Danger Danger
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High Voltage
 
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 here comes trouble

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Mrs Lovett
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Mrs Lovett


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BeitragThema: here comes trouble   here comes trouble Icon_minitime1So Aug 07, 2016 3:45 am

Strahlend blaue Augen blinzelten verträumt die reich verzierte Decke über dem gelockten Kopf an, während die hellen Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten und dabei seine Sommersprossen noch stärker zur Geltung brachten. Es war später Morgen, vielleicht sogar früher Mittag, das konnte Julian daran sehen, dass die Sonne an seinen hohen, ausladenden Fenstern stand und ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
Wenn man der Sohn des Königs war, brauchte man sich meistens nicht darum zu kümmern, dass man vielleicht das Frühstück verschlafen hatte oder irgendein wichtiges Treffen, von denen es ohnehin nicht viele gab, immerhin hatte er keine Angelegenheiten, die stets geklärt werden mussten und was Verpflichtungen anging…..nun ja, Julian mochte ein freundliches und liebenswertes Gemüt sein, jedoch empfand er einige seiner Aufgaben eher als eine Bürde als dass es ihn bereichern oder gar helfen sollte. Sein Vater war wahrscheinlich bereits erfüllt vor Wut auf seinen zweitjüngsten Sohn, welcher schlicht und ergreifend nicht auf andere hören wollte. Nicht einmal die gutmütigen, besorgten Worte seiner Mutter konnten ihn umstimmen und er wusste, dass bald der Tag kommen würde, wo er mit den Konsequenzen rechnen müsste, die er seinem Verhalten zu verdanken hätte.
Aber solche Gedanken passten ganz sicher nicht zu einem solch wunderschönen Morgen! Der Gelockte liebte die Sonne, er liebte das herrliche Wetter und die schönen Wälder, von welchen das Königreich umgeben war. Er würde sich herausschleichen müssen, damit er die Natur in Ruhe genießen könnte, vielleicht mit einem Buch oder einem Stück Kohle und einer Handvoll Papier.
Dies waren wohl seine größten Leidenschaften- Kunst und Literatur. Julian hatte kein Verständnis für Kriegskunst und es lag auch absolut nicht in seinem Interesse zu wissen, wie er ein Schwert halten sollte, wie er einem Schwert ausweichen sollte und generell wie er sich in einer Schlacht benehmen sollte. Was sollte ein Prinz auf der Schlacht? Was sollte er auf einer Schlacht? Es war töricht von seinem Vater zu glauben, dass dieses liebliche, schöne Gemüt, das er nun einmal war, jemals freiwillig einen Schritt in ein Schlachtfeld wagen würde. Alleine der Gedanke an schwere Rüstung, Schmutz und der Wahrscheinlichkeit, zu sterben, ließ den schmalen Leib angewidert zusammenzucken. Er war doch nicht einmal der erstgeborene Sohn, was kümmerte es also irgendwen auf dieser Welt, was ein Viertgeborener so tat? Wahrscheinlich wäre sogar seine große Schwester eine größere Kriegerin, als er es jemals sein würde und das war auch gut so.
Mit einem lauten Gähnen streckte Julian seine langen Glieder und wollte sich am liebsten noch etwas enger in seine warme Decke hineinkuscheln, doch er wusste, dass er es sich mit seiner Faulheit auch nicht allzu sehr verscherzen sollte. Ach, dabei sollte das königliche Leben doch viel angenehmer sein, doch jeder, der in diese Familie hineingeboren wurde, wusste ganz genau, dass all die kleinen Märchen, die man den Bauernkindern erzählte, nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen, zumindest wenn es darum ging, dass sie tun und lassen durften, was sie wollten.
Langsam, beinahe schon lustlos setzte sich der junge Prinz auf, erhob sich langsam von seinem großen, bequemen Bett. Eine Waschschüssel stand bereits bereit für ihn, wahrscheinlich war das Wasser zur frühen Morgenstunde noch warm gewesen, doch Julian hatte nichts dagegen sich mit kaltem Wasser frischzumachen, so würde er zumindest etwas klarer denken können.
Er wusste bereits, was ihn da unten erwarten würde, es hatte ihn ehrlich gesagt sogar gewundert, dass noch keiner an der Tür geklopft hatte, nur um ihm zu signalisieren, dass er bereits zu viel kostbare Zeit vertrödelt hatte. Ach, sollten sie sich doch schwarz ärgern! Es war sein gutes Recht wenigstens einmal ausschlafen zu können, immerhin hatte er immer noch einen hohen Stand und es floss auch weiterhin königliches Blut in ihm, ganz gleich wie sehr Bedienstete oder außenstehender Pöbel daran auch zweifeln mochten und er würde sich ganz sicher nicht schlecht fühlen, dass er andere hatte warten lassen! Nun gut, vielleicht tat es ihm doch ein wenig leid und vielleicht blitzte auch für eine klitzekleine Sekunde sein schlechtes Gewissen auf, was er versuchte mit dem frischen Wasser davon zu spülen.
Trotz seines Anflugs an Lustlosigkeit, brauchte Julian nicht lange um präsentabel auszusehen. Seine Kleidung bestand aus den feinsten Gewändern, die besten Schneider der Stadt hatten sie für ihn genäht. Er hatte alles in den verschiedensten Farben und Mustern, stets aus den besten Stoffen mit den schönsten und aufwändigsten Stickereien, so wie es sich für einen Prinzen auch gehörte. Doch bei so vielen Gewändern war es oft schwierig, sich für eines zu entscheiden. Natürlich gab es hier und da einige Stücke, die nur zu besonderen Anlässen getragen wurden und trotzdem war die Auswahl zu groß. Manchmal fragte er sich, weswegen sie so viel besaßen.
Heute hatte er sich für Schwarz entschieden, verziert mit goldenen Mustern, umgeben von goldenen Nähten und genau nach seiner Statur geschneidert. Er hatte sich sogar die Zeit genommen durch seine Haare zu kämmen, gab es jedoch schnell auf, sie in Form zu bringen, nachdem die Locken zurück in ihre Form regelrecht sprangen und den Besitzer dieser mit einem schweren Seufzer zurückließen. Ein Glück, dass er seine Lockenpracht mochte, sodass jeglicher Frust gar nicht erst zu ihm durchdrang.
Sein Schlafgemach bestand aus einem sehr großen Zimmer, in welchem wahrscheinlich drei weitere Menschen hausen konnten, doch im Vergleich zum gesamten Palast, in welchem er seit seiner Geburt lebte, wirkte es mickrig und beinahe schon unscheinbar. Er liebte sein Zuhause und konnte sich kaum vorstellen irgendwo anders leben zu können. Er liebte die offenen Gänge, die die Sonne hinein in die Steinmauern ließen, liebte den großen Garten, die prunkvollen Skulpturen und Brunnen, die diesen verzierten und besonders liebte er die außerordentlich große und reich befüllte Bibliothek, die von Geschichtsbüchern zu Märchen und dann wiederum zu wichtigen medizinischen Wälzern reichte. Er hatte nicht einmal die Hälfte gelesen, dabei hatten sich bereits in seinem eigenen Zimmer mehrere Regale befunden, die bis obenhin mit ledergebundenen Büchern gefüllt waren. Vielleicht hätte er auch mehr Zeit mit den wichtigen Dingen verbringen können, wenn sein Vater es nicht für wichtig empfunden hätte, seinen Sohn zu einem beinahe täglichen Kampftraining zu zwingen, welches er heute bewusst geschwänzt hatte. Er wurde seinen Lehrer, Ser Ragolan, gar nicht erst suchen gehen, stattdessen stolzierte der schmale Körper lieber durch die Gänge, begrüßte die Garde mit einem zuckersüßen Lächeln, wenn er an ihnen vorbeizog, die wenigen auserwählten Männer, die er auf seinem Weg traf, bekamen sogar ein mehrdeutiges Grinsen, welches sie aufnehmen konnten wie auch immer sie wollten. Für Julian waren seine Neigungen kein Geheimnis und auch wenn er sich oft eindeutig mehrdeutig und eher unvorsichtig benahm, so wusste keiner Bescheid, dass der Königssohn ein besonders verruchter junger Mann war, der an verbotenen und gefährlichen Früchten naschte. Und wenn es nach ihm ginge konnte es ruhig auch weiterhin ein Geheimnis bleiben, immerhin wusste Julian ganz genau was mit all denen passierte, die sich dem gleichen Fleische hingaben und damit die göttlichen Gesetze missachteten.
Doch seine Neigungen sollten ihm heute zumindest kein Problem bereiten. Es war etwas ganz Anderes, was auf ihn wartete und wenn Julian gewusst hätte, was gleich auf ihn zukommen würde, hätte er vielleicht nicht so fröhlich jeden im Palast begrüßt, sich eine warme Pastete aus der großen Küche gestohlen, zum Ärger der Küchenfrau, die ihm wütende Beschimpfungen hinterherrief, als dieser kichernd aus der Küche eilte und den Tag als einen der schönsten bezeichnet.
Er hatte sich zur großen Halle begeben wollen, immerhin sollte sein Vater wenigsten sehen, dass er wach und anwesend war und nicht wieder hinausschleichen wollte….auch, wenn das vielleicht später noch passieren würde. Vielleicht hatte sein Lehrer ja noch gar nicht Alarm geschlagen, dass er erneut den Unterricht geschwänzt und ignoriert hatte, dann würde ihm zumindest der Ärger erspart bleiben, doch auf dem Weg wurde er bereits von einer besorgten, jedoch zornigen jungen Frau abgefangen- seine große Schwester.
Wie Julian hatte seine Schwester wilde Locken, die nicht so einfach zu bändigen waren, durch ihre Länge schienen sie jedoch noch wilder zu sein, beinahe wie eine Löwenmähne, allerdings wirkte sie nicht dadurch zerzaust, es verlieh er eher noch mehr Schönheit. Ihr Kleid war in einem dunklen Rot gehalten, er konnte das Wappentier ihres Familienhauses erkennen, welches mit feinem goldenen Faden angebracht wurde. Er wusste, dass sie bald mit einem anderen wichtigen Haus vermählt werden würde und er wusste auch, dass sie am liebsten selbst entscheiden wollte, wer genau um ihre Hand anhalten durfte, sie hatte sich schon immer gewünscht mehr Entscheidungsfreiheiten zu haben und war immer ein wenig wütend auf ihren Bruder, dass dieser das Privileg eines Sohnes genießen durfte und ein Recht hatte, ein Kampftraining zu absolvieren, was ihr nie erlaubt war. Julian hätte am liebsten mit ihr getauscht.
