Danger Danger
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Danger Danger

High Voltage
 
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 I chose the impossible

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Kauzi
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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Do Aug 05, 2010 10:13 pm

Bevor das Kind auf seinem Arm endgültig einschlief, brachte sie Ethan lieber in sein Zimmer. Anscheinend begann der Tee jetzt schnell und stark zu wirken. Müdigkeit ließ die Glieder des Mädchens schwer und schlaff werden. Lange würde sie sich sicherlich nicht mehr wach halten können. Ethan musste lächeln bei dem Gedanken, wie sie seine Hand gedrückt hatte, als wollte sie ihm Zuspruch geben. Als wollte sie, die doch so wenig verstand und doch genug fühlte, ihn heilen. Der Arzt wusste, dass man an einem gebrochenen Herzen sterben konnte. Dass man an Kummer zugrunden gehen konnte, als leide man an einer unergründlichen Krankheit. Doch so tief war seine Trauer nicht, so tief konnte sie nie werden. Nicht, solange er hier einigermaßen sicher und geregelt in Rapture leben konnte und nicht zu oft an die Vergangenheit erinnert wurde, die er absichtlich so weit hinter sich gelassen hatte. Er hatte einen ganzen Ozean zwischen sich und den Krieg gebracht. Eine schützende Wand aus Wasser und er innerhalb der Stadt sicher wie eine Perle in einer Auster. Und auch Emily lebte in dieser Muschel, in der man sich von allem abkapseln konnte, als wäre die Welt dort oben gar ein anderer Planet. Aber im Unterschied zu ihm hatte sie nie wirklich etwas anderes kennen gelernt. Sie kannte nur die künstlichen Bäume in Arcadia, die irgendwie nicht ganz so grün waren, sie kannte nur das flackerende Licht der Lampen und nicht den warmen Schein der Sonne, der einen morgens aus dem Bett riss. Sie kannte die ganzen Tiere nicht, keine Vögel und auch keine Insekten.
Ethan war kein großer Freund von Krabbeltieren, aber Schmetterlinge faszinierten ihn. Er hatte sich unter großem Aufwand eine besorgen lassen, für so viel Geld, dass es beinahe lächerlich erschien. Und das nur für ein paar hübsche bunte Flügel. Wenn man ganz still war, konnte man das flatternde Schlagen ihrer Flügel hören, sie alle waren in diesem großen Glaskasten untergebracht. Ein Kasten aus Glas innerhalb eines viel größeren Kastens aus Glas. Ein Biotop für Schmetterlinge in einem Biotop für Menschen. Er wusste, dass die Tiere nicht besonders lange lebten und ihnen hier vermutlich auch die geeigneten Bedingungen fehlten, um sich fortzupflanzen, aber wenigstens für ein paar Wochen hatte er die Schönheit dieser zarten Wesen genießen wollen. Wie sie anmutig mit den Flügeln schlugen und manchmal sogar auf seiner Hand spazieren gingen, wenn er sehr geduldig war. Er bemühte sich immer, ihre Flügel nicht zu berühren, wusste er doch, wie empfindlich diese Wesen waren.
Er hatte einen Moment nicht aufgepasst, als das Klirren laut durch seine stille Welt hallte. Augenblicklich zuckte er herum um zu sehen, ob dem Mädchen etwas passiert war. Ein dünner Faden Blut lief aus einem feinen Schnitt an ihrem Schienbein. Sie selbst schien die kleine Wunde, die wohl durch eine der Scherben entstanden war, gar nicht zu bemerken. Ethan würde ihr sie gleich verbinden. Jetzt musste er sich erst einmal um die Schmetterlinge kümmern. Er konnte Emily nicht böse sein, nicht für ihre kindliche Neugier und die entzückende Naivität, mit der sie die Tiere benannte, die so aufgeschreckt durch die Gegend flogen und überall Farbe aufblitzen ließen. Schnell schloss Ethan die Tür, damit sich die Falter nicht im ganzen Haus verirrten, doch einer schien schon im Wohnraum herum zu fliegen. Naja, um ein einziges Exemplar konnte er sich nun nicht kümmern. Er ging vorsichtig auf Emily zu, zog sie von den scharfkantigen Scherben fort, die überall verteilt lagen und setzte sie auf das breite Bett. Er folgte ihrem Blick, wie sie die Tiere beobachtete, als hätte sie etwas Überirdisches vor sich.
„Das sind Schmetterlinge. Davon gibt es an der Oberfläche jeden Sommer eine ganze Menge“, erklärte er ihr lächelnd. Er hatte so viele Glasbehälter hier herumstehen, dass es nicht schwer sein dürfte, einen Aufbewahrungsort für die verwirrten Falter zu finden. Er hatte sogar noch ein altes Aquarium, das er mitgebracht hatte, aber was sollte man mit einem Aquarium voller Fische, wenn man mitten im Meer lebte? Die Schmetterlinge hatten sich mittlerweile alle an der einzigen Lichtquelle im Raum, einer gedämpften Lampe versammelt. Nach und nach fing Ethan sie in der hohlen Hand und setzte sie in das provisorische Gefäß. Bis auf den letzten, ein einfacher Zitronenfalter. Vorsichtig setzte er sich neben Emily aufs Bett, öffnete die Hand leicht, sodass sie einen Blick auf den Schmetterling erhaschen konnte, der ruhig in seiner Hand saß.
„Ich kann ihn heute Nacht freilassen. Dann ist er dein Schutzengel.“
Er öffnete die Hand etwas weiter und das Tier schlug zögerlich mit den Flügeln, flog trudelnd los, nur um sich auf Emilys Knie niederzulassen.
„Ich muss mich noch um deine Schnittwunde kümmern“, fiel ihm hastig ein. Er holte aus dem Durcheinander einen Koffer hervor, öffnete die silbernen Schnallen, während das Mädchen den Schmetterling beobachtete. Nur ein wenig Watte mit Jod, das er kurz auf die Wunde tupfte. Er spürte, wie sie für einen Moment zusammenzuckte, dann verband er die Wunde. Nicht, dass sich in den nassfeuchten Straßen hier noch irgendetwas entzündete. Er erhob sich, legte ihr die Decke um die Schultern.
„Ich denke, jetzt ist aber Zeit zum Schlafen.“
Er hob den Blick, der Zitronenfalter saß an der Wand über dem Bett und bewegte leicht die Flügel auf und ab, als wüsste er nicht, wo er hinsollte.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Fr Aug 06, 2010 11:07 pm

Der Blick folgte den kleinen Wesen, welche durch das Zimmer tanzten, fort flogen und mit ihren schillernden, zarten Flügeln die Lüfte erklommen. Sie tummelten und flogen Muster und dann in Richtung der einzigen Lichtquelle im Raum, als würden sie magisch davon angezogen, wie Eisen von einem Magnet. Sie folgte dem Spektakel, welches sich da vor ihren Augen abspielte. Ein helles vergnügtes Lachen entfloh den weichen Lippen des Mädchens. Es war so schön die Engel zu sehen, zusehen wie sie flogen, zu sehen wie sie herumtanzten und wie sie alles glücklich lassen schienen. Sie hörte eine Tür zu schlagen doch es kümmerte das Kind nicht, kümmerte es so wenig denn die Engel waren viel schöner, bedurften viel mehr Aufmerksamkeit.
Die Hände des Mannes zogen sie fort von dem Kasten, von den Scherben. Sie hatte es nicht gemerkt, dass sie sich verletzt hatte doch jetzt konnte sie die rote Flüssigkeit erkennen, welche aus ihrem Bein lief. Doch komischer Weise spürte sie kaum den Schmerz, welcher diese Wunde normalerweise verursachte. Der Tee hatte sie schon so müde gemacht, kaum konnte sich doch die Augen offenhalten, welche immer noch auf die kleinen Engel, welche der Arzt Schmetterlinge genannt hatte. Sie waren so zart und wunderhübsch. Sie kannte sie nicht, würde sie sicher auch nirgendwo sonst sehen. “Engelinge…” murmelte sie müde und sah dem Arzt dabei zu wie er wieder dafür sorgte, dass die kleinen Dinger wieder eingefangen wurden. Sie hatte nicht gewollt, dass sie freikamen, sie hatte sie doch nur toll gefunden. Aber immerhin schimpfte der Arzt nicht mit ihr. Emily legte den Kopf schief als er auf sie zu kam, sichtlich neugierig. Er setzte sich neben sie und öffnete ein wenig seine Hände, welche er zusammen gelegt hatte und einen kleinen Käfig aus Haut und Eisen gebaut hatte. Ihre Augen weiteten sich als den kleinen gelben Engeling sah und flüsterte stumm diesen Wort. Sie waren so süß und knuffig, diese Dingerchen.
Sie sah zu wie der Schmetterling davon flog und sich dann doch entschied zu ihr zu kommen, setzte sich sanft auf ihr Knie. Sie kicherte vergnügt und streckte die Finger danach aus, doch er flog weg. Sie kicherte. “Mein Schutzengeling…”
Das kleine Mädchen schaute dem Engel dabei zu wie er herum flog und sich an verschienden Stellen des Raumes hinsetzte und kurz verweilte, merkte kaum, dass man sie verarztete. Zwar zuckte sie zusammen als kurz der brennende Schmerz auftrat aber danach widmete sie sich wieder dem Engeling.
Sie kuschelte schließlich in das Bett.
“Mister? Was ist an der Oberfläche? Und was ist der Som-” weiter kam sie nicht, ihre Augen waren zugefallen und sie schlief ein. Sie schlief, einen trügerischen ruhigen Schlaf.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mo Aug 16, 2010 10:10 pm

Während also das Mädchen wohl ihren neuen besten Freund gefunden hatte, der ihr das Leben des Kriegs erklären wollte, worüber Jonathan nur lächelnd im inneren den Kopf schütteln konnte, setzte sich der junge Mann auf einen seiner geliebten Sessel, kramte ein kleines, zerbeultes Schächtelchen aus seiner Innentasche und stopfte erneut den Tabak in seine geliebte Pfeife. So ein Ding war schon eine tolle Erfindung gewesen, vor allem an späten Abenden, wenn man wenig zu tun hat und sich draußen auch nicht mehr aufhalten sollte und wenn man heute nicht mal einen draufmachen konnte, in einen der zahlreichen Bars, die hier verstreut herumlagen, so machte man es sich eben mit Tabak und ein wenig Musik aus dem Grammophon gemütlich, welches der junge Mann zu seiner Linken anschmiss. Leise, angenehme Musik umhüllte den Raum und machte den ehemaligen Piloten nachdenklich. Er beobachtete unaufällig Ethan und das kleine Mädchen, ehe sie den Raum verlassen hatten, die Stimme des Arztes immer noch in seinen Ohren summte. Er hatte eine freundliche Stimme, nichts Böswilliges konnte er aus ihr heraushören, doch heutzutage war kein Arzt mehr nur ein freundlicher Lebensretter, viele benahmen sich wie die leibhaftigen Götter und er hatte in seinem Leben eigentlich genug von diesen Ärzten..er war nicht mal dreißig und fühlte sich schon wie ein alter Mann, er fühlte sich so anachronistisch, dass er sich selbst manchmal nicht ernst nehmen konnte. Ja, innerlich kam man sich älter vor, als man sein sollte.
Seufzend setzte er die Pfeife an seine Lippen an, zog einmal tief an dieser, behielt den Rauch für einen Moment in den Lungen, ehe er diesen aus der Nase blies, wie ein Drache oder eine Dampflock..von denen es da oben wahrscheinlich immer weniger gab, die Welt wurde immer besser, schneller, neuer..selbst Rapture konnte man sich vor zehn oder zwanzig Jahren so noch nicht vorstellen, Jonathan hätte nie gedacht, dass er jemals hier landen würde, niemals in seinem Leben. Er dachte ja an alles, an Luftschiffe, an fremde Länder fernab der Vereinigten Staaten aber das...seine Mutter wäre stolz auf ihn gewesen, ganz bestimmt.
"Ach..schon so spät.", murmelte er leise vor sich hin, als sein Blick über die Wanduhr wanderte und einen kurzen Blick auf die Zeit erhaschte. "Ich denke mal wir sollten langsam ins...", er stockte, als ein Schmetterling aus Ethans Zimmer zu ihnen angeflogen kam. Verwirrt starrte er dem Insekt hinterher, sich fragend, woher der junge Mann so etwas Dämliches her hatte, ehe er sich auch erhob und mit beiden Händen dem Wesen das Leben nahm. Lange würde es hier sowieso nicht überleben und nach oben in die Lüfte würde es auch nie wieder kommen. Jonathan war nie der Freund von Insekten udn selbst solche hübschen Wesen wie Schmetterlinge hasste er wie die Pest. Die bunten Flügel hörten abrupt auf hektisch zu flattern, das Insekt fiel sanft zu Boden und blieb dort auch...der Blonde würde es nähmlich ganz bestimmt nicht wegschmeißen!
Seine Augen wanderten rasch zu ihrem Gast, diesen freundlich anlächelnd. "Ich kann dir leider nur die Couch anbieten, aber sie ist gemütlich..ich habe mich selbst oft erwischt, wie ich in dieser eingenickt bin.", er lachte leise, eilte in sein Zimmer, ein Kissen und eine Decke vom Bett schnappend. Er hatte immer eine Sache zu viel, wusste nicht einmal warum, aber anscheinend hatte es heute sogar einen gewissen Nutzen.
Zurück im Wohnzimmer, schmiss er beide Sachen Immanuel entgegen. "Also, schlaf' dich aus, wir sehen uns spätestens morgen, es sei denn jemand stirbt in dieser Nacht an was auch immer.", mit diesen Worten verlies er den Herren, schaute kurz in Ethans Zimmer vorbei, musste lächeln, als er das kleine Mädchen schlafen sah. "Gute Nacht, Ethan.", flüsterte er ihm leise zu, anschließend in sein Zimmer eilend.

