Danger Danger
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Danger Danger

High Voltage
 
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 After Dark

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Mrs Lovett
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Mrs Lovett


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BeitragThema: After Dark   After Dark Icon_minitime1Fr Okt 28, 2016 8:50 pm

Die helle Schrift des kleinen Neonschilds reflektierte sich im Glanz des frisch polierten Motorrads, welches mit einem letzten Aufheulen zur Ruhe kam, behutsam neben einigen anderen Maschinen abgestellt wurde. Es war wohl das einzige Stolz und die einzig gute Sache, die er je besessen hatte, kein Wunder also, dass eine routinierte Pflege beinahe schon Pflicht war.
Seine grauen Augen schauten sich kurz um, warfen verächtliche Blicke den anderen Männern und Frauen zu, die sich hier herumtummelten. Es war eine dieser typischen Bikerbars und auch wenn Charles sich absolut sicher war, dass sie- neben ihrem Interesse gegenüber Motorrädern- nichts gemeinsam hatten, trieb es ihn dennoch öfter in solche Bars, dessen äußere Fassaden bereits deutlich machten, wie dreckig und schäbig es wahrscheinlich im Inneren war, doch er war nicht hier um irgendwelche Schönheiten zu bewundern, er wollte nur ein wenig gute Musik, ein Bier oder vielleicht sogar zwei und dann zurück in die tiefe Nacht.
Achtlos trat der Dunkelhaarige seinen Zigarettenstummel mit den schweren, schwarzen Stiefeln aus, rückte seine Jacke noch ein bisschen zurecht und trat endlich in die kleine Bar hinein. Sie lag etwas weiter außerhalb der Innenstadt, weiter weg von seinem schäbigen Motel, wo er die ein oder andere Nacht hauste und eigentlich war er vorher noch nie hier gewesen. Er wusste nicht einmal genau, warum er ausgerechnet heute sich dafür entschieden hatte diesen Laden ausfindig zu machen. Vielleicht würde er positiv überrascht werden.
Kaum hatte sich die schwere Tür nach innen geöffnet, kam ihm bereits der Schwall an verschiedenen Gerüchen entgegen. Die warme Luft war gepaart mit dem Duft von Zigaretten, Alkohol, billigem Parfum, Schweiß und Leder- anders kannte man es auch gar nicht. Irgendwo in der Ferne spielte halblaut alte Rockmusik, die übertönt von den verschiedenen Stimmen und Gelächtern wurde.
Es war Primetime, die Bar schien sehr voll zu sein, besonders kleinere Gangs hatte es hierhergetrieben, die einige nah bei aneinander stehende Tische für sich beansprucht hatten. Frauen hatten es sich auf dem Schoß vom ein oder anderem Biker bequem gemacht, Schönheiten waren sie allerdings nicht, nicht, dass Charles hier war um sich irgendeine Frau für die Nacht aufzureißen. Abgesehen davon hatte er absolut kein Interesse in irgendeine Frau dieser Welt, doch das ging wohl absolut niemanden hier an. Der Schwarzhaarige blieb lieber für sich und das konnte man wohl alleine schon daran erkennen, dass er keine drei oder vier Freunde hier hatte, die ähnlich gekleidet waren, dass er sich in keiner Gang aufhielt und dass er sich- ohne nach jemandem Ausschau zu halten- einfach auf den erstbesten Barhocker platzier hatte, der noch frei war. Einen Tisch zu bekommen war wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit und spätestens nach einigen Minuten würden irgendwelche Gruppen einen Aufstand machen, dass er kein Recht hatten sich alleine so viel Platz zu bunkern. Sein Blick wanderte kurz zu seiner linken, dann zu seiner rechten, dann anschließend zum Barkeeper, welcher endlich Zeit hatte ihn zu bedienen. Neben dem Barkeeper hatte Charles bereits eine andere Gestalt erkannt, welche die freundlichen Gäste zu bedienen versuchte und der Anblick der Person hatte ihn mehr als nur verwirrt. Nicht nur, dass er nicht ganz in diese Umgebung zu passen schien, nein, offenbar hatte sich der Barbesitzer doch tatsächlich dafür entschiedenen einem Kerl diesen Job zu geben, anstatt irgendeiner vollbusigen Blonden, die mit ihrem Hintern vor alten, volltätowierten Männern hätte wackeln müssen. War ihm nur recht, so musste er wenigstens nicht so tun als hätte er schreckliches Interesse an den Brüsten der Frau zu grabschen, wie es andere gerne taten und auch von Kerlen verlangten. Es war lächerlich, Charles mochte diese Einstellung nicht und das war ein weiterer Grund, wieso er sich absolut nicht als einer von ihnen betrachtete.
