Danger Danger
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Danger Danger

High Voltage
 
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Kauzi
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BeitragThema: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1So Jul 12, 2009 5:41 pm

Blubb
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:41 pm

Während die schwarzen Augen über das perlweiße Pergament glitten, drang blechern die undefinierbare, klassische Musik aus seinem Grammophon, welcher direkt neben dem alten Sessel auf dem kupferfarbenen Tisch abgelagert wurde…ein solch nutzloses Teil und dennoch besaß er es. Daisuke besaß ihm Grunde sehr viele unwichtige Dinge, die ihn irgendwie daran erinnerten, dass er lebendig war, dass er nicht nur ein dahinvegetierendes Wesen war, das nicht einmal anständig vegetieren konnte. Er einfach da, ohne Nutzen, ohne auch nur jemanden da zu haben, der ihm wenigstens etwas ähnelte, der sein Dasein mit ihm teilte und genau das wollte er nicht wahrhaben. Der Schwarzhaarige wollte einfach nicht der Wahrheit ins Auge blicken, er wollte vor dem Unverbindlichen fliehen, wollte Nutzen aus seinem sinnlosen Wesen machen, wollte der gesamten Welt zeigen, dass er mehr Wert hatte, als der Rest des Abschaumes, der sich am Asphaltboden herumwälzt, der Stadt dabei zuschaut wie sie von der mechanischen Errungenschaft niedergetrampelt wird, wie jedes einzelne Wesen nur Mittel zum Zweck wurde. Und er…er war mittendrin in diesem abartigen Gewürge, welches nicht zu einander passte. Ein leises Seufzen entwich der Kehle des Vampirs, das Blatt Papier wurde langsam zerknüllt, auf den Boden geschmissen, wo es nun kläglich herumlag, keine Chance hat sich irgendwie um die Demütigung zu wehren. „Malik.“, seine Stimme klang gelassen, leicht gelangweilt, als er zu dem Jungen sprach, welcher seit einiger Zeit bereits unter seiner Obhut war, ein kleiner Laufbursche, der einfach alles erledigte, was man ihm sagte. Das blasse Gesicht hob sich ein wenig, die schwarzen Pupillen an ihm heftend, so als ob er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. „Du wirst heute ein klein wenig auf Trab gehalten, wir haben jede Menge zu tun. Zum einen“ Er leckte sich kurz über die eisigen Lippen. „Wirst du dich draußen um den Müll kümmern, der beseitigt werden muss. Und dann begleitest du mich, wir müssen uns um einige geschäftliche Dinge kümmern.“ Geschäftlich in diesem Sinne, dass sie entweder jemanden beseitigen oder auf ihre Seite ziehen mussten, er kannte bereits all diese Routinemaßnahmen, die sie auszuführen hatte. Auch wenn sich Daisuke mit seiner ‚Organisation‘ ein nahezu unbesiegbares Imperium geschaffen hatte, so gab es immer noch genug Banden da draußen, die nur eines im Sinne hatten- ihn und all die anderen ein für allemal zu vernichten, die Straßen frei zu halten, sie vom Weg zu räumen…und vergesse man nicht die Regierung, die ihnen stets auf den Fersen war. Es war auch nicht mehr das Selbe in dieser Zeit von irgendetwas die führende Person zu sein, alles hatte sich in nur so kurzer Zeit so schnell geändert, dass es nicht auszuhalten war und es hörte nicht auf, von Jahr zu Jahr wuchs die Stadt, nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe, alles wuchs, alles wurde dem Vampir einfach zu schnell und hässlich, die schöne Welt wurde verunreinigt, Eden ist niedergebrannt worden.
Der dürre Körper erhob sich langsam vom alten Sessel, Daisuke zupfte etwas an seinen Ärmeln, ehe er einen Schritt vor dem anderen setzte. Das Schlackern der Absätze hallte im fast leeren Raum wider, übertönte die Musik. „Komm jetzt.“, murmelte der Blass häutige seinem Schützling entgegen.
Er würde ihm folgen, das tat er immer und wenn nicht…nun, keiner wusste besser als Malik, was dann auf ihn zukam. Natürlich, Daisuke hatte den kleinen gern, allein schon seine niedlichen Flügel erfreuten den Schwarzhaarigen auf einer ganz eigenen, sehr skurrilen Art und Weise und dennoch, das letzte Mal, als er jemals schwach geworden war und jemanden tatsächlich gern hatte…das war mindestens vor einigen hunderten von Jahren, doch die Vergangenheit war unnütz, sie war nur…ein Teil des niemals endenden Lebens, etwas, was mit der Zeit verloren ging...falls es je verloren gehen wollte.
Erneutes Seufzen, der Blick wanderte langsam zur Seite, dann wieder gerade aus, die dürren Finger umgriffen die vergoldete Türklinke, drehten diese langsam um, ehe man sie rasch hinter sich zuschmiss.
Es hatte nicht lange gedauert, bis sie das ekelhafte Szenario erreicht hatten. Erneut brach ein kleiner Krieg aus, in einer der vielen engen Gassen, welche sich zwischen die riesenhaften Gebäude gekämpft hatten, etwas Freiraum in der überfüllten Stadt errichteten.
Ohne auch nur mit der Miene zu zucken, oder gar die Augen zu verdrehen, starrte Daisuke in die ausdruckslosen Gesichter der toten Männer, seiner Männer, welche sich in alle Richtungen zerstreut hatten. Überall war ein blutiges Schauspiel zu beobachten, Gliedmaßen wo das Auge nur hinschaute…nun, die typischen Konsequenzen neu entwickelter Waffen. „Nun, diese Sauerei muss schnell beseitigt werden, bevor die Polizei eintrifft und ich erneut mich mit ihnen herumplagen muss.“, gestikulierend deutete er auf den toten Haufen hin, dann auf die Schubkarre daneben, während die andere Hand eine Pfeife hervorholte, welche im Nu angezündet wurde und qualmend zwischen den blassen Lippen des Vampirs steckte. Eigentlich bereitete es ihm keine besondere Freude an der Pfeife zu rauchen, er schmeckte noch nicht einmal den Tabak, dennoch…es hatte etwas und es schaute vor allem nicht sehr schlecht aus.
„Du kannst damit machen was du willst, schieb sie in einen Hinterhof, grab sie irgendwo ein, Hauptsache sie sind weg und werden nicht wiedergesehen.“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:42 pm

Goldene Augen, die groß in die Welt starrten, so kindlich und doch hatten sie schon so viel gesehen. Vielleicht etwas zu viel. Es war nicht wirklich ein Engel, der dort im Schneidersitz auf dem Boden saß, so dürr und zerbrechlich, er sah nur aus wie einer. Dabei warn es Flügel aus Metall, die er auf dem Rücken trug, hübsche Illusion waren es, Spielereien, um den Menschen das Gefühl zu geben, in dieser hässlichen Welt voll mit Metall, zusammengehalten von Schrauben, gäbe es noch etwas Schönes. Und hübsch war der Engel, das Gesicht viel zu ebenmäßig und perfekt, obwohl man ihm schon so oft ins Gesicht getreten hatte. Denn Malik war nicht besonders stark, und er sah auch nicht danach aus. Das machte ein Leben auf der Straße nicht gerade einfach. Er hatte gelebt, ja, aber er hatte dabei auch gelitten. Bis vor einigen Jahren……Der Vampir hatte ihn aufgegriffen, hatte ihn aus der Gosse gezogen. Er hatte nicht einmal mehr gewusst, wie er dort hineingeraten war, irgendwann war er wohl abgerutscht, irgendwann hatte er den Boden unter den Füßen verloren und alles war so schrecklich schief gegangen. Diese Welt war einfach zu laut und zu hektisch für ihn geworden, der stinkende Rauch setzte sich viel zu oft in seine Federn und färbte sie grau. Alles war so laut, so unruhig. Und jetzt war er in die Kriminalität gerutscht. Aber es war nicht schlimm.
Hauptsache, er war nicht mehr alleine.
Denn Malik hasste es alleine zu sein. Denn dann war er mit sich selbst alleine und vor niemandem hatte er mehr Angst. Wenn er diese Stimme in seinem Hinterkopf wispern hörte, die ihm all diese schrecklichen Dinge einbläute, die ihn schon so oft dazu gebracht hatte zu töten. Dabei wollte der Engel gar nicht töten. Jedenfalls nicht völlig sinnlos. Er verstand es, wenn es wieder eine dieser politischen Angelegenheiten war. Das hatte irgendwo einen tieferen Hintergrund. Aber ein Teil von ihm wollte grundlos töten, und dieser Teil machte ihm Angst. Also war er froh, dass der Vampir ihn aufgenommen hatte und er klammerte sich an die blasse Gestalt, auch wenn er hatte lernen müssen was es hieß, nicht das zu tun, was erwartet wurde. Er hatte es gelernt, langsam aber sicher hatte er es lernen müssen, auf eine Art und Weise, die ihm nur zu gut bekannt war. Und deshalb konnte er es Daisuke auch gar nicht mehr übel nehmen. Er war es eben nicht anders gewohnt.
Er hob den Kopf, als er seinen Namen hörte, blickte von dem Buch auf, das auf seinem Schoss gelegen hattet, er hatte es mit neugierigem Blick aus dem Regal gezogen, irgendwie musste er sich ja beschäftigen, wenn er nicht gerade irgendetwas für den Vampir erledigte. Er nickte nur stumm, er tat immer, was man ihm sagte weil er Angst hatte, Daisuke könnte seiner überdrüssig werden und ihn fortjagen. Erhob sich und legte das Buch beiseite, folgte dem Mann mit schnellen Schritten, die von dem Tontrichter verzerrte Musik folgte ihm noch eine Weile, hallte in seinen Ohren wieder, als er auf das Schlachtfeld blickte, das hinterlassen worden war. So viele Tote, für irgendwelche lächerlichen Rivalitäten. Nun blickten sie stumm und leer in den stahlgrauen Himmel, schmutzig von all dem dunklem Rauch, Abgase des Fortschritts, Fortschritt der diesen Männern zum Verhängnis geworden war. Das Gesicht des Engels war unnatürlich kalt, als er die toten Körper aufzog, manchmal auch nur Teile von ihnen, man hatte ihm abgewöhnt, sich davor zu ekeln oder gar allzu viele Emotionen zu zeigen. Fortschritt schimpften sie es? Hier war es mindestens so finster wie im tiefsten Mittelalter, man hatte nur neue Techniken gefunden, um sich das Leben zur Hölle zu machen.
Nicht mehr als ein undeutlicher Schemen im Halbdunkel der Lagerhalle, nicht gerade ein würdiger Ort, um den Menschen, die für höhere Ziele gestorben waren, die letzte Ruhe zu geben. Aber sie sollten nicht auch noch im Tod Probleme machen. Der beißende Geruch von Benzin stieg dem Engel in die Nase, welches schnell Kleidung und Haut tränkte, ein letzter Blick in dem sich leichte Trauer spiegelte, bevor die Flammen hochschlugen und sich durch alles fraß, was man ihnen noch anhängen konnte. Mit leicht angeekeltem Gesicht zog der Engel den Kragen hoch, presste den Stoff vor Mund und Nase, um den widerlichen Gestank verbrannten Fleisches nicht ertragen zu müssen. Eine kurze Weile noch beobachtete er das züngelnde Feuer, welches im Inneren der Lagerhalle niemanden anlocken würde, bevor er wieder hinaus in die Gasse trat. Schnell wich der ernste Gesichtsausdruck wieder, der Blick der schmutzig verwaschenen Augen richtete sich wieder auf den Vampir, während er sich beiläufig das Benzin von den Händen wischte.
„Müssen wir schon wieder jemanden umbringen?“
Der kindliche naive Unterton in der Stimme, dabei war es doch so ein ernstes Anliegen, den Blut weckte das Monster in ihm, welches immer MEHR Blut wollte, als es bekommen konnte und ihn dann gierig anschrie. Den Engel mitzunehmen hatte gewisse Vorteile, das hübsche Äußere schaffte Vertrauen, wo eigentlich keines herrschen sollte. Außerdem lief der Engel Daisuke sowieso ständig nach, auch wenn er es ein zwei Mal bereut hatte. Wenn man es ihm verboten hatte. Er war nicht dumm, er wusste sehr genau, was in dieser Stadt und der „Organisation“ vor sich ging, auch wenn man es dem Jungen nicht zutraute, doch er war schon lange auf dieser Welt gefangen, so verdammt lange. Und da lernte man vieles…..
Auch wenn man das nicht sah, als die Augen fordernd zu dem Vampir hinaufschauten, der den Engel ein ganzes Stück überragte.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:43 pm

Das auflodernde Feuer spiegelte sich in den schwarzen Augen der kalten Gestalt wider, die Asche der Toten landete langsam, wie eine Feder auf seinem Gesicht, hinterließ einen leichten grauen Streifen, als er es mit den Fingern wegwischte.
Den beißenden Geruch der Leichen nahm er erst gar nicht wahr, viel zu oft hatte man ihn bereits erdulden müssen, im Grunde war es im mittlerweile egal gewesen, es waren nur Tote, die meisten von denen kannte Daisuke nicht einmal persönlich. Jammerschade, er hätte gerne den Familien der Verunglückten einen Strauß Blumen geschickt, nur um ihnen sein aufrichtig geheucheltes Bedauern auszurichten. Doch leider, leider kannte er die Familien nicht, denn schließlich waren sie alle selber schuld an ihrem Verderben, sie hatten sich freiwillig gemeldet, sie wollten bei ihm aufgenommen werden, wo sie doch alle die Möglichkeit hatten etwas anderes zu tun. Sie hätten zur Regierung gehen können, sie hätten eines der begehrten Berufe nehmen können und Maschinenbauexperten werden können, sie hätten die neue Innovation von Zeppelinen erfinden können, doch entschieden sie sich Lakaien zu werden, entschieden sich etwas zu sein, was als Schmutz oder gar als Monster beschimpft wurde. Es war nie seine Aufforderung gewesen, er brachte all das nur zum Laufen, er zeigte nur jeglichem Abschaum, dass sie sich einen Namen machen konnten, dass solange sie unter seiner Obhut waren, sie tatsächlich sich mehr als jemand anderes erlauben konnten. Sie wurden gefürchtet, von so vielen, doch gleichzeitig haben sie so viel Hass auf sich gezogen, dass es selbst für die wichtigsten seiner kleinen Untertanen wurde, denn sie hatten nicht einen steinernen Körper gehabt, sie hatten nicht die Macht gehabt, die er sich in all den Jahrhunderten angeeignet hatte, sie hatten nicht die unsterbliche Kraft auf ihrer Seite, sie hatten nur ihren technischen Schnickschnack und die unterirdischen Verstecke, geschützt durch Fallen wie einer Selbstschussanlage, das war ihre große Macht gewesen, das war ihr Fortschritt und wer wusste schon, vielleicht würden sie in einigen Jahren noch viel schlimmeres auf ihrer Seite haben, etwas, was sie vielleicht selbst zerstören würde, etwas Unkontrollierbares, was alles auf dieser Erde auslöschen würde und er..er würde nur dasitzen und der Existenz zusehen, wie sie langsam verreckt, stirbt an ihren eigenen Erfindungen, an den Wahn immer besser, schneller und gefährlicher zu sein. Ihr Ende nahte mit jeder Minute, Sekunde, immer schneller und schneller.
„Das wäre dann erledigt.“, schnarrte seine Stimme, den Blick weiterhin starr auf das Feuer gerichtet.
Mit verschränkten Armen drehte sich der Körper langsam zu Malik, ihn kurz betrachtend. „Oh, ich weiß wirklich nicht, ob es so sehr eskalieren wird, dass wir jemanden umbringen müssen, oder gar jede Menge umbringen müssen. Hoffe, dass ich weniger als eine Stunde brauche, ich habe heute eine Menge zu tun.“, ein leichtes Lächeln zierte sich auf den farblosen Lippen des Vampirs. Nicht oft sieht man ihn einfach nur lächeln, wenn, dann verzerrte sich sein Gesicht zu einem abartigen Grinsen, welches keinerlei Bedeutung oder Ausdruck hat, doch meist war er einfach beschäftigt, vergeudete sein Leben damit sich darum zu kümmern, dass er nicht täglich seine Männer wegen irgendwelcher blutrünstiger Idioten verlor. Immer musste er jeden hin und her scheuchen, oft war sein Leben mit Stress verbunden, doch hatte er sich das nicht selbst ausgesucht? Im Grund…ja und irgendwo merkte er erst durch sein Geschäft was eigentlich das Wort Leben für eine Bedeutung hatte, was es für einen vermeidlich Toten doch heißen konnte.
Erneut schlackerten die Absätze der Stiefel, als Daisuke die Lagerhalle langsam verlies, der schwarze Mantel war das letzte, was man im Herzen der Halle erkennen konnte, wie er fad im Gegenwinde herum wehte und Falten im Stoffe zierte, welche immer wieder ihre Position wechselten.
„Nun komm‘, überlassen wir dem Feuer die Arbeit.“, rief er Malik noch entgegen, ehe die Gestalt nach draußen verschwand und den Engel mit dem brennenden Scheiterhaufen alleine lies.
Der graue Himmel schien jeden Augenblick in die Erde zu fallen, so tief lagen die Wolken über das Land, nicht einmal die Sonne konnte sich durch diese graue Suppe kämpfen, kein einziger Strahl traf die Haut des Vampirs…es war schon so lange her, seit der Schwarzhaarige einen klaren Himmel erblicken konnte, wo die Sonne noch wie eine Göttin ihre Schönheit der Welt offenbaren konnte und der Mond…ja, den vermisste er am meisten. Er hatte ihn schon immer in den Bann gezogen, seit er denken konnte, war immer der Mond die schönste Sache am Himmel, die er stundenlang einfach so beobachten konnte, so als wäre es ein kleines Schauspielstück., doch damals war dies auch die einzige Lichtquelle, die er ertragen konnte, die er je zu Gesichte bekam, doch wie sich auch die Welt veränderte, so hatte sich auch Daisuke in den Jahren über verändert.
Die Gassen waren leer, so als ob jedermann sich im Heime versteckte, so als wäre ein Krieg ausgebrochen und wenn man es so betrachtet hatte…es herrschte durchaus ein Krieg, ein kleiner Krieg, hier hieß es alle gegen alle, hier war nie jemand da, dem man trauen konnte und genau an diese Regel hielt sich jeder Mensch hier.
Den Ort, welchen Daisuke und sein geflügelter Laufbursche heimsuchten, war ein ganz normales, schäbiges Lokal, das am Rande der Stadt lag, versteckt zwischen der engsten Gasse, die es dort gab. Nie würde ein ganz normaler Bürger darauf kommen, dass sich jeder Abschaum der Unterwelt hier versammelte und handelte. Die meisten seiner Männer hatte der Schwarzhaarige hier aufgegabelt, die meisten hatten ein Abkommen mit ihm- viele waren einfache Männer, welche ihren Sitz in der Regierung hatte, doch Daisuke zahlte mehr…und so schnell bekam er seine Spitzel, sie waren seine Boten, sie waren das menschliche Telegramm, die kleinen Überbringer, die das Unheil für die Regierung einläuteten.
Die Tür öffnete sich knarrend, ein muffiger Geruch aus Alkohol, Tabak und Schweiß kroch in die Nase des Vampirs. Der Gestank war halb so schlimm, wenn man sich ständig hier befand, was durchaus viele der sich hier herumtreibenden Leute sehr wundern könnte, neben all diesen Säufern und schlecht riechenden Pennern wirkte er am zivilisiertesten und weitaus gepflegter.
Die Augen schauten sich kurz um, ein leichtes Nicken zu einigen von den Personen, welche die müden Augen auf die beiden richteten. Der Mann am Tresen warf nur einen kurzen Blick, dann deutete er mit dem Finger auf einen hochgewachsenen Mann, welcher mit einer Pistole herumspielte, immer wieder einige Worte mit dieser wechselte. Langsam schritt Daisuke auf den Tisch des Mannes mit Pistole zu, setzte sich auf den freistehenden Stuhl, ihn ernst betrachtend.
Sein Haar stand in alle Richtungen ab, auf dem Gesicht zierte sich eine Brandnarbe, die Augen schimmerten rötlich, als sie den Vampir wortlos musterten und dann zu Malik wanderten, ihn eine Weile lang anstarrend, ehe er sich zurücklehnte und beide milde anlächelte. „Ich denke ich habe es hier mit den richtigen Leuten zu tun.“, murmelte er ihnen entgegen, seine Waffen auf den Tisch platzierend. Sie sah sehr alt und verbeult aus, so als hätte sie mehr als genug durchmachen müssen.
Daisuke räusperte sich leise, ehe er anfing zu sprechen. „Durchaus möglich. Nun, wir möchten nicht lange die Zeit verschwenden. Am besten, Ihr sagt mir gleich wie viel und dann wäre die Sache geklärt.“
„50.“, die Stimme klang blechern und siegreich, als hätte er die Welt für sich gewonnen. Der Schwarzhaarige hob die Augenbrauen, lachte leise. „50 Millionen? Ich bitte euch, hier handelt es sich doch nur eine ganz langweilige Bombe!“
„Ganz einfach?! Ganz EINFACH?! Ich habe fast mein Leben gelassen um diese aus einem Forschungsinstitut zu klauen!“
Erneut musste Daisuke lachen. Läppisch, wie sich manche Doch aufführten, so, als hätten sie die unbesiegbarste Waffe auf Erden, nur zu oft musste sich der jung wirkende Mann mit solchen Einfallspinseln abgeben, er hätte schon ahnen können, dass es wieder eine lächerliche Darbietung sein würde. Seine Augen wanderten kurz zu Malik, dann wieder zu dem Brandgesicht. Der blasse Körper beugte sich langsam über dem Tisch hinüber, direkt in sein Gesicht starrend. „Hör zu, du Küchenschabe. Du wirst sie mir für 5 Millionen geben, oder dein Gesicht ist nichts weiter als ein Haufen Brei.“, fauchte er ihm entgegen, weiter in seinen Augen starrend. Das tolle an einem nicht ganz lebendigen Wesen war die wunderbare Tatsache, dass man nie blinzeln musste, es war beinahe Nervenraubend für einige Wesen.
Der Mann lachte nur laut auf, erhob sich rasch von seinem Stuhl. Daisuke vernahm ein leises Klicken, etwas Kaltes an seiner Stirn. „Hör DU mir zu! Ich will nun 60 und nicht weniger, sonst ist nicht mein Gesicht, sondern dein Gehirn gleich nichts weiter als Brei!“, brüllte er ihm entgegen.
Seufzend richtete sich der Vampir leicht auf, immer noch die Pistole an der Stirn. Wunderbar, erneut diese Schwierigkeiten und erneut diese Ungewissheit über den Typ der Waffe. War sie stark genug, so konnte selbst sein Steinkopf gleich nichts mehr als Pulver sein.
„Malik.“, er wusste sicherlich, was zu tun war.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:45 pm