Es war ein erfüllendes Gefühl, endlich im Bett zu liegen, noch erfüllender war die Tatsache, dass die Federn sein Gewicht aushielten, ohne sterbende quietschende Geräusche in der Nacht von sich geben zu müssen.
Das fahle Licht von draußen schien auf sein Gesicht, doch daran hatte er sich gewöhnt..mittlerweile konnte er ohne dieser unvollständigen Dunkelheit gar nicht mehr schlafen.
Man gewöhnte sich schließlich an alles...
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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Sa Dez 18, 2010 11:00 pm

Er blieb schweigend am Fenster stehen. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, die schlanken Arme vor der Brust verschränkt, hörte er kaum noch die Worte des Arztes. Er nahm sie nebensächlich war. Das, wovon er sprach. Er sprach von Krieg. Von dem schlimmsten Spiel, was die Menschen trieben. Dale drehte sich kurz um, sah, wie er dem Mädchen dies erzählte, wie ein Märchen bald. Nur das Märchen selten wahr waren. krieg war Realität. Oben tobte ein Weltkrieg und hier unten waren sie ja alle anscheinend so sicher. Sie waren geflohen, doch keinen Deut besser, als die da oben.
Keinen Deut besser als die Sowjetunion. Keinen Deut besser, als die Deutschen. Er wollte etwas sagen, doch dann sah er das Kind. Und schützte es vor sich selbst. Er drehte sich wieder um und starrte aus dem Fenster hinaus. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören. Er vermischte sich mit der Musik, die aufgelegt wurde. ein Schwarm Fische schwärmte vor dem Fenster her, warf das herauffallende Licht sanft zurück. Es reflektierte sich in den sturmgrauen Augen- Krieg, ja. Krieg war hier auch- Er hatte Rapture langsam aber sicher erreicht. Ein Bürgerkrieg, ein grausamer- Und der Krieg mit sich selbst. Immanuel fixierte das eigene Gesicht und starrte in zwei, mit dem Wahnsinn kämpfende Augen, die alles sagten außer: Ich bin so glücklich, dass ich hier im Frieden lebe. Etwas abwesend packte er seinen Tabak ebenso aus und drehte sich seelenruhig eine Zigarette. Sein Blick glitt kurz hinüber zu dem Cyborg. Doch er schwieg bedächtig. Er wollte eigentlich nicht mit ihnen reden, jedenfalls nicht wirklich.
Jon war ihm suspekt. all diese Menschen hier waren ihm suspekt. Morgen würde er wieder gehen und sich zu den verrückten Künstlern und anderen Parasiten rotten, die sich mit ihm in einer entlegenen Bar die Kante gaben.
Behutsam drehte er den Tabak in das Blättchen, begutachtete es konzentriert. Er fand Zigaretten drehen wirklich meditativ. Er konnte es nicht anders sagen. Es waren diese paar Minuten von Beherrschung, die ihm blieben. Er leckte das Blättchen an und schloss es sanft. Als er das Blättchen glattstrich, fiel ihm auf, dass seine Fingernägel vollkommen blutverkrustet waren. Ebenso ging es ihm wahrscheinlich mit seinen Haaren und seinem halbe Brustkorb. Er hatte seit Tagen kein Wasser mehr von nahen gesehen. Er musste aussehen, wie der letzte Abschaum Raptures. Er roch nach Schweiß, Blut, verbrannten Fleisch und kaltem Rauch. Eine Mischung, die ihm selbst nicht mehr auffiel.
Er riss ein Streichholz an der rauen Wand an, an der er lehnte und steckte sich die Zigarette an. Genussvoll stieß er den blauen Dunst aus. Sein Blick glitt zu Jon, der mit dem Rücken zu ihm saß. Er sah nur, wie er ebenso rauchte- es roch ganz wunderbar, wahrscheinlich war es Pfeife. Ja.... Das war, was blieb. Musik und Genuss. Zwischen all dem anderen furchtbaren Dingen, welche hier geschahen.
Er zuckte zusammen, als Jon sich bewegte. Er rauchte mittlerweile die Dritte Zigarette- er aschte in eine Schachtel, in der sich eigentlich das Päckchen Tabak befand... Aber in Ermangelung eines Aschenbechers.... Er blickte den Schmetterling beim Flattern zu.
Er hätte sich jetzt an alte Zeiten erinnern können, an die Oberwelt. Doch er hatte eigentlich bewusst, niemals einen Schmetterling gesehen. Er hob die Augenbrauen, als Jon das bunte Wesen einfach s plattmachte. Er drückte die Zigarette in dem Kästchen aus und klappte es zu. Langsam ging er in Richtung des Cyborgs und sammelte behutsam das Insekt auf, welches auf den Boden gesunken war. es war zerquetscht und deformiert- doch Immanuel blickte fasziniert auf die filigranen Flügel, die kaum zerknickt waren. Er blieb hocken und blickte auf das Wesen in seinen Händen. So ein schönes Tier. Jon hatte es umgebracht. Einfach so, ohne wirklichen Grund.
Er blickte auf, als Jon erneut in den Raum kam und erhob sich rasch. "Ich danke Ihnen.", sagte er leise und seien Stimme brach dabei bald. Seine Hand hatte sich vorsichtig um den toten Schmetterling geschlossen. "Ich danke ihnen."

Sein Blick glitt in den Spiegel über dem Waschbecken. Er stand halbnackt vor jenem und begutachtete die kranken, blutunterlaufenen Augen. Ihm ging es wahrlich nicht gut. Ihm war schlecht und er atmete sehr flach. Jedoch hatte er die Dreckkrusten von der Haut bekommen und man sah, dass sein Haar recht hell war, die Haut fast weiß, zerrissen von alten, fleischigen Narben. Die großen Augen schlossen sich kurz und er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er sah einen Geist, wenn er in den Spiegel blickte. Er wanderte zurück, wo er sich sein Lager zurechtgemacht hatte und ließ sich auf dem Sofa nieder. Er griff nach einer gedrehten Zigarette und zündete sie sich an. Diese im Mundwinkel griff er erneut nach dem toten Insekt und begutachtete es im Licht der noch brennenden Öllampe. Es schillerte so gutartig schön.
Er hatte gehört, dass es einen Schmetterling gab, der das Meer überquerte in den Sommerzeiten. Er wog das kleine Tier in der Hand. „Ist das zu fassen....“, sagte er leise und schloss ruckartig die Faust. Er spürte die dünnen Flügel brechen. Er hörte es im seinem Inneren Knacken, als hätte er Oberschenkelknochen zertrümmert. „So zerbrechlich und doch so hart.“
Er musste an das kleine Mädchen denken und lehnte sich zurück, griff nach der Zigarette, die immer noch im Mundwinkel hing und blies den Rauch aus. Aus seiner Hand fiel ein toter Schmetterling zertrümmert auf sein Lager. Dale drückte die Zigarette aus- und sah der Glut beim erlöschen zu. Kraftlos fiel der Kopf auf die Lehne des Sessels und er schloss die Augen. Doch in seinem Kopf schrie und kreischte es.
Parasit
Immer und immer wieder.
Parasit.
Und er hörte immer wieder das klickende Geräusch einer Waffe, die nachgeladen wurde. Es verfolgte ihn in seinen leichten Schlaf, wie sein eigener Herzschlag und das Bild eines zerquetschten Schmetterlings.
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Kauzi
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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1So Dez 19, 2010 10:47 pm

Die Nacht war unruhig gewesen, er hatte sie sich mehr schlecht als recht um die Ohren geschlagen. Er war zwar gerne gastfreundlich, doch irgendwie fühlte er sich immer etwas unsicher, wenn Fremde im Haus waren. Und mochte es auch ein kleines Mädchen sein, das machte das Ganze nicht besser. Vor allem nicht, wenn er daran dachte, wie sie mit seinen kostbaren Exponaten unwissentlich umgesprungen war. Er hatte sich improvisiert auf einigen Stühlen niedergelassen, um wenigstens in der Nähe Emiliys zu sein. Sie sollte nicht plötzlich in einer völlig fremden Umgebung wach werden und dann verängstigt sein, weil niemand da war. Also war er hier geblieben, in der Hoffnung, er könnte so wenigstens etwas für das Kind tun. Außerdem traute er dem Kerl auf seiner Couch nicht wirklich, er wirkte nicht wie der freundliche Helfer von nebenan. Er verdächtigte ihn vielleicht nicht, sie direkt alle im Schlaf zu ermorden, aber seine Anwesenheit ließ Ethans Schlaf etwas leichter werden als sonst. Im Notfall hatten sie ja noch Jon, der mit seiner Körperkraft hoffentlich einiges herumreißen konnte, wenn es darauf ankam. Vermutlich hatten der Krieg und die stetig herrschende Enge hier unten einfach nur ein wenig paranoid werden lassen. Keine Träume, wenigstens das blieb ihm erspart. Kein wirres Zeug, groteske Schatten oder ähnliches, dabei wäre das nach dem vergangenen Tag gut möglich gewesen. Er hasste es manchmal wirklich, dass die Straßen immer unsicherer wurden, ein Problem, um das man sich gefälligst zu kümmern hatte. Er wollte spätabends nicht ständig in der Gefahr leben, angefallen zu werden von irgendwelchen zersplicten Idioten. Mit solchen eher trivialen Gedanken sank er dann schließlich in einen nicht gerade rückenschonenden Schlaf.
Am nächsten Morgen war es wie erwartet das Mädchen, das ihn weckte. Dass sie nicht die Geduld gehabt hatte, auf sein Erwachen zu warten, konnte er durchaus nachvollziehen. Wobei er sich sicher war, dass er sich das in ihrem Alter nicht getraut hätte. Einfach einen beinahe Wildfremden aus dem Schlaf zu reißen…Aber Emily war sowieso ein aufgewecktes Ding. Müde rieb er sich die Augen, fluchte auf, als sein Rücken mit einem Knacken in irgendeine falsche Position sprang. Seine Hand tastete nach einem braungefärbten Fläschchen auf seinem Arbeitstisch, er fingerte eine Pille darauf hervor, die er glücklicherweise auch ohne Wasser schlucken konnte, dann wandte er sich wieder dem Kind zu. Schon sah sie ihn aus großen Augen an, doch der Arzt winkte nur ab.
„Guten Morgen, ich hoffe, du hast gut geschlafen?“, fragte er. Mit etwas mehr Vorsicht als zuvor erhob er sich, die Bewegung schien seinem angespannten und verkrampften Rücken gut zu tun, denn augenblicklich verringerten sich die Rückenschmerzen etwas. So kurzweilig konnte das nicht an der gerade eingenommenen Schmerztablette liegen. So wach, wie die Augen des Mädchens zu ihm aufblickten, konnte sie gar nicht schlecht geschlafen haben. Er gab ihr einen leichten Klaps auf die Schulter und deutete auf die Tür.
„Ich denke, du solltest frühstücken, bevor wir dich zu deinen Eltern zurückbringen. Nicht, dass sie noch denken, wir hätten dich hungern lassen“, sagte er mit gespielter Empörung und lächelte etwas müde auf ihr Glucksen. Er folgte ihr in den Wohnraum, die anderen beiden waren ebenfalls auf den Beinen. Suchend sah er sich um, erblickte schließlich den zerquetschten Schmetterling auf dem Boden. Er seufzte, schon etwas enttäuscht, doch damit hätte er rechnen müssen. Zu mindestens von Jon wusste er, dass er Insekten hasste, und das arme Tier war so bis zur Unkenntlichkeit zerstört, dass er ihn nicht einmal mehr in einem Kasten an die Wand hängen konnte, um seine Schönheit noch im Tod zu bewundern. Schnell ließ er das zerdrückte Insekt verschwinden, bevor Emily diesen zerstörten „Engeling“ sehen konnte. Sicherlich hätte sie das nur unnötig traurig gestimmt.
„Dann wollen wir dir mal was zu essen machen“, sagte er und blickte einmal fragend in den Raum. Wer ebenfalls Hunger hatte, sollte sich melden. Er selbst jedenfalls verspürte noch nicht das Bedürfnis nach Essen.

