur Auswahl, doch den Dunkelhaarigen war schlichtweg nicht danach, es war kein guter Tag für irgendwelche Hobbies.
Leise seufzend fuhr der Ältere sich durch das kurze Haar, streckte seinen Arm anschließend aus, um aus dem Medizinschränkchen das gute, alte Röhrchen mit den Schmerztabletten rauszufischen, von denen er sich gleich einige genehmigte, sie einfach hinunterschluckend. Wenn das so weiterging, stürzte er sich noch die Tablettenabhängigkeit…dabei dachte er, dass nach den Zigaretten endlich Schluss mit irgendwelchen Suchtmittel war, auch wenn Nikotin jetzt sicherlich auch eine gute Variante zu Stressabbau war..
Mit einigen Handgriffen löste der Geschäftsmann seine Krawatte, knöpfte sich die ersten Knöpfe des schneeweißen Hemds auf, langsam zur Dusche tapsend, als seine Ohren plötzlich leise Schritten und ein fremdes Rascheln aus dem Schlafzimmer vernahmen. Konnte es wirklich sein? Mit hochgezogenen Augenbrauen eilte der Größere schnell zur Badezimmertür, umfasste die Türklinke, anschließend das Schlafzimmer betretend. Er hielt einen Moment inne, als die grauen Augen überrascht in das Gesicht des Strichers blickten, anschließend zu den Tüten auf seinem Bett schielend. Sein Mund öffnete sich einen Spalt, verzog jedoch das Gesicht, als der Blondhaarige zu sprechen begann. Irgendwo hatte er schon auf solche Worte gewartet, dass er die Sachen nicht annehmen wollte, aus welchen Gründen auch immer. Es war lächerlich sie ihm wieder zurückzubringen, zumal Charles wirklich nichts mit Pinseln, Farben und was auch immer er da noch alles gekauft hatte, anfangen konnte. Er war kein Künstler und kannte sich, wenn überhaupt, nur mit der Kunstgeschichte aus. Erneut zogen sich die Augenbrauen in die Höhe- woher wusste Julian, dass er es nicht mit Entschuldigungen hatte? Hatte Benjamin ihm etwa heute ein wenig zu viel über den Charakter seines Chefs erzählt?! Doch selbst wenn, so war dem Jungen wenigstens klar, dass er keine Worte der Reue aus seinem Munde hören würde und sich lieber daran gewöhnte die kleinen Anzeichen zu deuten und auch anzunehmen, denn so oft geschah es wirklich nicht, dass der Grauäugige sich seiner Schuld bewusst war und es auch noch, wenn auch verschachtelt, zur Schau stellte. Er war kein Mann vieler, beschwichtigender Worte, es sei denn es ging um das Geschäft, doch ganz privat war er sicherlich ein gewöhnungsbedürftiger, anstrengender Mann, mit dem sehr wenige nur klarzukommen schienen und irgendwo war ihm bewusst, dass der Norweger wahrscheinlich niemals mit seinem Gemüt klarkommen könnte, dafür war er viel zu weich, viel zu zerbrechlich und vielleicht auch viel zu jung für sein Alter. Immer noch konnte Charles nicht glauben, in was für eine Sache er sich da reingeritten hatte, denn irgendwo hatte er sich schon damit abgefunden, dass sie wahrscheinlich nie zu einer Einigung kommen könnten und dass er niemals über das Verbrennen seiner Bilder hinwegkommen würde. Selbst jetzt hatte er bereits all dies ausgesprochen, worüber der Unternehmer sich seit heute Morgen Gedanken gemacht hatte, was er bereits beim Aufschlagen seiner Augen wusste und es gab keine Worte, die etwas widerlegen konnten oder die Nerven des Lockenkopfs beruhigen konnten, da war einfach nichts und wenn diese Geste nicht ausreichend genug war für den Jungen und es seiner Meinung nach nicht so funktionierte, dann würde es wahrscheinlich auch nie funktionieren, denn andere Wege waren dem Älteren nicht bekannt oder er konnte sie einfach nicht gehen, weil sein Innerstes diesen Weg blockierte und sich vehement dagegen wehrte.
Charles stieß ein leises Seufzen aus, als er die Tränen über das schmale Gesicht kullern sah, er hatte auf all seine Worte noch keine Antwort gegeben, starrte ihn lediglich stumm mit halbgeöffnetem Mund an.
„Ich weiß.“, murmelte der Dunkelhaarige anschließend, meine Mundwinkel wanderten leicht nach unten, er wollte gerne noch etwas hinzufügen, doch es gab nichts, was er dem noch hinzuzufügen hatte. Er wusste das alles, er wusste, dass er den Kleineren gedemütigt und verletzt hatte und dass er vielleicht eine persönliche Grenze überschritten hatte, selbst wenn es seinen Zweck erfüllt hatte und er immer noch hier war, stellte sich allerdings die Frage, ob es überhaupt noch gut war, dass er hier bei ihm lebte. Vielleicht war es ein großer Fehler, vielleicht musste Charles eines seiner Grundprinzipien brechen und ihn einfach gehen lassen, jetzt, wo es noch nicht zu spät war und er nicht allzu viel über das Leben des Kriminellen wusste. Mit den neuen Malsachen und der Bezahlung für den gestrigen und heutigen Tag würde er sicherlich gut über die Runden kommen, am besten die Stadt verlassen und neu beginnen. Denn Charles wusste nicht mehr so genau, ob er einen unzufriedenen, verletzten Jungen länger bei sich haben wollte, wo er sich so sehr vor seiner Anwesenheit sträubte.
„Julian, ich möchte, dass du..wo läufst du denn jetzt hin?“, Charles stöhnte laut auf, als die dürre Gestalt des Blondhaarigen plötzlich davonhuschte und weinend vor ihm weglief. Wollte er sich etwa wieder in seinem Loch verkriechen? Er war beinahe davon ausgegangen, dass im nächsten Moment die Zimmertür ein weiteres Mal laut zuknallen würde und der Stricher erneut in seinem Zimmer eingesperrt blieb für den Rest des Abends, doch keines solcher Laute ertönte in dem großen Penthouse und der Unternehmer war erstaunt darüber, dass er anscheinend einen anderen Ort gefunden hatte um sich zurückzuziehen. Abermals wanderte sein Blick zu den Einkaufstüten, die Augen verdrehend, ehe er das Zimmer verließ, mit langen Schritten zum Wohnbereich eilte, wo er Julian auf der Couch kauern sah. Einen Moment lang hielt der Schwarzhaarige inne, musterte den jungen Mann ausgiebig, ehe ein weiteres Seufzen seiner Kehle entwich. Manche Dinge waren wirklich komplizierter als sie sein sollten. „Julian, du sollst doch nicht die ganze Zeit vor mir weglaufen…“, säuselte der Ältere leise, langsam einen Schritt vor den anderen setzend, sich zur Couch bewegend, sich anschließend neben das weinende Häufchen Elend setzend.
„Alles, was du gesagt hast, ist mir bewusst. Aber ich kann nichts rückgängig machen, so viel Einfluss besitze ich dann doch nicht.“, ein leichtes Lächeln huschte über die markanten Züge des Älteren, schwand jedoch ebenso schnell wie es aufgetaucht war. Jemanden aufzumuntern war wirklich nicht seine Stärke und es war regelrecht eine Qual auch nur daran zu denken, was er sagen sollte, damit der Junge sich nicht schlecht fühlte und es sich gleichzeitig irgendwie ehrlich und gut anhörte. Er konnte so etwas einfach nicht und jedes Mal trieb Julian ihn auch noch zu dieser kleinen Verzweiflung und stürzte ihn in das emotionale Chaos, mit dem er noch nie umgehen konnte. „Aber-“, sein Blick wanderte zur Seite, sich unwissend am Hinterkopf kratzend, mit der anderen Hand die störende Krawatte ganz entfernend, Charles hatte das Gefühl, sie würde ihn zusätzlich einengen.
„Es wäre schön, wenn du die Sachen behalten könntest. Sie sind dein und wenn du sie nicht möchtest, kannst du sie gerne wegschmeißen oder jemand anderem geben, du kannst mit ihnen tun, was du willst…auch wenn es mir eine Freude bereiten würde, wenn du sie benutzt.“, erneut lächelte er den Stricher sanft an, seine Hand wanderte zögerlich zu seiner Schulter, sie behutsam streichend, ehe er den Körper mit beiden Händen leicht zu sich heranzog, die Finger zum schmalen Kinn wandern lassend, es leicht umfassend und ihn zu sich drehend, sodass Julian ihn anschauen musste. „Ich weiß, dass ich dir das Alte nicht wiedergeben kann, aber ich kann die Arbeit von etwas Neuem unterstützen, das ist das Einzige, was in meiner Macht steht.“, seine Stimme war leise, beinahe schon flüsternd als er zu dem Norweger sprach, ihn dabei mit seinen Augen fixierend, mit dem Daumen einige Tränen vom Gesicht wischend. Es war zum verrückt werden wie widerlich weich der Junge ihn machte, er erkannte sich regelrecht selbst nicht mehr in der Spiegelung der strahlend blauen Augen, die ihn anblickten und irgendwo war es auch nicht mehr der Charles, der er immer gewesen war, denn der eigentliche Charles hätte sich kein Stück für das Leid dieser Person interessiert, er war ihm schließlich nichts schuldig und es war nicht seine Angelegenheit, so betrachtet war es doch des Strichers eigene Verschuldung gewesen, aber nein, der momentane Charles war furchtbarer. Aber irgendwo konnte er nichts dagegen tun, selbst wenn er es wollte.
Der Unternehmer beugte sich leicht herüber, drückte seine Lippen sanft auf die des Kleineren, den Moment einen Augenblick lang genießend, das Salz auf der Unterlippe schmeckend, ehe er langsam von ihm abließ, ihn anlächelnd. „Du möchtest jetzt sicherlich allein sein und meine Nähe meiden, das kannst du tun aber vergiss deine Sachen in meinem Zimmer nicht.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Sa Okt 27, 2012 2:53 pm

Julian hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass Charles ihm folgen würde, was sollte er auch in seinem Zimmer bleiben und ihn weiter ignorieren? So würden sie das Problem niemals lösen, und wenn der Stricher sich dazu hatte überwinden können aus seinem Zimmer zu kriechen, dann konnte der Geschäftsmann das sicher auch. Dabei waren sie beide garantiert mehr als erschöpft, der Unternehmer hatte den ganzen Tag gearbeitet, und er selbst war nun auch schon seit mehr als 48 Stunden auf den Beinen, ohne die Augen zwischenzeitlich mehr als ein paar Sekunden geschlossen zu haben. Seine Augen brannten mittlerweile regelrecht, und das lag nicht nur an den Tränen, die erneut über seine Wangen kullerten. Er warf einen Blick auf seine Handgelenke, sie waren immer noch gerötet, obwohl die aufgerissenen Wunden langsam verheilten. Die Tätowierung schmierte er nach wie vor regelmäßig mit der Salbe ein, die ihm Ronald gegeben hatte, er hatte wahnsinnige Angst, dass sich das Tattoo irgendwie entzünden könnte. Die Bandagen hatte er allerdings entfernt, es war lächerlich sie im Haus zu tragen, und erinnerte sich daran, dass eine der Heimleiterinnen immer gesagt hatte, dass frische Luft am besten half, wenn es um kleine Schnitte oder Schürfwunden ging. Er hob den Kopf leicht, als der Geschäftsmann zu ihm herantrat, im ersten Moment fühlte er sich nicht wohl dabei, dass er sich neben ihn setzte, aber er wollte nicht schon wieder von ihm wegrücken oder gar abhauen, denn irgendwo hatte der Ältere ja auch recht, es war nervenraubend, wenn er die ganze Zeit von ihm wegrannte, und zu einer Lösung würde das auch nicht führen. Also schielte er nur kurz mit einem etwas unwohlen Gesichtsausdruck zu ihm hinüber, den Blick dann wieder abwendend. Natürlich hatte der Geschäftsmann recht mit dem was er sagte, Julian wusste auch, dass nichts ihm die Bilder wieder zurückbringen konnte, selbst, wenn der Dunkelhaarige es noch so sehr bereut und sich tausendmal entschuldigt hätte. Das war nun einmal das Tragische an der ganzen Angelegenheit, das, was sie so verfahren machte. Aber es war doch immerhin schonmal ein gutes Zeichen, dass auch Charles das alles nicht egal zu sein schien, dass er, obwohl er nicht wirklich dazu verpflichtet gewesen wäre, trotzdem versuchte, sich mit dem Stricher auseinanderzusetzen. Und Julian merkte, wie unglaublich schwer es ihm fiel die richtigen Worte zu finden. Bestimmt musste er so etwas nicht oft machen, alle anderen hatten es vermutlich einfach zu ertragen, wenn er Mist gebaut hatte.
„Ich weiß, dass du es nicht ändern kannst, es…..ist nur einfach….ach, ich weiß auch nicht“, brach er schließlich murmelnd ab, alles, was er hätte sagen können, war eigentlich schon gesagt, und vielleicht war nun wirklich einmal Charles an der Reihe, sich zu rechtfertigen. Er hörte ihm aufmerksam zu, ein leichtes Seufzen ausstoßend.
„Als würde ich die Sachen wegschmeißen“, stieß er mit einem Hauch von Entsetzen in der Stimme aus. Wenn er ehrlich war, hatte er so ein kleines bisschen Luxus auch mal verdient, bis jetzt hatte er sich seinen ganzen Künstlerbedarf so absparen müssen, und nun hatte er endlich einmal gute Utensilien, und auch noch so viel, dass es sicher lange reichen würde. Und wenn Charles ihn doch malen sehen wollte, dann wäre es dumm sich zu sträuben und sich zu benehmen wie ein trotziges Kind. Der Gedanke, den der Geschäftsmann geäußert hatte, gefiel ihm , und immerhin hatte er ja selbst auch erst heute Morgen zu Benjamin gesagt, dass die einzige Möglichkeit war, neue Bilder zu erschaffen.
Charles´ Worte hatten ihn so sehr eingenommen, dass er nicht einmal zurückzuckte, als er ihn etwas näher an sich zog und seine Arme um ihn legte, auch, wenn er vor ein paar Stunden noch gedacht hatte, er würde den Körper des Älteren für längere Zeit nicht mehr so berühren. Aber seine tiefe Stimme und seine vorsichtigen Berührungen beruhigten ihn sogar ein wenig, sodass er schniefend zu weinen aufhörte, seinen Kopf an die Schulter des Größeren lehnend. Nein, er wollte hier nicht weg, bei all dem, was Charles auch schon getan hatte, er wollte hier bleiben, er wollte dieser ganzen Sache wirklich eine Chance geben, und der Unternehmer schien das auch zu wollen.
„Dann werde ich auch so schnell wie möglich damit anfangen, die Bilder zu ersetzen“, antwortete er ihm mit Bestimmung. Er schaffte es sogar, ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht zu bringen. Er hatte es schon so oft geschafft, sich wieder aus dem Dreck zu ziehen, wenn er einen seiner zahlreichen miesen Tage gehabt hatte, und da waren die Bedingungen sicherlich noch schlechter gewesen als jetzt, wo er sogar jemanden hatte, der versuchte, ihm die schlechten Gefühle wieder zu nehmen. Und Julian wollte einfach glauben, dass Charles das nicht nur tat, damit er schnell wieder mit ihm Sex haben konnte, solch eine Perfidität wollte er ihm einfach nicht unterstellen. Nicht einmal der sachte Kuss, den er ihm gab, wirkte in diesem Moment noch so unangenehm und er schloss leicht die Augen. Er hatte das Gefühl, dass er den Geschäftsmann vielleicht sogar zu mögen begann, und was wäre falsch daran? Es würde seine Zeit hier nur noch angenehmer machen, und unter Umständen konnte er sich ja auch irgendwann an die merkwürdigen Vorlieben des Älteren gewöhnen. Er wusste nicht einmal ganz genau, was ihn dazu trieb, jetzt nicht wie vorgeschlagen in sein Zimmer zurückzukehren und sich von dem Unternehmer fernzuhalten. Aber er schüttelte bestimmt den Kopf, die Augen langsam wieder öffnend.
„Nein, ich will nicht alleine in mein Zimmer zurück“, murmelte er, Charles einen vielsagenden Blick zuwerfend, bevor sich der schlanke Körper ihm ein Stück entgegenstreckte, nun im Gegenzug seine Lippen suchend. Er wusste, dass er das nicht tun musste, dass der Geschäftsmann ihn nicht feuern würde, wenn er sich jetzt zurückziehen wollen würde, aber irgendwie war ihm nicht danach, erneut eine ganze Nacht allein zu verbringen. Wenn er Glück hatte, ließ Charles ihn ja sogar nachher in seinem Bett schlafen, mit einem warmen Körper an seiner Seite schlief es sich immer besser. Und wenn der Geschäftsmann sich im Moment doch etwas reumütig fühlte, würde er vielleicht ja sogar auf allzu merkwürdigen Sex verzichten.
„Und du bezahlst mich doch auch nicht dafür, dass ich alleine herumhocke, oder?“, fragte er mit einem leichten Grinsen, sich rittlings auf Charles´ Schoß setzend. Es war ihm eigentlich schon immer leicht gefallen den Schalter umzulegen, selbst bei den ekligsten Freiern, da war das Ganze hier doch recht angenehm. Er drückte seinen Unterleib eng gegen den des Älteren, langsam sein Hemd aufknöpfend und den schlanken Körper dabei an ihn anschmiegend. Seine Hände fuhren über seinen Rücken, er war sicher auch abgespannt und erschöpft, und da war es doch eigentlich Julians gute Pflicht, ihm den Abend etwas zu versüßen. Er lehnte seine Stirn kurz gegen Charles´ Brust, einen Moment verharrend, bevor er seine Hände zum Hosenbund des Älteren wandern ließ, sich daran zu schaffen machend, bis seine Finger am Gummizug der Shorts vorbeiglitten und das Glied des Älteren umfassten. Mit langsamen Bewegungen, aber festem Griff begann er daran zu reiben, es war schon eine kleine Bestätigung, das Gesicht des anderen dabei zu sehen, sein Stöhnen zu hören, denn das bedeutete, dass er seine Sache richtig machte. Eigentlich aber hatte er schon genug die Initiative ergriffen, und er musste zugeben, dass ihm die Rollenverteilung so selbst etwas fremd vorkam, und so wartete er eigentlich nur darauf, dass der Unternehmer wieder die Initiative ergriff, denn eigentlich war es besser so, wenn er den schlanken Körper auf die Couch drückte und mit ihm machte, wonach ihm gerade der Sinn stand. Es war noch nie wirklich im Sinne des Norwegers gewesen, den aktiven Part zu übernehmen, es würde ihm auch ganz sicher nicht gefallen.
„Du hast doch gesagt, wir müssen üben“, hauchte er ihm ins Ohr, all dieses Vorgeplänkel war ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen, er drückte die weichen Lippen sacht auf Charles´ Nacken, seine Finger etwas fester zudrückend. Der Dunkelhaarige hatte schon längst eine Erektion, und sollte er ihm zu erkennen geben, dass er vielleicht doch keine große Lust auf ordentlichen Sex hatte, dann konnte er ihm immer noch einfach einen runterholen.
„Ich will nicht aus der Übung kommen, dann tut es nächstes Mal wieder weh“, murmelte er, und dieses Mal entsprachen seine Worte auch tatsächlich der vollen Wahrheit. Seufzend suchten seine Lippen wieder die von Charles, ihm dabei fragend in die Augen blickend, auf irgendein Signal von ihm wartend.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Sa Okt 27, 2012 7:59 pm