„Nicht bei deiner Übung gewesen, kleiner Bruder? Ich hoffe du weißt, dass du dieses Mal in ganz großen Schwierigkeiten bist, ich habe Vater seit Langem nicht mehr so wütend erlebt, außerdem habe ich gehört, dass er offenbar etwas mit dir vor zu haben scheint und ich glaube dieses Mal kommst du nicht so ganz davon, nur, damit du es weißt, Julian.“, sie fuhr besorgt durch seine blonden Locken, verzog dabei das Gesicht zu einer unzufriedenen Miene. Und Julian tat das Gleiche. Ärger von seinem alten Herrn zu bekommen war eigentlich keine neue Angelegenheit für ihn, er war es gewohnt, sich für eine sehr lange Zeitspanne anhören zu dürfen, wie verwöhnt und missraten er sich doch manchmal aufführte und dass er zu solch einem Bengel nicht erzogen wurde, dass er bereits im Mannesalter war und trotz allem nicht zeigen wollte, dass er tatsächlich ein Mann war. Ihm fehlte es eindeutig an Männlichkeit und Reife und das störte seinen Vater zu sehr, er wusste immerhin wie andere Familien und die Welt auf ihn schauen würde, wenn sie merkten, dass er einen zu weichen Sohn hatte, einen, der nicht Mann genug war. Dabei war doch nichts dabei, wenn er kein Krieger sein wollte, wieso hatten sie ihm nicht erlaubt, ein Gelehrter zu werden? Er hätte Mediziner werden können oder Rechtsgelehrter, vielleicht hätte er auf diese Weise eine größere Hilfe und vom größeren Nutzen sein können. Doch die Einsicht wollte bei seinen Eltern nicht kommen, sie waren immer zu starrsinnig, zu sehr von ihrer eigenen Meinung eingenommen, als dass sie auf ihn hören wollten. Doch all das war er gewohnt, er wusste, dass nach all den Worten man ihm wieder seine Ruhe geben würde, allerdings war heute kein Tag wie jeder andere. Seine Schwester hätte ihn vorher nicht abgefangen, sie hätte ihn nicht vorgewarnt, wenn es nicht wirklich etwas Ernsteres wäre und etwas sagte ihm, dass sie vielleicht sogar ein bisschen mehr wusste, als sie ihm mitgeteilt hatte. Aber vielleicht sollte er es selbst herausfinden. Er mochte vielleicht Kämpfen ausweichen, doch das hieß noch lange nicht, dass er ein Feigling war und er würde sich der Wut seines Vaters stellen!
„Was soll er denn nun vorhaben? Mich etwa zu den Söldnern schicken? Komm schon, Schwesterchen, wir kennen unseren Vater! Ich mach doch nur Spaß, ich weiß deine Warnung zu schätzen und werde vorsichtig sein. Nicht, dass er noch die Bibliothek für mich verschließt.“, bei diesem Gedanken verfinsterte sich die sonst so fröhliche Mine mit einem Schlag. Das wäre vielleicht eine Konsequenz, mit welcher er ganz sicher nicht leben könnte.
Julian umarmte seine Schwester zum Dank, welche ihn noch einmal vorwarnte, nicht allzu arrogant und selbsteingenommen sich zu benehmen. Er sollte besonders einsichtig sein und sich möglichst reumütig zeigen, sodass nichts Schlimmes geschah, was ihn unglücklich machen würde und alleine solche Worte hatten seinen Magen wie einen Knoten zusammenziehen lassen. Er bekam langsam Angst und wurde sichtlich nervös, als er endlich vor den massiven Toren zur großen Halle stand. Dies war der Ort, wo jeder empfangen wurde, wo man Gäste zu Speise und Trank einlud und wo bereits mehrere Feste gefeiert wurde. Als Kind hatte er mit seinen Geschwistern hier immer gespielt, sie hatten immer so viel Platz! Heute hätte er sich lieber davor gedrückt, diesen Raum zu betreten.
Mit einem lauten Ächzen öffnete sich die große Tür, seine Augen erkannten seinen Vater, der auf seinem Stuhl thronte, neben ihm natürlich die rechte Hand, seine liebste Mutter, sein Lehrer und ein anderer Mann, den er noch nie gesehen hatte. Er war kaum älter als der König selbst, doch er selbst schien ganz sicher nicht königlich zu sein. Seine Kleidung war sehr ordentlich, sicherlich aus hochwertigem Leder, keine Frage, doch Julian erkannte schnell, welche Menschen aus noblen Häusern kamen und welche nicht und dieser arbeitete wahrscheinlich eher für eines dieser Häuser, als dass er tatsächlich ein Teil davon war.
Kaum hatte der Prinz einen Schritt in den Saal gewagt, hatten sich alle Augenpaare sofort zu ihm herumgedreht und blickten auch nicht weg, beobachteten ihn stattdessen stumm, wie er über den Stein stolzierte und auf die Gestalten zulief, bis er endlich vor ihnen stehenblieb, sie alle mit einem freundlichen Lächeln anblickend.
„Wie schön Euch alle zu sehen. Vater, Mutter, Ser Ragolan, Ser Torbien und….Ihr seid?“, seine Augen lagen fragend auf dem fremden Mann, welcher sich entschuldigend räusperte und sich im nächsten Moment verbeugte.
„Verzeiht, mein Name ist Rhonwian Collen, ich diene dem Hause Rodiak.“, nun, dieser Mann schien in der Lage zu sein, sich angemessen auszudrücken, es erstaunte Julian für einen kurzen Moment, auch wenn er nicht verstehen konnte, was er hier zu suchen hatte und weswegen er anwesend war, wo ihm doch gerade noch mitgeteilt wurde, dass es eigentlich hier um ihn gehen sollte und nicht um irgendwelche Geschäfte und Anliegen seines Vaters. Verwirrt schielte Julian zu seinem Vater, wollte gerade seinen hübschen Mund öffnen und um eine Erklärung bitten, als ihm das Wort abgeschnitten wurde.
„Mein Sohn, du hast heute erneut deine Unterrichtsstunde nicht wahrgenommen. Nicht nur, dass Ser Ragolan über eine Stunde vergebens auf dich warten musste, nein, du hast es auch nicht als wichtig genug erwiesen, deine Familie heute Morgen beim Essen zu sehen! Das Einzige, was deinen verträumten Kopf interessiert, sind deine nichtsnutzigen Bücher und Kritzeleien und natürlich dein Schönheitsschlaf! Du bist bereits ein Mann, dein Alter sollte deine Reife verraten, doch scheinst du noch die Reife eines Kindes zu haben!“, sein Vater spuckte die Worte regelrecht aus, starrte dabei zornig seinen Sohn an. „Meine Bücher sind nicht nutzlos, das Wissen, was sie vermitteln, ist wertvoller als ein lächerliches Schwert! Was interessiert es mich, wie ich das Ding schwingen soll und was ich alles tun muss, um-“
„Schweig! Ich habe dir nicht erlaubt zu reden! Du hörst jetzt genau zu, hast du das verstanden?“, donnerte die Stimme des Königs laut, hallte zwischen den hohen Decken und den steinernen Wänden wider, sodass Julian beinahe zusammenzuckte. Es stimmte also wirklich, er war besonders zornig heute und er wollte ihn nicht noch wütender machen, sodass er lediglich stumm nickte und ihn weiterreden ließ. Dieses Mal war er etwas ruhiger, leiser und dennoch autoritär genug, dass er es nicht wagte dazwischenzureden.
„Dein Verhalten hat uns- deiner Mutter und mir- zu denken gegeben. Wir haben so viel getan, wir haben so viele Lehrer angeheuert, die besten und geduldigsten und dennoch scheuchst du sie alle davon mit deinem Benehmen. Schau dir deine Brüder an, sie alle sind nun angesehene stattliche Männer, stark und mächtig. Sie wissen genau, was es bedeutet ein Mann zu sein und was wichtig ist und was nicht. Du hingegen musst noch so viel lernen und da du offenbar die Privilegien eines Prinzen so sehr zu genießen scheinst, ist es unmöglich dich hier zu unterrichten, sodass Ser Ragolan von seinen Diensten entlassen wird und er beginnen kann jene zu lehren, die sein Können zu schätzen wissen.“
Erleichterung machte sich im Inneren des Gelockten breit. Sie würden den alten Mann wegschicken und er hätte endlich seine Ruhe. Wie konnte das schlecht sein?
„Vergiss nicht, Julian, ich habe gesagt, dass es unmöglich ist, dich hier zu lehren. Das bedeutet also, dass wir einen anderen Ort für dich gefunden haben, welcher angemessen für die kämpferischen Makel ist, die du weiterhin zu haben scheinst. Ser Collen ist aus einem bestimmten Grund hier. Das Haus Rodiak war schon immer sehr dafür bekannt, starke Männer hervorgebracht zu haben. Sie alle waren die besten Kämpfer, nobel und hoch angesehen im gesamten Reich. Wer, wenn nicht sie, würde dich am besten trainieren können. Sie haben bereits schlimmere Fälle zu den besten Kriegern gemacht. Sie haben zugesagt dich so lange da zu behalten, wie es nur nötig ist. Du reist noch heute Abend ab. Es gibt keine Widerreden, du wirst dieses Mal nichts dagegen tun können und wage es bloß nicht, dich hinauszuschleichen, ich werde den Wachen sagen, dass sie besonders Acht auf dich geben sollen! Du hast es nicht anders gewollt, es musste dazu kommen und du hast dies dir selbst zuzuschreiben, deswegen brauchst du uns nicht so wütend anzuschauen!“

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BeitragThema: Re: here comes trouble   here comes trouble Icon_minitime1Di Aug 09, 2016 1:45 am

Was hatten sie sich dabei gedacht? Sie wollten ihn einfach so wegschicken, ohne je nach seiner Meinung gefragt zu haben? Nein, das war absolut gar nicht fair, er würde das nicht akzeptieren, er würde bis zum Ende hierbleiben, sollten sie ihn doch zu den Pferden schleifen!
Die letzten Minuten, die er bei seinen Eltern verbracht hatte, erschienen ihm beinahe wie ein Traum, den er beinahe wieder vergessen hatte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was passiert war, nachdem sein Vater ihm diese schreckliche Nachricht offenbart hatte. Nur an den Zorn konnte sich sein mit Locken umrahmtes Köpfchen erinnern, der in seinem Inneren brodelte. Sie hatten ihm noch mitgeteilt, dass er beginnen sollte zu packen, dass mehrere Truhen bereitstanden und er die Erlaubnis hatte, alles mitzunehmen, was ihm lieb war. Der fremde Mann hatte ihm freundlich den Vorschlag gegeben, sich für kältere Tage vorzubereiten, denn die Winter waren kalt und unbarmherzig.
Pah! Der Sommer hatte gerade erst begonnen und Julian hatte ganz sicher nicht vor, so lange in einer fremden Burg zu verbringen wie ein elender Gefangener. Er war ein Prinz! Hatte das denn gar keinen Wert mehr auf dieser Welt?
Frustrierend schmiss der junge Mann ein Kleidungsstück in eine der geöffneten Truhen, schmetterte ein weiteres hinterher. Wieso verbrachte er seine kostbare Zeit überhaupt damit zu packen, er hätte sich lieber davonschleichen sollen, solange noch die Möglichkeit bestand, doch der werte König kannte seinen Sohn zu gut und hatte sogar zwei Wachen vor seine Tür aufgestellt, die jeden seiner Schritte beobachten sollten. Das war doch alles zum Verzweifeln, jetzt wurde er auch noch wie ein Gefangener in seinem eigenen Zuhause behandelt! Julian fühlte sich zum ersten Mal so machtlos, unfähig etwas an seiner schrecklichen Lage zu ändern und er wusste, dass niemand in diesem Palast ihm helfen könnte und er wusste auch, dass sein Vater dieses Mal nicht umzustimmen war, nicht einmal, wenn sein kostbares Kind unter Tränen und auf den Knien ihn darum bitten würde, ihn hier zu behalten.