Seine schlanken, tätowierten Finger umfassten das Glas Bier, welches ihm weniger liebevoll an den Tresen gestellt wurde, drehte sich mit einer fließenden Bewegung herum, sodass er die Menge etwas besser betrachten konnte. Es gab hier sogar eine kleine Bühne, wahrscheinlich für kleine Konzerte und Karaoke- Abende, wo man sich über die schlechten Gesangstalente anderer lustig machen konnte. Heute schien keiner dieser Tage zu sein zu seinem Unglück und so musste er sich wohl oder übel das Entertainment in der Besuchermenge heraussuchen, allerdings fiel sein Blick eher öfter auf die blonde Gestalt, welche hektisch Gläser an Tische brachte und dämlichen Sprüchen auswich. Er hatte etwas Interessantes an sich, er stach in der Masse hervor und zwang den Dunkelhaarigen ja regelrecht dazu ihn unauffällig zu beobachten, dass er beinahe vergaß an seinem Bier zu nippen.
Kellner zu sein musste ein wirklich beschissener Job sein! Nicht, dass Charles noch nie beschissene Jobs hatte machen müssen, um genau zu sein wanderte er von einem Scheißjob zum nächsten und einige von ihnen waren alles andere als legal, doch kellnern war wohl das Letzte, was er jemals tun würde. Auch wenn er wenigstens die Gewissheit hatte, dass schmierige Typen ihre Finger von ihm lassen würden, immerhin war er in der Lage diese binnen weniger Sekunden zu brechen und etwas sagte ihm, dass der junge Angestellte dies auch sehr gerne tun würde. Und er würde es ihm auch verübeln, bei solch einer Kundschaft war es vielleicht sogar besser, wenn man eine Feuerwaffe zwischen seinem Gürtel eingeklemmt hatte!
Charles kam nicht herum zu beobachten, wie einige Kerle die Bedienung unnötig zu bedrängen schienen, natürlich konnte er in dem Gewirr aus Musik und Stimmen nicht hören, was sie zu ihm sagten, dafür erkannten die grauen Augen jedoch zu deutlich, dass die fremden Finger nicht dort waren, wo sie eigentlich sein sollten. Der junge Mann schien keine Chance gegen die Typen zu haben, sie ließen ihn einfach nicht seinen Job tun und zogen ihn immer wieder zu sich herüber und das wohl Ätzendste an der ganzen Sache war, dass niemand wirklich Interesse hatte, irgendwie einzugreifen. Was, war das etwa eine Barregel?! Wie er diese Kerle doch hasste! Mit brodelnder Wut hatte Charles sein Glas wieder abgestellt, sprang vom Hocker auf und drängelte sich etwas unsanft an der Menschenmasse vorbei und stürzte sich anschließend in das Geschehen, welches sich vor seinen Augen präsentiert hatte.
Er sah wie erneut eine Hand eines der Biker den jungen Mann begrabschen wollten, packte diese jedoch rechtzeitig am Handgelenk und zwang ihn dabei, ihn anzuschauen. Seine Lippen formten ein schmales, herausforderndes Lächeln. Sollte es zu einer Prügelei kommen, war er tatsächlich bereit sich darauf einzulassen, ihm war danach ihre Gesichter undefinierbar zu schlagen. „Ich glaube der junge Mann hat euch deutlich gemacht, dass ihr euch verpissen und ihn arbeiten lassen sollt!“, rief er gegen den Lärm an und drückte das Handgelenk des Arschlochs noch ein wenig fester zu ehe dieser mit Gewalt sich von seinem Griff löste. Seine Aktion hatte zumindest die anderen zwei dazu gebracht, ebenfalls vom Blondschopf abzulassen, welcher nun frei war wieder vernünftig seinen Job zu machen.