Der neu gewonnene Mut des Kleineren zauberte ein zufriedenes Lächeln auf die schmalen Lippen des Dunkelhaarigen, vielleicht würden sie doch einigen Problemen aus dem Weg gehen und Charles müsste nicht mehr an den Abenden vor der verschlossenen Zimmertüre stehen, darauf hoffend, dass er sie von alleine öffnete, weil er es so wollte, denn der Gedanke an so eine Zukunft machte ihn alles anderes als glücklich. Sicher, er hätte es jederzeit unterbinden können, doch so machte es ihm keinen Spaß, so etwas frustrierte sein Gemüt lediglich.
Seine Hand strich behutsam über den schmalen Rücken, ertastete jeden Wirbel, der sich unter dem Oberteil abzeichnete. Es war erstaunlich wie schnell er diesen Jungen gern gewonnen hatte, dabei kannte er ihn gerade mal drei Tage und wusste so betrachtet reingarnichts über dieses Wesen, lediglich seine körperliche Verfassung, sein Talent und natürlich sein Name waren ihm bekannt aber alles andere erschien immer noch schleierhaft. Selbst das Alter war eine unbekannte Zahl, die in seinem Kopf herumschwirrte, basierend auf Schätzungen und Eindrücke, die er von dem Jüngeren hatte, dabei hatte er bereits gelernt, dass diese Komponente beinahe das Wichtigste in einer Beziehung, wenn man dies überhaupt so nennen durfte, war, neben all den anderen charakteristischen Merkmalen und eventuellen Gemeinsamkeiten, die sich positiv auf das Miteinander auswirkten. Also wie konnte er, ohne all diese Kriterien erfüllt zu haben, irgendwelche Gefühle für den Norweger entwickeln, die nicht nur auf seine sexuellen Triebe beschränkt waren?! Charles konnte nicht leugnen, dass er die Nähe zu dem Blondhaarigen genoss, auch dann, wenn es nicht nur um den puren, belanglosen Sex ging.
Seine Augen wanderten kurz zu den geröteten Handgelenken, die Augenbrauen zusammenziehend, er hatte nicht gewollt, dass es ihm so sehr wehtat, jedoch wusste er auf der anderen Seite, dass diese Wunden schnell verheilen würden, sie würden nicht einmal irgendwelche Narben hinterlassen, sonst würde sich der Unternehmer schon längst eine andere Methode suchen, außerdem besaß er weitaus angenehmere Seile, die die Haut nicht zu sehr reizten, denn auch wenn es Julian anscheinend beim ersten Mal verstört zu haben schien- er könnte nicht auf solche Dinge verzichten, nein, er wollte es auch gar nicht, doch lag es durchaus in seinem Interesse, dass der Stricher nicht nur Leid und Schmerz mit solchen Dingen verband, sodass er sich vornahm beim nächsten Mal vorsichtiger mit dem zierlichen Körper zu sein, zumindest ein klein wenig, denn er musste sich wirklich an all dies erst gewöhnen, damit er sich auf all diese Dinge besser einstellen konnte und der Größere war sich beinahe sicher, dass es zu einem nächsten Mal kommen würde, denn wenn er nichts mehr von ihm wissen wollen würde, hätte er den Geschäftsmann bestimmt bereits weggestoßen, als seine Arme sich um den Leib legten, als er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte, seine Nähe genießend.
Charles wollte bereits vom Gelockten ablassen, sich in sein Zimmer zurückziehen und, wie es eigentlich geplant war, die Dusche aufsuchen, doch als er den Kopf schüttelte, hielt er einen Moment inne, überrascht eine Augenbraue hochziehend während seine Augen den Jungen eine Weile lang musterten. Wollte er das wirklich? Nach so viel Anstrengung und zusätzlichen Groll dem Unternehmer gegenüber, wollte er dennoch bei ihm bleiben? Es verwirrte den Älteren, keine Frage, er hatte eine andere Antwort erwartet, ein stummes Nicken, gefolgt von leise gesprochenen Gute Nacht- Worten, doch stattdessen schien der Norweger ganz andere Pläne gehabt zu haben. Der Kurzhaarige lachte leise auf bei den Worten des Strichers. „Meine Angestellte haben das Recht, sich einen Tag krank zu melden..“, erwiderte er breit grinsend, ihn dabei beobachtend, wie er sich anschließend auf ihn draufsetzte. Nein, solch eine Wendung hatte er heute ganz bestimmt nicht erwartet, er hätte dem Jungen niemals zugetraut, dass er so schnell vom Weinen zu aufreizend springen konnte, sicherlich hatte er dies während seiner Zeit als Stricher gelernt, denn da konnte man nicht bei jedem Kunden darauf plädieren, dass es ihm nicht gut ging, dich Charles hatte heute nichts von ihm erwartet, er gönnte ihm die Auszeit, zumal er sicherlich keine angenehmere Nacht hinter sich hatte und der Geschäftsmann selbst wirkte ausgelaugter denn je, dass er an Sex gar nicht erst gedacht hatte und dementsprechend die Pläne ganz anders gelegt hatte. Doch das hieß nicht, dass er sie nicht verschieben oder ganz aus dem Terminplaner löschen konnte, bei solchen Dingen war der Ältere stets flexibel gewesen und auch positiv angetan davon, dass es diesmal ganz anders ausging, dass es Julian war, der den ersten Schritt wagte. Vielleicht aus Angst, dass er in seiner Bezahlung diesen Tag ausfallen lassen würde oder dass er wütend auf ihn wäre, würde er nicht neben seiner Anwesenheit, die sein Leben bereicherte, auch noch für andere Dinge jederzeit bereit sein, vielleicht aber auch wirklich aus eigenem Wunsch heraus. Doch was auch immer ihn dazu trieb, das Hemd des Größeren aufzuknöpfen, er würde einen Teufel tun und ihn jetzt davon abhalten. Charles legte seinen Kopf in den Nacken, die Augen für einen Moment lang geschlossen haltend, während eine Hand unter das Oberteil des Jüngeren wanderte, seine nackte, warme Haut berührend. Er lauschte den leisen Atemzügen des Strichers, hörte das Klirren seines Gürtels, als auch schon eine Hand in seine Hose wanderte, nach seinem Glied greifend. Ein leises Seufzen entfuhr seiner Kehle, gefolgt von einem tiefen Stöhnen, er genoss die geschickten Finger des Blondhaarigen, er konnte seinen Job wirklich gut, sodass der Unternehmer schnell spürte, wie sein Glied immer härter wurde. Erneut seufzte er lustvoll auf, fuhr mit einer Hand durch das hellblonde Haar des Norwegers, ihn sanft zu sich raufziehend. Seine Lippen suchten die Weichen des Anderen, ihm einen innigen Kuss schenkend, dabei die Zunge vorsichtig zwischen die Zähne vorbeischiebend, die andere sanft anstupsend. Seine Worte ergaben Sinn, Julian durfte nicht aus der Übung kommen und sollten sie plötzlich längere Pausen einlegen, würde es sicherlich schmerzhaft für den Stricher werden, da konnten sie noch so viele Tuben an Gleitmittel verschwenden. Langsam ließ er wieder von dem Gelockten auf, ihn schief anlächelnd. „Kluge Worte, Julian.“, raunte er mit tiefer Stimme, abermals die Lippen auf den Mund pressend, sich anschließend auf Wanderschaft begebend, erst das schmale Kinn, dann den Hals des Jüngeren liebkosend während seine Hände die Taille packten, ihn herumwirbelnd, sodass er auf dem weichen Polster der Ledercouch landete. Ein Glück war sie breit genug, sonst hätte er den Kleinen schon längst auf sein Bett getragen. Er schob das Oberteil des Norwegers ein wenig nach oben, ließ es mit seiner Hilfe von seinem Körper verschwinden, achtlos auf den Boden werfend. Einen Moment lang blickte er Julians Körper aus dem Grau heraus prüfend an, ein leichtes Lächeln wanderte auf dem kantigen Gesicht, er mochte diesen Anblick, er mochte diesen zerbrechlichen Körper, der wenigstens etwas während seines Aufenthalts bei dem Geschäftsmann an gesunder Farbe angenommen hatte. Es tat gut zu sehen, dass er ihn nicht nur auslaugte.
Schnell schob Charles sein eigenes Hemd von den Schultern, streifte es über den Oberkörper ab, neben Julians Kleidungsstück fallen lassend, ehe er sich erneut über den Leib herüber beugte, seine Lippen weiter runter wandern lassend. Mit seiner Zunge fuhr er über Julians Brustwarze, anschließend zur weiteren gleitend, den Weg zurück nach oben bahnend, dabei verräterisch violett schimmernde Spuren am Hals hinterlassend, hin und wieder sachte mit den Zähnen hineinbeißend während seine Hand rasch die Hose des Kleineren öffnete, sie ein wenig von den Hüften herunter schiebend, gemeinsam mit der Boxershorts, ebenfalls das Glied des Norwegers umfassend, daran reibend, erst langsam, dann etwas schneller, so lange bis auch er seine Erregung spüren konnte.
Charles wollte nicht allzu grob mit ihm umgehen, nicht dieses Mal, schließlich tat er all dies aus freiem Stücke und nicht, weil der Größere es von ihm verlangt hatte oder ähnliches und es wäre nur fair gewesen, wenn er sachte war und nicht sofort alles auslebte, was er begehrte. Vielleicht war normaler Sex auch gar nicht so ätzend und irgendwo war es doch auch nur Sex, der seinen Zweck erfüllte.
Der Dunkelhaarige legte seinen Kopf leicht schief, erwartungsvoll in Julians strahlend blaue Augen blickend. „Du musst es heute wirklich nicht tun..ich hoffe, das ist dir bewusst.“, murmelte er ihm sanft entgegen, doch nun war es wahrscheinlich ohnehin zu spät, beide Leiber waren viel zu aufgeladen, als dass sie nun aufhören konnten, vor allem jetzt, wo sie an einem entscheidenden Punkt angekommen waren. Charles kramte in seiner Hosentasche, es war ein Glück, dass er jedes Mal irgendein Kondompäckchen dabei hatte, schließlich konnte es jederzeit dazu kommen, dass er jemanden zur Mittagszeit fand, den er für einige Minuten, je nachdem wie viel Zeit ihm blieb, beglücken konnte, doch nun, wo er Julian im Hause hatte, war es eigentlich nicht mehr nötig gewesen, denn auch wenn er es nicht nötig hatte sich auf irgendwas Monogames einzulassen, blieb er in der Hinsicht seinen Gespielen stets treu…sonst würde er sie ja auch nicht brauchen, fischte anschließend das Päckchen hinaus, es mit den Zähnen vorsichtig aufreißend. Schnell stülpte der Ältere es über sein hartes Glied, seine Hose dabei ein Stück nach unten schiebend, anschließend die von Julian ganz von den Beinen streifend, sich abermals nach vorne beugend. „Ich werde dir nicht wehtun..entspann dich.“, wisperte Charles ihm sanft ins Ohr, am Ohrläppchen knabbernd dabei die Hände auf der Innenseite seiner Oberschenkel platzierend, die Beine leicht spreizend, ehe die Finger ihn etwas fester packten, sein Unterleib anhebend, sodass er anschließend vorsichtig in ihn eindringen konnte.
Charles stieß scharf die Luft zwischen den Zähnen aus, sich langsam bewegend, damit der Körper des Strichers sich an ihn gewöhnte, sie hatten sich wirklich viel Zeit bis zum nächsten Akt gelassen, doch der Dunkelhaarige spürte, dass die wenigen letzten Male wenigstens ein bisschen Wirkung gezeigt hatte und es ihm nicht allzu schwer fiel, einen angenehmen Rhythmus zu finden, den dem sein Leib sich gegen den des Schmalen presste, leise aufstöhnend. Abermals verspürte er die Hitze, die seinen Körper ganz umhüllte, Schweißperlen auf die helle Haut trieb, lustvoll blickten die hellen Augen in das androgyne Gesicht des Blondhaarigen, den Lippenkontakt suchend, während sich sein Unterleib sich etwas schneller zu bewegen begann, sodass er schlussendlich ganz in den Stricher eindrang, dabei ein weiteres, tiefes Stöhnen aus seiner Kehle entweichen lassend. Er wusste nicht wo er die Kraft hernehmen konnte und wie Julian es schaffte diese weiteren Minuten ertragen zu können, Charles wusste nicht einmal ob er es wirklich genoss, auch wenn sein Körper und sein Stöhnen sicherlich etwas anderes verrieten, doch Stricher waren gut darin sich zu verstellen, sodass der Schwarzhaarige nicht anders konnte als schlichtweg auf sein eigenes Gefühl zu vertrauen und zu hoffen, dass er diesmal nicht allzu viel Schmerzen verspürte und er vorsichtig genug war. Abermals wanderte seine Hand zur Erektion des Kleineren, sie mit festem Griff umfassend, sanft daran reibend während sein Becken mit etwas schnelleren, kreisenden Bewegungen gegen das des Lockenkopfs stieß. Es fiel ihm immer schwerer noch einen klaren Kopf zu bewahren, sein Körper begann immer schneller sich in der Ekstase zu wallen, jeden Stoß genießend. Der Anblick des Kleineren machte ihn zusätzlich unglaublich heiß, dass es ihn selbst überraschte, dass solch eine, im Verhältnis zu seinen normalen Sexerlebnissen, langweilige Variante ihm so viel Lust bereiten konnte, doch wenigstens eine Konstante war auch hier vorhanden- Charles spürte die langen Nägel, die sich in sein Fleisch bohrten, brennende Spuren hinterließen, ein Gefühl, das er genoss und jedes Mal auf’s Neue liebte. Sollte ein Fremder eines Tages ihn mit nacktem Oberkörper sehen, würde er sicherlich einen Schreck bekommen und sich fragen, ob Charles in seiner Freizeit mit wilden Raubkatzen zu tun hatte- viele Narben von vielen Männern waren geblieben, Frauen waren auch dabei gewesen, doch er zählte sie nicht mehr, sie waren nur ein Zeitvertreib während der Zeit der Verdrängung, Lückenfüller und Objekte um die männlichen Triebe an ihnen auslassen zu können. Doch nun brauchte er keine Frau auf der Welt mehr, die ohnehin ihm niemals das bieten konnte, was auch Julian ihm in diesem Augenblick gab.
„Julian…“, keuchte der Ältere leise, seine Stirn gegen die des Kleineren pressend, ihn mit seinen grauen Augen fixierend während er ein wenig härter zustieß, dabei die Augen zusammenpressend, seine auf dem Glied ruhenden Finger ein wenig beschleunigend, stärker zupackend.
Er hatte sich mittlerweile selbst vergessen, jeglichen Menschenverstand einfach ausgeschaltet und sich regelrecht auf die Lust, die durch seine Venen pulsierte konzentriert, jede noch so kleine Bewegung auskostend und genießend. Es war wohl Glück, dass sie heute nicht getrennte Wege gingen, dass Julian ihn nicht verlassen hatte. Dass sie nicht allein waren.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Sa Okt 27, 2012 10:46 pm

Es hätte den Norweger doch schon sehr verwundert, wenn der Geschäftsmann ihn jetzt einfach von der Bettkante gestoßen hätte, und vermutlich war es auch gut so. Auch, wenn er seinen Groll ganz sicher noch nicht vollkommen vergessen hatte, er war niemand, der lange Zeit auf jemanden böse sein konnte, nicht, wenn er seinen Fehler so ehrlich bereute, und so konnte er Charles zu mindestens beweisen, dass er professionell sein konnte, dass er sich keine kleine Heulsuse angelacht hatte, wegen der er ständig auf den Sex verzichten musste, für den er ihn ja eigentlich bezahlte. Und wenn dem Stricher nicht danach gewesen wäre, jetzt mit ihm zu schlafen, dann hätte er die Gelegenheit auch sicherlich genutzt und wäre in sein Zimmer verschwunden. Aber falls der Unternehmer wirklich darauf verzichtete, ihn allzu grob anzufassen, konnte es ja auch für ihn ganz angenehm werden, und wohlmöglich war es genau das, was er nach so aufwühlenden Tagen gebrauchen konnte. Wenn man so darüber nachdachte, erschienen ihm die vergangenen Tage unglaublich lang, und er hatte das Gefühl, dass er Charles und seinen Chauffeur schon viel länger kannte, aber dem war nicht so. Es war wohl ein gutes Zeichen, dass er sich hier so schnell hatte einfinden können, und dass er selbst den eigenwilligen Geschäftsmann schon so schnell hatte gern gewinnen können. Es war wohl manchmal doch ein Segen, dass er so offenherzig und fast etwas kindlich war, denn so konnte er sich viel schneller an neue Situationen und Menschen gewöhnen und brauchte nicht erst Ewigkeiten, um sich mit allem und jedem zurecht zu finden.
Er stieß einen kurzen überraschten Laut aus, als Charles ihn einfach so herumwirbelte und auf die Couch drückte, aber das hieß nicht, dass er keinen Gefallen daran finden konnte. Im Gegenteil, dieses Mal genoss er es sogar, ließ den Größeren machen, seine Lippen über seinen Oberkörper wandern, seinen eigenen Kopf an seiner Schulter anlehnend. Seine Körperwärme so nah an seinem eigenen Leib war angenehm, seine Arme schlangen sich um seinen breiten Rücken, den er kaum ganz umfassen konnte. Er schloss leicht die Augen, ließ Charles gewähren, ihm dabei helfend, den letzten störenden Stoff zwischen ihnen zu entfernen, das Shirt achtlos auf den Boden werfend, wo es bald schon von der Kleidung des Älteren Gesellschaft bekam. Die heftigen Küsse des Dunkelhaarigen würden sich schnell Flecken hinterlassen, besonders am Hals, aber das störte ihn kaum. Er war ja nicht gezwungen, die Wohnung zu verlassen, und überhaupt waren es ja keine grauenvollen Markierungen. Die Leute auf der Straße würden vermutlich eh denken, eine hübsche Freundin hätte sie ihm verpasst, und nicht etwa ein einflussreicher Unternehmer. Aber sie alle hatte sowieso nicht zu interessieren, was in seinem –oder in diesem Falle Charles´- Bett vorging, und banale Dinge wie Knutschflecken waren sicherlich das letzte, um das der junge Mann sich Sorgen machte.
Und seine trudelnden Gedanken wurden sowieso unterbrochen, als Charles´ Hand nach seinem Glied tastete, er stieß ein leises Stöhnen aus, den Kopf in den Nacken legend. Zuvor hatten sich die Freier eigentlich nie bemüht, ihm eine Erektion zu besorgen, immerhin bezahlten sie nicht dafür, dass es ihm gut ging und er Spaß dabei hatte, und so waren die Male mit Charles eigentlich auch die ersten Male, bei denen er selbst auch etwas auf seine Kosten kam. Und das wollte er zur Abwechslung einmal auskosten. Er rechnete nicht damit, dass er so bald einen neuen Job haben würde, warum sich also das Leben unnötig schwer machen? Schnell hatte er auch einen Steifen, er schlug die Augen wieder auf, als Charles zu Reden begann, ihn leicht anlächelnd.
„Das weiß ich, ich möchte aber gerne“, hauchte er ihm entgegen, seine Lippen suchend und mit den Zähnen daran ziehend. Er war froh, dass der Ältere anscheinend ein Kondom griffbereit hatte, denn es hätte die Stimmung ziemlich kaputtgemacht, wenn Charles sich jetzt wieder von ihm hätte lösen müssen. Aber zum Glück kostete es jetzt nur eine gute Minute, bis alle restlichen lästigen Kleidungsstücke entfernt waren und der Geschäftsmann sich positioniert hatte. Julian blickte ihn nur erwartungsvoll von unten an, der aufgebäumte Körper über ihm jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Er ließ den Älteren gewähren, dennoch etwas erleichtert darüber, dass er dieses Mal wirklich auf Fesseln oder ähnlich schmerzhafte Dinge verzichten wollte. Dann sah er auch eigentlich nichts, was ihm dieses Mal vermiesen sollte. Er spreizte die Beine ein wenig, um Charles die ganze Sache so einfach wie möglich zu machen, doch ein wenig Ziepen und Schmerz gehörte wohl immer dazu, besonders, weil sie erneut das Gleitgel weggelassen hatten. Doch jetzt war es eh schon zu spät, um sich zu beschweren, und nachdem der Ältere sich ein paar Mal vor und zurück bewegt hatte, konnte er schließlich auch recht einfach komplett in ihn eindringen. Julian stieß ein lautes Stöhnen aus, seine Finger beinahe reflexartig in den Rücken des anderen bohrend, um seiner Anspannung irgendwie Luft zu machen. Mittlerweile hatte sich sein Körper wirklich schon etwas an ihn gewöhnt, und mit jedem Stoß, den der Ältere tat, fühlte es sich ein klein wenig besser und weniger schmerzhaft an. Immer wieder drückte sich der schmale Leib keuchend an den des Älteren, seine Lippen wanderten über den Hals und die verschwitzte Brust, schmeckten das Salz. Er hätte nie gedacht, dass er sich beim Sex so gehen lassen könnte, natürlich hatte er vielen Freiern vorgespielt, dass es ihm unheimlich gut gefiel, aber dieses Mal war das Stöhnen und Keuchen echt, seine Nägel, die sich in das Fleisch des Älteren gruben und seine Lippen, die immer wieder eifrig jeden Zentimeter des gut gebauten Leibes abtasten wollten. Dass Charles sogar seinen Namen keuchte, das war für ihn ein ganz persönlicher Triumph, es gefiel ihm, dass er anscheinend auch ohne Fesselspiele oder anderen Kram so großes Vergnügen mit ihm haben konnte, und Julian gab seinen eigenen Empfindungen ebenfalls nach und keuchte laut den Namen des Geschäftsmannes, jedes Mal, wenn sich sein Unterleib noch heftiger gegen seinen drückte. Er erwiderte den innigen Blick des anderen, seine Arme um seinen Hals schlingend, die Hände in den dunklen Haaren vergrabend. Er spürte, dass er dem Höhepunkt sehr viel schneller nahe kam als sonst, zog sich noch enger an den Leib des Unternehmers heran.
„Oh Gott, Charles, du machst mich wahnsinnig“, stieß er laut aus, als er erneut seine Hand an seinem Glied spürte. Die Berührungen und seine heftigen Bewegungen raubten ihm schier den Verstand, es war ihm immer och unbegreiflich, wie Charles sich wie jemandem wie ihm abgeben wollte, wenn er doch alles und jeden da draußen in San Francisco haben könnte, aber vermutlich sollte er sein Glück lieber nicht in Frage stellen.
Er war so eingenommen von dem Älteren und seinen Liebkosungen, dass er alles andere vergaß, sich ganz aus seinem eigenen Kopf aussperrte, damit es nur noch die Lust war, die ihn antrieb. Kurz bevor jedoch die erlösenden letzten Stöße ihn durchschütteln konnten, ertönte das nur zu bekannte Pingen des Aufzugs. Dem Norweger blieb sein Stöhnen im Halse stecken, er war noch nie von jemandem beim Sex erwischt worden. Wären sie in das Schlafzimmer des Dunkelhaarigen verschwunden, hätten sie dieser peinlichen Situation vermutlich entgehen können, aber hier auf der Couch standen sie quasi wie auf dem Präsentierteller, und nur die Lehne schützte den Jungen vor abschätzigen Blicken. Charles wirkte längst nicht so abgelenkt, vermutlich war es nicht das erste Mal, das man ihm dazwischenfunkte, und vor seinen Angestellten brauchte er sich auch sicher nicht zu rechtfertigen. Die Stimme jedoch, die nun irgendetwas sagte, war nicht die eines wahllosen Angestellten, eines Unbekannten, was der Norweger vielleicht noch hätte ertragen können, es war Benjamins Stimme. Sofort wurde der junge Mann knallrot im Gesicht, zwar wusste der Chauffeur ja, wofür der Stricher hier war, aber sich jetzt von ihm beim Sex erwischen zu lassen, wo sie doch noch vor einer Stunde hier zusammengesessen hatten, war ihm mehr als nur peinlich. Er schlang die Arme fest um Charles, der sich ein Stück aufgesetzt hatte, über die Lehne der Couch hinwegstarrend. Es war unverkennbar, dass Benjamin, der irgendein großes Paket in den Händen hielt, sie bemerkt hatte, vermutlich hatte er sie schon im Aufzug gehört, kurz bevor sich die Türen geöffnet hatten, und Julian wäre bei diesem Gedanken am liebsten im Boden versunken. Er drückte sein Gesicht an Charles Brust, in der Hoffnung, dass er seinen Chauffeur wieder schleunigst aus der Wohnung werfen würde.
„Muss er denn gar nicht klingeln oder so?“, fragte er heiser, den Geschäftsmann von unten herab flehend anblickend.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1So Okt 28, 2012 12:37 am