Ein kurzes Schulterzucken, ein kurzer Blick, der Engel kannte Daisuke mittlerweile lang genug, um seine Aussagen einigermaßen einschätzen zu können. Er hoffte zwar, dass es nicht ausartete, aber wer konnte das schon sicher sagen? Es waren unruhige Zeiten heutzutage, nichts ließ sich mehr mit Sicherheit sagen. Die Menschen schienen verrückt zu werden in dieser Zeit, vielleicht benebelte all der Rauch ihre Sinne, ließ sie unscharf denken, ließ sie größenwahnsinnig werden. Ließ sie vorlaut und unberechenbar werden. Sie hielten sich für die Schöpfer all der Maschinen, die wie Unkraut aus dem Boden schossen, aber wenn sich die Schöpfer nicht ein klein wenig beeilten, dann würden sie überholt werden. Und wer wusste, ob es dann nicht alles aus dem Ruder lief? Aber sie hatten es ja verdient. Eigentlich hatten sie es allesamt verdient. Und das sagte der Engel aus sehr persönlichen Gründen, denn sie hatten ihn schon oft genug verletzt. Das war nicht spurlos an ihm vorüber gezogen, natürlich nicht. Er hatte die komplett verbrannten Arme behalten, wieder irgendeine schöne neue Erfindung, Explosion, Feuer…..Es war albern, was in den Straßen dieser Stadt veranstaltet wurde, es hatte den Engel fast das Leben gekostet. Bis er selbst ein Teil davon geworden war. Ihm ging es gut damit, vielleicht war er nicht mehr als ein Laufbursche. Sicherlich, er folgte, wenn der Vampir ihm etwas befahl, aber warum auch nicht? Immerhin war er es gewesen, der ihn aus der Gosse gezogen hatte. Und selbst wenn Malik Leichen verbrennen musste, um sich über Wasser zu halten, es schadete ihm nicht, es hielt ihm den Rücken frei. Er wusste ganz genau, wann er zu spuren und wann er zu schweigen hatte. Während er durch die verrauchten Straßen dieser Stadt lief, die stolpernd eiligen Schritte dem Vampir hinterher, wusste er, dass es ihn viel schlimmer hätte treffen können. So viel Tod klebte an den dreckigen Pflastersteinen, so viele Leichen hatten schon auf diesem Weg gelegen, einige von ihnen hatte er forträumen müssen, damit der lange Arm des Gesetzes nicht hörig wurde. Und Malik wollte keineswegs zurück hinter Gitter, es hatte ihm gereicht, dass sie ihm damals jede Feder einzeln ausgezogen hatten, es hatte so lange gebraucht, bis er wieder hatte fliegen können. Er wollte sich so etwas nicht noch einmal antun. Außerdem wollte er Daisuke nicht enttäuschen oder gar verärgern. DAS war immerhin schon wenige Male vorgekommen, wenn sein zweites Ich wieder stärker gewesen war, wenn es dem Vampir Dinge an den Kopf geworfen hatte, die überaus unklug gewesen waren. Nicht häufig war das passiert, aber die paar Male hatte Malik gerechterweise büßen müssen. Wie einen Hund den man schlagen musste, damit er lernte…..
Aber solange er Hund war, war er sicher, er versteckte sich gerne im Schatten des Vampirs. Unauffällig neben der imposanten Gestalt, aber doch wusste er mehr als manch anderer hitzköpfige Rebell. So viel, dass man der zarten Gestalt nicht zutraute, so viel, dass man ihm vorenthielt. Es war schon immer so gewesen, langsam störte er sich daran nicht mehr. Er beobachtete lieber. Er sah zu, wie sich die Welt langsam aber sicher zu Grunde richtete. Wenn ihm nicht jemand mit Gewalt dazwischenfunkte, würde er überleben, er würde länger leben als jeder der törichten Bastarde, die ihn lachend schlugen. Länger als jeder einzelne von ihnen, und diese Gewissheit ließ es ihn ertragen, ließ ihn alles ertragen.
Dicht hinter dem Vampir betrat Malik die Kneipe, in dessen Schatten gedrückt wie immer, denn er warf lange Schatten. Er war Laufbursche, aber man sah hin und wieder, dass er doch etwas mehr war. Hin und wieder war er doch etwas wichtiger, denn niemand lief Daisuke so oft hinterher. Wie ein Streuner, der hoffte, endlich seinen Herrn gefunden zu haben. Die goldenen Augen musterten die zerrupfte Gestalt ihm gegenüber teilnahmslos, nur der dunkle Schatten ließ ahnen, dass Wut in ihm aufkochte, Wut über so viel dreiste Forderungen, Wut über so viel Unkenntnis. Müsste dieser Mann es nicht besser wissen? Wusste er wirklich nicht, wen er vor sich hatte? So viel Dummheit gehörte bestraft. Ein dumpfes Lachen, ein Blick auf die zerbeulte Pistole. Malik hatte mehr als so eine kümmerliche Waffe. Man benötigte allerdings auch mehr, wenn man kaum über Muskelkraft verfügte. Dass man ihn unterschätzte, kam ihm wie immer zu gute. Die rötlichen Augen waren nur auf das steinerne Gesicht Daisukes fixiert, nicht jedoch auf den Engel, dessen Kopf sich ruckartig hob. Ein kurzes, helles Aufblitzen, als Malik die Waffe vom Gürtel zog, ein leise gedämpfter Knall, als die Projektilwaffe dem Dreisten so schnell und einfach das Leben nahm. Einige helle Blutstropfen klebten in dem kindlichen Gesicht, mit leerem Blick wischte er sich die rote Flüssigkeit aus dem Gesicht, beugte sich über den Tisch. Der Geruch von metallischem Blut stieg ihm in die Nase, als er ein Päckchen aus der verdreckten Manteltasche zog, es nachdenklich in den Händen wog, bevor er es behutsam vor dem Vampir auf den Tisch legte. Ein hässliches Grinsen huschte über das Gesicht, kurz, so kurz, dass man erahnen konnte, dass es kein harmloses Kind war, was man dort vor sich hatte.
„Ich denke, wir nehmen das Ganze dann für umsonst.“
Es war still geworden, beunruhigend still, nicht einmal ein verräterisches Husten durchbrach die kalte Stille. Kein Husten, aber das Klicken der Moderne. Das Klicken einer Pistole. Ein Ruck ging durch den Körper des Engels, ein kurzes wimmernder Schrei, als eine der hässlichen Eisenkugeln eine Wunde in den linken Oberarm schlug, der Engel sah in zornige braune Augen, hörte die kratzende Stimme.
„Was fällt dir ein, du Miststück? Ihn einfach umzubringen…..So etwas macht man nicht mit meinen Freunden.“
Malik stieß ein wütendes Zischen aus, schlug dem Kerl die Waffe aus der Hand, während er noch perplex starrte, stolperte einige Schritte zurück, um nicht in Reichweite der Fäuste zu sein. Er konnte es sich generell nicht leisten, an einer Schlägerei beteiligt zu sein, dafür war er zu schwächlich, und mit einer Schusswunde im Arm konnte er einen Kampf sowieso abschreiben. Die rechte Hand zitternd auf die Wunde gepresst lief ihm das Blut zwischen den Fingern hindurch, viel zu kostbares Blut, das ihn mit jedem verlorenen Tropfen etwas näher an die Ohnmacht heran trieb, eine Ohnmacht, die ihm im schlimmsten Fall den Kopf kosten würde. Dabei wäre es nicht das erste Mal, dass der Engel so kurz vorm Ende stand. Mit einem leichten schmerzerfüllten Keuchen zog er den Kopf zwischen die Schultern, die Waffe war ihm aus den zitternden Händen geglitten. Ein glasiger werdender Blick suchte nach dem blassen Gesicht Daisukes in der Menge, ein flehender Blick, als ihn der Mann am Kragen packte und ein Stück hochzog, was bei der zierlichen Gestalt kein Problem war.
„Hilf mir…..“
Wie schon so oft, weil der Vampir ihn schon so oft vor anderen hatte retten müssen. Wie er ihn schon so oft vor sich selbst hatte retten müssen. Genau deshalb suchte der Engel auch seine Nähe. Weil er das vielleicht trügerische Gefühl hatte, er könnte dem blassen Mann vertrauen. All diese Komplikationen nur wegen einer Bombe…….

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:46 pm

Die empfindlichen Ohren vernahmen nur das dumpfe Fallen der toten Gestalt, die bis gerade eben versuchte eine Gefahr darzustellen. Laut knallte die alte Pistole auf den Tisch,. Die schwarzen Augen wanderten kurz zu Malik, dann zu dem Päckchen am Tisch. „Nun, so geht das natürlich auch. Ich denke-“, doch da wurde der Vampir bereits vom lauten Schuss einer Waffe unterbrochen. Verwundert starrte der Schwarzhaarige erst den Mann dann Malik an, dann die Wunde an seiner Schulter.
Wütend verzog er sein Gesicht in eine unangenehm hässliche Grimasse, welche den Schützen die ganze Zeit über anstarrte; er hörte, wie einige Stühle sich bewegten, wie weitere Männer sich mit ihren Waffen gegen ihn und Malik verschworen hatten.
„Ihr glaubt wirklich, dass ihr wegen dieser Schabe nun einen Aufstand anzetteln müsst?“, fragte der Vampir in die Runde, belustigt über das Geschehen lachend, auch wenn er tief im Inneren beunruhigt war, beunruhigt darüber, dass sein wichtiger Laufbursche gerade jede Sekunde immer mehr Blut verlor, was ihn zugleich wütend machte, Daisuke hasste es einfach, wenn seine Männer vor seinen Augen verletzt wurden.
Sein Blick wanderte kurz zum Engel, dann zu dem Verantwortlichen für die Verletzung, dessen Waffe im nächsten Moment leicht zittrig zum Vampir wanderte, welcher einige Schritte auf ihn zuging. „Bleib weg, oder ich-“
„Oder was?“, erneut schritt er näher auf ihn zu, ließ jeden einzelnen Schritt im stillen Raume widerhallen und plötzlich PENG! Der aufsteigende Rauch aus dem Lauf der Pistole deutete nur auf einen gerade abgefeuerten Schuss hin, doch wohin? Daisuke musterte sich eine Weile, ehe auch der gleiche Rauch aus seiner Brust emporstieg. Die Augen des alten Mannes weiteten sich, als Daisuke mit seiner bloßen Hand die leicht eingedellte Kugel rausholte und sie klirrend auf den Boden fallen lies. Ein gemeines Grinsen bildete sich auf dem blassen Gesicht. „Einen Stein zu erschießen…unklug, mein Freund.“, mit diesen Worten umfasste er die Kehle des alten Mannes, zog ihn näher an sich heran. Nur ein klägliches Gurgeln kroch aus der Kehle seines Opfers, ehe Daisuke seine messerscharfen Zähne in die Kehle rammte. Es fühlte sich fast so an wie ein Schwamm, als der Schwarzhaarige sein Gebiss in das Fleisch rammte, das Geräusch des zerreißenden Fleisches war fast wie Musik in seinen Ohren, wie eine leichte Melodie, die ihn erst vorantrieb. Das Blut lief in Strömen aus der zerfetzten Wunde, tränkte die Kleidung in ein tödliches Rot, wanderte bis zum hölzernen, dreckigen Boden, welcher sich immer langsamer Rot färbte.
Angewidert spuckte Daisuke das Stück Fleisch in eine Ecke, schmiss den verblutenden Körper achtlos auf den Boden. Nicht lange hatte es gedauert, bis sich eine Blutlache gelbildet hatte.
Leicht lächelnd leckte sich Daisuke über die mit roter Flüssigkeit getränkten Lippen, seine Augen leuchteten leicht auf, als sie in die Runde der verwirrt und verängstigten Gesichter blickte. Einer rannte wütend auf ihn zu, zückte sein Schwert, im nächsten Moment umfasste der Schwarzhaare den Arm so fest, dass der Junge aufschrie vor lauter Schmerz. „Erst denken, dann handeln, mein Freund.“, murmelte er ihm nur zu, drückte noch stärker zu, bis er mit voller Wucht an dem Arm zog und diesen vom Körper riss. Es war herrlich, man hätte es fast mit dem Reißen von Stoff vergleichen können.
Auch dieses Körpergliedmaß wurde, ohne es auch nur eines Blickes zu würdigen, weggeschmissen.
Er konnte es nicht leugnen, er hatte seinen Spaß, es war wieder eine Abwechslung selbst etwas zu erledigen, anstatt die anderen dafür zu benutzen, fast hatte der Vampir vergessen wofür seine Kraft eigentlich gedacht war, was er alles mit dieser nur anstellen konnte. Und wie überaus verlockend solch ein Blutbad sein konnte.
Fast wie ein Besessener ging er auf jeden einzelnen los, trennte ihnen alles ab, was man abtrennen konnte, schmiss es in jede einzelne Ecke, die in diesem Lokal aufzufinden war, begleitet von einem leisen Lachen, das für jeden einzelnen toten Körper gedacht war, dass sie so töricht waren und ausgerechnet sie angegriffen hatten.
Das Blut klebte überall, der beißende Geruch aus Salz und Eisen kroch in die Nasenhöhlen des Vampirs, sodass er berauscht, wenn nicht euphorisch sich die Blutlachen unter seinen Füßen anstarrte. Die rote Flüssigkeit war wirklich überall, es saugte sich am Stoff der Kleidung fest, es tropfte dem langen Ledermantel runter, es tropfte sogar sein Kinn herunter und ließ sein rabenschwarzes Haar nass wirken, als hätte es im Raum geregnet. „Ich denke wir werden uns ein neues Lokal suchen müssen, dieses scheint außer betriebt zu sein.“
Zufrieden drehte Daisuke sich um, schnappte sich das kleine Päckchen vom Tisch, welches er sogleich auch in seine Manteltasche gleiten ließ, anschließend Malik am Arm packend. „Und jetzt werden wir dich erstmal wieder nach Hause schaffen, damit das da schnell verheilt, mein Freund.“
Behutsam, wie es dem Vampir nur möglich war, zerrte er den verletzten Engel hinaus.
Draußen roch es um einiges angenehmer, als drin und es war…heller, heller, als Daisuke es erahnen konnte, doch sie hatten keine Zeit gehabt sich das Wetter anzuschauen, nein, sie mussten fort, schnell fort, ehe man sie noch erwischte und ihnen die Morde in die Schuhe schob und Daisuke hatte wirklich keinen Bedarf auf Kmplikationen.
Im zügigen Tempo eilte der Vampir aus der Gasse, in eine neue Gasse, schleppte seinen Laufburschen mit sich mit, ehe er in einer hintersten Ecke stehen blieb, weit genug vom Lokal entfernt. Besorgt starrte er die Wunde Maliks an. „Noch bei verstand um weiterzugehen, oder soll ich doch jemanden kommen lassen?“ Definitiv, Daisuke hatte Sorgen, dass ihm sein Schützling wegstarb, schließlich war er bis jetzt der zuverlässigste von allen gewesen, so etwas fand man nicht überall, nicht mehr und vor allem nicht mehr heutzutage.

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Zuletzt von Mrs Lovett am Mo Jul 13, 2009 7:04 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:47 pm

Blut, überall nur Blut….So viel zum Thema es würde nicht ausarten. Dass es immer wieder Menschen geben musste, die für falschen Stolz und geheuchelte Ehre so leicht aggressiv werden mussten. Es war ätzend, es war nervig, und es tat Malik weh. Und doch wusste er, dass es den Angreifer um einiges schlimmer getroffen hatte. Was dachten sie sich auch dabei? Dachten sie wirklich, jemand der schon so lange auf der Welt war, war so leicht wieder daraus zu entfernen? Wegen einiger technischen Spielereien? Sicherlich, dem Engel konnte das etwas ausmachen, mit verzerrtem Gesicht starrte er auf die hässliche Wunde, durch die der Schmerz in regelmäßigen roten Bahnen pochte. Aber es war hauptsächlich das Blut anderer, das nun über den Boden spritzte. War es nötig, so viel kaputt zu machen? Leider Gottes war es das immer häufiger, die Menschen wurden so waghalsig, sie dachten wahrlich, mit all ihren kleinen Erfindungen wären sie allmächtig. Das war traurig, das war töricht…..Sie hatten es schon immer so gehalten, schon immer hatte sich diese Rasse für die mächtigste gehalten, der Engel dachte nur ungern an die Zeit vor einigen hundert Jahren zurück. Das Mittelalter war wahrlich so finster wie immer behauptet wurde. Aber diese Welt war auch dunkel, das Tageslicht wurde langsam verschluckt von Staub und Dreck und auch in der Nacht sah man keine Sterne mehr. Es war traurig, oft genug saß der Engel nachts wach und starrte in den verdunkelten Himmel, auf dem Gesicht eine seichte Melancholie. Es ließ sich nur hoffen, dass es besser wurde.
Im Moment jedoch wurde es nicht besser sondern nur schlimmer. So viele Tote……Wann hatte der Vampir das letzte Mal so gewütet, es musste schon eine ganze Weile her sein, es war immerhin auch ziemlich gefährlich, so viele grausame Morde ließen die Polizei schnell hörig werden. Und Aufmerksamkeit war das letzte was sie sich leisten konnten. Bloß kein Licht unter den Deckmantel der Dunkelheit bringen, denn das könnte als das Ungeziefer aufscheuchen….
Der Engel wusste nicht, wie er es stolpernd bis in die Gasse geschafft hatte, wo ihm doch alle paar Schritte schwarz vor Augen wurde, aber er hatte es irgendwie geschafft, ausnahmsweise war die Luft draußen einmal angenehmer als anderswo. Angenehmer als der rostige Geruch von Blut, von so vielen ausgehauchten Leben. Aber es war nötig gewesen und ihnen würde man nichts in die Schuhe schieben können. Nichts nachweisen können, denn für die Oberen dieser Stadt waren sie nicht viel mehr als ein gesichtsloser Schemen, etwas von dem man wusste dass es existierte, das man jedoch nicht sehen konnte. Trotzdem mussten sie schnell fort von hier, schon allein damit die Wunde behandelt werden konnte, denn der Engel wollte ungern seinen Arm verlieren oder schlimmeres. Hustend hielt er einen Moment inne, fühlte auf den geschwächten Körper, würde es gehen? Es war nicht allzu weit zurück, und jede Sekunde, die sie hier blieben, machte sie umso verdächtiger. Für einen kurzen Moment schloss Malik die glasig werdenden Augen, versuchte seinen Atem ein wenig zu beruhigen, den Schmerz auszublenden. Es war nicht die schlimmste Verletzung, die er in seinem Leben davongetragen hatte, aber das machte sie nicht weniger gefährlich. Die Kugel hatte eine hässlich große Wunde geschlagen und wie es sich anfühlte, war sie auch noch nicht wieder aus dem Körper ausgetreten.
Ein tiefer Atemzug, dann schüttelte der Engel langsam den Kopf, versuchte ein leicht verrutschtes Lächeln auf die Züge zu bringen, als er Daisuke ansah.
„Nein….Nein, ich denke es geht schon….“
Die Schritte jedes Mal etwas stolpernder, konnte Malik sich kaum an den Weg zurück erinnern nur an die angenehme Kühle die ihn umfing, als sie endlich in das alte Haus stolperten, zurück zu Hause. Hustend ging der Engel in die Knie, den Kopf an die Wand gelehnt hörte er das Scheppern des Grammophons, er sah das Buch, das er achtlos zurückgelassen hatte. Die goldenen Augen starrten zu dem Vampir auf, dann mit einem traurigen Lächeln auf den Boden, auf dem sich bereits eine kleine Blutlache gebildet hatte.
„Jetzt habe ich das Parkett befleckt…..Es tut mir Leid.“
Mit den besorgten Augen eines Hundes sah er zu dem Mann auf, ein Hund der nicht wusste, ob er etwas falsch gemacht hatte. Ob er sich dafür einen Tritt einfangen würde. Die Strähnen des rotblonden Haares fielen ihm ins Gesicht, das langsam ruhiger wurde, als die Ohnmacht immer mehr nach ihm griff, die gefiederten Flügel hingen schlaff herunter. Die ganzen neumodischen Erfindungen mochten für eine große Schicht sehr nützlich sein, aber für den Bodensatz führten sie nur zu neuen interessanten Wunden. Malik hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes erst an ihnen verbrennen müssen, um zu lernen, wie gefährlich sie waren. Und nun musste er erneut lernen, dass man gewisse Leute nicht einfach provozieren durfte. Er starrte auf die Wunde, auf das blutig verschmierte Hemd, als könne er nicht glauben, dass es sein eigenes wäre, dann erneut hoch zu dem Vampir.
„Das wird schon wieder, oder?“
Zitternde Angst in der Stimme, sterben wollte der Engel wirklich nicht, nicht jetzt, da sein Leben gerade einigermaßen geregelt verlief. Wo er gerade jemanden hatte, an den er sich hängen konnte. Da sollte es noch nicht so schnell vorbei sein.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 12:48 pm

Falten bildeten sich auf der matten Stirn des Vampirs, den Blick weiterhin starr auf die Wunde richtend. Er war sich nicht sicher, ob es gut für den Engel war, weiterzugehen, vielleicht war es vorteilhafter für ihn gewesen ihn dort zu lassen, anstatt sich länger mit ihm herumplagen zu müssen, doch daran hatte er erst gar nicht gedacht. Natürlich, er war en Monster, ein kaltes Monster, das rein physikalisch gar keine Emotionen besitzen durfte, der eigentlich nicht einmal wissen konnte, was dieses Wort bedeutete, doch die Jahre machten etwas anderes aus dem Schwarzhaarigen, hauchten ihm so vieles Menschliche ein, dass er das meiste selbst nicht bemerkt hat.
„Gut.“, wisperte er Malik zu, ihn erneut am Arm packend und in sein Hauptquartier, was gleichzeitig sein Zuhause war, hinterher schleppend.
Es wunderte Daisuke sehr, dass sie so schnell in solch einem langsamen Tempo die alte, leicht schief wirkende Tür erreichten, die man ihnen ohne auch nur Wort zu sagen rasch öffnete und ebenso schnell schloss. Man durfte nicht zu lange die Türen offen halten, sonst könnten neugierige Nachbarn darauf kommen durch diese hindurchzuschauen und das machten neugierige Nachbarn doch am liebsten. „Wir müssen ihn schnell verarzten.“, Daisuke sprach mit gedämpfter Stimme zu einen der Männer, welche dort patrouillierten, stets ihre Augen offen hielten und auf jedes noch so kleinste Geräusch bereit waren eine Kugel aus ihren kupfernen, großen Flinten zu schießen, auf sie war bis jetzt immer Verlass gewesen und das war das Wichtigste.
Der Mann nickte nur, verließ schnellen Tempos den Salon. „Und das soll schnell gehen!“, rief der Vampir ihm noch zu, ehe die Tür in einem lauten Knall in die Angel fiel.
Daisuke starrte eine Weile auf den bereits leeren Platz, als in seinen Ohren eine sehr bekannte Stimme erklang und im Kopf widerhallte. Rasch drehte er sich zu Malik um, erst ihn, dann das Blut auf dem Boden betrachtend. Mit schnellen Schritten ging er auf ihn zu, kniete sich leicht hin um den Engel besser anschauen zu können. „Mach dir keine Sorgen darum, ich habe schließlich genug Personal, der das wegwischen kann.“, er versuchte zu lächeln, jedoch kam alles, nur kein anständiges Lächeln dabei raus. Malik tat ihm leid, es war einfach unschön anzusehen, wie er sich mit der Wunde herumplagte, wie die Kugel tief im Fleisch steckte und für die Blutströme verantwortlich war. Schon interessant, was so ein kleines Stück Metall doch alles ausrichten konnte, wie viele Probleme so etwas doch darstellen konnte. Ja, dies war definitiv eine kleine menschliche Errungenschaft, die sie in ihren Augen zu Göttern machen ließ. Doch Götter waren in Daisukes Augen anders, sie waren nicht so leichtsinnig und dumm , sie waren keine Miseren der Welt, keine Fehler, die alles nur verschlimmerten und unerträglicher machten, nein, Götter waren etwas anderes.
Erneut ertönte die schwächliche Stimme des Jungen, die so viel Besorgnis in dem Vampir auslöste, die nie ein Mensch erahnen könnte, nicht in diesem Wesen.
„Du wirst bald wieder auf den Beinen sein, es sieht nur schlimmer aus, als es ist. Außerdem…runter vom Boden, langsam wird es wirklich eine Sauerei!“ Mit diesen Worten hob er den zierlichen Körper des Engels hoch, schleppte ihn zu dem alten Ledersessel, der gleich neben dem Grammophon stand, nur darauf wartete besetzt zu werden. Sein Blick wanderte kurz hinunter, das Blatt Papier lag weiterhin zusammengeknüllt auf dem Holzboden und immer noch wollte es keiner aufheben, es war immer noch ein unwichtiger, wenn nicht gar störender Teil des Raumes, etwas, was nicht gewollt war, nicht mehr.
Behutsam platzierte er seinen Schützling auf seinen Sessel. „Den kannst du vollsauen, so viel du willst, ich will ihn eh bald wegschmeißen.“ , sagte er leise, starrte geistesabwesend auf die leiernde Platte, welche von der Nadel geführt wurde und das Ergebnis aus er großen, vergoldeten Muschel drang. Daisuke verschob die Nadel, ein sterbender Laut erklang noch einmal im Raume, ehe die Musik ganz verstummte und den Raum in einen stillen Ort verwandelte. Nichts war zu hören, bis auf den Atemzügen des Engels, bis auf die leicht knarrenden Schritte über ihnen und den lauten Geräusche der Stadt. Man konnte die Maschinen hören, die Meilen entfernt waren, Daisuke konnte sogar das friedliche Vorbeiziehen der Zeppeline hören, wie sie über sein Haus schwebten, in solch einer langsamen Glückseligkeit, dass er sich für einen Moment so fühlte, als wäre er nicht mehr hier, als wäre er bereits wo anders, als wäre all das nur eine kleine Scheinerscheinung, die keinerlei Bedeutung hatte. Doch wie auch das friedliche Luftschiff davonflog, so flog auch der kurze Moment der Freiheit mit ihm und suchte das Weite.
Die Ruhe wurde rasch gestört, als die Tür klappernd aufflog, drei Personen einmarschierten und vor Daisuke stehen blieben. Es war dank der Ausrüstung ihnen anzusehen, dass sie hier waren um seinen Laufburschen wieder auf die Beine zu bekommen. Der Vampir nickte leicht. „Nun, dann heilt ihn mal schnell.“ Er trat einige Schritte weg, setzte sich auf einen kupferfarbenen Stuhl, verziert mit unzähligen Mustern, alle auf einer eigenen Art und Weise faszinierend. Vor ihm stand auf einem kleinen Holztisch das neuartige Schreibgerät, ein metallisches Ding, das viele Dinge einfacher machte, das die Schreibfeder beinahe ersetzte, doch Daisuke lag nichts an diesem Schnickschnack, er wollte ihn nur besitzen, er wollte es sich immer wieder anschauen und es machte einige seiner Schützlinge glücklich, die mittlerweile abhängig von all den neuartigen Erfindungen waren, die sich ein Leben ohne diesen nicht mehr vorstellen konnten. Es wurde einfach nur Selbstverständlichkeit und wehren konnte sich keiner dagegen und wenn jemand doch so töricht genug war um einen kleinen Widerstand zu errichten, so wurde er schnell zertrampelt, so erstickte er schnell an den Abgasen, die aus den langen Röhren drangen, die das ganze Land zierten, die immer das Erste waren, was man aus der Höhe sehen konnten, die Wahrzeichen ihrer Zeit.
Mit einer ernsten Miene beobachtete er die Heiler, wie sie das Hemd des Jungen zerrissen, wie sie mit seltsamen Flaschen hantierten, Flüssigkeiten auf die Wunde gossen und mit einer sehr interessanten Brille, die lupenartig wirkte und noch mehr Lupen waren an dieser befestig, alle variierbar. Faszinierend, dass es so etwas gab. Ja, auch manche Dinge hatten durchaus ihren Reiz gehabt, doch verringerte sich die Anzahl von Zeit zu Zeit und das immer schneller.
„Wird schmerzhaft, aber du wirst überleben, Kleiner.“, rief er ihm aus seiner Ecke zu, weiter dabei zusehend, wie sie Malik heilten. Eine Art Pinzette wurde herausgeholt, an die Wunde gehalten und dann ohne auch nur etwas mit der Hand richtig zu bewegen, in den Arm gebohrt. Ein Klicken ertönte, dann ein lautes Klirren, als das pinzettenartige Ding die Kugel herausholte und in eine Blechschale geworfen wurde. Sie sprühten erneut Flüssigkeiten auf die Wunde, gossen etwas darüber, ehe ein anderer Mann alles Verband. „Schmerzen wirst du die nächsten drei Tage haben, Junge, doch danach ist es wieder verheilt.“, sagten sie nur lächelnd zu ihm, ehe sie sich wieder auf den Weg machten, beide erneut alleine ließen.
Der Vampir erhob sich langsam, schritt erneut auf den Engel zu, ihn eine Weile betrachtend. „Das nächste Mal möchte ich etwas weniger Blut und Schmerzen sehen, wenn du es einrichten kannst. Und jetzt…wir sollten zurück an die Arbeit.“ Sie hatten genug Zeit verloren, mehr als genug und das ohne auch viel erreicht zu haben.
Achtlos schmiss der Schwarzhaarige seinen blutverschmierten Mantel in eine Ecke, zupfte etwas an seinem schwarzen Hemd. Die weißen Rüschen waren mittlerweile Rot, auf der weisen Haut zierte sich das eingetrocknete, dunkle Blut. „Aber vorher solltest du dir etwas anderes anziehen.“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 13, 2009 6:43 pm