Seine Augen huschten ganz kurz zur hübschen Gestalt, welche so nah bei ihm sogar noch besser aussah, als er gedacht hatte. Verdammt, er sah viel zu gut aus! Sein Blick ruhte etwas zu lange auf dem Gesicht des Fremden, dem ein etwas unbeholfenes Lächeln schenkte, doch der Moment wurde leider viel zu schnell unterbrochen von einer Faust, die mit voller Wucht in sein Gesicht gerammt wurde und ihn einige Schritte zurück taumeln ließ. Blut hatte sich in seinem Mundinnenraum gesammelt, nicht viel, doch er konnte es auf seiner Zunge schmecken.
„Oh, das war’s schon? Kein Wunder, dass euch niemand ranlassen will, ihr seht nicht nur beschissen aus, ihr habt auch absolut keine Ahnung, wie man vernünftig zuschlägt!“, Charles hätte seine Worte bereuen müssen, zumindest spätestens nachdem zwei der drei Kerle ihn am Kragen gepackt und hinaus in die kühle Luft geschleift hatten, wo er gar nicht mehr einer Prügelei ausweichen konnte.
Dass die Kerle allerdings sehr gut zuschlagen konnten, wurde ihm sehr schnell bewusst, abgesehen davon, dass ein Mann gegen drei nicht viel anrichten konnte, doch er ließ sich den ein oder anderen Hieb nicht nehmen, schlug ihnen so oft und so gut er konnte ins Gesicht, gegen den Bauch oder einfach dorthin, wo er sie treffen konnte, was eigentlich nicht schwierig war, so nah, wie sie bei ihm standen konnte er immer jemanden treffen. Ungut an der Situation war jedoch, dass er ebenfalls von allen Seiten getroffen werden konnte und wenn nicht irgendwer gebrüllt hätte, dass er die Cops rufen würde, würden sie nicht aufhören, hätten sie ihn wahrscheinlich bewusstlos geprügelt.
„Kannst von Glück reden, dass wir abgehalten wurden, Arschloch!“, einer der Biker spuckte neben ihm auf dem Boden, ehe alle drei von dannen zogen und den Dunkelhaarigen kniend auf dem Boden sitzen ließen. Er hörte das Röhren von mehreren Motorrädern, Gelächter und Gröhlen und schon waren sie fort, so, als ob sie nie dagewesen wären. Was jedoch nicht fort war, waren die Schmerzen an verschiedenen Stellen in seinem Körper. Er hatte sich nichts gebrochen und eigentlich ging es ihm verdammt gut, wenn er darüber nachdachte, dass drei bullige Männer gerade die Scheiße aus ihm geschlagen hatten. Charles konnte zumindest aufstehen, er konnte seine Arme bewegen, zu stark einatmen konnte er leider nicht und er spürte, dass sein Gesicht wahrscheinlich auch nicht mehr das Schönste war.
Mit einem leisen Schmerzenslaut lehnte sich Charles gegen die Wand der Bar, lauschte dem unterdrückten Dröhnen der Musik, während er seine mittlerweile zerbeulte Zigarettenschachtel aus der Jackentasche hervorholte, eine etwas mitgenommene Zigarette herausfischend, die sich im nächsten Moment zwischen seinen Mundwinkeln befand. Seine aufgeplatzte Lippe befleckte den Filter mit frischem Blut, doch das kümmerte den jungen Mann absolut gar nicht. Er hatte sich gerade geprügelt, mehr oder weniger und das nur wegen eines Kerls, den er noch nie gesehen hatte und absolut nicht kannte. Alleine der Gedanke, wie dumm diese Situation war, entlockte ein leises Lachen aus seiner Kehle. Na, wenn das mal keine Heldentat war, dann wusste er auch nicht. Man sollte ihm das Bier spendieren und das nächste ebenso. Er sollte vielleicht besser bald wieder reingehen, um wenigstens das erste Glas zu Ende trinken zu können.