Charles hätte nicht erwartet, dass der Kleinere so auf seine Bewegungen, auf seine Berührungen reagierte und ihm zumindest das Gefühl gab, dass es ihm zu gefallen schien und vielleicht war es auch gar nicht so abwegig gewesen, dass er den Sex mochte, denn nur weil er nicht unbedingt der Mann oder generell der Mensch war, in den der Bondhaarige verliebt gewesen war, wie die Gesellschaft es ihnen stets vorgeschrieben hatte, damit sie überhaupt zu solch einer Einigung kommen konnten, hieß es noch lange nicht, dass nicht daran Spaß haben durfte, schließlich war es irgendwo das Normalste auf der Welt und wenn man es nicht gerade mit einem Typen trieb, den man zutiefst verabscheute, stand ihnen nichts im Wege diesen Moment zu genießen.
Ein zufriedenes Lächeln umrahmte das Gesicht des Älteren als er im Gegenzug seinen Namen keuchen hörte, ihn aus seinem Mund zu hören war ein angenehmes Gefühl und er war froh gewesen, dass er dieses Geschöpf mit keinem anderen mehr teilen musste, dass er nicht einer seiner Stammkunden war, die ihn wöchentlich zu sich heraufbestellten und er in der Zwischenzeit noch andere Männer befriedigte. Nein, er war ganz sein, jede Faser seines Körpers gehörte ihm und nur er durfte ihn so berühren. Für einige mochte dieser Gedanke psychotisch sein, für Charles jedoch war dies nur Beweis genug, dass der Junge wichtig genug für ihn war, so wichtig, dass er ihn nicht teilen wollte, ja, dass er sogar ein wenig argwöhnisch Benjamin gegenüber war, weil er heute scheinbar viel Zeit mit dem Stricher verbracht hatte, und das, obwohl er diesem Mann vertraute und ganz genau wusste, dass er ihn wahrscheinlich nur deswegen mochte, weil er so jung und naiv war und seinem eigenen Sohn, zumindest altersmäßig, beinahe glich. Armer Mann, sein Leben verlief wirklich nicht immer wie am Schnürchen, doch es wirkte mittlerweile so, dass alle, die hier lebten, sich vom Leben viel mehr vorgestellt hatten, als sie im Endeffekt bekommen hatten und alleine das machte seinen kleinen Haushalt unglaublich besonders.
Abermals schloss Charles seine Augen, genoss es wie der schweißnasse Leib des Strichers sich noch enger gegen seinen presste, die Hitze beinahe schon unerträglich machte, doch er genoss diese Nähe, wollte keinen einzigen Millimeter zwischen ihnen freilassen, alleine schon, weil er spürte, wie seine Bewegungen ihn immer heftiger zum Höhepunkt antrieben, viel schneller als erwartet und beinahe schon intensiver. Immer wieder pressten sich die Lippen auf die des Jüngeren, erst dann von ihm ablassend, als seine Lungen keuchend nach Luft verlangten, hin und wieder ein lautes, tiefes Stöhnen ausstoßend, das wahrscheinlich, trotz relativ schalldichter Wände, auch noch einige Stockwerke weiter unten zu hören gewesen wäre, doch es war sicherlich nichts Neues, der Unternehmer hatte oft genug Sex in dieser Wohnung gehabt, dass es wahrscheinlich eher unwirklich erschien, wenn keine lustvollen Geräusche durch die Wände zu den anderen Menschen, die hier hausten bzw. arbeiteten, durchdrang.
Immer wieder stieß der Größere heftiger zu, bracht Julian unter sich zum Beben, seinen Handgriff auf der Erektion verstärkend. Es war ein gutes Gefühl zu sehen wie er sich der Lust hingab, gemeinsam mit dem Dunkelhaarigen die Bewegungen und Küsse, die von Charles ausgingen, auf der Couch genießend. Vielleicht sah er endlich ein, dass es nicht nur irgendein Job war, den er hier machen musste, eigentlich war es mehr ein neues Leben, dass er mit dem Geschäftsmann gemeinsam in diesem Penthouse verbrachte, der aus weitaus mehr bestand, als belanglosen Sex, obwohl dies, das musste er zugeben, zuerst der eigentliche Plan gewesen war, denn zu mehr waren seine Gespielen nicht zu gebrauchen und mehr wollte er auch nicht von ihnen, doch Julian erfreute ihn bereits mit seiner Anwesenheit, sodass er ihn sicherlich noch öfter auch außerhalb San Franciscos dabeihaben wollen würde, da war er sich ziemlich sicher.
Der Größere stieß ein leises Knurren aus, presste die Augen heftig aufeinander, war dem Orgasmus so unglaublich nahe, wissend, dass er nur wenige Augenblicke brauchte, um zum Ende zu kommen und Julian schien es nicht anders zu ergehen, doch ausgerechnet in diesem Moment, als ob es jemand gewusst hätte und ganz dringend unterbinden wurde, öffnete sich plötzlich die Türe zu seinem Appartement. Charles zögerte den Moment ein wenig hinaus, ignorierte den Störenfried, wer zur Hölle sollte es eigentlich auch sein?! Er hatte niemanden hierher bestellt, er wollte kein Personal mehr sehen und hatte auch nicht nach einem Abendessen verlangt. Der Ältere stieß ein leises Seufzen aus, hielt anschließend inne, den Jungen unter ihm einen entschuldigenden Blick schenkend, sich leicht aufrichtend um mit verärgerten Augen den Störenfried ausfindig zu machen. Bei dem Blickkontakt zu Benjamin riss der Unternehmer automatisch die Augen auf. Verdammt! Er hatte ihm doch vor einer halben Stunde aufgetragen den Rest hierher zu bringen, den er selbst nicht tragen konnte und auch wollte. Wieso musste dieser Mann auch immer jede Zeit penibel gut einhalten? Waren alle Ex- US- Army- Leute so gewesen? Die Frage konnte er sich eigentlich sparen, selbst wenn der Chauffeur nicht vorher als Soldat, Offizier oder was auch immer er noch bei den Leuten war, tätig gewesen wäre, hätte er spätestens unter der Führung des Dunkelhaarige erfahren, was es hieß, pünktlich zu sein, aber diesmal war dies mehr als nur unpassend.
Die grauen Augen bemerkten schnell, wie verwirrt der ältere Mann die beiden auf der Couch betrachtete, seinen Blick allerdings schnell abwendend, peinlich berührt auf den Boden starrend, während das Blut in sein Gesicht schoss, es rötlich färbend. „Sir, ich habe Ihr…Paket gebracht. Wenn Sie mich vorher über ihre..Beschäftigung informiert hätten, hätte ich Sie nicht unterbrochen…entschuldigen Sie.“, stammelte der bärtige Mann, sich nervös am Hinterkopf kratzend. Julian schien ebenfalls mitbekommen zu haben, wer genau die Wohnung betreten hatte und als sich die Arme heftig um seinen Oberkörper schlangen, ließ er den Blick langsam nach unten wandern, ihn leicht angrinsend. Zuckersüß, wie sich alle so benahmen, als hätten oder wurden sie noch nie beim Sex erwischt, Benjamin hatte schon manchmal das Vergnügen gehabt, seinen Chef bei seiner Freizeitaktivität zu stören und es war ihm jedes Mal aufs Neue peinlich gewesen und irgendwo konnte er ihm auch leidtun. Sicher, er schien kein besonders homophober Mann gewesen zu sein, aber er kannte seine Neigungen und er wusste auch, dass er zu den Männern gehörte, die niemals verstehen könnten, wie man es mit einem anderen Kerl treiben könnte, wie man nicht auf pralle Rundungen einer Frau stehen konnte und vor allem wie man nicht an die Gründung einer Familie denken konnte und das alles war auch schön und gut, er durfte so etwas denken, denn es machte ihn nicht zu einem schlechteren Menschen, es war seine eigene Meinung und sie war gut, doch Charles wusste, dass er vor seinem ersten Arbeitstag bei ihm sicherlich keine schwule Aktivität gesehen, geschweige denn davon gelesen hatte, dass er es vielleicht auch nie wissen wollte, weil es weit über seine Vorstellungskraft ging und nun hatte er so viele nackte männliche Körper gesehen, wie sie sich im Bett oder wo auch immer wälzten und eng gegen den anderen pressten. Doch wahrscheinlich würde es ihm sogar unangenehm sein, wäre anstatt Julian eine Frau hier, die unter dem trainierten Körper des Grauäugigen lag. Charles fuhr sich über das dunkle Haar. „Du kannst gehen, Benjamin, danke.“, erwiderte er anschließend belustigt, dem Mann dabei zusehend, wie er noch versuchte stammelnd einige Worte zu finden, wie die dunklen Augen abermals zu ihnen wanderten und sich schnell wieder wegdrehten, ein noch viel stärkerer Rotton das Gesicht befiel und er mit unverständlichem Genuschel schnell das Penthouse verließ. Peinlich war es durchaus, wenn auch mehr für den Stricher und dem Chauffeur, die wohl beide nicht ganz mit solchen Situationen umzugehen wussten, doch der Dunkelhaarige empfand es eher als frustrierend, schließlich standen sie so kurz vor dem Orgasmus und nun hatte sein Angestellter es ihm ordentlich verdorben. „Coitus interruptus..“, murmelte der Ältere leise zu sich selbst, erneut schwer aufseufzend, zu dem Lockenkopf hinunterblickend, ihm ein Lächeln schenkend. „Es ist Benjamin..er hat Sonderrechte.“, erwiderte mit sanfter Stimme, mit der Hand über die Wange des Kleineren streichend, ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückend, ehe er sich langsam aus ihm zurückzog, sich auf dem anderen Ende der Couch fallen lassend, Julian mit sich ziehend, sodass dieser auf seinem Bauch lag. Seine Arme schlangen sich um den schlanken Körper des Strichers, mit den Fingern über den Rücken streichend. „Ich würde sagen, die Stimmung ist hinüber…aber ich hoffe die ersten Minuten waren erträglich für dich.“, gedankenverloren blickten die grauen Augen in die Leere, wanderten nach einer Weile zu dem Norweger, ihn fragend anblickend. „Wir sollten das wiederholen.“, leise hinzufügend. Die schmalen Lippen formten ein schiefes Lächeln, den Stricher abermals küssend. Seine Röte im Gesicht war immer noch nicht verschwunden und es amüsierte den Geschäftsmann irgendwo sehr, dass es den Jungen so sehr mitgenommen zu haben schien, dass Benjamin sie gerade dabei erwischt hatte, wie sie miteinander vögelten. „Beim nächsten Mal schließen wir einfach ab, dann wird hier keiner mehr hineinspazieren und alle sind glücklich.“, Charles stupste mit dem Zeigefinger gegen die Nase des Gelockten, leise lachend. Er verharrte einige Minuten so auf der Couch, lauschte den regelmäßigen Atemzügen des Blondhaarigen, langsam war die Enttäuschung über den nicht vollendeten Akt verflogen und eine furchtbar träge Müdigkeit befiel den Körper des Dunkelhaarigen, die zusätzliche kleine Anstrengung hatte ihm wohl auch die letzte Kraft des heutigen Tages geraubt und er sehnte sich nach einer Dusche und einer Mütze Schlaf.
Der Ältere musterte den Norweger kurz, es war kaum zu verkennen, dass es ihm höchstwahrscheinlich nicht anders erging, verständlich.
„Komm, duschen und dann ins Bett..“, forderte er den Stricher leise auf, sich langsam erhebend, Julian mit sich ziehend, in sein Schlafzimmer, anschließend ins Bad, wo er sogleich die warme Dusche anmachte, den Jüngeren mit sanfter Gewalt hineinschiebend, ihm anschließend folgend. Er wusste nicht, warum er so anhänglich heute war, dass er überhaupt so etwas wie anhänglich sein konnte, doch auch diesmal suchten seine Hände Julians Körper, seine Taille umfassend, anschließend zu sich heranziehend, die Wärme und den Körperkontakt genießend. Dieser furchtbare, naive Junge, der auf dem ersten Blick doch nur mit einem hübschen Aussehen herausragend wirkte, doch Charles ließ sich von seiner ganzen Aura, oder was auch immer es sein mochte, beeinflussen, konnte gar nicht genug von ihm bekommen und irgendwo war dies vielleicht auch eine bessere Art ihm zu zeigen, dass er den Vorfall von letzter Nacht gar nicht so gemeint hatte und zu weit gegangen war, als das Kaufen von neuen Utensilien, die er ihm jedoch wahrscheinlich ohnehin irgendwann besorgt hätte. Charles lehnte seine Stirn gegen den wilden Lockenkopf des Blonden an, fuhr mit seinen Fingern über die Schulter, über seinen sehnigen Rücken, kurz die Augen schließend, den Moment und die Wärme genießend. Er hätte ewig dort stehen können, doch er wusste nicht, ob Julians Beine ihn noch länger tragen konnten.
Als sie endlich aus der Dusche hinausgingen, war der warme Dunst bereits im ganzen Raum verteilt, füllte den Raum mit feuchtwarmen Klima, welches der Unternehmer sofort vermisste, als er sein Schlafzimmer betrat, das plötzlich viel kälter wirkte. „Wenn du möchtest, kannst du die Nacht gerne bei mir verbringen.“, säuselte er dem Norweger entgegen, ihn aus dem grauen Augen heraus musternd, die Tüten neben das Bett stellend, anschließend hineinkrabbelnd. Er war viel zu müde und lustlos um sich noch in irgendeiner Form anzuziehen und es störte en Stricher sicherlich nicht, wenn ein nackter Mann neben ihm lag, sollte er wirklich heute bei ihm schlafen wollen. „Wenn nicht, werde ich dir das sicherlich auch nicht übel nehmen…nur bedauern.“, fügte er anschließend leise lachend hinzu, den Jungen auffordernd anblickend. Vielleicht würde er sich einfach morgen freinehmen, einfach so, damit er Julian wenigstens einige anständige Klamotten kaufen konnte oder um die abendliche Sexpanne zu beheben, Charles bekam das Gefühl, dass er viel zu wenig von dem Kleineren hatte und viel zu oft ohne ihn ausharren musste, er wollte das nicht, er wollte nicht nur die Abende mit ihm verbringen, dann, wenn er eigentlich keine Lust auf all dies hatte, was er heute mit dem Blondhaarigen tat, obwohl er tatsächlich in der Vergangenheit auch zu keiner anderen Tageszeit zu solchen Dingen Lust hatte.
Lächerlich zu glauben, dass er diesmal dem ganzen zusätzlichen Kram ausweichen konnte, dafür hatte er sich wohl tatsächlich die falsche Person ins Auto und in sein Zuhause geholt.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1So Okt 28, 2012 4:33 pm

Benjamin schien die ganze Angelegenheit mindestens genauso peinlich zu sein wie ihm selbst, doch im Endeffekt machte es die Sache auch nicht wirklich besser. Julian drückte sein Gesicht noch etwas enger an Charles´ verschwitzte Brust, der Farbton seines Gesichts war mittlerweile schon fast ungesund. Es wäre ihm sogar relativ egal gewesen, wäre irgendein anderer Angestellter hier hereinspaziert, die kannte er immerhin nicht, aber bei dem Chauffeur war das schon eine ganz andere Sache gewesen. Ob es sich in etwa so anfühlte, wenn ihn seine Eltern beim Sex erwischt hätten? So stellte der Norweger er sich jedenfalls vor, und er wünschte sich, dass der Unternehmer Benjamin ganz schnell wieder aus der Wohnung warf, damit es nicht noch peinlicher wurde, als es eh schon war. Aber was gesehen worden war, war nunmal gesehen worden. Dass der Chauffeur ebenso wenig mit der Situation umgehen konnte, war für Julian nur ein sehr kleiner Trost, und er schielte nur ein oder zwei Mal aus dem Augenwinkel zu dem Älteren hinüber, der das große Paket, das er mitgebracht hatte, an die Wand lehnte und dann murmelnd das Weite suchte. Im ersten Moment war der Norweger einfach nur erleichtert, dann jedoch machte sich auch ein wenig Enttäuschung breit, denn den Sex konnten sie nun wirklich vergessen. Was auch immer sich an romantischer und sexueller Stimmung aufgebaut hatte, war so ziemlich in dem Moment verpufft, in dem Benjamin sie entdeckt hatte, und das war nun wirklich etwas ärgerlich, denn der Jüngere hatte es durchaus genossen. Irgendwie war es ihnen heute wohl einfach nicht vergönnt gewesen. Zum Glück schien Charles das ganze mit Humor zu nehmen, und war weder auf Julian noch auf Benjamin wütend, es war generell erstaunlich, wie ausgeglichen er war, und Julian hätte gerne behauptete, dass es an ihm lag, dass die Stimmung nun so harmonisch war. Wohlmöglich gehörte das aber auch einfach zu Charles´ Bemühungen, sich indirekt zu entschuldigen. Es war eigentlich auch egal, woran es lag, Julian gefiel es jedenfalls, und so verpuffte die Enttäuschung darüber, dass sie nicht zum Abschluss hatten kommen können, doch recht schnell wieder. Er kuschelte gerne, und die ruhigen Augenblicke, nachdem Benjamin aus dem Penthouse verschwunden waren, waren ganz sicher auch nicht zu verachten. Er ließ sich einfach von dem Älteren mitziehen, sodass er nun wiederum auf ihm lag, sein Gesicht gegen die harte Brust lehnend, auf Charles´ Herzschlag lauschend. Erst jetzt bemerkte der Norweger, wie sehr ihn der Sex erschöpft hatte, auch, wenn sie ihn nicht zuende gebracht hatten, und er schloss kurz die Augen, die Ruhe genießend. Nur aus ganz weiter Ferne schienen die Geräusche der Stadt zu ihnen durch die Fenster zu dringen, die Geräusche von Autos, Sirenen in der Ferne. Aber auf dieser Höhe hielt sich der Geräuschpegel doch sehr in Grenzen und man hörte nur etwas, wenn man sich wirklich darauf konzentrierte. In seiner alten Wohnung hatte er das Gefühl gehabt, bei jeder Schießerei mittendrin zu sein. Es war schön, hier in der Sicherheit einschlafen zu können, dass der einzige, der unerlaubt in die Wohnung kommen könnte, Benjamin war. Charles´ Worte ließen ihn aufblicken, er wurde sofort wieder etwas rot um die Nase, mit seinen Fingern über die Brust des Älteren fahrend.
„Es war mehr als erträglich…..Es hat großen Spaß gemacht“, murmelte er, ihn etwas verschüchtert anlächelnd. Vermutlich war es für den Geschäftsmann schwer einzuschätzen, ob er gerade eine Masche abspielte, ob er nur für ihn so tat, als würde es ihm wirklich gefallen, oder ob er wirklich ebenfalls Lust beim Sex empfand, aber heute war wirklich alles echt gewesen und er hatte ihm keine kleine gespielte Einlage vorgemacht. Er lehnte den Kopf wieder an seine Brust, es hatte etwas ungemein Beruhigendes so dazuliegen, und wären noch ein paar mehr Minuten so ins Land gegangen, dann wäre er ganz sicher einfach eingeschlafen, und der Unternehmer hätte ihn vermutlich ins Bett tragen müssen. Aber seine Worte schreckten ihn wieder auf, er nickte nur, irgendetwas vor sich hinmurmelnd, während er dem Älteren in sein Schlafzimmer folgte. Also musste er auch diese Nacht nicht alleine verbringen, der Gedanke gefiel ihm und zauberte ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. Die warme Dusche lullte ihn nur noch mehr ein, sodass er sich gähnend an den Größeren anlehnte, erneut die Arme um den muskulösen Leib schlingend und sich eng an ihn anschmiegend. Träge schaffte er es noch irgendwie, sich einzuschäumen, aber alles, was er machte, schien beinahe wie in Zeitlupe abzulaufen. Aber es fühlte sich alles angenehm an, und er konnte sich ein zufriedenes Lächeln einfach nicht vom Gesicht wischen.
„Es sollte ab jetzt immer so sein“, murmelte er vor sich hin, mehr für sich, als für den Unternehmer gedacht, bevor er endgültig aus der Dusche stieg und sich in ein Handtuch einwickelte. Er verzog leicht das Gesicht, im Schlafzimmer war es viel kälter als im aufgeheizten Badezimmer, und so war er umso glücklicher, dass Charles ihm anbot bei ihm zu schlafen. Die Körperwärme des anderen würde schon dafür sorgen, dass ihm schnell wieder warm wurde, und so zögerte er nicht lange und folgte dem Geschäftsmann in sein geräumiges Bett. Sofort legten sich seine Arme um ihn, zogen ihn nah an sich heran, aber Julian war schon beinahe vollkommen ins Land der Träume übergegangen, bevor er seinen Lockenkopf auch nur an seine Brust angelehnt hatte, seine Beine zwischen die des anderen schiebend. Er hatte nie wirklich gewusst, was für eine Beziehung er sich eigentlich wünschte, aber wenn ihr Verhältnis so harmonisch bleiben würde, warum sollte er das Ganze dann nicht genießen? Charles gab gut auf ihn Acht, er gab ihm ein Bett über dem Kopf, und vielleicht lag ihm ja auch mehr an dem Norweger als nur der Sex. Julian kam sich umso idiotischer vor, dass er abgehauen war, aber wohlmöglich hatte sie das ganze Drama sogar ein bisschen mehr zusammengeschweißt, und dieser Neuanfang hatte auch irgendwo sein Gutes. Jetzt war sowieso erstmal Schlafen angesagt, und er schlief so tief und fest, dass er nicht einmal merkwürdige Träume hatte. Dennoch bewegte er sich im Bett in der Nacht so viel, dass ihm Charles beinahe etwas Leid tun konnte am nächsten Morgen, doch der schmale Körper fand eigentlich immer wieder zu dem des Älteren zurück, und als es schließlich Morgen war, lag er wieder nah an ihn geschmiegt auf dem Bett, den ganzen Platz, den es eigentlich geboten hätte, verspottend. Er wusste nicht genau, was ihn eigentlich geweckt hatte, eigentlich war alles ruhig wie zuvor, vermutlich war es seine innere Uhr, die ihn zum Aufstehen anhielt. Langsam öffnete er die blauen Augen, sich leicht räkelnd, dabei darauf achtend, dass er Charles nicht weckte, der immer noch neben ihm lag. Dennoch, irgendetwas erschien ihm nicht ganz richtig, draußen wurde es schon langsam hell, und der Dunkelhaarige lag immer noch hier neben ihm im Bett? Er drehte sich vorsichtig um, zum Wecker schielend, der auf dem Nachttisch stand. Die rot blinkenden Zahlen jagten ihm einen kleinen Schrecken ein, er ordnete die Tage im Kopf, aber heute war doch erst Donnerstag, er hatte sich nicht vertan, und der Wecker zeigte längst neun Uhr an. Hastig drehte er sich wieder zu dem Geschäftsmann um, der immer noch schlief. Hatte er etwa wirklich verschlafen? Zuzutrauen wäre es ihm, immerhin war er gestern ebenfalls furchtbar müde und erschöpft gewesen, und mit dem schlanken Leib, der sich so an ihn klammerte, hatte er vielleicht gedacht, er könnte noch ein wenig liegenbleiben und hatte tatsächlich die Arbeit verschlafen. Besorgt drehte der Norweger sich zu ihm um, sich leicht auf die Unterlippe beißend, ihn vorsichtig anstupsend. Seine Lippen suchten die des Älteren, er wollte ihn nicht allzu unsanft wecken und ihm damit die Laune für den ganzen Tag verderben.
„Charles….Charles, wach auf“, summte er ihm leicht entgegen, die Stirn an seine lehnend, seine Finger durch die kurzen dunkeln Haare gleiten lassend.
„Ich glaube du hast verschlafen, musst du nicht zur Arbeit?“, fragte er ihn besorgt flüsternd, als ihn die grauen Augen schließlich verschlafen anblinzelten, sich leicht auf die Unterlippe beißend. Er wollte nicht gleich am ersten Tag, den sie friedlich hinter sich gebracht hatten, schon der Grund sein, weshalb er zur spät zur Arbeit kam und sich Ärger einhandelte.
„Es ist schon nach neun“, wisperte er schuldbewusst, ihn aus sorgenvollen Augen anblickend.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1So Okt 28, 2012 9:11 pm