Seine Stiefel schlugen laut auf dem metallenen Boden auf, zu mindestens das konnte er noch wahrnehmen ins einem Dunst. Er hatte mal wieder zu viel gespliced und nun musste er wie ein wandelnder Untoter durch die Flure wanken. Aber das war es allemal wert. Er liebte diesen Rausch, dieses Gefühl der Überlegenheit, das ihm das Adam gab. Er konnte Dinge tun, die er als Liam Walker nie hätte vollbringen können. Dinge, die nun einmal nötig waren, wenn man einen Haufen von unterbelichteten, widerspenstigen Schmugglern zu befehligen hatte. Was für Dummköpfe doch manchmal unter ihm arbeiteten. Wie schon an so vielen anderen Tagen war er diese Idioten nur noch Leid. Nicht einmal anständig Mühe gaben sie sich. Da war ein Plasmid doch manchmal ganz wirkungsvoll, wenn die Arbeitsmoral im Keller war. Liam wusste, dass er nicht zu den Guten gehörte. Er war der Abschaum Raptures, hierhergekommen, weil man nun mal auch niedrigere Arbeiter brauchte, um die Reichen zu bedienen. Aber das wollte er nicht mit sich machen lassen. Nein, dafür gab ihm das Adam zu viel Macht. Er war doch eigentlich viel besser als all die gehobenen Schnösel, die sich weiß Gott etwas einbildeten auf ihre feine Kleidung und auf ihre gestochene Sprache. Sie würden doch letztendlich genauso als zersplicte Opfer in den Straßen Raptures enden wie alle anderen auch. Diese Droge würde seinen Körper sicher auch bald völlig übernommen haben. Doch gerade in der Unterwelt dieser utopischen Welt war man ohne die Übermacht eines Plasmids völlig aufgeschmissen. Er war hierhergekommen als ein einfacher Arbeiter, aber diese Stadt hatte ihm auf eine sehr korrupte Art und Weise die Möglichkeit gegeben, mehr zu sein. Und diese Chance schlug er ganz sicher nicht aus. Er hatte schon genug Dreck am Stecken, dann sollte es wenigstens so viel sein, dass sich davon gut leben ließ.
Er strich sich einige Strähnen seines Haares aus dem Gesicht. Er war nicht hässlich, etwas grobschlächtig vielleicht und abgewrackt aussehend, was an dem schlecht gepflegten Dreitagebaart lag. Doch sicher hatte all das Splicen bald das meiste davon zerstört. Gegen den äußeren Zerfall konnte er nicht viel tun, außer sich bei Dr. Steinman unters Messer zu legen, doch dafür hatte er weder Geld, noch war er so eitel. Gegen die innere Zerrüttung hatte er jedoch für sich selbst ein gutes Mittel gefunden. Wenn er das irgendwem erzählt hätte, hätte das wohl seinen Ruf etwas angeknackst, doch niemand würde jemals davon erfahren. Musik war sein gut gehütetes Geheimnis. Ein wenig Geige stellte ihn wieder ruhig und machte seinen Kopf etwas klarer. Er hatte einen wirklich fähigen Musiker gefunden, der für wenig Geld nur für ihn privat die Geige auspackte. Umso besser, dass er exzentrisch war und so gut wie nie seine Wohnung verließ. So konnte er auch niemandem von Liam erzählen. Komischer Kauz, dieser Kerl, aber waren das nicht alle hier unten? Hin und wieder nervte es den Schmuggler tierisch, dass er immer den ganzen weiten Weg bis zu Bartholomews Wohnung zurücklegen musste, aber im Endeffekt hatte es sich bis jetzt immer gelohnt.
Wieder stand er vor der Tür, hier hatte es wohl mal wieder irgendeinen Rohrschaden gegeben, er stand in einer Lache aus Salzwasser. Sie tränkte den Stoff seiner Hose und malte hässliche weiße Ränder auf seine guten Stiefel. Unverhältnismäßige Wut stieg in ihm auf, heftig schlug er gegen die Haustür. Dass er sich auffällig verhielt war ihm egal, so aufgespliced wie er war, machten eh alle einen großen Bogen um ihn und wollten die bullige Gestalt lieber nicht zu genau betrachten.
„Mach gefälligst auf, du hast für mich zu spielen“, rief er knurrend. Sie hatten nicht abgemacht, dass er heute vorbeikam, aber wenn es sein musste, dann hatte der Musiker gefälligst zu springen. Immerhin hatte er hier nicht irgendeinen Kriminellen vor sich und Himmel, er bezahlte viel zu gut, um ignoriert zu werden. Er stieß unruhig mit der Stiefelkante gegen die Tür, als er immer noch keine Schritte hörte, stieß er einen wütenden Schrei aus. Ein Ascher in seiner Nähe fiel polternd um, in Bewegung gesetzt von seinem Plasmid und verteilte nun seinen rußigen Inhalt über den Boden.
„Mach schon, Bartholomew, sonst komm ich einfach so rein!“, fügte er mit aggressiver Stimme hinzu. Der Künstler müsste ihn mittlerweile eigentlich gut genug kenn um zu wissen, dass er nicht spaßte.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1So Jan 02, 2011 5:23 pm

“Aaaaaaaaufwachen~” flötete das Mädchen mit den Bronzelocken hinein in das strahlende Blau des Meeres. Das glockenhelle Stimmchen des Mädchens drang hinein in den leichten Schlaf des Doktors und ihre zarten Fingerchen rüttelten sanft aber bestimmt an dem Körper des Mannes. Sie war wach und dann war es Zeit für den Rest aufzustehen- sie sollten ja nicht die Wunderlichkeiten des Morgens und des darauf folgenden Tages verpassen.
Vollkommen entzückt hockte das Mädchen nun vor dem Glas, in dem der Mister die Engelinge gesperrt hatte. Der langsam aufwachende Mann war weniger interessant als die schillernden Farben der flatternden Flügelchen. Sie stupste mit ihren kleinen Fingerchen gegen das dicke Glas, wenn sich ein Engeling daran setzte und für einen kurzen Moment verweilte. Diesmal bedachter und sicherlich vorsichtiger als am Vorabend- an dem das andere Haus der Engelinge zu Bruch gegangen war. “Aufwachen, Mister!” flötete sie erneut “Die Engelinge sind auch schon aaaaa~alle wach!” sie hopste zurück auf das Bett, welches ihr der werte Arzt doch ganz überlassen hatte- was nicht nötig gewesen war, er hätte ruhig mit ihr darin schlafen können- groß genug war es alle mal.
Mit großen Augen beobachtete sie wie sich der Mann aufrichtete und unter verzerrtem Gesicht nach einem kleinen Fläschchen langte. Er kippte ein kleines weißes Bonbon heraus und schraubte das kleine Gefäß wieder zu, stellte es zurück in eines der gefüllten Regale. Er warf sich das kleine Ding ein und schluckte es. War es nicht ungesund? Er hätte das Bonbon wenigstens zerknartschen können. Anscheinend aber hatte der Doktor ihren neugierigen und fragenden Blick bemerkt und winkte nur lächelnd ab- also nichts besonderes.
Die Nacht- ja wie war die Nacht gewesen? Wie hatte sie geschlummert in dem fremden Bett? Hatte sie den Frieden gefunden nach den grauenvollen Ereignissen des gestrigen Abends? Hatte sie Alpträume gehabt? Hatte sie unruhig geschlafen? Hatte sie sich hin und her wälzen müssen aufgrund der furchtbaren Bilder, welche in ihrem Kopf Revue passieren ließen? Wie hatte sie geschlafen?
Sie blinzelte den Doktor einige Male unschlüssig an und schenkte ihm dann ein breites, freudiges Grinsen. “Gut, habe ich in deinem Bett geschlafen” meinte sie und kraxelte von dem Bett. Ja, die Nacht war nach den grauenhaften Anmaßungen des hektischen Abends ziemlich ruhig verlaufen. Vielleicht hatte sie schlechte Träume und grauenhafte Fratzen, welche sie hämisch mit der sterbenden Melodie des ertrinkenden Spielautomaten angelacht hatten, doch daran konnte sie sich nicht erinnern. Das vergessen des Schlafs hatte es getilgt. Sie fühlte sich nur ausgeruht und das vielleicht zu sehr ausgeruht, dass sie jetzt umso quirliger war.
Sie folgte seiner Geste und tapste auf die schwere Tür zu und lachte leise über die empörte Mitteilung des Arztes, welche er bezüglich des Frühstücks und ihres Hungergefühls machte. Sie waren doch wirklich freundlich, so freundlich zu einem so unscheinbaren Kind und sie fühlte sich wohl und geborgen bei Mr. Roboter und ihrem Mister.
Sie hopste aus dem Schlafzimmer und direkt auf den großen Mann auf der Couch zu. Sie drückte sich an den Knien des Mannes hoch und landete lachend auf seinem Schoß. “Guuuuten Morgen, Mr. Roboter” lachte sie in ihrer Kindlichkeit dem Mann entgegen, welcher noch den Schlaf in den Augen hatte. Sie kuschelte sich einmal an ihn und dann hopste sie so schnell wieder auf ihre eigenen Beinchen und sauste dem Arzt hinterher “Morgen, anderer Mann” piepste sie als sie an dem Mann mit der Waffe vorbei kam.
Sie hockte in der kleinen Wohnküche und sah dem Mister dabei zu wie er für sie das Frühstück zu bereitete.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mi März 02, 2011 9:57 pm

