Danger Danger
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High Voltage
 
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 .........Let the engine steam........

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Mrs Lovett
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Fr Aug 21, 2009 6:52 pm

Das Schiff stand abgelegen von all den Gebäuden und dem Tumult in der Stadt, all die anderen Crewmitglieder hatten fast den ganzen Tag über damit verbracht auf ihren Captain und die anderen zu warten, sodass sie mehr als nur glücklich waren, als sie die Gestalten rasch erkannten und noch erfüllter vor Fröhlichkeit wurden sie, als sie die Beute, die sie mit sich mit schoben, erkannten. „Unsere kleine Beute werden wir nun mitnehmen…bis zur unseren Lieblingsinsel.“, schnarrte die Stimme des Kapitäns, welcher den Engel unsanft über ein Brett, welches extra für sie ausgelegt wurde, hinauf in das Luftschiff schob, hinter ihm die anderen Männer, gefolgt vom Cyborg, den sie weiterhin hinter sich her schleiften, wie einen Sack Kartoffeln.
Auf dem etwas älteren Schiff herrschte Unruhe und Betrieb zugleich, die Anker wurden raufgezogen, das Holzbrett schnell wieder in das Schiff geschoben und ohne auch nur etwas zu sagen ließen alle rasch ihre Arbeit fallen, als die Stiefel des Rothaarigen den knarrenden Boden berührten, liefen zu ihm hin, die Gefangenen betrachtend. „Ich sage mal…die kommen nach unten und dann nehmen wir Kurs auf unsere geliebte Pirateninsel.“, summte der Einäugige munter in die Runde. Fröhliche, beinahe schon euphorische Laute drangen aus den Kehlen der vielen Männer, die nicht lange zögerten und schon alle Vorbereitungen trafen um endlich losfliegen zu können, denn alle liebten die Pirateninsel, welche höher als all die Städte gebaut war, die so gesetzlos war, so ohne Regeln, dass es nie einer von der Regierung je hätte schaffen können dort für Ordnung zu sorgen.
Die beiden Gefangenen wurden rasch nach unten gebracht, an all den Schlafplätzen vorbei, immer weiter runter, in einen Raum, wo nicht das geringste herumstand, nur einige Ratten hatten es sich dort gemütlich gemacht, welche jedoch beim Öffnen der alten Holztür erschreckt in alle Richtungen verteilten, tapsend das Weite suchten.
Den Engel hatten sie reingeschubst, den Cyborg jedoch mussten sie erst reinschleifen. „Nie wieder werden wir so etwas mit uns schleppen…manchmal hat der Captain wirklich einen Schaden.“, beschwerte sich ein älterer Mann, ließ die bewusstlose Gestalt anschließend achtlos in einer Ecke liegen, drehte sich kurz zu dem Jungen um, diesen breit angrinsend. „Viel Spaß euch hier.“, rief er ihnen nur noch belustigt hinterher, ehe er die Türe hinter sich verschloss und lachend sich mit den anderen verzog, wieder an Deck, wo es für jeden genug Arbeit gab.
Mit einem selbstsicheren Blick späte Garret kurz in seinen Kompass, ehe er diesen mit einem klappenden Geräusch wieder in seine Tasche steckte, das Wetter genießend, während endlich der Steuermann das Schiff zum Fliegen brachte und sie die Stadt schnell hinter sich ließ. Dafür, dass sein Schiff schon etwas älter war, hatte es noch genug Kraft und genug Geschwindigkeit, sodass sie locker mit anderen Piraten konkurrieren konnten , doch dies war nicht nur eine Sache der Schnelligkeit, sondern auch des Geschicks und dieses hatte er durchaus gehabt, wie auch all seine Männer.
„Wir werden wohl eine Weile reisen müssen.“, murmelte der Captain dem Wind entgegen, der gegen seine Statur prallte, seine Haut abkühlte. Sie hoben immer schneller ab und bald ließen sie die grauen Schmutzwolken hinter sich, was vor ihnen nun war, war der klare Himmel, die hellen Sonnenstrahlen, die sich an den alten Gläsern seiner etwas ungewöhnlichen Brille brachen. Eigentlich brauchte er sie nicht, nicht seit dem er sein Auge verloren hatte und dennoch, sie sah gut aus und war durchaus vom Nutzen, denn es gab noch ein Auge, das er gebrauchen konnte.
Pirat sein, das war vielleicht das Beste, was ihm je geschehen war, vielleicht die einzige Sache, die er seiner Familie zu verdanken hatte, die das erste Mal etwas richtig getan hatten...vielleicht wussten sie ja bereits damals, das dies seine Bestimmung war..vielleicht, vielleicht.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Fr Aug 21, 2009 8:42 pm

Es dämmerte ihm schnell, jedoch nicht schnell genug, was die Männer von ihnen wollten. Dass dies keineswegs Hafenarbeiter waren. Diese Leute verdienten sich ihr Geld anders, unter anderem leider auch mit Menschenhandel. Und was kam ihnen da gelegener, als solche Unikate? Aber so schnell Jon auch reagierte, die Piraten waren schneller. Malik spürte, wie er erst unsanft aufgerissen wurde, dann allerdings wieder fallen gelassen wurde, und sich schmerzhaft abrollen musste. Die eisernen Flügel schrammten leicht über den Boden, das kratzende Geräusch hallte in seinen Ohren wider, laut und kreischend wie eine sterbende Maschine. Er starrte schockiert erst auf den bewusstlosen Cyborg, von dem er nicht wusste, wie schwer dieser verletzt war, dann auf seinen linken Flügel. Eines der feinen Glieder war verknickt, durchgebrochen von dem Sturz, denn stabiler war dieser behelfsmäßige Stoff nicht. Eher empfindlicher, denn auch wenn all die kleinen feinen Glieder ihn beweglich machten, sie machten ihn auch unglaublich filigran. Benommen versuchte er sich aufzurichten, auf Jon zu zustolpern, aber er brauchte sich nicht einmal selbst zu erheben. Man zog ihn auf, die schmalen Handgelenke mit eine rauen Seil zusammen bindend, sodass er sich nicht mehr wehren konnte, während man ihn unbarmherzig vor sich her stieß. Er hielt den Kopf gesenkt, er hätte gerne gesagt, dass in ihm Wut kochte, aber eigentlich war da nur Angst. Angst, als er den Einäugigen betrachtete für den kurzen Moment in dem dieser nicht hinter ihm war. Er hatte viele haarsträubende Geschichten über diese Räuber der Lüfte gehört, sie hatten ihn fasziniert. Sicherlich hatte er schon immer einem jener Freibeuter begegnen wollen, aber auf diese Weise? Nein, so hatte er sich das keinesfalls gewünscht. Mit kreidebleichem Gesicht starrte er auf den Boden vor seinen Füßen, schnell kamen sie nicht voran mit dem bewusstlosen Maschinenmenschen. Kein Wunder, all das Metall an seinem Körper machte ihn mehr als doppelt so schwer wie einen normalen Menschen seiner Größe. Bemerkte denn niemand, was hier los war? War wirklich keiner hier am Hafen, der das kriminelle Treiben beobachtete, oder sahen sie nur alle weg? Malik wusste es nicht, vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen, denn das hätte ihm die grausige Bestätigung verschafft, dass sie verdammt egal waren. Egal und vor allen Dingen hoffnungslos verloren.
Wie sollte Daisuke herausfinden, wo sie waren? Woher sollte er wissen, dass sie nicht in die Hände der Regierung gefallen waren? Woher zum Henker sollte er wissen, dass ein Haufen goldgieriger Piraten sie verschleppt hatte, um sie auf dem nächstbesten Sklavenmarkt zu verscherbeln? Es war zum Ausrasten, warum passierte gerade ihnen so etwas? Er hatte den Cyborg doch nur aufmuntern wollen, hatte tun wollen, was Daisuke ihm aufgetragen hatte. Er hätte nicht zum Hafen kommen dürfen, es war von Anfang an ein Fehler gewesen. Er betrachtete das Schiff, auf das man ihn unsanft stieß, es war nicht mehr das neueste Gefährt, aber es sah durchaus so aus, als würde es seinen Dienst tun. Eigentlich war es ein schlechter Witz vergangener Zeiten, dass die Schiffe hier im Hafen lagen, wo die Wellen am Kai leckten, denn immerhin war es nicht die See, die sie befuhren, höchstens der Luftraum darüber. Viel von dem Schiff sah Malik nicht, bevor man ihn wieder unter Deck zerrte, er war froh, der Menge zu entkommen, hier und da stach ihm der unverkennbare Geruch von Alkohol entgegen, der ihm auch von der Organisation nicht fremd war, hin und wieder hatten die Männer den Frust des Tages gerne in Bier und Rum ertränkt. Der Engel selbst trank nie etwas, denn er vertrug erstens kaum etwas, zweitens hatte man ihm nie etwas abgeben wollen, weil die meisten in ihm eben doch nichts anderes sahen als ein Kind: Ein Kind, dem man keinen Alkohol zu geben hatte. Aber hier stach ihm der Geruch wieder in die Nase und erinnerte ihn daran, wie grob einige der Männer gewesen waren, als er noch nicht so sehr unter Daisukes Schutz gestanden hatte, als es noch egal gewesen war, wenn er ein paar Stiefeltritte kassierte.
Wohin würden sie ihn nun bringen? Nichts fragte er sich heftiger als das, als man ihn in den kahlen Raum stieß, nur durch ein kleines, beschlagenes Bullauge fiel Licht in ihre „Zelle“. Die Tür war kaum ins Schloss gefallen, als Malik seine weitestgehend abwesende Maske fallen ließ. Das hämische Lächeln des Mannes, der sie hergebracht hatte, schien sich auf seine Netzhaut gebrannt zu haben. Er ließ sich zusammensacken, hatte weder die Kraft noch die Nerven dazu, wie ein Irrer gegen die Tür zu hämmern, wo es doch eh nichts nützte. Erst als er einen Ruck durch den Rumpf des Schiffes gehen spürte, schlang er die noch immer gefesselten Arme um die eigenen Beine, legte den Kopf auf die Knie und begann leise zu weinen. Er hoffte darauf, dass Jon aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, dass ihm irgendetwas einfiel, denn solange Malik auch darüber nachdachte….Sie saßen hier fest. Einmal ganz davon abgesehen, wie schwer es sein würde, an all den Piraten vorbeizukommen, wo sollten sie dann hin? Sie befanden sich inmitten der dichten Wolkendecke, und auch der Engel konnte noch immer nicht fliegen, erst recht nicht jetzt, wo irgendetwas verknickt war. Wie sollten sie hier weg kommen, ohne auch noch ihre Freiheit zu verlieren?

Endlich wieder den Wind in den langen dunklen Haaren spüren, das war es, was Laurence vermisst hatte. Dass das Schiff hatte repariert werden müssen, war nicht nur aus geldlichen Gründen unangenehm gewesen. Sie hatten sich auch viel zu lange im Hafen liegen müssen. Er war kein Mensch, der sich gerne herumtrieb, sich in Alkohol und Tabak ertränkte. Sicher, wenn er nicht einen gewissen Hang zur Piraterie und all dem gehabt hätte was sie begleitete, wäre er nun gar nicht hier. Aber es war nicht hauptsächlich nur das Plündern, was ihn antrieb, der Wunsch reich zu werden. Es war auch das Vergnügen, mit dem er seiner Arbeit als Navigator und Kartograph nachging, und wo lernte man all die geheimen Wege und die verborgenen Inseln besser kennen als auf einem Piratenschiff? Niemand sonst war so Herr über die Lüfte wie sie, und außerdem gefiel es Laurence, den Degen zu schwingen und die Pistole an die Stirn dicker Adliger zu setzen, die ruhig ihrer Fracht entbehren konnte. Trotzdem, lieber widmete er sich all den Inseln, die Port Avién gleich im Himmel schwebten, gehalten nur von den zahlreichen Maschinen, die sie antrieben und den meterdicken Eisenketten, die sie wie ein Anker am Boden hielten. So viele davon gab es, einige von ihnen schon weit vor ihrer Zeit, vor dieser Zeit der Entdeckungen errichtet, mit einer Technologie in die Lüfte gehoben, die vermutlich über die Vorstellungskraft der Menschen hinausging. Aber sie hatten die alten Hexereien sowieso schon längst durch ihre eigenen technischen Spielereien ersetzt. Auch wenn Laurence einige von ihnen verachtete, viele von ihnen waren sehr nützlich. So auch die um ein Vielfaches vergrößernde Brille mit ihren zahlreichen Lupen und Linsen, die er nun gelangweilt wieder an ihren Platz zurückschob, sich die Brille wieder auf die Stirn setzend. Das schwarze Kopftuch verdeckte einen großen Teil der dunklen Haare, die zu einem strengen Zopf zurückgebunden waren. Selbst der energische Wind schien es nicht zu wagen, sie durcheinander zu bringen. Er stellte die lang geschwungene Feder zurück in das Tintenfass, das fest mit dem Tisch verankert war, damit es bei Turbulenzen nicht all die Karten zerstörte, die auf dem Schreibtisch und auch überall sonst im Raum lagen. Dies war sein Reich, jede der Karten stammte aus seiner Hand, waren teilweise oft kopiert worden, weil sie langsam verblassten, oder weil jemand genug Gold für ein Zweitexemplar bot. Etwas der dunklen Tinte klebte an seinen Händen, er wischte sie beiläufig ab, als er in die Kapitänskajüte hinaufstieg.
Er hatte gesehen, was sie dieses Mal von ihrem Landgang mitgebracht hatten, und der Engel…..Nun, er schien noch jung zu sein, lernfähig, nicht zu ungeschickt. Mal ganz davon abgesehen, dass er ein wahres Sammlerstück war mit seinen metallenen Flügeln, die ihn unzweifelhaft immer an dieses Zeitalter erinnern würden. Er wollte ihn haben für sich, als Gehilfe, damit er nicht all die Karten selbst zeichnen musste, und all die jungen Matrosen, die sonst hier bei ihnen anheuerten, waren einfach zu grob. Er hatte den Kleinen in die Kabine im Heckkastell bringen lassen, wo Garret sich vermutlich ebenfalls befinden würde. Wenn Laurence den Jungen für sich in Anspruch nahm, kam es gar nicht in Frage, dass er etwas für ihn zahlte, geschweige denn den Preis, den der Kapitän vermutlich verlangen würde. Aber er würde sicherlich noch mehr als genug Geld für den Cyborg bekommen. Vielleicht wäre dieser ebenfalls gut als Pirat geeignet gewesen, aber so viel Geld? Verlockend……
Energisch klopfte er an die Tür, trat ein, beinahe bevor man ihn überhaupt hatte hereinbitten können. Er sah den Rothaarigen, in einer anderen Ecke des Raumes den kleinen Engel, dem man zwar die Fesseln abgenommen hatte, der aber trotz alledem immer noch von einem ihrer Männer flankiert wurde. Er hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen, erbärmlich sah er aus, ein gebranntes Kind. Wer konnte es ihm schon verübeln, wenn er gerade verhökert wurde wie Vieh auf dem Markt? Aber so lief das nunmal in ihrer Welt, so war es schon immer gewesen, und auch wenn der Geflügelte nicht freiwillig hier hinein gerutscht war, ertragen musste er es trotzdem. Laurence ging einige Schritte auf ihn zu, musterte ihn skeptisch, das Kinn mit der Hand anhebend, sodass er in die gebrochenen goldenen Augen sehen konnte, in denen Unsicherheit und Angst aufglomm. Er wandte ihm wieder den Rücken zu, sah zum Kapitän hinüber.
„Ich möchte ihn haben, ich kann ihn vermutlich gut als Gehilfen gebrauchen. Aber dir ist vermutlich klar, dass ich kaum den vollen Preis für ihn zahle?“
Bei diesen harschen Worten schien der Engel im Hintergrund zitternd zusammen zu zucken.
„Ich denke, ich leiste lange genug meinen Dienst hier auf dem Schiff, als dass ich darauf bestehen kann“, fügte er mit einem leichten, aber kalt wirkenden Lächeln hinzu. Er stützte sich auf dem hölzernen Tisch ab, ihm blieben ungefähr vier oder fünf Tage, bis sie Port Avién erreichten. Dann war diese Beute für ihn verloren, denn irgendein Adliger oder Wohlhabender würde sich sicherlich für den Kleinen interessieren. Und er würde genug Geld aufbringen, um den Kartographen um den Jungen zu bringen.
„Sicher können wir da eine Einigung finden, Garret“, summte er etwas besonnener.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Di Aug 25, 2009 9:53 pm

Garret hatte sich zurückgezogen und nahm sogleich den kleinen Engel mit sich mit um ihn sich näher anzuschauen, ihn mal etwas auszufragen und nachzuschauen wie wertvoll er denn nun wirklich war. Kritisch lag der Blick auf dem Jungen, das braune Auge wanderte zu den filigranen Flügeln, noch nicht verkleidet und an einer Seite abgeknickt. Ein Mann wuselte um Malik herum, nahm seine Maße, schaute sich alles genauer an, notierte es anschließend auf ein Blatt Pergament, welches sogleich dem Kapitän überreicht wurde, welcher dieses kritisch betrachtete. Nachdenklich schnappten sich die Finger eine alte Feder, tauchte diese kurz in ein Fässchen Tinte, ehe man die Makel des Engels sich notierte. „Hmm…dein Wert ist gerade ein klein wenig gesunken, mein Kleiner, aber keine Angst, das beheben wir schneller als du denkst.“, rief er ihm nur lächelnd entgehen, ehe auch schon die Tür aufging und ein bekanntes Gesicht ihm ins Auge fiel.
Der Körper des Piraten drehte sich langsam zu ihm um, drehte den alten Sesseln gleich mit sich. „Oh, Laurence, welch Überraschung dich jetzt hier zu sehen.“, summte die fröhliche Stimme, während man den Blick über den Raum schweifen ließ. Irgendwo im hintersten Teil seines Gehirns hatte er es bereits geahnt, wusste irgendwie über sein Anliegen bescheid und natürlich wusste er auch wie die Antwort ausfallen würde.
Aufmerksam lauschten die Ohren den Worten des Navigators, prägte sich jedes einzelne Wort ein, was sein Lächeln auf dem Gesicht um einiges breiter werden ließ. Irgendwann schaute es Laurence nur noch mit einer enormen Belustigung an, die man so oft nicht bei ihm sah und dann läutete er auch schon ein leises Gelächter ein. „Mein Freund…“, fuhr er anschließend amüsiert fort, erhob sich langsam von seinem Platz, auf den Kartographen zugehend. Mit seiner Hand strich er kurz die Flusen von seiner Schulter, ehe der Blick sich dem Gesicht zuwandte, es ebenso anlächelte, wie er es mit seinem tat. „Es war immer deine freie Entscheidung ob du nun in unserer Crew arbeitest oder wo anders oder ob du uns verlässt, also muss ich dir leider widersprechen.“, ein süßlicher Hauch umhüllte die Stimme des Kapitäns, welcher eine Weile lang schweigend dastand, sich der Totenstille kurz hingab. Nur das laute Ticken seiner alten Aufziehuhr in einer Ecke brach die perfekte Stille, wo anscheinend keiner etwas zu sagen wagte oder wollte. Er beobachtete den Engel aus dem Augenwinkel heraus, schaute sich sein ängstliches Gesicht näher an. „Solche Burschen gibt es genug, wir haben keinen Nutzen, wenn wir ihn hier behalten.“ Und wieder hatte sich die Stimme verändert, es war wie mit einer schwangeren Frau, Stimmungsschwankungen über Stimmungsschwankungen, wie beim Wetter.
Die Stiefel machten kehrt, stolzierten zurück an den Schreibtisch, sich hinter den großen Sessel setzend, von dem er alle gut im Blick hatte, jeden einzelnen beobachten konnte.
Garret hörte die laut polternden Schritte über ihm, hörte die Stimmen seiner Mannschaftsmitglieder, hörte sogar das Dröhnen der Motoren unter ihm. All diese Geräusche..er liebte sie, liebte es sich von ihnen ablenken zu lassen und somit andere zu verwirren. Verträumt schloss der Rothaarige kurz seine Augen, lauschte diesem Kauderwelsch an Geräuschen, die ihn tagtäglich umgaben. Sie waren so etwas wie sein Lebenselixier, sein Nahrungsmittel.
„Ich werde ihn dir nicht überlassen, Laurence, ich werde ihn abgeben, er ist wertvoller, als du ahnst, da würde ich lieber den Cyborg dalassen, dieser hat wenigstens Kraft und kann kämpfen...dieses Kind wird uns nur in Schwierigkeiten bringen, so was spür’ ich.“, murmelte er, während er weiter zurückgelehnt mit geschlossenen Augen dasaß, darüber nachdachte wer ihn sich nehmen würde und was sie mit ihm tun wollten, den tatsächlich…er war nutzlos, er hatte nicht besonders viel Kraft und wahrscheinlich hatte er kaum Ahnung über Wind und Wetter und ein Schiff würde er niemals steuern können. Das Einzig Nützliche an dem Jungen war sein Unterhaltungswert, seine Männer hätten Spaß an ihm, in sehr vielen Hinsichten.
Verwundert darüber, dass keine Türe knallte, öffnete Garret sein Auge, schaute kurz Laurence an. „Husch husch, du kannst jetzt gehen…ach und bitte sieh nach, wie es dem Metallmann geht, vielleicht ist er bereits wach.“ Mit einer Handbewegung bedeutete er ihm diesen Raum zu verlassen. Er brauchte jetzt seine kleine Ruhe…kein Handel.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Di Aug 25, 2009 11:53 pm