Ein weiteres Kleidungsstück flog, dieses Mal jedoch gegen die Tür, welche ausgerechnet in diesem Augenblick vorsichtig geöffnet wurde und der ungebetene Gast hastig dem fliegenden Stoff auswich. Es war seine große Schwester, wer sonst wäre so schroff und ohne anzuklopfen hineinzukommen. Julian wusste nicht, ob er froh war ihr Gesicht zu sehen oder nicht, eigentlich wollte er niemanden in diesem Augenblick sehen, doch in Anbetracht der Tatsachen, dass sie sich vielleicht für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen könnten, zwang ihn dazu, sich über ihre Anwesenheit zu freuen. Sie hob vorsichtig das geworfene Stück auf, versuchte es im Gehen ordentlich zu falten, ehe es neben den anderen Gewändern in einer der Truhen landete.
Ihre haselnussbraunen Augen suchten die des jungen Prinzen, sie blickte ihn liebevoll an und er konnte erkennen, dass sie ebenso wenig erfreut über die Lage war, in welche ihr Bruder hineingeraten war.
Dass sie es wahrscheinlich bereits vor ihm wusste, hätte ihn nicht gewundert, doch er wollte ihr nicht böse deswegen sein, vielleicht war es sogar besser, dass sie ihm nicht direkt diese schreckliche Nachricht mitgeteilt hatte, wer wusste, wie er sich sonst benommen hätte vor den Augen seiner Familie.
„Also ist es eine beschlossene Sache, du wirst uns verlassen und Vater hat sich nicht umstimmen lassen?“, entgegnete die Stimme der jungen Frau, stieß einen schweren Seufzer aus als Julian langsam den Kopf schüttelte. „Ich habe mich nicht gewagt das Wort gegen ihn zu ergreifen. Vielleicht hätte ich noch alles schlimmer gemacht und er hätte mich mit dem nächsten Schiff für immer verfrachtet….auch wenn mir das hier gerade nicht viel besser erscheint. Ach, das ist doch ungerecht! Ich bin sein Sohn, ich habe königliches Blut, man schickt seine Kinder nicht einfach davon, damit sie lernen ein nutzloses Schwert zu schwingen. Ich kenne die Menschen dort doch nicht einmal, mein Platz ist hier bei meinen Freunden, bei meiner Familie. Gloria, was soll ich denn nur tun?“, ihm kamen vor lauter Verzweiflung beinahe die Tränen hoch, doch bevor er in Hysterie verfiel, hatte seine Schwester bereits ihre Arme um den schmalen Leib geschlungen, tätschelte dabei behutsam seinen Kopf. Ihre mütterliche Fürsorge war groß und Julian wusste, dass ihre zukünftigen Kinder wahrscheinlich die glücklichsten auf dieser Erde sein würden.
„Wir sind immer bei dir, das weißt du doch. Ich werde dir Briefe schreiben, vielleicht erlaubt Vater es uns sogar dich öfter besuchen zu kommen und wenn nicht, dann werde ich eben mein Pferd nehmen und alleine zu dir reisen! Du wirst sehen, nach zwei Wochen sind ihre Herzen wieder erweicht und sie werden dich so sehr vermissen, dass du gar keine andere Wahl mehr haben wirst, als wieder nach Hause zurückzukehren. Vielleicht ist es schön dort, da sind schöne Wälder, ein großer See und die Familie ist sicherlich gutmütig. Er würde dich niemals zu jemanden schicken, der dir Schreckliches antut und dich nicht gut behandelt, vertrau mir. Sorge dich nicht zu viel, kleiner Bruder, wenn du wirklich eine Lehre anfangen willst, wirst du sogar noch länger von Zuhause fortbleiben müssen! Sieh es als eine Übung an, als Test für das, wofür du eigentlich bestimmt bist!“, ihre Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und auch wenn der Gelockte sich öfter einen Spaß darüber erlaubte, welch ein loses Mundwerk seine Schwester doch hatte und wie unmöglich es doch war, ihre Lippen zu verschließen, so war er ihr heute mehr als nur dankbar über diese aufmunternden und liebevollen Worte. Sie hatte recht- höchstwahrscheinlich würde er diesen fremden Ort nicht allzu lange mit seiner Anwesenheit bereichern und vielleicht war es sogar eine gute Übung für ihn, immerhin war er noch nie so lange fort gewesen, zumindest nicht alleine und er war immerhin bereits ein erwachsener Mann, bereit sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und vor allem bereit, möglichst bald einer Akademie beizutreten, welche ihn jedoch ebenfalls dazu zwingen würde, für eine sehr lange Zeit fortbleiben zu müssen. Er musste es als eine Chance sehen, vielleicht auch als Beweis dafür, dass er in der Lage war auf sich selbst aufzupassen, alleine Entscheidungen zu treffen und endlich Verantwortung zu zeigen. Er würde es seinem Vater beweisen! Vielleicht würde Julian niemals ein Schwertkämpfer sein, doch dafür würde er geduldiger und stärker zurückkehren. Glorias Worte hatten ihm neuen Mut gegeben und als er sich langsam von der Umarmung löste, konnten seine Lippen endlich ein Lächeln formen, was einzig und allein seiner Schwester galt.
Sie half ihm beim Packen der restlichen Kleidung und obwohl beide sich absolut sicher waren, dass er nicht lange dableiben würde, so hatten sie dennoch zur Sicherheit Gewänder für alle Jahreszeiten verstaut, gefolgt von sehr vielen ungelesenen Büchern und seinen Utensilien, die er für seine Kunst brauchte. Gloria hatte Vertrauen in sein Können und glaubte fest daran, dass er mit seinen schönen Werken viel Gold machen könnte, wenn er es wollte. Sicherlich würde man seinen Namen überall im Königreich kennen, jedoch nicht, weil er der Königssohn war, sondern, weil sein Talent herausragend und faszinierend war. Julian glaubte gerne an eine solche rosige Zukunft und vielleicht sollte er sich wagen, die wohlhabenden Lords und Ladies mit seinen Gemälden zu faszinieren, die Methoden hatte er auf jeden Fall dafür. Doch das musste wohl oder übel warten, bis er wieder zurück war.
Im Laufe des Tages wurden viele reich verzierte Holztruhen aus seinem Gemach getragen, lediglich ein lederner Rucksack hatte sich auf seinem Bett befunden, gefüllt mit all dem, was er in seiner unmittelbaren Nähe brauchte, vor allem Bücher, die er wahrscheinlich nicht einmal lesen könnte, wenn sie auf Pferden unterwegs waren. Er hatte nur einen Wagen draußen erblickt, der nur für sein Gepäck und einige Reisevorräte gedacht war, nirgendwo war eine Kutsche zu sehen, die ihm die Reise angenehmer gestalten sollte. Ob das bereits der Anfang seines langen Trainings zum Mann werden sollte? Nur zu schade, dass es ihn nicht störte, alleine reiten zu müssen, so verwöhnt war er ganz sicher noch nicht!
Erstaunlich wie solch ein schöner und regelrecht perfekt aussehender Tag zu solch einem schrecklichen werden konnte. Auch wenn Julian seine Bestrafung nun in einem ganz anderen Licht sah, konnte er dennoch nicht leugnen, dass seine Gemütslage sehr verstimmt war. Mit finsterer Miene schlenderte er lustlos über die Gärten, schaute sich die schönen, exotischen Blumen zum letzten Mal genauer an, musterte den großen Brunnen und lauschte dabei dem plätschernden klaren Wasser, das seine Nerven für einen klitzekleinen Augenblick zu beruhigen schien, bis eine laute Stimme nach ihm rief. Er sollte sich zu seiner Familie gesellen um noch ein letztes Mal mit ihnen zu speisen. Seine Mutter hatte den Küchenfrauen aufgetragen all das zuzubereiten, was Julian so liebte. Von gebratenen Keulen, bis zum dampfenden Fisch, den der Blonde tatsächlich am liebsten hatte, hatten sich die Damen in den letzten Stunden besonders angestrengt, dass alles perfekt für das letzte Mahl mit ihrem viertgeborenen Sohn angerichtet war. Schade nur, dass der junge Prinz absolut keinen Appetit verspürte.
Seine strahlend blauen Augen huschten über die Tafel, erblickten seinen Vater am Kopf des Tisches, seine Mutter am anderen, dazwischen hatten sich bereits seine große Schwester Gloria, seine kleine Schwester Firuna und der drittjüngste Sohn und großer Bruder Beorn. Seine zwei weiteren Brüder lebten schon lange nicht mehr hier, sie hatten vor einigen Jahren geheiratet, lebten mit ihren Kindern in ihren eigenen Palästen und Burgen und kamen gelegentlich zu Besuch. Julian liebte sie alle, im Vergleich zu vielen anderen Geschwistern, hatten er und seine Brüder oder gar Schwestern wenig Ärger gemacht, sie hatten sich als Kinder kaum gestritten und bildeten stets eine Einheit. Wie sehr er die Kindertage doch jetzt vermisste, als all diese Pflichten keinen Einfluss auf sie hatten, wo ihnen niemand böse war, wenn sie sich nicht immer perfekt benommen hatten. Jetzt gehörte die Unbeschwertheit wohl langsam der Vergangenheit an, selbst für ihn.

Sie alle würden ihn vermissen, das wusste er, man konnte es an ihren Blicken sehen. Selbst seine Eltern würde er sicherlich fehlen, denn egal wie lange er fortbleiben sollte, wäre es doch für alle das erste Mal, ihn nicht mehr jeden Tag hier sehen und hören zu können. Sie hatten immer noch die Chance gehabt den fremden Mann fortzuschicken, alleine und ohne den Prinzen, doch war es seinem Vater so unglaublich wichtig, dass jedermann glaubte, dass selbst der jüngste Sohn dieser Familie ein waschechter Mann war, der sich nicht zu fein war das Schwert zu ergreifen und nun wollte er dafür sorgen, dass dies auch der Wahrheit entsprach. Dass dabei eines seiner liebsten Kinder regelrecht aus dem Haus geworfen wurde, schien es wert zu sein. Julian fragte sich wie lange es dauern würde, bis er es bereuen würde und bis ihm klar wurde, dass er akzeptieren musste, dass nicht alle Männer dazu geboren waren Krieger zu werden. Er sollte es doch mittlerweile besser wissen.
Doch je mehr Stunden verstrichen, desto härter traf Julian die Realität, dass niemand hier vorhatte diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, die klitzekleine Hoffnung, dass dies alles nur eine große Inszenierung war, nur um ihm zu zeigen, wie wichtig es war, die Regeln und Pflichten zu befolgen, die man ihm aufgetragen hatte, schien sich nicht einmal ansatzweise zu bewahrheiten und spätestens, als ihn eine Garde abgefangen hatte, während er durch das Schloss umherwanderte, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr viel Zeit hatte.
Man hatte die Pferde bereitgemacht und der fremde Mann wartete bereits draußen. Anstatt in aller Früh am nächsten Morgen loszureiten, hatten sie sich auf den frühen Abend geeinigt und Julian ahnte schon, wieso sein Vater ihn lieber schnell aus der Stadt haben wollte, er hatte Angst, dass er in der Nacht vielleicht einen Weg finden könnte sich irgendwo zu verstecken, so lange, bis er endlich seinen Willen durchgesetzt bekam. Julian wusste ja selbst, dass es wahrscheinlich genauso ausgegangen wäre, immerhin hatte das früher auch immer irgendwie geklappt.