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BeitragThema: Re: After Dark   After Dark Icon_minitime1Sa Okt 29, 2016 11:42 pm

Seine Schicht hatte gerade erst begonnen, doch Julian wünschte sich, dass sie schon wieder vorbei wäre. Er arbeitete seit über einem Jahr in der Bar, doch heimisch fühlte er sich trotzdem nicht. Noch immer war es ihm ein Rätsel, wieso der Besitzer ausgerechnet ihn eingestellt hatte. Eine hübsche junge Frau hätte sicherlich mehr Augenpaare auf sich gezogen, aber circa ein halbes Jahr, nachdem er eingestellt worden war, war Julian bewusst geworden, dass die Gäste in dieser Bar durchaus auch Augen für einen jungen Mann hatten. Seine finanzielle Situation war viel zu schlecht, als dass er davon nicht Gebrauch gemacht hätte, doch auf der anderen Seite hatte das seine Arbeit in der Bar nur noch unangenehmer gemacht. Eigentlich sollte Julian froh sein, dass er diesen Job überhaupt hatte. Sein Gehalt mochte nicht fürstlich sein, aber es reichte, um eine kleine Wohnung im Obergeschoss zu mieten und über die Runden zu kommen. Mehr als leben saß im Moment nicht drin, immerhin war er keines dieser armen Schweine, die ihre Nächte zitternd auf einer Parkbank verbringen mussten. Er wäre gerne aufs College gegangen, hätte ein vernünftiges Studium abgelegt, aber dafür fehlte ihm einfach das Geld. Seine Eltern hatte er nie kennengelernt, jedenfalls nicht so, dass er sich noch an sie erinnern könnte und somit hatte er niemanden, der ihm unter die Arme greifen und für ihn bürgen konnte. Er war vom Waisenhaus aus quasi direkt in diesen Job gestolpert. Immerhin bedeutete das, dass er an ein beschissenes Leben gewohnt war; dieser Teil unterlag wenigstens seiner eigenen Bestimmung und er war mehr oder weniger frei.
Es war Wochenende und die Bar dementsprechend noch voller als sonst schon. Immer wieder aufs Neue wunderte Julian sich, dass eine ranzige Kneipe wie diese mitten im Nirgendwo so gut laufen konnte, doch für die meisten Gäste hier war das ihre Stammkneipe und wenn man sich auf eines verlassen konnte, dann auf die festen Gewohnheiten der Menschen. Außerdem war sich Julian ziemlich sicher, dass sein Boss im Hinterzimmer einige krumme Geschäfte am Laufen hatte. Bei so vielen grimmig dreinschauenden Bikern mussten doch auch einige Kleinkriminelle dabei sein. Innerhalb der Woche waren es meistens nur zwei oder drei Tische, die besetzt waren, doch nun schien jeder Stuhl von der Bar bis zur Tür belegt. Zwar wollten die meisten Gäste nichts anderes als Spirituosen, doch trotz seiner mittlerweile angearbeiteten Routine hasste Julian das Wochenende. Es war voll und laut und die meisten Gäste dachten –leider zu Recht-, dass sie mit ihm machen konnten, was sie wollten. Sein Boss wusste, was er nebenbei für ein kleines Geschäft betrieb, um sein Gehalt aufzubessern, sodass er es eigentlich nie für nötig hielt einzugreifen. Immerhin war er nicht sein Zuhälter und solange sich niemand darüber beschwerte, wo sein Bier blieb, ließ er seine Gäste mit ihm tun und lassen was sie wollten.
So war es also kein Wunder, dass nach einer Weile eine kleinere Gruppe damit begann ihn zu begrapschen. Ein Griff an den Hintern oder im schlimmsten Fall in seinen Schritt war kein Novum für ihn –auch, wenn es das nicht weniger unangenehm machte-, doch die drei Männer, die nun Spaß an ihm zu haben schienen, beließen es nicht bei harmlosen Grabschern und anzüglichen Sprüchen. Julian hatte ihnen gerade eine Ladung Bier hingestellt und wollte sich von dem Tisch entfernen, um andere zu bedienen, als man ihn grob am Handgelenk packte und zurückzog. Das Tablett, auf dem er die Bestellung transportierte, war zum Glück leer, andernfalls hätte Julian jetzt eine Ladung Alkohol auf die umstehenden Gäste verteilt. Er stieß einen erschrockenen Laut aus, als der größte der drei Männer ihn auf seinen Schoß zu ziehen versuchte.