All die neuen technischen Errungenschaften mochten das Leben vielleicht leichter, aber auch nicht weniger schmerzhaft machen. Was konnte es schon erträglicher machen, erst eine Kugel ins Fleisch geschossen zu bekommen, die anschließend wieder hinaus gerissen werden musste? Aber der Engel versuchte zu schweigen, nur ein erleichtertes Lächeln huschte über die bleichen Züge. Der Vampir war ihm nicht böse, er würde ihn nicht fortschicken, das war alles was zählte. Hauptsache, er war nicht wieder alleine. Er starrte mit Bedauern auf den Stoff des Sessels, der langsam von der roten Flüssigkeit getränkt wurde, er hatte gern hier gesessen, hatte gelesen oder dem Tippen gelauscht, welches neuerdings das Kratzen einer Feder ersetzte, wenn einmal keine „geschäftlichen Angelegenheiten“ zu erledigen waren. Wenn er sich ein wenig Ruhe hatte gönnen dürfen, Ruhe vor all den Intrigen, den Machenschaften und dem täglichen Dasein als Laufbursche. Nicht, dass er diese Aufgabe nicht gemocht hätte, er war gern hier und er ging dem Vampir gerne zur Hand, auch wenn das hin und wieder mal zu Ergebnissen wie heute führte. Aber diese Welt veränderte sich so schnell, dass für friedliche und ruhige Auseinandersetzungen kaum noch Zeit blieb. Dieses Leben war Krieg, ein einziger Krieg, und es war die Frage, ob es Maschinen oder Menschen waren, die ihn gewinnen würden. Aber die Menschen überlebten ja immer. Sie hatten bis jetzt alles überlebt, aus jedem Grab, das sie sich bis jetzt selbst geschaufelt hatten, waren sie wieder hinausgekrochen. Für Malik war das ganze nicht so einfach. Er sah die drei Gestalten, die sich geschäftig vor ihm aufbauten, nur undeutlich, aber was sie taten spürte er umso genauer. Immerhin, er musste all diesen neuartigen Errungenschaften wohl dankbar sein, denn sonst wäre die Kugel wohl nicht so leicht zu entfernen gewesen. Trotzdem schmerzte es höllisch und der Engel stieß einen gequälten Schrei aus, biss aber anschließend die Zähne fest aufeinander. All die Salben und Tinkturen und was sich auch immer in den vielen Flaschen befinden mochte, brannten in dem verwundeten Fleisch, aber sie würden helfen, irgendwie würden sie helfen. Die Schulter pochte unangenehm, und als der Engel vorsichtig mit den Fingern über den Verband strich, zuckte er vor Schmerz zusammen. Jetzt, wo der dürre Oberkörper frei war, sah man die komplett bandagierten Arme und das umgedrehte Pentagramm, welches in Form eines Brandmals kurz unter Flügelansatz prangte. Dafür, dass der Engel so jung wirkte, hatte er schon mehr als genug mitgemacht. Die goldenen Augen richteten sich dankbar auf den Vampir, auch wenn er sofort wieder viel von ihm erwartete. Er nickte kurz, bevor er sich erhob.
„Ich vermeide es gerne wenn möglich.“
Ein trockenes Lachen, für die nächsten paar Stunden würden die Mittelchen der Heiler die Schmerzen noch verscheuchen, also konnte Malik nur hoffen, dass sie bis dahin alles erledigt hatten. Denn wer still stand in dieser Zeit, der würde untergehen. Wenn er sich recht erinnerte, gab es ein Bandentreffen, sie waren immerhin nicht die einzigen die es satt hatten, ständig die Leichen der Gefährten von den Straßen räumen zu müssen. Mehr schlecht als recht mit dem verletzten Arm suchte er sich ein neues Hemd, weiß, so ein unschuldiges Weiß, damit man den kleinen Laufburschen ja schön unterschätzte in jeder Diskussion, in jedem Gespräch. Er war ein Halbwüchsiger, nicht mal ein richtiger Junge, der nur groß geworden war, weil sich irgendjemand um ihn gekümmert hatte. Er zog sich die Fliegerbrille vom Kopf, ein schlechter Witz war sie, spottete all jenen Piloten, die in ihren neuartigen Flugmaschinen saßen. Sie brauchten so viele komplizierte und wuchtige Gerätschaften, wo ihm ein paar Flügel reichten. Mit beinah zärtlichem Gesichtsausdruck wischte er einige getrocknete Blutflecken von dem Glas, bevor er sie wieder in das zerzauste Haar schob. An der rechten Seite war das Glas gesprungen, aber Malik hatte sich bis jetzt getraut, Daisuke darum zu bitten, es ersetzen zu lassen. Es war eine unwichtige Banalität, sie konnte warten bis alles erledigt war. Die verräterischen Blutflecken aus dem Gesicht gewaschen erinnerte kaum noch etwas an den Zwischenfall, nur der Arm, den der Engel etwas versteift hielt und nicht bewegte. Dieser etwas fiebrige Glanz in den goldenen Augen, den er aber bewusst ignorierte, als er dem Vampir durch die mittlerweile dämmrigen Gassen folgte. Außer seinem Laufburschen hatte er wieder niemanden mitgenommen, warum auch, die anderen Banden hatten ja auch nur irgendwelche machtgierigen Menschen an ihrer Spitze. Menschen, denen eine Kugel oder ein Messer im Rücken schon den Lebensatem stahl.

Und wieder eine verlassene Lagerhalle, nah am Hafen, Malik roch das Salz des Meeres und der konnte die Wellen gegen den Pier schlagen hören. Erst als der Vampir die Eisentür der Halle zugeschlagen hatte, verstummten die Geräusche der See abrupt und machten Stimmengewirr Platz, gut zwei Dutzend Männer hatten sich hier versammelt an dem improvisierten Tisch in der Mitte des hohen Raumes, dessen eiserne Träger sich oben in der Dunkelheit verloren. Die Stimmung war angespannt, kein Wunder, wenn ein Haufen raubeiniger Banditen und Bandenmitglieder auf einem Haufen hockte, die sich normalerweise nur mit einer Pistole im Gesicht des anderen begegnete. Aber sie waren ja hier um das zu ändern. Lächerlich……Als wenn dies das erste Treffen dieser Art wäre. Misstrauische Augen, die auf die beiden Neuankömmlinge starrten, ein gehässiges Lachen.
„Seit wann sind Kinder hier zugelassen?“
Das Gesicht des Engels verfinsterte sich leicht, aber er würde seine Maske wahren, denn wenn er wütend wurde, wer wusste, wie sein zweites Ich dann reagierte. Also drückte er sich nur noch etwas mehr hinter den Vampir und zuckte teilnahmslos mit den Schultern, bevor er sich auf einem Stuhl niederließ. Die folgenden Gespräche verliefen ja doch immer gleich. Pakte wurden geschlossen, um zu sichern, dass demnächst weniger sinnlose Schießereien stattfanden. Bis irgendein hitzköpfiger Jungspund den Vertrag brach und eine Blutrache der brutalsten Art hervorrief. Es lief doch immer so. Also konzentrierte sich der Engel lieber darauf, die Gesichter, Gestik und Mimik zu studieren, all diese kleinen Lügen zu entlarven, die sie mit einem Blick erzählten. Es war doch immer wieder das Gleiche….Sie unterschätzten ihn, deshalb nahmen sie seine Blicke als die eines neugierigen Kindes, nicht als die eines berechnenden Beobachters. Die Gespräche zogen sich hin, Maliks Schulter schmerzte langsam wieder, der Blick zuckte immer öfter zu Daisuke. Er wollte hier verschwinden, bevor ihn die Schmerzen noch wahnsinnig machten. Er schrak erst auf, als sich eine der tiefen Stimmen direkt an ihn richtete.
„Gerade heute noch habe ich einen Haufen Männer in einer Kneipenschlägerei…..nein, nennen wir es lieber Massaker verloren.“
Malik versuchte den Mann, der ihm genau gegenüber saß, so erstaunt wie möglich anzusehen, aber der breitschultrige Hüne, dessen Gesicht größtenteils von seinem Bart verdeckt wurde, packte ihn schon am Kragen und zog ihn ein Stück zu sich herüber. Es war typisch, wer vergriff sich schon an einem Vampir wenn man auch einen Jungen schikanieren konnte?
„Ich weiß ganz genau, dass ihr es gewesen-„
Malik starrte perplex auf den Körper, der so plötzlich verstummte und die Augen weitete, die langsam leer wurden, so furchtbar leer. Der Griff um den Kragen lockerte sich, der Engel drückte sich erschrocken fort von dem leblosen Körper, unter dem sich langsam eine Blutlache ausbreitete. Stimmen wurden laut, hektische Schreie, man sah sich panisch um, niemand hatte einen Schuss gehört und doch war der Mann offensichtlich tot. Malik spürte, wie die Blicke sich langsam auf einen Punkt konzentrierten. Und zwar auf den Vampir und ihn. Es war absurd, es war völlig abwegig, wie hätten sie ihm etwas tun sollen in einer Menschenmasse? Und trotzdem hörte er das wütende Zischen, hörte er die Beschuldigungen, die ihnen entgegenschlugen. Erhob sich stolpernd, als ihm jemand einen Pistolenkolben an die Stirn drückte.
„Was fällt euch ein…..“
Ein wütendes Knurren, für Malik war es egal, wie viel Durchschlagkraft die Waffe hatte, wenn der Kerl abdrückte, war er tot. Von Pistolenkugeln hatte er vorerst genug, der Blick der goldenen Augen verfinsterte sich leicht. Irgendwer, der nicht zu den Banden gehörte, hatte diesen Kerl umgebracht, und aus purer Dummheit der anderen sollten sie jetzt dafür zu zahlen haben. Die blasse Hand des Engels fuhr an den Gürtel, wollte die eigene Waffe ziehen, aber er hörte das Klicken gut eines Dutzend anderer Waffen, sog scharf Luft zwischen die Zähne. Hier war entweder ein gehöriges Maß an Diplomatie erforderlich. Oder eine Resistenz gegenüber Kugeln. Der Blick huschte hilfesuchend zu Daisuke, Malik besaß keine dieser beiden Eigenschaften. Er hatte nur den Vampir, der die meiste Zeit auf ihn aufpasste. Diese Situation war einfach so verdammt absurd, der Schuss musste von oben gekommen sein. Und niemand bemerkte etwas, auch nicht, als ein zweiter Schuss fiel und ein zweiter Körper leblos zu Boden sank. Malik spürte, wie sich das kalte Metall fester an seine Stirn drückte, es zitterte leicht, weil der Träger der Waffe so verdammt wütend war.
„Ich denke, dein Schoßhund sollte zuerst dran glauben…….“
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Di Jul 14, 2009 12:47 pm

Daisuke hatte nicht sehr viel von diesem netten und unheimlich unwichtigen Treffen erwartet, um genau zu sein hatte er überhaupt keine Erwartungen reingelegt, denn in all den Jahren eskalierte es immer wieder wie letztes Jahr und das Jahr davor und davor und davor, immer wieder. Langsam ließ sich der Vampir auf einen der Stühle nieder, die Beine über kreuz, in die Menge blickend. Waren alles immer noch die gleichen Gesichter aus den gleichen Banden und sie alle hatten draußen ihre Fahrzeuge stehen, neben diesen unzählige Männer und auch Frauen, die alle nur da waren um sie im Ernstfall zu beschützen, um immer wieder Alarm zu schlagen, wenn draußen etwas faul war.
Daisuke hatte so etwas nicht gehabt, hatte es auch nicht nötig, er hatte nur seinen kleinen Laufburschen, der von jeden nur als ein kleines Kind angesehen wurde, der für sie keine weitere Bedeutung hatte, den sie nur unterschätzen und dann sich über die Konsequenzen wunderten. Sie ahnten doch alle gar nicht wie sehr sie seine kleine Organisation unterschätzten und auch wenn er nicht der Einzige eher unmenschliche Anführer war, so verhielten sich die anderen einfach um einiges dümmer, den meisten fehlte es einfach an Erfahrung. In all diesen Gesichtern konnte der Schwarzhaarige die Unwissenheit sehr gut erkennen, dieses ahnungslose Glänzen in den Augen und dieser Scheintriumpf, den jeder ausstrahlte, als gehörte ihnen die Welt, als wären sie die alleinigen Herrscher über alles und dennoch versammelten sie sich alle hier und jetzt und wollten nur eines- ein Kompromiss.
Daisuke schwieg die Zeit über, lauschte nur den Stimmen, sagte noch nicht einmal etwas, als sie von dem Blutbad, welches er heute angerichtet hatte, erzählten, als sie den kleinen Malik beschuldigten und er sagte noch nicht einmal dann etwas, als sie die Waffen auf ihn und seinen Laufburschen richteten, lediglich eine Belustigung konnte man in seinem Gesicht widererkennen, ein leichtes Lächeln und anschließend ein tiefes, kehliges Lachen, welches durch die Lagerhalle drang.
Sie hatten tatsächlich beide beschuldigt an dem Mord der unwichtigen Bastarde beschuldigt und das obwohl sie mit eigenen Augen beide stets anstarrten, das, wo sie doch selbst sehen konnten, dass keiner der beiden sich auch nur bewegt hatte. Es war absurd, doch was tat man nicht alles aus Angst, schließlich war es doch immer so gewesen, dass man die, die meist stärker waren, versuchte aus dem Wege zu räumen und genau das schien ihnen plötzlich zu gelingen.
Langsam erhob sich der lange Körper des Vampirs, welcher sich neben seinem Schützling stellte.
Die Waffen waren weiterhin auf beide gerichtet, wirre Worte drangen aus den Mäulern der Idioten, die gerade ihr eigenes Verderben einläuteten. „Ihr seid wirklich genauso dumm, wie ich es mir immer gedacht habe. Ihr versteckt euch nicht nur hinter euren unwichtigen neuen Waffen und Mechanismen, ihr versucht auch feige einfach andere zu beschuldigen um einen weniger zu haben. Im Grunde seid ihr doch alle nur darauf aus euch gegenseitig auszulöschen, koste was es wolle, ihr platziert eure eigenen Schützen in allen Ecken der Gebäude und hofft, dass euer Mann schneller schießt, als der des Gegners. Woher wollt ihr wissen, dass es nicht der da hinten war!“ Mit seinem gliedrigen Finger deutete er auf einen kleinen alten Mann, welcher sein Gesicht hinter einem Hut versteckte, die zittrigen, plumpen Finger umfassten eine Pistole, die genau auf ihn gerichtet war. Die Masse drehte sich rasch um, starrten ihn eine Weile lang an, dann drehten sie sich wieder zu Daisuke um. „Ich habe es nicht nötig, euch allesamt kalt zu machen und wenn ihr es so gen au wissen wollt-“ Er zog seinen Mantel aus, schmiss diesen achtlos auf den Boden. „Besitze ich nicht einmal eine Waffe, keine einzige.“ Allgemeine Unruhe ertönte aus allen Richtungen, die Blicke wurden mit den anderen skeptisch angeschaut. „Das beweist gar nichts!“, brüllte jemand in die Runde, ein anderer knallte mit der Faust auf den sogenannten Tisch, brachte diesen zum erschüttern. „Vielleicht hat dieses weiße Blutsaugerpacket recht, vielleicht ist es jemand anderes von uns. Du kannst es auch sein.“ Und schon brach der Tumult aus, man hörte nur, wie die Pistolen rasch ihre Richtungen wechselten, immer auf einen andere Person gerichtete, es war fast schon zu kurios sich dies anzuschauen. Daisuke jedoch war dieses Szenario egal, sein Blick wanderte zu Malik, welchen er prüfend musterte. „Noch alles dran?“, fragte er ihn leise, leicht lächelnd.
Sein kleiner Plan, der keiner war, ging langsam auf, jeder bekam Angst und das eigentliche Thema, das hier angesprochen werden musste, das fiel plötzlich aus. Schreie, die von anderen Schreien übertönt wurden und dann plötzliche Stille, nur das dumpfe Aufklatschen eines Körpers am Asphaltboden war zu hören und erneute panische Stille. Die Blicke wanderten diesmal wieder zu ihm und seinen Schützling und dann plötzliches Aufknallen des Lagertors. Laute und vor allem viele Schritte, welche im schnellen Tempo auf sie zuliefen hallten im Kopf des Vampirs wider. Neugierig ließ er den Blick zur anderen Seite schweifen, verwundert über die vielen Leute und es wurden immer mehr. „Legen sie die Waffen auf den Boden und nehmen sie Hände hoch!“, eine Stimme ertönte blechern aus einen der metallischen Megaphone, die genau für solche Aktionen gedacht waren. Laut fielen nacheinander die Pistolen auf den Boden, langsam hoben alle ihre Arme, zumindest so gut wie alle. Weiterhin hielt der Schwarzhaarige die Arme verschränkt, starrte mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Patrouille, die sie nun umzingelt hatte, angeführt von einer…Frau!
Ihre roten Augen leuchtenden triumphierend auf, die hellgrüne Haut schimmerte leicht im blassen Licht der Lagerhalle. Sie sah aus, wie jeder andere Bürger auch, nichts besonderes schien sich zu entlarven, nichts, bis auf zwei Pistolen, sicher in der Halterung, die an ihrer Hose angebunden war, verstaut, auf dem Rücken ruhte etwas schwertähnliches, Daisuke konnte nicht ahnen, ob es tatsächlich ein Schwert war, oder nicht.
„Auch du, mein blasser Freund…hoch mit den Ärmchen.“, ihre leicht melodische Stimme war an ihn gerichtet, das Lächeln ebenfalls. Daisuke lächelte nur leicht zurück, wusste doch, das es im Grunde kaum etwas gab, was sie gegen ihn verwenden konnten.
„Verräter, hier ist ein Verräter unter uns!“, schrie jemand wütend los, wurde jedoch schnell zum Schweigen gebracht, als man ihm etwas in den Hals schoss. Rasch fiel die Person zu Boden, wurde sofort eingesammelt.
Die grüne Frau schnippte nur kurz mit dem Finger und schon wurden sie von den Polizisten, oder was auch immer sie waren, attackiert. Jedem wurde in den Hals geschossen, auch dem Engel und sofort hatte man ihnen Hand- und Fußfesseln angelegt, selbst Daisuke konnte sich nicht gegen den Angriff wehren, konnte nicht die Giftnadel aus seinem Hals ziehen. Der Vampir wurde immer schläfriger, versuchte sich gegen die anderen zu wehren, versuchte dem grünen Weibe etwas zu sagen, sie zu verfluchen, doch es wurde alles schwarz vor seinen Augen, der Raum verschwamm immer mehr und dann…war dort nichts mehr, gar nichts, nur die unendliche Schwärze, die wieder in sein Leben gekrochen war.

Bis jetzt war es der größte, wenn nicht sogar erfolgreichste Fang, den sie in ihrer langjährigen Karriere gemacht hat, es schrie nach einer Beförderung, denn bis jetzt konnte kein anderer von sich behaupten all die Bosse der kriminellen Untergrundbanden gefangen zu haben und sie hatte es geschafft, dank eines kleinen Telefonats mit einem Mann, den sie nicht einmal beim Namen kannte.
Ivy war mehr als nur zufrieden mit sich selbst, selbst die zwei größten Unruhestifter hatte sie in ihrer Hand, sie lagen alle ohne Bewusstsein in ihrem kleinen, fahrenden Käfig, der direkt hinter ihr Richtung Gefängnis fuhr. „Ich sollte mich selbst loben.“, murmelte sie nur leise zu sich, leise lachend.
Der Dämon hatte nie gedacht, dass sie jemals für die Regierung arbeiten würde, doch kein Job war bis jetzt sicherer gewesen, nicht in dieser Zeit und irgendwann kam immer die Zeit, wo man sich anpassen musste, egal wie viele Grundsätze man im eigenen Leben ändern, wenn nicht gar vergessen musste. Doch sie hatte sich daran gewöhnt, hatte doch auch keine andere Wahl gehabt.
Die Fahrt zum großen Gefängnis, abgeschnitten von der restlichen Stadt auf der kleinen Halbinsel, dauerte nicht lange und schon konnte sie ihren kleinen Fang in die Zellen sperren. „Und nun, verharrt dort so lange, bis man euch hinrichtet.“, rief sie ihnen nur noch lachend zu, ehe sie die Kerker verließ, summend hinauf stolzierte, sich von jedem Mitarbeiter loben ließ. „So schnell werden sie nicht mehr abhauen können, unsere Straßen sind bald sicherer als alles andere.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:15 am

Wie schnell die Seifenblase platzen konnte, wie sehr hatte man sich in Sicherheit gewiegt. Und so schnell sollte alles vorbei sein? Einfach so? Wie hatten sie sie bloß gefunden……Malik wusste, wie viel Vorsicht immer herrschte bei jeder kleinen Aktion der Banden, besonders bei so einem angreifbaren Treffen wie diesem hier. Und trotzdem waren sie so verdammt unachtsam gewesen, hatten sich aus dem Konzept bringen lassen von diesem unsichtbaren Schützen, der sie alle gegeneinander ausgespielt hatte. Es war so leicht, ihre dummen kleinen Hirne zu manipulieren, sie die Pistolen auf jemand anderen richten zu lassen. Aber ebenso leicht war es auch, sie zu verwirren und von ihrem törichten Verhalten abzubringen. Ein paar Worte reichten, ein paar wohlgesetzte Worte und der Druck des Eisens an seiner Stirn ließ nach. Zitternd zog sich der Engel die eigene Waffe vom Gürtel, wenn sich ihm schon die Gelegenheit bot, etwas zur Selbstverteidigung zu finden, dann wollte er diese auch nutzen. Er blickte auf, als der Vampir ihn ansprach, die Worte brauchten eine Weile um ihn wirklich zu erreichen, brauchten eine Weile, bis sie in dem verwirrten Kopf Sinn ergaben. Langsam nickte er, ein leise gemurmeltes Ja, während er sich über die Schläfe strich, an der die Pistole geruht hatte. Wieder brach Tumult aus, wieder brach Panik aus, als erneut ein Körper reglos zu Boden ging, beinah aus Reflex warf der Engel die Waffe zu Boden, als sich wieder alle Blicke auf ihn richteten, er war nicht Schuld, er war verdammt noch NICHT Schuld. Irgendjemand hatte sie alle abgelenkt, hatte sie alle verrückt gemacht und gegen einander ausgespielt, nur für diesen einen Moment. Für diesen einen Moment, in dem die blechernen Stimmen, durch Megaphone verstärkt durch den Raum hallten. Sie hatten sie wirklich entdeckt. Sie hatten sie gefunden. Und langsam, ganz langsam dämmerte dem Engel, was das bedeutete. Sie wussten alles, oder zu mindestens wussten sie genug. Sie wussten genug, um aus dem Leben des Jungen ein kurzes Leben zu machen. Die Arme hoben sich zitternd, er zuckte zusammen, als sich die Nadeln in seinen Hals bohrten, das widerliche Gift, das seine Gedanken lähmte und den zierlichen Körper einfach zusammensacken ließ. Und auch der Vampir würde ihn nicht schützen können, diesmal nicht, denn er war genauso getroffen wie der Engel, er ging genau so zu Boden.
Nicht lange lähmte das Gift den Engel, er öffnete zitternd die Augen, während der Karren unter ihm weiterruckelte, er wollte sich erheben, aber die Ketten an Armen und Beinen spannten und ließen ihn nicht weiter agieren, zogen ihn abrupt wieder auf den Boden zurück, wo der Engel liegen blieb, bis ihn die Wärter mit den anderen zusammen hervor zerrten. Hatten sie überhaupt konkrete Beweise? Wie sollten sie die haben. Sie waren doch immer so vorsichtig gewesen, wie oft war Malik voller Blut gewesen, dem Blut der eigenen Bandenmitglieder, von Freunden, nur weil er die Leichen entsorgen musste. Und es hatte nichts genutzt. Jetzt saß er hier in dieser Zelle, in den dunklen Raum fiel kaum Licht, nur durch das schmale Gitterfenster in der Tür schien ein leichter Schein von Öllampen. Die Worte der Frau machten dem Engel Angst, so wahnsinnige Angst. Der Junge rappelte sich auf, die Hände um die kalten Gitterstäbe geklammert blickte er der Frau hinterher, in den goldenen Augen tiefe Verletztheit und verwirrte Angst.
„Das könnt ihr mir doch nicht antun! Nicht schon wieder……Ich habe doch gerade erst angefangen zu leben.“
Schluchzend sank der Engel an der Tür hinunter, drehte sich und lehnte den geflügelten Rücken an das Eisen. Außer ihm und Daisuke saß noch ein anderer Rebell in der Zelle, ein Mann im mittleren Alter, der betreten zu Boden sah, als der Engel weinend am Boden hockte. Es war nicht das erste Mal, dass er hinter Gittern saß, aber wie sollte es diesmal enden? Wer sollte ihnen diesmal helfen. Die goldenen Augen suchten das blasse Gesicht des Vampirs, er war schwach, ja, aber er konnte einfach nicht anders, er war nicht so stark, wie es diese Zeit verlangte.
„D-Diesmal wird es nicht wieder gut, oder?
Einige glitzernde Tränen rannen über die blassen Wangen, seine Schulter schmerzte immer noch und der Nebel der in seinem Kopf herrschte, machte es nicht gerade besser. Er hatte noch nie in seinem Leben jemanden gehabt, der ihn tröstend in den Arm nahm, auch wenn die zerbrechliche Gestalt so oft danach schrie. Sicher, Daisuke hatte ihn aufgenommen und hin und wieder merkte der Junge auch, dass der Vampir sich ernsthaft um ihn kümmerte, aber jetzt gerade in diesem Moment…..zerbrach der Engel an dem, was auf ihn zukommen sollte. Denn er HATTE Angst vor Tod, so wahnsinnige Angst. Sollte er wirklich für revolutionäre und rebellische Ziele sterben? Er hatte sie nicht einmal wirklich unterstützt, er war nur da gewesen um Daisukes Laufbursche zu sein. Um nicht alleine zu sein.
Alles war nach Plan gelaufen, alles war genau so verlaufen wie es geplant gewesen war. Und keiner dieser Idioten hatte auch nur einmal den Blick gehoben und den Kopf in den Nacken gelegt. Vermutlich hätten sie ihn trotzdem nicht entdeckt, man sah den Assassinen ja kaum, der mit seinem schwarzen Gefieder im Schutz der Dunkelheit kaum auffiel. Er hatte einfach nur schon einmal ein paar von ihnen ausschalten sollen, Verwirrung stiften, ohne bemerkt zu werden. Und das konnte das Halbwesen am besten. Im Deckmantel der Stille verschwinden, sich tarnen mit Schatten und jemandem unbemerkt ein Messer in den Rücken stoßen. Das war seine Welt, die Welt eines Massenmörders. Und diesmal hatte ihn das Geld in die Hände der Stadt getrieben. Diesmal war es sogar die „richtige“ Seite für die er arbeitete. Das hatte ihm zu mindestens das Stadtoberhaupt versichert, als er dem Vogel die Lage geschildert hatte. Hesna hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Es war ihm egal, welche Probleme der Adlige mit dem Pöbel hatte. Er arbeitete ja nicht für ihn, weil er dessen Ziele unterstützte, sondern nur weil er gut zahlte.
Erst als jeder einzelne dieser kleinen Gauner in Ketten gelegt worden war, suchte sich die gefiederte Gestalt ihren Weg von einem der stählernen Trägerbalken, das schmale Gewehr auf dem Rücken und folgte den Polizisten, wie sie die Männer abführten, die ihnen so lang ein Dorn im Auge gewesen waren. Die moralischen Hintergründe waren dem Halbwesen egal, eigentlich gehörte er genauso zur untersten Schicht. Niemand mochte Halbwesen, sie waren gejagt worden, so gut wie ausgelöscht und noch immer erntete er für das Gefieder schiefe Blicke, für den Vogelschnabel und die stechenden Augen. Dem Bürgermeister war das egal, solange er ihm die Köpfe derjenigen brachte, die ihn störten. Erst mit einigem Abstand folgte er dem Gefangenentransport, die Schritte hallten klickend durch die metallenen Gänge, als der Vogel nach Ivy suchte, dieser kleinen Dämonin die sich gerade für seine Mitarbeit feiern ließ. Das Halbwesen brauchte keine Aufmerksamkeit, es störte ihn wenig. Was der Vogel wollte, war seine Belohnung.
Ohne auf die protestierenden Worte des Wächters vor der Tür zu achten trat er in den Raum, in dem sich Ivy gerade einquartiert hatte. Eine der neuartigen Schreibmaschinen stand auf dem Schreibtisch, die goldenen Tasten glänzten im Schein einer Gaslampe. Hesna hielt nicht viel von all den neuartigen Erfindungen, nur die Waffen, die gefielen ihm. Die kupfernen Flinten, die Gewehre und Pistolen…..Sie erleichterten seine Arbeit ungemein. Die stechend grünen Augen musterten die junge Frau kurz, bevor er die Klauenhände auf den Tisch stützte und sich leicht vorbeugte.
„Nachdem du jetzt all die Lorbeeren für den großen Fang eingeheimst hast“, die summende Stimme leicht süffisant, krächzend, „hätte ich gerne meinen Teil der Belohnung.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:16 am