Laurence hatte damit gerechnet, dass es nicht einfach werden würde, aber dass er auf so unnachgiebigen Widerstand stoßen würde, das hatte er nicht befürchtet. Garret schien rein gar nicht mit sich handeln zu lassen. Dabei musste er ihm zu mindestens in einem Punkt vehement widersprechen. Das, was sie sonst an Burschen im Alter des Engels anschleppten –äußerlich, wie man bei solch einem Wesen vermutlich dazu sagen musste- war keineswegs das, was man gerne Karten zeichnen lassen wollte. Das war ein Handwerk, das eine gewisse Perfektion erforderte. Er wollte nicht wissen, wie viele Schiffe sich hoffnungslos im weiten Himmel verirren würden, wenn man einem jener Grobiane eine Feder in die Hand drückte. Der Engel schien bei weitem nicht so grobmotorisch wie die meisten der Jugendlichen hier. Noch immer klebten die grünen Augen des Mannes an der zarten Gestalt, die weiterhin verloren in den Raum sah. Es war ihm klar, dass jede Antwort, die er dem Kapitän geben würde, nichts bewirken würde. Er schien sich eindeutig darüber im Klaren zu sein, für wie viel er dieses Prachtexemplar loswerden konnte und unter Wert würde er den Kleinen nicht verscherbeln. Die wütende Enttäuschung schaffte es nicht ganz, die wächserne Maske zu schmelzen, die der Kartograph aufgelegt hatte, aber man sah das Funkeln in seinem Blick. Nun wurde er auch noch so beiläufig dafür abkommandiert, nach den Gefangenen zu sehen! Seit wann war er auf diesem Schiff dafür zuständig, nach dem Abschaum zu sehen, den sie hier aufs Schiff brachten? Ein Schiff zu navigieren war mit den Jahrhunderten nicht einfacher geworden, der Himmel war noch weiter und eintöniger als die See, noch undurchschaubarer. Eigentlich hatte er wirklich besseres zu tun. Er versuchte den angenervten Gesichtsausdruck zu verbergen, als Garret sich noch einmal zu ihm umdrehte, murmelte ein knappes „Sehr wohl“, bevor er aus dem Raum eilte, die Tür etwas heftiger zuschlagend als angemessen wäre.
Das Geräusch hallte blechern durch den Gang, ließ einige andere der Besatzungsmitglieder erschrocken bis neugierig aufsehen. Hinter einigen Bullaugen sah er den bleiernen Himmel langsam vorbeiziehen, aus der Nähe wirkten die sonst so zierlichen Wolken so gigantisch, dass sie sich kaum entfernten, obwohl sie einige Knoten Fahrt aufgenommen hatten. Wo hatten sie den Cyborg hingebracht? Laurence musste kurz überlegen, denn einen wirklichen Raum für Gefangene, gar eine Zelle, gab es hier nicht. Vorrangig waren sie immer noch Piraten und keine Sklavenhändler, sie nahmen nur hin und wieder das mit, was wertvoll erschien. Wie ein Strandgutsammler, und der richtete sich ja auch keinen Raum ein, in dem er all die Muscheln und Geldbörsen sammelte. Dafür wurde alles viel zu schnell wieder ausgegeben. Der Cyborg schien allgemein eher für das Leben auf einem Schiff zu taugen als sein schmächtiger Begleiter, das war allen schon recht schnell klar geworden. Laurence fragte sich, ob der Kapitän mit dem Gedanken spielte ihn zu behalten. Nein, wohl eher nicht, dafür konnte er mit ihm viel zu viel Geld auf dem Markt erzielen. Bei all den Überlegungen, die in seinem Kopf herumwirbelten wie aufgescheuchte Vögel wäre Laurence beinahe an der Tür vorbeigegangen, hinter der sich der Cyborg befinden sollte. Eine gelangweilte Wache war davor postiert, ein Junge, der äußerlich ein paar Jahre älter war als der Engel. Seinem plötzlichen Auffahren nach zu urteilen als der Navigator näher trat, war er wohl eingenickt, aber Laurence nahm es ihm nicht übel. Dieser Job war eigentlich überflüssig, und nur dafür gedacht den Burschen zu beschäftigen. Hastig kramte er nach dem Schlüssel, es brauchte gut doppelt so lang wie sonst, bis er ihm das einfache Schloss geöffnet hatte. Der Kartograph war sich nicht einmal sicher, ob dieses einfache Schloss den Metallmensch überhaupt hätte aufhalten können, hätte er fliehen gewollt. Aber was brachte es ihm schon, aus seiner kleinen Zelle auszubrechen? Sie befanden sich mitten in der Luft, von hier würde er niemals fliehen können. Außerdem war Laurence sich nicht so sicher, in welcher Beziehung er zu dem kleinen Engel stand und ob er ihn einfach so hier bei ihnen gelassen hätte.
Automatisch fragte er sich beim Anblick des ganzen Metalls, wie der Mann entsprechende Körperteile verloren hatte. Er sah eher aus wie ein ehrlicher Mensch, jemand, dem man vertrauen konnte. Jemand der noch arbeiten konnte, so etwas war in der heutigen Zeit seltener geworden als so mancher glauben mochte. Er ließ die Tür wieder hinter sich schließen, der Cyborg war zwar wach, aber Laurence glaubte kaum, dass er versuchen würde ihn niederzuschlagen oder ähnliches. Zur Not hatte er immer noch den schmucklosen aber effektiven Degen, der an seinem Gürtel baumelte.
„Ich sehe, du bist wach“, stellte er nüchtern fest, auch wenn sein Gegenüber das vermutlich selbst wusste. Die lockere Haltung, die Laurence eingenommen hatte, verdeutlichte, wie leicht er diese Angelegenheit eigentlich nahm.
„Ich weiß selbst nicht so genau, weshalb ich hier bin, also“, er zuckte mit den Schultern, „können wir ein wenig plaudern. Ich möchte ein wenig mehr über euch beide erfahren.“
Er trat einen Schritt vor, was in der Enge des Raumes schon einer relativ großen Distanz entsprach, bevor er weitersprach.
„Was denkst du wohl, was auf euch zukommen mag? Wohin es euch verschlägt…..Du scheinst mir jemand zu sein, der sich anpassen kann, aber was ist mit dem Kleinen? Ich habe das ungute Gefühl, zu viel könnte ihn kaputtmachen…..“
Laurence meinte das keineswegs böse, stichelnd oder gar mit einem sadistischen Hintergedanken. Ihn interessierte so etwas einfach, er wollte von sich behaupten können ein Menschenkenner zu sein, und so etwas lernte man nicht in einem üblichen belanglosen Geplänkel.

Zuckerbrot und Peitsche…..Er kannte für gewöhnlich nur Leute, die die Peitsche benutzten. Oder auch mit dem Zuckerbrot sehr schmerzhafte Schläge verteilen konnten. In welche Kategorie sollte er nun bitte den Kapitän einordnen, der nun vor ihm stand und ihn so genau begutachtete? Er wusste es nicht, er erschien ihm auf eine merkwürdige Art und Weise sympathisch, kein schlechter Mensch zu sein. Und das obwohl er ein Pirat war und vorhatte ihn an den Höchstbietenden zu verscherbeln. Warum hatte er trotzdem das Gefühl, er könne ihm von all den Halunken hier am ehesten vertrauen? Er ließ das ganze Abmessen mit gesenktem Kopf über sich ergehen, auch wenn er sich dadurch mehr und mehr einfach nur noch fühlte wie ein Stück Ware. Sicherlich, auf einem Schiff konnte man jemanden wie ihn kaum gebrauchen, dafür stand ihm der Umstand einfach im Weg, dass er in diesem Körper steckte. Dass er nie mehr sein würde als die kleine und vor allem nicht besonders muskulöse Gestalt, die er nun einmal war. Das Auftauchen der dritten Gestalt im Raum verunsicherte ihn sichtlich, er konnte nicht einordnen, ob es nun gut oder schlecht wäre, bei der hochgewachsenen Gestalt zu arbeiten. Einerseits verletzte ihn sein gefühlsloser Ton, andrerseits erschien ihm das was er ihm anbot angenehmer, als auf irgendeinem Sklavenmarkt verhökert zu werden. Aber es war ja längst nicht mehr seine Entscheidung, was mit ihm geschah. Das lag ganz allein in den Händen der Piraten, vor allem aber in denen des Mannes vor ihm. Immerhin war er der Kapitän des Schiffes.
Wie es wohl Jon ging…..Er musste sich sicherlich keine Sorgen um ihn machen, immerhin waren sie hier nicht unter Mörd-
Gut, das waren sie vermutlich schon, aber nicht unter solchen, die ihnen an den Kragen wollten. Sie wollten sie verkaufen, eine Absicht, die sicherlich nicht viel löblicher war, aber auf jeden Fall weniger tödlich. Also musste er sich um den Cyborg wohl keine Sorgen machen, er konnte einiges mehr wegstecken als er selbst, auch seelisch. Er musste sich ja schon wieder auf die Zunge beißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Dabei interessierte ihn alles hier so wahnsinnig, egal wie wenig er davon verstand. Wo hätte er das auch lernen sollen? Er wollte noch nicht wieder zurück in die stickige Enge der Zelle, wenn dort auch Jon auf ihn wartete, dort fühlte er sich noch hilfloser als hier. Die Augen starrten auf irgendeinen Punkt in dem Raum, und die Stimme war immer noch unsicher und brüchig, als er sprach.
„Was für Leute kaufen denn jemanden…..jemanden wie mich?“
Er hätte beinahe „etwas“ gesagt, aber damit hätte er nur bewiesen, dass er sich selbst schon mit seinem Schicksal angefunden hatte. Und das hatte er keineswegs. Er wollte nur ernsthaft wissen, worauf er sich einzustellen hatte. Dabei ahnte er es schon, denn für wirkliche Arbeit war er nicht zu gebrauchen, bitter einzugestehen, aber absolut wahr

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Aug 30, 2009 8:51 pm

Jonathan war müde und irgendwie auch nicht wirklich in der Laune jetzt wieder irgendwo zu sein, wo er nie sein wollte. Im Grunde wusste er noch nicht einmal, wohin man ihn gezerrt hat, konnte es sich jedoch ganz gut denken. Ein Schiff, kein normales, keines, das noch auf hoher See ihr Abenteuer erlebt und im Endeffekt blieb da nicht sehr viel übrig, wo dieses Schiff sonst hätte segeln können.
Sein Rücken schmerzte immer noch, geschickt war dieser Bastard mit seinem Degen, oder was auch immer es war, gewesen. War doch alles nur eine Last mittlerweile; die einen zerstörten sein Hab und Gut und die anderen nahmen ihn auch noch mit, aus einer Laune heraus, aus dem Grund, dass sie das Gefühl hatten, er wäre was wert- wo zum Teufel war er eigentlich gelandet?!
Sein Kopf hob sich ein wenig, die Augen suchten den leeren Raum nach etwas ab, was ihm behilflich sein konnte, suchten nach Malik, noch nichts von beiden hatte er gefunden, er war alleine in diesem Kämmerlein, eine Metallfigur, die einfach nur dasaß, mit gefesselten Händen, was banaler denn je war. Nur ein kleiner Ruck hätte ausgereicht und von den Fesseln wären nur kleine Einzelteile übrig gewesen, doch ihm war nicht danach, irgendwo hatte er nicht das Verlangen gehabt sich zu befreien, aus dem Raum zu rennen und panisch nach dem Engel zu suchen, denn vielleicht war dieser nicht einmal hier, vielleicht hatten sie ihn bereits irgendwo von Bord geschmissen, vielleicht aber ließen sie ihn auch dort zurück…was wusste er denn schon, er war bewusstlos und fühlte sich immer noch leicht benebelt, alles im Kopf schien sich immer noch etwas zu drehen und das lag nicht nur an das regelmäßige Schaukeln des Fortbewegungsmittels.
Nicht einmal fliehen konnte man hier, das Einzige, was man hier tun konnte, das war warten und dies beherrschte der Blonde gerade ziemlich gut, ihm war nicht einmal langweilig. Vor einigen Wochen, da hätte er sicherlich sich das heile Bein rausgerissen um eines Tages bei den Piraten sein zu können, heute hingegen war das alles nur eine schrecklich abartige Last, die er nicht gerne auf den Schultern tragen wollte, am liebsten würde er in einer dunklen, abgelegenen Bar seines alten Dorfes sitzen, gemütlich seinen Jin austrinken und der Musik lauschen, während ihm der Geruch von zahlreichen dampfenden Pfeifen in die Nase steigen würde…da hätte er wenigstens einen Tag mal Ruhe von dem ganzen Tumult in der Welt gehabt, die einzige Unruhe, die ihn heimsuchen würde, wären irgendwelche Schlägereien im trunkenen Zustand, die noch mit Belustigung betrachtet werden würden, denn sie hatten keinen Sinn, keine besondere Bedeutung, sie waren einfach nur da und würden nicht viel ändern.
„Das Schicksal meint es nicht mehr gut mit mir…“, murmelte Jonathan leise vor sich hin, während der Blick seufzend wieder hinunterblickte, auf seine alten Schuhe, die ihm in dem kaum erleuchteten Raum noch älter erschienen. Und dann wurde auch schon die allgemeine Ruhe gestört. Er vernahm Schritte, dann das Öffnen der Türe und dann…eine Gestalt. Lustlos, wenn nicht sogar genervt, starrten die Augen die Gestalt an. Nur ein Gedanke kam ihm in den Sinn, als er die Person von unten nach oben betrachtet hatte- welch eine Tunte! Und das war auch noch ein Mann. Lustlos lauschten die Ohren seinen Worten, prägten sich diese ein, auch wenn er alles andere als Lust darauf hatte mit ihm auch nur ein Wort zu wechseln, ihm war einfach nicht danach, das war kein persönlicher Groll auf diesen Kerl, es war einfach die heilige Kunst der Lustlosigkeit, die der Cyborg so gut wie nie in seinen Achtundzwanzig Jahren verspürt hatte…doch für alles gab es schließlich ein erstes Mal.
„Ich habe keine Ahnung wohin es mich verschlagen wird und was mit mir passieren wird, nachdem ihr ein gutes Sümmchen dank mir gemacht habt…irgendwie ist es doch sowieso alles andere, als wichtig, nicht wahr? Und der Junge…“, er musste kurz überlegen. Sie hatten ihn also immer noch an Bord, nur wo? Wo zum Teufel war das Kind nur wieder?
„…ihm wurde schon oft genug aus der Klemme geholfen, ich denke, dass es später nicht anders sein wird. Er hat so etwas wie eine Familie, stell dir vor.“, ein leichtes Lächeln zierte sich auf seinen Lippen. Hast du so etwas wie eine Familie, oder hattest du jemals wenigstens das Gefühl gehabt eine Familie zu haben? Ist das hier deine Familie? Am liebsten hätte er genau diese Worte in den Mund gelegt, hätte sie ausgesprochen mit seiner tiefen Stimme, in den leeren Raum hinein, damit sie jeder hätte hören können, doch er ließ es sein. „Aber wieso sollte ich dir alles erzählen, wenn ich nicht einmal deinen Namen kenne, wenn ich nicht einmal weiß, wo wir gerade hinwollen, wenn ich nichts über dich weiß. Also, wer bist du?“
Der Kapitän war er sicherlich nicht, dieser würde den Gefangenen nicht einen Besuch erstatten, ein Kapitän würde vielleicht so aussehen, sich jedoch anders benehmen…zumindest hatten sie sich in den zahlreichen Büchern, die er über Piraten in seinem Leben gelesen hatte, alle anders benommen. Vielleicht würde er ja diesen Knaben noch zu Gesicht bekommen.
Wahrscheinlich war dieser Junge hier irgendetwas, was mit Feingefühl zu tun hatte, so etwas konnte man sehen, an den Händen…die Hände verrieten immer die Berufung eines Menschen. „Sicherlich bist du hier nicht für die Drecksarbeit zuständig, nich’?“



Gelangweilt spielten die Finger mit einigen funkelnden Steinchen, die auf dem großen Tisch des Kapitäns verteilt waren. Höchstwahrscheinlich Edelsteine, vielleicht aber auch dumme Fälschungen, er hatte sie gefunden, irgendwann vor langer Zeit, als ihm dieses Schiff nicht gehört hatte. Fand sie immer so unheimlich toll, dass seine Wenigkeit nie daran dachte sie zu verkaufen oder etwas anderes mit ihnen zu tun. Langeweilekiller waren sie auf jeden Fall.
Es war ruhig in der Kajüte, selbst der alte Frank hatte nichts zu sagen, der stets neben dem Engel stand und darauf achtete, dass dieser nichts Unüberlegtes anrichtete, auch wenn er so oder so kaum etwas tun konnte. Mit einer Pistole in der Gürteltasche und einem Degen gleich daneben war da nicht viel anzustellen…kurze, hektische Bewegungen und eine Ladung Blei würde sich in seinem Gehirn befinden. Zwar wäre der Junge dann weniger wert, dafür aber hatte er wertvolle Dinge an und bei sich gehabt.
Und dann…dann sprach das Kind tatsächlich mit ihm! Verwundert drehte Garret seinen Kopf zu ihm, ließ die Klimpersteine aus seinen Händen fallen, während die Augenbrauen langsam hochgezogen wurden und sich ein feines Lächeln auf den Zügen des Piraten bildete. „Oho, du redest ja, mein Junge. Himmel sei Dank, ein stummer Engel bist du ja doch nicht.“, zufriedenes, ausgelassenes Lachen.
Unorganisiert und viel zu heiter? Wo denn? Vom Chaos in der Mannschaft ganz zu schweigen, war dieses Schiff ein wandelndes oder besser schwebendes Durcheinander. Vielleicht hatten sie es alles dem Kapitän zu verdanken oder sich selber, Garret war das irgendwo egal. Die Männer waren glücklich, sie waren nicht so eingeschränkt, wie bei vielen anderen Piratenschiffen es der Fall war, sie hatten noch irgendwo ein nettes Leben, schließlich war das Letzte, was der Rothaarige selbst wollte, eine mürrische und trostlose Stimmung, denn erst wenn alle guter Laune war, war es ausgeschlossen, dass sie gegen ihn meutern würden.
„Weißt du, Kleiner, ich bin mir ziemlich sicher, dass sich sehr viele reiche Pinkel zerfetzen werden um dich zu bekommen. Sie lieben kleine niedlichen Jungs mit etwas Besonderem. Sei es nun eine besondere Rasse oder vielleicht sind es auch ganz lustige Flügel, wie bei dir.“
Die Finger deuteten auf sein filigranes Gestell auf dem Rücken, unverkleidet und leicht angeknackst.
„Sie lieben so etwas, glaub mir. Was sie aber mit dir machen, das weiß ich nicht. Entweder du kannst ihr Kind spielen, ihre Kleiderpuppe oder du wirst für andere Zwecke missbraucht…“
Garret hatte sich eigentlich nie so ganz darüber Gedanken gemacht, was mit den Jungs und Mädchen, die er so an andere geliefert hatte, eigentlich geschah. Er konnte sich denken, dass viele von ihnen Lustknaben oder Damen wurden, viele hatten sehr schöne Vorzüge gehabt. Andere waren zu kindlich und andere wiederum waren alt und stark, diese waren sicher für was anderes zu gebrauchen gewesen. Was mit Malik passieren würde, das war leider auch ein Rätsel.
„Aber bis dahin dauert es wirklich, solange kannst du einfach machen was du willst. Ich kann dir irgendwas erzählen und meine sowie deine Langeweile vertreiben, wenn du willst.“
Der Einäugige liebte es Sachen zu erzählen, gerne Geschichten, die er mit seiner Mannschaft erlebt hatte, gerne aber auch Geschichten, die er nur erlebt hatte. Achtundzwanzig Jahre Lebensgeschichte und die ist lang und sein Leben war noch nicht einmal vorbei gewesen. Wie sagte doch einst ein alter Mann, den sie aufgegabelt hatten- ‚Schreib das auf und verkaufe es als Buch!’ Doch Garret konnte nicht gut schreiben, Formulierungen lagen nicht so in seinem Blut, er sprach lieber, außerdem würde ein Buch schrieben gleich bedeuten, dass man sich festlegen würde und das letzte, was er im Sinne hatte, das war sich festzulegen. Sein Herz und seine Seele war an dieses Schiff gebunden, er war verdammt dazu auf ewig ein Pirat zu sein, wenn auch verdammt eher im positiven Sinne gemeint war. Als Pirat warteten immer neue Sachen auf ihn, es gab nichts, was fest in einem Buch geschrieben stand, alles änderte sich immer, täglich, wenn man es so betrachtete.
„Genug erlebt haben wir, sodass es einem eigentlich nicht öde erscheint.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mi Sep 02, 2009 10:18 pm