„Hör doch auf zu zappeln, Süßer, ich hab gehört, dass dir sowas gefällt“, lachte jemand nah an seinem Ohr und Julian musste sich zurückhalten, um ihm nicht das Tablett ins Gesicht zu schlagen. Wenn er seinem Boss irgendwelche Kunden vergraulte, musste er ganz sicher mit Konsequenzen rechnen.
„Lass mich los, bitte, wenn du irgendetwas willst, dann komm mit hinten raus und bezahl wie alle anderen“, presste Julian mit gesenkter Stimme hervor und für einen Moment schien es zu wirken, der feste Griff um sein Handgelenk löste sich und der Lockenkopf sprang eilig auf, um Abstand zwischen sich und den Männern zu gewinnen. Anscheinend hatte man noch einmal nach ihm gegriffen, aber bevor die Männer ihre Belästigung fortsetzen konnten, war ein vierter Mann hinzugetreten. Erschrocken wich Julian einen Schritt zurück, das Tablett vor den schmalen Leib gedrückt. Der Mann, der eingeschritten war, war vielleicht unwesentlich älter als er selbst. Julian meinte sich vage daran zu erinnern sein Gesicht in der Menge gesehen zu haben, aber ihm war sicherlich nicht aufgefallen, was für eine gutaussehende Person dahintersteckte. Die anscheinend gerade für ihn Kopf und Kragen riskieren wollte. Überrumpelt von der Situation war Julian nicht fähig, etwas zu sagen, einzig ein schüchternes Lächeln wanderte auf seine Lippen, als sein Ritter in glänzender Rüstung ihm kurz seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Seine Augen waren grau und hart, aber verdammt, er sah gut aus. Nur flüchtig erhaschte er einen Blick auf zahlreiche Tattoos, die seine nackte Haut verzierten, dann wurde der kurze Moment zwischen ihnen unterbrochen und der Fremde mit Gewalt aus der Bar gezerrt. Erschrocken eilte Julian ihnen hinterher. Das war nicht der erste Barkampf, den er erlebte und es würde auch sicher nicht der letzte sein, doch es war das erste Mal, dass ein Kampf um ihn selbst ausgebrochen war. Die Männer, die ihn vor wenigen Minuten noch aufs Ärgste bedrängt hatten, beachteten ihn nun kein Stück mehr, während sie zu dritt seinen Retter auseinander pflückten. Was für feige Machos sie doch waren. Mit jedem Schlag zuckte Julian zusammen, als wenn es ihn ebenfalls getroffen hätte. Dieser wildfremde Kerl wurde gerade nur wegen ihm verprügelt und das war einfach nicht richtig. Eine Hilfe im Kampf wäre Julian ganz sicher nicht gewesen, also erhob er stattdessen seine Stimme, versuchte, dabei so männlich und aggressiv wie möglich zu klingen.
„Verpisst euch oder ich rufe die Polizei!“
Die Männer schienen zum Glück nicht daran interessiert zu sein, wer diese Drohung ausgestoßen hatte und zogen lachend und grölend von dannen. Immerhin ein unangenehmer Tisch weniger, den er bedienen musste. Tische bedienen! Drinnen wartete noch eine Bestellung auf ihn und Julian huschte eilig wieder ins Innere der Bar zurück, bevor sein Boss ihm noch den Hals umdrehte. Geistesabwesend stellte Julian die Gläser ab und verschwand dann hinter der Theke, um einen halbleeren Beutel mit Eis aus der Tiefkühltruhe zu fischen. Den Beutel in ein ausgewaschenes Trockentuch hüllend durchquerte er den Schankraum und stieß die Tür auf. Ein Schwall kalter Nachtluft schlug ihm entgegen, eine wahre Wohltat im Vergleich zur Bar, in der die Luft nur so überquoll von Schweiß, Testosteron und Zigarettenqualm. Etwas panisch sah Julian sich um. War der Mann verschwunden, weil sich Julian nicht einmal direkt bei ihm bedankt hatte? Aber nein, da stand eine Gestalt in den Schatten, erkennbar beinahe nur an dem roten Glühen einer Zigarette. Vorsichtig trat Julian zu ihm heran.