Zufrieden schielten die grauen Augen zum Stricher herüber, als er anschließend zu ihm ins Bett krabbelte, er hatte sich schon gedacht, dass es ihm ebenso zuwider war die Nacht alleine in seinem Zimmer zu verbringen, wo dich die Möglichkeit bestand der Einsamkeit zu entfliehen. Charles breitete seinen linken Arm aus, ihn anschließend um den schmalen Körper schlingend, näher an sich ziehend. Er glaubte ihm gerne die Worte, dass der Sex mehr als nur erträglich für ihn gewesen war, zumindest dieses eine Mal, selbst wenn sie vielleicht nur kleine Schauspielerei waren, denn ganz wollte er Julian dann doch nicht aufgeben, er hatte große Hoffnungen in ihn, Hoffnungen, dass er sich auch an die anderen Dinge gewöhnen konnte, spätestens dann, wenn er endlich Vertrauen zu dem Geschäftsmann hatte und irgendwann würden ihm vielleicht sogar das Fesseln gefallen…wer wusste das schon, schließlich hatten sie es nur ein einziges Mal ausprobiert und dies leider zu sehr ungünstigen Bedingungen.
Charles stieß einen zufriedenen Seufzer aus, die Lippen auf den blonden Lockenkopf des anderen pressend, er wusste selbst nicht so genau in welche Richtung sie das alles hier führen würde und was genau der Jüngere sich eigentlich von ihm versprach, falls er überhaupt irgendwelche Ansprüche an ihn gehabt hatte und selbst wenn, er war nicht der Mensch, der nach den Wünschen anderer handelte..eigentlich. Vielleicht hatte er es irgendwo satt, auf ewig allein zu sein und jede Sekunde seines Lebens mit seinen eigenen Gedanken zu verschwenden, denen er nur beim Sex entkommen konnte, vielleicht waren auch all die anderen Männer schlichtweg nicht gut genug für ihn, nicht zufriedenstellend, weil sie tatsächlich nur auf ihren Körper reduziert wurden und auch keine weitere Attribute aufwiesen, die dieses Denken in irgendeiner Form umstimmen konnte, das Leben konnte wirklich seltsam wirken und momentan erschien ihm einfach jeder einzelne Moment wie ein ganz neuer Film, verwirrend, doch er wollte gerne wissen wie es weiterging und ob die Verwirrung dauerhaft anhalten würde, auch wenn Charles sich kannte und wusste, dass ihn jedes noch so spannende und Neugier erregende Wesen auch schnell langweilen konnte und er sich nicht mehr damit herumschlagen durfte..es blieb also nur zu hoffen, dass es bei Julian ganz anders war. Doch momentan interessierten ihn all diese Dinge kaum, jetzt war Schlaf beinahe schon wichtiger als alles andere auf dieser Welt. Der Größere schmieg sich etwas enger an den Norweger, einige Male vor sich hinblinzelnd, ehe auch seine Augen zufielen und er in einen traumlosen, festen Schlaf verfiel, so fest, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass sein Nebenmann sich die ganze Nacht über bewegt hatte, er selbst hatte sich nicht einmal auf die andere Seite herumgedreht, lag seelenruhig auf seiner Seite, jede Minute genießend, die er mit schlafen verbringen musste. Es war immer wieder ein gutes Gefühl gewesen, wenn man wusste, dass am nächsten Morgen nichts und niemand auf ihn warten würde und dass sein Wecker nicht wie jeden Morgen um sechs Uhr klingeln würde, damit er die gleichen morgendlichen Rituale vollziehen durfte, nein, diesmal konnte er tatsächlich so lange im Bett bleiben wie er wollte, er war sein eigener Boss und feuern würde er sich ganz bestimmt nicht deswegen und außerdem galt die „Ein-Tages-Krankschreib- Regel“ auch für ihn, nur dass es bei ihm auch mehrere Tage hintereinander sein durften, die er nicht in irgendeiner Form zu entschuldigen hätte. Zusätzlich war der Unternehmer nicht alleine, er wusste, dass der Junge immer noch an seiner Seite lag und morgen sicherlich auch noch dableiben würde und er könnte ihn dazu animieren ein wenig rauszugehen und den Älteren vielleicht ein bisschen eher kennenzulernen, zu verstehen, wie er lebte und wie es war, wenn man den ganzen Tag seine Anwesenheit ertragen musste und nicht nur in den späten Abenden, in denen er ohnehin nicht in Bestform oder gar guter Laune war, denn auch wenn ihm sein Job Spaß machte, mit Problemen hatten sie jedes Mal zu tun gehabt, vor allem mit Waffengeschäften und Drogenhandel außerhalb der vereinigen Staaten konnte nicht alles reibungslos verlaufen und Charles wusste, dass er in einigen Tagen wieder sein Köfferchen packen durfte und ausreisen durfte, einige Geschäfte verlangten einfach persönliche Anwesenheit. Bei der Gelegenheit könnte er dem Stricher vielleicht noch etwas von der Welt zeigen, denn er war sich sicher, dass Julian bis auf Norwegen und den USA nicht viel gereist war, wie denn auch, der Lohn eines Strichers entsprach nicht unbedingt dem Standard eines gut bezahlen Jobs.
Der nächste Morgen war viel zu früh in den westlichen Teil des Landes eingekehrt, der Dunkelhaarige hätte nichts dagegen gehabt noch länger zu schlafen, doch als er plötzlich von jemanden angestupst wurde, war ihm klar, dass das Weiterschlafen sich so erledigt hatte. Es war nicht so, dass er einen besonders leichten Schlaf hatte, aber er war immer darauf vorbereitet gewesen, gestört zu werden und er war paranoid genug um zu erwarten, dass er jeden Augenblick von irgendwelchen Fremdlingen, die seine Kehle aufschlitzen wollten, im Schlaf umgebracht werden konnte. Diesmal jedoch handelte sich lediglich um den kleinen Stricher und er würde wohl kaum mit einem Messer neben ihm liegen und jeden Augenblick darauf warten, um es ihm in die Brust zu rammen. Charles zuckte mit den Mundwinkeln, die Augen etwas stärker zupressend, sich weigernd aufzustehen. Was hatte der Blondhaarige es denn auch auf einmal so eilig ihn zu wecken, war ihm irgendwas Wichtiges eingefallen, was er ihm unbedingt mitteilen wollte?
Als sich die weichen Lippen auf seine legten, brummte der Geschäftsmann zufrieden auf, blinzelte den Jüngeren verschlafen an, ehe sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen legte. „Ich wurde noch nie so geweckt…ich sollte dich öfter hier schlafen lassen..“, brummte er ihm leise entgegen, seine Hand wanderte zum Haar, sanft über die Locken streichend, sie zwischen die Finger gleiten lassend. Sie fühlten sich so weich an, es war erstaunlich.
Gedankenverloren musterten die grauen Augen das androgyne Gesicht des anderen, erst viel zu spät drangen seine Worte in seine Ohren hinein, ergaben erst nach und nach Sinn. Arbeit? Charles zog eine Augenbraue hoch, den Mund einen Spalt öffnend, leise lachend. „Nein, ich muss heute nicht zur Arbeit, ich habe mir frei genommen.“, erwiderte er nach einer Weile beruhigend, seine Finger zu Julians Gesicht wandern lassend, sein Kinn umfassend und etwas näher zu sich heranziehend, ehe er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. „Aber nett, dass du dich sorgst.“, wisperte seine Stimme leise, ihm ein schiefes Lächeln schenkend, anschließend von ihm ablassend, sich gähnend im Bett streckend, dabei einen kurzen Blick auf den Wecker erhaschen. Es war gerade mal viertel nach neun, eine gesunde Zeit und erstaunlicherweise fühlte der Unternehmer sich unglaublich ausgeruht, dass wahrscheinlich weitere Stunden Schlaf ihn nur nu müder gemacht hätten und das wollte er beim besten Willen nicht und trotzdem zögerte er das Aufstehen hinaus, blickte gedankenverloren die hohe Decke über ihn an, die Augen anschließend zu Julian wandern lassend, ihm abermals ein Lächeln schenkend. „Ich habe mir gedacht, dass wir heute ein das Gebäude verlassen..ich habe einiges mit dir vor, aber jetzt sollten wir erstmal was essen. Ich werde uns was bringen lassen.“, Charles richtete sich mit Bett leicht auf, beugte sich über den schmalen Körper, ihn ein weiteres Mal flüchtig küssend, ehe er sich erhob, im Badezimmer verschwindend, sich wenigstens schnell die Zähne putzend, anschließend im Kleiderschrank sich eine neue Boxershorts und eine Jeans über die Hüften streifend, ganz nackt wollte er auch nicht herumlaufen.
Sie mussten nicht lange auf das Essen warten, vielleicht eine halbe Stunde, als die Bediensteten endlich mit einem Servierwagen angerollt kamen, altes Geschirr wegstellend und auf den mittlerweile leeren Tisch alles andere aufbauend, Charles hatte sie vom Rand seiner Lesebrille dabei beobachtet, während er mit aufgeschlagener Zeitung darauf wartete, dass endlich alles fertig waren. Sobald sie verschwunden waren, erschien auch endlich der Norweger, sodass sie gemeinsam frühstücken konnten. Der Appetit des Kleineren gefiel dem Dunkelhaarigen, er musste wirklich einige seiner Mangelerscheinungen wieder aufholen, damit er wenigstens wieder einen gesunden Körper hatte und es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass man selbst, wenn auch indirekt, dafür sorgen konnte. Viele Worte waren nicht gefallen, Charles war ohnehin kein Freund von Morgengesprächen am Tisch, zumal er selbst vertieft im Inhalt seiner Tageszeitung war, hin und wieder die Brille mit dem Zeigefinger zurechtrückend, ab und an an seinem Kaffee nippend.
Als er endlich fertig mit Lesen war, blickten die grauen Augen abermals zum Lockenkopf herüber, wahrscheinlich hatte er ihm zu wenig Information über den heutigen Tag gegeben, nicht, dass er noch Angst bekam er würde sonst wohin mit ihm hinfahren und irgendwelche Dinge tun, die sich seine Vorstellungskraft gar nicht erst ausmalen konnte. Nein, so seltsam war der Mann auch wieder nicht.
„Du brauchst ganz dringend neue Kleidung und ein Anzug könnte sicherlich auch nicht schaden und ich wollte es nicht irgendeinem ahnungslosen Mitarbeiter oder gar dir überlassen..bei aller Liebe, aber du hast sicherlich absolut keine Ahnung von Anzügen.“, seine Lippen formten ein amüsiertes Lächeln während die Finger nebenbei ordentlich die Zeitung zusammenfalteten, neben sich auf den Tisch legend. „Fertig?“, mit fragendem Blick beobachtete er den Jungen dabei wie er den letzten Bissen hinunterschlang, sich anschließend vom Stuhl erhebend, Julian auffordernd auf ihn zu warten, schließlich konnte er wohl schlecht mit einer Jeans hinausgehen, zumindest nicht dahin, wo sie hinfahren würden.
Schnell kramte der Unternehmer einen seiner vielen Anzüge hinaus, entschied sich diesmal für den dunkelblauen, ließ die Krawatte allerdings zu Hause und das Hemd an zwei Knöpfen geöffnet, für die Geschäftsmänner da draußen war genau dies bereits die Definition von lockerer Bekleidung außerhalb ihres Berufs und, obwohl er es ungern zugab, Charles hatte mittlerweile beinahe die gleiche Einstellung gewonnen, aber so verlor der Mann wenigstens nicht an Glaubwürdigkeit und Autorität, auch wenn diese sicherlich auch nicht schwinden würde, würde er sich eine unglaublich hässliche Jogginghose anziehen.
Julian hatte tatsächlich auf ihn gewartet und so konnten sie endlich hinunterfahren. Im Foyer wartete bereits Benjamin auf sie, sichtlich nervös zu den beiden hinüberblickend, als sie den Aufzug verließen. Er hatte vergessen ihn ebenfalls über seine Pläne zu informieren, sodass er wahrscheinlich seit einigen Stunden hier geduldig wartete und sich nicht getraut hatte abermals seine Wohnung aufzusuchen seit der Panne von gestern Nacht, aber Charles wusste, dass sich das bald legen würde, irgendwann könnten sie zurückblicken und darüber lachen, oder wie auch immer dieses Sprichwort lautete. War es überhaupt eines?
„Benjamin, meine Pläne haben sich gestern Nacht geändert. Ich werde dem Jungen heute anständige Bekleidung besorgen, du hast also frei.“, rief er ihm mit sanften Lächeln entgegen, als er ihm ein höfliches ‚Guten Morgen‘ entgegenrufen wollte, wahrscheinlich gefolgt von einer Frage, was sein Chef denn heute wieder mal vor hatte.
Benjamin geriet ins Stocken, blickte erst ihn, dann Julian an, dabei leicht rot um die Nase werdend. „Jawohl, Sir.“, erwiderte er anschließend. „Ich wünsche ihnen viel Spaß.“, fügte der Chauffeur anschließend hinzu, mit den braunen Augen den beiden hinterherblickend, ihnen zum Abschied leicht zuwinkend, ehe sie aus der Drehtür verschwunden waren. Der schwarz glänzende Mercedes hatte bereits auf die beiden gewartet, eigentlich war es nicht die Art des Dunkelhaarigen sich selbst ans Steuer zu setzen, wenn es sich nicht gerade um seine eigenen Angelegenheiten handelte, aber diesmal war es wohl das beste, dem peinlichen Schweigen zu entfliehen, denn es war sowohl dem Blondhaarigen als auch seinem Angestellten immer noch unangenehm gewesen, sie brauchten sicher ein klein wenig Verdrängungszeit.
Geduldig wartete er darauf, dass der Stricher sich auf den Beifahrersitz fallen ließ ehe er selbst ins Wageninnere stieg, sich schnell anschnallend, anschließend das Schlüssel ins Zündschloss steckend, den Motor mit einem Dreher anschmeißend, seine Augen kurz zum Gelockten schweifen lassend, ehe er langsam sein Zuhause verließ, auf die wie immer belebte Straße fuhr. Im Hintergrund summte das Radio leise vor sich hin, erfüllte das Auto mit neuen Pop- Songs, die der Unternehmer nicht mehr hören konnte, ihm reichte schon die Musik in seinen Lokalen aus, irgendwann begann man einfach jedes Lied zu hassen, aber Charles war gut darin Dinge zu ignorieren und auszublenden, sodass er das Radio anbehielt, sich weiter seinen Weg durch den Straßenverkehr bahnend, ehe sie endlich ein Viertel erreichten, dass der Ältere selbst oft genug aufgesucht hatte, er brachte seinen Wagen bei einem in rot- weiß- gestreifter Weste gekleideten Mann zum Stehen, langsam aus dem Auto kletternd. Er beobachtete den Jungen dabei, wie er Julian rasch die Tür öffnete, sie anschließend freundlich begrüßend. Charles schmiss ihm den Schlüssel entgegen, den er, und er war wirklich überrascht, mit einer Hand auffing. „Sieh zu, dass der Wagen kratzerfrei bleibt.“, rief er ihm entgegen, den jungen Mann ernst anblickend, ehe er um den Wagen herumging, sich zu Julian gesellend. Er vertraute niemanden seinen Mercedes an, doch er würde ihn auch nicht an irgendeinem Straßenrand parken, nicht, wenn kein anderer Mensch auf ihn Acht hab und weil Benjamin nun zu Hause war, musste er leider auf diese Ausweichmethode greifen. Seine schmalen Lippen formten ein breites Lächeln, als sich sein Blick mit dem des Norwegers traf. „Dann wollen wir dir mal neue Kleidung besorgen, einige Läden weiter ist ein gutes Lokal, er ist nichts für mich aber für das junge Volk wahrscheinlich genau das Richtige, komm.“, der Dunkelhaarige setzte einen Fuß vor dem anderen, gefolgt von dem Jüngeren, der wohl das erste Mal diesen Teil San Franciscos begutachten durfte „Das hier ist die Burlingame Avenue, eine Einkaufsstraße für Leute meines Formats und ab heute ein Ort, wo du in Zukunft deine Bekleidung kaufen wirst“, fügte der Ältere anschließend erklärend hinzu. Er mochte es Menschen in eine andere Welt zu bringen und in diesem Falle sogar in eine viel bessere, alleine schon wie die großen Augen alles bewundert anblickten, stimmte den Geschäftsmann mehr als nur zufrieden. Der Tag würde wahrlich ein Erfolg werden, da war sich Charles sicher.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mo Okt 29, 2012 8:28 pm