Er hatte seinen Reiseumhang angelegt, die Tasche wurde am Pferd befestigt, sodass er sie nicht lästig um die Schulter tragen sollte. Es hatten sich alle versammelt, um sich von ihm zu verabschieden und bei seiner kleinen Schwester waren sogar die ein oder anderen Tränen über die rosigen Wangen gekullert, sodass er ihr lange erklären musste, dass ihr großer Bruder nicht für immer fortgehen und bald wieder zurückkehren würde und sie gemeinsam den großen Garten unsicher machen könnten. Bei seiner Mutter fiel es ihm schwer, sie genauso herzlich zu umarmen, wie er es bei seinen Geschwistern getan hatte, doch es wäre nicht fair gewesen, sie für all dies zu verurteilen, vielleicht hatte sie sogar gewollt, dass er hier bleib, vielleicht hatte sie es sogar geschafft eine Lösung zu finden, die angenehmer und besser für ihn war, als die seines Vaters, der wahrscheinlich drastischere Maßnahmen vorgeschlagen hatte.
„Glaubt bloß nicht, dass ich bis zum Winter fortbleiben werde. Ich habe dem zugestimmt und das sollte euch wohl genügen, doch zu lange werde ich nicht wegbleiben, nicht, wenn es wichtigere Dinge gibt, die ich lehren kann! Schreibt mir Briefe, ich möchte nichts verpassen, was hier geschieht und ich möchte, dass ihr mich zumindest besucht.“, Julian hatte versucht die letzten Worte so aufgeheitert wie möglich über die Lippen zu bringen, doch war dies eine schwierige Aufgabe gewesen, besonders, wenn man einen schrecklichen Kloß im Hals hatte, der ihm regelrecht die Atemluft zuschnürte. Er empfand diese Bestrafung immer noch nicht als fair und er akzeptierte keinen allzu langen Aufenthalt an einem fremden, wahrscheinlich sogar schrecklichen Ort. Wenn das stimmte, was sein Vater ihm berichtet hatte, würde es dort von dummen und stinkenden Kriegern nur so wimmeln, die durch die zahlreichen Kämpfe wahrscheinlich zu oft den ein oder anderen Schlag auf den Kopf bekommen hatten und nun unfähig waren vernünftig zu denken. Vielleicht war der Lord dort eigentlich ein grausamer, gemeiner Mann, der ihn zu erniedrigenden und grauenvollen Dingen zwingen würde! Er kannte doch absolut niemanden dort! Sicher, der Name sagte ihm was, doch persönlich hatte er keinen von diesen Leuten getroffen, zumindest nicht, dass er sich daran erinnern könnte.
Mit einem mulmigen Gefühl stieg er auf sein Pferd, winkte seiner Familie noch zum Abschied, ehe er und sein Begleiter davonritten, durch die geöffneten Tore zur großen Handelsstraße, die die Städte und Dörfer miteinander verband, angenehm für jeden Reisenden und Händler.
Seine Augen huschten kurz zu der Kutsche hinter ihnen. Er hatte diesen Mann noch nie gesehen, eigentlich war er auch ausgegangen, dass sie zu zweit reisen würden, doch musste wohl jemand sein Gepäck zum anderen Ort befördern und diese Person war nicht er. Er richtete seinen Blick schnell wieder auf die Straße, ließ es sich jedoch nicht nehmen hin und wieder zu dem Fremden zu schielen, der sich mit dem Namen Collen vorgestellt hatte. „Sagt mal, Ser Collen, wo genau lebt das Haus Rodiak eigentlich? Mir wurde gar nicht gesagt wie lange diese Reise dorthin dauern wird.“, er hob fragend eine Augenbraue. Tatsächlich war er nie besonders gut darin gewesen zu unterscheiden, wo all die verschiedenen Häuser lebten und welche Ländereien ihre waren, wo doch eigentlich genau genommen jedes Land doch irgendwo seinem Vater gehörte, immerhin diente jedes Haus ihm und herrschte doch auch unter seinem Namen, doch er war nicht dumm, er wusste, dass es nicht so einfach war und nie so einfach sein würde. Gut, dass er niemals König werden würde, er wäre schrecklich darin das Land zu beherrschen!
„Oh, Ihr kennt sicherlich Midmore. Es unterliegt seit Anbeginn seiner Gründung der Obhut des Hauses Rodiak. Es liegt nördlich von hier, wir können es in drei Tagen schaffen, wenn wir zügig reiten und wenige Pausen einlegen. Es liegen einige Wirtshäuser auf dem Weg, allerdings habe ich uns Zelte besorgt, nur zur Sicherheit und wenn wir wirklich gezwungen sind ein Lager aufzuschlagen. Wenn Ihr natürlich die Natur und die Reise in allen Zügen genießen wollt, so wird sich unsere Ankunft sicherlich um einen Tag verzögern.“, ein schmales Lächeln umrahmte das Gesicht des älteren Mannes, der sich kurz an seinem dunklen Bart kratzte. Drei volle Tage sollten sie reisen? Vier, wenn sie zu langsam waren? Und dann reisten sie auch noch in den Norden? Julian war kalte Winter gewohnt, er hatte alle Jahreszeiten immer so erlebt, wie sie auch sein sollten und er mochte die Kälte, doch wollte er nicht, dass er zu jeder Jahreszeit sich diese unangenehmen Temperaturen antun musste. Was, wenn dort bereits der Schnee lag und ihm die Finger abfrieren würden, sobald sie den Ort erreicht hatten? Manchmal fühlte der junge Prinz sich ein wenig schlecht, dass er nie aufgepasst hatte, wenn man ihnen beibrachte, wo genau alles lag und so wusste er nicht ob dieses Haus Rodiak im fernen Norden war oder nah genug um nicht einer kompletten Eiswüste zu gleichen. Doch wahrscheinlich hätten sie durchaus länger reiten müssen, wäre es das nördlichste Ziel auf der Karte gewesen.
Julian antwortete dem Älteren nicht, nickte nur nachdenklich vor sich hin, dabei den Blick nach vorne richtend. Es würde eine lange Reise sein und sie würde sogar noch länger wirken durch die Tatsache, dass er gegen seinen Willen diese Reise angetreten hatte.
Da sie spät losgeritten hatten, mussten sie bereits am ersten Wirtshaus eine Pause machen. Die Sonne war bereits längst hinterm Horizont verschwunden und die Straße wirkte beinahe pechschwarz unter ihnen, sodass Julian mit Erleichterung auf die hell erleuchteten Fackeln zuritt, die das Gasthaus von außen beleuchteten. Sie waren nicht die einzigen Gäste, noch ein paar andere Männer schienen auf Durchreise zu sein, die ihnen jedoch kaum Beachtung schenkten als diese den warmen Raum betraten. Ein freundlicher, rundlicher Wirt hatte sich ihrer angenommen und schnell seinen Stallburschen hinausgeschickt, sodass er sich um ihre Tiere kümmerte. Der Kutscher, mit welchem sie reisten, war draußen geblieben und nachdem Julian Ser Collen fragend anblickte, hatte dieser ihm versichert, dass der Mann lieber bei seinen Pferden schlief, anstatt sie alleine zu lassen und sie seinen Wunsch besser respektieren mussten. Er hatte ihm auch mitgeteilt, dass sie sich wahrscheinlich ein Zimmer teilen müssen, es sei denn, er wäre angetan mit weiteren fremden Männern im Gemeinschaftsraum zu nächtigen. Ein Zimmer für ihn alleine schien kaum in Frage zu sein und auf seine Proteste hin, hatte er ihm trotzdem nicht erklärt, was der Grund für diese Entscheidung war und Julian war zu müde um zu diskutieren. Tatsächlich hatte ihn der Tag schrecklich ausgelaugt und ihm wurde das erst jetzt bewusst, nachdem er sein üppiges Abendmahl, bestehend aus einer deftigen Bohnensuppe und einem Stück Schweinsbraten mit frisch gebackenem Brot bestand, verspeist hat. Der fremde Mann hatte ihm noch ein Bier bestellt und obwohl der Blonde das Gebräu- im Vergleich zu allen anderen Männern- nicht einmal gern trank, nahm er einen großen Schluck nach den nächsten und schon bald war von dem dunklen Gebräu nichts mehr übrig. Zum ersten Mal fühlte er sich heute wieder etwas wohler, es war erstaunlich wie viel Essen doch ausmachen konnte, wie schnell es seine Laune zum Besseren ändern konnte, dass es ihn gar nicht mehr so sehr störte, dass er sich das Zimmer mit einem wildfremden, alten Mann teilen musste. Er hatte ohnehin keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet, als sie endlich die Zimmertür aufschlossen. Collen hatte ihm die Privatsphäre gegeben und wartete vor der Tür, bis sich der junge Mann umgezogen hatte und betrat erst den Raum, als dieser nach ihm rief. Julian hätte gar nicht in seiner Straßenkleidung schlafen können, er war so etwas nicht gewohnt und wenn man ehrlich war, dann war dies auch nicht sonderlich bequem. Der Andere hingegen schien gar keine Anstalt zu machen, seine Kleidung zu wechseln, er zog sich lediglich die schweren Stiefel aus, hing seinen Umhang und Jacke auf einen der zwei freistehenden Stühle und legte sich anschließend auf eines der zwei Einzelbetten. Das Schwert hatte er ordentlich neben sich platziert, damit er jederzeit danach greifen konnte. Julian verstand gar nicht, wieso er so übervorsichtig war, sie waren immerhin nicht auf der Flucht! Kopfschüttelnd legte sich der junge Prinz hin, brachte die Öllampe an seinem Nachttisch zum Erlöschen und versuchte es sich anschließend so bequem wie möglich zu machen. Natürlich war dieses Bett nichts im Vergleich zum Komfort, was er Zuhause gewohnt war, es war vor allem schrecklich abgelegen und die Bettwäsche bereits sehr alt und ausgewaschen, an einigen Stellen wurden Löcher geflickt, an deren hatte der Wirt wahrscheinlich noch gar nicht gesehen, dass die Bettwäsche kaputt war. Doch es hätte wohl schlimmer kommen können, sie hätten jetzt irgendwo draußen auf pieksigem Gras mit lauter Insekten um sie herum schlafen können, das wollte er nun wirklich ungerne erleben. Abgesehen davon war Julian zu müde, um sich angemessen zu beschweren, er war eigentlich auch froh darüber, dass sie in einem warmen und trockenen Zimmer nächtigten, dass das Essen so gut war und das Bier stark genug zu sein schien, dass er direkt eingeschlafen war. Nicht einmal ein Traum konnte ihn in der Nacht aufwühlen.