Die müden Augen blinzelten einige Male, ehe sie wieder scharf stechende Bilder an das Gehirn weiterleiten konnten. Neugierig schaute sich der Vampir im ganzen Raum um, musterte jedes bisschen Moos an der steinernen Wand, welche feucht war und leicht salzig roch, wie das Meer.
Die rostigen Gitter an den Fenstern erschienen so unheimlich hell, dass Daisuke seinen Blick wenden musste, direkt in das Gesicht seines Schützlings. Leise seufzend richtete er sich auf, trat langsam auf ihn zu. Ja, vielleicht war dies durchaus ihr Ende, vielleicht würden sie morgen bereits damit beginnen jeden einzelnen nacheinander hinzurichten und ihn…ihn würden sie verbrennen, mehr konnten sie nicht machen. Ja, vielleicht war dies ihr Aus und das für nichts und wieder nichts. Selbst Daisuke hatte keine genaue Weltanschauung, einen rebellischen Gedanken, es war eher eine kleine Machtspielerei, die er bis jetzt immer gewann und nun…nun hängte er in diesem Drecksloch fest, musste diesen muffigen Geruch erleiden, es war fast wie ein schlechter und einfach nur absurder Traum.
Die Tränen Maliks machten ihn wütend, er hasste es, wenn jemand weinte, er hasste diese Gefühlsausbrüche, wo doch noch überhaupt nichts fest stand, wo niemand sagen konnte, ob sie heute ihren letzten Tag leben konnten, GAR NICHT stand fest. Wütend starrte er in das Gesicht des Jungen, ehe er mit voller Wucht mit seinem linken Arm ausholte, mit der Handfläche gegen die Wange des Engels schlug. Ein Klatschen durchbrach die Stille, verklang noch wenige Sekunden danach. „Verdammt! Reiß dich zusammen, Junge! Wir wissen nichts, du weißt nichts und ich ebenso wenig! Und jetzt setz dich verdammt noch mal hin und warte…ich muss nachdenken.“, fauchte er ihm ins Gesicht, trat erneut einige Schritte weg von ihm, starrte von der Gittertür aus hinaus in den Gang, der leer und verlassen zu sein schien, nur einige klägliche Laute aus der Zelle neben ihnen waren zu hören, sonst war es still und leer. Sie fühlten sich alle verloren, gaben alle auf und nahmen es hin, dass sie tote Männer waren, bereiteten sich auf das Ende vor mit Tränen und Wimmern. Es war jämmerlich, es war…es war zu menschlich, dass ihm schlecht wurde. „Wir kommen hier raus, ja wir kommen hier raus, man kann immer raus, egal wie.“, murmelte er leise vor sich hin, auf und ab laufend und immer wieder alle Möglichkeiten durchdenkend. Er hätte diese Steinmauern einbrechen können, doch erwartete sie da hinten nichts besseres, nur die eiskalten Wassermassen, die sie erdrücken würden und mehr als die Hälfte der hier anwesenden würden in den tosenden Wellen untergehen, würden unter Wasser begraben werden, doch hatten sie eine andere Möglichkeit? Einfach auszubrechen erschien so einfach zu sein, doch ebenso banal und lebensmüde. Sie hatten nur eine Gelegenheit und diese war ihre Hinrichtung, erst wenn man sie zu ihrem Tode geleiten würde, könnten sie die Freiheit erlangen auch wenn dies mehr als banal und ironisch in den schwarzen Augen des Vampirs erschien.
Abrupt blieb er stehen, schaute wieder zum Engel. „Streng dein Köpfchen an, vielleicht fällt selbst dir etwas ein, wie wir unsere Lage ändern könnten.“, schließlich war er eigentlich ein helles Köpfchen, erschien zwar immer naiv und weltenfremd, doch er hatte seine Ahnung und die sollte er nun bitte zur Schau stellen, Daisuke konnte nicht alleine über alles nachdenken, hatte keine Lust, denn ihm waren nicht die Hände gebunden, noch nicht. Leise seufzend setzte er sich wieder auf das dunkle Fleckchen Erde, starrte gedankenverloren hinaus in den bereits schwarzen Himmel, in die Dunkelheit, die das Land umhüllte. Die Stimmen der anderen machten ihn wütend, sollten sie doch alle ihre verdammter Klappe halten, sollten sie doch endlich merken, dass sie nicht die einzigen waren, nicht die ärmsten und vor allem nicht die traurigsten Geschöpfe auf der Welt. Sie alle hatten Pech, so einfach war das, sie waren alle zu Opfer eines Verräters gefallen, im Grunde nichts Neues in dieser Welt, jeder trug das Gesicht einer Ratte in sich, eines Verräters, das nur auf seinen Nutzen bestimmt war. Daisuke war nicht sehr anders, das leugnete er nicht. Ihm waren die anderen egal gewesen, ihm war stets das eigene Wohlergehen, die eigene Sicherheit gewesen, als die der anderen, dessen Gesichter er sich nicht einmal einprägen konnte, schließlich konnte man ja sehen, was geschah, wenn man den anderen vertraute- man landete hinter Gittern in dem abartigen Gefängnis, das man sich nicht einmal in den Träumen vorstellen wollte.
Wem oder was sie auch immer das hier zu verdanken hatte, dieses Wesen hatte nicht mehr lange zu leben, konnte sich das eigene Grab schaufeln, denn wenn eines feststand, dann war es die bittere Rache, vielleicht nicht von ihm aus, doch von vielen anderen Banden, denn so wie Daisuke sie kannte, würden die meisten fliehen, sie hatten einfach die Möglichkeiten dazu, einige ließen sich sogar oft aus Langeweile einfangen, nur um zu zeigen wie schnell sie wieder die Freiheit erlangen konnten, die ihnen im Grunde nie wirklich geklaut wurde. Absurd, dass ausgerechnet heute sich keiner imstande fühlte sich nicht wie ein Kleinkind zu benehmen und nach dem Leben zu trachten, das noch gar nicht vorbei war. „In all den Jahren muss dir doch langsam klar sein, dass es nie endet, dass es immer Auswege gibt und jetzt benimm dich wie ein Mann.“, rief der Vampir leise Malik entgegen. Er sollte gefälligst die Tränen wegwischen und nicht den gekränkten spielen. Natürlich verstand er die Angst vor dem Bevorstehenden, natürlich verstand er auch die Panik im Inneren und vor allem verstand er den Schmerz, doch hieß es noch lange nicht, dass er wusste, wie es sich anfühlte und so gern er auch seinen Schützling hatte, so musste auch dieser sich dessen bewusst sein, dass er nicht ewig an seiner Seite sein konnte, dass Daisuke nicht immer für ihn da sein konnte und dass auch er irgendwann auf eigene Faust handeln sollte und das sollte in sein Gehirn eingebrannt werden. Eines Tages wollte Daisuke einfach sehen, wie er sich wehrte, gegen ihn, gegen die anderen aus seiner Mannschaft, das war egal, Hauptsache war, er tat es einfach aus voller Willenskraft, die er in sich hatte und die hatte er, das wusste jeder, nur keiner wollte es glauben, keiner bis auf ihn.

Zufrieden lehnte sich der schmale Körper im scharlachroten Sessel zurück, starrte auf die anderen Regierungsmänner, welche nur eine Glaswand entfernt von ihr getrennt waren. Schön, wenn man seine eigenen Räumlichkeiten hatte und in Ruhe der eigenen Arbeit nachgehen konnte, als ständig dort am Schreibtisch zu sitzen, wo jeder einem über die Schulter schauen konnte, wo jeder irgendein Kommentar hatte, die die Rothaarige zur Weißglut trieb. Ivy hasste es, wenn die anderen sie nicht in Ruhe lassen konnte, sie machten sie viel zu schnell impulsiv und wenn dies eintraf, so war man sich nicht sicher, was sie als nächstes niederbrennen würde.
Die zufriedenstellende Ruhe wurde schnell vom Knallen der Tür gestört, als das Halbwesen den Raum betrat, sich über ihren langen Schreibtisch beugte.
Ivy lächelte diesen nur an, die Füße auf dem Tisch platzierend. Ihre dunkelroten Lederstiefel glänzten im trüben Schein der Deckenlampe, die über ihnen auf- und abwippte. „Du wolltest doch keine Aufmerksam, mein Lieber.“, schnurrte die Stimme leise, währen die Augen ihn unauffällig musterten. War schon ein seltsamer Kauz, die Aktion hätte selbst ihm einen besseren Posten gesichert, einen viel vorteilhafteren und vor allem war die Bezahlung um einiges fairer und…höher, viel Höher, wie einige immer wieder berichteten.
„Hör zu. Ich kann die Kerle nicht alle hinrichten, das weißt du sehr gut. Ich brauche grundlegende Beweise, Beweise, dass mindestens einer von ihnen etwas mit der Bombe zu tun hat. Ich werde dir also erst deinen Anteil geben, wenn wir etwas herausgefunden haben, verstanden.“, ihr Blick wurde ernst, die Beine fielen rasch auf den Boden, erhoben den Körper vom Sessel, welcher langsam an Hesna vorbeiging. Der Schlüssel am Hosenbund klirrte fröhlich vor sich hin, als sie einen Schritt vor den anderen setzte. „Komm‘ mit, wir suchen uns jetzt jemanden, der singt.“
Schnellen Schrittes drängelte sich die Grünhäutige an den ganzen Massen an Menschen und anderen Wesen, die dort ihrer Arbeit nachgingen, all die Namen der Gefangenen durchgingen um auch sicherzugehen, dass es die waren.
Sie stiegen eine feuchte, rutschige Steintreppe hinunter. Die Lampen flackerten, Ivy hasste flackernde Lampen, verbrachte man länger als eine Stunde in einem Raum mit diesen, wurde man fast wahnsinnig im Kopf und vielleicht waren sie gerade deswegen hier so nervend gewesen. Das Tropfen von Wasser störte die allgemeine Ruhe, wie auch die widerhallenden Schritte beider Gestalten.
„Aha, da haben wir es ja, diese beiden wurden so freundlich für alles verantwortlich gemacht.“, summte die Stimme heiter, als sie vor Maliks und Daisukes Zelle stehen blieb. Beiden hätte man nie so etwas wie Massenmord oder gar Terrorismus angesehen, doch beide waren welche.
Klirrend durchsuchte die Dämonin die Schlüssel, bis sie den passenden fand, die Tür rasch öffnend, welche knartschend langsam aufging. „wir nehmen einen von euch mit…zum Verhör.“, ihr Blick wanderte von Person zu Person. Der Mann in der einen Ecke gehörte nicht zu ihnen, der andere war, wie es sich herumsprach, hart wie ein Stein und das nicht nur vom körperlichen Sinne, sondern auch, was seinen Willen anbetraf, doch der Junge, dessen tränenverschmiertes Gesicht ihn verriet, der würde sprechen, ein schwacher Wille war nun mal sehr einfach zu brechen. Ihr Körper drehte sich zum Engel um. „Mit dir, Kleiner, fangen wir an.“ Ein fieses Lächeln umrahmte das Gesicht Ivys, ehe sie dem kleinen Handschellen anlegte, ihn aus der Zelle warf, diese hinter sich schließend. „So, auf geht’s.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:17 am

Damit hatte Malik nicht gerechnet, nicht in diesem Augenblick. Auch wenn es ihn nicht wirklich überraschte. Es war immerhin nicht das erste Mal gewesen, der Engel hatte Gehorsam immer erst erlernen müssen. Aber Gehorsam war leichter zu lernen als Mut oder Hoffnung. Zitternd hielt er sich die schmerzende Wange, die Tränen waren versiegt, aber das nur, weil der Schlag so unerwartet gekommen war. Verstört blickten die goldenen Augen auf den Vampir, begriff nur langsam, was er eigentlich von ihm wollte, was er eigentlich von ihm verlangte. Aber dafür herrschte in seinem Kopf im Moment viel zu viel Nebel, roter Nebel, durchzogen von Schmerz, seine Schulter pochte unangenehm, die Heiler hatten ihm ja prophezeit, das es so laufen würde, der Vampir hatte ihm ja keine paar Stunden Schonzeit gegönnt. Malik konnte dem ganzen nicht so gefasst entgegensehen, vielleicht hätte er das gekonnt vor einigen Jahren, als er noch nicht so schrecklich kaputt gewesen war. Aber mittlerweile…..mittlerweile war er das Kind, das er auch äußerlich war und er musste erst noch wachsen. Und das von ihm auf einen Schlag zu erwarten, während er in einer Zelle hockte und auf seine Exekution wartete? Es war unfair, und doch schluckte der Engel, senkte den Kopf und starrte stumm zu Boden, versuchte der Aufforderung nachzukommen, doch es war so verdammt schwer einen klaren Gedanken zu fassen, eine Hand krallte sich schmerzverzerrt in den Verband an der Schulter. Alles in seinem Kopf summte, er erhob sich wütend zitternd, stolperte aber mehr als dass er ging.
„Wie soll ich meinen Kopf anstrengen, wenn in ihm nichts anderes herrscht als dieser verdammte Schmerz? Ich kann meine Flügel nutzen, sobald wir uns auf dem Exekutionsplatz befinden, aber was hilft das schon?“
Der Engel ließ sich an einer der Zellenwände nieder, die schmerzende Wange an die kühle Steinwand gelehnt, die Augen halb geschlossen. Was er brauchte, war ein klein wenig Ruhe, und die bekam er hier nicht. Das Jammern der anderen Gefangenen, die dem Tod so nahe standen, hallte in seinen Ohren wider, ließ ihn an die letzten Gefängnisaufenthalte denken, die er an Orten wie diesem verbracht hatte. So viele Federn hatte er gelassen…..Sie hatten ihm die Flügel gestutzt, auf dass er ihnen nicht fortfliegen konnte. Würden sie es diesmal ähnlich machen? Wenn nicht, dann hatte er vielleicht die Chance zu fliehen. Aber dafür hätte er dann ohne Daisuke gehen müssen, und das wollte Malik auf keinen Fall. Egal, ob der Vampir irgendwann Selbstständigkeit von ihm erwartete, Willensstärke, er brauchte diesen Mann, er brauchte ihn einfach. Er wollte, dass alles wieder so war wie noch vor wenigen Stunden, aber jetzt war es so schrecklich falsch. Es war ihm egal, wenn er nicht viel mehr war als der Laufbursche, Hauptsache er war irgendetwas. Und im Moment war er wieder gar nichts, nur ein namenloses Gesicht hinter Gittern, welches schon so nah an der Schwelle zum Tod stand. Die Tränen auf dem Gesicht waren getrocknet, man sah die glänzenden Bahnen, die sie gezogen hatten, und genau das wurde ihm anscheinend zum Verhängnis.
Schwere Schritte, die die Ruhe störten, summende Stimmen und das Rasseln der eisernen Schlüssel, Malik sah auf, als zwei Gestalten in den kleinen Raum traten. Die junge Frau kannte er, sie war bereits da gewesen, als man sie in der Lagerhalle festgehalten hatte, aber die hochgewachsene Gestalt im Hintergrund, die das lange Gewehr auf dem Rücken trug, war ihm neu. Der kalte Blick der giftgrünen Augen ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Wieder wurde ihm sein Aussehen zum Verhängnis, und diesmal so verdammt nutzlos…..Ein kurzer verzweifelter Blick zurück in die Zelle, bevor sich die schwere Eisentür wieder schloss und ihm von allem trennte, das ihm irgendwie helfen konnte. Mit gesenktem Kopf ließ der Engel sich mit in einen kleinen Raum ziehen, wehrte sich nicht, als der Vogelmensch in unsanft auf einen Stuhl drückte und ihn grob zwang, in das schmal geschnittene Gesicht zu schauen, das ihn nachdenklich ansah.
Was wollten sie denn schon von ihm? Sicher wusste Malik einiges, er schnappte viel auf, aber für ihn war es doch zusammenhanglos. Daisuke nahm ihn zwar überall mit hin, aber das hieß noch längst nicht, dass der Engel all das verstand, was er tat. Oft genug tat er einfach nur, was man ihm sagte. Und um sich selbst zu schützen, fragte er auch nicht weiter nach, denn manchmal war zu viel Wissen schmerzhaft. Oder besser zu viel wissen wollen. Auch in diesem Falle würde diese Neugier vielleicht schmerzen, aber sicherlich nicht den Fragenstellern. Die rothaarige Frau hatte sich ihm gegenüber an den Tisch gesetzt, das Halbwesen war nur als undeutlicher Schemen in einer dunklen Ecke des Raumes zu erkennen. Sicherlich hatte der Engel auch einige Informationen, die sie haben wollten, aber sicherlich reichte ihnen das wenige nicht aus. Und außerdem hatte Malik auch gar nicht vor zu reden. Immerhin hatte Daisuke gerade noch die Forderung an ihn gestellt, er solle sich verhalten wie ein Mann. Und auch wenn er nicht wirklich einer war, ein Verräter wollte er auch nicht sein.
Hesna traute diesem unschuldigen Gesicht nicht, den goldenen Augen, die Ivy verwirrt anblickten. Das Zittern in der Stimme mochte vielleicht echt sein als er sprach, aber die Worte, die über die blassen Lippen kamen, halfen ihnen nicht weiter, und schienen so furchtbar gelogen.
„Ich bin doch nur ein Laufbursche, was soll ich schon über ihre Machenschaften wissen?“
Der Vogel wiegte nachdenklich den Kopf, war es so nicht immer? Wer von ihnen redete schon, ohne dass man etwas nachhalf. Und wer sofort sang, machte sich nur allzu verdächtigt und spuckte oft falsche Informationen heraus. Für den Vogel jedoch war es äußerst wichtig, dass es die Wahrheit war, die dieser Winzling dort von sich gab. Er sehnte sich nicht nach einem höheren Posten, er wollte keine Karriere im Dienste des Königs machen, er war nur hier, weil er für den Moment am meisten Geld bot. Und ein widerspenstiger Rebell zögerte gerade nur hinaus, dass er sein Geld kassieren konnte. Der Blick der Vogelaugen verfinsterte sich, während er weiter den kalten Lügen des Jungen lauschte, er wusste ganz genau, dass auch er an dem Blutbad beteiligt gewesen war, das erst vor kurzem in einer der Kneipen angerichtet worden war. Diese Banden trauten der Stadt meist weniger zu, und diese gnadenlose Unterschätzung war für sie mehr als nur nützlich. Mit kalter Miene trat er einen Schritt vor, er sah, wie der Junge leicht zusammenzuckte.
„Du willst uns wirklich weismachen, dass du NICHTS weißt? Du bist der Schoßhund dieses Vampirs und du willst mir erzählen du hättest nichts mitbekommen? Wo du doch dabei warst….“
Die Klauen gruben sich leicht in den Stoff des Kragens, zogen den Engel leicht auf, in den goldenen Augen glänzte mittlerweile neben klammer Angst auch verbissene Entschlossenheit. Er log sie an, und das machte den Vogel wütend. Alles, was er tun konnte, war das ganze in die Länge zu ziehen, nicht aber es zu verhindern. Der Griff löste sich, der Junge drückte sich ein Stück von dem Halbwesen weg, als dieses auf Ivy starrte.
„Wenn das so weiter geht, wird er nie reden.“
Er konnte nicht so stark sein, so viel Widerstandskraft konnte eine zerbrechliche Gestalt wie er nicht haben. Von allen, die sie heute gefangen hatten, schien er mit seinem blassen Gesicht, dem zierlichen Körperbau, am leichtesten zu brechen. Vermutlich musste man nur etwas nachhelfen. Ein kurzes aber hässliches Grinsen huschte über das Gesicht des Vogels. Informationen zu erpressen mit Gewalt war keineswegs etwas, das er gut konnte, er war ein Assassine, ein Auftragsmörder, kein Folterer. Andere beherrschten diese Kunst eher.
„Wir wissen doch alle, was hier die üblichen Methoden sind. Wenn er nicht singen will, dann lass ihn schreien……“
Es war schon immer so gewesen, noch nie hatten es Verbrecher innerhalb dieser Mauern leicht gehabt, und nur wegen einem hübschen Gesicht sollte sich das wohl kaum ändern. Was dieser Engel wusste war wichtig und wie lange konnte er es ihnen schon vorenthalten? Er war nicht aus Stein so wie sein Meister, und Ivy war ja nicht ohne Grund auf der Karriereleiter schneller aufgestiegen als so manch anderer. Sollte sie beweisen, ob sie auch etwas Schönes kaputtmachen konnte, um an die gewünschten Informationen zu kommen.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:18 am

„Dann denk nicht an den Schmerz.“, fauchte der Vampir seinem Schützling entgegen, wütend in seine goldenen Augen starrend. Den Kopf zu befreien war leichter, als sie alle dachten, also sollten sie sich gefälligst anstrengen, er versuchte es schließlich auch, jedoch wurde seine Ruhe schnell gestört, als die Tür aufflog und zwei Gestalten erschienen. Das grüne Weib wieder, wie sehr Daisuke doch mittlerweile Hass auf sie hegte und das Vogelvieh schien ebenfalls kein besseres Wesen zu sein, alles Lakaien der Regierung, kleine Schoßhunde, die alles taten, solange die Bezahlung stimmte. Der Vampir verabscheute diese Schlagen zutiefst, sodass er sie keines weiteren Blickes mehr würdigte. „Dieses Kind ist nutzloser als eine alte Blechschüssel, aus dem Idioten bekommt ihr nicht einmal heraus, wie er wirklich heißt.“, rief ihnen die wütende Stimme des Vampirs noch hinterher, als sie endgültig aus der Zelle verschwanden, ihn und den anderen unwichtigen Menschen alleine ließen.
Verdammt sollten sie doch alle sein, wenn sein kleiner Laufbursche auch nur ein Wort sagte, war nicht nur er, sondern hunderte von anderen Lebewesen so gut wie hinüber. Wenn sie auch nur ein wenig den Willen des kleinen Engels brachen, hieß es adieu. Wieso musste man auch immer Malik nehmen, wieso musste er sich stets ertappen lassen von diesen wilden Hunden, die nicht einmal genau wussten, was sie da eigentlich taten, die es vielleicht auch nie wissen wollten, so dumm, wie die meisten von ihnen doch gewirkt hatten.
„Verdammt.“, zischte er nur wütend, trat gegen eine nahestehende Blechschüssel, welche anscheinend seit Monaten dort vor sich hinvegetierte, achtlos hingeschmissen und nie von den Gefangenen angerührt. Klirrend flog sie im hohen Bogen gegen die entgegensetzte Wand, prallte ab, traf den anderen Zelleninsassen, der immer noch regungslos dalag und sich auch nicht einen Millimeter vom Platz bewegte, als das Blech gegen seinen Arm prallte. Vielleicht war er tot…das wäre ja wunderbar, so hatte er noch nicht einmal eine lebendige Mahlzeit für die nächsten Stunden, falls ihn sein Hunger plagte und keiner dieser Mitarbeiter diesen mit dem Mist stillen konnte, und genau dieser Hunger oder besser gesagt Durst fing an die Oberhand zu gewinnen. Daisuke hatte schon lange nichts Anständiges zwischen die Zähne bekommen, fast zwei Tage war es her und dies war mehr als nur beunruhigend, doch wer konnte auch ahnen, dass er in das Gefängnis gesteckt werden würde wie ein Insekt, daran hatte er seit Monaten nicht mehr gedacht und jetzt…hatte er Durst.
„Fängt ja ganz gut an.“, murmelte die tiefe Stimme zu sich selbst, neugierig gegen den Körper des anderen tretend, welcher weiterhin kein Lebenszeichen von sich gab, war ja eine ganz interessante Sache hier gewesen, im blieb im Grunde gar nichts übrig als zu warten, zu warten, dass Frischfleisch hier rein geschmissen werden würde oder dass endlich die zwei Regierungssklaven und sein Schützling wieder da waren, wie lange auch immer dies dauern mochte, man hoffte nicht zu lange.