Erstaunlich, wie viel er doch erkannte. Nicht viele öffneten ihre verblendeten Augen weit genug, um hinter die Fassade des Freibeuters zu blicken. Vielleicht hatte er ihn ja unterschätzt. Vielleicht, vielleicht auch nicht, das würde sich im Laufe des Gespräches herausstellen. Er trommelte neben sich an den Türrahmen und die Gestalt schien etwas entspannter, so als hätte er doch vor, etwas länger hier zu verweilen. Unter Umständen wurde es ja noch recht interessant. Ob er ahnte, dass er den kleinen Engel wohlmöglich nie wieder sehen würde? Zu hoffen, jemand, ob nun Familie oder jemand völlig anderes, würde kommen um ihn zu retten, war absurd. Niemand hatte gesehen, wie sie die beiden mitgenommen hatte, und selbst wenn, wusste niemand, wohin sie wollten. Laurence kannte Wege, die vielen anderen völlig unbekannt waren, und außerdem benötigte man erst einmal eines dieser fliegenden Wunderwerke, um ihnen zu folgen. Auf diese steinernen Inseln, die im Äther schwebten, kam mich nicht ohne ein Boot. Und was noch viel wichtiger war: Ohne ein Boot kam man auch nicht davon weg. Und der Engel konnte nicht fliegen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie einen seiner Flügel beschädigt hatten, so verkrampft wie er die eisernen Gestelle an den Rücken drückte, schien er sie für einen Flugversuch kaum gebrauchen zu können. Er flog ungefähr so gut wie ein Klumpen Blei, und das traf auch auf den Cyborg zu. Laurence lehnte sich leicht an die geschlossene Tür an, bevor er weitersprach.
„Wer weiß, vielleicht wollen wir dich ja gar nicht verkaufen….“
Er wusste, dass er über den Kopf Garrets hinweg sprach, aber so harsch wie dieser ihn noch kurze Zeit zuvor abgewiesen hatte, empfand er wenig Lust dazu, sich nach Strich und Faden an seine Anweisungen zu halten. Nein, dazu hatte er wahrlich keine Lust, es reichte ja schon, dass er nun hier war und sich mit dem blonden Mann unterhielt. Immerhin, den Engel wollte er auch nicht verkaufen, aber er wusste ganz genau, dass er seine Chance vertan hatte. Der Junge würde verkauft werden, und Laurence musste sich irgendwo anders seinen fähigen Gehilfen suchen. Und irgendein Adliger oder gut betuchter Händler würde sich dieses Kind unter den Nagel reißen, um aus ihm im wahrsten Sinne des Wortes einen Schoßhund zu machen. Der Kartograph hatte gesehen, wie das heutzutage in den oberen Gesellschaftsschichten ablief. Die Art, wie sie Menschen degradierten, ließ noch heute kalte Wut in ihm aufsteigen. Noch immer merkte man ihm die leichte geistige Abwesenheit an, als er weitersprach.
„Schade eigentlich, ihr hättet beide zusammen hierbleiben können“, murmelte er halblaut, eher an sich selbst gerichtet, bevor sein Blick sich wieder schärfte und die graugrünen Augen wieder den Cyborg fixierten.
„Nein, du hast vollkommen recht, für gewöhnlich bin ich hier nicht der gewöhnliche Laufbusche. Ich bin Kartograph und Navigator.“
Er deutete eine leichte Verbeugung an, sicherlich, der Maschinenmann war ihr Gefangener, aber Laurence hatte eine durchaus gute Erziehung erfahren, bevor er so auf die schiefe Bahn geraten war, und er hasste es, Menschen zu behandeln wie Viehzeug. Die Sklaverei, die sie hier betrieben, war sowieso nicht so sein Ding. Er musste ja nicht alle Werte und Normen fallen lassen, nur weil er jetzt Freibeuter war.
„Und mein Name ist Laurence“, fügte er hinzu, während er den Mann genau beobachtete. Er hatte keineswegs vor, zu viel von sich preiszugeben, immerhin konnte alles später gegen einen verwendet werden. Und gerade in diesem Falle war es besonders gefährlich. Er hatte einen gewissen Ruf zu wahren. Gelangweilt fuhren die Hände über ein Fernrohr, das an seiner Seite hing, er wusste nicht genau, in welche Richtung er dieses Gespräch eigentlich führen sollte. Erwartete Garret, das er irgendetwas in der Art tat? Eigentlich nicht, er wusste ja jetzt, dass der Cyborg wach war, also warum wollte er trotzdem weiter nachhaken? Vielleicht, weil es ihn interessierte, woher all das Metall kam? Warum der Mann nicht weinte und flehte, man wolle sein armseliges Leben verschonen? Bis jetzt war es immer so gewesen,
„Aber bevor ich weiter irgendetwas über mich und unser Ziel erzähle….Nun schuldest du mir wieder einige Antworten. Zum Beispiel bin ich sehr daran interessiert, wie sowohl du als auch dieser Knirps schon an so viel Metallersatzteile kommt.“
Ja, Laurence wollte es wirklich wissen, er hörte gerne zu, er hörte vor allem gut zu, eine Gabe, die in der heutigen Zeit recht selten zu sein schien. Weiter musterte er ihn, konnte die Lustlosigkeit in seinen Augen erahnen. Was sollte er auch Freudensprünge machen in dieser Situation? Aber der Kartograph hatte Zeit, viel Zeit, und er würde sie nutzen, denn interessanter ließ sie sich eh nicht verbringen.

Machte er sich je Gedanken darüber, wo all die Wesen hinkamen, die er so gnadenlos weiterverkaufte? Er wusste, wo man sie hinschickte, aber wusste er auch, was dort mit ihnen passierte? Was er ihnen unter Umständen antat? Wusste er das? Vielleicht ja, und viel erschreckender war die Erkenntnis, dass es ihm dann egal war. Dabei war da doch so viel was es sich lohnte, sich wirklich ernsthaft Gedanken zu machen. Was der Pirat sagte, machte ihm Angst. Er wollte nicht als Schoßhund und Puppe irgendeines Adligen enden. Schon gar nicht als Lustsklave, denn Malik wusste sehr wohl, was die Reichen und Mächtigen sich hinter ihrer ordentlichen Fassade alles leistete. Leisten konnte, denn niemand würde es ihnen vorhalten, immerhin waren sie der Adel. Sie konnten so krank, so grauenhaft oder so ausschweifend sein wie sie wollten, kaum jemand hatte das Recht es ihnen vorzuhalten oder sie gar dafür zu bestrafen. Also konnte Malik nur ernsthaft hoffen, dass er zu einem Herr kam, der ihn nicht für irgendwelche persönlichen Bedürfnisse benutzen wollte. Allein bei dem Gedanken verkrampfte sich die kleine Gestalt heftig, es wäre nicht das erste Mal, und noch immer hatte die Erinnerung daran tiefe Narben in seine Seele geschlagen. Die Augen starrten glasig in die Ferne, bevor sie sich wieder auf den Mann vor sich richteten. Ganz ehrlich, er wäre gerne hier geblieben. All das faszinierte ihn irgendwie. Das mächtige Schiff mit den Segeln, die zornig im Wind peitschten. Dieses kurze Gefühl der Losgelöstheit, als er das Deck betreten hatte, egal wie aussichtslos die Situation erschienen war. Egal, dass das Schiff noch am Kai gelegen hatte, allein das Gefühl der harten Planken unter seinen Füßen hatte ihm ausgereicht.
Er hatte Piratenepen gelesen, in einigen der zahlreichen Bücher, die er aus dem Schrank des Vampires gezogen hatte, lächerlich waren sie teilweise gewesen, und doch hatten sie den Jungen irgendwie fasziniert. In all ihren rühmenden Worten steckte doch irgendwo ein Kern Wahrheit, das bestätigte ihm all das hier nur. Auch wenn er Angst davor hatte. Angst davor, wo man ihn hinbringen würde, davor, dass er Jon vielleicht nicht wiedersah, dass er Daisuke nie mehr wieder sah….Ob der Vampir wohl nach ihnen suchen würde? Aber hatte er denn überhaupt Anhaltspunkte, wo sie sich befinden konnten? Immerhin waren sie weit außerhalb der Stadt. Und was, wenn er auch einfach keine Lust mehr hatte? Wenn er die Nase voll davon hatte, dem Engel zu helfen. Sicherlich, er sollte auch auf eigenen Beinen stehen, aber in dieser Lage gab es keine Hilfe von außen. Wie lange würde es dauern, bis der Vampir sich überhaupt ernsthaft Gedanken machte, wo sie abgeblieben waren? Der Engl bemerkte, dass er den Kopf hatte sinken lassen, resignierend und traurig, erst als der Pirat weitersprach, blickte er wieder auf.
War die Frage wirklich ernst gemeint? Meinte er, ein bißchen altes Seemansgarn könne ihn wieder aufheitern, könnte ihn ablenken oder die zeit vertreiben? Ohne, dass er es wirklich wollte, schlich sich ein bitteres Lächeln auf sein Gesicht, nur kurz, und man konnte den tiefen Schmerz dahinter lesen, denn Malik hatte eigentlich gehofft, nie wieder wie Ware verkauft werden zu müssen. Nichts würde ihn über diesen Schrecken hinwegbringen, schon gar nicht ein paar alte Erzählungen.
„Denkt Ihr, damit wäre mir irgendwie geholfen? Ich werde in ein paar Tagen verkauft wie Schlachtvieh. Von Euch. Da soll ich mir Eure Lebensgeschichte anhören wollen?“
Das Lächeln war aus dem kindlichen Gesicht geflohen und wieder wirkte er nur noch verloren in dieser Welt, so schnell wie der ernste Ausdruck gekommen war, war er wieder gegangen. Eine Hand tastete vorsichtig nach dem angeknacksten Flügel, der eng an seiner Schulter lag. Die Finger fuhren über das gebrochene Eisen, zuckten dann heftig zurück. Er hatte vergessen, dass die Heiler das kalte Metall mit seinen Nerven verbunden hatten und so schmerzte der abgeknickte Flügel ungefähr wie ein Bruch. Er verzog leicht das Gesicht und ließ die Hand wieder sinken. Wer auch immer ihn kaufte, er würde mit ihm wohl zum Arzt…neun, zum Mechaniker gehen müssen. Der Engel hätte sich gerne irgendwie hingesetzt, er fühlte sich noch immer so schrecklich begutachtet und beobachtet und außerdem holte ihn die Erschöpfung langsam ein. Er war sichtlich abgemagert in den letzten Wochen und in den goldenen Augen regierte die Müdigkeit. Er sah den Mann abermals an, und in den Augen lag etwas Flehendes.
„Warum kann ich nicht sein Lehrling werden?“, fragte er beklommen mit einem Nicken zur Tür hin. Der Navigator schien ihm immer noch eine sehr viel bessere Wahl zu sein als irgendein zwielichtiger Adliger, um einiges besser. Aber er wusste, dass der Pirat nicht ja sagen würde, er hatte es ja schon mitbekommen, er hatte seine Worte gehört, war ja nicht taub. Seufzend senkte er den Kopf, starrte auf das dunkle Holz der Planken. Wie sollte das alles enden? War das Schicksal wirklich so grausam? Es schien nur die Extreme zu lieben, und Malik hatte das Gefühl, an der falschen Seite zu stehen.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Sep 27, 2009 10:05 pm

Die Augenbrauen hoben sich langsam, das Lächeln auf den Lippen verhärtete sich ein klein wenig und dennoch war eine gewisse Belustigung in seinem Gesicht zu erkennen, die wahrscheinlich nie schwinden würde, die sich wahrscheinlich in jeder Pore festgefressen hat, auf ewig.
Was ihm die Geschichten nutzen würden? Er könnte sie seinem zukünftigen Meister erzählen oder er hätte einfach in diesem Moment eine Beschäftigung, würde abgelenkt werden von seinem bevorstehenden Schicksal, was wusste Garret schon, was ihm das brachte, er hatte gerade einfach nichts zu tun und wollte den Jungen irgendwie unterhalten, aber wenn er nicht wollte. „Sie müssen dir nichts bringen…deine Entscheidung, ob du mit mir reden willst oder nicht.“, sagte er nur leise seufzend, während die Augen seine Nägel betrachteten. Es wurde wieder ruhig, nur das leise Knarren des Holzes, aus dem dieses Schiff gebaut wurde, in Verbindung mit jeder Menge Metall. Immer wenn es die Richtung wechselte, gab es einen leichten Ruck, doch diesen verspürten die meisten hier nicht, nur die, die auch wirklich ihr Leben lang auf so einem Schiff verbracht hatten, die konnten so etwas merken.
„Hach, ist das öde hier…“, murmelte der Kapitän anschließend, erhob sich langsam von seinem Platz, schritt zu dem großen Fenster, welches aus mehreren Gläsern bestand, starrte den Wolken hinterher, welche in Verbindung der untergehenden Sonne immer schönere Farben annahmen. Der Himmel war immer wieder schön zu betrachten gewesen, sodass Garret sich in diesem Verlor, sodass sich die verträumten Augen förmlich an die Fensterscheiben klebten, ohne auch nur sein Spiegelbild in diesem zu betrachten, denn Garret schaute sich nicht gerne an. Er war nicht der Schönste auf dieser Welt, um genau zu sein war er überhaupt nicht schön, aber wen interessierte das schon, wenn man ein Pirat war?
Ihn jedenfalls nicht.
Der Rothaarige hatte fast Malik vergessen und seine Frage, warum man ihn nicht hier behalten wollte…vielleicht wollte er sie aber auch mit Absicht vergessen.
Fast wie ein hektischer, dem etwas Wichtiges eingefallen war, drehte sich die Statur des Piraten um, die Schritte tappten auf Malik zu, diesen erneut betrachtend. „Weil du es einfach nicht Wert bist, dass wir dich hier behalten und uns anschließend das nötige Geld fehlt. Verstehst du…du hast Eigenschaften, die die Kasse zum klingeln bringen, einen kleinen Laufburschen für den Navigator findest du hinter jeder Holzdiele.“, vielleicht waren die Worte etwas zu hart, als geplant und eigentlich meinte es Garret nicht einmal so, wie er es gesagt hatte, er wollte nur diese ständige Fragerei endlich loswerden, denn wenn es etwas gab, was der junge Mann hasste, dann waren es dies ständigen Fragen. Wenn etwas so war, dann war es auch so! Malik musste es endlich einsehen, dass nichts, wirklich gar nichts mehr sein Schicksal enden würde, nicht einmal dieses ewige Flehen, diese ewigen, nervenden Fragen, die ihm schlichtweg auf die Nerven gingen!
Und wieder entfernte er sich von ihm, setzte sich auf seinen Sessel, während der Blick starr auf die ausgebreitete Karte auf dem Tisch gerichtet war. Sein Finger zog die ungefähre Bahn nach, nach welcher ihr Kurs ging, bis zum Ziel- einer kleinen Insel, so klein, dass die meisten gar nicht wussten, dass sie existierte. In vielen Hinsichten war sie sein Zuhause, sein Urlaubsort…er liebte diese kleine Insel, mit den kleinen Bewohnern, jeder schlimmer als der andere und sie alle waren so, wie er sie gern hatte- schlimme Finger.
„Ich kann nur sagen, dass du mir leid tust, aber mehr auch nicht. Es ist mein Beruf und wenn ich überlege ob mir das Leben eines Engels oder das Leben mehrerer meiner Männer wichtiger ist, dann tippe ich auf zweiteres.“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mo Sep 28, 2009 4:22 pm

Malik spürte Wut in sich hochkochen, und das war nicht gut, das war überhaupt nicht gut. Denn mit dem brodelnden Zorn kam auch ein nur allzu bekanntes Wispern, eine Stimme, die er in letzter Zeit weit fortgesperrt hatte. Von der er immer noch hoffte, sie würde irgendwann einfach verschwinden, aber das würde wohl nie passieren, immerhin konnte er nicht einfach einen Teil von sich wegwerfen. Trotzdem wäre es ihm im Moment lieber gewesen, denn er wusste was geschah, wenn diese Stimme laut genug in seinem Kopf erklang. Wenn sie es schaffte, ihm klare Worte vorzugeben. Sie wusste seinen Zorn ganz genau gegen ihn auszuspielen, denn Wut machte so furchtbar blind und unüberlegt. Aber der Pirat machte ihn einfach wütend, sein ewiges Grinsen, das er sich in keiner Situation aus dem Gesicht wischen wollte. Seine achtlos dahingesagten Worte, die den kleinen Engel so zornig werden ließen. Er blickte so angestrengt wie nur möglich zu Boden, die Muskeln an den Kieferknochen traten hart hervor unter der blassen Haut, als er die Zähne zusammenbiss, versuchte, gegen sich selbst anzukämpfen. Was war das denn für ein Beruf, in dem man Menschen einfach mitnahm, nur weil sie möglicherweise etwas wert waren? Sie einfach entwurzelte, um sie an irgendwelche dekadenten Adligen zu verkaufen, die sich an ihnen amüsieren konnte. Das war doch kein Beruf, das war nichts anderes als menschenverachtend. Mit wie viel Leichtigkeit Garret ihn als Gegenstand mit „Wert“ abstempelte, war wirklich erschreckend. Vermutlich ahnte er nicht einmal, wie hart das den Engel traf. So viele technische Neuerungen, so viel Schnickschnack, der das Leben lebenswerter machen sollte, und doch gab es immer noch so etwas Unwürdiges wie Menschenhandel. Es hab so viel Luftverkehr in der heutigen Zeit, reichte es nicht, hin und wieder eines von denen zu überfallen? Nein, genug war genug. Vielleicht wollte Malik gar nichts dagegen tun, als die Stimme zischend wie eine züngelnde Kerzenflamme in seinem Kopf aufflammte, wieder zurück, als wäre sie nie fort gewesen, und ihm giftige Worte in die Gedanken setzte.
Willst du dir das einfach bieten lassen? Wehr dich gefälligst!
Der Engel wusste, dass seine eigenen Gedanken unrecht hatten, selbst wenn er sich jetzt wehrte, was sollte ihm das bringen? Er befand sich mitten in der Luft auf einem Schiff. Einmal ganz davon abgesehen dass er all den ganzen Piraten hier nicht entkommen würde, würde er das Schiff auch nicht verlassen können. Trotzdem, irgendetwas schrie protestierend auf, forderte, sich nicht damit zufrieden zu geben. Endlich etwas zu tun, egal wie sinnlos es ihm erschien. Egal wie sehr er dafür zu büßen hatte? Er selbst war von dieser Idee nicht einmal besonders angetan, er hatte Angst davor, aber sein Kopf gehörte nicht ihm alleine.
Feigling, elender Feigling. Mach irgendwas, oder ich tu es für dich.
Ein gequälter Ausdruck trat auf das Gesicht des Kleinen, den die beiden anderen Männer im Raum nicht sehen konnten, weil er den Kopf noch immer gesenkt hatte. Wenn er die Stimme handeln ließ, dann würde er nur Blut geben, so viel Blut….Und außerdem, was sprach dagegen? Er war zornig, das rote Pochen pulsierte durch seinen Körper, durch jede Faser. Garret hatte absolut kein Recht darauf, über sein Leben zu entscheiden, es hatte ihm nicht Leid zu tun, er hatte gefälligst zu handeln und damit aufzuhören.
„Das ist kein Beruf, das ist abartig. Du hast nicht das Recht über mein Leben zu entscheiden, du-„
Die Stimme des Engels war lauter geworden, selten fuhr er wirklich aus der Haut, aber nun war es einmal soweit. Aber der ältere Mann fuhr ihm dazwischen, packte ihn fest an der Schulter, wollte ihn zurückziehen. Falscher Schritt, Fehler. Größerer Fehler vermutlich, als er ahnte. Aus den gleichen Gründen, aus denen auch ein verletztes Tier in die helfende Hand biss, zuckte auch Malik herum, wollte den Pirat wegdrücken. Und genau in diesem Moment übernahm etwas anderes die Kontrolle, über sein Handeln, über seine Magie. Unkontrolliert, aber nicht einmal unbedingt ungewollt, nicht in diesen paar Sekunden, als Magie durch den fremden Körper zuckte. So kurz aber eben so tödlich wie ein Blitzschlag.
So setzt man sich zu Wehr. Ich habe doch gesagt ich helfe dir…..
Die Gestalt vor ihm sackte leblos zusammen, Gesicht zum Boden breitete sich von irgendwo ein schimmernde Blutlache unter der Leiche aus. Er hatte es wieder getan, er hatte wieder getötet, ohne sich dessen überhaupt wirklich bewusst zu sein. Malik hatte das Gefühl, die Stimme in seinem Kopf grinsen zu spüren, bevor sie sich irgendwo in die Tiefen seines Seins zurückzog. Nach getaner Arbeit, jetzt wo der Engel sich dank seiner anderen Seite wieder selbst die Schlinge um den Hals gelegt hatte. Zitternd starrte er auf den leblosen Körper, stolperte schwer atmend einen Schritt zurück. Fort all die heiße Wut, es blieb nur kaltes Grauen zurück, zu was er sich selbst wieder gebracht hatte.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Fr Okt 02, 2009 11:51 pm