Abgesehen von seiner kleinen Rebellion im Wirtshaus, die genau genommen keine war, hatte es keine weiteren Zwischenereignisse gegeben. Julian hatte keinen Gedanken mehr daran verschwendet eines Nachts zu fliehen, mittlerweile war der Weg bereits zu weit entfernt und er war sich sicher, dass es nicht einmal was bringen würde, einfach so wieder nach Hause zu reiten, wo Vater ihn wahrscheinlich wieder dazu zwingen würde, umzukehren oder- noch viel schlimmer- mit einer ordentlichen Anzahl von seinen Leuten zu reisen, die ihn jede Sekunde beobachten würde. Mit Ser Collen und dem Kutscher, der auf den Namen Allen hörte, hatte er wenigstens ein paar Freiheiten gehabt, auch wenn es ihm immer noch nicht erlaubt war, ein eines Zimmer für sich zu beanspruchen, wenn sie erneut eine Nacht in den verschiedenen Tavernen verbrachten, doch der ältere Herr hatte ihn eines Abends, nachdem beinahe ein Streit ausgebrochen war, weil der Blondschopf es nicht dulden wollte, dass man ihm so wenig vertraute und ihn nicht einmal nachts alleine und in Frieden schlafen ließ, erklärt, weswegen dieser Beschluss unausweichlich und vor allem notwendig war. „Ihr müsst verstehen, Mylord, wir sind nicht allein. Wir kennen die Männer nicht, die hier nächtigen, all diese Händler und Reisende, einige sogar Söldner. Selbst die Wirte sind Fremde und wir wissen nicht zu was sie fähig sind. Wenn einer von ihnen etwas Böswilliges im Sinne hat und Euch erkennt, so seid Ihr leichte Beute. Verzeiht, doch Ihr seid nicht geschult in der Selbstverteidigung, Ihr seid kein Kämpfer. Egal wie wenig Aufsehen wir auch erregen, Ärger lauert hinter jeder Tür und ich möchte nur ungerne, dass der Ärger an Eurer Tür klopft. Ich bin für Euch verantwortlich, wenn Euch etwas passiert, so ist dies nicht nur eine schreckliche Lage für euch, sondern auch für mich und Allen.“, seine Stimme war ruhig und sehr gedämpft als er zu dem jungen Prinzen sprach. Julian fühlte sich auf einen Schlag so dumm, dass er gar nicht daran gedacht hatte, dass einige Menschen ihm Schlimmes antun konnten, vielleicht um etwas Gold aus den Kammern des Königs zu bekommen und ihn als Austausch am Leben zu lassen. Wie konnte er nur solch ein Dummkopf sein? Doch leider hatte diese Tatsache seine Nächte alles andere als versüßt. Er bekam leichte Angst, dass jemand in der Nacht plötzlich in ihr Zimmer schleichen könnte, dieser Gedanke verbat ihm auch nur ein Auge zu schließen, sodass er sich so lange in dem kleinen Bett quälte bis die Müdigkeit ihn so übermannte, dass er gar nicht mehr in der Lage war die Augen geöffnet zu halten, was zu kurzen Nächten und anstrengenden Tagen führten. Ser Collen hatte die Angewohnheit gehabt, ihn sehr früh zu wecken, damit sie länger auf der Straße sein konnten, der Komfort und die Ruhe, die man ihm an ihren ersten Morgen auf der Reise gegeben hatten, existierten nicht mehr und etwas sagte ihm, dass er selbst schuld daran war, als er es mit ihrer Geduld überspannt hatte.
Doch er versuchte irgendwie das Beste aus der Sache zu machen. Ser Collen hatte ihm auf ihrer Reise viele Geschichten erzählt über Midmore und wie schön der Ort doch eigentlich war. Das Schloss lag wohl im Tal, nicht weit von einem großen See. Die hohen Berge gehörten auch dazu, die Arbeiter und Dorfbewohner, die so weit lebten, hatten sie mit dem Eisen versorgt, womit sie unten Schwerter und Rüstungen schmiedeten, um nicht nur ihre Leute, sondern auch sehr viele im Königreich auszurüsten. Sie waren nicht nur bekannt für die besten Kämpfer, nein, auch die beste Schmiedekunst schien unter dem Namen Rodiak wohlbekannt zu sein. Erstaunlich wie ein Haus sich ausgerechnet auf die Dinge zu spezialisieren schien, die Julian nicht im Geringsten interessiert hatten. Dennoch hörte er mit Interesse zu, was der ältere Mann ihm alles zu erzählen hatte. Natürlich sprach er nur gut von dem Haus, immerhin diente er ihnen seit vielen Jahren und welch ein treuer Diener würde schon Schund über jene verbreiten, die ihm beinahe so nahe standen wie eine Familie? Julian glaubte allerdings auch nicht, dass ihn eine schreckliche Familie erwarten würde, auch wenn er ermahnt wurde, dass sie allesamt eine herzliche und liebevolle Familie waren, jedoch dafür bekannt waren die härtesten Lehrer zu sein. Schnell hatte er auch gelernt, dass nicht jeder von ihnen sich dem Krieg zugeschrieben hatte. Der Kopf des Hauses- Lord Travin Rodiak- war gesegnet mit vier Söhnen und zwei Töchtern. Der jüngste Sohn und die jüngste Tochter waren Zwillinge, der älteste Sohn- Lares- war vor einigen Jahren in einer großen Schlacht gefallen. Julian erinnerte sich vage an den Krieg, der einst im Norden ausgebrochen war. Eine Rebellion, doch er hatte nie gut genug aufgepasst, wenn man ihn über solche Dinge unterrichtete. Große Schlachten waren ihm natürlich bekannt, viele seiner Bücher handelten von den alten Legenden, von uralten Königen, die Monster bekämpft hatten und von schrecklichen Kriegen, die sehr viele Jahre gedauert und so viele Leben gekostet hatten. Heutzutage lebten sie mehr oder weniger in Frieden. Sicher, es gab viele andere Reiche, die mit ihnen in Rivalität standen, überall hatte es Kämpfe gegeben und eigentlich war es nie ruhig im Lande, doch zum Glück hatte es nie ihn oder seine Familie erreicht. Bei dem Haus, unter dessen Obhut er in nächster Zeit leben sollte, schien es jedoch anders zu sein. Er konnte sich nicht vorstellen wie schrecklich es sein müsste, einen Teil seiner Familie in seiner Schlacht zu verlieren. Doch schien dies zum Glück der einzige Verlust zu sein, den sie erlitten hatten. Der nächstältere Bruder hatte sich ganz vom Krieg distanziert, war in eine Akademie gegangen und praktizierte dort als Magier. Er schien sich ganz der Akademie verschrieben zu haben und war nicht mehr zurückgekehrt, selbst dann, wenn seine Ausbildung vollendet war und er die Freiheit hatte, weiter die Welt zu bereisen. Der drittälteste Bruder- Cerran- schien ein ebenso gebildeter wie auch fähiger Krieger zu sein, wie sein großer Bruder es einst gewesen zu sein schien. Er war noch jung und unterrichtete bereits Rekruten, die von anderen Häusern zu ihnen geschickt wurden. Julian konnte sich gut vorstellen, dass er mit diesem jungen Mann mehr zu tun haben würde als mit dem Rest. Wenn er denn überhaupt jung war, doch als dritter Sohn der Familie könnte er wohl kaum ein alter Mann sein.
Die Konstellation erinnerte ihn ein wenig an seine eigene Familie. Auch er hatte fünf Geschwister gehabt und auch er war nicht der älteste Sohn in der Reihe, der feine Unterschied bei ihm bestand nur darin, dass er nicht dafür vorgesehen war später der nächste König zu werden, dafür war er nicht der erste ihres Blutes und eigentlich wollte Julian diese Verantwortung auch gar nicht. Als König hatte man zu viele Aufgaben zu erledigen, er hatte seinen Vater schon lange nicht mehr freudig gesehen oder gar ausgelassen, das konnte er sich wahrscheinlich gar nicht mehr erlauben. Und welch ein Leben sollte das nur sein, wenn Spaß regelrecht verboten war? Nein, der Blondschopf war froh nicht der Erstgeborene zu sein.
Natürlich hatte man ihn auch von den anderen Kindern der Familie unterrichtet. So war Alira die älteste Tochter und sollte bald vermählt werden, lebte jedoch noch im Schloss ihrer Familie. Die Zwillinge- Elras und Ellena- waren gerade mal fünfzehn Jahre alt, damit sogar ein wenig älter als seine kleine Schwester. Er war wirklich gespannt auf diese Familie, nicht jeder von ihnen schien dem Motto und dem Ruf ihres Hauses gerecht werden zu wollen, Julian war sehr froh darüber, wenige Gleichgesinnte waren ihm immer noch lieber als gar keine. Und er wollte ganz sicher nicht seine Zeit und Hingabe irgendwelchen rostigen Schwertern schenken!
Drei Tage waren vielleicht zu optimistisch gewesen in Anbetracht der Tatsache, dass Julian die Nächte über kaum zur Ruhe gekommen war, geplagt von der Angst, entführt zu werden, die jedoch in der dritten Nacht langsam zu verklingen schien, je mehr Vertrauen er in seine Begleitung steckte. Dieser Mann wurde sicherlich nicht ohne Grund auserwählt, um ihn zu begleiten, sicherlich war er in den besten Händen, doch dies hatte Julian erst viel zu spät realisiert, nämlich dann, wenn sie eigentlich bereits vor den Toren in Midmore hätten stehen müssen. So hatte er wenigstens die Möglichkeit gehabt, sich an der Natur zu ergötzen, der schönen Pracht der dicht befleckten Wälder, sattgrünen Wiesen und plätschernden Bächen und Flüssen. Hin und wieder machten sie Rast an schönen Orten, genossen die warme Sonne und die frische Brise, die ihre Haut sanft berührte. Der junge Prinz hatte beinahe seinen Ärger und den Zorn vergessen, eigentlich schien jeder Greul und jeder Widerwille langsam von ihm zu fallen. Vielleicht lag es an ihrer entspannenden Reise, vielleicht aber auch an Ser Collen persönlich, welcher ihm jedes Mal die spannendsten Geschichten aus dem Ort erzählte, wo er herkam und wo er nun lebte. Julian hatte das Gefühl, er hätte durch diesen Mann und diese kurze Reise mehr gelernt als zu Kindertagen bei seinem alten Lehrer.
Sie hatten insgesamt fünf Tage gebraucht, bis sie an einem späten Nachmittag endlich die Ländereien erreichten, die zum Hause Rodiak gehörten. Es war tatsächlich ein faszinierendes Stück Land. Seine blauen Augen konnten von der Ferne die hohen Berge erkennen. Der Himmel war strahlend blau und dennoch lagen schneeweiße Wolken über den Gipfeln, verdeckten die vollständige Pracht der Berge. Alleine der Anblick ließ Julian für einen Moment frösteln, sicherlich war der Stein mit kaltem Schnee bedeckt, Schnee, den man hier weit und breit nicht finden würde. Hier war es grün, hell und vor allem angenehm warm, auch wenn ihm schon seit einer Weile aufgefallen war, dass die Temperaturen sich von denen zu Hause ein wenig unterschieden. Vielleicht war es aber auch nur seine Einbildung.
Sie ritten an kleinen Dörfern vorbei, wurden freundlich von jedem Passanten begrüßt, der ihnen über den Weg kamen. Dass sie mit Ser Collen und Allen vertraut waren, wunderte den jungen Prinzen nicht im Geringsten, doch auch ihn hatten sie herzlich begrüßt. Vielleicht wussten sie, dass er der Königssohn war, auch wenn er hier wahrscheinlich nur zu Kindertagen war, wenn überhaupt, vielleicht waren sie jedoch lediglich freundliche Bürger, die auch Fremde herzlich empfingen.