„Ich hab dir Eis mitgebracht“, brachte er etwas verlegen hervor und trat näher an den Mann heran. Er war ein Stück größer als Julian –nicht, dass das schwierig gewesen wäre- und sah ganz sicher besser aus als das übliche Klientel der Bar. Dennoch, seine schwere Lederjacke und die zahlreichen Tattoos ließen ihn immer noch ein wenig in die ganze Szene passen. Die Lampen, die den Platz vor der Bar beleuchteten, warfen nur gedämpftes Licht hierher, sodass Julian erst zaghaft mit vorsichtigen Fingern über die Stirn des Fremden fuhr, einige Haare aus dem Gesicht strich und schließlich den Eisbeutel so vorsichtig wie möglich auf eine blutende Platzwunde an der Stirn drückend.
„Tut mir leid, dass die dich meinetwegen so aufgemischt haben…Aber danke natürlich! Ist nicht das erste Mal, dass ich dumme Sprüche von der Kundschaft ertragen musste.“
Julian fragte sich, ob der Mann eine Entschädigung erwarten würde. Immerhin war es Julians Schuld, dass er so hatte einstecken müssen. Doch Geld konnte er ihm nicht bieten, also hatte er nicht mehr viel, was er dem Mann anbieten konnte. Außer dem, was er allen Männern in dieser Bar regelmäßig anbot.
„Allerdings das erste Mal, dass jemand für mich eingetreten ist“, fügte er mit einem leichten Lächeln hinzu und Julian merkte selbst, wie er errötete. Vermutlich konnte sein Gegenüber das in der Dunkelheit allerdings nicht erkennen. Auch, wenn sich sein Gesicht rot und heiß anfühlte, begann der Rest seines Körpers langsam zu zittern. Der Herbst hatte die Abende nass und kalt werden lassen und Julian trug nur ein dünnes Shirt; zudem hielt er mit einer Hand einen Eisbeutel fest. Hoffentlich konnte der andere ihn nicht zittern spüren, als Julian ihm eine Hand hinhielt.
„Ich bin übrigens Julian.“
Während der andere seine Hand schüttelte, packte Julian etwas fester zu und beugte sich zu dem Fremden hinüber.
„Du hast dir aber nicht die Nase gebrochen, oder? Es tut mir wirklich Leid, ich wollte niemanden da mit reinziehen.“

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BeitragThema: Re: After Dark   After Dark Icon_minitime1So Okt 30, 2016 2:20 am

Charles hatte kaum bemerkt, dass eine Gestalt sich zu ihm heranwagte. Erst war er davon ausgegangen, dass irgendwer der Gäste ihn vielleicht nach Feuer fragen würden oder einfach zufällig an ihm vorbei wollten, jedoch lag er mit keiner dieser Überlegungen richtig, als er das Gesicht des jungen Mannes erblickte, der plötzlich vor ihm stand.
Nun, er konnte wohl kaum leugnen, dass er nicht erfreut über den Anblick des anderen war, er hatte es vielleicht nicht erwartet, immerhin musste der Fremde immer noch seinen Job machen, doch das war nun wirklich nicht seine Aufgabe darauf zu achten, dass andere Leute auch das taten, was sie tun mussten. Stattdessen begrüßte er ihn mit einem schiefen Lächeln. Es war wirklich aufmerksam von ihm, dass er ein wenig Eis von der Bar gestohlen zu haben schien und dies alles, damit der vermeidliche Schlägertyp seine Wunden vernünftig pflegen konnte…mehr oder weniger!