Er hätte einschreiten können…er hätte wirklich diesem kleinen Jungen einen Augenblick später eine Kugel in den Kopf jagen können, hätte ihn davon abhalten können seine Männer abzuschlachten wie Schweine, doch er tat nichts von alledem. Er legte lediglich seine Beine auf den Tisch, die alten Stiefel aus dem Augenwinkel heraus betrachtend während sein Gefangener Amok lief. Wieso sollte er auch etwas tun? Würde es was ändern? Im Grunde waren sie doch eh alle bestimmt zu sterben, man wusste nur nicht wann genau dieser Augenblick kam und für die da war dieser Augenblick anscheinend gerade gekommen...sie waren also an der Reihe Komposthaufen zu werden, wenn auch dies ihnen nicht gelingen konnte, hier oben über den Wolken.
Seufzend ließ Garret seine Beine wieder auf den Boden sinken oder eher fallen, betrachtete den verstörten Engel eine Weile, ehe sich der Pirat erneut erheben musste, zum Jungen wandernd. Mit verschränkten Armen betrachtete er die Sauerei unter seinen Füßen. Wie das Blut langsam sich an seinen Schuhsohlen festsaugte, wie ein Parasit.
„Na toll…du hast gerade einen meiner besten Männer auf dem Gewissen, einen, mit dem ich aufgewachsen bin.“, seine Stimme klang weder wütend, noch enttäuscht noch strafend, eigentlich klang sie eher wie immer…gleichgültig, mit einem Hauch an Zynismus, wie sie es eigentlich immer war.
Sein Gesicht wanderte zu Malik, betrachtete diesen eine Weile, ehe er mit seiner Hand ausholte und ihm ins Gesicht schlug. „Mein Guter, das ist wirklich keine gute Art einen Konflikt zu lösen, gleich auszurasten und Leute niederzumetzeln, ich hoffe du hast genug Gewissen für uns beide, ich hoffe nur für dich, dass du nun Gewissensbisse hast, denn die da haben nie die Absicht gehabt dir auch nur ein Haar zu krümmen.“ In der Tat waren seine Genossen freundlicher als er gewesen, hatten nur eine gefährlichere Stimmlage, ein gefährlicheres Aussehen, doch die, die am unschuldigsten aussahen waren doch stets die Unheilbringer, Malik war da wieder einmal das perfekte Beispiel, nie hätte Garret gedacht, dass dieses Kind überhaupt etwas konnte.
„Du wirst diese Sauerei wegwischen, von mir aus mit deiner eigenen Kleidung und die Leichen meiner treuen Freunde…“, seine gliedrigen Finger glitten zum großen Tisch, schnappten sich rasch einen Hut, welchen er aufsetzte und sogleich wieder absetzte, gegen seine Brust pressend, während der Blick theatralisch nach oben glitt und bedauernd Worte aus seinem mund kamen.“…mögen sie in den Himmel emporsteigen…auch wenn sie bereits dort angelangt sind…“, kurzes Schweigen trat ein, der Rothaarige betrachtete weiterhin die Decke über seinen Köpfen, als auch der Hut wieder weggelegt wurde und man wieder die Aufmerksamkeit dem kleinen blondhaarigen Jungen schenkte. „Leider werden sie wieder herabfallen müssen…heißt so viel wie, schaff sie heute noch über Bord, ich mag keine Leichen in meinen Räumlichkeiten sehen und das nächste Mal schlag doch bitte die Faust gegen die Wand, ist günstiger für uns.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Okt 04, 2009 8:43 pm

Diese Ruhe, diese widerliche verdammte Ruhe ließ irgendetwas in Malik aussetzen. Wie konnte er einfach so leicht darüber hinwegreden? Einer seiner Männer war gerade zu Tode gekommen und alles was er tat war ihm eine Ohrfeige zu versetzen. Der Schmerz zuckte rot durch sein Gesicht, in einer guten halben Stunde würden sich zwei dunkelblaue Streifen unter seinen Augen bilden, am Jochbein entlang und ihm wohl einen noch verwahrlosteren Anblick verpassen. Geistesabwesend fuhr er sich über die gerötete Wange, die eigene Hand wirkte merkwürdig kühl auf der Haut. Die Worte des Mannes kamen beinah gar nicht bis zu seinem Hirn, er fischte ein paar Bruchstücke hinaus, die für sich genommen aber keinen Sinn ergaben. Irgendwo versank der Engel in sich selbst, schirmte sich ab, denn mit sich selbst hatte er beinahe genug zu tun. Er hatte den Kopf gesenkt, nickte einmal abwesend an einer Sprechpause Garrets, damit er wenigstens den Eindruck gewann, er hätte verstanden was er ihm sagte. Er sah sich selbst, wie er sich in der Pfütze aus Blut spiegelte, die langsam um seine Füße floss. Im Hintergrund sah er auch die Spiegelung der metallenen Flügel, biss sich auf die Zunge. Das hektische Funkeln hinter seinen Augen, irgendwo tief in seinem Kopf machte ihm beinahe selbst Angst, aber er wollte nicht mehr. Was war so furchtbar falsch daran, die Zügel loszulassen und sie der Stimme in seinem Kopf zu geben? Vielleicht die Tatsache, dass diese noch nie wirklich schonend mit Körper und Geist umgegangen war….
Es ist gut….Du hast genug getan. Jetzt lass mich alles für dich erledigen. Ich werde dir helfen. Lass dich einfach fallen und ich fang dich auf….
Selten hatte die Stimme so sanft geklungen, so Vertrauen erweckend. Vielleicht wollte sie ja wirklich nur das Beste für ihn. Auf wen sollte er sich sonst noch verlassen? Irgendetwas schien ihn im Geiste nach hinten zu ziehen und er fühlte als wäre nichts hinter ihm. Einfache bodenlose Schwärze, in der er auf ewig und in Ruhe fallen konnte. Wo er sich keine Sorgen um gefühlskalte Piraten und notgeile Adlige machen musste. Gab es diesen Ort? Lag er wohlmöglich in ihm….Wo er so lange danach gesucht hatte.
Sicher kannst du Ruhe finden. Lass mich nur machen. Überlass alles mir…..
Wie in Trance nickte der Engel leicht, aber der Pirat interpretierte es wahrscheinlich als Zustimmung auf seine Worte. Die Hand, die kühlend auf der schmerzenden Wange gelegen hatte, verkrampfte sich langsam und die Nägel krallten sich so fest zusammen, dass sie rote Striemen auf der Haut hinterließen, als Malik die Hand von der Wange zog. In die goldenen Augen war ein völlig geistesferner Ausdruck getreten, den Garret allerdings nicht sehen konnte, weil ihm die blonden Strähnen ins Gesicht fielen.
Das hast du gut gemacht…..Lass mich jetzt machen. Ruh dich aus. Sieh zu und lerne….
Und immer noch hatte er das Gefühl zu fallen, in Schwärze zu versinken. Und auf einen Schlag war da dieser Knick. Es war nicht mehr er selbst, der seinen Körper bewegte. Etwas anderes blickte fasziniert auf die sich schließende Faust. Irgendetwas anderes ließ seinen Körper in die Hocke gehen und nach dem toten Körper des Piraten greifen. Er spürte den Dolchgriff in seiner Hand nur wie durch einen sehr dicken Handschuh und selbst wenn er es gewollt hätte, er konnte nicht verhindern, dass etwas in ihm wie ein gespanntes Raubtier vorsprang.
Er war es gewohnt für Fehler bestraft zu werden, er war zornige Worte gewohnt, aber diese pure zynische Kälte schien seinen dunkleren Teil enorm anzugreifen. Diese Kälte schien ihn wahnsinnig zu machen. Wahn, der ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht warf, als er durch die zerzausten Haare hoch sah, der ihm ein abgehacktes Lachen entlockte. War er verrückt geworden? Nein, es war ja nicht er selbst der da handelte, es war nicht er selbst, der dort vorsprang und im gleichen Moment das Messer hochriss, sodass er gegen den hochgewachsenen Piraten stieß, diesen mitreißend. Und im Fall, in diesem endlos erscheinenden Fall, in dem die beiden Gestalten zu Boden gingen, wurde es wieder klar in seinem Kopf, spürte er seinen Körper wieder ohne diese Distanz.
Ich hab angefangen, bring du es zu Ende…..
Sein zweites Ich stieß ihn wieder an die mentale Front, wie immer, wenn die Gefahr bestand, Schmerzen zugefügt zu bekommen. Weit hinten von seinem sicheren Beobachtungsposten aus, wo man nichts spüren musste…..Malik hatte einmal nachgegeben. Wie viel Macht hatte dieses Wesen nun über ihn? Mehr als zuvor? Hatte er sich selbst nur wieder ausgenutzt und über den Abgrund gestoßen? Er könnte jetzt aufhören. Er könnte das Messer wegschmeißen und hoffen, dass er lebend aus der ganzen Sache herauskam. Er könnte, er könnte…..Und er stieß zu, schnitt Garret tief ins Fleisch, hätte ihn vermutlich an den Boden genagelt, hätte er still gehalten. Erst jetzt bemerkte der Engel, dass Tränen der Wut und der Verzweiflung über seine Wangen liefen, sich mit dem schwachen Blut der Kratzer vermischten und auf den Oberkörper des Piraten tropften.
„Du nimmst mir mein Leben nicht weg….Das darfst du nicht.“
Zitternd hob sich der Dolch erneut, wollte hinunterfahren und diesmal wirklich treffen. Allem ein Ende setzen ganz gleich, wie es dann für ihn ausgehen würde. Es wirkte morbid wie dieses Kind dort auf dem Oberkörper eines erwachsenen Mannes hockte, ein blutiges Messer in der Hand, den Wahn ins Gesicht geschrieben. Vermutlich hatte ihn bis jetzt einzig und allein die Verwirrung Garrets vor Gegenwehr bewahrt, aber vermutlich zitterte der Dolch gerade einige Sekunden zu lange in der Luft.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Di Okt 06, 2009 10:03 pm

Es war fast schon zu einfach gewesen diesen Jungen zur Weisglut zu treiben mit…nichts tun. Wahrscheinlich war genau das auch der Grund, wieso solch eine Wut den Körper durchströmte. Deswegen spürte er diese Spannung, die in der Luft war. Es war pure Provokation einfach dazustehen und nichts zu tun und Garret liebte die Provokation, sie zeigte stets das wahre Gesicht einer Gestalt, die sich doch ständig verstellte oder in diesem Falle so unheimlich unschuldig tat, dass man es doch gar nicht mehr glauben konnte, dass man es nur noch amüsant finden konnte.
Sie lebten im achtzehnten Jahrhundert und die Menschheit schien bereits unterzugehen.
Für einen Moment drehte sich der Rothaarige von dem Engel weg, ahnte nicht, dass dieser etwas anderes im Sinn hatte, sodass er ihn unbeobachtet ließ…denn was konnte so ein Kind schon machen?
Nach einer Weile drehte sich der Kopf langsam wieder zurück, die lächelnden Lippen öffneten sich langsam, gaben nur einen leisen Laut von sich, ehe er überrascht vom Engel angegriffen wurde.
Hart war die Landung auf dem knarrenden Holzboden, welcher kläglich knackste, als beide Körper sich auf diesen schmissen. Der Kapitän wollte Malik am liebsten von sich wegschubsen, doch genau dann, als seine Hände die dünnen Arme des Engels umfassten, schnitt er ihm tief ins Fleisch. Stehender Schmerz durchfuhr den Arm, das Blut strömte ruhig durch sein weißes Hemd durch, welches Sekunden später bereits am Ärmel fast komplett rot gefärbt wurde.
Was auch immer sich dieser Junge da erlaubte, er erlaubte sich zu viel und dennoch…Garret konnte nicht wütend auf ihn sein, zu lächerlich war er gewesen, zu armselig, wie er da auf ihm drauflag. Ein Kind mit einem Messer, mit verheultem Gesicht, der nach seinem Leben schrie und alles tat um einem baldigen Ende entgehen zu müssen…auf einer skurrilen Art und Weise ziemlich niedlich und mitleiderregend, doch war für Zweiteres der Herr nicht geschaffen, Mitleid war ein Fremdwort, wurde nie in seinem Wörterbuch vermerkt.
Und in diesem köstlichen Moment der Ruhe, wurde diese schnell unterbrochen; von einem lauten, fast schon sich überschlagenden Lachen, welches aus keiner anderen Kehle drang, als aus der des verletzten Piraten.
Anstatt dem Engel seine Waffe wegzunehmen, ihn so lange zu verprügeln, bis er nicht mehr wusste ob er männlich oder weiblich war, lachte er einfach, lag auf dem Boden und lachte so laut, wie man sich das Lachen der Götter stets vorstellte.
„Oh du bist echt ein ganz mutiger Junge.“, seine Stimme war einige Oktaven höher als sonst, so voller Belustigung, dass er noch mehr lachen musste.
Langsam richtete sich der stämmigere Körper des Mannes auf, während seine Hand das Messer des Jungen an sich nahm, und ihn anschließend von sich zur Seite schubste.
Garret stand auf, begutachtete kurz seinen Kratzer am linken Oberarm. „Komm’ schon, denkst du das gibt mir den Rest, glaubst du dieser Kratzer lässt meine Knie schlottern? Mein Junge, das hier ist Männerland. Du mit deinen kindischen Augen, deinem kindlichen Gehirn und deiner ebenso launenhaften, sehr banalen Wut…damit kannst du die Leute da unten in den Städten bewundern aber hier….“, während er mit seiner ruhigen Stimme sprach, steckte er das Messer mit der blutigen Klinge in seine Tasche, trat einige Schritte auf den Jungen zu, welchen er zu sich hinauf zog, ihm in die goldenen Augen blickend.
Lange schaute er ihn schweigend an, schaute direkt in seine Augen hinein. Er war eben doch nur Kind, egal wie sehr er es zu verbergen versuchte, egal hinter welchen Fassade er sich auch verstecken mochte, er würde nichts weiter als ein Kind bleiben, eines, das keine Ahnung von der Welt hier hat.
Ein hämisches Grinsen bildete sich auf den rissigen Lippen des Piraten, ehe er die Faust, welche den Stoff umfasste, fester in sich zusammenzog und anschließend diese zierliche Gestalt mit voller Wucht gegen die nächstgelegene Wand schleuderte.
Er hörte, wie einige seiner filigranen Flügelteile dabei kaputt gingen und kläglich einknickten.
Doch das war ihm egal.
Schulternzuckend begab er sich wieder an seinen Platz, füllte seine Pfeife mit deinem Tabak, welche anschließend in seinen Mund befördert wurde. Nachdenklich zündete Garret den Tabak mit einem Streichholz an, zog einige Male an dem Holzrohr, ehe der Rauch aus der Nase befördert wurde.
„Wir sterben alle mal, das muss dir klar werden. Du stirbst sowieso, wenn du nicht langsam lernst dich unter Kontrolle zu halten. Und nun….schaffe doch mal die Leichen weg, sie fangen an unschön zu riechen. Und keine versuchten Mordanschläge, sie werden misslingen!“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mi Okt 07, 2009 3:47 pm

Wie das keifende Lachen einer Hyäne hallte das Lachen in seinem Kopf wider, so oft zurückgeworfen an den Schädelwänden und so verzerrt, dass es schmerzte, es weiter anzuhören. Viel zu perplex war der Engel, als dass er sich hätte wehren können, als Garret ihm das Messer entriss und sich problemlos des kleinen Körpers entledigte. Er bekam das Lachen einfach nicht aus seinem Kopf fort, es schien sich dort verlaufen zu haben und nicht mehr gehen wollen, hatte sich genauso in diesem Labyrinth seines Ichs verlaufen, wie es ihm selbst ergangen war. Vielleicht traf es ja irgendwann auf Seltiel, dann würde dieser einmal etwas anderes zum zerstören haben als das andere Bewusstsein. Aber das Lachen blieb, anscheinend wagte es sich nicht bis in die Schattenseiten seines Seins. Zitternd presste er seine Hände an die Schläfen, zusammengekauert, vielleicht auch weil er befürchtete, der Pirat könnte ihm doch noch einen Tritt verpassen oder zuschlagen. Aber nichts von alldem geschah, und Malik war sich nicht einmal sicher, ob er das Gelächter nicht grauenvoller finden sollte. Der Teil in ihm, der ihn zu diesem unüberdachten Verhalten bewogen hatte, war verschwunden, hatte sich tief in ihm zurückgezogen und alles was blieb, war eine zitternde Gestalt, die dem Mann, der ihn am Kragen hochzog, aus leeren Augen anstarrte. Er war es gewohnt, dass man ihn schlug und anbrüllte, hatte erwartet, dass es jetzt ähnlich kommen würde, aber dass der Pirat ihn auslachte, kam nicht nur unerwartet, es verletzte ihn vielleicht auch noch ein wenig mehr. Zu wissen, dass er ihn nicht ernst nahm, in ihm nur ein hoffnungslos verlorenes Kind sah. Wie alle in dieser zeit. Er hatte dieses Bild um sich herum aufgebaut, hatte alles weggesperrt, was Mitleid vergrämt hatte, denn das war alles, wie er überleben konnte. Und nun hatte er sich selbst gefangen genommen und fand den Schlüssel nicht wieder. Zu dieser Zelle, die er selbst hinter sich zugeworfen hatte, in diesem Körper, der für alles zu schwach und für nichts stark genug war. Hätte er ausgesehen wie jemand, dem man ernsthafte Arbeit zumuten konnte, würde er wohl auch nicht bei irgendeinem kranken Adligen landen.
Aber für all diese Überlegungen war es schon längst zu spät. Er hatte gegen Garret verloren, ganz klar und ohne Spielraum. Und jetzt hatte er den Preis dafür zu zahlen. Er spürte die harte Wand im Rücken, hörte Metall erst knirschen, dann splittern. Langsamer als es bei seinen früheren Flügeln der Fall gewesen wäre, kroch der Schmerz in seinen Rücken, um sich dort wie langsam fließendes Eis auszubreiten. Er schnappte hektisch nach der Luft, die ihm der Aufprall aus den Lungen gepresst hatte, während er zu Boden ging, darum bemüht, dass ihm nicht schwarz vor Augen wurde. Die Flügel hingen beschädigt zu Boden und erweckten einen mitleidigen Eindruck, er musste unwillkürlich daran denken, dass er sich ähnlich gefühlt hatte, als Ivy ihm seine alten Flügel zertreten hatte. Auch diesmal wurde seine Freiheit mit Füßen getreten, dieses Mal aber weniger direkt als einige Wochen zuvor. Schwer atmend versuchte der Engel sich wieder zu orientieren, sah kalt auf die Leiche, die noch immer im Raum lag. Er war es gewohnt Leichen wegzuräumen, ja, das hatte er gelernt als Daisukes Laufbursche. Bei dem Gedanken an den Vampir zuckte er unweigerlich zusammen und ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Würde er ihn und den Rest der Organisation je wiedersehen? Und wenn ja, wie lange mochte das dauern? Der Vampir mochte so lange überleben, aber all die anderen Menschen sicher nicht. Ob sie nach ihnen suchen würden? Der Gedanke schmerzte zu sehr, sodass Malik ihn schnell wieder beiseite schob, sich zitternd aufrichtete. Er traute seinen Beinen noch nicht, und doch wurde ihnen schon kurze Zeit später das Vielfache seines eigenen Gewichts zugemutet, als er den Leichnam aus der Kajüte schliff. Der Geruch von Blut stieg ihm so abrupt in die Nase, dass es ihn förmlich benebelte. Wie genau er es eigentlich geschafft hatte, den toten Körper über die Reling zu hieven, wusste er nicht. Erst die barsche Stimme eines anderen Piraten holte ihn zurück in die Wirklichkeit, riss ihn aus diesem traumähnlichen Zustand.
„Warst du das etwa?“, schnauzte der Mann mit einem Hauch von Entsetzen. Geistesabwesend nickte der Engel, wollte wieder zu Boden schauen, als ihn eine Faust so heftig im Gesicht traf, dass er zu Boden ging. Reflexartig krümmte der Körper sich zusammen, aber bevor er dem Engel noch weiter weh tun konnte, zog ihn irgendein Kamerad hastig zurück. Alles was Malik noch hörte, bevor irgendein anderer Mann ihn zurück in die Innereien des Schiffes schleppte, war ein wütend geheultes „Das war mein Bruder!“.
Unter seinen Augen hatten sich mittlerweile dunkle Blutergüsse gebildet, die auf den ersten Blick aussahen wie Kriegsbemalung und doch nur ein Zeugnis von Garrets Schlag mitten ins Gesicht waren. Einige feine Striche getrockneten Blutes klebten immer noch in dem blassen Gesicht, als man gefesselt wieder zurück in die Kammer stieß, die als improvisierte Zelle für ihn und den Cyborg herhalten musste. Er wagte es nicht, Jon in die Augen zu sehen, der mittlerweile wieder alleine mit dem Engel in der Zelle war. Leer starrte Malik irgendwo neben ihm an die Wand, die Knie zitternd an den Körper gezogen, während die eisernen Flügel –verbogen wie das Werk eines irren Künstlers- neben ihm zu Boden hingen. Er hatte versagt auf voller Linie und wenn Jon erfuhr, wie dumm er sich verhalten hatte….Nein, das durfte er nicht und das würde er auch nicht, denn der kleine Engel biss sich mittlerweile so fest auf die Unterlippe, dass er metallisches Blut schmeckte.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Okt 11, 2009 11:33 pm