Obwohl sie genau genommen das Ziel erreicht hatten, mussten sie noch eine ganze Weile reiten, bis man sie vor den Toren anhielt. Es war dunkel, lediglich Fackeln und Sterne erleuchteten die abendliche Dunkelheit, die das Land ummantelte. Auf einmal wirkten die Berge bedrohlich, wie dunkle Schatten, voller Geheimnisse und Gefahren. Julian traute sich gar nicht zu lange drauf zu starren, lenkte seine Aufmerksamkeit lieber auf die geschlossenen Tore vor ihm. Sie waren so gut wie in Midmore- der großen Stadt, welche zu den Ländereien hier gehörte. Die Wachen hatten sie natürlich nicht einfach so durchgelassen. Ein Mann, dessen Gesicht er nur vage erkennen konnte, da es halb verdeckt durch seinen Helm war, trat etwas näher an sie heran. „Halt! Im Namen des Hauses Rodiak fordere ich Euch auf erkennen zu geben wer Ihr seid und was Euer Anliegen in Midmore ist!“, seine Stimme war rau und laut, so wie es sich für einen Wachmann wahrscheinlich gehörte. Julian wollte gerade seinen Mund öffnen, da hatte Ser Collen ihm jedoch mit einer Handbewegung deutlich gemacht besser nichts zu sagen und ihn reden zu lassen. Nun gut, es war ja nicht so, dass er nicht für sich selbst sprechen konnte aber, wenn er unbedingt so gerne für beide reden wollte, würde er ihn nicht aufhalten. Mit zusammengezogenen Augenbrauen verschränkte der Gelockte seine Arme vor der Brust, lauschte dabei den Worten des anderen.
„Ich bin es, Collen! Allen und ich wurden von Lord Rodiak persönlich beauftragt, auf die Bitte des Königs hin den Königssohn, Prinz Julian Horigan, auf den Weg hierher zu begleiten, wo er die Ausbildung zu einem Kämpfer und Krieger antreten soll. Nun kommt schon, Ihr seht ganz genau, dass ich es bin.“, seine Stimme schwankte von ernst zu amüsiert, während er zu den Wachen sprach, welche ihre Fackeln etwas näher an ihre Leiber hielten, jedoch die Worte des älteren Mannes überzeugend genug gewesen zu sein schienen.
„Ser Collen, sagt doch gleich, dass Ihr es seid! Bitte, treten ein. Mylord, wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“, die Wachmänner verbeugten sich leicht vor ihm, ehe einer von ihnen laut etwas rief, Julian schenkte den Worten keine Beachtung, und die Tore öffneten sich für die drei Reisenden.
Es war noch kein allzu später Abend, weswegen immer noch reges Treiben auf den Straßen los war. Er konnte Stimme hören, der Musik aus den verschiedenen Tavernen lauschen. Lachende und trinkende Männer und Frauen waren sicherlich dort gewesen. Einige Geschäfte schienen sogar noch geöffnet zu sein.
Es war eine schöne Stadt, fast so schön wie die daheim, auch das Schloss, welches sehr abgelegen, beinahe schon isoliert, von den anderen Gebäuden stand, war sehr groß und sicherlich auch prächtig, was er leider dank der Dunkelheit nicht genau erkennen konnte.
Dies alles sollte also von heute an sein neues Zuhause werden. Nun, als ein Zuhause würde er es ganz sicher nicht anerkennen können, doch Julian hoffte sehr, dass es seinen Erwartungen wenigstens ansatzweise gerecht wurde.

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BeitragThema: Re: here comes trouble   here comes trouble Icon_minitime1Fr Aug 19, 2016 2:20 am

Der Empfang war erstaunlich. Auch wenn niemand genau wusste, wann sie einkehren würden, hatte der Lord des Hauses schnell einen angemessenen Empfang vorbereiten können. Ein wahrliches Festmahl wurde für die Reisenden zubereitet, während diese genügend Zeit hatten, sich frischzumachen. Julian hatte nur die Chance gehabt, den Lord persönlich anzutreffen und ihn zu begrüßen. Er hatte dunkles Haar, auch wenn das Grau an vielen Stellen durchschien, auch sein dichter Bart war eine Mischung aus grau und schwarz, doch seine Züge verrieten kaum das Alter des Mannes. Er war sicherlich älter als sein eigener Vater, doch das konnte er nicht anhand seiner Statur erkennen. Er war ein muskulöser, hochgewachsener Mann, mit scharfen Zügen und einer sehr charakteristischen Nase und seine Kleidung war praktisch und dennoch sehr edel in dunklen Tönen gehalten. Er konnte auf der Brust das Wappen seines Hauses aufgestickt erkennen, ein Löwe. Wie überaus passend.
Der Mann war freundlich, doch viel Zeit für einen Plausch hatten die beiden wohl oder übel nicht- er wollte ihn nicht zu lange aufhalten und außerdem sehnte sich der Körper des Prinzen nach einem langen und ausgiebigen Bad. Man hatte ihm einen jungen Mann zugeteilt, sicherlich ein Diener des Hauses, der ihm schnell erklärte, wo sie gleich ihr Essen zu sich nehmen würden, ihm etwas über das Schloss erzählte und ihn anschließend zu seinem Zimmer führte, welches wahrscheinlich im selben Moment für ihn vorbereitet wurde. Das Gepäck war sicherlich auch bereits dort gewesen, er wusste wie schnell die Dienerschaft arbeitete, wenn ein Gast zu Besuch war, besonders wenn dieser Gast vorhatte, länger zu bleiben.
Vor einer massiven, hölzernen Tür blieben die beiden anschließend stehen. Der Türgriff war reich verziert, er konnte sogar das Wappentier in der Mitte des Griffes erkennen. So viel Detail, erstaunlich. „Hier ist Euer Zimmer, Mylord. Ein Bad wird bereits für Euch eingelassen, ich werde nach Euch sehen und Euch begleiten, sobald Ihr euch mit eurem Gemach bekannt gemacht habt. Euer Gepäck wurde bereits hinaufgebracht. Bitte lasst es mich wissen, solltet Ihr etwas benötigen oder sollte etwas nicht Euren Ansprüchen entsprechen.“, der junge Mann war so freundlich und förmlich, dass es ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Er war auch ausgesprochen süß, doch er wollte nicht bereits in der ersten Nacht dabei erwischt werden, wie ein besonders schweres Vergehen begann und diesen Diener in seinem neuen Schlafgemach vernaschte. Stattdessen nickte er nur anerkennend. „Danke…wie war dein Name doch gleich? Ach, das kannst du mir auch gleich mitteilen, ich inspiziere vorher das Zimmer. Beeilt euch mit dem Badewasser, ich muss mich dringend von diesen Klamotten befreien!“, er hatte den Jungen keines weiteren Blickes mehr gewürdigt, als dieser ihm die Türe geöffnet und sie anschließend hinter sich geschlossen hatte.
Das Zimmer war sehr groß, vielleicht nicht so groß wie seines im Palast, doch nah dran. Das Erste, was ihm ins Auge fiel, waren die hohen bunten Fenster, die natürlich jetzt geschlossen waren. Doch das Beste war wohl die eingearbeitete Sitzgelegenheit. Es war einfach nur dafür gemacht, sich an einem Nachmittag mit einem Buch hinzusetzen und die Sommerbrise bei geöffnetem Fenster zu genießen. Er freute sich bereits jetzt auf dem gemütlich wirkenden Polster zu sitzen und sich in seine Bücher zu vertiefen.
Das Zimmer bot ihm noch ein großes Bett, einen hohen Schrank, zahlreiche Kommoden, ein Tisch mit einem großen, filigran verzierten Spiegel, einem runden Tisch mit diversen Stühlen und ein ebenfalls hohes Bücherregal an, welches bereits mit einigen Büchern gesegnet zu sein schien. Eine Schale mit frischem Obst stand bereit, darüber hinaus war das Zimmer sehr dekorativ und schön gestaltet. Die meisten Stoffe waren in einem reichen und satten Grünton gehalten, verziert mit goldenen Details, die alles so edel und schön wirken ließen. Julian gefiel der Raum und nach all den Nächten in weniger komfortablen Wirtshäusern, war dies regelrecht ein wahr gewordener Traum.
Der Blondschopf hatte nicht vor jetzt direkt all seine Truhen auszuräumen, zuerst waren die zahlreichen literarischen Werke dran gewesen, die er ordentlich im Regal platzierte, danach erst räumte er langsam die Kleidung ein, ließ die wärmeren Exemplare bewusst in den Truhen, immerhin hatte er immer noch Zweifel daran, dass man ihn so lange hierbehalten würde.
Zum Schluss entschied sich Julian endlich für neue und frische Kleidung, die er bei dem Abendessen tragen wollte und beinahe so, als ob der junge Diener wusste, dass er fertig war, klopfte es auch schon an der Tür.
„Mylord, das Bad ist nun für Euch vorbereitet worden, wenn Ihr mir folgen würdet.“
Eigentlich hatte Julian auf der Reise stets geachtet nicht wie ein Bauer zu stinken, für ihn war Körperhygiene sehr wichtig, doch so richtig sauber fühlte er sich wohl erst jetzt, wo er in einer großen, hölzernen Wanne ins angenehm heiße Wasser untertauchen konnte. Er hatte sich an einigen der bereit gestellten Duftölen bedient und nun duftete der gesamte Raum herrlich nach Rosenblüten, dass er gar nicht mehr wieder hinauswollte. Zum Glück hatte der ihm zugeheilte Diener nicht darauf bestanden ihn zu waschen, so erledigte er diese Aufgabe lieber allein, wie auch das anschließende Abtrocknen und einkleiden. Es war solch ein unbeschreibliches Gefühl wieder sauber zu sein und frische, neue Kleider zu tragen.

Noch besser war das ausgelassene und große Abendmahl, was man für seine Ankunft zubereitet hatte. Er hatte zu Tisch mit der Familie gesessen, wenn auch nicht der gesamten. Er konnte sehen, dass die meisten Söhne gefehlt hatten, tatsächlich war nur der Jüngste dagewesen, gestört hatte es Julian jedoch wenig. Sie waren allesamt sehr gastfreundlich, höflich und vor allem freundlich zu ihm, er kam sich nicht wie ein völlig Fremder vor, vor allem fühlte er sich nicht wie eine Attraktion. Natürlich war es immer irgendwo angenehm, wenn man ihn besonders gut behandelte und ihm besonderen Respekt schenkte, doch hier behandelten sie ihn wie einen normalen Besucher, sie waren respektvoll und aufmerksam, übertrieben jedoch nicht und versuchten ihm auch nicht die Füße zu küssen, nur, weil er ein Königssohn war. Das würde wahrscheinlich auch heißen, dass er sich in den nächsten Tagen seinen Kampfübungen wohl kaum ausweichen könnte.
Er hatte ein wenig von der Reise berichtet, davon, wie schön er ihre Ländereien fand und wie sehr er sein Zimmer genoss, später kam er ins Gespräch mit der ältesten Tochter des Hauses, welche ihm von den angenehmeren Dingen erzählte, die hier auf ihn warteten. Eine Sache davon war die Bibliothek, die sich in dem Schloss befand. Der Prinz glaubte zwar nicht, dass hier Exemplare lagen, die seine Augen noch nicht gesehen hatten, immerhin war die Bibliothek daheim sehr groß und sehr gut bestückt, doch er wollte auch nicht voreilige Schlüsse ziehen.
Das lang gezogene Essen hatte sein Gemüt zufrieden und müde gestimmt, es tat gut den Komfort um sich herum zu genießen, er hatte es sich nehmen lassen bei gemütlichem Feuer noch ein wenig in seinem Gemach zu lesen, ehe seine blauen Augen allmählich immer schwerer wurden und er sich in das fremde, jedoch sehr bequeme Bett begab. Die Wärme fühlte sich beinahe wie zu Hause an und mit dem Gedanken daran, fiel der Gelockte in einen angenehmen Schlaf, aus dem es beinahe nicht möglich war zu erwachen.