Ivy war nie die geduldigste Person gewesen, hatte auch nie das Durchhaltevermögen gehabt lange auf etwas zu warten, was sie SOFORT wissen wollte und dieser Junge hier sagte ihnen nichts gescheites, nichts wissenswertes, gar nichts bis auf den dreckigen Lügen, dass er ein ahnungsloser Junge war und genau das war er sicherlich nicht, da konnte sie ihr Leben drauf verwetten. Wütend erhob sich die Rothaarige, betrachtete den Engel schweigend, musterte seine weiße Federpracht, ehe die roten Augen zu Hesna blickten. „Schreien ist gut. Machen wir kurzen Prozess, ich will wirklich gerne nach Hause.“ Langsam trat Ivy einige Schritte näher zu Malik hin, schaute zu diesem herab, ehe sie ihn unsanft am rotblonden Haar packte, ihn leicht anhob und gegen die Wand schleuderte. „Weißt du kleiner, die Regierung hat mir die Erlaubnis gegeben alles mit den Häftlingen machen zu können, wenn es von dringender Notwendigkeit ist, wenn es um die nationale Sicherheit geht und genau um diese geht es hier.“, schnurrte ihre Stimme ruhig, wenn auch ein wenig aggressiv, während die Beine langsam einen Schritt vor dem anderen setzten, vor dem kleinen Engel halt machten. Das linke Bein hob sich ein wenig, während er Blick breit grinsend hinunterblickte, auf die vor ihr liegende Gestalt. Mit voller Wucht trat sie anschließend gegen die bereits da gewesene Wunde an der Schulter, drehte ihren schmalen, langen Absatz noch einige Male umher, als würde sie eine Fliege zerquetschen wollen, dann trat sie ihm anschließend heftig gegen die Rippen. Vielleicht war es nur Einbildung, aber vielleicht hörte sie es tatsächlich knacksen. „Ich habe mal von einer ganz abartigen Methode gehört- ein Lebewesen tagelang in einem Raum zu sperren mit flackerndem Licht. Abartig, wenn du mich fragst, dann doch lieber die altmodischen Sachen, was?“
Rasch zog sie den schmächtigen Körper wieder hoch, musterte diesen nachdenklich. Irgendwie tat ihr das Kind schon leid, er war in gewisser Weise nicht für dieses schmutzige Geschäft geeignet gewesen, und dass ausgerechnet der Vampir solch ein kleines Wesen zu sich holte, das konnte sie irgendwo verstehen. Niemand würde ihn beschuldigen, niemand würde dieses kindliche Gesicht für etwas grauenvolles halten und dennoch war er genau dies gewesen. Traurig, doch er war selbst an seiner Misere schuld, niemand hatte ihn je zu so etwas gezwungen, niemand hatte es von ihm verlangt und dennoch war er so töricht gewesen und machte aus sich einen kriminellen Gesetzwidrigen.
Die Dämonin zog die linke Hand des Jungen näher zu sich heran. „Also, jetzt erzähl mir schon, hat dein blutsaugender Meister die Bombe genommen und ein Massaker hinterlassen? Weißt du, mein Junge, ich bin kein geduldiger und freundlicher Mensch, frage nur meinen alten Mann.“
Immer noch schwieg der Junge und genau dies trieb die Frau zur Weißglut, dass sie ihm am liebsten die Kehle durchschneiden wollte, doch dies wäre nur contra produktiv gewesen und genau das wollte sie vermeiden. Lächelnd schnappte sich die Grünhäutige den Zeigefinger, ehe dieser in einem Ruck gefährlich knackste und verbogen in ihrer Handfläche lag. „Ich kann die anderen Finger auch noch brechen und wenn mir damit fertig sind, sind deine Zähne dran.“
Und das war gerade mal die Methode, wo sie keine Mittel zur Hilfe nahm die sich gleich neben dem Verhörzimmer befanden. Oft musste Ivy die Frage wiederholen und jedes Mal sagte man nichts oder antwortete immer wieder gleich, immer wieder wurden die gleichen Lügen wiederholt. Ivy wusste, dass ein Laufbursche mehr wusste, viel mehr, dass er immer an der Seite seines Meisters war, dass er ihn immer auf jedes Treffen begleitete und dass er garantiert immer etwas mitbekam, also konnte er sich all diese Unannehmlichkeiten sparen, wozu diese Lügen.
Erneut hallte ein weiteres Knacken im Raum wider und noch einmal. Es waren bereits drei bewegungsunfähige Finger gewesen und immer noch waren sie nicht weiter, hatten immer noch keine Information bis auf der Tatsache, dass er meinte er würde nichts wissen, dass er keine Ahnung von den Geschäften des Vampirs hätte. Die roten Augen von Ivy leuchteten gefährlich rot, Wut schoss in ihren Kopf, das Gesicht wurde ernst, giftig und zornig zugleich. Sie konnte ihn auch flambieren, wenn er es so wollte oder mit ihren Pflanzenfesseln zerquetschen, denn auf die harte Tour machte sie es immer wieder gerne. „Die Finger sind dir also egal.“ Mit der blanken Faust holte sie anschließend aus, schlug ihm heftig gegen das Gesicht, sodass Blut aus der Nase des Engels floss. „Du scheinst nicht gerne reden zu wollen, vielleicht sollte dich deinen Wunsch akzeptieren…“, langsam ließ Ivy von Malik ab, krempelte ihr Hosenbein hoch. Um ihr Bein war ein Lederriemen umgebunden, welches ein Messer vor der Außenwelt versteckte. Die Klinge schimmerte leicht im trüben Licht des Raumes. Langsam zog sie es aus der Halterung heraus, packte Malik am Hals, zog ihn so nah an sich heran, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Mit giftigen Augen starrte sie in die goldenen des Jungen. „…und dir einfach die Zunge abschneiden, wie findest du das, hm?“, fauchte sie ihm wütend entgegen, hielt das Messer direkt gegen sein Gesicht.
„Also, wie sieht es nun aus. War es dein Vorgesetzter, dem wir die Sauerei zu verdanken haben und besitzt er auch die aus dem Lager gestohlene Bombe?“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:19 am

Er wollte niemanden enttäuschen, er hatte den Vampir heute schon genug enttäuscht, weil er schwach gewesen war. Er hatte schon genug Fehler begangen für einen Tag. Wann hatte er zuletzt etwas richtig gemacht? Er hatte sich anschießen lassen und nun? Nun saß er hier, den Kopf gesenkt, den Kiefer angespannt. Er wollte nicht reden, er wollte es nicht, er wollte nicht immer das schwache Glied in der Kette sein, etwas das so leicht zu zerbrechen war und somit alles zerstörte. Er wusste, dass viel von ihm abhing, von seinem Schweigen, und so leicht würden sie es nicht brechen. Was wusste er auch schon? Es waren Bruchstücke, die er mitzuteilen hätte, und selbst die konnte er nicht so einfach preisgeben. Er war immerhin nicht hier, um zum Verräter zu werden, koste es was es wolle. Er hatte oft Schmerzen erlebt, vermutlich ein paar Mal zu oft. Und nur für ein weiteres Mal würde er nicht reden, er durfte es nicht, er DURFTE nicht. Natürlich machte es ihm etwas aus, natürlich hätte er am liebsten geschrien, als die Grünhäutige alte Wunden aufreißen ließ und ihm die Rippen brach, aber er schwieg. Nicht einmal ein schmerzerfülltes Wimmern drang über die Lippen des Körpers, der sich langsam selbst aus seinem Körper verbannte. Er zog sich zurück, weit zurück in irgendeine Ecke seines Kopfes, in der er nichts mitbekam, in der er nicht schwach werden konnte. In der er die fordernde Stimme der Frau ignorieren konnte, all die Fragen, auf die ein immer leiser werdendes „Keine Ahnung“ geantwortet wurde. Lügen, die die Frau zornig machten, Lügen, die vielleicht sinnlos waren. Aber auch wenn es sinnlos war, wenigstens konnte der Engel sich anschließend noch selbst in die Augen schauen. Er wollte kein kleiner dreckiger Verräter sein, wie es einer aus der anderen Bande geworden war, er wollte nicht viele Menschen ins Verderben stürzen, indem er redete. Auch wenn man langsam dafür sorgte, dass er zum Krüppel wurde. Mit den gebrochenen Fingern würde er vielleicht nie wieder eine Pistole bedienen können. Vielleicht, vielleicht…..Es war jetzt nicht wichtig. Es ging hier nicht um seine eigene Zukunft sondern um die vieler anderer. Er ging zu Boden, als die Frau von ihm abließ, sackte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man gekappt hatte, die unverletzte Rechte wischte zitternd das helle Blut aus dem Gesicht, für einen Moment starrte er beinah perplex darauf. Warum hatte es so weit kommen müssen? Warum hatten sie nicht einfach aus dieser verdammten Lagerhalle fliehen können, bevor es so weit hatte kommen können? Der Schmerz war so heftig, langsam aber sicher fraß er sich durch Maliks geistige Barriere, ließ immer öfter die schwarze Bewusstlosigkeit vor seinen Augen aufblitzen. Wenn dieses Weib so weitermachte, würde er bald nicht einmal mehr reden können. Hatte er Angst vorm Tod? Ja, sicherlich, aber würde sie ihn denn einfach so umbringen…..ohne eine ihrer gewollten Informationen? Würde sie wirklich so weit gehen? Sicherlich. Sie durfte alles, in den Augen jener, die über diese Stadt regierten, waren sie nicht mehr als Abfall, Abschaum der Bevölkerung, der keine Schonung verdient hatte. Die glasigen Augen des Engels blickten in die roten dieses Teufels, er röchelte nach Luft, als er die kalten Hände an seiner Kehle spürte, die ihn unsanft aufzogen, das hübsche Gesicht blutverschmiert. Wenn er jetzt nichts sagte, dann würde er vermutlich für immer schweigen. Wobei „für immer“ in seiner jetzigen Lage sicher kein besonders langer Zeitraum mehr war. Der Blick des Jungen wurde in unregelmäßigen Abständen unscharf und leer, es war einfach zu viel für den zerbrechlichen Körper, einfach viel zu viel Belastung, zu viel Schmerz…..Irgendetwas musste er sagen, und war es auch nicht die Wahrheit. Niemand würde es so schnell merken, wie oft logen hier die Gefangenen, um einem schlimmeren Schicksal zu entgehen.
„N-Nein, er hat die Bombe nicht…..Der Preis war lächerlich…hoch….“
Ein Husten unterbrach die gestammelten Worte des Engels, einige feine Blutspritzer, vermutlich Ergebnisse des heftigen Tritts in den Brustkorb. Das Grinsen war verrutscht, war zu einer verzerrten Grimasse geworden. Es klang nicht abwegig, was er sagte. Es waren die gebrochenen Worte eines gebrochenen Kindes, das in letzter Not all das zusammenkratzte, was ihm noch in Erinnerung geblieben war.
„Jemand anders hat sie sich geholt….Jemand anderes hat dieses Blutbad angerichtet…..Ihr habt so viele Gefangene genommen, aber im Moment seid ihr nicht in der richtigen Bande….“
Malik wollte weinen und wiederrum auch nicht. Er durfte jetzt einfach keine Schwäche zeigen, sie sollte nicht denken, sie hätte ihn so sehr kaputtgemacht, wie sie es letztendlich getan hatte. Malik spürte, wie der Griff um seinen Hals sich lockerte, leblos ging die Gestalt zu Boden. Er hörte die krächzende Stimme des Halbwesens, das sich bis jetzt zurückgehalten hatte, nur wie durch grauen Nebel.
„....das reicht, mehr scheint er wirklich nicht zu wissen. Tob dich an ein paar anderen dieser Todgeweihten aus, vielleicht wissen die mehr als dieses Kind.“
Die Augen halb geschlossen und doch versank schon alles in Dunkelheit, als der Vogel ihn aufzog, um ihn zurück in die Zelle zu bringen. Ihm tat alles weh, da war nur noch Schmerz, der den dürren Körper regierte, und doch hatte er das alles irgendwie mit einer Lüge überlebt. Knapp überlebt, denn viel fehlte vermutlich nicht. Ohne einen Arzt würde der Engel die nächsten Tage vermutlich nur so vor sich hin vegetieren, mehr tot als lebendig.
Da war sie wieder, die kalte Feuchtigkeit der Zelle, als der Vogel ihn zurückwarf, in den grünen Augen schien fast so etwas wie Bedauern zu liegen. Malik versuchte sich leicht aufzustemmen, schaffte es allerdings nicht, der geschwächte Körper spielte dieses Spiel voller Forderungen einfach nicht mehr mit und blieb einfach liegen. Zu viele Knochen gebrochen, zu viel Blut verloren, das immer noch auf den kalten Steinboden floss. Irgendwie schaffte der Engel es, sich auf den Rücken zu drehen, die Federn der ausgebreiteten Schwingen vom eigenen Blut getränkt. Er drehte den Kopf leicht, die Augen starrten auf den Schemen, in dem er den Vampir zu erkennen glaubte. Er konnte es ehrlich nicht mehr sagen, sein Sichtfeld war von blutig rotem Nebel verhangen. Er konnte kaum noch sprechen, die herannahende Bewusstlosigkeit lähmte seine Zunge.
„I-Ich habe ihnen…..nichts erzählt.“
Kindlicher Stolz schien in der Stimme durchzuschlagen, er hatte Angst, dass Daisuke immer noch wütend auf ihn war, so schreckliche Angst, selbst jetzt, da er halbtot auf dem Zellenboden lag. Er wollte ihn doch nicht enttäuschen. Er konnte nicht verhindern, dass einige Tränen über die blassen Wangen flossen, aber diesmal waren es reine Schmerzenstränen, er konnte sie einfach nicht verhindern, sie wuschen einige schmale Streifen getrockneten Blutes hinfort. Die rechte Hand ballte sich verkrampft zur Faust, die Linke hatte Ivy zu sehr kaputt gemacht.
„Bitte sei mir nicht mehr böse…..schick mich nicht fort….“
Vermutlich waren es die deliriumsähnlichen Schmerzen, die ihn wirres Zeug reden ließen, aber tief in seinem Inneren wusste Malik, dass er genau davor Angst hatte. Dass selbst das wenige, was er erlogen hatte, zu viel gewesen war und dass man ihn dafür von sich stoßen würde. Der flache Atem ging zitternd, wenn er Pech hatte, würde er seine eigene Hinrichtung nicht einmal mehr erleben. War es der Tod, der hinter der endlos wirkenden Schwärze lauerte? Das befürchtete er wohl, und deshalb war er immer noch zitternd bei Bewusstsein.

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:20 am

Das Lächeln auf den Lippen der Rothaarigen schwand rasch, als die Worte aus dem Munde des Engels drangen. Mit einem durchbohrenden Blick starrte sie in die glasigen Augen des Jungen, skeptisch, doch wahrscheinlich hätte es nichts Weiteres mehr gegeben, was er ihnen sagen konnte. Leise seufzend steckte sie ihr Messer wieder ein, wischte ihre Hände an ihrem eigenen Hemd ab, ehe die Augen zu Hesna wanderten. „Nun gut, dann zurück in die Zelle mit ihm.“, murmelte sie geistesabwesend, während sie fast automatisch sich auf den alten Stuhl setzte, auf dem vor nicht allzu langer Zeit das Kind noch Platz genommen hatte. Fehlanzeige und das war alles andere als beruhigend, Ivy verabscheute es unnötig Leid zuzufügen, auch wenn sie nie ganz darüber nachdachte, was sie eventuell den Gefangenen antat. Vor vielen Jahren war sie doch selbst eine gewesen, versuchte für eine Welt zu kämpfen, wo man erst gar keine Widerstandsgruppen brauchte, kämpfte für das glückliche Miteinander und nun ist so etwas aus ihr geworden- sie vertrat einen Standpunkt, den sie verabscheute und machte genau das mit den anderen, was sie stets abgelehnt hatte. Es war also viel Wahres an der Aussage, dass sich jeder mit der Zeit zu dem änderte, was er nie sein wollte. Vielleicht war es besser so, vielleicht hatte sie so ihr gutes Leben tatsächlich gesichert, vielleicht war es aber auch von Anfang an so vorherbestimmt gewesen, dass sie genau diesen Weg einschlagen musste. Ivy wusste nicht, wer oder was sie zu so etwas getrieben hatte, wusste nicht einmal wie sie das alles sehen sollte. Sie hatte so gut wie gar nichts zum Beschweren gehabt, das Kaputtmachen von anderen Lebewesen, was sie nun mal ab und an tun musste, war nicht der Weltuntergang und wer wusste schon, vielleicht würde sie eines Tages den höchsten Posten erreichen und vielleicht würde sie es endlich schaffen, dieses Land grundlegend zu verändern, ein glückliches Miteinander zu erzeugen. Und man musste schließlich immer Opfer bringen um etwas zu schaffen, was jedem was brachte.
Ein erneutes Seufzen entwich ihrer Kehle, der Blick lag starr auf der Eisentür, welche fest verschlossen war…wer wohl als nächstes durch diese marschieren würde?

Verwundert drehte sich der Vampir zur Tür, schaute mit hochgezogenen Augenbrauen dem Federvieh zu, wie es Malik zurückbrachte. Wortlos schritt er langsam auf den kleinen Engel zu, betrachtete ihn mit ernster Miene, eher die schwarzen Augen sich weiteten. Was zum Teufel hatten sie mit ihm gemacht und vor allem, warum zum Teufel hatten sie so etwas gemacht? Sorgenfalten legten sich auf der eigentlich faltenlosen Stirn.
Daisuke kniete sich zum Jungen hin, legte kurz seine Hand auf den Kopf des Kleinen. „Ich bin stolz auf dich.“, sagte er leise, ihn leicht anlächelnd. Der Junge redete wirres Zeug in seiner Ohnmacht und wer konnte ihm das bitte verübeln. All das Blut und die Wunden sahen furchtbar aus, dass selbst Daisuke für einen Moment das Gefühl hatte, dass es mit seinem Schützling vorbei war, dass er bald hinüber war, auch wenn er wusste, dass dies das letzte war, an was er denken sollte.
Tief im Inneren tat des dem Schwarzhaarigen leid, dass er wegen ihm so viel Schmerzen erleiden musste, dass er nur für ihn und seine Brigade schwieg, die anderen anlog und so sein Leben riskierte und auch wenn er auf der anderen Seite sich doch selbst für so etwas bereit erklärt hatte, wünschte sich der Vampir manchmal, dass er einfach den anderen das verriet, was er auch wirklich wusste.
Behutsam hob er den Kopf des Engels, legte diesen auf seinen Schoß. Fast wie ein Sohn erschien ihm in diesem Moment sein kleiner Laufbursche, auf den er nun aufpassen musste, dessen zerbrechliche Glieder er nun reparieren musste, wie auch immer er so etwas schaffen sollte, ganz ohne die nötigen Mittel oder gar ohne der magischen Mittel, die doch soviele hatten.
„Ich bin nicht böse auf dich Malik, ruhig jetzt, denk einfach nicht mehr darüber nach, ruh dich aus.“, wisperte er leise, mit der Hand über sein rotblondes Haar streichend.
Diesmal war es anscheinend seine Aufgabe gewesen einen Plan zu errichten, wie sie am besten rauskommen konnten, ohne, dass Malik noch mehr Verletzungen davon trug und ohne von der halben Mannschaft verfolgt zu werden. Er wusste nicht wie er das anstellen sollte, wusste jedoch sehr gut, dass er es schnell tun sollte, bevor der Engel noch wirklich hier den Löffel abgab und Daisuke ohne einen zuverlässigen Laufburschen weiterleben musste, denn diese waren nicht leicht aufzutreiben, wie jeder wusste.
Wut kroch langsam durch das Rückenmark des Vampirs, welche immer stärker wurde und ihn immer mehr zum beinahmen Explodieren brachte. Niemand, absolut niemand hatte das verdammte Recht gehabt auch nur einen seiner Männer zu schlagen. Er war der Einzige gewesen, der das Recht hatte ihnen Schmerzen zuzufügen, sie arbeiteten alle für ihn, und genau genommen gehörten sie auch ihm, in einer seltsamen Art und Weise, doch sie waren seine und er hatte das recht gehabt ihnen dies anzutun und nicht sie! Vor allem durfte keiner Malik etwas antun, es sei denn er hatte etwas nicht getan, was ihm Daisuke gesagt hatte, es sei denn Daisuke wollte es so!
Die Rache würde kommen, jeder von diesen Nichtsnutzen sollte es wissen, sollte sich auf alles vorbereiten, was kam, sollte sich auf eine kleine Säuberung bereithalten, denn wenn die Straßen sauber bleiben mussten, dann von diesen elendigen Regierungsquacksalbern, denn genau sie waren das eigentliche Unheil im Lande, sie waren die Todesbringer und Unglücksboten, die einfach nur versuchte etwas zu stoppen, was nicht zu stoppen war, jeden aufzuhalten und das ohne zu wissen, dass sie tatsächlich jeden in dieser Stadt, sogar in diesem Lande, aufhalten mussten. Es waren mehr Widerstände, als sie alle ahnen konnten, als es in ihren Papieren stand, als es ihnen berichtet wurde.
„Bald werden wir wieder zu Hause sein und dann ist erstmal Ruhe für ein paar Tage, wirst schon sehen.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:20 am

Viel länger konnte der Engel die Augen einfach nicht mehr offenhalten, er war so verdammt erschöpft und vielleicht hatte er ja auch das Glück, dass die Schmerzen mit der Bewusstlosigkeit eine Weile verstanden. Die Hand des Vampirs war angenehm kühl für den fiebernden Engel, der konzentriert auf die Worte Daisukes lauschte, konzentriert, weil er sich so sehr zusammenreißen musste, um nicht jetzt schon das Bewusstsein zu verlieren. Er wollte noch nicht, er wollte doch stark sein….Ein feines Lächeln huschte kurz über das Gesicht, voll von kindlicher Erleichterung, er war stolz auf ihn. Vielleicht hatten sich die Schmerzen ja wirklich gelohnt, es war das wert gewesen, die kaputte Hand, die hoffentlich irgendeiner der Heiler wieder richten konnte.
„Wirklich….?“
Ein heiseres Flüstern, er wollte so gerne glauben, was Daisuke ihm sagte, er wollte es ihm glauben, damit alles wieder gut würde. Er wollte zurück in das alte Herrenhaus, er wollte wieder lesend im Arbeitszimmer hocken dürfen, darauf wartend, dass wieder Arbeit für ihn anfiel, und sei es ein paar Leichen fortschaffen. Alles war besser als hier zu sein, hier zu warten und zu hoffen, dass noch ein paar andere Gefangene für sie logen, Zeit schindeten, damit die Hinrichtung ein wenig verzögert wurde. So, wie Malik es auch versucht hatte. Er wusste nicht, ob seine Bemühungen letztendlich etwas gebracht hatten, er wusste nur, dass er die roten Augen dieser Frau fürchten gelernt hatte. Die flache Atmung des Engels wurde langsam ruhiger, als die Schwärze hinter die Augenlider kroch, er konnte nichts mehr dagegen tun, sein Körper schaltete aus, um sich selbst zu schützen, um sich selbst ein wenig Ruhe zu gönnen, denn wenn der Engel sich nicht erholte, könnte er wirklich arge Probleme bekommen. Und sie waren ja noch längst nicht aus diesem Gefängnis geflohen. Wie lange würden sie hier noch ausharren müssen? Schwer zu sagen, und Malik würde diese Frage jetzt auch nicht beantworten können. Die goldenen Augen sahen noch einmal kurz in das blasse Gesicht des Vampirs, bevor er endgültig das Bewusstsein verlor, der Kopf sackte leicht zur Seite und der Körper wurde noch ein kleines Stückchen lebloser als zuvor.
Er hatte immer gewusst, dass es nicht richtig war, was er im Dienste des Königs tat. Aber der Engel tat ihm wirklich ernsthaft Leid. Er war noch ein Kind, kaum mehr, jemand, der sich an eine stärkere Person geklammert hatte. Und es war sein Pech gewesen, dass es gerade der Führer einer Untergrundbewegung gewesen war. Den Kopf leicht zur Seite gedreht, während er dem leisen Aufkeuchen des Engels zuhörte, der immer mehr in sich zusammensank, immer mehr an Bewusstsein und Blut verlor. Foltern und Erpressen war nie das Handwerk des Vogels gewesen, so wenig Schmerzen wie möglich war seine Devise. Und nun hatte er endlich einen Grund gefunden, diesem Terrorregime einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wer verdächtigte schon den Assassinen? Aber Ivy hatte einen Fehler gemacht: Sie hatte ihm zu wenig Gold gegeben. Um gut ein Drittel hatte sie ihn betrogen, als sie ihm die Belohnung in die Hand gedrückt hatte. Mit der Begründung, er hätte ja kaum etwas gemacht. Man hatte dem Halbwesen nichts angesehen, nur die grünen Augen waren einen Schlag kälter geworden, als er sich umgedreht hatte und gegangen war. Ein Tag war mittlerweile verstrichen, der Engel war nicht der einzige geblieben, den sie ins Verhör geholt hatten. Und alle hatten sie sich in einem Lügennetz verstrickt. Und doch wussten sie nun genug, um das erste Drittel der Gefangenen hinzurichten. Hesna war schon verschwunden, als sie die Unglückseligen mit dem Gesicht zur Wand aufreihten. Was diese neuen Schusswaffen doch alles für Möglichkeiten boten. Seine eigene Waffe hing über der Schulter, glänzte leicht im flackernden Licht der Lampen, man hörte das Klicken der Krallen auf dem Steinboden, als er den schmalen Gang zur Zelle entlangeilte. Alle waren bei der Exekution anwesend, alle wollten diesen „großen Schlag“ gegen die Untergrundorganisation miterleben. Und niemand passte auf….Ein Klirren ertönte, als er den Schlüssel vom Gürtel zog und aufschloss, der Rest war ihm egal, aber dieses Spielzeug, das wollte er Ivy wegnehmen. Vermutlich war es die richtige Entscheidung, wenn er sich den Kleinen so besah. Den Kopf im Schoß seines Meisters war er so verdammt bleich geworden, der Geruch von Blut hing stark im Raum. Dabei hatte er schon einen Tag gehabt, um sich auszuruhen. Mit verschränkten Armen musterte er den Vampir, er spürte die Überraschung, als er leicht mit der Klauenhand winkte. Wer konnte es ihnen auch schon verübeln, bis vor kurzem waren sie ja noch davon ausgegangen, der Vogel sei ihr Feind. Dabei war er doch nur neutral. Und er hatte keine Lust mehr auf das betrügerisch menschenverachtende Spiel der Regierung.
„Ihr solltet die Chance nutzen und jetzt abhauen, wo sie alle blutgierig die Hinrichtung beobachten.“
Für einen Heiler hatten sie nun wirklich keine Zeit, der Engel musste halt noch so lang durchhalten, das würde er ja wohl noch schaffen.
„Nimm den Jungen mit und verschwinde, in nächster Zeit werden noch genug sterben, da muss das Kind nicht unbedingt dazu gehören.“
Ein krächzendes Lachen ertönte, als er immer noch nicht mehr erntete als misstrauische Blicke, er trat einige Schritte vor, auf dem Gesicht kalte Entschlossenheit.
„Ihr sollt mir nicht vertrauen, das zu verlangen wäre lächerlich. Ich möchte nur, dass ihr jetzt euer Leben rettet, um ihnen nicht die Genugtuung zu gönnen, dass sie gewonnen hätten.“
Man sah den verbissenen Ausdruck auf dem Gesicht des Halbwesens, er war dieser Regierung mitsamt seiner Rasse zum Opfer gefallen, er war mittlerweile eine Rarität und das war nichts, was er sich gewünscht hatte. Er konnte nicht so leicht vergeben, er konnte nicht so leicht verzeihen, er wollte Rache, und hin und wieder ein klein wenig zu manipulieren, konnte ja nicht schaden, erst recht nicht, wenn er damit einem verwirktem Leben wie dem Jungen half. Er drehte sich um, sie würden ihm schon folgen, er hatte es in den Augen des Vampirs gesehen, warum sollte er diese Chance auch ausschlagen? Wenn es so weiterging, würden sie sowieso in ein paar Tagen hingerichtete, der kleine Engel würde vielleicht schon eher sterben. Hinter ihm hallten die Schritte des Gefangenen wider, als er sich seinen Weg durch das Gewirr der Gänge suchte, es war totenstill hier, alle waren sie im Hof um das Blut spritzen zu sehen, um die tödliche Kraft von Gesetz und Pistole zu beobachten. Wenn sich die Seite der Rebellen einen Verräter erlauben konnte, dann sollte die Regierung auch einen bekommen. Einen, von dem sie es nicht erwarteten, denn Hesna wusste ganz genau, wie viele Leute in ihm mehr ein Tier als ein denkendes Wesen sahen. Sollten sie ihn doch unterschätzen, das gereichte ihm nur zum Vorteil. Eine weitere Tür öffnete sich, rasselnd fielen schwere Eisenketten. Es war ein Fluchtgang, unbemerkt konnte man hier unterhalb der Landbrücke entkommen, die die Gefängnisinsel mit dem Land verband und irgendwo im Keller eines leer stehenden Lagerhauses endete. Wenn das Halbwesen sich nicht irrte, lag es im Hafenviertel, nicht weit entfernt von dem mutmaßlichen Hauptquartier der Organisation. So musste der Vampir wenigstens nicht mit dem halbtoten Engel quer durch die Stadt. Hesna wusste, dass er sich für das ganze hier verantworten musste, sollte die Wahrheit ans Licht kommen, aber wer sollte ihn schon verraten? Wer sollte schon ahnen, dass er Vogel es gewesen war? Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht, verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war, während er einen Schalter betätigte, der flackernde Lampen entzündete, die den schmalen Gang in unregelmäßigen Abständen beleuchteten.
„Macht was aus dieser Freiheit…..“
Für einen kurzen Moment wurde das Gesicht des Vogels verschlossen und ein schwer definierbares Funkeln leuchtete in den Augen, als er sich das Gewehr vom Rücken zog. Sicher, er wollte ihnen helfen, aber er wollte auch nicht für diese Aktion sterben.
„Sollte ich erfahren, dass irgendwer über diese kleine Hilfestellung geplaudert hat“, er richtete den schmalen Gewehrkolben auf die Schläfe des bewusstlosen Engels, „dann werde ich meinem eigentlichen Handwerk nachkommen. Aber fürs erste wünsche ich natürlich viel Glück.“
Das Halbwesen war schon immer schwer zu verstehen gewesen, als er mit einem letzten kurzen Gruß die Eisentür zuschlug. Sie ließ sich von der Innenseite nicht öffnen, die Kette klirrte, als der Vogel die Tür wieder verschloss. Nur wenige Minuten später stand er der rothaarigen Dämonin im Rücken, die giftgrünen Augen kalt auf die Hinrichtung gerichtet, als der letzte Körper leblos zusammensackte. Mal sehen, wann sie das fehlen der beiden Gefangenen bemerken würden. Die Uhr lief…..