Die Röte stieg dem Norweger erneut ins Gesicht, da hatte sich der Geschäftsmann für ihn extra einen Tag frei genommen, und was tat er? Weckte ihn einfach viel zu früh. Wie immer, wenn er unruhig war, biss er sich auf die Unterlippe, den Älteren entschuldigend anblickend. Wenigstens hatte es ihm gefallen, dass er ihn so umsichtig geweckt hatte, Julian hatte den Tag nicht von vornherein ruinieren wollen, und er schenkte ihm ein erleichtertes Lächeln, froh darüber, dass er immer noch so guter Dinger zu sein schien wie gestern Abend. Und so anhänglich war er anscheinend auch noch, und der Stricher ließ sich gerne darauf ein, ein Stück näher zu ihm heranrutschend, seine Lippen auf die von Charles legend, zufrieden aufseufzend.
„Ich schlaf gerne öfter hier“, sagte er neckend, die Augen noch einmal kurz schließend. Er war nicht mehr müde, obwohl es noch verhältnismäßig früh am Morgen war, war er ausgeschlafen, das hieß jedoch nicht, dass er das warme Bett und damit die Nähe des Unternehmers schon so schnell verlassen wollte. Wenn man ihn ließ, dann war er ein ziemlicher Morgenmuffel und blieb gerne lang im Bett, doch da Charles anscheinend noch Pläne für den Tag hatte, konnten sie wohl doch nicht den ganzen Tag im Bett liegen und vielleicht sogar den unterbrochenen Sex von gestern Abend nachholen. Neugierig schielten die blauen Augen zu ihm hinauf, darauf wartend, dass er seine Worte ein wenig erläuterte, sicherlich konnte sich auch Charles nicht so ohne Weiteres einfach freinehmen, nur, um einen Tag lang nichts zu tun, aber für den Moment ließ er ihn noch im Dunkeln, und Julian wollte ihn eigentlich auch gar nicht drängen. Mit dem Tattoo hatte er ganz bestimmt die unangenehmste Vorsichtsmaßnahme schon hinter sich gebracht, und wenn er sich nicht ganz täuschte, ging es bestimmt nur um das Klamotten kaufen, von dem jetzt schon mehrmals die Rede gewesen war. Er blickte dem Älteren etwas wehleidig hinterher, als er aufstand und sich anzog, aber sein Magen grummelte schon ein wenig vor sich hin, und da war es wohl doch ganz gut, wenn sie gleich frühstückten. Er räkelte sich noch eine Weile im Bett, Charles immer wieder verstohlen beobachtend, wenn er durchs Zimmer ging. Er war zwar ein wenig nervös, was sie denn heute noch so vor hatten, denn auch, wenn sich ihr Verhältnis gerade um etwas mehr als Sex zu drehen schien, war das nach wie vor der Hauptgrund, weshalb er hier war, und nach dem verpatzten Mal von gestern würde Charles heute sicher verstärkt auf ein weiteres Mal Wert legen, zumal sie heute sogar den ganzen Tag zusammen hatten und sich nicht auf den Abend beschränken mussten. Aber was Julian verspürte, war weniger ängstliche Nervosität als Vorfreude, denn er hätte gerne noch ein Ende für das, was sie gestern angefangen hatten. Merkwürdig eigentlich, all die Jahre hatte er Sex eher mit etwas negativem verbunden, aber jetzt hätte er Charles am liebsten schon vor dem Frühstück noch wieder zu sich ins Bett gelockt. Widerwillig entschloss er sich aber schließlich auch aufzustehen, ins Wohnzimmer huschend, wo seine Kleidung immer noch auf dem Boden herumlag, so, wie der Geschäftsmann sie ihm gestern vom Leib gerissen hatte, sie eilig anziehend, bevor auch er im Badezimmer verschwand um sich zu waschen und die Zähne zu putzen. Bis er damit fertig war, hatten irgendwelche Angestellten schon das Frühstück gebracht, und Julian betrachtete es voller Vorfreude aus großen Augen, schnell noch seine Medizin nehmend, er wollte dem Unternehmer immerhin beweisen, dass er an solche Dinge dachte. Besonders gesprächig war er beim Essen nicht, aber der Norweger war sowieso damit beschäftigt, möglichst viel von den leckeren Brötchen in sich hineinzuschaufeln, er musste wohl doch ein wenig aufpassen, dass er nicht zu fett wurde. Er sah auf, als Charles doch das Wort ergriff, wie er sich schon gedacht hatte, sie wollten Kleidung kaufen gehen, und ihm sollte es recht sein. Er hatte bis jetzt zwar nie großen Wert auf solche Dinge gelegt, Hauptsache, die Sachen passten und waren nicht allzu kaputt, doch die Aussicht auf wirklich schöne Kleidung ließ ihn fast ein wenig hibbelig werden. Umso erstaunter war er, als der Geschäftsmann irgendetwas von einem Anzug erzählte. Er hatte sicherlich recht, Julian hatte absolut keine Ahnung von Anzügen, aber wieso denn auch?
„Wozu brauch ich denn überhaupt einen Anzug?“, fragte er skeptisch. Immerhin war er nur Charles´ Gespiele, oder würde er ihn etwa zu irgendwelchen offiziellen Anlässen mitnehmen? Julian war davon ausgegangen, dass er die meiste Zeit hier in der Wohnung oder mit Benjamin zusammen verbrachte, an den Gedanken hatte er sich beinahe schon gewöhnt, aber vielleicht hatte der Dunkelhaarige doch noch andere Pläne mit ihm. Er zuckte schließlich resignierend mit den Schultern, darauf wartend, dass Charles sich umgezogen hatte. Er blickte seufzend an sich herunter, es war wohl wirklich Zeit, dass er andere Kleidung trug, denn wenn Charles schon das Bedürfnis hatte, sich feiner anzuziehen, wie heruntergekommen würde er dann erst wirken dort, wo sie gleich hinfahren würden? Er konnte nur hoffen, dass die seine Begleitung ihn vor bissigen Kommentaren schützen würde. Bis sich die Aufzugtüren öffneten hatte er ganz vergessen, dass Benjamin unten im Foyer auf sie warten könnte, eventuell genauso besorgt wie Julian heute morgen, doch als er das bärtige Gesicht erblickte, nahm sein Gesicht gleich wieder einen tiefen Rotton an. Er war doch ein bisschen froh, dass der Chauffeur sie heute nicht zu fahren schien, denn noch war noch nicht genug Zeit vergangen, als dass Gras über den kleinen Zwischenfall hatte wachsen können. Julian starrte sofort zu Boden, dem anderen nur ein leises „Guten Morgen“ zumurmelnd, sich kurz bei ihm bedankend und dann noch vor Charles durch die Drehtür rauschend und sich in den edlen Luxuswagen setzend. Es wirkte beinahe etwas ungewohnt, den Geschäftsmann selbst fahren zu sehen, der Norweger erwischte sich selbst dabei, wie er häufiger ihn beobachtete als die Gegend, in der sie sich aufhielten, dabei gab es hier doch viel zu sehen. In so einer noblen Gegend hatte sich Julian ganz sicher noch nie aufgehalten, selbst den Passanten hier konnte man ansehen, dass sie Geld hatten, und der Kleinere wäre am liebsten gar nicht ausgestiegen, als ihm irgendein Carboy die Tür aufhielt. Er fühlte sich hier fehl am Platz und blieb sofort nah bei Charles, allerdings nicht wissend, ob er in diesem Umfeld gerne wollte, dass Julian sich bei ihm einhakte oder gar seine Hand hielt, und aus Angst vor einer Abfuhr ließ er es lieber gleich bleiben.
„Ich fühl mich hier ganz verkehrt….Schauen mich die Leute etwa an?“, fragte er etwas ängstlich, sich unwohl umsehend, aber viel zu schnell hatten die prunkvollen Auslagen in den Schaufenstern seine Aufmerksamkeit geweckt, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie zu besagtem Laden kamen, denn Julian drückte sich zuvor beinahe an jedem Schaufenster die Nase platt. Es war ungeheuerlich, wie luxuriös hier alles war, von Kleidung über Haushaltsgegenstände, Möbel und Technik. An einigen Dingen standen Preisschilder, und es verschlug dem Stricher schier die Sprache, wie viel Geld man hier für die banalsten Dinge verlangen konnte. Allein der Gedanke, dass Charles sich hier auch nur irgendetwas kaufen konnte, gab ihm so langsam eine Vorstellung davon, wie reich er wirklich sein musste.
In dem Laden, zu dem Charles ihn als erstes brachte, war aufgrund der etwas merkwürdigen Uhrzeit zum Glück noch nicht viel los, sodass sie ihre Ruhe hatten, abgesehen von dem Verkäufer, der ihnen seit dem Betreten des Ladens nicht mehr von der Seite wich. Julian kam kaum mit, nachdem ihm der junge Mann, der ganz sicher nur sechs oder sieben Jahre älter war als er selbst, einige Fragen zu seinem sonstigen Kleiderschrank gestellt hatte, begann er ihn schier mit Kleidungsstücken zu überhäufen, die er für die Augen des Strichers beinahe wahllos von den Kleiderständern nahm, bis man ihn schließlich vollbepackt in eine Umkleidekabine schob, die eigentlich schon beinahe ein kleines Zimmer war. Die Sachen fühlten sich allein schon beim Anziehen viel angenehmer an als alles, was Julian je besessen hatte, und fast alles, was der Verkäufer für ihn herausgesucht hatte, gefiel dem Norweger eigentlich auch. Vom Stil her war es gar nicht wirklich anders als das, was er sonst im Kleiderschrank gehabt hatte, aber man konnte sofort sehen, dass es nicht der Billigkram war, den er sonst angehabt hatte. Sie saßen auch viel besser, wobei man doch gestehen musste, dass vieles dem abgemagerten Stricher einfach noch zu weit war. Er hatte gerade ein Outfit an, bei dem das der Fall war, das er aber aufgrund der Bequemlichkeit eigentlich gleich anlassen wollte.
„Ich wird da sicher noch reinwachsen“, murmelte er mit einem entschuldigenden Lächeln, die Nase in den hochgeschlagenen Kragen der Lederjacke drückend. Der Verkäufer schien furchtbar angetan von ihm zu sein, immer wieder an ihm herumzupfend, sodass er schon einige giftige Blicke von Charles geerntet hatte, und Julian musste sagen, dass es ihm sogar ein wenig gefiel, wie eifersüchtig der Geschäftsmann war, weshalb er den Verkäufer auch einfach gewähren ließ.
„Schonmal daran gedacht, in der Modelbranche einzusteigen?“, fragte der hochgewachsene Mann ihn schließlich wie nebenbei, auf Julians erstaunt-geschmeichelten Blick und sein Kopfschütteln hin nur lächelnd, ihm eine Visitenkarte in die Hand drückend, bevor er die ganzen neuen Kleidungsstücke mit sich zur Kasse nahm, abgesehen von dem, was Julian gerade anhatte. Er wollte die Sachen gerne anbehalten, denn so fühlte er sich etwas weniger schlecht hier aufgehoben. Außerdem war schon seit langem keiner mehr so nett zu ihm gewesen wie der Verkäufer, dessen Namensschild Julian verriet, dass er Philipp hieß. Er drehte die Visitenkarte in den Händen, er wollte eigentlich nicht so ganz genau wissen, wie viel Geld da gerade hoch aufgetürmt auf dem Ladentisch lagen. Nur einmal kurz hatte er den Blick auf das Preisschild gewagt, und das hatte ihn schon bei einem Hemd schierweg ungehauen, sodass der Preis für all die Kleidungsstücke immens sein musste. Beinahe hatte er schon ein schlechtes Gewissen, aber vermutlich war das für Charles nicht der Rede wert.
„Meinst du, Philipp hat Recht? Vielleicht könnte ich sowas ja wirklich nebenbei machen“, murmelte er leicht vor sich hin, hin und wieder zu Philipp hinaufblickend, ihm ein leichtes Lächeln schenkend. Vermutlich hatte der Verkäufer keine Ahnung, was für ein Verhältnis zwischen Julian und dem Geschäftsmann herrschte, vielleicht dachte er ja auch, Julian wäre sein Neffe oder so etwas in der Art, und der Norweger hatte zugegeben Spaß daran, den Unternehmer ein bisschen zu reizen.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Mo Okt 29, 2012 11:43 pm

Die anderen Leute, die hier und da die Straße entlang gingen oder in einen der zahlreichen Läden hineinhuschten, bemerkte der Unternehmer gar nicht so wirklich und wenn sie wirklich irgendwelche schiefen Blicke den beiden zugeworfen hatten, dann konnten sie dies gerne weiterhin tun, Charles machte sich nichts daraus und es war ihm ehrlich gesagt auch schlichtweg egal, ob seine Begleitperson hierher hineinpasste oder auch nicht, so betrachtete passte er ja auch nicht ganz zu ihnen, wenn, dann wohl äußerlich, schließlich war er weder ein streng konservativer Republikaner, noch sonst in irgendeiner Form schrecklich versteift und altmodisch. Belustigt wanderten die hellen Augen zu dem Stricher herüber. „Hier läuft selten solches Frischfleisch herum…das irritiert die Bürgerschaft.“, erwiderte er neckend, seine Hand um die Taille des Jüngeren schlingend, ihn etwas näher an sich heranziehend. Sicher gaben sie ein seltsames Bild ab, schließlich war der Lockenkopf um Einiges jünger als er selbst, sodass sicherlich einige sichtlich abgeneigt wären, würden sie wissen, was sie alles miteinander trieben, aber der Unternehmer war sowieso kein Freund von öffentlicher zur Schau Stellung, schließlich hatte es niemanden zu interessieren, womit und mit wem er seine freie Zeit verbrachte, nur dieses eine Mal ließ er es für einen kurzen Moment zu, dass all die anderen Verdacht schöpfen konnten und gleichzeitig bemerkten, dass dieser Junge ganz ihm gehörte und keinem anderen auf dieser Welt, ließ jedoch nach einer kurzen Weile wieder von ihm ab, ihm ein leichtes Lächeln schenkend, während die Beine ihn weiter vorantrugen.
Es war ein guter Tag, zur Abwechslung wirkte die Stadt um sie herum wieder so, wie sie auch sein sollte- typisch kalifornisch und sonnig, ohne dass eine noch so kleine Wolke diese Idylle stören wollte, auch wenn die Temperaturen sicherlich für jeden Bewohner San Franciscos immer noch ein wenig zu kühl waren und sie sich in dünne Jacken und Pullover hüllten. Wer mochte auch 60 Grad?! Jedoch musste der Ältere gestehen, dass das viele Reisen innerhalb der Staaten und auch außerhalb seiner Heimat ihm eigene gewisse Resistenz geschenkt hatte, sodass er ohne weitere Kälteerscheinungen mit seinem Jackett und seinem leicht geöffnetem Hemd stolzieren konnte, den Wind auf der nackten Haut genießend, der von der Küste aus zu ihnen zuwehte. Es gab wirklich keine andere Stadt, die so einzigartig war, auch wenn er sich schon so oft darüber Gedanken gemacht hatte, einfach auf die andere Seite zu ziehen, dort, wo er vielleicht sogar richtiges Weihnachten feiern konnte, auch wenn er bis jetzt wahrscheinlich nur sechsmal in seinem Leben dieses Fest ernsthaft gefeiert hatte, irgendwann war einfach keine Zeit mehr für solche Events gewesen und ohne Familie oder irgendwelche Freunde war es lächerlich sich einen geschmückten Plastikbaum ins Penthouse zu stellen. Benjamin und er genehmigten sich nur gerne einige Flaschen des Guten Scotch Whiskeys, den der Geschäftsmann gerne in seiner Bar für besondere Ereignisse lagerte. Ob es diesmal genauso werden würde?
Gedankenverloren richtete der Ältere seinen Blick nach vorne, hin und wieder zum Stricher schielend, leise lachend, als er die großen Augen des anderen erblickte, die erstaunt und fasziniert über all die Schaufenster und Läden waren und gar nicht wussten, wo sie zuerst hinblicken sollten. Irgendwie konnte sich Charles nie für solche Dinge begeistern, selbst, als er versucht hatte aus dem Nichts, was sein Leben auszeichnete, etwas zu machen, fühlte er nicht die große Begeisterung, als der Erfolg schlussendlich erlangt war. Für ihn war es ein selbstverständliches Resultat, alles andere hätte ihn wahrscheinlich aus der Bahn geworfen und viel tiefer sinken lassen. Mittlerweile war es normal, es war sein Leben, er bewegte sich in dieser Gesellschaft und wollte sie auch nicht so schnell verlassen, denn er wusste, wie es weiter unten aussah und womit er sich dort herumprügeln müsste und das wollte er beim besten Willen nicht mehr. „Sieh einer an, da ist er ja.“, murmelte der Grauäugige nach einer Weile lächelnd, als sie endlich den Laden für junge Männermode erreicht hatten. Er war nicht groß, besaß aber dennoch beachtlich viel Auswahl für jeden Anfang zwanzig und wahrscheinlich auch für das Volk, das noch jünger war. Charles stieß ein leises Seufzen aus, sich am Kopf kratzend als sein Blick zu all den Klamotten wanderten, die hier und da perfekt an den Mannequins anlagen oder fein säuberlich in den Regalen gefaltet nur darauf warteten anprobiert zu werden. Er schenkte dem Verkäufer ein freundliches Lächeln, als er sofort zu ihnen herantrat, sie begrüßend. Heiliger Gott, kam er sich alt vor..waren wirklich so viele Jahre schon vergangen, dass er wie ein alter Greis skeptisch einige Kleidungsstücke betrachten musste und sich fragte welcher Moderichtung sie entsprungen waren?!
Der Dunkelhaarige beschloss sich nicht weiter um die Sachen zu kümmern, er hatte sich einfach viel zu sehr an seine Anzüge gewöhnt, als dass er sich vorstellen konnte, je in solch einem Fummel herumlaufen zu können, der ohnehin nicht für Männer seines Alters gedacht waren und dem Verkäufer, der wohl modischer und schwuler nicht sein konnte, war dies anscheinend auch bereits aufgefallen, denn er kümmerte sich kein bisschen um den Unternehmer, sprang sofort zu Julian, ihn mit Kleidern überhäufend, dabei nicht von seiner Seite weichend. Unmerklich knirschte der Ältere mit den Zähnen, zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen, ehe er sich auf einige der weichen Ledersitze fallen ließ, nicht weit neben den Umkleidekabinen, viel mehr konnte er ohnehin nicht tun, schließlich hatte er weder das modische Wissen, noch das Interesse an all den Dingen, die man dem Blondhaarigen präsentierte und anschließend aufforderte, sie anzuprobieren, doch gefiel es ihm nicht, wie der anscheinend einzige Arbeiter hier jedes Mal die Nähe zum Stricher suchte. Sicher, ein gutes Verhältnis zwischen Kunde und Verkäufer war gut und etwas Vertraulichkeit konnte nie schaden, aber so vertraulich musste er dann auch nicht sein.
Und auch als Julian wieder aus der Kabine hinauswanderte, konnte der Angestellte wohl nicht die Finger von ihm lassen. Wenn er beim ihm gearbeitet hätte…oh, er wollte sich gar nicht ausmalen, was dann mit ihm geschehen wäre. Finster blickte er den Mann, den man anscheinend mit dem Namen Philipp getauft hatte, an, seine Augen verengten sich zu einem Schlitzen. Was wagte er es, hatte er etwa geglaubt, dass Charles so etwas wie sein Vater war? Oh, das wäre ja die Höhe, wenn man ihn auch noch älter einschätzte als er eigentlich war. Nein, so etwas kam ihm nicht in die Tüte und Julian sollte sich zur Hölle nochmal nicht auf dieses Geplänkel einlassen. Wenn das mit jedem jüngeren Kerl so abgehen müsste, würde er es sich nochmal anders überlegen mit dem Ausgehen. Es war kein Geheimnis, dass der Größere schrecklich eifersüchtig war und dass er besonders bei seinem Eigentum viel empfindlicher wirkte als man es vielleicht von einem Mann seiner Größe erwartet hätte. Doch er hatte das Recht auf Eifersucht und er konnte es sich erlauben mit den Menschen grob umzugehen, die diese provozierten, wie dieser Kerl es gerade tat. Mit argwöhnischen Augen betrachtete er die Visitenkarte, die nun zwischen den Fingern des Kleineren lag. Er wollte beinahe verächtlich aufschnauben, verkniff es sich jedoch, sich langsam vom weichen Leder des Sitzes erhebend, als Philipp zur Kasse verschwunden war, mit langen Schritten auf Julian zumarschierend, ihn einen Moment lang ernst anblickend, anschließend eine Augenbraue hochhebend. „Nebenbei? Die Modellkariere ist mehr als nur nebenbei, Julian, das ist harte und lange Arbeit..“, entgegnete der Ältere skeptisch, seine Hände auf den schmalen Schultern des Norwegers platzierend, ihm nach einer Weile ein leichtes Lächeln schenkend. „Irgendwann vielleicht, aber jetzt möchte ich dich viel lieber länger bei dir haben, als dich durch die Welt touren zu sehen.“, fügte Charles mit leiser Stimme hinzu. „Du siehst gut aus..“, er umfasste das Kinn des Strichers, sich leicht herüberbeugend, ihm anschließend einen sanften, langen Kuss auf die Lippen drückend. Seine Augen schielten kurz zum Verkäufer, der in diesem Augenblick zu den beiden aufschaute, konnte sein selbstgefälliges Lächeln in dem Moment nicht verkneifen, erst wenig später vom Blondhaarigen ablassend, breit grinsend, Julians Hüfte umfassend, anschließend zur Kasse schlendernd, den Jungen dabei etwas enger zu sich heranziehend, seine Lippen auf den Lockenkopf drückend, während Philipp hastig die Einkäufe in große, hochwertige Beutel packte. Beim nächsten Mal würde er sich nicht einfach so wahllos auf den Norweger stürzen, jetzt, wo Charles offiziell sein Revier markiert hatte und es dem Verkäufer so unangenehm wie möglich gestaltet hatte. „Das macht dann 9875, 98 Dollar.“, murmelte der Mann monoton, immer noch freundlich lächelnd, auch wenn der Unternehmer merkte, wie die Mundwinkel ein klein wenig nach unten gerutscht waren, als er ihn erwartungsvoll anblickte. Der Größere zückte sein Portemonnaie aus der Innentasche seines Sakkos, eine silbern schimmernde Karte hinausziehend, sie mit den langen Fingern dem Verkäufer stumm reichend, welche sogleich über das Kartenlesegerät gezogen wurde und wenige Sekunden später wurde die Zahlung auch endlich erfolgt. Philipp wünschte ihnen noch einen schönen Tag, als sie den Laden verließen, der Unternehmer erbarmte sich eine Tüte selbst zu tragen, während er die andere dem Gelockten überließ. „Ich hoffe du bist zufrieden mit den Sachen.“, murmelte er nachdem sie wieder an der frischen Luft waren, seinen Gang weiter die Straße entlang fortsetzend. Die grauen Augen huschten zur Armbanduhr des Kurzhaarigen, mit nachdenklichem Blick das Ziffernblatt betrachtend. Ihm war der Aufenthalt im Laden viel länger vorgekommen als er eigentlich war, doch das war auch gut so, so konnten sie sich wenigstens bei seinem Schneider länger Zeit lassen, denn ein Anzug verlangte Präzision und Feingefühl, sonst würde er nicht gut an dem Körper anliegen und dies wollte nun wirklich keiner und es wäre auch eine Schande gewesen, würde Julian so herumlaufen wie jemand, der sich nichts Anständiges leisten konnte, auch wenn Charles sich sicher war, dass er schon eine Weile lang bei ihm arbeiten müsste, damit er sich alleine so ein Teil leisten konnte.
Sie mussten ein Stückchen länger gehen und schlussendlich die Straße überqueren bis sie einen kleinen Laden erreicht hatten, der auf den ersten Blick so wirkte, als würde er kaum etwas verkaufen, doch alle Utensilien, die man benötigt hatte, befanden sich hinter einer kleinen, geöffneten Holztür, wo auch eigentlich das Leben stattfand. „Aaah, Mr. Richards!“, ein breites Lächeln legte sich auf dem faltigen Gesichts eines älteren Mannes, der über seine halbmondartige Brille hinweg zu den beiden Gestalten blickte, als sie seinen Laden betraten. Charles erwiderte das Lächeln rasch, die ausgestreckte Hand des Alten umfassend, sie anschließend schüttelnd. „Bernardo, schön Sie wiederzusehen.“, seine Augen fixierten die dunklen des anderen, dessen Haaranteil bereits stark zurückgegangen war, nur noch an den Seiten erkannte man einige tiefschwarze Strähnen, die gleiche Farbe wie auch die feinen Härchen seines Schnauzers, der jedes Mal bebte, wenn der Mann mit ihnen sprach, mit starkem italienischen Akzent, doch es war kein Geheimnis, dass die besten Anzüge nun einmal von den Händen eines Italieners gemacht werden mussten, nicht einmal die Pariser Mode konnte da in irgendeiner Form mithalten. „Brauchen Sie etwa wieder einen neuen Anzug, also ich bin erstaunt…was machen Sie nur immer mit den anderen.“, seine Blick ruhte überrascht auf dem Gesicht des Unternehmers, der leise lachend seinen Kopf schüttelte, anschließend in die Richtung des Strichers deutend. „Diesmal wird meine Bekleidung eine brauchen, denken Sie, sie können es arrangieren.“
„Oh bitte, der alte Bernardo kann alles, dann wollen wir doch gleich an die Arbeit gehen.“, die kleinen Augen des Schneiders huschten zu Julian, ihm ein sanftes Lächeln schenkend, ehe er um die Theke herumging, den Arm des jungen Mannes packend. Er war einen halben Kopf kleiner als der Norweger und unter seiner fein geschneiderten Weste wölbte sich ein leichter Bauch, doch der Mann war flink und verstand etwas von seinem Handwerk. „Und Sie sind?“, fragte er anschließend neugierig zum Blondhaarigen hochschauend, die Antwort jedoch von Charles bekommend, der ihm den Namen des Norwegers hinterherrief. „Gut, Julian, dann stell‘ dich bitte dahin.“, er deutete mit dem Finger auf das freie Stück Holzboden, sich anschließend all seine Utensilien aus einem großen Tisch holend, sich wieder zu dem Jüngeren gesellend.
Nachdem die wahrscheinlich zu lange Prozedur endlich hinter sich gebracht wurde, ließ der Italiener den Jungen auch endlich frei, der die ganze Zeit über unter den belustigten Blicken des Geschäftsmannes leiden durfte, der wahrscheinlich zum ersten Mal solch einen Anblick genießen durfte. Krawatte würden sie wo anders kaufen, wie auch Schuhe, doch das hatte seine Zeit. „Der Anzug wird in fünf Tagen fertig sein.“, sagte der Mann anschließend, als sie wieder den Nebenraum langsamen Schrittes verließen. Charles bedankte sich lächelnd bei dem Mann, ließ Julian schon mal mit den Tüten vorgehen, selber vorher noch bezahlend. Maßgeschneiderte Kleider waren immer viel teurer und das war dem Lockenkopf wahrscheinlich bewusst, dennoch brauchte er nicht den vollen Preis zu erfahren, außerdem erledigte der Mann so etwas gerne mal in Ruhe.
Nach wenigen Minuten hatte er sich endlich von dem älteren Herren verabschiedet, hinausschlendernd, abermals die Taille des Jüngeren umfassend, ihn anlächelnd. „Wir sollten langsam etwas essen, hier gibt es einen guten Laden, wo wir uns mit einigen Dingen eindecken können und dann…dann fahren wir zum Hafen.“, Charles war viel zu gutlaunig, als dass er es bei einer einfachen Shopping- Tour mit den Gelockten belassen wollte, er wollte ihm ein bisschen mehr von seinem Leben zeigen, ohne dabei die Schattenseiten aufzudecken, vor denen er ihn ohnehin, so lange wie es ihm möglich war, bewahren wollte, und es würde den beiden wohl nicht schlecht tun, wenn sie sich ein wenig mehr auf sich und ihr eigenes Wohlergehen achteten und alles andere für einen Moment ignorierten. Der Dunkelhaarige suchte einen kleinen Käseladen auf, gefolgt von Wein und noch so vielen anderen kleinen Läden, die alle nur auf eine besondere Sache spezialisiert waren, sodass er am Ende mit genügend französischen Dingen beladen war, die zumindest ihren Hunger stillen würden.
Alles Eingekaufte wurde auf dem Rücksitz des vorgefahrenen Mercedes verstaut, Charles schenkte dem Jungen ein ordentliches Trinkgeld, alleine schon dafür, dass der Wagen immer noch wie neu aussah und nach dem prüfenden Augen des Geschäftsmannes zu urteilen auch keine Mängel aufzuweisen schien.
Die Fahrt zum Hafen hatte etwas länger gedauert, alleine schon aufgrund des dichten Verkehrs, der etwas an den Nerven es Älteren nagte, jedoch seine Laune nicht vermiesen konnte. Vorsichtig stellte er das Auto vor dem Bootshafen ab, neben all den anderen schicken Karosserien. Er wusste, dass der Platz rund um die Uhr bewacht wurde, trotzdem fühlte er sich unwohl dabei, ihn hier stehen zu lassen. Charles warf noch einen letzten Blick auf das glänzend schwarze Auto, beinahe wehleidig blieben die Augen daran klebten, ehe er sie rasch nach vorne wandern ließ. Vor ihnen erstreckten sich viele, große Yachten, alle gehörten sie irgendwelchen reichen Menschen, Prominenten und Politikern. Einige waren riesig, andere hingegen eher klein. Seine eigene war nicht sonderlich herausragend riesig, aber sie erfüllte ihren Zweck, nicht selten hatte er hier irgendwelche Veranstaltungen erlassen um sich Geschäftspartner zu angeln und keiner bis jetzt hatte sich über die Größe des Bootes beschwert. Mit einer Handbewegung deutete der Dunkelhaarige auf sein Boot, ein schiefes Lächeln umrahmte das markante Gesicht. „Das ist Jenny, wohl die einzige Frau in meinem Leben, die mich nie im Stich gelassen hatte.“, raunte er mit leiser Stimme, gefolgt von einem kehligen Lachen, ehe er dem Stricher bedeutete, das Boot zu betreten. „Ziehe dir vorher bitte die Schuhe aus.“, forderte Charles ihn auf, sein eigenes Schuhwerk von den Füßen ziehend, sie säuberlich danebenstellend, ehe er seiner Begleitung dicht gefolgt ins Boot folgte. „Möchten wir etwas rausfahren, oder doch lieber hier bleiben?“, seine grauen Augen wanderten kurz zu Julian, die Sachen schnell ablegend, die Hände in die Hüften stemmend, den Wind genießend, der die feine Meeresluft zu ihnen brachte. „Im Sommer ist es hier sogar noch toller, es würde dir bestimmt gefallen.“