Natürlich kam der nächste Morgen zu früh und viel zu schnell. Sein Zimmer lag offenbar auf der östlichen Seite, sodass die Sonne bereits sehr früh durch die großen Fenster in sein Gesicht schien und ihn dazu zwang, sich grummelnd auf die andere Seite zu drehen. Er hätte gestern die schweren Vorhänge zuziehen sollen, dann hätte er vielleicht noch einige Stunden länger schlummern können! Zu Haus war er gewohnt so lange in den Federn liegen zu können, wie es ihm gerade passte. Auf der Reise hierher wurde er mit anderen unangenehmen Weckmethoden bekannt gemacht. Mal war es der Lärm vor den Wirtshäusern, mal war es seine Begleitperson persönlich, die sich nicht zu schade war seine Stimme anzuheben und ihn beinahe vom Bett aufspringen zu lassen. Eigentlich war es seit dem Tag, wo er seine Heimatstadt verlassen hatte, das erste Mal, dass er wirklich verdammt gut geschlafen hatte. Kein Bett war zu hart oder unbequem oder gar zu klein, nichts schien durchgelegen zu sein und vor allem musste er sich nicht davor fürchten, dass man ihn in der Nacht ausrauben, entführen oder gar ermorden würde! Doch auch wenn alles nahezu perfekt zu laufen schien, einen ausgedehnten Schlaf schien diese Gegend und die dazugehörigen Leute nicht zu kennen. Kaum waren seine Augen wieder zugefallen, hatte es bereits an der Tür geklopft, erst sanft, dann- nachdem Julian sich geweigert hatte, der Person seine Aufmerksamkeit zu schenken- etwas lauter, dass er gar nicht anders konnte als ein verärgertes „Was ist?!“ entgegen zu rufen, was wohl genug für die Person gewesen zu sein schien, um einzutreten. Er hatte ganz sicher nie die Erlaubnis erteilt, einfach so sein Zimmer zu betreten! Zornig sprang der schmale Körper vom Bett auf, starrte den Eindringling durchbohrend an. Es war der Bursche, der ihn gestern hierhergeführt und ihm anschließend ein Bad eingelassen hatte. Er hatte gestern ja ganz vergessen nach seinem Namen zu fragen, doch jetzt war auch kein guter Zeitpunkt gewesen sich mit diesen Banalitäten aufzuhalten.
„Habe ich dir in irgendeiner Art und Weise erlaubt, einfach so einzutreten? Ich denke nicht! Und jetzt mach schnell, sonst wirst du dieses Zimmer aus dem Fenster verlassen müssen!“, herrschte die Stimme des Blonden den jungen Diener an, welcher ihn entschuldigend anblickte, jedoch nicht zurückwich oder sich auf irgendeiner anderen Art und Weise kleinmachte. Arrogant schien er auch noch zu sein! Bei seinen Dienern zu Hause hätte ein solches Verhalten gar nicht erst existiert!
„Verzeiht, Mylord, ihr habt auf mein Klopfen reagiert, ich dachte Ihr wäret bereits aufgestanden, doch ich werde nicht lange hier verweilen. Ich soll Euch die Nachricht vom Lord persönlich verkünden, dass Ihr zum Essen erwartet werdet und gleich danach Euer erster Übungstag beginnt. Die Hausdamen haben bereits Wasser für Euch bereitgestellt, Ihr könnt euch nun waschen und einkleiden.“, mit diesen Worten verbeugte der Diener sich zum Abschluss und verschwand hastig durch die Tür. Julian blieb fassungslos neben seinem Bett stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Die Tatsache, dass er bereits heute mit diesen nutzlosen Dingen beginnen sollte, war ihm ein Dorn im Auge. Wenigstens einen Tag hätte man ihm geben können, er wollte wissen was für eine Gegend dieser Ort war, er wollte die Stadt erkunden, das Schloss, die Ländereien um sie herum, den Garten und was man ihm noch alles so anbieten konnte, was sehenswert war. Das würde sicherlich einige Tage dauern und danach hätte man darüber diskutieren können, was genau er hier tun sollte, am besten auf eine Tasse Tee.
Mit dieser Mentalität schien der junge Mann jedoch alleine gewesen zu sein, aufgeschoben wurde hier nichts- weder das frühe Frühstück, noch das bevorstehende Training. Verstehen konnte er es natürlich absolut nicht, vielleicht war er doch ein wenig zu verwöhnt gewesen, auf der anderen Seite jedoch war ein gemütlicherer Ablauf des Tages doch kein allzu großes Anzeichen davon gewesen, dass man verwöhnt war!
Nach einem schnellen und üppigen Frühstück hatte Lord Rodiak ihn zu sich gerufen, ihm erklärt, dass er sich bei Ser Collen vor dem Schloss melden sollte, welcher ihm die passende Kleidung und Waffen geben würde, sofern er nicht selber welche mitgebracht hatte. Tatsächlich hatte er sogar eines davon mitgebracht! Für seine missglückten Unterrichtsstunden hatte man ihm extra eine Art Rüstung angefertigt, nur, dass es keine war und eher als ein sehr robustes Kleidungsstück bezeichnet werden konnte. Vielleicht ging es sogar als Lederrüstung durch, Julian wusste auf jeden Fall, dass sie gut an ihm aussah und dass er sie alleine schon deswegen mitgebracht hatte. Wahrscheinlich wäre es für alle Beteiligten einfacher gewesen, hätte er sie direkt angelegt, doch so konnte er wenigstens noch einige Minuten an Zeit schinden, ehe er sich zu Tode quälen müsste.
Draußen wartete tatsächlich ein bekanntes Gesicht auf ihn, wahrscheinlich das einzige in der gesamten Umgebung. Ein freundliches Lächeln umrahmte das bärtige Gesicht, als er ihn sah und steckte den Prinzen zugleich an, sodass er zurücklächelte. „Mylord, wie ich sehe habt Ihr sogar an eure eigene Bekleidung gedacht. Das ist sehr löblich. Folgt mir, ich werde Euch eure Waffen zuteilen.“, mit einer Handbewegung forderte er den Blonden auf ihm zu folgen. Sie ließen das Schloss hinter sich, wanderten ein wenig näher in die Stadt hinein, wo ihn eine große Fläche erwartete. „Da oben nächtigen einige unserer Wachmänner, früher war dieses Gelände ausschließlich für die Krieger und Wachmänner des Hauses bestimmt, das Haus Rodiak hat jedoch eine Art Schule für Krieger hier raus gemacht. Dort hinten werdet Ihr das Schwertkämpfen lernen, weiter hinten sind Schießübungen, dort lernt Ihr das Blocken und wenig später könnt Ihr andere besondere Eigenschaften erwerben. Es werden auch Ausdauerübungen gemacht, diese finden jedoch gerne auf den Ländereien statt. Eigentlich werden die Schüler in Klassen aufgeteilt, man lernt also nicht individuell und jede Klasse wird anhand ihres Könnens bestimmt, doch da Ihr ein besonderer Gast seid und der König uns ausschließlich darum gebeten hat, Euch besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken, werdet Ihr privat von einem der besten Lehrer hier unterrichtet. Er wird uns heute etwas später erreichen, Ihr könnt euch bereits mit den Schwertern an den Übungspuppen aufwärmen. Die Schwerter findet Ihr dort, sucht euch das schönste aus.“, er deutete mit dem Finger auf einen Waffenständer, welcher einige stumpfe Schwerter beinhaltete. Das gefiel ihm alles ganz und gar nicht. Er konnte in der Luft bereits den Geruch von Eisen und Schweiß riechen, ja sogar schmecken. Überall um ihn herum hatten die Männer bereits mit ihrem Training begonnen, er konnte sehen wie einige einen Schwertkampf ausübten und den anderen in den Matsch warfen, er konnte Schreie von älteren Herren in Rüstungen hören, überall war irgendwo Lärm. Das hier war kein Ort für jemanden wie ihn, ein Prinz gehörte nicht in solch ein schmutziges Gelände, ein Prinz sollte sich nicht mit dämlichen aus Holz geschnitzten Übungspuppen und stumpfen Schwertern beschäftigen. „Kann ich nicht einfach warten, bis mein Lehrer da ist? Ich kann mich irgendwo hinstellen, wo ich niemanden störe!“, seine Augen blickten Ser Collen hoffnungsvoll an, welcher jedoch lediglich seinen Kopf schüttelte und ihn dabei amüsiert musterte. „Ich wünschte ich könnte es Euch erlauben, doch Ihr seid hierhergekommen um zu lernen wie ein guter Krieger zu kämpfen hat und kein guter Krieger ist zu dem geworden, was er ist, indem er irgendwo auf seinen Lehrer gewartet hat. Vielleicht könnt ihr ihn ja sogar ein wenig beeindrucken, so etwas macht sich immer gut.“, er zwinkerte ihm zu, klopfte anschließend auf seine Schulter und lief anschließend an ihm vorbei, ließ ihn alleine mit all diesen fremden brutalen Fleischklopsen! Mit einem schweren Seufzer schlenderte der Blondschopf zu den Waffenständern, inspizierte die Schwerter besonders lange, um ein wenig Zeit hinauszuzögern. „Was denn, zu zimperlich dir ein Schwert zu nehmen? Die sind stumpfer als deine unerfahrenen Krallen!“, raunte seine Stimme belustigt ihm entgegen. Julian wusste nicht einmal wer da mit ihm sprach, doch nachdem er sich zornig umgeschaut hatte, trafen sich die Blicke von ihm und diesem und diesem respektlosen Dummkopf, der mit verschränkten Armen ihn anscheinend zu beobachten schien. Sein Haar war rötlich, das Gesicht wie seins mit Sommersprossen bedeckt, sein Körper hingegen war viel muskulöser, sodass sie wahrscheinlich tatsächlich nur die Sommersprossen als eine Gemeinsamkeit aufweisen konnten. Der Fremde trat näher heran, grinste ihn arrogant an, während er sich das erstbeste Schwert krallte. „Frischlinge sind immer die besten, sie machen sich bei jeder Kleinigkeit die Hosen voll. Hast du jetzt schon Angst schlapp zu machen, Kleiner? Vielleicht solltest du lieber bei den Weibern lernen wie man Kleider näht, wenn ich mich do anschaue, scheint das eher was für dich zu sein.“, raunte die Stimme des anderen, gefolgt von einem lauten Lachen. Jetzt reichte es aber, was erlaubte er sich denn hier? „Weißt du überhaupt, mit wem du es hier zu tun hast? Ich bin der Sohn des Königs und wenn du es noch einmal wagst auch nur eine kleine Beleidigung an mich zu richten, wirst du deine Zunge bald in einem Glas mit dir herumtragen müssen, entschuldige dich gefälligst bei mir, du nutzloser Dummkopf!“, zischte der Prinz ihm entgegen, verengte die Augen dabei zu einem Schlitzen, auch, wenn seine bedrohliche Haltung den Rothaarigen nicht sonderlich zu beeindrucken schien, vor allem nicht seine Drohungen. „Von mir aus kannst du der König persönlich sein, hier bist du nichts weiter aus ein Grünschnabel, ein Schüler wie jeder andere auch und du bekommst hier sicherlich keine besondere Behandlung. Deinen Hintern werde ich nicht einmal dann küssen, wenn mein Leben auf dem Spiel stünde. Sieh lieber zu, dass du schnell uns zeigst, dass du nicht so ein weicher kleiner Prinz bist, den du gerade abgibst.“, mit diesen alles andere als freundlichen Worten zog der Fremde anschließend lachend von dannen und ließ Julian kochen vor Wut einfach stehen. Oh, das war ja wohl die Höhe! Niemand, absolut niemand durfte so mit ihm herumspringen und Julian wusste, dass er bald alles Erdenkliche tun würde, um es diesem Individuum besonders schwer zu machen.