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:21 am

Misstrauen war kein Wort, als das Halbwesen in der Zelle stand, etwas schwafelte, was der Vampir nur am Rande mitbekam. Die Augen funkelten ihn ungläubig an, schweigend musterten die schwarzen Pupillen das Vogelvieh, welches doch wirklich es ernst meinte, was er sagte. Wieso sollte ein Lakaie der Regierung ausgerechnet ihm und dem kleinen Engel helfen? Sinn ergab es für ihn nicht, bis auf einigen Theorien, wie Verrat und Rache und diese beide Optionen waren in dieser Zeit wahrscheinlicher als alles andere.
Wortlos erhob sich der Vampir, schmiss den Körper des Jungen über seine Schulter, während die Schritte schnellen Tempos ihrem Befreier folgten. Ob Malik nun sehr leicht oder gar unheimlich schwer war, das war ihm egal gewesen, es war nicht einmal eine Anstrengung gewesen ihn die steilen Treppen hinaufzutragen, im Grunde spürte der Schwarzhaarige das Gewicht auf seiner steinernen Schulter gar nicht, so, als ob es nicht da gewesen war.
Nachdenklich schaute sich der Vampir um, wollte nicht daran glauben, dass tatsächlich alle bei der Hinrichtung waren, wollte vor allem es nicht wahrhaben, dass einige hier und heute ihr Leben lassen mussten…viel zu schnell ging es, auch wenn sie fast einen Tag darauf gewartet waren, sonst waren es immer mindestens zwei…da schien doch tatsächlich jemand gezwitschert zu haben, einer von den treuen und so stolzen Anhängern ihrer Organisationen. Und für was bitte starben sie? Für nichts, denn keiner von ihnen hatte eine Grundidee, keiner hatte eine Vision oder gar etwas, was es wert war, dass man sein Leben hier in dieser Einrichtung ließ. Ehrenhafte Männer waren nun mal sehr schwer zu finden, nicht einmal die Seeleute waren so, wie man sie in Erinnerung hatte. Kein Rebell hatte Stolz mehr.
Daisukes Blick wanderte zur Seite, die Augen blickten direkt in die grünen des Halbwesens. „Ich habe keinen Nutzen davon, wenn ich dich an irgendwen verrate.“, ein Lächeln huschte über seine Lippen.
„Ich werde mich bei dir bedanken, denke, dass es nicht das erste Mal ist, dass wir uns sehen.“, mit diesen Worten drehte sich der Vampir um, starrte kurz zu den tosenden Wellen, die sich am Gebilde des Gefängnisses überschlugen, der Geruch des Salzes kroch beißend in die Nasenlöcher. Daisuke liebte das Meer, es war beruhigend, es war eine Naturgewalt, welche ihn faszinierte. Sie war ruhig und dennoch konnte sie ausschlagen, konnte alles unter sich vergaben, verschlingen wie ein Monster und niemand, absolut niemand konnte etwas gegen diese Gewalt ausrichten. Schöner konnte die Vorstellung gar nicht sein, dass all das eines Tages unter den Wassermassen begraben sein konnte, der ganze Fortschritt würde wortwörtlich ins Wasser fallen.
Doch sie hatten keine Zeit sich über so etwas Gedanken zu machen, sie mussten schnell weiter, bevor Malik ihm ganz wegstarb.
Schnellen Schrittes machte sich Daisuke auf, über die Brücke, die Halbinsel hinter sich lassend.
Sehr gerissen waren doch manchmal die netten Regierungshunde, verfrachteten ihre Festung genau dort, wo das Wasser sie am meisten umzingelte, wo die Flucht gefährlich werden konnte. Doch hätten sie den kleinen Übergang zum Land weglassen sollen und wenn man es so betrachtete…so machten sie im Grunde nur halbe Sachen, wenn es um die nationale Sicherheit ging, wie man an dem langen Stück Metall, auf welchem er gerade entlangmarschierte, erkennen konnte.
Der Hafen lag dicht daneben, einige Meter weiter erstreckten sich die riesenhafte Gebäude, zwischen den Gassen hatten sich die beiden umhergeschlichen, so schnell und lautlos, wies dem Vampir nur möglich war und schnell war er auf alle Fälle, so schnell, dass es lautlos war. Nur wenige Minuten vergingen, bis sie das stille, einsam wirkende Haus des Vampirs erreicht hatten, wie man ihnen rasch die Tür öffnete und die Last von seiner schulter ihm abnahm. „In sein Zimmer mit ihm und ich will den verdammten Heiler sehen!“; fauchte der Schwarzhaarige wütend seinen Männern entgegen, so als wären sie an allem Schuld gewesen, als hätte er es ihnen zu verdanken, dass sie fast zwei Tage lang in diesem Drecksloch verweilen mussten, dass einer von ihnen fast krepierte und vielleicht waren sie auch Schuld daran, vielleicht hatte er selbst einen Verräter in seiner Bande gehabt…Vertrauen hegte er nie für jemanden hier. Stampfende Schritte, die sich schnell zum Salon begaben, während er zischend den Männern sagte, sie sollten sich gefälligst schnell bei ihm versammeln. So etwas durfte nicht noch einmal geschehen und wenn tatsächlich jemand aus seiner Organisation die Ratte war, dann musste er schnell handelnd und sie so lange auf trab halten, bis ihm jemand zu falsch wurde, bis jemand einfach nicht so wie die anderen war und das war nicht schwer, nicht wenn man unmenschlich gutes Gespür so etwas hatte.
Während Daisuke auf die gesamte Mannschaft wartete, polterten einige Heiler hinauf in Maliks Zimmer, welcher bewusstlos in seinem Bett lag, jeden Augenblick zu sterben drohte.
Rasch zogen sie ihm das dreckige Hemd aus, verbandagierten die Wunde von vorne, richteten die Finger gerade und salbten ihn von oben bis unten mit etwas voll, was anscheinend sehr hilfreich war, oder sein sollte, ehe sie wieder den raum verließen, den Jungen alleine ließen, denn Ruhe hatte er gebraucht.

Nervös standen seine Arbeiter in einer Reihe, schauten den auf und ab gehenden Vampir neugierig und auch ängstlich an. Allen brannten die Fragen auf den Lippen, die sie ihm stellen wollten. Wo war er gewesen, was war geschehen und vor allem- was zum Teufel wollte er von ihnen?
„Enttäuscht bin ich, schwer enttäuscht von eurer Unfähigkeit.“, seine Stimme klang ruhig, als er sprach, die Augen waren kalt, glänzten allesamt wütend an. „Da war ich für kurze Zeit nicht mehr zu Hause und so etwas erwartet mich hier?! Mein Mantel liegt immer noch am Boden, das Blut ist bereits trocken und das zerknüllte Blatt…“, zornig schnappte sich Daisuke einen aus der Reihe, schleuderte ihn gegen den Sessel, wo auch gleich das Papierknäulchen herumlag. „IST IMMER NOCH NICHT AUFGERÄUMT!“ Die laut brüllende Stimme hallte noch einmal im ganzen Haus wieder, etwas Putz fiel von der Decke zu Boden zerbröselte und flog in alle Richtungen.
„Ihr macht am besten das ganze Haus so sauber, dass ich kein Staubkörnchen mehr sehe…oder ich verbrenne euch allesamt lebendig, wenn ihr wollt, schicke ich euch auch in die tiefen des Meeres, mir ist es gleich!“, fauchend blinzelte er in die verängstigten Gesichter, ehe er polternd aus dem Raum schritt, die Tür so laut hinter sich knallte, dass diese aus den Angeln fiel und laut zu Boden polterte. Und schon hatten sie noch mehr zu tun.
Schnellen Schrittes begab sich Daisuke in Maliks Zimmer, blieb kurz vor seinem Bett stehen, den Blick besorgt auf ihn richtend. Nur noch eine Heilerin war da gewesen, die die schmutzige Kleidung und auch das alte Verband in eine Tasche einräumte.
Eine Woche brauchte er, laut ihrer Worte, um wieder gesund zu werden und selbst dann wusste sie nicht ob bleibende Schäden davonblieben, doch das war dem Vampir gerade egal, es war erfreulich genug gewesen, dass er durchkam, dass er es überlebte.
Müde ließ sich der Schwarzhaarige auf einen der Sessel nieder, mit verschränkten Armen immer den Blick starr auf Maliks Bett richtend. Eine Woche war noch in Ordnung, er hatte zeit, er konnte warten und hier sitzen bleiben, bis er erwachte…

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:22 am

So lange Zeit war es schwarz, angenehm schwarz. Der Schmerz war verschwunden, hatte sich in irgendeine Ecke des Bewusstseins verzogen, die Malik nicht erreichte. Nur samtene Stille, aus der Ohnmacht wurde langsam aber sicher Schlaf, erholsamer Schlaf, der die Brüche anheilen ließ und der das Blut mithilfe der Salben der Heiler ersetzte. Der Engel hatte schon so lange Ruhe gebraucht, und jetzt bekam er sie endlich. Wirre Bilder huschten durch seinen Kopf, an die er sich nach dem Erwachen sicher nicht mehr würde erinnern können. Er sah die roten Augen aufblitzen, die roten Augen, die ihm so verdammt viel Angst eingejagt hatten. Sie hatte Informationen gewollt und dafür so einen hohen Preis zahlen lassen. Malik war nicht einmal wirklich in die Pläne eingeweiht gewesen, er war dort gewesen weil er Daisuke folgte wie ein Hund. Er wollte noch nicht so schnell selbstständig werden, noch nicht so schnell Willenskraft zeigen. Er wollte sich Zeit lassen dürfen, er wollte sich Zeit nehmen wie jetzt auch, ohne dass ihn jemand hetzte. Ohne dass ihm jemand im Nacken saß wie nur zu oft. Innerlich war er ein Kind, jedenfalls eine Hälfte von ihm, und diese hielt sich in letzter Zeit stark zurück. Sie hielt sich immer zurück, wenn Malik nicht alleine war, denn sie wusste, dass sie dann verloren hatte. So leicht ließ sich der Junge nicht mehr von ihr austricksen, und auch jetzt, wo sie alle Zeit der Welt gehabt hätte, blieb sie ruhig und ließ ihn schlafen. Sein Zeitsinn verwischte langsam in eintönigem Grau, aber er wusste, dass viel Zeit vergangen war, viel zu viel Zeit. Wie viele Tage und Stunden hatte ihm diese Hexe gestohlen in ihrer hässlichen Wut? Vielleicht wollte der Engel es gar nicht wissen, als der Schlaf langsam aus seinem Körper kroch, tauben Schmerz in den Gliedern zurücklassend. Wenigstens hatte er nicht mehr das Gefühl, kurz vorm Tod zu stehen. Die goldenen Augen öffneten sich zuckend, blickten an die Decke. Das war kein grober Stein wie in der Zelle, das war die sauber vertäfelte Decke seines Zimmers. Die Augen weiteten sich ruckartig, der Engel setzte sich auf, hielt sich den wummernden Schädel. Kein Zweifel, als er kurz den Blick schweifen ließ, es war das kleine Zimmer in dem der Engel untergekommen war und das er kaum bewohnte, nur nachts zum Schlafen, da er lieber in der Nähe des Vampirs im Arbeitszimmer hockte. Mit zitternden Fingern fuhr er über den bandagierten Oberkörper, er fühlte die angeknackste Rippe, starrte dann auf die linke Hand, deren drei mittlere Finger man ihm geschient, damit sie nicht krumm und schief zusammenwuchsen. Er konnte wohl von Glück reden, dass die Frau ihre Warnung mit den Zähnen nicht auch wahrgemacht hatte. Das wäre nichts gewesen, was mit der Zeit wieder verschwunden wäre. Und auch von diesen Wunden konnte er nicht sagen, was er noch behalten würde für längere Zeit. Vorsichtig tastete er den Rest seines angeschlagenen Körpers ab, fuhr über die Nase, die man ihm beinah gebrochen hätte, hielt plötzlich inne, als er die Fliegerbrille ertastete. Wortlos zog er sie vom Kopf, betrachtete sie traurig. Das linke Glas war völlig zersprungen, nichts war mehr übrig außer einigen scharfkantigen Splittern und auch das rechte Glas hatte einen argen Knacks. Er hatte sie vor Jahren von irgendeinem der Männer bekommen, die für Daisuke arbeiteten, ein Witz unter Piloten, und der kleine Engel hatte sie mit großen Augen betrachtet. Dass sie nun kaputt war, stimmte ihn traurig, die Traurigkeit eines Kindes. Er hob den Blick, zuckte kurz zusammen, als er einen Schatten wahrnahm, der dort in dem Sessel saß. Das blasse Gesicht hellte sich auf, als er den Vampir erkannte. Umsichtig legte er die Brille beiseite, er wollte wissen, wie sie hatten entkommen können, warum sie nun wieder hier waren, warum er nicht wieder auf seine Hinrichtung warten musste. Die Erleichterung war so ein wundervolles Gefühl, das ihn durchströmte, das er für eine Weile festhalten wollte.
„Wir sind wieder zu Hause….. Wie-?“
Malik unterbrach sich, als ein trockener Husten den zerbrechlichen Körper kurz durchschüttelte. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Seufzend setzte der Engel sich auf rückte ein Stück näher an die Bettkante, die Füße auf das kalte Parkett setzend. Sein Körper fühlte sich noch immer schwach an, aber so schwach? Ohja…..Der kleine Engel war kaum einen Schritt weit gekommen, als er der Länge nach hinschlug, ein grässlicher Schmerz zuckte durch die linke Hand, mit der er versucht hatte sich abzufangen. Wimmernd hielt er sich die gebrochenen Finger, während er sich mühsam auf die Knie zog. Er hörte das Knallen der Tür, sah irritiert auf zu dem jungen Mann, der ins Zimmer getreten war und den zu Boden gegangenen Engel abschätzig musterte. Er gehörte zu jenen, die es dem Jungen nicht gönnten, dass er Daisukes Laufbursche war, dass er die meiste Zeit bei ihm sein durfte. So sicherte man sich Einfluss, flüsterten sie, dabei war Malik doch das beste Beispiel, um das Gegenteil zu beweisen. Er hatte keinen Einfluss in dieser Organisation, er wusste nur etwas mehr als der Rest. Trotzdem, die eisblauen Augen musterten ihn kalt, bevor ein gehässiges Lachen über die Lippen kroch.
„Kriechst du schon wieder am Boden? Im Gefängnis muss es ähnlich ausgesehen haben, oder wie hätte ein schwächlicher Schoßhund wie du sonst überlebt….“
Ein verletzter Ausdruck huschte über Maliks Gesicht, es war ungerecht ihn so zu behandeln, gerade dass er dem langen und vor allem stachelbewehrten Arm des Gesetzes mehr tot als lebendig entkommen war. Vermutlich brauchte er noch sehr viel mehr Schonung, dabei wollte er den Vampir nicht behindern bei seiner Arbeit. Der menschlichere Teil in ihm wollte außerdem nicht ersetzbar sein. Anscheinend hatte der junge Mann die Gestalt Daisukes nicht bemerkt, sonst wäre er wohl nicht so dreist gewesen, einen Schritt auf den zusammengesunkenen Malik zuzutreten. Ein leises Klirren erklang, als er mit schweren Stiefeln auf die Fliegerbrille trat. Der Blick senkte sich auf den Engel, war nun kalt, als dieser ihn verwirrt anstarrte. Die Medikamente, die ihm die Heiler gegen den Schmerz gegeben hatten, wirkten immer noch nach.
„Ich verstehe nicht, wie so ein Schwächling es so weit nach oben geschafft hat…..“
In der Stimme schwang der pure Neid mit, welch intolerante Burschen diese Zeit doch hervorbrachte. Der Engel war noch immer viel zu verwirrt, viel zu perplex um wirklich zu reagieren, die goldenen Augen starrten nur in trauriger Wut auf die zerbrochene Fliegerbrille. Womit hatte er das jetzt schon wieder verdient?
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 16, 2009 1:23 am

Tage waren vergangen und nur selten hatte sich der Vampir von diesem Platz bewegt, oft saß er einfach nur da, las irgendein Buch, während die schwarzen Augen immer wieder zum Bett schielten, immer wieder mit der besorgten Miene, denn wer wusste schon, was mit ihm geschah, ob er denn bald wieder auf die Beine kam.
Doch das lange Warten schien sich anscheinend gelohnt zu haben. Fragend blickte Daisuke von einem Buch auf, welches er im nächsten Moment beiseite legte. Ein leichtes Lächeln huschte über seine blassen Lippen. Er war froh, dass sein kleiner Schützling endlich wieder wach war, war irgendwo froh seine kindliche Stimme in den Ohren zu vernehmen, die summend im Kopf verklang. „Man hat uns geholfen, dieses Vogelvieh schien bei der Regierung ein ganz linker zu sein.“, sagte er nur leise, während er den Blick wieder zu dem Schmöker schweifen ließ. So glücklich er auch über die fast Genesung war, er wollte nicht zu viel seines Glückes zur Schaus stehlen, er wollte seinem Laufburschen nicht weicher machen, als er es vielleicht schon war, viel zu viel Fürsorge führte zur Abhängigkeit und langsam hatte Daisuke das Gefühl, dass diese eintreffen würde, bald, wenn sie nichts bereits da war. „Ruh dich noch etwas aus, ich brauche dich gesund und munter, wenn wir wieder an die Arbeit gehen. Dieser kleine Urlaub ist wirklich nicht schlecht.“ Wahrlich war diese Woche ein reinster Urlaub gewesen…für ihn, doch die anderen hatten zu tun. Das ganze Haus musste sauber sein und sie waren immer noch nicht fertig; so war es nun mal, wenn mein ein großes Gebäude als Residenz hatte.
Während dieser Woche suchten sie heftig nach den beiden und plötzlich waren Steckbriefe auf den Straßen, an den Wänden klebten ihre Gesichter, sie waren anerkannte Verbrecher, jeder kannte ihre Gesichter, so war es doch besser die Tage einfach im Heime zu bleiben, bis man die panische Suche nach den Flüchtlingen endlich aufgab und nur noch sehr selten patrouillierte, bis man es ganz aufgab. In der Zeit hatte Daisuke alle seine Bibliothek durchgelesen, hatte so viele seiner Männer zusammengeschlagen und ebenso viele gelobt für ihre gute Arbeit, das Haus war so gut wie sauber.
Ja, die Woche war angenehm, etwas nervenauftreibend aber dennoch ganz nett.
Die allgemeine Ruhe in seinem Kopf wurde schnell gestört, als die Tür plötzlich aufflog. Vollkommen überrascht starrte der Vampir zu dieser hin, betrachtete die Gestalt schweigend. Sie hatte ihn nicht gesehen, glaubte nun alleine in diesem Raume zu sein und das wo Daisuke jedem im Hause oft genug gesagt hatte, dass keiner den Raum betreten durfte, keiner außer den Ärzten und seine Wenigkeit hatte natürlich ebenfalls das Recht. Und dann erlaubte sich dieser Grünschnabel dieses Verbot zu brechen?!
Geduldig beobachtete er das Schauspiel, wie er dem Engel das kleine Herz brach, wie er ihn beleidigte, wie er seine Brille zerstört hatte, wo man sie doch ganz einfach reparieren konnte, was nun anscheinend nicht mehr der Fall war. Der Neid des Mannes hörte sich an wie speiendes Gift, das er seinem Schützling entgegenfauchte und somit die Wut im Vampir ansteigen ließ. Ob dieser Mistkerl den Tag überleben würde, das wusste der Schwarzhaarige noch nicht genau, eines stand jedoch fest, Erziehung brauchte er, dringender als so manch andere.
Lautlos erhob sich der blasse Körper vom Platz, das Buch zwischen seinem Arm eingeklemmt. Nicht einmal die Absätze seiner Stiefel waren zu hören, so leise ging er auf den törichten Jungen zu, ehe die gliedrige Hand sich unsanft in dessen Schulter eingrub. Rasch drehte sich der Nichtsnutz zu ihm um, die wütenden Augen trafen die zornigen des Vampirs und plötzlich veränderte sich die Fratze zu einer ängstlichen Miene, die ihn panisch betrachtete. „Ich erzähl‘ dir gerne, wie es der Kleine geschafft hat. Durch Disziplin, die du niemals haben wirst.“, zischte er ihm entgegen, während er ihn langsam am Kragen packte ihn hochhob, sodass die Beine in der Luft herumbaumelnten, panisch nach dem Kontakt zum Boden suchten, der plötzlich schwand. „Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch von diesem Zimmer fern halten?!“
Stotternd stammelte der Junge irgendwelche zusammenhanglose Worte, Ausreden, dass er all das nicht so meinte, wie er es aufgefasst hätte, dass es ihm doch so leid täte, doch das war dem Vampir egal. Trotz der erholenden Zeit war er wütend, wütend auf jeden von ihnen und nichts konnte seien Wut bändigen, sie konnten die Lage nur noch verschlimmern, indem sie so dumm waren und genau das taten, was er nicht von ihnen wollte. Ohne auch nur auf seine Worte einzugehen, schleuderte er den Mann gegen den Schrank, so heftig, dass dieser in Einzelteile zersprang, diesen Nichtsnutz unter den Holzmassen vergrub, jedoch nicht lange. Schnell war Daisuke bei ihm, hob ihn unsanft wieder hoch, sodass er taumelig vor ihm stand, ehe er ihn erneut wegschleuderte, gegen die entgegengesetzte Wand. „Hör mir mal zu, höre ich dich auch nur noch einmal sprechen.“, mit seinen hochhackigen Stiefeln trat er auf seinen Rücken, ein kläglicher Laut entwich der Kehle des Verletzten.
„Dann schneide ich dir nicht nur die Zunge raus, sondern auch noch viele weitere Dinge an deinem Körper, hast du verstanden?“
Er schwieg. Erneut trat Daisuke heftig gegen die Wirbelsäule. „JAAA.“, schrie er anschließend schluchzend. Skeptisch betrachtete der Vampir ihn, ehe er das Bein wieder absetzte, den Jungen hochzog. „Gut und jetzt räum‘ die ganze Sauerei weg, die wir dank dir haben und sorge dafür, dass heute noch ein neuer Schrank hier steht!“,
Panisch humpelte er hinaus, schmiss die Tür hinter sich, beide alleine lassend. Sicher, Daisuke war eigentlich nichts weiter als ein Monster gewesen, welches nun einmal mehr als unberechenbar sein konnte, vor allem, wenn die Wut ihn packte und vielleicht hatte man ihn oft genug eher ruhig und gelassen gesehen, doch dies war er nicht, nicht in dieser Woche. Immer noch plagte ihn die Wut, die Wut über alles und jeden, er machte jeden für alles verantwortlich und wollte einfach alles und jeden so lange zerstören, bis sie nicht mehr da waren.
Doch jetzt war vorerst alles in Ordnung und es war das wichtigste seinen Laufburschen wieder auf Vordermann zu bringen.
Vorsichtig hob er den Körper des Jungen auf, legte diesen wieder auf das Bett. „Das mit deiner Brille ist wirklich ein Jammer, ich werde dir eine neue holen und hör zu.“, er lächelte ihn schwach an, während die Augen den schmächtigen Körper musterten, sichergehen wollten, wie lange er noch zur Genesung brauchte.
„Ich kaufe dir eine neue. Am besten du kommt dann mit, wenn es dir wieder besser geht und suchst dir einfach eine aus.“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Fr Jul 17, 2009 12:19 am