Er hatte gut geschlafen, besser als geahnt um ehrlich zu sein und das trotz fremden Besuchs, den sie im Hause hatte, doch Jonathan war nie einer der Sorte Mensch gewesen, der prinzipiell jedem misstraute und Angst um sein Leben oder sein Hab und gut zu haben..dafür war stets sein Mitbewohner und Doktor zugleich zuständig.
Genüsslich gähnend erhob sich der große Mann vom Bett, starrte einmal kurz hinaus und erwartete eigentlich das Leben auf den Straßen, die Sonnenstrahlen, den strahlend blauen Himmel doch in den letzten Tagen über dem Wasserspiegel war das satte Blau zerrissen worden, durch graue Wolken, durch Dampf, der aus den zahlreichen Motoren der Maschinen empor stieg. Das Leben auf der Straße wurde zum Überleben und die Häuser waren nur noch in sich zerfallende Trümmer aus Stein und Holz. Und auch wenn der Krieg ein Ende zu nehmen schien, für die Bürger würde er noch eine sehr lange Zeit weitergehen. Der Krieg um das Essen, der Krieg, der sich Wiederaufbau nannte, der Krieg im Herzen, im Kopf. Kein Mensch würde jemals mehr Frieden haben..nicht mehr.
Auf der einen Seite war der Cyborg froh gewesen, diese Welt endlich hinter sich zu lassen, denn auch ihn hat dieses Treiben viel gekostet und ein einziger Gedanke war schmerzlicher als der andere, doch etwas in ihm hatte Sehnsucht. Sehnsucht nach der frischen Luft, nach dem Wind, der seine Haut stets berührt hatte, doch am meisten sehnte er sich nach dem Himmel, nach dem Geruch von Öl und Benzin. Seine Seele hatte er den Triebwerken eines Flugzeugs verkauft, sein Herz gehörte immer noch diesen Maschinen.
Und jeden Morgen, wenn Jonathan den ersten Blick nach draußen in das blaue vermeidliche Paradies wagte und die ersten Schwärmer an Fischen an seinem Glas vorbei schwammen, hatte er genau diese Gedanken, diese kleine Sehnsucht oder besser Sehnsüchte.
„Was soll's..“, murmelte er seinem Spiegelbild entgegen, klopfe vorsichtig gegen die Scheibe und verscheuchte so einen kleinen Fisch.
Umgezogen und fertig mit den allmorgentlichen Prozeduren (vor allem das Einwerfen diverser Schmerzmittel aufgrund seiner neuen Prothese) machte sich der Blonde langsam auf den Weg ins Wohnzimmer. Der Gast war bereits wach, schöne Sache. Mit einem freundlichen Nicken setzte er sich auf seinen alten Sessel. „Ach, nichts geht über eine Pfeife am Morgen.“, lächelte er den Mann an, die Pfeife samt Tabak herausholend. Mit einem Feuerzeug zündete er sie anschließend an, einige Male daran ziehend. Es gab nichts erfüllenderes..
„Hoffe, man konnte auf dem Sofading gut schlafen..aber ist wahrscheinlich besser als irgendwo da draußen. Vor einigen Monaten hätte ich noch alles für ein bisschen Matratze gegeben..wenn man erst mal bei Null angekommen ist, lernt man erst alles zu schätzen, was?!“, ein Grinsen stahl sich auf seine Züge, während er erneut einige Züge aus seiner Pfeife machte, mit den Augen den Rauch beobachtend. Man hatte es vielleicht kaum geglaubt, doch Jonathan gehörte nicht zu diesem Wohlstand, den er heute auskosten durfte. Natürlich gehörte er nicht zu denen, die nahe am Abgrund der eigenen Existenz standen und auch wenn seine Mutter ihm damals bestimmt hätte irgendwie helfen können, lehnte er es strikt ab und musste sich in den eher weniger schönen Vierteln mit dem eigentlich Leben herumplagen und trotz seines Jobs verdiente er weniger als ein Angestellter im Café und das wussten die Wenigsten.
Wenn ihm jemand damals gesagt hätte, als er noch in einem Loch von Zuhause lebte, dass er eines Tages an einen Ort kommen würde, wo nur die Elite daheim war, hätte er ihn ausgelacht. Manchmal hatte er nun einmal mehr Glück als Verstand und wahrscheinlich hatte er das alles nicht verdient und der Preis für solch ein Leben war auch viel höher als er je gedacht hatte. Doch ganz anders als die anderen Menschen hier, war er nicht angetan von all diesen großartigen Angeboten. Er mochte die plastische Chirurgie hier nicht und wenn er nicht auf diese Menschen angewiesen wäre, würde er auch keinen Schritt in ihre Klinik wagen und was das ADAM anging..so hatte er bis dato weder Verwendung dafür, noch irgendein besonderes Verlangen danach gehabt. Aber alles andere um ihn herum war berauschend, das musste er wohl zugeben.
Der Cyborg wollte seinen Gast noch etwas fragen, da kam auch schon die Kleine angetanzt mit Ethan im Schlepptau. Jonathan lächelte das Mädchen fröhlich an, strich ihr kurz übers Haar. „Guten Morgen, meine Kleine, ich hoffe du hast gut geschlafen.“, murmelte er ihr entgegen und da war sie schon verschwunden. Er schaute ihr noch hinterher, ehe sein Blick zu seinem Mitbewohner wanderte. „Es wäre toll, wenn du Kaffee ansetzen könntest.“, rief er ihm entgegen. „Möchtest du auch etwas?“, anschließend den Mann neben ihm fragend, das Gesicht musternd. Erst jetzt war ihm aufgefallen, dass das, was seine Haut gestern bedeckt hatte, weg war und das machte alles wenigstens ein kleines bisschen persönlicher, wenn auch minimal, denn eigentlich kannte Jon diesen Menschen nicht; er wusste nicht woher er kam, wo er lebte, wie alt er war und- „Mir ist aufgefallen, dass ich deinen Namen gar nicht kenne..“



Der Morgen war immer das schlimmste an seinem Leben. Es war ein Moment, wo ihm auffiel, dass er noch atmete, dass er lebte, dass er tatsächlich noch da war. Grauenvoller Augenblick, wenn einem bewusst wurde, was man alles um sich herum verloren hatte, wenn selbst die Kunst nicht mehr das zu sein schien, was sie einst war..wenn sie nur noch aus Oberfläche bestand. Zu seiner Freude waren genau diese oberflächlichen, teils depressiven Kunstwerke angesehen im Volke.
Ja, manchmal verließ auch Bartholomew seine Wohnung, denn Geld musste er immer noch verdienen und weil all diese Gebildeten und selbst ernannten Kunstversteher um ihn herum lebten, hatte er die besten Bedingungen Geld zu verdienen.
Er hasste sie, jeden einzelnen. Sie hatten keine Ahnung, sie hatten sich nie mit dieser Tragödie befasst, sie haben nie ihr gesamtes Leben in eine Sache investiert, wie er es tat. Sie hatten es gar nicht verdient seine Bilder zu betrachten.
Doch mittlerweile war es egal geworden, der Dunkelhaarige musste sehr tief runter gehen, im wahrsten Sinne des Wortes, sonst hätte er sich schon lange zugrunde gerichtet. Hier dauerte es wenigstens seine Zeit und langsam wurde er sein eigenes Kunstwerk, das Werk eines Entstellten.
Bartholomew musste einige Male blinzeln, bis die verschwommenen Grundrisse um ihn herum endlich eine feste Form gewannen. Der Kopf neigte sich zur Seite und sofort erblickten die Augen eine leere Flasche Gin in seiner Hand. Natürlich war es eine, die wahrscheinlich genauso qualitativ war wie Spülwasser, doch dafür konnte man genau mit solch einem Zeug für einige Stunden vergessen, vergessen, was um einen herum geschieht und was geschehen war, man konnte sich vergessen und genau das wollte der Mann erreichen.
Die Nebenwirkungen waren es zumindest wert.
Mit einem angewiderten Blick erhob sich der Grünäugige, bemerkte erst jetzt, dass er im Wohnzimmer auf dem Fußboden eingeschlafen war. Neben ihm lagen zahlreiche Pinsel verteilt, er hatte die Glasfenster angemalt, in den verschiedensten Farben. Leinwände verteilt, verschmiert..er hatte wohl tatsächlich seine Besinnung verloren.
Jeder Mensch ging mit Schmerz anders um, Bartholomew musste erst mehr Schmerzen erleiden um den anderen nicht mehr zu bemerken und nicht einmal Gott würde wissen, wann dies ein Ende nehmen würde, falls dies jemals passieren würde und er war sich da eher nicht so sicher.
Um diesen Verlust zu verdrängen hatte er vielleicht auch angefangen sich immer das Teufelswerk, das sie hier verkauften, in die Venen zu spritzen. Es hatte nette Effekte aber ebenso unschöne Nebenwirkungen, die genau das Richtige für ihn waren, für sein Körper und für sein Streben nach der vollkommenen Zersplitterung..wie ein Spiegel, der auf dem Asphaltboden zu Bruch ging, weil jemand unachtsam gewesen war.
Ein leises Hämmern, er vernahm es kaum, doch es pochte in seinem Kopf. Der Restalkohol wollte wohl nicht so schnell aus seinem Körper weichen. Langsam versuchte der Dunkelhaarige aufzustehen, doch bei jeder ruckartigen Bewegung drehte sich alles im Kopf. Taumelnd hatte er es noch geschafft sich am kleinen Tisch neben dem Sofa abzustützen und ließ ebenso schnell wieder los. Brennender Schmerz kroch pulsierend durch die Venen, Scherben einer zerbrochenen Vase hatten sich in seine Haut gebohrt und hatten wohl die ein oder andere Ader getroffen, sodass das Blut auf den Boden tropfte. Zischend zog der Künstler die Scherben aus der Handfläche,wischte sich die rote Flüssigkeit am weißen Hemd ab. Und das Pochen wurde stärker, vermischte sich mit einer wütenden Stimme, die ihm bekannt war. Was war nur in dieser Ginflasche drin?! Mit taumelnden Schritten torkelte Bartholomew benebelt in Richtung Badezimmer, als ihm klar wurde, dass das Pochen und diese Stimme sich nicht in seinem Kopf abspielte, sondern hinter seiner Haustür. So schnell es ihm nur möglich war, eilte er zu dieser hin, öffnete die schwere Tür um den wütenden Kunden zu empfangen. Er war ein seltsamer Mensch, weitaus stärker und größer als er und bedrohlicher, denn mit seinen Stimmungsschwankungen konnte wohl kaum jemand mithalten.
Doch aus dem seltsamen Grund verspürte der Musiker keine Furcht, wenn er ihn sah, wenn dieser Mann ihm aus welchen Gründen auch immer drohte. Wahrscheinlich weil es ihm egal geworden war, was mit seinem Leben geschah und wie. An sich eine gute Sache, doch als Kunden wollte er ihn nicht verlieren und so widersprach er nur selten, meist murmelte er etwas vor sich hin und das wars auch schon.
„Kein guter Tag, kein guter Tag...“, murmelte er leise vor sich hin, bat den Mann rein. „Das Wasser!“, Bartholomew schloss so schnell er nur konnte die Türe, damit nicht überflüssiges Meerwasser sein Appartement beschmutzte, das ohnehin schon unordentlich und chaotisch genug war und nun auch noch von seinem Blut beschmutzt. Die müden Augen folgten jeder Liams Bewegung. Es war wirklich kein guter Tag gewesen um ihn zu besuchen, es war wohl eher einer der schlimmsten Tage. Sein Kopf dachte nicht mit, seine Hand blutete schlimmer als sie eigentlich sollte und seine Wohnräumlichkeit sah schlimmer denn je aus, denn die Farben bedeckten mehr als sie sollten.
„Absolut kein guter Tag...setze dich doch, ich komme sofort.“, mit unkontrollierten Schritten stampfte der Künstler ins Badezimmer, wusch seine Hand aus und verband diese, wenn auch eher schlecht als recht, damit das Blut nicht auf seine Geige tropfte. Jede Bewegung schmerzte..sie hätte er sich träumen lassen, dass Scherben so tief ins Fleisch gehen konnten.
Bartholomew traute sich kaum, in den Spiegel zu starren, hatte Angst sein blasses, unrasiertes Gesicht zu sehen, wollte die tiefen dunklen Schatten unter seinen Augen nicht erkennen, wollte gar nicht wissen, dass sie existierten und dennoch hatte er sich angeschaut, hatte das Spiegelbild betrachtet und sah in einen Mann, dessen Blick so selbsthassend und verzweifelt war, dass er die Oberfläche mit den Fingerspitzen berühren musste um sicherzugehen, dass dies er war und kein anderer Mann.
Er hatte fast vergessen, dass Liam auf ihn wartete, dass er Musik von ihm hören wollte, so sehr war er damit beschäftigt gewesen sich anzustarren.
Mit einem schwarzen Koffer schlurfte er wieder ins Wohnzimmer, suchte erneut den Augenkontakt seines Kunden, den er kaum kannte und eigentlich auch nicht wirklich kennen lernen wollte, Kunden waren keine Freunde und er würde auch niemals sein Freund werden. Zeitverschwendung, mehr waren sie nicht.
Leise vor sich hinmurmelnd holte er die gute alte Geige heraus, setzte kurz mit dem Bogen an um zu schauen, ob sich nichts geändert hatte und spielte ohne Vorwarnung, ohne Vorbereitung und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden los. Das Gute an seiner Begabung als Künstler war wohl die Tatsache, dass er nicht munter sein musste um etwas gutes zu fabrizieren, er hätte im Schlaf spielen können und das gut.