Mit brodelndem Zorn in seinem Bauch schnappte er sich endlich ein Schwert, stampfte zu den Übungspuppen, umfasste den Griff dabei besonders fest. Vielleicht würde er nun jeden hier zum Staunen bringen, wenn er diese Puppe trotz stumpfer Klinge zerstörte, wenn seine Wut ihn so stark vorantrieb, dass er plötzlich in der Lage war der beste Schwertkämpfer der gesamten Umgebung zu sein. Mit diesen Gefühlen und diesem Hass dem Fremden gegenüber, spürte Julian bereits, dass er allen hier beweisen könnte, dass er ganz sicher kein Schwächling war!
Das Schwert fest im Griff, die Augen entschlossen auf der Puppe lastend, hob er langsam seinen Arm und holte mit seiner gesamten Kraft anschließend aus, nur um gegen das harte Holz zu treffen, was so stark abprallte, dass er glaubte sein Arm könnte jeden Augenblick brechen. Nun, so hatte er es sich ganz sicher nicht vorgestellt! Das Schwert war viel zu schwer, die Klinge zu groß und unhandlich und die Puppe zu hart. Julian hätte nie geahnt, dass ihm sein Arm so schnell so stark wehtun würde, am liebsten hätte er bereits jetzt aufgehört, doch er wollte noch einige Versuche schaffen, er wollte allen und auch sich selbst beweisen, wie gut er eigentlich doch war!
Erneut holte der Blondschopf aus, nur um wieder einmal enttäuscht zu werden und vor allem um noch mehr Schmerzen in seinem Arm zu erleiden. Er war einfach nicht stark genug für dieses Schwert, er hätte sich vielleicht ein Besseres holen sollen, eines, das leichter und effektiver war und nicht solch ein Albtraum wie dieses schreckliche Stück Eisen, das in seinen Händen lag.

Die wenigen Versuche hatten dem Blondschopf gereicht, um sich irgendwann bewusst zu werden, dass das unnötiger Blödsinn war, der sein Leben in keinster Form bereicherte und niemals bereichern würde und dass er es nicht nötig hatte irgendwem hier etwas zu beweisen, auch nicht dem Jungen, der ihn die ganze Zeit komisch anstarrte. „Schau gefälligst wo anders hin, du hast gar kein Recht einen Prinzen so lange anzustarren, beschäftige dich mit dieser nutzlosen Puppe!“, fauchte er den Jungen zornig an, welcher sich stumm von ihm wegdrehte und offenbar weitaus effektiver zu trainieren schien, als er es jemals konnte. Natürlich, jetzt glaubte er wohl, dass er besser war! Das war er ganz sicher nicht, nur, weil er ein dummes Schwert schwingen konnte, hieß es nicht, dass er sich über ihn lustig machen durfte! Julian wollte sich gerade umdrehen und ihn so lange ermahnen, dass er sich ganz sicher alles andere als angemessen in der Nähe eines Königssohns verhalten hatte und dass er gar keinen Anspruch auf seinen Stolz hatte, den er hier mit jedem guten Hieb präsenierte, da ertönte plötzlich eine dunkle Stimme hinter ihm, die ihn aus seinen Gedanken riss. „Ich sehe du übst bereits, allerdings musst du vorher lernen, dass das Schwert nicht so gehalten wird.“, erwiderte die fremde Stimme mit einem Hauch an Belustigung, was dazu führte, dass Julian sich schlagartig umdrehte, den zornigen Blick auf die Person richtete, jedoch im nächsten Augenblick schier überwältigt war. Er hätte zu gerne weiterhin wütend den Mann angestarrt, wenn er nicht so verdammt gut aussehen würde. Er hatte schon viele Krieger, Söhne von angesehenen Lords und einfache Bürger mit seinen blauen Augen erblicken können und es wäre wohl eine Lüge gewesen, hätte er behauptet, dass er niemanden getroffen hatte, der einen guten optischen Eindruck hinterließ, doch dieser junge Mann schien gerade all seine Begegnungen und all die anderen Gesichter zu übertrumpfen. Vielleicht übertrieb Julian auch, doch der Anblick des Mannes traf ihn regelrecht wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Sein rabenschwarzes Haar war kurz geschnitten, die markanten Gesichtszüge schienen beinahe wie eingemeißelt zu sein. Seine Nase war schmal und dennoch ziemlich charakteristisch, wie auch die grauen Augen, die ihn wohl gerade ebenfalls zu mustern schienen, so wie die Pupillen zu wandern schienen. Julian erkannte auch einige Bartstoppeln, die jedoch irgendwie zu ihm passten ihn immer noch gut aussehen ließen, auch, wenn er sich erhoffte, dass aus diesen Stoppeln niemals ein Bart wachsen würde. Er konnte sich einfach keinen Bart vorstellen, der das Gesicht halb bedecken sollte, es wäre einfach unangebracht. Der Dunkelhaarige war ein ganzes Stück größer als Julian, auch seine Statur war weitaus muskulöser und nicht so schmal, wie er es war. Sicher waren all die Schwertkämpfe daran schuld und er konnte nicht leugnen, dass er zum ersten Mal einen Nutzen in diesen Aktivitäten sah.
Seine Kleidung war edel und trotzdem für den Kampf angefertigt worden, genau wie seine eigene und auf der Brust konnte er das Wappen mit dem Löwen erkennen. Also war das der drittälteste Sohn des Hauses und sein zukünftiger Lehrer- Cerran.
Der Blondschopf hatte beinahe vergessen, dass der Fremde mit ihm gesprochen hatte, war viel zu abgelenkt von dem Anblick des anderen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er ihn für einige Augenblicke lang nur stumm angestarrt hat. Schnell wandte er seinen Blick ab, räusperte sich laut, ehe er den Mund erneut öffnete. „Nun, man sollte es mir wohl schon hoch anrechnen, dass ich mich dazu bereit erklärt habe freiwillig zu üben, wo mein Lehrer sich die Freiheit genommen hat, sich zu verspäten und mich somit warten zu lassen.“, seine blauen Augen suchten die des anderen. Er hätte am liebsten die Arme vor der Brust verschränkt, würde er nicht das lächerliche Schwert in einer halten. Dafür jedoch verschränkte der Angesprochene seine Arme, blickte den Prinzen fragend an, dabei eine Augenbraue anhebend. „Oh, ich habe natürlich nicht erwartet, dass es solch eine schreckliche Sache wäre, bereits alleine zu lernen und das zu tun, wofür du geschickt worden bist, Mylord, doch natürlich entschuldige ich mich für meine Verspätung, natürlich wird diese verlorene Zeit in unser Training mit einbezogen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle es verstehen können, wenn wir uns zum Abendessen verspäten.“, anscheinend schien dieser Schönling gerne zu spaßen, auch wenn Julian sich dabei erwischte, wie er ihm tatsächlich für eine Sekunde geglaubt hatte, dass er ihn dazu zwingen würde länger zu trainieren, als er sollte. Doch das Lächeln auf den blassen Lippen des Fremden hatte ihn eines Besseren belehrt und er fühlte sich etwas dümmlich.
„Aber genug mit den Scherzen. Ich bin Cerran, wie du sicher weißt und ich hoffe, dass es dir nichts ausmacht, dass ich dich wie einen Schüler behandle und nicht wie meinen eigenen Lehrer oder Meister, was nicht bedeutet, dass ich dir als Teil der Königsfamilie und als unser Gast nicht den nötigen Respekt erweisen werde, den du verdienst, doch ist es einfacher auf einer vertrauten Art und Weise mit meinen Schülern umzugehen, als dass wir uns mit unnötigen Ständen und Titeln aufhalten. Dein Name war Julian, habe ich recht?“, Julian nickte auf seine Frage hin und bestätigte zugleich, dass er ausnahmsweise keine Einwände dagegen hatte, dass man nicht die richtigen Begriffe benutzte, um mit ihm zu sprechen. Vielleicht erlaubte er es ihm ja auch nur, weil er so hübsch war, Interesse an diesem eigentlichen Training hatte er nämlich ganz sicher keines.
„Ich werde es wohl als eine kleine Ausnahme sehen, wenigstens wurde ich um Erlaubnis gebeten, nicht wie bei diesem rothaarigen Rüpel, der mich hier beleidigt hat. Ich habe schon immer gedacht, dass Krieger und Kämpfer keine sonderlich gebildeten Menschen sind, doch der hat es nur nochmal bestätigt! Aber nur damit du es weißt, Cerran, ich habe kein Interesse an diesen Dingen, sie öden mich an und ich empfinde keine Freude an Schwertern und anderen Waffen, ich bin kein keulenschwingender Troll! Nimm es also nicht persönlich, wenn ich nichts aus deinen Lektionen lerne und nicht das nötige Interesse dir…dem Unterricht gegenüber zeige.“, warf der Kleinere selbstbewusst ein und hoffte, dass es Cerran vielleicht ein wenig die Motivation und Freude rauben würde, sodass er sich gar nicht erst die Mühe machte, einem hoffnungslosen Fall unnötig viel Energie zu schenken. Statt einem ernüchterten Blick erkannten seine Augen jedoch ein breites Lächeln und einen Ausdruck, der alles andere als Niedergeschlagenheit ausdrückte. „Sorge dich nicht darum, mir wurde ausführlich beschrieben womit ich es zu tun habe und welch ein Fall du bist. Du hast noch keine vernünftige Ausbildung genossen und das, obwohl dein Vater für viele sehr gute Lehrer bezahlt hatte. Ich habe auch gehört, dass du dich gerne davonschleichst und versteckst, bis die Zeit abgelaufen ist. Nun, gut, dass ich keiner dieser Lehrer bin, die für wenige Stunden bezahlt werden und die einfach verschwinden, wenn ihr Schüler nicht auftaucht. Das Gute an meinem Unterricht ist, dass du in meinem Territorium bist, dort, wo nicht nur ich meine Augen überall habe, sondern auch alle anderen, die Schüler mit einbeschlossen. Du kennst dich hier nicht aus, du weißt nicht, wo du dich effektiv vor mir verstecken kannst. Ich hingegen kenne jede noch so geheime Ecke dieses Landes. Vielleicht wird dir langsam bewusst, dass du mit deinen Geschichten nicht in der Lage sein wirst, meinen Enthusiasmus und meine Energie einzudämmen.“, wenn dieses Lächeln nicht wäre. Es war zu schön und dennoch begann Julian zornig zu werden, sobald er sehen konnte, wie die Mundwinkel sich nach oben schoben. So ungern er es auch zugeben wollte, hatte der andere wohl mit allem recht- er kannte sich hier absolut nicht aus, dieser Ort war Neuland und vor dem Unterricht wegzulaufen war schier unmöglich. Cerran hatte seine Kindheit hier verbracht und kannte sicherlich jeden noch so kleinen Ort. Wie er es in seinem Zuhause tat.

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