Gedankenverloren spielte Garret mit dem Teleskop herum, welches einsam auf dem überfüllten Schreibtisch herumlag.
Tja, langweilig wurde es hier, kein Malik, keine Gefährten…öde, öde, öde.
Seufzend wandte er seinen Blick ab, starrte auf den dunklen Himmel, welcher wie eine dunkle Decke die Welt verdunkelte. Nur die Sterne leuchteten ihnen den Weg, während der Mond verdeckt blieb. Neumond also..so lange hatte der junge Mann nicht hinausgeschaut, dass er nicht einmal wusste, wie es um den runden, leuchtenden Ball in der Nacht stand.
„Land in Sicht!“, brüllte einer der Männer vom Deck aus, sodass es ein noch so schwerhöriger Pirat in seinen Ohren widerhallen hören konnte.
„Ah…“, summte die melodische Stimme zufrieden, die Beine sanken rasch Zu Boden, ehe sich die Gestalt langsam vom Sessel erhob und er seine Räumlichkeiten verließ.
Draußen war es windig, angenehm windig, wie eine feine Brise, wenn man an einem Strand herumlungerte, fast wie das Meer…
Die dunklen Augen schauten sich zufrieden um, während alles um ihn herum arbeitete. Die kleine Insel war sehr gut zu erkennen, denn all die bunten Lichter, das ganze Leben in diesem kleinen Fleckchen Erde, welches sich zu weit nach oben verirrt hat, konnte man bereits vom Weiten sehen.
Ein Grinsen bildete sich auf den blassen Lippen des Piraten, er liebte diese Insel, bereits der Duft des Alkohols kroch ihm in die Nase und benebelte für einen Augenblick die Sinne.
Die Anker glitten herunter, das Schiff schaukelte leicht, ehe es zum Stillstand kam, ehe es ruhig am Himmel schwebte, neben all den andere am Hafen. Das grelle Licht tat kurz in den Augen weh, all die Straßen waren von Leuchten erfüllt, von bunten Farben und noch bunteren Menschen. Gelächter trat aus jeder Taverne, aus jedem noch so kleinen Lokal, es war voll mit Leben, überall wo man nur hinschaute, Leben, Leben, Leben.
Gesetzlosigkeit, die ganze Stadt war gesetzlos, die ganze Insel, sie war illegal. Man durfte nicht Inseln, welche in die Höhe ragten, bauen, es würde das Gleichgewicht zerstören, sagten sie, und dennoch konnten sie nichts gegen die mächtigen Metallstangen tun, eine Mischung aus Menschenkraft und Magie, mächtiger als jedes Gesetz, sie mussten sich damit abfinden, dass sie mitten über dem Pazifik existierte. Eines Tages würde sich die ganze Welt dort gesellen, eines Tages würden sie alle dort oben neben den Wolken hausen.
Der Holzbalken wurde heruntergeschmissen einige Männer traten bereits an Land, während einige weiterhin an Bord waren, ihren Kapitän fragend anschauten.
Achja…di Gefangenen. „Bringt die beiden einfach mal her.“, sagte er nur. Schnell rannten einige, wenn nicht gar all Männer unter Deck, rissen die Tür des ‚Gefangenenraumes’ auf, nahmen anschließend beide Gestalten mit sich mit, fesselten ihnen die Arme, sodass keiner sich wehren konnte, war so oder so zwecklos gewesen.
Neben Garret hatten sie ihn aufgestellt, in Reihe, damit er sie betrachten konnte. „Hmm…“, nachdenklich strich er sich über das Kinn, als er das Gesicht des Cyborgs betrachtete, dann sich seine Ersatzgliedmaßen aus Metall anschaute. Er würde viel anpacken können, er war nützlich, er war nicht der Schönste, er war nicht der leichteste und wahrscheinlich war er auch einer dieser Menschen gewesen, die stets alles taten um nicht ihrer eigenen Freiheit beraubt zu werden. Er war ein Kämpfer.
Dann schaute er Malik an, selbst er verlor in der kurzen Zeit seinen Wert…Garret wusste nicht mehr so genau, was sie ihm bringen konnten.
„Ich denke die Blechbüchse bleibt hier und den Jungen nehmen wir mit.“
Gelächter, dann nahm man de Cyborg die Fesseln weg, Garret trat einen Schritt auf ihn zu, beugte sich leicht zu ihm herüber. „Aber, dass du mir keine Dummheiten machst…du wirst nicht uns hinterherlaufen, du wirst nicht um dich herumschlagen und du wirst nicht protestieren. Hier bist du freier, als du es je sein könntest.“, wisperte er ihm belustigt in das Ohr und Jonathan nickte stumm.

Sie schubsten den Jungen voran, während sich Frauen ihm hinterliefen, sich an den Armen des Kapitäns klammerten, alle lachten und ihm ihre bezauberndsten Blicke zuwarfen. „Du bist wieder da, wir haben dich vermisst, dich und deine Männlichkeit, wir haben dich so vermisst, liebster Garret,“, sagten sie alle und er belächelte es lediglich mit einem Satz. „Wir haben zu tun, meine Hübschen, doch wenn ich fertig bin, dann können wir das nachholen, wo wir vor drei Monaten stehengeblieben waren.
Das war bevor wütende, sich kämpfende Männer, in das Zimmer begaben, die Holztür aus den Angeln brach und sie auf sein Bett fielen. Er musste sich mit ihnen schlagen und dann war es auch Zeit für ihn zu gehen, so viel, wie er kaputt gemacht hatte, war es nicht mehr günstig für ihn gewesen sich länger auf seiner liebsten Insel aufzuhalten.
Und dann erreichten sie auch schon den Mittelpunkt des Ortes, da, wo stets zu tun war, wo stets Menschen in der Mitte einer kleinen Tribüne standen und unter ihnen tummelten sich nur so die Reichen, alle herausgeputzt, alle betrachteten diese Menschen und dann fingen die Gebote an, der, der am meisten für jemanden bot, der hatte Glück…mehr oder weniger.
Ein alter, dicklicher Mann leitete all das Geschehen, er kannte Garret gut, kannte ihn seit Jahren.
„Oh, wieder was Neues gefischt.“, ein breites Grinsen zierte sich auf dem Gesicht des alten Mannes, dessen Gesicht von Narben nur so versäet war, bedrohlicher wirktem als es eigentlich war.
Seine kleinen Augen betrachteten den Engel, dann schrieb er etwas auf ein altes Stück Pergament, kritzelte mit seinen plumpen Fingern etwas hin, was kein Mensch entziffern konnte.
„Ja, einen Engel..etwas angeschlagen, aber ich sehe die ganze Sache sehr optimistisch.“
Und schon nahm man den Jungen mit, zwei bullige Männer krallten sich die zierlichen Arme, zerrten ihn zu den anderen Menschen, welche dastanden und von den Adligen inspiziert wurden.
Einer davon unterschied sich, trug enge Ledersachen, sein Gesicht war von Ringen geschmückt. Ringe um die Unterlippe, ein Ring am Nasenflügel, ein weiterer an einer Augenbraue. Die Mandelförmigen Augen wirkten anders, wirkten wie die aus den Menschen vom östlichen Lande.
Mit einem Lächeln schaute er sich all die Menschen an, musterte sie von oben bis unten hin, ging prüfend um sie herum, bis er endlich den Engel erreicht hatte. „Hübsch bist du, wunderschönes Gesicht.“, seine gliedrigen Finger strichen über die Wange des Jungen, dann über sein Schlüsselbein, über die Brust. Anschließend umfasste er seine Hand, hob sie leicht an. Er öffnete den Mund, biss sanft in die Hand.
„Zierlich wie eh und je.“, murmelte er nur entzückt. Der dünne Körper des jungen Mannes beugte sich leicht herüber, die blassen Lippen drückten Malik einen sanften Kuss auf die Lippen, sie schmeckten Blut.
„Jung, du wirkst so jung.“, wisperte er in sein Ohr lächelte ihn weiterhin freundlich an, dann wandte er sich von ihm ab, lief zu dem Veranstalter, mit welchem er leise sprach und dann anschließend grinste, wie auch der andere Mann selbst, der sich sofort zu Garret wandte, ihm rasch etwas erzählte, erst auf Malik und dann auf den Mann deutete, sie alle grinsten.
„Gut, dann haben wir ja alles geklärt!“, er lief zum Engel, schaute ihn einen Moment lang an. „Du hast ein neues Zuhause, Kind.“, sagte er ihm nur grinsend.

Nach der Bezahlung und den freundlichen Worten, die an alle Beteiligten gerichtet waren, nahm sich anschließend eine Leine, die er um die Handgelenke des Engels band, zog ihn sanft mit sich aus dem Geschehen. „Mein Junge, du bist jetzt mein.“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mo Okt 12, 2009 9:46 pm

Wie furchtbar friedlich der Sternenhimmel wirkte. Als hätte jemand Tinte über dem Firmament verschüttet und nur die abertausenden Sterne waren hell genug, um die dunkle Farbe zu durchbrechen. Obwohl selbst der hellste Stern nicht gegen das Leuchten der Insel ankam. Es wirkte so grotesk, dieses Bauwerk mitten in der Luft, alles, was dieses Wunderwerk der Technik mit der Erde verband, waren die dicken Eisenketten, die sich irgendwo unter ihnen in Nebel und Wolken verlor. Wenn man sich die wattige weiße Pracht so besah konnte man doch wirklich meinen, man fuhr auf einem Meer, ein Meer aus weißen Wogen, und tiefen Kluften, die den Blick auf die wirkliche See zuließen. Aber jetzt war es zu finster, um genaueres zu erkennen, und außerdem zog die Stadt sofort jeden Blick auf sich. Sie war nicht die einzige ihrer Art, wohl aber die gesetzesloseste. Wer nicht mindestens schon eine Straftat in seinem Leben begangen hatte, konnte vermutlich nicht einmal den Weg hierher finden. Auch hier auf dem Deck des Schiffes waren die lauten Rufe, Schreie und das Lachen nicht zu überhören, die vom Kneipenviertel hinüberdrangen. Wobei diese Stadt ein einziges Kneipenviertel zu sein schien. Ob die Adligen, die hier ihre Sklaven kauften, auch hier wohnten? Wohl kaum…..
So viel ging dem kleinen Engel in dem Moment, in dem sie ihn an Deck stießen, durch den Kopf, und doch wurde alles so schlagartig abgewürgt, als er unter dem musternden Blick Garrets stand. Er hatte kein Wort mehr mit Jon gewechselt, seit man ihn zurückgebracht hatte, er hatte es einfach nicht gewagt, ihn anzusprechen und der Cyborg hatte ebenfalls geschwiegen. Malik hatte sich Hoffnungen gemacht. Die Hoffnung, jemand könnte ihn und den Maschinenmann kaufen. Oder dass er wenigstens in der Nähe bleiben würde. Immerhin hatte Daisuke ihm gesagt, er solle auf ihn aufpassen. Er hätte ihn schon irgendwie wiedergefunden. Aber die Worte des Piraten rissen ihn nun völlig aus dem Konzept. Damit hatte er nicht gerechnet, keinstenfalls. Die goldenen Augen weiteten sich überrascht, starrten eine kurze Weile ungläubig auf den Piloten, bevor man ihn grob mit sich zog. Noch einmal riss er sich los, nur für einen Augenblick konnte er fassungslos auf Jon starren, der doch nichts sagte, der einfach nur stumm blieb, stumm blieb und nickte. Er schüttelte leicht den Kopf, ein leise geflüstertes „Jon?“ blieb alles, was dem Engel über die Lippen kam, bevor man ihn grob vom Schiff stieß. Mit verbissenem Gesicht ging er neben den Piraten her, den Kopf gesenkt. All die lauten Geräusche drangen nur wie gedämpft an ihn heran, so weit fort war er mit seinen Gedanken. Wenn der Cyborg bei den Piraten blieb wusste der Himmel, wohin es ihn verschlagen mochte. Vermutlich würde ihm solch ein Leben sogar gefallen, immerhin war er frei und in der Luft, dort, wo er als Pilot doch hingehörte. Vermutlich war es so besser für ihn. Und doch machte es die ganze Lage für Malik nur noch aussichtsloser. Die Hände zu Fäusten geballt sah er erst auf, als der Geräuschpegel um ihn herum sich veränderte. Es war nicht mehr das Grölen Besoffener, es war ein klein wenig ruhiger, geschäftlicher geworden. Kein Wunder, selten führten sich Reiche Menschen in der Öffentlichkeit auf wie der Abschaum, der auf dieser Insel wohnte, arbeitete, oder sich hier nur betrank. Was jetzt noch an Lärm herüberdrang, stammte größtenteils aus der Entfernung, vom Hafen her. Mit tief sitzender Angst aber auch einem Hauch an Interesse beobachtete er all die Menschen hier. Die, die auf der kleinen Tribüne zum Kauf angeboten ebenso wie die feinen Herrschaften. Anscheinend waren unter den ersteren viele Kinder, einige noch jünger, als der Engel äußerlich wirkte, andere schon älter aber mit so viel Muskeln, dass man sie gut für schwere Arbeiten gebrauchen konnte. Obwohl sie allesamt etwas niedergeschlagen aussahen waren die meisten bei weitem nicht so angekratzt wie der Engel, vielleicht hatten sie ihren Kampfgeist schon längst verloren, oder sie waren weitaus besonnener.
Was die Adligen betraf….Man sah ihnen an, dass die reich waren. Vermutlich hätte allein von ihrer heutigen Garderobe eine mehrköpfige Familie einige Monate über die Runden kommen können. Bei einigen von ihnen drehte sich dem Engel bereits jetzt der Magen um, wenn einer von ihnen ein Auge auf ihn warf….Nein, das wollte er sich lieber gar nicht vorstellen müssen. Mit einigen Sklaven wurde schon kurz nach Verkauf mehr als nur grob umgesprungen. Der Wille sich zu wehren war ihm mittlerweile gründlich vergangen, er war nicht nur psychisch, sondern auch physisch mittlerweile am Ende, sodass er sich von den beiden Männern einfach mitschleifen ließ wie eine Marionette. Die Fesseln hatten sie ihm abgenommen, unter so vielen beobachtenden Augen waren sie mehr als nur unnötig. Als einer der Männer auf ihn zutrat –zugegeben einer, der sich von den anderen unterschied, obwohl Malik nicht wusste, ob positiv oder negativ- wäre er beinahe aufgeschrocken. Mit verkrampft zusammengebissenen Zähnen ließ er alles über sich ergehen, den leichten Biss in die Hand wie auch den Kuss, der eine Weile auf den blutenden Lippen hängen blieb und ihm einen ratlos verstörten Ausdruck auf das Gesicht malte. Die Hand, in die der Mann ohne irgendwelche Verletzungen zu verursachen gebissen hatte –wobei Malik sich nicht wirklich vorstellen konnte, warum er so etwas getan hatte- hatte er trotz alledem an seine Brust gedrückt, fest umklammert von der andern. Er beobachtete die Männer, und der Blick der goldenen Augen wurde immer hoffnungsloser, als er das breite Grinsen auf allen Gesichtern sah. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was sie zu bedeuten hatten, erst recht, als der Mann zu ihm zurückkehrte.
Auch wenn es vermutlich besser sein mochte, zu diesem als zu irgendeinem der grobschlächtigen Männer zu kommen, setzte sich die ängstliche Ungewissheit in die Knochen des Engels. Vermutlich sollte er es sich mit seinem neuen Besitzer nicht sofort verderben, doch während er ihn wie einen Hund an der Leine hinter sich herzog, konnte er nicht anders, als zitternd wie Espenlaub den Kopf zu senken. Ein Zuhause? Nein, das war für ihn die Wohnung des Vampires gewesen, alles andere konnte für ihn nicht mehr sein als ein Käfig. Ob er je dorthin zurückkehren würde? Der Gedanke daran trieb ihm nun doch die Tränen in die Augen, die er die ganze Zeit zurückgehalten hatte. Mit dem zerschlagen aussehenden Gesicht und den kaputten Flügeln, die schlapp zu Boden hingen, wirkte er einfach nur erbärmlich, und doch war er selbst nicht in der Lage, daran etwas zu ändern. Dafür wären schon ein Heiler, ein Bad und etwas zu essen sowie ein Mechaniker nötig gewesen. Er hob den Kopf leicht, sah in das ausländisch anmutende Gesicht. Die Worte des Mannes machten ihm Angst, es hörte sich nach den typisch abwertenden Worten eines Menschen an, der andere Leute für Geld kaufte, und trotzdem wollte der Engel einfach nicht glauben müssen, dass er so völlig an den Falschen geraten war.
„Ein Zuhause? Heißt das, dass Ihr mir nicht mehr weh tun werdet?“
In Anbetracht des doch reichlich angeschlagenen Engels wirkten die Worte doch ernst zu nehmender, als sie sich im ersten Moment anhörten. Auch wenn er damit wohl gehörig daneben liegen konnte, wollte er sich einmal ein klein wenig Hoffnung erlauben dürfen. Etwas anderes blieb ihm in dieser Situation wohl auch kaum über, auch wenn ihn das Verhalten des Adligen ein klein wenig eingeschüchtert hatte. Immer noch zitterte der dürre Körper, ein leises Knurren erklang. Beschämt sah er kleine Engel zu Boden, wann er wohl das letzte Mal etwas zu essen bekommen hatte? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er wollte die Hände regen, auf den schmerzenden Bauch legen, aber er hatte vergessen, dass er noch immer gefesselt war, und die Leine spannte unangenehm um seine Handgelenke. Seufzend ließ Malik die Hände wieder sinken. Was sollte bloß werden?