Die Zeit schien endlos, wenn man die bekannten Töne spielte, wenn sie im eigenen Ohr erklangen. Dies war auch eine Form des Vergessens, so betrachtet auch eine Droge und gleichzeitig machte es ihn wütend. Bartholomew spielte länger als sonst, das konnte er daran erkennen, dass sein Verband bereits mit Blut durchtränkt war, dass es auf den Holzboden tropfte und anfing eine kleine Pfütze zu bilden. Er ließ den letzten Ton noch ausklingen, dann legte der Mann sein liebstes Instrument wieder behutsam in den Koffer zurück und brachte ihn sogleich auch weg. So wie immer.
Als er wieder da war, war Liam immer noch da. Der Dunkelhaarige setzte sich auf einen freistehenden Sessel. „Hoffe es war in Ordnung...Kaffee, Zigarette?“, der Künstler kramte eine kleine vergoldete Schachtel heraus, diese öffnend und eine Zigarette aus der ordentlichen Reihe herauspickend. Die Streichhölzer lagen auf dem Beistelltisch, da wo auch die zerbrochene Vase lag. Es knisterte angenehm in seinen Ohren als er eines anzündete und der Geruch des ausgepusteten Streichholzes und dem des Tabaks vermischten und machten sich im Raum breit. Die Kopfschmerzen ließen langsam nach, er wurde immer nüchterner und mit jedem Zug an seinem Glimmstängel sammelten sich seine zerstreuten Gedanken wieder und so konnte er wenigstens seine Gefühle verdrängen.
Ja, Bartholomew hatte gelernt, wie man vierundzwanzig Stunden lang seinem Leid aus wem Wege gehen konnte...doch leider hatte es bis jetzt noch nie hingehauen. Vielleicht würde es ja heute endlich passieren..vielleicht auch nicht, aber eines stand fest- etwas würde passieren, was auch immer es sein mochte.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mo März 28, 2011 10:48 pm

Er war wirklich kurz davor, sich gewaltsam Eintritt zu verschaffen. Das Salzwasser war mittlerweile durch seine Schuhe gedrungen, wenn man nicht den ganzen Tag in Wachskleidung herumlaufen wollte, ließ sich das gar nicht vermeiden. Und Liam wollte auf keinen Fall wirken wie diese einfachen Dockarbeiter. Er hatte sich zu viel mehr emporgeschwungen. Mit welchen Mitteln war doch da letztendlich egal. Niemand hier unten war so ganz ehrlich. Das fing doch schon damit an, dass kaum jemand überhaupt von der Existenz Raptures wusste. Die Menschen waren nicht einmal mehr sich selsbt gegenüber ehrlich. Veränderten ihren Körper, gar ihre Gene, um möglichst wenig sie selbst zu sein und umso mehr nach einem Ideal zu streben, das ihnen Fontaine eingeimpft hatte. Merkten sie denn alle gar nicht, wie dumm sie waren? Hier unten war es doch auch nicht besser als über der Meeresoberfläche.
Oh, sicher, er selbst war kein Stück besser. Er hatte auch keine Lust, er selbst zu sein. Niemand wollte Liam Walker sein. Ein aggressiver Versager, ein Niemand. Wie viel weiter konnte jemand wie er denn bitteschön noch sinken? Tausende von Metern unter der Wasseroberfläche….Wieder hämmerte seine Faust gegen die Tür und dieses Mal hinterließ er eine kleine Delle. In seinen Schuhen staute sich das Wasser, kein angenehmes Gefühl, und es machte ihn auf eine unbegreifbar ausschweifende Art noch viel, viel wütender. So war es immer in seinem Kopf. Ein einziger roter Schleier, der alle seine Wahrnehmungen beeinflusste, sodass er wie ein tobender Stier auf alles losging, was ihm in den Weg kam. ADAM schaffte ihm eine eigene Realität, in er jede Kleinigkeit für ihn zum roten Tuch wurde.
Als der Musiker endlich die Tür öffnete, musste Liam den Impuls unterdrücken, ihm unverzüglich ins Gesicht zu schlagen. Was fiel ihm eigentlich ein, ihn so lange warten zu lassen? Er konnte sich hier gar nichts herausnehmen, war nur eine fahle Gestalt hinter einer von vielen Stahltüren. Niemand, der ihn nicht kannte, würde ihn jemals bemerken, wenn er sich weiter hier verbarrikadierte. Und sich dem Suff hingab. Liam nahm den starken Alkoholgeruch war, der überall klebte. Im ganzen Raum und an dem schmächtigen Kerl selbst ebenfalls. Wenn der Schmuggler Lust gehabt hätte, hätte er sich aus den Scherben und dem Blut wohlmöglich zusammenreimen können, was hier vorgefallen war, doch er hatte keine Lust, sich mit solchen Gedankengängen zu befassen.
„Wenn du nicht ein wenig in die Gänge kommst, wird dein Tag noch schlechter, das versprech´ ich dir“, knurrte der Hüne und ließ sich auf das Sofa fallen, während er darauf wartete, dass Bartholomew zurückkehrte. In der Wohnung gab es nicht viel Interessantes zu sehen, keine Bilder oder Fotos, kaum persönliche Gegenstände. Es hätte hier wohl kaum anders ausgesehen, wäre die Wohnung nicht besetzt gewesen. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern der einen Hand auf die Lehne, mit der anderen ließ er gelangweilt einige Scherben der Vase in der Luft herumschwirren. Es wirkte so leicht und unbeschwert, und doch kostete es einen so hohen Preis. Mit einem Schnaufen ließ er die Scherben klirrend zu Boden fallen, schnell seines Spiels langweilig geworden. Er merkte, dass er unruhig wurde, zittrig. Wie bei einem Abhängigen auf Entzug. Wie lange hatte er schon nichts mehr gehabt? Stunden, Tage? Bei ihm zerfloss die Zeit neuerdings wie Sand zwischen den Fingern. Es fiel schwer, alles noch auseinander zu halten. Ohne die Musik wüsste er mittlerweile vermutlich schon gar nicht mehr, ob er 37 oder doch schon 45 Jahre alt war. Wie hätte er dann noch sagen sollen, wie viel Zeit vergangen war?
Er hob den Kopf, der ihm nachdenklich ermüdet auf die Brust gesunken war und blickte Bartholomew aus stechend grünen Augen an. Glasig waren sie, milchig und undeutlich. Vielleicht sahen sie auch einfach an dem Musiker vorbei. Den Verband um die Hand nahm er nicht wahr, jedenfalls nicht bewusst, und was scherte es ihn auch? Es war immerhin nicht seine Angelegenheit, Hauptsache es war keine Verletzung, die den Musiker am Spielen hinderte. Aber das tat sie nicht. Ohne ein weiteres Wort begann der Mann zu spielen, und Liam lehnte sich zurück, schon bei den ersten Tönen war er seltsam entspannt. Als würde sich der Nebel in seinem Geist nur durch die Töne lüften hatte er das Gefühl, dass seine Wut weniger wurde. Er schloss die Augen, um den Klang besser spüren zu können. Das so etwas Einfaches gegen eine solche Droge wie ADAM helfen konnte, war wahrlich ein Wunder. Ein Geschenk, das ihm gegeben war, etwas, das ihn einzigartig machte. Nicht jeder hatte die Möglichkeit, sich dem Wahn irgendwie zu entziehen. Und ließ es Liam auch nur für eine begrenzte Zeit wieder klar denken, das war es ihm wert. So war er wenigstens kein völlig wehrloser Splicer. Ohne irgendeine Chance auf Besserung oder gar Rettung. Beinahe hätte er sich dabei erwischt, wie er die vertraute Melodie für sich selbst mitsummte, doch soweit wollte er es doch noch nicht kommen lassen. Als der letzte Ton verstummt war, fand er nur langsam wieder in die Realität zurück. Die Noten hatten ihn für eine Weile in eine Traumwelt abdriften lassen, frei von allen Bedrängnissen dieser Welt. Eigentlich wäre er viel lieber für immer dort gewesen. Dabei war die Musik doch im Endeffekt auch nur eine Droge. Etwas, das er genoss, doch von dem er sich nichtsdestotrotz abhängig machte.
„Hast gut gespielt. Ich muss sagen, du bist dein Geld wert“, gestand er Bartholomew ein. Eigentlich war es schon fast ein Privileg, er könnte sich all dies hier auch nehmen, ohne zu bezahlen. Wie er es bei so vielen anderen Dingen auch tat. Aber wohlmöglich nahm er sich hier die Gelegenheit, sein letztes bisschen Ehre zu beweisen. Vor einigen Dingen hatte er Respekt, und künstlerisches Talent gehörte sicher dazu. Auch, wenn er ein wenig Musizieren oder Farbe auf eine Leinwand klatschen kaum für einen anständigen Beruf hielt. Aber hier in Rapture, ja, da kam man weit mit solchen Dingen. Hier war es gerade diese geistige Größe, die zu zählen schien.
Wieso er nach dem letzten Ton nicht einfach bezahlte und ging, wusste er nicht sicher. Vermutlich, weil es hier auch nicht schlechter war als anderswo. Sein Schmugglerversteck sah er sonst tagtäglich, warum also nicht hier bleiben? Mit etwas abschätzigem Gesichtsausdruck sah er auf die Zigarettenschachtel, konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen.
„Mit solchen niederen Genussmitteln kommst du noch aus?“
Tabak erschien ihm so harmlos im Vergleich zu all dem, was hier sonst so kursierte. Er griff an seine Gürteltasche, beinahe andächtig zog er einen Gegenstand hervor, der ein schwaches blaues Leuchten von sich gab. Man musste nicht zweimal hinsehen, um das Ding als Spritze zu erkennen. Ein Apfel war darauf gedruckt, ohja, dies war wahrlich die Sünde, die sie aus dem Paradies verbannen würde. Wieder schaufelten die Menschen sich ihr eigenes Grab. Er betrachtete andächtig, beinahe liebevoll die Gerätschaft, die Kanüle wirkte beinahe monströs. Es überraschte Liam immer wieder, dass man den Schmerz des Einstichs so mühelos vergessen konnte, war erst frisches EVE in die Adern nachgeströmt und verlieh dem ADAM neue Kraft.
„Erzähl mir nicht, dass du es noch nie versucht hättest. Dagegen sieht jede andere Droge alt aus, was?“
Seine Finger schlossen sich um das kalte Metall, das den Mechanismus der Spritze betätigte, er schielte zu Bartholomew hinüber.
„Du hast doch sicher auch was da….“
Jeder hatte etwas. Nur für den Fall, verstand sich….Aber wenn der Musiker etwas da hatte, musste er wohlmöglich nicht seine letzten Tropfen EVE opfern. Wenn er ihm schon so freundlich etwas anbot, konnte er ihm ja ruhig alles anbieten.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mi März 30, 2011 9:00 pm

Komplimente waren nichts..zumindest nichts für ihn. Er brauchte keine Bestätigung mehr in seinem Handeln und es regte sich schon lange nichts mehr, wenn man ihm sagte, wie gern man das hatte, was er tat. Und dennoch war es freundlich von den Menschen, ihm welche zu geben und weil er kein Ignorant war, nahm er sie sich zu Herzen. "Vielen Dank.." murmelte er nur leise, zog ein weiteres Mal an der Zigarette. Die Asche rieselte langsam auf den Boden. Es war egal, er würde es nicht aufräumen, er würde jemanden bezahlen, der seinen Dreck in der Wohnung beseitigen würde, der alles so sauber machen würde, dass es nicht mehr aussähe, als würde hier jemand leben. Vielleicht war dies auch gut so.
Bartholomew musste leise in sich hineinlachen, als er die Worte seines Kunden hörte. "Ich...bin ein anachronistischer Mann, verzeiht.", er neigte seinen Kopf leicht nach unten, das Lächeln blieb, wenn auch für kurze Zeit.
Oh nein, er war kein Mann der Modernen und diese ganze morderne Welt und der sogenannte Atruismus, der anscheinend sehr beliebt bei den Menschen war, waren einfach Dinge, mit denen er sich nicht identifizieren konnte und auch wollte. Was kümmerte ihn das Wohl der anderen, ein höheres Ziel. Was kümmerten ihn die zahlreichen neuen Entdeckungen, das ADAM, die zahlreichen Schönheits OPs, die beinahe jeder hier hinter sich hatte. Was kümmerten ihn die abendlichen Feiern?!
Dennoch war er mitten in diesem Leben und musste dementsprechend überleben, er wollte es nie aber etwas zwang ihn dazu, sein Überleben zu sichern, sich dieser Welt wenigstens so anzupassen, dass keinem auffiel, wie fehl er doch hier war.
Bartholomews Augenbraue hob sich etwas, als er die EVE Spritze des Mannes sah. "Ich werde es nicht leugnen, ab und an benutze ich es...es ist eine Abwechslung wert.", gab er zögerlich zu. Der Künstler wollte immer etwas von seiner alten Würde beibehalten und er wollte nicht ein Abhängiger in den Straßen Raptures sein, so wie einige es nun einmal bereits waren. ADAM war eine nette Sache, doch noch hatte es keinen grauenvollen Reiz für ihn.
"Ich heiße es eher gut, es nicht en masse zu konsumieren als nein, Liam, ich habe nichts mehr in meinen Räumlichkeiten.", er nahm noch einen kräftigen Zug an der Zigarette und drückte sie sogleich im auf dem Tisch stehenden Aschenbecher aus. Etwas ordentlich konnte er ja bleiben.
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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mo Jun 20, 2011 9:11 pm