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Di Okt 30, 2012 7:44 am

Es machte Spaß, von allen Seiten ein wenig umworben zu werden, Julian war so etwas sonst nicht gewohnt. Sicher, die Männer hatten ihn sonst auch gewollt und ihn als sein Eigentum betrachten wollen, aber diese Angelegenheit hatten sie gewöhnlich schnell mit Geld geregelt, anstatt sich wirklich Mühe zu geben ihn zu umwerben. Der Verkäufer hatte wohl doch ein wenig Pech, dass er sich mit Charles angelegt hatte, der Norweger blickte auf, als dieser zu ihm hinübertrat, ihn aus großen blauen Augen anschauend. Ein wenig verstimmt schien er schon zu sein, und er hoffte, dass er mit seiner kleinen Aufwiegelei nicht doch die gute Laune verdorben hatte.
„Oh, ich…..tut mir Leid, ich wollte mich natürlich nicht direkt von dir absetzen“, murmelte er schuldbewusst, doch anscheinend hatte Charles viel zu großen Spaß daran, Philipp eine reinzuwürgen, dass er gar nicht daran dachte, weiter zornig auf den Stricher und seine kleine Provokation zu sein. Auf sein Kompliment hin lächelte er ihn breit an, sich ein wenig zu ihm hochstreckend, den langen Kuss genießend, einen Arm um Charles´ Taille schlingend, sich zufrieden von ihm mitziehen lassend. Er hatte kein Interesse an dem Verkäufer gehabt, sicher, er sah nicht schlecht aus, schien nett zu sein und war auch mehr in seinem Alter als der Geschäftsmann, doch irgendwie war er dann doch nicht ganz sein Typ. Vielleicht brauchte Julian einfach jemand stärkeren, männlicheren an seiner Seite, und das war der Verkäufer nun wirklich nicht. Er wirkte doch ziemlich zerknirscht, als er die beiden so eng umschlungen sah. Sicherlich hätte der Unternehmer sich nicht so in der Öffentlichkeit gegeben, wenn sie ihn nicht provoziert hätten, aber hier im Laden war eh niemand, der ihre kleine Turtelei hätte beobachten können, also war es wohl in Ordnung. Als Philipp den Preis für all die Sachen nannte, konnte Julian einfach nicht anders, als entsetzt die Augen aufzureißen, panisch zuckte sein Kopf zu dem Älteren herum, war der Verkäufer jetzt etwas sauer und hatte den Klamotten deshalb einen horrenden Preis verpasst?! Aber Charles schien diese riesige Summe überhaupt nicht zu kümmern, er zückte nur eine Kreditkarte und bezahlte das Ganze. Julian blinzelte ihn immer noch aus großen Augen an, beinahe unfähig etwas zu sagen, bis sie aus dem Laden herauswaren, die seichte Musik im Hintergrund und die Wärme des Geschäfts hinter sich lassend. Fest umklammerte er die Tüte, die man ihm überlassen hatte. Die Sachen dort drin hatten einen so hohen Wert, so viel Geld verdiente Julian nicht mal einem ganzen Jahr. Er war unfähig etwas zu sagen, sein Kopf war hochrot. Und den Anzug, von dem sie heute Morgen ebenfalls gesprochen hatten, hatten sie noch gar nicht gekauft!
„J-Ja, natürlich gefallen sie mir!“, erwiderte er hastig, ein wenig schuldbewusst das Gesicht verziehend.
„Aber das war so unglaublich viel Geld, ist das denn überhaupt on Ordnung?“, fragte er schüchtern, dem Älteren mit schnellen Schritten folgend, wie er sogleich zum nächsten Geschäft eilte, um noch mehr Geld für ihn auszugeben. Vermutlich machte er sich nur unnötige Sorgen, wenn das so viel Geld für den Unternehmer wäre, hätte er es sicher nicht für einen Stricher ausgegeben, aber der Norweger konnte sich einfach nicht vorstellen, wie das für jemanden nicht unglaublich viel Geld sein konnte. Und das nur, damit er sich in seinen neuen Klamotten auch wirklich wohl fühlte. Da war er Charles aber auf jeden Fall verdammt guten Sex schuldig. Der Anzugschneider wirkte sehr viel weniger einschüchternd, der Laden war klein, anscheinend wurden hier nur Anzüge auf Maß angefertigt. Er hatte sich mit dem Gedanken mittlerweile abgefunden, dass Charles viel Geld für ihn ausgeben wollte, und bestimmt war solch ein Kleidungsstück unglaublich teuer. Dabei wusste er nicht einmal, wofür er das brauchen sollte! Bevor er sich jedoch weitere Gedanken machen konnte, hatte ihn der Besitzer des Ladens schon mit sich gezogen, dirigierte ihn mit seiner tiefen, akzentgeprägten Stimme herum, sodass Julian kaum Zeit hatte, ihn irgendetwas zu fragen, oder sich gar mit Charles zu unterhalten, das musste also warten. Die Prozedur schien ewig zu dauern, Bernardo zupfte noch mehr an ihm herum als Philipp, schien jeden Zentimeter seines Körpers auszumessen, dabei hin und wieder skeptisch mit der Zunge schnalzend, wenn ihm die Maße zu klein ausfielen. Julian verzog das Gesicht schuldbewusst.
„Ich bin gerade dabei zuzunehmen“, murmelte er mit einem unsicheren Lächeln, was ihm ein leichtes Schulterklopfen einhandelte. Nach einer halben Ewigkeit, in der wohl eher der Unternehmer seinen Spaß hatte als er selbst, waren sie endlich mit dem Ausmessen fertig. Es erschien ihm zwar absurd, dass man jetzt schon für den Anzug bezahlte, immerhin hatte man noch nicht einmal wirklich etwas für sein Geld bekommen, aber der Stricher wollte wirklich nicht wissen, wie teuer die ganze Angelegenheit dieses Mal werden sollte, und er war dankbar, dass er mit den anderen Einkaufstüten schon mal den Laden verlassen konnte. Er musste nicht lange warten, bis der Ältere ihm auch nach draußen folgte, hatte sich in der Zwischenzeit etwas ratlos gefragt, wie sie denn jetzt an das Auto kamen, er war mit den ganzen Dingen hier nicht vertraut, diese Welt der Reichen war ihm neu und alles wirkte fremdartig. So schnell würde er sich daran ganz sicher nicht gewöhnen können. Das ganze Einkaufen hatte ihn so wirklich etwas hungrig gemacht, sodass er froh war, als vom Essen die Rede war. Freudig funkelten die blauen Augen ihn an, beim Hafen war er nur selten gewesen, aber er liebte das Meer, und wer wusste schon, was die Küste zu bieten hatte, wenn man mit dem Geschäftsmann dort war.
„Ohja, ich liebe das Meer!“, stieß er voller Vorfreude aus. Auf dieser Straße konnte man anscheinend nicht nur völlig überteuerte Kleidung, sondern auch völlig überteuertes Essen kaufen, und ganz sicher war das der teuerste Käse und das teuerste Brot, das er je in seinem Leben gegessen hatte. Etwas unwohl schielte er zu der Weinflasche, während er in den Mercedes stieg, der nur für sie wieder hergefahren worden war.
„Ich vertrag aber nicht so viel Alkohol“, merkte er mit einem entschuldigenden Lächeln an, er kannte sich. Nach einem Glas wurde er furchtbar…..nunja, „anhänglich“, was sich einige seiner früheren Freier auch gerne zunutze gemacht hatten, doch alles, was darüber hinausging, machte ihn furchtbar schläfrig und man konnte ihn für den Rest des Tages nicht mehr gebrauchen. Aber unter diesen Voraussetzungen würde Charles ihn bestimmt nicht zwingen, mehr als nötig zu trinken. Bis zum Hafen war es doch ein ganzes Stück, und der Verkehr machte ihnen ebenfalls einen Strich durch die Rechnung, sodass es schon längst nach Mittag war, als sie endlich am Hafen ankamen. Julian konnte bereits die zahlreichen Masten sehen, die in die Höhe ragten, gespannt auf und ab wippend. Während sie an all den teuren Yachten vorbeischlenderten, beschlich den Norweger eine leise Vorahnung, die sich bestätigte, als der Geschäftsmann auf eines der Schiffe deutete. Er stieß ein leichtes freudiges Jauchzen aus, sich an den Ärmel des anderen klammernd.
„Du hast wirklich eine eigene Wohnung UND auch noch ein Schiff?!“, fragte er begeistert, er kannte einige Leute, die sich einfach ein Hausboot kauften, anstatt in einem der zahlreichen Hochhäuser zu leben, aber beides zu besitzen, das war ihm bis jetzt noch nicht untergekommen. Er wartete kaum auf den Älteren, eilte sofort auf das polierte Deck, sich hastig die Schuhe ausziehend, als man ihn dazu anwies. Vielleicht lag es an seiner Herkunft, dass er sich so über ein Boot freute, er war als Kind oft ans Meer gegangen und manchmal hatte er irgendwen gefunden, auf dessen Boot er mit rausfahren durfte. Keine Frage also, ob sie hier im Hafen herumliegen sollten, wenn sie doch die Möglichkeit hatten, wenigstens ein Stück rauszufahren.
„Lass uns rausfahren!“
Er eilte zu Charles zurück, der die Yacht soweit startklar machte, irgendwie gab er am Steuerrad auch ein gutes Bild ab. Nachdem er eine Weile lang über die Reling gestarrt und den Wellen zugesehen hatte gesellte er sich allerdings wieder zu dem Älteren, die Arme von hinten um seine Hüfte schlingend, den Kopf an seinen Rücken lehnend.
„Du weißt wirklich, wie man mich rumkriegt“, kicherte er leicht vor sich hin, kurz die Augen schließend, die Seeluft genießend. Sie fuhren nicht allzu weit raus, San Francisco blieb ihnen wunderbar im Blick, als sie den Anker auswarfen, das Schiff schaukelte ein wenig vor sich hin und blieb dann ruhig. Brot und Käse waren schnell geschnitten, sodass er seinem grummelnden Magen erst etwas zu essen gönnen konnte, bevor er sich mit dem Wein wohlmöglich völlig aus den Socken haute. Unter Deck war das Schiff genauso luxuriös eingerichtet, wie man es nur hätte erwarten können, und nachdem Julian jetzt eine ganze Weile aufgekratzt an Deck hin und her gelaufen war, ließ er sich zufrieden auf die breite Couch fallen. Der Wein hatte ihm die Röte bereits ins Gesicht getrieben, er stieß ein leises Hicksen aus, Charles entschuldigend anlächelnd.
„Ich hab dir gesagt ich vertrage nicht so viel“, murmelte er entschuldigend, bevor er etwas näher zu dem Geschäftsmann hinüberrutschte, mit den Fingern leicht über seinen Oberschenkel fahrend, bevor seine Hand langsam zu seinem Schritt wanderte. Er hatte ihn ja garantiert nicht zum shoppen und auf sein Boot mitgenommen, nur um dann hier keinen Sex mit ihm zu haben. Sex auf hoher See…Der Gedanke gefiel ihm irgendwo, und seine Lippen suchten die des anderen.
„Ich finde, wir sollten heute zum Abschluss bringen, was gestern nicht mehr funktioniert hat“, säuselte er, sich auf Charles´ Schoß hockend und seine Lippen über seinen Hals wandern lassend, während seine Hände unter sein Hemd rutschten. Der Wein war ihm wirklich schnell zu Kopf gestiegen. Er hoffte, dass dieses Boot auch ein Bett hatte, denn die Couch hier war viel zu schmal, um anständig darauf Sex zu haben.

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Di Okt 30, 2012 7:49 pm

Er hatte gar nichts anderes erwartet, als dass der Junge seine Begeisterung äußerte, auch wenn es ihn bestimmt nicht überraschte, dass der Ältere auch ein Boot besaß, für irgendwas musste sein Geld schließlich gut sein.
Ein breites Grinsen stahl sich auf die schmalen Lippen des Unternehmers, wenn Julian gewusst hätte, dass er noch einen Privatjet besaß, würde es ihn sicherlich von den Socken hauen, aber dazu würden sie später noch kommen, er musste also nicht lange auf einen neuen Eindruck aus dem Leben seines neuen Arbeitgebers warten. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt, setzte Charles langsam einen Schritt vor dem anderen, die Augen zum Kleineren wandernd, leise lachend. „Gut, dann fahren wir raus.“, erwiderte er schief lächelnd. Eigentlich hätte er gar kein Problem damit gehabt, länger auf hoher See seine Zeit verbringen zu können, mit der eigenen Yacht nach Hawaii fahren oder eine große Reise in den Süden machen, man konnte wohl wirklich von Glück sprechen, dass er nicht seekrank werden konnte und sich in jungen Jahren beibringen hatte lassen, wie man so ein Ding steuerte und gut behandelte, er hätte sogar mit Segeln das Boot vorantreiben können, anstatt eines bequemen, ratternden Motors, der sie schneller voranbrachte und weniger Ärger bereitete. Der Größere marschierte langsam auf das Ruder zu, seine Sonnenbrille aus der Innentasche seines Jacketts schnappend, weniger aus Prestige- Gründen und mehr aus der Tatsache heraus, dass die Nachmittagssonne ihnen beißend entgegenschien und regelrecht die Sicht raubte und Charles liebte die Sicht auf das dunkelblaue Wasser des unendlich wirkenden Ozeans. Das Gute da draußen war, dass man schlichtweg tun und lassen konnte, was man wollte und dass keine Menschenseele es wagen würde, sie zu stören, sie zu beobachten- sie also ganz unter sich. Beängstigend und faszinierend zugleich, auch wenn es nicht der Dunkelhaarige war, der all dies in irgendeiner Form furchteinflößend empfinden sollte, allerdings war ihm heute auch nicht nach besonderen Sex- Abenteuern, die irgendwie über die ‚Normalität‘ hinausgingen, auch wenn ein Boot sicherlich viele Möglichkeiten bat, doch wenn Charles eines in den letzten Tagen gelernt hatte, dann, dass man mit Julian einige Dinge vorher wenigstens kurz besprechen sollte, er wollte ihn nicht erneut ins kalte Wasser schmeißen und ihm hier das Gefühl der Hilflosigkeit vermitteln, auch wenn es ihm gefiel, wenn andere ihm so schrecklich ausgeliefert waren. Und irgendwo war der Junge es gewesen, auch in diesem Moment- er war auf den Älteren angewiesen, der das Steuer in der Hand hatte, der ihm das Land raubte und jegliche Möglichkeit von ihm wegzulaufen, wenn auch mit seiner eigenen Einwilligung.
Charles war schon lange nicht mehr rausgefahren, schon gar nicht mit irgendwelchen anderen Kerlen, die er bei sich hatte und mit denen er regelmäßig schlief, das letzte Mal war wohl vor einigen Jahren und das eigentlich auch mehr aus Verfolgungsgründen, als ein Geschäft alles andere als gut lief und die letzten Male hatte er seine Ex- Frau dabei gehabt, sonst wurde dieses Boot selten benutzt, gerne an warmen Sommerabenden für Partys mit der High Society, aber die zählten nicht, er war kein großer Freund dieser Veranstaltungen gewesen, wusste aber, dass sie oft für guten Eindruck bei anderen Menschen sorgte und dies war schließlich der einzige Aspekt, der sich hinter all dem Aufwand verbarg. Der Kurhaarige stieß ein leises Seufzen aus, seinen Blick über die Schultern werfend, Julian einen Moment lang musternd, amüsiert darüber, wie ihn all das zu begeistern schien. Charles konnte nicht genau sagen, warum er all das für den Blondhaarigen machte, er wusste, dass er ihn nicht zu beeindrucken brauchte, auch wenn seine Worte ihn durchaus zum Lachen brachten. Wenn er in all den Jahren immer noch keine Ahnung gehabt hätte, wie man andere herumkriegen sollte, dann wäre es ein trauriges Armutszeugnis für den Größeren, der bis heute charismatisch und anziehend wirkte und dies nicht nur bei dem Frauenvolk, die sich wahrscheinlich immer noch fragten, warum er nie etwas von ihnen wollte und wieso er ihre Annäherungsversuche eiskalt ignorierte und es ihm nicht einmal auffiel, wenn sie sich extra für ihn aufbrezelten. Mittlerweile waren sie ihm einfach egal geworden und er legte keinen großen Wert mehr darauf, sie sich länger als nötig anzuschauen oder ihnen irgendwelche Hoffnungen zu machen, es könnte mit ihnen funktionieren. Das wollten sie ohnehin nicht, sie würden nicht einmal einen Tag bei ihm überleben, da war er sich ganz sicher.
Der Wind brachte seine Haare völlig durcheinander, einige Strähnen flogen wild auf seinem Kopf umher, ließen ihn für einen Moment nicht mehr von oben bis unten ordentlich wirken, doch er mochte den typischen Geruch des Ozeans, der so eigen und angenehm war. Der Geschäftsmann fuhr nicht zu weit mit den Norweger raus, nicht, dass er wirklich noch die Angst bekommen könnte, ganz verloren zu gehen und nur noch den Älteren an seiner Seite zu haben, brauchte den Motor zum Stillstand, den Anker auswerfend, sodass das Boot still im Gewässer vor sich hertrieb; jedes Mal stießen kleine Welle gegen sie, brachten die Yacht ein wenig zum wackeln, doch der Wellengang war schwach und obwohl sie in einem riesigen Schiff hausten, wo man vielleicht solche kleinen Wassermassen, die sich unter ihnen überschlugen, nicht so stark zu spüren bekam, wurden sie in keinster Form umher geschleudert, sodass sie keinen Halt mehr finden konnten. Erneut wanderten die grauen Augen zum Gelockten, ihm ein sanftes Lächeln schenkend. Nicht einmal Benjamin konnte er für seine Jenny begeistern, Julian hingegen schien da ganz anders zu sein und er genoss es, ihn gutlaunig zu sehen, es hielt ihn selbst bei Laune und ließ ihn für einen Moment den stressigen Alltag, der da draußen auf dem Festland auf ihn wartete, vergessen bzw. verdrängen, sodass er keinen einzigen Gedanken an seinen Job und an Menschen, die vielleicht einen Tag länger auf seine Antwort warten müssten als geplant. Es würde sie nicht umbringen und er hatte genügend Personal, das seine Aufgaben für einen Moment übernehmen konnte und sie waren alle kompetent genug um die Geschäfte selbst leiten zu können, auch ohne seine wachsamen Argusaugen.
Charles warf einen kurzen Blick auf San Francisco, er konnte die Stadt zwar sehen, aber kein Lärm drang zu ihnen durch, nichts, außer den Wellen und den Möwen, die hin und wieder über ihre Köpfe hinwegschwirrten, waren in seinen Ohren zu vernehmen und selbst diese verschwanden, als sie das Bootinnere betraten, die Kabinentür hinter sich schließend. Man musste zugeben, dass es hier sehr geräumig war und aus einem großen Bereich bestand, wo viele Menschen hineinpassten. Eine weitere Tür brachte sie zum Bad- und Schlafbereich, doch diesen würden sie wohl erst etwas später aufsuchen, denn im Moment konnte auch der Unternehmer seinen Hunger nicht mehr leugnen, sich schnell an das gekaufte Essen hermachend. Den Wein hatte Charles zar vergessen kalt zu stellen, doch er war auch so genießbar und schmeckte wenigstens nicht wie dieser ganze Billigkram aus dem Supermarkt, den die Mittelschicht haufenweise in sich reinkippte- nein, so etwas kam ihm nicht ins Haus, nicht einmal, wenn sein Leben davon anhinge. Der Ältere nippte einige Male ab der roten Flüssigkeit aus dem klaren Weinglas, hin und wieder zu dem Stricher herüberschielend, der bereits von einem Glas an leichter Röte im Gesicht gewonnen hatte und anscheinend bereits beschwipst zu sein schien.
Belustigt grinste er den Jungen an, sich nebenbei das Jackett ausziehend, hier war es, im Vergleich zu draußen, wirklich warm gewesen und er wusste, dass nicht nur der Wein daran lag, schließlich vertrug er um Einiges mehr, auch wenn dem Geschäftsmann nun bewusst war, dass sie sich wohl oder übel irgendwie mit Benjamin verständigen müssten, wenn sie zurück nach Hause wollen würden oder…sie verbrachten die Nacht auf dem Boot, was sicherlich keine allzu großen Probleme darstellen sollte, zumindest hoffte er dies. Hier mit einem anderen Mann zu übernachten..Jenny hätte sicherlich nichts daran auszusetzen, ihr Besitzer würde auch schon darauf achten, dass der Neuankömmling nichts anfasste, was er nicht anfassen durfte und dass hier nichts zu Bruch ging.
Das Hicksen des Kleineren ließ den Dunkelhaarigen leise auflachen, sich mit den Fingern übers Kinn fahrend, Julians Augen fixierend, ihm währenddessen aufmerksam lauschend. „Das braucht dir doch nicht leid zu tun…“, raunte er mit dunkler Stimme, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, folgte den Bewegungen der zarten Finger. Das also geschah mit ihm, wenn er ein klein wenig intus hatte. Charles speicherte diese Information in dem Julian- Ordner in seinem Kopf, wohl wissend, dass er sich daran noch öfter zurückerinnern würde.
Es hatte sich wohl schnell rauskristallisiert, dass der Ausflug zum Boot nicht nur ein netter Zeitvertreib werden sollte und dass der Ältere weitere Pläne für den heutigen Tage hatte, zumal es wirklich eine Schande war, dass sie das gestrige Mal immer noch nicht zum würdigen Ende gebracht hatten, aber diesmal hatten sie die Chance dazu und diesmal würde auch kein Benjamin oder ein anderer Angestellter plötzlich in ihr Zimmer hineinplatzen, nein, hier waren sie ganz alleine, ganz unter sich und konnten sich so viel Zeit lassen, wie es ihnen nur möglich war.
Charles erwiderte den Kuss des Strichers, leicht schmunzelnd, als seine Worte in seinen Ohren erklangen, seine Arme um den schmalen Körper schlingend, genüsslich aufseufzend, als sich die sanften Lippen auf seinen Hals legten, er die Hände unter seinem Hemd spürte, so warm und angenehm, doch zu weiteren Aktionen war diese Couch einfach nicht geschaffen, sie war nicht so geräumig wie in seinem Penthouse und eigentlich ausschließlich zum Sitzen gedacht gewesen, so kam es nicht in Frage, dass sie hier sich in irgendeiner Form austoben konnten. „Eine gute Einstellung, halbe Sachen dürfen nicht geduldet werden.“, schnurrte er ihm leise ins Ohr, mit den Zähnen das Ohrläppchen des anderen umschließend, mit sanfter Gewalt daran ziehend, ehe er einen Arm zu den Kniebeugen, die andere zur Schuler des Norwegers wandern ließ, ihn mit einem Ruck hochhebend. Zum Glück schlangen sich rasch die dünnen Ärmchen haltsuchend um seinen Hals, sodass es einfacher war, den Jungen zu tragen, auch wenn sein Körpergewicht ohnehin keine Probleme für den Geschäftsmann darstellte. Charles trat die Tür zum Schlafbereich auf, fand sich in einem geräumigen Zimmer wieder, welches außer einem Bett und einer Kommode nicht viel beinhaltete. Sanft setzte er den dünnen Körper auf die Laken ab, ihm einen verführerischen Blick schenkend, anschließend über ihn steigend, sich zum schmalen Gesicht herüberbeugend, den Blondhaarigen anschließend stürmisch küssend.
Seine Lippen wanderten hinunter zum Hals, während die Hände langsam das Shirt hochzogen, es mit Hilfe des Strichers über den Kopf ziehend, neben sich auf den Boden schmeißend. Kleidung wurde wirklich ohne jeglicher Achtung behandelt, wenn man Sex haben wollte,
Schnell führten die Lippen ihren Weg weiter hinunter an, eine Brustwarze nach der anderen zwischen die Zähne schiebend, mit der Zunge anschließend bis zum Bauchnabel wandernd, nebenbei auch den restlichen störenden Stoff von der Haut des Kleineren entfernend, beiseite schiebend. Charles hielt einen Moment inne, bäumte sich vor dem Lockenkopf auf, ihn prüfend mit hellen Augen begutachtend, dabei lustvoll über die Lippen leckend. Dieser Anblick gefiel ihm jedes Mal aufs Neue, er konnte sich wirklich daran gewöhnen, ihn öfter vor sich zu sehen, in seiner nackten Pracht. Abermals beugte sich der muskulöse Körper über den Stricher, ließ seine linke Hand zum Glied des anderen wandern, es vorsichtig mit den Fingern umfassend, langsam daran reibend.
„Du bist so schön, Julian..so jung.“, wisperte der Unternehmer leise in sein Ohr, seine Lippen suchend, dabei die Zunge sanft zwischen die Zähne schiebend, die des Kleineren immer wieder anstupsend, den Wein schmeckend, den er wenige Augenblicke zuvor noch getrunken hatte. Charles Finger bewegten sich etwas schneller, dabei immer wieder mit den Lippen, seiner Zunge, über die Haut des Jungen gleitend, dunkle Male auf dieser hinterlassend, die ihn an dieses Mal erinnern sollten. Er spürte, wie dieses kleine Vorspiel den Blondhaarigen allmählich hart werden ließ, presste seinen Unterleib etwas enger gegen Julians Körper, ließ ihn seine eigene Erektion spüren. Er wollte sich gar nicht mehr länger mit den ganzen Liebkosungen beschäftigen, merkte, wie sein Körper immer heißer wurde, dass er gar nicht mehr länger warten konnte, entledigte sich rasch seines Hemdes, anschließend der Hose, samt Boxershorts, vorher noch ein Päckchen Kondome aus seiner Hosentasche fischend, sie neben sich aufs Bett legen, ehe er eines herausholte, es aus der Verpackung reißend, schnell über sein eigenes Glied stülpend. Alles ging plötzlich so schnell, er platzierte sich vor dem Norweger, seine Beine etwas auseinanderschiebend, anschließend langsam in ihn eindringend, erstaunt darüber, wie einfach es mit jedem Male wurde. Übung tat anscheinend wirklich gut und Charles war froh, dass sie sich nicht zu viel Zeit mit den nächsten Ficks ließen, sonst würde es wohl mit jedem neuen Male regelrecht eine Härteprüfung werden. Der Dunkelhaarige sog zischend die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen ein, beugte sich über den Stricher herüber, sein Becken langsam vor und zurück bewegend, immer weiter vorstoßend, bis er anschließend ganz in dem Jungen drin war, dunkel aufstöhnend. Seine Augen suchten die strahlend Blauen des Jüngeren, ihm anschließend einen wilden Kuss auf die Lippen drückend. Er spürte, wie sich ihre Zungen gegenseitig anstupsten, immer von einem Mundinnenraum zum anderen wandernd, während ihm allmählich die Luft ausging, doch er wollte beim besten Willen nicht von diesen Lippen ablassen, sie machten ihn so unglaublich heiß, dass er unweigerlich seine Hüften noch ein klein wenig schneller bewegte, das Becken immer stärker gegen das des Blondhaarigen pressend. Keuchend ließ er anschließend von ihm ab, kam gar nicht dazu, Luft zu holen, als sein Körper von einer weiteren Welle der Lust erschlagen wurde, die ein lautes Stöhnen aus seiner Kehle entweichen ließ. „Oh Julian…“, keuchte der Ältere leise, gefolgt von einem weiteren Stöhnen, die Stirn gegen die seines Eigentums legend, dabei im noch schnelleren Rhythmus stoßend, ehe sich seine Hände um den Oberkörper des Strichers krallten, ihn im nächsten Moment herumwirbelnd, sodass Julian im nächsten Moment auf dem Dunkelhaarige draufsaß. Auf den schmalen Lippen bildete sich ein breites Grinsen.
„Na los, du kannst tun, was du willst…ich bin ganz dein.“, seine Stimme klang anzüglich, während der Blick verschwörerisch auf dem Gesicht des Jüngeren lag, fordernd mit seinem Unterleib gegen ihn stoßend, ihn auffordernd, weiterzumachen, die Arme hinterm Kopf verschränkend. Oft machte der Unternehmer so etwas nicht, es war auch nicht seine Art, die Kontrolle einer anderen Person zu hinterlassen, aber er hatte Vertrauen in Julian und wollte ihm die Gelegenheit nicht verwehren, ihm seinen eigenen Rhythmus zu zeigen, ihm deutlich machen, was er eigentlich mochte.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Do Nov 01, 2012 12:50 am