Die goldenen Augen starrten müde und mit leichtem Schock auf die Gestalt des jungen Mannes, der für seinen giftigen Neid bitter zu büßen hatte. Er tat Malik nicht einmal wirklich Leid, ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Es war eine Bestätigung, für ihn war so vieles, was der Vampir tat eine Bestätigung, vermutlich interpretierte er in die meisten Dinge viel zu viel herein, aber es war ihm egal, für den Moment war es egal. Noch immer war der dürre Körper lächerlich schwach, so schnell konnte er sich von so vielen Verletzungen einfach nicht erholen. Dafür war der Körper zu klein, zu schwach, noch nicht einmal laufen konnte er wirklich, Daisuke musste ihn ja sogar tragen. Er zog die Decke mit einem schwachen Lächeln bis ans Kinn, er fror, man sah es an den blassen Lippen, aber wen wunderte es auch schon, dass er Fieber hatte? Noch einmal kurz wurde der Blick leerer, trauriger, als er auf die zerstörte Fliegerbrille fiel, sicherlich, er war froh, dass er eine Neue bekommen würde, aber an dem zersplitterten Ding das dort auf dem Boden lag hangen eine Menge Erinnerungen. Die Worte des Mannes hatten den Engel kaum getroffen, er wusste es ja besser. Er hatte geschwiegen, sicherlich, nicht aus den gleichen Motiven wie manch anderer. Er hatte geschwiegen, damit der Vampir nicht böse auf ihn war, aber er HATTE geschwiegen. Hätte dieses Großmaul geschwiegen? Vermutlich nicht, vermutlich hätte er nach dem ersten Schlag alles ausgeplaudert was er wusste. Dabei wusste er gar nichts….Er war ein kleiner unbedeutender Niemand, und auch wenn Malik nicht mehr war als ein Laufbursche, er genoss immerhin etwas mehr Vertrauen. Er wollte noch etwas sagen, aber seine Augen fielen einfach zu, erzeugten das Bild eines ruhigen, schlafenden Engels. Die flache Brust hob und senkte sich regelmäßig, und das noch zwei Tage und Nächte hindurch. Hin und wieder kam einer der Heiler ins Zimmer um die Wunden neu zu verbinden und ihm Schmerzmittel und andere Tinkturen zu verabreichen, die ihn weiter schlafen ließen. Irgendwann im Laufe des Tages brachten sie einen neuen Schrank, räumten die zerbrochene Brille fort. Als der Engel erwachte, war alles wieder wie zuvor, Daisuke war immer noch da, ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht, das nun nicht mehr ganz so blass war wie zuvor. Sicherlich, in einen Kampf oder große Anstrengungen sollte er sich wohl immer noch nicht verwickeln lassen, doch um in die Stadt zu gehen und ihm die versprochene Brille zu kaufen, dafür sollte er sich mittlerweile lang genug erholt haben, immerhin war etwas mehr als eine Woche vergangen.
„Ich denke, ich bin gesund genug, um unter meine Ruhepause einen Strich zu ziehen.“
Vorsichtig erhob sich der Engel, erst etwas skeptisch setzte er dann einen Fuß vor den anderen, ein erleichterter Seufzer entfloh den Lippen, die goldenen Augen schlossen sich kurz.
„Lass uns in die Stadt gehen. Ich muss wieder etwas unter Menschen.“
Eigentlich war das gelogen, Malik brauchte keine Menschenmassen, der Vampir reichte ihm, außerdem wurde nach ihnen gefahndet. Aber es hörte sich für den Moment richtig an. Er selbst hatte kein Geld, Daisuke hatte ihn von der Strasse gezogen, halb verhungert. Und er bekam kein Geld für seine Tätigkeit als Laufbursche, warum denn auch, es reichte ihm ein Dach über dem Kopf zu haben und wie man ja sah, solange der Junge nicht allzu gierig war, gab Daisuke auch etwas Geld für ihn aus. Der Vampir verließ für eine Weile den Raum, während der Engel sich umzog und kaltes Wasser durch die rotblonden Haare fließen ließ, Blut und Dreck entfernte, das kühle Wasser ließ ihn wieder etwas wach werden. Es verscheuchte den Nebel, der immer noch etwas dumpf über all seinen Sinnen lag. Es war schwierig, sich das weiße Hemd über zu ziehen mit der gebrochenen Rippe und der verletzten Schulter, und auch wenn es eine Weile dauerte, bis er sich die Lederjacke übergezogen hatte, irgendwie schaffte er es doch. Die schweren Stiefel hallten leise auf dem Parkett wieder, als er sich im Gehen die übrig gebliebene Pistole an den Gürtel steckte, der Blick seltsam ernst. Er brauchte nicht lange den Blick schweifen zu lassen, bevor er die hochgewachsene Gestalt des Mannes fand, der ihn vor wenigen Tagen so arg beleidigt hatte. Er vermisste das wohlbekannte Gefühl der Fliegerbrille an seiner Stirn, er vermisste die Erinnerungen, die er mit ihr verband. Der Mann wich erst einen Schritt zurück, folgte Malik dann allerdings, als er ihn in ein leeres Nebenzimmer winkte. Der Engel könnte ja auch nur gekommen sein, um ihm etwas von Daisuke zu übermitteln, der Engel könnte nur gekommen sein, um ihm einen Auftrag mitzuteilen, er könnte….
Er war aber nicht, er war gekommen, um ihm die Pistole an die Brust zu setzen, an dem leichten Schimmer in den goldenen Augen konnte man sehen, dass es Maliks zweites Ich war, was dort handelte. Eine Persönlichkeit, viel grausamer und gedankenloser als der Junge es eigentlich war.
„Ich frage mich wirklich, was du erwartest hattest…..“
Die eisblauen Augen weiteten sich kurz, als ein gedämpfter Schuss ertönte und der Mann leblos zusammensackte, Blut breitete sich langsam auf dem Boden aus, als der Engel vor die Tür trat, er spürte die besorgt neugierigen Blicke der Männer, die ihn anstarrte, er hatte den Kopf leicht gesenkt, sie brauchten sein Grinsen nicht zu sehen, dieses geistlose Grinsen.
„Er hat wohl etwas zu viel geredet…..Schafft ihn unauffällig weg.“
Kurzes Leben kam in die kleine Gruppe, die aus einem halben Dutzend Männer bestand. Sie fragten nicht, denn für gewöhnlich war alles, was der Engel sagte, indirekt ein Befehl Daisukes und den galt es nicht zu hinterfragen. Das mörderische Funkeln war aus den Augen verschwunden, als der kleine Engel vor den Vampir trat, ihn mit einem seichten Lächeln ansehend, den Kragen der Jacke hochgeschlagen, damit man das Gesicht nicht so leicht erkennen konnte. Überall lugten noch Verbände hervor, der linke Arm hing nutzlos herunter, da er die Hand sowieso nicht benutzen konnte.
„Können wir gehen? Ich fühl mich so….unfertig ohne diese nutzlose Brille.“

Er hatte die lärmenden Straßen nicht unbedingt vermisst, wie zu oft war ihm diese Welt zu laut, zu schnell, zu hektisch. Hin und wieder sah er die Steckbriefe von den Wänden stechen, sein eigenes Gesicht zu sehen jagte ihm Schauer über den Rücken und mehr als einmal musste der Vampir ihn weiterziehen, damit er nicht auffällig lange vor den Papierfetzen stehen blieb. Er hasste es, sich durch die Menschenmassen schieben zu müssen, er war zu klein, zu unauffällig als dass sie ihm aus dem Weg gingen und mehr als einmal stieß er scharf Luft aus, wenn wieder jemand seinen Ellbogen in einer der zahlreichen Verletzungen versenkte. Es grenzte beinah an ein Wunder, dass der kleine Engel den Vampir nicht verloren hatte, bis sie vor dem Laden standen. In den leicht angestaubten Regalen lag alles, was ein Pilotenherz oder das jener, die es noch werden wollten, höher schlagen ließ. Für Malik würde diese Brille wohl mehr eine Erinnerung an die kurze Zeit im Gefängnis sein. Der Besitzer hob kaum den Blick als die beiden Gestalten in den Raum traten, der Engel sogleich die Augen über all die Fliegerbrillen schweifen ließ, einige von ihnen ausgestattet mit Zielvorrichtungen, Lupen….Die goldenen Augen starrten sehnsüchtig auf die Schmuckstücke, er wandte sich seufzend ab, sie kosteten Geld, viel Geld, Geld das sie unmöglich für solche Spielereien ausgeben konnten. Trotzdem drehte er die Brille noch eine Weile in der Hand, bevor er nach einem simpleren Modell griff und es dem Vampir vor die Nase hielt. Er wollte schnell wieder zurück, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen war das Wichtigste. Ständig hat der Engel Angst, eine Stimme in seinem Rücken zu hören, ein Erkennen. Denn dann musste er wieder zurück, und Malik wusste nicht, wie stark er ein zweites Mal sein konnte. Er wollte den Vampir nicht enttäuschen müssen, nur weil er immer noch in den Seilen hing. Und er wollte nicht zurück, selbst wenn der Vogel ihnen geholfen hatte, er wollte nicht zurück zu der Frau, er wollte nie wieder in diese glutroten Augen sehen müssen. Der Blick huschte noch einmal kurz zurück zu den Stücken die er sich nicht leisten konnte, leichte Sehnsucht im Blick, bevor er sich wieder an Daisuke wandte.
„Lass uns einfach diese Fliegerbrille kaufen und dann wieder gehen.“
Der kleine Engel trat unruhig auf der Stelle, musterte nervös die Leute, die vor dem Laden hergingen, suchten nach einem auffälligen Gesicht.
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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Di Jul 21, 2009 7:50 pm

Daisuke war froh, dass sein Schützling endlich wieder auf den Beinen war und sie endlich wieder den Dingen nachgehen konnten, die beider Leben bestimmten.
„Na dann, lass uns in die Stadt gehen.“, schnarrte seine Stimme, die Gedanken wo anders schweifen lassend. Er dachte darüber nach wie wahrscheinlich es war, dass einer der Landsleute sie ausliefern könnten, dass all die Stadtbewohner, die sich auf den Einkaufspromenaden herumtummelten, sie erkennen würden und selbst wenn, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit war, dass sie sie verraten würden…eigentlich sehr gering, so gering, dass sie eigentlich sogar hätten schreien können, dass sie es waren, die auf den zahlreichen Steckbriefen abgebildet waren, und es trotzdem keinen interessieren würde.
Und genau so war es, wie es der Vampir bereits sich gedacht hatte. Menschen schauten sie an, schauten an ihnen vorbei, rempelten sie an und dennoch war es jedem egal, wer oder was man war. Die Bürger hatten ihre eigenen Probleme, hatten selbst genügend Vorurteile und Wut gegen die Regierung, dass es das Letzte war jemanden auszuliefern, der versuchte etwas gegen diese zu tun. Jeder Gesetzwidrige war irgendwo willkommen, wenn auch einige immer noch darauf bestanden, dass sie alle hinter Gittern gehörten, doch diese lebten auf der anderen Seite der Stadt, der Seite, wo die Häuser prunkvoll und wunderschön gestaltet wurde, wo die Männer und Frauen in wunderschönen Kleidern die Straßen heimsuchten, jeder von ihnen besaß mindestens ein penibles Haustier, jeder von ihnen war so gepudert und hochfein, dass selbst dem Schwarzhaarigen schlecht wurde, wenn er sie sah. Ja, dort herrschte ein anderes Leben, ein eigenes, das mit diesem hier nichts zu tun hatte. Der Tumult war ihnen egal, die überfüllten Straßen, die Märkte, all das interessierte sie kaum, denn sie brauchten keine illegalen Beschaffungen, sie bekamen alles.
Die schwarzen Augen schauten sich neugierig um, passten gleichzeitig auf, dass der kleine Junge ihm nicht verloren ging, dass er nicht versank in der Suppe aus Stadtbewohner, jeder seltsamer als der andere. Musik ertönte aus einer der Gassen, wo die Armen, mit Ersatzgliedern aus Holz, versuchten ein Geld für wenigstens ein Glas Gin zu ermusizieren.
Schlimme Zeiten, wenn man es sich so anschaute, wenn man rauf in den grauen Himmel schaute, wenn man sich diese Straßen genau anschaute, die Gebäude, die Menschen…Daisuke mochte diese Zeit nicht und dennoch, dies war sein Zuhause, seit sehr vielen Jahren, seit dem er seinen kleinen Zufluchtsort verlassen hatte, seit dem er wieder bereit war die Welten zu durchwandern.
Rasch trat der Vampir in den alten Laden für Piloten ein. Daisuke kannte den Ladeninhaber, der hier seit über fünfzig Jahren tätig war, doch damals verkaufte er noch Ersatzteile für Kutschen, bis diese ihren Reiz in der Gesellschaft verloren hatten und Fluggeräte zum absoluten Liebling aller Menschen und anderer Wesen wurde.
„Hallo Henry.“, murmelte er ihm nur leise zu, während die Augen von einer voll gestopften Ecke zur anderen huschten. Der Mann nickte nur stumm, reparierte etwas Undefinierbares. Henry war ein alter Mann, fast 70 Jahre alt und fast dreißig davon hatte er damit verbracht bei Daisuke zu arbeiten. Die Konsequenzen waren gut zu sehen, er war der beste Mittelsmann, den der Vampir je haben konnte, verunglückte jedoch bei einem der vielen Kleinkriege. Was übrig war, war ein Bein aus Metal und ein halbes, glänzendes Gesicht, das monoton in die Gegend starrte. Halb Maschine, halb Mensch- das ist aus dem alten Herb’ geworden.
Der Alte blickte kurz rauf, schaute erst Daisuke, dann Malik an. „Was macht denn dieses Kind hier?“, knurrte er nur leise lachend, während das unechte Auge jeden Zentimeter vom Engel musterte. „Mein Laufbursche, guter Junge, etwas naiv, aber ganz diszipliniert und er hat eine Schwäche für Pilotenbrillen.“
Und wo man auch schon von ihm sprach, stand er plötzlich vor ihm, in der Hand eine schlichte Brille, dessen Gläser leicht verstaubt waren. Skeptisch betrachtete der Vampir das Teil, nahm es anschließend an sich, auf den Tresen schmeißend. „Nein, die nimmst du nicht.“, er wandte sich vom Engel ab, musterte den Ladenbesitzer prüfend, ehe er mit dem dürren Finger auf die Gläser deutete. „Du hast bessere Modelle, als die, die da herumliegen, nicht wahr?“, schnurrte Daisuke leicht lächelnd, während der Finger auf das Glas drückte, welches im nächsten Moment klirrend zersprang. Der alte Mann nickte nur, nahm die kaputte Brille an sich, legte sie auf einen Haufen, wo lauter kaputte Gegenstände lagen, nur darauf warteten auf den Schrottplatz gebracht zu werden.
„Ich brauche eine, die nicht so schnell zerbricht und die irgendwie…nützlich ist.“
Und schon machte sich sein alter Freund auf den Weg. Man hörte nur das Schlackern des Metallbeines, welches stets voranschritt, so, als ob es ein normales Bein war.
„Wenn du etwas kaufen willst, dann etwas, was man nicht alle sechs Monate kaufen muss, verstehst du, Malik.“, murmelte der Vampir leise, spielte mit den Schrottteilen herum, die auf dem kleinen Pult hinter den Tresen verteilt herumlagen, daneben ein großes Lupengestell. Faszinierend, wie gut einige Menschen doch herumbasteln konnten, Daisuke war nie feinfühlig genug, er konnte ja nicht einmal eine Feder lange genug halten, bis diese kaputt ging, geschweige denn sich mit winzigen Gerätschaften und Zahnrädern zu beschäftigten, die doch nur bei jeder kleinsten und falschen Berührung zu Brüche gehen konnten.
Nein, er war für so etwas nicht geschaffen, für viele Dinge war er einfach nicht geschaffen, das nutzlose Dasein seiner Spezies, die sich ja sogar von den anderen Vampiren unterschied, war schlichtweg nutzlos gewesen, doch hatte er sich damit abgefunden, irgendwo und zeigte doch erst mit seiner Tätigkeit, dass er sich Nutzen aneignen konnte.
Seine Träumereien wurden von einem lauten Räuspern gestört. Verwirrt schaute er den Alten an, betrachtete das Teil in seinen Händen, welches er vorsichtig ihm vor die Nase legte. „Und diesmal nicht zerdrücken. Sie ist robust, hält deinen Druck aber nicht aus…wer tut das schon. Außerdem sind die Gläser speziell angefertigte Gläser für Piloten, die nachts umherfliegen, so kann man auch im Dunkeln genug sehen. Wenn sie kaputt geht, einfach vorbeikommen.“
„Danke, Henry.“, ein Lächeln huschte über die blassen Lippen, die dürre Hand nahm die Pilotenbrille an sich, drückte sie dem Engel gegen die Brust, ehe er einige Scheine aus der Hosentasche herauskramte und diese seinem Freund zudrückte. „Kannst den Rest behalten, eine Art Versicherung, dass das nicht das letzte Mal ist, dass ich dem Kleinen eine Brille hole. Wir sehen uns.“, Daisuke wandte dem ganzen Kram den Rücken zu, zog den Engel hinter sich her, hinaus in an die mehr oder weniger frische Luft.
Draußen blieb der Vampir eine Weile stehen, schaute sich kurz um, ehe der Blick zu Malik wanderte. „Behandle sie gut, es passiert selten, dass er mir gute Dinge gibt. Ich glaube er ist immer noch wütend auf mich.“, sagte er nur leise. Dass sie nicht gerade günstig war, das war ihm im Grunde egal, schließlich gab er doch selbst Geld für die unsinnigsten Dinge aus, die er nie gebrauchen konnte, inklusive Schusswaffen, die einen ganzen Raum in seinem Hause ausfüllten und von niemand anderen benutzt werden durften, denn sie waren seine, hochwertiger und viel aufwendiger in der Verarbeitung und schöner anzuschauen. Daisuke war sehr gerne verschwenderisch, denn wenn mal das Geld ausging, war es für ihn nicht schwer neues zu beschaffen, alleine die Wertgegenstände seiner Mahlzeiten hatten genug Moneten eingebracht, dass keiner von seinen Männern im Armenhaus landen konnte.
„Du kannst nach Hause gehen, wenn du willst, ich glaube ich schaue mich hier noch ein bisschen um.“





„Ge-Gefeuert?“, pures Entsetzen spiegelte sich in dem Gesicht der Dämonin wider, als der Chef etwas blubberte von entflohenen Häftlingen und Unzuverlässigkeit. Dabei war sich Ivy so verdammt sicher, dass dieser Fang ihre Beförderung einleiten würde und nun…nun hatte sie nicht einmal mehr einen Job, mit dem sie sich irgendwie über Wasser halten konnte, selbst ihre Träume und Visionen wurden mit einem Mal einfach begraben. Wütend starrte sie den alten Mann an, bewegte sich keinen Zentimeter von ihrem Platz weg. „Das können Sie doch nicht machen, Sie können nicht von mir verlangen, dass ich stets auf zwei Plätzen gleichzeitig bin. Sie können doch nicht ernsthaft meinen, dass ich etwas mit dem Verschwinden zu tun habe. Sie glauben doch nicht…“, Ivy stockte. Er war im Glauben, dass sie sie rausgeschmuggelt hatte. Er wollte ihr das alles in die Schuhe schieben, weil es einfacher war, als jeden Mitarbeiter so lange auszuquetschen, bis es einer zugab. Natürlich, so lief das hier alles also, die eigentliche Wahrheit hinter der rechtlichen Fassade, an die das törichte Weib auch noch glaubte. Wut kroch in ihre Glieder, in ihre Speiseröhre, in ihren Kopf. Die Hände ballten sich zu Fäusten, die feuerroten Augen leuchteten zornig auf. „Ihr wart die Einzige, die wusste, wo sie sich befanden und die wusste, wer sie waren. Sie hatten die Schlüssel und den passenden Posten und waren im vollsten Wissen über jeden Schwerverbrecher, der an dem Tag hierher geliefert wurde.“, sagte der Mann nur, gemütlich an seiner Zigarre rauchend. Der Rauch stieg langsam, fast bis zur Decke, benebelte den Raum leicht. Ivy hasste den Geruch von Zigarren. „Und nun, raus mit Ihnen, offiziell seid ihr entlassen und keine Sorgen um die Gegenstände in ihrem Büro, sie werden bereits in ihre Wohnung gebracht…na los, raus hier.“
Wortlos drehte sich die Rothaarige um, stampfte wütend aus dem Büro, zog an den Gestalten neben ihr vorbei nur einen Gedanken im Kopf- so schnell wie möglich hier raus, raus und bloß keinen ansehen, bevor- Jemand packte sie am Arm, zog sie unsanft zu sich herüber. „Schätzchen, nicht so stürmisch, da wird renoviert.", sagte der Polizist breit grinsend, während seine Augen die Rothaarige musterten, schließlich am Decolté halt machten und nicht daran dachten wo anders hinzuschauen. Wütend packte Ivy den Kerl am Hals, sodass dieser rasch den Kopf hob, in ihre rot leuchtenden Augen starrte, im vollsten Wissen, dass gleich nichts Gutes passieren würde. „Und das ist mir zufällig egal, Schätzchen!“, zischte die Grünhäutige nur wütend, ehe sie mit ihrer Faust ausholte und ihm mitten ins Gesicht schlug. Es knackste, die Nase verbog sich etwas zur Seite und rasch, zog sich der Uniformträger zurück, sich die Hände vors Gesicht haltend, damit das Blut nicht zu Boden tröpfelte. „Und schau lieber wo anders hin, sonst wird deine Nase oft genug leiden.“, mit diesen Worten drehte sich die Dämonin um, eilte hinaus, so schnell sie nur konnte. Voller Wut schob sie alle neuen Tische, die herumstanden, in die hinterste Ecke, wobei bei jeder Berührung das Holz in Flammen aufging. So war es, wenn Ivy wütend war. Sie war nicht nur mächtig sich darum zu kümmern ihre Kräfte zu kontrollieren, nein, ihr war auch einfach der Rest der Welt egal, alles was um sie herum geschah, dies kümmerte sie nicht mehr und genau deswegen hasste sie es so sehr zornig zu sein, erzürnt zu werden von zwei unwichtigen Menschen auf dieser Welt, die ihr ganzes Leben zerstört hatten, die sie nun dazu brachten sich bald einen neuen Beruf suchen zu können und dies war nicht einfach, dies war im Grunde so gut wie unmöglich. Immer noch hatten viele Vorurteile Frauen gegenüber und dank der Übervölkerung reichten die Plätze einfach nicht aus, das Geld schon gar nicht. Die meisten erledigten ihre harten Geschäfte lieber alleine, als jemanden einzustellen, der helfen könnte. Schwere Zeiten und sie mittendrin.

Was alles noch auf ihrem Wege in Flammen aufging, wusste sie nicht, das Einzige, worin sie sich sicher war, war die Tatsache, dass sie für einen Tag genug zerstört hat, vielleicht etwas zu viel, doch daran waren sie selber Schuld gewesen.
Ohne darauf zu achten, überquerte die Rothaarige die Brücke auf der Seite, wo all die Automobile stetig hin und her fuhren. Wütendes Hupen ertönte aus allen Richtungen, nervte sie mit jeder Sekunde immer mehr und mehr und mehr und plötzlich…BOOM! Einige Metallteile flogen in alle Richtungen, die Hitze hinter ihr war schlimmer als im Hochsommer, doch sie konnte damit leben, wäre auch zu lustig gewesen, wäre ein halber Feuerdämon hitzeempfindlich.
„Zum Teufel noch mal, was mache ich denn nur?“, murmelte sie leise zu sich selbst, ließ den Blick kurz zurückschweifen, schaute sich das Gebäude genauer an, den Chaos um dieses herum ebenfalls. Sie hatte viele Jahre damit verschwendet dort zu arbeiten, oft tat sie Dinge, die sie nicht tun wollte. In all den Jahren hatte sie sich verändert, hatte all ihre Grundsätze einfach links liegen lassen, in der Hoffung, dass etwas aus ihr wurde und nun…nun stand sie hier herum und zweifelte an ihrem Leben, an all den Dingen, die sie überwunden hatte und die ihr nun nichts mehr brachten, die so unwichtig und erneut für die Katz waren.
Lange starrte sie das Meer an, das versuchte das Gefängnis unter sich zu vergraben und irgendwie…hätte sie es dem Meer gegönnt. Ertränkt gehörten diese Bastarde!
Wütend schnaufend drehte sich der Körper erneut um, die Beine setzten einen Schritt vor dem anderen, unwissend wo sie eigentlich hinwollten und Ivy wusste es ebenso wenig. Es trieb sie dorthin, wo sie vor fast zwanzig Jahren oft ihre Zeit verbracht hatte, wo sie mit ihrem ehemaligen Mann gelebt hatte über all diesen Läden, die sich über die gesamte Straße ausstreckten und die Leute nur so anlockten. Schöne Zeiten, da konnten sie sogar fast jeden Morgen die Sonne aufgehen sehen, doch das war lange her und so hatte es sich auch deutlich verändert. Die Straßen waren voll, die Läden waren alt und staubig und boten vollkommen andere Dinge an, als sonst. Alles hatte sich eben vermodernisiert, auch die Leute, die sich auf dem Pflaster bewegten. Sie schienen ärmer und dennoch viel moderner zu sein. Viele von ihnen besaßen bereits Metallersatzteile, die Augen oder gar große Körperteile, wie Arme, ersetzten. Unheimlich und dennoch vollkommen normal für ihre Zeit. An jeder Wand erstreckten sich haufenweise Steckbriefe, jeder von ihnen hatte ein hohes Kopfgeld, vor allem der Vampir, der überall mit seinem selbstsicheren Lächeln die Wände schmückte und sich den Leuten vorstellte. Erneut war ihr Kopf erfüllt von Wut, Wut auf diesen kleinen Jungen und auf diesen verdammten Vampir und auf den, der es erst ermöglicht hat, dass sie fliehen konnten. Verdammt sollten sie sein, in der Hölle sollten sie schmoren und diese würde Ivy ihnen persönlich überbringen, denn wer ihr Leben zerstörte, sollte sich über eine Gegenleistung nicht wundern und Ivy liebe es Gegenleistungen zu übermitteln. „Erst um die beiden sich kümmern und dann Job.“, murmelte sie leise, riss eines der Steckbriefe herunter, anschließend mit schnellen Schritten durch die Straße eilend, immer auf der Hut nach denen, die sie haben wollte, nach denen, die es verdient hatten durch ihre Hand zu spüren wie es sich anfühlte zu leiden, richtig zu leiden!