Liam gab einen abschätzigen Laut von sich, ein Zungenschnalzen, das, von üblicher Abneigung geprägt, von den tapezierten Wänden zurückgeworfen wurde. Man sollte eigentlich meinen, sie würden in einer Zeit leben, in der jegliche Genussmittel unentbehrlich waren. Sicher, diese Stadt sollte eine Zuflucht sein, eine Festung für alle jene, deren Geist nicht so klein und beengt war –oder, wie in seinem Fall, für Menschen, die eine leichte, dennoch illegale Geldquelle suchten-, doch dennoch hatte diese Stadt aus Glas und Eisen den fahlen Beigeschmack eines Gefängnisses. Wo sollten sie schon hin mit mehreren Kilometern dunklem Salzwasser über den Köpfen? Wenn man so darüber nachdachte, könnte man in solch eine Einrichtung auch Verbrecher stecken, die auf der Erdoberfläche zu viel Platz wegnahmen. Warum hatten all die hellen Köpfe noch nicht daran gedacht, dass sie hier unten wie die Ratten in der Falle saßen? Vielleicht hatten es ja einige getan. Und angefangen, sich aus lauter Hoffnungslosigkeit zu zersplicen.
Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern, legte seine pessimistischen Gedanken weiter hinten in seinem benebelten Hirn ab und wandte sich wieder der unmittelbaren Realität zu. Die Nadel der EVE-Spritze schwebte noch immer über seinem Arm, drückte die blasse Haut leicht ein, während die grünen Augen den Musiker skeptisch musterten. Ob er log? Aber nein, wer log, der gab sich nicht die Mühe, es in solch hochgesteckte Wörter zu kleiden. Außerdem schien ihm Bartholomew nicht jemand zu sein, der log und Drogen hortete. Aber wer konnte sich seiner Menschenkenntnis hier schon sicher sein.
„Gut, wenn du nichts hast, ist das wohl leider ein persönliches Pech. Dann musst du dich mit Kaffee zufrieden geben“, lachte er kurz auf und drückte die Nadel ins Fleisch. Den Schmerz bemerkte er kaum noch, es war ein mittlerweile triviales Übel und schnell vergessen über den Schub, den ihm die Droge gab. Während er den Kolben langsam bis zum Anschlag durchdrückte, legte er den Kopf in den Nacken, genoss das Gefühl von Stärke und Euphorie, das ihn augenblicklich durchzuckte. Wie gut, dass das EVE das ADAM so schnell anregte und ihm zu einem neuen Hochgefühl verhalf. Er hatte diesen Schub schon viel zu lange herausgezögert. Das Plasmid in seinem Körper wurde mit neuer Kraft aktiviert und gedankenlos richtete er die frische Kraft auf die Kaffeekanne. Eine Weile lang schwebte das Behältnis aus zartem Porzellan regungslos in der Luft, drehte sich in einem scheinbaren Wind um die eigene Achse, bis sie von einer unsichtbaren Macht nach vorne geschleudert wurde und an der Wand zerschellte. Zufrieden drehte und wendete der Schmuggler seine Hand vor den Augen, für einen Moment zufrieden mit sich und der Welt. Der rote Schleier der Aggressivität, der noch kurz zuvor über ihm gelegen hatte, war nun verschwunden, zu mindestens so lange, bis das EVE wieder ausging. Dann würde er in sein übliches Verhaltensmuster zurückfallen.
„Ich ersetz dir die Kanne, keine Sorge“, murmelte er, während er einige zerknitterte Geldscheine aus seiner Hosentasche hervorzog und sie vor dem Musiker auf den Tisch legte. Er hatte wenigstens noch einen letzten Funken Ehre im Körper, sodass er den Mann nicht um seinen Lohn betrug. Er lehnte sich zurück, während er sich eine Zigarette anzündete und den feinen aschfarbenen Rauch in die eh schon stickige Zimmerluft pustete. Er konnte ja noch ein Weilchen hier bleiben, alles war besser, als auf die Straßen hinauszumüssen. Dort war es nass und unbequem und er würde sich schnell wieder dem harten Geschäftsalltag stellen müssen. Allein der Gedanke bereitete ihm Unbehagen und er verzog das Gesicht leicht. Jedes Mal, wenn er hier gewesen war, erschien ihm sein sonstiges Umfeld grob und nicht gerade erstrebenswert.
Und genau in diesem Augenblick meldete es sich mit Nachdruck zurück. Er hörte erst Platschen vor der Tür, während mehrere Paar Stiefel durch das hohe Wasser wateten, dann war es für einen Augenblick still, bevor ein hohles Klopfen an der Tür erklang. Zornig drehte er sich herum, in den Augen ein bedrohliches Glimmen.
„Verzieht euch, ihr habt mich in Ruhe zu lassen, wenn ich hier bin, das wisst ihr!“, schnauzte er grob, in der Annahme, einige seiner Handlanger wollten ihn einmal wieder mit Banalitäten belästigen. Sie wussten nicht, was er hier tat, nur dass er hier war. Mehr hatte sie auch gar nicht zu interessieren. Doch anscheinend hatte Liam sich geirrt, was den Besuch betraf, denn nach einigen geflüsterten Worten ertönte ein leises Zischen, das urplötzlich in einem Knall aufging. Teile der Tür flogen in den Raum hinein und blieben rauchend dort liegen, während Wasser sich schwappend über die Türschwelle ergoss. Fluchend schleuderte Liam den Eindringlingen einen Schirmständer entgegen und zog Bartholomew geistesgegenwärtig mit sich in den Schutz des Polstermöbels. Aus dem Hosenbund zog er eine kleine Handfeuerwaffe hervor. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass die Konkurrenz ihm so nah auf den Fersen hockte.
Er schielte kurz über den Rand des Sofas, nur um den Kopf schleunigst wieder hinter dickem Leder in Sicherheit zu bringen, als Schüsse nur knapp über seinem Schädel entlang sausten und kleine schwarze Krater in der Wand hinterließen.
„Diese Dreckssäcke, man ist keine Stunde vor ihnen sicher. Hilf mir, wenn du hier heil rauskommen willst“, zischte Liam und drückte dem Musiker eine zweite Waffe in die Hand in der Hoffnung, dass er wenigstens ein bisschen damit umgehen konnte. Er sah sich kurz um, innerhalb einer Minute hatte sich das Zimmer in einen Trümmerhaufen verwandelt.
„Tut mir übrigens Leid um deine Wohnung“, fügte er mit schiefem Grinsen hinzu. So war das Leben hier unten nunmal. Es war schmutzig und nichts blieb einem lange.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1So Aug 07, 2011 1:30 am

Wahrscheinlich lag was Wahres an den lauten Ansagen, die man sehr oft am Abend aus den Lautsprechern dröhnen hören musste- sich auf Schmuggler einzulassen brachte nicht als Unglück mit sich.
Und wenn sich Bartholomeaw so seine Wohnung anschaute, war das fast schon so, als ob er verflucht worden war und das nur, weil er einem Gauner einige Male im Monat für ein bis zwei Stunden etwas vorspielen durfte. Seine Gabe, sein Fluch- es war nicht so, dass er hier der einzige Künstler in Rapture war aber leider war es so, dass er der einzige fähige Künstler hier unten war. Er hätte eine Schule aufmachen sollen, wie Cohen, dieser Dreckskerl mit seinem Leienwissen. Nein, das war kein wahrhaftiger Künstler, er bekam lediglich zu viel Aufmerksamkeit, mehr als er eigentlich verdient hatte.
Vom Neid zerfressen umklammerte er die Pistole, die ihm Liam entgegengeworfen hatte, belächelte seine Aussage nur eiskalt. "Viel Spaß beim Ersetzen meiner Möbel.", zischte er nur aus seinen Zähnen heraus, umspielte es mit einem leichten Lächeln, ehe er sich nach vorne zu dieser Bande von Männern richtete, von der Sofalehne hinaufschaute und gezielt versuchte die Männer zu erschießen.
Es gelang ihm einen zu verletzen, ehe sie wieder in seine Richtung schossen und er sich erneut hinter dem Schutz der bordeuxfarbenen Couch verstecken musste.
Elendes Pack, warum waren sie hier, warum konnten sie nicht noch ein paar Minuten darauf warten, bis Liam seine Wohnung verlassen hatte und ihn dann in den vielen Gassen um die Ecke bringen können?
Bartholomeaw musste ehrlich zugeben, dass er keine persönliche Beziehung zu seinem Kunden hatte, er kannte seinen Namen, er wusste was er für Musik mochte und er wusste auch, dass er ein sehr ungemütlicher Mann war, mit dem man eher ungern die Zeit verbrachte. Notgedrungen verbrachte er allerdings die meiste Zeit nur mit ihm.
Freunde hatte er hier unten nicht, nur begeisterte Reiche, die seine Gemälde an einigen Abenden in einer Privatgallerie abkaufen wollte. Ryan selbst kaufte ihm ein Gemälde ab und beteuerte jedes Mal, wie sehr er sein Talent schätzte. Alles dummes Geschwätz, nur damit die Zeitung etwas Gutes über dieses einflussreiche Chamäleon schreiben konnte. Lob von anderen interessierte ihn schon lange nicht mehr, egal welcher Name hinter den Worten stand, die man ihm in das Gehirn versuchte einzupflanzen.
Und so war es dazu gekommen, dass er sich auf diesen Schmuggler einlassen musste aber wenn er eines Tages weg vom Fenster wäre, würde er es vielleicht bedauern aber ihm nicht mal eine Stunde nachtrauern. Das war das Gute hier unten- hier war keiner eingeschnappt gewesen, wenn man kein Interesse an dem Menschen gegenüber hatte, hier war jeder gut mit sich selbst beschäftigt gewesen.
Bartholomeaw wagte es erneut über den Rand der Couch zu schauen, es waren nur noch zwei, die energisch schossen, der eine hatte bereits seine Waffe gewechselt. Mit einem geschulten Auge traf er genau diesen ins Gesucht und noch irgendwohin, auf jeden Fall durchbohrten den armen Kerl nun mehrere Kugeln aus dem Geschoss des Mannes, den anderen hatte Liam erledigt.
Man konnte nicht von dem Künstler behaupten, dass er sehr geschult war, wenn es darum ging, minderwerte Schmuggler umzubringen, doch man konnte auch nicht von ihm behaupten, dass er nicht dazu in der Lage war.
Leise in sich hineinseufzend, richtete sich der Dunkelhaarige auf, strich sein Jackett glatt und wischte sogleich Schmutz und anderes Gezeugs weg, das bei der Schießerei auf ihm gelandet war. Seine Augen huschten zu Liam, der Blick ernst und gefasst. "Wenn dies zur Routine wird, habe ich kein Bedarf, dich weiter mit meiner Musik aufzuheitern. Ich bin nicht hierher gekommen, um mich von irgendwelchen Wilden niederschießen zu lassen.", sagte er anschließend in einem leicht zornigen Unterton.
Er wusste nicht, woher die Wut kam- vielleicht weil seine Wohnung nun eher einem Schrottplatz glich und es ein Vermögen kosten würde, das wieder in Ordnung zu bringen, oder weil gerade vier Leichen in seiner Wohnung am Boden lagen und den schönen Teppich vollbluteten oder vielleicht auch weil das ganze Wasser ebenfalls diesen Teppich nahezu unansehnlich machte. Oder vielleicht auch, weil er daran dachte, dass hier sogenannte Künstler und andere Menschen herumliefen und sich so präsentierten als wären sie das Beste, was Rapture je passiert war und dabei konnten sie nicht einmal annährend so viel, wie er.
Ab dem heutigen Tag an musste sich was ändern, er musste sich ändern, er musste dem Whiskey und dem Tschechischen Vodka endlich Adieu sagen und seine suizidalen Versuche aufsparen..falls es dann doch mit der Veränderung nicht hinhauen sollte.
Mit zusammengekniffenen Augen drückte Bartolomeaw seinem Kunden den Revolver wieder in die Hand und deutete auf seine innere Jacketttasche. Es war schön und gut, dass er sich irgendwie um ihn kümmerte aber er hatte selbst so ein Ding besessen, wie wahrscheinlich jeder hier. "Ohne so etwas ist man nachts aufgeflogen..", fügte er anschließend hinzu, leckte sich kurz über die Lippen, ehe die Schritte des Dunkelhaarigen sich in Richtung Schmugglerleichen bewegten. Angewidert schlich er sich an ihnen vorbei, zückte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche um sich die Nase zuzuhalten. Sie rochen zwar nicht nach Verwesung, stanken aber nach anderen Dingen und vor allem nach Schweiß. Er hasste diesen Gestank mehr als alles andere.
Sein Blick wanderte zum Flur, einige Nachbarn hatten bereits schaulustig sich aus ihren Wohnungen getraut, starrten auf den immer noch nicht behobenen Wasserschaden und auf die Leichen in der Wohnung des ominösen Künstlers.
"Diese verdammten Schmuggler brechen mittlerweile auch schon in Häuser ein, na da wird aber Mister Ryan einen unangenehmen Besuch erwarten. Schaut euch das an- hier steht das Wasser ja einen fast bis zu den Knien, meine Möbel ist ruiniert und es liegen vier Leichen hier herum. Also langsam zweifle ich an der Sicherheit unseres Raptures!!", gespielt empört fuchtelte der Alte mit den Händen vor seinen Nachbarn, die ihm gebannt zuhörten und zustimmend nickten. Er verstand schon immer etwas von Schauspielerei und wusste genau wie man sich zu bestimmten Situationen zu verhalten hatte und sie kauften es ihm ab, jedes einzelne Wort saugten sie ein und stimmten ihn lauthals zu und schon sah er die Meute verschwinden, hörte noch jemanden "Auf zu Ryan!" brüllen, ehe sie endlich weg waren und er erneut erleichtert aufseufzen durfte. Und nun war nur noch ein Problem..oder bessere mehrere und alle befanden sich vor ihm. "Ich möchte diese Leichen bitte heute noch hier weghaben und dann kannst du meinetwegen tun und lassen was du willst. Ich bin für dieses stinkende Pack nicht verantwortlich, sie waren hinter dir und deinem Job her, also bist du auch für die Beseitigung verantwortlich."