Der Wein war ihm wirklich schnell zu Kopf gestiegen, es war beinahe lächerlich, aber andererseits, wo sollte der Alkohol in dem dürren Körper auch sonst bleiben? Bestimmt würde sich der Geschäftsmann für die Zukunft merken, dass man ihn so schnell ins Bett bekommen konnte, aber Julian sollte es egal sein, hin und wieder war es ganz gut, sich um nichts Gedanken machen zu müssen, und so ein Glas Rotwein war ganz sicher besser, als sich dafür den Drogen zuzuwenden. Julian war froh, dass er nie in diesen Teufelskreis geraten war, so wie viele andere Stricher und Prostituierte, denn war man einmal damit angefangen, gab es kein Zurück mehr. Nur die allerwenigsten schafften es, noch einmal von dem Zeug herunterzukommen, und der Norweger war sich sicher, wenn er den Drogen bis jetzt nicht verfallen war, dann hatte er mit Charles an seiner Seite schon dreimal keinen Grund dazu. Er mochte es, wie in seinem Schädel eine wummernde Wärme herrschte, die alles ein wenig träge und langsam machte. Er wurde beinahe noch ein wenig röter im Gesicht, als Charles an seinem Ohrläppchen zog, konnte es kaum noch erwarten. Er war kurz davor, die Enge auf der Couch zu ignorieren und trotzdem loszulegen, als er auf einmal jeglichen Bodenkontakt verlor, einen erschrockenen Laut ausstoßend, die Arme schnell um den Hals des Älteren schlingend. Eigentlich nicht nötig, denn er konnte ihn auch so problemlos tragen. Julian fand das irgendwie unglaublich heiß, er biss sich verstohlen auf die Unterlippe, seinen Körper so nah an den des Unternehmers drückend wie möglich. Hinter all dem reichen Getue steckte also doch noch ein richtiger Kerl. Am liebsten hätte er gar nicht mehr von ihm abgelassen, war beinahe ein wenig enttäuscht, als er ihn aufs Bett setzte, so umsichtig, dass er es ihm doch nicht mehr übel nehmen konnte. Die teure Kleidung landete sofort wieder auf dem Boden, es war wohl egal, wie viel Geld man dafür ausgegeben hatte, so oder so musste sie weg, und Julian half dem Älteren gerne dabei, den störenden Stoff loszuwerden, seine Arme um seinen Nacken schlingend. Die Lippen, die über seinen Körper wanderten, machten ihn ganz heiß, brachten sein Blut zum Kochen, und er stieß ein leichtes Keuchen aus, bevor Charles´ Finger überhaupt um sein Glied lagen. Es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen, und er merkte selbst, dass nicht viel Vorgeplänkel nötig war, um ihn hart werden zu lassen. Er wollte mehr tun, wollte dem Geschäftsmann ebenfalls zu einem Steifen verhelfen, aber seine Berührungen brachten ihn so aus dem Konzept, dass er kaum anders konnte, als sich lang unter ihm auszustrecken, seine Finger krallten sich leicht in seinen Rücken. Der Wein war wirklich ein Teufelszeug, sonst machten ihn kleinste Berührungen nicht so unglaublich an, jagten einen Schauer durch seinen ganzen Körper. Vielleicht hätte er den Alkohol doch lieber weglassen sollen, hier auf dem Boot wäre er sicher auch so hervorragend in Stimmung gekommen, aber es wäre vermutlich unhöflich gewesen, den Unternehmer einfach alleine trinken zu lassen. Und im Endeffekt freute er sich sicher auch darüber, dass Julian jetzt so leicht zu erregen war.
„Natürlich, ich bin ja auch erst zarte Zwanzig“, grinste er verschmitzt, seine Lippen auf die des Älteren pressend, seine Zunge weit in seinen Rachen schiebend, das Gefühl genießend, wie sich die beiden Zungen umeinander wanden. Während sich der Unterleib des Geschäftsmannes gegen seinen presste, konnte er spüren, dass weitere Arbeit von ihm gar nicht von Nöten war, Charles hatte auch so eine Erregung, und Julian spürte ein vorfreudiges Kribbeln durch seinen Leib gehen. Es war etwas ganz anderes, den Sex so angenehm zu empfinden, sich sogar darauf zu freuen, wo er doch in der Vergangenheit nur Schmerzen und Erniedrigung damit verbunden hatte. Sicher, er wusste nicht, wie es sein würde, wenn Charles doch mal wieder seinen etwas merkwürdigen Sex haben wollte, wenn er auf das Fesseln und auf das Machtspiel nicht verzichten wollte, aber ehrlich gesagt war jetzt nicht der Zeitraum, um sich Gedanken darüber zu machen. Jetzt im Moment war der Sex genauso wie der Norweger ihn haben wollte, er hob den Blich leicht, Charles aus großen Augen anblickend, während er ein Kondom aus seiner Hosentasche hervorkramte. Gut, dass er eins dabeigehabt hatte, seine Kleidung war jetzt so neu, dass er solche grundlegenden Dinge noch gar nicht in der Hosentasche hatte, und er konnte durchaus verstehen, dass Charles nicht ohne Gummi Sex mit ihm haben wollte. Im Moment sowieso nicht, da sein Hepatitis garantiert noch längst nicht aus seinem Körper verbannt war, auch, wenn er fleißig seine Tabletten nahm, aber er traute sich ja selbst nicht ganz. Dafür hatte er zu viele Jahre auf dem Strich verbracht, er könnte weiß Gott für Krankheiten haben. Wobei er es nicht sicher wusste, eigentlich hatte der Arzt ihn doch abgecheckt.
„Komm schon, lass mich nicht warten“, schnurrte er ihm beinahe ungeduldig entgegen, die Hose, die noch neben ihm auf dem Bett lag, unsanft herunterschubsend. Für solche Nebensächlichkeiten hatte er keine Zeit, er spreizte seine Beine leicht, ein lautes Stöhnen ausstoßend, als Charles in ihn eindrang. Er hätte nicht gedacht, dass es dieses Mal doch so einfach sein würde, es tat kaum noch weh, nur ein unangenehmes Ziepen, das immer geringer wurde, je mehr sich der Unternehmer in ihm bewegte. Das Mal gestern hatte sich wohl dennoch ausgezahlt, auch, wenn sie nicht zum Abschluss gekommen war. Seine Zähne gruben sich leicht in die Schulter des Dunkelhaarigen, einen weiteren Laut herunterschluckend. Das gelang ihm allerdings nicht besonders lange, denn je heftiger der andere sich bewegte, desto mehr hatte Julian das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Er konnte sich kaum noch halten, immer wieder lautes Keuchen ausstoßend, hin und wieder kam ihm dabei auch der Name seines Partners über die Lippen. Er konnte nicht viel machen, außer unter dem Älteren zu liegen und seine Bewegungen zu genießen, nur seine Lippen versuchten jeden Zentimeter seiner Haut abzudecken, schmeckten das Salz, während er seinen Kiefer entlangküsste, seinen Hals und hinabwandernd, leicht in seine Brustwarze beißend. Er mochte es irgendwie, so ausgeliefert zu sein, und so erschrak er beinahe ein wenig, als Charles ihn auf einmal herumwirbelte, sodass er auf dem durchtrainierten Leib saß. Eine Weile lang starrte er ihn verdutzt an, sich einige Strähnen des verschwitzten blonden Haares aus dem Gesicht streichend. Obwohl sie den Höhepunkt noch nicht erreicht hatten, fühlte er sich schon wohlig ausgelaugt, sich zu Charles hinabbeugend, seine Zunge an seinen Zähnen vorbeischiebend, erst sein Becken, das sich fordernd gegen seines drückte, animierte ihn dazu, sich ebenfalls wieder mehr zu bewegen. Seine Hände fuhren haltlos über die harte Brust, er stieß ein Stöhnen aus, sich auf die Unterlippe beißend. Es war bis jetzt noch nie vorgekommen, dass er in irgendeiner Form die Überhand gehabt hatte, er hatte immer nur daliegen müssen und sich vögeln lassen .Er wusste gar nicht genau, was er mit der neu gewonnenen Freiheit hinsollte und hoffte, dass Charles für sein Vertrauen nicht enttäuscht wurde. Er schenkte ihm kurz ein unsicheres Lächeln, seine Hände strichen durch das dunkle Haar, das ihm bereits ebenfalls strähnig am Kopf klebte.
„Es ist noch nie vorgekommen, dass jemand mir die Überhand gelassen hat“, erklärte er mit einem leichten Rotstich auf den Wangen, sein Becken jedoch leicht kreisen lassend. Er wusste, dass diese eher zaghaften Bewegungen nicht allzu schnell zu einem Orgasmus führen würden, und er verstärkte seine Bewegungen, sich auf- und ab bewegend, sich immer schneller bewegend. Seine Hände griffen nach denen des Älteren, sie auf seinen Hüften platzierend. Er schenkte ihm ein verführerisches Grinsen, sich immer schneller bewegend, sodass er bald wieder die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren drohte, die Hitze stieg in ihm auf und er merkte, dass der Höhepunkt kaum noch herauszuzögern war, sich wieder zu Charles hinabbeugend. Das Gefühl, wie ihre verschwitzten Oberkörper aneinander rieben, machten ihn nur noch heißer, beinahe hätte er sich gewünscht, wieder die Positionen zu wechseln, sodass Charles es ihm zu Ende hin noch einmal richtig besorgen konnte, aber er hatte viel zu wenig Kraft, um den Körper des Größeren herumzudrehen.
„Gott, Charles, ich komme....“, stöhnte er ächzend auf, den Kopf in den Nacken legend, noch ein letztes Mal seine Hüften stärker bewegend, bevor endlich ein erlösendes Schütteln seinen Körper packte, der Mund blieb einen Moment offen stehen, die Augen zusammengepresst, während sich seine Hände auf die Brust des Älteren drückten. Als der Orgasmus vorüber war, sank der schlanke Körper auf Charles´ Brust zusammen, auf sein pochendes Herz lauschend, das sich nur sehr langsam wieder zu beruhigen schien. Sein eigener Puls klang ganz sicher nicht besser. Seine Lippen drückten sich zwischen seine Schlüsselbeine, er genoss das Gefühl, das Charles immer noch in ihm drin war, wollte sich gar nicht von ihm lösen. Er hatte das Gefühl, dass er das leichte Schaukeln der Wellen spüren konnte, seine Hände um Charles Oberkörper schlingend.
„Du kannst den Ton viel besser angeben“, murmelte er ihm schmunzelnd entgegen, mit den Fingern über seine Burstmuskeln zeichnend.
„Können wir heute hier auf dem Boot bleiben?“, fragte er sacht, der Gedanke, hier den Rest des Tages mit dem Geschäftsmann im Bett verbringen zu können, die Seeluft in der Nase und sich vielleicht später am Abend noch eine Runde Sex zu gönnen…..Der Gedanke war einfach viel zu angenehm, um ihn nicht zu verwirklichen.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Do Nov 01, 2012 6:31 pm