„Danke, das ist sehr nett von dir.“, entgegnete der Dunkelhaarige freundlich und auch ehrlich, dabei das Gesicht seines Gegenübers fixierend. Er war wirklich gutaussehend, selbst in dem faden Licht, welches dunkle Schatten auf ihn warf wirkte er immer noch sehr schön und ein bisschen von einer anderen Welt. Charles hatte nicht mit vielen verschiedenen Leuten zu tun gehabt, tatsächlich war sein Umkreis so ziemlich genauso abgewrackt wie er es war, nur hatten sie alle eine ganz andere Art und Weise dies zur Schau zu stellen. Einen Anzugträger kannte er nicht, nun zumindest kannte er niemanden, mit dem er gut klarkam. Der Blondschopf erfüllte keines der Kriterien, er sah nicht so aus, als ob er an irgendeiner Sucht leiden würde und auch konnte er mit seinen Augen keine Anzeichen erkennen, dass er die miesen Umstände seines Lebens irgendwie nach außen hintrug oder ganz verkümmert deswegen war. Aber was wusste er schon, sie kannten sich absolut nicht und er wusste nicht einmal wer oder wie dieser Kerl war! Vielleicht war sein Äußeres auch nur eine Fassade war und er in Wirklichkeit eine weitaus gefährlichere Person war? Was auch immer hinter den strahlend blauen Augen sich verbarg, die ihn gerade anblickten, Charles spürte, dass er es nur zu gerne herausfinden wollte!
Er spürte ein leichtes Kribbeln, was durch seinen gesamten Körper ging, als der andere vorsichtig seine Stirn berührte, sein Haar zur Seite schob und dabei unweigerlich mit den Fingerspitzen über seine Haut strich. Er war so umsichtig, dabei hatte er absolut keine Verpflichtungen ihm gegenüber, immerhin hatte er ihn nicht angeheuert sich mit den Kerlen zu prügeln! Und dennoch hatte er tatsächlich mitgedacht und war zu ihm gekommen. Eine Seltenheit, selbst dann, wenn man anderen helfen wollte.
Hastig umfasste der Dunkelhaarige das mit einem Tuch umhüllte Eis, presste es ein wenig stärker gegen seine Wunde, was ihm für einen kurzen Moment ein gutes Gefühl verschaffte, ehe der Schmerz wieder zurückkehrte. Mehrere Stellen seines Körpers ächzten beinahe vor Pein und er war gespannt darauf, wie viele Blutergüsse am nächsten Tag seine tätowierte Haut verzieren würde und ob sein Auge zu stark anschwellen würde oder es doch nur bei einem blauen Fleck bleiben würde.
Die nächsten Worte des gelockten winkte der Biker mit einer Handbewegung ab. „Entschuldige dich nicht, diese Arschlöcher hätten ein paar mehr Arschtritte verdient! Sie haben dich scheiße behandelt, echte Kerle benehmen sich nicht so. Ich wollte mir das einfach nicht länger ansehen.“, Charles versuchte nicht allzu ambitioniert zu klingen, nahm die lockerste Stimmlage ein, zu der er fähig war, während er beiläufig an seiner Zigarette zog. Er hatte nicht einmal irgendwie überfreundlich wirken wollen, eigentlich hatte er lediglich die Wahrheit gesagt, immerhin war solch ein Benehmen nichts, was der Schwarzhaarige bei irgendwem tolerieren konnte. Wegen solchen Arschlöchern mussten sie sich alle mit Vorurteilen herumplagen, weil alle glaubten, dass jeder von ihnen so war. Es hätte ihn nicht einmal gewundert, wenn der Fremde vielleicht genauso dachte, immerhin hatte er selbst gesagt, dass er jeden Tag solch einen Mist über sich ergehen lassen musste.
„Es sollten mehr Leute für dich eintreten, sie sollten dir mehr Respekt zollen.“, fügte er im nächsten Moment mit ernster Stimme hinzu, nahm noch einen letzten Zug an seiner mit Blut verschmierten Zigarette, ehe er diese zu Boden warf und mit seinem Stiefel austrat. Er sollte vielleicht nicht direkt irgendwie deutlich machen, dass er ansatzweise Interesse an dem Blonden hatte, an seinem Blick hätte man wahrscheinlich mehr ablesen können als an seiner dunklen Stimme, doch zum Glück war es dunkel um sie genug, dass man sich ein wenig im Schatten verstecken konnte.