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Do Jul 23, 2009 10:06 am

Malik schwieg, schwieg bis sie wieder aus dem Laden verschwunden waren, auch wenn die goldenen Augen sich bereits glücklich geweitet hatten. Stumm hatte er zugesehen, vermutlich war der Engel oft zu leichtgläubig, aber er hatte viel zu viel Zeit außerhalb der Gesellschaft verbracht. Viel zu viele Jahre, ohne mit Menschen umzugehen….Da verlernte man schon einiges. Aber es war egal, solange er den Vampir bei sich hatte. Er würde ja auf ihn aufpassen, er würde schon nicht zulassen, dass er sich in dieser Welt, in dieser Stadt, allzu sehr verirrte. Das würde er sicherlich nicht zulassen. Die Augen schwebten staunend über all diesen wundervollen Stücken, Pilot musste ein wirklich interessanter Beruf sein. Obwohl für den Engel vermutlich eher langweilig, denn er hatte ja selbst Flügel um zu fliegen, er brauchte diese klobigen Maschinen nicht. Was der Mensch sich alles einfallen lassen musste….Kein Lebewesen war so zerbrechlich wie diese Rasse, keine andere Rasse kannte so viele Krankheiten, hatte so viele Waffen gebaut….Alles nur um sich selbst und andere zu zerbrechen. Welch dumme Art, und doch waren sie so weit oben, doch lebten sie schon seit so langer Zeit. ÜBERlebten sie. Man musste sich wohl oder übel damit abfinden. Malik wurde abrupt in seinen abschweifenden Gedanken unterbrochen, als Daisuke ihn mit sich zog, noch immer hatten die Finger sich fest um die teure Fliegerbrille gekrallt, er hatte gesehen wie viel Geld für diese läppische Spielerei über den Ladentisch gegangen war und es verschlug ihm beinah die Sprache. So viel Geld….Dabei wusste der Engel ganz genau, dass es eigentlich egal war, wie viel Geld sie ausgaben, durch die Opfer des Vampirs kam immer wieder Nachschub in die Kasse und die Organisation machte ja auch Geld, mehr als sie letztendlich verschleuderte. Wäre das nicht so gewesen, wäre sie ja auch schon längst aufgelöst.
Beinah liebevoll strichen die Finger über das Glas, es war dicker als das seiner alten Brille und von orangener Farbe. Für die Nacht also? Ganz nützlich eigentlich, auch wenn in dieser Stadt nachts immer die Lampen brannten und alles beinah taghell erleuchteten. Einige Okulare ruhten am oberen Rand der Brille, ließen sich herunterschieben, um so schärfer sehen zu können. Oh Wunder der Technik….
Als sie schließlich aus dem Laden traten, strahlte der Engel förmlich. Mit einigen routinierten Handgriffen setzte er die Brille auf, die Strähnen des blonden Haares standen wild ab, waren schon an die Fliegerbrille gewöhnt. Noch einmal fuhren die schmalen Hände glücklich über das Glas, über die Lederriemen, die alles zusammen hielten, bevor er zu dem Vampir aufsah.
„Sie ist wirklich einmalig. Dankeschön..“, sagte er lachend, wie leicht es war ihn glücklich zu machen, welch Kind er doch manchmal war. Die misstrauische Unruhe, die ihn noch vor kurzem gepackt hatte, war so gut wie verschwunden, für Trübsal blasen hatte er jetzt keine Zeit. Trotzdem huschten die Augen über die Menschenmenge, eher neugierig als nervös. Hier in diesem Stadtteil sah man keine gepuderten Gesichter, hier lebte die Mittelschicht, die Mittel- und die Unterschicht dieser Stadt. Hier war es laut und lärmend auf den Straßen, hier gab es Leben, auch wenn man damit rechnen musste, dass einem der Geldbeutel aufgeschlitzt wurde. Hier war die Polizei nicht ganz so zuverlässig wie anderswo, wen interessierte schon ein Stahlarbeiter, den man um die Hälfte seines Lohns erleichtert hatte? Also musste man hier gut auf sich aufpassen. Aber wenigstens das hatte Malik gelernt, dafür hatte er lange genug auf der Straße gelebt. Dafür hatte er oft genug selbst Geldbörsen aufgeschlitzt. Der Engel hob den schmalen Kopf, als Daisuke ihn ansprach, sah ihn eine Weile nachdenklich an, bevor er nickte. Noch immer hatte er an den Verletzungen zu schleppen, die man ihm im Gefängnis beigebracht hatte und es war wohl besser, wenn er sich noch weiter ausruhte. Die Heilerin hatte ihn eh schon kopfschüttelnd angesehen, als er mit dem Vampir in die Stadt gegangen war. Der Engel wollte sich gerade abwenden, als ihm noch etwas einfiel.
„Soll ich auf dem Rückweg beim Waffenhändler vorbeischauen?“
Malik wusste, dass der Vampir noch auf einige seltene –und vor allem teure- wartete. Wieder Futter für den Raum, den sowieso kaum jemand betreten durfte. Sie warteten schon seit Wochen auf diese Lieferung, mittlerweile war es Zeit, einmal ordentlich nachzuhaken. Und als Laufbursche war gerade das seine Aufgabe. Er sah wie der Vampir gedankenverloren nickte und wandte sich mit einem letzten Wink ab. Der Waffenhändler lag auf dem Weg zurück, wieder konnte Malik nur staunen über so viel technisches Geschick. Was alles in diesen Wunderwerken steckte…Allesgriff ganz sicher, ganz genau und wurde so verdammt tödlich. Er starrte in das bärtige Gesicht des Ladenbesitzers, der ihn misstrauisch musterte. Natürlich durfte man keine Waffen an Kinder verkaufen, aber als Malik mit fester Stimme sagte, wer ihn schickte, wurde das Gesicht gleich entspannter. Summend verschwand er im Hinterzimmer des Ladens, bevor er mit zwei Revolvern wieder zurück kam, die Läufe schimmerten leicht im Licht. Vorsichtig ließ der Engel sie in der Tasche verschwinden, die an seiner Seite hing, bezahlt waren die Schmuckstücke schon. Wie gern er eine Kugel aus diesen Meisterwerken abgefeuert hätte…..Aber sie würden nur in Daisukes Zimmer versauern, wie all die anderen wunderbaren Waffen auch.
Gedankenverloren reihte er sich wieder in Menschenmasse ein, die Augen schweiften misstrauisch umher, bevor er in eine weniger hektische Straße einbog, die schnellen Schritte hallten von den hohen Wänden wider. Auch hier sah er Steckbriefe, die eigenen zerfressenen Augen die ihn zu mustern schienen. Es war unheimlich. Und genau das passierte, wovor der Vampir ihn auf dem Hinweg gerade noch hatte bewahren können. Vor lauter Abgelenktheit lief er in jemanden hinein. Der schmale Körper stolperte, fiel der Länge nach hin, blieb für einen perplexen Moment liege, bevor er sich langsam wieder aufrappelte und sich umdrehte, um sich zu entschuldigen.
Und erstarrte.
Wie viel Pech konnte man denn bitte schön haben? Er sah die leicht grünliche Haut, er sah die roten Augen, all das was er in seinem halbtoten Zustand im Gefängnis auch gesehen hatte. Wie zur Salzsäure erstarrt wollte er rennen, weit weg so schnell wie möglich, aber er konnte einfach nicht. Die Augen angstgeweitet auf die Frau gerichtet, die ihm bereits so viel angetan hatte.
Wie das Kaninchen vor der Schlange…

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1So Jul 26, 2009 11:11 pm

Ivy hatte genug von diesem Tumult, der in jeder Straße, an jeder Ecke aufzufinden war. Nirgends konnte man seine eigenen Gedanken hören, nirgends konnte man sich zusammenreißen, wieder die Fassung zurückgewinnen…dafür waren es einfach zu viele Menschen, zu viele Stimmen, zu viele Gesichter, die sich in ihren Kopf hineinfraßen und sie nicht in Ruh’ ließen und genau das machte sie noch wütender, als sie ohnehin schon war.
Rasch bogen die Beine in eine Ecke ein, weg von den Menschenmassen, die sich überall erstreckten…nur hier schien es ruhiger zu sein, leerer, so leer, dass man den eigenen Atem hören konnte, dass man genug Ruhe hatte um sich Gedanken zu machen, wie sie vorgehen sollte und wie viel Nutzen ihr das nun wirklich brachte, falls es irgendeinen Nutzen brachte und ob es denn so richtig war das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. „Natürlich ist es richtig…diese Penner haben doch keine Ahnung.“, zischte sie leise sich selbst zu.
Selbstgespräche wurden mit der Zeit zur Lieblingsbeschäftigung der Rothaarigen…langsam verlor sie hier den Verstand und dabei war sie noch nicht einmal zweihundert Jahre alt. Sie hatte noch so viel Zeit vor ihr und hatte jetzt schon genug, hatte jetzt schon einen Teil ihres Lebens verschwendet.
Manchmal war der größte Wunsch in ihrem Leben die Zeit kurz zurückzudrehen, die schönste Zeit zu erleben, die Zeit vor ihren Anfängen bei der Polizei, wo Wut nicht das Hauptmerkmal ihres Daseins war…doch alles änderte sich, anscheinend auch die Personen selbst, die immer wieder beteuerten, dass sie sich nie ändern würden, egal was kommen mochte.
Gelogen hat jeder einzelne von diesen Wesen, die dies tatsächlich glaubten und sie…sie war auch eine elende Lügnerin, eine Heuchlerin, die ihren Zorn dafür einsetzen wollte jemanden zu verletzen, so sehr, wie sie verletzt war von dieser Welt, von dieser trostlosen, grotesken Stadt mit ihrem widerlichen Gestank, der in die Nasenlöcher kroch und Übelkeit hervorrief.
Gedankenverloren, wie Ivy war, achtete sie keineswegs auf den Weg vor ihr, achtete nicht auf andere Personen, die genau auf sie zuliefen, es war ihr schlichtweg egal auch wenn dieses Egal schnell zum Verhängnis wurde. Schnell prallte sie mit jemand anderem zusammen, nur noch Widerstand des Körpers war zu spüren, ehe die Dämonin automatisch und zugleich leicht verwirrt zurückstolperte. Sie sah die Gestalt am Boden liegen, erkannten diese zuerst nicht, sodass sie sich selbst bei dem Wesen entschuldigen wollte, einem kleinen Jungen. „Heey- lass mich dir auf-“, die stockte, als sie das Gesicht des Kindes erblickte, das sie doch erst etwas mehr als vor einer Woche noch zu sehen bekam, lange genug um es sich einzuprägen, und das sie an allen Wänden dieser Stadt anstarrte, wie ein Unheil, das sie auf Schritt und Tritt verfolgte.
Ihr Gesicht verzog sich zu einem leichten Lächeln, die feuerroten Augen starrten die goldenen des Engels an, der so hilflos und ängstlich erschien und noch dazu ohne seinen kleinen Meister war, doch wenn er hier war, dann war Daisuke auch nicht weit, er würde seinen Schützling nicht alleine lassen, das wusste Ivy sehr gut oder zumindest glaubte sie es, denn auf den Straßen erzählte man von ihnen, die anderen Gefangenen sangen wie Vögel, erzählten ihnen alles von den beiden und von den anderen ebenfalls, erzählten all das, was sie wussten und das reichte ihr aus um die beiden einigermaßen zu kennen. Nur die Absichten des Vampirs, die blieben immer noch im Verborgenen, nicht einmal er selbst wusste wahrscheinlich, was er in da erschaffen hatte und zu welchem Zweck. Vielleicht um nie in Vergessenheit zu geraten, denn wer wollte schon auf ewig unscheinbar und unwichtig sein, sie selbst hatte immer die Hoffnung in sich getragen eines Tages in den Geschichtsbüchern zu stehen, doch dies war so unwahrscheinlich wie das ewige Überleben der menschlichen Rasse, die bald unter all den Wassermassen dieser Welt begraben sein werden.
Doch all das war egal, in Moment zählte nur eine Sache und das war dieser kleine Junge, der ihr Leben zerstört hatte, der ihr alles raubte. Er und sein elender Boss!
„Na, mein Kleiner. Scheinst dich ja verlaufen zu haben!“ Der grün-blaue Arm bewegte sich langsam auf ihn zu, legte sich auf die Schulter Maliks. Die Nägel krallten sich leicht in das junge Fleisch des Geflügelten, währen sie lächelnd neben ihm herging, ihn gegen seinen Willen mit sich mitzerrte. „Du kommst mit mir mit, denke ich mal und du schweigst am besten den ganzen Weg über und versucht dich nicht in der Öffentlichkeit zu wehren, denn helfen wird dir keiner und du machst alles nur noch schlimmer.“, summte sie ruhig, wenn nicht gar heiter ihm entgegen. Ihr Blick glitt zu den empfindlich wirkenden Flügeln, dann zu dem Gesicht, in dem die Angst geschrieben stand, so offensichtlich, dass es sie erschreckte…ein wenig.
Traurig, er war so jung und irgendwo hätte sie jetzt mit ihm Mitleid gehabt, denn vielleicht konnte er nichts dafür, dass er nun dort war, wo er war, vielleicht wurde er dazu gezwungen diesen schmutzigen Geschäften nachzugehen, vielleicht…doch was brachten ihr diese Spekulationen, was brachte ihr das Mitleid einem Wesen, das im Grunde das eigene Schicksal in der Hand hatte, das nie hätte so weit gehen müssen oder besser, das nie hätte so tief sinken müssen. Er hatte ein Leben vor sich, das er selbst bestimmen konnte und Ivy war nicht dafür da gewesen um ihm zu sagen, wie er es hätte tun können. Er zerstörte ihres und das war Grund genug seines zu zerstören, egal wie traurig und mitleiderregend dieses auch war.
„Besuchen wir doch meine eigenen vier Wände und ich zeige dir so, wie ich wohne und dann….dann unterhalten wir uns und später lade ich auch deinen Boss ein, was hältst du davon, hm? Ein toller Plan um den Tag zu versüßen, nicht wahr?!“ Ob es ihr Spaß machte manchmal, wenn nicht oft so zu den anderen zu sein? Manchmal ja, manchmal versuche sie sich den Spaß zu erzwingen, dann funktionierte es sogar ganz gut, denn mit Gemeinheiten kam man relativ gut durch, man wurde in Ruhe gelassen und die Leute belästigten einen nicht. Ob dies ihr eigenes Ich war? Fast, es wurde immer mehr zu ihr selbst, es passte sich allmählich an, wurde zu einem Bestandteil ihres Lebens und ein neues Beweisstück wie gut, schnell und stark sich alles ändern konnte, man brauchte nur einen Ruck, der hin und wieder von einem selbst nicht beabsichtig wurde.
Mit ruhigen Schritten kämpften sie sich durch die Menschenmassen, die sie nicht einmal anschauten, so, als wären sie gar nicht erst da und das war auch gut so, bevor einer auf die banale Idee kam, Malik zu retten. Doch sie würden es nicht tun, denn jeder hier hatte selbst genug Probleme, jeder hier hatte selbst genug Ärger, dass es sich nicht für sie lohnte einem hilflosen unwichtigen Jungen zu helfen.
Fröhlich lächelnd führte sie Malik weg von den Straßen, von den alten Läden und weg von der Ecke, wo er wahrscheinlich lebte, immer weiter in das Stadtinnere, bis sie in eine alte, verlassene Gasse einbogen. Aus den offenen Fenstern der Wohnungen hörte man die Stimmen der anderen, Krach und manchmal auch Gebrüll. Ivy schnaufte nur leise, ehe sie die Tür eines alten Hauses öffnete. Im Hausflur roch es nach altem Holz, die Wände wirkten verrostet, die Verkleidung war fast zur Hälfe abgerissen und die Treppen waren dank der tiefen Dunkelheit kaum zu sehen. Mit schnellen Schritten polterte die Rothaarige die Treppen rauf, einige drohten unter dem nicht allzu schweren Gewicht beider Personen einzukrachen, bei der letzten Treppe passierte dies sogar, bis sie endlich eine Holztür erreichten, die Ivy mit einem ihrer Schlüssel rasch öffnete, den kleinen unsanft hineinschubste, ehe sie die Tür hinter sich schloss.
Drinnen war es halb so schlimm, wie draußen. Es sah gemütlicher aus, war dennoch dunkel und vor allem voll gestapelt. Jede Ecke beinhaltete mindestens einen Stapel von Dingen, die entweder aussahen wie Papiere, Zeitungen oder gar Bücher. Fast bis zu den Decken reichte jeder von ihnen.
„Lass dich von der Unordnung nicht stören.“, sagte sie nur, während sie den Engel aus dem Flur in einen anderen Raum schob, der ebenfalls nicht wegen seiner Ordnung in die Augen sprang.
Malik wurde gegen einen der frei herumstehenden Stühle gepresst, mit festen Griff zog sie nach hinten, murmelte unverständliche Worte, bis anschließend die Hände dank pflanzenartiger Schlingen am Stuhl gefesselt waren, wie auch die Beine. Zufrieden kniete sich die Dämonin gegenüber von dem Jungen, betrachtete ihn eine Weile, ehe sie ihm die Pilotenbrille abnahm, diese neugierig musternd. „Scheint neu zu sein und hübsch ist sie auch noch.“, die Augen wanderten kurz zu Malik, während die Finger mit den Gläsern herumspielten, anschließend die Brille auf den vollgestopften Schreibtisch legten. „Ich nehme an, dass du nicht möchtest, dass ich sie kaputt mache. Aber das tut wirklich kaum etwas zur Sache.“
Denn etwas ganz anderes war ihr im Moment wichtig und dies war ihm sicherlich bewusst, denn sonst wäre er schon längst wieder auf dem Revier, würde sich in der Zelle wälzen müssen mit all den anderen baldigen Leichen. Doch er würde dieses Gebäude nie wieder zu Gesicht erblicken, weder von innen, noch von außen.
Sanft umfasste Ivy das Kinn des Jungen, hob sein Gesicht höher zu sich heran, sodass er sie anschauen musste. Die roten Augen starrten ihn lange an, ehe sie mit ihrer Hand ausholte und heftig gegen das Gesicht des Engels schlug. „Du kleine Made wirst heute für das, was du und dein kleiner Meister mir angetan habt, bezahlen…ooh und keine Sorge, ich bin so fair und werde diesen doch gleich dazuholen. Aber vorerst…sagst du mir doch bitte wo er wohnt, damit er noch vor deinem Tode dich sehen kann?“

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BeitragThema: Re: .........Let the engine steam........   .........Let the engine steam........ Icon_minitime1Mo Jul 27, 2009 12:15 am

Warum musste er so verdammt großes Pech haben? Warum lief gerade er der Frau in die Arme, die sie nicht nur gut genug kannte, sondern auch noch gehörig Wut auf sie hegte für ihr Entkommen? Malik hätte so viele unbekannte Passanten umrennen können, aber nein, es war diese Frau, der er über den Weg rannte. Und dann lähmte auch noch die Angst seine Knochen, sodass er sich nicht rühren konnte. Aus goldenen geweiteten Augen starrte er sie an, wollte sich umdrehen und wegrennen. Er verkrampfte sich unwillkürlich, als sie ihm den Arm um die Schulter legte, der Körper wurde starr, wollte sich nicht von der Stelle rühren, doch sie zog ihn einfach mit sich. Wie sehr er doch hoffte, irgendeiner in diesem Viertel würde ihn erkennen, würde die nackte Panik in dem Gesicht erkennen und ihm helfen. Denn sie hatte recht: Er brauchte nicht zu schreien, er war steckbrieflich gesuchter Verbrecher, er hatte keine Rechte, wenn er auf sich aufmerksam gemacht hätte, hätte man ihn nur festgenommen und wieder zurückgeschleift in das Gefängnis. Und wer hätte ihn diesmal daraus befreien sollen? Und so ließ er sich einfach nur von der Frau mitziehen, durch die dunklen Gassen, weit weg von all dem wo er lebte und aufgewachsen war. Hier würde ihn keiner mehr erkennen, ganz sicher nicht. Hier rannte er nicht jede Woche einmal zu den Händlern, um von ihnen Waren für den Vampir abzuholen. Hier kannte man den blassen Jungen höchstens von Steckbriefen, nicht weil man ihm einmal etwas Geld zugesteckt hatte, weil man dachte es wäre nötig. Dabei brauchte er doch gar kein Geld, er hatte bei Daisuke doch alles was er brauchte.
Daisuke….Er hatte den Vampir sicherlich schon wieder enttäuscht, kaum wieder auf den Beinen lief er dieser Frau direkt wieder in die Arme. Hilflos, schutzlos. Er machte nur Ärger, er hasste sich dafür und er wusste nicht, wie lange er diesmal standhalten würde. Es war nutzlos, sie anzulügen, denn dann würde sie losgehen. Merken, dass er geschwindelt hatte. Wieder zurückkommen und dann würde Malik schrecklich leiden müssen. Aber auch, wenn die Angst dem kleinen Engel so abgrundtief in der Seele saß, er wollte nichts verraten. Er musste schweigen, damit es dem Vampir nicht ebenso erging wie ihm selbst. Dabei, wäre er nicht stärker als dieses Weib? Mit Sicherheit sogar, sie würde gegen ihn verlieren in einem Kampf. Aber es würde wohl kaum einen Kampf geben. Wieso sollte es dazu kommen? Alles was diese Frau wollte, war ihre eigene private Rache. Deshalb hatte sie den Engel auch in diese vollgestopfte Wohnung gebracht anstatt ihn gleich auszuliefern. Die Lippen zitternd aufeinander gepresst, so heftig, dass sie ganz weiß wurden, sah er sich in dem kleinen Raum um. So unordentlich, das war er nicht gewohnt von zu Hause. Dort waren immer genug Rebellen, die nichts zu tun hatten. Die die Wohnung in Ordnung hielten, dafür sorgten, dass nichts weg kam, dass alles ordentlich und aufgeräumt war. Das hier war das genau Gegenteil. Und außerdem: Hier würde ihn niemand hören, was wenn seine Leiche einfach irgendwo zwischen den hohen Stapeln verschwand, was wenn-?
Malik hielt in seinen sich überschlagenden Gedanken inne, nein, so würde es nicht enden, so durfte es nicht enden. Die gespielt freundlichen Worte der Frau machten ihn wütend und zauberten einen Ausdruck von Zorn in das verängstigte Gesicht. Er hatte ihr bis jetzt noch nicht geantwortet, hatte keines ihrer bissigen Kommentare für voll genommen. Und auch jetzt schwieg er noch, sie schien überhaupt keine Antwort zu erwarten, ihr schien dieses kleine Spiel zu gefallen, das sie hier trieb.
Malik wollte sich losreißen, als sie ihn auf den Stuhl drückte, wollte aufstehen bevor noch etwas…..geschah, aber dafür war es bereits zu spät. Wurzelähnliche Seile, die sich um die schmalen Hand- und Fußgelenke wanden, so sehr der Engel auch zerrte, er konnte sich nicht befreien, er war machtlos gegen die unnatürliche Kraft der Ranken, die dieses Weib hinauf beschworen hatte. In den goldenen Augen glänzte noch immer die Angst, als sie ihm die Fliegerbrille vom Kopf zog, aber da war auch Traurigkeit in der goldenen Iris. Er hatte sie doch gerade erst bekommen, sie war doch so schön gewesen. Wie viel Geld Daisuke dafür ausgegeben hatte…..Als er noch auf der Straße gelebt hatte, hätte er für so eine Menge mehr als nur eine Person umgebracht. Und er hatte sie ihm einfach geschenkt. Doch was machte der Junge daraufhin? Er ließ sich gefangen nehmen wie ein entlaufener Köter, er ließ sich wieder ein Halsband umlegen. Das konnte sie doch nicht machen, WER gab ihr das Recht dazu?
Er wusste, was kommen würde, als sie ihm mit sanftem Nachdruck unters Kinn fasste, er sah es in den roten Augen und es machte ihm Angst. Er wollte nicht schon wieder den Schmerz spüren, der durch seine Wange schoss, als dieses Weib ihm ins Gesicht schlug. Wieder mitten ins Gesicht. Ein paar stumme Tränen rannen über die blassen Wangen, nicht unbedingt wegen diesem Schmerz, sondern viel mehr weil er wusste was noch kommen würde, wenn er nicht redete. Dabei stand seine Entscheidung doch schon längst fest, er würde den Vampir doch nie verraten, niemals…..Er wusste nicht einmal genau, warum er so an dem Mann hing, der ihn doch mehr als einmal geschlagen oder getreten hatte wie einen Hund. Immer dann wenn er nicht getan hatte, was er verlangt hatte. Aber mittlerweile wusste der Engel ja, wie er ihn nicht provozierte, er hatte es gelernt und jetzt wo er das wusste, da war das Zusammensein mit Daisuke auch irgendwie….ruhiger, harmonischer. Er konnte und durfte ihn einfach nicht verraten, auch wenn ihm das noch so viele Schmerzen zufügen würde. Er schüttelte ruckartig den Kopf, sah nicht in die feuerroten Augen. Wenn er verriet wo sie wohnten, verriet er die gesamte Organisation.
„Das werde ich dir….niemals verraten. Lieber sterbe ich…“
Er wusste sehr genau, was er da sagte, dass es gar nicht so abwegig war, hier in dieser Wohnung den Tod zu finden. Aber doch nicht, wenn er ihr rein gar nichts verraten hatte, oder? Er hatte sie schon einmal überlebt, das würde er auch noch einmal hinbekommen.
„Als würde ich ihn an dich ausliefern….“
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