Ein breites Grinsen stahl sich auf die blassen Lippen des Älteren, als Julian ihn aus verdutzten Augen von oben herab anblickte. Ihm gefiel der Anblick des Jüngeren, wie sein schmaler Körper auf ihm saß, wie feine Schweißtropfen sich auf der Haut abzeichneten, das rosige Gesicht mit den großen strahlend blauen Augen. Julian war wahrlich eine Abwechslung für sich, Charles hatte selten Exemplare bei sich gehabt, die diesem Jungen auch nur in irgendeiner Form ähnelten, nicht einmal vom Haaransatz an und genau das machte ihn so furchtbar interessant für ihn und dies ließ er ihn nur zu gerne spüren.
„Beweg dich…“, forderte der Ältere mit leiser Stimme auf, fuhr mit den Händen sanft über den Oberkörper des anderen, die Wärme, die er ausstrahlte genießend.
Für den Unternehmer war dieser Kontrollverlust wahrscheinlich die einzig akzeptable Art in seinem Leben, er überließ das Ruder nicht gern anderen Menschen, doch im Bett hatte es eine ganz andere Bedeutung- der Norweger durfte sich ebenfalls gerne hin und wieder anstrengen und ihm zeigen, wozu er fähig sein konnte, damit er sich selbst zurücklehnen und die Minuten voll und ganz genießen konnte. Und er genoss jeden noch so kleinen Moment, der verstrich, schloss genüsslich seine Augen, als sich der Unterleib des Kleineren endlich zu bewegen begann. Es war so anders und gleichzeitig machte es ihn nur noch heißer, dass er ein leises Stöhnen nicht verhindern konnte. Als die Stimme des Blondhaarigen zu ihm durchdrang, schlug er langsam die Augen auf, Julian belustigt anblinzelnd. „Für alles gibt’s ein erstes Mal.“, schnurrte er ihm entgegen, formte seine Lippen zu einem verführerischen Lächeln, welche sogleich von seinem Gesicht getrieben wurde und Lust aufgeladenes Keuchen aus seiner Kehle entwich, während Julian seine Bewegungen verstärkte und somit das Tempo zu erreichen schien, was der Dunkelhaarige in so vielen Hinsichten bevorzugte.
Seine Finger umschlossen sich um die Hüften des Kleineren, krallten sich in seine Haut, in das Fleisch hinein. Er konnte sich nicht mehr länger halten, es war regelrecht eine Qual, einfach nur unter dem Jungen zu liegen und seine Bewegungen zu ertragen, die ihn mit jeder Sekunde immer schneller in den Höhepunkt trieben. Charles bekam das Gefühl jeden Augenblick den Verstand zu verlieren, das Blut pulsierte gefährlich schnell durch die Venen, passte sich dem pochendem Herzen an, welches jeden Augenblick zu explodieren drohte. Feine Schweißperlen rannen über das Gesicht des Älteren, ließen das schweißnasse Haar an seiner Stirn kleben.
Er hörte sich laut aufstöhnen, spürte wie seine Brust unter den Lauten, die er von sich gab, bebte, wie seine Hände haltsuchend ihre Griffe am feinen Körper des Anderen noch ein wenig verstärkten. Er wollte ihn nicht mehr loslassen, er wollte mit seinen Fingern am liebsten über so viele Stellen seines Körpers fahren, dass es ihn umso mehr erfreute, als der Gelockte sich über ihn beugte, er seine Haut auf seiner eigenen spüren konnte, die unerträgliche Hitze, ohne der er in diesem Moment gar nicht auskommen konnte. Die muskulösen Arme schlangen sich um den dürren Leib, ließ die Nägel über den Rücken gleiten, schmale, rot schimmernde Striemen hinterlassend, während er ihm einen innigen Kuss auf die Lippen drückte, gefolgt von einem tiefen Stöhnen. Sein Körper wölbte sich unter dem des Strichers, hin und wieder seine eigenes Becken im Rhythmus bewegend, er konnte es nicht mehr aushalten, es war regelrecht zum verrückt werden, Charles hatte selten dieses Gefühl der Kapitulation, der Abhängigkeit gegenüber einem anderen Mann, doch in diesem Moment war jede Bewegung, die von Julian ausging, entscheidend für seine Lust, für sein Stöhnen und Keuchen und er konnte nichts dagegen tun- nein- eigentlich wollte er auch nichts dagegen tun und dafür, dass der Jüngere gerade zum ersten Mal die Gelegenheit bekam, sich selbst in irgendeiner Form aktiv zu beteiligen, machte der seinen Job soweit ganz gut, der Dunkelhaarige hatte zumindest nicht das Gefühl gehabt, dass ihn dieser Moment irgendwo missfiel, ganz im Gegenteil trieb er die Lust in seinem Inneren nur noch stärker an, sodass er alles andere um sich herum regelrecht vergessen hatte, sein Kopf schien für einen Moment lang wie benebelt zu sein, betrunken von den ekstatischen Gefühlen, die ihn immer stärker einnahmen, je greifbarer der Orgasmus war.
Abermals suchten seine Hände die schmale Hüfte des Norwegers, Charles biss sich auf die Unterlippe, Julian war nicht der Einzige, der zu kommen drohte- er konnte es nicht länger halten, sein Innerstes ersehnte sich nach dem Erlösenden Orgasmus, bettelte qualvoll danach endlich zum Ende zu kommen. Der Geschäftsmann spürte wie sich seine Muskeln heftig zusammenzogen, presste seine Augen heftig zusammen, ein weiteres Stöhnen entweichen lassend, als er kurz nach dem Stricher seinen lang ersehnten Höhepunkt erreichte. Er stieß noch einige Male mit seinem Unterleib zu, ehe sich seine Glieder entspannten, seine Augen erschöpft und zufrieden zugleich den Jungen auf seiner Brust begutachteten, seine Lippen auf das schweißnasse Haar drückend, während sich die Arme schützend um den Leib legten, mit den Fingern sanft über den Rücken streichend.
Er hörte sich noch keuchend den Atem ausstoßend, hörte das Rauschen seines Blutes im Ohr, welches immer noch durch die Venen schoss, pulsierend. Nur langsam erholte der Schwarzhaarige sich vom vollzogenen Akt, der die Erschöpfung in seine Glieder trieb und ihm jegliche Lust raubte, sich in irgendeiner Form zu bewegen, er genoss diese Nähe zu Julian, dass er immer noch in ihm drin war und er selbst schien kein Problem damit gehabt zu haben.
Bei den Worten des Blondhaarigen musste Charles belustigt auflachen, ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anblickend. „Ach wirklich?“ Dass Julian die Methoden des Unternehmers besser gefielen, stimmte ihn durchaus zufrieden, jedoch wusste er nicht so genau, ob er überrascht sein sollte oder nicht, geschweige denn ob es wirklich ernst gemeint war. Doch in den letzten Stunden, die die beiden verbracht hatten, hatte er nicht das Gefühl gehabt, der Lockenkopf würde seine Spielchen mit ihm treiben, eine Farce abziehen und aus seinen alten Stricherzeiten versuchen, ihm ein möglichst gutes Gefühl zu geben, ihm die Bestätigung zu geben, dass er unglaublich gut war. Und wozu war dies auch gut? Und dennoch konnte man nur spekulieren, das war wohl das einzige Übel auf der Welt, wenn man sich entschied solch einen Jungen bei sich halten- man konnte nur hoffen, dass er irgendwann entschied ehrlich zu ihm zu sein und das in allen Bereichen seines Lebens, schließlich gehörte er irgendwo zu Charles‘ Leben dazu und konnte sich ihm nicht mehr entziehen und so erging es auch dem Unternehmer- er wusste, dass viele seiner Entscheidungen und Handlungen auch das Leben des Kleineren beeinflusste und es war faszinierend und beunruhigend zugleich, denn zum ersten Mal wollte er sein Eigentum nicht in Gefahr bringen, er wollte nicht, dass Julian etwas geschah, egal ob durch ihn oder durch einen anderen Menschen auf dieser Welt- er sollte sich in Sicherheit baden können und durfte sich nicht unnötige Gedanken über die kalte, grausame Welt da draußen Gedanken machen, geschweige denn auch nur ein kleines Bisschen von dem erfahren, was sein neuer Arbeitgeber beruflich alles tat, neben den offiziellen Dingen, doch selbst in diese brauchte er nicht verwickelt zu werden.
Stumm ließ der Ältere seine Gedanken kreisen, blickte die niedrige Decke seines Boots an, nur mit halbem Ohr dem Norweger lauschend. „Hm?“, sein Blick huschte zum Blondhaarigen, ihn fragend in die blauen Augen starrend, er brauchte einen Moment um die wirren Worte zu sammeln und zu einem logischen Satz zu verknüpfen, ehe er ihm ein breites Lächeln schenkte, dabei seine blankweißen Zähne präsentierend. „Möchtest du das denn? Aber ich glaube nach dem Glas Wein wäre es ohnehin unverantwortlich für mich zu fahren, wir können also hier bleiben.“, fügte Charles anschließend hinzu, strich mit den Fingern vorsichtig über das blonde Haar des Jüngeren, ihm anschließend einen sanften Kuss auf die Lippen drückend, zufrieden aufseufzend. Die Ruhe war beinahe schon hypnotisierend, sodass er sich gar nicht mehr erheben geschweige denn auch ein weiteres Wort aus seinem Mund gleiten lassen wollte. Sicher, in seinem Penthouse hatte er ebenfalls das große Glück gehabt, dass er dem ganzen städtischen Lärm entfliehen konnte, indem er auf einer angemessenen Höhe hauste, die ihm gleichzeitig die Machtbestätigung lieferte, doch hier brauchte er diese Bestätigung nicht, hier war niemand bis auf zahlreiche Meeresbewohner, die unter ihnen hausten und sich kein bisschen dafür interessierten, was die beiden Gestalten auf diesem Boot trieben, hier war Charles ganz unerreicht für die Außenwelt und dieses Gefühl unantastbar für die anderen sein zu können löste eine hohe Genugtuung in seinem Inneren aus, eine Ausgeglichenheit, die er so selten hatte.
Der Größere stieß ein leises Gähnen aus, blinzelte den Stricher einige Male an, gefolgt von einem leichten Lächeln. „Du bist wirklich zwanzig, ja?“, der Unternehmer schob eine Augenbraue nach oben, sich anschließend ein wenig aufrichtend, anschließend aus Julian zurückziehend, das Kondom abziehend. Auf Dauer waren sie einfach nur lästig und eigentlich hasste er diese Dinger, doch krank werden wollte er auch nicht wirklich und so hatten sie alle gar keine andere Chance, als auf diese Gummidinger zurückzukommen.
Nachdem er die lästige Prozedur hinter sich gebracht hatte, suchten seine Hände abermals die Nähe zum Norweger, in an seine Brust ziehend, während er mit kerzengeradem Rücken an der Wand angelehnt saß, mit den Fingern über das Haar des Jüngeren streichend. „Du siehst so viel jünger aus, ich hatte schon Angst, ich hätte Sex mit einem Minderjährigen gehabt.“, lachte der Kurzhaarige, sich an seine Angst erinnernd. Und dennoch- Julian war so viel jünger als er selbst, dass der Kleine ihn aber dennoch attraktiv fand, war sicherlich für viele Menschen da draußen ein Rätsel, Charles selbst wusste ganz genau, dass die Jugend heutzutage solch einen anderen Geschmack an den Tag lag, dass man sich nie sicher sein konnte, was sie eigentlich empfanden.
„Aber gut, dass dem nicht so ist.“
Er wusste nicht, wie lange sie ineinander umschlungen auf dem Bett saßen, der Moment wirkte zeitlos, nur die Dämmerung, die die grauen Augen vom kleinen Bullaugenfenster beobachteten, verrieten, dass sie bereits eine ganze Weile hier verbracht hatten. „Wenn es warm wärme, könnten wir draußen die Zeit verbringen…aber ich möchte dir gern was zeigen.“, murmelte die Stimme des Älteren leise in das Ohr des Lockenkopfs, von ihm ablassend und sich erhebend. Charles drückte mit den Schultern seinen Rücken ein, ein gefährliches Knacksen vernehmend, ehe er seine Hand ausstreckte, darauf wartend, dass Julian sie umfasste. Sie hatten so viel Zeit hier und konnten so vieles tun und Schlafen kam im Moment ganz bestimmt nicht in Frage. Der Größere schnappte sich rasch noch die herumliegende Kondompackung, Julian ein breites Grinsen schenkend. „Für den Fall..ich mag es nicht, unvorbereitet von einem Raum zum anderen zu schlendern.“, erklärte er dem Jungen. Er war sicher kein sexhungriges Monster, doch er wusste auch wie schnell Situationen ausarten konnten.
Mit langen Schritten verließ der Unternehmer das Schlafzimmer, seine Begleitung mit sich ziehend. Sie mussten abermals einige Treppen hinuntertapsen, ließen den mittleren Bereich hinter sich, als sie einen Weiteren Raum betraten. Charles knipste schnell das Licht an, entlang des Bodens leuchteten lange Röhren im hellen Blau auf.
„Das ist…der Whirlpool. Besonders im Herbst viel besser als das kalte Wasser, auf dem wir uns befinden. Seine Finger deuteten auf den Whirlpool vor ihnen, ehe er die Hand des Kleineren losließ, an der großen Wanne werkelnd, die sobald mit sprudelndem Wasser gefüllt war und ein fein surrendes Geräusch ertönte. „Komm.“, forderte er Julian lächelnd auf, reichte ihm abermals die Hand, ihm beim Hineinsteigen helfend, anschließend folgend.
Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und fühlte sich gut an. Charles schloss für einen Moment die Augen, sich zurücklehnend, die Arme ausbreitend. „Praktisch, nicht wahr?“, seine Augen huschten kurz zu der schmalen Gestalt. Er wollte nur zu gerne wissen, was der Junge in diesem Moment dachte und fühlte, doch dies waren wohl die wenigen Dinge, die er nicht besitzen und kontrollieren konnte.

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BeitragThema: Re: Living on a guitar´s strings   Living on a guitar´s strings - Seite 14 Icon_minitime1Do Nov 01, 2012 8:57 pm

Die Ruhe, die auf den Sex immer folgte, war beinahe genauso angenehm wie der Akt an sich, zu mindestens auf eine ganz eigene Art und Weise, und Julian genoss die Momente, die man ihm in der Vergangenheit eigentlich nie gegönnt hatte. Wenn seine Freier ihn nicht sofort wieder aus ihrem Bett geworfen hatten, dann hatten sie nur wie in einem schlechten Porno neben ihm gelegen und eine Zigarette geraucht, sodass der Geruch von Rauch sich schnell sehr negativ in Julians Hinterkopf eingebrannt hatte. Und wenn ihn diese Leute dann doch mal mehr angefasst hatten, dann war es für ihn auch nicht sonderlich angenehm gewesen. Es blieb für ihn immer noch ein Rätsel, warum sich ein Mann wie Charles mit Strichern abgab, warum er sich mit ihm abgab, denn was hatte er schon groß zu bieten? Sicher, er hatte seinen Körper, aber das konnte doch auf kurz oder lang einfach nicht genug sein. Er war ein Gossenkind, er hatte keine sonderlich gute Schuldbildung, er war vermutlich auch viel zu naiv und kindlich für die meisten Leute, weshalb es ihm auch schwer fiel, wirklich enge Freunde zu finden. Mit sozialem Abschaum wie ihm gab sich niemand ab, schon gar nicht all die testosterongesteuerten Kerle in seinem Alter, die nur fleißig nach Frauen suchten, die sie heiraten konnten. Julian erfüllte nichts, was sich irgendwer vermutlich gewünscht hätte, er war schwul, was –auch, wenn die Gesellschaft sich langsam zu öffnen schien- immer noch ein Grund war, jemanden abzulehnen, und noch dazu war er Ausländer, was er aufgrund seines Akzentes einfach nicht würde verbergen konnte. Das einzige, was an ihm abgesehen von seinem Äußeren noch reizvoll war, war sein Talent für Kunst, aber niemand hatte sich bis jetzt wirklich die Zeit genommen, ihn so nah kennenzulernen, dass er etwas über die Begabung des Norwegers erfahren konnte, denn Julian ging damit nicht gerne hausieren. Vielleicht war das das Problem, vielleicht sollte er forscher sein, sich besser präsentieren, aber das war einfach nicht seine Art, er war ruhig und eher zurückhaltend, all die Aufmerksamkeit, die Charles ihm schenkte, war so neu für ihn, auch, wenn sie ganz sicher nicht unangenehm war. Vermutlich könnte er gar nicht mit jemandem zusammen sein, der annähernd in seinem Alter war, er wusste, dass es vielen merkwürdig vorkommen musste, dass er sich jemanden suchte, der beinahe doppelt so alt war wie er, aber Charles beruhigte ihn irgendwie, er gab ihm das Gefühl von Sicherheit, sodass sich der Jüngere ihm sogar ganz gerne so auslieferte. Seine anfänglichen Zweifel waren mittlerweile so gut wie verschwunden, und das lag ganz sicher nicht nur daran, dass er heute so viel teure Dinge geschenkt bekommen hatte. Sicher, dass sich seine Lebensverhältnisse mit einem Schlag so massiv verbessert hatten, das war ein netter Nebeneffekt, auch, wenn der Luxus, in dem der Geschäftsmann lebte, sicher mehr als ausreichend war. Nein, er mochte es irgendwie auch, umsorgt zu werden, dass Charles ihn gernzuhaben schien, auch, wenn er nicht der Typ war, das offen und in blumigen Worten zuzugeben. Seine Worte ließen den Norweger den Kopf heben, eifrig nickend.
„Ja, wieso nicht, das ist fast wie ein kleiner Urlaub hier“, summte der Blonde begeistert, kurz die Augen schließend. Der Wein war ihm mittlerweile wohl sehr zu Kopf gestiegen, und er fühlte sich schläfrig, vermutlich lag das auch an der Anstrengung durch den Sex. Aber Charles schien es auch nicht eilig zu haben, von ihm wegzukommen, und so blieb er noch eine Weile so liegen, glücklich aufseufzend, als sich die Arme des Älteren um seinen Leib schlangen, das hatte etwas unglaublich Beruhigendes, sodass er sich problemlos eine Weile treiben lassen konnte. Die nächsten Worte des Unternehmers unterbrachen die wohlige Ruhe dann doch ein wenig, gaben ihnen aber wenigstens Zeit, sich kurz neu zu sortieren, Julian vermisste das Gefühl beinahe ein bisschen, den Dunkelhaarigen in sich zu spüren, aber er musste ja zum Glück nicht vollkommen von ihm ablassen, lehnte sich erneut an seine Brust. Immer wieder glitten seine Finger über den Körper des anderen, jeden Zentimeter berührend, es musste anstrengend sein, neben der Arbeit und seinen sonstigen Pflichten auch noch zu trainieren, damit man nicht völlig aus der Form kam, aber der Geschäftsmann schaffte es wohl irgendwie, und umso besser war es für Julian. Er starrte Charles ein wenig verdutzt an, natürlich, er hatte sein Alter ja noch gar nicht gekannt, wieso denn auch, so lange kannten sie sich ja eigentlich auch noch gar nicht. Umso erstaunlicher war es, was in diesen paar Tagen alles passiert war, wie sehr sich sein Leben geändert hatte, und wie schnell er Zutrauen zu einem eigentlich wildfremden Mann gefasst hatte. Und dieser Tag neigte sich auch schon wieder dem Ende zu, wie das rötliche Licht verriet, das durch eines der kleinen Bullaugen ins Innere des Schiffes fiel, verriet.
„Ja, ich bin wirklich zwanzig, aber alle denken, ich wäre viel jünger“, bestätigte er, fast schon ein wenig beleidigt, bewusst angelogen hatte er den Geschäftsmann noch nicht, und es kränkte ihn beinahe ein wenig, dass er ihm wohlmöglich immer noch unterstellte, dass er irgendeine kleine Strichermasche mit ihm abzog, denn selbst Julian war klar, dass das hier eine ganz andere Situation war, dass er ihm keinen Honig um den Bart schmieren musste, damit er ihm auch bloß nicht das Gehalt verweigerte. Selbst früher hatte er auf diese kleinen Tricks selten zurückgegriffen, es war einfach nicht seine Art, dabei hätte es ihm sicherlich öfter gut getan, sich nicht so verletzlich zu geben.
„Du weißt, dass das keine von meinen Maschen ist, oder? Ich lüge dich nicht an. Ich bin kein schlechter Mensch.“
Zum Ende hin wurde seine Stimme immer leiser, er war schon oft in seinem Leben beschimpft worden, von Leuten, die sich so ein Urteil gar nicht erlauben durften, die wohlmöglich nach ihrem festen, langweiligen Bürojob zurück nach Hause fuhren, nur um dort ihre Ehefrauen zu verprügeln. Er Norweger wollte nicht, dass irgendjemand ihn für genauso korrupt und vergiftet hielt wie die vielen anderen Menschen in San Francisco. Aber er wollte sich die Laune nicht verderben lassen, drückte seine Lippen versöhnlich auf die des Älteren, durch seine dunklen Haare streichend. Er wollte nicht weiter davon reden, viel zu angenehm waren diese Momente zu zweit, von denen er wusste, dass sie nicht so viele bekommen konnten. Der Ältere musste nun mal viel arbeiten, und er wollte ganz sicher nicht Schuld daran sein, dass er seinen Job in irgendeiner Form zu vernachlässigen begann. Wenn sie hier auf dem Boot übernachteten, würde er am nächsten Tag wohl auch nicht zur Arbeit gehen, und dann war sowieso schon Wochenende, und Julian musste dem Älteren nicht mehr von der Seite weichen.
Ein wenig verwundert sah er auf, als der Unternehmer sich von ihm löste, sich aus dem Bett erhebend. Was konnte dieser Tag denn noch zu bieten haben, was gab es wohl auf dieser Yacht noch? Er schaute aus blauen Augen zu ihm auf, ihn fragend anblinzelnd, sich die blonden Locken aus dem Gesicht streichend, die wieder machten, was sie wollten. Er zuckte kurz zusammen, er hatte die Platzwunde an seiner Stirn ganz vergessen, das Pflaster klebte immer noch da, wo es sollte, und hatte all die verschwitzten Male gut überlebt, aber schmerzen tat dieses letzte Geschenk von Michael doch noch. Ob Charles irgendetwas mit ihm angestellt hatte? Zuzutrauen wäre es ihm garantiert, aber eigentlich wollte der Blonde gar nicht nachfragen und herausfinden, zu was Charles wirklich fähig war.
„Wieso, hast du auf dem Boot auch noch einen eigenen Helikopter versteckt?“, fragte er glucksend, bei dem Reichtum des Unternehmers hätte ihn gar nichts mehr gewundert, und er fragte sich so langsam wirklich, als was man denn nun arbeiten musste, um an solche Geldmengen wie Charles zu kommen. Aber bestimmt würde er es ihm nicht verraten, und er hätte es eh nicht verstanden, weshalb er einfach die Hand ergriff, die sich nach ihm ausgestreckt hatte, und dem Älteren durch die niedrigen Räume unter Deck folgte. Hier machte es ihm absolut nichts aus, nackt herumzulaufen, Benjamin war ihnen wohl kaum in einem Ruderboot gefolgt und würde sie gleich zum zweiten Mal überraschen, hier draußen waren sie vollkommen unter sich, und Julian empfand so viel Privatsphäre als äußerst angenehm. Er schenkte Charles ein verschmitztes Grinsen, als er nach der Kondompackung griff, er hatte nichts gegen ein zweites Mal, und besser, sie hatten die Gummis griffbereit, bevor sie noch ein heißes Vorgeplänkel unterbrechen müssten. Der Norweger betrachtete staunend den nächsten Raum, dessen Zentrum eine äußerst geräumige Wanne zu sein schien. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen, die Stirn in Falten legend, was Charles ihm da so erzählte, ergab für ihn nicht allzu viel Sinn, vermutlich war das eines dieser Luxusdinge, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Er zuckte allerdings erschrocken zurück, als auf einmal blubberndes Wasser aufstieg, einen Schritt zurückweichend.
„Ist das Wasser nicht viel zu heiß, wenn es schon kocht?“, fragte er skeptisch, zu dem Älteren hinüberschielend, sich jedoch im nächsten Moment schon wieder ziemlich dumm vorkommend, als man ihm erklärte, was es mit der Wanne wirklich auf sich hatte. Die Röte stieg ihm sofort ins Gesicht, er blickte peinlich berührt zu Boden, bevor er sich von Charles in das Becken helfen ließ. Sofort stieß er einen erstaunten Laut aus, mit seiner Hand unter Wasser über eine der Wasserdüsen fahrend. Für ein paar Minuten war er so fasziniert von der ganzen Gerätschaft, dass er dem Unternehmer kaum Beachtung schenkte, weshalb er sich schließlich etwas schuldbewusst zu ihm umdrehte, ein Stück zu ihm hinüberrutschend, sodass er neben ihm saß.
„Praktisch ist gar kein Ausdruck! Warum haben wir so etwas nicht auch zuhause?“, fragte er eifrig, sich im nächsten Moment schon auf die Zunge beißend, einen kurzen Fluch auf Norwegisch ausstoßend.
„Du….Also, warum hast du sowas nicht zuhause?“, korrigierte er murmelnd, sie waren immerhin kein Paar, das zusammenwohnte, auch, wenn Julian der Gedanke gefallen hätte. Beschämt beobachtete er einige der Luftblasen, die in regelmäßigen Abständen aufstiegen, zaghaft wieder zu dem Dunkelhaarigen hinübersehend.
„Darf ich fragen……warum du ausgerechnet mit mir deine Freizeit verbringst?“, rang er sich schließlich durch, während seine Gesichtsfarbe ähnlich rot wurde wie am vergangenen Abend.
„I-Ich meine, du könntest dir doch bestimmt jemanden suchen, der genauso gut aussieht wie ich, und mit dem du eine intelligenten Unterhaltung führen könntest, mit dem du ausgehen könntest….“
Charles war doch bestimmt sehr kultiviert, es ging einfach nicht in den gelockten Schädel, wieso er ihn haben wollte und bereit war, so viel Geld für ihn auszugeben.
„Ich werd dir doch bestimmt schnell langweilig“, schloss er etwas ängstlich, dem Blick des Älteren ausweichend, auf seiner Unterlippe kauend.

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