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Mo Jan 02, 2012 10:29 pm

Ethan war ehrlich gesagt recht froh, als der merkwürdige Fremde die Tür endlich hinter sich geschlossen hatte. Er gehörte sicherlich zu der fragwürdigen, kriminellen Schicht Raptures, und wenn der Arzt ihm auch dankbar für seine Hilfe gewesen war, war er dennoch nicht ganz sicher, was sie jetzt mit ihm hätten anstellen sollen. Während er das Frühstück zubereitet hatte, hatte er immer wieder in das Gespräch zwischen Immanuel und dem Cyborg hineingehört, hatte sie hin und wieder aus dem Augenwinkel beobachtet, doch sie hatten sich nur über belanglose Kleinigkeiten unterhalten und schließlich war der Mann aufgestanden und hatte sich verabschiedet. Ethan entspannte sich sichtlich, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich zu den beiden anderen umdrehte. Die Ärmel seines feinen Seidenhemdes hatte er aufgekrempelt, damit das Bratenfett es nicht beschmutzte. Er hörte das leise Zischen in der Pfanne und schwenkte sie mit einer geschickten Bewegung in der Hand, sodass die Speckstreifen auf der anderen Seite landeten.
„Was für ein seltsamer Kerl“, murmelte er noch einmal, mehr zu sich selbst als zu Emily oder Jon, dann schüttelte er leicht den Kopf, um die betrüblichen Gedanken loszuwerden. Draußen am Fenster schwammen einige Fische vorbei und er wies Emily auf die fidelen Lebewesen hin. Sofort klebte sie an der Scheibe, während Ethan den Tisch deckte. Er seufzte, der Vorratsschrank war schon wieder so gut wie leer, es war gar nicht mal so einfach, einen so riesigen Kerl wie Jonathan vernünftig einzuplanen. Mit einem leisen Klappern stellte er die Teller auf den Wohnzimmertisch, wenn man ihn denn auch wirklich so bezeichnen konnte. Eigentlich war es ja der einzige größere Tisch in ihrer ganzen Wohnung.
„Dann mal guten Appetit“, summte er, während er selbst zur Gabel griff und Speck samt Brot sorgfältig zerkleinerte. Da kam wohl der Chirurg in ihm durch. Er winkte Emily herbei, die anscheinend immer noch ganz fasziniert war von den Fischen außerhalb des Glases und deutet auf ihren Teller.
„Iss doch bitte was, wenn wir gleich den ganzen Weg bis NACH Olympus Heights zurückmüssen will ich dich nicht tragen müssen.“
Er musste leicht grinsen bei dem Gedanken, dass sie sich im Endeffekt wohl eh am liebsten von dem Cyborg tragen lassen würde. Dann jedoch legte sich seine Stirn wieder ein wenig in Falten.
„Ich hoffe, die Schleusen sind schon wieder überall geöffnet. Wer weiß, ob sie die Schmuggler und Splicer schon wieder in den Griff bekommen haben“, überlegte er mit besorgtem Gesichtsausdruck und wandte sich dann fragend Jon zu. Wobei der es vermutlich auch nicht sicher sagen konnte, immerhin hatte er die Wohnung auch noch nicht verlassen seit gestern Nacht. Es wäre eine ziemliche Zeitverschwendung, wenn sie den ganzen Weg laufen würde, um dann vor verschlossenen Eisentoren zu stehen. Und außerdem würden geschlossene Schleusen bedeuten, dass die Gefahr noch nicht gebannt war, und dann wollte Ethan mit der kleinen Emily lieber noch nicht die Wohnung verlassen. Auch, wenn Jon eine gute Versicherung gegen Angreifer war, konnten sie nicht nur darauf bauen. In Rapture war es wirklich unsicher geworden. Er drehte den Kopf und sah zu dem Mädchen hinüber. Sicher würde sie eine gute Little Sister abgeben. Und Zutrauen hatte sie zu Jon auch schon gefasst….In Gedanken machte er sich eine Notiz, eventuell würde er später auf sie zurückkommen. Aber jetzt war es noch zu früh. Er spürte Blicke auf sich ruhen und zwang sich, seine hypothetische Gedankenwelt zu verlassen, bevor seine geistige Abwesenheit noch auffällig wurde.
Er erhob sich und sammelte die Teller zusammen und stellte alles beiläufig auf der Spüle ab. Darum konnte er sich auch noch später kümmern. Sein Arm schmerzte immer noch ein wenig, und so griff er nach einer kleinen Dose Pillen, die er in seiner Tasche verschwinden ließ.
„Wollen wir dann mal?“, fragte er, und streckte dem Mädchen eine Hand entgegen.

Missbilligend starrte Liam auf die Meute, die sich bei all dem Lärm vor der Wohnung versammelt hatte. Schaulustig waren die Menschen von Rapture schon immer gewesen. Wenn man isoliert in einer Stadt unter Wasser lebte, dann war man wohl über jegliche Wendung im tristen Leben dankbar. Dennoch, jetzt im Moment störten sie ihn einfach nur. Er war kurz davor, sie mit einigen groben Worten davon zu scheuchen, doch anscheinend hatte Bartholomew eine bessere Lösung. Er beobachtete das Spektakel eine Weile aus dem Hintergrund und verschränkte die Arme, runzelte die Stirn. Er konnte also nicht nur Geige spielen, sondern auch solche dummen, leicht zu beeinflussenden Leute. Noch vor ein paar Minuten hatten sie vermutlich nicht mal ein Problem mit Ryan gehabt. Und nun schwangen sie die Fäuste und protestierten wütend gegen ein Problem, das zu großen Teilen nicht einmal ihr eigenes war. Als sie endlich auch außer Hörweite waren, klatschte Liam mit einem schiefen Grinsen langsam in die Hände.
„Was für eine bewegende Vorstellung“, knurrte er sarkastisch und wandte sich dann vom Flur ab und ließ seinen Blick zu den Leichen gleiten. Mit leeren Augen starrten sie an die Decke oder an den Boden, je nachdem, wie sie ihren Tod gefunden hatten. Die Gliedmaßen lagen verdreht da, die Waffen waren ihnen aus der Hand gefallen. Einer alten Angewohnheit folgend schob er die Schusswaffen mit dem Fuß beiseite. Als könne einer der Angreifer noch ernsthaft danach greifen. Dennoch, Liam war solche Schussgefechte wohl schon zu sehr gewohnt, um solche Angewohnheiten einfach abstellen zu können. Er konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, als er so die Wohnung betrachtete. Wenn Bartholomew hier nach keine Lust mehr gehabt hätte, für ihn zu spielen, hätte er es sogar irgendwie verstanden – wenn auch nicht gebilligt.
Noch immer war er zornig, dass seine einzige ruhige Zeit, die ihm innerhalb der rauen Wochen vergönnt war, so harsch unterbrochen worden war. Gab es denn gar keinen Ehrenkodex unter Verbrechern mehr? Hier unten anscheinend nicht. Hier unten galt nur das Gesetz des Stärkeren. Und da wollte man ihn natürlich so schnell wie möglich loswerden, damit man seinen Platz einnehmen konnte. Jeder wollte gerne konkurrenzlos an der Spitze sein.
Als der Musiker weitersprach, hob Liam eine Augenbraue und erhob sich langsam, das breite Kreuz richtete sich knackend.
„Soll ich auch deinen Rohrbruch richten, wo ich gerade schon dabei bin, aufzuräumen?“, fragte er spöttisch und zerrte einen der Toten am Kragen auf. Sie würden in irgendeiner Schleuse verschwinden und dann würde sie schließlich der Ozean verschlingen. So passierte das mit vielen Toten hier. Niemand würde sie vermissen, erst recht nicht diesen Schmugglerabschaum. Niemand würde ihn vermissen, wenn es irgendwann einmal so weit kam. Aber Liam lebte schließlich nicht dafür, dass er nach seinem Tod ordentlich betrauert wurde. Er wusste selbst gut genug, dass er sich mehr Feinde schaffte als Freunde. Mit einem Schulterzucken tat er diesen Gedanken ab und warf die Leichen eine nach der anderen nach draußen vor die Tür ins Wasser. Die Schaulustigen, die das ganze hätten beobachten können, waren ja zum Glück schon verschwunden.
„Du hast Recht, Bartholomew. Sie waren nur hinter mir her. Nach dieser Sache sind sie allerdings ganz sicher auch hinter dir her“, knurrte er und stieß mit seinem Finger gegen die schmale Brust. Nein, er war eigentlich ganz und gar nicht für dieses risikoreiche Leben geschaffen, aber wenn man sich mit einem Schmugglerboss einließ, dann sollte man damit rechnen, dass man in seine Angelegenheiten mit hinein gezogen wurde. Das war nun unweigerlich geschehen, immerhin hatte er ebenfalls eine Waffe gehalten. Es gab immer aufmerksame Ohren und Augen, die so etwas bemerkten. Und solche Geschichten verbreiteten sich dann wie ein Lauffeuer in den Absteigen und dunklen Ecken.
„Tut mir Leid, aber die Konkurrenz wird dich jetzt ganz sicher genauestens unter die Lupe nehmen. Ich würde mir unter Umständen eine andere Bleibe suchen, wenn du nicht willst, dass sie dich in den nächsten Tagen nochmal besuchen kommen.“
Beiläufig zog er die Leichen auf, zwei an jeder Hand, man sah, wie sich die Muskeln unter seinem Hemd anspannten. Er blieb in der Tür stehen, drehte den Kopf, auf den dünnen Lippen ein sehr feines Lächeln.
„Aber ich werde dann mal gehen und tun und lassen, was ich will. Wenn du umziehen solltest, lass es mich doch bitte wissen, damit ich unseren nächsten Termin trotzdem einhalten kann“, sagte Liam kühl. So, wie er die Konkurrenz kannte, würden sie sich schnellstens darum kümmern, Bartholomew aus dem Weg zu schaffen. Mal schauen, wenn der Musiker nicht zu stolz war, ihn um Hilfe zu bitten, würde er seine erbärmliche Haut wohlmöglich sogar retten.