„Charles.“, entgegnete der Dunkelhaarige knapp, umfasste die entgegen gestreckte Hand mit einem festen Druck. Julian also, jetzt hatte er wenigstens endlich einen Namen zu der Gestalt und es war witzig, wie gut er zu seiner Erscheinung zu passen schien.
Auch, wenn die fremde Hand sich kalt in seiner anfühlte, war es dennoch ein angenehmes Gefühl gewesen, dass er nur zaghaft vom anderen abließ, ihn jedoch im nächsten Moment etwas fragend anblickte, als dieser ihm so nah gekommen war. „Ehm…nun…“, er fasste sich kurz an seine Nase „..nein, nein ich glaube sie ist intakt, sie haben viel zu ineffektiv geschlagen, keine Koordination, gar nichts und dabei waren sie zu dritt. Ich glaube eine Rippe ist etwas angeknackst aber sowas kann bei jedem Mist passieren.“, seine aufgeplatzten Lippen formten ein breites Lächeln. Es war beinahe rührend, wie sehr Julian sich für sein Wohlergehen zu interessieren schien.
„Mach dir wirklich keine Sorgen um mich, mir geht es gut und du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Alles cool! Wenigstens bedrängen die Arschlöcher dich nicht mehr und musst auch weniger Arschlöcher bedienen.“, seine grauen Augen musterten die schmale Gestalt für einen kurzen Augenblick. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er wahrscheinlich in seinem Shirt hier draußen regelrecht erfrieren musste und bekam ein etwas schlechtes Gewissen, dass er ihn hier einfach so lange ablenkte, immerhin war ihm in seiner Jacke nicht so schnell kalt! „Du frierst dir wahrscheinlich den Arsch hier draußen ab, oder? Musst du wieder in dieses Scheißloch rein oder hast du noch Pause oder so? Ach, warte mal.“, er drückte dem Gelockten das Eis kurz in die Hand, entledigte sich seiner etwas abgenutzten Lederjacke, ehe er diese mit dem Eis in den fremden Händen austauschte. Auch, wenn er nun derjenige war, der mit einem Shirt in der kalten Herbstluft stand, war er durch ziemlich harte Winter und härtere Zeiten auf der Straße unangenehme Wetterbedingungen gewohnt, dass es ihn nicht einmal allzu sehr störte. „Zieh sie ruhig an, bevor du noch blau anläufst!“, lachte der Dunkelhaarige, presste nebenbei das Eis wieder auf seine Stirn, welches langsam aber sicher zu schmelzen begann. „Und du bist jeden Abend hier? Muss wirklich anstrengend sein, den Leuten ihren Kram zu bringen und sich dann auch noch so ein Verhalten antun zu müssen, ich hätte wahrscheinlich nicht so ein Durchhaltevermögen gehabt.“, murmelte der Dunkelhaarige, lehnte sich dabei gegen die kalte Wand, Julian ein wenig beobachtend. Er hätte ihn gerne auf ein Bier oder so eingeladen, einfach nur, um etwas mehr über ihn herausfinden zu können, doch vielleicht wollte der andere das auch gar nicht, vielleicht hatte er wirklich genug von Lederjacken tragenden, tätowierten Typen, die Motorräder fuhren und hätte sich lieber mit jemanden getroffen, der nichts dergleichen an sich hatte. Sicher, Charles war immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass er keiner von den Kerlen war, doch rein äußerlich konnte man ihn wohl schlecht von einem anderen unterscheiden und das war selbst ihm bewusst. Außerdem, nur, weil er nett zu ihm war, war das nicht direkt an Zeichen vom gegenseitigen Interesse, auch wenn der Tätowierte wohl einen verdammt guten ersten Eindruck gemacht hatte, mehr oder weniger. „Gott, ich hoffe ich halte dich echt nicht von deinem Job ab! Wenn du willst, können wir wieder rein gehen…also ich will echt nicht, dass du in Schwierigkeiten wegen mir kommst!“

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