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mi Okt 21, 2009 12:30 am

Langsamen Schrittes begab sich der junge Mann mit seiner neuen Erbeutung Richtung Hafen.
Lächelnd lauschte er den Worten des Engels, lachte leise in sich hinein, ehe er sich mit seiner Zunge über die Lippen leckte und den Blick zu dem Blonden schweifen ließ.
„Keine Sorge mein Kleiner, ich werde dir schon nicht weh tun.“ Zumindest würde er ihn nicht schlagen, das lag nicht in seiner Art. Das machten andere Menschen bei ihm zu Hause mit den anderen gerne und manchmal, da tat Hizumi so als wisse er von alldem nichts, doch generell war es nicht erlaubt..es sei denn es waren schlimme Fälle, Fälle, die weder auf ihn hörten, noch das Benehmen hatten, was sie haben sollten.
Sie zogen an einigen Lokalen vorbei, an sehr vielen Schlachten, an Einrichtungen, die nichts für das Kind Malik waren. Musik, Gelächter, erneutes wildes Treiben, das von Straße zu Straße immer lauter wurde, die Lichter immer greller. Hizumi war eigentlich selten hier, schließlich gab es hier nichts für ihn. Er war kein Luftpirat, er war selten in den Lüften und noch seltener holte er sich hier irgendwelche Menschen. Diesmal jedoch war es reiner Zeitvertreib. Er hatte nichts mehr zu Hause. Der, mit dem er sonst immer sich seine Zeit vertrieb, war wenige Wochen zuvor gestorben. Irgendjemand sagte, dass das bei deren Rasse so üblich war, wenn sie keinen Artgenossen zum Vermehren gefunden hätten oder etwas in der Art…wie primitiv das doch war. Bei Engeln war das doch bestimmt anders.
Erneut musste Hizumi grinsen. Der Schwarzhaarige drehte sich wieder um, blieb anschließend abrupt vor einem Schiff stehen. Es wirkte anders als all die Schiffe um sie herum. Es schien neuer zu sein, es schien sogar heller zu sein und viel edler, aber darüber musste man sich mittlerweile nicht mehr wundern. Viele reiche Menschen kamen hierher um ihrem illegalen Treiben nachzugehen, denn für irgendetwas musste diese illegale Insel doch gut sein.
Hizumi betrat ruhig das Schiff, Malik sanft hinter sich herziehend. Im Schiff herrschte Ruhe. Die Männer saßen auf dem Holzboden, spielten Karten. Andere warteten einfach nur, starrten gelangweilt in den klaren Sternenhimmel, der hier viel näher am Menschen war, als da unten auf der Erde. Als sie die Statur des jungen Mannes erkannten, der sie schließlich immer wieder bezahlte, sprangen sie sofort auf, zwangen andere dazu mit ihnen aufzustehen und schon scheuchten sie sich gegenseitig zu ihren Positionen; er brauchte noch nicht einmal es ihnen mitzuteilen.
Es hatte nicht lange gedauert, da hatten sie schon die kleine Insel verlassen. Mit schnellem Antrieb rasten sie über den Himmel hinweg, ließen die Wolken hinter sich. Hizumi zog sich in seiner Kabine zurück, wo er Malik von den Fesseln befreite, ihn kurz musterte. „Wenn wir erstmal da sind, reparieren wir den Schaden an deinen Flügelchen und tun was gegen dein lautes Knurren, dein Magen droht ja wegzulaufen.“
Dann schickte er den Jungen zu Bett. Er hatte seine eigene Kabine, die gleich neben seiner war, ein anständiges Bett all das, was ein Mensch oder ein Engel so brauchte.
„Ich bin nebenan, also wenn du nicht schlafen kannst, einfach zu mir kommen.“, er lächelte den Jungen freundlich an, schloss anschließend die Tür hinter sich zu, legte sich selbst in seinem Zimmer zu Bett. Sie hatten eine lange Fahrt, bis sie endlich da waren, da konnte man bis auf Schlafen nicht mehr tun.

Am nächsten Morgen wurde Hizumi von den Rufen der Männer geweckt, welche anscheinend endlich an Hafen gelegt hatten…schneller als erwartet. Zufrieden zog sich der Schwarzhaarige um, betrachtete sich einige Male im Spiegel, ehe er seinen Engel aus dem Schlaf holte, in sein Zimmer schlich.
Mit seinem Handrücken strich er sanft über seine Wange, beugte sich leicht vor. „Aufwachen, kleiner Engel.“, wisperte er ihm leise in sein Ohr.
Er wartete noch eine Weile, bis er endlich wach war, bis er sich endlich die Schuhe und all den Rest angezogen hatten, dann packte er ihn am Handgelenk, nahm ihn mit sich raus, aus dem Schiff heraus.
Sie waren auf einer Insel, vor ihnen erstrahlte ein Sandstrand, um sie herum konnte man das sanfte Rauschen des Ozeans, welcher sich in alle Richtungen erstreckte und dieses kleine Fleckchen Erde umzingelte.
Sie durchquerten den dichten Wald, in dem es dunkler und wärmer zu sein schien, als vorher angenommen, durchquerten eine Wiese, bis sie endlich vor einem großen Herrenhaus standen, größer, als man es sich in der Insel vorstellen konnte. „Das wird ab heute dein neues Zuhause sein.“, sagte er knapp, blieb kurz stehen, ehe sie durch die große Holztür traten, welche ihnen rasch geöffnet wurde, und fanden sich in der Eingangshalle wieder. Vor ihnen erstreckte sich eine breite Treppe, welche oben anschließend sich in zwei Seiten trennte, neben ihnen waren zwei riesige Türen. Die Wände waren hoch, sodass sich jeder Riese hier wie ein Kleinkind fühlen würde. „Wollen wir dir ein Zimmer suchen oder willst du vorher etwas essen?“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Fr Okt 30, 2009 5:02 pm

War das zu fassen? Woher kam so viel Gold, so viel Reichtum, so viel Prunk? Der Engel hatte bis jetzt gedacht, der Vampir besaß viel Gold, doch verglichen mit all dem hier wirkte es lächerlich, er erschien ja beinahe arm. Eine ganze Insel, und dann erst dieses Haus, nein, eine Villa war es, zweifellos. So groß, dass Malik sich nur schlecht vorstellen konnte, dass jemand all ihre Räume kannte, nicht einmal ihr Besitzer. Es waren die funkelnden Augen eines Kindes, die zu dem prunkvollen Kronleuchter aufsahen, der glitzernd in der Mitte des Saales hing und schimmerndes Licht spendete. Alles schien so perfekt und sauber, wie viel Aufwand es wohl bedeutete, allein einen dieser Räume so zu halten? Sicherlich hatte er so viel Personal, wie eines der kleinen Bauerndörfer an Einwohnern besaß. Was tat man mit so viel Besitz? Sicherlich war man es irgendwann überdrüssig, sicher langweilte es einen irgendwann. Was tat man, um der Langeweile des Überflusses zu entgehen? Malik erinnerte sich an die Worte Garrets, erinnerte sich daran, welche Leute Jungen wie ihn kauften. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und er fühlte sich auf einmal sehr schlecht bei dem Gedanken, wie naheliegend es war, dass sich der Adlige Lustsklaven hielt, immerhin hatte er ihm schon am Vortag einen Kuss aufgezwungen. Er musste hier weg, so schnell wie möglich. Das hier konnte niemals sein zu Hause werden, sein zu Hause war das versteckt liegende Haus, die Basis der Organisation, Daisukes Nähe. Nichts würde das ersetzen könnten, niemals. Und erst recht nicht diese zwanghaft überfüllte Welt. Jon konnte in seiner neuen Umgebung vielleicht glücklich werden. Wie gut konnte der Engel ihn sich an der Seite dieser illegalen Herrscher der Lüfte vorstellen. Er war ihm nicht wirklich böse dafür, dass er nichts getan hatte, um ihm zu helfen, auch wenn ein leichter Hauch von Enttäuschung irgendwo tief in seiner Seele schlummerte. Dies war etwas, wo er sich selbst helfen musste, denn auch die Organisation wusste nicht, wo er sich befand. Dabei standen seine Chancen denkbar schlecht. Das Haus war so riesig, dass man sich leicht darin verirren konnte, und fliegen konnte er immer noch nicht, denn das metallene Gestell hing noch immer verknickt zu Boden. Vielleicht, wenn er es bis zu dem Hafen schaffte und sich auf ein Schiff schmuggelte…..
Er holte seine abschweifenden Gedanken erst einmal wieder zurück, als Hizumi ihn ansprach, setzte wieder dieses elendig unschuldige Gesicht auf, als hätte er keine Ahnung. So als wüsste er nichts, könnte nichts ahnen. Wie aufs Stichwort gab sein Magen ein leise knurrendes Geräusch von sich, vermutlich war es das Beste, wenn er erst einmal etwas zwischen die Zähne bekam.
„Ich denke, etwas zu essen wäre nicht schlecht“, sagte der Engel schüchtern, und folgte dem Adligen anschließend in den Küchentrakt. Der eigentliche Speisesaal war ebenso riesenhaft, wie es zu erwarten gewesen war, die Speisetafel in der Mitte des Raumes scheinbar endlos lang, sodass man sich beim Essen vermutlich nur schreiend unterhalten konnte, wenn man an den gegenüberliegenden Seiten saß. Irgendetwas verlieh dem ganzen Raum eine abweisende Kälte, so als würde er selten benutzt werden. Lebte außer dem Herrn noch jemand anderes hier, seine Familie? Malik zweifelte daran. Die Küche, in der geschäftiges Treiben herrschte, wirkte um einiges wohnlicher, vermutlich musste Malik seine Einschätzung von der Größe des Personals noch einmal umstellen, denn allein was hier an Köchen und Küchenmägden herumwuselten…..Vermutlich war es eine größere Arbeit, all die Bediensteten zu versorgen als die Herren des Hauses selbst. Eine junge Frau, die sich die vom Mehl weiß gefärbten Hände an der Schürze abklopfte, kam eilig auf sie zu, als sie den Adligen sah. Ein kurzer Blick, einige hastige Worte und kurze Zeit später drückte man dem Engel eine Schüssel mit Suppe und ein Stück Brot in die Hand. Wenigstens für den Moment zufrieden mit sich und der Welt setzte er sich an den weniger prunkvollen Holztisch, an dem vermutlich auch die Mägde und Küchenjungen aßen. Es dauerte nicht lange, da setzten sich auch schon zwei von jenen zu ihm, äußerlich einige Jahre älter als er, strichen sie sich das lange Haar aus dem Gesicht, während sie begannen ihn auszufragen, über seine Flügel, wer er war und wo er herkam. Trotz all der Neugier, die in ihren Stimmen und Gesten steckte, konnten sie die Besorgnis und das ahnende Mitleid nicht verdecken, das aus ihren Gesichtern strahlte. Vermutlich wussten sie um einiges besser, was ihn hier zu erwarten hatte. Trotzdem bemühte der Engel sich, sich nichts anmerken zu lassen, bis er zu Ende gegessen hatte, und man ihn schließlich zu einem der Zimmer brachte.
Eigentlich dürfte er mittlerweile nicht mehr überrascht sein, und doch schnappte er einmal kurz nach Luft, als sie in das Zimmer traten, in dem er von jetzt an wohnen sollte. Sicher übertraf es sein altes an Größe und Prunk um einiges, die beiden großen Fenster boten einen hübschen Blick zum Meer. Da man ihn ob der bereit fortgeschrittenen Uhrzeit allein gelassen hatte, fühlte er sich etwas freier, das Zimmer zu begutachten, unter anderem auch die hohen Schränke. Die Kleidung im Schrank stammte nicht von ihm, aber anscheinend hatte in diesem Zimmer vorher schon jemand gelebt, der ungefähr seiner Größe entsprochen hatte, denn die Kleidung passte ihm perfekt. Nur noch ein Punkt mehr, der eine Vorahnung bestätigte. Da seine eigenen Sachen schmutzig waren vom Blut des Piraten, zog er es vor, sie zu wechseln. Immerhin hatte er nicht vor, länger als eine Nacht zu bleiben…..
Die Ellbogen auf die marmorne Fensterbank gestützt beobachtete er die letzten Minuten des Sonnenuntergangs am Meer, diese See, die aus rubinrotem Blut zu sein schien. Nur sehr langsam kehrte Ruhe im Haus ein, Malik beobachtete, wie nach und nach auch das Licht in den anderen rechteckigen Fenstern gelöscht wurde. Zwischendurch war er einmal eingenickt, doch das Ticken der Uhr riss ihn kurz vor Mitternacht wieder aus der bizarren Traumwelt, in die es ihn verschlagen hatte. Er hatte sich den Weg von hier zur Eingangshalle gut eingeprägt, sodass er sicher war, den Weg nach draußen zu finden. So leise wie möglich und die Eisenteile auf seinem Rücken in Gedanken verfluchend, öffnete er die Tür zum Flur, schlich den Gang entlang. Einige gedämpfte Lampen spendeten dumpfes Licht und erschreckten den Engel mehr als einmal mit ihren verzerrten Schatten. Diese Etage schien mehr Abzweigungen zu besitzen als das Straßenviertel, in dem er gelebt hatte. Gerade war er wieder um eine der zahlreichen Ecken gebogen, als ein Geräusch in seinem Rücken in herumfahren ließ. Er starrte geradewegs in das runzelige Gesicht eines der Bediensteten. Sein Herz schien einige Schläge komplett auszusetzen, bevor er wieder einen Gedanken fassen konnte. Hastig warf er sich herum, wollte fliehen, denn der Mann schien sehr genau zu wissen, was und wen er hier vor sich hatte. Aber Malik kam kaum ein paar Schritte weit, bevor ihm irgendetwas die Beine wegriss und er lang aufschlug. Während er sich noch zitternd aufzurichten versuchte, hatte der Alte ihn schon im Nacken gepackt und zog ihn so unsanft auf, dass er einen leisen Schmerzensschrei ausstieß.
„So einer bist du also, was? Bin ja mal gespannt, was der Master dazu sagt.“
Er war sich nicht sicher, aber er hatte das Gefühl, so etwas wie grimmige Genugtuung in seinen Augen zu sehen. Harsch zerrte er ihn mit sich, an einer Vielzahl verschlossener Türen vorbei, bis er schließlich vor einer stehen blieb und grob klopfte. Auf eine gedämpfte Stimme von innen her öffnete er die Tür und stieß seinen Fang unsanft herein. Augenblicklich schlug Malik warme Kaminluft ins Gesicht, anscheinend war er geradewegs in Hizumis Wohnzimmer gelandet, er konnte die dünne Gestalt in einem der Sessel erkennen, spürte den Blick auf sich spüren. Der Mann gab ihm einen so heftigen Stoß, dass er hinfiel, glücklicherweise fing der weiche Teppich das gröbste ab.
„Der Kleine wollte sich rausschleichen, wollte wohl abhauen. Kein wirklich guter Fang, er weiß nicht, wie man sich zu verhalten hat, Sir. Gleich in der ersten Nacht verschwinden wollen….“
Die Stimme war so voller herablassender Gehässigkeit, dass der Engel sich leicht aufrappelte, und sich zu ihm umdrehte, in dem Gesicht stand Wut, die die Angst zu überdecken wusste.
„Ich bin doch nicht euer Köter“, rief er zornig, der schwache Geruch von Alkohol und dem Rauch des Kaminfeuers im Raum hatte eine benebelnde Wirkung, die ihm irgendwie zu Kopf stieg.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Sa Nov 14, 2009 12:04 am

Nach der Theorie und der Praxis zuzuordnen, war genau jetzt die Zeit gekommen, wo alle, die hier bedienstet waren oder einfach nur hier lebten, in ihren Zimmern sein sollten, ihm seine Ruhe geben sollten, denn auch Hizumi brauchte Momente für sich alleine.
Mit nachdenklichem Blick saß der junge Mann am offenen Kamin, starrte mit den blauen Augen in das Buch hinein. Man hörte nur das leise Rascheln der dünnen Blätter, die sich rau zwischen der Haut der Fingerkuppen anfühlten.
Das Klopfen irritierte ihn ein wenig, der Blick wanderte kurz zur Tür. Wer in Gottes Namen- oh, schnell hatte man seine Frage beantwortet, als einer seiner Arbeiter den Raum betrat, obwohl er nichts gesagt hatte, und Malik mit sich im Schlepptau hatte.
Der Schwarzhaarige hörte nur mit halben Ohr zu, im Grunde interessierte es ihn reichlich wenig, ob sein neuer Junge nun tauglich war, ob er irgendetwas wusste und er wollte nicht einmal den Grund kennen, warum er bereits am ersten Tage fliehen wollte, dieser war schließlich offensichtlicher denn je.
Nicht einmal die Bemerkung des Engels interessierte ihn. Mit einem leicht genervten Blick, welcher sich jedoch Sekunden später wieder in ein leichtes Lächeln verwandelte, machte er den beiden mit einer Handbewegung klar, dass sie gefälligst ihre Münder schließen sollten.
Das Buch wurde beiseite gelegt, die dünne Statur erhob sich, während die Beine ihn schon fast automatisch zu den beiden hintrugen.
„Du hältst den Mund und gehst jetzt wieder. Was weißt du von Qualifikationen. Los, ab!“
Der Mann ließ es sich nicht mehrmals sagen, schaute ihn nur schweigend an, ehe er sich leicht verbeugte und anschließend aus dem Raum eilte.
Leise seufzend schaute er ihm noch hinterher, ehe der Blick zu Malik wanderte, welchen er prüfend musterte, ehe sich seine dürren Hände auf dessen Schulter legte und er ihm ins Gesicht schaute, in die goldenen Augen. „Ich weiß, dass du vielleicht dir dein Leben anders vorgestellt hast, mein Junge.“, sagte er knapp, holte kurz Luft, sich wegdrehend, ehe er fortfuhr.
„Aber bereits am ersten Tag wegzulaufen? Wir haben dir nichts getan, ich habe dir nichts getan. Ich habe dir ein Zimmer gegeben, etwas zu Essen, dir ein besseres Zuhause gegeben.“
Seine Hände ließen von ihm ab, Hizumi drehte sich um, setzte sich wieder auf seinen Sessel, das Buch im Schoße. Mit seinem Zeigefinger deutete er auf den Sessel links von ihm.
„Setz’ dich bitte.“, rief er ihm entgegen, während er eine weitere Seite umblätterte.
„Ich möchte mit dir reden.“
Einfach so, damit ihm klar wurde, wo er hier war, dass er keine Angst haben sollte, noch nicht, nicht jetzt. Es gab nichts zu fürchten, reingarnichts.
„Na los, ich tue dir nichts. Und wenn du keine Lust haben wirst mit mir zu reden, kannst du was lesen.“ Hizumi deutete lächelnd auf die riesige Anhäufung an Büchern vor und hinter ihnen. „Und wenn du das alles schon kennst, können wir in die Bibliothek gehen. Oder schlafen..im Grunde hast du einige Freiheiten hier.“
Mehr Freiheiten, als wenn ihn ein Betrieb gekauft hätte, wo er als Arbeiter hätte schuften müssen. Seine Flügel hätte man ihm abgerissen, hätte sie verkauft. Sein Haar hätte man geschoren, man hätte ihn dazu gezwungen Schwerstarbeiten zu erledigen, wenn es sein musste, mit Gewalt. Hizumi hatte ihn sozusagen gerettet, nur wusste er es nicht zu schätzen, dabei bemerkten alle früher oder später, wie dankbar sie ihm sein sollten, dass er anders war, als er aussah, dass seine Fassade nichts darstellte. So gesehen hatten sie nichts zu fürchten gehabt, nicht hier.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mo Nov 16, 2009 4:01 pm