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BeitragThema: Re: I chose the impossible   I chose the impossible - Seite 2 Icon_minitime1Sa Jan 28, 2012 11:47 pm

Jonathan konnte nicht leugnen, dass dieser fremde und durchaus seltsame Mann ein interessanter Fall war. Vielleicht nicht ganz gesprächig und an seinem Aussehen zu deuten keiner, der hier das raputure’sche Leben in vollen Zügen genoss, sondern eher die Schattenseiten dieser Stadt kannte und genau in diesem Schatten lebte, aber dennoch..interessant.
Jedoch konnte der Blonde verstehen, dass er früh ihre Wohnung verließ, um das zu tun, was Männer seiner Art nun einmal taten und irgendwo war es auch gut so- zu viele Fremde in einer Wohnung war vielleicht nicht das Beste und sie hatten ja noch das kleine Mädchen hier, das ihre gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte.
Der Cyborg lehnte sich in seine Sessel zurück, beobachtete wie das kleine Mädchen gebannt auf die bunten, zahlreichen Fische am Fenster schaute, lauschte dabei geistesabwesend dem leisen Summen der Grammophon- Musik, während sein Mitbewohner den Tisch für das Frühstück deckte. „Ja, der Kerl war schon eine Art für sich…“, ein schiefes, belustigtes Lächeln stahl sich auf das halb menschliche Gesicht. Es wirkte stets seltsam, wenn der junge Mann lächelte oder gar grinste, doch wenn man lange genug mit ihm lebte, gewöhnte man sich wahrscheinlich daran. Er selbst hatte es noch nicht geschafft. Jeden Morgen, wenn er in den Spiegel starrte, wirkte seine rechte Gesichtshälfte einfach so falsch, so unecht und nun ja- sie war unecht. Und genau da lag wohl das Problem.
Doch Jonathan würde nicht Jonathan heißen, wenn er so etwas beweinen würde, wenn er doch tatsächlich seinem Gesicht nachtrauern würde- nein, der Gewöhnungsprozess brauchte einfach nur seine Zeit, die Schmerzen spürte der ehemalige Pilot schließlich auch kaum..
„Aber nett von ihm, dass er uns aus der Patsche geholfen hat.“, fügte er nach einer langen Pause hinzu, das Lächeln verschwand und ein leicht ernster Ausdruck blieb bestehen. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wären sie diesen Splicern hilflos ausgeliefert worden. Natürlich, er hatte genug Kraft um sie in den Boden zu rammen aber diese Viecher waren wie Ameisen und sie lockten immer mehr Ihresgleichen an. Sie hatten alle Blut geleckt und konnten nun nicht mehr genug davon haben. Unglaublich, was sich hier in Rapture abspielte. Jonathan schüttelte leicht seinen Kopf, schüttelte die ganzen schlechten und brutalen Gedanken weg, setzte ein weiteres fröhliches Lächeln auf, als es endlich etwas zu essen gab. „Mhmm..ich hoffe es schmeckt auch so, wie es riecht!“; seine Augen wanderten zu Ethan, die Lippen formten ein Grinsen, ehe die künstliche Hand die Gabel umfasste und sich ordentlich Speck auf den Teller schaufelte. Oh ja, der Blonde brauchte eine Menge zu essen, nicht nur, weil er vom Körperbau und von der Größe her einfach mehr zu sich nehmen musste, oh nein, er hatte sich auch sehr stark an diese riesigen Portionen gewöhnt, denn schließlich er da oben immer gestärkt sein, um gut arbeiten zu können, um in den Krieg ziehen zu können. Hier war sein einziger Krieg der zwischen ihm und dem guten alten Old Tom’s Whiskey, der es ihm wahrlich angetan hatte, aber alte Gewohnheiten wollten nicht verschwinden..
Der Cyborg lauschte den Worten seines Mitbewohners, während er die Kleine dabei beobachtete, wie sie hungrig das Frühstück verschlang, jedoch nicht so wie ein Tier, sondern mit Manieren und dennoch der kindlichen Ungeschicktheit. Ach, wie er doch Kinder liebte..
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das Problem mittlerweile behoben wurde und damit auch die allgemeine Ausgangssperre.“, der Grünäugige schenkte Ethan einen optimistischen Blick, wandte sich jedoch wieder seinem Speck zu, während die Gedanken selbst darüber kreisten, ob er mit seiner Vermutung Recht behalten würde. Eigentlich…warum auch nicht?! Die Leute hatten die ganze Nacht Zeit gehabt und schließlich mussten hier Bürger irgendwie vorankommen! „Und wenn nicht, es gibt bestimmt einen ausweichenden Weg. Ein bisschen durch die Stadt laufen soll ja gesund sein.“
Mit diesen Worten schlang der junge Mann seinen letzten Bissen herunter, legte die Gabel beiseite und schnappte sich die gute alte Pfeife, welche er zuvor fein gesäubert zurück in die Westentasche befördert hatte, füllte diese mit dem Tabak vom Beistelltisch, diesen anschließend mit seinen Streichhölzern anzündend. Dies war wohl auch eine seiner vielen Gewohnheiten, die er niemals weglegen könnte. Nach dem Essen den Genuss einer Pfeife zukommen zu lassen war wunderbar, viel besser als diese Zigaretten, die sie hier verkauften. Oh nein, Jonathan verließ sich auf den guten alten Pfeifentabak und solange ganz normal geliefert wurde, musste er sich auch keine Sorgen machen, dass er eines Tages auf diesen Genuss verzichten muss.
Motoviert wie eh und je erhob sich der Cyborg anschließend vom Sessel, schaute erst zu Ethan, dann zu dem kleinen Mädchen, dieser lächelnd zuzwinkernd. „Na dann mal los!“, fügte er noch bei. Er griff nach der zierlichen Hand des Mädchens, öffnete mit der anderen die Türe nach draußen. Die Musik aus der Wohnung wurde vermischt mit der, die in den Fluren vor sich hinsummte und die Menschen unterhielt, wenn sie nicht gerade von den ein oder anderen Durchsagen gestört wurde, Warnungen vor Parasiten, von weisen Worten vom Meister persönlich Andrew Ryan oder auch von Werbungen für Plasmide, für Steinmans Praxis..Rapture war wirklich ein Ort für sich, das wurde dem Ex-Piloten wieder klar, als er diese angenehme Luft, die draußen herrschte, einatmete und mit den Augen die ein oder anderen sich angeregt unterhaltenden Menschen beobachtete. Es erschien so, als ob der Schaden behoben worden war und damit auch die Ausgangssperre. Jonathan drehte sich zu seinem Arzt, schenkte ihm ein breites Lächeln.„Siehst du?!“, mit diesen Worten setzte er einen Fuß vor dem Anderen, immer noch an der Pfeife paffend, während das Mädchen um ihm herum tänzelte. Achja, wie schön es doch wäre, wenn solche Momente immer andauern könnten..

Oh wunderbar, herzallerliebst, dass sich dieser Mann, dieser illegale Mann, sich auch noch um sein Wohlergehen kümmerte. Natürlich sorgte er sich nicht um ihn als Person und wahrscheinlich hatte er nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei gehabt, dass er seinen Unterhalter soeben fast umgebracht hätte- schließlich war Bartholomew ja selbst schuld daran gewesen, ließ sich auf diesen Mistkerl ein, spielte mit dem Feuer, doch das spielte jetzt alles keine Rolle. Die verschränkten Arme vor der Brust beibehaltend, starrte er die Masse von Mann mit einer Mischung aus Wut und Skepsis an. Ausziehen? Das war doch nicht sein Ernst gewesen, der Künstler lebte nicht umsonst bei den ‚normalen‘ Bürgern, die weder Einfluss auf irgendetwas hatten, noch sich in Geld und Ruhm badeten. Schließlich waren es genau die Leute, die nicht an ihm interessiert waren, die ihn im Prinzip so hinnahmen wie er nun einmal war und die nicht Klatsch und Tratsch verbreiteten, wie zum Beispiel in diesem Moment, als plötzlich vier Leichen, an ominöser Mann und ein Wasserschaden sich in unmittelbarer Nähe des Mannes befanden und von dem Blut auf seiner Kleidung, der Verletzung und dem Chaos in der Wohnung ganz abzusehen war es doch sowieso alles sehr komisch bei ihm…aber das war ihnen egal, hier durfte er seine Isolation genießen und jetzt sagte man ihm doch glatt, dass es besser wäre diese Räumlichkeiten zu verlassen?! „Ohja, das ist so faszinierend, ich sollte das in meinem nächsten Bild verfassen, ein Stück darüber schreiben. Es wird eine Mischung als Melancholie und Wut, schnell und langsam zugleich, mit schrillen und sanften Tönen!“, er hob die Arme in die Luft, ging auf und ab und war mehr in seinen Gedanken versunken als daran zu denken, dass Liam immer noch da war oder vielleicht auch nicht, das wusste er in diesem Moment nicht wirklich. Man sollte solche Situationen super verarbeiten können, vielleicht müsste er das auch tun, das Chaos, das Blut, die Toten und dazwischen ein Mann, der nichts mit solchen Geschäften zu tun hatte aber nun plötzlich mittendrin in diesem Bandenkrieg war, mittendrin im Garten Eden, in der perfekten Stadt, die so viel Schlechtes vollbrachte, dass es fast angsteinflößend war. Wer brauchte schon das Arcadia, wenn man solche Zustände hatte, die einen mehr denn je inspirierend. Wirr vor sich hinmurmelnd schnappte Bartholomew ein Stück Papier, welches auf dem Boden lag, oder besser schwamm, durchtränkt vom salzigen Wasser. Und da war es ihm wieder aufgefallen- er war nicht allein, seine Wohnung war bis zur Unkenntlichkeit zerstört worden, Liam war immer noch mit den Toten hier und er musste hier weg. Der schmale Körper drehte sich zu seinem Kunden, ein unzufriedener Blick lag auf dem Gesicht des Künstlers. „Wie es aussieht, habe ich ja gar keine andere Wahl, da ich nun bis obenhin im Dreck stecke! Anscheinend muss ich von Vorne beginnen.“ Und das würde er auch, sobald er eine neue Wohnmöglichkeit haben würde, würde er endlich seine im Kopf schwirrende Idee verwirklichen, er würde sie veröffentlichen, vielleicht in Fort Frolic auch wenn er zur Hölle nicht zu Cohen gehen wollte, der sich dort wunderbar eingenistet hatte und alles kontrollierte. Nein, niemals, nicht unter seiner Aufsicht! Da wäre es sogar noch besser gewesen, würde er den Nachtclub mieten!
Aber darüber müsste er sich später Sorgen machen.
„Ich lebe nicht umsonst hier, Liam.“, er trat einige Schritte auf den Mann zu. „Hier war ich alleine, für mich, ganz alleine. Doch diese Mistkerle werden mich in dieser Einsamkeit finden, das ist richtig. Ich werde zu der höheren Liga ziehen und es wäre nur angebracht, wenn du mir beim Eskortieren der persönlichen Gegenstände helfen würdest. Ich werde dir per Rohrpost einen genauen Zeitpunkt nennen.“, mit diesen Worten drehte er ihm den Rücken zu, trat an die Glasscheibe, betrachtete nachdenklich das Treiben der Wasserlebewesen, starrte auf die Neonreklamen, die im Ozean schimmerten und wahrscheinlich eine Art Fremdkörper für jeden Fisch hier waren..ohja, es musste seltsam für sie gewesen sein, als die Menschen sich auch noch ihr Wasser schnappten und es sich zu Eigen machten. Er wusste, dass sie nicht viel Zeit hier unten haben würden, fragte sich nur wann der Zeitpunkt kommen würde.
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