Er wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte, als der Bedienstete aus dem Raum verschwand, oder ob seine Angst noch mehr wachsen sollte. Schon jetzt saß sie wie ein hässliches Tier auf seiner Brust und schienen seine Rippen zerdrücken zu wollen. Dabei war der Gesichtsausdruck des Adligen ebenso ruhig wie seine Stimme, als er sprach. Er nahm es einfach so hin, dass einer seiner Leibeigenen weglaufen wollte? Wie schaffte er es mit solch einer Einstellung, seine Knechte und Mägde an sich zu binden? Sicherlich waren die meisten von ihnen freiwillig hier, wurden für die Arbeit auch bezahlt oder irgendwie anders entlohnt, mit einem Dach über dem Kopf zum Beispiel. Aber er selbst war nicht freiwillig hier. Man hatte ihn aus seinem alten Leben gerissen, grob und ohne einen Funken Menschenwürde zu wahren. Wie eine Blume, die aufgrund ihrer sanften Schönheit gepflückt wurde. Und doch würde sie so schnell vergehen und zerfallen. Der Engel spürte bereits jetzt, wie Wehmut und Heimweh schwer an ihm zu nagen schienen. Hatte er wirklich gesagt ein „besseres zu Hause“? Das hier war doch kein zu Hause, das war ein Gefängnis. Er hatte bei Daisuke und Jon bleiben wollen, dort, wo er sich wirklich wohl fühlte. Aber man hatte ihn nicht gelassen aus so niederen Motiven wie Geldgier.
Schweigend folgte er der Aufforderung Hizumis, den Kopf gesenkt, zu Boden schauend. Wirklich schuldig fühlte er sich nicht, denn entgegen der Meinung des Adligen hatte er ihn keinesfalls gerettet. Er hatte seine Situation vielleicht verschlimmert, vielleicht auch nicht. Das würde die Zeit zeigen müssen. Wenn sie genug Gelegenheit dazu bekam. Kurz huschte der Blick der goldenen Augen über die Bücher, die sorgsam aufgereiht in den Regalen standen. Es erinnerte ihn so sehr an das Arbeitszimmer des Vampirs, das es weh tat. Ob er ihn jemals wiedersehen würde? Die dünnen Finger krallten sich leicht in die Lehnen des Sessels, in den er sich gesetzt hatte. Als könnte er so einfach aufgeben und sich mit all dem hier abfinden. Wie sollte er das können? Sein Herz schrie danach, dass jemand von der Organisation hier aufkreuzte und ihn wieder mitnahm, weil niemand das Recht hatte, ihn einfach zu kaufen wie ein Haustier. Aber der Vampir hatte andere –bessere?- Dinge zu tun, als seinem Schützling nachzurennen. Sicher würde er einen anderen Laufburschen finden und den Engel in seinem unsterblichen Leben bald vergessen. Eine Träne rann über die blasse Wange und schimmerte rot wie Blut im Schein des Feuers.
„Ein besseres Zuhause?“, fragte der Engel mit einem Gemisch aus Trauer und Wut in der Stimme, „Was wisst Ihr denn schon? Ich hatte ein Zuhause bevor man mich einfach entführte und verkaufte wie Vieh.“
Und er sollte ihm dankbar sein? Erwartete er das wirklich? War er denn so vermessen das zu glauben? Dass er glücklich und zufrieden war, wenn man ihm etwas zu essen und ein warmes Bett gab? Er würde innerlich erfrieren, er spürte es, wie die Traurigkeit sich eiskalt um seine Seele legte. Einige weitere Tränen rannen stumm über die Wangen, er wollte zurück. Nichts wollte er mehr als das. Der filigrane Körper zitterte leicht, obwohl es warm war in dem Raum, obwohl das Feuer so fröhlich prasselte. Die metallenen Flügel gaben leise Geräusche von sich, wenn er sie bewegte, einige knackend und hohl wie Metall, andere sanft knisternd wie seine einstigen Federn. Er hatte die ganze Organisation einst als Familie bezeichnet und ihm war nie so klar wie jetzt gewesen, dass er es so ernst gemeint hatte. Wenn der Adlige es doch gar nicht böse meinte, warum hielt er ihn dann hier gefangen? Denn auch wenn er von Freiheiten sprach, waren sie nur oberflächlich und Fassade.
„Kennt Ihr denn nicht das Sprichwort? Wenn man einen Singvogel in einen Käfig sperrt, wird er verstummen.“
Er hatte die Worte aus einem von Daisukes Büchern, woher auch sonst. Erst jetzt sah er auf, sahen die goldenen Augen auf die hochgewachsene Gestalt, diese tiefe Zerbrochenheit im Blick. Nein, mehr als ein Kind war er wirklich nicht. Aber spielte das eine Rolle? Nein…..
„Was ist der Grund aus dem ich hier bin? Was wollt Ihr eigentlich von mir? Wenn Ihr mir helfen“, er spuckte das Wort aus, als würde es ihm auf der Zunge brennen, „wolltet, könntet Ihr mich besser gehen lassen.“
Weiter kam er nicht, seine Stimme versagte ihm und brach, ertrank im leisen Schluchzen des Engels. Die salzigen Tränen tropften auf seine Hände, man sah noch die feinen Narben, die er sich damals selbst zugefügt hatte, als er die falschen Flügel wieder hatte loswerden wollen. Hizumi war doch auch nicht viel besser als Garret, auch er scherte sich anscheinend wenig darum, was mit den Wesen passierte, die ihm durch die Finger gingen. Was interessierte ihn anderes als seine eigenen Bedürfnisse? Er behandelte ihn vielleicht nicht so grob, aber letztendlich erging es ihm hier genauso schlecht.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mo Jan 04, 2010 8:58 pm

So harte Worte, so gemeine und harte Worte hatte er schon lange nicht mehr zu hören bekommen. War der Engel denn tatsächlich so wütend auf ihn? Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte der Schwarzhaarige sein neues Eigentum an, leckte sich dabei kurz über die Lippen. Er war eben doch nur ein Kind, wie man in diesem Moment wieder einmal sehr gut erkennen konnte, er dachte nicht nach und war nur erfüllt von seiner Vergangenheit, seinem damaligen Leben und Hizumi hatte nicht die geringste Ahnung, wie sein Leben davor ausgesehen hatte, er wusste nur, dass ihm im Moment nichts besseres passiert wäre, wäre er nicht an dem Tag auf diese kleine Insel gefahren, hätte er ihn nicht gefunden und ihn mitgenommen. Ohja, er hatte großes Glück, er merkte es nur nicht.
"Hör mir mal gut zu, mein Kleiner. Du wirfts mir da wirklich eine Menge vor, denkst du ich habe das verdient?!", Hizumi beugte sich etwas vor, starrte direkt in die goldenen Augen Maliks, während er erneut ansetzte, zu ihm sprach.
"Du tust so, als sei ich ein Monster, ein elender Slaventreiber, der nichts anderes im Sinne hat, als dir das Leben möglichst schwer zu machen. Was ich von dir will? So gesehen möchte ich gar nichts von dir. Ich nahm dich mit um dich vor dem zu bewahren, was den meisten deiner Sorte widerfährt. Oft werden sie unter tiergleichen Umständen gehalten, man missbraucht sie, man tritt auf sie ein, man bespuckt sie. Du findest es also grauenvoll hier, du sagst, das hier sei ein Käfig, dann bitte, steh' auf und geh', geh', wenn du glaubst ein freier Mensch da draußen zu sein, wenn du glaubst je wieder nach Hause zurückzufinden."
Mit seinen gliedrigen Fingern deutete er auf die große Tür, während sich der Blick keinen Zentimeter wegbewegt hatte, seine Augen auch nur für einen Hauch an Sekunden weggeschaut haben. Es war eine Enttäuschung von ihm, dass Malik ihm so wenig Vertrauen schenkte, dass er ihn bereits am ersten Tage verfluchte, ohne zu wissen, dass es ihm hier vielleicht durchaus besser gehen würde, als je angenommen. Er gab ihn keine Chance, war stur wie ein Kleinkind und zeigte ihm nur, wie wenig Verstand er besaß. Hizumi wollte ihm helfen, es war keine Lüge, keine kleine Fassade, die bröckeln würde, hätte er erstmal das Vertrauen des Blonden gewonnen, er war kein schlechter Mensch und er würde schon gar nicht ihm etwas antun, was schlecht für ihn wäre, dafür hatte er andere, ältere Menschen, welche gerne einige Dinge über sich ergehen ließen, weil sie es entweder brauchten oder wollten.
Doch dies war eine andere Sache, eine, über die keiner in diesem Anwesen bescheid wusste, nicht einmal seine engsten Bediensteten, die sein Jahrzehnten bei ihm arbeiteten.
"Wenn du es schaffst aus dieser Insel zu fliehen, dann bist du wahrlich ein Held, doch bis zu deiner Heimat, egal welchen Kontinent du auch bewohnt hast, wird es eine Weile dauern. Mit einem Schiff sind es zwei Wochen, mit einer Flugmaschine eine, aber versuche dein Glück. Ich zweifle nur stark daran, dass es dir besser ergehen wird. Du wirst umkommen, oder gar gefangen genommen, als Sklave gehalten. Man wird dir die Flügel rausreißen und dich auf die Straße schmeißen, wo du an deinen eigenen Verletzungen zugrunde gehst, aber bitte, es ist schließlich ein Gefängnis hier, ein grauenvoller Bau, wo du behandelt wirst wie ein Hund."
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Jan 17, 2010 12:20 pm

Malik sah nur die Tränen, die langsam auf seinen Handrücken fielen. Sie schimmerten so schön auf der bleichen Haut. Und doch konnte ihn diese Schönheit nicht beruhigen. Diese glitzernde Harmonie. Die Worte Hizumis trafen ihn hart, konnte er denn nicht verstehen? Malik war kein Sklave gewesen, der seit Lebzeiten immer nur weiterverkauft wurde. Er….
„Ich hatte doch ein Leben, ein Zuhause. Eine Familie…..“
Diesmal lag kein Vorwurf in der Stimme, einfach nur gebrochene Trauer. Eigentlich war der Adlige ja wirklich nicht schuld. Immerhin hatte er ihn nicht entführt, hatte ihn nicht mitten aus seiner Welt gerissen. Er hatte die Kette nur fortgeführt, vielleicht mit weniger bösen Absichten als Garret und sein Piratenpack. Nichts desto trotz, er vermisste Daisuke so sehr. Ob er nach ihm suchen würde? Oder war er einfach ein guter Laufbursche, der nach einer Weile ersetzt und dann vergessen würde? Er zitterte, die Flügel hatten sich breit gefächert um seine Schultern gelegt, aber sie schienen keinen Schutz, keine Wärme zu geben. Vielmehr wirkte das eiserne Gestell vor seinen Augen wie ein Käfig. Er wusste, dass er das, was der Adlige ihm da so zynisch vorschlug, nicht tun würde. Er würde den Weg nicht finden. Wie denn auch, er wusste ja nicht einmal, wo er sich befand, in welche Richtung die Piraten ihn verschifft hatten. Er mochte hunderte Meilen von zu Hause entfernt sein. Weit weg von Ivy, die seinen Kopf hatte rollen sehen wollen, aber auch weit weg von all denen, die ihm etwas bedeutet hatten. Er schüttelte stumm den Kopf auf Hizumis Worte hin. Er würde nicht gehen können, er würde es nicht tun. Hizumi hatte doch irgendwo Unrecht. Er war gefangen, wenn auch nicht in einem Rattenloch von Kerker. Er war nicht frei, auch wenn man es vermutlich nur gut mit ihm meinte. Die Hände verkrampften sich, die Fingernägel bohrten sich unbewusst so tief ins Fleisch, das einige feine Blutstropfen aus der Wunde rannen. Er zitterte, obgleich das prasselnde Kaminfeuer den Raum erwärmte. Aber was war denn äußerliche Wärme, wenn man innerlich elendig erfror? Er hatte sich warm gefühlt, wenn Daisuke ihn in den Arm genommen hatte, denn was konnte ein Kind –und nichts anderes war der Engel ja- besser trösten als ein Paar haltenden Arme? Als wenn man ihm vorsichtig über die goldblonden Haare Strich? Er vermisste es bereits jetzt, dass jemand sich so sehr um ihn kümmerte, und erst jetzt wurde ihm das wirklich bewusst. Er fühlte sich einsam und kalt.
„E-Es tut mir Leid….Aber ich vermisse sie doch so…..“
Schluchzend blieb er sitzen, wagte es nicht, dem Mann in die Augen zu sehen. Er hielt ihn doch bestimmt auch nur für töricht und schwach, für etwas, das sich nie würde selbst helfen können. Er spürte die Tränen immer noch weiter über seine Wangen rinnen, so sehr er sie auch zurückzuhalten versuchte. Aber wie sollte er sich denn über seine „Rettung“ freuen können, wenn er noch nicht einmal seinen Verlust verarbeitet hatte? Alle schienen ihm nur das Beste zu wollen, aber wenn es das war, was Hizumi wollte, warum konnte er ihn nicht zurücklassen? Warum konnte er ihn nicht einfach dorthin zurückbringen, wo er hingehörte? Seine Schultern hoben sich zuckend, ungleichmäßig, während die goldenen Augen so unsagbar leer und zerbrochen zu Boden sahen. Er traute sich nicht einmal, in die mandelförmigen Augen zu blicken, selbst davor hatte er zu viel Angst.
Eigentlich zitterte er nur, weil er fror. Innerlich erfror.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 07, 2010 6:43 pm

In diesem Augenblick tat ihm irgendwo dieses kleine Wesen leid. Nun gut, er konnte nun wirklich nichts dafür, dass ein paar Alkoholiker, die sich selbst Luftpiraten schimpften, ihn entführt hatten, er konnte ihn auch nicht irgendwohin bringen, wo seines Erachtens nach sein Zuhause lag. So betrachtet konnte er ihm nur ein anständiges Leben hier versprechen, ohne Sorgen, ohne der Angst, dass er noch einmal an irgendwen verkauft werden würde.
"Hör zu Kleiner, ich verstehe ja, wie es dir ergeht, mit deiner Familie und all den Dingen, doch meine Macht ist nicht gerade so stark um dich zurückzuschicken, wo du hergekommen bist.", er musterte das junge Gesicht des Engels, erhob sich langsam aus seinem Sessel, zu Malik wandernd, während seine Augen nicht von ihm abließen. Die gliedrigen Finger umfassten seine Schulter. "Umso öfter du an dein damaliges Leben denkst, desto schmerzhafter wird es für dich nur. Und nu geh' und schlaf' ein wenig, du hast es nötig." Seine Stimme war freundlich und ein klein wenig auffordernd.
Er folgte dem Jungen bis zu seinem Schlafraum, schloss anschließend die Tür und ließ Malik allein. Denn so leid ihm auch dieses Wesen tat, er konnte nicht seine ganze Zeit für ihn aufopfern und er sollte sich langsam etwas erwachsener benehmen und versuchen loszulassen, nur um seinetwillen, bevor er an sich selbs zugrunde gehen würde.
"Sollte er wieder einen Fluchtversuch starten, lasst ihn einfach gehen..er weiß, dass er alleine nicht die nötige Kraft hat, aus dieser Insel zu fliehen.", murmelte er einem der Wachleute vor seinem Eingang entgegen, stolzierte selbst wieder in sein eigenes Zimmer. Ja, Hizumi hatte viel zu viel in seinem Leben zu tun, ein Kind war da nur eines von vielen Wesen, die hier waren...dabei war dieser Junge nicht einmal eine riesengroße Besonderheit.


"Wie zur Hölle konnte so etwas passieren?!", fauchte er in die Runde, während erneut die gesamte Truppe im Aufenthaltsraum ruhig stand und kein einiziger von ihnen auch nur sich traute zu laut zu atmen.
Es war zum wahnsinnig werden. Erst wurde ein Teil seiner Leute in den Knast befördert, dann rannte dieses Feuerwesen herum und tötete alles, was auch nur den Namen Daisuke kannte und nun war auch nocht Jonathan, sein wahrlich bester Pilot weg und nicht zu vergessen Malik und das seit mehreren Tagen.
Wutentbrannt stampfte der Vampir auf und ab, warf hin und wieder einen wütenden Blick auf die Meute, welche sofort zurückschreckte. "Ihr alle seid unfähiger als eine Truppe Soldaten. Was habe ich euch gesagt? Habe ich nicht oft genug gesagt, dass ihr auf euch und den anderen Acht geben sollt, wie war das mit äußerster Vorsicht!?"
Keiner von ihnen war qualifiziert genug um auch nur einen von seinen Männern zurückzuholen, geschweige denn aus dem Gefängis und von den zwei Verschwundenen wollte er erst gar nicht anfangen. Sie hatten nicht die Kenntnis, sie hatten keine Ahnung wie man außerhalb dieser Stadt sich benehmen sollte, noch wie man dort überleben sollte. "In Kürze erwarte ich jemanden, der wenigstens mehr Ahnung hat, als ihr Idioten und jetzt geht mir aus den Augen!" Ohne auch nur etwas einzuwenden, rannten alle wieder auf ihre Positionen. Die einen verließen das Haus, die anderen liefen nach unten, während einige von ihnen hinauf in den zweiten und dritten Stock eilten, Daisuke selbst verschwand in seinem Arbeitszimmer, knallte seine Tür so stark zu, dass sie aus den Angeln fiel und krachend auf den Holzboden krachte. Es war ihm egal, er hatte genug Stress um die Ohren, da konnte diese elendige Tür auch ruhig weiter da rumliegen.
Sich auf seinen Sessel platzierend, starrte er kurz auf seine Unterlagen, welche quer auf dem Tisch verbreitet lagen. Sein Kopf pochte, er hatte seit Tagen nichts mehr zu sich genommen, war blasser als ein Toter, sodass seine Adern stärker hervortraten, als es normal war. Blaue Fäden, überall...er war wahrlich unheimlicher als eine Wasserleiche.
"Und WO zum Teufel steckt mein neuer Laufbursche?!", rief er laut in den Raum aus, schaute sich ungeduldig um, starrte aus dem Fenster, als ihm auffiel, dass er ihm erst vorgestern das Genick gebrochen hatte. Das falsche Buch hatte er gekauft, davor hatte er seinen Tee verschüttet und davor machte er nicht seinen Schreibtisch so sauber, dass man sich vorkam, als existiere gar kein Staub.
Ohja, der Schwarzhaarige war gereizt, da war es mehr als nur tödlich, etwas falsch zu machen, egal was es auch war.

Schritte und der Geruch eines Fremden rissen ihn aus seinen Gedanken, brachten die Augen dazu, nicht mehr aus dem Fenster zu starren, sondern die Person sich anzusehen, welche gerade sein Zimmer betreten hatte. 'N Ire, irgendein Blödmann, der meinte, sich in der Welt besser auskennen zu können, als jemand anderes. Daisuke lachte ihn damals aus, denn keiner kannte sich so gut aus wie er es tat, doch das war nun Nebensache. Er konnte sein Quartier nicht einfach so verlassen um nach zwei Leuten zu suchen, die im Grunde ersetzbar waren, jedoch die Ersatzpersonen unqualifizierter zu sein schienen, als er anfangs geglaubt hatte. "Setz' dich.", er deutete auf einen der Stühle gegenüber seines Schreibtisches. "Ich will wissen, wie du sie finden willst und dann reden wir über die Bezahlung." Und dann sehen wir uns nie wieder...es sei denn er wollte nun auch hier mitmachen, was Daisuke jedoch nicht glaubte.
Geduldig lag sein Blick auf dem Gesicht des jungen Mannes, wartete ab, was er zu sagen hatte. In seinem Inneren war er mehr als nur skeptisch, dass er diesem Grünling auch nur eine Minute lang vertrauen sollte. Aber es waren verzweifelte Zeiten. Und verzweifelte Zeiten forderten verzweifelte Maßnahmen.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 09, 2010 4:31 pm

Das war also New York. Interessante Stadt, im Gegensatz zu Dublin war sie so riesig, und dabei nicht einmal alt. Hier herrschte so geschäftiges Treiben, überall schien alles in Aufruhr zu sein. So viele Menschen, dass man mit Leichtigkeit in der Masse untertauchen konnte. Ein wahres Paradies war das hier. Er hätte schon viel eher über den Ozean kommen sollen, um hier seine Geschäfte zu regeln. Mit diesem immer typischen Grinsen im Gesicht schlenderte er durch die Straßen, die Hände tief in den Taschen seines dunkelgrünen Gehrocks vergraben. Das gewinnende Grinsen sah kaum jemand, es wurde von dem Hut verdeckt, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Vermutlich war er einer der ersten Leprechauns, die New York zu Gesicht bekam, und er wollte lieber nicht zu sehr auffallen. Es war besser, wenn er und vor allem seine Fähigkeiten unbekannt blieben. Er war noch nicht lange hier, kaum zwei Monate waren vergangen, seit sein Schiff im Hafen angelegt hatte. Und schon wollte jemand etwas von ihm. Er war sich nicht sicher, wie dieser Jemand von ihm erfahren hatte, aber warum sollte er den Auftrag ablehnen? Geld war Geld. Und schien er davon auch immer mehr als genug zu haben, das war nur Fassade, Schein und Illusion. Echtes Gold konnten nicht einmal die hochgelobten Alchemisten herstellen. Selbst die wissenschaftliche Elite hatte dieses Geheimnis noch nicht knacken können. Und er war sogar noch viel näher dran als sie. Zu mindestens konnte er die Leute in den Glauben versetzen, er hätte echtes Gold. Er konnte ihnen alle Träume erfüllen, die man mit Gold verwirklichen konnte. Und doch sollte er besser nicht in der Nähe sein, wenn sich die Münzen wieder in Wohlgefallen auflösten und ihren Besitzer in ernsthafte Schwierigkeiten brachten. Aber dann war Farell schon längst über alle Berge. Er hatte schon mehr als drei Menschenalter gehabt, um seine Fertigkeiten zu perfektionieren. So schnell kam ihm niemand auf die Schliche, erst recht nicht in dieser herrlich riesigen Stadt. Es gab so viele Orte, an denen man untertauchen konnte, so viele geheime Grüppchen….An Widerstand schien es hier wirklich nicht zu mangeln, die Stadt war ständig in Aufruhr, und nicht selten hörte er Gerüchte über Bomben oder geplante Anschläge. Diese Stadt war so voller Leben.
Und doch, das dauerhafte Grinsen konnte einem bei einigen Dingen auch schnell vergehen, wenn man sich zum Beispiel all die Armen ansah. Mit der Hoffnung hierhergekommen, ihrem Traum ein Stück näher zu kommen, doch dann hoffnungslos zerschlagen und aufgefressen von dieser Maschinerie. Das war das einzige, was er hier vermisste: Einen Himmel, denn alles, was man hier sah, war grauer Rauch, der aus den zahlreichen Schloten quoll. Und besonders hier in der Stadt war es schlimm. An die Backsteinwände klebte sich der Rauch, auch hier vor diesem Haus, vor dem er schließlich stehen blieb.
Er musterte die Fassade aus strahlend grünen Augen, kaute gelangweilt auf dem Stängel des Kleeblattes, das in seinem Mundwinkel steckte. Wenn die Leute Klischees bestätigt sahen, wurden sie nachlässiger und passten nicht so gut auf. Also hielt Farell gewisse Klischees eben bestätigt. Solange es für den Job förderlich war. Er klopfte dreimal, jemand steckte den Kopf durch die Tür und zog ihn dann schnell ins Innere des Hauses. Die Geschäftigkeit, die hier herrschte, hätte man aufgrund der leer gähnenden Fassade gar nicht erwartet. Überall schien Leben zu herrschen, überall wuselten Leute herum, wenn einige von ihnen auch nicht gerade freundlich dreinblickten.
„Ich glaube, man erwartet mich schon“, summte er mit leichtem irischen Akzent. Der Blonde, er ihm geöffnet hatte, wies mit einer hastigen Geste auf die Treppe. Er schien es eilig zu haben.
„Da hoch, dritte Tür rechts.“
Farell nickte nur kurz, da war der junge Mann auch schon wieder verschwunden. Er versuchte, niemandem im Weg zu sein, denn alle waren so geschäftig, dass sie ihn beinahe umgerannt hätten. Er runzelte die Stirn, als er in dem dritten Türrahmen überhaupt keine Tür sah. Da musste aber jemand ordentlich Wut gehabt haben. Vorsichtig stieg er über die am Boden liegende Tür, darauf bedacht, möglichst wenig drauf zu treten.
„Ich hätte geklopft…“, wandte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken ein, während er den Hut auf einen Stuhl warf, sich einige kohlrabenschwarze Strähnen aus dem Gesicht streichend. Er ließ sich sogleich auf dem ihm angebotenen Stuhl nieder, lehnte sich so weit zurück, dass er schnell nur noch auf zwei Beinen stand und schaukelte unruhig hin und her. Zu mindestens war es ihm gelungen, das immerwährende Grinsen wenigstens für eine gewisse Zeit aus dem Gesicht zu verbannen. Das war also der Kopf der Untergrundorganisation? Er hatte auf den Straßen viel von ihm gehört, jedoch musste er feststellen, dass einige Dinge nun wirklich reine Phantasterei gewesen waren.
„O´Quinn mein Name, Farell O´Quinn.“
Zu mindestens so viel Höflichkeit wollte er wahren. Er hatte sich Gedanken gemacht, wie sie zu finden waren. Es war schwierig, wenn man überhaupt keinen Anhaltspunkt hatte.
„Nunja, zuerst einmal muss ich wissen, wo sie überhaupt hin sind. Aber Informationen zu bekommen ist nicht schwer, man die richtigen Mittel hat“, summte er. Er hob die Hand langsam, die er auf den Tisch gelegt hatte, und darunter baute sich langsam ein Haufen glänzender Münzen auf, aus dem Nichts erschaffen, so echt sahen sie aus, die perfekte Information.
„Obwohl ich schon beinahe glaube, dass sie gefangen und verkauft wurden. Die Reichen geben viel Geld für kleine blonde Jungs…“
Mit einem Schlag war das Gesicht beinahe vollkommen ernst, aber das verflog wieder, während er das Kleeblatt aus dem Mundwinkel zog und es zwischen den Fingern drehte, nachdenklich. In dem Fall würde er wieder den Neureichen mimen müssen. Eigentlich eine Rolle, die dem aufgekratzten, stets gutgelaunten Mann schlecht zu Gesicht stand.
„Könnt ihr irgendjemanden entbehren, der mir bei der Suche helfen kann?“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 11, 2010 10:52 pm

Daisuke hatte ihn die ganze Zeit über wortlos begutachtet, beobachtete jedes Handeln, jede Geste, die dieses Wesen tat, und alles mehr als nur misstrauisch oder gar skeptisch. Na ob es wirklich eine gute Idee war, diesen Kobold einzustellen, diesen Grünling, den er im Grunde genommen gar nicht richtig kannte?! Nun..er musste sich eingestehen, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte, die Zeit drängte und umso mehr sie sich Zeit ließen, desto weiter könnte es die beiden fortgetrieben haben, was wusste Daisuke, was für ein Unheil über sie gekommen war, ob es wirklich so schlimm aussah, oder irgendjemand einfach nur riesengroße Dummheiten machte.
Seine schwarzen Augen wandten sich kurz von Farell ab, starrten erneut gedankenverloren aus dem Fenster...ja, er hatte tatsächlich weniger Zeit, als angenommen.
"Dass sie am Hafen das letzte Mal gesichtet wurden, weißt du bereits. Mehr gibt es nicht zu sagen und vielleicht liegst du mit deiner Vermutung richtig, ich weiß es nicht.", sagte der Vampir lediglich leise, aber laut genug, sodass es der Mann ihm gegenüber gut hätte verstehen können. Die Tür war schließlich nicht mehr auf dem richtigen Platz und Daisuke hasste es, wenn seine Männer alle seine Gespräche mitbekamen.
Sein Gesichtsausdruck hatte sich die ganze Zeit über nicht geändert, immernoch todernst, keine Miene war auch nur leicht verzogen, keine Falte hatte sich auf der totenbleichen Haut geblidet, bis auf einigen Zornfalten zwischen den zusammengezogenen Augenbrauen.
"Ich werde jemanden finden, der mit auf die Reise gehen wird, ich bin mir nicht sicher, wen, aber ich lasse es dich wissen.", fügte er anschließend nach einer kurzen Pause hinzu, drehte seinen Kopf wieder zu ihm um, starrte ihn lange ohne ein Wort zu sagen ehe er sich vom Sessel erhob. "Gibt es etwas bestimmtes, was man gebrauchen könnte? Ich habe viele Leute, die für verschiedene Dinge abgerichtet sind und ihre Arbeit mehr als nur gut machen."
Und wenn es sein müsste, würde er eben einen von ihnen hergeben, auch wenn es sich vielleicht nicht lohnen würde, zumindest nicht für ihre unschöne Lage mitten in der Stadt, wo an jedem Gerücht mittlerweile mehr liegen könnte, als normal. Ja....die Zeiten wurden immer schlimmer und manchmal, da wünschte sich selbst Daisuke ein bisschen Frieden, ein bisschen Ruhe, ein Stück aus vergangener Zeit.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 15, 2010 4:08 pm

Nachdenklich drehte Farell das Kleeblatt zwischen den Zähnen. Am Hafen….Das bestätigte nur seine Vermutungen. Dort trieb sich übles Gesinde herum, dass für ein wenig Gold noch viel schlimmere Dinge tat als Morden. Der Begriff „Freiheit“ war für sie allenfalls etwas, das existierte. Beachten musste man es deshalb nicht. Skrupellos nahmen sie alles und jeden gefangen, der einigermaßen Gold bringen konnte. Aber einen Vorteil hatte das Ganze: Waren die beiden Verschollenen wirklich in die Hände von Piraten geraten, war es gar nicht mal so schwer, sie ausfindig zu machen. Niemand war bestechlicher als ein Pirat. Farell war froh, dass man in dieser Zeit so viel mit den blitzenden Münzen anfangen konnte. In Zeiten des Nahrungsmangels, in Zeiten von Krankheit und Pestilenz war er oft aufgeschmissen gewesen. Gold verlor in solchen Zeiten massiv an Wert, lieber hatte man ein Stück Brot oder Medizin in der Hand. Doch hier in der neuen, aufstrebenden Welt, wo Fortschritt und Zeitgeist alles so wunderbar reich und florierend machten, da konnte es ihm mit seinen Fähigkeiten überhaupt nicht besser gehen. Und nur, weil er ein Betrüger war, hieß das nicht, dass er kein gutes Herz hatte. Immerhin tat er das ganze hier nicht für Geld. Nicht wirklich. In seiner eigenen Welt spielte Geld eigentlich keine Rolle und stellte auch keine Belohnung da. Doch bei all dem korrupten Geflecht, das hier existierte war es eine interessante Sache, den Untergrund zu unterstützen. Er mochte das Gefühl, auch allgemeinnützig gegen das Gesetz zu verstoßen, und nicht immer nur ein kleiner Trickbetrüger zu sein. Wenn ihm hier alles zu gefährlich wurde, konnte er sich immer noch absetzen und zurück nach Irland gehen. Irgendwann würde er das eh tun, denn sein Herz zog ihn immer wieder zurück zu seiner grünen Insel. Es lag ihm einfach im Blut. Letztendlich siegte Heimatverbundenheit immer über die Abenteuerlust. Aber nun war er erst einmal hier, und es galt, zwei Vermisste wieder zu finden. Ob sie nur in ihrer Arbeitskraft wichtig waren? Oder ob dem Mann auch so etwas an ihnen hing…..Farell hätte das zwar interessiert, aber wenn er sich den Dunkelhaarigen so besah, würde er das wohl kaum in Erfahrung bringen. War ja eigentlich auch egal.
„Nunja, ich selbst bin kein großer Kämpfer“, summte er fröhlich. Wenn er sein Leben verteidigen musste, würde es sicher irgendwie reichen, aber es war ihm doch lieber, Rückendeckung zu haben, wenn er sich in die untersten kriminellen Kreise begab.
„Wenn ihr mir also jemanden zur Seite stellen könntet, der mit so etwas umgehen kann….Aber bitte keinen von diesen Idioten, die immerzu mit ihrer Waffe herumfuchteln oder nur über ihre Muskeln denken.“
Er verzog gespielt das Gesicht, in den tiefgrünen Augen blitzte der Schalk. Er wollte keinen von diesen hirnlosen Machos, von denen es besonders hier in New York genug zu geben schien. Hin und wieder legte er auch Wert darauf, Gespräche führen zu können. Immerhin, er war neugierig.
„Sobald das erledigt ist, kann ich unverzüglich zu den Docks aufbrechen.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ - Seite 3 Icon_minitime1Mi Jul 21, 2010 12:12 am

„Kämpfer also...“, murmelte der Vampir leise in sich hinein, starrte den Iren eine Weile lang nachdenklich an, als sich auch seine Statur vom Sessel erhob, die Beine in Richtung Ausgang wanderten und er sogleich aus dem Raum verschwand.
Er hatte eigentlich nur einen, mit dem Farrell eventuell klar kommen würde. Daisuke wusste bis heute nicht genau, warum er ihn eingestellt hatte; er war nervtötend, viel zu oft unerträglich gut gelaunt und schaffte es immer wieder, allen anderen damit auf die Nerven zu gehen, weswegen der Schwarzhaarige es bevorzugte, ihn alleine arbeiten zu lassen..er wollte nur ihn und die anderen schützen.
Doch bei dem Kobold in seinem Büro sollte dieser Kauz kein Problem darstellen.
Er war vielleicht sogar noch ernster, als der Mann, den er angeheuert hatte. Eventuell.

Vor einer Tür machten seine Beine anschließend halt, ernst dreinblickend öffnete er die Türe und starrte dem jungen Mann direkt ins Gesicht, welcher erschrocken ein Notizbuch zu Boden warf, den Stift nach hinten schleuderte.
Man glaubte doch, dass ein Magier, der schon so lange auf der Welt war, etwas ernster und vorbereiteter auf alles war und dann kam einem sowas über dem Weg.
Shane war ein schreckhafter Mann, man konnte ihn mit dem kindlichen 'Booh' bereits zu Tode erschrecken und das gefiel dem Vampir nicht wirklich.
Warum hatte er ihn eigentlich nicht gefeuert? Vielleicht weil er der einzige Magier war, der wirklich zu was taugte, der trotz seiner negativen Eigenschaften mehr konnte, als man es ihm ansah und irgendwo über mehr Wissen verfügte als jeder weise Mann in dieser Gegend.
„Ich habe einen Auftrag für dich.“, sagte der Vampir knapp, deutete mit seiner Handbewegung darauf hin, dass er ihm folgen sollte. Wortlos stolperte der Grünäugige über einen großen Stapel an vollgeschriebenen Notizbüchern, versuchte mit dem Vampir Schritt zu halten, was schwierig war, denn war der Boss einmal mies gelaunt, achtete er nicht mehr darauf, ob seine überirdische Macht schon zu überirdisch für seine Mitmenschen war und Shane konnte dies wohl am besten beurteilen..schließlich knüpfte sein Job sehr am Überirdischen an.
„Eeeh...was für ein Auftrag ist es denn, wenn ich fragen darf?“, murmelte er ihm neugierig entgegen, eilenden Schrittes mit ihm mithaltend, während die Ohren aufmerksam den hoffentlich kommenden Worten lauschten.
„Du wirst mit jemanden nach zwei meiner Männer suchen. Er ist fast so wie du, weswegen ihr euch bestimmt prima verstehen werdet.“
Daisuke hatte keine Zeit ins Detail zu gehen, weswegen sich Shane mit dieser Information zufrieden geben musste, ob es ihm nun einmal gefiel oder nicht. Und Shane verstand das nur zu gut...es war ihm sowieso vollkommen egal, um wen es sich hier handelte und was für ein Kerl sein Partner werden sollte, toll war lediglich die Tatsache, dass er endlich wieder etwas zu tun hatte, dass er endlich wieder herumirren konnte, ohne Selbstgespräche führen zu müssen.

Shane war ein wenig überfordert, als Daisuke ihm seinen derzeitigen Partner vorstellte. Schnell, knapp..etwas zu schnell für sein Gemüt, doch nachfragen war jetzt wirklich unangebracht.
Farrell mit einer hochgezogenen Augenbraue musternd, fragte er sich innerlich, wie viel Zufall in diesem Treffen wohl drin war, als es ihnen bewusst war. Kobolde hatte der Magier seit Ewigkeiten nicht gesehen, einen kleeblattkauenden Iren schon gar nicht, nicht jeder Ire hatte diesen Spaß daran, an dem Zeug zu kauen. Shane sprach von Erfahrung, schließlich war er selber einer.
Grinsend schüttelte man also Farrell die Hand. „Freut mich.“, es erschien fast wie ein Talent, mit diesem breiten Grinsen noch einen anständigen Satz zustande zu bringen, war dieser auch noch zu kurz, aber der Schwarzhaarige hatte es irgendwie geschafft.
Lange hatten sie nicht Zeit, sich einander vorzustellen, als der Vampir die beiden auch schon aus seinem Büro warf und erwartete, sie in spätestens zwei Wochen wieder mit seinen Vermissten in diesem Gebäude zu sehen.
Seufzend starrte der Ire seinem Boss hinterher, als er auch schon schulternzuckend sich in sein Zimmer begab, gefolgt von seinem Gleichgesinnten..zumindest was die Heimat anging, mehr wusste er schließlich auch nicht über diesen Fremden. „Wenn der Chef mies gelaunt ist, wirkt dieses Gebäude echt ausladend.“, meinte er nur, als sie an einigen Kerlen vorbeigingen, die sich nicht von der Stelle rührten, weil der launische Meister es ihnen so gesagt hatte. Shane ärgerte sie gerne, was nicht wirklich dazu führte, dass er und die Männer beste Freunde wurden, aber das konnte er von keinem da sagen. Er ging jedem auf den Zeiger und dabei wusste er noch nicht einmal, wie er das eigentlich immer wieder schaffte. Er hatte nun einmal kein 'Schlechte- Laune'- Gen und das war doch keine schlechte Sache...naja, sahen wohl einige Menschen etwas anders.

In seinem Zimmer schnappte er sich rasch seine Umhängetasche, stopfte einige Tränke hinein, mehrere Notizbücher, Fässer mit Tinte, Federn und noch andere Schreibutensilien, wie auch seine alte Taschenuhr.
Mit der Tasche und seinem verzierten Holzstab im Schlepptau, schlenderten er und der Kobold anschließend in Richtung Hafen, wo bereits ein altes, aber noch sehr edel wirkendes Luftschiff auf sie wartete. „Also eigentlich bin ich wirklich ein Angsthase, wenn es darum geht, in der Luft zu sein, aber auf die altmodische Art, ein normales Schiff zu nehmen, würden wir wahrscheinlich nicht mal in drei Wochen da sein und das würde dem Chef so gar nicht gefallen.“, plapperte der Ire auf seinen neuen Freund ein, während beide das Schiff betraten und in ihr Kajüte wanderten. Sie waren nicht alleine auf dem Schiff, hatten noch viele Männer, die sich hier in den Lüften bestens auskannten und sie schnell dahin brachten, wo sie auch hin wollten.

Drei Tage dauerte die Reise, bis sie endlich die Handelsinsel erreicht hatten, von der der Magier so oft bereits gelesen hatte und sich stets fragte, wie solch ein barbarisches, intaktes System so lange bestehen konnte, doch als er diesen Ort mit seinen eigenen Augen zu sehen bekam, verstand er sehr gut, warum hier alles so gut am Schnürchen lief. Menschen lieben all die Dinge, die hier einem angeboten wurden. Noch nie war es so einfach, Luftpirat zu werden, noch nie war es so einfach, sich einen Laufburschen zu holen, oder besser gesagt einen Sklaven.
Und genau bei dem Menschenhandel machten die beiden Iren Halt. Den Betreiber der ganzen Sache konnte man so einfach mit Farrells Falschgold betrügen, dass es fast schon unwirklich erschien.
Er sagte den beiden schnell, an wen sie Malik verkauft hatten und wo man diesen meinte zu finden. Einen reichen, jungen Schnösel, der seine eigene Insel irgendwo im Atlantik bezog, sollte man wohl schnell finden...mit der heutigen Technik sowieso.
Bei dem Cyborg hingehen erschien es etwas schwieriger zu werden. Wenn der Mann Recht hatte, war dieser mit den Piraten, die die beiden entführt hatten, weitergezogen.
Seufzend klopfte der Magier dem Kerl auf die Schulter, schenkte ihm ein Lächeln. „Wir danken Ihnen für die ausführliche Auskunft.“, sagte er freundlich, als er auch mit Farrell im Schlepptau sich vom Staub machte...bevor das Pseudogold nicht mehr vorhanden war.
Bereits am Hafen ertönte ein wutentbrannter Schreib, der durch die ganzen Gassen widerhallte.
„Schnell.“, rief nur einer der Männer am Schiff ihnen entgegen und schon waren sie wieder über alle Berge oder besser...über alle Wolken. Mensch, warum war er wieder so lustig heute?!

Als die Insel nur noch ein unscheinbarer Punkt in den Lüften wurde, lehnte sich Shane breit grinsend zurück, summte eine seltsame Melodie, die nicht mal er selbst wirklich kannte. „Das war doch mal ein Erfolgserlebnis. Wir werden den Jungen bestimmt bald finden.“, murmelte er leise in sich hinein, ließ seinen Blick zum Kobold schweifen. Er mochte ihn, er war ein genauso fröhliches Gemüt und das fehlte Shane nach all den Jahren wirklich sehr. Daheim bei Daisuke war man nie so locker oder gar bester Laune. Alle versuchten immer nur zu arbeiten, sie versuchten immer etwas anzustreben, was seiner Meinung nach sowieso niemals zustande kommen würde. Als ob die Welt durch ihre Attentate irgendwie besser geworden ist. Seiner Meinung nach erschien es eher so, als ob sie die Welt ein Stückchen mehr in den Ruin trieben.
Bald müssten sie sich einen neuen Wohnraum suchen. Shane träumte schon immer von einer neuen, kleinen Welt..vielleicht würde er sie ja eines Tages erschaffen...wer wusste das schon so genau.

In seinem Tagtraum gefangen, hatte der Magier gar nicht bemerkt, dass sie bereits gelandet waren.
Es war eine kleine Insel, unscheinbar für Seemänner, noch unscheinbarer für die Männer der Lüfte.
Hätten sie nicht den Anhaltspunkt nach so einer zu suchen, hätten sie diese wahrscheinlich ebenfalls nicht entdeckt.
Und selbst jetzt wussten sie nicht wirklich, ob es der richtige Ort war.
„Die ganzen Schiffe und das riesige Anwesen deuten sehr darauf hin, dass wir richtig sind.“, sagte der Kapitän des Schiffs knapp, als Shane prüfend die Insel musterte.
Es war viel zu dunkel, um das Anwesen gut erkennen zu können, doch die dunklen Umrisse sprachen dafür, dass es ziemlich riesig zu sein schien.
„Dann lasst uns mal schauen, was wir hier haben.“, mit diesen Worten nahm er den Kobold an die Hand, eilte hinaus an den Strand, mit vorsichtigen Schritten sich dem Gebäude nähernd. „Denkst du, wir sind richtig?“

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